„FOUR-Score“ – Versionsunterschied

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Der FOUR Score ist eine klinische Bewertungsskala, die von medizinischem Fachpersonal bei der Beurteilung von Patienten mit Bewusstseinsstörungen verwendet werden kann. Sie wurde von Dr. Eelco F.M. Wijdicks und Kollegen in der neurokritischen Pflege an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, entwickelt. "FOUR" ist in diesem Zusammenhang ein Akronym für "Full Outline of UnResponsiveness".
Der '''FOUR-Score''' ist eine klinische Bewertungsskala, die zur medizinischem Einschätzung von Patienten mit [[Bewusstseinsstörung|Bewusstseinsstörungen]] verwendet werden kann. Sie wurde von Dr. Wijdicks und Kollegen in der neurologischen [[Intensivmedizin]] an der [[Mayo Clinic]] in Rochester, Minnesota, entwickelt.<ref name=Wijdicks>{{cite journal |vauthors=Wijdicks EF, Bamlet WR, Maramattom BV, Manno EM, McClelland RL | title=Validation of a new coma scale: The FOUR score | journal=Annals of Neurology | year=2005 | volume=58 | issue=4 | pages=585–93| language=en | pmid=16178024 | doi=10.1002/ana.20611| s2cid=13950317 }}</ref> "FOUR" ist in diesem Zusammenhang ein Akronym für "Full Outline of UnResponsiveness".


Der FOUR-Score ist eine 17-Punkte-Skala (mit möglichen Punktzahlen von 0 bis 16). Ein abnehmender FOUR-Score geht mit einer Verschlechterung der Bewusstseinslage einher. Mit dem FOUR Score werden vier Bereiche der neurologischen Funktion bewertet: Augenreaktionen, motorische Reaktionen, Hirnstammreflexe und Atemmuster.
Der FOUR-Score bildet auf einer Skala von 0 bis 16 Punkten das Ausmaß einer Bewusstseinsstörung ab mit niedrigeren Werten für eine schlechtere Bewusstseinslage. Es werden vier Bereiche der neurologischen Funktion bewertet: Augenreaktionen, motorische Reaktionen, Hirnstammreflexe und Atemmuster.


Der Grundgedanke bei der Entwicklung des FOUR-Score bestand darin, eine klinische Bewertungsskala für die Beurteilung von Patienten mit beeinträchtigter Bewusstseinslage zu schaffen, die bei Patienten mit oder ohne endotracheale Intubation verwendet werden kann. Die wichtigste klinische Bewertungsskala für Patienten mit Bewusstseinsstörungen war in der Vergangenheit die Glasgow Coma Scale (GCS), die bei Patienten mit einem Endotrachealtubus nicht angewendet werden kann (eine Komponente der GCS ist die Bewertung verbaler Reaktionen, die bei Vorhandensein eines Endotrachealtubus nicht möglich ist)
Ein Ziel bei der Entwicklung des FOUR-Score bestand darin, eine klinische Bewertungsskala für die Beurteilung von Bewusstseinsstörungen zu schaffen, die bei Patienten mit oder ohne [[[[Intubation|endotracheale Intubation]]]] verwendet werden kann. Die wichtigste klinische Bewertungsskala in diesem Bereich war in der Vergangenheit die [[Glasgow Coma Scale]] (GCS). Sie enthält als eine Komponente die Bewertung verbaler Reaktionen, die bei intubierten Patienten nicht erhoben werden kann.


Der FOUR-Score wurde im Vergleich zur Glasgow Coma Scale in verschiedenen klinischen Kontexten validiert, u. a. bei der Beurteilung durch Ärzte und Intensivpflegekräfte auf neurologischen und allgemeinen Intensivstationen<ref name=Wijdicks/><ref name=Wolf>{{cite journal |vauthors=Wolf CA, Wijdicks EF, Bamlet WR, McClelland RL | title=Further validation of the FOUR score coma scale by intensive care nurses. | journal=Mayo Clinic Proceedings | year=2007 | volume=82 | pages=435–438| language=en | pmid=17418071 | doi=10.4065/82.4.435 | issue=4}}</ref><ref name=Iyer>{{cite journal |vauthors=Iyer VN, Mandrekar JN, Danielson RD, Zubkov AY, Elmer JL, Wijdicks EF | title=Validity of the FOUR score coma scale in the medical intensive care unit. | journal=Mayo Clinic Proceedings | year=2009 | volume=84 | pages=694–701| language=en | pmid=19648386 | doi=10.4065/84.8.694 | issue=8 | pmc=2719522}}</ref> und bei der Beurteilung von Patienten in der Notaufnahme<ref name=Stead>{{cite journal |vauthors=Stead LG, Wijdicks EF, Bhagra A, Kashyap R, Bellolio MF, Nash DL, Enduri S, Schears R, William B | title=Validation of a new coma scale, the FOUR score, in the emergency department. | journal=Neurocritical Care| year=2009 | volume=10 | pages=50–54| language=en | pmid=18807215 | doi=10.1007/s12028-008-9145-0 | issue=1| s2cid=25224573 }}</ref>. Ein Vergleich der [[Reliabilität|Inter-Observer-Reliabilität]] des FOUR-Scores und des GCS zeigte einen kleinen, aber [[Statistische Signifikanz|statistisch signifikanten]] Vorteil des FOUR-Score. Insgesamt hat der FOUR-Score bessere [[Beurteilung eines binären Klassifikators#Statistische Gütekriterien der Klassifikation|biostatistische Eigenschaften]] als die Glasgow Coma Scale in Bezug auf Sensitivität, Spezifität, Genauigkeit und positiven Vorhersagewert.
Der FOUR-Score wurde im Vergleich zur Glasgow Coma Scale in verschiedenen klinischen Kontexten validiert, u. a. bei der Beurteilung durch Ärzte auf der Neurocritical Care Unit, bei der Beurteilung durch Intensivpfleger, bei der Beurteilung von Patienten auf der medizinischen Intensivstation (ICU) und bei der Beurteilung von Patienten in der Notaufnahme. Ein Vergleich der Inter-Observer-Reliabilität des FOUR-Scores und des GCS deutet darauf hin, dass der FOUR-Score bei dieser speziellen Messung der Testfunktion möglicherweise einen bescheidenen, aber signifikanten Vorteil aufweist.


Insgesamt hat der FOUR-Score bessere biostatistische Eigenschaften als die Glasgow Coma Scale in Bezug auf Sensitivität, Spezifität, Genauigkeit und positiven Vorhersagewert.
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Version vom 16. April 2024, 03:09 Uhr

Der FOUR-Score ist eine klinische Bewertungsskala, die zur medizinischem Einschätzung von Patienten mit Bewusstseinsstörungen verwendet werden kann. Sie wurde von Dr. Wijdicks und Kollegen in der neurologischen Intensivmedizin an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, entwickelt.[1] "FOUR" ist in diesem Zusammenhang ein Akronym für "Full Outline of UnResponsiveness".

Der FOUR-Score bildet auf einer Skala von 0 bis 16 Punkten das Ausmaß einer Bewusstseinsstörung ab mit niedrigeren Werten für eine schlechtere Bewusstseinslage. Es werden vier Bereiche der neurologischen Funktion bewertet: Augenreaktionen, motorische Reaktionen, Hirnstammreflexe und Atemmuster.

Ein Ziel bei der Entwicklung des FOUR-Score bestand darin, eine klinische Bewertungsskala für die Beurteilung von Bewusstseinsstörungen zu schaffen, die bei Patienten mit oder ohne [[endotracheale Intubation]] verwendet werden kann. Die wichtigste klinische Bewertungsskala in diesem Bereich war in der Vergangenheit die Glasgow Coma Scale (GCS). Sie enthält als eine Komponente die Bewertung verbaler Reaktionen, die bei intubierten Patienten nicht erhoben werden kann.

Der FOUR-Score wurde im Vergleich zur Glasgow Coma Scale in verschiedenen klinischen Kontexten validiert, u. a. bei der Beurteilung durch Ärzte und Intensivpflegekräfte auf neurologischen und allgemeinen Intensivstationen[1][2][3] und bei der Beurteilung von Patienten in der Notaufnahme[4]. Ein Vergleich der Inter-Observer-Reliabilität des FOUR-Scores und des GCS zeigte einen kleinen, aber statistisch signifikanten Vorteil des FOUR-Score. Insgesamt hat der FOUR-Score bessere biostatistische Eigenschaften als die Glasgow Coma Scale in Bezug auf Sensitivität, Spezifität, Genauigkeit und positiven Vorhersagewert.

FOUR - Full Outline of UnResponsiveness
Punkte Augenbewegung Motorik Hirnstammreflexe Atmung
4 Augen offen, Blickfolge, Blinzeln auf Kommando Geste nach Aufforderung (Daumen hoch, Faust, Peace-Zeichen) Pupillen- und Cornealreflex vorhanden Normales Atemmuster
3 Augen offen, folgt aber nicht mit dem Blick Gezielte Abwehrbewegung Eine Pupille weit und lichtstarr Cheyne–Stokes Atmung
2 Augenöffnen auf laute Ansprache Beugereaktion auf Schmerzreiz Pupillen- oder Cornealreflex fehlt Irreguläre Atmung
1 Augenöffnen auf Schmerzreiz Streckreaktion auf Schmerzreiz Pupillen- und Cornealreflex fehlen Intubiert, mit Spontanatmung
0 Kein Augenöffnen auch auf Schmerzreiz Keine Reaktion auf Schmerzreiz oder anhaltende Myoklonien Pupillen-, Corneal- und Hustenreflex fehlen Intubiert, keine Spontanatmung

[[Kategorie:Scoring-System]] [[Kategorie:Diagnostisches Verfahren in der Neurologie]] [[Kategorie:Diagnostisches Verfahren in der Intensivmedizin]]

  1. a b Wijdicks EF, Bamlet WR, Maramattom BV, Manno EM, McClelland RL: Validation of a new coma scale: The FOUR score. In: Annals of Neurology. 58. Jahrgang, Nr. 4, 2005, S. 585–93, doi:10.1002/ana.20611, PMID 16178024 (englisch).
  2. Wolf CA, Wijdicks EF, Bamlet WR, McClelland RL: Further validation of the FOUR score coma scale by intensive care nurses. In: Mayo Clinic Proceedings. 82. Jahrgang, Nr. 4, 2007, S. 435–438, doi:10.4065/82.4.435, PMID 17418071 (englisch).
  3. Iyer VN, Mandrekar JN, Danielson RD, Zubkov AY, Elmer JL, Wijdicks EF: Validity of the FOUR score coma scale in the medical intensive care unit. In: Mayo Clinic Proceedings. 84. Jahrgang, Nr. 8, 2009, S. 694–701, doi:10.4065/84.8.694, PMID 19648386, PMC 2719522 (freier Volltext) – (englisch).
  4. Stead LG, Wijdicks EF, Bhagra A, Kashyap R, Bellolio MF, Nash DL, Enduri S, Schears R, William B: Validation of a new coma scale, the FOUR score, in the emergency department. In: Neurocritical Care. 10. Jahrgang, Nr. 1, 2009, S. 50–54, doi:10.1007/s12028-008-9145-0, PMID 18807215 (englisch).