„Paul Wolfowitz“ – Versionsunterschied

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== Familie und Ausbildung ==
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<!-- "deutsch-ostjüdisch" in Bezug auf "Jiddisch" ist eine klassische Tautologie -->

Sein Vater war der [[1981]] verstorbene Mathematiker [[Jacob Wolfowitz]], der [[1920]] wiederum seinem schon [[1914]] aus dem damals zu [[Russland]] gehörigen Teil [[Polen]]s ausgewanderen Vater nach Amerika in die [[Emigration]] gefolgt war. Seine Mutter war Lillian Dundes. - Der Name Wolfowitz ist klassisch deutsch-ostjüdischer Provenienz (''s.'' [[Jiddisch]]).
Sein Vater war der [[1981]] verstorbene Mathematiker [[Jacob Wolfowitz]], der [[1920]] wiederum seinem schon [[1914]] aus dem damals zu [[Russland]] gehörigen Teil [[Polen]]s ausgewanderen Vater nach Amerika in die [[Emigration]] gefolgt war. Seine Mutter war Lillian Dundes. - Der Name Wolfowitz ist klassisch ostjüdischer Provenienz (''s.'' [[Jiddisch]]).


Intellektuell von [[Leo Strauss]] und seinem Doktorvater [[Albert Wohlstetter]] beeinflusst, gilt Wolfowitz als [[Neokonservativismus in den USA|Neokonservativer]], der sich leidenschaftlich für [[Israel]] und eine starke [[Militär]]präsenz zur Sicherung der [[Hegemonie|US-Hegemonie]] weltweit einsetzt.
Intellektuell von [[Leo Strauss]] und seinem Doktorvater [[Albert Wohlstetter]] beeinflusst, gilt Wolfowitz als [[Neokonservativismus in den USA|Neokonservativer]], der sich leidenschaftlich für [[Israel]] und eine starke [[Militär]]präsenz zur Sicherung der [[Hegemonie|US-Hegemonie]] weltweit einsetzt.

Version vom 25. April 2005, 23:42 Uhr

Paul Wolfowitz

Paul Dundes Wolfowitz (* 22. Dezember 1943 in Brooklyn, New York City) ist designierter Präsident der Weltbank, einer Organisation, die von 184 Staaten getragen wird und internationale Entwicklungsprojekte finanziert. Er tritt das Amt am 1. Juni 2005 an. Zuvor war Wolfowitz politischer Berater von George W. Bush und stellvertretender Verteidigungsminister der USA unter Donald Rumsfeld.

Familie und Ausbildung

Sein Vater war der 1981 verstorbene Mathematiker Jacob Wolfowitz, der 1920 wiederum seinem schon 1914 aus dem damals zu Russland gehörigen Teil Polens ausgewanderen Vater nach Amerika in die Emigration gefolgt war. Seine Mutter war Lillian Dundes. - Der Name Wolfowitz ist klassisch ostjüdischer Provenienz (s. Jiddisch).

Intellektuell von Leo Strauss und seinem Doktorvater Albert Wohlstetter beeinflusst, gilt Wolfowitz als Neokonservativer, der sich leidenschaftlich für Israel und eine starke Militärpräsenz zur Sicherung der US-Hegemonie weltweit einsetzt.

Er besitzt den akademischen Titel eines Bachelors in Mathematik (Cornell University, 1965) und ist Doktor der Politischen Wissenschaften (University of Chicago, 1972). In US-Medien heißt es, Wolfowitz wolle mit seinem Doktortitel angesprochen werden.

An der Cornell University lernte Wolfowitz auch Clare Selgin kennen, die er 1968 heiratete. 2002 ließ sich das Ehepaar scheiden. Mit Clare Selgin hat Wolfowitz drei Kinder: Sara, David und Rachel.

Karriere in Politik und Wissenschaft

Wolfowitz' Karriere in Politik und Lehre reicht weit zurück, wobei er immer wieder zwischen beiden Feldern wechselte. Bereits 1966/67 war er Regierungsangestellter. Von 1970 bis 1973 studierte und lehrte er in Yale. Vier Jahre - von 1973 bis 1977 - diente er in der Arms Control and Disarmament Agency, wo er an Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion mitwirkte und sich mit Fragen der Nichtweiterverbreitung von Nuklearwaffen beschäftigte. Dies war auch Gegenstand seiner Dissertation. Von 1977 bis 1980 war Wolfowitz Deputy Assistant Secretary of Defense for Regional Programs und wirkte an der Schaffung jener Einrichtung mit, aus der später das United States Central Command (US-Zentralkommando) entstand. Zudem initiierte Wolfowitz das strategische Programm zur globalen Dislozierung von Marinestreitkräften, offizieller Darstellung zufolge zwölf Jahre später das "Rückgrat" der Operation Desert Shield (s. Zweiter Golfkrieg).

Ende der Achzigerjahre wurde der umtriebige Wissenschaftler unter Präsident Ronald Reagan zum US-Botschafter in Jakarta (Indonesien) berufen, nachdem er seit 1983 (als Nachfolger von Richard Holbrooke) mit dem Titel eines stellvertretenden Außenministers für ostasiatische und pazifische Angelegenheiten zuständig gewesen war. Dort erlernte Wolfowitz die indonesische Amtssprache. Damals befand sich Osttimor im blutigen Unabhängigkeitskampf gegen den indonesischen Diktator Hadji Mohamed Suharto, dessen Truppen Osttimor okkupiert hielten. Beobachter mutmaßten, Wolfowitz' seinerzeitiges Engagement zugunsten Suhartos könne sich als Stolperstein auf dem Weg an die Weltbankspitze erweisen. Später setzte sich Wolfowitz vehement dafür ein, so genannte Schurkenstaaten zu bekämpfen - wenn nötig, auch militärisch.

Wolfowitz gilt als eine der treibenden Kräfte hinter dem Irak-Krieg. Bereits im März 1992 entwarf er, damals Staatssekretär unter George H. W. Bush, eine Neufassung der globalen US-Militärstrategie. In seinem Entwurf argumentierte er, die USA könnten zu Präventivschlägen (pre-emptive strikes) gezwungen sein, um den Einsatz oder die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen durch feindselige Staaten zu verhindern. Verantwortlich für diese Neufassung zeichnet offiziell der seinerzeitige Verteidigungsminister Dick Cheney - verfasst wurde sie jedoch von Wolfowitz und seinem Protégé und Assistenten Lewis Libby.

In den 90er Jahren leitete der Politikwissenschaftler als Dekan die Paul H. Nitze School of Advanced International Studies in Washington, D.C., eine Einrichtung der Johns Hopkins University mit Hauptsitz in Baltimore, Maryland. Sie hat sich auf Fragen der internationalen Beziehungen (International Relations) spezialisiert. 1993 war Wolfowitz zudem George F. Kennan Professor für Nationale Sicherheitsstrategie am National War College.

Zu seinen Kernthemen hat Wolfowitz eine Fülle von Publikationen veröffentlicht. Er ist Träger zahlreicher Orden und Auszeichnungen.

Am 26. Januar 1998 schrieben Paul Wolfowitz, Richard Perle, Donald Rumsfeld, Richard Armitage und vierzehn weitere Unterzeichner einen Brief an Präsident Bill Clinton, in dem ein gewaltsamer Regimewechsel im Irak und eine offensivere Politik im Nahen Osten gefordert wurde. Dieses Schreiben wurde von dem von William Kristol begründeten Project for the New American Century (PNAC) gesponsort.

Am 5. Februar 2001 bekundete Präsident Bush seine Absicht, Wolfowitz für das Amt des Stellvertretenden Verteidigungsministers der USA zu nominieren. Der Senat bestätigte ihn Ende Februar einstimmig - damit war der Weg frei für das dritte Engagement Wolfowitz' im Pentagon.

Auf Grund der von vielen als fragwürdig angesehenen Rechtfertigung für den 2003 erfolgten, tatsächlich aber schon über ein Jahrzehnt vorher ins Auge gefassten (neuerlichen) militärischen Einsatzes im Irak ist Wolfowitz in der US-amerikanischen Öffentlichkeit umstritten - ebenso wie zahlreiche weitere "Neokonservative" im Pentagon und im Weißen Haus.

Weltbank

US-Präsident Bush gratuliert Paul Wolfowitz zu dessen Nominierung als Präsident der Weltbank

Am 31. März 2005 wurde Wolfowitz vom Exekutivrat der Weltbank, in dem die 184 Mitgliedsländer durch 24 Direktoren vertreten sind, einstimmig zu deren Präsident gewählt. Es gab keinen Gegenkandidaten. Der Berater war der Wunschkandidat von George W. Bush, was seit längerer Zeit bekannt war, aber erst Anfang März 2005 wurde er offiziell nominiert. Wolfowitz folgt James Wolfensohn nach, dessen zehnjährige Amtszeit am 1. Juni 2005 endet. Traditionell nominieren die USA - größter Anteilseigner des Instituts - den Präsidenten der Weltbank, während der geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der Regel von den Europäern gestellt wird. Die Nominierung von Paul Wolfowitz stieß jedoch gerade in Europa, allerdings auch in den USA selbst auf erhebliche Skepsis. Es wurde befürchtet, Wolfowitz könne die Weltbank im Sinne amerikanischer Interessen und zu Lasten der ärmeren Länder führen. Zudem konnte Wolfowitz kaum Erfahrung auf dem Gebiet der internationalen Entwicklungspolitik vorweisen. Wolfowitz gelang es jedoch im Vorfeld, die Bedenken zu zerstreuen, indem er in Brüssel europäischen Entwicklungspolitikern seine Programmatik erläuterte - ein Novum in der Geschichte des Instituts. Er betonte, keine eigene politische Agenda zu verfolgen und die Weltbank im Sinne aller Mitglieder führen zu wollen.

Paul Wolfowitz' Amtszeit als Präsident der Weltbank beginnt am 1. Juni 2005.

Siehe auch:


Literatur

  • Koji, Watanabe/Emmott, Bill/Wolfowitz, Paul (Hrsg.): Managing the International System Over the Next Ten Years. Report to the Trilateral Commission. The Brookings Institution, 1997. - ISBN 0-93050-376-7
  • Mann, James: Rise of the Vulcans. The History of Bush's War Cabinet. East Rutherford, NJ: Viking Books, 2004. - ISBN 0-67003-299-9
  • Bellow, Saul: Ravelstein. Wheeler Publishing, 2001. - ISBN 1-56895-127-2 (Der Roman des Nobelpreisträgers beruht auf der Biographie des Straussianers Allan Bloom und enthält eine Figur, der Paul Wolfowitz Modell gestanden haben soll)

Weblinks