„Bayreuther Kreis (Personengruppe)“ – Versionsunterschied

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Der '''Bayreuther Kreis'''<ref>Alternativbezeichnungen sind: Bayreuther Kulturkreis; ''Bayreuth Circle''; ''Cercle de Bayreuth'' usw.</ref> war eine Personengruppe um [[Cosima Wagner]] (1837–1930), der Witwe des deutschen [[Komponist]]en [[Richard Wagner]] (1813–1883), und [[Hans von Wolzogen (Schriftsteller)|Hans von Wolzogen]] (1848–1938), dem Herausgeber der von Richard Wagner begründeten ''Bayreuther Blätter''. Er „entwickelte sich unter ihrem Einfluß zu einer [[Deutschnationalismus|deutschnational]]en und [[Antisemitismus|antisemitischen]] Strömung innerhalb der Kulturreformbewegung.“<ref>Artikel: “Cosima Wagner“: in: ''[[Deutsche Biographische Enzyklopädie]]'' (DBE), 2. Ausgabe. Herausgegeben von [[Rudolf Vierhaus]]. Band 10: Thies - Zymalkowski, K.G. Saur. München 2008, S.342 ([https://books.google.de/books?id=-MAlCv4xROAC&pg=PA342 Online-Teilansicht])</ref>
Der '''Bayreuther Kreis'''<ref>Alternativbezeichnungen sind: Bayreuther Kulturkreis; ''Bayreuth Circle''; ''Cercle de Bayreuth'' usw.</ref> war eine Personengruppe um [[Cosima Wagner]] (1837–1930), der Witwe des deutschen [[Komponist]]en [[Richard Wagner]] (1813–1883), und [[Hans von Wolzogen (Schriftsteller)|Hans von Wolzogen]] (1848–1938), dem Herausgeber der von Richard Wagner begründeten ''Bayreuther Blätter''. Er „entwickelte sich unter ihrem Einfluß zu einer [[Deutschnationalismus|deutschnationalen]] und [[Antisemitismus|antisemitischen]] Strömung innerhalb der Kulturreformbewegung.“<ref>Artikel: “Cosima Wagner“: in: ''[[Deutsche Biographische Enzyklopädie]]'' (DBE), 2. Ausgabe. Herausgegeben von [[Rudolf Vierhaus]]. Band 10: Thies Zymalkowski, K.G. Saur. München 2008, S.342 ([https://books.google.de/books?id=-MAlCv4xROAC&pg=PA342 Online-Teilansicht])</ref>


== Einführung ==
== Einführung ==
Eine Schlüsselfigur innerhalb des Bayreuther Kreises - eines der wichtigsten „[[völkisch]]en“ [[Soziales Milieu|Milieu]]s im Deutschland vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] – war Cosima Wagners Schwiegersohn [[Houston Stewart Chamberlain]] (1855–1927), ein völkischer Ideologe (vgl. dessen ''[[Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts]]''), ursprünglich Engländer und Biologe, der Mann von Richard Wagners Tocher [[Eva Chamberlain|Eva]], der ein sehr einflussreicher offizieller Propagandist des Wagner-Kultes wurde und mit seiner Wagner-Biographie (''Richard Wagner''. [[Friedrich Bruckmann|F. Bruckmann]], zuerst 1895) einen Schlüsseltext in der kontroversen und heftig umstrittenen Interpretation von Wagner als antisemitischen Proto-Nazi lieferte, was zu dessen späteren Annahme durch die NS-Bewegung führte. Chamberlain gilt als ''einer der bösartigsten Vertreter einer rassistischen Sicht auf die Geschichte und von Deutschlands Mission als einer [[Herrenrasse]]''.<ref>[https://www.nybooks.com/articles/1981/09/24/ravings-of-a-renegade/ Ravings of a Renegade] - James Joll ("one of the most virulent exponents of a racialist view of history and of Germany’s mission as a master race")</ref>
Eine Schlüsselfigur innerhalb des Bayreuther Kreises eines der wichtigsten „[[völkisch]]en“ [[Soziales Milieu|Milieus]] im Deutschland vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] – war Cosima Wagners Schwiegersohn [[Houston Stewart Chamberlain]] (1855–1927), ein völkischer Ideologe (vgl. dessen ''[[Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts]]''), ursprünglich Engländer und Biologe, der Mann von Richard Wagners Tocher [[Eva Chamberlain|Eva]], der ein sehr einflussreicher offizieller Propagandist des Wagner-Kultes wurde und mit seiner Wagner-Biographie (''Richard Wagner''. [[Friedrich Bruckmann|F. Bruckmann]], zuerst 1895) einen Schlüsseltext in der kontroversen und heftig umstrittenen Interpretation von Wagner als antisemitischen Proto-Nazi lieferte, was zu dessen späteren Annahme durch die NS-Bewegung führte. Chamberlain gilt als ''einer der bösartigsten Vertreter einer rassistischen Sicht auf die Geschichte und von Deutschlands Mission als einer [[Herrenrasse]]''.<ref>[https://www.nybooks.com/articles/1981/09/24/ravings-of-a-renegade/ Ravings of a Renegade] James Joll („one of the most virulent exponents of a racialist view of history and of Germany’s mission as a master race“)</ref>


Der französische Diplomat und Schriftsteller [[Joseph Arthur de Gobineau|Arthur de Gobineau]] (1816-1882) hat insbesondere mit seinem ''[[Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen]]'' (''L'essai sur l'inégalité des races humaines'') den Bayreuther Kreis beeinflusst, ein Werk, das von [[Karl Ludwig Schemann]] (1852-1938) ins Deutsche Übersetzt wurde. Gobineaus Grundgedanken ergänzte Chamberlain um einen verstärkten [[Antisemitismus]].
Der französische Diplomat und Schriftsteller [[Joseph Arthur de Gobineau|Arthur de Gobineau]] (1816–1882) hat insbesondere mit seinem ''[[Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen]]'' (''L'essai sur l'inégalité des races humaines'') den Bayreuther Kreis beeinflusst, ein Werk, das von [[Karl Ludwig Schemann]] (1852–1938) ins Deutsche Übersetzt wurde. Gobineaus Grundgedanken ergänzte Chamberlain um einen verstärkten [[Antisemitismus]].


Chamberlain gelang es, „die gebildeten Massen seiner Wahlheimat Deutschland zu erreichen – darunter neben der Familie Wagner nicht zuletzt Kaiser Wilhelm II.“<ref>Rothkamm, NZZ</ref>
Chamberlain gelang es, „die gebildeten Massen seiner Wahlheimat Deutschland zu erreichen – darunter neben der Familie Wagner nicht zuletzt Kaiser Wilhelm II.“<ref>Rothkamm, NZZ</ref>


[[Philipp Graf zu Eulenburg]], durch den eine Verbindung zum deutschen Kaiserhaus bestand und der ein einflussreiches Mitglied der [[Gobineau-Vereinigung]] war, war ein Anhänger Gobineaus und Wagners und war mit beiden befreundet.<ref>Paul Weindling (2008:107)</ref>
[[Philipp Graf zu Eulenburg]], durch den eine Verbindung zum deutschen Kaiserhaus bestand und der ein einflussreiches Mitglied der [[Gobineau-Vereinigung]] war, war ein Anhänger Gobineaus und Wagners und war mit beiden befreundet.<ref>Paul Weindling (2008:107)</ref>


{{Zitat|Only with timely support from the Bayreuth circle, especially Houston S. Chamberlain, Winifred Wagner, and henchmen like Dietrich Eckhart (sic!) in the Thule Society, could the unimpressive Hitler assume the self-then public image of a Wotan/Siegfried figure, complete with telling nickname: "Wolf".<ref>David B. Dennis: «Crying “Wolf”? A Review Essay on Recent Wagner Literature», German Studies Review, February 2001, 145-158. - [http://webpages.cs.luc.edu/~dennis/Articles/Wagner-Rev-Ess-2.htm Online]</ref> / dt. “Nur mit rechtzeitiger Unterstützung aus dem Bayreuther Kreis, insbesondere von Houston S. Chamberlain, [[Winifred Wagner]] und Gefolgsleuten wie [[Dietrich Eckart]] in der [[Thule-Gesellschaft]] konnte der unscheinbare [[Adolf Hitler|Hitler]] in der Öffentlichkeit die Rolle einer [[Wotan]]-/[[Siegfried der Drachentöter|Siegfried]]-Figur spielen, vervollständigt von dem vielsagenden Spitznamen "[[Adolf Hitler#Privatleben|Wolf]]".“}}
{{Zitat|Only with timely support from the Bayreuth circle, especially Houston S. Chamberlain, Winifred Wagner, and henchmen like Dietrich Eckhart (sic!) in the Thule Society, could the unimpressive Hitler assume the self-then public image of a Wotan/Siegfried figure, complete with telling nickname: ‚Wolf‘.<ref>David B. Dennis: «Crying “Wolf”? A Review Essay on Recent Wagner Literature», German Studies Review, February 2001, 145-158. - [http://webpages.cs.luc.edu/~dennis/Articles/Wagner-Rev-Ess-2.htm Online]</ref> / dt. “Nur mit rechtzeitiger Unterstützung aus dem Bayreuther Kreis, insbesondere von Houston S. Chamberlain, [[Winifred Wagner]] und Gefolgsleuten wie [[Dietrich Eckart]] in der [[Thule-Gesellschaft]] konnte der unscheinbare [[Adolf Hitler|Hitler]] in der Öffentlichkeit die Rolle einer [[Wotan]]-/[[Siegfried der Drachentöter|Siegfried]]-Figur spielen, vervollständigt von dem vielsagenden Spitznamen [[Adolf Hitler#Privatleben|Wolf]].“}}


{{Zitat|Thus Hitler himself admitted: `It was Cosima Wagner's merit to have created the link between Bayreuth and National Socialism'. It was the Bayreuth circle which raised Wagner's message to the status of gospel, manoeuvring his ideas into a Germanic-Christian doctrine of salvation. Nietzsche first diagnosed this: `The Germans have constructed a Wagner for themselves whom they can revere'.<ref> Rosefield, Jayne: "Hitler and Wagner". ''History Review''; 12/1/1998 ([https://archive.li/Uoy5D#selection-387.675-387.1063 Online])</ref> / dt. So gab Hitler selbst zu: `Es war das Verdienst Cosima Wagners, die Verbindung zwischen Bayreuth und dem Nationalsozialismus geschaffen zu haben.' Es war der Bayreuther Kreis, der Wagners Botschaft in den Status des Evangeliums ergehoben, seine Ideen in eine germanisch-christliche Heilslehre manövriert hat. [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] erste Diagnose lautete: `Die Deutschen haben einen Wagner für sich selbst konstruiert, den sie verehren können.<ref>vgl. ''Hitler's Table Talk 1941-1944: Secret Conversations'', herausgegeben von [[Hugh Trevor-Roper|H. R. Trevor-Roper]]. 2007, S.264 ([https://books.google.de/books?id=fk-aXlliu6cC&pg=PA264&lpg=PA264&dq=merit+to+have+created+the+link+between+Bayreuth+and+National+Socialism&source=bl&ots=OlWmJ3BnWd&sig=5v4SYAkzzDpDorJL-T0YSoS7Cnw&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiP3frP0qTVAhUIUlAKHUB7CdMQ6AEILjAC#v=onepage&q=merit%20to%20have%20created%20the%20link%20between%20Bayreuth%20and%20National%20Socialism&f=false Online-Teilansicht])</ref>}}
{{Zitat|Thus Hitler himself admitted: `It was Cosima Wagner's merit to have created the link between Bayreuth and National Socialism'. It was the Bayreuth circle which raised Wagner's message to the status of gospel, manoeuvring his ideas into a Germanic-Christian doctrine of salvation. Nietzsche first diagnosed this: `The Germans have constructed a Wagner for themselves whom they can revere'.<ref>Rosefield, Jayne: ‚Hitler and Wagner‘. ''History Review''; 12/1/1998 ([https://archive.li/Uoy5D#selection-387.675-387.1063 Online])</ref> / dt. So gab Hitler selbst zu: `Es war das Verdienst Cosima Wagners, die Verbindung zwischen Bayreuth und dem Nationalsozialismus geschaffen zu haben.' Es war der Bayreuther Kreis, der Wagners Botschaft in den Status des Evangeliums ergehoben, seine Ideen in eine germanisch-christliche Heilslehre manövriert hat. [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] erste Diagnose lautete: `Die Deutschen haben einen Wagner für sich selbst konstruiert, den sie verehren können.<ref>vgl. ''Hitler's Table Talk 1941–1944: Secret Conversations'', herausgegeben von [[Hugh Trevor-Roper|H. R. Trevor-Roper]]. 2007, S.264 ([https://books.google.de/books?id=fk-aXlliu6cC&pg=PA264&lpg=PA264&dq=merit+to+have+created+the+link+between+Bayreuth+and+National+Socialism&source=bl&ots=OlWmJ3BnWd&sig=5v4SYAkzzDpDorJL-T0YSoS7Cnw&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiP3frP0qTVAhUIUlAKHUB7CdMQ6AEILjAC#v=onepage&q=merit%20to%20have%20created%20the%20link%20between%20Bayreuth%20and%20National%20Socialism&f=false Online-Teilansicht])</ref>}}


Dem Autor Jonathan Carr - dem Verfasser von ''Der Wagner-Clan. Geschichte einer deutschen Familie'' - zufolge standen jedoch unter den Nationalsozialisten Komponisten wie [[Georges Bizet|Bizet]] und [[Giacomo Puccini|Puccini]] bei den Deutschen höher im Kurs als Wagner.<ref>nach "[https://www.theguardian.com/world/2007/jul/03/secondworldwar.musicnews How the Nazis took flight from Valkyries and Rhinemaidens]" - theguardian.com</ref>
Dem Autor Jonathan Carr dem Verfasser von ''Der Wagner-Clan. Geschichte einer deutschen Familie'' zufolge standen jedoch unter den Nationalsozialisten Komponisten wie [[Georges Bizet|Bizet]] und [[Giacomo Puccini|Puccini]] bei den Deutschen höher im Kurs als Wagner.<ref>nach [https://www.theguardian.com/world/2007/jul/03/secondworldwar.musicnews How the Nazis took flight from Valkyries and Rhinemaidens] theguardian.com</ref>


== Personen (Auswahl) ==
== Personen (Auswahl) ==


* [[Richard_Wagner#Die_Wagner-Bewegung_im_Kaiserreich|Richard Wagner (Die Wagner-Bewegung im Kaiserreich)]] [[Richard_Wagner# Wagner und Hitler|(Wagner und Hitler)]]
* [[Richard Wagner#Die Wagner-Bewegung im Kaiserreich|Richard Wagner (Die Wagner-Bewegung im Kaiserreich)]] [[Richard Wagner# Wagner und Hitler|(Wagner und Hitler)]]
* [[Cosima_Wagner#Antisemitismus_und_der_Bayreuther_Kreis|Cosima Wagner (Antisemitismus und der Bayreuther Kreis)]]
* [[Cosima Wagner#Antisemitismus und der Bayreuther Kreis|Cosima Wagner (Antisemitismus und der Bayreuther Kreis)]]
* [[Philipp zu Eulenburg]] (1847–1921)
* [[Philipp zu Eulenburg]] (1847–1921)
* [[Hans von Wolzogen (Schriftsteller)|Hans von Wolzogen]] (1848–1938)
* [[Hans von Wolzogen (Schriftsteller)|Hans von Wolzogen]] (1848–1938)
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* [[Hugo Bruckmann]] (1863–1941)
* [[Hugo Bruckmann]] (1863–1941)
* [[Karl Ludwig Schemann]] (1852–1938)
* [[Karl Ludwig Schemann]] (1852–1938)
* [[Siegfried Wagner]] (1869–1930)
* [[Siegfried Wagner]] (1869–1930)
* [[Heinrich Freiherr von Stein|Heinrich Stein]] (1857–1887), Philosoph und Ästhetiker
* [[Heinrich Freiherr von Stein|Heinrich Stein]] (1857–1887), Philosoph und Ästhetiker
* [[Joseph Arthur de Gobineau]] (1816–1882), französischer Diplomat und Schriftsteller
* [[Joseph Arthur de Gobineau]] (1816–1882), französischer Diplomat und Schriftsteller
* [[Georges Vacher de Lapouge]] (1854–1936)
* [[Georges Vacher de Lapouge]] (1854–1936)


== Literatur ==
== Literatur ==
* Wolfram Selig, in: ''[[Handbuch des Antisemitismus]]. Organisationen, Institutionen, Bewegungen'', herausgegeben von Wolfgang Benz, Brigitte Mihok, Band 5, 2012, [https://books.google.de/books?id=nYn8XmoBxCEC&pg=PA57&dq=Antisemitismus+Chamberlain&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiz6r7iiYHpAhXJm6QKHaNwAZ0Q6AEIazAI#v=onepage&q=Antisemitismus%20Chamberlain&f=false S.56 f.]
* Wolfram Selig, in: ''[[Handbuch des Antisemitismus]]. Organisationen, Institutionen, Bewegungen'', herausgegeben von Wolfgang Benz, Brigitte Mihok, Band 5, 2012, [https://books.google.de/books?id=nYn8XmoBxCEC&pg=PA57&dq=Antisemitismus+Chamberlain&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiz6r7iiYHpAhXJm6QKHaNwAZ0Q6AEIazAI#v=onepage&q=Antisemitismus%20Chamberlain&f=false S.56 f.]
* Matthias Brosch: "Bayreuth Circle", in: Richard S. Levy (Hrsg.): ''Antisemitism: A Historical Encyclopedia of Prejudice and Persecution,'' 2005, Band 1, S. 62 f. ([https://books.google.de/books?id=Tdn6FFZklkcC&pg=PA62 Online-Auszug])
* Matthias Brosch: „Bayreuth Circle“, in: Richard S. Levy (Hrsg.): ''Antisemitism: A Historical Encyclopedia of Prejudice and Persecution,'' 2005, Band 1, S. 62 f. ([https://books.google.de/books?id=Tdn6FFZklkcC&pg=PA62 Online-Auszug])
* Paul Weindling: ''Health, Race and German Politics between National Unification and Nazism 1870-1945.'' (Cambridge Studies in the History of Medicine). 2008 [https://books.google.de/books?id=9SlB2qcb0NIC&pg=PA107&lpg=PA107 Online-Teilansicht]
* Paul Weindling: ''Health, Race and German Politics between National Unification and Nazism 1870–1945.'' (Cambridge Studies in the History of Medicine). 2008 [https://books.google.de/books?id=9SlB2qcb0NIC&pg=PA107&lpg=PA107 Online-Teilansicht]
* [[Udo Bermbach]]: ''Houston Stewart Chamberlain. Wagners Schwiegersohn – Hitlers Vordenker.'' Metzler, Stuttgart, Weimar 2015, ISBN 978-3-47602-565-4.
* [[Udo Bermbach]]: ''Houston Stewart Chamberlain. Wagners Schwiegersohn – Hitlers Vordenker.'' Metzler, Stuttgart, Weimar 2015, ISBN 978-3-476-02565-4.
* Hannes Heer/Sven Fritz (Hrsg.): ''Weltanschauung en marche. Die Bayreuther Festspiele und die „Juden“ 1876 bis 1945“.'' Königshausen & Neumann, Reihe „Wagner in der Diskussion“ Band 10
* Hannes Heer/Sven Fritz (Hrsg.): ''Weltanschauung en marche. Die Bayreuther Festspiele und die „Juden“ 1876 bis 1945“.'' Königshausen & Neumann, Reihe „Wagner in der Diskussion“ Band 10
* Winfried Schüler: ''Der Bayreuther Kreis von seiner Entstehung bis zum Ausgang der Wilhelminischen Ära. Wagnerkult und Kulturreform im Geiste völkischer Weltanschauung.'' Münster, Aschendorff, 1971, 3-402-05365-9
* Winfried Schüler: ''Der Bayreuther Kreis von seiner Entstehung bis zum Ausgang der Wilhelminischen Ära. Wagnerkult und Kulturreform im Geiste völkischer Weltanschauung.'' Münster, Aschendorff, 1971, 3-402-05365-9
* Houston Stewart Chamberlain: 'Lebenswege meines Denkens. München'', F. Bruckmann A.-G., 1922
* Houston Stewart Chamberlain: ''Lebenswege meines Denkens. München'', F. Bruckmann A.-G., 1922
* Houston Stewart Chamberlain: ''Richard Wagner''. F. Bruckmann 1895.
* Houston Stewart Chamberlain: ''Richard Wagner''. F. Bruckmann 1895.
* Wolzogen, Hans von: ''Lieder des Lebens.'' Berlin, Verlag Ludwig Schroeter, ohne Jahr (1930)
* Wolzogen, Hans von: ''Lieder des Lebens.'' Berlin, Verlag Ludwig Schroeter, ohne Jahr (1930)
* Wagner, C. - Pretzsch, Paul (Hrsg.): ''Cosima Wagner und Houston Stewart Chamberlain im Briefwechsel 1888-1908.'' 2. Auflage. Leipzig, Philipp Reclam jun., 1934
* Wagner, C. - Pretzsch, Paul (Hrsg.): ''Cosima Wagner und Houston Stewart Chamberlain im Briefwechsel 1888–1908.'' 2. Auflage. Leipzig, Philipp Reclam jun., 1934
* [[Udo Bermbach]]: ''Richard Wagner in Deutschland. Rezeption und Verfälschungen.'' Metzler, Stuttgart/Weimar 2011, ISBN 978-3-476-01884-7
* [[Udo Bermbach]]: ''Richard Wagner in Deutschland. Rezeption und Verfälschungen.'' Metzler, Stuttgart/Weimar 2011, ISBN 978-3-476-01884-7
* Bülow, Paul: Adolf Hitler und der Bayreuther Kulturkreis- Leipzig. Hamburg: Schloeßmann 1933. (= Aus Deutschlands Werden. H.9)
* Bülow, Paul: Adolf Hitler und der Bayreuther Kulturkreis- Leipzig. Hamburg: Schloeßmann 1933. (= Aus Deutschlands Werden. H.9)
* Joachim Köhler: Wagners Hitler, Blessing, ISBN: 9783896670168 (vgl. [http://www.zeit.de/1997/16/Hitlers_Wagner Hitlers Wagner] – zeit.de)
* Joachim Köhler: Wagners Hitler, Blessing, ISBN 978-3-89667-016-8 (vgl. [http://www.zeit.de/1997/16/Hitlers_Wagner Hitlers Wagner] – zeit.de)
*P. zu Eulenburg-Hersfelde: ''Eine Erinnerung an Graf Arthur Gobineau.'' Stuttgart 1906
*P. zu Eulenburg-Hersfelde: ''Eine Erinnerung an Graf Arthur Gobineau.'' Stuttgart 1906
* Udo Bernbach: ''Mythos Wagner,'' Rowohlt Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-87134-731-3.
* Udo Bernbach: ''Mythos Wagner,'' Rowohlt Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-87134-731-3.
* Pierre-André Taguieff: "Sélectionnisme et socialisme dans une perspective aryaniste : théories, visions et prévisions de Georges Vacher de Lapouge (1854-1936)", ''Mil neuf cent'', Année 2000, Volume 18, Numéro 1 pp. 7-51 ([http://www.persee.fr/doc/mcm_1146-1225_2000_num_18_1_1219 Digitalisat])
* Pierre-André Taguieff: „Sélectionnisme et socialisme dans une perspective aryaniste : théories, visions et prévisions de Georges Vacher de Lapouge (1854–1936), ''Mil neuf cent'', Année 2000, Volume 18, Numéro 1 pp. 7-51 ([http://www.persee.fr/doc/mcm_1146-1225_2000_num_18_1_1219 Digitalisat])


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/bindeglied-zwischen-wagner-und-hitler-1.18607550 Bindeglied zwischen Wagner und Hitler?], Jörg Rothkamm, NZZ 6.9.2015 («Der entscheidende Unterschied zwischen ihm und dem Nationalsozialismus in dieser Sache besteht wohl darin, dass er ‹analysierte›, während die NS-Praktiker konkrete Massnahmen vollzogen.»)
* [https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/bindeglied-zwischen-wagner-und-hitler-1.18607550 Bindeglied zwischen Wagner und Hitler?], Jörg Rothkamm, NZZ 6. September 2015 («Der entscheidende Unterschied zwischen ihm und dem Nationalsozialismus in dieser Sache besteht wohl darin, dass er ‹analysierte›, während die NS-Praktiker konkrete Massnahmen vollzogen.»)
* [https://www.nzz.ch/feuilleton/houston-stewart-chamberlain-und-richard-wagner-1.18467536 Houston Stewart Chamberlain und Richard Wagner], Robert Jungwirth, NZZ 23.1.2015 („Der amerikanische Musikwissenschafter David Clay Large hat darauf hingewiesen, dass Chamberlain vor der Beschäftigung mit Wagner weder Rassist noch Antisemit gewesen sei.“)
* [https://www.nzz.ch/feuilleton/houston-stewart-chamberlain-und-richard-wagner-1.18467536 Houston Stewart Chamberlain und Richard Wagner], Robert Jungwirth, NZZ 23. Januar 2015 („Der amerikanische Musikwissenschafter David Clay Large hat darauf hingewiesen, dass Chamberlain vor der Beschäftigung mit Wagner weder Rassist noch Antisemit gewesen sei.“)
* [http://www.infranken.de/ueberregional/infrankenblog/Ein-unerschrockener-Vorkaempfer;art61321,571418 "Ein unerschrockener Vorkämpfer"] - infranken.de
* [http://www.infranken.de/ueberregional/infrankenblog/Ein-unerschrockener-Vorkaempfer;art61321,571418 „Ein unerschrockener Vorkämpfer“] infranken.de
* [http://www.nordbayerischer-kurier.de/comment/11315 Ein Aufsatzband belegt, wie der Bayreuther Kreis deutsche Geschichte schrieb] (Michael Weiser)
* [http://www.nordbayerischer-kurier.de/comment/11315 Ein Aufsatzband belegt, wie der Bayreuther Kreis deutsche Geschichte schrieb] (Michael Weiser)
* [http://www.zeit.de/1975/30/der-gute-onkel-von-bayreuth/seite-3 Nach dreißig Jahren bricht Winifred Wagner ihr Schweigen: Der gute Onkel von Bayreuth] (Wolf Donner) – zeit.de (1975)
* [http://www.zeit.de/1975/30/der-gute-onkel-von-bayreuth/seite-3 Nach dreißig Jahren bricht Winifred Wagner ihr Schweigen: Der gute Onkel von Bayreuth] (Wolf Donner) – zeit.de (1975)
* [http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2007_2_2_stunz.pdf Hitler und die „Gleichschaltung“ der Bayreuther Festspiele] - ifz-muenchen.de
* [http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2007_2_2_stunz.pdf Hitler und die „Gleichschaltung“ der Bayreuther Festspiele] ifz-muenchen.de


== Einzelnachweise und Fußnoten ==
== Einzelnachweise und Fußnoten ==

Version vom 15. Mai 2024, 01:14 Uhr

Der Bayreuther Kreis[1] war eine Personengruppe um Cosima Wagner (1837–1930), der Witwe des deutschen Komponisten Richard Wagner (1813–1883), und Hans von Wolzogen (1848–1938), dem Herausgeber der von Richard Wagner begründeten Bayreuther Blätter. Er „entwickelte sich unter ihrem Einfluß zu einer deutschnationalen und antisemitischen Strömung innerhalb der Kulturreformbewegung.“[2]

Einführung

Eine Schlüsselfigur innerhalb des Bayreuther Kreises – eines der wichtigsten „völkischenMilieus im Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg – war Cosima Wagners Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain (1855–1927), ein völkischer Ideologe (vgl. dessen Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts), ursprünglich Engländer und Biologe, der Mann von Richard Wagners Tocher Eva, der ein sehr einflussreicher offizieller Propagandist des Wagner-Kultes wurde und mit seiner Wagner-Biographie (Richard Wagner. F. Bruckmann, zuerst 1895) einen Schlüsseltext in der kontroversen und heftig umstrittenen Interpretation von Wagner als antisemitischen Proto-Nazi lieferte, was zu dessen späteren Annahme durch die NS-Bewegung führte. Chamberlain gilt als einer der bösartigsten Vertreter einer rassistischen Sicht auf die Geschichte und von Deutschlands Mission als einer Herrenrasse.[3]

Der französische Diplomat und Schriftsteller Arthur de Gobineau (1816–1882) hat insbesondere mit seinem Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen (L'essai sur l'inégalité des races humaines) den Bayreuther Kreis beeinflusst, ein Werk, das von Karl Ludwig Schemann (1852–1938) ins Deutsche Übersetzt wurde. Gobineaus Grundgedanken ergänzte Chamberlain um einen verstärkten Antisemitismus.

Chamberlain gelang es, „die gebildeten Massen seiner Wahlheimat Deutschland zu erreichen – darunter neben der Familie Wagner nicht zuletzt Kaiser Wilhelm II.“[4]

Philipp Graf zu Eulenburg, durch den eine Verbindung zum deutschen Kaiserhaus bestand und der ein einflussreiches Mitglied der Gobineau-Vereinigung war, war ein Anhänger Gobineaus und Wagners und war mit beiden befreundet.[5]

„Only with timely support from the Bayreuth circle, especially Houston S. Chamberlain, Winifred Wagner, and henchmen like Dietrich Eckhart (sic!) in the Thule Society, could the unimpressive Hitler assume the self-then public image of a Wotan/Siegfried figure, complete with telling nickname: ‚Wolf‘.[6] / dt. “Nur mit rechtzeitiger Unterstützung aus dem Bayreuther Kreis, insbesondere von Houston S. Chamberlain, Winifred Wagner und Gefolgsleuten wie Dietrich Eckart in der Thule-Gesellschaft konnte der unscheinbare Hitler in der Öffentlichkeit die Rolle einer Wotan-/Siegfried-Figur spielen, vervollständigt von dem vielsagenden Spitznamen „Wolf“.““

„Thus Hitler himself admitted: `It was Cosima Wagner's merit to have created the link between Bayreuth and National Socialism'. It was the Bayreuth circle which raised Wagner's message to the status of gospel, manoeuvring his ideas into a Germanic-Christian doctrine of salvation. Nietzsche first diagnosed this: `The Germans have constructed a Wagner for themselves whom they can revere'.[7] / dt. So gab Hitler selbst zu: `Es war das Verdienst Cosima Wagners, die Verbindung zwischen Bayreuth und dem Nationalsozialismus geschaffen zu haben.' Es war der Bayreuther Kreis, der Wagners Botschaft in den Status des Evangeliums ergehoben, seine Ideen in eine germanisch-christliche Heilslehre manövriert hat. Nietzsche erste Diagnose lautete: `Die Deutschen haben einen Wagner für sich selbst konstruiert, den sie verehren können.[8]

Dem Autor Jonathan Carr – dem Verfasser von Der Wagner-Clan. Geschichte einer deutschen Familie – zufolge standen jedoch unter den Nationalsozialisten Komponisten wie Bizet und Puccini bei den Deutschen höher im Kurs als Wagner.[9]

Personen (Auswahl)

Literatur

  • Wolfram Selig, in: Handbuch des Antisemitismus. Organisationen, Institutionen, Bewegungen, herausgegeben von Wolfgang Benz, Brigitte Mihok, Band 5, 2012, S.56 f.
  • Matthias Brosch: „Bayreuth Circle“, in: Richard S. Levy (Hrsg.): Antisemitism: A Historical Encyclopedia of Prejudice and Persecution, 2005, Band 1, S. 62 f. (Online-Auszug)
  • Paul Weindling: Health, Race and German Politics between National Unification and Nazism 1870–1945. (Cambridge Studies in the History of Medicine). 2008 Online-Teilansicht
  • Udo Bermbach: Houston Stewart Chamberlain. Wagners Schwiegersohn – Hitlers Vordenker. Metzler, Stuttgart, Weimar 2015, ISBN 978-3-476-02565-4.
  • Hannes Heer/Sven Fritz (Hrsg.): Weltanschauung en marche. Die Bayreuther Festspiele und die „Juden“ 1876 bis 1945“. Königshausen & Neumann, Reihe „Wagner in der Diskussion“ Band 10
  • Winfried Schüler: Der Bayreuther Kreis von seiner Entstehung bis zum Ausgang der Wilhelminischen Ära. Wagnerkult und Kulturreform im Geiste völkischer Weltanschauung. Münster, Aschendorff, 1971, 3-402-05365-9
  • Houston Stewart Chamberlain: Lebenswege meines Denkens. München, F. Bruckmann A.-G., 1922
  • Houston Stewart Chamberlain: Richard Wagner. F. Bruckmann 1895.
  • Wolzogen, Hans von: Lieder des Lebens. Berlin, Verlag Ludwig Schroeter, ohne Jahr (1930)
  • Wagner, C. - Pretzsch, Paul (Hrsg.): Cosima Wagner und Houston Stewart Chamberlain im Briefwechsel 1888–1908. 2. Auflage. Leipzig, Philipp Reclam jun., 1934
  • Udo Bermbach: Richard Wagner in Deutschland. Rezeption und Verfälschungen. Metzler, Stuttgart/Weimar 2011, ISBN 978-3-476-01884-7
  • Bülow, Paul: Adolf Hitler und der Bayreuther Kulturkreis- Leipzig. Hamburg: Schloeßmann 1933. (= Aus Deutschlands Werden. H.9)
  • Joachim Köhler: Wagners Hitler, Blessing, ISBN 978-3-89667-016-8 (vgl. Hitlers Wagner – zeit.de)
  • P. zu Eulenburg-Hersfelde: Eine Erinnerung an Graf Arthur Gobineau. Stuttgart 1906
  • Udo Bernbach: Mythos Wagner, Rowohlt Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-87134-731-3.
  • Pierre-André Taguieff: „Sélectionnisme et socialisme dans une perspective aryaniste : théories, visions et prévisions de Georges Vacher de Lapouge (1854–1936)“, Mil neuf cent, Année 2000, Volume 18, Numéro 1 pp. 7-51 (Digitalisat)

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Alternativbezeichnungen sind: Bayreuther Kulturkreis; Bayreuth Circle; Cercle de Bayreuth usw.
  2. Artikel: “Cosima Wagner“: in: Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), 2. Ausgabe. Herausgegeben von Rudolf Vierhaus. Band 10: Thies – Zymalkowski, K.G. Saur. München 2008, S.342 (Online-Teilansicht)
  3. Ravings of a Renegade – James Joll („one of the most virulent exponents of a racialist view of history and of Germany’s mission as a master race“)
  4. Rothkamm, NZZ
  5. Paul Weindling (2008:107)
  6. David B. Dennis: «Crying “Wolf”? A Review Essay on Recent Wagner Literature», German Studies Review, February 2001, 145-158. - Online
  7. Rosefield, Jayne: ‚Hitler and Wagner‘. History Review; 12/1/1998 (Online)
  8. vgl. Hitler's Table Talk 1941–1944: Secret Conversations, herausgegeben von H. R. Trevor-Roper. 2007, S.264 (Online-Teilansicht)
  9. nach „How the Nazis took flight from Valkyries and Rhinemaidens“ – theguardian.com