„Gumbinnen-Elch“ – Versionsunterschied

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Version vom 14. Mai 2024, 17:07 Uhr

Der im Volksmund bekannte „Gumbinnen-Elch“ ist ein Denkmal das sich im Bürgerpark, Bielefeld befindet. Passend zum „Tag der Heimat“ wurde das Denkmal am 24. September 1961 vom Oberbürgermeister Dr. Rudolf Nierhoff (1897-1988) eingeweiht. Es wurde von dem Hamburger Bildhauer Prof. Hans Martin Ruwoldt (1891-1969) entworfen und ist ein Pendant zur Elch Statue die sich in Gumbinnen (heute Gussew, Russland) befindet. [1]

Der Gumbinner-Elch im Bürgerpark, Bielefeld. (1961)

Das Denkmal dient zur Erinnerung an den ehemaligen Kreis Gumbinnen und soll den Heimatvertriebenen eine Stätte des Andenkens an ihre Heimat sein.

Inhaltsverzeichnis

1. Beschreibung 2. Finanzierung 3. Wappentier 4. Elch Statue in Gumbinnen 5. Hintergrund 6. Literatur 7. Weblinks 8. Einzelnachweise

Beschreibung

Die Bronzestatue zeigt einen überlebensgroßen „ziehenden“ Elch. Die vollplastische Statue ist 3 m lang und 2,75 m hoch - für den Europäischen Elch werden die biometrischen Daten mit 2,70 m Länge und 2,16 Widerristhöhe angegeben.[2] Die Statue wiegt etwa 600 kg. Die Sockelplatte sowie das Fundament bestehen aus Kirchheimer Muschelkalkstein.

Die Idee eines „Gumbinner Elch-Denkmals“ in Bielefeld formulierte die Stadtverwaltung erstmalig 1958. Die Umsetzung dieser Idee wurde aber vom ehemaligen Leiter der Kreisgemeinschaft Gumbinnen Hans Kuntze (1897-1991) wesentlich vorangetrieben. Dieser setzte sich verstärkt für die Erinnerungskultur der heimatvertriebenen Gumbinner ein. Es wurden zwei Gestatltungsvorschläge für das Denkmal eingereicht. Ein Vorschlag kam von dem Künstler Hans Wimmer (1907-1992), der die Umsetzung seines Entwurfs auf 80.000 DM schätze und ein weiterer Voschlag kam vom Bildhauer Hans Martin Ruwoldt, der für seinen Entwurf 25.000 DM ansetzte. Im Juni 1960 beriet dann der "Auschuss für die Vergabe künstlerischer Arbeiten bei städtischen Bauten" über ebendiese Gestaltungsvorschläge. Den Zuschlag bekam schließlich Hans Martin Ruwoldt.[3]

Wimmers Vorschlag einer liegenden Darstellung des Elches wurde von seitens verschiedener Gumbinnen-Vertreter abgelehnt. Als Argument bezog man sich auf antike Texte (Caesar, De bello Gallico, Buch VI, Kap. 27) in denen geschrieben steht, dass sich Elche nicht mal zum Schlafen hinlegen sondern sich lediglich nur an Bäume anlehnen. Es wurde angenommen, dass sich Elche nur zum sterben hinlegen. Da es aber Ziel war die Erinnerung an die damalige Heimat "lebendig" zu halten entschied man sich für einen stehenden Elch und schlussendlich für die "ziehende" Darstellung.[3]

Finanzierung

Die Kosten für das Denkmal beliefen 52.000 DM. Die Stadt Bielefeld bezuschusste dies mit einer Summe von 15.000 DM.[1]

Die Kreisgemeinschaft Gumbinnen sammelte seit Mitte 1958 Spenden – den sog. Elchgroschen – für das Denkmal. Diese wurden hauptsächlich während Jugendfreizeiten oder bei einigen Kreistreffen zusammengetragen. Diese Spenden deckten aber nur einen geringen Teil der Gesamtsumme.[4]

Wappentier

Der Elch hat sich als Wahrzeichen der Gegend entwickelt und ziert heute sogar das Wappen der Stadt Gussew. Das damalige Wappen der Stadt zeigte statt des Elches noch den Preußenadler. Aus Gründen einer auch äußerlich deutlichen Abgrenzung gegenüber der preußischen Geschichte der Stadt wurde dies abgeändert, sodass der Elch nun nicht nur Wahrzeichen, sondern auch Wappentier der Stadt ist.

Elch Statue in Gumbinnen

Das Gegenstück des Bielefelder Denkmals ist die Elch-Statue in Gumbinnen (heute Gussew, Russland). Anders als das Denkmal in Bielefeld zeigt die Bronzestatue dort einen Stehenden Elch. Die Statue hat eine Schulterhöhe von 2,20 m. Die Statue wurde am 24. September 1911 eingeweiht und befindet sich auf dem Magazinplatz. Sie wurde von dem Oberbayerischen Bildhauer Ludwig Vordermayer (1868-1933) entworfen.[4]

In den 1940er Jahren wurde die Elch-Statue abgebaut und galt in den nachkommenden Jahren als verschollen. Sie tauchte im Tierpark von Kaliningrad wieder auf und wurde im Mai 1991 wieder zurück nach Gumbinnen (Gussew) gebracht.[4]

Hintergrund

Gumbinnen war eine Regierungshauptstadt und Kreisstadt in der Provinz Preußen (ab 1878 Ostpreußen). Sie wird erstmalig als Dorf im 16. Jahrhundert erwähnt und am 24. Mai 1724 von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen zur Stadt erhoben.

Am 3. Juli 1818 wird der Kreis Gumbinnen gegründet. Dieser bestand aus 175 Landgemeinden sowie 2 Gutsbezirken. Die östliche Grenze des Kreises war nur 18 km von Litauen entfernt. Im Jahr 1939 zählte der Kreis etwa 55.000 Einwohner. Die Stadt Gumbinnen zählte im selben Jahr rund 25.000 Einwohner.

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15. Mai 1954: Die Patenschaftsurkunde wurde vom Bielefelder Oberbürgermeister Hermann Kohlhase unterzeichnet.

Der Zweite Weltkrieg traf Gumbinnen vor allem in den späteren Kriegsjahren. Am 16. Oktober 1944 wurde die Innenstadt Gumbinnens durch einen Luftangriff verwüstet. In den darauffolgenden Tagen begannen die ersten Bewohner den Ort zu verlassen. Am 21. Oktober wurde dann der amtliche Räumungsbefehl für die Stadt und den Kreis Gumbinnen bekannt gegeben.[1]

Schlussendlich wurde Gumbinnen am 21. Januar 1945 von der Roten Armee besetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in den verschiedensten Teilen Deutschlands zusammen – so auch in der Stadt Bielefeld. Bis April 1946 waren in Bielefeld 14 Transporte aus dem Osten eingetroffen. Am 31. Juli 1952 lebten in Bielefeld über 34.000 Flüchtlinge und Vertriebene.

1951 wurde erstmalig vorgeschlagen, dass die Stadt Bielefeld die Patenschaft für den Kreis Gumbinnen übernehmen soll. Erst 1953 wurde dies offiziell durch die Landmannschaft Ostpreußen beantragt. Im folgenden Jahr beschloss dann der Rat der Stadt Bielefeld einstimmig die Patenschaft - zunächst nur für die Stadt Gumbinnen - zu übernehmen.

Schlussendlich übernahm die Stadt Bielefeld am 15. Mai 1954 die Patenschaft für Stadt und Kreis Gumbinnen.[5] Mit der Patenschaftsübernahme sollte den Heimatvertriebenen eine Stätte des Andenkens geboten werden, wo sie ihre Heimat lebendig halten konnten. Außerdem sollte die Zusammengehörigkeit mit den Heimatvertriebenen gestärkt werden. Mit diesem Hintergedanken entstand schlussendlich auch das „Gumbinner-Elch“ Denkmal.


Literatur

  • Gebauer, Otto: Gumbinnen. Stadt, Kreis, Regierungsbezirk (Gumbinner Heimatbuch), Leer 1958
  • Vogelsang, Reinhard: Stadtzeichen – Skulpturen, Denkmäler und Brunnen in Bielefeld – Eine Dokumentation, Verlag für Druckgrafik Hans Gieselmann, Bielefeld 2011 ISBN 978-3-923830-79-4
  • Grenz, Rudolf: Gumbinnen. Stadt und Keis Gumbinnen - Eine ostpreußische Dokumentation, Marburg/Lahn 1971

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 270,10/Kreisarchiv Gumbinnen, Nr. 3720
  2. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 270,10/Kreisarchiv Gumbinnen, Nr. 2170
  3. a b Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,1/Kulturdezernat, Nr. 524
  4. a b c Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 270,10/Kreisarchiv Gumbinnen, Nr. 1217
  5. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 270,10/Kreisarchiv Gumbinnen, Nr. 1017