„NAGEMA“ – Versionsunterschied

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== Umstrukturierungen ==
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1970 erfolgte die Umbildung der VVB zum Kombinat Nagema mit erheblichem Substanzverlust und Abgabe von Betrieben an die Kombinate [[Fortschritt Landmaschinen]] [[Neustadt in Sachsen|Neustadt]] und ''[[Impulsa]] [[Elsterwerda]]''. 1976 erfolgte die Eingliederung des Kombinates ''Ascobloc'' in das Kombinat Nagema ([[Gastronomie|Gastrotechnik]] und [[Fleischereimaschine]]n), 1984 die Wiedereingliederung der Betriebe des [[Mühle]]nbaues, [[Milch]]verarbeitung und [[Bäckerei]]maschinenbaues vom Kombinat ''Fortschritt''. Kombinatsdirektor war seit 1970 R. Grupe, seit 1984 Generaldirektor, Vorstandsvorsitzender (vorläufig) bis 1991.
1970 erfolgte die Umbildung der VVB zum Kombinat Nagema mit erheblichem Substanzverlust und Abgabe von Betrieben an die Kombinate [[Fortschritt Landmaschinen]] [[Neustadt in Sachsen|Neustadt]] und ''[[Impulsa Elsterwerda]]''. 1976 erfolgte die Eingliederung des Kombinates ''Ascobloc'' in das Kombinat Nagema ([[Gastronomie|Gastrotechnik]] und [[Fleischereimaschine]]n), 1984 die Wiedereingliederung der Betriebe des [[Mühle]]nbaues, [[Milch]]verarbeitung und [[Bäckerei]]maschinenbaues vom Kombinat ''Fortschritt''. Kombinatsdirektor war seit 1970 R. Grupe, seit 1984 Generaldirektor, Vorstandsvorsitzender (vorläufig) bis 1991.


In diesem Zeitraum entstanden mehrere Werksneubauten: Verpackungsmaschinenbau Dresden-[[Reick]], Nahrungsgütermaschinenbau [[Neubrandenburg]], Gießerei [[Spremberg]], außerdem folgende Teil-Neubauten: [[Kyffhäuserhütte]] [[Artern]], [[Mafa]] [[Heidenau (Sachsen)|Heidenau]], MTW [[Kamenz]] u.a.
In diesem Zeitraum entstanden mehrere Werksneubauten: Verpackungsmaschinenbau Dresden-[[Reick]], Nahrungsgütermaschinenbau [[Neubrandenburg]], Gießerei [[Spremberg]], außerdem folgende Teil-Neubauten: [[Kyffhäuserhütte]] [[Artern]], [[Mafa]] [[Heidenau (Sachsen)|Heidenau]], MTW [[Kamenz]] u.a.

Version vom 30. Juni 2010, 12:21 Uhr

Nagema war das Akronym für ein Maschinenbau-Kombinat der DDR mit Hauptsitz in Dresden. Die Abkürzung steht für Nahrungs– (Na) und Genussmittel (ge) Maschinenbau (ma).

Das Kombinat beschäftigte per 31. Dezember 1989 etwa 21.000 Mitarbeiter, erzeugte eine Warenproduktion zu DDR-Inlandspreisen von 1,5 Milliarden Mark, (ohne Warenproduktion des Industrieanlagenbaues) einen Export nach dem sozialistischen Wirtschaftsgebiet von 953 Mio. Valutamark, nach dem kapitalistischen Wirtschaftsgebiet 57 Mio Valuta-Gegenwert, VGW (gemindert durch Rückzahlungen und Valuta-Abtretungen). Der Bilanzgewinn per 31. Dezember 1989 betrug 642 Millionen Mark (Betriebsergebnis) und die Bilanzsumme 3,9 Milliarden Mark, jeweils Mark der DDR.[1]

Auch heute (2005) ist noch eine Vielzahl der Nagema-Maschinen weltweit im Einsatz. Als Gebrauchtanlagen werden die Verpackungs- und Herstellungsmaschinen auch weiterhin über entsprechende Börsen gehandelt.

Gründung

Die Firma wurde abgeleitet vom Rechtsnachfolger der früheren Gäbel-Maschinen-Fabrik Dresden-Mockritz, er wurde als Firma und Verbandszeichen eingetragen. Der Wirtschaftsverband gründete sich mit der Hauptverwaltung des Ministeriums für die sächsischen Betriebe des Zweiges und konstituierte sich als VVB Nagema, als zonale Organisation 1948 mit Eintrag in das HR Dresden. Der erste Hauptdirektor war Dr. Lang.

Umstrukturierungen

1970 erfolgte die Umbildung der VVB zum Kombinat Nagema mit erheblichem Substanzverlust und Abgabe von Betrieben an die Kombinate Fortschritt Landmaschinen Neustadt und Impulsa Elsterwerda. 1976 erfolgte die Eingliederung des Kombinates Ascobloc in das Kombinat Nagema (Gastrotechnik und Fleischereimaschinen), 1984 die Wiedereingliederung der Betriebe des Mühlenbaues, Milchverarbeitung und Bäckereimaschinenbaues vom Kombinat Fortschritt. Kombinatsdirektor war seit 1970 R. Grupe, seit 1984 Generaldirektor, Vorstandsvorsitzender (vorläufig) bis 1991.

In diesem Zeitraum entstanden mehrere Werksneubauten: Verpackungsmaschinenbau Dresden-Reick, Nahrungsgütermaschinenbau Neubrandenburg, Gießerei Spremberg, außerdem folgende Teil-Neubauten: Kyffhäuserhütte Artern, Mafa Heidenau, MTW Kamenz u.a.

Bedeutung

Die Nagema war Leitbetrieb für Verpackungsmaschinen im RGW und ohne Konkurrenz für Kakao- und Schokoladenmaschinen (RGW, Maschinenbau, Sektion 14). Im Juni 1990 wurde das Kombinat nach damaligen Vorschriften in eine Aktiengesellschaft gewandelt, der Aufsichtsratsvorsitzende war ab Dez. 1990 Dr. W. Scheider (vormals Krupp). Bedeutende Betriebe waren

  • der Verpackungsmaschinenbau Dresden,
  • Mafa Heidenau,
  • Kyffhäuserhütte Artern (heute: Kyffhäuser Maschinenfabrik Artern GmbH),
  • Nahrungsgütermaschinenbau Neubrandenburg,
  • Wärmegerätebau Cossebaude,
  • Getränkemaschinenbau Magdeburg, Gera und Mittweida;
  • die Mühlenbaubetriebe Dresden und Wittenberg,
  • Nagema Anlagenbau (vorher Ascobloc Anlagenbau),
  • Wägetechnik Rapido Radebeul (Produzent des Geldautomaten der DDR).

Dokumentationen

M. Hiller hat in Betriebsblättern die Daten der 1989 angeschlossenen Betriebe dokumentiert. R. Balzk befasste sich mit einer Chronik zur Geschichte der Nagema. Im Rahmen eines Projektes zur Industriegeschichte Dresdens wurden jeweils ein Beitrag zur Geschichte des Kombinates[2] und des „Stammbetriebes“ VMB Dresden[3] erarbeitet.

Eine erste Analyse/Prognose ist unter dem Begriff „Ökonomik des Industriezweiges“ 1961 erarbeitet worden. Bestandteil der Literatur- und Archiv-Recherche sind weiterhin:[4] Leistungskennziffern, Warenproduktion, Export, Bilanzwerte, Kopien der Firmengründung 1948, Protokoll der letzten Aufsichtsratssitzung 1997, Abschlussbilanz des Kombinates per 31. Dezember 1989, eine so genannte Managementliste und die Eintragung des Logos beim Patentamt München.

Wichtige Produkte

Das Produktprogramm von Nagema umfasste Verpackungsmaschinen aller Art, die für die RGW-Staaten aber auch für das NSW bestimmt waren. Neuheiten von Nagema waren regelmäßig auf der Leipziger Messe vertreten und fanden dort große Beachtung.

Im Einzelnen wurden Maschinen für Hart- und Weichkaramell im Stammwerk in Dresden mit einer Leistung von bis 1500 Stück pro Minute gefertigt und zu Linien für Gruppenverpackungen (HM), Kartonverpackungen (SF) und Palettierung zusammengestellt. Weiterhin wurden hier auch Keks- und Zwiebackverpackungsmaschinen hergestellt und u.a. an Brandt und Bahlsen geliefert. Maschinen für Mehrzweck-Stückgutverpackungen gingen nach Weldotron (USA). Außerdem wurden Maschinen für die Milchverpackung, Butterverpackung, Blockbeutel für Schüttgüter wie Zucker, Mehl, Tee oder Kakao angeboten, überforderten den Betrieb jedoch zunehmend.

Der Zweigbetrieb Mafa Heidenau lieferte weltweit Kakaopressen, u.a. zu Kascho nach Westberlin, in die Türkei und nach Südamerika. Ferner wurden Konfektionieranlagen für Schokoladenhohlkörper und Schokoladenüberziehmaschinen im Schokoladenmaschinenbau Wernigerode, Waffelbackanlagen bei Rapido Radebeul und große Getreidemühlen (u.a. für arabische Länder) nebst Walzenstuhl, Plansichter und Grießputzmaschinen im Mühlenbau Dresden bzw. Wittenberg gefertigt.

Ein weiterer Produktsektor betraf Getränkeabfüllmaschinen aus Magdeburg mit einer Leistung der Spitzenprodukte von bis zu 48.000 Flaschen pro Stunde und der zugehörigen Etikettierung. Zusätzlich wurden Flaschenwaschmaschinen in Gera und die sogenannte „Trockenstrecke“ (Einzelflaschentransportanlage, Palettierer und Kastenpackmaschine) bei NGMG Neubrandenburg gebaut. Fleischverarbeitungsmaschinen kamen ebenfalls von dort.

Die Kyffhäuserhütte Artern war auf ein Sortiment zur Milchverarbeitung spezialisiert. Dazu gehörten beispielsweise Milch- und Ölseparatoren mit einer Nennleistung von bis zu 25.000 Litern pro Stunde, Butterfertiger und Plattenwärmeübertrager. Weiterhin wurden hier spezielle Öfen zum Backen von Brot und Brötchen hergestellt.

Viele dieser Produkte waren nach der politischen Wende nicht mehr wettbewerbsfähig, da die Konstruktion der Maschinen lebensmitteltaugliche Werkstoffe (z.B. Nirosta, PTFE, Perfluorkautschuk) aus Gründen mangelnder Verfügbarkeit nicht im eigentlich erforderlichen Umfang enthielt und elektronische Steuerungen fehlten oder nicht dem neuesten Stand der Technik entsprachen.

Außerordentliches Sortiment

Aufgrund von Strukturveränderungen gehörten weitere Betriebe zu Nagema, die sonst keinerlei Verbindung zum Verpackungsmaschinenbau hatten. So wurden beispielsweise in einem Betrieb in Cossebaude Feldküchen gebaut und u.a. in den Irak geliefert. Ein anderer Betrieb in Neustadt (Orla) fertigte Grenzbefestigungsanlagen der DDR. Als Exot gilt ebenso die geheime Entwicklung eines Systems für die „Dosierung von Komponenten für Kernbrennstäbe und für die Verpackung und den innerbetrieblichen Transport von Kernbrennstäben“ für das Kernforschungszentrum Dubna.

Nagema unterstützte auch andere DDR-Betriebe bei Problemen in deren Produktion: so wurden bei Wägetechnik Rapido in Radebeul beispielsweise für Robotron 400 Geldautomaten gebaut.

Quellen

  1. Formblatt 069: in Kopien archiviert SHstA und SAD.
  2. R. Balzk u. F. König, Stadtarchiv Dresden und Sächs. Staatshauptarchiv
  3. M. Woelk und R. Balzk, Stadtarchiv Dresden und Sächs. Staatshauptarchiv
  4. R. Balzk: Stadtarchiv Dresden