„Rudolf Weydenhammer“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
== Leben ==
Rudolf Weydenhammer wurde in eine alte preußische Offiziersfamilie hineingeboren. Sein Eltern waren Georg Weydenhammer und dessen Ehefrau Luise, geborene von Schauß-Kempfenhausen. Seine Schullaufbahn beendete er 1908 an der [[Oberrealschule]] in [[Worms]] mit dem [[Abitur]]. Danach absolvierte er eine Banklehre und begann ein Studium der [[Rechtswissenschaft|Rechts-]] und [[Staatswissenschaft]] an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]].<ref name="Degener/Habel1432">August Ludwig Degener, Walter Habel: ''Wer ist Wer?: Das deutsche Who's Who'', Band 16, Arani, 1970, S. 1432</ref>
Rudolf Weydenhammer wurde in eine alte [[Preußen|preußische]] Offiziersfamilie hineingeboren. Sein Eltern waren Georg Weydenhammer und dessen Ehefrau Luise, geborene von Schauß-Kempfenhausen. Seine Schullaufbahn beendete er 1908 an der [[Oberrealschule]] in [[Worms]] mit dem [[Abitur]]. Danach absolvierte er eine Banklehre und begann ein Studium der [[Rechtswissenschaft|Rechts-]] und [[Staatswissenschaft]] an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]].<ref name="Degener/Habel1432">August Ludwig Degener, Walter Habel: ''Wer ist Wer?: Das deutsche Who's Who'', Band 16, Arani, 1970, S. 1432.</ref>


Er trat 1910 in die [[Bayerische Armee]] ein und absolvierte eine Offizierslaufbahn. Zunächst diente er beim [[Königlich Bayerisches 1. Schwere-Reiter-Regiment „Prinz Karl von Bayern“|I. Bayerischen Schwere-Reiterregiment]] und wechselte kurz vor Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] zum [[„Königlich Bayerisches Feldartillerie-Regiment „Prinz Leopold“ Nr. 3“|3. Bayerischen Feldartillerieregiment]]. Er wurde 1912 zum [[Leutnant]], 1915 zum [[Oberleutnant]] und 1918 zum [[Hauptmann (Offizier)|Offizier]] befördert. Im Ersten Weltkrieg war er zunächst als Regiments- und Brigadeadjutant und ab 1918 im [[Kriegsministerium]] eingesetzt.<ref name="Wenzel79"> George Wenzel: ''Deutscher Wirtschaftsführer'', Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg - Berlin – Leipzig 1929, S. 79</ref>
Weydenhammer trat 1910 in die [[Bayerische Armee]] ein und absolvierte eine Offizierslaufbahn. Zunächst diente er beim [[Königlich Bayerisches 1. Schwere-Reiter-Regiment „Prinz Karl von Bayern“|I. Bayerischen Schwere-Reiterregiment]] und wechselte kurz vor Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] zum [[„Königlich Bayerisches Feldartillerie-Regiment „Prinz Leopold“ Nr. 3“|3. Bayerischen Feldartillerieregiment]]. Er wurde 1912 zum [[Leutnant]], 1915 zum [[Oberleutnant]] und 1918 zum [[Hauptmann (Offizier)|Offizier]] befördert. Im Ersten Weltkrieg war er zunächst als Regiments- und Brigadeadjutant und ab 1918 im [[Kriegsministerium]] eingesetzt.<ref name="Wenzel79"> George Wenzel: ''Deutscher Wirtschaftsführer'', Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg - Berlin – Leipzig 1929, S. 79</ref>


Seit 1916 war er mit Elisabeth, geborene Küstermann, verheiratet. Das Paar bekam zwei Töchter und einen Sohn.<ref name="Degener/Habel1432"/> Nach Kriegsende schied er aus der Armee aus. Er absolvierte ein [[Trainee]]programm bei der [[Bayerische Vereinsbank|Bayerischen Vereinsbank]], setzte sein Studium fort und schloss es 1920 an der [[Universität Würzburg]] mit [[Promotion (Doktor)|Promotion]] zum ''Dr. rer. pol.'' ab. Ab Ende 1920 war er in [[Düsseldorf]] bei der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]] beschäftigt und wurde dort im Mai 1921 [[Handlungsbevollmächtigter]] und im Dezember desselben Jahres [[Prokurist]]. Dann trat er in die Direktion der Deutschen Bank ein und war ab 1922 Direktor der Bankfiliale in [[Duisburg]] und ab Anfang 1925 der Bankfiliale in [[München]]. Zudem gehörte er dem Vorstand der ''Hauptbank für Tirol und Vorarlberg'' an.<ref name="Wenzel79"/> Von 1926 bis 1930 gehörte er dem Aufsichtsrat bei [[BMW]] AG an.<ref>Till Lorenzen: ''BMW als Flugmotorenhersteller 1926–1940. Staatliche Lenkungsmaßnahmen und unternehmerische Handlungsspielräume.'' Oldenbourg 2008, ISBN 3-486-58155-4, S. 120</ref>
Seit 1916 war Weydenhammer mit Elisabeth, geborene Küstermann, verheiratet. Das Paar bekam zwei Töchter und einen Sohn.<ref name="Degener/Habel1432"/> Nach Kriegsende schied er aus der Armee aus. Er absolvierte ein [[Trainee]]programm bei der [[Bayerische Vereinsbank|Bayerischen Vereinsbank]], setzte sein Studium fort und schloss es 1920 an der [[Universität Würzburg]] mit [[Promotion (Doktor)|Promotion]] zum ''Dr. rer. pol.'' ab. Ab Ende 1920 war er in [[Düsseldorf]] bei der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]] beschäftigt und wurde dort im Mai 1921 [[Handlungsvollmacht|Handlungsbevollmächtigter]] und im Dezember desselben Jahres [[Prokura|Prokurist]]. Dann trat er in die Direktion der Deutschen Bank ein und war ab 1922 Direktor der Bankfiliale in [[Duisburg]] und ab Anfang 1925 der Bankfiliale in [[München]]. Zudem gehörte er dem Vorstand der ''Hauptbank für Tirol und Vorarlberg'' an.<ref name="Wenzel79"/> Von 1926 bis 1930 gehörte er dem Aufsichtsrat der [[BMW]] AG an.<ref>Till Lorenzen: ''BMW als Flugmotorenhersteller 1926–1940. Staatliche Lenkungsmaßnahmen und unternehmerische Handlungsspielräume.'' Oldenbourg 2008, ISBN 3-486-58155-4, S. 120.</ref>


Politisch gehörte Weydenhammer zunächst der [[Bayerische Volkspartei|BVP]] an und trat später der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei, für die er sich unter dem Deckmantel seiner wirtschaftlichen Belange zunächst legal und nach dem NSDAP-Verbot in Österreich illegal unter dem Decknamen „Rudolph Williams“ betätigte.<ref name="Drimmel471">[[Heinrich Drimmel]]: ''Vom Kanzlermord zum Anschluss. Österreich 1934–1938.'' Amalthea, Wien 1987, ISBN 3-85002-241-2, S.&nbsp;471</ref> Infolge der Inhaftierung des [[Struktur der NSDAP#Die 43 Gaue (1941) inkl. Gauleiter|NSDAP-Gauleiters]] von [[Tirol-Vorarlberg]] [[Franz Hofer (Gauleiter)|Franz Hofer]] wegen nationalsozialistischer Betätigung übernahm er ab Juni 1933 kurzzeitig kommissarisch Hofers Posten.<ref>[[Hans Schafranek]]: ''Söldner für den Anschluss. Die Österreichische Legion 1933-1938.'' Czernin Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-7076-0331-6, S. 232</ref> Anfang der 1930er Jahre wurde Weydenhammer Stabsleiter der Landesleitung der NSDAP Österreich in München unter [[Theodor Habicht]]. Im Zuge der Vorbereitungen zum [[Juliputsch]] 1934 zum Umsturz der [[Bundesregierung (Österreich)|österreichischen Regierung]] brachte Habicht seinen Stellvertreter [[Otto Wächter|Wächter]] und Stabsleiter Weydenhammer mit dem österreichischen SS-Führer [[Fridolin Glass]] zusammen. Die Aufgabenteilung für dieses Unternehmen sah vor, dass Wächter die politische Leitung und Glass die militärische Führung übernehmen sollte. Weydenhammer war als Verbindungsmann vorgesehen. Neben der Organisation von Waffen oblag Weydenhammer so insbesondere die Aufgabe den politischen Kontrahenten von [[Engelbert Dollfuß]] und Gesandten Österreichs in [[Rom]] [[Anton Rintelen]] als Gegenkanzler für die Putschisten zu „gewinnen“.<ref>[[Heinz Höhne]]: ''Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS'', Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-549-0, S. 248f.</ref> Er stellte in Rom erfolgreich den Kontakt zu Rintelen her.<ref name="Drimmel471"/> Weydenhammer, der sich während des Juliputsches in Wien aufhielt und aktiv daran teilnahm, setzte sich nach dem Scheitern des Umsturzes über die [[Tschechoslowakei]] ins [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] ab. Weyenhammer verfasste 1934 und 1938 zwei Berichte über Ereignisse des Juliputsches und gab auch in der Nachkriegszeit dazu Auskunft.
Politisch gehörte Weydenhammer zunächst der [[Bayerische Volkspartei|BVP]] an und trat später der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei, für die er sich unter dem Deckmantel seiner wirtschaftlichen Belange zunächst legal und nach dem NSDAP-Verbot in Österreich illegal unter dem Decknamen „Rudolph Williams“ betätigte.<ref name="Drimmel471">[[Heinrich Drimmel]]: ''Vom Kanzlermord zum Anschluss. Österreich 1934–1938.'' Amalthea, Wien 1987, ISBN 3-85002-241-2, S.&nbsp;471.</ref> Infolge der Inhaftierung des [[Struktur der NSDAP#Die 43 Gaue (1941) inkl. Gauleiter|NSDAP-Gauleiters]] von [[Tirol-Vorarlberg]] [[Franz Hofer (Gauleiter)|Franz Hofer]] wegen nationalsozialistischer Betätigung übernahm er ab Juni 1933 kurzzeitig kommissarisch Hofers Posten.<ref>[[Hans Schafranek]]: ''Söldner für den Anschluss. Die Österreichische Legion 1933-1938.'' Czernin Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-7076-0331-6, S. 232.</ref> Anfang der 1930er Jahre wurde Weydenhammer Stabsleiter der Landesleitung der NSDAP Österreich in München unter [[Theodor Habicht]]. Im Zuge der Vorbereitungen zum [[Juliputsch]] 1934 zum Umsturz der [[Bundesregierung (Österreich)|österreichischen Regierung]] brachte Habicht seinen Stellvertreter [[Otto Wächter|Wächter]] und Stabsleiter Weydenhammer mit dem österreichischen SS-Führer [[Fridolin Glass]] zusammen. Die Aufgabenteilung für dieses Unternehmen sah vor, dass Wächter die politische Leitung und Glass die militärische Führung übernehmen sollte; Weydenhammer war als Verbindungsmann vorgesehen. Neben der Organisation von Waffen oblag Weydenhammer so insbesondere die Aufgabe, den politischen Kontrahenten von [[Engelbert Dollfuß]] und Gesandten Österreichs in [[Rom]] [[Anton Rintelen]] als Gegenkanzler für die Putschisten zu „gewinnen“.<ref>[[Heinz Höhne]]: ''Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS'', Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-549-0, S. 248f.</ref> Er stellte in Rom erfolgreich den Kontakt zu Rintelen her.<ref name="Drimmel471"/> Weydenhammer, der sich während des Juliputsches in Wien aufhielt und aktiv daran teilnahm, setzte sich nach dem Scheitern des Umsturzes über die [[Tschechoslowakei]] ins [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] ab. Er verfasste 1934 und 1938 zwei Berichte über Ereignisse des Juliputsches und gab auch in der [[Nachkriegszeit]] dazu Auskunft.


Ab 1936 war er Direktor der ''American Magnesium Metals'', Pittsburgh (USA) sowie ab 1938 Generaldirektor der ''Deutschen Magnesit AG'' in München und der ''Amerikanisch-Österreichischen Magnesit A.G.'' in [[Radenthein]]. Zudem wurde er nach dem [[Anschluss Österreichs]] Präsident der ''Internationalen Unfall und Schaden AG'' in [[Wien]].<ref name="Degener/Habel1432"/> Er war einer der Beauftragten des [[Protektorat Böhmen und Mähren|Reichsprotektors Böhmen und Mähren]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war er zudem ab Ende 1941 [[Wehrwirtschaftsführer]] und gehörte dem Wehrwirtschaftsrat an.
Ab 1936 war Weydenhammer Direktor der ''American Magnesium Metals'' ([[Pittsburgh]]) sowie ab 1938 Generaldirektor der ''Deutschen Magnesit AG'' in München und der ''Amerikanisch-Österreichischen Magnesit A.G.'' in [[Radenthein]]. Zudem wurde er nach dem [[Anschluss Österreichs]] Präsident der ''Internationalen Unfall und Schaden AG'' in [[Wien]].<ref name="Degener/Habel1432"/> Er war einer der Beauftragten des [[Protektorat Böhmen und Mähren|Reichsprotektors Böhmen und Mähren]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war er zudem ab Ende 1941 [[Wehrwirtschaftsführer]] und gehörte dem Wehrwirtschaftsrat an.


Nach Kriegsende befand er sich in Bayern in amerikanischer [[Internierung]] von der aus er 1949 nach Österreich zum [[Landesgericht für Strafsachen Wien|Landesgericht Wien]] überstellt wurde. Ob er in Österreich nach einem Verfahren verurteilt wurde ist nicht bekannt.<ref>Gerhard Schreiber: [http://othes.univie.ac.at/244/1/11-05-2007_5627501.pdf ''Die Interunfall Versicherung und die Riunione Adriatica di Sicurtà in Wien. (1890 – 2004)''], Wien 2007 (Dissertation), S. 237</ref> Er wurde zum [[Ehrensenator]] der Universität München ernannt. Ab 1953 war er Präsident und Direktor der Oberrheinischen Handels-AG in [[Zürich]]. Er gehörte Aufsichtsräten an, u.a. der [[Schwabenbräu]] AG und als Aufsichtsratsvorsitzender der [[Brauhaus Amberg]] AG. Seinen Wohnort hatte er in [[Starnberg]].<ref name="Degener/Habel1432"/> Eine Kurzvita von ihm ist im [[Braunbuch]] der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] aufgeführt.<ref> [http://volksbetrugpunktnet.files.wordpress.com/2013/02/braunbuch.pdf ''Braunbuch''], Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968, S. 66</ref>
Nach Kriegsende befand er sich in Bayern in amerikanischer [[Internierung]], von der aus er 1949 nach Österreich zum [[Landesgericht für Strafsachen Wien|Landesgericht Wien]] überstellt wurde. Ob er in Österreich nach einem Verfahren verurteilt wurde, ist nicht bekannt.<ref>Gerhard Schreiber: [http://othes.univie.ac.at/244/1/11-05-2007_5627501.pdf ''Die Interunfall Versicherung und die Riunione Adriatica di Sicurtà in Wien. (1890 – 2004)''], Wien 2007 (Dissertation), S. 237.</ref> Er wurde zum [[Ehrensenator]] der Universität München ernannt. Ab 1953 war er Präsident und Direktor der Oberrheinischen Handels-AG in [[Zürich]]. Er gehörte Aufsichtsräten an, u.a. der [[Schwabenbräu]] AG und als Aufsichtsratsvorsitzender der [[Brauhaus Amberg]] AG. Seinen Wohnort hatte er in [[Starnberg]].<ref name="Degener/Habel1432"/> Eine Kurzvita von ihm ist im [[Braunbuch]] der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] aufgeführt.<ref> [http://volksbetrugpunktnet.files.wordpress.com/2013/02/braunbuch.pdf ''Braunbuch''], Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968, S. 66.</ref>


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
* [[Eisernes Kreuz]] I. und II. Klasse<ref name="Degener/Habel1432"/>
* [[Eisernes Kreuz]] I. und II. Klasse<ref name="Degener/Habel1432"/>
* [[Ritterkreuz]] des Hausordens von Hohenzollern<ref name="Degener/Habel1432"/>
* [[Ritterkreuz]] des Hausordens von Hohenzollern<ref name="Degener/Habel1432"/>
* [[Orden der Krone von Italien |Komturkreuz Corona Italia]]<ref name="Degener/Habel1432"/>
* [[Orden der Krone von Italien|Komturkreuz Corona Italia]]<ref name="Degener/Habel1432"/>


== Weblinks ==
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[[Kategorie:Militärperson (Bayern)]]
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[[Kategorie:Person (Wilhelmshaven)]]
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[[Kategorie:Deutscher]]
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[[Kategorie:Geboren 1890]]
[[Kategorie:Geboren 1890]]

Version vom 3. April 2013, 07:41 Uhr

Rudolf Weydenhammer (* 1. Mai 1890 in Wilhelmshaven; † im 20. Jahrhundert) war ein deutscher Industrieller, Wirtschaftsfunktionär und Nationalsozialist, der führend am Juliputsch 1934 in Wien beteiligt war.

Leben

Rudolf Weydenhammer wurde in eine alte preußische Offiziersfamilie hineingeboren. Sein Eltern waren Georg Weydenhammer und dessen Ehefrau Luise, geborene von Schauß-Kempfenhausen. Seine Schullaufbahn beendete er 1908 an der Oberrealschule in Worms mit dem Abitur. Danach absolvierte er eine Banklehre und begann ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität München.[1]

Weydenhammer trat 1910 in die Bayerische Armee ein und absolvierte eine Offizierslaufbahn. Zunächst diente er beim I. Bayerischen Schwere-Reiterregiment und wechselte kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges zum 3. Bayerischen Feldartillerieregiment. Er wurde 1912 zum Leutnant, 1915 zum Oberleutnant und 1918 zum Offizier befördert. Im Ersten Weltkrieg war er zunächst als Regiments- und Brigadeadjutant und ab 1918 im Kriegsministerium eingesetzt.[2]

Seit 1916 war Weydenhammer mit Elisabeth, geborene Küstermann, verheiratet. Das Paar bekam zwei Töchter und einen Sohn.[1] Nach Kriegsende schied er aus der Armee aus. Er absolvierte ein Traineeprogramm bei der Bayerischen Vereinsbank, setzte sein Studium fort und schloss es 1920 an der Universität Würzburg mit Promotion zum Dr. rer. pol. ab. Ab Ende 1920 war er in Düsseldorf bei der Deutschen Bank beschäftigt und wurde dort im Mai 1921 Handlungsbevollmächtigter und im Dezember desselben Jahres Prokurist. Dann trat er in die Direktion der Deutschen Bank ein und war ab 1922 Direktor der Bankfiliale in Duisburg und ab Anfang 1925 der Bankfiliale in München. Zudem gehörte er dem Vorstand der Hauptbank für Tirol und Vorarlberg an.[2] Von 1926 bis 1930 gehörte er dem Aufsichtsrat der BMW AG an.[3]

Politisch gehörte Weydenhammer zunächst der BVP an und trat später der NSDAP bei, für die er sich unter dem Deckmantel seiner wirtschaftlichen Belange zunächst legal und nach dem NSDAP-Verbot in Österreich illegal unter dem Decknamen „Rudolph Williams“ betätigte.[4] Infolge der Inhaftierung des NSDAP-Gauleiters von Tirol-Vorarlberg Franz Hofer wegen nationalsozialistischer Betätigung übernahm er ab Juni 1933 kurzzeitig kommissarisch Hofers Posten.[5] Anfang der 1930er Jahre wurde Weydenhammer Stabsleiter der Landesleitung der NSDAP Österreich in München unter Theodor Habicht. Im Zuge der Vorbereitungen zum Juliputsch 1934 zum Umsturz der österreichischen Regierung brachte Habicht seinen Stellvertreter Wächter und Stabsleiter Weydenhammer mit dem österreichischen SS-Führer Fridolin Glass zusammen. Die Aufgabenteilung für dieses Unternehmen sah vor, dass Wächter die politische Leitung und Glass die militärische Führung übernehmen sollte; Weydenhammer war als Verbindungsmann vorgesehen. Neben der Organisation von Waffen oblag Weydenhammer so insbesondere die Aufgabe, den politischen Kontrahenten von Engelbert Dollfuß und Gesandten Österreichs in Rom Anton Rintelen als Gegenkanzler für die Putschisten zu „gewinnen“.[6] Er stellte in Rom erfolgreich den Kontakt zu Rintelen her.[4] Weydenhammer, der sich während des Juliputsches in Wien aufhielt und aktiv daran teilnahm, setzte sich nach dem Scheitern des Umsturzes über die Tschechoslowakei ins Deutsche Reich ab. Er verfasste 1934 und 1938 zwei Berichte über Ereignisse des Juliputsches und gab auch in der Nachkriegszeit dazu Auskunft.

Ab 1936 war Weydenhammer Direktor der American Magnesium Metals (Pittsburgh) sowie ab 1938 Generaldirektor der Deutschen Magnesit AG in München und der Amerikanisch-Österreichischen Magnesit A.G. in Radenthein. Zudem wurde er nach dem Anschluss Österreichs Präsident der Internationalen Unfall und Schaden AG in Wien.[1] Er war einer der Beauftragten des Reichsprotektors Böhmen und Mähren. Während des Zweiten Weltkrieges war er zudem ab Ende 1941 Wehrwirtschaftsführer und gehörte dem Wehrwirtschaftsrat an.

Nach Kriegsende befand er sich in Bayern in amerikanischer Internierung, von der aus er 1949 nach Österreich zum Landesgericht Wien überstellt wurde. Ob er in Österreich nach einem Verfahren verurteilt wurde, ist nicht bekannt.[7] Er wurde zum Ehrensenator der Universität München ernannt. Ab 1953 war er Präsident und Direktor der Oberrheinischen Handels-AG in Zürich. Er gehörte Aufsichtsräten an, u.a. der Schwabenbräu AG und als Aufsichtsratsvorsitzender der Brauhaus Amberg AG. Seinen Wohnort hatte er in Starnberg.[1] Eine Kurzvita von ihm ist im Braunbuch der DDR aufgeführt.[8]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g August Ludwig Degener, Walter Habel: Wer ist Wer?: Das deutsche Who's Who, Band 16, Arani, 1970, S. 1432.
  2. a b George Wenzel: Deutscher Wirtschaftsführer, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg - Berlin – Leipzig 1929, S. 79
  3. Till Lorenzen: BMW als Flugmotorenhersteller 1926–1940. Staatliche Lenkungsmaßnahmen und unternehmerische Handlungsspielräume. Oldenbourg 2008, ISBN 3-486-58155-4, S. 120.
  4. a b Heinrich Drimmel: Vom Kanzlermord zum Anschluss. Österreich 1934–1938. Amalthea, Wien 1987, ISBN 3-85002-241-2, S. 471.
  5. Hans Schafranek: Söldner für den Anschluss. Die Österreichische Legion 1933-1938. Czernin Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-7076-0331-6, S. 232.
  6. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-549-0, S. 248f.
  7. Gerhard Schreiber: Die Interunfall Versicherung und die Riunione Adriatica di Sicurtà in Wien. (1890 – 2004), Wien 2007 (Dissertation), S. 237.
  8. Braunbuch, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968, S. 66.