„Charakterstruktur“ – Versionsunterschied

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Und so kommt es, daß nicht nur angeborenes Wissen sondern auch ein wesentlicher Anteil des durch Erziehung [[tradition|tradierten]] [[Kultur|Kulturwissens]] den Charakter [[absolut|absoluter]], unhinterfragbarer Vorgaben erhält, von Wahrheiten und unumstößlichen Überzeugungen, die keiner [[relativ|Relativierung]] unterworfen werden können. Zu diesem [[implizit|impliziten]] Wissensgut zählen angeborene und anerzogene Denkmuster und Verhaltensstrategien ebenso wie Wertesysteme und religiöse Überzeugungen.
Und so kommt es, daß nicht nur angeborenes Wissen sondern auch ein wesentlicher Anteil des durch Erziehung [[tradition|tradierten]] [[Kultur|Kulturwissens]] den Charakter [[absolut|absoluter]], unhinterfragbarer Vorgaben erhält, von Wahrheiten und unumstößlichen Überzeugungen, die keiner [[relativ|Relativierung]] unterworfen werden können. Zu diesem [[implizit|impliziten]] Wissensgut zählen angeborene und anerzogene Denkmuster und Verhaltensstrategien ebenso wie Wertesysteme und religiöse Überzeugungen.


Aus dem gleichen Grund haben vermutlich auch die Inhalte unseres Selbstbildes jenen absoluten Anspruch".
Aus dem gleichen Grund haben vermutlich auch die Inhalte unseres [[Selbstbild|Selbstbildes]] jenen absoluten Anspruch".


Der menschliche Charakter hat lebenslangen Bestand:
Der menschliche Charakter hat lebenslangen Bestand:

Version vom 16. Januar 2008, 13:58 Uhr

Als Charakterstruktur bezeichnet Erich Fromm die Wurzel der Antriebe, die den beobachtbaren Verhaltensweisen eines Menschen zugrunde liegen, das heißt die Wurzel seiner charakterlichen Leidenschaften. Es handelt sich demnach um ein Gefüge von Charakterzügen, die sich zu spezifischen Charakterorientierungen kombinieren. Die Charakterstruktur entsteht nach Fromm vor allem durch Kindheitserlebnisse. Fromm beschreibt den Individualcharakter einzelner Menschen und den Sozialcharakter menschlicher Gesellschaften in gleicher Weise als eine typische Kombination von Charakterzügen und Charakterorientierungen.


Zitat Prof. Dr. med. Wolf Singer:

"Genetisch vermitteltes Wissen hat impliziten Charakter - wir können uns an seinen Erwerb nicht bewusst erinnern. Das Gleiche gilt für früh Erlerntes, weil Hirnstrukturen, die für den Aufbau des deklarativen Gedächtnisses benötigt werden, erst spät ausreifen. Der Begriff deklaratives Gedächtnis bezeichnet die Fähigkeit, Erlerntes bewusst zu erinnern und den Kontext mit abzuspeichern, in den der Lernprozess eingebettet war. Kleine Kinder erwerben Wissen über die Welt, haben aber keine bewusste Erinnerung an den Lernvorgang - die sog. frühkindliche Amnesie. Und so kommt es, daß nicht nur angeborenes Wissen sondern auch ein wesentlicher Anteil des durch Erziehung tradierten Kulturwissens den Charakter absoluter, unhinterfragbarer Vorgaben erhält, von Wahrheiten und unumstößlichen Überzeugungen, die keiner Relativierung unterworfen werden können. Zu diesem impliziten Wissensgut zählen angeborene und anerzogene Denkmuster und Verhaltensstrategien ebenso wie Wertesysteme und religiöse Überzeugungen.

Aus dem gleichen Grund haben vermutlich auch die Inhalte unseres Selbstbildes jenen absoluten Anspruch".

Der menschliche Charakter hat lebenslangen Bestand:

"Solange die Hirnentwicklung anhält - beim Menschen bis zur Pubertät - , prägen Erziehungs- und Erfahrungsprozesse die strukturelle Ausformung der Nervennetze innerhalb des genetisch vorgegebenen Gestaltungsraumes. Später dann, wenn das Gehirn ausgereift ist, sind solche grundlegenden Änderungen der Architektur nicht mehr möglich.

Alles Lernen beschränkt sich dann auf die Veränderung der Effizienz der bestehenden Verbindungen".

Quelle


Literatur

  • Erich Fromm: The Sane Society (Der moderne Mensch und seine Zukunft), USA 1955 (BRD 1960)