„Yazdegerd II.“ – Versionsunterschied

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Yazdegerd war der Sohn seines Vorgängers [[Bahram V.]] Seine Regierungszeit war geprägt von ständigen militärischen Auseinandersetzungen: Gleich zu Beginn seiner Herrschaft brachen 440/41 Kampfhandlungen mit dem [[Byzantinisches Reich|Oströmischen Reich]] aus; der Krieg, dessen Anlass unklar ist (Kaiser [[Theodosius II.]] hatte wohl die 422 vereinbarten Zahlungen an die Perser eingestellt) und der vermutlich primär als Machtdemonstration des neuen Königs gedacht war, konnte jedoch schon nach wenigen Wochen beendet werden.<ref>[[Geoffrey B. Greatrex]]: ''The two fifth-century wars between Rome and Persia''. In: ''Florilegium'' 12, 1993, S. 1–14.</ref> Die Römer scheinen den Frieden mit [[Tribut]]en erkauft zu haben.
Yazdegerd war der Sohn seines Vorgängers [[Bahram V.]] Seine Regierungszeit war geprägt von ständigen militärischen Auseinandersetzungen: Gleich zu Beginn seiner Herrschaft brachen 440/41 Kampfhandlungen mit dem [[Byzantinisches Reich|Oströmischen Reich]] aus; der Krieg, dessen Anlass unklar ist (Kaiser [[Theodosius II.]] hatte wohl die 422 vereinbarten Zahlungen an die Perser eingestellt) und der vermutlich primär als Machtdemonstration des neuen Königs gedacht war, konnte jedoch schon nach wenigen Wochen beendet werden.<ref>[[Geoffrey B. Greatrex]]: ''The two fifth-century wars between Rome and Persia''. In: ''Florilegium'' 12, 1993, S. 1–14.</ref> Die Römer scheinen den Frieden mit [[Tribut]]en erkauft zu haben.


Yazdgerd war während seiner Regierungszeit aber auch ständig an der Nordostgrenze des Reiches gebunden, wo bereits sein Vater Bahram Feldzüge unternommen hatte. Dort kam es wiederholt zu Kämpfen mit feindlichen Gruppen. In manchen Quellen werden sie als [[Kushan]]s bezeichnet, es handelte sich aber anscheinend um die [[Kidariten]],<ref>Vgl. Daniel T. Potts: ''Nomadism in Iran. From Antiquity to the Modern Era.'' Oxford u.a. 2014, S. 136 und S. 138.</ref> denen Yazdegerd die Tributzahlungen verweigert hat.<ref>Daniel T. Potts: ''Nomadism in Iran. From Antiquity to the Modern Era.'' Oxford u.a. 2014, S. 136.</ref> Der Geschichtsschreiber [[Priskos]] berichtet von wiederholten Kämpfen der Perser an der Grenze gegen die Kidariten. Yazdgerd residierte mehrere Jahre in [[Gorgan]] und versuchte die Lage zu stabilisieren. In ständigen Abwehrkämpfen konnte der König die Nordostgrenze unter großen Mühen und nur vorläufig sichern, die Lage dort blieb auch unter seinen Nachfolgern prekär.<ref>Nikolaus Schindel: ''Yazdgerd II.'' In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): ''Sylloge Nummorum Sasanidarum''. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 385f.</ref>
Yazdgerd war während seiner Regierungszeit aber auch ständig an der Nordostgrenze des Reiches gebunden, wo bereits sein Vater Bahram Feldzüge unternommen hatte. Dort kam es wiederholt zu Kämpfen mit feindlichen Gruppen. In manchen Quellen werden sie als [[Kuschana]] bezeichnet, es handelte sich aber anscheinend um die [[Kidariten]],<ref>Vgl. Daniel T. Potts: ''Nomadism in Iran. From Antiquity to the Modern Era.'' Oxford u.a. 2014, S. 136 und S. 138.</ref> denen Yazdegerd die Tributzahlungen verweigert hat.<ref>Daniel T. Potts: ''Nomadism in Iran. From Antiquity to the Modern Era.'' Oxford u.a. 2014, S. 136.</ref> Der Geschichtsschreiber [[Priskos]] berichtet von wiederholten Kämpfen der Perser an der Grenze gegen die Kidariten. Yazdgerd residierte mehrere Jahre in [[Gorgan]] und versuchte die Lage zu stabilisieren. In ständigen Abwehrkämpfen konnte der König die Nordostgrenze unter großen Mühen und nur vorläufig sichern, die Lage dort blieb auch unter seinen Nachfolgern prekär.<ref>Nikolaus Schindel: ''Yazdgerd II.'' In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): ''Sylloge Nummorum Sasanidarum''. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 385f.</ref>


Einflussreich am Hof Yazdgerd blieb der alte Mihr-Narseh, der bereits zuvor als wichtiger Ratgeber fungiert hatte.<ref>Nikolaus Schindel: ''Yazdgerd II.'' In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): ''Sylloge Nummorum Sasanidarum''. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 384.</ref> Innenpolitisch ordnete Yazdegerd lokal begrenzte [[Christenverfolgung]]en an; offenbar war er dabei auch dem Druck seiner zoroastrischen Priester erlegen, entscheidend dürften aber politische Motive gewesen sein. Durch Zwangsmissionierungen sollten wohl gerade Gebiete an der Peripherie des Reiches stärker an Persien gebunden werden. Mihr-Narseh scheint dabei ein hartes Vorgehen speziell gegen Armenien gefordert zu haben. Dies führte 449/50 zu einem Aufstand im überwiegend christlichen [[Persarmenien]], der jedoch 451 niedergeschlagen werden konnte. Die Römer, die durch den Konflikt mit dem [[Hunnen]]herrscher [[Attila]] gebunden waren, hatten nicht eingegriffen. Nach Yazdegerds Tod folgte ihm zunächst sein ältester Sohn Hormizd als [[Hormizd III.]] nach, der aber bald in einen Bürgerkrieg verwickelt werden sollte.
Einflussreich am Hof Yazdgerd blieb der alte Mihr-Narseh, der bereits zuvor als wichtiger Ratgeber fungiert hatte.<ref>Nikolaus Schindel: ''Yazdgerd II.'' In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): ''Sylloge Nummorum Sasanidarum''. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 384.</ref> Innenpolitisch ordnete Yazdegerd lokal begrenzte [[Christenverfolgung]]en an; offenbar war er dabei auch dem Druck seiner zoroastrischen Priester erlegen, entscheidend dürften aber politische Motive gewesen sein. Durch Zwangsmissionierungen sollten wohl gerade Gebiete an der Peripherie des Reiches stärker an Persien gebunden werden. Mihr-Narseh scheint dabei ein hartes Vorgehen speziell gegen Armenien gefordert zu haben. Dies führte 449/50 zu einem Aufstand im überwiegend christlichen [[Persarmenien]], der jedoch 451 niedergeschlagen werden konnte. Die Römer, die durch den Konflikt mit dem [[Hunnen]]herrscher [[Attila]] gebunden waren, hatten nicht eingegriffen. Nach Yazdegerds Tod folgte ihm zunächst sein ältester Sohn Hormizd als [[Hormizd III.]] nach, der aber bald in einen Bürgerkrieg verwickelt werden sollte.

Version vom 29. Juli 2015, 04:32 Uhr

Münze Yazdegerds II.

Yazdegerd II. (persisch یزدگرد Yazdgerd [jæzdˈgʲerd]) († 457) regierte von 438 oder 439 bis 457 als Großkönig aus dem Geschlecht der Sassaniden das spätantike Persien.

Yazdegerd war der Sohn seines Vorgängers Bahram V. Seine Regierungszeit war geprägt von ständigen militärischen Auseinandersetzungen: Gleich zu Beginn seiner Herrschaft brachen 440/41 Kampfhandlungen mit dem Oströmischen Reich aus; der Krieg, dessen Anlass unklar ist (Kaiser Theodosius II. hatte wohl die 422 vereinbarten Zahlungen an die Perser eingestellt) und der vermutlich primär als Machtdemonstration des neuen Königs gedacht war, konnte jedoch schon nach wenigen Wochen beendet werden.[1] Die Römer scheinen den Frieden mit Tributen erkauft zu haben.

Yazdgerd war während seiner Regierungszeit aber auch ständig an der Nordostgrenze des Reiches gebunden, wo bereits sein Vater Bahram Feldzüge unternommen hatte. Dort kam es wiederholt zu Kämpfen mit feindlichen Gruppen. In manchen Quellen werden sie als Kuschana bezeichnet, es handelte sich aber anscheinend um die Kidariten,[2] denen Yazdegerd die Tributzahlungen verweigert hat.[3] Der Geschichtsschreiber Priskos berichtet von wiederholten Kämpfen der Perser an der Grenze gegen die Kidariten. Yazdgerd residierte mehrere Jahre in Gorgan und versuchte die Lage zu stabilisieren. In ständigen Abwehrkämpfen konnte der König die Nordostgrenze unter großen Mühen und nur vorläufig sichern, die Lage dort blieb auch unter seinen Nachfolgern prekär.[4]

Einflussreich am Hof Yazdgerd blieb der alte Mihr-Narseh, der bereits zuvor als wichtiger Ratgeber fungiert hatte.[5] Innenpolitisch ordnete Yazdegerd lokal begrenzte Christenverfolgungen an; offenbar war er dabei auch dem Druck seiner zoroastrischen Priester erlegen, entscheidend dürften aber politische Motive gewesen sein. Durch Zwangsmissionierungen sollten wohl gerade Gebiete an der Peripherie des Reiches stärker an Persien gebunden werden. Mihr-Narseh scheint dabei ein hartes Vorgehen speziell gegen Armenien gefordert zu haben. Dies führte 449/50 zu einem Aufstand im überwiegend christlichen Persarmenien, der jedoch 451 niedergeschlagen werden konnte. Die Römer, die durch den Konflikt mit dem Hunnenherrscher Attila gebunden waren, hatten nicht eingegriffen. Nach Yazdegerds Tod folgte ihm zunächst sein ältester Sohn Hormizd als Hormizd III. nach, der aber bald in einen Bürgerkrieg verwickelt werden sollte.

Literatur

  • Nikolaus Schindel: Yazdgerd II. In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): Sylloge Nummorum Sasanidarum. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 368ff.
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-07826-8.

Anmerkungen

  1. Geoffrey B. Greatrex: The two fifth-century wars between Rome and Persia. In: Florilegium 12, 1993, S. 1–14.
  2. Vgl. Daniel T. Potts: Nomadism in Iran. From Antiquity to the Modern Era. Oxford u.a. 2014, S. 136 und S. 138.
  3. Daniel T. Potts: Nomadism in Iran. From Antiquity to the Modern Era. Oxford u.a. 2014, S. 136.
  4. Nikolaus Schindel: Yazdgerd II. In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): Sylloge Nummorum Sasanidarum. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 385f.
  5. Nikolaus Schindel: Yazdgerd II. In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): Sylloge Nummorum Sasanidarum. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 384.
VorgängerAmtNachfolger
Bahram V.König des neupersischen Reichs
438–457
Hormizd III.