„Thomas der Slawe“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Proxy (Diskussion | Beiträge) →Literatur: wikilink |
stil |
||
Zeile 3: | Zeile 3: | ||
== Leben == |
== Leben == |
||
Thomas war |
Thomas war ein höherer byzantinischer Offizier ([[Turma]]rch). Nachdem Kaiser [[Leo V. (Byzanz)|Leo V.]] infolge einer Verschwörung des Generals Michael ermordet wurde, der daraufhin als [[Michael II. (Byzanz)|Michael II.]] den byzantinischen Thron bestieg, erhob sich Thomas in [[Kleinasien]] gegen ihn. Nachdem Thomas einige kaisertreue Generäle besiegt und sich mit den Arabern unter [[Kalif]] [[al-Ma'mūn]] verständigt hatte, gewann er rasch Anhänger, zumal er als Beschützer der Armen auftrat und sich, wie Leo V., im Osten des Reichs auf Rückhalt im erstarkenden [[Paulikianer]]tum stützen konnte. |
||
Thomas, der sich angeblich als [[Konstantin VI. (Byzanz)|Konstantin VI.]] ausgab, ließ sich zum Kaiser krönen – zwei seiner Anhänger erhob er unter den Namen [[Konstantios (Mitkaiser des Thomas)|Konstantios]] und [[Anastasios (Mitkaiser des Thomas)|Anastasios]] nacheinander zu Mitkaisern – und belagerte ab Ende 821 erfolglos [[Konstantinopel]]. Als |
Thomas, der sich angeblich als [[Konstantin VI. (Byzanz)|Konstantin VI.]] ausgab, ließ sich zum Kaiser krönen – zwei seiner Anhänger erhob er unter den Namen [[Konstantios (Mitkaiser des Thomas)|Konstantios]] und [[Anastasios (Mitkaiser des Thomas)|Anastasios]] nacheinander zu Mitkaisern – und belagerte ab Ende 821 erfolglos [[Konstantinopel]]. Als 822 der von Kaiser Michael II. zu Hilfe gerufene Bulgarenkhan [[Omurtag]] intervenierte, gewann Michael wieder an Boden. Im Frühjahr 823 wollte Thomas die Belagerung wieder aufnehmen, wurde aber im Mai von Michaels Truppen geschlagen. Dieser drängte Thomas auf einige wenige feste Plätze in [[Thrakien (Landschaft)|Thrakien]] zurück. Schließlich wurde Thomas, der in [[Lüleburgaz (Stadt)|Arkadiopolis]] in Thrakien von Michaels Truppen belagert wurde, im Oktober 823 von seinen eigenen Männern ausgeliefert und [[Pfählung|gepfählt]]; sein Mitregent Anastasios erlitt das gleiche Schicksal. Zwei Unterstützer des Thomas, [[Choireas]] und [[Gazarenos Koloneiates]], konnten sich bis März 824 in Kleinasien halten. Der Aufstand des Thomas scheiterte, aber er hinterließ ein militärisch geschwächtes Reich. Etwa gleichzeitig eroberten die Araber, den Bürgerkrieg der Byzantiner ausnutzend, die Insel [[Kreta]]. |
||
Der dreijährige Bürgerkrieg zählte zu den schlimmsten in der byzantinischen Geschichte. Eine Beurteilung von Thomas wird durch die Quellen erschwert, die allesamt tendenziös sind. Thomas wird |
Der dreijährige Bürgerkrieg zählte zu den schlimmsten in der byzantinischen Geschichte. Eine Beurteilung von Thomas wird durch die Quellen erschwert, die allesamt tendenziös sind. Thomas wird als Ikonenverehrer dargestellt (siehe [[Byzantinischer Bilderstreit]]), was aber umstritten ist, zumal der Bilderstreit in der Auseinandersetzung zwischen Thomas und Michael wohl keine Rolle gespielt hat. |
||
== Literatur == |
== Literatur == |
Aktuelle Version vom 22. Oktober 2021, 20:25 Uhr
Thomas (griechisch Θωμάς, † Oktober 823 in Arkadiopolis), in der Neuzeit mit dem Beinamen der Slawe bedacht, war von 821 bis zu seinem Tod byzantinischer Gegenkaiser.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Thomas war ein höherer byzantinischer Offizier (Turmarch). Nachdem Kaiser Leo V. infolge einer Verschwörung des Generals Michael ermordet wurde, der daraufhin als Michael II. den byzantinischen Thron bestieg, erhob sich Thomas in Kleinasien gegen ihn. Nachdem Thomas einige kaisertreue Generäle besiegt und sich mit den Arabern unter Kalif al-Ma'mūn verständigt hatte, gewann er rasch Anhänger, zumal er als Beschützer der Armen auftrat und sich, wie Leo V., im Osten des Reichs auf Rückhalt im erstarkenden Paulikianertum stützen konnte.
Thomas, der sich angeblich als Konstantin VI. ausgab, ließ sich zum Kaiser krönen – zwei seiner Anhänger erhob er unter den Namen Konstantios und Anastasios nacheinander zu Mitkaisern – und belagerte ab Ende 821 erfolglos Konstantinopel. Als 822 der von Kaiser Michael II. zu Hilfe gerufene Bulgarenkhan Omurtag intervenierte, gewann Michael wieder an Boden. Im Frühjahr 823 wollte Thomas die Belagerung wieder aufnehmen, wurde aber im Mai von Michaels Truppen geschlagen. Dieser drängte Thomas auf einige wenige feste Plätze in Thrakien zurück. Schließlich wurde Thomas, der in Arkadiopolis in Thrakien von Michaels Truppen belagert wurde, im Oktober 823 von seinen eigenen Männern ausgeliefert und gepfählt; sein Mitregent Anastasios erlitt das gleiche Schicksal. Zwei Unterstützer des Thomas, Choireas und Gazarenos Koloneiates, konnten sich bis März 824 in Kleinasien halten. Der Aufstand des Thomas scheiterte, aber er hinterließ ein militärisch geschwächtes Reich. Etwa gleichzeitig eroberten die Araber, den Bürgerkrieg der Byzantiner ausnutzend, die Insel Kreta.
Der dreijährige Bürgerkrieg zählte zu den schlimmsten in der byzantinischen Geschichte. Eine Beurteilung von Thomas wird durch die Quellen erschwert, die allesamt tendenziös sind. Thomas wird als Ikonenverehrer dargestellt (siehe Byzantinischer Bilderstreit), was aber umstritten ist, zumal der Bilderstreit in der Auseinandersetzung zwischen Thomas und Michael wohl keine Rolle gespielt hat.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Helga Köpstein: Thomas. Rebell und Gegenkaiser in Byzanz (= Illustrierte historische Hefte. Bd. 39). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1986.
- Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Siedler, Berlin 2003, ISBN 3-88680-693-6, S. 197.
- Ralph-Johannes Lilie, Claudia Ludwig, Thomas Pratsch, Ilse Rochow, Beate Zielke: Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. 1. Abteilung: (641–867). Band 5: Theophylaktos (#8346) – az-Zubair (#8675), Anonymi (#1001–#12149). Nach Vorarbeiten F. Winkelmanns erstellt. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. De Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-016675-5, S. 33–38, Nr. 8459 (mit Literaturangaben).
- Warren T. Treadgold: The Byzantine Revival, 780–842. Stanford University Press, Stanford 1988, ISBN 0-8047-1462-2, S. 228–242.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur über Thomas den Slawen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
---|---|
NAME | Thomas der Slawe |
KURZBESCHREIBUNG | byzantinischer Gegenkaiser |
GEBURTSDATUM | 8. Jahrhundert |
STERBEDATUM | Oktober 823 |
STERBEORT | Arkadiopolis |