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„Geschichte Österreichs“ – Versionsunterschied

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==Vorgeschichte==
Die '''Geschichte Österreichs''' reicht von der ersten Besiedelung in der [[Steinzeit|Altsteinzeit]] bis zur Gegenwart. Im Jahr 996 unter dem Namen „Ostarrichi“ erstmals erwähnt, gehörte das Land zunächst als Markgrafschaft zum [[Stammesherzogtum Baiern|Herzogtum Bayern]] und war von 1156 bis 1453 als Herzogtum und von 1453 bis 1806 als Erzherzogtum eigenständiger Bestandteil des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]]. Die Dynastie der [[Habsburg]]er erwarb als ''Haus Österreich'' ein weiträumiges Herrschaftsgebiet und stellte über mehrere Jahrhunderte den [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser des Heiligen Römischen Reichs]]. Das 1804 ausgerufene [[Kaisertum Österreich]] (das damals auch Ungarn und Böhmen umfasste) war mit seinem westlichen Teil von 1815 bis 1866 Teil des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] und bildete ab 1867 mit dem nun eigenständigen [[Königreich Ungarn]] die [[Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarische Doppelmonarchie]]. Nach deren Auseinanderbrechen am Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] entstand Österreich 1918–1921 in seinen heutigen Grenzen, nachdem die Sieger des Ersten Weltkriegs den demokratischen Zusammenschluss mit Deutschland verhinderten. 1934 Diktatur geworden, wurde Österreich 1938 vom [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistischen Regime]] dem [[NS-Staat|Deutschen Reich]] eingegliedert. Seit 1945 ist Österreich wieder eine unabhängige, seit 1955 souveräne Republik, die 1995 der [[Europäische Union|Europäischen Union]] beitrat.


[[Datei:Austria coat of arms official.svg|mini|hochkant|Der rot-weiß-rote [[Bindenschild]], das historische Symbol Österreichs]]
Die [[Alpenraum]]länder und die fruchtbaren Ebenen des Donautals waren schon seit dem [[Paläolithikum]] besiedelt. Siehe hierzu [[Ur- und Frühgeschichte zwischen Alpen und Maingebiet]].


==Frühgeschichte==
== Überblick ==
In der Altsteinzeit besiedelten erstmals Menschen das Gebiet des heutigen Österreich. In der [[Kelten]]zeit von 800 bis 400 v. Chr. entstand auf diesem Territorium das Königreich [[Noricum]]. Um die Zeitenwende eroberten und besiedelten die [[Römisches Reich|Römer]] das Land südlich der [[Donau]]. Die bedeutendste römische Siedlung in Österreich war [[Petronell-Carnuntum|Carnuntum]].


Ab dem 6. Jahrhundert besiedelten [[Bajuwaren]] das Land, das im 8. Jahrhundert ins [[Fränkisches Reich|Fränkische Reich]] eingegliedert wurde. [[Karl der Große]] errichtete um 800 n. Chr. die [[Awarenmark]], eine [[Mark (Territorium)|Grenzmark]] im heutigen Niederösterreich, um das weitere Vordringen von [[Slawen]] und [[Awaren]] aus dem Osten zu stoppen. Im 10. Jahrhundert entstand die [[Markgrafschaft Österreich]] östlich der [[Enns (Fluss)|Enns]], die dem [[Geschichte Bayerns|Herzog von Bayern]] unterstand. Die älteste erhaltene Urkunde, in der das Land als „[[Ostarrichi]]“ (mit der Bedeutung „Östliche Mark“) genannt wird, stammt aus dem Jahr 996. Seit 1156 ''([[Privilegium minus]])'' herrschten eigenständige Herzöge aus dem Geschlecht der [[Babenberger]] in [[Geschichte Niederösterreichs|Niederösterreich]]. Die Gebiete des heutigen Österreich lösten sich sukzessive von [[Stammesherzogtum Baiern|Bayern]]. Sie gehörten bis zum Jahr 1806 zum Heiligen Römischen Reich und von 1815 bis 1866 zum [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]].
Das erste [[staat]]liche Gebilde im Donau- und Alpenraum war ein [[Königreich]] der [[Kelten]], genannt [[Norikum]], das durch den Zusammenschluss mehrerer keltischer Stämme unter der Führung der [[Noriker (Volk)|Noriker]] entstand.


Nach dem Tod des letzten Babenbergers übernahm der [[Römisch-deutscher König|deutsche König]] [[Rudolf I. (HRR)|Rudolf I.]] 1276 als erster [[Habsburg]]er die Herrschaft über Österreich. In den folgenden Jahrhunderten wurde Österreich Stammland der Habsburger, unter denen es zur führenden Macht im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] aufstieg. Im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts dehnten die Habsburger vor allem durch geschickte Heiratspolitik ihre Herrschaft auf Spanien, die Niederlande und Teile Italiens aus. So entstand der [[Habsburgisch-französischer Gegensatz|habsburgisch-französische Gegensatz]], der die europäische Politik für mehr als 200 Jahre prägte. Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] übertrug die [[Erblande|österreichischen Länder]] 1521 auf seinen Bruder [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]], der erste zentrale Verwaltungsstrukturen schuf. 1526 erbte Ferdinand die [[Königreich Böhmen|Königreiche Böhmen]] und [[Königreich Ungarn|Ungarn]]. Letzteres stand nach der [[Schlacht bei Mohács (1526)|Schlacht von Mohács]] jedoch zum größten Teil unter der Kontrolle des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reichs]], das nun direkt an die österreichischen Länder grenzte. Auch nach der erfolglosen [[Erste Wiener Türkenbelagerung|ersten Belagerung Wiens durch die Türken]] blieb die osmanische Bedrohung noch eineinhalb Jahrhunderte lang bestehen.
Die keltischen Siedlungen im Ostalpenraum waren reich begütert vor allem durch den [[Speisesalz|Salz]]abbau. Eine dieser Abbaustätten befindet sich in [[Hallstatt]]. Die so genannte „[[Hallstattzeit]]“ steht für eine Epoche der [[Eisenzeit]] ([[800 v. Chr.|800]]-[[400 v. Chr.]]).


Im 16. Jahrhundert verbreitete sich auch in den österreichischen Ländern die [[Reformation]]. Die gegen 1600 einsetzende [[Rekatholisierung]]spolitik der Habsburger war ein auslösender Faktor des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]], zu dessen Beginn es so schien, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich in eine zentral gelenkte Monarchie unter ihrer Herrschaft verwandeln. Auf Druck der anti-habsburgischen Koalition aus Frankreich, Schweden und den meisten protestantischen deutschen Staaten mussten sie sich ab 1648 jedoch auf ihre österreichischen und böhmischen Länder im Reich beschränken. 1683 wurden die [[Osmanische Armee|Osmanischen Streitkräfte]] [[Zweite Wiener Türkenbelagerung|ein zweites Mal]] vor Wien geschlagen und im [[Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieg]] bis hinter Belgrad zurückgedrängt.
Der größte Teil des heutigen Österreich wurde um Christi Geburt vom [[Römisches Reich|Römischen Reich]] erobert. Zahlreiche Siedlungen entstanden durch die Römer. Die östlich von [[Wien]] gelegene Stadt [[Carnuntum]] war die größte römische Stadt. Im [[2. Jahrhundert|2. Jahrhundert n. Chr.]] begann sich das [[Christentum]] auszubreiten; die kirchliche Organisation des Landes geht auf das [[4. Jahrhundert|4. Jahrhundert n. Chr.]] zurück.


Als die spanische Hauptlinie der Habsburger 1700 ausstarb, begann der [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanische Erbfolgekrieg]] zwischen den Habsburgern und König [[Ludwig XIV.]] von [[Königreich Frankreich (987–1792)|Frankreich]]. Aus der Erbmasse erhielt Österreich 1713 im [[Friede von Utrecht|Frieden von Utrecht]] die [[Spanische Niederlande|Spanischen Niederlande]], Neapel und die [[Lombardei]]. Damit und mit den Eroberungen auf dem Balkan erreichte es seine größte territoriale Ausdehnung. Gleichfalls 1713 wurde die [[Pragmatische Sanktion]] erlassen, die eine einheitliche Erbfolge vorsah und eine Teilung des Habsburgerreichs verhindern sollte. Dennoch begann 1740, nach der Thronbesteigung [[Maria Theresia]]s, die durch die Heirat mit [[Franz I. Stephan (HRR)|Franz Stephan von Lothringen]] die neue Dynastie [[Habsburg-Lothringen]] begründet hatte, der [[Österreichischer Erbfolgekrieg|Österreichische Erbfolgekrieg]], in dem [[Schlesien]] an [[Königreich Preußen|Preußen]] verloren ging. Mit den [[Schlesische Kriege|Schlesischen Kriegen]] begann der [[Dualismus]] zwischen Österreich und Preußen, der von da an die Reichspolitik wesentlich beeinflusste. Unter Kaiserin Maria Theresia wurden [[Maria Theresia#Reformpolitik|tiefgreifende Reformen]] in allen Bereichen des Staates eingeleitet, die von ihrem Sohn, Kaiser Joseph II., fortgesetzt wurden.
Mit der germanischen [[Völkerwanderung]] begann der Niedergang der römischen Macht, mit dessen Ende auch die lateinische Lebensart, deren soziale und kulturelle Struktur, wieder aus der Region verschwand. Hiernach bildeten sich neue germanisch dominierte Staatswesen heraus, u. a. das Frankenreich.


Auf die [[Kaiserkrönung Napoleons I.]] 1804 reagierte Franz II. mit der Ausrufung des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]]. 1806 legte er die Kaiserkrone des ''Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation'' nieder, das damit zu existieren aufhörte. Österreich nahm an den [[Koalitionskriege|Napoleonischen Kriegen]] teil und wirkte 1814/15 als Gastgeber des [[Wiener Kongress]]es führend an der Neuordnung Europas mit. Im 19. Jahrhundert gefährdeten die nationalistischen Strömungen in den Ländern der [[Habsburgermonarchie]] zunehmend deren Existenz. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Differenzen zwischen den einzelnen Volksgruppen nicht mehr zu übersehen. Da das deutsche Element des Staates nach seinem 1866 von Preußen erzwungenen Ausscheiden aus dem Deutschen Bund geschwächt war, kam es 1867 zum [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|Österreichisch-Ungarischen Ausgleich]] und zur Schaffung der [[Österreich-Ungarn|kaiserlichen und königlichen Doppelmonarchie]]. Es gelang auf Dauer aber nicht, die nationalistischen Spannungen in dem [[Vielvölkerstaat]] zu verringern. Sie gipfelten 1914 in der [[Attentat von Sarajevo|Ermordung des österreichischen Thronfolgers]] Erzherzog [[Franz Ferdinand von Österreich-Este|Franz Ferdinand]] in Sarajewo, die in einer Kettenreaktion (→ [[Julikrise]]) zum Ersten Weltkrieg führte.
Ab dem [[6. Jahrhundert]] begann eine kontinuierliche Besiedlung durch die [[Bajuwaren]], die auf aus dem Osten vordringende [[Awaren]] und [[Slawen]] stießen.Zur Abwehr errichtete der fränkische Herrscher Karl der Große um 800 eine Grenzmark in der Region des heutigen Niederösterreich, zwischen den Flüssen Enns, Raab und Drau, die auch als [[Awarenmark]] bezeichnet wurde. Weite Gebiete des heutigen Österreich gehörten im späten 8. Jahrhundert zum bairischen Stammesherzogtum.


Gegen Ende des verlorenen Krieges lösten sich die nicht-deutschen Volksgruppen aus dem Staatsverband. Dadurch und durch den [[Vertrag von Saint-Germain]] (1919) entstand Österreich in seinen [[Österreich#Geographie|heutigen Grenzen]]. Es wurde am 12. November 1918 unter dem Namen [[Deutschösterreich]] zur Republik ausgerufen. Die anhaltenden, schweren Folgen der [[Weltwirtschaftskrise]] und innenpolitische Spannungen führten im Februar 1934 zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die mit der [[Maiverfassung]] von 1934 in einen autoritären [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] mündeten. Nur zwei Monate später unternahmen die österreichischen Nationalsozialisten, die das Land dem [[NS-Staat|Deutschen Reich]] angliedern wollten, einen [[Juliputsch|Putschversuch]], bei dem Bundeskanzler [[Engelbert Dollfuß]] ermordet wurde. Der Putsch konnte zwar niedergeschlagen werden, aber mit dem Einmarsch der deutschen [[Wehrmacht]] erzwang die Regierung [[Adolf Hitler]]s am 12. März 1938 doch noch den [[Anschluss Österreichs]]. Als „[[Alpen- und Donau-Reichsgaue|Ostmark]]“ blieb es bis 1945 Teil des [[NS-Staat]]es. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde Österreich als Republik wiederhergestellt, blieb aber noch zehn Jahre lang von den alliierten Siegermächten besetzt. 1995 [[Erweiterung der Europäischen Union|trat Österreich der Europäischen Union bei]].
== Ostarrîchi ==


== Erdgeschichte ==
[[Bild:Awarenmark-frankenreich.png|thumb|280px|[[Awarenmark]] und Karantanien ([[Kärnten]]) zur Zeit Karls des Großen]]
{{Hauptartikel|Erdgeschichte Niederösterreichs}}


Die [[Historische Geologie|Erdgeschichte]] des [[Alpen]]raums und des [[Granit- und Gneisplateau]]s der böhmischen Masse und deren [[Geographie Österreichs#Großlandschaften|Vorländer]] lässt sich heute bis in das Zeitalter des [[Proterozoikum]]s zurückverfolgen. Wesentlich für die [[Geologie]] und heutige [[Geographie Österreichs]] war die [[Alpidische Orogenese|Alpidische Gebirgsbildung]] und die Entwicklung des Randmeeres [[Paratethys]] seit der [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]].
Zur Zeit [[Karl der Große|Karl des Großen]] existierte im [[Frankenreich]] eine [[Grenzmark]] gegen die Awaren – diese wurde durch die Einfälle der [[Magyaren|Ungarn]] vernichtet. Nach den drei Schlachten von [[Pressburg]] im Sommer [[907]] wurde die Grenze des nachfolgenden [[Ostfrankenreich]]es bis an die [[Enns (Fluss)|Enns]] zurückgenommen.


== Ur- und Frühgeschichte des heutigen Österreichs ==
Der ostfränkische König [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] bannte [[955]] in der [[Schlacht auf dem Lechfeld|Schlacht am Lechfeld]] bei [[Augsburg]] für immer die Bedrohung durch die Ungarn, die danach sesshaft wurden. Damit wurde aber auch der kaum besiedelte Raum zwischen Enns und [[Leitha]] frei für neue Siedlungstätigkeiten der Bajuwaren.
[[Datei:Venus von Willendorf 02.jpg|mini|hochkant|Die [[Venus von Willendorf]], entstanden um 25.000 v. Chr. (Naturhistorisches Museum, Wien)]]
{{Hauptartikel|Urgeschichte Österreichs}}


Die ältesten Spuren von Menschen in Österreich, über 250.000 Jahre alt, fand man bislang in der [[Repolusthöhle]] in der [[Steiermark]].
In der zweiten Hälfte des [[10. Jahrhundert]]s entstand erneut eine dem [[Herzog]] von [[Herzogtum Bayern|Baiern]] unterstellte [[Markgrafschaft]] östlich der Enns, die ''marchia orientalis'' genannt wurde.
[[976]] wurde [[Leopold I. (Österreich)|Liutpold (Leopold)]] aus dem Geschlecht der [[Babenberger]] mit dieser Mark belehnt. [[996]] wird hierfür erstmals urkundlich der Name '''[[Ostarrîchi]]''' verwendet; daraus entwickelte sich später die Schreibweise ''Österreich''. Daneben ist auch noch sehr lange die Namensform ''Osterlant'' (Ostland bzw. Land im Osten) gebräuchlich, die Einwohner sind der ''Ostermann'' und die ''Osterfrau''. Die [[Latein|latinisierte]] Form ''Austria'' für dieses Gebiet taucht in den Schriften erst im [[13. Jahrhundert]] auf (siehe auch [[Austrien]] als östlicher Teil des Frankenreiches und heute Australien).


=== Altsteinzeit ===
Die Babenberger trieben eine zielbewusste [[Rodung]]s- und [[Kolonisierung]]spolitik und errichteten – in Zusammenarbeit mit anderen Häusern, etwa den [[Kuenringer]]n – eine gefestigte Landesherrschaft. Die Residenz befand sich anfangs in [[Pöchlarn]], später in [[Melk]]. [[Markgraf]] [[Leopold III. (Österreich)|Leopold III.]] gelang es, sich ins Kaiserhaus einzusippen; er wurde wegen seiner [[Kloster]]gründungen – vor allem [[Klosterneuburg]] – nach seinem Tod [[Heiligsprechung|heilig gesprochen]].
Während der Eiszeiten waren die Alpen vergletschert und wenig bis gar nicht zugänglich. Die ältesten Spuren der Anwesenheit von Menschen in Österreich gehören der mittleren [[Altsteinzeit]], der Zeit des [[Neandertaler]]s, an. Etwa 70.000 Jahre alte Spuren des Neandertalers sind aus der [[Gudenushöhle]] im nordwestlichen [[Niederösterreich]] bekannt. Auch viele Fundstellen der [[Jungpaläolithikum|jüngeren Altsteinzeit]] liegen in Niederösterreich. Die bekanntesten befinden sich in der [[Wachau]], darunter auch Fundorte der beiden ältesten österreichischen Kunstwerke, die figürlichen Frauendarstellungen der sogenannten „[[Venus vom Galgenberg]]“ von [[Stratzing]]/Krems-Rehberg (36.000 Jahre alt, Reliefplastik, 7,2 cm, grünes Serpentin) und der [[Venus von Willendorf]] (30.000 Jahre alt, 11 cm, Oolith). Eine 2005 entdeckte, in [[Rötel]] gebettete und unter einem [[Mammute|Mammutschulterblatt]] befindliche Säuglings-Doppelbestattung vom [[Krems-Wachtberg|Wachtberg]] in [[Krems an der Donau]] aus der Zeit des [[Gravettien]]s, ist mit einem Alter von etwa 27.000 Jahren (datiert mittels [[Radiokarbonmethode]]) die älteste Bestattung Österreichs.


=== Mittelsteinzeit ===
==Herzogtum Österreich==
[[Abri]]s (Felsschutzdächer) aus dem Bodensee-Rheintal, eine Bestattung von [[Elsbethen]] und wenige weitere Fundstellen mit [[mikrolith]]ischen [[Artefakt (Archäologie)|Artefakten]] sind spärliche Zeugen der Übergangszeit zwischen als Jäger und Sammler lebenden Gruppen und sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern.


=== Jungsteinzeit ===
Im Zuge des Konfliktes zwischen den [[Staufer]]n und den [[Welfen]] kam [[1139]] das Herzogtum Bayern an die Babenberger. Als [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I.]] diesen Streit beenden wollte, gab er den Welfen das Herzogtum Bayern zurück - als „Trostpreis“ wurde mit dem ''[[Privilegium Minus]]'' [[1156]] eine eigene Herzogswürde für Österreich kreiert. Erster Herzog war [[Heinrich II. (Österreich)|Heinrich Jasomirgott]], der auch [[1146]] [[Wien]] zur Residenzstadt erhob. Mit der [[Georgenberger Handfeste]] [[1186]] fiel der Besitz der Traungauer Grafen von [[Steyr]] an die Babenberger, wodurch die [[Steiermark]], die auch den zentralen Teil des heutigen [[Oberösterreich]]s umfasste, in dieser Form entstand.
Während der [[Jungsteinzeit]] werden nach und nach alle Regionen Österreichs, in denen Landwirtschaft möglich ist, oder Rohstoffe vorhanden sind, besiedelt. Die erste nachgewiesene bäuerliche Siedlung aus der Zeit der ältesten [[Linearbandkeramische Kultur|Linienbandkeramik]] stammt aus [[Brunn am Gebirge]]. Das älteste Industriedenkmal Österreichs, das Hornsteinbergwerk von [[Mauer-Antonshöhe]], stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Nachfolgend ist eine dichte Besiedlung der [[Lengyel-Kultur]] nachgewiesen, während der in Niederösterreich eine Reihe von [[Kreisgrabenanlage]]n errichtet wurde.


=== Kupfersteinzeit ===
[[Image:Rudolf von habsburg.png|thumb|70px|Rudolf von Habsburg]]
Die ältesten Kupferobjekte haben ihren Ursprung im Karpatenbecken, unter anderem das ''[[Depotfund|Depot]] von [[Hohe Wand|Stollhof]]'' (Niederösterreich). Höhensiedlungen sind im Osten Österreichs verbreitet. Im Laufe der [[Kupfersteinzeit]] werden auch die inneralpinen Gebiete vollständig auf der Suche nach Rohstoffen – insbesondere Kupfer – erschlossen. Der wichtigste Fund ist die Gletschermumie [[Ötzi]] ''(Mann vom Tisenjoch)'', der etwa 3300 v. Chr. lebte. Die ''[[Mondseekultur]]'' ist durch [[Pfahlbau]]ten um die Alpenseen gekennzeichnet.


=== Bronzezeit ===
Mit [[Leopold VI. (Österreich)|Leopold VI.]] erreichte das hochmittelalterliche Österreich einen kulturellen Höhepunkt - unter ihm wurde auch die damals revolutionäre Kunst der [[Gotik]] eingeführt.
Die bereits zu Beginn der [[Bronzezeit]] vermehrt entstehenden [[Wallanlage]]n scheinen als Macht- und Handelszentren Abbau, Verarbeitung und Handel von Kupfer und Zinn überwacht zu haben. Der florierende Handel mit Rohmaterial und Halbprodukten spiegelt sich in den Ausstattungen der Gräber ([[Pitten]], [[Franzhausen (Gemeinde Nußdorf)|Franzhausen]], Niederösterreich) wider. In der [[Urnenfelderkultur|Urnenfelderzeit]] wird mit dem [[Speisesalz|Salzabbau]] in der Nordgruppe des Salzbergwerks von Hallstatt begonnen.
Mit seinem Sohn [[Friedrich II. (Österreich)|Friedrich II.]] starb [[1246]] die männliche Linie der Babenberger aus; unter den vielen Nachfolgekandidaten konnte sich der König von [[Böhmen]], [[Ottokar II. (Böhmen)|Ottokar Přemysl]] durchsetzen, der [[1256]] von den Ständen ins Land gerufen worden war, um die Wirren zu beenden. Seine Politik war aber dennoch darauf ausgerichtet, den Adel zurückzudrängen und das städtische [[Bürgertum]] zu fördern, weswegen er den Wienern bis tief in die [[Habsburger]]-Zeit in guter Erinnerung blieb. Sein Griff nach der Kaisermacht wurde von [[Rudolf I. (HRR)|Rudolf von Habsburg]] begegnet, der ihn [[1278]] in der [[Schlacht auf dem Marchfeld]] besiegte. Die Habsburger konnten sich daraufhin als Herzöge von Österreich und der Steiermark etablieren.


=== Eisenzeit ===
[[1335]] konnten die Habsburger die Grafen von [[Görz]] in [[Kärnten]] und [[Krain]] beerben und [[1363]] fiel auch [[Tirol]] von [[Margarete Maultasch]] an [[Rudolf IV. (Österreich)|Herzog Rudolf IV.]]. Dadurch entstand ein Länderkomplex in den Ostalpen der ''Herrschaft zu Österreich'' genannt wurde.
Die [[Eisenzeit]] Österreichs ist durch die Einflüsse der mediterranen [[Hochkultur (Geschichtswissenschaft)|Hochkulturen]] und der Steppenvölker geprägt. Der Übergang zwischen der älteren [[Hallstattzeit]] und der jüngeren, keltisch geprägten [[Latènezeit]] erfolgte fließend.


==== Hallstattkultur ====
Rudolf IV. war der umtriebigste Herrscher des Spätmittelalters: Er setzte vielerlei Maßnamen, die vor allem die Bedeutung der Stadt [[Wien]] heben sollten. Er ließ das [[Privilegium Maius]] fälschen, das Österreich zum ''Erzherzogtum'' erhob und ihm innerhalb des Reiches eine Anzahl von Privilegien sicherte. Anerkannt wurde dies erst von dem Habsburger [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]].
[[Datei:Hallstatt 5924.JPG|mini|Lederschuh aus der Hallstattkultur, 800–400 v. Chr.]]
Die ältere Eisenzeit wird nach dem berühmten Fundort [[Hallstatt]] ([[Oberösterreich]]) „[[Hallstattzeit]]“ genannt. Der West- und Osthallstattkreis werden durch die Flüsse [[Enns (Fluss)|Enns]], [[Ybbs]] und [[Inn]] getrennt. Der Westhallstattkreis stand in Kontakt mit den griechischen Kolonien an der ligurischen Küste. In den Alpen werden Kontakte zu den Etruskern und den unter griechischem Einfluss stehenden Regionen in Italien gepflegt. Der Osten hatte enge Verbindungen zu den Steppenvölkern, die vom Karpatenbecken bis zu den südrussischen Steppengebieten beheimatet waren. Die Bevölkerung von Hallstatt wird durch das Salz reich. Importe von Luxusgütern aus dem Nord- und Ostseeraum bis Afrika sind im Gräberfeld von Hallstatt entdeckt worden. Der älteste Nachweis für österreichischen [[Wein]] wurde in [[Zagersdorf]] (Burgenland) in einem Hügelgrab entdeckt. Der [[Kultwagen von Strettweg]] (Steiermark) ist ein Beleg des religiösen Lebens. Sichtbarstes Zeugnis der Hallstattzeit sind die [[Hügelgrab|Hügelgräber]] im heutigen [[Weinviertel]], der größte ist der 16 Meter hohe [[Leeberg (Großmugl)|Leeberg von Großmugl]].


==== Latène-Kultur ====
[[1379]] wurde in [[Neuberg an der Mürz]] die habsburgische Herrschaft geteilt; fast das gesamte [[15. Jahrhundert]] ist eine Phase wirrer Erbteilungen und Familienstreitigkeiten, die die politische und wirtschaftliche Bedeutung des Landes natürlich völlig untergruben. Dies wurde durch [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich V.]] († [[1493]]) mit einem sehr einfachen Rezept beendet: er überlebt alle seine Gegner. Schon [[Albrecht II. (HRR)|Albrecht V.]] war als Erbe der [[Luxemburger]] zum römisch-deutschen König gewählt worden. Diese Position ging in der Folge an Friedrich über, der [[1452]] sogar zum [[Kaiser]] gekrönt wurde und sich fortan Friedrich III. nannte.
Die jüngere Eisenzeit, [[Latènezeit|Latène-Kultur]], ist die Zeit der [[Kelten]]. Erstmals können Bevölkerungsgruppen mit Namen benannt werden. Es entsteht mit dem Regnum [[Noricum]] (keltisch Norig) – einem Zusammenschluss mehrerer keltischer Stämme – unter der Führung der Noriker das erste [[Staat]]sgebilde auf österreichischem Boden. Es beschränkte sich auf den Süden und Osten des heutigen Österreich. Der Westen war von verschiedenen [[Räter|rätischen]] Stämmen besiedelt.


[[Dürrnberg]] und Hallein (Salzburg) werden keltische Salzmetropolen. Im Osten Österreichs gewinnt eine blühende Eisenindustrie in der [[Oberpullendorf]]er Bucht (Burgenland) das bei den Römern so begehrte hochwertige ''[[Ferrum Noricum]]'' (Norisches Eisen). Befestigte Höhensiedlungen ([[Oppidum (Kelten)|Oppida]]) wie auf dem [[Magdalensberg (Berg)|Magdalensberg]] (Kärnten), bei [[Schwarzenbach (Niederösterreich)|Schwarzenbach]] oder am [[Braunsberg (Hundsheimer Berge)|Braunsberg]] bei [[Hainburg an der Donau|Hainburg]] unweit von [[Petronell-Carnuntum|Carnuntum]] werden zu Zentren des öffentlich-rechtlichen Lebens.
==Der Aufstieg der Habsburger zur Großmacht==


== Antike ==
Die Hausmacht des Kaisers im Reich war nicht besonders groß. Die vielen adligen Herrscherhäuser strebten im und außerhalb des Reiches nach eigener politischer Macht. So hinterließ die glanzlose aber zähe Politik Friedrichs III. eine gefestigte Herrschaft, deren Bedeutung durch einen überraschenden Coup schlagartig erhöht wurde, nämlich der Heirat ([[1477]]) seines Sohnes [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian]] mit [[Maria von Burgund|Maria]], der Erbin des [[Haus Burgund|burgundischen]] Länderkomplexes zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] und [[Frankreich]]. In dieser Zeit entstand der berühmte Spruch: ''Bella gerant alii - tu felix austria nube'' (Kriege mögen andere führen - Du glückliches Österreich heirate). Da dessen Sohn [[Philipp I. (Kastilien)|Philipp der Schöne]] gleichfalls durch eine Heirat überraschend zum König von [[Spanien]] (mit seinen frisch eroberten Kolonien) werden konnte, standen die [[Habsburger]] kurz davor, nach der Weltmacht zu greifen. Dieses Ziel wurde von [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] knapp aber spektakulär verfehlt.
=== Römisches Reich ===
[[Datei:Austria Romana.png|mini|Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreich]]
[[Datei:Carnuntum Heidentor.jpg|mini|Das römische [[Heidentor (Carnuntum)|Heidentor]] in Carnuntum]]


Der größte Teil des heutigen Österreich wurde um 15 v. Chr. an das [[Römisches Reich|Römische Reich]] angegliedert, nachdem es zuvor rege Handelsbeziehungen und militärische Bündnisse zwischen dem Königreich [[Noricum]] und den Römern gegeben hatte. Damit begann der rund 500 Jahre andauernde Zeitabschnitt der [[Austria Romana]].
Schon [[1520]] wurden die österreichischen Länder vom Kaiser an seinen Bruder [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]] übergeben, der die ersten Anfänge zentraler Verwaltungsstrukturen etablierte. [[1526]] nach der unglücklich verlaufenen [[Schlacht bei Mohács (1526)|Schlacht von Mohács]] erbte Ferdinand nicht nur die Königreiche [[Ungarn]] und [[Böhmen]] (mit den Nebenländern [[Mähren]], [[Schlesien]] und [[Lausitz]]), sondern auch die Bedrohung durch das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]], gegen das Ungarn vorher ein Schutzschild gewesen war.


Der römische Kaiser [[Claudius]] richtete während seiner Herrschaft (41–54 n. Chr.) die römische Provinz Noricum ein, deren Grenzen im Norden bis zur Donau, im Nordosten bis zum [[Wienerwald]], im Osten etwa entlang der heutigen steirischen Ostgrenze sowie im Südosten und Süden jenseits von [[Eisack]] und [[Drau]] verliefen. Später, unter [[Diokletian]] (284–305), wurde die Provinz entlang des Alpenhauptkamms in eine nördliche (''Noricum ripense'', „Ufernoricum“) und eine südliche (''Noricum mediterraneum'', „Binnennoricum“) Provinz aufgeteilt. Das am [[Ziller]] westlich an das Noricum angrenzende Gebiet der heutigen Bundesländer Vorarlberg und Tirol kam zur Provinz ''[[Raetia]]'', im Osten schloss sich ''[[Pannonien|Pannonia]]'' mit dem heutigen Burgenland an Noricum an. Die [[Donau]] ([[Limes Noricus]] und [[Limes Pannonicus]]) bildete die Reichsgrenze zu den nördlichen Teilen Ober- und Niederösterreichs, die von den Germanen (Markomannen und Quaden) besiedelt wurden.
Nachdem es schon seit dem späten [[15. Jahrhundert]] zu Einfällen von türkischen Marodeuren gekommen war, wurde [[Erste Wiener Türkenbelagerung|Wien 1529 von der regulären Streitmacht der Osmanen belagert]]. Nur die Tatsache, dass sie zu spät im Jahr auftauchten, konnte die Stadt damals retten. In der Folge kam es zu einem fast 200-jährigen [[Türkenkriege|permanenten Kleinkrieg]] zwischen kaiserlichen und türkischen Truppen, der nur durch Phasen regulären Krieges unterbrochen wurde.


Einige Städte und Orte Österreichs gehen noch auf die Kelten zurück wie Linz (Lentos). Zahlreiche weitere Siedlungen entstanden durch die Römer. Die östlich von [[Wien]] gelegene Stadt [[Carnuntum (Zivilstadt)|Carnuntum]] war die größte römische Stadt auf heute österreichischem Boden, weitere wichtige Orte waren [[Virunum]] (nördlich des heutigen [[Klagenfurt am Wörthersee|Klagenfurt]]), [[Teurnia]] (nahe [[Spittal an der Drau]]), [[Iuvavum]] (Salzburg) sowie die Legionslager [[Vindobona]] (Wien) und [[Lauriacum]] (Enns). Bedeutende Ausgrabungsstätten für die Römerzeit sind heute unter anderem [[Kleinklein]] (Steiermark) und das [[Zollfeld]] ([[Stadt auf dem Magdalensberg]]).
Auch die Religionsspaltung wurde damals zum Thema. In den damaligen österreichischen Ländern (mit Ausnahme Tirols) trat die Bevölkerung fast geschlossen zum Protestantismus über. Die Re-Katholisierung setzte erst gegen [[1600]] ein (siehe auch [[Gegenreformation]], dafür aber mit umso größerer Heftigkeit und Gewalttätigkeit. In diesem Prozess taten sich die [[Jesuiten]] und der Kardinal [[Melchior Khlesl]], der Kanzler von Erzherzog [[Matthias (HRR)|Matthias]] hervor. Ein führender Betreiber dieser Politik war vor allem aber [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand II.]], von dem der Ausspruch stammt, er wolle lieber eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer.


Im 2. Jahrhundert n. Chr. begann sich das [[Christentum]] auszubreiten; die damalige kirchliche Organisation des Landes geht auf das 4. Jahrhundert n. Chr. zurück. Nach der Besiedelung durch die [[Bajuwaren]] wurde das Land allerdings neu missioniert, vor allem durch die Bischöfe [[Rupert von Salzburg|Rupert]] und [[Virgil von Salzburg]] ([[Iroschottische Mission]]).
Durch diese Politik wurden die österreichischen Länder auch in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] verwickelt, bei dem es eine Zeit lang so aussah, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich in eine [[Absolutismus|absolutistische]] Monarchie umwandeln (siehe auch [[Schlacht am Weißen Berg]]); am Ende dieses Krieges sahen sie sich jedoch auf die österreichischen und böhmischen Länder zurückgeworfen, so dass sie gezwungen waren, aus ihnen ein sinnvolles Staatsgebilde zu machen. Schon in den [[1680er]] Jahren gab es ökonomische Theoretiker wie [[Philipp von Hörnigk]] oder [[Johann von Justi]], die in diese Richtung drängten.


=== Völkerwanderung ===
Die Osmanen belagerten [[1683]] [[Wien]] [[Zweite Wiener Türkenbelagerung|ein zweites Mal]] erfolglos. Einen entscheidenden Ausschlag gab das [[Entsatzheer]] unter dem König von [[Polen]], [[Johann III. Sobieski]], das mit seinen Husaren vom Kahlenberg aus den Belagerern in den Rücken fiel. In den Jahren darauf gelang endlich der Befreiungsschlag gegen die osmanische Bedrohung. Mit Hilfe von fähigen Feldherren wie [[Karl V. Leopold (Lothringen)|Karl von Lothringen]] und [[Eugen von Savoyen|Prinz Eugen von Savoyen]] konnten die Osmanen in den Friedensschlüssen [[Friede von Karlowitz|von ''Karlowitz'']] ([[1699]]) und [[Friede von Passarowitz|''Passarowitz'']] ([[1718]]) bis hinter [[Belgrad]] zurückgeworfen werden.
Die [[Völkerwanderung]] besiegelte den Niedergang der römischen Macht im Westen. Ab dem 5. Jahrhundert wurde die beiden römischen Teilreiche massiv von [[Germanen|germanischen]] Stämmen bedrängt. Nach mehreren Einfällen in Italien drangen die [[Goten]] im Jahr 408 unter [[Alarich I.]], von Emona (dem heutigen [[Ljubljana]]) über die [[Karnische Alpen|Karnischen Alpen]] kommend, erstmals in das damals durch den römischen Regenten und Heerführer [[Stilicho]] beherrschte Noricum ein. Ab 472 zogen [[Ostgoten]] und [[Alamannen]] durch das Land, ohne es erobern zu können. Selbst nachdem [[Odoaker]] 476 den letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte, blieben in den Provinzen noch vereinzelt Strukturen der [[spätantike]]n römischen Verwaltung erhalten, bevor sie in diesem Raum schließlich endgültig zusammenbrach (''siehe'' [[Severin von Noricum]] und [[Flaccitheus]]). Kurz nach dem Tod des Ostgotenkönigs [[Theoderich der Große|Theoderich]] 526 ging auch das Ostgotenreich in Italien zugrunde, ohne dass dieses die Kontrolle über Noricum wiedererlangt hätte.


Ab dem 6. Jahrhundert begann eine kontinuierliche Besiedlung durch die [[Bajuwaren]] und im heutigen Vorarlberg durch die [[Alamannen]]. Bis zum Ende des 6. Jahrhunderts hatten sich auch die letzten Reste des weströmischen Reiches aufgelöst. Von Osten wanderten die [[Slawen]], durch die [[Awaren]] bedrängt, ein und drangen, da sie von der noch verbliebenen keltoromanischen Bevölkerung daran nicht gehindert werden konnten, entlang der [[Drau]] immer weiter nach Westen vor, bis sie um 610 auf die Bajuwaren trafen, die zu dieser Zeit von Norden kommend schon das [[Pustertal]] beherrschten. Die Besiedlungsgrenze zwischen Slawen und Bajuwaren entspricht in etwa der Linie [[Freistadt]], [[Linz]], [[Salzburg]] ([[Bezirk Tamsweg|Lungau]]), [[Bezirk Lienz|Osttirol]] ([[Lesachtal]]).
Dies ermöglichte nun ein beispielloses Aufblühen der [[Barock]]kultur, die eine spezifisch österreichische Ausformung entwickelte und das Land zutiefst prägte.


== Mittelalter ==
==18. und frühes 19. Jahrhundert==
=== Frühmittelalter (bis 976) ===
Im [[Frühmittelalter]] war der Raum des heutigen Österreichs politisch zersplittert. Im nördlichen Alpenraum hatte sich ab Mitte des 6. Jahrhunderts das [[Stammesherzogtum Baiern|bairische Stammesherzogtum]] gebildet, deren Herrscher aus dem Geschlecht der [[Agilolfinger]] stammten und unter [[Fränkisches Reich|fränkischer Oberhoheit]] standen. Das [[Bajuwaren|Siedlungsgebiet der Baiern]] wurde in diesem Zeitraum nach Süden bis ins heutige [[Südtirol]] und nach Osten bis zur [[Enns (Fluss)|Enns]] erweitert. Östlich davon und auf dem Gebiet des heutigen [[Böhmen]] ließen sich [[Awaren]] und später [[Slawen]] nieder. Sitz der lange weitgehend unabhängig regierenden baierischen Herzöge war [[Regensburg]].


Im Süden des heutigen Österreich bildeten die slawischen Volksstämme, die sich in den Tälern von Drau, [[Mur (Fluss)|Mur]] und [[Save]] niedergelassen hatten, um das Jahr 600 das erste unabhängige slawische Herrschaftsgebilde Europas, [[Karantanien]]; Zentrum Karantaniens war das [[Zollfeld]]. Mit den verbliebenen Resten der einheimischen keltoromanischen Bevölkerung verband sie der Wille zum Widerstand gegen ein weiteres Vordringen der benachbarten Franken und Awaren in den südöstlichen Alpenraum.
Nach dem Aussterben der Hauptlinie der Habsburger [[1699]] kämpften die österreichischen [[Habsburg]]er mit [[Ludwig XIV. (Frankreich)|Ludwig XIV.]] um das Spanische Erbe. Er wurde vor allem von [[Joseph I. (HRR)|Joseph I.]] mit Verve und Erfolg geführt - nach seinem Tod brach jedoch alles zusammen. Sein Bruder [[Karl VI. (HRR)|Karl]] war der letzte lebende Habsburger; er hätte ein Weltreich geerbt, was die anderen Mächte natürlich verhindern wollten. Immerhin kamen mit dem Frieden von [[Utrecht]] [[1713]] aus der Erbmasse alle europäischen Nebenlande [[Spanien]]s ([[Spanische Niederlande]], [[Königreich Neapel|Neapel]], die [[Lombardei]]) an die Habsburger, deren Gebiet auf diese Weise seine größte territoriale Ausdehnung erreichte. (siehe auch: [[Spanischer Erbfolgekrieg]])


Nachdem die Awaren unter [[Baian]] 567 das Reich der [[Gepiden]] zerstört hatten, übernahmen sie die Herrschaft über [[Pannonien]], von wo aus sie etwa 250 Jahre lang ein Reich beherrschten, das unter anderem Wien, Niederösterreich, das Burgenland sowie Teile Oberösterreichs und der Steiermark umfasste. Für das 8. Jahrhundert wird das Siedlungsgebiet der Awaren etwa auf 140.000 bis 160.000&nbsp;km² geschätzt.<ref name="Klett-Cotta">Jan A. van Houtte (Hrsg.): ''Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Mittelalter.'' (= ''Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte.'' Band 2) Klett-Cotta, Stuttgart 1980, ISBN 3-12-904740-9, S. 617 ff.</ref> Die Enns bildete die Grenze zwischen Awaren und Baiern und wurde als ''limes certus'' bezeichnet. Allerdings gibt es bedeutende Awarenfundorte auch in Linz und Enns-[[Lauriacum]]. Im Jahr 595 fiel der [[Merowinger]] [[Childebert II.]] im awarischen Österreich ein, wurde jedoch an der Drau vernichtend geschlagen.<ref>W. Fritze: ''Zur Bedeutung der Awaren für die Slawische Ausdehnungsbewegung im frühen Mittelalter.'' Marburg 1980, S. 536 ff.</ref> Von 627 bis 658 war laut der [[Fredegar]]chronik der Raum Wien<ref>W. H. Fritze: ''Untersuchungen zur Frühslawischen und Frühfränkischen Geschichte bis ins 7. Jahrhundert.'' (= ''Europäische Hochschulschriften''. Reihe 3). ''Geschichte und ihre Hilfswissenschaften.'' Band 581, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-631-46669-2, S. ?.</ref> bis zur [[March (Fluss)|March]] Schauplatz eines großen Slawenaufstandes unter der Führung des fränkischen Kaufmanns [[Samo]] gegen die Awaren. Bereits um 650 kehrten die ersten Awaren aber wieder in die aufständischen Gebiete zurück.
Im selben Jahr wurde auch die [[Pragmatische Sanktion]] erlassen, das erste Gesetz, das für alle Länder der Habsburgermonarchie gleichermaßen galt. Unter anderem sah es auch die weibliche Erbfolge vor, was sich als voraussichtig herausstellte, da der [[1740]] verstorbene [[Karl VI. (HRR)|Karl VI.]] nur eine Tochter, die [[1719]] geborene [[Maria Theresia]], hinterließ. Da die Habsburger nun im Mannesstamm ausgestorben waren, wurde sie mit ihrem Ehemann [[Franz I. Stephan (HRR)|Franz Stephan von Lothringen]] die Begründerin einer neuen Dynastie in dem Haus '''Habsburg-Lothringen'''.


Die Dreiteilung des heutigen Österreichs durch Baiern, Awaren und Karantanien sollte im 8.&nbsp;Jahrhundert enden: Unter den [[Karolinger]]n kam es zu einem Erstarken des [[Fränkisches Reich|Frankenreichs]]. Karantanien hatte bereits vor 743 die bairische Oberhoheit anerkannt, der letzte weitgehend unabhängige Herzog der Baiern war [[Tassilo III.]] Er wurde 788 vom Frankenkönig [[Karl der Große]] abgesetzt, der das ältere baierische Stammesherzogtum beseitigte.
Dieses Erbe konnte sie im [[Österreichischer Erbfolgekrieg|Österreichischen Erbfolgekrieg]] im überwiegend verteidigen; nur [[Schlesien]] fiel an [[Preußen]] und konnte trotz vieler verbissener Bemühungen und [[Schlesische Kriege|zweier weiterer Kriege]] nicht wiedergewonnen werden.


[[Datei:Awarenmark-frankenreich.png|mini|[[Awarenmark]] und Mark Karantanien zur Zeit Karls des Großen]]
[[bild:Kaiserin_Maria_Theresia_(HRR).jpg|thumb|right|[[Maria Theresia]]]]


Im Jahr 791 führte Karl der Große einen ersten misslungenen Feldzug gegen die Awaren, konnte sie aber dennoch bis zum [[Wienerwald]] zurückdrängen und fränkische Stützpunkte in [[Comagena]]-Tulln und [[Aelium Cetium]]-St. Pölten errichten. Ein Bürgerkrieg im awarischen Reich 795 endete damit, dass der neue Herrscher (Tudun) Karl dem Großen die Unterwerfung sowie die Annahme des Christentums anbot, was die Franken jedoch nur für einen neuerlichen Angriff nutzten. 795/796 erbeuteten Erich von Friaul und König Pippin von Italien unter anderem den berühmten Awarenschatz, worauf Tudun persönlich zum König kam, um sich zu unterwerfen. Er erhielt eine eigene Herrschaftsorganisation innerhalb der fränkischen Awarenmark, das sogenannte [[Awarisches Fürstentum|Awaren-Khaganat]] im heutigen Niederösterreich zwischen [[Petronell-Carnuntum|Carnuntum]] und [[Szombathely|Sabaria]]. In den Jahren 797, 799 und 803 kam es zu bedeutenden Awarenaufständen und Einfällen von nicht unterworfenen Awaren im heutigen Österreich, bei denen unter anderem die fränkischen Grafen Cadaloc und [[Goteram]] (Präfekt des [[Marcha orientalis|bairischen Ostlandes]]) beim Kastell Guntio (möglicherweise im nördlichen [[Burgenland]])<ref>[[Herwig Wolfram]]: ''Der Raum der Güssinger Herrschaft in der Karolingerzeit.'' In: ''Die Güssinger. Ergebnisse der Symposien im Rahmen der „Schlaininger Gespräche“ 1986/1987.'' Hrsg. Burgenländisches Landesmuseum Eisenstadt, Eisenstadt 1989, S. ?.</ref> getötet wurden.
Die Regierung [[Maria Theresia]]s ([[1740]]-[[1780]]), vor allem aber die ihres Sohnes [[Joseph II. (HRR)|Joseph II.]] ([[1780er|1780-1790]]) war geprägt von einer Reformpolitik, die Recht und Verwaltung auf eine modernere Grundlage stellen sollte. Den Reformen Josephs II. haftete allerdings ein überstürzter und gelegentlich auch schrullig-despotischer Charakter an, so dass vieles nach seinem Tod wieder zurückgenommen wurde. Trotzdem gilt er als wichtiger [[Aufklärung|Aufklärer]] und entscheidender Wegbereiter der bürgerlichen Gesellschaft.


Nach Eroberung des Reichs der Awaren errichtete der fränkische Herrscher Karl der Große um 800 eine Grenzmark in der Region des heutigen Niederösterreich zwischen den Flüssen Enns, Raab und Drau, die auch als [[Awarenmark]] bezeichnet wurde, und südlich davon die Mark Karantanien, beide zusammen waren die ''[[Marcha orientalis]]'', eine Präfektur des Herzogtums Baiern.
Josephs Nachfolger war sein jüngerer, fähiger Bruder Leopold II. Seine Hilfe - gemeinsam mit Preußens Friedrich II. - für den französischen König [[Ludwig XVI.]] kam nicht mehr zu Stande, Leopold II. starb völlig überraschend im März 1792 mit 44 Jahren.


[[Datei:Karte Herzogtum Bayern im 10. Jahrhundert.png|mini|hochkant=1.6|Herzogtum Bayern im 10.&nbsp;Jahrhundert]]
Die aufklärerischen Ansätze wurden jedoch nach dem Schock der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] schnell eingefroren: Josephs Neffe [[Franz II. Joseph Karl (HRR)|Franz II.]] trieb eine geradezu starrköpfige Reaktionspolitik, die auch vor allem mit dem Namen des Staatskanzlers [[Klemens Wenzel Lothar Nepomuk von Metternich|Metternich]] verbunden ist. Diese politische Stagnation sollte die gesamte erste Hälfte des 19. Jahrhunderts andauern.


Die Grenzmark gegen die Awaren wurde durch die [[Ungarneinfälle|Einfälle der Ungarn]] vernichtet. Nach der [[Schlacht von Pressburg]] im Sommer 907 wurde die Grenze des nachfolgenden [[Ostfrankenreich]]es bis an die Enns zurückgenommen. Der anschließende Antritt [[Arnulf I. (Bayern)|Arnulfs&nbsp;I.]] als Herzog von Baiern wird gleichzeitig als Beginn des jüngeren baierischen Stammesherzogtums gesehen, zu dem der gesamte östliche Alpenraum zählte. Nach dem Sieg 955 in der [[Schlacht auf dem Lechfeld]] unter dem ostfränkischen [[Otto I. (HRR)|König Otto&nbsp;I.]] war die Bedrohung durch die [[Magyaren|Ungarn]] gebannt. Anschließend erfolgte eine zweite Welle baierischer Ostansiedlungen mit Gewinn von Gebieten im heutigen Niederösterreich, in [[Istrien]] und der [[Krain]]. In der zweiten Hälfte des 10.&nbsp;Jahrhunderts entstand erneut eine dem Herzog von Baiern unterstellte Markgrafschaft östlich der Enns.
[[Bild:Metternich_2_nach_r_blicken.jpg|thumb|left|100px|[[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Fürst von Metternich]]]]


=== Markgrafschaft Österreich (976–1156) ===
Nach der Französischen Revolution wurde auch Österreich in die [[Napoleonische Kriege|Napoleonischen Kriege]] verwickelt. Die Kaiserkrönung Napoleons [[1804]] wurde von Franz II. mit der Ausrufung des '''[[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]]''' beantwortet; Kaiser Franz II. (HRR) war nun als ''[[Franz I. (Österreich)|Franz I.]]'' auch [[Kaiser von Österreich]]. Im Friedern von Pressburg (1805) musste Österreich große Gebietsteile abtreten, unter anderem Venetien aber auch Tirol und Vorarlberg an das mit Napoleon verbündete Bayern, dafür kam Salzburg zu Österreich. Auf Drängen Napoleons mußte Franz II. [[1806]] die Kaiserkrone des [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation]] niederlegen, das damit aufhörte zu existieren. Gleichzeitig gründeten deutsche Fürsten auf Bestreben Napoleons den ihm zur Heresfolge verpflichteten [[Rheinbund]]. Auf Drängen des mittlerweile zum Außenminister aufgerückten Metternich wurde [[Marie-Louise von Habsburg|Marie Louise]], die Tochter von Franz II. im Jahre 1810 mit Napoleon verheiratet. Napoleon wurde von den vereinten Österreichischen, Russischen und Preußischen Truppen im Oktober [[1813]] in der [[Völkerschlacht bei Leipzig]] vernichtend geschlagen. Im April [[1814]] dankte Napoleon ab, im September begann der [[Wiener Kongress]] zur Neuordnung Europas.
[[Datei:Bajovaria 1000AD.png|mini|Das Heilige Römische Reich um das Jahr 1000 mit dem Herzogtum Kärnten und der bayerischen Grenzmark Ostarrîchi]]


Der [[Römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutsche Kaiser]] [[Otto II. (HRR)|Otto II.]] belehnte 976 [[Leopold I. (Österreich)|Luitpold (Leopold)]] aus dem Geschlecht der [[Babenberger]] mit dieser [[Mark (Territorium)|Mark]]. Diese östliche Mark war Teil des [[Stammesherzogtum Baiern|Bayerischen Stammesherzogtums]] und gilt als Keimzelle des späteren Herzogtums Österreich. Im selben Jahr 976 wurde das Herzogtum Kärnten vom Bayerischen Herzogtum abgetrennt. In einer Schenkungsurkunde Kaiser [[Otto III. (HRR)|Ottos&nbsp;III.]] von 996 fand der Name ''[[Ostarrichi|Ostarrîchi]]'' erstmals Erwähnung. Daraus entwickelte sich später die Schreibweise ''Österreich''. Daneben ist auch noch sehr lange die Namensform ''Osterlant'' (Ostland bzw. Land im Osten) gebräuchlich, die Einwohner sind der ''Ostermann'' und die ''Osterfrau''. Die [[Latein|latinisierte]] Form ''Austria'' für dieses Gebiet taucht in den Schriften erst im 12.&nbsp;Jahrhundert unter [[Leopold III. (Österreich)|Leopold&nbsp;III.]] auf (''vgl.'' [[Austrasien|Austrien]] als östlicher Teil des Frankenreiches).
Im März [[1815]] kehrte Napoleon aus seinem Exil in Elba nach Frankreich zurück, sein Ende war die Niederlage bei [[Schlacht bei Waterloo|Waterloo]] im Juni [[1815]]. In Folge gründete sich der [[Deutscher Bund|Deutsche Bund]] mit dem Bundestag in Frankfurt unter dem ständigen Vorsitz Österreichs als Nachfolge des [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation]].


Die Babenberger trieben eine zielbewusste [[Rodung]]s- und [[Kolonisation|Kolonisierungspolitik]] und errichteten –&nbsp;in Zusammenarbeit mit anderen Häusern, etwa den [[Kuenringer]]n&nbsp;– eine gefestigte Landesherrschaft. Die Residenz befand sich anfangs in [[Pöchlarn]], später in [[Melk]] und [[Gars am Kamp]]. [[Markgraf]] Leopold&nbsp;III. gelang es, ins Kaiserhaus einzuheiraten; im Machtkampf zwischen Kaiser [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich&nbsp;IV.]] und König [[Heinrich V. (HRR)|Heinrich&nbsp;V.]] wechselte er zu Heinrich&nbsp;V. und trug so wesentlich zu dessen Sieg bei. Als Lohn erhielt er die Hand von Heinrichs Schwester [[Agnes von Waiblingen]]. Er wurde wegen seiner [[Kloster]]gründungen –&nbsp;vor allem [[Klosterneuburg]]&nbsp;– nach seinem Tod [[Heiligsprechung|heiliggesprochen]].
Die erste Hälfte des [[19. Jahrhundert]]s erlebte die ersten Ansätze des [[Nationalismus]], wobei die Nationalismen der verschiedenen Nationalitäten im Vielvölkerstaat Österreich vehement gegeneinander arbeiteten und so vom Kaiserhaus gegeneinander ausgespielt werden konnten. Diese Uneinigkeit der Nationalitäten rettete auch in der [[Revolution von 1848]] das Kaiserreich vor dem Auseinanderfallen.


=== Herzogtum Österreich unter den Babenbergern (1156–1246) ===
Im März [[1848]] wurden von verschiedenen Gruppen in Petitionen Pressefreiheit, Geschworenengerichte und akademische Freiheiten verlangt, die anschließenden Demonstrationen jedoch blutig niedergeschlagen. In Wien kam es daraufhin zu heftigen Aufständen, Metternich wurde entlassen und floh nach England. Die Zensur wurde aufgehoben, Pressefreiheit und eine demokratische Verfassung versprochen. Inzwischen griff die Revolution auf andere Städte bzw. Landesteile über, Ungarn, Mailand, Venetien und Prag folgten. Der Aufstand in Mailand wurde schließlich von [[Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz|Radetzky]] niedergeschlagen, der in Prag im Juni von [[Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz|Windischgrätz]]. Im September übernahm in Ungarn [[Lajos Kossuth]] die Macht und stellte eine Armee auf. Nachdem sich in Wien kaiserliche Truppen weigerten, nach Ungarn abzumarschieren und von Bürgern unterstützt wurden, brachen heftige Kämpfe aus.
Im Zuge des Konfliktes zwischen den [[Staufer]]n und den [[Welfen]] kam 1139 das [[Stammesherzogtum Baiern|Herzogtum Bayern]] an die Babenberger. Als [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich&nbsp;I. Barbarossa]] diesen Streit beenden wollte, gab er den Welfen das Herzogtum Bayern zurück –&nbsp;gleichsam als Entschädigung wurde Österreich mit dem ''[[Privilegium minus]]'' von 1156 zum Herzogtum des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] erhoben. Erster Herzog war [[Heinrich II. (Österreich)|Heinrich Jasomirgott]], der 1156 [[Wien]] zur Residenzstadt erhob. Aufgrund der [[Georgenberger Handfeste]] (1186) fiel auch das Herzogtum [[Steiermark]], das den [[Traungau]], den zentralen Teil des heutigen [[Oberösterreich]], und die [[Grafschaft Pitten]] im südlichen [[Niederösterreich]] sowie große Gebiete im heutigen [[Slowenien]] umfasste, mit dem Erlöschen der [[Traungauer]] 1192 an die Babenberger.


[[Datei:Rudolf von habsburg.png|mini|hochkant|Rudolf von Habsburg. Grabplatte im [[Speyerer Dom]]]]
Der Hof floh nach [[Olmütz]], Wien wurde von kaisertreuen Böhmischen und Kroatischen Truppen belagert. Ende Oktober wurde die innere Stadt eingenommen, 24 Revolutionäre wurden hingerichtet, die Revolution war gescheitert.


Mit [[Leopold VI. (Österreich)|Leopold VI.]] erreichte das hochmittelalterliche Österreich einen kulturellen Höhepunkt –&nbsp;unter ihm wurde auch die damals revolutionäre Kunst der [[Gotik]] eingeführt. Sein kinderloser Sohn [[Friedrich II. (Österreich)|Friedrich&nbsp;II.]], genannt „der Streitbare“, geriet jedoch bald in Streit mit mehreren Nachbarn, darunter Ungarn. Als [[Béla IV. (Ungarn)|Béla IV. von Ungarn]], mit dem er über seine zweite Frau Agnes von [[Herzogtum Meranien|Andechs-Meranien]] verwandt war, um Hilfe gegen die [[Mongolisches Reich|Mongolen]] ersuchte, beteiligte er sich zwar zunächst im Frühling 1241 am Krieg. Er verlangte bald darauf aber Geld und drei westungarische [[Komitat]]e dafür. Die Erfüllung dieser Bedingungen legte den Grundstein für babenbergisch-ungarische Konflikte, die 1246 in der [[Schlacht an der Leitha (1246)|Schlacht an der Leitha]], in der Friedrich&nbsp;II. ums Leben kam, gipfelten.<ref>Johannes Gießauf: ''Herzog Friedrich II. von Österreich und die Mongolengefahr 1241/42.'' In: Herwig Ebner (Hrsg.): ''Forschungen zur Geschichte des Alpen-Adria-Raumes. Festgabe für em.o.Univ.-Prof. Dr. Othmar Pickl zum 70. Geburtstag.'' Graz 1997, S. 173–199.</ref> Mit ihm starben die Babenberger in männlicher Linie aus. Es begann die als „österreichisches [[Interregnum]]“ bezeichnete Periode, während der die Länder Friedrichs&nbsp;II. in ein länger andauerndes Kräftespiel rivalisierender Mächte gerieten.
Die demokratischen Errungenschaften wurden schnell wieder revidiert, doch kam auch der [[Neoabsolutismus]] des neuen Kaisers [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Franz Joseph]] nach den Niederlagen in [[Italien]] [[1859]] an sein Ende. Die italienische Einigungsbewegung bildete einen Nationalstaat aus disparaten Länderteilen und übte auf die Nationalitäten der Monarchie daher eine starke Anziehungskraft aus. Gelegentlich wird gesagt, [[Giuseppe Garibaldi]] habe an die österreichische Monarchie eine Lunte gelegt.


=== Herzogtum Österreich als Streitobjekt (1246–1282) ===
Unmittelbare Ergebnisse der Niederlagen in Italien waren Verfassungsexperimente, nämlich das ''Oktoberdiplom'' [[1859]] und das ''Februarpatent'' [[1861]]. Die [[Schlacht von Königgrätz|Niederlage von Königgrätz]] im deutschen Krieg (Deutscher Bund unter Vorsitz Österreichs gegen Preußen) führte zur Auflösung des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]]. Hintergrund des deutschen Krieges war, dass Bismarck ein deutsches Bündnissystem unter der Hegemonie Preußens anstrebte. Eine solche Hegemonie war nach Einschätzung Bismarcks nur ohne Österreich möglich, da Österreich als bisherige Hegemonialmacht des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] wirtschaftlich und militärisch zu bedeutend war. Nachdem Bismarck durch seinen Sieg bei Königgrätz gegen den Willen Österreichs die Gründung eines [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bundes]] ohne Österreich durchgesetzt hatte, führte eine weitere Verfassungsreform zur Gründung der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie.
Anspruch auf die Länder Friedrichs&nbsp;II. hatten seine nächsten Verwandten – seine Schwester [[Margarete von Babenberg|Margarete]], seine Nichte [[Gertrud von Babenberg|Gertrud]] sowie Béla IV. Nach Heirat mit Gertrud konnte Vladislav von Böhmen zunächst die Anerkennung des österreichischen Adels erhalten, verstarb aber 1247. Die zwei folgenden Ehemänner Gertruds konnten sich ebenso wenig wie der vom Kaiser ernannte [[Otto II. (Bayern)|Otto von Bayern]] durchsetzen. 1251 marschierten die [[Přemysliden]] ein, die österreichischen Stände erkannten [[Ottokar II. Přemysl]] rasch als Herzog an. Zwar nicht vom Kaiser gebilligt, stütze Ottokar seine Herrschaft aber auf seine strategische Eheschließung mit Margarete.


[[Datei:Reich König Ottokar II. Přemysl.jpg|mini|hochkant|Das Herrschaftsgebiet von [[Ottokar II. Přemysl]] 1247 bis 1278]]
==[[Österreich-Ungarn]] (K.u.K.-Monarchie, Donaumonarchie)==
In der Steiermark hingegen wählten die Stände den Sohn des ungarischen Königs zu ihrem Herzog. 1254 einigten sich Ottokar und Bela unter Vermittlung des Papstes auf diese Trennung der ehemaligen Babenbergerländer ([[Frieden von Ofen]]), 1261 eroberte Ottokar auch die Steiermark ([[Schlacht bei Kressenbrunn]]). 1270 erbte Ottokar [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] von [[Ulrich III. (Kärnten)|Ulrich III.]], wodurch dessen gemeinsame Zukunft mit Österreich seinen Lauf nahm. Seine Politik war darauf ausgerichtet, den Adel zurückzudrängen und das städtische [[Bürgertum]] zu fördern, weswegen er den Wienern bis tief in die [[Habsburg]]er-Zeit in guter Erinnerung blieb. Seinem Griff nach der königlichen Macht im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] wurde von [[Rudolf I. (HRR)|Rudolf von Habsburg]] begegnet, der ihn 1278 in der [[Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen]] besiegte. Die Habsburger konnten sich daraufhin als Herzöge von Österreich und der Steiermark etablieren und sollten hier bis 1918, also 640 Jahre lang, herrschen.


=== Herzogtum Österreich unter den Habsburgern (1282–1452) ===
[[bild:CIMG4924_k.u.k-wappen.jpg|thumb|150px|right|Wappen der [[Österreich-Ungarn|Österr.-Ungar. Monarchie]]]]
Ab Mitte des 13. bis Ende des 14. Jahrhunderts war Österreich Schauplatz intensiver Ketzerverfolgungen durch die [[Inquisition]]. Eine erste große Verfolgungswelle um 1260 in über vierzig [[Pfarrei|Pfarren]] im südlichen Donauraum zwischen dem [[Salzkammergut]] und dem [[Wienerwald]] war hauptsächlich gegen [[Waldenser]] gerichtet. Weitere Inquisitionen fanden 1311–1315 in [[Steyr]], [[Krems an der Donau|Krems]], [[St. Pölten]] und [[Wien]] statt. Unter dem Inquisitor [[Petrus Zwicker]] kam es von 1391 bis 1402 neuerlich zu schweren Verfolgungen, unter anderem in Steyr, [[Enns]], [[Hartberg]], [[Sopron|Ödenburg]] und Wien. Im Jahr 1397 wurden dabei allein in Steyr zwischen 80 und 100 Waldenser verbrannt, woran dort ein 1997 errichtetes Denkmal erinnert.


1335 konnten die Habsburger die [[Meinhardiner]] in [[Kärnten]] und [[Krain]] beerben, und 1363 fiel auch [[Gefürstete Grafschaft Tirol|Tirol]] von [[Margarete von Tirol]] an [[Rudolf IV. (Österreich)|Herzog Rudolf&nbsp;IV.]] Dadurch entstand ein Länderkomplex in den Ostalpen, der ''Herrschaft zu Österreich'' genannt wurde.
Am [[8. Juni]] [[1867]] wurde Kaiser Franz Joseph I. von Österreich in [[Budapest]] zusätzlich zum ''Apostolischen König von [[Ungarn]]'' gekrönt.
In diesem [[19. Jahrhundert]], in Zeiten wachsender Bevölkerungen, begann der – bisher von den Herrscherhäusern unterdrückte – [[Nationalismus]] seinen Siegeszug durch die Länder Europas und insbesondere der [[Habsburg|Habsburger Monarchie]]. Zur Abschwächung des ungarischen Nationalismus gedacht, verschärfte der Ausgleich von [[1867]] die Spannungen mehr als er sie kalmierte. Dieser Ausgleich schuf nun die Situation, dass die Ungarn in der Doppelmonarchie als zweites „Herrenvolk“ neben die Deutschen traten. Die Polen in [[Galizien]] waren noch einigermaßen privilegiert, ansonsten fühlten sich jedoch die slawischen Nationalitäten (insbesondere die Tschechen) um ihre Gleichberechtigung geprellt. Vor allem in [[Böhmen]] und [[Mähren]] nahmen die Differenzen zu - der [[Mährischer Ausgleich|Mährische Ausgleich]] [[1911]] nahm dem Konflikt zwar einiges an Schärfe, konnte aber keine Wirkung mehr entfalten. Gleichwohl profitierte [[Böhmen]] aufgrund seiner Nähe zu Wien überproportional von der Ansiedlung neuer Industrien auf Veranlassung des Kaisers. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Differenzen zwischen den einzelnen Volksgruppen der [[Donaumonarchie]] bereits so stark, dass das Parlament (der ''Reichsrat'') nicht mehr arbeitsfähig war. Aufgrund der dadurch hervorgerufenen faktischen Lähmung des Staates ging diese Periode als die Zeit des „Fortfrettens und Fortwurschtelns“ (wienerische Ausdrücke: „mühsam weiterkommen“) in die österreichische Geschichtsschreibung ein.


Rudolf&nbsp;IV. stieß viele Maßnahmen an, die vor allem die Bedeutung der Stadt Wien heben sollten. Zudem ließ er das ''[[Privilegium Maius]]'' fälschen, das Österreich zum ''Erzherzogtum'' erhob und ihm innerhalb des Reiches eine Anzahl von Privilegien sicherte.
In dieser Zeit, vor allem um [[1900]] erlebte Österreich aber eine kulturelle Blütezeit, die unter anderem mit dem Namen [[Sigmund Freud]] verbunden war, dessen [[Psychoanalyse]] auf [[Wissenschaft]] und [[Kunst]] befruchtend wirkte.


1379 wurde im [[Vertrag von Neuberg]] die habsburgische Herrschaft zum ersten Mal geteilt. Danach gab es 1406 und 1411 noch weitere Teilungen. Daraus entstanden drei Länderkomplexe:
Am [[26. Juni]] [[1914]] entluden sich die aufgestauten nationalen Gefühle in dem [[Attentat von Sarajevo]] auf den Thronfolger [[Erzherzog Franz Ferdinand]] durch den serbischen Nationalisten [[Gavrilo Princip]]. Das daraufhin von [[Österreich-Ungarn]] an [[Serbien]] gestellte Ultimatum bewirkte die Erfüllung der sich aus den europaweit bestehenden Bündnissystemen und Beistandspaktender bestehenden Beistandspflichten und führte so zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]].
* die ''Niederösterreichischen Länder'' (Ober- und Niederösterreich),
* die ''[[Innerösterreich]]ischen Länder'' (Steiermark, Kärnten, Krain und Inner-Istrien sowie Triest)
* die ''[[Vorderösterreich]]ischen Länder'' (Tirol, Vorarlberg und die schwäbischen und elsässischen Vorlande).
Fast das gesamte 15.&nbsp;Jahrhundert ist eine Phase wirrer Erbteilungen und Familienstreitigkeiten, welche die politische und wirtschaftliche Bedeutung der Habsburgischen Länder weitgehend schwächten. [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich&nbsp;V.]] (†&nbsp;1493) gelang es schließlich, die Länder wieder zu einen, indem er alle seine Gegner überlebte und beerbte. Schon [[Albrecht II. (HRR)|Albrecht&nbsp;V.]] war als Erbe der [[Haus Luxemburg|Luxemburger]] zum römisch-deutschen König gewählt worden. Diese Position ging in der Folge an Friedrich über, der 1452 zum [[Kaiser]] des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] gekrönt wurde und sich fortan Friedrich&nbsp;III. nannte.


=== {{Anker|Erzherzogtum}}Das Erzherzogtum Österreich seit 1453 ===
==Die Erste Republik ==
{{Hauptartikel|Erzherzogtum Österreich}}


Die Erhebung des Herzogtums Österreich zum Erzherzogtum wurde im Jahr 1453 von Kaiser Friedrich III. anerkannt. Die habsburgischen [[Prinz]]en bezeichneten sich fortan als ''[[Erzherzog|Erzherzöge]]'', womit man Bezug auf die auch als Erzfürsten bekannten [[Kurfürst]]en nahm. Das [[Herzogtum]] war fortan ein ''Erzherzogtum'' des Heiligen Römischen Reiches, um dieses den Kurfürstentümern rechtlich gleichzustellen –&nbsp;nur deren Herren, die Kurfürsten, waren an der Wahl des [[Römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaisers]] beteiligt. Als den Kurfürstentümern de facto gleichrangiges Herzogtum galt für Österreich die [[Primogenitur]] und die Unteilbarkeit. Später wurde es offiziell als ''Erzherzogtum Österreich ob und unter der Enns'' bezeichnet und schließlich 1861 in das Erzherzogtum [[Österreich ob der Enns]] und das Erzherzogtum [[Österreich unter der Enns]] aufgeteilt.
{{Neuere Österreichische Verfassungsgeschichte}}


== Frühe Neuzeit bis 1804 ==
Noch in der Endphase des Weltkrieges [[1918]] und den damals zutage tretenden Auflösungstendenzen, versuchte Kaiser Karl durch sein Manifest vom 17.Oktober 1918 den Ententemächten Friedensbereitschaft zu signalisieren: "Österreich soll, dem Willen seiner Völker gemäß zu einem Bundesstaat werden, in dem jeder Volksstamm auf seinem Siedlungsgebiet sein eigenes Gemeinwesen bildet". Nachdem sich am 21. Oktober die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates im niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse zu einer provisorischen Nationalversammlung getroffen hatten, gab Kaiser Karl (auch unter dem Eindruck der Ereignisse in Berlin) am 11. November 1918 seine Rücktrittserklärung ab - die Regentschaft der [[Habsburger]] endete somit nach 6 Jahrhunderten. Die Donaumonarchie zerfiel in eine Vielzahl kleiner Staaten. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlamentsgebäude der neue Staat [[Deutschösterreich]] ausgerufen. Erster Staatskanzler wurde [[Karl Renner]].
=== Der Aufstieg Österreichs zur Großmacht ===
[[Datei:Bernhard Strigel 003b.jpg|hochkant|mini|''tu felix austria nube''. Maximilian&nbsp;I. (links) im Kreise seiner Familie]]


Die Hausmacht des Kaisers im Reich war nicht besonders groß, da die vielen adligen Herrscherhäuser innerhalb und außerhalb des Reiches nach eigener politischer Macht strebten. So hinterließ die glanzlose, aber zähe Politik Friedrichs&nbsp;III. eine gefestigte Herrschaft. Deren Bedeutung wurde erhöht durch die Heirat (1477) seines Sohnes [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian]] mit [[Maria von Burgund|Maria]], der Erbin des [[Haus Burgund|burgundischen]] Länderkomplexes zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] und [[Frankreich]]. Nach dem frühen Tod Marias heiratete Maximilian die bretonische Prinzessin [[Anne de Bretagne]], die einen Erbanspruch auf die Bretagne besaß. Eine Intervention Frankreichs verhinderte dort jedoch die Machtübernahme der Habsburger. 1496 verheiratete Maximilian&nbsp;I. seinen Sohn [[Philipp I. (Kastilien)|Philipp den Schönen]] mit der [[Infant]]in [[Johanna (Kastilien)|Johanna (der Wahnsinnigen)]] von [[Königreich Kastilien|Kastilien]] und [[Krone von Aragonien|Aragon]]. Er sicherte den Habsburgern damit nicht nur die Erbrechte auf Spanien, [[Königreich Neapel|Neapel]], Sizilien und [[Königreich Sardinien|Sardinien]], sondern auch auf die [[Spanisches Kolonialreich|spanischen Kolonien]]. Die [[Heiratspolitik der Habsburger]] wird im berühmten Spruch ausgedrückt: ''Bella gerant alii –&nbsp;tu felix austria nube'' („Kriege mögen andere führen –&nbsp;Du, glückliches Österreich, heirate!“). Im Jahr 1499 endete der [[Schwabenkrieg]]. Die Habsburger mussten im [[Frieden zu Basel]] ihr Stammland mit der [[Habsburg (Burg)|Habichtsburg]] aufgeben. Damit begann die rechtliche Ablösung der Schweiz vom Heiligen Römischen Reich, die im [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] von 1648 endgültig besiegelt wurde. Im Jahr 1500 erbte Maximilian die [[Görz und Gradisca|Grafschaft Görz]]. Durch die schnelle Expansion des Herrschaftsgebietes waren die Habsburger um 1500 kurz davor, eine weltumspannende Universalmonarchie zu errichten, was im Motto des 1519 gekrönten [[Karl V. (HRR)|Karl&nbsp;V.]] zum Ausdruck kommt: [[Plus Ultra]] (Über alles bisherige hinaus). Er konnte diesen Anspruch im Angesicht starker Gegner zwar nicht einlösen, gilt aber bis heute als der mächtigste Habsburger aller Zeiten.
Sowohl weite Teile der Bevölkerung, wie auch die neuen politischen Eliten, mit Ausnahme von Monarchisten und Kommunisten, sahen die neue Republik Deutschösterreich als ein Teil einer gesamtdeutschen Republik. Es wurde die Auffassung vertreten, dass dieser deutsche „Rest-“ bzw. „Rumpfstaat“ - beraubt der ungarischen Agrar- und der böhmischen Industriegebiete - alleine nicht lebensfähig sei, oder wie es der Publizist [[Hellmut Andics]] in einem Buchtitel ausdrückte: ''Der Staat, den keiner wollte''. Der „Anschluss“ an die [[Deutsche Republik]] (später ''[[Weimarer Republik]]''), wurde aber in der Folge von den alliierten Siegermächten mit dem [[Vertrag von St. Germain]] verboten, hätte dies doch möglicherweise ein zu starkes Deutsches Reich bedeutet. Vor diesem Hintergrund wurde auch der Name „Deutschösterreich“ verboten. Am [[21. Oktober]] [[1919]], mit Ratifizierung des Friedensvertrages, wurde der Name in „Republik Österreich“ geändert. Nochmals erklärt wurde dies in der von Bundeskanzler [[Ignaz Seipel]] mit dem [[Völkerbund]] ausgehandelten „Genfer Sanierung“ zur Stützung des inflationsgeschüttelten Staatshaushaltes. Auch die Pläne Österreichs für eine Zollunion mit dem Deutschen Reich wurden 1931 mit Hinweisen auf die Bestimmungen des Friedensvertrages verboten.


[[Datei:Titian - Portrait of Charles V Seated - WGA22964.jpg|hochkant|mini|Karl V. Zitat: In seinem Reich ging die Sonne nie unter]]
Die [[Bundesverfassung (Österreich)|Verfassung]] vom September [[1920]] markiert den Beginn der Ersten Republik Österreich. [[Hans Kelsen|Kelsen]] versuchte darin Grundsätze des Föderalismus und des Zentralismus zu verbinden. Bedingt durch das zerstrittene Parteienspektrum, erfolgte [[1929]] eine wichtige Novelle, die durch eine direkte Volkswahl die Stellung des Bundespräsidenten stärkte. Sie wurde in dieser Form auch [[1945]] in der Zweiten Republik [[Österreich]] wieder eingeführt.


Auf dem [[Reichstag zu Worms (1521)#Wormser Vertrag|Reichstag zu Worms]] von 1521 wurden die österreichischen Länder von Kaiser Karl&nbsp;V. an seinen Bruder [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand&nbsp;I.]] übergeben, der die Anfänge zentraler Verwaltungsstrukturen etablierte. Ferdinand&nbsp;I. heiratete im selben Jahr [[Anna von Böhmen und Ungarn|Anna]], die Erbfolgerechte in [[Länder der Böhmischen Krone|Böhmen]] und [[Königreich Ungarn|Ungarn]] in die Ehe einbrachte. 1524 fügte Karl&nbsp;V. [[Frieslande|Friesland]] dem habsburgischen Hausgut hinzu. 1526 nach der unglücklich verlaufenen [[Schlacht bei Mohács (1526)|Schlacht von Mohács]] erbte Ferdinand (dank der Ansprüche seiner Frau) nicht nur die Königreiche Ungarn und Böhmen (mit den [[Nebenland|Nebenländern]] [[Mähren]], [[Schlesien]] und [[Lausitz]]), sondern auch die permanente Bedrohung durch das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]], gegen das Ungarn vorher ein territorialer Schutzschild gewesen war. Zudem gerieten die Habsburger zum ersten Mal mit dem ungarischen Adel in Konflikt, der damals den Gegenkönig [[Johann Zápolya]] unterstützte. 1528 gerieten [[Provinz Overijssel|Overijssel]] und [[Provinz Utrecht|Utrecht]] unter habsburgische Herrschaft. 1531 wurde mit Hilfe von Bestechungsgeldern Ferdinand&nbsp;I. zum [[Römisch-deutscher König|römisch-deutschen König]] gewählt. Das [[Herzogtum Mailand]] wurde von Karl&nbsp;V. annektiert.
Ursprünglich hatte der neue Staat alle Gebiete der ehemaligen Monarchie mit deutschsprachiger Mehrheit für sich beansprucht, doch wurde das Staatsgebiet von den Siegermächten vorgegeben. Immerhin konnte das deutschsprachige Westungarn, das spätere [[Burgenland]] gewonnen werden: Da die Siegermächte vorerst unsicher waren, wem dieses Gebiet zugeteilt werden sollte und der Vorschlag einer Aufteilung zwischen der [[Tschechoslowakei]] und [[Jugoslawien]] nicht einmal von diesen Staaten selbst ernsthaft verfolgt wurde, gab man es an Österreich – in der Hoffnung, einen Keil zwischen zwei Staaten zu treiben, die an einer Revision der Friedensverträge potentiell interessiert waren. Für die Einwohner der Stadt [[Ödenburg]] (''Sopron'') kam es zu einer Volksabstimmung über die künftige Staatszugehörigkeit, die für Ungarn ausging. Ohne Abstimmung behielt die Tschechoslowakei Südmähren mit der Stadt [[Znaim]] (''Znojmo''). Die Volksabstimmungen in Süd[[kärnten]], das vom [[Jugoslawien|SHS-Königreich]] beansprucht wurde, ging am 10. Oktober 1920 dagegen eindeutig für eine Zugehörigkeit des Abstimmungsgebietes südlich der [[Drau]] zur Republik Österreich aus. Dieser Abstimmung waren heftige Kämpfe von Kärntner [[Heimwehr]]verbänden gegen SHS-Einheiten vorausgegangen. Da die Masse der SHS-Truppen in Ungarn gebunden waren und Italien als Siegermacht Österreichs Position unterstützte, hatten die Siegermächte sich für diese Abstimmung entschieden. Keine Chance hatte die Republik, das seit Kriegsende (Waffenstillstand 3. und 4. November 1918) von Italien besetzte [[Südtirol]] zurückzubekommen. (Erst 1969 konnte mit dem „[[Südtirol-Paket]]“ eine befriedigende zwischenstaatliche Lösung - als Autonomie - gefunden werden.)


1538 war das Königreich Ungarn dreigeteilt:
Die Wirtschaft des jungen Staates lag nach Kriegsende den Umständen (Kriegsfolgen, Reparationen, Gebietsverluste) entsprechend darnieder. Die damit zusammenhängende [[Hyperinflation]] („galoppierende Inflation“) konnte erst Anfang [[1924]] durch eine [[Währungsreformen in Österreich|Währungsreform]] mit Einführung des im November 1924 beschlossenen [[Österreichischer Schilling|Schillings]] ab [[1. März]] statt der [[Österreichische Krone|Krone]] beendet werden; Voraussetzung war eine Anleihe des Völkerbundes. Für 10.000 Kronen bekam man 1914 noch einen Häuserblock wogegen man im Dezember 1922 nur noch einen Leib Brot bekam. Erst danach begann ein zaghafter wirtschaftlicher Aufschwung, der jedoch lediglich ein Zwischenhoch Mitte der [[1920er]] Jahre darstellte und mit der [[Weltwirtschaftskrise]] [[1929]] ein jähes Ende fand. Zur latenten Strukturkrise war die große Konjunkturkrise gekommen. 1933 waren etwa ein Drittel der Arbeitskräfte ohne Arbeit.
* Das [[Königliches Ungarn|königliche Ungarn]] (die heutige Slowakei, Burgenland, Westkroatien und Teile des heutigen Ungarn) blieb bei Habsburg.
* Die Mitte des Landes fiel an die Türken.
* [[Siebenbürgen]] kam unter die Kontrolle rivalisierender ungarischer Adeliger.


1555/56 dankte Karl&nbsp;V. nach dem [[Augsburger Reichs- und Religionsfrieden|Augsburger Religionsfrieden]] ab. Dies führte zur Teilung der Habsburger in eine spanische und in eine österreichische Linie. Die österreichische Linie stellte bis 1806 fast ununterbrochen den römisch-deutschen Kaiser.
Mit den Unruhen der unmittelbaren Nachkriegszeit und den wirtschaftlichen Problemen ging eine immer schärfere politische Polarisierung einher: Hauptgegner waren einerseits der regierende [[Christlichsoziale Partei|Christlichsoziale]] Bund und die in der Stadt Wien regierenden [[SPÖ|Sozialdemokraten]]. Gegner dieser beiden waren wiederum die österreichischen [[Nationalsozialisten]], die die Vereinigung der „Ostmark“ mit dem „Reich“ anstrebten und vor allem außerhalb Wiens (etwa in der Steiermark) eine große Anhängerschaft hatten. Darüber hinaus spielten paramilitärische Einheiten, wie die [[Heimwehr]] (der Christlichsoziale Partei nahestehend, aber ohne klare Parteibindung) und der [[Republikanischer Schutzbund|Republikanische Schutzbund]] verhängnisvolle Rollen. Die politischen Gegensätze in Österreich waren groß und eskalierten schließlich [[1927]]: Im Burgenland, in [[Schattendorf]] wurden bei einem Heimwehraufmarsch Mitglieder des Schutzbundes erschossen. Mit dem [[Schattendorfer Urteil]] wurden die mutmaßlichen Täter danach von einem Geschworenengericht aber freigesprochen. Die danach folgenden Demonstrationen einer empörten Menge konnte die Sozialdemokratische Parteiführung nicht mehr kontrollieren. Der [[Justizpalast (Wien)|Justizpalast]] - neben dem Parlament - wurde von der Menge gestürmt und in Brand gesetzt. Nachdem auch Polizeiwachzimmer gestürmt worden waren, bekam die Polizei von ihrem Präsidenten [[Johann Schober]] den Befehl die Demonstration mit Waffengewalt aufzulösen. Die Bilanz: 89 Tote, 1.057 Verwundete, fast 1.000 Neubeitritte zu den deutschnational ausgerichteten Heimwehren unter ihrem Führer Graf Starhemberg, und - wegen der unnachgiebigen Haltung des christlichsozialen Bundeskanzlers [[Ignaz Seipel]] - bis Jahresende 28.000 Kirchenaustritte. Die endgültige Polarisierung war vollzogen. Durch diese Ereignisse wurde die Sozialdemokratie entscheidend geschwächt.


=== Reformation, Gegenreformation und katholische Reform in den habsburgischen Ländern ===
==[[Austrofaschismus]] und [[Ständestaat]]==
In den österreichischen Ländern (mit Ausnahme Tirols) trat die Bevölkerung fast geschlossen zum Protestantismus über. Die [[Rekatholisierung]] setzte erst gegen 1600 ein (''siehe auch'' [[Gegenreformation]]), dafür aber mit umso größerer Heftigkeit und Gewalttätigkeit.<ref>[[Arno Herzig]]: ''Der Zwang zum wahren Glauben. Rekatholisierung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000 (Sammlung Vandenhoeck), ISBN 3-525-01384-1.</ref> In diesem Prozess taten sich die [[Jesuiten]] und Kardinal [[Melchior Khlesl]], der Kanzler von Erzherzog [[Matthias (HRR)|Matthias]], hervor. Ein führender Betreiber dieser Politik war [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand&nbsp;II.]], der den Topos aufgriff und bekanntmachte, er wolle lieber eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer.
Anfang der 30er Jahre begannen sich einer Reihe von Staaten Europas faschistische Bewegungen durchzusetzen. Auch Österreich blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Vor allem die [[Heimwehr]] vertrat faschistische Ideen nach dem Vorbild Italiens. Mussolini wurde auch von der im Ausland isolierten Regierung als wichtigste Unterstützung gesehen.


Aufgrund dieser Politik wurden die österreichischen Länder auch in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] verwickelt, der durch den [[Ständeaufstand in Böhmen (1618)|Ständeaufstand in Böhmen]] herbeigeführt wurde. Eine Zeit lang sah es so aus, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich in eine [[Absolutismus|absolutistische]] Monarchie umwandeln (''siehe auch'' [[Schlacht am Weißen Berg]], [[Restitutionsedikt]]); am Ende dieses Krieges waren sie jedoch auf die österreichischen und böhmischen Länder zurückgeworfen. So versuchten sie, aus diesen ein integriertes Staatsgebilde zu formen. Seit den 1680er Jahren drängten ökonomische Theoretiker wie [[Philip Wilhelm von Hornick]] oder [[Johann Heinrich Gottlob von Justi]] in diese Richtung.
Im März [[1933]] schaltete der [[Christlichsoziale Partei|christlichsoziale]] [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] Dr. [[Engelbert Dollfuß]] das [[Parlament]] aus. Eine patt auszugehenden Abstimmung über die Eisenbahnergehälter und taktisch bedingte Rücktritte der drei Parlamentspräsidenten nützte Dollfuß, um das Parlament als handlungsunfähig zu erklären. Eine Notverordnung aus 1917 wurde (wie auch in der deutschen Innenpolitik dieser Jahre) dazu verwendet, ohne die parlamentarische Volksvertretung regieren zu können. Ein neuerliches Zusammentreten des Nationalrats wurde für illegal erklärt und mit Polizeigewalt unterbunden. Zusätzlich legte der Bundeskanzler durch den Rückzug der christlichsozialen Mitglieder den Verfassungsgerichtshof lahm. Der Weg in einen autoritären [[Ständestaat]]s nach dem Vorbild des faschistischen Italien war damit beschritten. Er verbot alle Parteien, bis auf die [[Vaterländische Front]] (einer Vereinigung der Christlichsozialen mit einigen Wehrverbänden) und ließ politische Gegner verhaften. Auch die österreichischen Nationalsozialisten wurden verboten, wodurch die Selbständigkeit Österreichs noch einmal bekräftigt werden sollte.


=== Das Habsburgerreich und die osmanische Bedrohung ===
''Hauptartikel:'' [[Österreichischer Bürgerkrieg]]
Nachdem es schon seit dem späten 15. Jahrhundert zu Einfällen von [[Akıncı|türkischen Marodeuren]] gekommen war, stieß das osmanische Heer im Jahr 1529 bis nach Wien vor und [[Erste Wiener Türkenbelagerung|belagerte die Stadt]]. Nur die Tatsache, dass die Angreifer wegen der späten Jahreszeit zum Abbruch der Belagerung gezwungen waren, konnte die Stadt damals retten. In den folgenden fast 200 Jahren stellten die Türken eine ernsthafte Bedrohung für das Heilige Römische Reich dar und die [[Türkenkriege]] (mit oft verhalten beantworteten Hilfsanforderungen an die Reichsstände) waren immer wieder Thema auf den [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstagen]].


[[Datei:Vienna Battle 1683.jpg|mini|1683, Zweite Belagerung von Wien durch die Osmanen]]
In Folge einer [[Hausdurchsuchung]] nach Waffen in einem Parteiheim der [[Sozialdemokraten]] in [[Linz]] kam es am [[12. Februar]] [[1934]] zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten, der [[Heimwehr]] bzw. dem Bundesheer, die sich zum Generalstreik und zu einem [[Österreichischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] ausweiteten. Insbesondere in Wien und den verstreuten Industriezentren ([[Steyr]], [[Obersteiermark]], [[Linz]]) wurde einige Tage lang heftig gekämpft. Polizei, Bundesheer und die sie unterstützenden Heimwehrabteilungen konnten den damals schon desorientierten, verzweifelt kämpfenden [[Schutzbund]] relativ leicht niederkämpfen. Die sozialdemokratische Parteileitung unter Dr. [[Otto Bauer]], [[Julius Deutsch]] u.a. flüchtete in die [[Tschechoslowakei]]. Am Ende waren die Sozialdemokraten als Partei besiegt. Am 1. Mai 1934 trat eine neue, ständische Verfassung in Kraft. Eine wichtige Rolle hatte dabei der Einfluß Mussolinis gespielt, den die auch gegen die steigende NS-Agitation kämpfende Bundesregierung als Rückendeckung suchte.


1683 belagerten die Osmanen Wien [[Zweite Wiener Türkenbelagerung|ein zweites Mal]] erfolglos. Einen entscheidenden Ausschlag gab das von [[Karl V. (Lothringen)|Herzog Karl von Lothringen]] geführte [[Entsatz]]heer unter dem Oberbefehl des [[Königreich Polen|polnischen]] Königs [[Johann&nbsp;III. Sobieski]], das mit seinen Husaren vom Kahlenberg aus den Belagerern in den Rücken fiel. In den Jahren darauf gelang schließlich der Befreiungsschlag gegen die osmanische Bedrohung. Mit Hilfe von fähigen Feldherren wie Karl von Lothringen und Prinz [[Eugen von Savoyen]] konnten die Osmanen während des [[Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieges]] 1683–1699 und in einem weiteren [[Venezianisch-Österreichischer Türkenkrieg|Türkenkrieg 1716–1718]] bis hinter Belgrad zurückgeworfen werden. Im [[Friede von Karlowitz|Frieden von Karlowitz]] 1699 gelangte ganz Ungarn sowie [[Slawonien]] in den Besitz Österreichs. Die weiteren Gebietsgewinne aus dem [[Friede von Passarowitz|Frieden von Passarowitz]] (1718) wurden im [[Friede von Belgrad|Frieden von Belgrad]] (1739) allerdings mit Ausnahme des [[Banat]]s wieder rückgängig gemacht.
Am [[25. Juli]] 1934 kam es zu einem nationalsozialistischen [[Putsch]]versuch, den so genannte [[Juliputsch]]. 154 als Soldaten und Polizisten verkleidete österreichische SS-Leute stürmten das Bundeskanzleramt, [[Engelbert Dollfuß]] wurde angeschossen und verblutete kurze Zeit später an den Folgen der Schußverletzungen. Eine zweite Gruppe der Putschisten besetzte die Rundfunkstudios der [[RAVAG]] und verbreiten die Falschnachricht, dass Dollfuß die Regierungsgeschäfte [[Anton Rintelen]] übergeben habe. Dies war das vereinbarte Zeichen für einen nationalsozialistischen Aufstand in ganz Österreich, insbesondere in der Steiermark, der allerdings nach wenigen Tagen von [[Polizei (Österreich)|Polizei]] und [[Österreichisches Bundesheer|Bundesheer]] niedergeschlagen werden konnte. Der Unterrichtsminister des Dollfuß-Regimes, [[Kurt Schuschnigg]] übernahm die Regierungsmacht.


Dies ermöglichte nun ein beispielloses Aufblühen der [[Barock]]kultur, die eine spezifisch österreichische Ausformung entwickelte und Stadt („Vienna gloriosa“) und Land zutiefst prägte.
Unterstützung bekam Schuschnigg von [[Mussolini]]s Italien, das Österreich wie auch Ungarn an sich binden wollte und so gegen das Deutsche Reich auszuspielen versuchte. Drohend marschierten italienische Truppen am Brenner auf, worauf [[Adolf Hitler]], der österreichische Diktator des Deutschen Reichs, jeden Einfluss auf die Vorgänge in Österreich (seinem Geburtsland) energisch bestritt.


=== Erbfolgekriege ===
Schuschnigg orientierte sich zwar an der Selbstständigkeit eines „freien und deutschen Österreichs”, bekam aber immer mehr Gegner, zumal der italienische Diktator [[Benito Mussolini]] zunehmend in Abhängigkeit zum Deutschen Reich geriet und daher immer weniger in der Lage war, seine auf die Selbständigkeit Österreichs ausgerichtete Politik aufrechtzuerhalten. 1936 wurde die [[Achsenmächte|Achse]] Rom-Berlin geschmiedet. Die Machthaber in Österreich konnten dem inneren und äußeren politischen und wirtschaftlichen Druck immer weniger entgegensetzten. Die alten großdeutschen Ideen bekamen zusehends mehr an Gewicht. Viele Menschen erhofften sich eine wirtschaftlich bessere Zukunft, da das Land weiterhin unter hoher Arbeitslosigkeit in einer Wirtschaftskrise litt. So bekamen die – freilich weiterhin illegalen – österreichischen Nationalsozialisten Zulauf und einen größeren Rückhalt bei den Bürgern.
[[Datei:Habsburg Hereditary Lands (1789).svg|mini|Habsburgermonarchie 1789]]
Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kämpften die österreichischen [[Habsburg]]er gegen [[Ludwig&nbsp;XIV.]] im [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekrieg]] um das dortige Erbe an der Monarchie. Der Krieg wurde vor allem von Kaiser [[Joseph I. (HRR)|Joseph&nbsp;I.]] mit Verve und Erfolg geführt –&nbsp;nach seinem Tod brach jedoch alles zusammen. Sein Bruder [[Karl VI. (HRR)|Karl]] war der letzte lebende männliche Habsburger; er hätte ein Weltreich geerbt, was die anderen europäischen Mächte verhinderten. Im [[Friede von Utrecht|Frieden von Utrecht]] 1713 wurden die französischen [[Haus Bourbon|Bourbonen]] als spanische Herrscher eingesetzt; den Habsburgern blieben aus der Erbmasse alle europäischen Nebenlande [[Spanien]]s ([[Spanische Niederlande]], [[Königreich Neapel|Neapel]], die [[Lombardei]]).


Im selben Jahr erließ Karl&nbsp;VI. auch die [[Pragmatische Sanktion]], die als erstes Grundgesetz für die [[Habsburgermonarchie]] angesehen werden kann. Die Pragmatische Sanktion bestimmte die Unteilbarkeit und Untrennbarkeit der Monarchie und führte zu diesem Zweck eine einheitliche Thronfolge nach den Prinzipien der [[Primogenitur]] und der subsidiären weiblichen Erbfolge ein. Diese Regelung hatte bis zum Ende der Habsburgermonarchie 1918 Bestand, sie wurde von Ungarn im [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|Ausgleich]] 1867 explizit bestätigt.
== „Anschluss“ an das Deutsche Reich ==
''Hauptartikel: [[Anschluss (Österreich)]]''


In der Geschichtsschreibung wird oft angeführt, Karl&nbsp;VI. habe die weibliche Thronfolge unter dem Blickwinkel ermöglicht, dass er nur zwei Töchter, die 1717 geborene [[Maria Theresia]] (1740–1780) und [[Maria Anna von Österreich (1718–1744)|Maria Anna]], hinterließ. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen, da zum Zeitpunkt der Erlassung der Pragmatischen Sanktion 1713 noch keines der vier Kinder des Kaisers (ein Sohn, drei Töchter) geboren war und nicht absehbar war, dass sein erstgeborener Sohn das Geburtsjahr 1716 nicht überleben würde.
Der Anschluss der deutschsprachigen Republik Österreich an [[Deutschland]] war nach dem Zerfall der [[Österreich-Ungarn|k.u.k.-Monarchie]] nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] ab [[1918]]/[[1919|19]] Wunsch der meisten Politiker und Bürger, wurde allerdings im [[Vertrag von Saint-Germain]] von den [[Alliierte]]n verboten.


Nach dem erfolgreichen [[Venezianisch-Österreichischer Türkenkrieg|Türkenkrieg von 1714 bis 1718]] erhielten die Habsburger Nordbosnien, Nordserbien (ungefähr das Gebiet der heutigen [[Vojvodina]]), das [[Banat]] und die [[kleine Walachei]]. Durch die sogenannten [[Schwabenzug|Schwabenzüge]] erfolgte die organisierte [[Siedlung|An-]] und [[Besiedlung]] dieser infolge der Türkenkriege fast menschenleeren Gebiete mit vornehmlich [[Deutsche|deutschstämmigen]] [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Untertanen. Mit dem Tausch von [[Sardinien]] gegen [[Sizilien]] erzielte das österreichische Habsburgerreich seine größte territoriale Ausdehnung.
Seit der „[[Machtergreifung]]“ der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] unter dem gebürtigen Österreicher [[Adolf Hitler]] in Deutschland (siehe auch [[Zeit des Nationalsozialismus]]) traf auch die deutsche Regierung Vorbereitungen für einen Anschluss Österreichs. Unterdessen war auch in Österreich ein autoritäres System entstanden, der [[Ständestaat]] (siehe auch [[Austrofaschismus]]), das sich allerdings für die Selbständigkeit Österreichs aussprach und nationalsozialistische Organisationen verbot.


Mit dem Tod Karls VI. 1740 waren die Habsburger im Mannesstamm ausgestorben. Daher trat aufgrund der Pragmatischen Sanktion seine Tochter Maria Theresia die Herrschaft in den österreichischen Ländern an. Mit ihrem Ehemann [[Franz I. Stephan (HRR)|Franz Stephan von Lothringen]] wurde sie Begründerin der neuen Dynastie [[Habsburg-Lothringen]]. Ihr Erbe konnte sie im [[Österreichischer Erbfolgekrieg|Österreichischen Erbfolgekrieg]] (1740–1748) weitgehend verteidigen. Im [[Vorfriede von Breslau|Vorfrieden von Breslau]], der im [[Friede von Berlin (1742)|Frieden von Berlin]] 1742 bestätigt wurde, fiel jedoch der Großteil [[Schlesien]]s, mit Ausnahme von [[Österreichisch-Schlesien]], an [[Preußen]] und konnte trotz vieler Bemühungen und [[Schlesische Kriege|zweier weiterer Kriege]] (unter anderem [[Siebenjähriger Krieg|1756–1763]]) nicht wiedergewonnen werden.
Hitler forderte [[1938]] unter Androhung eines Einmarschs eine Aufhebung dieses Verbots und die Beteiligung der Nationalsozialisten an der Regierung; Bundeskanzler [[Kurt Schuschnigg]] beugte sich dem. Den schnellen Aufstieg der Nationalsozialisten versuchte er jedoch mit einer Volksabstimmung für ein ''freies, unabhängiges, deutsches und christliches Österreich'' zu retten, die für den [[13. März]] 1938 angesetzt war. Schon am [[12. März]] marschierte allerdings die deutsche [[Wehrmacht]] unter dem Jubel großer Teile der österreichischen Bevölkerung in das Land ein. Der nationalsozialistische Innenminister [[Arthur Seyß-Inquart]] bildete eine nationalsozialistische Regierung und vollzog den Anschluss an das Deutsche Reich, der nachträglich durch eine Volksabstimmung bestätigt wurde (offizielles Ergebnis: 99,73 % dafür). Viele Politiker und Intellektuelle waren bis dahin schon verhaftet worden.


=== Reformen Maria Theresias ===
Der Name Österreich wurde durch „[[Ostmark]]“, später durch „[[Donau- und Alpenreichsgaue]]“ ersetzt, das vergrößerte Deutsche Reich später als „[[Großdeutsches Reich]]“ bezeichnet. Am [[1. Mai]] [[1939]] wurde das sogenannte Ostmarkgesetz verabschiedet, mit dem die Befugnisse vom Reichsstatthalter an den Reichskomissar übergeben werden sollen. Der Vollzug dieses Gesetzes war am [[31. März]] [[1940]] beendet. Damit war das Gebiet der ehemals souveränen 1. Republik Österreich zu einem in Reichsgaue aufgeteiltem Land im Großdeutschen Reich geworden, das dessen [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistische Geschichte]] bis zum Zusammenbruch [[1945]] teilte.
[[Datei:Maria Theresia im Spitzenbesetzten Kleid.jpg|hochkant|mini|[[Maria Theresia]]]]


In den darauffolgenden Jahren wurden von Maria Theresia einige Änderungen für die [[Habsburgische Erblande|Erblande]] in Österreich und Böhmen durchgeführt:
==Nachkriegszeit==
* Sonderrechte in der Monarchie wurden eingeschränkt.
''Hauptartikel:'' [[Besetztes Nachkriegsösterreich]]
* Die Nebenländer verloren das Recht auf eine eigene Verwaltung.
* Die Stände verloren ihr Mitspracherecht bei Entscheidungen der Regierung.
* Justiz und Verwaltung wurden getrennt.
* Die Hofkammern der österreichischen und der böhmischen Länder wurden zu einer zentralen Finanz- und Militärbehörde vereint.
* Der Adel wurde zum Dienst für die Monarchie verpflichtet.
* Die [[Bildungspflicht|Unterrichtspflicht]] wurde eingeführt.
Der ungarische Adel, der Maria Theresia im Machtkampf am Beginn ihrer Herrschaft unterstützt hatte, behielt seine Privilegien. Es entstand somit ein österreichisch-ungarischer Dualismus.


Unter Maria Theresia begann man, die damals sehr dünn besiedelten Gebiete in [[Galizien]] und [[Wolhynien|Lodomerien]], dem [[Banat]] und [[Siebenbürgen]] zu besiedeln. Die prägendste Einwanderergruppe waren die [[Donauschwaben]]. Diese Siedlungspolitik wurde bis zum Zerfall der Monarchie weitergeführt und führte unter anderem auch zur Ansiedlung von Juden in der [[Bukowina]], die im späten 19.&nbsp;Jahrhundert die dortige Kultur stark prägten.


=== Aufgeklärter Absolutismus ===
Als die [[Deutsche Wehrmacht]] am [[8. Mai]] 1945 [[Kapitulation|kapitulierte]] und der Zweite Weltkrieg in Europa damit sein Ende fand, waren [[Alliierte|alliierte]] Truppen bereits weit in die so genannten „Donau- und Alpenreichsgaue“ vorgedrungen. Am [[13. April]] 1945 hatten die sowjetischen Truppen den Kampf um Wien, der rund 19.000 deutsche und 18.000 sowjetische Soldaten das Leben gekostet hatte, für sich entschieden. Im späten April und Anfang Mai drangen die Westalliierten in die westlichen Bundesländer vor.
[[Datei:Anton von Maron 006.png|hochkant|mini|links|Joseph II.]]


1765 wurde ihr Sohn [[Joseph II.]] Kaiser des römisch-deutschen Reiches und zum Mitregenten ernannt, er sollte jedoch erst nach dem Tod Maria Theresias 1780 die Amtsgeschäfte zur Gänze übernehmen. Joseph&nbsp;II. führte viele Reformen durch; seine Regierungsform ''([[Josephinismus]])'' wurde später als [[aufgeklärter Absolutismus]] bezeichnet ''(Alles für das Volk, nichts durch das Volk.)'' Er öffnete ab 1766 bisherige Privatparks des Kaiserhofes für jedermann. Er schaffte 1781 die Leibeigenschaft ab und schloss Klöster, die nur kontemplativ tätig waren und keine Leistungen für die Allgemeinheit erbrachten. Nachdem 1779 im [[Friede von Teschen|Frieden von Teschen]] das [[Innviertel]] für Österreich gewonnen wurde, scheiterte 1785 der Versuch, Bayern gegen die [[Österreichische Niederlande|Österreichischen Niederlande]] zu tauschen. Weitere Reformen wurden vor allem durch den Widerstand Ungarns und der Österreichischen Niederlande verhindert, wo 1789 die [[Brabanter Revolution]] ausbrach. Trotzdem gilt Joseph als wichtiger [[Aufklärung|Aufklärer]] und entscheidender Wegbereiter der bürgerlichen Gesellschaft.
Bereits am [[1. April]] hatte [[Karl Renner]], der erste Staatskanzler der 1. Republik, Kontakt mit den sowjetischen Truppen aufgenommen, die in die Steiermark vorgedrungen waren. Schon seit [[1941]] gab es sowjetische Pläne, nach Kriegsende den Staat Österreich wieder herzustellen. [[1943]] stellten die Alliierten ([[USA]], [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]], [[Sowjetunion]], wenig später auch das [[Frankreich|französische]] „[[Komitee der Nationalen Befreiung]]“) in der [[Moskauer Deklaration]] fest, dass sie die Besetzung Österreichs durch das Deutsche Reich am 15. Mai 1938 als null und nichtig betrachteten und die Befreiung Österreichs eines ihrer Kriegsziele sei. Zuvor hatte es, vor allem in Großbritannien auch andere Denkmodelle gegeben, die neben einem eigenen Staat auch einen föderalistischen Staat mit Bayern oder eine Donaukonföderation, ähnlich der ehemaligen [[Donaumonarchie]] beinhalteten [http://www.univie.ac.at/Wirtschaftsgeschichte/VGS/b952lp.html].


Österreich wirkte 1773 an der ersten und in der Folge 1795 an der dritten [[Teilungen Polens|Teilung Polens]] mit. (Maria Theresia wollte 1773 dem Gebietsgewinn von Preußen und Russland nicht untätig zuschauen.) Bei der ersten Teilung erhielt Österreich [[Galizien]] mit dem Gebiet um [[Lwiw|Lemberg]] und gründete das ''Königreich Galizien und Lodomerien''. Bei der dritten Teilung konnte Österreich das später [[Westgalizien]] genannte Gebiet mit [[Kleinpolen]] bis südöstlich von [[Warschau]] für sich gewinnen.
Renner wurde von den Sowjets mit der Bildung einer [[provisorische Staatsregierung Österreich 1945|provisorischen Staatsregierung]] beauftragt. Ursprünglich wollte Renner nur behilflich sein, eine Regierung zu bilden. Von [[Josef Stalin|Stalin]] wurde er aber direkt beauftragt, einer Regierung vorzustehen. Daher stand er bei den Alliierten im Verdacht mit den Sowjets zu kolaborieren. In der Folge kam es am [[14. April]] zur Gründung der [[SPÖ]] (aus Sozialdemokraten und „Revolutionäre Sozialisten“) sowie am [[17. April]] der [[ÖVP]] (Christlichsoziale und Landbund) und der [[KPÖ]]. Am [[27. April]] [[1945]] - also noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs - wurde die Unabhängigkeitserklärung Österreichs proklamiert. Am 29. April trat die Provisorische Staatsregierung zusammen (zehn Vertreter der SPÖ, neun ÖVP, sieben KPÖ und drei unabhängige). Die Abgeordneten der KPÖ kamen meist direkt aus Moskau, wo sie im [[Exil]] lebten. Anfangs war die Regierung nur von der [[Sowjetunion]] anerkannt; die USA, Großbritannien und Frankreich folgten im Verlauf des Jahres. Ziel war die Wiederherstellung der Republik auf der Grundlage der österreichischen Verfassung von 1920. Am [[25. November]] 1945 fanden die ersten Nationalratswahlen statt.


Joseph II. starb im Februar 1790; Nachfolger wurde sein sechs Jahre jüngerer Bruder [[Leopold II. (HRR)|Leopold&nbsp;II]]. Seine Hilfe –&nbsp;gemeinsam mit Preußens Friedrich Wilhelm&nbsp;II.&nbsp;– für den französischen König [[Ludwig&nbsp;XVI.]] kam nicht mehr zustande; Leopold&nbsp;II. starb im März 1792 im Alter von 44&nbsp;Jahren.
[[Bild:Austria 1945-55.jpg|180 px|right|Besatzungszonen in Österreich]]
Österreich war in vier [[Besatzungszone]]n aufgeteilt: [[Vorarlberg]] und [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] lagen in der französischen Zone, [[Kärnten]], die [[Steiermark]] und [[Osttirol]] in der britischen, [[Salzburg]] und der südlich der Donau gelegene Teil [[Oberösterreich]]s in der US-amerikanischen und Oberösterreich nördlich der Donau, [[Niederösterreich]] und das [[Burgenland]] in der sowjetischen. [[Wien]] war ebenfalls in vier Zonen unterteilt, wobei der Erste Bezirk („Innere Stadt“) gemeinsam verwaltet wurde.


Die aufklärerischen Ansätze wurden nach dem Schock der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] schnell eingefroren: Leopolds Sohn [[Franz II. (HRR)|Franz&nbsp;II.]] (als römisch-deutscher Kaiser, später Franz&nbsp;I. von Österreich) trieb eine „geradezu starrköpfige Reaktionspolitik“, die vor allem mit dem Namen des Staatskanzlers [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|von Metternich]] verbunden ist. Diese politische [[Stagnation]] sollte die gesamte erste Hälfte des 19.&nbsp;Jahrhunderts andauern. Durch sie geriet Österreichs gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung gegenüber Preußen, Frankreich und Großbritannien ins Hintertreffen.
Die sowjetische Besatzungsmacht demontierte in ihrer Zone Industriekomplexe und vieles, was als „Deutsches Eigentum“ deklariert worden war, wurde unter dem Namen [[USIA]] beschlagnahmt. In den westlichen Besatzungszonen der USA, Großbritanniens und Frankreichs wurde hingegen der [[Marshall-Plan]] aufgelegt. Um an die Mittel zu gelangen war eine [[Währungsreformen in Österreich|Währungsreform]] notwendig. Nicht zuletzt kam es in der Folge zu den [[Oktoberstreiks 1950]]. Auf Grund der ungleichen Mittelverteilung kam es im Westen des Landes erstmals zu einer eigenständigen Industrieentwicklung.


== Kaisertum Österreich (1804–1866) ==
Mit dem Niedergang und Auflösung des Deutschen Reiches verbunden war auch die Vertreibung von Deutschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten in Osteuropa und deren Zuzug auch nach Österreich.
{{Hauptartikel|Kaisertum Österreich}}


Nach der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] wurde auch Österreich in die [[Koalitionskriege|Napoleonischen Kriege]] verwickelt. Die Kaiserkrönung Napoleons 1804 wurde von Franz&nbsp;II. mit der Ausrufung des ''[[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]]'' beantwortet; Kaiser Franz&nbsp;II. war nun als ''[[Franz II. (HRR)|Franz&nbsp;I.]]'' auch [[Kaiser von Österreich]]. Das Kaisertum umfasste das gesamte Herrschaftsgebiet der Habsburger, auch Ungarn, das sich, letztlich erfolgreich, gegen das Aufgehen in einem österreichischen Einheitsstaat wehrte. Im [[Friede von Pressburg|Frieden von Pressburg]] Ende 1805 musste Österreich große Gebiete abtreten, unter anderem [[Venetien#Geschichte|Venetien]], Tirol und Vorarlberg an das mit Napoleon verbündete Bayern; dafür kam [[Geschichte des Landes Salzburg#Die Zeit Napoleons|Salzburg, bis 1803 geistliches Reichsfürstentum]], zu Österreich. Auf Drängen Napoleons legte Franz&nbsp;II. 1806 die Kaiserkrone des [[Heiliges Römisches Reich#Niederlegung der Reichskrone|Heiligen Römischen Reiches]] nieder, das damit zu existieren aufhörte.
==Die Zweite Republik==
[[Bild:Austria coat of arms.png|200px|thumb|Wappen der Zweiten Republik Österreich mit Mauerkrone (Bürger), Sichel (Bauern), Hammer (Arbeiter) und gesprengten Ketten (Befreiung)]]
[[bild:belvedere030713w_neu.jpg|200px|thumb|Unterzeichnung des [[Österreichischer Staatsvertrag|Staatsvertrags von Wien 1955]] im [[Schloss Belvedere|Oberen Belvedere]]]]
[[Bild:Flag of Europe.png|thumb|200px|EU-Beitritt 1995 gemeinsam mit [[Finnland]] und [[Schweden]]]]


Drei Wochen zuvor hatten deutsche Fürsten auf Bestreben Napoleons den ihm zur [[Heeresfolge]] verpflichteten [[Rheinbund]] gegründet. Auf Drängen des mittlerweile zum Außenminister aufgerückten Metternich wurde [[Marie-Louise von Österreich|Erzherzogin Marie Louise]], die Tochter von Kaiser Franz&nbsp;I., 1810 mit [[Napoleon Bonaparte]] verheiratet. Im Oktober 1813 schlugen vereinigte österreichische, russische und preußische Truppen in der [[Völkerschlacht bei Leipzig]] Napoleons Truppen vernichtend. Im April 1814 dankte er ab; im September begann der [[Wiener Kongress]] zur Neuordnung Europas. Hier erhielt Österreich viele an Frankreich verlorene Gebiete zurück und tauschte die [[Vorderösterreich|schwäbischen Vorlande]] gegen das nun definitiv an Österreich gelangende [[Erzstift Salzburg]]. Durch Nebenlinien beherrschten die Habsburger nun auch weite Teile [[Mittelitalien]]s (Näheres [[Geschichte Italiens#Napoleon, Wiener Kongress (1796–1815)|hier]]).
[[1955]] erlebte die Republik Österreich ihre zweite Geburtsstunde. Durch den [[Österreichischer Staatsvertrag|Staatsvertrag]] mit allen vier Besatzungsmächten bekam das Land - anders als die Bundesrepublik Deutschland und die DDR - seine volle [[Souveränität]] zurück. Als Gegenleistung dafür musste die [[Zweite Republik (Österreich)|Zweite Republik]] ihre „immerwährende [[Österreichische Neutralität|Neutralität]]“ erklären und per Verfassungsgesetz festschreiben. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die österreichische Wirtschaft ähnlich wie die westdeutsche (siehe auch [[Wirtschaftswunder]]).


Die Napoleonischen Kriege und der Wiener Kongress zerrütteten die Staatsfinanzen derartig, dass es zum [[Österreichischer Staatsbankrott von 1811|österreichischen Staatsbankrott von 1811]] und 1816 kam. Die [[Bancozettel]], die damalige Papierwährung, verloren dramatisch an Wert und konnten nur noch im Verhältnis 5:1 in sogenannte „Einlösungsscheine“ umgetauscht werden.
Durch seine neutrale Position wurde Österreich ein wichtiger Zufluchtsort für Beteiligte des [[Ungarischer Volksaufstand|Aufstandes in Ungarn]] ([[1956]]) und für viele Mitwirkende des [[Prager Frühling]]s ([[1968]]). Durch Bundeskanzler [[Bruno Kreisky]], der als einer der ersten westlichen Politiker mit [[Arafat]] und [[Gaddafi]] Gespräche führte, bekam Österreich eine wichtige Rolle im [[Nahostkonflikt]]. Wien wurde zur Heimat vieler internationaler Organisationen wie der [[OPEC]] und der [[UNO]].


[[Datei:Prince Metternich by Lawrence.jpeg|hochkant|mini|[[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Fürst von Metternich]]]]
Eine Folge der jüngeren Geschichte, die Erfahrungen durch den „Anschluss“, die nationalsozialistischen Verbrechen und die vernichtende Niederlage Hitlers im Zweiten Weltkrieg, war unter anderem, dass sich das Selbstverständnis der Österreicher gewandelt hatte. War das Verhältnis zum Staat in der Ersten Republik noch durch deutschnationale Gedanken geprägt, wollten sich die meisten Österreicher nun nicht mehr als „österreichische Deutsche“ oder als „deutsche Österreicher“ sehen, sondern schlicht als [[Österreicher]]. Dieses neue österreichische Nationalbewusstsein, das sich auch mit einer Abgrenzung zur neuen [[Bundesrepublik Deutschland]] verband (in der sich der umgekehrte Prozess vollzog, da in der Vergangenheit Österreich und Österreicher nur Unglück gebracht hatten), hatte allerdings auch zur Folge, dass sich viele Österreicher, Bürger wie Politiker, jetzt als erstes Opfer (auch als „Opfermythos” bezeichnet) der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] sehen wollten, obwohl ihr österreichischer Landsmann Hitler unter ihrem Jubel und mit ihrer Zustimmung den Anschluss herbeigeführt hatte. Die Beteiligungen an den Verbrechen des [[Drittes Reich|Dritten Reiches]] wurden deshalb lange Zeit kaum aufgearbeitet. Dieser „blinde Fleck” im Geschichtsbewusstsein fand im [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidentschaftswahlkampf]] [[1986]] besonderen Ausdruck, als [[Kurt Waldheim]] seine SA-Mitgliedschaft bzw. seine Rolle in der deutschen Wehrmacht verschwieg. Trotz weltweiter Empörung gewann er die Präsidentenwahl im zweiten Wahlgang. Erst unter [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] [[Franz Vranitzky]] gab es ein Bekenntnis zur Mitverantwortung der damaligen (zwischen 1938 und 1945) österreicherischen Reichsdeutschen an den Verbrechen des Nationalsozialismus.


Im März 1815 kehrte Napoleon aus seinem Exil in [[Elba]] nach Frankreich zurück (→ [[Herrschaft der Hundert Tage]]), er wurde im Juni 1815 in der [[Schlacht bei Waterloo]] endgültig besiegt. 1815 wurde der [[Deutscher Bund|Deutsche Bund]] mit dem Bundestag in Frankfurt unter dem ständigen Vorsitz Österreichs als Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches gegründet. Gleichzeitig schlossen Preußen, Österreich und Russland die [[Heilige Allianz]], die gegen alle Liberalisierungs- und Demokratisierungsideen, die von Westeuropa ostwärts wanderten, die politische Stabilität in Europa garantieren sollte.
Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in den Ostblockländern, dem Fall des [[Eiserner Vorhang (Politik)|Eisernen Vorhangs]] und der Öffnung der Grenzen zu Westeuropa im Jahr [[1989]] verlor das Land seinen Charakter als westlicher demokratischer Vorposten. Konsequenterweise trat Österreich daher [[1995]] der [[Europäische Union|Europäischen Union]] bei, was lange Zeit aufgrund des Neutralitätsgesetzes für undenkbar galt und unterzeichnete in der Folge auch das [[Schengener Abkommen]] zur [[Grenzöffnung]]. Seitdem hat Österreich offene Grenzen zu Deutschland und Italien.


Die ersten Jahren nach den Kriegen waren wirtschaftlich schwierig; Mitte der 1820er Jahre begann eine Phase von Wirtschaftswachstum, wachsender Bevölkerung und technischen Fortschritten. Die staatlichen Einnahmen wuchsen; die Ausgaben konnten verringert werden. In der Landwirtschaft nahm die bewirtschaftbare Fläche zu und durch den Einsatz eiserner [[Pflug|Pflüge]], vermehrter [[Fruchtfolge|Fruchtwechsel]] und besserer [[Dünger]]wirtschaft stieg die Produktivität. Dies wirkte sich positiv auf die Ernährungssituation der Bevölkerung aus. Gründlichere Ausbildung der Ärzte führte zu besserer medizinischer Versorgung und einem Rückgang der Kindersterblichkeit. So stieg trotz einer [[Cholera]]-Epidemie 1830/31 die Bevölkerungszahl (ohne Vorlande, Lombardei und österreichische Niederlande) von 22 Millionen im Jahr 1790 auf 31 Millionen im Jahr 1850.
[[bild:Euro-1_neu2.jpg|thumb|left|Design der [[Euro]]-Banknoten vom Österreicher [[Robert Kalina]]]]


Der Einsatz von [[Dampfmaschine]]n löste einen [[Proto-Industrialisierung|protoindustriellen]] [[Innovation]]sschub aus, bestehende [[Manufaktur]]en wurden ausgebaut. Die [[Textilie|Textilproduktion]] wurde gesteigert. Wachsende Wirtschaftsbereiche waren auch [[Bergbau]] und [[Metallurgie|Hüttenwesen]] sowie die [[Papier]]industrie. Das Verkehrssystem wurde in dieser Zeit effektiver und begünstigte zunehmend die gesellschaftliche Mobilität. [[Postkutsche]]n wurden technisch verbessert; das Poststraßennetz wurde ausgebaut und mit besser Schotterung versehen. [[Dampfmotor]]en ermöglichten einen effizienteren Schiffsverkehr für Personen und Güter. 1829 wurde die [[Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft]] gegründet, 1833 der [[Österreichischer Lloyd|Österreichische Lloyd]]. Auch die Eisenbahn, zunächst noch als [[Pferdeeisenbahn Budweis–Linz–Gmunden|Pferdeeisenbahn]] angelegt, setzte bald auf [[Dampflokomotive]]n; 1835 erging die Konzession für den Bau der [[Kaiser Ferdinands-Nordbahn]] als erster Dampfeisenbahn in Österreich (siehe auch [[Geschichte der Eisenbahn in Österreich]]).
Die Regierungskoalition der bürgerlich-konservativen [[ÖVP]] mit der von vielen als rechtspopulistisch bezeichneten [[FPÖ]] im Februar [[2000]] führte zum „Einfrieren der Beziehungen”, den so genannten „Sanktionen“ der anderen EU-Länder gegen die österreichischen Bundesregierung sowie zu lang andauernden [[Demonstrationen]] (siehe auch [[Donnerstagsdemonstrationen]]) von Gegnerinnen und Gegnern der blau-schwarzen Regierung. Die Politik der [[Europäischen Union]] hatte allerdings kaum realpolitische Auswirkungen auf die österreichische Innenpolitik und führte vielmehr zu einer kurzfristigen Stärkung der ÖVP-FPÖ-Koalition und zu einer vergleichsweise größeren Ablehnung der EU in Österreich. Aufgrund der Empfehlung des von den EU-Ländern letztlich eingesetzten „Rat der Weisen“ hoben die 14 EU-Länder im September 2000 diese „Sanktion” wieder auf.


Die [[Industrialisierung]] begann in Österreich später als in einigen anderen europäischen Staaten. Gebiete der [[Rohstoff]]gewinnung, Verarbeitungszentren und Absatzmärkte waren oft nicht direkt miteinander verbunden, wodurch sich keine industriellen Großräume entwickelten.
Am [[1. Januar|1. Jänner]] [[2002]] wurde auch in Österreich die neue EU-Währung [[Euro]] € eingeführt und löste die alte Währung ([[Österreichischer Schilling|Schilling]]) ab.
Der Bau von [[Eisenbahnstrecke#Österreich|Bahnstrecken]] war im Hügelland und im Gebirge aufwändig und teuer, weil Bahnstrecken nur eine [[Adhäsionsbahn|geringe maximale Steigung haben dürfen]]; deshalb mussten zahlreiche [[Eisenbahntunnel]] und [[Eisenbahnbrücke]]n gebaut werden.
Auch der Bau oder Ausbau von [[Liste der Alpenpässe|Alpenpässen]] war oft aufwändig.


In der ersten Hälfte des 19.&nbsp;Jahrhunderts kam es zu einem Erstarken [[Nationalismus|nationalistischer Bewegungen]]. Verschiedene Nationalitäten im Vielvölkerstaat Österreich arbeiteten vehement gegeneinander und konnten vom Kaiserhaus gegeneinander ausgespielt werden. Diese Uneinigkeit der Nationalitäten und die Hilfe Russlands retteten in der [[Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich|Revolution von 1848]] das Kaisertum vor dem Auseinanderfallen.
Die Folgenden Jahre wurden vor allem durch die Beitrittsverhandlungen der 10 meist osteuropäischen Länder zur EU, dem Transitvertrag und u. a. den Protesten gegen das tschechische AKW [[Temelin]] geprägt. Letzteres führte zeitweise zu einem schlechten Klima zwischen Prag und Wien. Die Neuverhandlungen für den Transitvertrag scheiterten im Jahre 2003. Gründe dafür sind unter anderem die für Österreich schlecht ausgehandelten Bedingungen vor dem EU-Beitritt.


1848 kam es im Zuge der [[Deutsche Revolution 1848/1849|Märzrevolution]] auch in Österreich zu Aufständen. Am 13.&nbsp;März 1848 verlangten zahlreiche Gruppen in Petitionen [[Pressefreiheit]], [[Geschworenengericht]]e und [[akademische Freiheit]]en. Die anschließenden Demonstrationen wurden jedoch blutig niedergeschlagen. In Wien kam es daraufhin zu heftigen Aufständen; Metternich wurde entlassen und floh nach Großbritannien. Die Zensur wurde aufgehoben, Pressefreiheit und eine [[Konstitutionelle Monarchie|Verfassung im formellen Sinn]] wurden versprochen. Die [[Pillersdorfsche Verfassung]] wurde am 25.&nbsp;April 1848 verkündet, trat aber nie in Kraft. Sie stieß vor allem wegen der Bestimmungen über die Zusammensetzung des [[Reichstag (Österreich)|Reichstages]] auf Ablehnung, weshalb sie am 16.&nbsp;Mai als provisorisch erklärt (mit Zusage des allgemeinen und gleichen Wahlrechts) und im Juli schließlich ganz zurückgenommen wurde.


Wie alle anderen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes beteiligte sich Österreich an den Wahlen zur [[Frankfurter Nationalversammlung]], die vom 18.&nbsp;Mai 1848 bis zum 31.&nbsp;Mai 1849 in der [[Frankfurter Paulskirche]] tagte. In das erste frei gewählte [[Parlament]] für die deutschen Nachfolgestaaten des Heiligen Römischen Reiches entsandte es 102 Abgeordnete.<ref>[[Heinrich Best]] und Wilhelm Weege: ''Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49''. Droste-Verlag, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3.</ref><ref>Rainer Koch (Hrsg.): ''Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Ein Handlexikon der Abgeordneten der deutschen verfassungsgebenden Reichs-Versammlung.'' Kunz, Kelkheim 1989, ISBN 3-923420-10-2.</ref> Nachdem sich in der Versammlung keine Mehrheit für die von Österreich verfolgte [[großdeutsche Lösung]] fand und stattdessen die [[kleindeutsche Lösung]] beschlossen wurde, zogen die Abgeordneten Österreichs am 5.&nbsp;April 1849 aus Frankfurt ab.
===Innenpolitik nach 1955===


Auf Grundlage der Pillerdorfschen Verfassung trat am 22.&nbsp;Juli 1848 der Reichstag, das erste österreichische Parlament im modernen Sinne, in Wien zusammen. Man nutzte die [[Spanische Hofreitschule|Winterreitschule]] als provisorische Unterkunft, weil es noch kein [[Parlamentsgebäude]] gab.
Die Innenpolitik war vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren stark von den Folgen des [[Österreichischer Bürgerkrieg|österreichischen Bürgerkrieges]] geprägt. So wurde auf eine gleichmäßige Machtverteilung zwischen der [[ÖVP]] und der [[SPÖ]] geachtet ("[[Proporz]]"). Als es 1966 zur Alleinregierung der ÖVP kam, löste dies dementsprechende Befürchtungen aus.


Inzwischen griff die Revolution auf andere Teile der Monarchie (Ungarn, Mailand, Venetien und Prag) über. Der Aufstand in Oberitalien wurde von [[Josef Wenzel Radetzky von Radetz]] niedergeschlagen, der [[Prager Pfingstaufstand]] im Juni von [[Alfred I. zu Windisch-Graetz]]. Im September übernahm in Ungarn [[Lajos Kossuth]] die Macht und stellte eine Armee auf. Als sich in Wien kaiserliche Truppen weigerten, nach Ungarn abzumarschieren, und von Bürgern unterstützt wurden, brachen heftige Kämpfe aus. Ungarn konnte nur mit Hilfe Russlands zurückerobert werden.
[[1970]] gewann [[Bruno Kreisky]] die Wahl und bildete mit Duldung der Freiheitlichen eine Minderheitsregierung, nach der Wahl 1971 hatte die SPÖ sogar eine absolute Mehrheit.
1970 - 1983 wurden einige wesentliche Änderungen durchgeführt. Bruno Kreisky errichtete einen modernen Sozialstaat und bekämpfte die Arbeitslosigkeit, dies oft durch die Aufstockung des öffentlichen Dienstes bzw. des Personals der Staatsbetriebe. Er führte andererseits Steuern wie die 32 % "Luxussteuer" (erhöhter Mehrwertsteuersatz) oder eine 60 %ige Besitzsteuer ein, die von seinen Nachfolgern wieder abgeschafft wurden. Des weiteren vertrat Kreisky eine sehr liberale Einwanderungspolitik. Die Einwanderungsgesetze waren zu dieser Zeit eine der liberalsten in Europa. 1976 kam es zur Bindung des Schillings an die D-Mark, nachdem der Dollarkurs eingebrochen war. Dies war auch die Blütezeit der SPÖ. Sie hielt zu dieser Zeit meist mehr als 40 % der Abgeordneten. 1978 sorgte vor allem die Volksabstimmung über das AKW [[Zwentendorf an der Donau|Zwentendorf]] (die Inbetriebnahme wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt) für Aufregung, trotzdem schaffte Kreisky 1979 wieder die absolute Mehrheit. Die verlorene Wahl 1983 - die SPÖ hatte die absolute Mehrheit verloren - hatte zur Folge, dass Bruno Kreisky abdankte und seine Regierungsgeschäfte an [[Fred Sinowatz]] übergab. Die erfolgreichen Proteste gegen eine Staustufe in [[Hainburg an der Donau|Hainburg]] an der Donau sorgten [[1984]] für Aufsehen und brachten die damalige Regierung in arge Turbulenzen. Sie gelten auch als die Geburtsstunde der [[Die Grünen (Österreich)|Grüne]]n in Österreich. Es kam zur rot-blauen Koalition (SPÖ/FPÖ) unter [[Fred Sinowatz|Sinowatz]]/[[Norbert Steger|Steger]], die 1986 durch die Ernennung von [[Jörg Haider]] zum Parteiobmann der FPÖ ein jähes Ende fand. In den folgenden Jahren sollte die FPÖ einen sog. Rechtsruck erfahren, der sie in die Nähe anderer rechtspopulistischer Bewegungen in Europa brachte. Dies hatte neben einem enormen Stimmenzuwachs (von ca. 5% 1983 auf 27% 1999) in 1995 den Bruch mit dem liberalen Flügel der Partei zur Folge. Es entstand als Abspaltung das Liberale Forum ([[Liberales Forum|LIF]]). In den Folgejahren wurden einige Sozialleistungen bzw. Steuern wieder abgeschafft und die Einwanderungsgesetze schrittweise deutlich verschärft.


Der Hof floh nach [[Olmütz]] in [[Mähren]] und verlegte den Reichstag in das benachbarte Städtchen [[Kroměříž|Kremsier]]. Am Ende des [[Wiener Oktoberaufstand 1848|Wiener Oktoberaufstandes]] wurde Wien am 1.&nbsp;November von kaisertreuen Truppen unter Führung von Windischgrätz und [[Joseph Jelačić von Bužim]] erobert. Bei den Kämpfen starben rund 2000 Menschen, 24 führende Revolutionäre wurden hingerichtet. Die Revolution wurde von der kaiserlich-österreichischen Armee blutig niedergeschlagen und war somit gescheitert.
===Innenpolitik seit 2000===
Nach den Jahren der großen Koalition (1986 - 2000) kam es zu einem Regierungswechsel. Es begann die schwarz-blaue Koalition ([[ÖVP]]/[[FPÖ]]) unter Bundeskanzler [[Wolfgang Schüssel|Schüssel]], auf die die übrigen EU-Staaten mit so genannten "Sanktionen" (einem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen) reagierten. Insbesondere Frankreich und Belgien fürchteten, dass der europäische „Rechtspopulismus” auf diesem Weg salonfähig werden könnte. Diese "Sanktionen" wurden bald wieder aufgehoben, da schnell klar war, dass sie dem österreichischen Volk schadeten, welches sich verbissen gege diese Regierung wehrte. Unteranderem durch den Druck er Sanktionen und der Hilfe aus dem Ausland, sowie durch dem Kampf des Volkes, kam es im Jahr 2002 nach einem Bruch in der FPÖ erneut zu Wahlen, bei denen die ÖVP 43 % der Stimmen bekam und somit erstmals seit 1966 wieder stärkste Partei wurde. Erneut kam es (entgegen allen Wahlversprechen Schüssels) zur Bildung einer schwarz-blauen Koalition ("Kabinett [[Wolfgang Schüssel|Schüssel]] II"), allerdings mit einer weitaus schwächeren FPÖ. Unter dieser Koalition wurde und wird der Liberalisierungs- und Sparkurs, der von der SPÖ/ÖVP-Koalition begonnen wurde, fortgeführt.


In Olmütz, wo die führenden Habsburger über die Zukunft ihrer Dynastie berieten, dankte Kaiser [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinand&nbsp;I.]] zugunsten seines 18-jährigen Neffen Franz Joseph Karl ab, der im Dezember 1848 als [[Franz Joseph&nbsp;I.]] den Thron bestieg und von Fürst [[Felix zu Schwarzenberg|Felix Schwarzenberg]] als Ministerpräsident unterstützt wurde. Der Reichstag von Kremsier wurde am 4.&nbsp;März 1849 aufgelöst. Am selben Tag wurde eine neue Verfassung vom Kaiser oktroyiert ([[Oktroyierte Märzverfassung]]), die jedoch nur zu einem geringen Teil wirksam wurde; insbesondere wurde kein neuer Reichstag einberufen. Nachdem die Aufstände in Italien und in Ungarn vollständig niedergeschlagen worden waren, hob Franz Joseph mit den [[Silvesterpatent]]en vom 31.&nbsp;Dezember 1851 auch die Oktroyierte Märzverfassung von 1849 wieder auf und leitete eine Phase des [[Neoabsolutismus]] ein.
Im April 2005 kam es zu einer folgenschweren Änderung der Parteienlandschaft: die [[FPÖ]] hatte in den letzten Jahren ihres Niederganges, einen riesigen Schuldenberg aufgebaut. Ausserdem war oder ist sie innerlich zerstritten (aber leider nicht handlungsunfähig). So entschied der Kärntner Landeshauptmann [[Jörg Haider]] eine neue Partei (ohne Schulden) zu gründen. Das [[BZÖ]] war geschaffen und viele blaue Parlamentarier folgten Jörg Haiders Beispiel und traten zum BZÖ über. Die rechtlichen Konsequenzen dieses Schrittes sind noch nicht klar, immerhin befindet sich eine Partei in der Regierung die keiner gewählt hat. Von Seiten der [[ÖVP]] wie des [[BZÖ]] wird der Weiterbestand der Koalition versichert.


1853 wurde das Bündnis mit Russland schwer erschüttert, weil weder Preußen noch Österreich in den [[Krimkrieg]] eingriffen. Von da an datiert der österreichisch-russische Gegensatz, der sich durch die [[Balkankrise]]n der nachfolgenden Jahrzehnte wesentlich verschärfte.
2005 ist für Österreich ein Jubiläumsjahr: 60 Jahre nach Kriegsende und Geburt der 2. Republik, 50 Jahre Staatsvertrag und Neutralität; außerdem 10 Jahre EU-Mitgliedschaft.


Die Zeit des Neoabsolutismus neigte sich mit den Niederlagen der kaiserlichen Truppen in [[Italien]] 1859 gegen die italienische Einigungsbewegung ([[Risorgimento]]) dem Ende zu: Die Direktregierung durch den Kaiser und seine Minister ohne jedes Parlament hatte selbst im Großbürgertum keine Anhänger mehr und konnte sich auch nicht durch Erfolge legitimieren. Der Kaiser trat nach seiner unglücklichen Heerführung 1859 nie mehr selbst als Feldherr auf. Das [[Oktoberdiplom]] 1860 und das [[Februarpatent]] 1861 waren kurzlebige Verfassungsexperimente; die mit dem Februarpatent eingeführten Landesverfassungen der [[Kronland (Österreich)|Kronländer]] und deren [[Landtag (Österreich-Ungarn)|Landtage]] als Landesparlamente bestanden aber bis 1918.
== Siehe auch ==


Die [[Schlacht bei Königgrätz|Niederlage von Königgrätz]] im [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] von 1866 (Deutscher Bund unter Vorsitz Österreichs gegen Preußen) führte zur [[Auflösung des Deutschen Bundes]]. Hintergrund des Krieges war, dass [[Otto von Bismarck|Bismarck]] ein deutsches Bündnissystem unter der [[Hegemonie]] Preußens anstrebte. Eine solche Hegemonie war nach Einschätzung Bismarcks nur ohne Österreich im Rahmen der „kleindeutschen Lösung“ möglich, da Österreich als bisherige Hegemonialmacht des Deutschen Bundes wirtschaftlich und militärisch zu bedeutend war. Nach dem preußischen Sieg, der durch technisch überlegene Waffen erreicht wurde, konnte Bismarck gegen den Willen Österreichs die Gründung eines [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bundes]] ohne Österreich durchsetzen. Im Krieg 1866 ging [[Venetien]] (trotz der für Österreich erfolgreichen [[Seeschlacht von Lissa (1866)|Seeschlacht von Lissa]] unter Admiral [[Wilhelm von Tegetthoff]]) verloren; das Ansehen Franz Josephs&nbsp;I. erreichte einen Tiefpunkt.
[[Portal Österreich]], [[Liste der Markgrafen und Herzöge von Österreich im Mittelalter]], [[Habsburg]], [[Liste der römisch-deutschen Herrscher]], [[Liste der Kaiser von Österreich]], [[Österreichische Kaiserhymnen]], [[Bundeskanzler (Österreich)]], [[Gedenkdienst|Österreichischer Gedenkdienst]], [[Braunauer Zeitgeschichte-Tage]], [[Kriegsmarine (Österreich-Ungarn)]]

== Österreich in der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867–1918) ==
[[Datei:Imperial Coat of Arms of the Empire of Austria (1815).svg|mini|hochkant|Kleines Wappen der [[Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen Monarchie]] bis 1915]]
{{Hauptartikel|Österreich-Ungarn}}

Die österreichisch-ungarische Monarchie, auch als ''[[Kaiserlich und königlich|k.u.k. Monarchie]]'' oder inoffiziell als ''Donaumonarchie'' bezeichnet, wurde 1867 als Resultat des sogenannten [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|Ausgleichs]] mit dem [[Königreich Ungarn]] gegründet. Ungarn schied damit aus dem bisherigen Einheitsstaat aus und erhielt eine eigene königliche Regierung. Am 8.&nbsp;Juni 1867 wurde Kaiser Franz Joseph&nbsp;I. von Österreich auf dem Burghügel im damaligen Ofen (ungarisch Buda), später rechtsufriger Teil von [[Budapest]], zum ''Apostolischen König von Ungarn'' gekrönt. Das Königreich Ungarn war nun, innenpolitisch selbstständig, gleichberechtigter Staat in einer [[Realunion]] mit Österreich, die sich verpflichtend nur auf Außenpolitik, Kriegswesen und die gemeinsame Finanzierung dieser beiden Ressorts erstreckte; freiwillig, aber ohne gemeinsame Ministerien, kamen gemeinsame Regelungen für Währung, Wirtschafts- und Handelspolitik, die Anerkennung von Patenten und Firmenregistrierungen etc. dazu. Die Außenpolitik wurde vorerst durch den [[Dreikaiserbund]] und in späterer Zeit durch den Zweibund mit dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] bzw. den Dreibund (mit Italien) geprägt.

Die nicht-ungarischen [[Kronland (Österreich)|Kronländer]] ([[Cisleithanien|''die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder'']]), die im Kaisertum verblieben, erhielten am 21.&nbsp;Dezember 1867 die aus mehreren Grundgesetzen bestehende [[Dezemberverfassung]], die im Wesentlichen bis zum Ende der Monarchie Bestand hatte. Zunehmend wurde dabei zum Problem, dass die bisher herrschende Nationalität, die deutsche, von den slawischen Nationalitäten (Polen, Ruthenen, Tschechen, Slowenen, Kroaten), wenn sie gemeinsam auftraten, überstimmt werden konnte. Die Mehrheitsbildung im [[Reichsrat (Österreich)|Reichsrat]] wurde mit dem unvermeidlichen Fortschreiten der Demokratisierung des Wahlrechts immer schwieriger.

In dieser Zeit begann der –&nbsp;bisher von den Herrscherhäusern unterdrückte&nbsp;– [[Nationalismus]] seinen Siegeszug durch die Länder Europas und insbesondere der [[Habsburg]]er Monarchie. Zur Abschwächung des ungarischen Nationalismus gedacht, verschärfte der Ausgleich von 1867 die Spannungen mehr, als er sie kalmierte. Dieser Ausgleich schuf nämlich die Situation, dass die nationalen Konflikte durch die [[Magyarisierung]]spolitik der ungarischen Regierung zusätzlich angeheizt wurden. Die Polen in [[Galizien]] kooperierten oft mit der Wiener Regierung und erhielten für Galizien bedeutende Infrastrukturinvestitionen aus dem cisleithanischen Staatsbudget. Die anderen slawischen Nationalitäten [[Altösterreich]]s fühlten sich mit den Deutschen, die die Staatsbürokratie dominierten, nicht gleichberechtigt. Die vergeblichen Bemühungen der [[Tschechien#Nationale Wiedergeburt der Tschechen|Tschechischen Nationalbewegung]] in [[Böhmen]] und [[Mähren]] um einen [[Österreichisch-Tschechischer Ausgleich|österreichisch-tschechischen Ausgleich]] konkurrierten mit den Bestrebungen der dortigen deutschen Minderheit und der deutsch-nationalistischen [[Deutsche Arbeiterpartei (Österreich-Ungarn)|Arbeiterpartei]]. Hier konnte die Einführung der amtlichen Zweisprachigkeit 1880 in Böhmen und Mähren, 1882 in den slowenischen Gebieten und in [[Österreichisch-Schlesien]] auch nicht weiterhelfen. Der [[Mährischer Ausgleich|Mährische Ausgleich]] 1905 nahm dem Nationalitätenkonflikt zwar in diesem Kronland einiges an Schärfe, für Böhmen konnte eine ähnlich ausgewogene Lösung aber nicht erreicht werden. Auch in [[Kärnten]] und der [[Steiermark]] mit ihren slowenischen Gebieten und in [[Tirol]] mit seinem [[Trentino|italienischen Gebiet]] wurden Autonomiewünsche der jeweiligen Minderheit von der deutschen Mehrheit in den Landtagen schroff abgelehnt.
[[Datei:Franz joseph1.jpg|mini|links|hochkant|Kaiser [[Franz Joseph&nbsp;I.]]]]
[[Datei:Winterhalter Elisabeth 2.jpg|mini|hochkant|Kaiserin Elisabeth, genannt „Sisi“]]
Böhmen und Mähren wuchsen in der zweiten Hälfte des 19.&nbsp;Jahrhunderts zu den industriellen Zentren Altösterreichs heran. Hier war die Betriebsansiedlung einfacher als im gebirgigen Alpenraum, die verkehrsgeografische Lage (Nähe zu den Ballungszentren Berlin und Wien und zum oberschlesischen Industriegebiet des Deutschen Reiches) günstig, es standen ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung.

1878 hatte Österreich-Ungarn beim [[Berliner Kongress]] das Recht zugesprochen erhalten, die osmanische Provinz [[Bosnien und Herzegowina|Bosnien-Herzegowina]], bis dahin von Istanbul aus regiert, zu besetzen und zu verwalten. Die Doppelmonarchie investierte kräftig in die Modernisierung des Landes, das keiner der beiden Reichsteile dem anderen gönnte, so dass es, weder Teil Österreichs noch Ungarns, vom gemeinsamen Finanzministerium verwaltet wurde. Als die Monarchie die Provinz 1908 annektierte, führte dies zu starken Spannungen mit dem [[Königreich Serbien]], das sich mittlerweile als Anwalt aller Südslawen sah, und war 1914 auch ein Grund für das Attentat in Sarajewo.

1879 wurde mit dem Deutschen Reich der Zweibund und 1882 mit [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] der [[Dreibund]] geschlossen. Er sollte noch für den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] ausschlaggebend sein. Der Dreibund hatte von Anfang an mit der italienischen [[Irredentismus|Irredenta]] zu kämpfen, was vor allem die Beziehungen mit Österreich belastete.

Um 1880 wurde der Wahlzensus (Mindeststeuerleistung als Bedingung für das Wahlrecht der Männer; Frauen weiterhin nicht wahlberechtigt, wenn nicht Großgrundbesitzerin) gelockert, was die Bildung von neuen Parteien ermöglichte:
* die [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|Christlichsozialen]] mit [[Karl Lueger]], die zuerst durch das Kleinbürgertum (mit seiner Angst vor den Proletariern und den Großkapitalisten) und später von den Bauern geprägt wurden;
* die [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] unter [[Victor Adler|Viktor Adler]], die 1911 in eine deutschösterreichische und eine tschechische Partei zerfiel;
* die [[Deutschliberale Partei (Österreich)|Deutschliberale Partei]], die sich in eine radikale ([[Alldeutsche Vereinigung]]; strebte den Anschluss [[Deutschösterreich]]s an das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] unter den [[Hohenzollern]]-Kaisern an) und eine gemäßigte Gruppe aufteilte.

[[Österreichische Kultur|Kultur]] und [[Wirtschaft Österreichs]] erlebten um 1900 eine Blütezeit, während sich der Staat aufgrund des ''Nationalitätenhaders'' oft nur durch ''Fortfretten und Fortwurschteln'' ([[wienerisch]]e Ausdrücke für „mühsam weiterkommen“) weiterentwickeln konnte. Immerhin konnte der Reichsrat 1901 das Projekt [[Geschichte der Eisenbahn in Österreich#Neue Alpenbahnen|Neue Alpenbahnen]] beschließen, ein umfangreiches Bahnbauprojekt, von dem sich zwei wichtige Neubaustrecken im heutigen Österreich befinden. Um 1900, zum [[Fin de Siècle|''fin de siecle'']], lebten [[Johann Strauss (Sohn)|Johann Strauss]], [[Gustav Mahler]], [[Sigmund Freud]], [[Ernst Mach]], [[Otto Wagner]], [[Gustav Klimt]], [[Karl Kraus]], [[Arthur Schnitzler]] und viele andere Künstler und Wissenschaftler in Wien. Diese etwa zwei Jahrzehnte, in denen in Wien eine nie zuvor und danach erreichte Vielzahl an kulturellen und wissenschaftlichen Persönlichkeiten wirkte, wird auch als [[Wiener Moderne]] bezeichnet.

1906 gab Serbien nach einem ungarischen Importstopp für serbisches Schweinefleisch (der Fleischexport war eine Haupteinnahmequelle der serbischen Landwirtschaft) die Anlehnung an Österreich-Ungarn auf und begann mit russischer Unterstützung auf die Abtrennung der südslawischen Gebiete der Doppelmonarchie hinzuarbeiten (es handelte sich um slowenisch, kroatisch, serbisch und bosniakisch besiedelte Gebiete in beiden Reichshälften). Dieser mehrjährige Konflikt wird als „[[Schweinekrieg (1906)|Schweinekrieg]]“ bezeichnet.

1905 begannen Verhandlungen der Sozialdemokratie mit der [[k.k.]] Regierung, die –&nbsp;wie Historiker das Ergebnis einschätzen&nbsp;– mit einem historischen Kompromiss endeten: 1907 fand die erste [[Reichsratswahl 1907|Reichsratswahl]] statt, bei der jeder erwachsene männliche Staatsbürger wahlberechtigt war und jede Stimme gleich viel zählte. Das Frauenwahlrecht wurde erst 1918 in der Republik eingeführt. Die Christlichsozialen gewannen 1907 vor den Sozialdemokraten und den liberalen Parteien. 1911 erreichten die Sozialdemokraten die meisten Mandate. (Von der absoluten Reichsratsmehrheit waren beide großen Parteien weit entfernt, da es auch zahlreiche kleinere, oft nur regional wirksame politische Parteien gab.)

In den letzten Jahrzehnten der Doppelmonarchie befand sich Altösterreich –&nbsp;abgesehen von seinen Nationalitätenfragen&nbsp;– in der Situation, dass [[Länder der ungarischen Krone|Transleithanien]] nur etwa ein Drittel der gemeinsamen Ausgaben für Heer, Kriegsmarine und diplomatischen Dienst deckte, ohne Zustimmung der Budapester Regierung aber keine wesentliche außen-, wirtschafts- oder militärpolitische Entscheidung getroffen werden konnte. Der [[Reichsrat (Österreich)|Reichsrat]] als Parlament war oft durch tschechische [[Filibuster#Österreich|Obstruktionspolitik]] lahmgelegt; viele erforderliche Regelungen erfolgten daher auf Vorschlag der k.k. Regierung durch kaiserliche Verordnung statt durch Parlamentsbeschluss. Der Staat wurde im Wesentlichen von der k.k. Bürokratie und der [[Gemeinsame Armee|k.u.k. Armee]], beide übernational auf die Person des Monarchen eingeschworen, zusammengehalten. Man besprach in politischen Kreisen, ''so lange er lebt'' (gemeint war der greise Kaiser Franz Joseph&nbsp;I., 1910 bereits achtzig Jahre alt) werde es keine wesentlichen Veränderungen geben, sah diese aber für die Regierungszeit seines Nachfolgers als unvermeidlich an.

Ungarn war innenpolitisch vergleichsweise noch vormodern: Nur ein sehr kleiner Teil der Männer war wahlberechtigt; im Unterschied zu Österreich waren die Nationalitäten auch formal nicht gleichberechtigt, da Magyarisierung das Regierungsziel war. Aristokratie und Großbürgertum setzten ihre Interessen durch. Franz Joseph I. tat als König sehr wenig dagegen.

Das am 28.&nbsp;Juni 1914 vom serbischen Nationalisten [[Gavrilo Princip]] verübte [[Attentat von Sarajevo]] auf Thronfolger [[Franz Ferdinand von Österreich-Este|Erzherzog Franz Ferdinand]], der Bosnien-Herzegowina einen offiziellen Besuch abstattete, veränderte die Lage aber völlig. Hatten einzelne Spitzenfunktionäre der Gesamtmonarchie wie Generalstabschef [[Franz Conrad von Hötzendorf]] schon Jahre zuvor einen Krieg gegen [[Königreich Serbien|Serbien]] befürwortet, so setzte sich nun im Laufe der [[Julikrise]] in Wien und Budapest die sogenannte ''Kriegspartei'' durch. Unter Umgehung des seit März 1914 vertagten Reichsrates wurde dem Monarchen suggeriert, dass ein Krieg gegen Serbien unausweichlich und eine Frage der Ehre der Monarchie sei. Franz Joseph, der ein eher schlechtes Verhältnis zu seinem nicht standesgemäß verheirateten Neffen hatte und seinen Tod zunächst keineswegs „sühnen“ wollte, wurde schließlich von den Kriegsbefürwortern überzeugt und ließ durch seinen Außenminister [[Leopold Berchtold]] –&nbsp;mit Rückendeckung des deutschen Kaisers&nbsp;– ein Ultimatum an Serbien richten. Dieses bewirkte die Aktivierung der europaweit bestehenden Bündnissysteme und Beistandsverpflichtungen und führte so zum Ersten Weltkrieg.

Die Monarchie am Vorabend des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wird in [[Robert Musil]]s Roman ''[[Der Mann ohne Eigenschaften]]'', auf die Abkürzungen [[kaiserlich-königlich|k.k.]] und [[Kaiserlich und königlich|k.u.k.]] anspielend, treffend als morbides „Kakanien“ beschrieben.

=== Österreich im Ersten Weltkrieg ===
{{Hauptartikel|Erster Weltkrieg|Österreich-Ungarns Heer im Ersten Weltkrieg}}

Der Erste Weltkrieg war für Österreich-Ungarn fatal, da der Staat und seine [[Gemeinsame Armee|Armee]] auf einen Krieg in dieser Größenordnung nicht vorbereitet waren. Die Eroberung des [[Königreich Serbien|Königreichs Serbien]] –&nbsp;in Wien hatte man sich 1914 aufgrund angenommener eigener Überlegenheit eine unschwierige „Strafexpedition“ vorgestellt&nbsp;– gelang erst nach mehr als einem Jahr [[Serbienfeldzug der Mittelmächte|mit deutscher und bulgarischer Unterstützung]]. Im [[Ostfront (Erster Weltkrieg)|Krieg gegen Russland]] erlitt die Armee der Donaumonarchie bereits [[Schlacht in Galizien|zu Anfang des Krieges]] unersetzliche Verluste und musste einen großen Teil Galiziens räumen. Die unmittelbare Bedrohung der zentral wichtigen ungarischen Tiefebene konnte abgewandt werden, als im Frühjahr 1915 Galizien in der Folge des [[Schlacht bei Gorlice-Tarnów|Durchbruchs bei Gorlice-Tarnów]] mit deutscher Hilfe zu großen Teilen zurückerobert wurde. Doch der Kriegseintritt [[Königreich Italien (1861–1946)|Italiens]] (1915) und [[Königreich Rumänien|Rumäniens]] (1916) verlängerte Österreich-Ungarns [[Kriegsfront|Fronten]]. Auch auf dem im Spätsommer 1916 eröffneten [[Rumänischer Kriegsschauplatz (Erster Weltkrieg)|rumänischen Kriegsschauplatz]] lag die Initiative und das Übergewicht von Anfang an bei der deutschen Seite. Deren Unterstützung hatte zuvor auch ein drohendes Desaster an der Ostfront durch die russische [[Brussilow-Offensive]] abgewendet. Im [[Gebirgskrieg 1915–1918|Krieg gegen Italien]] war Österreich erfolgreicher und konnte in zwölf [[Isonzoschlachten]] einen Einbruch der italienischen Armee verhindern. Ende 1917 gelang, wiederum mit deutscher Hilfe, ein tiefer Vorstoß ins [[Friaul]], der allerdings auch keine Entscheidung brachte. Zwar schied Russland nach der [[Oktoberrevolution]] im [[Friedensvertrag von Brest-Litowsk]] aus dem Krieg aus, jedoch war das Ansehen der kaiserlichen Zentralgewalt durch die [[Sixtus-Affäre]] schwer beschädigt. [[Zweite Schlacht am Piave|Eine letzte Offensive]] der Donaumonarchie an der italienischen Front scheiterte im Juni 1918. Im Oktober brach die Front infolge Personal- und Materialmangels, von Kriegsmüdigkeit und Auflösungserscheinungen von Armee und Gesamtmonarchie zusammen. Am Krieg an der [[Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]] war die österreichische Armee nur 1918 mit [[Österreich-Ungarns Truppen an der Westfront (Erster Weltkrieg)|begrenzten Kräften]] beteiligt. Bezogen auf das Staatsgebiet der Republik, betrugen die Verluste im Krieg 180.000 Gefallene und 60.000 Zivilopfer.<ref>[[Arnold Suppan]]: ''Jugoslawien und Österreich 1918–1938. Bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld.'' Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1996, ISBN 3-486-56166-9, S.&nbsp;30.</ref>

Die Versorgung der altösterreichischen Bevölkerung war speziell in den letzten Kriegsjahren sehr schlecht, und es kam zu großen Hungersnöten. Im November 1916 starb Kaiser Franz Joseph&nbsp;I. und [[Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl&nbsp;I.]] wurde sein Nachfolger. Seine Chancen auf baldigen Friedensschluss und Erhalt der Doppelmonarchie waren gering. Als der [[Reichsrat (Österreich)|Reichsrat]], das altösterreichische Parlament, vom neuen Monarchen 1917 erstmals seit dem Frühjahr 1914 einberufen wurde, teilten die Abgeordneten der Nationalitäten mit, welche Absichten sie nach Kriegsende verfolgen würden. Der Erhalt des Gesamtstaates und der Monarchie gehörte nicht dazu. Es war daher bereits 1917 klar, dass Altösterreich zerfallen würde.

Kaiser Karl&nbsp;I. unternahm am 16.&nbsp;Oktober 1918 den Versuch, das kaiserliche Österreich als Föderation zu erhalten. Er forderte die Nationalitäten in einem Manifest auf, eigene Nationalräte zu gründen, und sah seine Regierung quasi als Schiedsrichter für eine friedliche Neuordnung der Monarchie: ''Österreich soll dem Willen seiner Völker gemäß zu einem Bundesstaat werden, in dem jeder Volksstamm auf seinem Siedlungsgebiet sein eigenes Gemeinwesen bildet.''

[[Datei:Deutschösterreich1.png|hochkant=1.3|mini|Von der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918–1919)]]

Die Nationalitäten nahmen die Einladung, Nationalräte einzurichten, an, waren doch damit ihre bisher aus Sicht des Gesamtstaates separatistischen Planungen legalisiert. Von ihren Völkern nicht gewählte Schiedsrichter ignorierten sie aber: Sie beschlossen, eigene Staaten zu gründen, und hatten an einem monarchischen Bundesstaat kein Interesse. Die [[Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich]] –&nbsp;bestehend aus den 1911 gewählten Reichsratsabgeordneten der mehrheitlich deutschen Gebiete Altösterreichs&nbsp;– bestellte am 30.&nbsp;Oktober 1918 ihre eigene Regierung und notifizierte dies am 6.&nbsp;November dem US-Präsidenten [[Woodrow Wilson]]; beim Kaiser stellte sich die deutschösterreichische Regierung nicht vor.

== {{Anker|Erste Republik}}Erste Republik und Austrofaschismus (1918–1938) ==
=== Deutschösterreich (1918–1919) ===
[[Datei:Karl Renner 1905.jpg|hochkant|mini|Karl Renner (1905)]]

Im Herbst 1918 wurden wie in Bayern und Ungarn Aufstände und eine [[Bolschewismus|bolschewistische]] Machtübernahme befürchtet. Durch die Zusammenarbeit samt kooperativen Übergabe der Regierungsgewalt der am 30. Oktober 1918 gewählten [[Staatsregierung Renner I]] mit dem abtretenden [[Ministerium Lammasch]] (dem letzten kaiserlichen Kabinett) und dem Kaiser konnte dies verhindert werden.

Am 11.&nbsp;November 1918 verzichtete der Kaiser „auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ und entließ das Ministerium Lammasch. Die [[Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich]] beschloss dann am 12.&nbsp;November 1918 für den vorerst „[[Deutschösterreich]]“ genannten Staat die Form der [[Demokratie|demokratischen]] [[Republik]]. Zugleich wurde in Artikel&nbsp;2 des Gesetzes festgehalten, dass das Land Teil der drei Tage zuvor ausgerufenen [[Ausrufung der Republik in Deutschland|deutschen Republik]] sei. Während sich die Donaumonarchie auflöste, gab es nun Bestrebungen [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritanniens]] und [[Königreich Italien (1861–1946)|Italiens]], eine österreichisch-[[Jugoslawien|südslawische]] Restmonarchie zu erhalten, um eine [[Balkanisierung]] Mitteleuropas und einen [[Anschluss Österreichs]] an das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] zu verhindern. Damit sollte ein wesentliches Gegengewicht zu Deutschland gebildet beziehungsweise eine deutsche [[Hegemonie]] in Europa unterbunden werden.<ref>Manfried Rauchensteiner: ''Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger Monarchie''. Böhlau, Wien 2013, S. 1051 f.</ref>

Erster [[Staatskanzler (Österreich)|Staatskanzler]] wurde [[Karl Renner]] ([[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SDAP]]), der einer [[Große Koalition|Großen Koalition]] vorstand. Beansprucht, aber für den neuen Staat nicht gewonnen, wurden Teile der neu bzw. wieder entstandenen Staaten [[Tschechoslowakei]] ([[Provinz Deutschböhmen]], [[Provinz Sudetenland]], Teile [[Mähren]]s) und [[Zweite Polnische Republik|Polen]] ([[Österreichisch-Schlesien|Schlesien]]) sowie das von [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] annektierte [[Südtirol]] (Näheres siehe [[Geschichte Südtirols]]) und Marburg an der Drau (siehe [[Maribor]]).
Weite Teile der Bevölkerung und die meisten Vertreter der politischen Parteien waren der Auffassung, dieser „Rest-“ bzw. „[[Rumpfstaat]]“ –&nbsp;ohne die ungarische Agrarwirtschaft und die böhmische Industrie&nbsp;– sei allein nicht lebensfähig. Der Publizist [[Hellmut Andics]] drückte dies später (1962) in dem Buchtitel ''Der Staat, den keiner wollte'' aus.

Der Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich ([[Weimarer Republik]]) wurde von den alliierten [[Alliierte#Erster Weltkrieg|Siegermächten]] 1919 im [[Vertrag von Saint-Germain]] ausgeschlossen, indem in Art.&nbsp;88 ein förmliches Unabhängigkeitsgebot für Österreich bestimmt wurde. In Österreich und Deutschland wurde der Artikel als [[Anschlussverbot]] bezeichnet. Gemäß dem Vertrag wurde auch der Staatsname ''Republik Österreich'' festgelegt. Am 21.&nbsp;Oktober 1919, mit der [[Konstituierende Nationalversammlung#Staatsvertrag|Ratifizierung des Staatsvertrages durch die Konstituierende Nationalversammlung]], wurde dieser Name verbindlich (er wurde bis 1934 und wird wieder seit 1945 geführt). Als Bundeskanzler [[Ignaz Seipel]] mit dem [[Völkerbund]] später die sogenannte [[Genfer Protokolle|Genfer Sanierung]] zur Stützung des inflationsgeschüttelten Staatshaushaltes vereinbarte, wurde das Unabhängigkeitsgebot bekräftigt. 1931 wurden Pläne Österreichs für eine [[Deutsch-österreichische Zollunion]] unter Hinweis auf die Bestimmungen des Staatsvertrages von Saint-Germain von den Siegermächten unterbunden.

In [[Land Salzburg|Salzburg]] gab es Bestrebungen, sich unabhängig von anderen Teilen Österreichs Deutschland anzuschließen; dies wurde aber von Deutschland abgelehnt. In [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] befürwortete ein kleiner Teil der Bürger einen Anschluss an Italien, um die Einheit Tirols zu wahren. Eine andere politische Linie strebte den Anschluss an Deutschland an. In der [[Volksabstimmung 1919 in Vorarlberg]] traten 81 % der Abstimmenden dafür ein, Anschlussverhandlungen mit der Schweiz zu führen. In der Schweiz gab es ebenfalls eine diesbezügliche Initiative; die Schweizer Landesregierung wollte aber den austarierten [[Modus Vivendi]] zwischen protestantischen und katholischen sowie zwischen deutschsprachigen und anderssprachigen [[Kanton (Schweiz)|Kantonen]] nicht in Gefahr bringen und nahm daher von dieser Idee Abstand.

Der Kaiser hatte allerdings bisher nicht abgedankt. Der Staat Deutschösterreich stellte ihn daher vor die Alternative, formell abzudanken oder das Land zu verlassen. Im März 1919 verließ Ex-Kaiser Karl&nbsp;I. Deutschösterreich, im April 1919 wurden das [[Habsburgergesetz]] und das [[Adelsaufhebungsgesetz]] beschlossen.

Am 12. November 1918 wurde das Allgemeine [[Frauenwahlrecht in Österreich]] eingeführt.

=== Erste Republik Österreich (1919–1934) ===
[[Datei:Bundesgesetzblatt (Austria) 1920 0001.jpg|hochkant|mini|„Gesetz vom 1. Oktober 1920, womit die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet wird (Bundes-Verfassungsgesetz).“]]

==== Staat und Wirtschaft ====
Die 1920 beschlossene [[Bundesverfassung (Österreich)|Verfassung]] ist inhaltlich vor allem von [[Hans Kelsen]] (1881–1973), einem angesehenen Staatsrechtsexperten, geprägt. Er musste darin aufgrund der politischen Wünsche (Sozialdemokraten: [[Zentralismus]]; Konservative: [[Föderalismus]]) bundesstaatliche Grundsätze mit einer starken Position von [[Nationalrat (Österreich)|Nationalrat]] und [[Bundesregierung (Österreich)|Bundesregierung]] verbinden. Die Funktion des [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten]] war vorerst schwach ausgeprägt; auf Wunsch der Sozialdemokraten war das Parlament das zentrale Organ der Republik (eine Reaktion auf die vorangegangene Monarchie).

Konflikte zwischen den Prinzipien [[Territoriale Integrität|Landeseinheit]] und [[Selbstbestimmungsrecht der Völker|Selbstbestimmungsrecht]] gab es ab 1918 in [[Kärnten]], weil die slowenische Bevölkerung Südkärntens teilweise zum Anschluss an den neuen südslawischen Staat neigte und das [[Königreich Jugoslawien|Königreich SHS]], um Fakten zu schaffen, Südkärnten im Mai/Juni 1919 militärisch besetzte. Der [[Kärntner Abwehrkampf]] gegen die südslawischen Truppen war zwar militärisch aussichtslos, mobilisierte aber die internationale Öffentlichkeit und führte auf Wunsch der Siegermächte zur [[Volksabstimmung 1920 in Kärnten|Volksabstimmung in Südkärnten]] am 10.&nbsp;Oktober 1920. Bei dieser sprachen sich die Bürger des Abstimmungsgebietes südlich der [[Drau]] eindeutig für die Zugehörigkeit zur Republik Österreich aus.

Zwei Verträge –&nbsp;der [[Vertrag von Saint-Germain]] (September 1919) mit Österreich und von [[Vertrag von Trianon|Trianon]] mit [[Königreich Ungarn#Königreich ohne König|Ungarn]] (die ungarische Delegation unterschrieb den Vertrag unter Widerspruch am 4.&nbsp;Juni 1920)&nbsp;– sahen vor, das seit Jahrhunderten deutschsprachig besiedelte Westungarn an Österreich anzuschließen. (Damit wurden Überlegungen, einen [[Tschechischer Korridor|''slawischen Korridor'']] von der [[Slowakei]] nach [[Slowenien]] zu errichten, durch den die Kriegsverlierer Österreich und Ungarn getrennt würden, ''ad acta'' gelegt.) Trotz des Versuchs ungarischer Freischärler, dies zu verhindern, wurde „Deutsch-Westungarn“ 1921 mit dem Namen [[Burgenland]] das neunte Bundesland der neuen Republik. Für die natürliche Hauptstadt des Gebietes, [[Sopron|Ödenburg]] ''(Sopron)'', wurde 1921 auf ungarischen Wunsch, der von Italien unterstützt wurde, eine [[Volksabstimmung in Ödenburg]] durchgeführt, in der sich die Mehrheit der Bürger für eine Zugehörigkeit zu Ungarn entschied. In den zeitgenössischen österreichischen und ungarischen Darstellungen dieser Volksabstimmung sind zahlreiche Divergenzen zu bemerken.

[[Niederösterreich]] war 1918 mit über drei&nbsp;Millionen Einwohnern das bei weitem bevölkerungsstärkste und außerdem das flächengrößte Bundesland Österreichs. Die politischen Absichten der im ländlichen Raum stark vertretenen Konservativen und der vor allem in [[Wien]] sehr starken [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|Sozialdemokraten]] waren schwer zu harmonisieren, außerdem bedrückte das niederösterreichische Übergewicht die anderen Bundesländer. Daher wurde Wien in der am 10.&nbsp;November 1920 in Kraft getretenen [[Bundesverfassung (Österreich)#Bundes-Verfassungsgesetz 1920|Bundesverfassung]] als eigenes – achtes – Bundesland definiert, das Ende 1921 im [[Trennungsgesetz]] mit Niederösterreich auch die vermögensrechtliche Aufteilung des gemeinsamen Eigentums vereinbarte.
[[Datei:Oesterreich Arbeitslosigkeit 1919-1955.svg|mini|Arbeitslosenquote Österreichs zwischen 1919 und 1955]]
Die Wirtschaft des neuen Staates lag aufgrund der Kriegsfolgen (Gebietsverluste, neue Zollgrenzen) darnieder. Die damit zusammenhängende [[Hyperinflation]] („galoppierende Inflation“) –&nbsp;für 10.000&nbsp;Kronen hätte man 1914 noch einen Häuserblock kaufen können, im Dezember 1922 nur noch einen Laib Brot&nbsp;– konnte erst durch eine [[Währungsreformen in Österreich|Währungsreform]] am 20.&nbsp;Dezember 1924, 13&nbsp;Monate nach der deutschen Währungsreform, gestoppt werden.<ref>[http://noev1.orf.at/stories/350128 ''Der neue Schilling stoppt die Inflation''].</ref> Die alte [[Österreichisch-ungarische Krone|Kronenwährung]] wurde in den ersten Monaten 1925 zum Kurs 10.000&nbsp;:&nbsp;1 durch den neuen [[Österreichischer Schilling|Schilling]] ersetzt; Voraussetzung war eine von [[Ignaz Seipel]] verhandelte Anleihe des Völkerbundes ([[Genfer Protokolle]]). Mit Einführung des Schillings begann die Regierung eine konsequente Hart[[währungspolitik]], was der Währung bald den Spitznamen ''Alpendollar'' eintrug, die wirtschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten in Krisenzeiten aber stark einschränkte.

Der folgende zaghafte wirtschaftliche Aufschwung in Österreich endete mit der [[Weltwirtschaftskrise]] von 1929. Zur latenten [[Strukturkrise]], versinnbildlicht durch den [[Postsparkassenskandal]] von 1926, war die große Konjunkturkrise gekommen. 1931 drohte die [[Creditanstalt-Bankverein]], damals die größte Bank Mitteleuropas, zusammenzubrechen, und die Regierung sah sich genötigt einzugreifen; dies bedrohte aber die Stabilität der Währung. 1932 erhielt Österreich daher neuerlich eine [[Lausanner Anleihe|Völkerbundanleihe]] (300&nbsp;Millionen Schilling); es musste als Gegenleistung bei der [[Konferenz von Lausanne (1932)|Konferenz von Lausanne]] das [[Anschlussverbot]] für die nächsten 20&nbsp;Jahre bekräftigen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Schulden nicht weiter bedient, nach dessen Ende wurde die Tilgung der noch offenen Völkerbundanleihen jedoch wieder durch die Zweite Republik aufgenommen und bis 1980 beglichen.<ref>[http://diepresse.com/home/wirtschaft/hobbyoekonom/708328/Kredit-oder-Untergang_Als-Osterreich-vor-der-Pleite-stand ''Kredit oder Untergang: Als Österreich vor der Pleite stand.'']</ref> 1933 war etwa ein Drittel der Arbeitskräfte ohne Arbeit ([[Massenarbeitslosigkeit]]).

Das Erstarken der Konservativen veranlasste die Sozialdemokraten, 1929 einer Verfassungsnovelle zuzustimmen, die wieder ein herausgehobenes Staatsoberhaupt schuf: Der Bundespräsident wurde nicht mehr vom Parlament, sondern vom Volk gewählt. Er bestellte die Regierung und konnte auf deren Vorschlag das Parlament zwecks Neuwahlen auflösen (bis 1929 war dies nur durch Parlamentsbeschluss möglich). Die meisten Befugnisse des Bundespräsidenten waren aber an einen Vorschlag der Bundesregierung gebunden, und diese war dem [[Nationalrat (Österreich)|Nationalrat]] verantwortlich. Das ''Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929'' war bis 1934 und ist seit 1945 erneut in Kraft.

==== Politische Polarisierung ====
[[Datei:Antisemitisches Wahlplakat CSP 1920.jpg|hochkant|mini|Antisemitisches Wahlplakat der [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|Christlichsozialen Partei]] bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1920|Nationalratswahl 1920]]]]

1920–1934 befand sich die [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|Sozialdemokratie]] in der Bundespolitik in Opposition zur [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|konservativen]] Regierung und schuf im [[Rotes Wien|''Roten Wien'']] ihr politisches Gegenmodell. Mit zunehmendem Abstand vom entscheidenden Jahr 1918 formierten sich auf dem rechten Flügel des Parteienspektrums immer mehr Gegner der Demokratie. Die Sozialdemokraten gaben deren Furcht vor dem [[Bolschewismus]] dadurch Nahrung, dass sie in ihrem Parteiprogramm von der ''[[Diktatur des Proletariats]]'' schrieben und den [[Marxismus]] im Munde führten, obwohl sie de facto eine gemäßigte sozialdemokratische Politik betrieben.

Beide großen politischen Lager bildeten bald paramilitärische Einheiten: Die [[Heimwehr]] (den Christlichsozialen nahestehend, aber ohne klare Parteibindung), teilweise von heimgekehrten Soldaten des Ersten Weltkriegs gebildet, sollte die Heimat vor unerwünschten Veränderungen schützen. Der [[Republikanischer Schutzbund|Republikanische Schutzbund]] der Sozialdemokraten sollte die Demokratie gegen Rechtsradikalismus schützen.

Am 30. Jänner 1927 demonstrierte der Republikanische Schutzbund in [[Schattendorf]] (Burgenland) gegen die Heimwehr. Mitglieder rechtsstehender „Frontkämpfer“ schossen auf die friedlichen, unbewaffneten Demonstranten. Dabei töteten sie ein Kind und einen Kriegsinvaliden. Mit dem [[Schattendorfer Urteil]] wurden die mutmaßlichen Täter im Juli 1927 von einem Geschworenengericht freigesprochen –&nbsp;nach Auffassung der „[[Arbeiter-Zeitung]]“ ein unverzeihlicher [[Justizskandal]]. Die am 15.&nbsp;Juli 1927 vor dem [[Justizpalast (Wien)|Justizpalast]] in Wien stattfindende Großdemonstration gegen das Urteil eskalierte: Radikale Elemente unter den Demonstranten stürmten den Justizpalast und [[Wiener Justizpalastbrand|setzten ihn in Brand]].

Nachdem auch Polizeiwachzimmer gestürmt worden waren, bekam die Polizei von ihrem Präsidenten [[Johann Schober]] den Befehl, die Demonstration mit Waffengewalt aufzulösen, und schoss dabei auf viele an Ausschreitungen völlig Unbeteiligte, auch auf Menschen, die gerade vor den Unruhen flohen. Die Bilanz: 89 Tote (davon 84 Demonstranten), 1057 Verwundete. Der Publizist [[Karl Kraus]] nahm die Überreaktion zum Anlass, den Polizeipräsidenten durch Plakate öffentlich anzusprechen: „Ich fordere Sie auf, abzutreten.“<ref>[https://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Schober%2C_Johann/00118930 Foto des Plakats von Karl Kraus] Eintrag auf der Webseite ''austria-forum.org''. Abgerufen am 19. Mai 2021.</ref>

In den Wochen danach kam es zu eintausend Neubeitritten zu den [[Austrofaschismus|austrofaschistisch]] ausgerichteten Heimwehren unter ihrem Führer [[Ernst Rüdiger Starhemberg (Politiker)|Ernst Rüdiger Starhemberg]]. Weil Bundeskanzler Prälat [[Ignaz Seipel]] bei der Nationalratsdebatte über das Ereignis sagte, man könne von ihm „keine Milde“ verlangen, traten bis Jahresende 1927 28.000 Personen aus der römisch-katholischen Kirche aus. Die Sozialdemokraten bezeichneten den Kanzler von da an stets als „Prälaten ohne Milde“. Die Sozialdemokratie fühlte sich durch die Ereignisse geschwächt. Sie sah es als Niederlage, dass die Staatsmacht rücksichtslos Jagd auf Arbeiter gemacht hatte. Bei der letzten [[Nationalratswahl in Österreich 1930|Nationalratswahl]] der ersten Republik (am 9. November 1930) wurde die SDAP stimmenstärkste Fraktion.

Gegner der beiden großen Parteien waren die österreichischen [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]], die vor allem außerhalb Wiens (etwa in der Steiermark) Anhängerschaft hatten. Zeitweise gab es Kooperationen zwischen christlichsozialen und nationalsozialistischen Politikern. Bei den [[Nationalratswahl in Österreich 1927|Nationalratswahlen 1927]] bildeten Christlichsoziale, [[Großdeutsche Volkspartei|Großdeutsche]], die nationalsozialistische Riehl- und Schulzgruppe und andere Gruppierungen eine [[Einheitsliste (Österreich)|Einheitsliste]].

1930 organisierten die Heimwehren den sogenannten [[Korneuburger Eid]], eine Versammlung in [[Korneuburg]] bei Wien, bei der die Teilnehmer dem „westlichen, demokratischen Parteienstaat“ abschworen und unter der Führerschaft Starhembergs einer autoritären Politik huldigten.<!-- [[Julius Raab]], Bundeskanzler der zweiten Republik, befand sich unter den Teilnehmern. -->

Anfang der 1930er Jahre begannen sich in einer Reihe von Staaten Europas faschistische Bewegungen durchzusetzen. In Österreich gab es eine ähnliche Entwicklung. Vor allem die [[Heimwehr]] vertrat faschistische Ideen nach dem [[Italienischer Faschismus|Vorbild Italiens]]. [[Benito Mussolini|Mussolini]] wurde von der im Ausland isolierten österreichischen Regierung als wichtigste Stütze gesehen.

[[Datei:Engelbert Dollfuss.png|mini|hochkant|Engelbert Dollfuß (1933)]]

Eine am 4. März 1933 patt ausgegangene Abstimmung über die Eisenbahnergehälter und taktisch bedingte Rücktritte der drei Parlamentspräsidenten nutzte der [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|christlichsoziale]] [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] [[Engelbert Dollfuß]], um die „[[Selbstausschaltung des Parlaments]]“ zu verkünden. Den Wiederzusammentritt des Nationalrates am 15.&nbsp;März verhinderte Polizei, die das Parlamentsgebäude umstellt hatte.

Dollfuß nutzte das [[Kriegswirtschaftliches Ermächtigungsgesetz|Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz]] von 1917 dazu, ohne das Parlament zu regieren. Am 7. März 1933 erließ der Ministerrat ein Versammlungs- und Aufmarschverbot und führte die [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] für österreichische Zeitungen wieder ein. Durch den Rückzug der christlichsozialen Mitglieder legte Dollfuß auch den [[Verfassungsgerichtshof (Österreich)|Verfassungsgerichtshof]] lahm. Bundespräsident [[Wilhelm Miklas]] griff nicht ein, obwohl ihm –&nbsp;eigenen privaten Aufzeichnungen zufolge&nbsp;– die Verfassungswidrigkeit bewusst war. Er ließ eine Petition von über einer Million Stimmberechtigter, die die Wiedereinberufung des Parlaments verlangten, unberücksichtigt.

Der Weg in einen [[Ständestaat (Österreich)|autoritären Ständestaat]] nach dem Vorbild des faschistischen Italien war damit beschritten. Als politisches Sammelbecken gründete Dollfuß die [[Vaterländische Front]], eine Vereinigung der Christlichsozialen mit der Heimwehr, dem Landbund und einigen anderen Wehrverbänden. Es kam zur Verhaftung politischer Gegner. Mit dem 31.&nbsp;März 1933 löste die Regierung den Republikanischen Schutzbund auf. Am 10.&nbsp;Mai 1933 verordnete die Regierung die Aussetzung aller Wahlen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Am 26.&nbsp;Mai<ref>{{ANNO|bgb|00|00|1933|562|NAME=Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich|BGBl 1933/200 vom 30. Mai 1933|ALTSEITE=526|anno-plus=ja}}<br />Verordnung der Bundesregierung vom 26. Mai 1933, womit der Kommunistischen Partei jede Betätigung in Österreich verboten wird.</ref> wurde der [[Kommunistische Partei Österreichs|Kommunistischen Partei Österreichs]] und am 20.&nbsp;Juni<ref>{{ANNO|bgb|00|00|1933|605|NAME=Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich|BGBl 1933/240 vom 20. Juni 1933|ALTSEITE=569|anno-plus=ja}}<br />Verordnung der Bundesregierung vom 19. Juni 1933, womit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) und dem Steirischen Heimatschutz (Führung Kammerhofer) jede Betätigung in Österreich verboten wird.</ref> auch der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Österreichs – Hitlerbewegung|NSDAP]] jede Betätigung in Österreich verboten. Die Sozialdemokratie konnte sich lange nicht zum Widerstand gegen diese Politik entschließen; sie war unschlüssig, wie dem undemokratischen Vorgehen Dollfuß’ zu begegnen sei. Da die Landtage der neun Bundesländer weiter funktionsfähig blieben, schien die Situation noch offen.

=== Austrofaschismus und Bundesstaat Österreich (1934–1938) ===
{{Hauptartikel|Ständestaat (Österreich)|Februarkämpfe 1934}}
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-00329, Wien, Februarkämpfe, Bundesheer.jpg|mini|Soldaten des Bundesheeres vor der Staatsoper in Wien, Februar 1934]]

Infolge einer [[Hausdurchsuchung]] nach Waffen im [[Hotel Schiff]], einem Parteiheim der Sozialdemokraten in [[Linz]], kam es am 12. Februar 1934 zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und Heimwehr bzw. Bundesheer. Diese weiteten sich zu einem Bürgerkrieg aus, den die Regierung als „[[Februarkämpfe 1934|Februaraufstand]]“ bezeichnete. Die Vorgänge waren von der sozialdemokratischen Parteileitung in Wien nicht geplant worden, die Spitzenfunktionäre wurden vom Aufstand der Basis überrascht. Dementsprechend fanden Kämpfe auch nur sehr punktuell und keineswegs im ganzen Land statt. Man kann diese Kämpfe als Verzweiflungstaten bezeichnen, da sehr bald klar war, dass es nicht zu einem Volksaufstand kommen und daher die Diktatur siegen würde.

Insbesondere in Wien und den Industriezentren ([[Steyr]], [[Obersteiermark]], Linz) wurde zwei bis drei Tage lang heftig gekämpft. Polizei, Bundesheer und die sie unterstützenden Heimwehrabteilungen konnten den verzweifelt kämpfenden [[Republikanischer Schutzbund|Republikanischen Schutzbund]] relativ leicht niederkämpfen. Die sozialdemokratische Parteileitung unter [[Otto Bauer]], [[Julius Deutsch]] und anderen flüchtete in die [[Tschechoslowakei]]. Der Wiener Bürgermeister [[Karl Seitz]] wurde gewaltsam aus dem Rathaus entfernt. Die Sozialdemokratische Partei wurde verboten, ihr Vermögen eingezogen. Einige ''Februarkämpfer'', unter ihnen [[Koloman Wallisch]] und [[Karl Münichreiter]], wurden standgerichtlich zum Tode verurteilt und hingerichtet. Dollfuß wurde daher von der Sozialdemokratie oft als ''Arbeitermörder'' bezeichnet. In die Geschichte ist der Bürgerkrieg als erster bewaffneter Kampf gegen den Faschismus eingegangen. Deshalb lagen die Sympathien etwa in Großbritannien eindeutig auf Seiten der Verlierer.<ref>[[John Gunther (Publizist)|John Gunther]]: ''The Lost City.'' Deutsch: ''Die verlorene Stadt.'' Molden, Wien 1964; Roman über Wien im Bürgerkrieg 1934.</ref>

Nachdem die Mandate der Sozialdemokraten für erloschen erklärt worden waren, wurde der Nationalrat für den 30.&nbsp;April 1934 noch einmal einberufen. Von den Abgeordneten der Vaterländischen Front wurde dabei beschlossen, die Regierung mit allen Befugnissen auszustatten, die zuvor Nationalrat und Bundesrat oblagen. Am 1.&nbsp;Mai 1934 trat die autoritäre ''[[Maiverfassung]]'' in Kraft. Wien wurde zur ''bundesunmittelbaren Stadt'' erklärt, die Republik erhielt den Namen ''Bundesstaat Österreich''. Eine wichtige Rolle bei der Konstruktion des ''Ständestaates'' hatte der Einfluss [[Benito Mussolini|Mussolinis]] gespielt.

Für die meisten Historiker seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war und ist die Erste Republik in Österreich mit den Ereignissen von 1933/34 zu Ende.<ref>So zum Beispiel Gerald Stourzh: [http://books.google.at/books?id=S9giAQAAIAAJ&q=%22Sehr+oft+wird+der+Begriff+%E2%80%9EErste+Republik%22+gerade+im+Vergleich+mit+der+Zweiten+f%C3%BCr+die+Gesamtheit+der+Jahre+1918-1938+gebraucht,+und+das+ist+falsch;+die+erste+Republik+endete+mit+dem+Verfassungsbruch+von+1933.%22&dq=%22Sehr+oft+wird+der+Begriff+%E2%80%9EErste+Republik%22+gerade+im+Vergleich+mit+der+Zweiten+f%C3%BCr+die+Gesamtheit+der+Jahre+1918-1938+gebraucht,+und+das+ist+falsch;+die+erste+Republik+endete+mit+dem+Verfassungsbruch+von+1933.%22&hl=de&sa=X&ei=Xv_5TqKYHsWk8QPTpvjgCg&ved=0CDMQ6AEwAA ''1945 und 1955: Schlüsseljahre der Zweiten Republik.''] Studien-Verlag, Innsbruck 2005, ISBN 3-7065-4160-2, S.&nbsp;53.</ref> Zu dieser Einschätzung trug nicht nur der verfassungswidrige Übergang von der Demokratie zur Diktatur bei, sondern auch die Tatsache, dass das Diktaturregime den Begriff „Republik“ strikt vermied. In den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war diese Differenzierung in der Geschichtsschreibung noch nicht Allgemeingut. Konservative Historiker neigten damals dazu, die Erste Republik mit dem Zeitraum 1918–1938 gleichzusetzen.

Am 25. Juli 1934 kam es zu einem nationalsozialistischen [[Putsch]]versuch, dem sogenannten [[Juliputsch]]. 154 als Soldaten und Polizisten verkleidete österreichische [[Schutzstaffel|SS]]-Männer stürmten das Bundeskanzleramt, wo Engelbert Dollfuß angeschossen wurde und Stunden später an den Folgen der Schussverletzungen starb, weil ärztliche Hilfe nicht zugelassen wurde. Eine zweite Gruppe der Putschisten besetzte die Rundfunkstudios der [[Radio-Verkehrs-AG]] und verbreitete die Falschnachricht, Dollfuß habe die Regierungsgeschäfte [[Anton Rintelen]] übergeben. Dies war das vereinbarte Zeichen für einen nationalsozialistischen Aufstand in ganz Österreich, insbesondere in der Steiermark, der allerdings nach wenigen Tagen von [[Polizei (Österreich)|Polizei]] und [[Bundesheer (1. Republik)|Bundesheer]] niedergeschlagen werden konnte. Bundespräsident Miklas betraute unmittelbar nach dem Mord an Dollfuß den bisherigen Unterrichtsminister [[Kurt Schuschnigg]] mit dem Amt des Bundeskanzlers.

Hilfe bekam Schuschnigg von Mussolinis Italien, das Österreich die Unterstützung seiner Unabhängigkeit zugesagt hatte.<ref>Emmerich Tálos, Walter Manoschek: ''Politische Struktur des Austrofaschismus (1934–1938).'' In: [[Emmerich Tálos]], [[Wolfgang Neugebauer (Historiker, 1944)|Wolfgang Neugebauer]]: ''„Austrofaschismus“, Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934–1938.'' Verlag für Gesellschaftskritik, Wien ²1984, ISBN 3-900351-30-9, S.&nbsp;95.</ref> Italienische Truppen marschierten in [[Südtirol]] und an der [[Kärnten|Kärntner]] Grenze auf, worauf [[Adolf Hitler]], der in Österreich geborene Diktator des Deutschen Reiches, jeden Einfluss auf die Vorgänge in Österreich energisch bestritt. Das Reich war damals militärisch noch nicht in der Lage, einen Konflikt mit Italien zu riskieren, in dem Großbritannien und Frankreich, wie Hitler irrigerweise befürchtete, Mussolini unterstützen könnten.<ref>Norbert Schausberger: ''Der Griff nach Österreich. Der Anschluß.'' Jugend und Volk, Wien/München 1978, ISBN 3-7141-6532-0, S.&nbsp;293.</ref>

Schuschnigg orientierte sich zwar an der Selbstständigkeit eines „freien und deutschen Österreich“, stieß aber auf wachsenden Widerstand, zumal Italiens Diktator Benito Mussolini zunehmend in Abhängigkeit vom Deutschen Reich geriet und daher immer weniger in der Lage war, seine auf die Selbstständigkeit Österreichs ausgerichtete Politik aufrechtzuerhalten. Schuschniggs Basis im Volk war schmal: Sozialdemokraten und Nationalsozialisten wirkten im Untergrund gegen sein Regime. Im späten 20.&nbsp;Jahrhundert wurde seine Politik als „Konkurrenzfaschismus“ bezeichnet, da er danach strebte, die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] zu „überhitlern“ und Österreich als den „besseren deutschen Staat“ erscheinen zu lassen.

Viele Künstler und Intellektuelle flüchteten aus dem von Jahr zu Jahr unerträglicher werdenden Deutschen Reich nach Österreich, wo sie&nbsp;– wie etwa [[Carl Zuckmayer]] und [[Max Reinhardt]]&nbsp;– bis März 1938 Auftritts- und Arbeitsmöglichkeiten fanden.

1936 wurde die „[[Achsenmächte|Achse]]“ Rom–Berlin geschmiedet, am 25. Oktober 1936 wurde ein geheimer Freundschaftsvertrag zwischen Italien und dem Deutschen Reich geschlossen.

[[Datei:1clerofascismo1.jpg|mini|LKW mit Anhängern Schuschniggs, Wahlaufruf für die Unabhängigkeit, März 1938]]
Kurt Schuschnigg beschloss, sich mit Hitler zu arrangieren. Er schloss im Juli 1936 das „[[Juliabkommen]]“ mit dem Deutschen Reich, in dessen Folge 17.000 [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Österreichs – Hitlerbewegung|österreichische Nationalsozialisten]] [[amnestie]]rt wurden. Als Vertrauensleute der Nationalsozialisten wurden [[Edmund Glaise-Horstenau]] und [[Guido Schmidt]] in das austrofaschistische Regierungskabinett aufgenommen. Weiters wurde ein „Volkspolitisches Referat“ als Teilorganisation der Vaterländischen Front geschaffen, mit dem man die illegale nationalsozialistische Opposition in die Partei eingliedern wollte. Zahlreiche zuvor verbotene nationalsozialistische Zeitungen wurden legalisiert. Alte [[Großdeutsche Lösung|großdeutschen Ideen]] gewannen zusehends an Gewicht. Viele Menschen erhofften sich durch den 1918 von ganz Deutschösterreich angestrebten Anschluss&nbsp;– den die Sozialdemokraten nach Hitlers Machtantritt 1933 aus ihrem Programm gestrichen hatten&nbsp;– eine wirtschaftlich bessere Zukunft; Österreich litt weiterhin unter hoher Arbeitslosigkeit und einer Wirtschaftskrise. So bekamen die&nbsp;– freilich weiterhin illegalen&nbsp;– österreichischen Nationalsozialisten Zulauf und Rückhalt bei mehr Bürgern.

=== „Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938 ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1987-0922-500, Wien, Heldenplatz, Rede Adolf Hitler.jpg|mini|Ansprache Adolf Hitlers am 15. März 1938 auf dem Heldenplatz in Wien]]
[[Datei:Stimmzettel-Anschluss.jpg|mini|Stimmzettel zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich]]
{{Hauptartikel|Anschluss Österreichs}}

Seit der „[[Machtergreifung]]“ [[Adolf Hitler]] am 30. Jänner 1933 betrieb dieser mit der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] teils offen, teils verdeckt die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich.

Der Anschlussgedanke war in Österreich, dessen Einwohner sich damals größtenteils als Deutsche verstanden, seit 1918 populär, obwohl international durch das [[Anschlussverbot]] geächtet. Deutschösterreich hatte am 12.&nbsp;November 1918 durch sein provisorisches Parlament beschlossen, von diesem Tag an Republik und Bestandteil der deutschen Republik zu sein. Die Sozialdemokraten strichen den Anschlusswunsch 1933 aus ihrem Parteiprogramm, die Christlichsozialen machten sich daran, ihre eigene Spielart der Diktatur einzuführen (''siehe'' [[Ständestaat (Österreich)]], [[Austrofaschismus]]). Man sprach sich nun für die Selbstständigkeit Österreichs aus und verbot nationalsozialistische Organisationen, wurde aber von Hitler immer mehr unter Druck gesetzt. NS-Gedankengut gewann in Österreich immer mehr Befürworter; insbesondere der Unterschied zwischen der bald florierenden Konjunktur in Deutschland und der hohen Arbeitslosigkeit in Österreich wurde hervorragende Werbung für Hitler.

Der ''Führer und Reichskanzler'' forderte im Februar 1938 –&nbsp;unter Androhung des Einmarsches der [[Wehrmacht]]&nbsp;– die Aufhebung des NSDAP-Verbots und die Beteiligung der österreichischen Nationalsozialisten an der Regierung. Bundeskanzler [[Kurt Schuschnigg]] beugte sich dem Diktat. Wenig später versuchte er aber doch noch, den baldigen Anschluss an Deutschland zu verhindern: mit einer überraschend angekündigten Volksabstimmung für ein ''freies, unabhängiges, deutsches und christliches Österreich'', angesetzt für den 13.&nbsp;März 1938.

Dieser Provokation kam Hitler zuvor: Bundespräsident Miklas wurde durch Drohungen aus Berlin veranlasst, am Abend des 11.&nbsp;März den Nationalsozialisten [[Arthur Seyß-Inquart]], seit Februar Innenminister, zum neuen Bundeskanzler zu bestellen. Parallel dazu übernahmen NSDAP-Anhänger in den Landeshauptstädten die Macht, die ersten Gestapoführer flogen noch am 11.&nbsp;März nach Wien. Am 12.&nbsp;März ließ Hitler die Wehrmacht in Österreich einmarschieren. Die Soldaten wurden von einem Teil der österreichischen Bevölkerung begeistert empfangen.

Hitler hatte vorerst geplant, in einer Übergangszeit Staatsoberhaupt von Deutschland und Österreich zu sein. Die völlig reibungslose, zum Teil bejubelte, Machtübernahme veranlasste ihn aber noch am 12. März, den sofortigen Anschluss Österreichs am 13. März an das Deutsche Reich zu verkünden. In Österreich wurde das [[Anschlussgesetz]] vom 13.&nbsp;März 1938 von der NS-Bundesregierung beschlossen. Gleichzeitig begannen mit der sogenannten ''wilden [[Arisierung]]'' bereits Terror und Raub an jüdischen Österreichern.<ref>[[Hans Safrian]]: ''Beschleunigung der Beraubung und Vertreibung. Zur Bedeutung des „Wiener Modells“ für die antijüdische Politik des „Dritten Reiches“ im Jahr 1938.'' In: [[Jürgen Lillteicher]], [[Constantin Goschler]] (Hrsg.): ''Arisierung und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums in Deutschland und Österreich nach 1945 und 1989.'' Wallstein, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-495-1, S. 61–89, hier [https://books.google.at/books?id=4lhi5bnH3LwC&pg=PA66 S. 66 f].</ref> Der abgetretene Bundeskanzler Schuschnigg wurde in ''Schutzhaft'' genommen, in der er bis 1945 verblieb.

Am 15. März 1938 wurde in vielen Betrieben arbeitsfrei gegeben, damit die Mitarbeiter auf dem Wiener [[Heldenplatz]] Hitler zujubeln konnten. Während NS-Gegner bereits in Massen verhaftet wurden und Juden als ''Untermenschen'' vom deutschen ''Herrenvolk'' nach Belieben schikaniert wurden, erklärte Hitler ''den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich.'' Den Begriff Österreich verwendete er dabei nicht und vermied ihn auch sonst. Den Anschluss ließ er nachträglich, am 10. April, durch eine Volksabstimmung bestätigen (offizielles Ergebnis: 99,73 % dafür). Bis dahin waren rund 8 % der Wahlberechtigten bereits von der Wahl ausgeschlossen worden (Juden, „[[Jüdischer Mischling|Mischlinge]]“, verhaftete Gegner der Nationalsozialisten).

Hitler ließ ''Österreich'' durch die vom mittelalterlichen ''[[marcha orientalis]]'' hergeleitete Bezeichnung „Ostmark“ ersetzen, später durch „[[Alpen- und Donau-Reichsgaue]]“, und das vergrößerte Deutsche Reich später als „[[Großdeutsches Reich]]“ bezeichnen. Das am 1.&nbsp;Mai 1939 in Kraft getretene ''[[Ostmarkgesetz]]'' bestimmte die komplette Auflösung österreichischer Zentralstellen; sein Vollzug war am 31.&nbsp;März 1940 beendet. Vorarlberg wurde an Tirol angeschlossen, das Burgenland zwischen den Reichsgauen [[Reichsgau Niederdonau|Niederdonau]] und [[Steiermark]] aufgeteilt. Sieben Reichsgaue, von Berlin direkt regiert, traten die Nachfolge Österreichs an. Wenn Österreicher in dieser Zeit von Deutschland in seinen Grenzen vor dem Anschluss sprachen, nannten sie das Gebiet inoffiziell „Altreich“.

== Österreich im Deutschen Reich (1938–1945) ==
[[Datei:Grossdeutsches Reich NS Administration 1944.png|mini|Administrative Gliederung des Großdeutschen Reiches durch die NSDAP, 1944]]
{{Hauptartikel|Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|Zweiter Weltkrieg}}

1938/39 wurde Österreich staatlich, militärisch, wirtschaftlich, kulturell und sozial nach ''reichsdeutschem'' Muster neu organisiert. Alle [[Reichsgau]]e auf österreichischem Gebiet unterstanden direkt den Berliner Zentralbehörden, der Begriff „Österreich“ verschwand sehr bald aus der offiziellen Kommunikation. Zu Unterscheidungszwecken sprach man vom ''Altreich'' und von der ''Ostmark''. Später musste der Begriff „Donau- und Alpenreichsgaue“ genügen.

Diskriminierung, Entrechtung und Beraubung der Einwohner jüdischer Religion, die in Deutschland fünf Jahre lang Schritt für Schritt durchgeführt worden waren, wurden in der ''Ostmark'' in wenigen Wochen nachgeholt und überholt. Private Rache- und Raubgelüste spielten dabei eine große Rolle.

Krieg und NS-Ideologie forderten in Österreich rund 380.000 Todesopfer, davon 247.000 Tote oder für tot Erklärte (dauerhaft Vermisste) in [[Wehrmacht]] und [[Waffen-SS]], 65.500 ermordete Juden, 16.000 weitere in Konzentrationslagern Ermordete, davon 8.000 [[Roma]], 10.000 in Gestapo-Haft und mehr als 6.000 in Gefängnissen in vom Deutschen Reich besetzten Ländern getötete Österreicher, 2.700 als Widerstandskämpfer zum Tod Verurteilte und etwa 35.000 tote Zivilisten infolge von Kampfhandlungen und Bombardements. 140.000 jüdische Österreicher konnten flüchten oder wurden vertrieben und kehrten größtenteils nach dem Krieg nicht mehr ins Land zurück. 20.000 Menschen aus Österreich wurden Opfer der NS-[[Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus|Euthanasie]].

Österreicher wie etwa [[Arthur Seyß-Inquart]], [[Alexander Löhr]], [[Irmfried Eberl]], [[Franz Stangl]], [[Amon Göth]], [[Odilo Globocnik]], [[Adolf Eichmann]] und [[Ernst Kaltenbrunner]] waren an [[Kriegsverbrechen]] beteiligt; der Anteil der Österreicher in leitenden Positionen des Regimes war überproportional. Die von Österreichern begangenen NS-Verbrechen hatten zum Teil auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Zweite Republik.

Aus der NS-Zeit sind noch viele Gebäude erhalten, darunter ganze Stadtteile in [[Linz]], die im Zuge der Errichtung der [[Reichswerke Hermann Göring|Hermann-Göring-Werke]], der heutigen [[Voestalpine]], und der ''[[Borealis Agrolinz Melamine|Stickstoffwerke Ostmark]]'' als Unterkunft für zehntausende Arbeiter notwendig wurden, und sechs [[Wiener Flaktürme]]. In Linz befinden sich darüber hinaus mit der [[Nibelungenbrücke (Linz)|Nibelungenbrücke]] samt [[Brückenkopfgebäude (Linz)|Brückenkopfgebäuden]] besonders markante Zeugnisse [[Architektur in der Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistischer Bautätigkeit]].

1938 wurde das ''Doppellagersystem Mauthausen/Gusen'' errichtet, welches das [[KZ Mauthausen]] und [[KZ Gusen]] umfasste. Im Laufe der Jahre wurde diesem Lagersystem ein [[Liste der Außenlager des KZ Mauthausen|Netz von Außenlagern]] angeschlossen, das sich über weite Teile Österreichs erstreckte ([[KZ Loibl]], [[KZ-Nebenlager Klagenfurt-Lendorf]], [[KZ-Nebenlager Bretstein]], [[KZ-Nebenlager Redl-Zipf]], [[KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz]], [[KZ Ebensee]], [[Raxwerke]] und andere). Aus ganz Europa wurden in diesen Konzentrationslagern [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]] unter unmenschlichen Bedingungen unter anderem in der Rüstungsproduktion und im Straßenbau eingesetzt. Im KZ-System Mauthausen-Gusen mit mehr als 40 Nebenlagern wurden rund 200.000 Menschen interniert, rund die Hälfte von ihnen wurde ermordet bzw. kam ums Leben.<ref>[https://www.ooegeschichte.at/archiv/epochen/nationalsozialismus/orte-des-terrors/mauthausen-gusen/ Josef Goldberger/ Cornelia Sulzbacher – Der Lagerkomplex Mauthausen-Gusen], abgerufen am 18. März 2024</ref>

In der [[Moskauer Deklaration]] erklärten die Kriegsgegner des ''Dritten Reiches'' 1943, nach Kriegsende werde Österreich wieder als eigenständiger, von Deutschland unabhängiger, Staat errichtet werden. Sie nannten Österreich ''erstes Opfer'' der Aggression Hitlers gegen andere Staaten, verwiesen aber auch auf die ''Mitverantwortung'' vieler Österreicher für die Verbrechen des Regimes.

Luftangriffe fanden in Österreich erst ab August 1943 statt, da es bis dahin teilweise außerhalb der Reichweite alliierter Bomber beziehungsweise deren Begleitjäger lag. Im Vergleich zum Altreich wurden in Österreich durch Luftangriffe weit weniger zivile Ziele, sondern Rüstungsindustrie und Verkehrsknotenpunkte getroffen, womit die alte Bausubstanz weitgehend erhalten blieb. Der Zweite Weltkrieg war in Wien nach der [[Wiener Operation|Schlacht um Wien]] am 13.&nbsp;April 1945 zu Ende; tags darauf trafen sich Politiker der Zweiten Republik zu ersten Besprechungen, während im Umland der Stadt noch gekämpft wurde. Am 27. April wurde Österreichs Unabhängigkeit verkündet. In den anderen Landesteilen marschierten die [[Alliierte]]n erst Anfang Mai 1945 ein.

== {{Anker|Zweite Republik}} Zweite Republik (seit 1945) ==
=== Österreich unter alliierter Besatzung (1945–1955) ===
{{Hauptartikel|Besetztes Nachkriegsösterreich}}

Als am 8. Mai 1945 die [[bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht]] in Kraft trat und der Zweite Weltkrieg in Europa damit sein Ende fand, waren alliierte Truppen bereits weit in die sogenannten „Alpen- und Donaureichsgaue“ vorgedrungen. Am 13.&nbsp;April 1945 hatten die sowjetischen Truppen die Schlacht um Wien gewonnen (dabei fielen rund 19.000 deutsche und 18.000 sowjetische Soldaten). Im späten April und Anfang Mai drangen die Westalliierten von Westen her vor.

Bereits am 1. April hatte Karl Renner, der erste Staatskanzler der 1. Republik, Kontakt mit sowjetischen Truppen aufgenommen, die in das Burgenland vorgedrungen waren. Schon seit 1941 gab es sowjetische Pläne, nach dem Krieg den Staat Österreich wiederherzustellen. 1943 stellten die Alliierten ([[Vereinigte Staaten|USA]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], [[Sowjetunion]], wenig später auch das französische „[[Französisches Komitee für die Nationale Befreiung|Komitee für die Nationale Befreiung]]“) in der [[Moskauer Deklaration]] fest, dass sie den Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes 1938 an das Deutsche Reich Hitlers für null und nichtig ansähen und die Befreiung Österreichs eines ihrer Kriegsziele sei. Zuvor hatte es, vor allem in Großbritannien, auch andere Denkmodelle gegeben, die neben einem eigenen Staat auch einen föderalistischen „Alpenstaat“ mit [[Bayern]] oder eine „Donaukonföderation“, ähnlich der ehemaligen [[Habsburgermonarchie|Donaumonarchie]], beinhalteten.

Renner wurde von den Sowjets mit der Bildung einer [[Provisorische Staatsregierung Renner 1945|provisorischen Staatsregierung]] beauftragt. Ursprünglich wollte Renner nur behilflich sein, eine Regierung zu bilden. Von [[Josef Stalin|Stalin]] wurde er aber direkt beauftragt, einer Regierung vorzustehen. Daher stand er bei den West-Alliierten im Verdacht, mit den Sowjets zu kollaborieren. In der Folge kam es am 14.&nbsp;April zur Gründung der [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SPÖ]] (aus Sozialdemokraten und [[Revolutionäre Sozialisten Österreichs|Revolutionären Sozialisten]]) sowie am 17.&nbsp;April der [[Österreichische Volkspartei|ÖVP]] (Christlichsoziale und Landbund) und der [[Kommunistische Partei Österreichs|KPÖ]]. Am 27.&nbsp;April 1945 –&nbsp;also noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges&nbsp;– wurde die [[Österreichische Unabhängigkeitserklärung]] proklamiert, die offiziell am 1. Mai 1945 in Kraft treten sollte. Am 29.&nbsp;April trat die provisorische österreichische Staatsregierung zusammen (zehn Vertreter der SPÖ, neun ÖVP, sieben KPÖ und drei unabhängige). Die Abgeordneten der KPÖ kamen zumeist direkt aus Moskau, wo sie im [[Exil]] gelebt hatten. Anfangs war die Regierung nur von der Sowjetunion anerkannt; die USA, Großbritannien und Frankreich folgten im Verlauf des Jahres. Ziel der Regierung war die Wiederherstellung der österreichischen Republik auf der Grundlage der Verfassung von 1920 und der Novelle von 1929. Am 25.&nbsp;November 1945 fanden die ersten [[Nationalratswahl in Österreich 1945|Nationalratswahlen]] statt. Dabei wurde die ÖVP zur stärksten Partei, die Kommunisten erhielten lediglich 5 %. Auch bei den [[Nationalratswahl in Österreich 1949|Wahlen 1949]] und [[Nationalratswahl in Österreich 1953|1953]] konnte die ÖVP ihre Mandatsmehrheit behaupten, wurde aber 1953 stimmenmäßig von der SPÖ knapp überflügelt.

[[Datei:Austria Occupation Zones 1945-55.svg|mini|Besatzungszonen in Österreich]]

Als vormaliger Teil des Deutschen Reiches war Österreich in vier [[Besatzungszone]]n aufgeteilt: [[Vorarlberg]] und [[Nordtirol]] gehörten zur französischen Zone, [[Kärnten]], die [[Steiermark]] und [[Bezirk Lienz|Osttirol]] zur britischen, [[Land Salzburg|Salzburg]] und der südlich der Donau gelegene Teil [[Oberösterreich]]s zur US-amerikanischen und Oberösterreich nördlich der Donau, [[Niederösterreich]] und das [[Burgenland]] zur sowjetischen Zone. [[Wien]] wurde, wie Berlin, eine [[Vier-Sektoren-Stadt]], wobei die „[[Innere Stadt (Wien)|Innere Stadt]]“ (der erste Bezirk) von den Alliierten gemeinsam verwaltet wurde.

Die sowjetische Besatzungsmacht demontierte in ihrer Zone Industriekomplexe, und vieles, was als „deutsches Eigentum“ deklariert worden war, wurde unter dem Namen [[USIA]] beschlagnahmt. In den Besatzungszonen der USA, Großbritanniens und Frankreichs wurde hingegen der [[Marshallplan]] aufgelegt. Das Abkommen zwischen den USA und Österreich wurde am 2. Juli 1948 geschlossen; danach erhielt Österreich Hilfen aus dem Marshallplan als Grants (Gewährleistung von Finanzhilfen) in Form von Sachgütern. Um den Schilling zu stabilisieren, führte Österreich [[Währungsreformen in Österreich|eine Währungsreform]] durch. Nicht zuletzt deshalb kam es in der Folge zu den [[Oktoberstreiks 1950]]. Wegen der ungleichen Verteilung der Marshallplan-Mittel begann im Westen des Landes erstmals eine eigenständige Industrieentwicklung.

Nach dem Zusammenbruch des [[NS-Staat|Deutschen Reiches]] wurden Millionen Deutsche aus ihren Siedlungsgebieten in [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950|Ost- und Südosteuropa vertrieben]]; ein Teil von ihnen zog oder [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950#Aufnahme in Deutschland und Österreich|flüchtete nach Österreich]].

=== Österreich vom Staatsvertrag bis zum EU-Beitritt (1955–1995) ===
==== Außenpolitik ====
[[Datei:Belvedere am Abend.JPG|mini|Der [[Österreichischer Staatsvertrag|Staatsvertrag]] wurde 1955 im Marmorsaal des [[Schloss Belvedere|Oberen Belvedere]] unterzeichnet, das Dokument wurde am davorliegenden Balkon der Menge präsentiert.]]
[[Datei:Figl leopold 01b.jpg|mini|hochkant|Leopold Figl in seiner Zeit als Landeshauptmann. Er sprach die drei vielzitierten Worte „Österreich ist frei“.]]

1955 erhielt die Republik Österreich durch den [[Österreichischer Staatsvertrag|Staatsvertrag]] vom 15.&nbsp;Mai mit den vier Besatzungsmächten –&nbsp;anders als die [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Bundesrepublik Deutschland]] und die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]&nbsp;– ihre volle staatliche [[Souveränität]] zurück. Als Gegenleistung dafür musste die Zweite Republik ihre „[[Österreichische Neutralität|immerwährende Neutralität]]“ erklären und per Verfassungsgesetz festschreiben. Im September 1955 verließen die letzten [[Sowjetunion|sowjetischen]] Soldaten das Staatsgebiet, diejenigen der Westalliierten folgten am 25.&nbsp;Oktober. Am 26.&nbsp;Oktober 1955 beschloss der Nationalrat das Neutralitätsgesetz. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die österreichische Wirtschaft ähnlich wie die bundesdeutsche, wobei die Wirtschaft in der ehemaligen Sowjetzone einen großen Nachholbedarf gegenüber den westlichen Bundesländern hatte und sich dieses Ost-West-Gefälle erst nach Jahrzehnten ausglich (''siehe auch'' [[Wirtschaftswunder]]).

Österreich versuchte in seiner Neutralitätspolitik auch, eine Brückenfunktion zwischen den Blöcken im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] einzunehmen. So kam es am 3. und 4.&nbsp;Juni 1961 in Wien zu einem historischen [[Gipfeltreffen in Wien]] zwischen [[John F. Kennedy]] und [[Nikita Sergejewitsch Chruschtschow]].

Unter anderem durch die Beitritte zu den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] am 14.&nbsp;Dezember 1955 und zum [[Europarat]] am 16. April 1956 integrierte sich Österreich schon kurz nach der Wiederherstellung der Souveränität in die internationale Staatengemeinschaft. Österreich wurde ein wichtiger Zufluchtsort für Beteiligte des [[Ungarischer Volksaufstand|Aufstandes in Ungarn]] (1956) und für viele Mitwirkende des [[Prager Frühling]]s (1968). Besonders im Jahr 1956, wo vor allem Ostösterreich noch stark durch die Besatzung in Mitleidenschaft gezogen war, war die humanitäre Hilfe für das Nachbarland sehr groß. Ganze Siedlungen wurden für Flüchtlinge aus dem Boden gestampft. Obwohl ein großer Teil der Flüchtlinge vor allem von Überseeländern aufgenommen wurde, blieben doch auch sehr viele in Österreich. Auch das [[Bundesheer]], das erst neu aufgestellt worden war, hatte seine erste Bewährungsprobe. In beiden Fällen spielte auch der [[Österreichischer Rundfunk|ORF]] eine große Rolle, die Bevölkerung in den jeweils betroffenen Nachbarländern als ''Staatsrundfunk'' möglichst neutral zu informieren.

Bundeskanzler [[Bruno Kreisky]], der als einer der ersten westlichen Politiker mit [[Jassir Arafat|Arafat]] und [[Muammar al-Gaddafi|Gaddafi]] Gespräche führte, beteiligte sich an der internationalen Diskussion zur Lösung des [[Nahostkonflikt]]s. Wien wurde Sitz vieler internationaler Organisationen wie der [[Vereinte Nationen|UNO]] ([[Vienna International Centre]]), der [[Internationale Atomenergie-Organisation|Internationalen Atomenergie-Organisation]], der [[Organisation erdölexportierender Länder]] und der [[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa]].

Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in den [[Ostblock]]ländern und dem Fall des [[Eiserner Vorhang|Eisernen Vorhangs]] 1989 (Öffnung der Grenzen zu Westeuropa) verlor das Land seinen speziellen Charakter als neutraler Pufferstaat zwischen den verfeindeten Blöcken. Konsequenterweise trat Österreich daher 1995 der [[Europäische Union|Europäischen Union]] bei, was lange Zeit aufgrund des Neutralitätsgesetzes für undenkbar galt, und trat in der Folge auch den [[Schengener Abkommen]] zur [[Grenzkontrolle|Grenzöffnung]] bei und wurde damit Teil des [[Schengen-Raum]]s. Dadurch wurde die Grenzkontrolle nun auch für den Personenverkehr abgeschafft, zuerst an Österreichs Grenzen zu Deutschland und Italien (1. Dezember 1997), zehn Jahre später auch an der Grenze zu den Nachbarländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien (21. Dezember 2007).

==== Innenpolitik ====
Die Innenpolitik war vor allem in den 1950er und 1960er Jahren stark von den Folgen der [[Februarkämpfe 1934]] geprägt. So wurde auf eine gleichmäßige Machtverteilung zwischen [[Österreichische Volkspartei|ÖVP]] und [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SPÖ]] geachtet („[[Proporz]]“). Die ÖVP lag bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1959]] stimmenmäßig erneut hinter der SPÖ, stellte aber als mandatsstärkste Partei weiterhin den Kanzler. Nachdem 1965 der von der SPÖ ausgeschlossene Innenminister [[Franz Olah]] eine eigene Partei ([[Demokratische Fortschrittliche Partei|DFP]]) gegründet und bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1966|Nationalratswahl 1966]] rund 3 % der Stimmen gewonnen hatte, die hauptsächlich von der SPÖ kamen, errang die ÖVP die absolute Mandatsmehrheit. Damit war der Weg für eine ÖVP-Alleinregierung frei. Die [[Bundesregierung Klaus II]] regierte bis 1970.

[[Datei:Dr. Bruno Kreisky , voorzitter Socialistische Partij Oostenrijk, Bestanddeelnr 923-3234 (cropped).jpg|mini|hochkant|Bruno Kreisky, Bundeskanzler 1970–1983]]

Am 1. März 1970 gewann die SPÖ unter [[Bruno Kreisky]] die [[Nationalratswahl in Österreich 1970|Nationalratswahl]] und bildete mit Duldung der [[Freiheitliche Partei Österreichs|FPÖ]], die ihrerseits von einer Wahlrechtsreform profitierte, eine Minderheitsregierung. Mit der vorgezogenen [[Nationalratswahl in Österreich 1971|Wahl am 10. Oktober 1971]] erlangte die SPÖ eine absolute Stimmen- und Mandatsmehrheit, die bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1975|Wahl 1975]] gehalten und bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1979|Wahl 1979]] sogar noch ausgeweitet wurde. In 13&nbsp;Jahren Alleinregierung und in den Koalitionen danach konnte die SPÖ ihre Konzepte und Ideen weitgehend verwirklichen und Österreich zu einem sozialen, modernen und wirtschaftlich leistungsstarken Staat ausbauen. Bundeskanzler Kreisky wurde in der Aufbruchsphase der 1970er Jahre für eine ganze Generation zum Symbol der [[Modernisierung (Soziologie)|Modernisierung]] und Weltoffenheit. So schuf er mit Hilfe der absoluten SPÖ-Mehrheit im Nationalrat einen modernen [[Sozialstaat]]. Er bekämpfte gleichzeitig die Arbeitslosigkeit; so blieb Österreich in den 1970er Jahren das einzige [[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|OECD]]-Land mit durchgehend positivem [[Wirtschaftswachstum]]. Papst [[Paul VI.]] nannte Österreich wegen seines inneren Friedens und der stabilen sozialen Verhältnisse eine „[[Insel der Seligen (Zitat)|Insel der Seligen]]“. Dafür wurden auch höhere Budgetdefizite und eine steigende Staatsverschuldung in Kauf genommen. Ab 1976 band die [[Oesterreichische Nationalbank]] den Kurs des Schilling inoffiziell an die [[Deutsche Mark]], nachdem der [[US-Dollar|Dollarkurs]] eingebrochen war (Näheres [[Österreichischer Schilling#Wert|hier]]).

Weiters wurden wichtige gesellschaftliche Modernisierungsschritte vorgenommen, zum Beispiel die Entkriminalisierung des [[Schwangerschaftsabbruch]]s ([[Fristenregelung]]), Abschaffung der [[Studiengebühr]]en, Einführung eines Umwelt- und Gesundheitsministeriums, Schaffung der [[Volksanwaltschaft]], Verringerung der Wochenarbeitszeit ([[40-Stunden-Woche]]), mehr Mindesturlaub, Einführung des [[Zivildienst]]es, die rechtliche Gleichstellung der Frau in der Ehe, der [[Mutter-Kind-Pass]], Schülerfreifahrt und [[Lernmittelfreiheit|Gratis-Schulbücher]] sowie Mitbestimmung an Schulen und Universitäten. Des Weiteren vertrat Kreisky eine sehr liberale [[Einwanderung]]spolitik, Österreich diente vielen jüdischen Auswanderern aus der Sowjetunion als Durchgangsstation. Das österreichische [[Strafrecht]] wurde von [[Christian Broda]] modernisiert.

1978 sorgte die [[Volksabstimmung in Österreich über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf|Volksabstimmung]] über das [[Kernkraftwerk Zwentendorf]] für Aufregung, die Inbetriebnahme wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die Stimmenverluste der SPÖ bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1983|Nationalratswahl im April 1983]] (Verlust der absoluten Mehrheit) hatten zur Folge, dass Bundeskanzler Kreisky zurücktrat. Die Regierungsgeschäfte übernahm [[Fred Sinowatz]]. Es wurde eine „rot-blaue“ (kleine) Koalition (SPÖ/FPÖ) mit [[Norbert Steger]] als [[Vizekanzler (Österreich)|Vizekanzler]] geschlossen. Nach der [[Bundespräsidentenwahl in Österreich 1986]], bei der der ÖVP-Kandidat [[Kurt Waldheim]] gewählt worden war, trat Sinowatz zurück. Ihm folgte [[Franz Vranitzky]]. Wenige Monate später fand die Koalition nach der Wahl [[Jörg Haider]]s zum Parteiobmann der FPÖ ein jähes Ende, da der neue SPÖ-Bundeskanzler eine Koalition mit Haider kategorisch ablehnte. Nachdem bei den vorgezogenen [[Nationalratswahl in Österreich 1986|Nationalratswahlen 1986]] die SPÖ trotz deutlicher Stimmverluste erneut stärkste Partei geworden war – die ÖVP hatte ebenfalls verloren – kam es zu einer Neuauflage der „großen“ Koalition. In den Folgejahren der rot-schwarzen Regierungen unter Franz Vranitzky (1987–1997: [[Bundesregierung Vranitzky II|II]], [[Bundesregierung Vranitzky III|III]], [[Bundesregierung Vranitzky IV|IV]], [[Bundesregierung Vranitzky V|V]]) und [[Viktor Klima]] (1997–2000) verfolgte die Regierung einen [[Austerität|Sparkurs]] zur Überwindung der Wirtschaftskrise, einige Sozialleistungen und Steuern wurden wieder abgeschafft, das Budget unter Finanzminister [[Ferdinand Lacina]] (SPÖ) teilweise saniert und die Einwanderungsgesetze unter Innenminister [[Franz Löschnak]] (SPÖ) schrittweise deutlich verschärft. Die Regierung stand unter Druck der FPÖ, die offensiv eine [[Rechtspopulismus|rechtspopulistische]] Politik verfolgte. Die FPÖ hatte einen enormen Stimmenzuwachs (von etwa 5 % im Jahr 1983 auf 27 % 1999). 1993 erfolgte der Bruch mit dem [[Liberalismus|liberalen]] Flügel der Partei: Es entstand als Abspaltung das [[Liberales Forum|Liberale Forum]] (LIF), das bis 1999 im Nationalrat vertreten war.

Eines der wichtigsten österreichischen Themen der 1990er Jahre waren die [[Jugoslawienkriege]]. Aufsehen erregten vor allem Schießereien zwischen jugoslawischen Truppen und der [[Slowenien|slowenischen]] Territorialverteidigung an der österreichischen Grenze 1991 sowie mehrere Grenzüberschreitungen der jugoslawischen Luftwaffe auf österreichischen Luftraum. Die folgenden Kriege in [[Kroatien]], [[Bosnien und Herzegowina]] sowie im [[Kosovo]] führten dazu, dass viele Menschen aus diesen Ländern als Flüchtlinge nach Österreich kamen. Österreicher leisteten auch mit Spendenaktionen wie „[[Nachbar in Not]]“ und mit Aufbauprojekten während des Krieges und danach Hilfe.

Ein aufsehenerregender rechtsextrem motivierter Kriminalfall erschütterte Österreich für mehrere Jahre: Es waren die Anschläge, die [[Franz Fuchs (Attentäter)|Franz Fuchs]] im Namen einer „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ verübte. Er führte drei [[Briefbombe]]nserien durch und legte auch mehrere [[Rohrbombe]]n, bei denen einige Menschen starben: Beim Anschlag von [[Oberwart]] starben vier [[Roma]]. Das prominenteste Opfer war [[Helmut Zilk]], der Bürgermeister von Wien, der durch eine Briefbombe schwer verletzt wurde.

==== Nationale Identität ====
{{Hauptartikel|Österreichische Identität}}

Als Folge der jüngeren Geschichte, der Erfahrungen nach dem „Anschluss“, der Verbrechen der Nationalsozialisten und der vollständigen Niederlage des Hitlerreiches im Zweiten Weltkrieg, wandelte sich auch das Verständnis der staatlichen Identität. War das Selbstverständnis und das Verhältnis zum Staat in der Ersten Republik noch in weiten Teilen durch deutschnationale Gedanken geprägt, trat dieser Gedanke nun zunehmend in den Hintergrund. Dieses österreichische Nationalbewusstsein, das sich auch mit einer Abgrenzung zur neuen [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] verband, hatte allerdings auch zur Folge, dass sich viele Österreicher, „Normalbürger“ wie Politiker, jetzt als erstes Opfer des [[Nationalsozialismus]] sehen wollten (auch als „[[Opferthese]]“ bezeichnet), obwohl Hitler unter dem Jubel weiter Teile der Bevölkerung den „Anschluss“ herbeigeführt hatte. Die Beteiligung an den nationalsozialistischen Verbrechen wurde deshalb auch lange Zeit kaum aufgearbeitet. Dieser „blinde Fleck“ im Geschichtsbewusstsein fand 1986 in der [[Waldheim-Affäre]] im Laufe der Kandidatur [[Kurt Waldheim]]s zur [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidentschaft]] internationale Beachtung. Trotz weltweiter Empörung über Waldheims zunächst verschwiegene [[Sturmabteilung|SA]]-Mitgliedschaft bzw. seine Rolle in der Wehrmacht gewann er die Präsidentenwahl im zweiten Wahlgang. Erst unter der Regierung von [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] [[Franz Vranitzky]] kam es 1991 zu einem ausdrücklichen Bekenntnis zur Mitverantwortung vieler Österreicher an den Verbrechen des Nationalsozialismus.

=== Österreich in der Europäischen Union (seit 1995) ===
==== Außenpolitik ====
[[Datei:Salaping papel Euro.jpg|mini|links|Design der [[Euro]]-Banknoten des Österreichers [[Robert Kalina]]]]
[[Datei:Flag of Europe.svg|mini|EU-Beitritt 1995 gleichzeitig mit [[Finnland]] und [[Schweden]]]]

Nach der [[Nationalratswahl in Österreich 1999|Nationalratswahl am 3. Oktober 1999]] bildete [[Wolfgang Schüssel]] (ÖVP) die [[Bundesregierung Schüssel I]], eine [[schwarz-blaue Koalition]] der bürgerlich-konservativen [[Österreichische Volkspartei|ÖVP]] mit der rechtspopulistischen [[Freiheitliche Partei Österreichs|FPÖ]]. Am 4.&nbsp;Februar 2000 reagierten die übrigen 14 EU-Staaten mit sogenannten „[[Sanktionen der EU-XIV gegen Österreich|Sanktionen]]“, dem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen. Insbesondere die damalige französische Regierung ([[Kabinett Jospin]]) und die [[Regierung Verhofstadt I|belgische Regierung]] erklärten diese Maßnahmen als Zeichen gegen den Rechtspopulismus in Europa. Sie wurden aufgrund des „Weisenberichts“ wieder aufgehoben, da schnell klar war, dass [[Bürgerrecht]]e in Österreich durch die neue Regierung nicht eingeschränkt würden. Der Versuch, aus dem Ausland politischen Druck auf Österreich auszuüben, hatte die ÖVP-FPÖ-Regierung eher gestärkt, da diese innenpolitisch patriotische Gefühle ansprechen konnte.

Am 1.&nbsp;Jänner 1999 wurde in Österreich die neue EU-Währung [[Euro]] als [[Buchgeld]] eingeführt, ab 1.&nbsp;Jänner 2002 löste der Euro auch als Zahlungsmittel die [[Österreichischer Schilling|Schillingwährung]] ab. Das Parlament ratifizierte am 11. Mai 2005 die später am [[Referendum in Frankreich 2005 zur Europäischen Verfassung|„Nein“ Frankreichs]] und [[Referendum in den Niederlanden 2005 zur Europäischen Verfassung|der Niederlande]] gescheiterte [[Vertrag über eine Verfassung für Europa|EU-Verfassung]]. Österreich unterstützte die [[Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik]] (GASP) der EU. 2008 beteiligte sich Österreich an [[EUFOR Tchad/RCA]], einer militärischen EU-Mission im [[Tschad]].

Österreich hält auch nach dem Ende der [[Sowjetunion]] an der Neutralität fest, trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gibt es keine Pläne, wie andere ehemals neutrale Staaten der NATO beizutreten. 2018 erreichten die Beziehungen zur [[Russland|Russischen Föderation]] einen Höhepunkt als der 1968 [[Österreichisch-sowjetische Beziehungen|mit der Sowjetunion geschlossene]] Gasliefervertrag mit der Russischen Föderation verlängert wurde, und damit Österreich in starke Abhängigkeit durch vertragliche Bindungen gebracht wurde. Pointiert wurde dieser Höhepunkt der Beziehungen durch den Besuch von [[Wladimir Putin]] bei der Hochzeit von der damaligen Außenministerin [[Karin Kneissl]], der ÖVP-FPÖ Koalition unter [[Sebastian Kurz]].<ref name="DER STANDARD 2022 w946">{{cite web | title=Der teils lukrative Draht heimischer Ex-Politiker nach Moskau | website=DER STANDARD | date=2022-02-22 | url=https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/2000133566003/der-teils-lukrative-draht-heimischer-ex-politiker-nach-moskau | language=de | access-date=2024-02-19}}</ref><ref name="DER STANDARD 2023 s781">{{cite web | title=Kommt die OMV aus den Verträgen mit Russland wirklich nicht heraus? | website=DER STANDARD | date=2023-03-05 | url=https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/2000144173593/kommt-die-omv-aus-den-vertraegen-mit-russland-wirklich-nicht | language=de | access-date=2024-02-19}}</ref> Den Wirtschaftssanktionen gegen Russland im Zuge des Krieges gegen die Ukraine schloss man sich aber an.
[[Datei:Vladimir Putin at the wedding of Karin Kneissl (2018-08-18) 07.jpg|mini|Wladimir Putin auf der Hochzeit von Karin Kneissl (2018)]]

==== Innenpolitik ====
Nachdem bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1999|Nationalratswahl am 3.&nbsp;Oktober 1999]] die SPÖ schwere Verluste hinnehmen musste – jedoch stärkste Partei blieb – und die ÖVP, bei geringeren Verlusten, hinsichtlich der Stimmenzahl knapp hinter die FPÖ zurückgefallen war, scheiterten langwierige Koalitionsgespräche der bisherigen Regierung im Jänner 2000. Nach 13&nbsp;Jahren [[Große Koalition|Großer Koalition]] (1987–2000) einigten sich ÖVP und FPÖ gegen den Willen von [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsident]] [[Thomas Klestil]] auf eine Koalition unter Bundeskanzler [[Wolfgang Schüssel]], auf die –&nbsp;wegen der FPÖ-Beteiligung&nbsp;– große Teile der österreichischen Bevölkerung mit Empörung reagierten und gegen die es zeitweilig regelmäßig „[[Donnerstagsdemonstrationen]]“ gab. Unter dieser Koalition wurde der Liberalisierungs- und Sparkurs der SPÖ/ÖVP-Koalition fortgeführt.

Ein innerparteilicher Bruch in der FPÖ ([[Knittelfelder FPÖ-Versammlung 2002]]) nach enttäuschenden Regionalwahlergebnissen und zunehmender Unzufriedenheit Jörg Haiders mit den eigenen Regierungsmitgliedern führte zum Rücktritt eines Großteils der FPÖ-Minister und in der Folge zu einer [[Nationalratswahl in Österreich 2002|vorgezogenen Neuwahl im November 2002]]. Bei dieser steigerte die ÖVP ihren Stimmenanteil von 26,9 auf 42,3 Prozent und wurde erstmals seit [[Nationalratswahl in Österreich 1966|1966]] wieder stimmenstärkste Partei, während die FPÖ von 26,9 auf 10,0 Prozent Stimmenanteil abrutschte (SPÖ: 36,5 %, Grüne: 9,5 %). Erneut kam es zur Bildung einer „schwarz-blauen“ Koalition.

Im April 2005 traten durch ein erneutes Zerwürfnis innerhalb der FPÖ die bisherigen Regierungsmitglieder und ein Großteil der Parlamentarier der FPÖ aus der Partei aus und einem vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider neu gegründeten „[[Bündnis Zukunft Österreich]]“ (BZÖ) bei. Die Regierungsarbeit wurde in einer „schwarz-orangen“ Koalition fortgesetzt.

Nach der [[Nationalratswahl in Österreich 2006|Nationalratswahl am 1. Oktober 2006]], in der die SPÖ nach massiven ÖVP-Verlusten eine relative Mehrheit erreichte, wurde im Jänner 2007 eine Große Koalition unter Bundeskanzler [[Alfred Gusenbauer]] (SPÖ) und Vizekanzler [[Wilhelm Molterer]] (ÖVP) gebildet. Diese Regierung hielt aber, nicht zuletzt aufgrund des wechselseitigen Misstrauens, nur etwa anderthalb Jahre. Aus den [[Nationalratswahl in Österreich 2008|Neuwahlen am 28.&nbsp;September 2008]] ging die SPÖ trotz kräftiger Verluste als stimmenstärkste Partei hervor. Die ÖVP verlor massiv, FPÖ und BZÖ erzielten starke Gewinne, die Grünen stagnierten. [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsident]] [[Heinz Fischer]] erteilte dem neuen Bundesparteivorsitzenden der SPÖ, [[Werner Faymann]], den Regierungsbildungsauftrag. Am 23.&nbsp;November 2008 erklärten Werner Faymann und der neue geschäftsführende Bundesparteivorsitzende der ÖVP, [[Josef Pröll]], dass sie sich auf eine erneute Große Koalition mit Werner Faymann als Bundeskanzler geeinigt hätten.<ref>[[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]]: ''[http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/spoe_und_oevp_einigen_sich_auf_grosse_koalition_in_oesterreich_1.1303210.html SPÖ und ÖVP einigen sich auf grosse Koalition in Österreich] – Werner Faymann wird neuer Bundeskanzler'', 23.&nbsp;November 2008.</ref> 2011 folgte [[Michael Spindelegger]] auf Pröll.

Bei der [[Nationalratswahl in Österreich 2013|Nationalratswahl 2013]] (die [[Legislaturperiode]] war 2007 auf fünf Jahre verlängert worden) konnten die beiden Koalitionsparteien trotz Stimmenverlusten erneut eine knappe absolute Mehrheit erzielen, woraufhin die Koalition fortgeführt wurde. Im August 2014 folgte [[Reinhold Mitterlehner]] Michael Spindelegger als Vizekanzler.

2015 wurde Österreich [[Transitmigration|Durchreise-]] und teilweise auch Zielland für hunderttausende [[Flüchtling]]e (vor allem [[Bürgerkrieg in Syrien seit 2011|aus Syrien]]) und [[Migrant]]en, die über die sogenannte [[Balkanroute]] nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen versuchten ([[Flüchtlingskrise in Europa 2015/2016]]).

Im Mai 2016 trat Faymann nach einem sehr schwachen Ergebnis (11,2 %) des SPÖ-Kandidaten bei der [[Bundespräsidentenwahl in Österreich 2016|Bundespräsidentenwahl]] [[Rudolf Hundstorfer]] und nach innerparteilicher Kritik als Parteivorsitzender und Bundeskanzler zurück. In beiden Funktionen folgte ihm der Vorstandsvorsitzende der [[Österreichische Bundesbahnen|ÖBB]], [[Christian Kern]]. Die Bundespräsidentenstichwahl gewann zunächst mit knappem Vorsprung der ehemalige Parteivorsitzende der Grünen [[Alexander Van der Bellen]] gegen den FPÖ-Kandidaten [[Norbert Hofer]]. Nach einer Wahlanfechtung der FPÖ erklärte der [[Verfassungsgerichtshof (Österreich)|Verfassungsgerichtshof]] am 1. Juli 2016 die Stichwahl wegen gravierender Unregelmäßigkeiten und dadurch möglicher Manipulationen bei der Auszählung der Briefwahlstimmen für ungültig. Der zweite Wahlgang musste daher in ganz Österreich wiederholt werden. Van der Bellen erhielt dabei 53,79 % der Stimmen und wurde am 26. Jänner 2017 als Bundespräsident angelobt.

Nach einem Wechsel an der Spitze der ÖVP im Mai 2017 sprach sich der neue Vorsitzende [[Sebastian Kurz]] gegen eine Fortführung der Regierungskoalition mit der SPÖ aus, worauf [[Nationalratswahl in Österreich 2017|vorgezogene Neuwahlen für den 15. Oktober]] festgelegt wurden, bei denen die ÖVP zur stärksten Partei wurde, während die Grünen nach 31 Jahren aus dem Nationalrat ausschieden. Im weiteren Verlauf wurde eine [[Bundesregierung Kurz I|türkis-blaue Regierung]] unter Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler [[Heinz-Christian Strache]] gebildet und im Dezember desselben Jahres angelobt. Die Koalition zerbrach im Mai 2019 im Zuge der sogenannten „[[Ibiza-Affäre]]“ um Strache, woraufhin am 29. September 2019 erneut eine [[Nationalratswahl in Österreich 2019|vorgezogene Nationalratswahl]] stattfand, bei der die ÖVP ihre Mehrheit weiter ausbauen konnte, während FPÖ und SPÖ Verluste hinnehmen mussten. Die Grünen konnten hingegen wieder in den Nationalrat einziehen und bildeten am 7. Jänner 2020 zusammen mit der ÖVP die erste [[Schwarz-grüne Koalition]] auf Bundesebene, die [[Bundesregierung Kurz II]].

Die weltweite [[COVID-19-Pandemie]] traf 2020 auch [[COVID-19-Pandemie in Österreich|Österreich]] und ließ die Arbeitslosigkeit im April 2020 auf einen Höchststand von 588.000 Menschen ansteigen.<ref>[https://orf.at/stories/3171844/ ''Ende Juni 139.300 Arbeitslose mehr als im Vorjahr''] in orf.at, Artikel vom 1. Juli 2020, abgerufen am 28. September 2020.</ref> Die Wirtschaft erlitt große Verluste und verzeichnete im Lauf des Jahres den stärksten Einbruch seit dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].<ref>[https://orf.at/stories/3183082/ ''Größter Wirtschaftseinbruch seit Zweitem Weltkrieg''] Artikel vom 28. September 2020 auf der Webseite ''orf.at''. Abgerufen am 28. September 2020.</ref>

Am 9. Oktober 2021 trat Regierungschef Kurz in Folge der [[ÖVP-Korruptionsaffäre]] zurück<ref>{{Literatur |Autor=Stephan Löwenstein, Wien |Titel=Inseratenaffäre in Österreich: Sebastian Kurz tritt als Bundeskanzler zurück |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/oesterreichs-bundeskanzler-sebastian-kurz-tritt-zurueck-17577829.html |Abruf=2021-10-11}}</ref>. Sein Nachfolger im Amt wurde am 11. Oktober 2021 zunächst [[Alexander Schallenberg]]<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/schallenberg-vereidigung-101.html |titel=Schallenberg als neuer Kanzler Österreichs vereidigt |sprache=de |abruf=2021-10-11}}</ref>, am 6. Dezember 2021 [[Karl Nehammer]].

== Siehe auch ==
{{Zeitleiste Neuere Österreichische Verfassungsgeschichte}}
* [[Geschichte des Burgenlandes]]
* [[Geschichte Kärntens]]
* [[Geschichte Niederösterreichs]]
* [[Geschichte Oberösterreichs]]
* [[Geschichte des Landes Salzburg|Geschichte Salzburgs]]
* [[Geschichte der Steiermark]]
* [[Geschichte Wiens]]
* [[Tirol#Geschichte|Geschichte Tirols]]
* [[Geschichte Vorarlbergs]]
* [[Liste der Markgrafen und Herzöge von Österreich im Mittelalter]]
* [[Liste der Erzherzoge von Österreich]]
* [[Liste der römisch-deutschen Herrscher]]


== Literatur ==
[[Geschichte Deutschlands]], [[Geschichte Tschechiens]], [[Geschichte Ungarns]], [[Geschichte Sloweniens]]
* Richard und Maria Bamberger, Ernst Bruckmüller, [[Karl Gutkas]] (Hrsg.): ''Österreich-Lexikon.'' Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, Wien 2004, ISBN 3-85498-385-9.
* [[Heinrich Benedikt]] (Hrsg.): ''Geschichte der Republik Österreich''. Oldenbourg, München 1954.
* Peter Berger: ''Kurze Geschichte Österreichs im 20.&nbsp;Jahrhundert.'' 2.&nbsp;verb. Auflage. Facultas Universitätsverlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7089-0354-5.
* [[Wilhelm Brauneder]], [[Lothar Höbelt]] (Hrsg.): ''Sacrum Imperium. Das Reich und Österreich 996–1806.'' Amalthea, Wien 1996, ISBN 3-85002-390-7.
* [[Ernst Bruckmüller]]: ''Sozialgeschichte Österreichs.'' 2. Auflage. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2001, ISBN 3-7028-0361-0.
* Ernst Bruckmüller: ''Österreichische Geschichte. Von der Urgeschichte bis zur Gegenwart.'' Böhlau, Wien 2019, ISBN 978-3-205-20871-6.
* {{RGA|21|615|634|Österreich|[[Herwig Friesinger]], [[Georg Scheibelreiter]], Alois Stuppner, Erik Szameit}}
* Pieter M. Judson: ''Habsburg. Geschichte eines Imperiums.'' C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70653-0.
* [[Stefan Karner]], [[Lorenz Mikoletzky]] (Hrsg.): ''Österreich. 90 Jahre Republik. Beitragsband der Ausstellung im Parlament.'' Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7065-4664-5.
* Walter Kleindel (Hrsg.): ''Die Chronik Österreichs.'' 4., ergänzte und aktualisierte Auflage. Bertelsmann Lexikon Institut, 1999.
* [[Helmut Konrad]], [[Wolfgang Maderthaner]] (Hrsg.): ''Das Werden der Ersten Republik.&nbsp;… der Rest ist Österreich.'' Wien 2008, ISBN 978-3-9502631-0-7.
* [[Manfred Scheuch]]: ''Österreich im 20.&nbsp;Jahrhundert (Von der Monarchie zur Zweiten Republik).'' Verlag Christian Brandstätter, Wien 2000, ISBN 3-85498-029-9.
* [[Gerald Stieg]]: ''Sein oder Schein. Die Österreich-Idee von Maria Theresia bis zum Anschluss''. Böhlau Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-205-20289-9.
* Stephan Vajda: ''Felix Austria (Eine Geschichte Österreichs).'' Ueberreuter, Wien u. a. 1980.
* [[Karl Vocelka]]: ''Geschichte Österreichs (Kultur – Gesellschaft – Politik).'' Verlag Styria, Graz/ Wien/ Köln 2002, ISBN 3-453-21622-9.
* [[Thomas Winkelbauer]] (Hrsg.): ''Geschichte Österreichs.'' 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-15-011088-1.
* [[Herwig Wolfram]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte.'' Wien 1994&nbsp;ff.:
** Bis 15 v. Chr.: Otto H. Urban: ''Der lange Weg zur Geschichte. Die Urgeschichte Österreichs.'' Wien 2000.
** 15 v. Chr. – 378 n. Chr.: Verena Gassner, Sonja Jilek, Sabine Ladstätter: ''Am Rande des Reiches. Die Römer in Österreich.'' Wien 2002.
** 378–907: Herwig Wolfram: ''Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung.'' Wien 1995.
** 907–1156: [[Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]]: ''Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12.&nbsp;Jahrhundert.'' Wien 1994.
** 1122–1278: [[Heinz Dopsch]], Karl Brunner, [[Maximilian Weltin]]: ''Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Mittelalter.'' Wien 1999.
** 1278–1411: [[Alois Niederstätter]]: ''Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Wien 2001.
** 1400–1522: Alois Niederstätter: ''Das Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit.'' Wien 1996.
** 1522–1699: Thomas Winkelbauer: ''Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter.'' 2 Teilbände. Wien 2003.
** 1699–1815: Karl Vocelka: ''Glanz und Untergang der höfischen Welt. Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen Vielvölkerstaat.'' Wien 2001.
** 1804–1914: [[Helmut Rumpler]]: ''Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie.'' Wien 1997.
** 1890–1990: [[Ernst Hanisch (Historiker)|Ernst Hanisch]]: ''Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20.&nbsp;Jahrhundert.'' Wien 1994.
** [[Roman Sandgruber]]: ''Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart.'' Wien 1995.
** Rudolf Leeb, [[Maximilian Liebmann]], Georg Scheibelreiter, Peter Tropper: ''Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart.'' Wien 2003.
** Eveline Brugger, Martha Keil, [[Albert Lichtblau]], Christoph Lind, Barbara Staudinger: ''Geschichte der Juden in Österreich.'' Wien 2006.
* [[Erich Zöllner]]: ''Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.'' 7. Auflage. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1984, ISBN 3-7028-0222-3.


==Literatur==
== Weblinks ==
{{Commonscat|History of Austria|Geschichte Österreichs}}
* Gustav Spann: [http://www.demokratiezentrum.org/fileadmin/media/data/staatswappen.pdf Fahne, Staatswappen und Bundeshymne der Republik Österreich] (PDF; 4,7&nbsp;MB)
* [http://www.akustische-chronik.at/ Multimediale Österreich-Chronik 1900–2000 (Österreichische Mediathek)]
* Die „Ostarrichi-Urkunde“, {{LBALink|3160}}
* [[Ernst Hanisch (Historiker)|Ernst Hanisch]]: ''[http://docupedia.de/zg/%C3%96sterreich_-_Die_Dominanz_des_Staates Österreich – Die Dominanz des Staates. Zeitgeschichte im Drehkreuz von Politik und Wissenschaft].'' Version: 1.0, in: [[Docupedia-Zeitgeschichte]], 22. März 2011


== Einzelnachweise ==
*Erich Zöllner: ''Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart'', Verlag für Geschichte und Politik, ISBN 3702802223
<references />
*Ernst Bruckmüller: ''Sozialgeschichte Österreichs'', Verlag Herold, ISBN 3700802838
*Karl Vocelka: ''Geschichte Österreichs (Kultur - Gesellschaft - Politik)'', Verlag Styria, ISBN 3453216229
*Richard und Maria Bamberger, Ernst Bruckmüller, Karl Gutkas (Hrsg.): ''Österreich-Lexikon '', Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, ISBN 3950043802
*Manfred Scheuch: ''Österreich im 20. Jahrhundert (Von der Monarchie zur Zweiten Republik)'', Verlag Christian Brandstätter, ISBN 3854980299
*Stephan Vajda: ''Felix Austria (Eine Geschichte Österreichs)'', Ueberreuter


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==Weblinks==
*[http://www.demokratiezentrum.org/pdfs/staatswappen.pdf Gustav Spann: Fahne, Staatswappen und Bundeshymne der Republik Österreich]


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Aktuelle Version vom 31. Mai 2024, 13:16 Uhr

Die Geschichte Österreichs reicht von der ersten Besiedelung in der Altsteinzeit bis zur Gegenwart. Im Jahr 996 unter dem Namen „Ostarrichi“ erstmals erwähnt, gehörte das Land zunächst als Markgrafschaft zum Herzogtum Bayern und war von 1156 bis 1453 als Herzogtum und von 1453 bis 1806 als Erzherzogtum eigenständiger Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches. Die Dynastie der Habsburger erwarb als Haus Österreich ein weiträumiges Herrschaftsgebiet und stellte über mehrere Jahrhunderte den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Das 1804 ausgerufene Kaisertum Österreich (das damals auch Ungarn und Böhmen umfasste) war mit seinem westlichen Teil von 1815 bis 1866 Teil des Deutschen Bundes und bildete ab 1867 mit dem nun eigenständigen Königreich Ungarn die Österreichisch-Ungarische Doppelmonarchie. Nach deren Auseinanderbrechen am Ende des Ersten Weltkriegs entstand Österreich 1918–1921 in seinen heutigen Grenzen, nachdem die Sieger des Ersten Weltkriegs den demokratischen Zusammenschluss mit Deutschland verhinderten. 1934 Diktatur geworden, wurde Österreich 1938 vom nationalsozialistischen Regime dem Deutschen Reich eingegliedert. Seit 1945 ist Österreich wieder eine unabhängige, seit 1955 souveräne Republik, die 1995 der Europäischen Union beitrat.

Der rot-weiß-rote Bindenschild, das historische Symbol Österreichs

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Altsteinzeit besiedelten erstmals Menschen das Gebiet des heutigen Österreich. In der Keltenzeit von 800 bis 400 v. Chr. entstand auf diesem Territorium das Königreich Noricum. Um die Zeitenwende eroberten und besiedelten die Römer das Land südlich der Donau. Die bedeutendste römische Siedlung in Österreich war Carnuntum.

Ab dem 6. Jahrhundert besiedelten Bajuwaren das Land, das im 8. Jahrhundert ins Fränkische Reich eingegliedert wurde. Karl der Große errichtete um 800 n. Chr. die Awarenmark, eine Grenzmark im heutigen Niederösterreich, um das weitere Vordringen von Slawen und Awaren aus dem Osten zu stoppen. Im 10. Jahrhundert entstand die Markgrafschaft Österreich östlich der Enns, die dem Herzog von Bayern unterstand. Die älteste erhaltene Urkunde, in der das Land als „Ostarrichi“ (mit der Bedeutung „Östliche Mark“) genannt wird, stammt aus dem Jahr 996. Seit 1156 (Privilegium minus) herrschten eigenständige Herzöge aus dem Geschlecht der Babenberger in Niederösterreich. Die Gebiete des heutigen Österreich lösten sich sukzessive von Bayern. Sie gehörten bis zum Jahr 1806 zum Heiligen Römischen Reich und von 1815 bis 1866 zum Deutschen Bund.

Nach dem Tod des letzten Babenbergers übernahm der deutsche König Rudolf I. 1276 als erster Habsburger die Herrschaft über Österreich. In den folgenden Jahrhunderten wurde Österreich Stammland der Habsburger, unter denen es zur führenden Macht im Heiligen Römischen Reich aufstieg. Im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts dehnten die Habsburger vor allem durch geschickte Heiratspolitik ihre Herrschaft auf Spanien, die Niederlande und Teile Italiens aus. So entstand der habsburgisch-französische Gegensatz, der die europäische Politik für mehr als 200 Jahre prägte. Kaiser Karl V. übertrug die österreichischen Länder 1521 auf seinen Bruder Ferdinand I., der erste zentrale Verwaltungsstrukturen schuf. 1526 erbte Ferdinand die Königreiche Böhmen und Ungarn. Letzteres stand nach der Schlacht von Mohács jedoch zum größten Teil unter der Kontrolle des Osmanischen Reichs, das nun direkt an die österreichischen Länder grenzte. Auch nach der erfolglosen ersten Belagerung Wiens durch die Türken blieb die osmanische Bedrohung noch eineinhalb Jahrhunderte lang bestehen.

Im 16. Jahrhundert verbreitete sich auch in den österreichischen Ländern die Reformation. Die gegen 1600 einsetzende Rekatholisierungspolitik der Habsburger war ein auslösender Faktor des Dreißigjährigen Kriegs, zu dessen Beginn es so schien, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich in eine zentral gelenkte Monarchie unter ihrer Herrschaft verwandeln. Auf Druck der anti-habsburgischen Koalition aus Frankreich, Schweden und den meisten protestantischen deutschen Staaten mussten sie sich ab 1648 jedoch auf ihre österreichischen und böhmischen Länder im Reich beschränken. 1683 wurden die Osmanischen Streitkräfte ein zweites Mal vor Wien geschlagen und im Großen Türkenkrieg bis hinter Belgrad zurückgedrängt.

Als die spanische Hauptlinie der Habsburger 1700 ausstarb, begann der Spanische Erbfolgekrieg zwischen den Habsburgern und König Ludwig XIV. von Frankreich. Aus der Erbmasse erhielt Österreich 1713 im Frieden von Utrecht die Spanischen Niederlande, Neapel und die Lombardei. Damit und mit den Eroberungen auf dem Balkan erreichte es seine größte territoriale Ausdehnung. Gleichfalls 1713 wurde die Pragmatische Sanktion erlassen, die eine einheitliche Erbfolge vorsah und eine Teilung des Habsburgerreichs verhindern sollte. Dennoch begann 1740, nach der Thronbesteigung Maria Theresias, die durch die Heirat mit Franz Stephan von Lothringen die neue Dynastie Habsburg-Lothringen begründet hatte, der Österreichische Erbfolgekrieg, in dem Schlesien an Preußen verloren ging. Mit den Schlesischen Kriegen begann der Dualismus zwischen Österreich und Preußen, der von da an die Reichspolitik wesentlich beeinflusste. Unter Kaiserin Maria Theresia wurden tiefgreifende Reformen in allen Bereichen des Staates eingeleitet, die von ihrem Sohn, Kaiser Joseph II., fortgesetzt wurden.

Auf die Kaiserkrönung Napoleons I. 1804 reagierte Franz II. mit der Ausrufung des Kaisertums Österreich. 1806 legte er die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder, das damit zu existieren aufhörte. Österreich nahm an den Napoleonischen Kriegen teil und wirkte 1814/15 als Gastgeber des Wiener Kongresses führend an der Neuordnung Europas mit. Im 19. Jahrhundert gefährdeten die nationalistischen Strömungen in den Ländern der Habsburgermonarchie zunehmend deren Existenz. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Differenzen zwischen den einzelnen Volksgruppen nicht mehr zu übersehen. Da das deutsche Element des Staates nach seinem 1866 von Preußen erzwungenen Ausscheiden aus dem Deutschen Bund geschwächt war, kam es 1867 zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich und zur Schaffung der kaiserlichen und königlichen Doppelmonarchie. Es gelang auf Dauer aber nicht, die nationalistischen Spannungen in dem Vielvölkerstaat zu verringern. Sie gipfelten 1914 in der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo, die in einer Kettenreaktion (→ Julikrise) zum Ersten Weltkrieg führte.

Gegen Ende des verlorenen Krieges lösten sich die nicht-deutschen Volksgruppen aus dem Staatsverband. Dadurch und durch den Vertrag von Saint-Germain (1919) entstand Österreich in seinen heutigen Grenzen. Es wurde am 12. November 1918 unter dem Namen Deutschösterreich zur Republik ausgerufen. Die anhaltenden, schweren Folgen der Weltwirtschaftskrise und innenpolitische Spannungen führten im Februar 1934 zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die mit der Maiverfassung von 1934 in einen autoritären Ständestaat mündeten. Nur zwei Monate später unternahmen die österreichischen Nationalsozialisten, die das Land dem Deutschen Reich angliedern wollten, einen Putschversuch, bei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermordet wurde. Der Putsch konnte zwar niedergeschlagen werden, aber mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht erzwang die Regierung Adolf Hitlers am 12. März 1938 doch noch den Anschluss Österreichs. Als „Ostmark“ blieb es bis 1945 Teil des NS-Staates. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Österreich als Republik wiederhergestellt, blieb aber noch zehn Jahre lang von den alliierten Siegermächten besetzt. 1995 trat Österreich der Europäischen Union bei.

Erdgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erdgeschichte des Alpenraums und des Granit- und Gneisplateaus der böhmischen Masse und deren Vorländer lässt sich heute bis in das Zeitalter des Proterozoikums zurückverfolgen. Wesentlich für die Geologie und heutige Geographie Österreichs war die Alpidische Gebirgsbildung und die Entwicklung des Randmeeres Paratethys seit der Kreidezeit.

Ur- und Frühgeschichte des heutigen Österreichs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Venus von Willendorf, entstanden um 25.000 v. Chr. (Naturhistorisches Museum, Wien)

Die ältesten Spuren von Menschen in Österreich, über 250.000 Jahre alt, fand man bislang in der Repolusthöhle in der Steiermark.

Altsteinzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Eiszeiten waren die Alpen vergletschert und wenig bis gar nicht zugänglich. Die ältesten Spuren der Anwesenheit von Menschen in Österreich gehören der mittleren Altsteinzeit, der Zeit des Neandertalers, an. Etwa 70.000 Jahre alte Spuren des Neandertalers sind aus der Gudenushöhle im nordwestlichen Niederösterreich bekannt. Auch viele Fundstellen der jüngeren Altsteinzeit liegen in Niederösterreich. Die bekanntesten befinden sich in der Wachau, darunter auch Fundorte der beiden ältesten österreichischen Kunstwerke, die figürlichen Frauendarstellungen der sogenannten „Venus vom Galgenberg“ von Stratzing/Krems-Rehberg (36.000 Jahre alt, Reliefplastik, 7,2 cm, grünes Serpentin) und der Venus von Willendorf (30.000 Jahre alt, 11 cm, Oolith). Eine 2005 entdeckte, in Rötel gebettete und unter einem Mammutschulterblatt befindliche Säuglings-Doppelbestattung vom Wachtberg in Krems an der Donau aus der Zeit des Gravettiens, ist mit einem Alter von etwa 27.000 Jahren (datiert mittels Radiokarbonmethode) die älteste Bestattung Österreichs.

Mittelsteinzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abris (Felsschutzdächer) aus dem Bodensee-Rheintal, eine Bestattung von Elsbethen und wenige weitere Fundstellen mit mikrolithischen Artefakten sind spärliche Zeugen der Übergangszeit zwischen als Jäger und Sammler lebenden Gruppen und sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern.

Jungsteinzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Jungsteinzeit werden nach und nach alle Regionen Österreichs, in denen Landwirtschaft möglich ist, oder Rohstoffe vorhanden sind, besiedelt. Die erste nachgewiesene bäuerliche Siedlung aus der Zeit der ältesten Linienbandkeramik stammt aus Brunn am Gebirge. Das älteste Industriedenkmal Österreichs, das Hornsteinbergwerk von Mauer-Antonshöhe, stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Nachfolgend ist eine dichte Besiedlung der Lengyel-Kultur nachgewiesen, während der in Niederösterreich eine Reihe von Kreisgrabenanlagen errichtet wurde.

Kupfersteinzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ältesten Kupferobjekte haben ihren Ursprung im Karpatenbecken, unter anderem das Depot von Stollhof (Niederösterreich). Höhensiedlungen sind im Osten Österreichs verbreitet. Im Laufe der Kupfersteinzeit werden auch die inneralpinen Gebiete vollständig auf der Suche nach Rohstoffen – insbesondere Kupfer – erschlossen. Der wichtigste Fund ist die Gletschermumie Ötzi (Mann vom Tisenjoch), der etwa 3300 v. Chr. lebte. Die Mondseekultur ist durch Pfahlbauten um die Alpenseen gekennzeichnet.

Bronzezeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bereits zu Beginn der Bronzezeit vermehrt entstehenden Wallanlagen scheinen als Macht- und Handelszentren Abbau, Verarbeitung und Handel von Kupfer und Zinn überwacht zu haben. Der florierende Handel mit Rohmaterial und Halbprodukten spiegelt sich in den Ausstattungen der Gräber (Pitten, Franzhausen, Niederösterreich) wider. In der Urnenfelderzeit wird mit dem Salzabbau in der Nordgruppe des Salzbergwerks von Hallstatt begonnen.

Eisenzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eisenzeit Österreichs ist durch die Einflüsse der mediterranen Hochkulturen und der Steppenvölker geprägt. Der Übergang zwischen der älteren Hallstattzeit und der jüngeren, keltisch geprägten Latènezeit erfolgte fließend.

Hallstattkultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lederschuh aus der Hallstattkultur, 800–400 v. Chr.

Die ältere Eisenzeit wird nach dem berühmten Fundort Hallstatt (Oberösterreich) „Hallstattzeit“ genannt. Der West- und Osthallstattkreis werden durch die Flüsse Enns, Ybbs und Inn getrennt. Der Westhallstattkreis stand in Kontakt mit den griechischen Kolonien an der ligurischen Küste. In den Alpen werden Kontakte zu den Etruskern und den unter griechischem Einfluss stehenden Regionen in Italien gepflegt. Der Osten hatte enge Verbindungen zu den Steppenvölkern, die vom Karpatenbecken bis zu den südrussischen Steppengebieten beheimatet waren. Die Bevölkerung von Hallstatt wird durch das Salz reich. Importe von Luxusgütern aus dem Nord- und Ostseeraum bis Afrika sind im Gräberfeld von Hallstatt entdeckt worden. Der älteste Nachweis für österreichischen Wein wurde in Zagersdorf (Burgenland) in einem Hügelgrab entdeckt. Der Kultwagen von Strettweg (Steiermark) ist ein Beleg des religiösen Lebens. Sichtbarstes Zeugnis der Hallstattzeit sind die Hügelgräber im heutigen Weinviertel, der größte ist der 16 Meter hohe Leeberg von Großmugl.

Latène-Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die jüngere Eisenzeit, Latène-Kultur, ist die Zeit der Kelten. Erstmals können Bevölkerungsgruppen mit Namen benannt werden. Es entsteht mit dem Regnum Noricum (keltisch Norig) – einem Zusammenschluss mehrerer keltischer Stämme – unter der Führung der Noriker das erste Staatsgebilde auf österreichischem Boden. Es beschränkte sich auf den Süden und Osten des heutigen Österreich. Der Westen war von verschiedenen rätischen Stämmen besiedelt.

Dürrnberg und Hallein (Salzburg) werden keltische Salzmetropolen. Im Osten Österreichs gewinnt eine blühende Eisenindustrie in der Oberpullendorfer Bucht (Burgenland) das bei den Römern so begehrte hochwertige Ferrum Noricum (Norisches Eisen). Befestigte Höhensiedlungen (Oppida) wie auf dem Magdalensberg (Kärnten), bei Schwarzenbach oder am Braunsberg bei Hainburg unweit von Carnuntum werden zu Zentren des öffentlich-rechtlichen Lebens.

Antike[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römisches Reich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreich
Das römische Heidentor in Carnuntum

Der größte Teil des heutigen Österreich wurde um 15 v. Chr. an das Römische Reich angegliedert, nachdem es zuvor rege Handelsbeziehungen und militärische Bündnisse zwischen dem Königreich Noricum und den Römern gegeben hatte. Damit begann der rund 500 Jahre andauernde Zeitabschnitt der Austria Romana.

Der römische Kaiser Claudius richtete während seiner Herrschaft (41–54 n. Chr.) die römische Provinz Noricum ein, deren Grenzen im Norden bis zur Donau, im Nordosten bis zum Wienerwald, im Osten etwa entlang der heutigen steirischen Ostgrenze sowie im Südosten und Süden jenseits von Eisack und Drau verliefen. Später, unter Diokletian (284–305), wurde die Provinz entlang des Alpenhauptkamms in eine nördliche (Noricum ripense, „Ufernoricum“) und eine südliche (Noricum mediterraneum, „Binnennoricum“) Provinz aufgeteilt. Das am Ziller westlich an das Noricum angrenzende Gebiet der heutigen Bundesländer Vorarlberg und Tirol kam zur Provinz Raetia, im Osten schloss sich Pannonia mit dem heutigen Burgenland an Noricum an. Die Donau (Limes Noricus und Limes Pannonicus) bildete die Reichsgrenze zu den nördlichen Teilen Ober- und Niederösterreichs, die von den Germanen (Markomannen und Quaden) besiedelt wurden.

Einige Städte und Orte Österreichs gehen noch auf die Kelten zurück wie Linz (Lentos). Zahlreiche weitere Siedlungen entstanden durch die Römer. Die östlich von Wien gelegene Stadt Carnuntum war die größte römische Stadt auf heute österreichischem Boden, weitere wichtige Orte waren Virunum (nördlich des heutigen Klagenfurt), Teurnia (nahe Spittal an der Drau), Iuvavum (Salzburg) sowie die Legionslager Vindobona (Wien) und Lauriacum (Enns). Bedeutende Ausgrabungsstätten für die Römerzeit sind heute unter anderem Kleinklein (Steiermark) und das Zollfeld (Stadt auf dem Magdalensberg).

Im 2. Jahrhundert n. Chr. begann sich das Christentum auszubreiten; die damalige kirchliche Organisation des Landes geht auf das 4. Jahrhundert n. Chr. zurück. Nach der Besiedelung durch die Bajuwaren wurde das Land allerdings neu missioniert, vor allem durch die Bischöfe Rupert und Virgil von Salzburg (Iroschottische Mission).

Völkerwanderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Völkerwanderung besiegelte den Niedergang der römischen Macht im Westen. Ab dem 5. Jahrhundert wurde die beiden römischen Teilreiche massiv von germanischen Stämmen bedrängt. Nach mehreren Einfällen in Italien drangen die Goten im Jahr 408 unter Alarich I., von Emona (dem heutigen Ljubljana) über die Karnischen Alpen kommend, erstmals in das damals durch den römischen Regenten und Heerführer Stilicho beherrschte Noricum ein. Ab 472 zogen Ostgoten und Alamannen durch das Land, ohne es erobern zu können. Selbst nachdem Odoaker 476 den letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte, blieben in den Provinzen noch vereinzelt Strukturen der spätantiken römischen Verwaltung erhalten, bevor sie in diesem Raum schließlich endgültig zusammenbrach (siehe Severin von Noricum und Flaccitheus). Kurz nach dem Tod des Ostgotenkönigs Theoderich 526 ging auch das Ostgotenreich in Italien zugrunde, ohne dass dieses die Kontrolle über Noricum wiedererlangt hätte.

Ab dem 6. Jahrhundert begann eine kontinuierliche Besiedlung durch die Bajuwaren und im heutigen Vorarlberg durch die Alamannen. Bis zum Ende des 6. Jahrhunderts hatten sich auch die letzten Reste des weströmischen Reiches aufgelöst. Von Osten wanderten die Slawen, durch die Awaren bedrängt, ein und drangen, da sie von der noch verbliebenen keltoromanischen Bevölkerung daran nicht gehindert werden konnten, entlang der Drau immer weiter nach Westen vor, bis sie um 610 auf die Bajuwaren trafen, die zu dieser Zeit von Norden kommend schon das Pustertal beherrschten. Die Besiedlungsgrenze zwischen Slawen und Bajuwaren entspricht in etwa der Linie Freistadt, Linz, Salzburg (Lungau), Osttirol (Lesachtal).

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühmittelalter (bis 976)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Frühmittelalter war der Raum des heutigen Österreichs politisch zersplittert. Im nördlichen Alpenraum hatte sich ab Mitte des 6. Jahrhunderts das bairische Stammesherzogtum gebildet, deren Herrscher aus dem Geschlecht der Agilolfinger stammten und unter fränkischer Oberhoheit standen. Das Siedlungsgebiet der Baiern wurde in diesem Zeitraum nach Süden bis ins heutige Südtirol und nach Osten bis zur Enns erweitert. Östlich davon und auf dem Gebiet des heutigen Böhmen ließen sich Awaren und später Slawen nieder. Sitz der lange weitgehend unabhängig regierenden baierischen Herzöge war Regensburg.

Im Süden des heutigen Österreich bildeten die slawischen Volksstämme, die sich in den Tälern von Drau, Mur und Save niedergelassen hatten, um das Jahr 600 das erste unabhängige slawische Herrschaftsgebilde Europas, Karantanien; Zentrum Karantaniens war das Zollfeld. Mit den verbliebenen Resten der einheimischen keltoromanischen Bevölkerung verband sie der Wille zum Widerstand gegen ein weiteres Vordringen der benachbarten Franken und Awaren in den südöstlichen Alpenraum.

Nachdem die Awaren unter Baian 567 das Reich der Gepiden zerstört hatten, übernahmen sie die Herrschaft über Pannonien, von wo aus sie etwa 250 Jahre lang ein Reich beherrschten, das unter anderem Wien, Niederösterreich, das Burgenland sowie Teile Oberösterreichs und der Steiermark umfasste. Für das 8. Jahrhundert wird das Siedlungsgebiet der Awaren etwa auf 140.000 bis 160.000 km² geschätzt.[1] Die Enns bildete die Grenze zwischen Awaren und Baiern und wurde als limes certus bezeichnet. Allerdings gibt es bedeutende Awarenfundorte auch in Linz und Enns-Lauriacum. Im Jahr 595 fiel der Merowinger Childebert II. im awarischen Österreich ein, wurde jedoch an der Drau vernichtend geschlagen.[2] Von 627 bis 658 war laut der Fredegarchronik der Raum Wien[3] bis zur March Schauplatz eines großen Slawenaufstandes unter der Führung des fränkischen Kaufmanns Samo gegen die Awaren. Bereits um 650 kehrten die ersten Awaren aber wieder in die aufständischen Gebiete zurück.

Die Dreiteilung des heutigen Österreichs durch Baiern, Awaren und Karantanien sollte im 8. Jahrhundert enden: Unter den Karolingern kam es zu einem Erstarken des Frankenreichs. Karantanien hatte bereits vor 743 die bairische Oberhoheit anerkannt, der letzte weitgehend unabhängige Herzog der Baiern war Tassilo III. Er wurde 788 vom Frankenkönig Karl der Große abgesetzt, der das ältere baierische Stammesherzogtum beseitigte.

Awarenmark und Mark Karantanien zur Zeit Karls des Großen

Im Jahr 791 führte Karl der Große einen ersten misslungenen Feldzug gegen die Awaren, konnte sie aber dennoch bis zum Wienerwald zurückdrängen und fränkische Stützpunkte in Comagena-Tulln und Aelium Cetium-St. Pölten errichten. Ein Bürgerkrieg im awarischen Reich 795 endete damit, dass der neue Herrscher (Tudun) Karl dem Großen die Unterwerfung sowie die Annahme des Christentums anbot, was die Franken jedoch nur für einen neuerlichen Angriff nutzten. 795/796 erbeuteten Erich von Friaul und König Pippin von Italien unter anderem den berühmten Awarenschatz, worauf Tudun persönlich zum König kam, um sich zu unterwerfen. Er erhielt eine eigene Herrschaftsorganisation innerhalb der fränkischen Awarenmark, das sogenannte Awaren-Khaganat im heutigen Niederösterreich zwischen Carnuntum und Sabaria. In den Jahren 797, 799 und 803 kam es zu bedeutenden Awarenaufständen und Einfällen von nicht unterworfenen Awaren im heutigen Österreich, bei denen unter anderem die fränkischen Grafen Cadaloc und Goteram (Präfekt des bairischen Ostlandes) beim Kastell Guntio (möglicherweise im nördlichen Burgenland)[4] getötet wurden.

Nach Eroberung des Reichs der Awaren errichtete der fränkische Herrscher Karl der Große um 800 eine Grenzmark in der Region des heutigen Niederösterreich zwischen den Flüssen Enns, Raab und Drau, die auch als Awarenmark bezeichnet wurde, und südlich davon die Mark Karantanien, beide zusammen waren die Marcha orientalis, eine Präfektur des Herzogtums Baiern.

Herzogtum Bayern im 10. Jahrhundert

Die Grenzmark gegen die Awaren wurde durch die Einfälle der Ungarn vernichtet. Nach der Schlacht von Pressburg im Sommer 907 wurde die Grenze des nachfolgenden Ostfrankenreiches bis an die Enns zurückgenommen. Der anschließende Antritt Arnulfs I. als Herzog von Baiern wird gleichzeitig als Beginn des jüngeren baierischen Stammesherzogtums gesehen, zu dem der gesamte östliche Alpenraum zählte. Nach dem Sieg 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld unter dem ostfränkischen König Otto I. war die Bedrohung durch die Ungarn gebannt. Anschließend erfolgte eine zweite Welle baierischer Ostansiedlungen mit Gewinn von Gebieten im heutigen Niederösterreich, in Istrien und der Krain. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstand erneut eine dem Herzog von Baiern unterstellte Markgrafschaft östlich der Enns.

Markgrafschaft Österreich (976–1156)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Heilige Römische Reich um das Jahr 1000 mit dem Herzogtum Kärnten und der bayerischen Grenzmark Ostarrîchi

Der römisch-deutsche Kaiser Otto II. belehnte 976 Luitpold (Leopold) aus dem Geschlecht der Babenberger mit dieser Mark. Diese östliche Mark war Teil des Bayerischen Stammesherzogtums und gilt als Keimzelle des späteren Herzogtums Österreich. Im selben Jahr 976 wurde das Herzogtum Kärnten vom Bayerischen Herzogtum abgetrennt. In einer Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. von 996 fand der Name Ostarrîchi erstmals Erwähnung. Daraus entwickelte sich später die Schreibweise Österreich. Daneben ist auch noch sehr lange die Namensform Osterlant (Ostland bzw. Land im Osten) gebräuchlich, die Einwohner sind der Ostermann und die Osterfrau. Die latinisierte Form Austria für dieses Gebiet taucht in den Schriften erst im 12. Jahrhundert unter Leopold III. auf (vgl. Austrien als östlicher Teil des Frankenreiches).

Die Babenberger trieben eine zielbewusste Rodungs- und Kolonisierungspolitik und errichteten – in Zusammenarbeit mit anderen Häusern, etwa den Kuenringern – eine gefestigte Landesherrschaft. Die Residenz befand sich anfangs in Pöchlarn, später in Melk und Gars am Kamp. Markgraf Leopold III. gelang es, ins Kaiserhaus einzuheiraten; im Machtkampf zwischen Kaiser Heinrich IV. und König Heinrich V. wechselte er zu Heinrich V. und trug so wesentlich zu dessen Sieg bei. Als Lohn erhielt er die Hand von Heinrichs Schwester Agnes von Waiblingen. Er wurde wegen seiner Klostergründungen – vor allem Klosterneuburg – nach seinem Tod heiliggesprochen.

Herzogtum Österreich unter den Babenbergern (1156–1246)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge des Konfliktes zwischen den Staufern und den Welfen kam 1139 das Herzogtum Bayern an die Babenberger. Als Friedrich I. Barbarossa diesen Streit beenden wollte, gab er den Welfen das Herzogtum Bayern zurück – gleichsam als Entschädigung wurde Österreich mit dem Privilegium minus von 1156 zum Herzogtum des Heiligen Römischen Reiches erhoben. Erster Herzog war Heinrich Jasomirgott, der 1156 Wien zur Residenzstadt erhob. Aufgrund der Georgenberger Handfeste (1186) fiel auch das Herzogtum Steiermark, das den Traungau, den zentralen Teil des heutigen Oberösterreich, und die Grafschaft Pitten im südlichen Niederösterreich sowie große Gebiete im heutigen Slowenien umfasste, mit dem Erlöschen der Traungauer 1192 an die Babenberger.

Rudolf von Habsburg. Grabplatte im Speyerer Dom

Mit Leopold VI. erreichte das hochmittelalterliche Österreich einen kulturellen Höhepunkt – unter ihm wurde auch die damals revolutionäre Kunst der Gotik eingeführt. Sein kinderloser Sohn Friedrich II., genannt „der Streitbare“, geriet jedoch bald in Streit mit mehreren Nachbarn, darunter Ungarn. Als Béla IV. von Ungarn, mit dem er über seine zweite Frau Agnes von Andechs-Meranien verwandt war, um Hilfe gegen die Mongolen ersuchte, beteiligte er sich zwar zunächst im Frühling 1241 am Krieg. Er verlangte bald darauf aber Geld und drei westungarische Komitate dafür. Die Erfüllung dieser Bedingungen legte den Grundstein für babenbergisch-ungarische Konflikte, die 1246 in der Schlacht an der Leitha, in der Friedrich II. ums Leben kam, gipfelten.[5] Mit ihm starben die Babenberger in männlicher Linie aus. Es begann die als „österreichisches Interregnum“ bezeichnete Periode, während der die Länder Friedrichs II. in ein länger andauerndes Kräftespiel rivalisierender Mächte gerieten.

Herzogtum Österreich als Streitobjekt (1246–1282)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anspruch auf die Länder Friedrichs II. hatten seine nächsten Verwandten – seine Schwester Margarete, seine Nichte Gertrud sowie Béla IV. Nach Heirat mit Gertrud konnte Vladislav von Böhmen zunächst die Anerkennung des österreichischen Adels erhalten, verstarb aber 1247. Die zwei folgenden Ehemänner Gertruds konnten sich ebenso wenig wie der vom Kaiser ernannte Otto von Bayern durchsetzen. 1251 marschierten die Přemysliden ein, die österreichischen Stände erkannten Ottokar II. Přemysl rasch als Herzog an. Zwar nicht vom Kaiser gebilligt, stütze Ottokar seine Herrschaft aber auf seine strategische Eheschließung mit Margarete.

Das Herrschaftsgebiet von Ottokar II. Přemysl 1247 bis 1278

In der Steiermark hingegen wählten die Stände den Sohn des ungarischen Königs zu ihrem Herzog. 1254 einigten sich Ottokar und Bela unter Vermittlung des Papstes auf diese Trennung der ehemaligen Babenbergerländer (Frieden von Ofen), 1261 eroberte Ottokar auch die Steiermark (Schlacht bei Kressenbrunn). 1270 erbte Ottokar Kärnten von Ulrich III., wodurch dessen gemeinsame Zukunft mit Österreich seinen Lauf nahm. Seine Politik war darauf ausgerichtet, den Adel zurückzudrängen und das städtische Bürgertum zu fördern, weswegen er den Wienern bis tief in die Habsburger-Zeit in guter Erinnerung blieb. Seinem Griff nach der königlichen Macht im Heiligen Römischen Reich wurde von Rudolf von Habsburg begegnet, der ihn 1278 in der Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen besiegte. Die Habsburger konnten sich daraufhin als Herzöge von Österreich und der Steiermark etablieren und sollten hier bis 1918, also 640 Jahre lang, herrschen.

Herzogtum Österreich unter den Habsburgern (1282–1452)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab Mitte des 13. bis Ende des 14. Jahrhunderts war Österreich Schauplatz intensiver Ketzerverfolgungen durch die Inquisition. Eine erste große Verfolgungswelle um 1260 in über vierzig Pfarren im südlichen Donauraum zwischen dem Salzkammergut und dem Wienerwald war hauptsächlich gegen Waldenser gerichtet. Weitere Inquisitionen fanden 1311–1315 in Steyr, Krems, St. Pölten und Wien statt. Unter dem Inquisitor Petrus Zwicker kam es von 1391 bis 1402 neuerlich zu schweren Verfolgungen, unter anderem in Steyr, Enns, Hartberg, Ödenburg und Wien. Im Jahr 1397 wurden dabei allein in Steyr zwischen 80 und 100 Waldenser verbrannt, woran dort ein 1997 errichtetes Denkmal erinnert.

1335 konnten die Habsburger die Meinhardiner in Kärnten und Krain beerben, und 1363 fiel auch Tirol von Margarete von Tirol an Herzog Rudolf IV. Dadurch entstand ein Länderkomplex in den Ostalpen, der Herrschaft zu Österreich genannt wurde.

Rudolf IV. stieß viele Maßnahmen an, die vor allem die Bedeutung der Stadt Wien heben sollten. Zudem ließ er das Privilegium Maius fälschen, das Österreich zum Erzherzogtum erhob und ihm innerhalb des Reiches eine Anzahl von Privilegien sicherte.

1379 wurde im Vertrag von Neuberg die habsburgische Herrschaft zum ersten Mal geteilt. Danach gab es 1406 und 1411 noch weitere Teilungen. Daraus entstanden drei Länderkomplexe:

  • die Niederösterreichischen Länder (Ober- und Niederösterreich),
  • die Innerösterreichischen Länder (Steiermark, Kärnten, Krain und Inner-Istrien sowie Triest)
  • die Vorderösterreichischen Länder (Tirol, Vorarlberg und die schwäbischen und elsässischen Vorlande).

Fast das gesamte 15. Jahrhundert ist eine Phase wirrer Erbteilungen und Familienstreitigkeiten, welche die politische und wirtschaftliche Bedeutung der Habsburgischen Länder weitgehend schwächten. Friedrich V. († 1493) gelang es schließlich, die Länder wieder zu einen, indem er alle seine Gegner überlebte und beerbte. Schon Albrecht V. war als Erbe der Luxemburger zum römisch-deutschen König gewählt worden. Diese Position ging in der Folge an Friedrich über, der 1452 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde und sich fortan Friedrich III. nannte.

Das Erzherzogtum Österreich seit 1453[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erhebung des Herzogtums Österreich zum Erzherzogtum wurde im Jahr 1453 von Kaiser Friedrich III. anerkannt. Die habsburgischen Prinzen bezeichneten sich fortan als Erzherzöge, womit man Bezug auf die auch als Erzfürsten bekannten Kurfürsten nahm. Das Herzogtum war fortan ein Erzherzogtum des Heiligen Römischen Reiches, um dieses den Kurfürstentümern rechtlich gleichzustellen – nur deren Herren, die Kurfürsten, waren an der Wahl des römisch-deutschen Kaisers beteiligt. Als den Kurfürstentümern de facto gleichrangiges Herzogtum galt für Österreich die Primogenitur und die Unteilbarkeit. Später wurde es offiziell als Erzherzogtum Österreich ob und unter der Enns bezeichnet und schließlich 1861 in das Erzherzogtum Österreich ob der Enns und das Erzherzogtum Österreich unter der Enns aufgeteilt.

Frühe Neuzeit bis 1804[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Aufstieg Österreichs zur Großmacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

tu felix austria nube. Maximilian I. (links) im Kreise seiner Familie

Die Hausmacht des Kaisers im Reich war nicht besonders groß, da die vielen adligen Herrscherhäuser innerhalb und außerhalb des Reiches nach eigener politischer Macht strebten. So hinterließ die glanzlose, aber zähe Politik Friedrichs III. eine gefestigte Herrschaft. Deren Bedeutung wurde erhöht durch die Heirat (1477) seines Sohnes Maximilian mit Maria, der Erbin des burgundischen Länderkomplexes zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich. Nach dem frühen Tod Marias heiratete Maximilian die bretonische Prinzessin Anne de Bretagne, die einen Erbanspruch auf die Bretagne besaß. Eine Intervention Frankreichs verhinderte dort jedoch die Machtübernahme der Habsburger. 1496 verheiratete Maximilian I. seinen Sohn Philipp den Schönen mit der Infantin Johanna (der Wahnsinnigen) von Kastilien und Aragon. Er sicherte den Habsburgern damit nicht nur die Erbrechte auf Spanien, Neapel, Sizilien und Sardinien, sondern auch auf die spanischen Kolonien. Die Heiratspolitik der Habsburger wird im berühmten Spruch ausgedrückt: Bella gerant alii – tu felix austria nube („Kriege mögen andere führen – Du, glückliches Österreich, heirate!“). Im Jahr 1499 endete der Schwabenkrieg. Die Habsburger mussten im Frieden zu Basel ihr Stammland mit der Habichtsburg aufgeben. Damit begann die rechtliche Ablösung der Schweiz vom Heiligen Römischen Reich, die im Westfälischen Frieden von 1648 endgültig besiegelt wurde. Im Jahr 1500 erbte Maximilian die Grafschaft Görz. Durch die schnelle Expansion des Herrschaftsgebietes waren die Habsburger um 1500 kurz davor, eine weltumspannende Universalmonarchie zu errichten, was im Motto des 1519 gekrönten Karl V. zum Ausdruck kommt: Plus Ultra (Über alles bisherige hinaus). Er konnte diesen Anspruch im Angesicht starker Gegner zwar nicht einlösen, gilt aber bis heute als der mächtigste Habsburger aller Zeiten.

Karl V. Zitat: In seinem Reich ging die Sonne nie unter

Auf dem Reichstag zu Worms von 1521 wurden die österreichischen Länder von Kaiser Karl V. an seinen Bruder Ferdinand I. übergeben, der die Anfänge zentraler Verwaltungsstrukturen etablierte. Ferdinand I. heiratete im selben Jahr Anna, die Erbfolgerechte in Böhmen und Ungarn in die Ehe einbrachte. 1524 fügte Karl V. Friesland dem habsburgischen Hausgut hinzu. 1526 nach der unglücklich verlaufenen Schlacht von Mohács erbte Ferdinand (dank der Ansprüche seiner Frau) nicht nur die Königreiche Ungarn und Böhmen (mit den Nebenländern Mähren, Schlesien und Lausitz), sondern auch die permanente Bedrohung durch das Osmanische Reich, gegen das Ungarn vorher ein territorialer Schutzschild gewesen war. Zudem gerieten die Habsburger zum ersten Mal mit dem ungarischen Adel in Konflikt, der damals den Gegenkönig Johann Zápolya unterstützte. 1528 gerieten Overijssel und Utrecht unter habsburgische Herrschaft. 1531 wurde mit Hilfe von Bestechungsgeldern Ferdinand I. zum römisch-deutschen König gewählt. Das Herzogtum Mailand wurde von Karl V. annektiert.

1538 war das Königreich Ungarn dreigeteilt:

  • Das königliche Ungarn (die heutige Slowakei, Burgenland, Westkroatien und Teile des heutigen Ungarn) blieb bei Habsburg.
  • Die Mitte des Landes fiel an die Türken.
  • Siebenbürgen kam unter die Kontrolle rivalisierender ungarischer Adeliger.

1555/56 dankte Karl V. nach dem Augsburger Religionsfrieden ab. Dies führte zur Teilung der Habsburger in eine spanische und in eine österreichische Linie. Die österreichische Linie stellte bis 1806 fast ununterbrochen den römisch-deutschen Kaiser.

Reformation, Gegenreformation und katholische Reform in den habsburgischen Ländern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den österreichischen Ländern (mit Ausnahme Tirols) trat die Bevölkerung fast geschlossen zum Protestantismus über. Die Rekatholisierung setzte erst gegen 1600 ein (siehe auch Gegenreformation), dafür aber mit umso größerer Heftigkeit und Gewalttätigkeit.[6] In diesem Prozess taten sich die Jesuiten und Kardinal Melchior Khlesl, der Kanzler von Erzherzog Matthias, hervor. Ein führender Betreiber dieser Politik war Ferdinand II., der den Topos aufgriff und bekanntmachte, er wolle lieber eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer.

Aufgrund dieser Politik wurden die österreichischen Länder auch in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, der durch den Ständeaufstand in Böhmen herbeigeführt wurde. Eine Zeit lang sah es so aus, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich in eine absolutistische Monarchie umwandeln (siehe auch Schlacht am Weißen Berg, Restitutionsedikt); am Ende dieses Krieges waren sie jedoch auf die österreichischen und böhmischen Länder zurückgeworfen. So versuchten sie, aus diesen ein integriertes Staatsgebilde zu formen. Seit den 1680er Jahren drängten ökonomische Theoretiker wie Philip Wilhelm von Hornick oder Johann Heinrich Gottlob von Justi in diese Richtung.

Das Habsburgerreich und die osmanische Bedrohung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem es schon seit dem späten 15. Jahrhundert zu Einfällen von türkischen Marodeuren gekommen war, stieß das osmanische Heer im Jahr 1529 bis nach Wien vor und belagerte die Stadt. Nur die Tatsache, dass die Angreifer wegen der späten Jahreszeit zum Abbruch der Belagerung gezwungen waren, konnte die Stadt damals retten. In den folgenden fast 200 Jahren stellten die Türken eine ernsthafte Bedrohung für das Heilige Römische Reich dar und die Türkenkriege (mit oft verhalten beantworteten Hilfsanforderungen an die Reichsstände) waren immer wieder Thema auf den Reichstagen.

1683, Zweite Belagerung von Wien durch die Osmanen

1683 belagerten die Osmanen Wien ein zweites Mal erfolglos. Einen entscheidenden Ausschlag gab das von Herzog Karl von Lothringen geführte Entsatzheer unter dem Oberbefehl des polnischen Königs Johann III. Sobieski, das mit seinen Husaren vom Kahlenberg aus den Belagerern in den Rücken fiel. In den Jahren darauf gelang schließlich der Befreiungsschlag gegen die osmanische Bedrohung. Mit Hilfe von fähigen Feldherren wie Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen konnten die Osmanen während des Großen Türkenkrieges 1683–1699 und in einem weiteren Türkenkrieg 1716–1718 bis hinter Belgrad zurückgeworfen werden. Im Frieden von Karlowitz 1699 gelangte ganz Ungarn sowie Slawonien in den Besitz Österreichs. Die weiteren Gebietsgewinne aus dem Frieden von Passarowitz (1718) wurden im Frieden von Belgrad (1739) allerdings mit Ausnahme des Banats wieder rückgängig gemacht.

Dies ermöglichte nun ein beispielloses Aufblühen der Barockkultur, die eine spezifisch österreichische Ausformung entwickelte und Stadt („Vienna gloriosa“) und Land zutiefst prägte.

Erbfolgekriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Habsburgermonarchie 1789

Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kämpften die österreichischen Habsburger gegen Ludwig XIV. im Spanischen Erbfolgekrieg um das dortige Erbe an der Monarchie. Der Krieg wurde vor allem von Kaiser Joseph I. mit Verve und Erfolg geführt – nach seinem Tod brach jedoch alles zusammen. Sein Bruder Karl war der letzte lebende männliche Habsburger; er hätte ein Weltreich geerbt, was die anderen europäischen Mächte verhinderten. Im Frieden von Utrecht 1713 wurden die französischen Bourbonen als spanische Herrscher eingesetzt; den Habsburgern blieben aus der Erbmasse alle europäischen Nebenlande Spaniens (Spanische Niederlande, Neapel, die Lombardei).

Im selben Jahr erließ Karl VI. auch die Pragmatische Sanktion, die als erstes Grundgesetz für die Habsburgermonarchie angesehen werden kann. Die Pragmatische Sanktion bestimmte die Unteilbarkeit und Untrennbarkeit der Monarchie und führte zu diesem Zweck eine einheitliche Thronfolge nach den Prinzipien der Primogenitur und der subsidiären weiblichen Erbfolge ein. Diese Regelung hatte bis zum Ende der Habsburgermonarchie 1918 Bestand, sie wurde von Ungarn im Ausgleich 1867 explizit bestätigt.

In der Geschichtsschreibung wird oft angeführt, Karl VI. habe die weibliche Thronfolge unter dem Blickwinkel ermöglicht, dass er nur zwei Töchter, die 1717 geborene Maria Theresia (1740–1780) und Maria Anna, hinterließ. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen, da zum Zeitpunkt der Erlassung der Pragmatischen Sanktion 1713 noch keines der vier Kinder des Kaisers (ein Sohn, drei Töchter) geboren war und nicht absehbar war, dass sein erstgeborener Sohn das Geburtsjahr 1716 nicht überleben würde.

Nach dem erfolgreichen Türkenkrieg von 1714 bis 1718 erhielten die Habsburger Nordbosnien, Nordserbien (ungefähr das Gebiet der heutigen Vojvodina), das Banat und die kleine Walachei. Durch die sogenannten Schwabenzüge erfolgte die organisierte An- und Besiedlung dieser infolge der Türkenkriege fast menschenleeren Gebiete mit vornehmlich deutschstämmigen katholischen Untertanen. Mit dem Tausch von Sardinien gegen Sizilien erzielte das österreichische Habsburgerreich seine größte territoriale Ausdehnung.

Mit dem Tod Karls VI. 1740 waren die Habsburger im Mannesstamm ausgestorben. Daher trat aufgrund der Pragmatischen Sanktion seine Tochter Maria Theresia die Herrschaft in den österreichischen Ländern an. Mit ihrem Ehemann Franz Stephan von Lothringen wurde sie Begründerin der neuen Dynastie Habsburg-Lothringen. Ihr Erbe konnte sie im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) weitgehend verteidigen. Im Vorfrieden von Breslau, der im Frieden von Berlin 1742 bestätigt wurde, fiel jedoch der Großteil Schlesiens, mit Ausnahme von Österreichisch-Schlesien, an Preußen und konnte trotz vieler Bemühungen und zweier weiterer Kriege (unter anderem 1756–1763) nicht wiedergewonnen werden.

Reformen Maria Theresias[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maria Theresia

In den darauffolgenden Jahren wurden von Maria Theresia einige Änderungen für die Erblande in Österreich und Böhmen durchgeführt:

  • Sonderrechte in der Monarchie wurden eingeschränkt.
  • Die Nebenländer verloren das Recht auf eine eigene Verwaltung.
  • Die Stände verloren ihr Mitspracherecht bei Entscheidungen der Regierung.
  • Justiz und Verwaltung wurden getrennt.
  • Die Hofkammern der österreichischen und der böhmischen Länder wurden zu einer zentralen Finanz- und Militärbehörde vereint.
  • Der Adel wurde zum Dienst für die Monarchie verpflichtet.
  • Die Unterrichtspflicht wurde eingeführt.

Der ungarische Adel, der Maria Theresia im Machtkampf am Beginn ihrer Herrschaft unterstützt hatte, behielt seine Privilegien. Es entstand somit ein österreichisch-ungarischer Dualismus.

Unter Maria Theresia begann man, die damals sehr dünn besiedelten Gebiete in Galizien und Lodomerien, dem Banat und Siebenbürgen zu besiedeln. Die prägendste Einwanderergruppe waren die Donauschwaben. Diese Siedlungspolitik wurde bis zum Zerfall der Monarchie weitergeführt und führte unter anderem auch zur Ansiedlung von Juden in der Bukowina, die im späten 19. Jahrhundert die dortige Kultur stark prägten.

Aufgeklärter Absolutismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph II.

1765 wurde ihr Sohn Joseph II. Kaiser des römisch-deutschen Reiches und zum Mitregenten ernannt, er sollte jedoch erst nach dem Tod Maria Theresias 1780 die Amtsgeschäfte zur Gänze übernehmen. Joseph II. führte viele Reformen durch; seine Regierungsform (Josephinismus) wurde später als aufgeklärter Absolutismus bezeichnet (Alles für das Volk, nichts durch das Volk.) Er öffnete ab 1766 bisherige Privatparks des Kaiserhofes für jedermann. Er schaffte 1781 die Leibeigenschaft ab und schloss Klöster, die nur kontemplativ tätig waren und keine Leistungen für die Allgemeinheit erbrachten. Nachdem 1779 im Frieden von Teschen das Innviertel für Österreich gewonnen wurde, scheiterte 1785 der Versuch, Bayern gegen die Österreichischen Niederlande zu tauschen. Weitere Reformen wurden vor allem durch den Widerstand Ungarns und der Österreichischen Niederlande verhindert, wo 1789 die Brabanter Revolution ausbrach. Trotzdem gilt Joseph als wichtiger Aufklärer und entscheidender Wegbereiter der bürgerlichen Gesellschaft.

Österreich wirkte 1773 an der ersten und in der Folge 1795 an der dritten Teilung Polens mit. (Maria Theresia wollte 1773 dem Gebietsgewinn von Preußen und Russland nicht untätig zuschauen.) Bei der ersten Teilung erhielt Österreich Galizien mit dem Gebiet um Lemberg und gründete das Königreich Galizien und Lodomerien. Bei der dritten Teilung konnte Österreich das später Westgalizien genannte Gebiet mit Kleinpolen bis südöstlich von Warschau für sich gewinnen.

Joseph II. starb im Februar 1790; Nachfolger wurde sein sechs Jahre jüngerer Bruder Leopold II. Seine Hilfe – gemeinsam mit Preußens Friedrich Wilhelm II. – für den französischen König Ludwig XVI. kam nicht mehr zustande; Leopold II. starb im März 1792 im Alter von 44 Jahren.

Die aufklärerischen Ansätze wurden nach dem Schock der Französischen Revolution schnell eingefroren: Leopolds Sohn Franz II. (als römisch-deutscher Kaiser, später Franz I. von Österreich) trieb eine „geradezu starrköpfige Reaktionspolitik“, die vor allem mit dem Namen des Staatskanzlers von Metternich verbunden ist. Diese politische Stagnation sollte die gesamte erste Hälfte des 19. Jahrhunderts andauern. Durch sie geriet Österreichs gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung gegenüber Preußen, Frankreich und Großbritannien ins Hintertreffen.

Kaisertum Österreich (1804–1866)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Französischen Revolution wurde auch Österreich in die Napoleonischen Kriege verwickelt. Die Kaiserkrönung Napoleons 1804 wurde von Franz II. mit der Ausrufung des Kaisertums Österreich beantwortet; Kaiser Franz II. war nun als Franz I. auch Kaiser von Österreich. Das Kaisertum umfasste das gesamte Herrschaftsgebiet der Habsburger, auch Ungarn, das sich, letztlich erfolgreich, gegen das Aufgehen in einem österreichischen Einheitsstaat wehrte. Im Frieden von Pressburg Ende 1805 musste Österreich große Gebiete abtreten, unter anderem Venetien, Tirol und Vorarlberg an das mit Napoleon verbündete Bayern; dafür kam Salzburg, bis 1803 geistliches Reichsfürstentum, zu Österreich. Auf Drängen Napoleons legte Franz II. 1806 die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches nieder, das damit zu existieren aufhörte.

Drei Wochen zuvor hatten deutsche Fürsten auf Bestreben Napoleons den ihm zur Heeresfolge verpflichteten Rheinbund gegründet. Auf Drängen des mittlerweile zum Außenminister aufgerückten Metternich wurde Erzherzogin Marie Louise, die Tochter von Kaiser Franz I., 1810 mit Napoleon Bonaparte verheiratet. Im Oktober 1813 schlugen vereinigte österreichische, russische und preußische Truppen in der Völkerschlacht bei Leipzig Napoleons Truppen vernichtend. Im April 1814 dankte er ab; im September begann der Wiener Kongress zur Neuordnung Europas. Hier erhielt Österreich viele an Frankreich verlorene Gebiete zurück und tauschte die schwäbischen Vorlande gegen das nun definitiv an Österreich gelangende Erzstift Salzburg. Durch Nebenlinien beherrschten die Habsburger nun auch weite Teile Mittelitaliens (Näheres hier).

Die Napoleonischen Kriege und der Wiener Kongress zerrütteten die Staatsfinanzen derartig, dass es zum österreichischen Staatsbankrott von 1811 und 1816 kam. Die Bancozettel, die damalige Papierwährung, verloren dramatisch an Wert und konnten nur noch im Verhältnis 5:1 in sogenannte „Einlösungsscheine“ umgetauscht werden.

Fürst von Metternich

Im März 1815 kehrte Napoleon aus seinem Exil in Elba nach Frankreich zurück (→ Herrschaft der Hundert Tage), er wurde im Juni 1815 in der Schlacht bei Waterloo endgültig besiegt. 1815 wurde der Deutsche Bund mit dem Bundestag in Frankfurt unter dem ständigen Vorsitz Österreichs als Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches gegründet. Gleichzeitig schlossen Preußen, Österreich und Russland die Heilige Allianz, die gegen alle Liberalisierungs- und Demokratisierungsideen, die von Westeuropa ostwärts wanderten, die politische Stabilität in Europa garantieren sollte.

Die ersten Jahren nach den Kriegen waren wirtschaftlich schwierig; Mitte der 1820er Jahre begann eine Phase von Wirtschaftswachstum, wachsender Bevölkerung und technischen Fortschritten. Die staatlichen Einnahmen wuchsen; die Ausgaben konnten verringert werden. In der Landwirtschaft nahm die bewirtschaftbare Fläche zu und durch den Einsatz eiserner Pflüge, vermehrter Fruchtwechsel und besserer Düngerwirtschaft stieg die Produktivität. Dies wirkte sich positiv auf die Ernährungssituation der Bevölkerung aus. Gründlichere Ausbildung der Ärzte führte zu besserer medizinischer Versorgung und einem Rückgang der Kindersterblichkeit. So stieg trotz einer Cholera-Epidemie 1830/31 die Bevölkerungszahl (ohne Vorlande, Lombardei und österreichische Niederlande) von 22 Millionen im Jahr 1790 auf 31 Millionen im Jahr 1850.

Der Einsatz von Dampfmaschinen löste einen protoindustriellen Innovationsschub aus, bestehende Manufakturen wurden ausgebaut. Die Textilproduktion wurde gesteigert. Wachsende Wirtschaftsbereiche waren auch Bergbau und Hüttenwesen sowie die Papierindustrie. Das Verkehrssystem wurde in dieser Zeit effektiver und begünstigte zunehmend die gesellschaftliche Mobilität. Postkutschen wurden technisch verbessert; das Poststraßennetz wurde ausgebaut und mit besser Schotterung versehen. Dampfmotoren ermöglichten einen effizienteren Schiffsverkehr für Personen und Güter. 1829 wurde die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft gegründet, 1833 der Österreichische Lloyd. Auch die Eisenbahn, zunächst noch als Pferdeeisenbahn angelegt, setzte bald auf Dampflokomotiven; 1835 erging die Konzession für den Bau der Kaiser Ferdinands-Nordbahn als erster Dampfeisenbahn in Österreich (siehe auch Geschichte der Eisenbahn in Österreich).

Die Industrialisierung begann in Österreich später als in einigen anderen europäischen Staaten. Gebiete der Rohstoffgewinnung, Verarbeitungszentren und Absatzmärkte waren oft nicht direkt miteinander verbunden, wodurch sich keine industriellen Großräume entwickelten. Der Bau von Bahnstrecken war im Hügelland und im Gebirge aufwändig und teuer, weil Bahnstrecken nur eine geringe maximale Steigung haben dürfen; deshalb mussten zahlreiche Eisenbahntunnel und Eisenbahnbrücken gebaut werden. Auch der Bau oder Ausbau von Alpenpässen war oft aufwändig.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem Erstarken nationalistischer Bewegungen. Verschiedene Nationalitäten im Vielvölkerstaat Österreich arbeiteten vehement gegeneinander und konnten vom Kaiserhaus gegeneinander ausgespielt werden. Diese Uneinigkeit der Nationalitäten und die Hilfe Russlands retteten in der Revolution von 1848 das Kaisertum vor dem Auseinanderfallen.

1848 kam es im Zuge der Märzrevolution auch in Österreich zu Aufständen. Am 13. März 1848 verlangten zahlreiche Gruppen in Petitionen Pressefreiheit, Geschworenengerichte und akademische Freiheiten. Die anschließenden Demonstrationen wurden jedoch blutig niedergeschlagen. In Wien kam es daraufhin zu heftigen Aufständen; Metternich wurde entlassen und floh nach Großbritannien. Die Zensur wurde aufgehoben, Pressefreiheit und eine Verfassung im formellen Sinn wurden versprochen. Die Pillersdorfsche Verfassung wurde am 25. April 1848 verkündet, trat aber nie in Kraft. Sie stieß vor allem wegen der Bestimmungen über die Zusammensetzung des Reichstages auf Ablehnung, weshalb sie am 16. Mai als provisorisch erklärt (mit Zusage des allgemeinen und gleichen Wahlrechts) und im Juli schließlich ganz zurückgenommen wurde.

Wie alle anderen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes beteiligte sich Österreich an den Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung, die vom 18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 in der Frankfurter Paulskirche tagte. In das erste frei gewählte Parlament für die deutschen Nachfolgestaaten des Heiligen Römischen Reiches entsandte es 102 Abgeordnete.[7][8] Nachdem sich in der Versammlung keine Mehrheit für die von Österreich verfolgte großdeutsche Lösung fand und stattdessen die kleindeutsche Lösung beschlossen wurde, zogen die Abgeordneten Österreichs am 5. April 1849 aus Frankfurt ab.

Auf Grundlage der Pillerdorfschen Verfassung trat am 22. Juli 1848 der Reichstag, das erste österreichische Parlament im modernen Sinne, in Wien zusammen. Man nutzte die Winterreitschule als provisorische Unterkunft, weil es noch kein Parlamentsgebäude gab.

Inzwischen griff die Revolution auf andere Teile der Monarchie (Ungarn, Mailand, Venetien und Prag) über. Der Aufstand in Oberitalien wurde von Josef Wenzel Radetzky von Radetz niedergeschlagen, der Prager Pfingstaufstand im Juni von Alfred I. zu Windisch-Graetz. Im September übernahm in Ungarn Lajos Kossuth die Macht und stellte eine Armee auf. Als sich in Wien kaiserliche Truppen weigerten, nach Ungarn abzumarschieren, und von Bürgern unterstützt wurden, brachen heftige Kämpfe aus. Ungarn konnte nur mit Hilfe Russlands zurückerobert werden.

Der Hof floh nach Olmütz in Mähren und verlegte den Reichstag in das benachbarte Städtchen Kremsier. Am Ende des Wiener Oktoberaufstandes wurde Wien am 1. November von kaisertreuen Truppen unter Führung von Windischgrätz und Joseph Jelačić von Bužim erobert. Bei den Kämpfen starben rund 2000 Menschen, 24 führende Revolutionäre wurden hingerichtet. Die Revolution wurde von der kaiserlich-österreichischen Armee blutig niedergeschlagen und war somit gescheitert.

In Olmütz, wo die führenden Habsburger über die Zukunft ihrer Dynastie berieten, dankte Kaiser Ferdinand I. zugunsten seines 18-jährigen Neffen Franz Joseph Karl ab, der im Dezember 1848 als Franz Joseph I. den Thron bestieg und von Fürst Felix Schwarzenberg als Ministerpräsident unterstützt wurde. Der Reichstag von Kremsier wurde am 4. März 1849 aufgelöst. Am selben Tag wurde eine neue Verfassung vom Kaiser oktroyiert (Oktroyierte Märzverfassung), die jedoch nur zu einem geringen Teil wirksam wurde; insbesondere wurde kein neuer Reichstag einberufen. Nachdem die Aufstände in Italien und in Ungarn vollständig niedergeschlagen worden waren, hob Franz Joseph mit den Silvesterpatenten vom 31. Dezember 1851 auch die Oktroyierte Märzverfassung von 1849 wieder auf und leitete eine Phase des Neoabsolutismus ein.

1853 wurde das Bündnis mit Russland schwer erschüttert, weil weder Preußen noch Österreich in den Krimkrieg eingriffen. Von da an datiert der österreichisch-russische Gegensatz, der sich durch die Balkankrisen der nachfolgenden Jahrzehnte wesentlich verschärfte.

Die Zeit des Neoabsolutismus neigte sich mit den Niederlagen der kaiserlichen Truppen in Italien 1859 gegen die italienische Einigungsbewegung (Risorgimento) dem Ende zu: Die Direktregierung durch den Kaiser und seine Minister ohne jedes Parlament hatte selbst im Großbürgertum keine Anhänger mehr und konnte sich auch nicht durch Erfolge legitimieren. Der Kaiser trat nach seiner unglücklichen Heerführung 1859 nie mehr selbst als Feldherr auf. Das Oktoberdiplom 1860 und das Februarpatent 1861 waren kurzlebige Verfassungsexperimente; die mit dem Februarpatent eingeführten Landesverfassungen der Kronländer und deren Landtage als Landesparlamente bestanden aber bis 1918.

Die Niederlage von Königgrätz im Deutschen Krieg von 1866 (Deutscher Bund unter Vorsitz Österreichs gegen Preußen) führte zur Auflösung des Deutschen Bundes. Hintergrund des Krieges war, dass Bismarck ein deutsches Bündnissystem unter der Hegemonie Preußens anstrebte. Eine solche Hegemonie war nach Einschätzung Bismarcks nur ohne Österreich im Rahmen der „kleindeutschen Lösung“ möglich, da Österreich als bisherige Hegemonialmacht des Deutschen Bundes wirtschaftlich und militärisch zu bedeutend war. Nach dem preußischen Sieg, der durch technisch überlegene Waffen erreicht wurde, konnte Bismarck gegen den Willen Österreichs die Gründung eines Norddeutschen Bundes ohne Österreich durchsetzen. Im Krieg 1866 ging Venetien (trotz der für Österreich erfolgreichen Seeschlacht von Lissa unter Admiral Wilhelm von Tegetthoff) verloren; das Ansehen Franz Josephs I. erreichte einen Tiefpunkt.

Österreich in der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867–1918)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleines Wappen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bis 1915

Die österreichisch-ungarische Monarchie, auch als k.u.k. Monarchie oder inoffiziell als Donaumonarchie bezeichnet, wurde 1867 als Resultat des sogenannten Ausgleichs mit dem Königreich Ungarn gegründet. Ungarn schied damit aus dem bisherigen Einheitsstaat aus und erhielt eine eigene königliche Regierung. Am 8. Juni 1867 wurde Kaiser Franz Joseph I. von Österreich auf dem Burghügel im damaligen Ofen (ungarisch Buda), später rechtsufriger Teil von Budapest, zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt. Das Königreich Ungarn war nun, innenpolitisch selbstständig, gleichberechtigter Staat in einer Realunion mit Österreich, die sich verpflichtend nur auf Außenpolitik, Kriegswesen und die gemeinsame Finanzierung dieser beiden Ressorts erstreckte; freiwillig, aber ohne gemeinsame Ministerien, kamen gemeinsame Regelungen für Währung, Wirtschafts- und Handelspolitik, die Anerkennung von Patenten und Firmenregistrierungen etc. dazu. Die Außenpolitik wurde vorerst durch den Dreikaiserbund und in späterer Zeit durch den Zweibund mit dem Deutschen Reich bzw. den Dreibund (mit Italien) geprägt.

Die nicht-ungarischen Kronländer (die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder), die im Kaisertum verblieben, erhielten am 21. Dezember 1867 die aus mehreren Grundgesetzen bestehende Dezemberverfassung, die im Wesentlichen bis zum Ende der Monarchie Bestand hatte. Zunehmend wurde dabei zum Problem, dass die bisher herrschende Nationalität, die deutsche, von den slawischen Nationalitäten (Polen, Ruthenen, Tschechen, Slowenen, Kroaten), wenn sie gemeinsam auftraten, überstimmt werden konnte. Die Mehrheitsbildung im Reichsrat wurde mit dem unvermeidlichen Fortschreiten der Demokratisierung des Wahlrechts immer schwieriger.

In dieser Zeit begann der – bisher von den Herrscherhäusern unterdrückte – Nationalismus seinen Siegeszug durch die Länder Europas und insbesondere der Habsburger Monarchie. Zur Abschwächung des ungarischen Nationalismus gedacht, verschärfte der Ausgleich von 1867 die Spannungen mehr, als er sie kalmierte. Dieser Ausgleich schuf nämlich die Situation, dass die nationalen Konflikte durch die Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung zusätzlich angeheizt wurden. Die Polen in Galizien kooperierten oft mit der Wiener Regierung und erhielten für Galizien bedeutende Infrastrukturinvestitionen aus dem cisleithanischen Staatsbudget. Die anderen slawischen Nationalitäten Altösterreichs fühlten sich mit den Deutschen, die die Staatsbürokratie dominierten, nicht gleichberechtigt. Die vergeblichen Bemühungen der Tschechischen Nationalbewegung in Böhmen und Mähren um einen österreichisch-tschechischen Ausgleich konkurrierten mit den Bestrebungen der dortigen deutschen Minderheit und der deutsch-nationalistischen Arbeiterpartei. Hier konnte die Einführung der amtlichen Zweisprachigkeit 1880 in Böhmen und Mähren, 1882 in den slowenischen Gebieten und in Österreichisch-Schlesien auch nicht weiterhelfen. Der Mährische Ausgleich 1905 nahm dem Nationalitätenkonflikt zwar in diesem Kronland einiges an Schärfe, für Böhmen konnte eine ähnlich ausgewogene Lösung aber nicht erreicht werden. Auch in Kärnten und der Steiermark mit ihren slowenischen Gebieten und in Tirol mit seinem italienischen Gebiet wurden Autonomiewünsche der jeweiligen Minderheit von der deutschen Mehrheit in den Landtagen schroff abgelehnt.

Kaiser Franz Joseph I.
Kaiserin Elisabeth, genannt „Sisi“

Böhmen und Mähren wuchsen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den industriellen Zentren Altösterreichs heran. Hier war die Betriebsansiedlung einfacher als im gebirgigen Alpenraum, die verkehrsgeografische Lage (Nähe zu den Ballungszentren Berlin und Wien und zum oberschlesischen Industriegebiet des Deutschen Reiches) günstig, es standen ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung.

1878 hatte Österreich-Ungarn beim Berliner Kongress das Recht zugesprochen erhalten, die osmanische Provinz Bosnien-Herzegowina, bis dahin von Istanbul aus regiert, zu besetzen und zu verwalten. Die Doppelmonarchie investierte kräftig in die Modernisierung des Landes, das keiner der beiden Reichsteile dem anderen gönnte, so dass es, weder Teil Österreichs noch Ungarns, vom gemeinsamen Finanzministerium verwaltet wurde. Als die Monarchie die Provinz 1908 annektierte, führte dies zu starken Spannungen mit dem Königreich Serbien, das sich mittlerweile als Anwalt aller Südslawen sah, und war 1914 auch ein Grund für das Attentat in Sarajewo.

1879 wurde mit dem Deutschen Reich der Zweibund und 1882 mit Italien der Dreibund geschlossen. Er sollte noch für den Ersten Weltkrieg ausschlaggebend sein. Der Dreibund hatte von Anfang an mit der italienischen Irredenta zu kämpfen, was vor allem die Beziehungen mit Österreich belastete.

Um 1880 wurde der Wahlzensus (Mindeststeuerleistung als Bedingung für das Wahlrecht der Männer; Frauen weiterhin nicht wahlberechtigt, wenn nicht Großgrundbesitzerin) gelockert, was die Bildung von neuen Parteien ermöglichte:

Kultur und Wirtschaft Österreichs erlebten um 1900 eine Blütezeit, während sich der Staat aufgrund des Nationalitätenhaders oft nur durch Fortfretten und Fortwurschteln (wienerische Ausdrücke für „mühsam weiterkommen“) weiterentwickeln konnte. Immerhin konnte der Reichsrat 1901 das Projekt Neue Alpenbahnen beschließen, ein umfangreiches Bahnbauprojekt, von dem sich zwei wichtige Neubaustrecken im heutigen Österreich befinden. Um 1900, zum fin de siecle, lebten Johann Strauss, Gustav Mahler, Sigmund Freud, Ernst Mach, Otto Wagner, Gustav Klimt, Karl Kraus, Arthur Schnitzler und viele andere Künstler und Wissenschaftler in Wien. Diese etwa zwei Jahrzehnte, in denen in Wien eine nie zuvor und danach erreichte Vielzahl an kulturellen und wissenschaftlichen Persönlichkeiten wirkte, wird auch als Wiener Moderne bezeichnet.

1906 gab Serbien nach einem ungarischen Importstopp für serbisches Schweinefleisch (der Fleischexport war eine Haupteinnahmequelle der serbischen Landwirtschaft) die Anlehnung an Österreich-Ungarn auf und begann mit russischer Unterstützung auf die Abtrennung der südslawischen Gebiete der Doppelmonarchie hinzuarbeiten (es handelte sich um slowenisch, kroatisch, serbisch und bosniakisch besiedelte Gebiete in beiden Reichshälften). Dieser mehrjährige Konflikt wird als „Schweinekrieg“ bezeichnet.

1905 begannen Verhandlungen der Sozialdemokratie mit der k.k. Regierung, die – wie Historiker das Ergebnis einschätzen – mit einem historischen Kompromiss endeten: 1907 fand die erste Reichsratswahl statt, bei der jeder erwachsene männliche Staatsbürger wahlberechtigt war und jede Stimme gleich viel zählte. Das Frauenwahlrecht wurde erst 1918 in der Republik eingeführt. Die Christlichsozialen gewannen 1907 vor den Sozialdemokraten und den liberalen Parteien. 1911 erreichten die Sozialdemokraten die meisten Mandate. (Von der absoluten Reichsratsmehrheit waren beide großen Parteien weit entfernt, da es auch zahlreiche kleinere, oft nur regional wirksame politische Parteien gab.)

In den letzten Jahrzehnten der Doppelmonarchie befand sich Altösterreich – abgesehen von seinen Nationalitätenfragen – in der Situation, dass Transleithanien nur etwa ein Drittel der gemeinsamen Ausgaben für Heer, Kriegsmarine und diplomatischen Dienst deckte, ohne Zustimmung der Budapester Regierung aber keine wesentliche außen-, wirtschafts- oder militärpolitische Entscheidung getroffen werden konnte. Der Reichsrat als Parlament war oft durch tschechische Obstruktionspolitik lahmgelegt; viele erforderliche Regelungen erfolgten daher auf Vorschlag der k.k. Regierung durch kaiserliche Verordnung statt durch Parlamentsbeschluss. Der Staat wurde im Wesentlichen von der k.k. Bürokratie und der k.u.k. Armee, beide übernational auf die Person des Monarchen eingeschworen, zusammengehalten. Man besprach in politischen Kreisen, so lange er lebt (gemeint war der greise Kaiser Franz Joseph I., 1910 bereits achtzig Jahre alt) werde es keine wesentlichen Veränderungen geben, sah diese aber für die Regierungszeit seines Nachfolgers als unvermeidlich an.

Ungarn war innenpolitisch vergleichsweise noch vormodern: Nur ein sehr kleiner Teil der Männer war wahlberechtigt; im Unterschied zu Österreich waren die Nationalitäten auch formal nicht gleichberechtigt, da Magyarisierung das Regierungsziel war. Aristokratie und Großbürgertum setzten ihre Interessen durch. Franz Joseph I. tat als König sehr wenig dagegen.

Das am 28. Juni 1914 vom serbischen Nationalisten Gavrilo Princip verübte Attentat von Sarajevo auf Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, der Bosnien-Herzegowina einen offiziellen Besuch abstattete, veränderte die Lage aber völlig. Hatten einzelne Spitzenfunktionäre der Gesamtmonarchie wie Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf schon Jahre zuvor einen Krieg gegen Serbien befürwortet, so setzte sich nun im Laufe der Julikrise in Wien und Budapest die sogenannte Kriegspartei durch. Unter Umgehung des seit März 1914 vertagten Reichsrates wurde dem Monarchen suggeriert, dass ein Krieg gegen Serbien unausweichlich und eine Frage der Ehre der Monarchie sei. Franz Joseph, der ein eher schlechtes Verhältnis zu seinem nicht standesgemäß verheirateten Neffen hatte und seinen Tod zunächst keineswegs „sühnen“ wollte, wurde schließlich von den Kriegsbefürwortern überzeugt und ließ durch seinen Außenminister Leopold Berchtold – mit Rückendeckung des deutschen Kaisers – ein Ultimatum an Serbien richten. Dieses bewirkte die Aktivierung der europaweit bestehenden Bündnissysteme und Beistandsverpflichtungen und führte so zum Ersten Weltkrieg.

Die Monarchie am Vorabend des Ersten Weltkriegs wird in Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften, auf die Abkürzungen k.k. und k.u.k. anspielend, treffend als morbides „Kakanien“ beschrieben.

Österreich im Ersten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erste Weltkrieg war für Österreich-Ungarn fatal, da der Staat und seine Armee auf einen Krieg in dieser Größenordnung nicht vorbereitet waren. Die Eroberung des Königreichs Serbien – in Wien hatte man sich 1914 aufgrund angenommener eigener Überlegenheit eine unschwierige „Strafexpedition“ vorgestellt – gelang erst nach mehr als einem Jahr mit deutscher und bulgarischer Unterstützung. Im Krieg gegen Russland erlitt die Armee der Donaumonarchie bereits zu Anfang des Krieges unersetzliche Verluste und musste einen großen Teil Galiziens räumen. Die unmittelbare Bedrohung der zentral wichtigen ungarischen Tiefebene konnte abgewandt werden, als im Frühjahr 1915 Galizien in der Folge des Durchbruchs bei Gorlice-Tarnów mit deutscher Hilfe zu großen Teilen zurückerobert wurde. Doch der Kriegseintritt Italiens (1915) und Rumäniens (1916) verlängerte Österreich-Ungarns Fronten. Auch auf dem im Spätsommer 1916 eröffneten rumänischen Kriegsschauplatz lag die Initiative und das Übergewicht von Anfang an bei der deutschen Seite. Deren Unterstützung hatte zuvor auch ein drohendes Desaster an der Ostfront durch die russische Brussilow-Offensive abgewendet. Im Krieg gegen Italien war Österreich erfolgreicher und konnte in zwölf Isonzoschlachten einen Einbruch der italienischen Armee verhindern. Ende 1917 gelang, wiederum mit deutscher Hilfe, ein tiefer Vorstoß ins Friaul, der allerdings auch keine Entscheidung brachte. Zwar schied Russland nach der Oktoberrevolution im Friedensvertrag von Brest-Litowsk aus dem Krieg aus, jedoch war das Ansehen der kaiserlichen Zentralgewalt durch die Sixtus-Affäre schwer beschädigt. Eine letzte Offensive der Donaumonarchie an der italienischen Front scheiterte im Juni 1918. Im Oktober brach die Front infolge Personal- und Materialmangels, von Kriegsmüdigkeit und Auflösungserscheinungen von Armee und Gesamtmonarchie zusammen. Am Krieg an der Westfront war die österreichische Armee nur 1918 mit begrenzten Kräften beteiligt. Bezogen auf das Staatsgebiet der Republik, betrugen die Verluste im Krieg 180.000 Gefallene und 60.000 Zivilopfer.[9]

Die Versorgung der altösterreichischen Bevölkerung war speziell in den letzten Kriegsjahren sehr schlecht, und es kam zu großen Hungersnöten. Im November 1916 starb Kaiser Franz Joseph I. und Karl I. wurde sein Nachfolger. Seine Chancen auf baldigen Friedensschluss und Erhalt der Doppelmonarchie waren gering. Als der Reichsrat, das altösterreichische Parlament, vom neuen Monarchen 1917 erstmals seit dem Frühjahr 1914 einberufen wurde, teilten die Abgeordneten der Nationalitäten mit, welche Absichten sie nach Kriegsende verfolgen würden. Der Erhalt des Gesamtstaates und der Monarchie gehörte nicht dazu. Es war daher bereits 1917 klar, dass Altösterreich zerfallen würde.

Kaiser Karl I. unternahm am 16. Oktober 1918 den Versuch, das kaiserliche Österreich als Föderation zu erhalten. Er forderte die Nationalitäten in einem Manifest auf, eigene Nationalräte zu gründen, und sah seine Regierung quasi als Schiedsrichter für eine friedliche Neuordnung der Monarchie: Österreich soll dem Willen seiner Völker gemäß zu einem Bundesstaat werden, in dem jeder Volksstamm auf seinem Siedlungsgebiet sein eigenes Gemeinwesen bildet.

Von der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918–1919)

Die Nationalitäten nahmen die Einladung, Nationalräte einzurichten, an, waren doch damit ihre bisher aus Sicht des Gesamtstaates separatistischen Planungen legalisiert. Von ihren Völkern nicht gewählte Schiedsrichter ignorierten sie aber: Sie beschlossen, eigene Staaten zu gründen, und hatten an einem monarchischen Bundesstaat kein Interesse. Die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich – bestehend aus den 1911 gewählten Reichsratsabgeordneten der mehrheitlich deutschen Gebiete Altösterreichs – bestellte am 30. Oktober 1918 ihre eigene Regierung und notifizierte dies am 6. November dem US-Präsidenten Woodrow Wilson; beim Kaiser stellte sich die deutschösterreichische Regierung nicht vor.

Erste Republik und Austrofaschismus (1918–1938)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschösterreich (1918–1919)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Renner (1905)

Im Herbst 1918 wurden wie in Bayern und Ungarn Aufstände und eine bolschewistische Machtübernahme befürchtet. Durch die Zusammenarbeit samt kooperativen Übergabe der Regierungsgewalt der am 30. Oktober 1918 gewählten Staatsregierung Renner I mit dem abtretenden Ministerium Lammasch (dem letzten kaiserlichen Kabinett) und dem Kaiser konnte dies verhindert werden.

Am 11. November 1918 verzichtete der Kaiser „auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ und entließ das Ministerium Lammasch. Die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich beschloss dann am 12. November 1918 für den vorerst „Deutschösterreich“ genannten Staat die Form der demokratischen Republik. Zugleich wurde in Artikel 2 des Gesetzes festgehalten, dass das Land Teil der drei Tage zuvor ausgerufenen deutschen Republik sei. Während sich die Donaumonarchie auflöste, gab es nun Bestrebungen Großbritanniens und Italiens, eine österreichisch-südslawische Restmonarchie zu erhalten, um eine Balkanisierung Mitteleuropas und einen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zu verhindern. Damit sollte ein wesentliches Gegengewicht zu Deutschland gebildet beziehungsweise eine deutsche Hegemonie in Europa unterbunden werden.[10]

Erster Staatskanzler wurde Karl Renner (SDAP), der einer Großen Koalition vorstand. Beansprucht, aber für den neuen Staat nicht gewonnen, wurden Teile der neu bzw. wieder entstandenen Staaten Tschechoslowakei (Provinz Deutschböhmen, Provinz Sudetenland, Teile Mährens) und Polen (Schlesien) sowie das von Italien annektierte Südtirol (Näheres siehe Geschichte Südtirols) und Marburg an der Drau (siehe Maribor). Weite Teile der Bevölkerung und die meisten Vertreter der politischen Parteien waren der Auffassung, dieser „Rest-“ bzw. „Rumpfstaat“ – ohne die ungarische Agrarwirtschaft und die böhmische Industrie – sei allein nicht lebensfähig. Der Publizist Hellmut Andics drückte dies später (1962) in dem Buchtitel Der Staat, den keiner wollte aus.

Der Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich (Weimarer Republik) wurde von den alliierten Siegermächten 1919 im Vertrag von Saint-Germain ausgeschlossen, indem in Art. 88 ein förmliches Unabhängigkeitsgebot für Österreich bestimmt wurde. In Österreich und Deutschland wurde der Artikel als Anschlussverbot bezeichnet. Gemäß dem Vertrag wurde auch der Staatsname Republik Österreich festgelegt. Am 21. Oktober 1919, mit der Ratifizierung des Staatsvertrages durch die Konstituierende Nationalversammlung, wurde dieser Name verbindlich (er wurde bis 1934 und wird wieder seit 1945 geführt). Als Bundeskanzler Ignaz Seipel mit dem Völkerbund später die sogenannte Genfer Sanierung zur Stützung des inflationsgeschüttelten Staatshaushaltes vereinbarte, wurde das Unabhängigkeitsgebot bekräftigt. 1931 wurden Pläne Österreichs für eine Deutsch-österreichische Zollunion unter Hinweis auf die Bestimmungen des Staatsvertrages von Saint-Germain von den Siegermächten unterbunden.

In Salzburg gab es Bestrebungen, sich unabhängig von anderen Teilen Österreichs Deutschland anzuschließen; dies wurde aber von Deutschland abgelehnt. In Tirol befürwortete ein kleiner Teil der Bürger einen Anschluss an Italien, um die Einheit Tirols zu wahren. Eine andere politische Linie strebte den Anschluss an Deutschland an. In der Volksabstimmung 1919 in Vorarlberg traten 81 % der Abstimmenden dafür ein, Anschlussverhandlungen mit der Schweiz zu führen. In der Schweiz gab es ebenfalls eine diesbezügliche Initiative; die Schweizer Landesregierung wollte aber den austarierten Modus Vivendi zwischen protestantischen und katholischen sowie zwischen deutschsprachigen und anderssprachigen Kantonen nicht in Gefahr bringen und nahm daher von dieser Idee Abstand.

Der Kaiser hatte allerdings bisher nicht abgedankt. Der Staat Deutschösterreich stellte ihn daher vor die Alternative, formell abzudanken oder das Land zu verlassen. Im März 1919 verließ Ex-Kaiser Karl I. Deutschösterreich, im April 1919 wurden das Habsburgergesetz und das Adelsaufhebungsgesetz beschlossen.

Am 12. November 1918 wurde das Allgemeine Frauenwahlrecht in Österreich eingeführt.

Erste Republik Österreich (1919–1934)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Gesetz vom 1. Oktober 1920, womit die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet wird (Bundes-Verfassungsgesetz).“

Staat und Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1920 beschlossene Verfassung ist inhaltlich vor allem von Hans Kelsen (1881–1973), einem angesehenen Staatsrechtsexperten, geprägt. Er musste darin aufgrund der politischen Wünsche (Sozialdemokraten: Zentralismus; Konservative: Föderalismus) bundesstaatliche Grundsätze mit einer starken Position von Nationalrat und Bundesregierung verbinden. Die Funktion des Bundespräsidenten war vorerst schwach ausgeprägt; auf Wunsch der Sozialdemokraten war das Parlament das zentrale Organ der Republik (eine Reaktion auf die vorangegangene Monarchie).

Konflikte zwischen den Prinzipien Landeseinheit und Selbstbestimmungsrecht gab es ab 1918 in Kärnten, weil die slowenische Bevölkerung Südkärntens teilweise zum Anschluss an den neuen südslawischen Staat neigte und das Königreich SHS, um Fakten zu schaffen, Südkärnten im Mai/Juni 1919 militärisch besetzte. Der Kärntner Abwehrkampf gegen die südslawischen Truppen war zwar militärisch aussichtslos, mobilisierte aber die internationale Öffentlichkeit und führte auf Wunsch der Siegermächte zur Volksabstimmung in Südkärnten am 10. Oktober 1920. Bei dieser sprachen sich die Bürger des Abstimmungsgebietes südlich der Drau eindeutig für die Zugehörigkeit zur Republik Österreich aus.

Zwei Verträge – der Vertrag von Saint-Germain (September 1919) mit Österreich und von Trianon mit Ungarn (die ungarische Delegation unterschrieb den Vertrag unter Widerspruch am 4. Juni 1920) – sahen vor, das seit Jahrhunderten deutschsprachig besiedelte Westungarn an Österreich anzuschließen. (Damit wurden Überlegungen, einen slawischen Korridor von der Slowakei nach Slowenien zu errichten, durch den die Kriegsverlierer Österreich und Ungarn getrennt würden, ad acta gelegt.) Trotz des Versuchs ungarischer Freischärler, dies zu verhindern, wurde „Deutsch-Westungarn“ 1921 mit dem Namen Burgenland das neunte Bundesland der neuen Republik. Für die natürliche Hauptstadt des Gebietes, Ödenburg (Sopron), wurde 1921 auf ungarischen Wunsch, der von Italien unterstützt wurde, eine Volksabstimmung in Ödenburg durchgeführt, in der sich die Mehrheit der Bürger für eine Zugehörigkeit zu Ungarn entschied. In den zeitgenössischen österreichischen und ungarischen Darstellungen dieser Volksabstimmung sind zahlreiche Divergenzen zu bemerken.

Niederösterreich war 1918 mit über drei Millionen Einwohnern das bei weitem bevölkerungsstärkste und außerdem das flächengrößte Bundesland Österreichs. Die politischen Absichten der im ländlichen Raum stark vertretenen Konservativen und der vor allem in Wien sehr starken Sozialdemokraten waren schwer zu harmonisieren, außerdem bedrückte das niederösterreichische Übergewicht die anderen Bundesländer. Daher wurde Wien in der am 10. November 1920 in Kraft getretenen Bundesverfassung als eigenes – achtes – Bundesland definiert, das Ende 1921 im Trennungsgesetz mit Niederösterreich auch die vermögensrechtliche Aufteilung des gemeinsamen Eigentums vereinbarte.

Arbeitslosenquote Österreichs zwischen 1919 und 1955

Die Wirtschaft des neuen Staates lag aufgrund der Kriegsfolgen (Gebietsverluste, neue Zollgrenzen) darnieder. Die damit zusammenhängende Hyperinflation („galoppierende Inflation“) – für 10.000 Kronen hätte man 1914 noch einen Häuserblock kaufen können, im Dezember 1922 nur noch einen Laib Brot – konnte erst durch eine Währungsreform am 20. Dezember 1924, 13 Monate nach der deutschen Währungsreform, gestoppt werden.[11] Die alte Kronenwährung wurde in den ersten Monaten 1925 zum Kurs 10.000 : 1 durch den neuen Schilling ersetzt; Voraussetzung war eine von Ignaz Seipel verhandelte Anleihe des Völkerbundes (Genfer Protokolle). Mit Einführung des Schillings begann die Regierung eine konsequente Hartwährungspolitik, was der Währung bald den Spitznamen Alpendollar eintrug, die wirtschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten in Krisenzeiten aber stark einschränkte.

Der folgende zaghafte wirtschaftliche Aufschwung in Österreich endete mit der Weltwirtschaftskrise von 1929. Zur latenten Strukturkrise, versinnbildlicht durch den Postsparkassenskandal von 1926, war die große Konjunkturkrise gekommen. 1931 drohte die Creditanstalt-Bankverein, damals die größte Bank Mitteleuropas, zusammenzubrechen, und die Regierung sah sich genötigt einzugreifen; dies bedrohte aber die Stabilität der Währung. 1932 erhielt Österreich daher neuerlich eine Völkerbundanleihe (300 Millionen Schilling); es musste als Gegenleistung bei der Konferenz von Lausanne das Anschlussverbot für die nächsten 20 Jahre bekräftigen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Schulden nicht weiter bedient, nach dessen Ende wurde die Tilgung der noch offenen Völkerbundanleihen jedoch wieder durch die Zweite Republik aufgenommen und bis 1980 beglichen.[12] 1933 war etwa ein Drittel der Arbeitskräfte ohne Arbeit (Massenarbeitslosigkeit).

Das Erstarken der Konservativen veranlasste die Sozialdemokraten, 1929 einer Verfassungsnovelle zuzustimmen, die wieder ein herausgehobenes Staatsoberhaupt schuf: Der Bundespräsident wurde nicht mehr vom Parlament, sondern vom Volk gewählt. Er bestellte die Regierung und konnte auf deren Vorschlag das Parlament zwecks Neuwahlen auflösen (bis 1929 war dies nur durch Parlamentsbeschluss möglich). Die meisten Befugnisse des Bundespräsidenten waren aber an einen Vorschlag der Bundesregierung gebunden, und diese war dem Nationalrat verantwortlich. Das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 war bis 1934 und ist seit 1945 erneut in Kraft.

Politische Polarisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antisemitisches Wahlplakat der Christlichsozialen Partei bei der Nationalratswahl 1920

1920–1934 befand sich die Sozialdemokratie in der Bundespolitik in Opposition zur konservativen Regierung und schuf im Roten Wien ihr politisches Gegenmodell. Mit zunehmendem Abstand vom entscheidenden Jahr 1918 formierten sich auf dem rechten Flügel des Parteienspektrums immer mehr Gegner der Demokratie. Die Sozialdemokraten gaben deren Furcht vor dem Bolschewismus dadurch Nahrung, dass sie in ihrem Parteiprogramm von der Diktatur des Proletariats schrieben und den Marxismus im Munde führten, obwohl sie de facto eine gemäßigte sozialdemokratische Politik betrieben.

Beide großen politischen Lager bildeten bald paramilitärische Einheiten: Die Heimwehr (den Christlichsozialen nahestehend, aber ohne klare Parteibindung), teilweise von heimgekehrten Soldaten des Ersten Weltkriegs gebildet, sollte die Heimat vor unerwünschten Veränderungen schützen. Der Republikanische Schutzbund der Sozialdemokraten sollte die Demokratie gegen Rechtsradikalismus schützen.

Am 30. Jänner 1927 demonstrierte der Republikanische Schutzbund in Schattendorf (Burgenland) gegen die Heimwehr. Mitglieder rechtsstehender „Frontkämpfer“ schossen auf die friedlichen, unbewaffneten Demonstranten. Dabei töteten sie ein Kind und einen Kriegsinvaliden. Mit dem Schattendorfer Urteil wurden die mutmaßlichen Täter im Juli 1927 von einem Geschworenengericht freigesprochen – nach Auffassung der „Arbeiter-Zeitung“ ein unverzeihlicher Justizskandal. Die am 15. Juli 1927 vor dem Justizpalast in Wien stattfindende Großdemonstration gegen das Urteil eskalierte: Radikale Elemente unter den Demonstranten stürmten den Justizpalast und setzten ihn in Brand.

Nachdem auch Polizeiwachzimmer gestürmt worden waren, bekam die Polizei von ihrem Präsidenten Johann Schober den Befehl, die Demonstration mit Waffengewalt aufzulösen, und schoss dabei auf viele an Ausschreitungen völlig Unbeteiligte, auch auf Menschen, die gerade vor den Unruhen flohen. Die Bilanz: 89 Tote (davon 84 Demonstranten), 1057 Verwundete. Der Publizist Karl Kraus nahm die Überreaktion zum Anlass, den Polizeipräsidenten durch Plakate öffentlich anzusprechen: „Ich fordere Sie auf, abzutreten.“[13]

In den Wochen danach kam es zu eintausend Neubeitritten zu den austrofaschistisch ausgerichteten Heimwehren unter ihrem Führer Ernst Rüdiger Starhemberg. Weil Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel bei der Nationalratsdebatte über das Ereignis sagte, man könne von ihm „keine Milde“ verlangen, traten bis Jahresende 1927 28.000 Personen aus der römisch-katholischen Kirche aus. Die Sozialdemokraten bezeichneten den Kanzler von da an stets als „Prälaten ohne Milde“. Die Sozialdemokratie fühlte sich durch die Ereignisse geschwächt. Sie sah es als Niederlage, dass die Staatsmacht rücksichtslos Jagd auf Arbeiter gemacht hatte. Bei der letzten Nationalratswahl der ersten Republik (am 9. November 1930) wurde die SDAP stimmenstärkste Fraktion.

Gegner der beiden großen Parteien waren die österreichischen Nationalsozialisten, die vor allem außerhalb Wiens (etwa in der Steiermark) Anhängerschaft hatten. Zeitweise gab es Kooperationen zwischen christlichsozialen und nationalsozialistischen Politikern. Bei den Nationalratswahlen 1927 bildeten Christlichsoziale, Großdeutsche, die nationalsozialistische Riehl- und Schulzgruppe und andere Gruppierungen eine Einheitsliste.

1930 organisierten die Heimwehren den sogenannten Korneuburger Eid, eine Versammlung in Korneuburg bei Wien, bei der die Teilnehmer dem „westlichen, demokratischen Parteienstaat“ abschworen und unter der Führerschaft Starhembergs einer autoritären Politik huldigten.

Anfang der 1930er Jahre begannen sich in einer Reihe von Staaten Europas faschistische Bewegungen durchzusetzen. In Österreich gab es eine ähnliche Entwicklung. Vor allem die Heimwehr vertrat faschistische Ideen nach dem Vorbild Italiens. Mussolini wurde von der im Ausland isolierten österreichischen Regierung als wichtigste Stütze gesehen.

Engelbert Dollfuß (1933)

Eine am 4. März 1933 patt ausgegangene Abstimmung über die Eisenbahnergehälter und taktisch bedingte Rücktritte der drei Parlamentspräsidenten nutzte der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, um die „Selbstausschaltung des Parlaments“ zu verkünden. Den Wiederzusammentritt des Nationalrates am 15. März verhinderte Polizei, die das Parlamentsgebäude umstellt hatte.

Dollfuß nutzte das Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz von 1917 dazu, ohne das Parlament zu regieren. Am 7. März 1933 erließ der Ministerrat ein Versammlungs- und Aufmarschverbot und führte die Zensur für österreichische Zeitungen wieder ein. Durch den Rückzug der christlichsozialen Mitglieder legte Dollfuß auch den Verfassungsgerichtshof lahm. Bundespräsident Wilhelm Miklas griff nicht ein, obwohl ihm – eigenen privaten Aufzeichnungen zufolge – die Verfassungswidrigkeit bewusst war. Er ließ eine Petition von über einer Million Stimmberechtigter, die die Wiedereinberufung des Parlaments verlangten, unberücksichtigt.

Der Weg in einen autoritären Ständestaat nach dem Vorbild des faschistischen Italien war damit beschritten. Als politisches Sammelbecken gründete Dollfuß die Vaterländische Front, eine Vereinigung der Christlichsozialen mit der Heimwehr, dem Landbund und einigen anderen Wehrverbänden. Es kam zur Verhaftung politischer Gegner. Mit dem 31. März 1933 löste die Regierung den Republikanischen Schutzbund auf. Am 10. Mai 1933 verordnete die Regierung die Aussetzung aller Wahlen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Am 26. Mai[14] wurde der Kommunistischen Partei Österreichs und am 20. Juni[15] auch der NSDAP jede Betätigung in Österreich verboten. Die Sozialdemokratie konnte sich lange nicht zum Widerstand gegen diese Politik entschließen; sie war unschlüssig, wie dem undemokratischen Vorgehen Dollfuß’ zu begegnen sei. Da die Landtage der neun Bundesländer weiter funktionsfähig blieben, schien die Situation noch offen.

Austrofaschismus und Bundesstaat Österreich (1934–1938)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soldaten des Bundesheeres vor der Staatsoper in Wien, Februar 1934

Infolge einer Hausdurchsuchung nach Waffen im Hotel Schiff, einem Parteiheim der Sozialdemokraten in Linz, kam es am 12. Februar 1934 zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und Heimwehr bzw. Bundesheer. Diese weiteten sich zu einem Bürgerkrieg aus, den die Regierung als „Februaraufstand“ bezeichnete. Die Vorgänge waren von der sozialdemokratischen Parteileitung in Wien nicht geplant worden, die Spitzenfunktionäre wurden vom Aufstand der Basis überrascht. Dementsprechend fanden Kämpfe auch nur sehr punktuell und keineswegs im ganzen Land statt. Man kann diese Kämpfe als Verzweiflungstaten bezeichnen, da sehr bald klar war, dass es nicht zu einem Volksaufstand kommen und daher die Diktatur siegen würde.

Insbesondere in Wien und den Industriezentren (Steyr, Obersteiermark, Linz) wurde zwei bis drei Tage lang heftig gekämpft. Polizei, Bundesheer und die sie unterstützenden Heimwehrabteilungen konnten den verzweifelt kämpfenden Republikanischen Schutzbund relativ leicht niederkämpfen. Die sozialdemokratische Parteileitung unter Otto Bauer, Julius Deutsch und anderen flüchtete in die Tschechoslowakei. Der Wiener Bürgermeister Karl Seitz wurde gewaltsam aus dem Rathaus entfernt. Die Sozialdemokratische Partei wurde verboten, ihr Vermögen eingezogen. Einige Februarkämpfer, unter ihnen Koloman Wallisch und Karl Münichreiter, wurden standgerichtlich zum Tode verurteilt und hingerichtet. Dollfuß wurde daher von der Sozialdemokratie oft als Arbeitermörder bezeichnet. In die Geschichte ist der Bürgerkrieg als erster bewaffneter Kampf gegen den Faschismus eingegangen. Deshalb lagen die Sympathien etwa in Großbritannien eindeutig auf Seiten der Verlierer.[16]

Nachdem die Mandate der Sozialdemokraten für erloschen erklärt worden waren, wurde der Nationalrat für den 30. April 1934 noch einmal einberufen. Von den Abgeordneten der Vaterländischen Front wurde dabei beschlossen, die Regierung mit allen Befugnissen auszustatten, die zuvor Nationalrat und Bundesrat oblagen. Am 1. Mai 1934 trat die autoritäre Maiverfassung in Kraft. Wien wurde zur bundesunmittelbaren Stadt erklärt, die Republik erhielt den Namen Bundesstaat Österreich. Eine wichtige Rolle bei der Konstruktion des Ständestaates hatte der Einfluss Mussolinis gespielt.

Für die meisten Historiker seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war und ist die Erste Republik in Österreich mit den Ereignissen von 1933/34 zu Ende.[17] Zu dieser Einschätzung trug nicht nur der verfassungswidrige Übergang von der Demokratie zur Diktatur bei, sondern auch die Tatsache, dass das Diktaturregime den Begriff „Republik“ strikt vermied. In den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war diese Differenzierung in der Geschichtsschreibung noch nicht Allgemeingut. Konservative Historiker neigten damals dazu, die Erste Republik mit dem Zeitraum 1918–1938 gleichzusetzen.

Am 25. Juli 1934 kam es zu einem nationalsozialistischen Putschversuch, dem sogenannten Juliputsch. 154 als Soldaten und Polizisten verkleidete österreichische SS-Männer stürmten das Bundeskanzleramt, wo Engelbert Dollfuß angeschossen wurde und Stunden später an den Folgen der Schussverletzungen starb, weil ärztliche Hilfe nicht zugelassen wurde. Eine zweite Gruppe der Putschisten besetzte die Rundfunkstudios der Radio-Verkehrs-AG und verbreitete die Falschnachricht, Dollfuß habe die Regierungsgeschäfte Anton Rintelen übergeben. Dies war das vereinbarte Zeichen für einen nationalsozialistischen Aufstand in ganz Österreich, insbesondere in der Steiermark, der allerdings nach wenigen Tagen von Polizei und Bundesheer niedergeschlagen werden konnte. Bundespräsident Miklas betraute unmittelbar nach dem Mord an Dollfuß den bisherigen Unterrichtsminister Kurt Schuschnigg mit dem Amt des Bundeskanzlers.

Hilfe bekam Schuschnigg von Mussolinis Italien, das Österreich die Unterstützung seiner Unabhängigkeit zugesagt hatte.[18] Italienische Truppen marschierten in Südtirol und an der Kärntner Grenze auf, worauf Adolf Hitler, der in Österreich geborene Diktator des Deutschen Reiches, jeden Einfluss auf die Vorgänge in Österreich energisch bestritt. Das Reich war damals militärisch noch nicht in der Lage, einen Konflikt mit Italien zu riskieren, in dem Großbritannien und Frankreich, wie Hitler irrigerweise befürchtete, Mussolini unterstützen könnten.[19]

Schuschnigg orientierte sich zwar an der Selbstständigkeit eines „freien und deutschen Österreich“, stieß aber auf wachsenden Widerstand, zumal Italiens Diktator Benito Mussolini zunehmend in Abhängigkeit vom Deutschen Reich geriet und daher immer weniger in der Lage war, seine auf die Selbstständigkeit Österreichs ausgerichtete Politik aufrechtzuerhalten. Schuschniggs Basis im Volk war schmal: Sozialdemokraten und Nationalsozialisten wirkten im Untergrund gegen sein Regime. Im späten 20. Jahrhundert wurde seine Politik als „Konkurrenzfaschismus“ bezeichnet, da er danach strebte, die Nationalsozialisten zu „überhitlern“ und Österreich als den „besseren deutschen Staat“ erscheinen zu lassen.

Viele Künstler und Intellektuelle flüchteten aus dem von Jahr zu Jahr unerträglicher werdenden Deutschen Reich nach Österreich, wo sie – wie etwa Carl Zuckmayer und Max Reinhardt – bis März 1938 Auftritts- und Arbeitsmöglichkeiten fanden.

1936 wurde die „Achse“ Rom–Berlin geschmiedet, am 25. Oktober 1936 wurde ein geheimer Freundschaftsvertrag zwischen Italien und dem Deutschen Reich geschlossen.

LKW mit Anhängern Schuschniggs, Wahlaufruf für die Unabhängigkeit, März 1938

Kurt Schuschnigg beschloss, sich mit Hitler zu arrangieren. Er schloss im Juli 1936 das „Juliabkommen“ mit dem Deutschen Reich, in dessen Folge 17.000 österreichische Nationalsozialisten amnestiert wurden. Als Vertrauensleute der Nationalsozialisten wurden Edmund Glaise-Horstenau und Guido Schmidt in das austrofaschistische Regierungskabinett aufgenommen. Weiters wurde ein „Volkspolitisches Referat“ als Teilorganisation der Vaterländischen Front geschaffen, mit dem man die illegale nationalsozialistische Opposition in die Partei eingliedern wollte. Zahlreiche zuvor verbotene nationalsozialistische Zeitungen wurden legalisiert. Alte großdeutschen Ideen gewannen zusehends an Gewicht. Viele Menschen erhofften sich durch den 1918 von ganz Deutschösterreich angestrebten Anschluss – den die Sozialdemokraten nach Hitlers Machtantritt 1933 aus ihrem Programm gestrichen hatten – eine wirtschaftlich bessere Zukunft; Österreich litt weiterhin unter hoher Arbeitslosigkeit und einer Wirtschaftskrise. So bekamen die – freilich weiterhin illegalen – österreichischen Nationalsozialisten Zulauf und Rückhalt bei mehr Bürgern.

„Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansprache Adolf Hitlers am 15. März 1938 auf dem Heldenplatz in Wien
Stimmzettel zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich

Seit der „MachtergreifungAdolf Hitler am 30. Jänner 1933 betrieb dieser mit der NSDAP teils offen, teils verdeckt die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich.

Der Anschlussgedanke war in Österreich, dessen Einwohner sich damals größtenteils als Deutsche verstanden, seit 1918 populär, obwohl international durch das Anschlussverbot geächtet. Deutschösterreich hatte am 12. November 1918 durch sein provisorisches Parlament beschlossen, von diesem Tag an Republik und Bestandteil der deutschen Republik zu sein. Die Sozialdemokraten strichen den Anschlusswunsch 1933 aus ihrem Parteiprogramm, die Christlichsozialen machten sich daran, ihre eigene Spielart der Diktatur einzuführen (siehe Ständestaat (Österreich), Austrofaschismus). Man sprach sich nun für die Selbstständigkeit Österreichs aus und verbot nationalsozialistische Organisationen, wurde aber von Hitler immer mehr unter Druck gesetzt. NS-Gedankengut gewann in Österreich immer mehr Befürworter; insbesondere der Unterschied zwischen der bald florierenden Konjunktur in Deutschland und der hohen Arbeitslosigkeit in Österreich wurde hervorragende Werbung für Hitler.

Der Führer und Reichskanzler forderte im Februar 1938 – unter Androhung des Einmarsches der Wehrmacht – die Aufhebung des NSDAP-Verbots und die Beteiligung der österreichischen Nationalsozialisten an der Regierung. Bundeskanzler Kurt Schuschnigg beugte sich dem Diktat. Wenig später versuchte er aber doch noch, den baldigen Anschluss an Deutschland zu verhindern: mit einer überraschend angekündigten Volksabstimmung für ein freies, unabhängiges, deutsches und christliches Österreich, angesetzt für den 13. März 1938.

Dieser Provokation kam Hitler zuvor: Bundespräsident Miklas wurde durch Drohungen aus Berlin veranlasst, am Abend des 11. März den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart, seit Februar Innenminister, zum neuen Bundeskanzler zu bestellen. Parallel dazu übernahmen NSDAP-Anhänger in den Landeshauptstädten die Macht, die ersten Gestapoführer flogen noch am 11. März nach Wien. Am 12. März ließ Hitler die Wehrmacht in Österreich einmarschieren. Die Soldaten wurden von einem Teil der österreichischen Bevölkerung begeistert empfangen.

Hitler hatte vorerst geplant, in einer Übergangszeit Staatsoberhaupt von Deutschland und Österreich zu sein. Die völlig reibungslose, zum Teil bejubelte, Machtübernahme veranlasste ihn aber noch am 12. März, den sofortigen Anschluss Österreichs am 13. März an das Deutsche Reich zu verkünden. In Österreich wurde das Anschlussgesetz vom 13. März 1938 von der NS-Bundesregierung beschlossen. Gleichzeitig begannen mit der sogenannten wilden Arisierung bereits Terror und Raub an jüdischen Österreichern.[20] Der abgetretene Bundeskanzler Schuschnigg wurde in Schutzhaft genommen, in der er bis 1945 verblieb.

Am 15. März 1938 wurde in vielen Betrieben arbeitsfrei gegeben, damit die Mitarbeiter auf dem Wiener Heldenplatz Hitler zujubeln konnten. Während NS-Gegner bereits in Massen verhaftet wurden und Juden als Untermenschen vom deutschen Herrenvolk nach Belieben schikaniert wurden, erklärte Hitler den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich. Den Begriff Österreich verwendete er dabei nicht und vermied ihn auch sonst. Den Anschluss ließ er nachträglich, am 10. April, durch eine Volksabstimmung bestätigen (offizielles Ergebnis: 99,73 % dafür). Bis dahin waren rund 8 % der Wahlberechtigten bereits von der Wahl ausgeschlossen worden (Juden, „Mischlinge“, verhaftete Gegner der Nationalsozialisten).

Hitler ließ Österreich durch die vom mittelalterlichen marcha orientalis hergeleitete Bezeichnung „Ostmark“ ersetzen, später durch „Alpen- und Donau-Reichsgaue“, und das vergrößerte Deutsche Reich später als „Großdeutsches Reich“ bezeichnen. Das am 1. Mai 1939 in Kraft getretene Ostmarkgesetz bestimmte die komplette Auflösung österreichischer Zentralstellen; sein Vollzug war am 31. März 1940 beendet. Vorarlberg wurde an Tirol angeschlossen, das Burgenland zwischen den Reichsgauen Niederdonau und Steiermark aufgeteilt. Sieben Reichsgaue, von Berlin direkt regiert, traten die Nachfolge Österreichs an. Wenn Österreicher in dieser Zeit von Deutschland in seinen Grenzen vor dem Anschluss sprachen, nannten sie das Gebiet inoffiziell „Altreich“.

Österreich im Deutschen Reich (1938–1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Administrative Gliederung des Großdeutschen Reiches durch die NSDAP, 1944

1938/39 wurde Österreich staatlich, militärisch, wirtschaftlich, kulturell und sozial nach reichsdeutschem Muster neu organisiert. Alle Reichsgaue auf österreichischem Gebiet unterstanden direkt den Berliner Zentralbehörden, der Begriff „Österreich“ verschwand sehr bald aus der offiziellen Kommunikation. Zu Unterscheidungszwecken sprach man vom Altreich und von der Ostmark. Später musste der Begriff „Donau- und Alpenreichsgaue“ genügen.

Diskriminierung, Entrechtung und Beraubung der Einwohner jüdischer Religion, die in Deutschland fünf Jahre lang Schritt für Schritt durchgeführt worden waren, wurden in der Ostmark in wenigen Wochen nachgeholt und überholt. Private Rache- und Raubgelüste spielten dabei eine große Rolle.

Krieg und NS-Ideologie forderten in Österreich rund 380.000 Todesopfer, davon 247.000 Tote oder für tot Erklärte (dauerhaft Vermisste) in Wehrmacht und Waffen-SS, 65.500 ermordete Juden, 16.000 weitere in Konzentrationslagern Ermordete, davon 8.000 Roma, 10.000 in Gestapo-Haft und mehr als 6.000 in Gefängnissen in vom Deutschen Reich besetzten Ländern getötete Österreicher, 2.700 als Widerstandskämpfer zum Tod Verurteilte und etwa 35.000 tote Zivilisten infolge von Kampfhandlungen und Bombardements. 140.000 jüdische Österreicher konnten flüchten oder wurden vertrieben und kehrten größtenteils nach dem Krieg nicht mehr ins Land zurück. 20.000 Menschen aus Österreich wurden Opfer der NS-Euthanasie.

Österreicher wie etwa Arthur Seyß-Inquart, Alexander Löhr, Irmfried Eberl, Franz Stangl, Amon Göth, Odilo Globocnik, Adolf Eichmann und Ernst Kaltenbrunner waren an Kriegsverbrechen beteiligt; der Anteil der Österreicher in leitenden Positionen des Regimes war überproportional. Die von Österreichern begangenen NS-Verbrechen hatten zum Teil auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Zweite Republik.

Aus der NS-Zeit sind noch viele Gebäude erhalten, darunter ganze Stadtteile in Linz, die im Zuge der Errichtung der Hermann-Göring-Werke, der heutigen Voestalpine, und der Stickstoffwerke Ostmark als Unterkunft für zehntausende Arbeiter notwendig wurden, und sechs Wiener Flaktürme. In Linz befinden sich darüber hinaus mit der Nibelungenbrücke samt Brückenkopfgebäuden besonders markante Zeugnisse nationalsozialistischer Bautätigkeit.

1938 wurde das Doppellagersystem Mauthausen/Gusen errichtet, welches das KZ Mauthausen und KZ Gusen umfasste. Im Laufe der Jahre wurde diesem Lagersystem ein Netz von Außenlagern angeschlossen, das sich über weite Teile Österreichs erstreckte (KZ Loibl, KZ-Nebenlager Klagenfurt-Lendorf, KZ-Nebenlager Bretstein, KZ-Nebenlager Redl-Zipf, KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz, KZ Ebensee, Raxwerke und andere). Aus ganz Europa wurden in diesen Konzentrationslagern Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen unter anderem in der Rüstungsproduktion und im Straßenbau eingesetzt. Im KZ-System Mauthausen-Gusen mit mehr als 40 Nebenlagern wurden rund 200.000 Menschen interniert, rund die Hälfte von ihnen wurde ermordet bzw. kam ums Leben.[21]

In der Moskauer Deklaration erklärten die Kriegsgegner des Dritten Reiches 1943, nach Kriegsende werde Österreich wieder als eigenständiger, von Deutschland unabhängiger, Staat errichtet werden. Sie nannten Österreich erstes Opfer der Aggression Hitlers gegen andere Staaten, verwiesen aber auch auf die Mitverantwortung vieler Österreicher für die Verbrechen des Regimes.

Luftangriffe fanden in Österreich erst ab August 1943 statt, da es bis dahin teilweise außerhalb der Reichweite alliierter Bomber beziehungsweise deren Begleitjäger lag. Im Vergleich zum Altreich wurden in Österreich durch Luftangriffe weit weniger zivile Ziele, sondern Rüstungsindustrie und Verkehrsknotenpunkte getroffen, womit die alte Bausubstanz weitgehend erhalten blieb. Der Zweite Weltkrieg war in Wien nach der Schlacht um Wien am 13. April 1945 zu Ende; tags darauf trafen sich Politiker der Zweiten Republik zu ersten Besprechungen, während im Umland der Stadt noch gekämpft wurde. Am 27. April wurde Österreichs Unabhängigkeit verkündet. In den anderen Landesteilen marschierten die Alliierten erst Anfang Mai 1945 ein.

Zweite Republik (seit 1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreich unter alliierter Besatzung (1945–1955)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft trat und der Zweite Weltkrieg in Europa damit sein Ende fand, waren alliierte Truppen bereits weit in die sogenannten „Alpen- und Donaureichsgaue“ vorgedrungen. Am 13. April 1945 hatten die sowjetischen Truppen die Schlacht um Wien gewonnen (dabei fielen rund 19.000 deutsche und 18.000 sowjetische Soldaten). Im späten April und Anfang Mai drangen die Westalliierten von Westen her vor.

Bereits am 1. April hatte Karl Renner, der erste Staatskanzler der 1. Republik, Kontakt mit sowjetischen Truppen aufgenommen, die in das Burgenland vorgedrungen waren. Schon seit 1941 gab es sowjetische Pläne, nach dem Krieg den Staat Österreich wiederherzustellen. 1943 stellten die Alliierten (USA, Großbritannien, Sowjetunion, wenig später auch das französische „Komitee für die Nationale Befreiung“) in der Moskauer Deklaration fest, dass sie den Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes 1938 an das Deutsche Reich Hitlers für null und nichtig ansähen und die Befreiung Österreichs eines ihrer Kriegsziele sei. Zuvor hatte es, vor allem in Großbritannien, auch andere Denkmodelle gegeben, die neben einem eigenen Staat auch einen föderalistischen „Alpenstaat“ mit Bayern oder eine „Donaukonföderation“, ähnlich der ehemaligen Donaumonarchie, beinhalteten.

Renner wurde von den Sowjets mit der Bildung einer provisorischen Staatsregierung beauftragt. Ursprünglich wollte Renner nur behilflich sein, eine Regierung zu bilden. Von Stalin wurde er aber direkt beauftragt, einer Regierung vorzustehen. Daher stand er bei den West-Alliierten im Verdacht, mit den Sowjets zu kollaborieren. In der Folge kam es am 14. April zur Gründung der SPÖ (aus Sozialdemokraten und Revolutionären Sozialisten) sowie am 17. April der ÖVP (Christlichsoziale und Landbund) und der KPÖ. Am 27. April 1945 – also noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges – wurde die Österreichische Unabhängigkeitserklärung proklamiert, die offiziell am 1. Mai 1945 in Kraft treten sollte. Am 29. April trat die provisorische österreichische Staatsregierung zusammen (zehn Vertreter der SPÖ, neun ÖVP, sieben KPÖ und drei unabhängige). Die Abgeordneten der KPÖ kamen zumeist direkt aus Moskau, wo sie im Exil gelebt hatten. Anfangs war die Regierung nur von der Sowjetunion anerkannt; die USA, Großbritannien und Frankreich folgten im Verlauf des Jahres. Ziel der Regierung war die Wiederherstellung der österreichischen Republik auf der Grundlage der Verfassung von 1920 und der Novelle von 1929. Am 25. November 1945 fanden die ersten Nationalratswahlen statt. Dabei wurde die ÖVP zur stärksten Partei, die Kommunisten erhielten lediglich 5 %. Auch bei den Wahlen 1949 und 1953 konnte die ÖVP ihre Mandatsmehrheit behaupten, wurde aber 1953 stimmenmäßig von der SPÖ knapp überflügelt.

Besatzungszonen in Österreich

Als vormaliger Teil des Deutschen Reiches war Österreich in vier Besatzungszonen aufgeteilt: Vorarlberg und Nordtirol gehörten zur französischen Zone, Kärnten, die Steiermark und Osttirol zur britischen, Salzburg und der südlich der Donau gelegene Teil Oberösterreichs zur US-amerikanischen und Oberösterreich nördlich der Donau, Niederösterreich und das Burgenland zur sowjetischen Zone. Wien wurde, wie Berlin, eine Vier-Sektoren-Stadt, wobei die „Innere Stadt“ (der erste Bezirk) von den Alliierten gemeinsam verwaltet wurde.

Die sowjetische Besatzungsmacht demontierte in ihrer Zone Industriekomplexe, und vieles, was als „deutsches Eigentum“ deklariert worden war, wurde unter dem Namen USIA beschlagnahmt. In den Besatzungszonen der USA, Großbritanniens und Frankreichs wurde hingegen der Marshallplan aufgelegt. Das Abkommen zwischen den USA und Österreich wurde am 2. Juli 1948 geschlossen; danach erhielt Österreich Hilfen aus dem Marshallplan als Grants (Gewährleistung von Finanzhilfen) in Form von Sachgütern. Um den Schilling zu stabilisieren, führte Österreich eine Währungsreform durch. Nicht zuletzt deshalb kam es in der Folge zu den Oktoberstreiks 1950. Wegen der ungleichen Verteilung der Marshallplan-Mittel begann im Westen des Landes erstmals eine eigenständige Industrieentwicklung.

Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurden Millionen Deutsche aus ihren Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa vertrieben; ein Teil von ihnen zog oder flüchtete nach Österreich.

Österreich vom Staatsvertrag bis zum EU-Beitritt (1955–1995)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Staatsvertrag wurde 1955 im Marmorsaal des Oberen Belvedere unterzeichnet, das Dokument wurde am davorliegenden Balkon der Menge präsentiert.
Leopold Figl in seiner Zeit als Landeshauptmann. Er sprach die drei vielzitierten Worte „Österreich ist frei“.

1955 erhielt die Republik Österreich durch den Staatsvertrag vom 15. Mai mit den vier Besatzungsmächten – anders als die Bundesrepublik Deutschland und die DDR – ihre volle staatliche Souveränität zurück. Als Gegenleistung dafür musste die Zweite Republik ihre „immerwährende Neutralität“ erklären und per Verfassungsgesetz festschreiben. Im September 1955 verließen die letzten sowjetischen Soldaten das Staatsgebiet, diejenigen der Westalliierten folgten am 25. Oktober. Am 26. Oktober 1955 beschloss der Nationalrat das Neutralitätsgesetz. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die österreichische Wirtschaft ähnlich wie die bundesdeutsche, wobei die Wirtschaft in der ehemaligen Sowjetzone einen großen Nachholbedarf gegenüber den westlichen Bundesländern hatte und sich dieses Ost-West-Gefälle erst nach Jahrzehnten ausglich (siehe auch Wirtschaftswunder).

Österreich versuchte in seiner Neutralitätspolitik auch, eine Brückenfunktion zwischen den Blöcken im Kalten Krieg einzunehmen. So kam es am 3. und 4. Juni 1961 in Wien zu einem historischen Gipfeltreffen in Wien zwischen John F. Kennedy und Nikita Sergejewitsch Chruschtschow.

Unter anderem durch die Beitritte zu den Vereinten Nationen am 14. Dezember 1955 und zum Europarat am 16. April 1956 integrierte sich Österreich schon kurz nach der Wiederherstellung der Souveränität in die internationale Staatengemeinschaft. Österreich wurde ein wichtiger Zufluchtsort für Beteiligte des Aufstandes in Ungarn (1956) und für viele Mitwirkende des Prager Frühlings (1968). Besonders im Jahr 1956, wo vor allem Ostösterreich noch stark durch die Besatzung in Mitleidenschaft gezogen war, war die humanitäre Hilfe für das Nachbarland sehr groß. Ganze Siedlungen wurden für Flüchtlinge aus dem Boden gestampft. Obwohl ein großer Teil der Flüchtlinge vor allem von Überseeländern aufgenommen wurde, blieben doch auch sehr viele in Österreich. Auch das Bundesheer, das erst neu aufgestellt worden war, hatte seine erste Bewährungsprobe. In beiden Fällen spielte auch der ORF eine große Rolle, die Bevölkerung in den jeweils betroffenen Nachbarländern als Staatsrundfunk möglichst neutral zu informieren.

Bundeskanzler Bruno Kreisky, der als einer der ersten westlichen Politiker mit Arafat und Gaddafi Gespräche führte, beteiligte sich an der internationalen Diskussion zur Lösung des Nahostkonflikts. Wien wurde Sitz vieler internationaler Organisationen wie der UNO (Vienna International Centre), der Internationalen Atomenergie-Organisation, der Organisation erdölexportierender Länder und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.

Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in den Ostblockländern und dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 (Öffnung der Grenzen zu Westeuropa) verlor das Land seinen speziellen Charakter als neutraler Pufferstaat zwischen den verfeindeten Blöcken. Konsequenterweise trat Österreich daher 1995 der Europäischen Union bei, was lange Zeit aufgrund des Neutralitätsgesetzes für undenkbar galt, und trat in der Folge auch den Schengener Abkommen zur Grenzöffnung bei und wurde damit Teil des Schengen-Raums. Dadurch wurde die Grenzkontrolle nun auch für den Personenverkehr abgeschafft, zuerst an Österreichs Grenzen zu Deutschland und Italien (1. Dezember 1997), zehn Jahre später auch an der Grenze zu den Nachbarländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien (21. Dezember 2007).

Innenpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Innenpolitik war vor allem in den 1950er und 1960er Jahren stark von den Folgen der Februarkämpfe 1934 geprägt. So wurde auf eine gleichmäßige Machtverteilung zwischen ÖVP und SPÖ geachtet („Proporz“). Die ÖVP lag bei der Nationalratswahl in Österreich 1959 stimmenmäßig erneut hinter der SPÖ, stellte aber als mandatsstärkste Partei weiterhin den Kanzler. Nachdem 1965 der von der SPÖ ausgeschlossene Innenminister Franz Olah eine eigene Partei (DFP) gegründet und bei der Nationalratswahl 1966 rund 3 % der Stimmen gewonnen hatte, die hauptsächlich von der SPÖ kamen, errang die ÖVP die absolute Mandatsmehrheit. Damit war der Weg für eine ÖVP-Alleinregierung frei. Die Bundesregierung Klaus II regierte bis 1970.

Bruno Kreisky, Bundeskanzler 1970–1983

Am 1. März 1970 gewann die SPÖ unter Bruno Kreisky die Nationalratswahl und bildete mit Duldung der FPÖ, die ihrerseits von einer Wahlrechtsreform profitierte, eine Minderheitsregierung. Mit der vorgezogenen Wahl am 10. Oktober 1971 erlangte die SPÖ eine absolute Stimmen- und Mandatsmehrheit, die bei der Wahl 1975 gehalten und bei der Wahl 1979 sogar noch ausgeweitet wurde. In 13 Jahren Alleinregierung und in den Koalitionen danach konnte die SPÖ ihre Konzepte und Ideen weitgehend verwirklichen und Österreich zu einem sozialen, modernen und wirtschaftlich leistungsstarken Staat ausbauen. Bundeskanzler Kreisky wurde in der Aufbruchsphase der 1970er Jahre für eine ganze Generation zum Symbol der Modernisierung und Weltoffenheit. So schuf er mit Hilfe der absoluten SPÖ-Mehrheit im Nationalrat einen modernen Sozialstaat. Er bekämpfte gleichzeitig die Arbeitslosigkeit; so blieb Österreich in den 1970er Jahren das einzige OECD-Land mit durchgehend positivem Wirtschaftswachstum. Papst Paul VI. nannte Österreich wegen seines inneren Friedens und der stabilen sozialen Verhältnisse eine „Insel der Seligen“. Dafür wurden auch höhere Budgetdefizite und eine steigende Staatsverschuldung in Kauf genommen. Ab 1976 band die Oesterreichische Nationalbank den Kurs des Schilling inoffiziell an die Deutsche Mark, nachdem der Dollarkurs eingebrochen war (Näheres hier).

Weiters wurden wichtige gesellschaftliche Modernisierungsschritte vorgenommen, zum Beispiel die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs (Fristenregelung), Abschaffung der Studiengebühren, Einführung eines Umwelt- und Gesundheitsministeriums, Schaffung der Volksanwaltschaft, Verringerung der Wochenarbeitszeit (40-Stunden-Woche), mehr Mindesturlaub, Einführung des Zivildienstes, die rechtliche Gleichstellung der Frau in der Ehe, der Mutter-Kind-Pass, Schülerfreifahrt und Gratis-Schulbücher sowie Mitbestimmung an Schulen und Universitäten. Des Weiteren vertrat Kreisky eine sehr liberale Einwanderungspolitik, Österreich diente vielen jüdischen Auswanderern aus der Sowjetunion als Durchgangsstation. Das österreichische Strafrecht wurde von Christian Broda modernisiert.

1978 sorgte die Volksabstimmung über das Kernkraftwerk Zwentendorf für Aufregung, die Inbetriebnahme wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die Stimmenverluste der SPÖ bei der Nationalratswahl im April 1983 (Verlust der absoluten Mehrheit) hatten zur Folge, dass Bundeskanzler Kreisky zurücktrat. Die Regierungsgeschäfte übernahm Fred Sinowatz. Es wurde eine „rot-blaue“ (kleine) Koalition (SPÖ/FPÖ) mit Norbert Steger als Vizekanzler geschlossen. Nach der Bundespräsidentenwahl in Österreich 1986, bei der der ÖVP-Kandidat Kurt Waldheim gewählt worden war, trat Sinowatz zurück. Ihm folgte Franz Vranitzky. Wenige Monate später fand die Koalition nach der Wahl Jörg Haiders zum Parteiobmann der FPÖ ein jähes Ende, da der neue SPÖ-Bundeskanzler eine Koalition mit Haider kategorisch ablehnte. Nachdem bei den vorgezogenen Nationalratswahlen 1986 die SPÖ trotz deutlicher Stimmverluste erneut stärkste Partei geworden war – die ÖVP hatte ebenfalls verloren – kam es zu einer Neuauflage der „großen“ Koalition. In den Folgejahren der rot-schwarzen Regierungen unter Franz Vranitzky (1987–1997: II, III, IV, V) und Viktor Klima (1997–2000) verfolgte die Regierung einen Sparkurs zur Überwindung der Wirtschaftskrise, einige Sozialleistungen und Steuern wurden wieder abgeschafft, das Budget unter Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ) teilweise saniert und die Einwanderungsgesetze unter Innenminister Franz Löschnak (SPÖ) schrittweise deutlich verschärft. Die Regierung stand unter Druck der FPÖ, die offensiv eine rechtspopulistische Politik verfolgte. Die FPÖ hatte einen enormen Stimmenzuwachs (von etwa 5 % im Jahr 1983 auf 27 % 1999). 1993 erfolgte der Bruch mit dem liberalen Flügel der Partei: Es entstand als Abspaltung das Liberale Forum (LIF), das bis 1999 im Nationalrat vertreten war.

Eines der wichtigsten österreichischen Themen der 1990er Jahre waren die Jugoslawienkriege. Aufsehen erregten vor allem Schießereien zwischen jugoslawischen Truppen und der slowenischen Territorialverteidigung an der österreichischen Grenze 1991 sowie mehrere Grenzüberschreitungen der jugoslawischen Luftwaffe auf österreichischen Luftraum. Die folgenden Kriege in Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie im Kosovo führten dazu, dass viele Menschen aus diesen Ländern als Flüchtlinge nach Österreich kamen. Österreicher leisteten auch mit Spendenaktionen wie „Nachbar in Not“ und mit Aufbauprojekten während des Krieges und danach Hilfe.

Ein aufsehenerregender rechtsextrem motivierter Kriminalfall erschütterte Österreich für mehrere Jahre: Es waren die Anschläge, die Franz Fuchs im Namen einer „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ verübte. Er führte drei Briefbombenserien durch und legte auch mehrere Rohrbomben, bei denen einige Menschen starben: Beim Anschlag von Oberwart starben vier Roma. Das prominenteste Opfer war Helmut Zilk, der Bürgermeister von Wien, der durch eine Briefbombe schwer verletzt wurde.

Nationale Identität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Folge der jüngeren Geschichte, der Erfahrungen nach dem „Anschluss“, der Verbrechen der Nationalsozialisten und der vollständigen Niederlage des Hitlerreiches im Zweiten Weltkrieg, wandelte sich auch das Verständnis der staatlichen Identität. War das Selbstverständnis und das Verhältnis zum Staat in der Ersten Republik noch in weiten Teilen durch deutschnationale Gedanken geprägt, trat dieser Gedanke nun zunehmend in den Hintergrund. Dieses österreichische Nationalbewusstsein, das sich auch mit einer Abgrenzung zur neuen Bundesrepublik Deutschland verband, hatte allerdings auch zur Folge, dass sich viele Österreicher, „Normalbürger“ wie Politiker, jetzt als erstes Opfer des Nationalsozialismus sehen wollten (auch als „Opferthese“ bezeichnet), obwohl Hitler unter dem Jubel weiter Teile der Bevölkerung den „Anschluss“ herbeigeführt hatte. Die Beteiligung an den nationalsozialistischen Verbrechen wurde deshalb auch lange Zeit kaum aufgearbeitet. Dieser „blinde Fleck“ im Geschichtsbewusstsein fand 1986 in der Waldheim-Affäre im Laufe der Kandidatur Kurt Waldheims zur Bundespräsidentschaft internationale Beachtung. Trotz weltweiter Empörung über Waldheims zunächst verschwiegene SA-Mitgliedschaft bzw. seine Rolle in der Wehrmacht gewann er die Präsidentenwahl im zweiten Wahlgang. Erst unter der Regierung von Bundeskanzler Franz Vranitzky kam es 1991 zu einem ausdrücklichen Bekenntnis zur Mitverantwortung vieler Österreicher an den Verbrechen des Nationalsozialismus.

Österreich in der Europäischen Union (seit 1995)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Design der Euro-Banknoten des Österreichers Robert Kalina
EU-Beitritt 1995 gleichzeitig mit Finnland und Schweden

Nach der Nationalratswahl am 3. Oktober 1999 bildete Wolfgang Schüssel (ÖVP) die Bundesregierung Schüssel I, eine schwarz-blaue Koalition der bürgerlich-konservativen ÖVP mit der rechtspopulistischen FPÖ. Am 4. Februar 2000 reagierten die übrigen 14 EU-Staaten mit sogenannten „Sanktionen“, dem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen. Insbesondere die damalige französische Regierung (Kabinett Jospin) und die belgische Regierung erklärten diese Maßnahmen als Zeichen gegen den Rechtspopulismus in Europa. Sie wurden aufgrund des „Weisenberichts“ wieder aufgehoben, da schnell klar war, dass Bürgerrechte in Österreich durch die neue Regierung nicht eingeschränkt würden. Der Versuch, aus dem Ausland politischen Druck auf Österreich auszuüben, hatte die ÖVP-FPÖ-Regierung eher gestärkt, da diese innenpolitisch patriotische Gefühle ansprechen konnte.

Am 1. Jänner 1999 wurde in Österreich die neue EU-Währung Euro als Buchgeld eingeführt, ab 1. Jänner 2002 löste der Euro auch als Zahlungsmittel die Schillingwährung ab. Das Parlament ratifizierte am 11. Mai 2005 die später am „Nein“ Frankreichs und der Niederlande gescheiterte EU-Verfassung. Österreich unterstützte die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU. 2008 beteiligte sich Österreich an EUFOR Tchad/RCA, einer militärischen EU-Mission im Tschad.

Österreich hält auch nach dem Ende der Sowjetunion an der Neutralität fest, trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gibt es keine Pläne, wie andere ehemals neutrale Staaten der NATO beizutreten. 2018 erreichten die Beziehungen zur Russischen Föderation einen Höhepunkt als der 1968 mit der Sowjetunion geschlossene Gasliefervertrag mit der Russischen Föderation verlängert wurde, und damit Österreich in starke Abhängigkeit durch vertragliche Bindungen gebracht wurde. Pointiert wurde dieser Höhepunkt der Beziehungen durch den Besuch von Wladimir Putin bei der Hochzeit von der damaligen Außenministerin Karin Kneissl, der ÖVP-FPÖ Koalition unter Sebastian Kurz.[22][23] Den Wirtschaftssanktionen gegen Russland im Zuge des Krieges gegen die Ukraine schloss man sich aber an.

Wladimir Putin auf der Hochzeit von Karin Kneissl (2018)

Innenpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem bei der Nationalratswahl am 3. Oktober 1999 die SPÖ schwere Verluste hinnehmen musste – jedoch stärkste Partei blieb – und die ÖVP, bei geringeren Verlusten, hinsichtlich der Stimmenzahl knapp hinter die FPÖ zurückgefallen war, scheiterten langwierige Koalitionsgespräche der bisherigen Regierung im Jänner 2000. Nach 13 Jahren Großer Koalition (1987–2000) einigten sich ÖVP und FPÖ gegen den Willen von Bundespräsident Thomas Klestil auf eine Koalition unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, auf die – wegen der FPÖ-Beteiligung – große Teile der österreichischen Bevölkerung mit Empörung reagierten und gegen die es zeitweilig regelmäßig „Donnerstagsdemonstrationen“ gab. Unter dieser Koalition wurde der Liberalisierungs- und Sparkurs der SPÖ/ÖVP-Koalition fortgeführt.

Ein innerparteilicher Bruch in der FPÖ (Knittelfelder FPÖ-Versammlung 2002) nach enttäuschenden Regionalwahlergebnissen und zunehmender Unzufriedenheit Jörg Haiders mit den eigenen Regierungsmitgliedern führte zum Rücktritt eines Großteils der FPÖ-Minister und in der Folge zu einer vorgezogenen Neuwahl im November 2002. Bei dieser steigerte die ÖVP ihren Stimmenanteil von 26,9 auf 42,3 Prozent und wurde erstmals seit 1966 wieder stimmenstärkste Partei, während die FPÖ von 26,9 auf 10,0 Prozent Stimmenanteil abrutschte (SPÖ: 36,5 %, Grüne: 9,5 %). Erneut kam es zur Bildung einer „schwarz-blauen“ Koalition.

Im April 2005 traten durch ein erneutes Zerwürfnis innerhalb der FPÖ die bisherigen Regierungsmitglieder und ein Großteil der Parlamentarier der FPÖ aus der Partei aus und einem vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider neu gegründeten „Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ) bei. Die Regierungsarbeit wurde in einer „schwarz-orangen“ Koalition fortgesetzt.

Nach der Nationalratswahl am 1. Oktober 2006, in der die SPÖ nach massiven ÖVP-Verlusten eine relative Mehrheit erreichte, wurde im Jänner 2007 eine Große Koalition unter Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) gebildet. Diese Regierung hielt aber, nicht zuletzt aufgrund des wechselseitigen Misstrauens, nur etwa anderthalb Jahre. Aus den Neuwahlen am 28. September 2008 ging die SPÖ trotz kräftiger Verluste als stimmenstärkste Partei hervor. Die ÖVP verlor massiv, FPÖ und BZÖ erzielten starke Gewinne, die Grünen stagnierten. Bundespräsident Heinz Fischer erteilte dem neuen Bundesparteivorsitzenden der SPÖ, Werner Faymann, den Regierungsbildungsauftrag. Am 23. November 2008 erklärten Werner Faymann und der neue geschäftsführende Bundesparteivorsitzende der ÖVP, Josef Pröll, dass sie sich auf eine erneute Große Koalition mit Werner Faymann als Bundeskanzler geeinigt hätten.[24] 2011 folgte Michael Spindelegger auf Pröll.

Bei der Nationalratswahl 2013 (die Legislaturperiode war 2007 auf fünf Jahre verlängert worden) konnten die beiden Koalitionsparteien trotz Stimmenverlusten erneut eine knappe absolute Mehrheit erzielen, woraufhin die Koalition fortgeführt wurde. Im August 2014 folgte Reinhold Mitterlehner Michael Spindelegger als Vizekanzler.

2015 wurde Österreich Durchreise- und teilweise auch Zielland für hunderttausende Flüchtlinge (vor allem aus Syrien) und Migranten, die über die sogenannte Balkanroute nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen versuchten (Flüchtlingskrise in Europa 2015/2016).

Im Mai 2016 trat Faymann nach einem sehr schwachen Ergebnis (11,2 %) des SPÖ-Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl Rudolf Hundstorfer und nach innerparteilicher Kritik als Parteivorsitzender und Bundeskanzler zurück. In beiden Funktionen folgte ihm der Vorstandsvorsitzende der ÖBB, Christian Kern. Die Bundespräsidentenstichwahl gewann zunächst mit knappem Vorsprung der ehemalige Parteivorsitzende der Grünen Alexander Van der Bellen gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer. Nach einer Wahlanfechtung der FPÖ erklärte der Verfassungsgerichtshof am 1. Juli 2016 die Stichwahl wegen gravierender Unregelmäßigkeiten und dadurch möglicher Manipulationen bei der Auszählung der Briefwahlstimmen für ungültig. Der zweite Wahlgang musste daher in ganz Österreich wiederholt werden. Van der Bellen erhielt dabei 53,79 % der Stimmen und wurde am 26. Jänner 2017 als Bundespräsident angelobt.

Nach einem Wechsel an der Spitze der ÖVP im Mai 2017 sprach sich der neue Vorsitzende Sebastian Kurz gegen eine Fortführung der Regierungskoalition mit der SPÖ aus, worauf vorgezogene Neuwahlen für den 15. Oktober festgelegt wurden, bei denen die ÖVP zur stärksten Partei wurde, während die Grünen nach 31 Jahren aus dem Nationalrat ausschieden. Im weiteren Verlauf wurde eine türkis-blaue Regierung unter Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache gebildet und im Dezember desselben Jahres angelobt. Die Koalition zerbrach im Mai 2019 im Zuge der sogenannten „Ibiza-Affäre“ um Strache, woraufhin am 29. September 2019 erneut eine vorgezogene Nationalratswahl stattfand, bei der die ÖVP ihre Mehrheit weiter ausbauen konnte, während FPÖ und SPÖ Verluste hinnehmen mussten. Die Grünen konnten hingegen wieder in den Nationalrat einziehen und bildeten am 7. Jänner 2020 zusammen mit der ÖVP die erste Schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene, die Bundesregierung Kurz II.

Die weltweite COVID-19-Pandemie traf 2020 auch Österreich und ließ die Arbeitslosigkeit im April 2020 auf einen Höchststand von 588.000 Menschen ansteigen.[25] Die Wirtschaft erlitt große Verluste und verzeichnete im Lauf des Jahres den stärksten Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg.[26]

Am 9. Oktober 2021 trat Regierungschef Kurz in Folge der ÖVP-Korruptionsaffäre zurück[27]. Sein Nachfolger im Amt wurde am 11. Oktober 2021 zunächst Alexander Schallenberg[28], am 6. Dezember 2021 Karl Nehammer.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ÖsterreichÖsterreichBesetztes NachkriegsösterreichÖsterreich in der Zeit des NationalsozialismusStändestaatÖsterreichDeutschösterreichÖsterreich-UngarnKaisertum Österreich
0000Die Jahre 1918 bis 1920 sind in verfassungsrechtlicher Hinsicht
0000eine bedeutende Zäsur: Die konstitutionelle Monarchie
0000Österreich-Ungarn wird zur „Republik Österreich“.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard und Maria Bamberger, Ernst Bruckmüller, Karl Gutkas (Hrsg.): Österreich-Lexikon. Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, Wien 2004, ISBN 3-85498-385-9.
  • Heinrich Benedikt (Hrsg.): Geschichte der Republik Österreich. Oldenbourg, München 1954.
  • Peter Berger: Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert. 2. verb. Auflage. Facultas Universitätsverlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7089-0354-5.
  • Wilhelm Brauneder, Lothar Höbelt (Hrsg.): Sacrum Imperium. Das Reich und Österreich 996–1806. Amalthea, Wien 1996, ISBN 3-85002-390-7.
  • Ernst Bruckmüller: Sozialgeschichte Österreichs. 2. Auflage. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2001, ISBN 3-7028-0361-0.
  • Ernst Bruckmüller: Österreichische Geschichte. Von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Böhlau, Wien 2019, ISBN 978-3-205-20871-6.
  • Herwig Friesinger, Georg Scheibelreiter, Alois Stuppner, Erik Szameit: Österreich. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 21, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017272-0, S. 615–634.
  • Pieter M. Judson: Habsburg. Geschichte eines Imperiums. C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70653-0.
  • Stefan Karner, Lorenz Mikoletzky (Hrsg.): Österreich. 90 Jahre Republik. Beitragsband der Ausstellung im Parlament. Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7065-4664-5.
  • Walter Kleindel (Hrsg.): Die Chronik Österreichs. 4., ergänzte und aktualisierte Auflage. Bertelsmann Lexikon Institut, 1999.
  • Helmut Konrad, Wolfgang Maderthaner (Hrsg.): Das Werden der Ersten Republik. … der Rest ist Österreich. Wien 2008, ISBN 978-3-9502631-0-7.
  • Manfred Scheuch: Österreich im 20. Jahrhundert (Von der Monarchie zur Zweiten Republik). Verlag Christian Brandstätter, Wien 2000, ISBN 3-85498-029-9.
  • Gerald Stieg: Sein oder Schein. Die Österreich-Idee von Maria Theresia bis zum Anschluss. Böhlau Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-205-20289-9.
  • Stephan Vajda: Felix Austria (Eine Geschichte Österreichs). Ueberreuter, Wien u. a. 1980.
  • Karl Vocelka: Geschichte Österreichs (Kultur – Gesellschaft – Politik). Verlag Styria, Graz/ Wien/ Köln 2002, ISBN 3-453-21622-9.
  • Thomas Winkelbauer (Hrsg.): Geschichte Österreichs. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-15-011088-1.
  • Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte. Wien 1994 ff.:
    • Bis 15 v. Chr.: Otto H. Urban: Der lange Weg zur Geschichte. Die Urgeschichte Österreichs. Wien 2000.
    • 15 v. Chr. – 378 n. Chr.: Verena Gassner, Sonja Jilek, Sabine Ladstätter: Am Rande des Reiches. Die Römer in Österreich. Wien 2002.
    • 378–907: Herwig Wolfram: Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung. Wien 1995.
    • 907–1156: Karl Brunner: Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert. Wien 1994.
    • 1122–1278: Heinz Dopsch, Karl Brunner, Maximilian Weltin: Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Mittelalter. Wien 1999.
    • 1278–1411: Alois Niederstätter: Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Wien 2001.
    • 1400–1522: Alois Niederstätter: Das Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Wien 1996.
    • 1522–1699: Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. 2 Teilbände. Wien 2003.
    • 1699–1815: Karl Vocelka: Glanz und Untergang der höfischen Welt. Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen Vielvölkerstaat. Wien 2001.
    • 1804–1914: Helmut Rumpler: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie. Wien 1997.
    • 1890–1990: Ernst Hanisch: Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert. Wien 1994.
    • Roman Sandgruber: Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien 1995.
    • Rudolf Leeb, Maximilian Liebmann, Georg Scheibelreiter, Peter Tropper: Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart. Wien 2003.
    • Eveline Brugger, Martha Keil, Albert Lichtblau, Christoph Lind, Barbara Staudinger: Geschichte der Juden in Österreich. Wien 2006.
  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 7. Auflage. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1984, ISBN 3-7028-0222-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Geschichte Österreichs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jan A. van Houtte (Hrsg.): Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Mittelalter. (= Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Band 2) Klett-Cotta, Stuttgart 1980, ISBN 3-12-904740-9, S. 617 ff.
  2. W. Fritze: Zur Bedeutung der Awaren für die Slawische Ausdehnungsbewegung im frühen Mittelalter. Marburg 1980, S. 536 ff.
  3. W. H. Fritze: Untersuchungen zur Frühslawischen und Frühfränkischen Geschichte bis ins 7. Jahrhundert. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3). Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Band 581, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-631-46669-2, S. ?.
  4. Herwig Wolfram: Der Raum der Güssinger Herrschaft in der Karolingerzeit. In: Die Güssinger. Ergebnisse der Symposien im Rahmen der „Schlaininger Gespräche“ 1986/1987. Hrsg. Burgenländisches Landesmuseum Eisenstadt, Eisenstadt 1989, S. ?.
  5. Johannes Gießauf: Herzog Friedrich II. von Österreich und die Mongolengefahr 1241/42. In: Herwig Ebner (Hrsg.): Forschungen zur Geschichte des Alpen-Adria-Raumes. Festgabe für em.o.Univ.-Prof. Dr. Othmar Pickl zum 70. Geburtstag. Graz 1997, S. 173–199.
  6. Arno Herzig: Der Zwang zum wahren Glauben. Rekatholisierung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000 (Sammlung Vandenhoeck), ISBN 3-525-01384-1.
  7. Heinrich Best und Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste-Verlag, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3.
  8. Rainer Koch (Hrsg.): Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Ein Handlexikon der Abgeordneten der deutschen verfassungsgebenden Reichs-Versammlung. Kunz, Kelkheim 1989, ISBN 3-923420-10-2.
  9. Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918–1938. Bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1996, ISBN 3-486-56166-9, S. 30.
  10. Manfried Rauchensteiner: Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger Monarchie. Böhlau, Wien 2013, S. 1051 f.
  11. Der neue Schilling stoppt die Inflation.
  12. Kredit oder Untergang: Als Österreich vor der Pleite stand.
  13. Foto des Plakats von Karl Kraus Eintrag auf der Webseite austria-forum.org. Abgerufen am 19. Mai 2021.
  14. BGBl 1933/200 vom 30. Mai 1933. In: Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, Jahrgang 1933, S. 526 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bgb
    Verordnung der Bundesregierung vom 26. Mai 1933, womit der Kommunistischen Partei jede Betätigung in Österreich verboten wird.
  15. BGBl 1933/240 vom 20. Juni 1933. In: Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, Jahrgang 1933, S. 569 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bgb
    Verordnung der Bundesregierung vom 19. Juni 1933, womit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) und dem Steirischen Heimatschutz (Führung Kammerhofer) jede Betätigung in Österreich verboten wird.
  16. John Gunther: The Lost City. Deutsch: Die verlorene Stadt. Molden, Wien 1964; Roman über Wien im Bürgerkrieg 1934.
  17. So zum Beispiel Gerald Stourzh: 1945 und 1955: Schlüsseljahre der Zweiten Republik. Studien-Verlag, Innsbruck 2005, ISBN 3-7065-4160-2, S. 53.
  18. Emmerich Tálos, Walter Manoschek: Politische Struktur des Austrofaschismus (1934–1938). In: Emmerich Tálos, Wolfgang Neugebauer: „Austrofaschismus“, Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934–1938. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien ²1984, ISBN 3-900351-30-9, S. 95.
  19. Norbert Schausberger: Der Griff nach Österreich. Der Anschluß. Jugend und Volk, Wien/München 1978, ISBN 3-7141-6532-0, S. 293.
  20. Hans Safrian: Beschleunigung der Beraubung und Vertreibung. Zur Bedeutung des „Wiener Modells“ für die antijüdische Politik des „Dritten Reiches“ im Jahr 1938. In: Jürgen Lillteicher, Constantin Goschler (Hrsg.): Arisierung und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums in Deutschland und Österreich nach 1945 und 1989. Wallstein, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-495-1, S. 61–89, hier S. 66 f.
  21. Josef Goldberger/ Cornelia Sulzbacher – Der Lagerkomplex Mauthausen-Gusen, abgerufen am 18. März 2024
  22. Der teils lukrative Draht heimischer Ex-Politiker nach Moskau. In: DER STANDARD. 22. Februar 2022, abgerufen am 19. Februar 2024.
  23. Kommt die OMV aus den Verträgen mit Russland wirklich nicht heraus? In: DER STANDARD. 5. März 2023, abgerufen am 19. Februar 2024.
  24. NZZ: SPÖ und ÖVP einigen sich auf grosse Koalition in Österreich – Werner Faymann wird neuer Bundeskanzler, 23. November 2008.
  25. Ende Juni 139.300 Arbeitslose mehr als im Vorjahr in orf.at, Artikel vom 1. Juli 2020, abgerufen am 28. September 2020.
  26. Größter Wirtschaftseinbruch seit Zweitem Weltkrieg Artikel vom 28. September 2020 auf der Webseite orf.at. Abgerufen am 28. September 2020.
  27. Stephan Löwenstein, Wien: Inseratenaffäre in Österreich: Sebastian Kurz tritt als Bundeskanzler zurück. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. Oktober 2021]).
  28. tagesschau.de: Schallenberg als neuer Kanzler Österreichs vereidigt. Abgerufen am 11. Oktober 2021.