„Carsten Volquardsen“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
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Volquardsen trat 1917 in die Unteroffiziersvorschule [[Mölln]] ein. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] wurde er in die [[Reichswehr]] übernommen, der er bis zum 30. September 1931 angehörte. Während dieser Zeit wurde er am 1. April 1927 zum [[Leutnant]] befördert.
Volquardsen trat 1917 in die Unteroffiziersvorschule [[Mölln]] ein. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde er in die [[Reichswehr]] übernommen, der er bis zum 30. September 1931 angehörte. Während dieser Zeit wurde er am 1. April 1927 zum [[Leutnant]] befördert.


Ende 1931 schloss Volquardsen sich der [[Sturmabteilung|SA]] und der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] an. 1932 wurde er [[Adjutant]] der SA-Standarte 85. Vom Herbst 1932 bis Frühjahr 1933 leitete er das Lockstedter Lager des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung.
Ende 1931 schloss Volquardsen sich der [[Sturmabteilung|SA]] und der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] an. 1932 wurde er [[Adjutant]] der SA-Standarte 85. Vom Herbst 1932 bis Frühjahr 1933 leitete er das Lockstedter Lager des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung.
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Ende 1934 wurde Volquardsen mit dem Aufbau und der Leitung der SA-Gruppenschule Nordsee auf Gut Stift beauftragt. Im Januar 1935 wurde er zum Stabsführer der von [[Joachim Meyer-Quade]] geführten SA-Gruppe Nordsee (auch häufig als Gruppe Nordmark bezeichnet) ernannt. Diesen Posten bekleidete er bis zu seinem Tod. Ende Januar 1941 stieg er innerhalb der SA bis zum Brigadeführer auf.
Ende 1934 wurde Volquardsen mit dem Aufbau und der Leitung der SA-Gruppenschule Nordsee auf Gut Stift beauftragt. Im Januar 1935 wurde er zum Stabsführer der von [[Joachim Meyer-Quade]] geführten SA-Gruppe Nordsee (auch häufig als Gruppe Nordmark bezeichnet) ernannt. Diesen Posten bekleidete er bis zu seinem Tod. Ende Januar 1941 stieg er innerhalb der SA bis zum Brigadeführer auf.


Anlässlich der [[Reichstagswahl 1938|Reichstagswahl vom 10. April 1938]] kandidierte Volquardsen erfolglos auf der „Liste des Führers zur Wahl" für den [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)|nationalsozialistischen Reichstag]]. Im November 1938 figurierte Volquardsen – bedingt durch die Abwesenheit des Gauleiters [[Hinrich Lohse]] und des SA-Führers Meyer-Quade – als Hauptorganisator der antijüdischen Pogrome, die im Verlauf der [[Reichskristallnacht]] in [[Schleswig-Holstein]] durchgeführt wurden. Unter anderem instruierte er die wichtigsten schleswig-holsteinischen SA-Führer wie im Verlaufe der Aktion vorzugehen hätten. Außerdem wies er die Kieler Feuerwehr vorab an, die dortige [[Synagoge]] nicht zu löschen, sondern nur das Übergreifen <ref>Grenzfriedensbund: ''Jüdisches Leben und die Novemberpogrome 1938 in Schleswig-Holstein'', 1988, S. 18; Bernd Biege: ''Helfer unter Hitler. Das Rote Kreuz im Dritten Reich'', 2000, S. 232.</ref> Außerdem arrangierte Volquardsen eine Besprechung von Vertretern der Gau- und Kreisleitung,d er SA, der [[Schutzstaffel|SS]], des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS|SD]] und der Kriminalpolizei, ei der beschlossen wurde, dass für den ermordeten [[Ernst vom Rath]] „mindestens zwei Juden aus Kiel mit dem Tode zu büßen hätten.“ Aus einer Liste der in [[Kiel]] lebenden Juden Lask und Lewen ausgewählt. Auf beide Männer wurde je ein gemischtes Kommando aus SA und SS angesetzt. Die Männer wurden laut einem von Volquardsen verfassten Bericht am Morgen nach dem Pogrom in schwerverletztem Zustand in die Universitätsklinik Kiel eingeliefert, überlebten aber.<ref>Grenzfriedensbund: ''Jüdisches Leben und die Novemberprogrome 1938 in Schlewisg-Holstein'', 1988, S. 16.</ref>
Anlässlich der [[Reichstagswahl 1938|Reichstagswahl vom 10. April 1938]] kandidierte Volquardsen erfolglos auf der „Liste des Führers zur Wahl“ für den [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)|nationalsozialistischen Reichstag]]. Im November 1938 figurierte Volquardsen – bedingt durch die Abwesenheit des Gauleiters [[Hinrich Lohse]] und des SA-Führers Meyer-Quade – als Hauptorganisator der antijüdischen Pogrome, die im Verlauf der [[Reichskristallnacht]] in [[Schleswig-Holstein]] durchgeführt wurden. Unter anderem instruierte er die wichtigsten schleswig-holsteinischen SA-Führer, wie sie im Verlaufe der Aktion vorzugehen hätten. Außerdem wies er die Kieler Feuerwehr vorab an, die dortige [[Synagoge]] nicht zu löschen, sondern nur ein Übergreifen zu verhindern.<ref>Grenzfriedensbund: ''Jüdisches Leben und die Novemberpogrome 1938 in Schleswig-Holstein'', 1988, S. 18; Bernd Biege: ''Helfer unter Hitler. Das Rote Kreuz im Dritten Reich'', 2000, S. 232</ref> Außerdem arrangierte Volquardsen eine Besprechung von Vertretern der Gau- und Kreisleitung,d er SA, der [[Schutzstaffel|SS]], des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS|SD]] und der Kriminalpolizei, in der beschlossen wurde, dass für den ermordeten [[Ernst vom Rath]] „mindestens zwei Juden aus Kiel mit dem Tode zu büßen hätten.“ Aus einer Liste der in [[Kiel]] lebenden Juden wurden die Herren Lask und Lewen ausgewählt. Auf beide Männer wurde je ein gemischtes Kommando aus SA und SS angesetzt. Die Männer wurden laut einem von Volquardsen verfassten Bericht am Morgen nach dem Pogrom in schwerverletztem Zustand in die Universitätsklinik Kiel eingeliefert, überlebten aber.<ref>Grenzfriedensbund: ''Jüdisches Leben und die Novemberprogrome 1938 in Schlewisg-Holstein'', 1988, S. 16.</ref>


Kurz nach dem Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] meldete Volquardsen sich als Kriegsfreiwilliger. Er starb als [[Oberleutnant]] und Kompaniechef eines Fallschirmjägerregiments bei der [[Schlacht um Kreta]]. Sein Grab befindet sich auf dem [[Deutscher Soldatenfriedhof Maleme|Deutschen Soldatenfriedhof Maleme]].
Kurz nach dem Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] meldete Volquardsen sich als Kriegsfreiwilliger. Er starb als [[Oberleutnant]] und Kompaniechef eines Fallschirmjägerregiments bei der [[Schlacht um Kreta]]. Sein Grab befindet sich auf dem [[Deutscher Soldatenfriedhof Maleme|Deutschen Soldatenfriedhof Maleme]].


== Literatur ==
== Literatur ==
* Ericht Stockhorst: ''5000 Köpfe'', 1967, S. 432.
* Ericht Stockhorst: ''5000 Köpfe'', 1967, S. 432


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 2. Februar 2013, 12:33 Uhr

Carsten Volquardsen (* 27. April 1902 in Flensburg; † 23. Mai 1941 auf Kreta) war ein deutscher politischer Funktionär und SA-Führer, zuletzt im Rang eines Brigadeführers.

Leben

Volquardsen trat 1917 in die Unteroffiziersvorschule Mölln ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er in die Reichswehr übernommen, der er bis zum 30. September 1931 angehörte. Während dieser Zeit wurde er am 1. April 1927 zum Leutnant befördert.

Ende 1931 schloss Volquardsen sich der SA und der NSDAP an. 1932 wurde er Adjutant der SA-Standarte 85. Vom Herbst 1932 bis Frühjahr 1933 leitete er das Lockstedter Lager des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung.

Ende 1934 wurde Volquardsen mit dem Aufbau und der Leitung der SA-Gruppenschule Nordsee auf Gut Stift beauftragt. Im Januar 1935 wurde er zum Stabsführer der von Joachim Meyer-Quade geführten SA-Gruppe Nordsee (auch häufig als Gruppe Nordmark bezeichnet) ernannt. Diesen Posten bekleidete er bis zu seinem Tod. Ende Januar 1941 stieg er innerhalb der SA bis zum Brigadeführer auf.

Anlässlich der Reichstagswahl vom 10. April 1938 kandidierte Volquardsen erfolglos auf der „Liste des Führers zur Wahl“ für den nationalsozialistischen Reichstag. Im November 1938 figurierte Volquardsen – bedingt durch die Abwesenheit des Gauleiters Hinrich Lohse und des SA-Führers Meyer-Quade – als Hauptorganisator der antijüdischen Pogrome, die im Verlauf der Reichskristallnacht in Schleswig-Holstein durchgeführt wurden. Unter anderem instruierte er die wichtigsten schleswig-holsteinischen SA-Führer, wie sie im Verlaufe der Aktion vorzugehen hätten. Außerdem wies er die Kieler Feuerwehr vorab an, die dortige Synagoge nicht zu löschen, sondern nur ein Übergreifen zu verhindern.[1] Außerdem arrangierte Volquardsen eine Besprechung von Vertretern der Gau- und Kreisleitung,d er SA, der SS, des SD und der Kriminalpolizei, in der beschlossen wurde, dass für den ermordeten Ernst vom Rath „mindestens zwei Juden aus Kiel mit dem Tode zu büßen hätten.“ Aus einer Liste der in Kiel lebenden Juden wurden die Herren Lask und Lewen ausgewählt. Auf beide Männer wurde je ein gemischtes Kommando aus SA und SS angesetzt. Die Männer wurden laut einem von Volquardsen verfassten Bericht am Morgen nach dem Pogrom in schwerverletztem Zustand in die Universitätsklinik Kiel eingeliefert, überlebten aber.[2]

Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldete Volquardsen sich als Kriegsfreiwilliger. Er starb als Oberleutnant und Kompaniechef eines Fallschirmjägerregiments bei der Schlacht um Kreta. Sein Grab befindet sich auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Maleme.

Literatur

  • Ericht Stockhorst: 5000 Köpfe, 1967, S. 432

Einzelnachweise

  1. Grenzfriedensbund: Jüdisches Leben und die Novemberpogrome 1938 in Schleswig-Holstein, 1988, S. 18; Bernd Biege: Helfer unter Hitler. Das Rote Kreuz im Dritten Reich, 2000, S. 232
  2. Grenzfriedensbund: Jüdisches Leben und die Novemberprogrome 1938 in Schlewisg-Holstein, 1988, S. 16.