„Bohème“ – Versionsunterschied

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* [[Helmut Kreuzer]]: ''Die Boheme. Beitrag zu ihrer Beschreibung''. Metzler, Stuttgart, 1968. (Neuaufl. 2000)
* [[Helmut Kreuzer]]: ''Die Boheme. Beitrag zu ihrer Beschreibung''. Metzler, Stuttgart, 1968. (Neuaufl. 2000)
* Herrmann Wilhelm: ''Die Münchener Bohème. Von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg''. München Verlag, München 2008. ISBN 978-3-927984-15-8
* Herrmann Wilhelm: ''Die Münchener Bohème. Von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg''. München Verlag, München 2008. ISBN 978-3-927984-15-8
* Jürgen Maehder: ''Paris-Bilder. Zur Transformation von Henry Murgers Roman in den »Bohème«-Opern Puccinis und Leoncavallos''. Hrsg. in: M. Arndt/M. Walter, ''Jahrbuch für Opernforschung 2/1986'', Peter Lang, Bern/Frankfurt 1987, pp. 109-176.
* Christian Saehrendt: „Das Ende der Boheme. Modernes Künstlerproletariat in Berlin“, in: ''Neue Zürcher Zeitung'', 3./4. Februar 2007
* Christian Saehrendt: „Das Ende der Boheme. Modernes Künstlerproletariat in Berlin“, in: ''Neue Zürcher Zeitung'', 3./4. Februar 2007



Version vom 5. Januar 2009, 22:34 Uhr

Bohème (französisch: bohème, aus mittelalterlich: bohemus der Böhme, Zigeuner) bezeichnet eine non-konforme, oft „wilde“, „schillernde“ Art zu leben, neben oder sogar gegen gesellschaftliche Konventionen, die keineswegs den westslawischen noch den deutschen Bewohnern Böhmens unterstellt wurde, sondern dem fahrenden Volk, das aus dieser Gegend kam und scheinbar ungebunden und frei sein Leben gestaltete. Diese Art zu leben sei vor allem verbreitet in Künstlerkreisen, bei Malern, Dichtern und Literaten, sowie Studenten. Bürgerliche Töchter und Söhne verweigerten sich oft den Normen und Gepflogenheiten ihres Elternhauses und ihrer Klasse und lebten das Leben eines Bohémiens, das häufig als authentischer, eigenständiger, ursprünglicher und weniger entfremdet erlebt wurde.

Die Motive und Hintergründe für einen solchen Lebensstil sind vielfältig. Der Wunsch, die bürgerlichen Werte und Normen, die als einschränkend erlebt werden, zu überwinden oder der Wunsch nach Identitätsfindung, Selbstverwirklichung und kreativer Freiheit können ebenso eine Rolle spielen wie ein exzentrisches Wesen, jugendliche Auflehnung gegen die Elterngeneration, Entfremdungserfahrungen und Gesellschafts- oder Kulturkritik - und natürlich die leidenschaftliche Hingabe an die Künste, selbst wenn sie nicht zum Broterwerb reicht. Nicht selten haben Bohémiens (oder Bohémiennes, weiblich) ein identitätstiftendes Selbstverständnis, Teil einer Avantgarde zu sein, die sich von anderen gesellschaftlichen Gruppen abhebe.

Abwertend wird ein Bohemien oft mit Snob gleichgesetzt: als jemand, der aus einer genussorientierten Position heraus verächtlich auf andere herabblickt, die ihrer regelmäßigen Arbeit nachgehen.

Begriffsherkunft

Die Bezeichnung Bohème stammt aus Henri Murgers Roman Scènes de la vie de Bohème (1851). La Bohème, Oper nach diesem Roman von Giacomo Puccini (1896) und Ruggiero Leoncavallo (1897). Auf Henri Murgers Roman basiert auch Aki Kaurismäkis Film „La vie de Bohème“ (1992) und (sehr frei) auch die erste Staffel der Fernseh-Serie „Berlin Bohème“ (1999). 2006 wurde der Kaurismäki-Film erstmals auf deutsch fürs Theater adaptiert (im „Theater im Pumpenhaus“ in Münster, Regie Andre Sebastian).

Beispiele

La Bohème – ein besonders beliebtes Thema des „Fin de siècle“, in einer Gesellschaft voller Normen und Vorschriften und voller Sehnsüchte, diese abzulegen.

Wohl zwei der bekanntesten Bohemiens sind Oscar Wilde und der adlige Lord Byron.

Die Stadt Paris galt als eine der Hauptstädte des „vie bohème“. Noch heute zeugen die Fotos in den vielen Cafés von der einstigen Kunstsinnigkeit der Generation der Zeit um 1900.

In der Münchner Bohème fühlte sich die Schriftstellerin und Lebenskünstlerin Franziska Gräfin zu Reventlow zu Hause und auch die Schriftsteller Thomas und Heinrich Mann und Oskar Maria Graf waren dort anzutreffen.

In Kalifornien und New York existierten in den 1940er und 1950er Jahren die Hipster der Beat Generation und der Underground der 1960er, in London lebten in den 1970er die Punks ihre radikalisierte Variante einer Bohème.

Als eine weitere moderne Form können die Gothikbewegung oder Bobos gesehen werden.

Digitale Bohème

Geprägt wurde der Begriff bereits 1995 von station rose, einem Netzkünstler-Duo aus Österreich. Im November 2006 machte das Buch „Wir nennen es Arbeit“ von Holm Friebe und Sascha Lobo den Begriff „digitale Bohème“ bekannter. Unter dem Begriff verstehen die beiden Autoren eine Gruppe von Menschen, die „sich dazu entschlossen haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, dabei die Segnungen der Technologie herzlich umarmen und die neusten Kommunikationstechnologien dazu nutzen, ihre Handlungsspielräume zu erweitern.[1]

Kritik

Diese „neue Form von freiem Unternehmertum[2] geriet jedoch in den Medien von unterschiedlichen Seiten in die Kritik.

  • Zeitschrift konkret: „Unfreiwillig arbeiten die Autoren (...) jedoch den neoliberalen Gesellschaftsentwürfen derer in die Hände, von denen sie sich ursprünglich befreien wollten. Denn die Auftraggeber aus Verlagen und Unternehmen freuen sich am meisten über Mitarbeiter, die rund um die Uhr zur Selbstausbeutung bereitstehen. (...) Lobo und Friebe bleiben den Beweis schuldig, dass es nicht nur einer Elite, sondern einer großen Zahl von Menschen quer durch alle Branchen gelingen kann, in der digitalen Bohème ihr Auskommen zu finden.[3]
  • Zeitschrift art: „Ihre These, dass die „digitale Boheme“ mit ihren neuen Formen der Arbeitsorganisation eine Alternative zur Krise der Angestelltenkultur bietet, muss den Test der Zeit erst noch bestehen. Auch wenn Friebe und Lobo „kein Berlin-Buch“ geschrieben haben wollen: ob es ihnen woanders gelungen wäre, darf bezweifelt werden.[4]

Vorkommen in der Musik

Vorkommen in der Literatur

Literatur

  • Helmut Kreuzer: Die Boheme. Beitrag zu ihrer Beschreibung. Metzler, Stuttgart, 1968. (Neuaufl. 2000)
  • Herrmann Wilhelm: Die Münchener Bohème. Von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg. München Verlag, München 2008. ISBN 978-3-927984-15-8
  • Jürgen Maehder: Paris-Bilder. Zur Transformation von Henry Murgers Roman in den »Bohème«-Opern Puccinis und Leoncavallos. Hrsg. in: M. Arndt/M. Walter, Jahrbuch für Opernforschung 2/1986, Peter Lang, Bern/Frankfurt 1987, pp. 109-176.
  • Christian Saehrendt: „Das Ende der Boheme. Modernes Künstlerproletariat in Berlin“, in: Neue Zürcher Zeitung, 3./4. Februar 2007

Siehe auch

Wikisource: Bohême – Quellen und Volltexte

Video Che gelida manina: two productions to compare, performed by Luciano Pavarotti:

Quellen

  1. Wir nennen es Arbeit“ - Vorwort - S. 15-16
  2. Konkret - Heft 12 Dezember 2006 - „Frei und willig“ - Tina Klopp - S. 59
  3. Konkret - Heft 12 Dezember 2006 - „Frei und willig“ - Tina Klopp - S. 59
  4. art - Nr. 12 / Dezember 2006 - „Alles auf Berlin!“ - Kito Nedo - S. 139