„Voice of Europe“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Erg. belegt.
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
'''Voice of Europe''' (übersetzt „Stimme Europas“) ist ein mehrsprachiges [[Nachrichtenportal]], das als Medium der [[Propaganda der Russischen Föderation|russischen Propaganda]] dient. Es wurden Beiträge gegen eine weitere Unterstützung der [[Ukraine]] gegen den [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|russischen Überfall auf das Land]] veröffentlicht. Ebenso wurden Interviews mit zahlreichen [[Politische Rechte (Politik)|rechten]] und [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] Politikern geführt. Mehrere Kandidaten für die [[Europawahl 2024]] sollen nach einem Medienbericht, der sich auf Geheimdienstinformationen beruft, verdeckte Zuwendungen erhalten haben.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Maik Baumgärtner, Roman Höfner, Martin Knobbe, Ann-Katrin Müller, Marcel Rosenbach, Fidelius Schmid, Wolf Wiedmann-Schmidt |Titel=Verdächtiges Internetportal »Voice of Europe«: Westliche Geheimdienste enttarnen russische Desinformationskampagne |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-03-27 |Sprache=de |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/verdaechtiges-internetportal-voice-of-europe-westliche-geheimdienste-enttarnen-russische-desinformationskampagne-a-338f85ac-1714-4a05-b472-6e0ac3678675 |Abruf=2024-04-01}}</ref> Seinen Sitz hatte es von 2017 bis 2019 in den [[Niederlande|Niederlanden]], von 2023 bis zur Schließung 2024 in [[Tschechien]]. Seit 10. April 2024 hat es seinen Sitz in [[Kasachstan]].<ref>{{Internetquelle |autor=Elena Crisan |url=https://www.profil.at/ausland/voice-of-europe-russische-propagandaseite-online-eu/402854971 |titel=„Voice of Europe“: Russische Propagandaseite wieder online |datum=2024-04-12 |werk=Profil.at |abruf=2024-04-17}}</ref> Im Mai 2024 wurde ein EU-weites Veröffentlichungsverbot gegen Voice of Europe beschlossen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://orf.at/stories/3357791/ |titel=„Propaganda“: EU einig bei Sanktionen gegen Voice of Europe |hrsg=[[orf.at]] |datum=2024-05-15 |sprache=de |abruf=2024-05-15}}</ref>
'''Voice of Europe''' (übersetzt „Stimme Europas“) ist ein mehrsprachiges [[Nachrichtenportal]], das als Medium der [[Propaganda der Russischen Föderation|russischen Propaganda]] dient. Das Portal veröffentlicht Beiträge gegen eine weitere Unterstützung der [[Ukraine]] nach dem [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|russischen Überfall auf das Land]] und führte Interviews mit zahlreichen [[Politische Rechte (Politik)|rechten]] und [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] Politikern. Mehrere Kandidaten für die [[Europawahl 2024]] sollen nach einem Medienbericht, der sich auf Geheimdienstinformationen beruft, verdeckte Zuwendungen erhalten haben.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Maik Baumgärtner, Roman Höfner, Martin Knobbe, Ann-Katrin Müller, Marcel Rosenbach, Fidelius Schmid, Wolf Wiedmann-Schmidt |Titel=Verdächtiges Internetportal »Voice of Europe«: Westliche Geheimdienste enttarnen russische Desinformationskampagne |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-03-27 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/verdaechtiges-internetportal-voice-of-europe-westliche-geheimdienste-enttarnen-russische-desinformationskampagne-a-338f85ac-1714-4a05-b472-6e0ac3678675 |Abruf=2024-04-01}}</ref> Seinen Sitz hatte es von 2017 bis 2019 in den [[Niederlande|Niederlanden]], von 2023 bis zur Schließung 2024 in [[Tschechien]]. Seit 10. April 2024 hat es seinen Sitz in [[Kasachstan]].<ref>{{Internetquelle |autor=Elena Crisan |url=https://www.profil.at/ausland/voice-of-europe-russische-propagandaseite-online-eu/402854971 |titel=„Voice of Europe“: Russische Propagandaseite wieder online |datum=2024-04-12 |werk=Profil.at |abruf=2024-04-17}}</ref> Im Mai 2024 wurde ein EU-weites Veröffentlichungsverbot gegen Voice of Europe beschlossen.<ref>{{Internetquelle |url=https://orf.at/stories/3357791/ |titel=„Propaganda“: EU einig bei Sanktionen gegen Voice of Europe |hrsg=[[orf.at]] |datum=2024-05-15 |abruf=2024-05-15}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Voice of Europe bestand bereits zwischen 2017 und 2019 und wurde damals aus den [[Niederlande|Niederlanden]] betrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Wilmer Heck |Titel=Omstreden pro-Russische website Voice of Europe was ook podium voor FVD-prominenten |Sammelwerk=NRC |Datum=2024-03-28 |Sprache=nl |Online=https://www.nrc.nl/nieuws/2024/03/28/omstreden-pro-russische-website-voice-of-europe-was-ook-podium-voor-fvd-prominenten-a4194539 |Abruf=2024-04-01}}</ref> Ein Unternehmer mit Verbindungen zum ultranationalistischen Politiker [[Thierry Baudet]] bezweckte die Herbeiführung eines Referendums, in dem das [[Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine]] abgelehnt werden sollte.<ref>{{Internetquelle |autor=Nicholas Vinocur, Pieter Haeck, Eddy Wax |url=https://www.politico.eu/article/voice-of-europe-russia-influence-scandal-election/ |titel=Russian influence scandal rocks EU |werk=Politico |datum=2024-03-29 |sprache=en |abruf=2024-04-01}}</ref>
Zwischen 2017 und 2019 wurde Voice of Europe aus den [[Niederlande]]n betrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Wilmer Heck |Titel=Omstreden pro-Russische website Voice of Europe was ook podium voor FVD-prominenten |Sammelwerk=NRC |Datum=2024-03-28 |Sprache=nl |Online=https://www.nrc.nl/nieuws/2024/03/28/omstreden-pro-russische-website-voice-of-europe-was-ook-podium-voor-fvd-prominenten-a4194539 |Abruf=2024-04-01}}</ref> Ein Unternehmer mit Verbindungen zum ultranationalistischen Politiker [[Thierry Baudet]] bezweckte die Herbeiführung eines Referendums, in dem das [[Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine]] abgelehnt werden sollte.<ref>{{Internetquelle |autor=Nicholas Vinocur, Pieter Haeck, Eddy Wax |url=https://www.politico.eu/article/voice-of-europe-russia-influence-scandal-election/ |titel=Russian influence scandal rocks EU |werk=Politico |datum=2024-03-29 |sprache=en |abruf=2024-04-01}}</ref>


2023 wurde Voice of Europe neu aufgesetzt und hatte fortan eine Anschrift nahe dem [[Wenzelsplatz]] in [[Prag]]. Im März 2024 übernahm ein polnischer Geschäftsmann, Jacek Jakubczyk, alle Anteile an dem Unternehmen in der Rechtsform einer [[Společnost s ručením omezeným|s.r.o.]]
2023 wurde Voice of Europe neu aufgesetzt und hatte fortan eine Anschrift nahe dem [[Wenzelsplatz]] in [[Prag]]. Im März 2024 übernahm ein polnischer Geschäftsmann, Jacek Jakubczyk, alle Anteile an dem Unternehmen in der Rechtsform einer [[Společnost s ručením omezeným|tschechischen Gesellschaft mit beschränkter Haftung]].


== Inhalt ==
== Inhalt ==
Es wurden unter anderem Artikel anderer Medien übernommen, insbesondere von ''[[Compact (Magazin)|Compact]]'' und ''[[Unser Mitteleuropa]]'' sowie des ''[[Deutschland-Kurier|Deutschland-Kuriers]]''. Es erschienen neben Beiträgen auf Deutsch auch solche auf Englisch und in vierzehn weiteren Sprachen.<ref name=":0" />
Das Portal hat Artikel anderer Medien übernommen, insbesondere von ''[[Compact (Magazin)|Compact]]'' und ''[[Unser Mitteleuropa]]'' sowie des ''[[Deutschland-Kurier]]s''. Es erschienen neben Beiträgen auf Deutsch auch solche auf Englisch und in vierzehn weiteren Sprachen.<ref name=":0" />


Der dem [[Moskauer Kreml|Kreml]] nahestehende Oligarch [[Wiktor Medwedtschuk]] soll das Projekt finanziert haben. Das operative Geschäft führte Artem Martschewskyj.<ref>{{Internetquelle |autor=Annika Leister, Jonas Mueller-Töwe |url=https://www.t-online.de/-/100374358 |titel=Propaganda-Skandal um AfD: Russland? Nicht Aggressor, sondern Verteidiger |werk=t-online |datum=2024-03-28 |sprache=de |abruf=2024-04-01}}</ref> Es wurden Interviews mit Politikern und Akteuren des [[Politische Rechte (Politik)|rechten]] und [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] Spektrums geführt, unter anderem mit [[Geert Wilders]], [[Tommy Robinson]] und [[Ann Coulter]].<ref>{{Internetquelle |autor=Marianne Allweiss |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/tschechien-prorussische-propaganda-100.html |titel=Pro-russische Propaganda quer durch Europa |werk=Tagesschau |datum=2024-03-28 |sprache=de |abruf=2024-04-01}}</ref> In Deutschland waren insbesondere Politiker der [[Alternative für Deutschland]] (AfD), darunter [[Maximilian Krah]] und [[Petr Bystron]], zu Gesprächen auch nach Prag geladen worden. Krah wurde im Dezember 2023 von Beamten des FBI vernommen, um ihn zu Zahlungen seines Kontakts Oleg Woloschyn zu befragen. Dessen Mobilgerät wurde im Sommer 2021 bei einer Reise nach [[New York City]] untersucht; Inhalt waren auch Chatnachrichten mit dem AfD-Politiker.<ref>{{Literatur |Autor=Maik Baumgärtner, Jörg Diehl, Roman Höfner, Roman Lehberger, Ann-Katrin Müller, Marcel Rosenbach, Wolf Wiedmann-Schmidt |Titel=Maximilian Krah: FBI befragte AfD-Spitzenpolitiker zu möglichen prorussischen Zahlungen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-04-16 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/maximilian-krah-fbi-befragte-afd-spitzenpolitiker-zu-moeglichen-prorussischen-zahlungen-a-1ae13b75-4368-4732-853b-a1cd50eb7878 |Abruf=2024-04-16}}</ref> Für den österreichischen EU-Abgeordneten [[Roman Haider]] wurde ein Interview bestätigt,<ref name=":1">{{Internetquelle |werk=[[ORF.at]], Agenturen red |url=https://orf.at/stories/3353599/ |titel=Voice of Europe: FPÖ-Mandatar bestätigt Interview |datum=2024-04-05 |sprache=de |abruf=2024-04-05}}</ref> wofür „weder Geld noch sonstige Leistungen angeboten oder angenommen“ worden seien.<ref name=":1" />
Der dem [[Moskauer Kreml|Kreml]] nahestehende Oligarch [[Wiktor Medwedtschuk]] soll das Projekt finanziert haben. Das operative Geschäft führte Artem Martschewskyj.<ref>{{Internetquelle |autor=Annika Leister, Jonas Mueller-Töwe |url=https://www.t-online.de/-/100374358 |titel=Propaganda-Skandal um AfD: Russland? Nicht Aggressor, sondern Verteidiger |werk=t-online |datum=2024-03-28 |abruf=2024-04-01}}</ref> Es wurden Interviews mit Politikern und Akteuren des [[Politische Rechte (Politik)|rechten]] und [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] Spektrums geführt, unter anderem mit [[Geert Wilders]], [[Tommy Robinson]] und [[Ann Coulter]].<ref>{{Internetquelle |autor=Marianne Allweiss |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/tschechien-prorussische-propaganda-100.html |titel=Pro-russische Propaganda quer durch Europa |werk=Tagesschau |datum=2024-03-28 |abruf=2024-04-01}}</ref> In Deutschland waren insbesondere Politiker der [[Alternative für Deutschland]] (AfD), darunter [[Maximilian Krah]] und [[Petr Bystron]], zu Gesprächen auch nach Prag geladen worden. Krah wurde im Dezember 2023 von Beamten des FBI vernommen, um ihn zu Zahlungen seines Kontakts Oleg Woloschyn zu befragen. Dessen Mobilgerät wurde im Sommer 2021 bei einer Reise nach [[New York City]] untersucht; Inhalt waren auch Chatnachrichten mit dem AfD-Politiker.<ref>{{Literatur |Autor=Maik Baumgärtner, Jörg Diehl, Roman Höfner, Roman Lehberger, Ann-Katrin Müller, Marcel Rosenbach, Wolf Wiedmann-Schmidt |Titel=Maximilian Krah: FBI befragte AfD-Spitzenpolitiker zu möglichen prorussischen Zahlungen |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-04-16 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/maximilian-krah-fbi-befragte-afd-spitzenpolitiker-zu-moeglichen-prorussischen-zahlungen-a-1ae13b75-4368-4732-853b-a1cd50eb7878 |Abruf=2024-04-16}}</ref> Für den österreichischen EU-Abgeordneten [[Roman Haider]] wurde ein Interview bestätigt,<ref name=":1">{{Internetquelle |werk=[[ORF.at]], Agenturen red |url=https://orf.at/stories/3353599/ |titel=Voice of Europe: FPÖ-Mandatar bestätigt Interview |datum=2024-04-05 |abruf=2024-04-05}}</ref> wofür „weder Geld noch sonstige Leistungen angeboten oder angenommen“ worden seien.<ref name=":1" />


Mit den Interviews seien ebenfalls Zahlungen verbunden gewesen seien, wie die Zeitung ''[[Deník N]]'' berichtete.<ref>{{Internetquelle |autor=Zdislava Pokorná |url=https://denikn.cz/1388809/european-politicians-on-putins-payroll-russians-attempted-to-influence-european-elections-from-prague/ |titel=European politicians on Putin’s payroll. Russians attempted to influence European elections from Prague |werk=Deník N |datum=2024-03-27 |sprache=cs |abruf=2024-04-01}}</ref> Es sollen mehrere hunderttausend Euro geflossen sein, die entweder bar in Prag übergeben oder in Form von [[Kryptowährung]] gezahlt wurden.<ref name=":0" /> Empfänger der Zahlungen waren demnach Politiker aus [[Deutschland]], [[Belgien]], [[Frankreich]], [[Ungarn]], den Niederlanden und [[Polen]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/politik/tschechien-setzt-voice-of-europe-auf-sanktionsliste-wirbel-um-pro-russen-webseite-floss-auch-geld-an-afd-politiker_id_259804203.html |titel=„Russische Einflussoperation aufgedeckt“: Enttarnte prorussische Plattform nährt Sorge in Deutschland |werk=FOCUS Online |datum=2024-03-28 |sprache=de |abruf=2024-04-01}}</ref>
Die Interviews sollen mit Zahlungen verbunden gewesen sein, wie die Zeitung ''[[Deník N]]'' berichtete.<ref>{{Internetquelle |autor=Zdislava Pokorná |url=https://denikn.cz/1388809/european-politicians-on-putins-payroll-russians-attempted-to-influence-european-elections-from-prague/ |titel=European politicians on Putin’s payroll. Russians attempted to influence European elections from Prague |werk=Deník N |datum=2024-03-27 |sprache=cs |abruf=2024-04-01}}</ref> Mehrere hunderttausend Euro seien entweder bar in Prag übergeben oder in Form von [[Kryptowährung]] gezahlt worden.<ref name=":0" /> Empfänger der Zahlungen waren demnach Politiker aus [[Deutschland]], [[Belgien]], [[Frankreich]], [[Ungarn]], den Niederlanden und [[Polen]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/politik/tschechien-setzt-voice-of-europe-auf-sanktionsliste-wirbel-um-pro-russen-webseite-floss-auch-geld-an-afd-politiker_id_259804203.html |titel=„Russische Einflussoperation aufgedeckt“: Enttarnte prorussische Plattform nährt Sorge in Deutschland |werk=FOCUS Online |datum=2024-03-28 |abruf=2024-04-01}}</ref>


== Enttarnung, Sanktionierung und Reaktionen ==
== Enttarnung, Sanktionierung und Reaktionen ==
An der Enttarnung waren mehrere europäische Geheimdienste beteiligt.<ref>{{Internetquelle |autor=Vojtěch Berger |url=https://hlidacipes.org/pul-roku-s-ruskou-propagandou-z-prahy-misto-hlasu-evropy-znel-hlas-kremlu/ |titel=Půl roku s ruskou propagandou z Prahy. Místo „hlasu Evropy“ zněl hlas Kremlu |werk=HlídacíPes.org |datum=2024-03-28 |sprache=cs |abruf=2024-04-01}}</ref> In [[Warschau]] und [[Tychy]] gab es Durchsuchungen des [[Agencja Bezpieczeństwa Wewnętrznego|Inlandsgeheimdienstes]], bei denen Bargeld in Höhe von 84.000 Euro sichergestellt wurde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.n-tv.de/politik/Faeser-Voice-of-Europe-ist-Teil-von-Putins-Kriegsfuehrung-article24840341.html |titel=Faeser: „Voice of Europe“ ist Teil von Putins Kriegsführung |werk=n-tv |datum=2024-03-29 |sprache=de |abruf=2024-04-01}}</ref> Die Durchsuchungen stehen in Verbindung mit Ermittlungen gegen ein russisches Spionagenetzwerk.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.deutschlandfunk.de/ermittler-gehen-gegen-russisches-spionagenetzwerk-vor-104.html |titel=Polen: Ermittler gehen gegen russisches Spionagenetzwerk vor |werk=Deutschlandfunk |datum=2024-03-28 |sprache=de |abruf=2024-04-03}}</ref>
An der Enttarnung waren mehrere europäische Geheimdienste beteiligt.<ref>{{Internetquelle |autor=Vojtěch Berger |url=https://hlidacipes.org/pul-roku-s-ruskou-propagandou-z-prahy-misto-hlasu-evropy-znel-hlas-kremlu/ |titel=Půl roku s ruskou propagandou z Prahy. Místo „hlasu Evropy“ zněl hlas Kremlu |werk=HlídacíPes.org |datum=2024-03-28 |sprache=cs |abruf=2024-04-01}}</ref> In [[Warschau]] und [[Tychy]] wurde nach Durchsuchungen des [[Agencja Bezpieczeństwa Wewnętrznego|polnischen Inlandsgeheimdienstes]] Bargeld in Höhe von 84.000 Euro sichergestellt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Faeser-Voice-of-Europe-ist-Teil-von-Putins-Kriegsfuehrung-article24840341.html |titel=Faeser: „Voice of Europe“ ist Teil von Putins Kriegsführung |werk=n-tv |datum=2024-03-29 |abruf=2024-04-01}}</ref> Die Durchsuchungen stehen in Verbindung mit Ermittlungen gegen ein russisches Spionagenetzwerk.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/ermittler-gehen-gegen-russisches-spionagenetzwerk-vor-104.html |titel=Polen: Ermittler gehen gegen russisches Spionagenetzwerk vor |werk=Deutschlandfunk |datum=2024-03-28 |abruf=2024-04-03}}</ref>


Die tschechische Regierung unter Ministerpräsident [[Petr Fiala]] setzte Voice of Europe sowie die Betreiber Medwedtschuk und Martschewskyj am 27. März auf die Sanktionsliste, da diese die „territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Freiheit der Ukraine infrage“ stellten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/ausland/article250780338/Voice-of-Europe-Tschechien-setzt-Webseite-auf-Sanktionsliste.html |titel=„Voice of Europe“: Tschechien setzt Webseite auf Sanktionsliste |werk=WELT |datum=2024-03-27 |sprache=de |abruf=2024-04-01}}</ref>
Die tschechische Regierung unter Ministerpräsident [[Petr Fiala]] setzte Voice of Europe sowie die Betreiber Medwedtschuk und Martschewskyj am 27. März auf die Sanktionsliste, da diese die „territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Freiheit der Ukraine infrage“ stellten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/ausland/article250780338/Voice-of-Europe-Tschechien-setzt-Webseite-auf-Sanktionsliste.html |titel=„Voice of Europe“: Tschechien setzt Webseite auf Sanktionsliste |werk=WELT |datum=2024-03-27 |abruf=2024-04-01}}</ref>


Die Parteivorsitzenden der AfD, [[Alice Weidel]] und [[Tino Chrupalla]], forderten am 3. April eine schriftliche Erklärung von Bystron für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.<ref>{{Internetquelle |autor=Philip Brost |url=https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-voice-of-europe-100.html |titel=AfD verlangt Antworten von Bystron zu „Voice of Europe“ |werk=Tagesschau |datum=2024-04-03 |sprache=de |abruf=2024-04-03}}</ref>
Die Parteivorsitzenden der AfD, [[Alice Weidel]] und [[Tino Chrupalla]], forderten am 3. April eine schriftliche Erklärung von Bystron für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.<ref>{{Internetquelle |autor=Philip Brost |url=https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-voice-of-europe-100.html |titel=AfD verlangt Antworten von Bystron zu „Voice of Europe“ |werk=Tagesschau |datum=2024-04-03 |abruf=2024-04-03}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 17. Mai 2024, 15:55 Uhr

Voice of Europe (übersetzt „Stimme Europas“) ist ein mehrsprachiges Nachrichtenportal, das als Medium der russischen Propaganda dient. Das Portal veröffentlicht Beiträge gegen eine weitere Unterstützung der Ukraine nach dem russischen Überfall auf das Land und führte Interviews mit zahlreichen rechten und rechtsextremen Politikern. Mehrere Kandidaten für die Europawahl 2024 sollen nach einem Medienbericht, der sich auf Geheimdienstinformationen beruft, verdeckte Zuwendungen erhalten haben.[1] Seinen Sitz hatte es von 2017 bis 2019 in den Niederlanden, von 2023 bis zur Schließung 2024 in Tschechien. Seit 10. April 2024 hat es seinen Sitz in Kasachstan.[2] Im Mai 2024 wurde ein EU-weites Veröffentlichungsverbot gegen Voice of Europe beschlossen.[3]

Geschichte

Zwischen 2017 und 2019 wurde Voice of Europe aus den Niederlanden betrieben.[4] Ein Unternehmer mit Verbindungen zum ultranationalistischen Politiker Thierry Baudet bezweckte die Herbeiführung eines Referendums, in dem das Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine abgelehnt werden sollte.[5]

2023 wurde Voice of Europe neu aufgesetzt und hatte fortan eine Anschrift nahe dem Wenzelsplatz in Prag. Im März 2024 übernahm ein polnischer Geschäftsmann, Jacek Jakubczyk, alle Anteile an dem Unternehmen in der Rechtsform einer tschechischen Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Inhalt

Das Portal hat Artikel anderer Medien übernommen, insbesondere von Compact und Unser Mitteleuropa sowie des Deutschland-Kuriers. Es erschienen neben Beiträgen auf Deutsch auch solche auf Englisch und in vierzehn weiteren Sprachen.[1]

Der dem Kreml nahestehende Oligarch Wiktor Medwedtschuk soll das Projekt finanziert haben. Das operative Geschäft führte Artem Martschewskyj.[6] Es wurden Interviews mit Politikern und Akteuren des rechten und rechtsextremen Spektrums geführt, unter anderem mit Geert Wilders, Tommy Robinson und Ann Coulter.[7] In Deutschland waren insbesondere Politiker der Alternative für Deutschland (AfD), darunter Maximilian Krah und Petr Bystron, zu Gesprächen auch nach Prag geladen worden. Krah wurde im Dezember 2023 von Beamten des FBI vernommen, um ihn zu Zahlungen seines Kontakts Oleg Woloschyn zu befragen. Dessen Mobilgerät wurde im Sommer 2021 bei einer Reise nach New York City untersucht; Inhalt waren auch Chatnachrichten mit dem AfD-Politiker.[8] Für den österreichischen EU-Abgeordneten Roman Haider wurde ein Interview bestätigt,[9] wofür „weder Geld noch sonstige Leistungen angeboten oder angenommen“ worden seien.[9]

Die Interviews sollen mit Zahlungen verbunden gewesen sein, wie die Zeitung Deník N berichtete.[10] Mehrere hunderttausend Euro seien entweder bar in Prag übergeben oder in Form von Kryptowährung gezahlt worden.[1] Empfänger der Zahlungen waren demnach Politiker aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Ungarn, den Niederlanden und Polen.[11]

Enttarnung, Sanktionierung und Reaktionen

An der Enttarnung waren mehrere europäische Geheimdienste beteiligt.[12] In Warschau und Tychy wurde nach Durchsuchungen des polnischen Inlandsgeheimdienstes Bargeld in Höhe von 84.000 Euro sichergestellt.[13] Die Durchsuchungen stehen in Verbindung mit Ermittlungen gegen ein russisches Spionagenetzwerk.[14]

Die tschechische Regierung unter Ministerpräsident Petr Fiala setzte Voice of Europe sowie die Betreiber Medwedtschuk und Martschewskyj am 27. März auf die Sanktionsliste, da diese die „territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Freiheit der Ukraine infrage“ stellten.[15]

Die Parteivorsitzenden der AfD, Alice Weidel und Tino Chrupalla, forderten am 3. April eine schriftliche Erklärung von Bystron für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.[16]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Maik Baumgärtner, Roman Höfner, Martin Knobbe, Ann-Katrin Müller, Marcel Rosenbach, Fidelius Schmid, Wolf Wiedmann-Schmidt: Verdächtiges Internetportal »Voice of Europe«: Westliche Geheimdienste enttarnen russische Desinformationskampagne. In: Der Spiegel. 27. März 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. April 2024]).
  2. Elena Crisan: „Voice of Europe“: Russische Propagandaseite wieder online. In: Profil.at. 12. April 2024, abgerufen am 17. April 2024.
  3. „Propaganda“: EU einig bei Sanktionen gegen Voice of Europe. orf.at, 15. Mai 2024, abgerufen am 15. Mai 2024.
  4. Wilmer Heck: Omstreden pro-Russische website Voice of Europe was ook podium voor FVD-prominenten. In: NRC. 28. März 2024 (niederländisch, nrc.nl [abgerufen am 1. April 2024]).
  5. Nicholas Vinocur, Pieter Haeck, Eddy Wax: Russian influence scandal rocks EU. In: Politico. 29. März 2024, abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  6. Annika Leister, Jonas Mueller-Töwe: Propaganda-Skandal um AfD: Russland? Nicht Aggressor, sondern Verteidiger. In: t-online. 28. März 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  7. Marianne Allweiss: Pro-russische Propaganda quer durch Europa. In: Tagesschau. 28. März 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  8. Maik Baumgärtner, Jörg Diehl, Roman Höfner, Roman Lehberger, Ann-Katrin Müller, Marcel Rosenbach, Wolf Wiedmann-Schmidt: Maximilian Krah: FBI befragte AfD-Spitzenpolitiker zu möglichen prorussischen Zahlungen. In: Der Spiegel. 16. April 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. April 2024]).
  9. a b Voice of Europe: FPÖ-Mandatar bestätigt Interview. In: ORF.at, Agenturen red. 5. April 2024, abgerufen am 5. April 2024.
  10. Zdislava Pokorná: European politicians on Putin’s payroll. Russians attempted to influence European elections from Prague. In: Deník N. 27. März 2024, abgerufen am 1. April 2024 (tschechisch).
  11. „Russische Einflussoperation aufgedeckt“: Enttarnte prorussische Plattform nährt Sorge in Deutschland. In: FOCUS Online. 28. März 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  12. Vojtěch Berger: Půl roku s ruskou propagandou z Prahy. Místo „hlasu Evropy“ zněl hlas Kremlu. In: HlídacíPes.org. 28. März 2024, abgerufen am 1. April 2024 (tschechisch).
  13. Faeser: „Voice of Europe“ ist Teil von Putins Kriegsführung. In: n-tv. 29. März 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  14. Polen: Ermittler gehen gegen russisches Spionagenetzwerk vor. In: Deutschlandfunk. 28. März 2024, abgerufen am 3. April 2024.
  15. „Voice of Europe“: Tschechien setzt Webseite auf Sanktionsliste. In: WELT. 27. März 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  16. Philip Brost: AfD verlangt Antworten von Bystron zu „Voice of Europe“. In: Tagesschau. 3. April 2024, abgerufen am 3. April 2024.