„Boreout-Syndrom“ – Versionsunterschied

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Merkle sagte in einem Interview mit der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeinen Zeitung]]'' am 27. April 2010, dass der Stress auch durch Vortäuschen eifriger Arbeit entstehen könne, da Betroffene ihre Unterforderung bei der Arbeit nicht zeigen wollten. Allerdings, so Merkle, könne der Stress auch durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden, wie etwa durch [[Mobbing]].<ref name="faz">Florentine Fritzen: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'': [http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/bore-out-syndrom-langeweile-ist-kein-schickes-leiden-1588823.html Bore-Out-Syndrom – „Langeweile ist kein schickes Leiden“]</ref>
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Laut einem Report der [[Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin]] fühlen sich 13 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland fachlich und 5 Prozent mengenmäßig im Job unterfordert.<ref>Nico Pointner: ''"Die Mär des süßen Nichtstuns"'' [http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/boreout-wenn-langeweile-im-job-krank-und-depressiv-macht-a-980954.html/ [[Der Spiegel]]], 14. Juli 2014, geladen 14. Juli 2014</ref>
Laut einem Report der [[Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin]] fühlen sich 13 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland fachlich und 5 Prozent mengenmäßig im Job unterfordert.<ref>Nico Pointner:''[[Spiegel Online]]'': [http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/boreout-wenn-langeweile-im-job-krank-und-depressiv-macht-a-980954.html Diagnose Bore-out: Die Mär des süßen Nichtstuns], 14. Juli 2014, zuletzt aufgerufen am 25. September 2014</ref>


== Diagnose ==
== Diagnose ==

Version vom 25. September 2014, 16:11 Uhr

Als Boreout-Syndrom (von englisch boredom ‚Langeweile‘) bzw. „Ausgelangweilt sein“[1] wird in den Medien ein Zustand ausgesprochener emotionaler Unterforderung bezeichnet. Es wird als Gegenteil des Burnout-Syndroms charakterisiert.[2]

Symptome

Als Symptome des Boreout-Syndroms werden vom Frankfurter Psychotherapeuten Wolfgang Merkle ähnliche wie die des Burnout-Syndroms genannt. Zu ihnen gehören Niedergeschlagenheit, Depressionen, Antriebs- und Schlaflosigkeit, aber auch Tinnitus, Infektionsanfälligkeit, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle.[2][3][4]

Ursachen

Im Gegensatz zum Burnout-Syndrom entstehe ein Boreout durch unterforderungsbedingten Stress, sagt Merkle.[3] Der sogenannte „Unterstress“ entstehe durch zu wenige und falsche Aufgaben am Arbeitsplatz.[2] Außerdem spiele die Diskrepanz zwischen Fähigkeiten und Anforderungen eine weitere Rolle bei der Entstehung von Stress.[2]

Merkle sagte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 27. April 2010, dass der Stress auch durch Vortäuschen eifriger Arbeit entstehen könne, da Betroffene ihre Unterforderung bei der Arbeit nicht zeigen wollten. Allerdings, so Merkle, könne der Stress auch durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden, wie etwa durch Mobbing.[5]

Laut einem Report der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fühlen sich 13 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland fachlich und 5 Prozent mengenmäßig im Job unterfordert.[6]

Diagnose

Aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome zwischen Burnout und Boreout sei eine Diagnose schwierig, so Merkle. Der Welt sagte er im Jahr 2012, dass Burnout etwa dreimal häufiger diagnostiziert würde als Boreout.[2] Dass Betroffene häufig eine Überforderung vortäuschten, erschwere die Diagnose zusätzlich.[3]

Boreout werde meist erst spät diagnostiziert. Viele Betroffene suchten einen Psychologen mit den Symptomen des Burnout-Syndroms auf. Erst im Laufe einer Therapie könne es vorkommen, dass das soziale Gefüge dieser Symptome erfasst und ein Boreout diagnostiziert werden könne.[5]

Häufigkeit

Merkle berichtet, dass das Boreout-Syndrom unbekannt sei, da jeder Mensch lieber an einer sozial angesehenen Störung leide:

„Das hat damit zu tun, dass jeder lieber Störungen hat, die sozial angesehen sind. Jemand, der erzählt: ‚Ich habe so viel zu tun, mein Gott, mir kracht die Bude zusammen vor Arbeit‘, ist sehr viel angesehener als jemand, der sagt, er langweilt sich, hat keine Aufgaben, und das macht ihn fertig. Da sagt doch jeder: ‚Mit dir möchte ich tauschen, das ist ja super!‘“

Wolfgang Merkle gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 2010[5]

Laut Merkle seien Frauen anfälliger für Boreout als Männer, obwohl Männer insgesamt anfälliger für Stress-Phänomene seien. Ein Großteil der Betroffenen arbeiten, Merkles Meinung nach, in der Verwaltung. Es seien auch Arbeitnehmer in der Dienstleistungsbranche häufig von Boreout betroffen.[4] Ein Selbständiger hingegen habe selten ein Boreout.[5]

Therapie

Bei Boreout sollen nach Angaben Merkles eine einfache Psychotherapie bzw. psychotherapeutische Gespräche, aber auch autogenes Training, Musik-, Kunst- bzw. Körpertherapie, Qigong und Atemtherapie helfen. Allerdings könne auch ein Aufenthalt in einer Klinik erforderlich sein, meint Merkle.[5][4]

Anerkennung

Viele Ärzte und Forscher erkennen das Boreout-Syndrom nicht als eine Krankheit bzw. psychische Störung an, sondern beschreiben das Boreout als „Hoax“ oder „Modeleiden“. Kurt Stapf, Direktor des Psychologischen Instituts an der Universität Tübingen, beschreibt das Boreout ebenfalls als „Wortgeklingel“.[1]

Autor Philippe Rothlin, einer der Verfasser des 2007 erschienenen Werkes Diagnose Boreout, ist hingegen der Meinung, dass Boreout existiere, auch wenn er keinen wissenschaftlichen Beweis liefern könne und lediglich auf ein „Phänomen“ aufmerksam machen wolle.[1]

Das Thema Boreout ist sowohl im Film Office Space von 1999 als auch im Buch Der Hauptstadtflughafen von Matthias Roth aufgegriffen und aus der Sicht eines Betroffenen beschrieben worden.

Literatur

  • Ralf Brinkmann, Kurt Stapf: Innere Kündigung. Wenn der Job zur Fassade wird, Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-52815-6.
  • Philippe Rothlin, Peter R. Werder: Diagnose Boreout, warum Unterforderung im Job krank macht, Redline, München 2007, ISBN 978-3-636-01462-7.
  • Philippe Rothlin, Peter R. Werder: Die Boreout-Falle : Wie Unternehmen Langeweile und Leerlauf vermeiden. Redline, München 2009, ISBN 978-3-636-01593-8.
  • Matthias Roth: Der Hauptstadtflughafen. Politik und Missmanagement. Ein Insider berichtet. Zu Klampen Verlag, 2013, ISBN 978-3-86674-228-4.

Einzelnachweise

  1. a b c Zeit Online: Wenn Arbeit krank macht: Chronische Unterforderung
  2. a b c d e Die Welt: Diagnose Bore-out: Wenn der Job langweilt, bis der Arzt kommt
  3. a b c Kölner Stadt-Anzeiger: BOREOUT-SYNDROM: Wenn Unterforderung im Job krank macht
  4. a b c Zeit Online: Bore-Out: Krank vor Langeweile
  5. a b c d e Florentine Fritzen: Frankfurter Allgemeine Zeitung: Bore-Out-Syndrom – „Langeweile ist kein schickes Leiden“
  6. Nico Pointner:Spiegel Online: Diagnose Bore-out: Die Mär des süßen Nichtstuns, 14. Juli 2014, zuletzt aufgerufen am 25. September 2014