„Adam Elsheimer“ – Versionsunterschied

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Version vom 19. Oktober 2013, 16:30 Uhr

Adam Elsheimer, Selbstporträt

Adam Elsheimer (getauft am 18. März 1578 in Frankfurt am Main; † 11. Dezember 1610 in Rom) war ein bedeutender deutscher Maler des 17. Jahrhunderts.

Leben

Elsheimer war das älteste von zehn Kindern des Schneidermeisters Anton und Martha Elsheimer, geborene Reuß. Es ist strittig, ob er entweder im rheinhessischen Wörrstadt oder aber in Frankfurt am Main geboren wurde. Sein Name jedenfalls lässt sich auf das rheinhessische Dorf Elsheim zurückführen, aus dem seine Vorfahren im 16. Jh. wohl weggezogen sind. Nach seiner fünf Jahre dauernden Ausbildung in seiner Heimatstadt bei dem Maler Philipp Uffenbach und einer Studienreise mit kurzen Aufenthalten in München (1598) und Venedig ließ er sich im Jahr 1600 in Rom nieder, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Er heiratete 1606 Carla Antonia Stuart (ital.: Stuarda), eine Frankfurterin schottischer Herkunft. Elsheimer lebte ständig in finanziell beengten Verhältnissen. Zu seinen Freunden zählte Dr. Johannes Faber und der Malerkollege Peter Paul Rubens. Einer seiner „Schüler“ war Hendrick Goudt, der sieben seiner Gemälde in Form von Kupferstichen europaweit bekannt machte. Diese Bekanntschaft trug jedoch auch zum Untergang Elsheimers bei. Goudt war nicht nur Gast, Schüler und Mäzen; angeblich brachte er ihn auch in den Schuldturm, Beweise dafür gibt es aber nicht.

Als Elsheimer mit nur 32 Jahren an den Folgen der Haft (Schuldgefängnis) verstarb, stand er in hohem Ansehen; die römische Malergilde trug ihn feierlich zu Grabe. Aus Rubens’ Brief an Dr. Faber:

„… eine der grausamsten Nachrichten, nämlich des Todes unseres geliebten Adam, der mich auf das schmerzlichste traf. Nach einem solchen Verlust sollte sich unsere ganze Zunft in tiefe Trauer hüllen … Er ist in der ganzen Kraft seines Könnens gestorben und seine Ernte stand noch in ihren Keimen.“

Weitere Schüler waren Paul Juvenell der Ältere und Johann König.

Werk

Briefmarke 2007
Verherrlichung des Kreuzes, Mitteltafel des Kreuzaltars

Während seiner Lehrzeit in Frankfurt dürfte Elsheimer von Gemälden von Albrecht Dürer (Heller-Altar), Hans Holbein d. Ä. und Matthias Grünewald beeinflusst worden sein. In Venedig lernte er die Arbeiten von Tintoretto und Veronese kennen und arbeitete bei Hans Rottenhammer als dessen Werkstattgehilfe. In Rom wiederum sah er die Hell-Dunkel-Malerei Caravaggios.

Seine meist kleinen Bilder sind – wie bei Rottenhammer – überwiegend auf Kupfer und in miniaturhaft feiner Ausführung unter Zuhilfenahme einer Lupe gemalt. Seine Federzeichnungen und Radierungen zeugen von Einfühlungsvermögen und künstlerischer Selbständigkeit. Er bevorzugte religiöse und mythologische Themen, häufig verbunden mit Landschaften in „romantischer“ Beleuchtung und poetischer Stimmung. Mit dieser verband er einen neuen Realismus und begründete damit einen neuen Stil in der europäischen Landschaftsmalerei. Elsheimer markiert damit die Abkehr vom Manierismus.

Infolge seines frühen Todes ist sein Lebenswerk nur klein geblieben, auch weil er nur sehr langsam arbeitete und Depressionen ihn behinderten. Dennoch belegen seine Gemälde eine ganz ungewöhnliche künstlerische Spannweite: in der Taufe Christi verband er altdeutsche Landschaftsmalerei mit hochbarockem Raumgefühl; seine Procris nahm die Erotik Poussins und Rubens’ vorweg; vor Elsheimer gab es keine Darstellung der himmelweiten Landschaft wie in der Aurora; die Nachtstücke wie Der Brand Trojas, Ceres, Flucht nach Ägypten waren wegweisend, und der „kleine“ Tobias sowie das intime Interieur bei Philemon und Baucis dienten 50 Jahre später Rembrandt als Vorlage und Anregung. Von seinem Werk ist ein weitreichender Einfluss ausgegangen (auch durch die Kupferstiche Goudts), der sich besonders in Italien (Claude Lorrain) und den Niederlanden (Rubens, Rembrandt) auswirkte. Dies lässt sich auch an der großen Zahl von Kopien ablesen, die von seinen Gemälden angefertigt wurden.

„Seit Jahrzehnten hat die Literatur sich darum bemüht, die Bilder zwischen Elsheimer, seinen Mitarbeitern, seinen Nachfolgern, seinen Kopisten aufzuteilen...wobei manche Zu- und Abschreibungen immer noch ungesichert sind.“

Gottfried Sello

Adam Elsheimer war der erste Maler, der das Firmament mit seinen funkelnden Sternen naturgetreu dargestellt hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat er bereits im Sommer 1609 den Himmel über Rom mit einem Fernrohr betrachten können. Seine Beobachtungen brachte er auf dem Bild Die Flucht nach Ägypten zum Ausdruck. Zwar sind die Sternbilder keineswegs mit der Genauigkeit eines Himmelsatlas wiedergegeben, auch entspricht die Oberfläche des Mondes nicht der Wirklichkeit. Doch stellte Elsheimer als erster Künstler die Milchstraße als eine Ansammlung unzähliger einzelner Sterne dar und vermittelte eine Vorstellung von der unendlichen Tiefe des Weltraums.

Werke: Gemälde

Die Daten zu den einzelnen Gemälden folgen den Angaben in [1].

Bild Titel Jahr Größe, Material Sammlung
Die Hexe um 1596/98 13,5 x 9,8 cm, Kupfer Royal Collection
Die Hl. Elisabeth betreut die Kranken um 1597 27,6 x 20 cm, Kupfer Wellcome Library, (Wellcome Institute for the History of Medicine, London)
Hausaltar mit sechs Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria um 1598 26 x 21, 12 x 10 (l+r), 10 x 21 (unten) cm, Kupfer Gemäldegalerie, Berlin
Die Bekehrung des Paulus um 1598 19,7 x 25,1 cm, Kupfer Städel, Frankfurt
Der Traum Jakobs um 1598 19,5 x 26,1 cm, Kupfer Städel, Frankfurt
Die Heilige Familie mit dem kleinen Johannes um 1599 37,5 x 24,3 cm, Kupfer Gemäldegalerie, Berlin
Die Taufe Christi um 1599 28,1 x 21 cm, Kupfer National Gallery, London
Paulus auf Malta um 1598/99 17 x 21,3 cm, Kupfer National Gallery, London
Der Brand von Troja um 1600/02 36 x 50 cm, Kupfer Alte Pinakothek, München

Die Sintflut bald nach 1600 26,5 x 34,8 cm, Kupfer Städel, Frankfurt
Der Heilige Christopherus bald nach 1600 22,5 x 17,5 cm, Kupfer Eremitage, Sankt Petersburg
Judith erschlägt Holofernes um 1601/03 23,2 x 17,8 cm, Kupfer The Wellington Museum, Apsley House, London
Die drei Marien am Grab Christi um 1602/03 25,8 x 20 cm, Kupfer Rheinisches Landesmuseum, Bonn
Pietà um 1603 21 x 16 cm, Kupfer Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig
Der Heilige Hieronymus in der Wildnis um 1603 13,3 x 16,2 cm, Kupfer Privatbesitz
Der Heilige Laurentius vor seinem Martyrium um 1603 26,7 x 20,6 cm, Kupfer National Gallery, London
Die Steinigung des Heiligen Stephanus um 1603/04 34,7 x 28,6 cm, Kupfer, versilbert National Gallery of Scotland, Edinburgh
Die Steinigung des Heiligen Stephanus um 1603/04 34,7 × 28,7 cm, Kupfer Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln
Die Auffindung und Verherrlichung des Wahren Kreuzes, der Frankfurter Kreuzaltar um 1603-05 sieben Tafeln, Kupfer, versilbert Städel, Frankfurt
Heilige und Gestalten aus dem Alten und Neuen Testament um 1605 Folge von neun Tafeln, je 9 x 7 cm, Kupfer, versilbert Acht Tafeln in Petworth House, Petworth; eine Tafel im Musée Fabre, Montpellier
Die Flucht nach Ägypten um 1605 9,8 x 7,6 cm (oval), Kupfer, versilbert Kimbell Art Museum, Fort Worth
Il Contento um 1606 30,1 x 42 cm, Kupfer National Gallery of Scotland, Edinburgh
Die Verspottung der Ceres um 1606 29,1 x 24 cm, Kupfer, versilbert Sammlung Bader, Milwaukee
Aurora um 1606 17 x 22,5 cm, Gemälde (Kupfer) Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig
Tobias und der Engel („Der kleine Tobias“) um 1606 12,4 x 19 cm, Kupfer Historisches Museum, Frankfurt
Selbstbildnis um 1606/08 63,7 x 48 cm, Leinwand Uffizien, Florenz
Apollo und Coronis um 1606/07 17,4 x 21,6 cm, Kupfer Walker Art Gallery, Liverpool
Die drei Reiche der Welt um 1607/08 zwei Tafeln (Das Reich der Venus und Das Reich der Minerva) einer ursprünglich dreiteiligen Folge, je 8,7 x 14,6 cm, Kupfer Fitzwilliam-Museum, Cambridge
Latona und die Bauern aus Lykien um 1607/08 16,9 x 22,7 cm, Kupfer Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln
Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis um 1607/08 16,9 x 22,4 cm, Kupfer Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
Die Flucht nach Ägypten 1609 31 x 41 cm, Kupfer Alte Pinakothek, München

Literatur

  • Keith Andrews: Adam Elsheimer. Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Radierungen; München: Verlag Schirmer/Mosel, 1985. ISBN 3-88814-142-7. Erweiterte Neuauflage: 2006.
  • Franziska Bachner: Gleichartigkeit und Gegensatz. Zur Figurenbildung bei Adam Elsheimer; in: Städel-Jahrbuch NF Bd. 16, 1997, S. 249–256
  • Franziska Bachner: Figur und Erzählung in der Kunst Adam Elsheimers; Diss. Würzburg 1995
  • Reinhold Baumstark (Hrsg.): Von Neuen Sternen. Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“. Anlässlich der Ausstellung Von Neuen Sternen. Adam Elsheimers Flucht nach Ägypten, Alte Pinakothek, München, 17. Dezember 2005 bis 26. Februar 2006; Katalog von Marcus Dekiert, Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2005. ISBN 3-8321-7583-0.
  • Ernst Holzinger: Elsheimer, Adam. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 465 f. (Digitalisat).
  • Rüdiger Klessmann u. a.: Im Detail die Welt entdecken, Adam Elsheimer 1578–1610. Ausstellungskatalog des Städel-Museums, Frankfurt am Main; Edition Minerva, 2006. ISBN 3-938832-06-1
  • Christian Lenz: Adam Elsheimer. Die Gemälde im Städel; Ausstellung 1977 im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main 1977.
  • Gottfried Sello: Adam Elsheimer; München, C. H. Beck, 1988; ISBN 3-406-32026-0
  • Andreas Thielemann, Stefan Gronert (Hrsg.): Adam Elsheimer in Rom: Werk – Kontext – Wirkung; München: Hirmer, 2008; ISBN 978-3-7774-4255-6
  • Alfred Woltmann: Elsheimer, Adam. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 66.
Commons: Adam Elsheimer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Maek-Gérard (Hrsg.): Im Detail die Welt entdecken – Adam Elsheimer 1578–1610; Ed. Minerva, Wolfratshausen 2006; ISBN 3-938832-06-1.