„Stift Stams“ – Versionsunterschied

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'''Stift Stams''' (lat. ''Abbatia B. M. V. et Sancti Ioannis Baptistae de Stams'') ist die [[Zisterzienser]]abtei (OCist) in [[Stams]] in [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] in [[Österreich]]. Es gehört zur [[Mehrerauer Kongregation]] und zum [[Diözese Innsbruck|Bistum Innsbruck]]. Die Klosterkirche [[Unsere Liebe Frau|Unserer Lieben Frau]] wurde 1983 zur [[Basilica minor]] erhoben.
'''Stift Stams''' ({{laS|Abbatia B. M. V. et Sancti Ioannis Baptistae de Stams}}) ist die [[Zisterzienser]]abtei in [[Stams]] in [[Tirol (Bundesland)|Tirol]]. Es gehört zur [[Mehrerauer Kongregation]] und zum [[Diözese Innsbruck|Bistum Innsbruck]]. Die Klosterkirche [[Unsere Liebe Frau|Unserer Lieben Frau]] wurde 1983 zur [[Basilica minor]] erhoben.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Kloster wurde 1273 als Familienstiftung der Grafen von [[Meinhardiner|Görz-Tirol]] durch [[Meinhard&nbsp;II.]] und seine Frau [[Elisabeth von Bayern (1227–1273)|Elisabeth von Bayern]] (Witwe des Staufers [[Konrad IV. (HRR)|Konrad&nbsp;IV.]]) gegründet. Sie sollte auch als [[Österreichisches Grab (Stift Stams)|Grablege für die Tiroler Landesfürsten]] dienen und in dieser Funktion die wenig zuvor in Aussicht genommene [[Maria Himmelfahrt (Bozen)|Pfarrkirche Bozen]] ablösen.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hannes Obermair]] |Titel=Kirche und Stadtentstehung. Die Pfarrkirche Bozen im Hochmittelalter (11.–13. Jahrhundert) |Sammelwerk=[[Der Schlern]] |Band=69. Jahrgang |Nummer=Heft 8/9 |Datum=1995 |Seiten=449–474, hier S. 466 |Online=[http://www.academia.edu/1282313/Kirche_und_Stadtentstehung._Die_Pfarrkirche_Bozen_im_Hochmittelalter_11._13._Jahrhundert_ academia.edu]}}</ref> Um dem Kloster/Stift eine wirtschaftliche Basis zu geben, wurden die bestehenden Herrschafts- und Besitzrechte durch den Stifter abgelöst und gleichzeitig die Pfarren [[Silz (Tirol)|Silz]], [[St. Peter ob Gratsch|St.&nbsp;Peter]] und [[Untermais]] sowie die Martinskirche zu [[Mals (Mals)|Mals]] inkorporiert, so dass das Kloster/Stift, das auch die [[Niedere Gerichtsbarkeit|Niedergerichtsbarkeit]] über das Dorf Stams besaß, bald zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum der Region wurde.
Das Kloster wurde 1273 als Familienstiftung der Grafen von [[Meinhardiner|Görz-Tirol]] durch [[Meinhard II.]] und seine Frau [[Elisabeth von Bayern (1227–1273)|Elisabeth von Bayern]] (Witwe des Staufers [[Konrad IV. (HRR)|Konrad&nbsp;IV.]]) gegründet. Sie sollte auch als [[Österreichisches Grab (Stift Stams)|Grablege für die Tiroler Landesfürsten]] dienen und in dieser Funktion die wenig zuvor in Aussicht genommene [[Maria Himmelfahrt (Bozen)|Pfarrkirche Bozen]] ablösen.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hannes Obermair]] |Titel=Kirche und Stadtentstehung. Die Pfarrkirche Bozen im Hochmittelalter (11.–13. Jahrhundert) |Sammelwerk=[[Der Schlern]] |Band=69. Jahrgang |Nummer=Heft 8/9 |Datum=1995 |Seiten=449–474, hier S. 466 |Online=[http://www.academia.edu/1282313/Kirche_und_Stadtentstehung._Die_Pfarrkirche_Bozen_im_Hochmittelalter_11._13._Jahrhundert_ academia.edu]}}</ref> Um dem Kloster/Stift eine wirtschaftliche Basis zu geben, wurden die bestehenden Herrschafts- und Besitzrechte durch den Stifter abgelöst und gleichzeitig die Pfarren [[Silz (Tirol)|Silz]], [[St. Peter ob Gratsch|St.&nbsp;Peter]] und [[Untermais]] sowie die Martinskirche zu [[Mals (Mals)|Mals]] inkorporiert, so dass das Kloster/Stift, das auch die [[Niedere Gerichtsbarkeit|Niedergerichtsbarkeit]] über das Dorf Stams besaß, bald zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum der Region wurde.


Die ersten Klosterinsassen waren zwölf Mönche und fünf Laienbrüder unter Abt Heinrich von Honstätten aus dem Mutterkloster [[Kloster Kaisheim|Kaisheim]] in [[Schwaben]]. Das Stift gehörte damit der [[Filiation (Orden)|Filiation]] der [[Primarabtei]] [[Kloster Morimond|Morimond]] an. Von 1347 bis 1350 beherbergte das Kloster die [[Reichskleinodien]]. Im 16.&nbsp;Jahrhundert kam es im Kloster zu einem Niedergang. Die Reformation, die Schäden aus den Bauernkriegen 1525 und der große Brand von 1593 führten schließlich dazu, dass der Konvent stark schrumpfte und mitunter nur mehr aus drei Mönchen bestand. 1552 plünderten Truppen des Kurfürsten [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]] das Kloster und zerstörten auch die Gruft der Landesfürsten, sowie das Grab von Moritz’ Bruder, [[Severin von Sachsen|Severinus von Sachsen]] (†&nbsp;1533). Anfang des 17.&nbsp;Jahrhunderts wurde das Konventsgebäude neu errichtet. Unter Abt [[Edmund Zoz]] (1690–1699) entstanden die markanten Zwiebeltürme. Anfang des 18.&nbsp;Jahrhunderts barockisierte der Baumeister [[Georg Anton Gumpp]] die [[Zisterze]]. In der zweiten Hälfte des 18.&nbsp;Jahrhunderts war sie Wirkungsstätte von bedeutenden Musikern wie dem Stamser Pater [[Stefan Paluselli]] oder dem aus Wien stammenden [[Johann Michael Malzat]] und des Chronisten [[Cassian Primisser]].
Die ersten Klosterinsassen waren zwölf Mönche und fünf Laienbrüder unter Abt Heinrich von Honstätten aus dem Mutterkloster [[Kloster Kaisheim|Kaisheim]] in [[Schwaben]]. Das Stift gehörte damit der [[Filiation (Orden)|Filiation]] der [[Primarabtei]] [[Kloster Morimond|Morimond]] an. Von 1347 bis 1350 beherbergte das Kloster die [[Reichskleinodien]]. Im 16.&nbsp;Jahrhundert kam es im Kloster zu einem Niedergang. Die Reformation, die Schäden aus den Bauernkriegen 1525 und der große Brand von 1593 führten schließlich dazu, dass der Konvent stark schrumpfte und mitunter nur mehr aus drei Mönchen bestand. 1552 plünderten Truppen des Kurfürsten [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]] das Kloster und zerstörten auch die Gruft der Landesfürsten, sowie das Grab von Moritz’ Bruder, [[Severin von Sachsen|Severinus von Sachsen]] (†&nbsp;1533). Anfang des 17.&nbsp;Jahrhunderts wurde das Konventsgebäude neu errichtet. Unter Abt [[Edmund Zoz]] (1690–1699) entstanden die markanten Zwiebeltürme. Anfang des 18.&nbsp;Jahrhunderts barockisierte der Baumeister [[Georg Anton Gumpp]] die [[Zisterze]]. In der zweiten Hälfte des 18.&nbsp;Jahrhunderts war sie Wirkungsstätte von bedeutenden Musikern wie dem Stamser Pater [[Stefan Paluselli]] oder dem aus Wien stammenden [[Johann Michael Malzat]] und des Chronisten [[Cassian Primisser]].
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[[Datei:Stift-stams-kirche-aussen.jpg|mini|Stiftskirche Stams in Tirol]]
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[[Datei:Stift-Stams-church-inside.jpg|mini|Innenraum der Stiftskirche Stams in Tirol]]
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[[Datei:Stiftskirche Stams.JPG|mini|Chorgestühl und Hochaltar der Stiftskirche Stams]]
[[Datei:Stiftskirche Stams.JPG|mini|Chorgestühl und Hochaltar]]
Die Stiftskirche wurde 1284 geweiht. Sie war ursprünglich eine [[Romanik|romanische]] [[Basilika (Bautyp)|Basilika]]. Diese wurde 1729–1733 durch [[Georg Anton Gumpp]] im Stil des Hochbarock umgebaut. Die Gewölbe[[Fredko|fresken]] im [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] zeigen Szenen aus dem Marienleben und stammen vom Augsburger Maler [[Johann Georg Wolcker]]. Der prächtige Stuck ist ein Werk von [[Franz Xaver Feuchtmayer|Franz Xaver Feuchtmayr]] aus der [[Wessobrunner Schule]]. 1984 erhob Papst [[Johannes Paul II.]] die Stiftskirche in den Rang einer [[Basilica minor|Basilika minor]].
Die Stiftskirche wurde 1284 geweiht. Sie war ursprünglich eine [[Romanik|romanische]] [[Basilika (Bautyp)|Basilika]]. Diese wurde 1729–1733 durch [[Georg Anton Gumpp]] im Stil des Hochbarock umgebaut. Die Gewölbe[[Fredko|fresken]] im [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] zeigen Szenen aus dem Marienleben und stammen vom Augsburger Maler [[Johann Georg Wolcker]]. Der prächtige Stuck ist ein Werk von [[Franz Xaver Feuchtmayer|Franz Xaver Feuchtmayr]] aus der [[Wessobrunner Schule]]. 1984 erhob Papst [[Johannes Paul II.]] die Stiftskirche in den Rang einer [[Basilica minor|Basilika minor]].
* Den frühbarocken [[Hochaltar]] in Form eines Lebensbaumes mit 84 Skulpturen schuf um 1610 der [[Weilheim in Oberbayern|Weilheimer]] Bildschnitzer [[Bartholomäus Steinle|Bartlme Steinle]].
* Den frühbarocken [[Hochaltar]] in Form eines Lebensbaumes mit 84 Skulpturen schuf um 1610 der [[Weilheim in Oberbayern|Weilheimer]] Bildschnitzer [[Bartholomäus Steinle|Bartlme Steinle]].
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* Die Kreuzigungsgruppe und die Darstellung ''Maria mit Kind'' gegenüber der Kanzel schuf Andreas Tamasch.
* Die Kreuzigungsgruppe und die Darstellung ''Maria mit Kind'' gegenüber der Kanzel schuf Andreas Tamasch.
* Die barocke [[Chororgel]] stammt aus dem Jahr 1757, wurde von [[Andreas Jäger (Orgelbauer)|Andreas Jäger]] aus Füssen erbaut und hat 12 [[Register (Orgel)|Register]].
* Die barocke [[Chororgel]] stammt aus dem Jahr 1757, wurde von [[Andreas Jäger (Orgelbauer)|Andreas Jäger]] aus Füssen erbaut und hat 12 [[Register (Orgel)|Register]].
* Die Hauptorgel wurde im Jahr 2015 von [[Rieger Orgelbau]] erbaut mit 43 [[Register (Orgel)|Registern]] im historischen Orgelgehäuse von [[Johann Evangelist Feyrstein]].<ref>{{Internetquelle |url=https://orgel-verzeichnis.de/stams-stiftskirche-mariae-himmelfahrt/ |titel=Stams – Stiftskirche Mariä Himmelfahrt – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt |sprache=de-DE |abruf=2021-10-27}}</ref>
* Die Hauptorgel wurde im Jahr 2015 von [[Rieger Orgelbau]] erbaut mit 43 [[Register (Orgel)|Registern]] im historischen Orgelgehäuse von [[Johann Evangelist Feyrstein]].<ref>{{Internetquelle |url=https://orgel-verzeichnis.de/stams-stiftskirche-mariae-himmelfahrt/ |titel=Stams – Stiftskirche Mariä Himmelfahrt – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt |sprache=de |abruf=2021-10-27}}</ref>
* Einen Gegenpol zum Hauptaltar bildet das im Westen des Mittelschiffs in den Boden eingelassene so genannte „[[Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichische Grab]]“ des Tiroler Künstlers [[Andreas Thamasch]], das 1684 fertiggestellt wurde. Es ist eine Gedenkstätte wichtiger in Stams begrabener Tiroler Landesfürsten und ihrer Familienmitglieder mit lebensgroßen geschnitzten und vergoldeten Figuren.
* Einen Gegenpol zum Hauptaltar bildet das im Westen des Mittelschiffs in den Boden eingelassene so genannte „[[Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichische Grab]]“ des Tiroler Künstlers [[Andreas Thamasch]], das 1684 fertiggestellt wurde. Es ist eine Gedenkstätte wichtiger in Stams begrabener Tiroler Landesfürsten und ihrer Familienmitglieder mit lebensgroßen geschnitzten und vergoldeten Figuren.
* Tatsächlich liegen die in der Stiftskirche Bestatteten nicht im „Österreichischen Grab“, sondern vor dem Hochaltar, wo sich im Boden links und rechts zwei Grabplatten befinden.
* Tatsächlich liegen die in der Stiftskirche Bestatteten nicht im „Österreichischen Grab“, sondern vor dem Hochaltar, wo sich im Boden links und rechts zwei Grabplatten befinden.
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* [[Pfarrkirche Stams]]
* [[Pfarrkirche Stams]]
* [[St. Peter ob Gratsch]]
* [[St. Peter ob Gratsch]]

== Siehe auch ==
* [[Liste von Klöstern in Österreich]]
* [[Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichisches Grab]]


== Literatur ==
== Literatur ==
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* Rogerius Schranzhofer: ''Die Mönche von Stams zu [[Wessobrunn|Wessenbrunn]]. Mit Urkunden.'' In: ''Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol'', Band 5. Innsbruck 1809, [https://books.google.de/books?id=s64AAAAAcAAJ&pg=PA229 S. 229–251.]
* Rogerius Schranzhofer: ''Die Mönche von Stams zu [[Wessobrunn|Wessenbrunn]]. Mit Urkunden.'' In: ''Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol'', Band 5. Innsbruck 1809, [https://books.google.de/books?id=s64AAAAAcAAJ&pg=PA229 S. 229–251.]
* [[Michael Forcher]]: ''Stift Stams. Ein Tiroler Juwel mit wechselvoller Geschichte.'' Haymon Verlag, Innsbruck 2016, ISBN 978-3-7099-7260-1.
* [[Michael Forcher]]: ''Stift Stams. Ein Tiroler Juwel mit wechselvoller Geschichte.'' Haymon Verlag, Innsbruck 2016, ISBN 978-3-7099-7260-1.

== Siehe auch ==
* [[Liste von Klöstern in Österreich]]
* [[Österreichisches Grab (Stift Stams)|Österreichisches Grab]]


== Literatur ==
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Version vom 16. Mai 2024, 14:15 Uhr

Zisterzienserabtei Stams
Stift Stams in Tirol
Stift Stams in Tirol
Lage Osterreich Österreich
Tirol
Liegt im Bistum Innsbruck
Koordinaten: 47° 16′ 39″ N, 10° 59′ 3″ OKoordinaten: 47° 16′ 39″ N, 10° 59′ 3″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
673
Gründungsjahr 1273
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
mit kurzen Unterbrechungen
fortbestehend
Mutterkloster Kloster Kaisheim
Primarabtei Kloster Morimond
Kongregation ehemals Oberdeutsche Zisterzienserkongregation, heute Mehrerauer Kongregation

Tochterklöster

Priorat Untermais (Meran)

Stift Stams (lateinisch Abbatia B. M. V. et Sancti Ioannis Baptistae de Stams) ist die Zisterzienserabtei in Stams in Tirol. Es gehört zur Mehrerauer Kongregation und zum Bistum Innsbruck. Die Klosterkirche Unserer Lieben Frau wurde 1983 zur Basilica minor erhoben.

Geschichte

Das Kloster wurde 1273 als Familienstiftung der Grafen von Görz-Tirol durch Meinhard II. und seine Frau Elisabeth von Bayern (Witwe des Staufers Konrad IV.) gegründet. Sie sollte auch als Grablege für die Tiroler Landesfürsten dienen und in dieser Funktion die wenig zuvor in Aussicht genommene Pfarrkirche Bozen ablösen.[1] Um dem Kloster/Stift eine wirtschaftliche Basis zu geben, wurden die bestehenden Herrschafts- und Besitzrechte durch den Stifter abgelöst und gleichzeitig die Pfarren Silz, St. Peter und Untermais sowie die Martinskirche zu Mals inkorporiert, so dass das Kloster/Stift, das auch die Niedergerichtsbarkeit über das Dorf Stams besaß, bald zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum der Region wurde.

Die ersten Klosterinsassen waren zwölf Mönche und fünf Laienbrüder unter Abt Heinrich von Honstätten aus dem Mutterkloster Kaisheim in Schwaben. Das Stift gehörte damit der Filiation der Primarabtei Morimond an. Von 1347 bis 1350 beherbergte das Kloster die Reichskleinodien. Im 16. Jahrhundert kam es im Kloster zu einem Niedergang. Die Reformation, die Schäden aus den Bauernkriegen 1525 und der große Brand von 1593 führten schließlich dazu, dass der Konvent stark schrumpfte und mitunter nur mehr aus drei Mönchen bestand. 1552 plünderten Truppen des Kurfürsten Moritz von Sachsen das Kloster und zerstörten auch die Gruft der Landesfürsten, sowie das Grab von Moritz’ Bruder, Severinus von Sachsen († 1533). Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Konventsgebäude neu errichtet. Unter Abt Edmund Zoz (1690–1699) entstanden die markanten Zwiebeltürme. Anfang des 18. Jahrhunderts barockisierte der Baumeister Georg Anton Gumpp die Zisterze. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war sie Wirkungsstätte von bedeutenden Musikern wie dem Stamser Pater Stefan Paluselli oder dem aus Wien stammenden Johann Michael Malzat und des Chronisten Cassian Primisser.

1807 hob die bayerische Regierung das Kloster/Stift auf. Es wurde 1816 nach der Rückgabe Tirols an Österreich unter Kaiser Franz I. wieder errichtet. Zu den ersten fünf neuen Zisterziensern gehörte der Theologe Johann Baptist Lechleitner. 1938/39 wurde das Stift von den nationalsozialistischen Machthabern aufgelöst und beschlagnahmt und diente als Umsiedlungsheim für Auswanderer aus Südtirol.

Nach Kriegsende 1945 wurde es von Zisterziensermönchen wieder übernommen. Sie brachten Bildungseinrichtungen in den Klostergebäuden unter und übereigneten Pachtgründe an die Siedler.[2]

Im Jahr 2016 konnte die 18 Jahre dauernde Generalsanierung des Stiftes abgeschlossen werden.[3]

Gegenwart

Heute betreibt das Stift ein Museum, einen Klosterladen, eine Schnapsbrennerei und eine Alm. Stift Stams ist

Stiftskirche

Stiftskirche
Innenraum der Stiftskirche
Chorgestühl und Hochaltar

Die Stiftskirche wurde 1284 geweiht. Sie war ursprünglich eine romanische Basilika. Diese wurde 1729–1733 durch Georg Anton Gumpp im Stil des Hochbarock umgebaut. Die Gewölbefresken im Langhaus zeigen Szenen aus dem Marienleben und stammen vom Augsburger Maler Johann Georg Wolcker. Der prächtige Stuck ist ein Werk von Franz Xaver Feuchtmayr aus der Wessobrunner Schule. 1984 erhob Papst Johannes Paul II. die Stiftskirche in den Rang einer Basilika minor.

  • Den frühbarocken Hochaltar in Form eines Lebensbaumes mit 84 Skulpturen schuf um 1610 der Weilheimer Bildschnitzer Bartlme Steinle.
  • Die Kanzel ist ein Werk von Andreas Kölle aus Fendels im Oberinntal.
  • Die Kreuzigungsgruppe und die Darstellung Maria mit Kind gegenüber der Kanzel schuf Andreas Tamasch.
  • Die barocke Chororgel stammt aus dem Jahr 1757, wurde von Andreas Jäger aus Füssen erbaut und hat 12 Register.
  • Die Hauptorgel wurde im Jahr 2015 von Rieger Orgelbau erbaut mit 43 Registern im historischen Orgelgehäuse von Johann Evangelist Feyrstein.[4]
  • Einen Gegenpol zum Hauptaltar bildet das im Westen des Mittelschiffs in den Boden eingelassene so genannte „Österreichische Grab“ des Tiroler Künstlers Andreas Thamasch, das 1684 fertiggestellt wurde. Es ist eine Gedenkstätte wichtiger in Stams begrabener Tiroler Landesfürsten und ihrer Familienmitglieder mit lebensgroßen geschnitzten und vergoldeten Figuren.
  • Tatsächlich liegen die in der Stiftskirche Bestatteten nicht im „Österreichischen Grab“, sondern vor dem Hochaltar, wo sich im Boden links und rechts zwei Grabplatten befinden.
  • In der Vorhalle der Stiftskirche wurde im Jahre 2000 eine Gedenktafel eingeweiht, die an Konradin, den Sohn der Stifterin Elisabeth von Bayern und letzten Staufer erinnert.

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Die Heilig-Blut-Kapelle wurde 1716 aus einem älteren Bau in die heutige Form gebracht. Den Hochaltar schuf der Hoftischler Sigmund Zeller, die Altarstatuen stammen von Andreas Kölle, die Wandgemälde sind von Josef Schöpf.
  • Der Bernhardisaal im Westtrakt der Abtei wurde 1720 von Georg Anton Gumpp eingebaut. Er dient als Festsaal und enthält an Decke und Wänden zahlreiche Malereien, die 1722 von Franz Michael Hueber und seinem Schüler Anton Zoller geschaffen wurden und Begebenheiten aus dem Leben des hl. Bernhard von Clairvaux zeigen.

Äbte

Stiftspfarrkirchen

Siehe auch

Literatur

Literatur

Commons: Stift Stams – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hannes Obermair: Kirche und Stadtentstehung. Die Pfarrkirche Bozen im Hochmittelalter (11.–13. Jahrhundert). In: Der Schlern. 69. Jahrgang, Heft 8/9, 1995, S. 449–474, hier S. 466 (academia.edu).
  2. Theodor Brückler: Die wahre Tradition – 700 Jahre Stift Stams. In: Österreichisches Klerus-Blatt. Nr. 8/9, 1973, S. 106.
  3. Stift Stams erstrahlt in neuem Glanz auf orf.at, 24. September 2016.
  4. Stams – Stiftskirche Mariä Himmelfahrt – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 27. Oktober 2021.