„An (Gottheit)“ – Versionsunterschied

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'''An''' ([[Sumerische Sprache|sumerisch]] ''An'', [[akkadisch]] ''Anu'' und ''Anum'') war der Stadtgott von [[Uruk]] und [[Der]]. In der [[Keilschrift]] ist ein achtstrahliger Stern ({{lang|sux|&#x1202D;}}) sein Zeichen, der als [[Determinativ]] ''[[Dingir]]/Diĝir'' allen anderen Götternamen vorangestellt wurde. Mit Ausnahme seiner Vorfahren [[Apsu]] (kosmischer „Süßwasserozean“) und [[Tiamat]] (weltliches „Salzwassermeer“),<ref>{{Literatur |Autor=P. Jensen |Hrsg=Erich Ebeling, Ernst F. Weidner |Titel=apsû–Apsû |Sammelwerk=Reallexikon der Assyriologie |Band=1 |Reihe=Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie |Ort=Berlin; [München] |Datum=2019 |Seiten=122-124 |Online=https://publikationen.badw.de/de/rla/index#746 |Abruf=2024-05-17}}</ref> [[Anšar]] („Oberwelt“) und [[Kišar]] („Unterwelt“)<ref>{{Literatur |Autor=E. Ebeling |Hrsg=Erich Ebeling, Ernst F. Weidner |Titel=Anšar |Sammelwerk=Reallexikon der Assyriologie |Band=1 |Reihe=Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie |Ort=Berlin; [München] |Datum=2019 |Seiten=112 |Online=https://publikationen.badw.de/de/rla/index#682 |Abruf=2024-05-17}}</ref> war er der Ahnherr aller Götter des [[Sumerische Religion|sumerischen]], [[akkad]]ischen und [[Babylonische Religion|babylonischen]] [[Götterwelt|Pantheons]]. An ist das sumerische Wort für „Himmel“ oder „Oben“.
'''An''' ([[Sumerische Sprache|sumerisch]] ''An'', deutsch ‚Himmel‘ oder ‚Oben‘; [[akkadisch]] ''Anu'' und ''Anum'') war der Stadtgott von [[Uruk]] und [[Der]]. In der [[Keilschrift]] ist ein achtstrahliger Stern ({{lang|sux|&#x1202D;}}) sein Zeichen, der als [[Determinativ]] ''[[Dingir]]/Diĝir'' allen anderen Götternamen vorangestellt wurde. Mit Ausnahme seiner Vorfahren [[Apsu]] (kosmischer „Süßwasserozean“) und [[Tiamat]] (weltliches „Salzwassermeer“),<ref>{{Literatur |Autor=P. Jensen |Hrsg=Erich Ebeling, Ernst F. Weidner |Titel=apsû–Apsû |Sammelwerk=Reallexikon der Assyriologie |Band=1 |Reihe=Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie |Ort=Berlin; [München] |Datum=2019 |Seiten=122-124 |Online=https://publikationen.badw.de/de/rla/index#746 |Abruf=2024-05-17}}</ref> [[Anšar]] („Oberwelt“) und [[Kišar]] („Unterwelt“)<ref>{{Literatur |Autor=E. Ebeling |Hrsg=Erich Ebeling, Ernst F. Weidner |Titel=Anšar |Sammelwerk=Reallexikon der Assyriologie |Band=1 |Reihe=Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie |Ort=Berlin; [München] |Datum=2019 |Seiten=112 |Online=https://publikationen.badw.de/de/rla/index#682 |Abruf=2024-05-17}}</ref> war er der Ahnherr aller Götter des [[Sumerische Religion|sumerischen]], [[akkad]]ischen und [[Babylonische Religion|babylonischen]] [[Götterwelt|Pantheons]].


Als sich Himmel und Erde voneinander trennten und das Universum in der jetzigen Form entstand, wurde er zum Beherrscher des Himmels. Seine Eigenschaften gingen in viele andere [[Alter Orient|altorientalische]] Gottheiten ein. Dennoch war An ein farbloser Gott, von dem relativ wenig bekannt ist und der in der Überlieferung hinter seinen bedeutenderen Kindern zurückstand. Wenn An beschrieben wurde, dann meist als mürrischer, unfreundlicher und eher menschenfeindlicher Gott. Anu ist der Schutzgott der [[Exorzismus|Exorzisten]], einer seiner Beinamen ist ''mupaššir nambûrbe idāti itāti limnēti šunāte pardāte la ṭādâte'', „Er, der den Exorzistismen Macht verleiht, um mit dem ''pašāru'' Ereignisse mit schlechter Vorbedeutung und die Auswirkungen verwirrter und gottloser Träume zu verhindern“ (King BMS 62 + 1. 12).<ref>A. [[Leo Oppenheim]]: ''The Interpretation of Dreams in the Ancient Near East. With a Translation of an Assyrian Dream-Book''. In: ''Transactions of the American Philosophical Society'', New Series 46/3, 1956, S. 219</ref>
Als sich Himmel und Erde voneinander trennten und das Universum in der jetzigen Form entstand, wurde er zum Beherrscher des Himmels. Seine Eigenschaften gingen in viele andere [[Alter Orient|altorientalische]] Gottheiten ein. Dennoch war An ein farbloser Gott, von dem relativ wenig bekannt ist und der in der Überlieferung hinter seinen bedeutenderen Kindern zurückstand. Wenn An beschrieben wurde, dann meist als mürrischer, unfreundlicher und eher menschenfeindlicher Gott. Anu ist der Schutzgott der [[Exorzismus|Exorzisten]], einer seiner Beinamen ist ''mupaššir nambûrbe idāti itāti limnēti šunāte pardāte la ṭādâte'', „Er, der den Exorzistismen Macht verleiht, um mit dem ''pašāru'' Ereignisse mit schlechter Vorbedeutung und die Auswirkungen verwirrter und gottloser Träume zu verhindern“ (King BMS 62 + 1. 12).<ref>A. [[Leo Oppenheim]]: ''The Interpretation of Dreams in the Ancient Near East. With a Translation of an Assyrian Dream-Book''. In: ''Transactions of the American Philosophical Society'', New Series 46/3, 1956, S. 219</ref>


In älteren [[sumer]]ischen Texten ist die Erdgöttin [[Uraš (Göttin)|Uraš]] seine Frau.<ref>{{Literatur |Autor=M. Krebernik |Hrsg=Erich Ebeling, Ernst F. Weidner |Titel=Uraš |Sammelwerk=Reallexikon der Assyriologie |Reihe=Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie |Ort=Berlin; [München] |Datum=2019 |Seiten=401 |Online=https://publikationen.badw.de/de/rla/index#12154 |Abruf=2024-05-17}}</ref> In neueren ist es dann Ki (sumerisch für ''Erde'') oder seine Tochter [[Inanna]]. In der [[akkad]]ischen Tradition war Anu der Gatte der von Ki abgeleiteten Göttin [[Antum]]. Er war unter anderem auch der Vater von [[Martu (Gott)|Martu]], [[Erra]], [[Baba (Göttin)|Baba]], [[Gibil]], [[Nisaba]], [[Enlil]], [[Gatumdu]], [[Lamaštu]], des Wettergottes [[Iškur]] (regional auch als [[Adad]], ''Addu'' und ''[[Hadad (Gott)|Hadad]]'' bekannt) sowie der [[Siebengottheit]]. Als [[Sin (Gottheit)|Sin]], [[Šamaš]] und [[Ištar]]/Inanna versuchten, sich die Weltherrschaft mit An zu teilen, schickte An sein Kind, die Siebengottheit, gegen Sin aus, welche Sin umzingelte und damit eine [[Mondfinsternis]] auslöste. Nur [[Enki|Ea]] konnte Sin befreien.
In älteren [[sumer]]ischen Texten ist die Erdgöttin [[Uraš (Göttin)|Uraš]] seine Frau.<ref>{{Literatur |Autor=M. Krebernik |Hrsg=Erich Ebeling, Ernst F. Weidner |Titel=Uraš |Sammelwerk=Reallexikon der Assyriologie |Reihe=Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie |Ort=Berlin; [München] |Datum=2019 |Seiten=401 |Online=https://publikationen.badw.de/de/rla/index#12154 |Abruf=2024-05-17}}</ref> In neueren ist es dann Ki („Erde“) oder seine Tochter [[Inanna]]. In der [[akkad]]ischen Tradition war Anu der Gatte der von Ki abgeleiteten Göttin [[Antum]]. Er war unter anderem auch der Vater von [[Martu (Gott)|Martu]], [[Erra]], [[Baba (Göttin)|Baba]], [[Gibil]], [[Nisaba]], [[Enlil]], [[Gatumdu]], [[Lamaštu]], des Wettergottes [[Iškur]] (regional auch als [[Adad]], Addu und [[Hadad (Gott)|Hadad]] bekannt) sowie der [[Siebengottheit]]. Als [[Sin (Gottheit)|Sin]], [[Šamaš]] und [[Ištar]]/Inanna versuchten, sich die Weltherrschaft mit An zu teilen, schickte An sein Kind, die Siebengottheit, gegen Sin aus, welche Sin umzingelte und damit eine [[Mondfinsternis]] auslöste. Nur [[Enki|Ea]] konnte Sin befreien.


Der Kult von Anu trat in [[babylon]]ischer und [[Assyrien|assyrischer]] Zeit in den Hintergrund, er wurde von [[Marduk]] und [[Aššur (Gott)|Assur]] überschattet. Jedoch soll es in [[Uruk]] im 3. Jahrhundert v. Chr. in [[Seleukiden|seleukidischer]] Zeit zu einer Renaissance des Anu-[[Antum]]-Kultes gekommen sein.
Der Kult von Anu trat in [[babylon]]ischer und [[Assyrien|assyrischer]] Zeit in den Hintergrund, er wurde von [[Marduk]] und [[Aššur (Gott)|Aššur]] überschattet. Jedoch soll es in [[Uruk]] im 3. Jahrhundert v. Chr. in [[Seleukiden|seleukidischer]] Zeit zu einer Renaissance des Anu-[[Antum]]-Kultes gekommen sein.


Eine bedeutendere Rolle spielte Anu in der [[Astronomie]], wo das Band entlang des [[Himmelsäquator]]s als ''Wege des Anu'' bezeichnet wurde. Die Fixsterne durchmaßen drei Zonen: entweder die ''Wege des Enlil'' nördlich, die ''Wege des Anu'' im Mittelbereich oder die ''Wege des Ea (Enki)'' südlich des Himmelsäquators. Die 70 Tafeln umfassende kanonische [[Keilschrift]]tafelserie ''[[Enuma Anu Enlil]]'' enthält 7000 [[Omen]], die mit Erscheinungen von Mond, Sonne, Planeten und Fixsternen verbunden sind.
Eine bedeutendere Rolle spielte Anu in der [[Astronomie]], wo das Band entlang des [[Himmelsäquator]]s als ''Wege des Anu'' bezeichnet wurde. Die Fixsterne durchmaßen drei Zonen: entweder die ''Wege des Enlil'' nördlich, die ''Wege des Anu'' im Mittelbereich oder die ''Wege des Ea (Enki)'' südlich des Himmelsäquators. Die 70 Tafeln umfassende kanonische [[Keilschrift]]tafelserie ''[[Enuma Anu Enlil]]'' enthält 7000 [[Omen]], die mit Erscheinungen von Mond, Sonne, Planeten und Fixsternen verbunden sind.

Aktuelle Version vom 18. Mai 2024, 06:06 Uhr

An (sumerisch An, deutsch ‚Himmel‘ oder ‚Oben‘; akkadisch Anu und Anum) war der Stadtgott von Uruk und Der. In der Keilschrift ist ein achtstrahliger Stern (𒀭) sein Zeichen, der als Determinativ Dingir/Diĝir allen anderen Götternamen vorangestellt wurde. Mit Ausnahme seiner Vorfahren Apsu (kosmischer „Süßwasserozean“) und Tiamat (weltliches „Salzwassermeer“),[1] Anšar („Oberwelt“) und Kišar („Unterwelt“)[2] war er der Ahnherr aller Götter des sumerischen, akkadischen und babylonischen Pantheons.

Als sich Himmel und Erde voneinander trennten und das Universum in der jetzigen Form entstand, wurde er zum Beherrscher des Himmels. Seine Eigenschaften gingen in viele andere altorientalische Gottheiten ein. Dennoch war An ein farbloser Gott, von dem relativ wenig bekannt ist und der in der Überlieferung hinter seinen bedeutenderen Kindern zurückstand. Wenn An beschrieben wurde, dann meist als mürrischer, unfreundlicher und eher menschenfeindlicher Gott. Anu ist der Schutzgott der Exorzisten, einer seiner Beinamen ist mupaššir nambûrbe idāti itāti limnēti šunāte pardāte la ṭādâte, „Er, der den Exorzistismen Macht verleiht, um mit dem pašāru Ereignisse mit schlechter Vorbedeutung und die Auswirkungen verwirrter und gottloser Träume zu verhindern“ (King BMS 62 + 1. 12).[3]

In älteren sumerischen Texten ist die Erdgöttin Uraš seine Frau.[4] In neueren ist es dann Ki („Erde“) oder seine Tochter Inanna. In der akkadischen Tradition war Anu der Gatte der von Ki abgeleiteten Göttin Antum. Er war unter anderem auch der Vater von Martu, Erra, Baba, Gibil, Nisaba, Enlil, Gatumdu, Lamaštu, des Wettergottes Iškur (regional auch als Adad, Addu und Hadad bekannt) sowie der Siebengottheit. Als Sin, Šamaš und Ištar/Inanna versuchten, sich die Weltherrschaft mit An zu teilen, schickte An sein Kind, die Siebengottheit, gegen Sin aus, welche Sin umzingelte und damit eine Mondfinsternis auslöste. Nur Ea konnte Sin befreien.

Der Kult von Anu trat in babylonischer und assyrischer Zeit in den Hintergrund, er wurde von Marduk und Aššur überschattet. Jedoch soll es in Uruk im 3. Jahrhundert v. Chr. in seleukidischer Zeit zu einer Renaissance des Anu-Antum-Kultes gekommen sein.

Eine bedeutendere Rolle spielte Anu in der Astronomie, wo das Band entlang des Himmelsäquators als Wege des Anu bezeichnet wurde. Die Fixsterne durchmaßen drei Zonen: entweder die Wege des Enlil nördlich, die Wege des Anu im Mittelbereich oder die Wege des Ea (Enki) südlich des Himmelsäquators. Die 70 Tafeln umfassende kanonische Keilschrifttafelserie Enuma Anu Enlil enthält 7000 Omen, die mit Erscheinungen von Mond, Sonne, Planeten und Fixsternen verbunden sind.

Einzelnachweise

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  1. P. Jensen: apsû–Apsû. In: Erich Ebeling, Ernst F. Weidner (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie (= Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie). Band 1. Berlin; [München] 2019, S. 122–124 (badw.de [abgerufen am 17. Mai 2024]).
  2. E. Ebeling: Anšar. In: Erich Ebeling, Ernst F. Weidner (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie (= Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie). Band 1. Berlin; [München] 2019, S. 112 (badw.de [abgerufen am 17. Mai 2024]).
  3. A. Leo Oppenheim: The Interpretation of Dreams in the Ancient Near East. With a Translation of an Assyrian Dream-Book. In: Transactions of the American Philosophical Society, New Series 46/3, 1956, S. 219
  4. M. Krebernik: Uraš. In: Erich Ebeling, Ernst F. Weidner (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie (= Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie). Berlin; [München] 2019, S. 401 (badw.de [abgerufen am 17. Mai 2024]).