„Rainer Wohlfeil“ – Versionsunterschied

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Rainer Wohlfeil entstammte einer Akademikerfamilie. Er war der Sohn von Traugott Herrmann Georg Wohlfeil (1900–1945) und der 1902 geborenen Magdalene Lieder. Aus der 1926 geschlossenen Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor. Seit Juli 1932 lebten beide getrennt. Sein Vater war zunächst parteilos und seit dem 23. März 1933 Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]. Am 1. November 1933 trat er der [[Sturmabteilung|SA]] bei und stieg am 9. November 1935 zum Sanitätsoberscharführer auf.<ref>Ralf Forsbach: ''Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“.'' München 2006, S. 116, Anm. 249.</ref> Nach Promotion zum Dr. phil. (1923) und Dr. med. (1936) und [[Habilitation]] (1929) wurde Wohlfeil Leiter der Seuchenabteilung des [[Robert Koch-Institut]]s. Er hatte sich früh für die Etablierung der [[Eugenik|Rassenhygiene]] eingesetzt. Vor dem [[Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund|NS-Ärztebund]] hielt er Vorträge über Vererbungslehre und Rassenhygiene.<ref>Ralf Forsbach: ''Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“.'' München 2006, S. 113–119.</ref> Seine Mutter hatte 1932 in Königsberg über Geschmacksstörungen nach Mittelohrerkrankungen und Radikaloperationen promoviert.
Rainer Wohlfeil entstammte einer Akademikerfamilie. Er war der Sohn von Traugott Herrmann Georg Wohlfeil (1900–1945) und der 1902 geborenen Magdalene Lieder. Aus der 1926 geschlossenen Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor. Seit Juli 1932 lebten beide getrennt. Sein Vater war zunächst parteilos und seit dem 23. März 1933 Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]. Am 1. November 1933 trat er der [[Sturmabteilung|SA]] bei und stieg am 9. November 1935 zum Sanitätsoberscharführer auf.<ref>Ralf Forsbach: ''Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“.'' München 2006, S. 116, Anm. 249.</ref> Nach Promotion zum Dr. phil. (1923) und Dr. med. (1936) und [[Habilitation]] (1929) wurde Wohlfeil Leiter der Seuchenabteilung des [[Robert Koch-Institut]]s. Er hatte sich früh für die Etablierung der [[Eugenik|Rassenhygiene]] eingesetzt. Vor dem [[Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund|NS-Ärztebund]] hielt er Vorträge über Vererbungslehre und Rassenhygiene.<ref>Ralf Forsbach: ''Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“.'' München 2006, S. 113–119.</ref> Seine Mutter hatte 1932 in Königsberg über Geschmacksstörungen nach Mittelohrerkrankungen und Radikaloperationen promoviert.


Rainer Wohlfeil besuchte das [[Landesschule Pforta|Internat Schulpforta]]. Er beantragte am 30. Januar 1944 die Aufnahme in die NSDAP und wurde am 20. April 1944 aufgenommen.<ref>NSDAP-Mitgliederkartei (Gaukartei), BArch R 9631-IX KARTEI / 49410350</ref> Als Gefreiter hat er Kriegsdienst geleistet.<ref>Markus Pöhlmann: ''»Geringe Produktivität auf teilweise recht uninteressanten Randgebieten«? Die Anfänge des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und die Entscheidung für ein amtliches Reihenwerk zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, 1957–1972.'' In: ''Militärgeschichtliche Zeitschrift'' 82, 2023, S. 59–95, hier: S. 75.</ref> Im März 1945 wurde er schwer verwundet. Nach dem Krieg studierte er von 1950 bis 1955 Geschichte und Jura an den Universitäten in [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] und [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz|Mainz]], wo er bei [[Ludwig Petry]] über die Pfalz in der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes zwischen 1815 und 1866 [[Promotion (Doktor)|promoviert]] wurde. Nach einem Forschungsaufenthalt als [[Deutscher Akademischer Austauschdienst|DAAD]]-Stipendiat in Madrid ([[Consejo Superior de Investigaciones Científicas|CSIC]], 1955/56) erfolgte 1964 seine [[Habilitation]] mit einer Arbeit über ''Spanien und die Deutsche Erhebung 1808–1814'' an der Universität Mainz. Von 1964 bis 1966 lehrte er als Privatdozent. Er verfasste zahlreiche Untersuchungen zu militärhistorischen Themen während seiner Beschäftigung von 1957 bis 1970 im [[Militärgeschichtliches Forschungsamt|Militärgeschichtlichen Forschungsamt]] in Freiburg im Breisgau, zuletzt als „Leitender Historiker“, darunter die wegweisende Studie zum Konzept der Militärgeschichte.<ref>Christian Th. Müller, Rainer Wohlfeil: ''Wehr-, Kriegs- oder Militärgeschichte?'' In: ''[[Militärgeschichtliche Mitteilungen]]'' 1, 1967, S. 21–29 ([https://www.portal-militaergeschichte.de/Wohlfeil_Milit%c3%a4rgeschichte1967 online]).</ref>
Rainer Wohlfeil besuchte das [[Landesschule Pforta|Internat Schulpforta]]. Als Gefreiter hat er Kriegsdienst geleistet.<ref>Markus Pöhlmann: ''»Geringe Produktivität auf teilweise recht uninteressanten Randgebieten«? Die Anfänge des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und die Entscheidung für ein amtliches Reihenwerk zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, 1957–1972.'' In: ''Militärgeschichtliche Zeitschrift'' 82, 2023, S. 59–95, hier: S. 75.</ref> Im März 1945 wurde er schwer verwundet. Nach dem Krieg studierte er von 1950 bis 1955 Geschichte und Jura an den Universitäten in [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] und [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz|Mainz]], wo er bei [[Ludwig Petry]] über die Pfalz in der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes zwischen 1815 und 1866 [[Promotion (Doktor)|promoviert]] wurde. Nach einem Forschungsaufenthalt als [[Deutscher Akademischer Austauschdienst|DAAD]]-Stipendiat in Madrid ([[Consejo Superior de Investigaciones Científicas|CSIC]], 1955/56) erfolgte 1964 seine [[Habilitation]] mit einer Arbeit über ''Spanien und die Deutsche Erhebung 1808–1814'' an der Universität Mainz. Von 1964 bis 1966 lehrte er als Privatdozent. Er verfasste zahlreiche Untersuchungen zu militärhistorischen Themen während seiner Beschäftigung von 1957 bis 1970 im [[Militärgeschichtliches Forschungsamt|Militärgeschichtlichen Forschungsamt]] in Freiburg im Breisgau, zuletzt als „Leitender Historiker“, darunter die wegweisende Studie zum Konzept der Militärgeschichte.<ref>Christian Th. Müller, Rainer Wohlfeil: ''Wehr-, Kriegs- oder Militärgeschichte?'' In: ''[[Militärgeschichtliche Mitteilungen]]'' 1, 1967, S. 21–29 ([https://www.portal-militaergeschichte.de/Wohlfeil_Milit%c3%a4rgeschichte1967 online]).</ref>


An der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]] lehrte er im Rahmen der [[Umhabilitation]] bis 1970 als Privatdozent. Im Wintersemester 1969/70 übernahm er eine Lehrstuhlvertretung an der [[Universität zu Köln]]. Nach seiner Ernennung 1970 zum außerplanmäßigen Professor erhielt er Rufe an die Universitäten Hamburg, Köln, Trier und Saarbrücken. Er entschied sich für die [[Historisches Seminar (Universität Hamburg)|Universität Hamburg]]. Dort trat er die Nachfolge von [[Gerhard Oestreich]] im Wintersemester 1970/71 an.<ref>[[Dirk Brietzke]]: ''Geschichtswissenschaft an der Hamburger Universität. Zur Geschichte des Historischen Seminars 1907–1990.'' In: Eckart Krause, [[Rainer Nicolaysen]] und Gunnar B. Zimmermann (Hrsg.): ''100 Jahre Universität Hamburg'', Bd. 2, Göttingen 2021, S. 45–92, hier: S. 86.</ref> In Hamburg leitete er 1973/74 den Fachbereich Geschichtswissenschaft. Hamburg entwickelte sich unter Wohlfeil zu einem Zentrum für die Erforschung der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts. Aufsehen erregte Wohlfeil in seiner Zeit dadurch, dass er wissenschaftliche Kontakte zur [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] aufnahm.<ref>[[Barbara Vogel (Historikerin)|Barbara Vogel]]: ''Geschichtswissenschaft in Hamburg seit 1970.'' In: [[Rainer Nicolaysen]], [[Axel Schildt]] (Hrsg.): ''100 Jahre Geschichtswissenschaft in Hamburg'' (= ''Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte.'' Bd. 18). Reimer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-496-02838-3, S. 295–330, hier: S. 316.</ref> Im Jahr 1990 wurde Wohlfeil emeritiert. Zu seinen akademischen Schülern gehören [[Rainer Elkar]], [[Ruth Kastner]], [[Franklin Kopitzsch]], [[Rainer Postel]] und [[Klaus Wittmann (General)|Klaus Wittmann]]. Er war Mitherausgeber der Reihe ''Militärgeschichtliche Studien'' (1966–1989) und von der Fachzeitschrift ''[[Militärgeschichtliche Mitteilungen]]'' (1970–1989).
An der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]] lehrte er im Rahmen der [[Umhabilitation]] bis 1970 als Privatdozent. Im Wintersemester 1969/70 übernahm er eine Lehrstuhlvertretung an der [[Universität zu Köln]]. Nach seiner Ernennung 1970 zum außerplanmäßigen Professor erhielt er Rufe an die Universitäten Hamburg, Köln, Trier und Saarbrücken. Er entschied sich für die [[Historisches Seminar (Universität Hamburg)|Universität Hamburg]]. Dort trat er die Nachfolge von [[Gerhard Oestreich]] im Wintersemester 1970/71 an.<ref>[[Dirk Brietzke]]: ''Geschichtswissenschaft an der Hamburger Universität. Zur Geschichte des Historischen Seminars 1907–1990.'' In: Eckart Krause, [[Rainer Nicolaysen]] und Gunnar B. Zimmermann (Hrsg.): ''100 Jahre Universität Hamburg'', Bd. 2, Göttingen 2021, S. 45–92, hier: S. 86.</ref> In Hamburg leitete er 1973/74 den Fachbereich Geschichtswissenschaft. Hamburg entwickelte sich unter Wohlfeil zu einem Zentrum für die Erforschung der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts. Aufsehen erregte Wohlfeil in seiner Zeit dadurch, dass er wissenschaftliche Kontakte zur [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] aufnahm.<ref>[[Barbara Vogel (Historikerin)|Barbara Vogel]]: ''Geschichtswissenschaft in Hamburg seit 1970.'' In: [[Rainer Nicolaysen]], [[Axel Schildt]] (Hrsg.): ''100 Jahre Geschichtswissenschaft in Hamburg'' (= ''Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte.'' Bd. 18). Reimer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-496-02838-3, S. 295–330, hier: S. 316.</ref> Im Jahr 1990 wurde Wohlfeil emeritiert. Zu seinen akademischen Schülern gehören [[Rainer Elkar]], [[Ruth Kastner]], [[Franklin Kopitzsch]], [[Rainer Postel]] und [[Klaus Wittmann (General)|Klaus Wittmann]]. Er war Mitherausgeber der Reihe ''Militärgeschichtliche Studien'' (1966–1989) und von der Fachzeitschrift ''[[Militärgeschichtliche Mitteilungen]]'' (1970–1989).
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Version vom 14. August 2023, 07:45 Uhr

Rainer Traugott Wohlfeil (* 27. April 1927 in Königsberg) ist ein deutscher Historiker. Er lehrte von 1970 bis 1990 als Professor mit dem Schwerpunkt Frühe Neuzeit an der Universität Hamburg. Intensiv befasste er sich mit der Reformation, der spanischen Geschichte (16.–20. Jahrhundert), der Militärgeschichte, der Historischen Bildkunde und dem Bauernkrieg.

Leben und Wirken

Rainer Wohlfeil entstammte einer Akademikerfamilie. Er war der Sohn von Traugott Herrmann Georg Wohlfeil (1900–1945) und der 1902 geborenen Magdalene Lieder. Aus der 1926 geschlossenen Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor. Seit Juli 1932 lebten beide getrennt. Sein Vater war zunächst parteilos und seit dem 23. März 1933 Mitglied der NSDAP. Am 1. November 1933 trat er der SA bei und stieg am 9. November 1935 zum Sanitätsoberscharführer auf.[1] Nach Promotion zum Dr. phil. (1923) und Dr. med. (1936) und Habilitation (1929) wurde Wohlfeil Leiter der Seuchenabteilung des Robert Koch-Instituts. Er hatte sich früh für die Etablierung der Rassenhygiene eingesetzt. Vor dem NS-Ärztebund hielt er Vorträge über Vererbungslehre und Rassenhygiene.[2] Seine Mutter hatte 1932 in Königsberg über Geschmacksstörungen nach Mittelohrerkrankungen und Radikaloperationen promoviert.

Rainer Wohlfeil besuchte das Internat Schulpforta. Als Gefreiter hat er Kriegsdienst geleistet.[3] Im März 1945 wurde er schwer verwundet. Nach dem Krieg studierte er von 1950 bis 1955 Geschichte und Jura an den Universitäten in Göttingen und Mainz, wo er bei Ludwig Petry über die Pfalz in der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes zwischen 1815 und 1866 promoviert wurde. Nach einem Forschungsaufenthalt als DAAD-Stipendiat in Madrid (CSIC, 1955/56) erfolgte 1964 seine Habilitation mit einer Arbeit über Spanien und die Deutsche Erhebung 1808–1814 an der Universität Mainz. Von 1964 bis 1966 lehrte er als Privatdozent. Er verfasste zahlreiche Untersuchungen zu militärhistorischen Themen während seiner Beschäftigung von 1957 bis 1970 im Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg im Breisgau, zuletzt als „Leitender Historiker“, darunter die wegweisende Studie zum Konzept der Militärgeschichte.[4]

An der Universität Freiburg lehrte er im Rahmen der Umhabilitation bis 1970 als Privatdozent. Im Wintersemester 1969/70 übernahm er eine Lehrstuhlvertretung an der Universität zu Köln. Nach seiner Ernennung 1970 zum außerplanmäßigen Professor erhielt er Rufe an die Universitäten Hamburg, Köln, Trier und Saarbrücken. Er entschied sich für die Universität Hamburg. Dort trat er die Nachfolge von Gerhard Oestreich im Wintersemester 1970/71 an.[5] In Hamburg leitete er 1973/74 den Fachbereich Geschichtswissenschaft. Hamburg entwickelte sich unter Wohlfeil zu einem Zentrum für die Erforschung der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts. Aufsehen erregte Wohlfeil in seiner Zeit dadurch, dass er wissenschaftliche Kontakte zur DDR aufnahm.[6] Im Jahr 1990 wurde Wohlfeil emeritiert. Zu seinen akademischen Schülern gehören Rainer Elkar, Ruth Kastner, Franklin Kopitzsch, Rainer Postel und Klaus Wittmann. Er war Mitherausgeber der Reihe Militärgeschichtliche Studien (1966–1989) und von der Fachzeitschrift Militärgeschichtliche Mitteilungen (1970–1989).

Seine Forschungsschwerpunkte sind die spanische Geschichte, die Historische Bildkunde, das Zeitalter der Reformation, Karl V. und die Militärgeschichte. Wohlfeil plädierte seit den 1980er Jahren für den „Erkenntniswert“, den „Bilder als historische Quelle vermitteln können“. Er vertrat die These, dass aus jedem historischen Bild und seiner historischen Entstehungsbedingungen sich Informationen über den Menschen als Individuum oder kollektives Wesen gewinnen lassen können.[7] Seine in den 1980er Jahren präsentierte Vorstellungen einer Bildkunde[8] sind in der Geschichtswissenschaft bis in die Gegenwart noch immer ein wichtiger Referenzpunkt.[9] Er setzte sich als westdeutscher Reformationshistoriker mit dem durch die Historiker der DDR geprägten Begriff der frühbürgerliche Revolution auseinander. Er wies daraufhin, dass zu Beginn des 16. Jahrhunderts nicht von Bürgertum gesprochen werden könne.[10] Er legte 1982 eine Einführung in die Geschichte der deutschen Reformation vor.

Wohlfeil heiratete 1956 in Kaiserslautern die Künstlerin Trudl Nothaass. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Mit seiner Frau legte er von den 1980er bis Ende der 1990er Jahre zahlreiche Studien auf der Grundlage von Bildinterpretationen vor.

Schriften

Monografien

  • Spaniens Geschichte im Spiegel von Münzen und Banknoten. Wiss. Verl. Dokumentation & Buch, Hamburg 2010, ISBN 978-3-934632-39-4.
  • Einführung in die Geschichte der deutschen Reformation. Beck, München 1982, ISBN 3-406-08675-6.
  • Das wissenschaftliche Lutherbild der Gegenwart in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik. Ein Vergleich. Niedersächsische Landeszentrale für Politische Bildung, Hannover 1982.
  • Spanien und die deutsche Erhebung 1808–1814. F. Steiner, Wiesbaden 1965 (zugleich Habilitationsschrift, Mainz 1964).
  • Vom stehenden Heer des Absolutismus zur allgemeinen Wehrpflicht (1789–1814) (= Handbuch zur deutschen Militärgeschichte. Lieferung 1). Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1964.
  • Die Pfalz in der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes 1815–1866. Mainz 1954 (recte 1955), (Mainz, Universität, Diss. v. 1. September 1955).

Herausgeberschaften

  • mit Brigitte Tolkemitt: Historische Bildkunde. Probleme – Wege – Beispiele (= Zeitschrift für historische Forschung. Beiheft 12). Duncker und Humblot, Berlin 1991, ISBN 3-428-07187-5.
  • Der Bauernkrieg 1524–26. Bauernkrieg und Reformation. Neun Beiträge (= Nymphenburger Texte zur Wissenschaft. Bd. 21). Nymphenburger Verlagshandlung, München 1975, ISBN 3-485-03221-2.
  • Reformation oder frühbürgerliche Revolution? (= Nymphenburger Texte zur Wissenschaft. Bd. 5). Nymphenburger Verlagshandlung, München 1972, ISBN 3-485-03205-0.

Literatur

  • Rainer Postel, Franklin Kopitzsch (Hrsg.): Reformation und Revolution. Beiträge zum politischen Wandel und den sozialen Kräften am Beginn der Neuzeit. Festschrift für Rainer Wohlfeil zum 60. Geburtstag. Steiner, Stuttgart 1989, ISBN 3-515-05164-3.

Anmerkungen

  1. Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“. München 2006, S. 116, Anm. 249.
  2. Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“. München 2006, S. 113–119.
  3. Markus Pöhlmann: »Geringe Produktivität auf teilweise recht uninteressanten Randgebieten«? Die Anfänge des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und die Entscheidung für ein amtliches Reihenwerk zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, 1957–1972. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift 82, 2023, S. 59–95, hier: S. 75.
  4. Christian Th. Müller, Rainer Wohlfeil: Wehr-, Kriegs- oder Militärgeschichte? In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 1, 1967, S. 21–29 (online).
  5. Dirk Brietzke: Geschichtswissenschaft an der Hamburger Universität. Zur Geschichte des Historischen Seminars 1907–1990. In: Eckart Krause, Rainer Nicolaysen und Gunnar B. Zimmermann (Hrsg.): 100 Jahre Universität Hamburg, Bd. 2, Göttingen 2021, S. 45–92, hier: S. 86.
  6. Barbara Vogel: Geschichtswissenschaft in Hamburg seit 1970. In: Rainer Nicolaysen, Axel Schildt (Hrsg.): 100 Jahre Geschichtswissenschaft in Hamburg (= Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Bd. 18). Reimer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-496-02838-3, S. 295–330, hier: S. 316.
  7. Rainer Wohlfeil: Methodische Reflexionen zur historischen Bildkunde. In: Brigitte Tolkemitt, Rainer Wohlfeil (Hrsg.): Historische Bildkunde. Berlin 1991, S. 17–35, hier: S. 18 (online)
  8. Rainer Wohlfeil: Das Bild als Geschichtsquelle. In: Historische Zeitschrift 243, 1986, S. 91–100.
  9. Jens Jäger: Überlegungen zu einer historiografischen Bildanalyse. In: Historische Zeitschrift 304, 2017, S. 655–682, hier: S. 682.
  10. Laurenz Müller: Diktatur und Revolution. Reformation und Bauernkrieg in der Geschichtsschreibung des „Dritten Reiches“ und der DDR. Stuttgart 2004, S. 251.