Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

„Messer“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Artikel ist lesenswert
Wildalfred (Diskussion | Beiträge)
→‎Aufbau: Klammerung berichtigt
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
 
(544 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Begriffsklärungshinweis}}
{{Dieser Artikel|befasst sich mit dem [[Werkzeug]] Messer, andere Bedeutungen unter [[Messer (Begriffsklärung)]].}}
[[Datei:Gebel el-Arak knife mp3h8783-black.jpg|mini|[[Messer vom Gebel el-Arak]], ein Prunkmesser der ägyptischen [[Prädynastik (Ägypten)|Prädynastik]] um 3300–3200 v. Chr.]]


Das '''Messer''' zählt zu den wichtigsten Instrumenten, [[Kult]]symbolen, [[Ritual]]- und handwerklichen Gegenständen. Es ist ein [[Arbeitsgerät]], das als Schneidwerkzeug dient und mit einer [[Klinge]] sowie einem Griffteil ([[Heft (Griffstück)|Heft]]) versehen ist. Ursprünglich ein von seiner Funktionalität beherrschter Gebrauchsgegenstand, war das Messer [[Werkzeug]], [[Haushaltsgerät]] und [[Waffe]] in einem, wurde ab dem 18. Jahrhundert zum wichtigsten Teil des [[Essbesteck]]s und entwickelte sich im Laufe der Zeit zusätzlich zum [[Schmuck]]- und [[Kunst]]gegenstand sowie Tauschobjekt und sogar Zahlungsmittel. Bei Ausgrabungen wurden Messer vor allem an Orten der Nahrungszubereitung gefunden. Es gehört zu den wenigen Objekten, die weltweit in allen Kulturen des [[Mensch|Homo sapiens]] vorkommen.
Das '''Messer''' ist ein Mehrzweckwerkzeug, das zum Schneiden, Stechen, Hauen oder Hacken dient und aus einer [[Klinge]] sowie einem Griff ([[Heft (Griffstück)|Heft]]) besteht. Es zählt zu den wichtigsten Werkzeugen des Menschen. Ursprünglich war das Messer Werkzeug und [[Waffe]] in einem. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zusätzlich zum Kunst-, Ritual- und Schmuckgegenstand und sogar zum Zahlungsmittel. Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Messer zum Teil des [[Essbesteck]]s. Es gehört zu den wenigen Objekten, die weltweit in allen Kulturen des Menschen vorkommen.


Die Gesamtheit der Messer wird zu den [[Schneidwerkzeug]]en gezählt, also neben jenen für Haushalt, Landwirtschaft und technische Anforderungen ebenfalls solche des persönlichen Gebrauchs sowie einige [[Chirurgie|chirurgische]] Instrumente. Daneben werden [[Machete]]n, [[Großes Messer|Große Messer]] und [[Hirschfänger]] zu den Messern gezählt. Von [[Dolch]]en grenzen sie sich durch ihre einschneidige Klinge ab, von [[Schwert]]ern und [[Säbel]]n durch ihre kürzeren Klingen und von [[Stangenwaffe]]n wie [[Speer]]en, [[Lanze]]n und [[Spieß]]en wegen ihres kürzeren Griffs.
Die Gesamtheit der Messer wird zu den [[Schneidwerkzeug]]en gezählt. Außer in Haushalt, Landwirtschaft und Technik dienen sie zum persönlichen Gebrauch. Auch einige [[Chirurgie|chirurgische]] Instrumente zählen dazu. Zur Gruppe der Messer zählen auch [[Machete]]n, [[Großes Messer|große Messer]] und [[Hirschfänger]]. Von [[Dolch]]en grenzen sie sich durch ihre einschneidige Klinge ab, von [[Schwert]]ern und [[Säbel]]n durch ihre kürzere Klinge und von [[Stangenwaffe]]n wie [[Speer]]en, [[Lanze]]n und [[Spieß]]en durch ihren kürzeren Griff.


Von jeher haben die Menschen jenen Gegenständen besondere Aufmerksamkeit gewidmet, die mit ihren Grundbedürfnissen verbunden sind. So besonders dem Messer, das sich zwar im Laufe der Geschichte in seinem Aufbau kaum veränderte, doch in Material, Form und Art von Klinge, Griff und Verzierungen je nach geschichtlicher Epoche, Herkunft und Nutzungsart variierte. Wegen seiner Nützlichkeit ist das Messer für die unterschiedlichen Gebrauchssituationen zu jeder Zeit und an jedem Ort vorhanden und bildete folgerichtig eine besondere Vielzahl von Variationen heraus (siehe: [[Liste der Messerarten]]).
Der [[#Aufbau|Aufbau des Messers]] veränderte sich zwar im Laufe der Geschichte kaum, doch Material, Form und Art von Klinge, Griff und Verzierungen variierten je nach geschichtlicher Epoche, Herkunft und Nutzungsart. Wegen seiner Nützlichkeit ist das Messer für die unterschiedlichen Gebrauchssituationen zu jeder Zeit und an jedem Ort vorhanden und bildete eine besondere Vielzahl von Variationen heraus.
[[Bild:Messer1.jpg|400px|right|thumb|Private Messersammlung]]


== Etymologie ==
== Etymologie ==
[[Bild:Knife.jpg|250px|right|thumb|Klassisches nordisches Messer]]
[[Datei:Knife.jpg|hochkant=1.5|mini|Klassisches nordisches Messer]]
Das Wort Messer leitet sich vom westgermanischen ''matizsahsa'' her. Versteckt ist darin die alte indogermanische Wortwurzel ''sax'', etwa lateinisch ''saxum'' und italienisch ''sasso'', was ursprünglich Felsen oder Stein bedeutet und so direkt zu den urzeitlichen Wurzeln des Arbeitsgeräts hinführt, stellt sie doch eine Erinnerung an die kulturellen Verhältnisse der Steinzeit dar – ebenso wie das westgermanische ''Hammer'' gleichfalls die Bedeutung ''Fels'' besitzt.<ref>Adolf Bach: ''Die Geschichte der deutschen Sprache'', S. 37</ref> Zum Stichwort „Sachs“ schreibt das ''Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache''
:''[…] aus g* ''sahsa'' Messer, Kurzschwert, auch in anord. ''sax'', ae. ''seax'', afr. ''sax''. Zu der Wurzel (ig.) *''sek''- «schneiden», zu der auch «Säge», «Sense» und «Sichel» gehören. Formell entspricht l. ''saxum'' «Fels» als «das Schneidende, Kantige». Der zugrunde liegende ''s''-Stamm ist auch in l. ''s(a)cena'' f. „Haue des Pontifex“ (aus *saces) und vermutlich in «Sense» verbaut. Verdunkelt ist ''Sachs'' als zweiter Bestandteil von → ''Messer''.<ref>Kluge, Seebold: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', S. 778 </ref>


Das Wort „Messer“ leitet sich vom westgermanischen ''matizsahsa'' her, in dem die alte indogermanische Wortwurzel ''sax'', etwa lateinisch ''saxum'' und italienisch ''sasso'' versteckt ist, was ursprünglich Felsen oder Stein bedeutet. Somit führt die Bezeichnung direkt zu den urzeitlichen Wurzeln des Arbeitsgeräts, stellt es doch eine Erinnerung an die kulturellen Verhältnisse der Steinzeit dar – ebenso wie das westgermanische ''Hammer'' gleichzeitig die Bedeutung ''Fels'' hat.<ref>[[Adolf Bach]]: ''Die Geschichte der deutschen Sprache.'' S. 37.</ref> Zum Stichwort „Sachs“ schreibt das ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache|Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache]]'':
Die Wortwurzel ''sahs'' lebt also verhüllt im deutschen Wort ''Messer'' weiter, das sich aus dem althochdeutschen ''mezzir'' oder ''mazsahs'' entwickelte, das so viel wie „Speiseschwert“ bedeutete.<ref>Heinrich Beck (Hsg.): ''Lexikon der germanischen Altertumskunde'', S. 539</ref>

{{Zitat|[…] aus [[Urgermanisch|g.]] *''sahsa'' Messer, Kurzschwert, auch in [[Altnordische Sprache|anord.]] ''sax'', [[Altenglische Sprache|ae.]] ''seax'', [[Altfriesische Sprache|afr.]] ''sax''. Zu der [[Wurzel (Linguistik)|Wurzel]] ([[Indogermanische Ursprache|ig.]]) *''sek''- „schneiden“, zu der auch „Säge“, „Sense“ und „Sichel“ gehören. Formell entspricht [[Latein|l.]] ''saxum'' „Fels“ als „das Schneidende, Kantige“. Der zugrunde liegende ''s''-Stamm ist auch in [[Latein|l.]] ''s(a)cena'' [[Genus|f.]] „Haue des [[Pontifex]]“ (aus *saces) und vermutlich in „Sense“ verbaut. Verdunkelt ist ''Sachs'' als zweiter Bestandteil von → ''Messer''.|ref=<ref>[[Friedrich Kluge|Kluge]], Seebold: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' S. 778.</ref>}}

Die Wortwurzel ''sahs'' lebt verhüllt im deutschen Wort ''Messer'' weiter, das sich aus dem [[althochdeutsch]]en ''mezzir'' oder ''mazsahs'' entwickelte, was so viel wie „Speiseschwert“ (vgl. althochdeutsch ''maz'' = Speise) bedeutet.<ref>Heinrich Beck (Hrsg.): ''Lexikon der germanischen Altertumskunde.'' S. 539.</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Zur Griffgestaltung siehe: [[Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)]]
[[Bild:Canto tallado 1-Guelmim-Es Semara.jpg|thumb|150px|[[Pebble Tools|Pebble Tool]]]]
[[Bild:NOR1521.JPG|thumb|[[Faustkeil]]e]]
[[Bild:Artifacts (front).jpg|thumb|Mesoamerikanische Schaber und Pfeilspitzen]]
[[Bild:Gebel el-Arak knife mp3h8783.jpg|thumb|100px|Messer vom Gebel el-Arak, ein Prunkmesser der [[Prädynastik (Ägypten)|Prädynastik]] um 3300-3200 v. Chr.]]
Seit der [[Altsteinzeit]] benutzt der Mensch scharfe Klingen, zuerst aus Stein, vereinzelt aus Holz, Knochen und anderen harten Materialien. Die ersten Messer erlaubten es dem ursprünglichen Pflanzenfresser, dem die starken Krallen und scharfen Zähne der Raubtiere fehlten, sich nach anderen Nahrungsquellen umzusehen und beispielsweise Aas zu verwerten, obwohl sein Gebiss nicht zum Zerreißen von Fleisch geeignet war.


[[Datei:CeremonialFlintKnife Djer mod noBG.jpg|mini|links|Ägyptisches Ritualmesser für den Opferdienst, ca. 3000 v. Chr.]]
Das Messer war von der Vorgeschichte ab ein persönliches Universalwerkzeug. Es wurde gleichermaßen von Frauen und Männern aus adligem, bürgerlichem und bäuerlichem Umfeld meist am Gürtel getragen, zählte als Kleidungsbestandteil und hatte – was die Messer mit zweischneidigen Klingen betrifft – als Dolch mit Doppelfunktion teilweise den Charakter eines Standeszeichens.<ref>Heinz Knorr: ''Messer und Dolch. Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftskritischer Sicht.'' Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 1971 Bd. 6, S. 129-132</ref>
[[Datei:Canto tallado 1-Guelmim-Es Semara.jpg|mini|hochkant|[[Geröllgerät]]]]


Seit der [[Altsteinzeit]] benutzt der Mensch scharfe Klingen, zuerst aus Stein, vereinzelt aus Holz, Knochen und anderen harten Materialien. Sie halfen dem Menschen, andere Nahrungsquellen zu erschließen und beispielsweise Aas zu verwerten, da sein Gebiss nicht zum Zerreißen von Fleisch ausgelegt war. Das Messer war seit der Vorgeschichte ein persönliches Universalwerkzeug. Es wurde gleichermaßen von Frauen und Männern aus adligem, bürgerlichem und bäuerlichem Umfeld meist am Gürtel getragen, zählte als Kleidungsbestandteil und hatte&nbsp;– was die Messer mit zweischneidigen Klingen betrifft –&nbsp;als Dolch mit Doppelfunktion teilweise den Charakter eines Standeszeichens.<ref>Heinz Knorr: ''Messer und Dolch. Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftskritischer Sicht.'' Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, 1971, Band 6, S.&nbsp;129–132.</ref>
Fortschreitende [[Innovation]]en verhalfen dem Mensch, Metalle zu gewinnen, so dass die Klingenherstellung zuerst aus [[Bronze]] und später aus [[Eisen]] beziehungsweise [[Stahl]] erfolgte. Das Messer (wie seine verlängerte Form, das [[Schwert]]) umgab schon immer ein Hauch von [[Mystik]] was zu schmuckvoll gestalteten Ritual- und [[Zeremonie]]nmessern führte. Die Messerherstellung wurde zunächst von der Funktionalität des Messers als Gebrauchsgegenstand bestimmt. Zu einer späteren Zeit erhielt die Metalltechnik künstlerischen Wert, der sich erst in der Qualität (Zusammensetzung, Härte, Formbarkeit) der Metalle ausdrückte und wiederum später den dekorativen Effekt (Glanz, unterschiedliche Farbgestaltung) sowie den Wert der Metalle (neben Bronze beziehungsweise Eisen für die Klinge die Verwendung von Gold, Silber, Edelsteinen und die Anfertigung kostbarer Einlegearbeiten und Gravuren) umfasste.


Fortschreitende [[Innovation]]en verhalfen dem Menschen, Metalle zu gewinnen, sodass er Klingen zuerst aus [[Bronze]] und später aus [[Eisen]] beziehungsweise [[Stahl]] herstellen konnte. Die Herstellung wurde zunächst von der Funktionalität des Messers als Gebrauchsgegenstand bestimmt. Zu einer späteren Zeit erhielt es einen künstlerischen Wert, der Glanz, unterschiedliche Farbgestaltung der Klinge, Verwendung von Gold, Silber, Edelsteinen und die Anfertigung kostbarer Einlegearbeiten und Gravuren umfasste. Das Messer (wie seine verlängerte Form, das [[Schwert]]) umgab schon immer ein Hauch von [[Mystik]], was zu schmuckvoll gestalteten Ritual- und [[Zeremonie]]nmessern führte.
Wandel und Entwicklung, denen das Messer in seinen Funktionsspektren vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit unterworfen war, werden grob in
* frühgeschichtliche Messer mit Waffencharakter,
* mittelalterliche Mehrzweckmesser und
* frühneuzeitliche Tafelmesser
unterteilt.<ref>Gerhard F. W. Holtmann: ''Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern.'' S. 541</ref> Erst im 15.&nbsp;Jahrhundert kam es zur Trennung von Messern und messerartigen [[Waffe]]n. In den [[Jagdbesteck]]en des Adels hat sich diese Doppelfunktion bis in das 18.&nbsp;Jahrhundert erhalten<ref>Hanns-Ulrich Haedeke: ''Schmuck aus drei Jahrtausenden.'' 1981, S. 28 </ref>, wobei sich eine klare Trennung schon aus der Tatsache heraus nicht herbeiführen lässt, dass jedes Messer jeder Funktion und Epoche gleichermaßen zur Waffe werden kann.


Wandel und Entwicklung, denen das Messer in seinen Funktionsspektren vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit unterworfen war, werden grob in
=== Steinzeit ===
* frühgeschichtliche Messer mit Waffencharakter
Vor mehr als zweieinhalb Millionen Jahren stellte [[Homo habilis]], der Urahn des heutigen Menschen, die ersten rudimentären Werkzeuge her.<ref>Ernst Probst: ''Rekorde der Urzeit.'' Goldmann-Verlag 1996. ISBN 3442126991.</ref> Er schlug sich aus geeigneten [[Stein]]en primitive, aber funktionale Schlag-, Schneide- und Schabewerkzeuge zurecht, die in der Archäologie nach ihrem ersten Fundort, der [[Olduvai-Schlucht]] in [[Tansania]], als [[Oldowan]] oder allgemein als [[Pebble Tools]] bezeichnet werden. Er verwendete dabei mehr oder minder eckige Felsgesteinsstücke als Rohstoff für Werkzeuge.<ref>Gabriella Brusa-Zappellini: ''Lo stregone danzante.'' Coopli, Mailand 1996, zitiert in Gabriele Mandel (Hsg.): ''Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur.''</ref> Kaum jünger, rund zwei Millionen Jahre alt, sind die [[Chopper (Archäologie)|Chopper]] genannten Werkzeuge, die bereits das Aufspalten massiver Knochen ermöglichten, um an das fettreiche und nahrhafte [[Mark (Lebensmittel)|Mark]] erlegter Tiere zu gelangen.
* mittelalterliche Mehrzweckmesser
* frühneuzeitliche Tafelmesser
unterteilt.<ref>Gerhard F. W. Holtmann: ''Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern.'' S. 541.</ref> Erst im 15.&nbsp;Jahrhundert kam es zur Trennung von Messern und messerartigen [[Waffe]]n. In den [[Jagdbesteck]]en des Adels hat sich diese Doppelfunktion bis in das 18.&nbsp;Jahrhundert erhalten,<ref>Hanns-Ulrich Haedeke: ''Schmuck aus drei Jahrtausenden.'' 1981, S. 28.</ref> wobei sich eine klare Trennung schon aus der Tatsache heraus nicht herbeiführen lässt, dass jedes Messer jeder Funktion und Epoche gleichermaßen zur Waffe werden kann.


=== Steinzeit ===
Die Weiterentwicklung der Chopper waren für die Altsteinzeit typische so genannte [[Chopping Tool]]s. Sie stellen eine Weiterentwicklung der Chopper dar und weisen im Gegensatz zu diesen eine zweiseitig bearbeitete Schneide auf. Sie wurden vor rund eineinhalb Millionen Jahren gefolgt vom [[Faustkeil]], einem zweiseitig bearbeiteten, mandelförmig ausgebildeten Steingerät, dessen runder Basis eine spitz zugerichtete Seite gegenüber lag. Sie waren 15 bis 30 Zentimeter lang, von 40&nbsp;Gramm bis zu einem Kilogramm schwer. Wegen ihrer vielseitigen Funktionsweise werden sie als [[Schweizer Messer]] der [[Steinzeit]] bezeichnet, das bis ins späte [[Mittelpaläolithikum]] vorkam. Wahrscheinlich erfüllten die Faustkeile zahlreiche Funktionen wie Hacken, [[Trennen|Schneiden]], [[Schaben (Verfahren)|Schaben]], Schlagen und Werfen.
[[Datei:NOR1521.JPG|mini|hochkant|[[Faustkeil]]e]]
[[Datei:Kniv av flinta 11999 f.Kr. - 4000 f.Kr. i Balltorp, Västra Götaland.jpg|mini|Feuersteinmesser von Västra Balltorp]]
Vor mehr als zweieinhalb Millionen Jahren stellte [[Homo habilis]], der Urahn des heutigen Menschen, die ersten primitiven Werkzeuge her.<ref>Ernst Probst: ''Rekorde der Urzeit.'' Goldmann-Verlag, 1996, ISBN 3-442-12699-1.</ref> Er schlug sich aus geeigneten [[Stein]]en funktionale Schlag-, Schneide- und Schabwerkzeuge, die in der Archäologie nach ihrem ersten Fundort, der [[Olduvai-Schlucht]] in [[Tansania]], als [[Oldowan]] oder allgemein als [[Geröllgerät]]e bezeichnet werden. Er verwendete dabei mehr oder minder eckige Felsstücke als Rohstoff.<ref>Gabriella Brusa-Zappellini: ''Lo stregone danzante.'' Coopli, Mailand 1996, zitiert in Gabriele Mandel (Hrsg.): ''Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur.''</ref> Rund zwei Millionen Jahre alt, sind die [[Chopper (Archäologie)|Chopper]] genannten Werkzeuge, die bereits das Aufspalten massiver Knochen ermöglichten, um an das fettreiche und nahrhafte [[Mark (Lebensmittel)|Mark]] erlegter oder von Wildtieren getöteter Tiere zu gelangen.


Die Weiterentwicklung der Chopper waren die für Altsteinzeit typischen [[Chopping Tool]]s. Sie weisen im Gegensatz zu diesen eine zweiseitig bearbeitete Schneide auf. Sie wurden vor rund eineinhalb Millionen Jahren gefolgt vom [[Faustkeil]], einem zweiseitig bearbeiteten, mandelförmigen [[Steingerät]], dessen runder Basis eine spitz zugerichtete Seite gegenüberlag. Sie waren 15 bis 30 Zentimeter lang, von 40&nbsp;Gramm bis zu einem Kilogramm schwer. Wegen ihrer vielseitigen Funktionsweise werden sie als [[Schweizer Taschenmesser]] der [[Steinzeit]] bezeichnet, das bis ins späte [[Mittelpaläolithikum]] vorkam. Wahrscheinlich erfüllten die Faustkeile zahlreiche Funktionen wie Hacken, [[Amputation|Schneiden]], [[Schaben (Verfahren)|Schaben]], Schlagen und Werfen.
Vor einer Million Jahre hatte der [[Homo erectus]] eine Technik erlernt, um die schneidende Seite von Steinen zu splittern. Bald entdeckte der Steinzeitmensch des [[Paläolithikum]]s die besondere Schärfe der [[Feuerstein]]e, aus deren Knollen er mittels der [[Levalloistechnik]] unter Zuhilfenahme von Schlagsteinen [[Klinge]]n herausschlug und diese durch Hämmern an den Rändern formte (was als ''Retusche'' bezeichnet wird). Manche Steinklingen zeichneten sich durch besondere Schärfe aus, die an moderne [[Skalpell]]e heranreichte. Diese Verfahrensweise verbreitete sich in ganz Europa und Asien. Dem [[Neandertaler]] vor 125.000 bis 40.000 Jahren wird eine besondere Begabung in der Herstellung von zersplitterten Feuersteinmessern zugeschrieben.<ref>u.a. Martin Kuckenburg: ''Der Neandertaler. Auf den Spuren des ersten Europäers.'' Klett-Cotta 2005. ISBN 3608941371.</ref> Im [[Mittelmeer#Gliederung|östlichen Mittelmeer]]- und insbesondere [[Mesoamerika|mesoamerikanischen]] Raum wurden Klingen gleichermaßen aus [[Obsidian]] hergestellt, ein außerordentlich hartes vulkanisches Glas, dessen reichem Vorkommen die Kultur von [[Teotihuacán]] ihren wirtschaftlichen Reichtum mit verdankte und das die Entwicklung von Metall über Jahrhunderte überflüssig machte.


Vor einer Million Jahre hatte der [[Homo erectus]] eine Technik erlernt, um die schneidende Seite von Steinen zu splittern. Bald entdeckte der Steinzeitmensch der [[Altsteinzeit]] die besondere Schärfe des [[Feuerstein]]s, aus dessen Knollen er mit der [[Levalloistechnik]] unter Zuhilfenahme von Schlagsteinen [[Klinge]]n herausschlug und diese durch Abschlagen an den Rändern formte (was als [[Retusche]] bezeichnet wird). Manche Feuersteinklingen zeichneten sich durch eine Schärfe aus, die an die moderner [[Skalpell]]e heranreichte. Das hängt mit den Eigenschaften des Materials (amorpher Quarz) zusammen, das ähnlich wie Glas sehr scharfe Bruchkanten bilden kann. Diese Verfahrensweise verbreitete sich in Europa und Asien. Dem [[Neandertaler]] vor 125.000 bis 40.000 Jahren wird eine besondere Begabung in der Herstellung von Messern aus Feuersteinsplittern zugeschrieben.<ref>U. a. Martin Kuckenburg: ''Der Neandertaler. Auf den Spuren des ersten Europäers.'' Klett-Cotta, 2005, ISBN 3-608-94137-1.</ref> Im [[Mittelmeer#Gliederung|östlichen Mittelmeer]]- und insbesondere in [[Mesoamerika]] wurden Klingen aus [[Obsidian]] hergestellt, einem außerordentlich harten Glas [[vulkan]]ischen Ursprungs, dessen Vorkommen die Kultur von [[Teotihuacán]] ihren wirtschaftlichen Reichtum mit verdankte und das die Entwicklung von Metall über Jahrhunderte überflüssig machte.
Bis dahin hatten diese Schneidewerkzeuge nicht über einen angesetzten Griff verfügt, doch zeigte sich bald, dass ein solcher Vorteile bringt. So wurden die Klingen mit Griffen aus Horn, Knochen oder Holz versehen. Aus der [[Jungsteinzeit]] sind Pfahlbaumesser bekannt, für die eine Feuersteinklinge geschliffen und ein passender Griff aus Holz hergestellt und angepasst wurde.
[[Datei:Flintdolk fr Jäla (2M16-B0815) 6011 noBG.jpg|mini|links|hochkant=1.5|Neolithisches Messer von Jäla, Schweden]]
Bis dahin hatten Schneidwerkzeuge nicht über einen Griff verfügt, doch zeigte sich, dass ein solcher Vorteile bringt. So wurden Klingen mit Griffen aus Horn, Knochen oder Holz versehen. Aus der [[Jungsteinzeit]] sind Pfahlbaumesser bekannt, für die Feuersteinklingen geschliffen und passende Griffe aus Holz oder Horn hergestellt und angepasst wurden.


Der Übergang von Paläolithikum zu [[Neolithikum]], von Jäger- und Sammlerkulturen zu sesshaften Bauern mit domestizierten Tieren und Pflanzen wurde durch diese Weiterentwicklung des Messers entscheidend begünstigt, wenn es nicht gar eine wichtige Voraussetzung darstellte. So definierte der [[Vereinigtes Königreich|britische]] [[Anthropologie|Anthropologe]] Sir [[John Lubbock, 1. Baron Avebury|John Lubbock]] 1865 den Übergang in die Jungsteinzeit noch mit dem Auftreten von geschliffenen [[Steinartefakt]]en; heutzutage wird der Beginn der Jungsteinzeit mit dem Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise in Verbindung gebracht, die folgende Merkmale aufweist: Keramik, domestizierte Tiere und Pflanzen, geschliffene Steingeräte und Sesshaftigkeit.
Der Übergang von Altsteinzeit zur Jungsteinzeit, vom [[Jäger und Sammler]] zu sesshaften Bauern mit domestizierten Tieren und Pflanzen, wurde durch die Weiterentwicklung des Messers begünstigt, wenn es nicht gar eine wichtige Voraussetzung darstellte. So definierte der [[Vereinigtes Königreich|britische]] [[Anthropologie|Anthropologe]] Sir [[John Lubbock, 1. Baron Avebury|John Lubbock]] 1865 den Übergang in die Jungsteinzeit noch mit dem Auftreten von geschliffenen [[Steingerät|Steinartefakten]]; heutzutage wird der Beginn der Jungsteinzeit mit dem Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise in Verbindung gebracht, die folgende Merkmale aufweist: domestizierte Tiere und Pflanzen, geschliffene Steingeräte und Sesshaftigkeit später auch Keramikherstellung.
[[Bild:Circumcision Sakkara 3.jpg|thumb|Beschneidungsszene in Ägypten um 2600 v.&nbsp;Chr.]]
[[Bild:Bronze 4.png|thumb|Ritualmesser der Bronzezeit aus der [[Ukraine]]]]
[[Bild:Eisenmesser.jpg|thumb|Eisenmesser aus einem Stück]]


=== Bronzezeit ===
=== Bronzezeit ===
[[Datei:Bronze 4 noBG.jpg|mini|Ritualmesser der Bronzezeit aus der [[Ukraine]]]]
In der [[Bronzezeit]], die im 3. Jahrtausend v. Chr. einsetzte, wurden [[Kupfer]]-Werkzeuge zusätzlich zu Steinwerkzeugen verwendet und daraus bald Messer hergestellt. Es wird vermutet, dass bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. Messer aus Kupfer gefertigt worden sind, was aber fossil nicht nachweisbar ist.<ref>Gabriele Mandel (Hsg.): ''Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur.'' GLB Parkland Vlgsges. Mbh (1996). ISBN 3880598606. S. 13</ref>
Bereits um 2600 v.&nbsp; Chr. waren die [[Ägypten|Ägypter]] in der Lage, erste chirurgische Messer aus Kupfer herzustellen. <ref>''Die Heilkunst der Pharaonen'', in:National Geographic Deutschland 2003, S. 62-86.</ref> Kupfer war allerdings nicht robust und zu weich; so wurden [[Zinn]] und Kupfer zu [[Bronze]]-Legierungen geschmolzen.


In der [[Bronzezeit]], die im 3.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr. einsetzte, wurden [[Kupfer]]-Werkzeuge zusätzlich zu Steinwerkzeugen verwendet und daraus bald Messer hergestellt. Es wird vermutet, dass bereits im 4.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr. Messer aus Kupfer gefertigt wurden, was aber fossil nicht nachweisbar ist.<ref>Gabriele Mandel (Hrsg.): ''Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur.'' GLB Parkland-Vlgsges. Mbh, 1996, ISBN 3-88059-860-6, S. 13.</ref>
Durch ihre höhere Festigkeit und leichtere Bearbeitung verdrängte die Bronze das Steinmaterial. Die Griffe dieser Messer waren ganz aus Metall, eine Auflage weiterer nicht mehr erhaltener Bestandteile aus organischem Material (beispielsweise im Lauf der Zeit verrottetes Holz) wird von den Wissenschaftlern nicht angenommen.<ref>Luboš Jiráň: ''Die Messer in Böhmen.'' S. 14</ref> Diese Vollgriffmesser wiesen verschiedene Klingenformen und Griffgestaltungen auf. Sie wurden in einem einschaligen Guss hergestellt und sind daher einseitig profiliert. Später kamen zweischalige Gussformen in Gebrauch, was die Messer beidseitig profilierte.
Bereits um 2600 v.&nbsp;Chr. waren die [[Ägypten|Ägypter]] in der Lage, erste chirurgische Messer aus Kupfer herzustellen.<ref>''Die Heilkunst der Pharaonen.'' In: National Geographic Deutschland 2003, S. 62–86.</ref> Kupfer war allerdings nicht robust und zu weich; so wurden [[Zinn]] und Kupfer zu [[Bronze]]-Legierungen geschmolzen.


Durch ihre höhere Festigkeit und leichtere Bearbeitung verdrängte die Bronze das Steinmaterial. Die Griffe dieser Messer waren ganz aus Metall, eine Auflage weiterer nicht mehr erhaltener Bestandteile aus organischem Material (beispielsweise im Lauf der Zeit verrottetes Holz) wird von den Wissenschaftlern nicht angenommen.<ref>Luboš Jiráň: ''Die Messer in Böhmen.'' S. 14.</ref> Diese Vollgriffmesser wiesen verschiedene Klingenformen und Griffgestaltungen auf. Sie wurden in einem einschaligen Guss hergestellt und sind daher einseitig profiliert. Später kamen zweischalige Gussformen in Gebrauch, was die Messer beidseitig profilierte.
Insbesondere bei den Römern wurden Messer aus [[Messing]] hergestellt da es gut zum [[Formguss]] geeignet und wegen der Gold ähnelnden Farbe sehr beliebt war.


Insbesondere bei den Römern wurden Messer aus [[Messing]] hergestellt, da es gut zum [[Formguss]] geeignet und wegen der Gold ähnelnden Farbe sehr beliebt war.
Später hat das Eisens hat die Bronze als Material weitestgehend verdrängt, doch einige Vorteile (korrosionsbeständigkeit, sprüht im Gegensatz zu Stahl keine Funken) machen Bronzemesser bis heute interessant. [[Tauchermesser]] aus Bronze waren daher die bevorzugte Wahl, bis es [[Titan (Element)|Titan]] gab. Noch bis in das 20.&nbsp;Jahrhundert hinein gab es darüber hinaus nicht selten aus Bronze gefertigte [[Küchenmesser|Fruchtmesser]].

Später verdrängte das Eisen die Bronze als Material weitestgehend, doch einige Vorteile (relative Korrosionsbeständigkeit, sprüht im Gegensatz zu Stahl keine Funken) machen Bronzemesser bis heute interessant. [[Tauchermesser]] aus Bronze waren daher die bevorzugte Wahl, bis es [[Titan (Element)|Titan]] gab. Noch bis in das 20.&nbsp;Jahrhundert hinein gab es darüber hinaus nicht selten aus Bronze gefertigte [[Küchenmesser|Fruchtmesser]].


=== Eisenzeit ===
=== Eisenzeit ===
[[Bild:Scramsax.png|thumb|100px|[[Sax (Waffe)|Scramsax]] aus der [[Hallstattzeit]]]]
[[Datei:Rasoir Acy-Romance noBG.jpg|mini|hochkant|[[Rasiermesser]] aus der [[Hallstattzeit]]]]
Bereits ab der Endbronzezeit kamen Eisenmesser auf, die die Bronzemesser wegen ihrer vielfältigen Vorteile schnell ablösten. Messer mit eisernen Klingen sind in Europa seit der [[Hallstattzeit]] nachweisbar. Die Verhüttung von [[Eisen]] bei den [[Hethiter]]n seit dem 17.&nbsp;Jahrhundert v. Chr. ist belegt <ref>Jörg Klinger: ''Die Hethiter. Geschichte – Gesellschaft – Kultur.'' Beck 2007. ISBN3406536255.</ref>, eine Technik, die sich erst ab dem 12.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. über den [[Vorderer Orient|Vorderen Orient]] und den [[Mittelmeer]]raum ausbreitete und [[Zentraleuropa]] spät erreichte, wo die [[Eisenzeit]] erst im 8.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. einsetzte und vermutlich erst ab dieser Zeit Stein-, Bronze- und Messingmesser schrittweise ablöste.


Bereits ab der Endbronzezeit kamen Eisenmesser auf, welche die Bronzemesser wegen ihrer vielfältigen Vorteile schnell ablösten. Messer mit eisernen Klingen sind in Europa seit der [[Hallstattzeit]] nachweisbar. Die Verhüttung von [[Eisen]] bei den [[Hethiter]]n seit dem 17.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. ist belegt,<ref>Jörg Klinger: ''Die Hethiter. Geschichte – Gesellschaft – Kultur.'' Beck, 2007, ISBN 978-3-406-53625-0.</ref> eine Technik, die sich erst ab dem 12.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. über den [[Vorderer Orient|Vorderen Orient]] und den [[Mittelmeer]]raum ausbreitete und [[Mitteleuropa]] spät erreichte, wo die [[Eisenzeit]] erst im 8.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. einsetzte und vermutlich erst ab dieser Zeit Stein-, Bronze- und Messingmesser schrittweise ablöste.
Die späte Verbreitung war auf die Schwierigkeiten der Herstellung zurückzuführen. Ein Schmelzen war erst möglich, als Schmelzöfen mit fortgeschrittener Technologie in Gebrauch kamen. Viele Jahrhunderte lang konnte Eisen in der Schmiedeesse nur bis zur Rotglut erwärmt und mit dem Hammer, zumeist mit Stein[[amboss]]en, bearbeitet werden. Antike Gegenstände aus Eisen sind selten, da dieses schnell rostet und im Verlauf weniger Jahrhunderte verschwinden kann. In [[Ugarit]] (Syrien) wurde ein Messer aus der Zeit um 1200 v. Chr. gefunden. Die Klinge besteht aus Eisen, der mit goldenen Rauten verzierte Griff aus Kupfer.<ref>Manfred Dietrich, Oswald Loretz: ''Der Untergang am 21.1.1192 v. Chr. von Ugarit'' in: ''Ugarit-Forschungen – Internationales Jahrbuch für Altertumskunde im Syrien Palästinas – Bd. 34/2002'', Ugarit-Verlag 2003, S. 53</ref>


Die späte Verbreitung war auf die Schwierigkeiten der Herstellung zurückzuführen. Die Verhüttung von Eisenerzen erforderte Temperaturen in den [[Rennofen|Rennöfen]], die bis über 1.250&nbsp;°C gingen. Viele Jahrhunderte lang konnte Eisen in der Schmiedeesse nur bis zur Rotglut erwärmt und mit dem Hammer, zumeist auf Stein[[amboss]]en, bearbeitet werden. Antike Gegenstände aus Eisen sind selten, da dieses schnell rostet und im Verlauf weniger Jahrhunderte verschwinden kann. In [[Ugarit]] (Syrien) wurde ein Messer aus der Zeit um 1200 v.&nbsp;Chr. gefunden. Die Klinge besteht aus Eisen, der mit goldenen Rauten verzierte Griff aus Kupfer.<ref>Manfred Dietrich, Oswald Loretz: ''Der Untergang am 21.1.1192 v. Chr. von Ugarit.'' In: ''Ugarit-Forschungen – Internationales Jahrbuch für Altertumskunde im Syrien Palästinas,'' Band 34/2002. Ugarit-Verlag, 2003, S.&nbsp;53.</ref>
Die so etablierte Eisenverarbeitung hielt sich bis in das 12.&nbsp;Jahrhundert, bis die stetige Nachfrage, der vermehrte Wohlstand und viele neue Techniken zu einer Erneuerung der Verfahren führten. In ganz Europa verbreiteten sich moderne [[Brennofen|Brennöfen]], die eine quantitativ höhere Produktion erlaubten. Die Produktion ließ sich mittels [[Blasebalg|Blasebälgen]] und durch Wasserkraft bewegten Gesenkhämmern steigern. (Gesenkhämmer sind Hämmer, die auf ein Werkstück gelegt werden und auf die dann mit einem zweiten Hammer geschlagen wird, wodurch sich an der Oberfläche des Werkstücks die Ausnehmung des Gesenks erhaben ausbildet.)


Die so etablierte Eisenverarbeitung hielt sich bis in das 17.&nbsp;Jahrhundert, z.&nbsp;T. in kleinen Betrieben, den sogenannten Waldschmieden, auch noch länger, bis die stetige Nachfrage und viele neue Techniken zu einer Verbesserung der Verfahren führten. In ganz Europa verbreiteten sich leistungsfähigere [[Hochofen|Hochöfen]], die eine quantitativ höhere Produktion erlaubten. Das wurde zusätzlich durch wasserkraftbetriebene [[Blasebalg|Blasebälge]] und durch Wasserkraft bewegte [[Schmiedehammer|Schmiedehämmer]], sogenannte Schwanzhämmer, möglich. Das durch die nun erreichbaren höheren Temperaturen erzeugte Roheisen musste allerdings durch [[Frischen]] oder [[Gärben]] von seinem hohen Gehalt an Kohlenstoff befreit werden, um es für die Schmiede verarbeitbar zu machen. Diese Handwerker wurden bald [[Messerschmied]], volkstümlich auch ''Messerschmidt'', genannt. In zahlreichen Familiennamen hat sich das erhalten.
===Die Antike===
{{siehe auch|Messer in der Bibel}}
[[Bild:Folding knive 6th century.jpg|thumb|Klappmesser aus dem 6.&nbsp;Jahrhundert]]
In der [[Antike]] war das Messer nun allgemeiner, unentbehrlicher, täglich verwendeter Gebrauchsgegenstand. Es war bereits mit einer dazu gehörigen Scheide aus Leder versehen. Das typische persönliche Messer jener Zeit hatte einen kurzen, normalerweise aus Holz oder Knochen gefertigten Griff, der genietet oder durch eine Angel oder [[Erl (Klinge)|Erl]] mit der Klinge verbunden war.


=== Antike ===
Zur hohen Kaiserzeit des [[Römisches Reich|Römischen Reichs]] gab es ebenso in Serien gefertigte Exemplare der [[Toreutik|toreutischen]] Künste, sehr wertvolle Messer mit einem Griff aus bearbeitetem Silber. Auf den Esstischen erschienen erstmals kleine, zierliche Obstmesser mit Klingen aus Elfenbein oder Knochen. In dieser Zeit fanden sich erstmals Messer mit Klappgriff, die den heutigen Taschenmessern entsprechen und in Skelett-Bauweise hergestellt und in einem Stück aus Bronze gegossen wurde. Auch diese Messer wurden alltäglich im Haushalt und bei der Arbeit eingesetzt sowie als Jagdmesser oder Opfergabe verwendet. Es gab sogar Eisen- oder Bronzemesser mit Griffen aus Holz oder Eisen, seltener aus Elfenbein. Oftmals waren diese Griffe mit Figuren oder Dekorationen verziert. Die Tischmesser hatten eine kleine, leicht abgerundete Klinge.
[[Datei:Folding knive 6th century noBG.jpg|mini|Klappmesser aus dem 6.&nbsp;Jahrhundert]]


In der [[Antike]] war das Messer ein allgemeiner, unentbehrlicher, täglich verwendeter Gebrauchsgegenstand. Es war bereits mit einer dazugehörigen [[Scheide (Behälter)|Scheide]] aus Leder versehen. Das typische persönliche Messer jener Zeit hatte einen kurzen, normalerweise aus Holz oder Knochen gefertigten Griff, der auf die Flachangel genietet oder auf eine Spitzangel aufgesteckt war.
Desgleichen war das [[Ritualmesser|Opfermesser]] (''secespita'') von hoher Bedeutung. Der römische Priester schnitt damit die Stirnhaare des Opfertiers ab. Das Messer wies eine lange und breite, fast dreieckige Klinge mit einem kurzen und breiten Griff auf. Alle Gesellschaften, in denen die Religion Blutopfer verlangte, töteten ihre Opfer mit dem Messer, nie mit dem Schwert, während für den Selbstmord häufig nicht das Messer, sondern eine Waffe (Brutus, Marc Antonius) benutzt wurde, vorzugsweise das Schwert. Eiserne Messer waren als Kultmesser verpönt. Eisen stellte nämlich gegenüber Stein und Bronze etwas Neues dar, während Religion und Magie das Alte bewahrten.<ref>Georg Luck: Magie und andere Geheimlehren in der Antike. ISBN 3520489015.</ref>


Zur hohen Kaiserzeit des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] gab es ebenso in Serien gefertigte Exemplare der [[Toreutik|toreutischen]] Künste, sehr wertvolle Messer mit einem Griff aus bearbeitetem Silber. Auf den Esstischen erschienen erstmals kleine, zierliche Obstmesser mit Klingen aus Elfenbein oder Knochen. In dieser Zeit fanden sich erstmals Messer mit Klappgriff, die den heutigen Taschenmessern entsprechen und in Skelett-Bauweise hergestellt und in einem Stück aus Bronze gegossen wurde. Auch diese Messer wurden alltäglich im Haushalt und bei der Arbeit eingesetzt sowie als Jagdmesser oder Opfergabe verwendet. Es gab sogar Eisen- oder Bronzemesser mit Griffen aus Holz oder Eisen, seltener aus Elfenbein. Oftmals waren diese Griffe mit Figuren oder Dekorationen verziert. Die Tischmesser hatten eine kleine, leicht abgerundete Klinge.
In der Antike kam eine Vielfalt von chirurgischen Messern auf. Den [[Hippokrates von Kos|hippokratischen]] Ärzten war der Gebrauch des Messers untersagt, es war den [[Chirurgie|Chirurgen]] vorbehalten. Im Römischen Reich bestand die typische Ausstattung des Chirurgen aus diversen Messern in verschiedenen Längen und Breiten sowie einer schaufelförmige Ohrsonde, deren Rand messerscharf war. Die Instrumente waren typischerweise komplett aus Bronze gefertigt, während die chirurgischen Messer Griechenlands aus einem Bronzegriff und einer Stahl-Klinge bestanden. Diese konnte doppelschneidig sein. Es gab aber auch Messer, die nur auf einer Seite eine scharfe Klinge aufwiesen und auf der anderen Seite als [[Spatel]] dienten, einem messerklingenartigen, länglich flachen, aber nicht schneidenden Instrument. So führte man mit der scharfen Seite den Schnitt, während man mit der stumpfen Seite die verschiedenen Weichteile auseinander hielt. Bei diesem Messer gingen Griff und Klinge ineinander über, es handelte sich also um die Vorstufe des klassischen [[Skalpell]]s. Diese Messer wurden hauptsächlich zum Entfernen von [[Geschwulst|Geschwülsten]] oder anderen „Fremdkörpern“ verwendet. Der ''Polypenspatel'' war ein zweischneidiges Messer mit nur mäßig scharfer Klinge, das zur Abtrennung weicher Gewebeteile wie [[Polyp (Geschwulst)|Polypen]] verwendet wurde. Zu dieser Gruppe der chirurgischen Instrumente gehörte die ''Amphismela'', eine „Beinsäge“, ein griechisches zweischneidiges Messer, das bei [[Amputation]]en eingesetzt wurde.<ref>Jutta Kollesch: ''Antike Heilkunst.'' Reclam 1994. ISBN 3150093058.</ref>


Desgleichen war das [[Ritualmesser|Opfermesser]] ''(secespita)'' von hoher Bedeutung. Der römische Priester schnitt damit die Stirnhaare des Opfertiers ab. Das Messer wies eine lange und breite, fast dreieckige Klinge mit einem kurzen und breiten Griff auf. Fast alle Gesellschaften, in denen die Religion Blutopfer verlangte, töteten ihre Opfer mit dem Messer und nicht mit dem Schwert, während für den Selbstmord häufig nicht das Messer, sondern eine Waffe ([[Marcus Iunius Brutus|Brutus]], [[Marcus Antonius]]) benutzt wurde, vorzugsweise das Schwert. Eiserne Messer waren als Kultmesser verpönt. Eisen stellte nämlich gegenüber Stein und Bronze etwas Neues dar, während Religion und Magie das Alte bewahrten.<ref>[[Georg Luck]]: ''Magie und andere Geheimlehren in der Antike.'' ISBN 3-520-48901-5.</ref>
Auch die Kelten<ref>Konrad Spindler: ''Die frühen Kelten.'' Reclam 1983. ISBN 3150103231.</ref>stellten hochwertige, funktionale und –&nbsp;aus künstlerischer Sicht&nbsp;– schöne Klingen her.

In der Antike kam eine Vielfalt von chirurgischen Messern auf. Den [[Hippokrates von Kos|hippokratischen]] Ärzten war der Gebrauch des Messers untersagt, es war den [[Chirurgie|Chirurgen]] vorbehalten. Im Römischen Reich bestand die typische Ausstattung des Chirurgen aus diversen Messern in verschiedenen Längen und Breiten sowie einer schaufelförmige Ohrsonde, deren Rand messerscharf war. Die Instrumente waren typischerweise komplett aus Bronze gefertigt, während die chirurgischen Messer Griechenlands aus einem Bronzegriff und einer Stahlklinge bestanden. Diese konnte doppelschneidig sein. Es gab aber auch Messer, die nur eine scharfe Schneide aufwiesen und auf der anderen Seite als [[Spatel]] dienten, einem messerklingenartigen, länglich flachen, aber nicht schneidenden Instrument. So führte man mit der scharfen Seite den Schnitt, während man mit der stumpfen Seite die verschiedenen Weichteile auseinanderhielt. Bei diesem Messer gingen Griff und Klinge ineinander über, es handelte sich also um die Vorstufe des klassischen [[Skalpell]]s. Diese Messer wurden hauptsächlich zum Entfernen von [[Geschwulst|Geschwülsten]] oder anderen „Fremdkörpern“ verwendet. Der ''Polypenspatel'' war ein zweischneidiges Messer mit nur mäßig scharfer Klinge, das zur Abtrennung weicher Gewebeteile wie [[Polyp (Geschwulst)|Polypen]] verwendet wurde. Zu dieser Gruppe der chirurgischen Instrumente gehörte die ''Amphismela'', eine „Beinsäge“, ein griechisches zweischneidiges Messer, das bei [[Amputation]]en eingesetzt wurde.<ref>Jutta Kollesch: ''Antike Heilkunst.'' Reclam, 1994, ISBN 3-15-009305-8.</ref>

Auch die Kelten<ref>Konrad Spindler: ''Die frühen Kelten.'' Reclam, 1983, ISBN 3-15-010323-1.</ref> stellten hochwertige, funktionale und –&nbsp;aus künstlerischer Sicht&nbsp;– schöne Messer her.


=== Mittelalter ===
=== Mittelalter ===
[[Bild:Tafelmesser.jpg|thumb|Nachbau eines mittelalterlichen Tafelmessers]]
[[Datei:Tafelmesser noBG.jpg|mini|Nachbau eines mittelalterlichen Tafelmessers]]
Im Mittelalter waren bei beiden Geschlechtern einfache Gebrauchsmesser als persönliche Ausrüstung üblich, die ständig mitgeführt wurden. Seit mindestens dem 15.&nbsp;Jahrhundert wurde das Messer als persönliches [[Essbesteck]] zusammen mit einem [[Löffel]] in einem Lederfutteral am Gürtel getragen. Dieses [[Futteral]] beziehungsweise [[Etui]] wurde „Besteck“ genannt; die Bezeichnung ging später auf das gesamte Set der Esswerkzeuge über.


Im Mittelalter waren bei beiden Geschlechtern einfache Gebrauchsmesser als persönliche Ausrüstung üblich, die ständig mitgeführt wurden. Seit mindestens dem 15.&nbsp;Jahrhundert wurde das Messer als persönliches [[Essbesteck]] zusammen mit einem Löffel in einem Lederfutteral am Gürtel getragen. Dieses Futteral beziehungsweise [[Etui]] wurde „Besteck“ genannt; die Bezeichnung ging später auf den gesamten Satz der Esswerkzeuge über.
Im 17.&nbsp;Jahrhundert kam zum Essbesteck in Europa nach und nach eine in der Regel zweizinkige Vorlege- buw. Tranchier-Gabel hinzu, wobei die Besteckteile überwiegend mit Klappgriffen ausgerüstet waren. Der Gebrauch von Besteck bei Tisch war indes zögerlich und bürgerte sich erst im 19.&nbsp;Jahrhundert auf breiter Basis ein. Bis dahin dominierte der Löffel als Esswerkzeug, während das Messer vorwiegend zum vorherigen Zerkleinern in mundgerechte Portionen Verwendung fand. So bezeugt die Schilderung des [[Erasmus von Rotterdam]], in städtischen Gasthöfen befinde sich nur das Notwendigste an Geschirr, Messer habe der Gast selbst mitzuführen, <ref> Günter Schiedlausky: ''Essen und Trinken.'' 1959, S. 38</ref> das Vorhandensein von persönlich getragenen Messern noch im 16.&nbsp;Jahrhundert.


Im 17.&nbsp;Jahrhundert kam zum Essbesteck in Europa nach und nach eine in der Regel zweizinkige Vorlege- bzw. Tranchier-Gabel hinzu, wobei die Besteckteile überwiegend mit Klappgriffen ausgerüstet waren. Der Gebrauch von Besteck bei Tisch war indes zögerlich und bürgerte sich erst im 19.&nbsp;Jahrhundert auf breiter Basis ein. Bis dahin dominierte der Löffel als Esswerkzeug, während das Messer vorwiegend zum vorherigen Zerkleinern in mundgerechte Portionen Verwendung fand. So bezeugt die Schilderung des [[Erasmus von Rotterdam]], in städtischen Gasthöfen befinde sich nur das Notwendigste an Geschirr, Messer habe der Gast selbst mitzuführen, das Vorhandensein von persönlich getragenen Messern noch im 16.&nbsp;Jahrhundert.<ref>Günter Schiedlausky: ''Essen und Trinken.'' 1959, S. 38.</ref>
In einem mittelalterlichen Haushalt fanden sich verschiedene Messertypen – klein und krumm, mit geteilter Klinge zum Schneiden und Aufspießen oder mit einem Haken als Spitze zum Abschaben von Knochen, Festhalten oder Aufspießen von Fleisch. Jedoch brachten Gäste zu einem gemeinsamen Mahl ihre eigenen Tischmesser mit, mit denen sie Fleischstücke aufspießten und zum Mund führten, wenn sie die Finger nicht zum Essen verwendeten. In diesem Punkt unterschieden sich Bauerntisch und königlicher Hof nicht. Beim mittelalterlichen Festessen am Hof wurden die Speisen vor den Gästen von einem Vorschneider, dem so genannten Tranchiermeister, in mundgerechte Häppchen zerlegt, was den Gebrauch eines eigenen Messers überflüssig machte. Die Zeremonie des [[Tranchieren]]s blieb bis in die [[Renaissance]] eine Tischsitte bei Hofe.


In einem mittelalterlichen Haushalt fanden sich verschiedene Messertypen&nbsp;– klein und krumm, mit geteilter Klinge zum Schneiden und Aufspießen oder mit einem Haken als Spitze zum Abschaben von Knochen, Festhalten oder Aufspießen von Fleisch. Jedoch brachten Gäste zu einem gemeinsamen Mahl ihre eigenen Tischmesser mit, mit denen sie Fleischstücke aufspießten und zum Mund führten, wenn sie die Finger nicht zum Essen verwendeten. In diesem Punkt unterschieden sich Bauerntisch und königlicher Hof nicht. Beim mittelalterlichen Festessen am Hof wurden die Speisen vor den Gästen von einem Vorschneider, dem so genannten Tranchiermeister, in mundgerechte Häppchen zerlegt, was den Gebrauch eines eigenen Messers überflüssig machte. Die Zeremonie des [[Tranchieren]]s blieb bis in die [[Renaissance]] eine Tischsitte bei Hofe.
Das Aufkommen reiner Tafelmesser – oft unberechtigterweise mit dem Niedergang des Mehrzweckmessers gleichgesetzt – ist von der Wissenschaft nicht abschließend datiert. Haedeke nimmt das Ende des 16.&nbsp;Jahrhunderts an und unterscheidet seither zwischen „vornehmen Häusern“, in denen jedem Gast ein eigenes Tafelmesser bei Tisch vorgelegt wurde und „einfachen Leuten“, die ihr Messer selbst mitbrachten. Wühr<ref> H. Wühr: ''Altes Eßgerät.'' 1961, S. 32</ref> hingegen sieht die Verbreitung des Tafelmessers bereits im 15.&nbsp;Jahrhundert. Nach seiner Ansicht wurde es zusammen mit einem größeren Messer in einer Scheide getragen und stets mitgeführt.


Das Aufkommen reiner Tafelmesser&nbsp;– oft unberechtigterweise mit dem Niedergang des Mehrzweckmessers gleichgesetzt –&nbsp;ist von der Wissenschaft nicht abschließend datiert. Haedeke nimmt das Ende des 16.&nbsp;Jahrhunderts an und unterscheidet seither zwischen „vornehmen Häusern“, in denen jedem Gast ein eigenes Tafelmesser bei Tisch vorgelegt wurde, und „einfachen Leuten“, die ihr Messer selbst mitbrachten. Wühr<ref>H. Wühr: ''Altes Eßgerät.'' 1961, S. 32.</ref> hingegen sieht die Verbreitung des Tafelmessers bereits im 15.&nbsp;Jahrhundert. Nach seiner Ansicht wurde es zusammen mit einem größeren Messer in einer Scheide getragen und stets mitgeführt.
Die Form der Tafelmesser wird übereinstimmend beschrieben: Es handelte sich um schlanke, oft spitze Messer, die sich durch eine geringere Klingenlänge und feinere Griffgestaltung auszeichneten.<ref>Gerhard F. W. Holtmann: ''Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern.'', S. 543 </ref>


Die Form der Tafelmesser wird übereinstimmend beschrieben: Es handelte sich um schlanke, oft spitze Messer, die sich durch eine geringere Klingenlänge und feinere Griffgestaltung auszeichneten.<ref>Gerhard F. W. Holtmann: ''Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern.'' S. 543.</ref>
=== Frühe Neuzeit ===
Noch im Europa des 14.&nbsp;Jahrhunderts wurden [[Eisenwerk|Eisenschmelzungen]] im [[Rennofen|Rennfeuer]] vorgenommen, doch erst gegen Ende des Mittelalters konnten mit der Durchsetzung von [[Hochofen|Hochöfen]] gute Stahlqualitäten in größeren Mengen erreicht werden. Zu Beginn des 18.&nbsp;Jahrhunderts machte die [[Metallurgie]] in Europa noch weitere Fortschritte. Heute wird bei Haushaltsmessern der um 1912 entwickelte so genannte [[Rostfreier Stahl|„rostfreie“]] Stahl verwendet, der einen erhöhten Gehalt von [[Chrom]] (13 bis 15&nbsp;Prozent) aufweist, somit die Klinge glänzender erscheinen lässt und gegen Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit und schwache Säure resistenter als Kohlenstoffstahl ist.


=== Neuzeit ===
Mit dem Beginn des 16.&nbsp;Jahrhunderts formte sich bis zum 18.&nbsp;Jahrhundert ein umfangreicher Verhaltenskodex aus.<ref>[[Norbert Elias]] beschreibt dies in seinem „Prozeß der Zivilisation“ von 1932 am Beispiel des französischen Hofes [[Ludwig XIV.|Ludwigs XIV.]].</ref> Die ungezwungenen Tischsitten des Mittelalters schwanden mit der Wende von einer auf das Jenseits ausgerichteten Weltsicht zur Diesseitigkeit, mit dem Warenaustausch vom Mittelmeer und Orient und den somit neu entdeckten Gaumenfreuden, die die Verhaltensweisen von Adel und Großbürgertum verfeinerten. Diese Ästhetisierung verlangte neues, kostbares und prunkvolles Tischgerät. Bei Hofe entfaltete sich der Akt des Tranchierens zu seiner vollen Blüte. Das Essgerät wurde weiterhin von jedem Gast zu einem Mahl mitgebracht. Die Griffe waren aus Elfenbein, Silber, Bergkristall oder anderen wertvollen Materialien und zum Teil mit Figuren des [[Altes Testament|Alten Testaments]], der [[Mythologie]] und verschiedener [[Allegorie]]n verziert.
[[Datei:Silberbesteck.jpg|mini|hochkant=1.5|Kostbares, vielteiliges Tischbesteck aus [[Sterlingsilber]], aus dem frühen 20.&nbsp;Jahrhundert einschließlich [[Tranchierbesteck]] (ganz rechts)]]


Noch im Europa des 14.&nbsp;Jahrhunderts wurde [[Eisenwerk|Eisengewinnung]] im [[Rennofen|Rennfeuer]] vorgenommen, doch erst gegen Ende des Mittelalters konnte mit der Einführung von [[Hochofen|Hochöfen]] Gusseisen in größeren Mengen erzeugt werden. Aus diesem Roheisen wurde durch Gärben, später durch Frischen und Puddeln, schmiedbares Eisen und Stahl in besserer Qualität erzeugt.
Messer, besonders mit Silbergriff und reicher Verzierung, wurden zu einem wichtigen Statussymbol der wohlhabenden Adels- und Bürgerschicht, wie für die breite Bevölkerung.
[[Bild:Silberbesteck.jpg|thumb|300px|Kostbares, vielteiliges Tischbesteck aus Sterling Silver, aus dem frühen 20.&nbsp;Jahrhundert einschließlich [[Tranchierbesteck]] (ganz rechts)]]
Im [[Barock]] und [[Rokoko]] waren bedeutende Neuerungen in Form, Funktion und Dekoration zu beobachten. Der auffallendste Wandel war die Entwicklung vom „stehenden“ zum „liegenden“ Tischgerät, verbunden mit der Tatsache, dass der Gast sein Besteck – also gleichfalls das Messer – nicht mehr mitbringen musste. Zum ersten Mal trat die gemeinsame Gestaltung von Messer, Löffel und Gabel in den Vordergrund. Es entwickelte sich ein differenzierter Stil des Speisens, mehrtägige Ess- und Trinkgelage wie in der Renaissance wurden zurückgedrängt. Das Schau-Tranchieren verlor im Laufe des 18.&nbsp;Jahrhunderts an Bedeutung. Die damit in Zusammenhang stehenden Aktivitäten verlagerten sich mehr und mehr in die Küche. Die Funktionsänderung bedingte eine Änderung der Form: Das Messer verlor seine Spitze zum Aufspießen, da diese Anforderung vom [[Ahle|Pfriem]] beziehungsweise der sich immer mehr durchsetzenden Gabel übernommen wurde.


Mit dem Beginn des 16.&nbsp;Jahrhunderts formten sich bis zum 18.&nbsp;Jahrhundert umfangreiche Tischsitten aus.<ref>[[Norbert Elias]] beschreibt dies in seinem „Prozeß der Zivilisation“ von 1932 am Beispiel des französischen Hofs [[Ludwig XIV.|Ludwigs&nbsp;XIV.]]</ref> Diese Ästhetisierung verlangte neues, kostbares und prunkvolles Tischgerät. Bei Hofe entfaltete sich der Akt des Tranchierens zu seiner vollen Blüte. Das Essgerät wurde weiterhin von jedem Gast zu einem Mahl mitgebracht. Messer, besonders mit Silbergriff und reicher Verzierung, wurden zu einem wichtigen Statussymbol.
Mit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] und dem [[Napoleon]]ischen Kaiserreich bildeten sich neue Lebensweisen heraus, die vor allem auf die beginnende Industrialisierung zurückzuführen waren. Die Industrialisierung wirkte sich auf das Messer aus, das bald nicht mehr nur in kostbaren Unikaten, sondern als billige Massenproduktion erhältlich war.


Im [[Barock]] und [[Rokoko]] waren bedeutende Neuerungen in Form, Funktion und Dekoration zu beobachten. Der auffallendste Wandel war die Entwicklung vom „stehenden“ zum „liegenden“ Tischgerät, verbunden mit der Tatsache, dass der Gast sein Besteck&nbsp;– also gleichfalls das Messer –&nbsp;nicht mehr mitbringen musste. Zum ersten Mal trat die gemeinsame Gestaltung von Messer, Löffel und Gabel in den Vordergrund. Es entwickelte sich ein differenzierter Stil des Speisens, mehrtägige Ess- und Trinkgelage wie in der Renaissance wurden zurückgedrängt. Das Schau-Tranchieren verlor im Laufe des 18.&nbsp;Jahrhunderts an Bedeutung. Die damit in Zusammenhang stehenden Aktivitäten verlagerten sich mehr und mehr in die Küche. Die Funktionsänderung bedingte eine Änderung der Form: Das Messer verlor seine Spitze zum Aufspießen, da diese Anforderung vom [[Ahle|Pfriem]] beziehungsweise der sich immer mehr durchsetzenden Gabel übernommen wurde.
Das 1771 erschienene Werk des Messerschmieds Jean Jacques Perret (1730-1784) : ''L'Art du Coutelier'' (Die Kunst des Messerschmieds) beschrieb detailliert die seinerzeit modernsten Arbeitsvorgänge zur Herstellung von Messern und chirurgischen Instrumenten. Es wurde zum Standardwerk des 18. Jahrhunderts und wirkte dabei mit, dass Frankreich bei den Klapp- oder Taschenmessern zum Marktführer aufstieg. Auch die zeitgenössische Mode half: Der perfekt ausgestattete „Herr der guten Gesellschaft“ führte neben einer reich verzierten Schnupftabakdose und einem schmucken Spazierstock stets ein ebenso wertvolles wie hübsches Taschenmesser mit sich. Das Repertoire der Pariser Messerschmiede schloss daneben Spezialgeräte zum medizinischen Gebrauch, zur Kosmetik und für den Friseurberuf ein.


Das 1771 erschienene Werk des Messerschmieds Jean Jacques Perret (1730–1784): ''L’Art du Coutelier'' (Die Kunst des Messerschmieds) beschrieb detailliert die seinerzeit modernsten Arbeitsvorgänge zur Herstellung von Messern und chirurgischen Instrumenten. Es wurde zum Standardwerk des 18.&nbsp;Jahrhunderts und wirkte dabei mit, dass Frankreich bei den Klapp- oder Taschenmessern zum Marktführer aufstieg. Auch die zeitgenössische Mode half: Der perfekt ausgestattete „Herr der guten Gesellschaft“ führte neben einer reich verzierten Schnupftabakdose und einem schmucken Spazierstock stets ein ebenso wertvolles wie hübsches Taschenmesser mit sich. Das Repertoire der Pariser Messerschmiede schloss daneben Spezialgeräte zum medizinischen Gebrauch, zur Kosmetik und für den Friseurberuf ein.
== Das moderne Messer ==
Es gibt eine reiche Vielfalt von Messerarten und verschiedene Ansätze zu Kategorisierung. Hinsichtlich ihres Verwendungszweckes können sie grob eingeteilt werden in
* [[Küchenmesser|Haushalts- und Küchenmesser]]
* [[Essbesteck|Besteckteil]]
* [[Arbeitsmesser|Arbeits-, Berufs- und Freizeitmesser]]
* [[Industriemesser]]
* [[Kampfmesser]]
* [[Ritualmesser]] sowie
* [[Rasiermesser]]


Mit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] und dem [[Napoleon Bonaparte|Napoleonischen]] Kaiserreich bildeten sich neue Lebensweisen heraus, die vor allem auf die beginnende Industrialisierung zurückzuführen waren. Diese wirkte sich auf das Messer aus, das bald nicht mehr nur in kostbaren Unikaten, sondern als billige Massenproduktion erhältlich war. Neue industrielle Techniken wie das [[Stanzen (Technik)|Stanzen]] erlaubten eine gleichbleibende, akzeptable Qualität bei niedrigen Kosten. Diese Entwicklungen führen dazu, dass der althergebrachte Handwerksberuf des [[Messerschmied]]s nahezu verschwindet und erst am Ende des 20.&nbsp;Jahrhunderts eine Renaissance erlebt.
Messer können ebenso nach ihrer [[Klinge]] kategorisiert werden: So gibt es lange und kurze, schmale und breite, glatte und gewellte, gerade und gebogene, feste und bewegliche, versenkbare Klingen sowie Messer mit auswechselbaren oder Abbrechklingen (so genannte [[Cutter (Messer)|Cutter]]).


Der um 1912 entwickelte [[Rostfreier Stahl|rostfreie Stahl]], der einen erhöhten Gehalt von [[Chrom]] (13 bis 15&nbsp;Prozent) aufweist, somit die Klinge glänzender erscheinen lässt und gegen Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit und schwache Säure resistenter als Kohlenstoffstahl ist, wird seitdem zunehmend, jedoch nicht ausschließlich, als Klingenmaterial verwendet.
Die Unterteilungen sind dabei stets fließend; dazu gibt es Spezialmesser, die nicht eindeutig zuordenbar sind. Außer ihrer ursprünglichen Bestimmung als Schneidewerkzeug entwickelten sich einige Messertypen zu [[Stichwaffe|Stich-]] und [[Hiebwaffe]]n oder Multifunktionswerkzeugen mit mehreren Klingen, [[Säge]]n, [[Zange]]n und anderen Kleinwerkzeugen (zum Beispiel [[Schweizer Messer]]).


== Funktion: Das Schneiden ==
=== Aufbau ===
Mit dem Messer ist vorrangig der Vorgang des [[Trennen (Fertigungstechnik)|Schneidens]] verbunden, wobei das Messer allgemein als ein Schneidwerkzeug mit [[Spanen|spanlosem]], trennendem Schnitt anzusehen ist. Technisch gesehen handelt es sich dabei um ein nicht [[zerspanen]]des [[Keilschneiden]], das hauptsächlich dem [[Trennverfahren (Fertigungstechnik)|Trennen]] [[Biegemoment|biegeschlaffer]] Schnittgüter dient, bei dem das Schneidgut auseinandergedrückt wird. [[Schneidfähigkeit]] und [[Schnitthaltigkeit]] bestimmen dabei die Güte des eingesetzten Messers.
[[Bild:Knife_parts.jpg|right|380px|thumb|Charakteristische Teile eines Messers]]


Die Hauptkomponente beim Zerteilen eines Stoffs ist der Druck. Ein gutes Messer zum Schneiden ist so beschaffen, dass die Schneide möglichst dünn ist. Je kleiner ihre Fläche, desto größer wird der Druck, den das Messer beim Schneiden ausüben kann. Die Auflagefläche stumpfer Messer ist zu dick, um problemlos durch das Schnittgut gleiten zu können. Bei gleichem Energieaufwand dringen scharfe Messer demgemäß tiefer in das Material ein als stumpfe. In der häuslichen Praxis unterscheidet man den Druckschnitt (z.&nbsp;B. beim Rasieren) vom Zugschnitt, wie er meist in der Küche angewendet wird.
Aufbau und Material der Messer haben sich bis heute kaum verändert. Grundsätzlich besteht jedes Messer aus einer Klinge (1) und einem Griff, auch [[Heft (Griffstück)|Heft]] (2) genannt. Jede Klinge hat eine Spitze (3), auch „Ort“ genannt und einen Grat (4), die scharfe Kante, von der letztlich die Schneidwirkung ausgeht. Der Grat ist die Kante der Schneide (5) oder „Wate“, die in einem bestimmten Profil angeschliffen ist. Die der Schneide gegenüberliegende Seite ist der Messerrücken (6). Unterhalb des Messerrückens kann eine [[Hohlkehle (Blankwaffe)|Hohlkehle]] (7) Gewicht sparen und das Messer gleichzeitig stabilisieren. Das Ricasso (8) ist der ungeschliffene Teil zwischen Griff (beziehungsweise Parierstange) und Schneide; es wird „[[Fehlschärfe]]“ genannt. Dies ist die Stelle, an der in der Regel die Signatur des Messerschmiedes oder der Manufaktur eingeschlagen wird, die sogenannte „[[Schmiedemarke]]“ (8). Zwischen Klinge und Griff verhindert ein Handschutz (9) das Abgleiten der Hand von dem Grat.


Dringt die harte Klinge des Messers in weicheres Schnittgut ein, zerstört es an der Schnittstelle die [[Molekül|molekulare]] Struktur dieses Schnittguts. [[Festkörper|Feste]] [[Materie (Physik)|Materie]] besteht aus eng gepackten Molekülen, die von elektrischen Bindungskräften zusammengehalten werden, die nur auf kurze Distanz wirken. Sobald die keilförmige Schneide die Moleküle weit genug auseinandergedrückt hat, werden diese Bindungskräfte zu schwach, und die Moleküle verlieren ihren Zusammenhalt.
Die Klinge wird mit dem [[Erl (Klinge)|Erl]] (nicht zu sehen) am Griff befestigt. Eine eventuelle Verdickung am Griffende heißt Knauf (10), wobei die genauer beschreibenden Begriffe Beschlag, Griffniet, Klingenspiegel, Pommel oder Stifte verwendet werden. Bei einem Messer ohne Knauf bildet der Erl die Verlängerung der Klinge als Flacheisen. Der Griff besteht dann aus zwei Griffschalen, die (meist) aufgenietet werden. Das Bändsel (11), eine Schnur, dient der leichteren Handhabung des Messers. Form und Gestaltung der Klinge sind nur Nebenmerkmale, die typologische Hauptbedeutung liegt in der Form des Griffes, nach der die historischen Messer unterschieden werden.


Im täglichen Gebrauch in Haus und Werkstatt wird auf ganz unterschiedliche Weise mit Handmessern umgegangen, wobei man von drei grundlegenden Schnittarten sprechen kann:
=== Klinge ===
* Druckschnitt
[[Bild:DamaszenerKlinge.JPG|thumb|100px|Damaszener-Klinge]]
* schabender Schnitt
In der Hauptsache wird für die Klinge des modernen Messers [[Messerstahl]] verwendet, der durch Zusatz verschiedener Metalle zu [[Legierung]]en verarbeitet wird, die sich je nach Mischung durch bestimmte Eigenschaften auszeichnen. Daneben gibt es Klingen aus [[Hochleistungskeramik]], [[Titan (Element)|Titan]]- oder anderen nicht-eisenhaltigen Legierungen (wie [[Talonite]] oder [[Stellite]]). Selten werden Kunststoffe verwendet, die vergleichsweise wenig [[Schnitthaltigkeit|schnitthaltig]] sind, dafür von Metalldetektoren nicht aufgespürt werden.
* Zugschnitt


== Messerarten ==
Ganz besonders hängt die Qualität einer Klinge von den Eigenschaften des verwendeten Stahls ab. Im Wesentlichen bestimmt bei traditionellen (vorindustriellen) Klingen der Kohlenstoffgehalt die erreichbare Härte des Stahls. Es gibt unterschiedliche Herstellungstechniken: das Raffinieren, wobei ein Material mit sich selbst verschweißt wird, um besondere Reinheit und Homogenität zu erreichen, und das [[Damaszener Stahl|Damaszieren]]. Die erstgenannte Technik wurde zum Beispiel von den [[Franken (Volk)|Franken]] zu einer Zeit angewendet, als hochwertigere Erze und verbesserte [[Verhüttung]]sverfahren verfügbar wurden.
Es gibt eine reiche Vielfalt von Messerarten und verschiedene Ansätze zur Kategorisierung. Hinsichtlich ihres Verwendungszweckes können sie grob eingeteilt werden in
* [[Berufsmesser|Arbeits-, Berufs- und Freizeitmesser]]
* [[Essbesteck|Besteckteil]]
* [[Küchenmesser|Haushalts- und Küchenmesser]]
* [[Industriemesser]]
* [[Kampfmesser]]
* [[Rasiermesser]]
* [[Ritualmesser]]
{{Siehe auch|Liste der Messerarten}}


Messer können ebenso nach ihrer [[Klinge]] kategorisiert werden. So gibt es:
Die Damaszenerklinge, benannt nach [[Damaskus]], das seit dem 13.&nbsp;Jahrhundert ein wichtiges syrisches Handels- und Importzentrum der islamischen Periode war, zeichnete sich im Erscheinungsbild der Klinge aus. Sie bestand aus verschiedenen Stählen mit leicht unterschiedlichen Legierungsbestandteilen, was nach dem Härten und Ätzen zu vielfältigen und sehr ästhetischen Mustern auf der Klingenoberfläche führt. Damaszener-Stahl war seinerzeit der [[Waffe]]nherstellung vorbehalten und zunächst nur bei Schwert-, Säbel- und Messerklingen zu finden, die den [[Blankwaffe]]n zuzurechnen sind. Bei besonders edlen oder beanspruchten Klingen wird oft zwei– oder mehrlagiger [[Stahl]] verwendet, der aus Schichten von zähem [[Eisen]], [[Federstahl]] oder [[Werkzeugstahl]] bestehen kann. Bei manchen Klingen können die Muster, die bei der Fertigung entstehen, ein typisches Erkennungsmerkmal für eine bestimmte Technik sein.
* lange und kurze Klingen,
* schmale und breite,
* glatte und gewellte,
* gerade und gebogene,
* [[#Messer mit feststehender Klinge|feststehende]] und [[#Messer mit beweglicher Klinge|bewegliche Klingen]] (z. B. versenkbare Klingen ([[Fallmesser]], einige [[Springmesser]]), [[Taschenmesser|Klappmesser]], [[Faltmesser]]),
* sowie Messer mit auswechselbaren oder Abbrechklingen (sogenannte [[Cutter (Messer)|Cutter]]).
[[Datei:Buntschneidemesser (retuschiert).jpg|mini|Spezialform: [[Küchenmesser#Buntmesser|Buntmesser]]]]
Die Unterteilungen sind dabei stets fließend; dazu gibt es Spezialmesser, die nicht eindeutig zuordenbar sind. Außer ihrer ursprünglichen Bestimmung als Schneidewerkzeug entwickelten sich einige Messertypen zu [[Stichwaffe|Stich-]] und [[Hiebwaffe]]n oder Multifunktionswerkzeugen mit mehreren Klingen, [[Säge]]n, [[Zange]]n und anderen Kleinwerkzeugen (zum Beispiel [[Schweizer Taschenmesser]]).


== Aufbau ==
Die Härte einer Klinge wird mit der [[Rockwell (Einheit)|Rockwellhärte (HRC)]] angegeben.
[[Datei:Knife parts.jpg|rechts|hochkant=1.5|mini|Charakteristische Teile eines Messers]]
Aufbau und Material der Messer haben sich bis heute kaum verändert. Grundsätzlich besteht jedes Messer aus einer Klinge (1) und einem Griff, auch [[Heft (Griffstück)|Heft]] (2) genannt. Der Teil der Klinge, der nicht im Griff liegt, wird Klingenblatt genannt. Jede Klinge hat eine Spitze (3), „Ort“ genannt, und eine [[Fase]] oder Wate (Schneidfase, auch Sekundärfase oder Schleiffase) (4), die scharfe Kante, von der letztlich die Schneidwirkung ausgeht. Die Schneidfase kann noch eine Mikrofase haben, wenn beim Abziehen der Klinge in einem etwas stumpferen Winkel gearbeitet wird. Die Fase ist die Schneidkante der Klinge, die in einem bestimmten Profil angeschliffen ist. Die verschiedenen Flächen mit unterschiedlichen Winkeln entfallen, wenn die Klinge insgesamt ballig (konvex) ausgeschliffen ist (der [[Solinger Dünnschliff]] fällt auch darunter). Der Klingenspiegel bezeichnet die Seitenfläche der Klinge, oberhalb des Anschliffs (Primärfase; 5) und unterhalb des Rückens (hier liegt die Hohlkehle im Spiegel). Der Spiegel kann auch nur die Fläche des Ricassos (8) sein, wenn die Klinge einen hohen Anschliff, bis zum Rücken, besitzt. Das Maß zwischen Rücken und Schneidkante wird als Höhe der Klinge bezeichnet.


Die der Schneide gegenüberliegende Seite ist der Messerrücken (6). Unterhalb des Messerrückens kann eine [[Hohlkehle (Blankwaffe)|Hohlkehle]] (7) Material und somit Gewicht sparen. Die Klinge wird durch diese Sparmaßnahme kaum geschwächt. Das Ricasso ist der nicht scharfgeschliffene Teil zwischen Griff (beziehungsweise [[Parierstange]]) und Schneide; es wird auch [[Fehlschärfe]] genannt. Der Übergang zwischen Blatt und Fehlschärfe oder Kropf wird ''Einsatz'' genannt. Die Fehlschärfe ist die Stelle, an der in der Regel die Signatur des Messerschmieds oder der Manufaktur eingeschlagen wird, die sogenannte [[Schmiedemarke]] (8). Zwischen Klinge und Griff verhindert häufig ein Handschutz (9) das Abgleiten der Hand auf das Blatt.
=== Feststehende Messer ===
Feststehende Messer verfügen über eine feste, meist durchgehende Klinge, die in der Regel mit einem Griff verbunden ist, etwa bei den meisten [[Küchenmesser]]n. [[Kampfmesser]] und [[Dolch]]e für die militärische Verwendung gehören ebenso dazu. Zu feststehenden Messern zählen die längsten Messertypen, wie zum Beispiel [[Bajonett]]e von über 50&nbsp;Zentimetern Länge. Durch die stabile Verankerung der feststehenden Klinge können diese Messer stärkere Querkräfte vertragen. Außerdem ist bei einem feststehenden Messer nicht die Gefahr gegeben, dass die Klinge, wie bei einem Klappmesser, bei extremen Belastungen aus dem Schloss bricht. Daher werden feststehende Messer aus Gründen von Stabilität, Sicherheit und leichterer Reinigung für viele Einsatzzwecke bevorzugt. Am stabilsten sind [[Integralmesser]], bei denen der gesamte Messerkörper aus einem Stück Stahl geschmiedet wird.


Die Klinge wird mit dem [[Erl (Klinge)|Erl]] (nicht zu sehen) im Griff befestigt. Bei einem Messer ist der Erl die Verlängerung der Klinge, als Flach- oder Spitzangel, die in den Griff hinein reicht. Die Befestigung kann durch Einkleben erfolgen, durch Verstiften von der Seite oder durch Vernieten über dem Griffende, wozu eine längere Angel notwendig ist. Eine eventuelle Verdickung am Griffende aus Metall heißt Knauf (10), wobei die genauer beschreibenden Begriffe: Beschlag, Griffkappe, Nietscheibe, Nietknauf, Nietknäufchen (auf einem Knauf), verwendet werden. Bei einem Messer mit Flachangel kann diese durch den gesamten Griff reichen und wird dann an den Kanten umlaufend sichtbar. Auf einer Flachangel aufgenietete oder -gelötete Metallteile, welche die Enden des Griffs stabilisieren und/oder schmücken, werden Backen genannt, wenn es kein Knebel ist. Ein Knebel (oder Handschutz) wird als solcher bezeichnet, wenn es ein einzelnes Bauteil ist, welches auf die Angel geschoben wird.
Eine besonderere Form hat das [[Faustmesser]] bei dem die Klinge parallel oder rechtwinklig zum Griff angebracht ist.


Integralmesser sind solche, bei denen in der Bezeichnung betont wird, dass die Klinge mit einem Kropf oder Knebel und die Angel (hier meist Flachangel) aus einem Stück hergestellt wurden. Bei einem Vollintegralmesser ist zusätzlich auch der Knauf mit den anderen Teilen zusammen aus einem Stück gefertigt.
=== Klappmesser ===
Bei Klappmessern –&nbsp; einer Art [[Taschenmesser]]&nbsp; – ist die Klinge beweglich, liegt zwischen zwei Wangen und kann mittels Daumendreh oder Fingerzug in den Griff eingeklappt beziehungsweise aktiviert werden. Manche Klappmesser sind besonders für den Gebrauch mit nur einer Hand konzipiert und werden ''Einhandmesser'' genannt. Gebrauchsklappmesser verfügen zum Schutz gegen ein unbeabsichtigtes Zuklappen oft über eine feststellbare Klinge, auch kann auf dem Messerrücken eine Sperre zur Messerverriegelung gelöst werden. Da der Schwachpunkt in der Drehachse der Klinge liegt, sind Klingenlängen bis maximal zehn Zentimeter üblich, wenn auch immer wieder vereinzelt große Klappmesser auf den Markt kommen. Zum Transport wird die Klinge in den Griff eingeklappt.


Die Außenseiten des Griffs bestehen bei Messern mit Flachangel häufig aus zwei Griffschalen, die meist aufgenietet werden. Der Fangriemen (regional das ''Bändsel''; 11), ein Lederriemen oder eine Schnur, dient der leichteren Handhabung des Messers. Gebrauchsmesser werden im Allgemeinen nach dem wichtigsten Teil, der Klinge, und deren Form oder Zweck benannt. Bei historischen Messern wird häufiger die Form und Gestaltung der Klinge nur als Nebenmerkmal gesehen, während die typologische Hauptbedeutung in die Form des Griffs gelegt wird.
Viele Klappmesser [[Schweizer Messer|schweizer Art]] beziehungsweise Nachahmungen enthalten neben der eigentlichen Messerklinge noch diverse [[Werkzeug]]-Klingen, wie etwa [[Korkenzieher]] (schweizerisch: Zapfenheber), [[Ahle]], [[Lupe]], Kombi[[zange]], [[Schraubendreher]] etc.


=== Die Klinge ===
[[Fallmesser]] sind eine spezielle Art von Klappmessern. Bei ihnen fällt die senkrecht verborgene Klinge durch Schwerkraft oder Schleuderbewegung aus dem Griff.
{{Hauptartikel|Klinge}}
==== Material-Überblick ====
[[Datei:CeramicKnife1.jpg|mini|links|Keramikmesser]]
[[Datei:DamaszenerKlinge.JPG|mini|hochkant=0.5|Damasze&shy;nerklinge]]
In der Hauptsache wird für die Klinge des modernen Messers [[Messerstahl]] verwendet, der sich je nach Zusammensetzung der [[Legierung]] durch spezifische Eigenschaften auszeichnet. Daneben gibt es metallische Klingen aus [[Titan (Element)|Titan]]- oder anderen nicht-eisenhaltigen Legierungen (wie [[Talonite]] oder [[Stellite]]).


Gegen Ende des 20.&nbsp;Jahrhunderts machten sich Messerhersteller auch [[Schneidkeramik]], meist aus [[Zirconiumdioxid|Zircondioxid]], für Klingen nutzbar. Sie können nicht so scharf ausgeschliffen werden wie Klingen aus guten Stählen. Dafür sind sie härter und somit länger schnitthaltig, besonders bei unsachgemäßer Behandlung wie Schneiden auf harten Unterlagen aus Keramik, Glas oder Metall. Darum finden sie vor allem in Privathaushalten Verwendung, wo sie gegenüber Messern aus billigen Stählen ihre Vorteile ausspielen können.
Eine weitere Varietät sind [[Springmesser]], bei denen die Klinge mittels Feder- oder Wurfkraft aus dem Heft in einem Bogen nach vorne geschleudert und dort verriegelt wird. Sie zählen überwiegend zu den Waffen und werden daher hier nicht weiter besprochen.
Zudem sind sie geschmacksneutral und für Allergiker geeignet. Die hohe Härte birgt allerdings auch Nachteile. So ist die Klinge bruchanfälliger und ohne spezielle Werkzeuge nicht zu schärfen.


Selten werden Kunststoffe verwendet, die vergleichsweise wenig [[Schnitthaltigkeit|schnitthaltig]] sind, sodass der Einsatz eingeschränkt ist. Ein Beispiel dafür ist Einweg-Partybesteck.
Das [[Balisong]] ist eine spezielle Art von Klappmesser bei dem zwei hohle Griffhälften, die jeweils um 180° geschwenkt werden können, die Klinge bei geschlossenem Zustand in sich aufnehmen.


==== Qualitätsanforderungen ====
<!--== Benutzung ==
Ganz besonders hängt die Qualität einer Klinge von den Eigenschaften des verwendeten Stahls ab. Im Wesentlichen bestimmt bei traditionellen (vorindustriellen) Klingen der Kohlenstoffgehalt die erreichbare Härte des Stahls. Es gibt unterschiedliche Herstellungstechniken für Messerstahl: das [[Raffinieren]], wobei ein Rohstahl mit sich selbst verschweißt wird, um besondere Reinheit und Homogenität zu erreichen, und das [[Damaszener Stahl|Damaszieren]]. Die moderne Damaszenerklinge besteht aus verschiedenen Stählen mit leicht unterschiedlichen Legierungsbestandteilen, was zu vielfältigen Mustern auf der Klingenoberfläche führt. Damaszenerstahl war jedoch ursprünglich ein Zufallsprodukt der Eisenherstellung, indem Eisensorten mit unterschiedlichem Kohlenstoff- und Phosphorgehalt miteinander im Feuer verschweißt wurden. In der Wikingerzeit kam diese Technik zur Blüte; man beherrschte die Mustersteuerung und konnte Klingen mit Damaszenerstahlkern und Stahlschneiden herstellen. Das wurde vor allem in der [[Waffe]]nherstellung eingesetzt und war zunächst nur bei Schwert- und Messerklingen zu finden, die den [[Blankwaffe]]n zuzurechnen sind. Die Vorstellung, dass auf diese Weise harte und weiche Stähle miteinander kombiniert wurden, ist falsch.
Um eine lange Lebensdauer zu gewährleisten, müssen Messer in guten Zustand erhalten und scharf geschliffen sein. Stumpfe Messer sind keineswegs sicherer, sondern erhöhen im Gegenteil das Verletzungsrisiko, weil ein höherer Kraftaufwand erforderlich ist und zu unkontrollierten Bewegungen führen kann.


Heutzutage gibt es Stahlsorten, welche die Vorteile des Damaszenerstahls ohne seine Nachteile (beispielsweise unsichtbare Schweißfehler zwischen den Lagen) besitzen, so wird dieser nur noch aus künstlerischen und ästhetischen Gründen verwendet.
Die Schneidunterlage sollte nachgiebig und leicht zu reinigen sein, Holz- oder Kunststoffbretter sind am geeignetsten, schneiden auf Porzellan, Glas, Metall, Marmor oder Granit verkürzt die [[Schnitthaltigkeit]].


Bei vielen historischen Klingen, aber auch in der traditionellen Messerschmiede (z.&nbsp;B. in Japan) wird zwei- oder mehrlagiger [[Stahl]] verwendet, der aus Schichten von zähem [[Eisen]], [[Federstahl]] oder [[Werkzeugstahl]] bestehen kann. Bei manchen Klingen können die Muster, welche bei der Fertigung entstehen, ein typisches Erkennungsmerkmal für eine bestimmte Technik sein.
=== Pflege ===
Messer sollten gleich nach Beendigung der Arbeit von Hand gereinigt und abgetrocknet werden. Nur weniger wertvolle Messer mit Kunststoffgriffen können in der Spülmaschine gereinigt werden. Das gilt gleichermaßen für Messer mit rostfreier Klinge. Scharfe und säurehaltige Nahrungsmittel sind genauso von der Klinge fernzuhalten wie Essensreste (besonders Senf, Meerrettich und fruchtsäurehaltige Lebensmittel), die an dem Messer gleich zu beseitigen sind. Säure greift die Schneide an, verfärbt sie und lässt sie stumpf werden.


Die Härte einer Klinge wird mit der [[Rockwell (Einheit)|Rockwellhärte (HRC)]] angegeben.
Griffe aus Holz werden gelegentlich mit einem Tropfen Salatöl gepflegt, genau wie besonders wertvolle oder nicht rostfreie Klingen (an denen kleine Rostbildungen mit „[[Wiener Kalk]]“ oder einem Rostradierer entfernt werden).


==== Messer mit feststehender Klinge ====
Aufbewahrt werden Messer am besten an magnetischen Leisten, Haltebügeln, Messertaschen oder gesonderten Scheiden. Schubladen, in denen die Klingen aneinander stoßen können, sind ungeeignet.
[[Datei:Integralmesser.jpg|mini|Messer mit feststehender Klinge]]


Feststehende Messer verfügen über eine feste, meist durchgehende Klinge, die in der Regel mit einem Griff verbunden ist, etwa bei den meisten [[Küchenmesser]]n. [[Kampfmesser]] und [[Dolch]]e für die militärische Verwendung gehören ebenso dazu. Zu feststehenden Messern zählen die längsten Messertypen, zum Beispiel [[Bajonett]]e von über 50&nbsp;Zentimetern Länge. Durch die stabile Verankerung der feststehenden Klinge können diese Messer stärkere Querkräfte vertragen. Außerdem ist bei einem feststehenden Messer nicht die Gefahr gegeben, dass die Klinge wie bei einem Klappmesser bei extremen Belastungen aus der Rastung bricht. Daher werden feststehende Messer aus Gründen der Stabilität, Sicherheit und leichterer Reinigung für viele Einsatzzwecke bevorzugt. Am stabilsten sind [[Integralmesser]], bei denen der gesamte Messerkörper aus einem Stück Stahl geschmiedet wird.
=== Schärfen ===
Da sich die Schneide des Messers durch den Gebrauch mehr oder weniger abnutzt und stumpf wird, ist periodisch wiederkehrendes Schärfen notwendig. Je nach Anschliff und Material der Klinge sowie dem Grad der Abnutzung ist ein [[Wetzstahl]] oder ein feinkörniger [[Schleifstein]] vorzuziehen; für Rasiermesser und bestimmte Werkzeuge werden [[Streichriemen]] verwendet.


Eine besondere Form hat das [[Faustmesser]], bei dem die Klinge parallel oder rechtwinklig zum Griff angebracht ist.
Durch die Benutzung legt sich bei vielen metallenen Messern zunächst der Grat, also die spitze Kante der Schneide, auf mikroskopischer Ebene um. Die Schneidwirkung entfaltet sich jedoch auf dem Grat, bei unebenem Grat ist sie also stark beeinträchtigt. Mit einem Abziehstein oder einem Wetzstahl kann der Grat wieder aufgerichtet werden. Hierzu wird das Messer in spitzem Winkel über das harte Metall des Wetzstahls gezogen, was „entgegen“ oder „mit“ dem Strich (der spitzen Klingenseite) möglich ist. Dabei wird kein Metall abgetragen, sondern lediglich der Grat gerichtet. Folglich braucht das Messer vorher bereits einen ausreichenden Schliff. Ist die Klinge zu sehr abgenutzt, hat sich also das Profil der Klinge stark verändert, muss das Messer neu [[Schleifen (Fertigungsverfahren)|geschliffen]] werden.


==== Messer mit beweglicher Klinge ====
Beim Schleifen eines Messers wird Metall von der Klinge abgetragen und diese annähernd in ihre ursprüngliche Form gebracht. Beruflich wird diese Tätigkeit vom [[Scherenschleifer]] und vom [[Schneidwerkzeugmechaniker]] ausgeführt und erfordert einiges an Können und Übung. Als [[Schleifwerkzeug]] wird für ein übliches Messer ein Schleifstein oder eine [[Schleifmaschine]] eingesetzt. Bei beiden Geräten empfiehlt sich eine Kühlung des [[Schleifmittel]]s, um eine Überhitzung der Schneide zu vermeiden. Die konkrete Schleiftechnik, also das Zustandekommen der Relativbewegung zwischen Messer und Schleifmittel, unterscheidet sich je nach Klingenprofil und Anschliff erheblich. Eine für industrielle Messer eingesetzte [[Schleifmaschine]] muss stabil und schwer genug sein, um Schwingungen absorbieren zu können. Es ist empfehlenswert, nicht die herkömmlichen Kühlmittel wie wasserlösliches Öl und halbsynthetische Kühlmittel zu verwenden, sondern synthetische Kühlmittel, die eine gute Schleifqualität haben und umweltverträglich sind. Die zum Schleifen von Maschinenmessern verwendeten Schleifmittel sind: Normal[[korund]] (NK), Halbedelkorund (HK), Edelkorund (EK), [[Borazon]] (C9BN) und [[Diamant]] (D). Bevor ein industriell genutztes Messer geschliffen wird, muss die „Flucht“ des Messers (das heißt seine Geradlinigkeit) überprüft werden.
[[Datei:Roman pocket knife Roman Gellep Germany noBG.jpg|mini|Römisches Taschenmesser mit Nachbildung]]


Bei [[Taschenmesser|Klappmessern]] ist die Klinge beweglich, liegt zwischen zwei Wangen und kann mittels Daumendreh oder Fingerzug in den Griff eingeklappt beziehungsweise aktiviert werden. Manche Klappmesser sind besonders für den Gebrauch mit nur einer Hand konzipiert und werden ''Einhandmesser'' genannt. Gebrauchsklappmesser verfügen zum Schutz gegen ein unbeabsichtigtes Zuklappen oft über eine feststellbare Klinge, auch kann auf dem Messerrücken eine Sperre zur Messerverriegelung gelöst werden. Da der Schwachpunkt in der Drehachse der Klinge liegt, sind Klingenlängen bis maximal zehn Zentimeter üblich, wenn auch immer wieder vereinzelt große Klappmesser auf den Markt kommen. Zum Transport wird die Klinge in den Griff eingeklappt.
=== Gefährdung ===

Durch die einfache Bauart – Klinge und Handgriff – ergeben sich sowohl für den Benutzer wie für Dritte hohe Gefährdungsfaktoren. Ursachen dafür sind Gefahrenquellen, wie ungeschützte Messerschneide, Messerspitze oder nicht sauber entgratete Messerrücken. Die Unfallstatistik der gewerblichen Berufsgenossenschaften weist aus, dass über 45&nbsp;Prozent der meldepflichtigen Unfälle mit Handwerkszeugen auf das Messer zurückzuführen sind. Dies sind jährlich etwa 61.000 Unfälle.<ref>BGI 864 – ''Auswahl von Schnitt- und Stichschutz bei der Verwendung von Handmessern in der Nahrungsmittelwirtschaft.''</ref> Speziell in der Nahrungsmittelwirtschaft betreffen die Unfälle mit dem Handmesser etwa 30 bis 40&nbsp;Prozent aller meldepflichtigen Unfälle. Etwa 90&nbsp;Prozent dieser Stich- und Schnittverletzungen betreffen das Hand-Arm-System. Da in der Nahrungsmittelwirtschaft häufig mit dem Messer auf den Körper zu gearbeitet wird, sind gelegentlich bleibende Körperschäden oder Todesfälle zu beklagen.-->
Viele Klappmesser in sog. [[Schweizer Taschenmesser|Schweizer-Art]] beziehungsweise Nachahmungen jener enthalten neben der eigentlichen Messerklinge noch diverse [[Werkzeug]]-Klingen, etwa [[Korkenzieher]] (schweizerisch: Zapfenzieher), [[Ahle]], [[Lupe]], Kombi[[zange]], [[Schraubenzieher]] etc.
[[Bild:CeremonialFlintKnife-Djer.png|thumb|Ägyptisches Ritualmesser für den Opferdienst, ca. 3000 v.Chr.]]

[[Fallmesser]] besitzen ebenfalls eine bewegliche Klinge. Bei ihnen fällt die im Griff verborgene Klinge durch Schwerkraft oder Schleuderbewegung heraus und rastet ein.

Eine weitere Varietät sind [[Springmesser]], bei denen die Klinge mittels Feder- oder Wurfkraft aus dem Heft nach vorne ausklappt und dort verriegelt wird.

Bei [[Faltmesser]]n wird der Griff zum Transport um die Klinge gefaltet. Bekanntester Vertreter ist das [[Balisong]], bei dem zwei hohle Griffhälften, die jeweils um 180° geschwenkt werden können, die Klinge bei geschlossenem Zustand in sich aufnehmen.

== Aufbewahrung ==
Für Messer gibt es unterschiedliche Aufbewahrungsmöglichkeiten, die oft auch zum Schutz der Klinge dienen.
<gallery>
Hjscabbard.jpg|[[Scheide (Behälter)|Messerscheide]]
Köcher.JPG|[[Messerköcher]]
Knifeblock.png|[[Messerblock]]
Knife rack 2.jpg|Magnetische Halteschiene
</gallery>


== Kulturelle Bedeutung ==
== Kulturelle Bedeutung ==
Das frühgeschichtliche Messer hatte Waffencharakter, und bis zur Trennung von Messern und messerartigen Waffen wurden Messer an der Speisetafel als Bedrohung angesehen.
Das frühgeschichtliche Messer hatte Werkzeug-, aber auch Waffencharakter, daher dauerte es bis ins hohe Mittelalter, bis spezielle Messer für den Gebrauch an der Speisetafel aufkamen.


===Die westliche Welt===
=== Die westliche Welt ===
Dieses gewalttätigen Anscheins war sich die Kultur der [[Westliche Welt|westlichen Welt]] lange bewusst und hat das Tischmesser folglich mit einer Vielzahl von Tabus belegt: Es sei nicht zum Mund zu führen, also nicht auf sich selbst zu richten, es dürfe damit nicht auf jemand anderen gedeutet werden und das Messer solle nicht mit der Spitze voran gereicht werden. Hierzu gehört weiterhin das Tabu, Fisch mit dem Messer zu zerteilen, das durch spezielle – stumpfe – Fischmesser umgangen wurde, genauso wie es als unschicklich galt, Kartoffeln und Knödel zu zerschneiden oder Frühstückseier mit dem Messer zu kappen.
Der Verletzungsgefahr war sich die Kultur der [[Westliche Welt|westlichen Welt]] lange bewusst und hat das Tischmesser folglich mit einer Vielzahl von Regeln belegt: Es sei nicht zum Mund zu führen, also nicht auf sich selbst zu richten, es dürfe damit nicht auf jemand anderen gedeutet werden, und das Messer solle nicht mit der Spitze voran gereicht werden.


Im Laufe der Zeit entstanden weitere Tabus und Sitten. Manche aus praktischen Gründen, zum Beispiel das Verbot, Frühstückseier mit dem Messer zu köpfen. Messer aus Silber oder Eisen werden durch den Schwefel verfärbt und hinterlassen im Ei einen fauligen Geschmack, was heute bei rostfreiem Besteck unbedeutend geworden ist. Andere aus kulinarischen Gründen: Es gilt als nicht zweckbezogen, Kartoffeln und vor allem Knödel zu zerschneiden, diese werden, um eine unebene Kante zu bekommen, mit der Gabel „zerrissen“. Dies hat den Grund, dass die Aufnahme der Sauce damit verbessert wird.
Das so genannte ''Reformbesteck'', eine von dem österreichischen Architekten [[Otto Wagner]] für die [[Wiener Werkstätte]] entworfene Gabel mit einer Vertiefung und drei Zinken, von denen die linke verbreitert und leicht angeschliffen war, mit der man also nicht nur aufspießen, sondern gleichzeitig schöpfen und schneiden konnte, konnte sich nicht durchsetzen, obwohl sie als „Kaisergabel“ bekannt wurde, nachdem Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] sie wegen seiner Körperbehinderung benutzte <ref>[http://www.kronberger-maler.de/victoria/walsh.html#b4 Gerta Walsh: ''Victoria Kaiserin Friedrich'']</ref>. Auch Kaiser [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Franz Joseph]] bediente sich bei Tisch nur ungern des Messers. Das Fleisch musste so zart und weich sein, dass es sich leicht mit der Gabel zerteilen ließ. Dem entspricht die amerikanische Angewohnheit, Messer möglichst nur zur Beginn der Mahlzeit zum Zerteilen des Fleisches zu verwenden und sie dann beiseite zu legen.
Die Verwendung spezieller Fischmesser hat den Grund, das Filet durch die flache Form leichter von den Gräten trennen zu können.


Das so genannte ''Reformbesteck'', eine von dem österreichischen Architekten [[Otto Wagner]] für die [[Wiener Werkstätte]] entworfene Gabel mit einer Vertiefung und drei Zinken, von denen die linke verbreitert und leicht angeschliffen war, mit der man also nicht nur aufspießen, sondern gleichzeitig schöpfen und schneiden konnte, konnte sich nicht durchsetzen, obwohl sie als „Kaisergabel“ bekannt wurde, nachdem Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;II.]] sie wegen seiner Körperbehinderung benutzt hatte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kronberger-malerkolonie.com/ |titel=HOME - Kronberger Malerkolonie |abruf=2022-10-29}}</ref> Auch Kaiser [[Franz Joseph I.|Franz Joseph]] bediente sich bei Tisch nur ungern des Messers. Das Fleisch musste so zart und weich sein, dass es sich leicht mit der Gabel zerteilen ließ. Es ist amerikanische Gewohnheit, Fleisch grundsätzlich mit der Gabel aufzunehmen und zwar mit der rechten Hand, das Messer wird jedoch zum Zerteilen des Fleisches benötigt, so wird während der Mahlzeit immer wieder Messer und Gabel von links auf rechts getauscht.
===Ostasien===
Der gesamte [[Ostasien|ostasiatische Raum]] bildete hinsichtlich des Essbestecks von denen des Westens unterschiedliche Gewohnheiten aus: Fleisch und Gemüse werden bis heute zugeschnitten, bevor sie zubereitet beziehungsweise auf den Tisch gebracht werden. Zum Essen werden [[Essstäbchen|hölzerne Stäbchen]] benutzt. Gräberfunde belegen, dass diese Form des Tischbestecks in China bereits um 1500 v. Chr. Verwendung fand. Im 7.&nbsp;Jahrhundert gelangten die Essstäbchen durch buddhistische Priester und Missionare aus China nach Korea und Japan. Insbesondere für Chinesen und Japaner wirkte das europäische Tischbesteck gewalttätig und bedrohlich, sie spöttelten gar, die Europäer seien [[Barbar]]en, äßen sie doch mit Schwertern.


====China====
=== Ostasien ===
Der gesamte [[Ostasien|ostasiatische Raum]] bildete hinsichtlich des Essbestecks Gewohnheiten aus, die von denen des Westens verschieden sind: Fleisch und Gemüse werden bis heute zugeschnitten, bevor sie zubereitet und auf den Tisch gebracht werden. Zum Essen werden [[Essstäbchen|u.&nbsp;a. hölzerne Stäbchen]] benutzt. Gräberfunde belegen, dass diese Form des Tischbestecks in China bereits um 1500 v.&nbsp;Chr. Verwendung fand. Im 7.&nbsp;Jahrhundert gelangten die Essstäbchen durch buddhistische Priester und Missionare aus China nach Korea und Japan. Insbesondere für Chinesen und Japaner wirkte das europäische Tischbesteck gewalttätig und bedrohlich, sie spöttelten gar, die Europäer seien [[Barbar]]en, äßen sie doch mit Schwertern.
In [[China]] wurde das Messer sogar zum Zahlungsmittel (''Dao'', „Messer-Münzen“). Die [[Tang-Dynastie|Tang-Periode]] gilt hinsichtlich Silberbearbeitung und Ausführung künstlerischer Messergriffe der Messer wichtig, die als Statussymbol oder für Zeremonien dienten. Aus der [[Shang-Dynastie|Shang-Periode]] wurden eine Reihe von Ritualmessern mit Jade-Griffen aus [[Turkestan]] gefunden, deren genaue Verwendungsweise noch unbekannt ist. Es könnte sich um Grabbeigaben oder Zeichen der Macht oder des Standes gehandelt haben.
[[Bild:Chinese and old North American cleavers.JPG|thumb|Chinesische Kochmesser]]
Chinesische Schneidewaren haben eine lange Tradition, die heutzutage indes teilweise in Verruf geraten ist, weil der Markt weltweit mit Billigmessern fragwürdiger chinesischer Herkunft überschwemmt wird. China ist heute der Dreh- und Angelpunkt der internationalen [[Markenpiraterie]]. Chinesische [[Plagiat]]oren gehören zu den professionellsten der Welt, und nahezu sämtliche Markenmesser stehen in der Gefahr, kopiert zu werden. Davon betroffen sind Traditionsmarken des eigenen Landes: Im August 2004 musste ''Wangmazi Scissors'', ein mehr als 350&nbsp;Jahre altes chinesisches Traditionsunternehmen für Schneidewerkzeuge [[Insolvenz|Konkurs]] anmelden.<ref>[http://www.okpatents.com/phosita/archives/2004/08/consequences_of_1.html Dunlap Codding & Rogers, P.C., Analyse vom 10.8.2004]</ref> Das Unternehmen war 1651 in der [[Qing-Dynastie]] gegründet worden und stand als Inbegriff für chinesischer Messer und Scheren höchster Qualität. Immer mehr Kopien, die sich „Old Wangmazi“ oder „True Wangmazi“ nannten, machten der Originalmarke Konkurrenz. Zum Schluss waren es Dutzende von Fälscherfirmen, die jährlich mehr als fünf Millionen Imitate allein auf den chinesischen Markt warfen.<ref> Jörg Kammerer (Hsg): ''Piraten, Fälscher und Kopierer. Strategien und Instrumente zum Schutz geistigen Eigentums in der Volksrepublik China.'' Gabler Verlag 2006. ISBN 3834901598</ref>


==== China ====
Das klassische chinesische Kochmesser hat die Form eines Hackbeils, ist zur Zertrümmerung harter Knochen und Knorpel nicht geeignet, sondern wird für das Schneiden und Hacken von Kräutern und Gemüse verwendet. Die Klinge ist traditionell aus nicht rostfreiem Stahl gefertigt und muss daher sorgfältig gepflegt werden, wenn sie nicht rosten und vorzeitig unbrauchbar werden soll.
[[Datei:Chinese and old North American cleavers noBG.jpg|mini|Chinesische Kochmesser]]


In [[China]] wurde das Messer sogar zum Zahlungsmittel (''Dao'', „[[Messermünze|Messer-Münzen]]“) und auch umgekehrt Münzen-Messer oder Münzen-Schwerter. Die [[Tang-Dynastie|Tang-Periode]] gilt hinsichtlich Silberbearbeitung und Ausführung künstlerischer Messergriffe der Messer als wichtig, die als Statussymbol oder für Zeremonien dienten. Aus der [[Shang-Dynastie|Shang-Periode]] wurde eine Reihe von Ritualmessern mit Jade-Griffen aus [[Turkestan]] gefunden, deren genaue Verwendungsweise noch unbekannt ist. Es könnte sich um Grabbeigaben oder Zeichen der Macht oder des Standes gehandelt haben.
====Japan====
In [[Japan]] erreichte die Kunst der Schwert- und Messerherstellung einen anderswo kaum zu findenden Standard, obwohl die Metallverarbeitung erst im 3.&nbsp; Jahrtausend v.&nbsp; Chr. einsetzte. Es wurde Bronze wie Eisen verarbeitet, Stahl erreichte beachtenswerte technische Qualitäten. Daher sind japanische Messer hoch begehrt. Bis heute werden Küchenmesser –&nbsp;[[Hōchō]]&nbsp;– auf Schärfe geeicht. Traditionell gefertigte japanische Messer besitzen einen runden Holzgriff, der gut in der Hand liegt. Bei manchen Messern ist der Griff in Kastanienform gefertigt, wodurch die Messer zusätzlich in der Hand fixiert werden. Ab der [[Muromachi-Zeit]] wurde das Schwert nicht mehr am Gürtel befestigt, sondern in ihn gesteckt, was zu einer Veränderung der Accessoires führte: In die feste, lackierte Holzhülle des Schwertes wurde ein schmales, kurzes, fast zerbrechliches Beimesser gesteckt, das die Form eines kleinen Dolches hat. Es gehörte zu jedem mittleren Schwert.


Chinesische Schneidewaren haben eine lange Tradition, die heutzutage teilweise in Verruf geraten ist, weil der Markt weltweit mit Billigmessern fragwürdiger chinesischer Herkunft überschwemmt wird. China ist heute der Dreh- und Angelpunkt der internationalen [[Markenpiraterie]]. Chinesische [[Plagiat]]oren gehören zu den professionellsten der Welt, und nahezu sämtliche Markenmesser stehen in der Gefahr, kopiert zu werden. Davon betroffen sind Traditionsmarken des eigenen Landes: Im August 2004 musste ''Wangmazi Scissors'', ein mehr als 350&nbsp;Jahre altes chinesisches Traditionsunternehmen für Schneidewerkzeuge, [[Insolvenz|Konkurs]] anmelden.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.okpatents.com/phosita/archives/2004/08/consequences_of_1.html | wayback=20080501093509 | text=Dunlap Codding & Rogers, P. C., Analyse vom 10. August 2004}}</ref> Das Unternehmen war 1651 in der [[Qing-Dynastie]] gegründet worden und stand als Inbegriff für chinesische Messer und Scheren höchster Qualität. Immer mehr Kopien, die sich „Old Wangmazi“ oder „True Wangmazi“ nannten, machten der Originalmarke Konkurrenz. Zum Schluss waren es Dutzende von Fälscherfirmen, die jährlich mehr als fünf Millionen Imitate allein auf den chinesischen Markt brachten.<ref>Jörg Kammerer (Hrsg.): ''Piraten, Fälscher und Kopierer. Strategien und Instrumente zum Schutz geistigen Eigentums in der Volksrepublik China.'' Gabler Verlag, 2006, ISBN 3-8349-0159-8.</ref>
===Südasien===
In [[Südasien]] und insbesondere [[Indien]] konnten sich jahrtausendelang weder Essstäbchen noch Messer und Gabel als Essbesteck durchsetzen, vielleicht auch deswegen, weil Fleisch traditionell selten auf der Speisekarte steht. Hier wird unter alleiniger Verwendung der (reinen) rechten Hand gemeinsam von großen Tellern gegessen.


Das klassische chinesische [[Kochmesser]] hat die Form eines europäischen Küchen- oder Hackbeils, ist zur Zertrümmerung harter Knochen und Knorpel nicht geeignet, sondern wird für das Schneiden und Hacken von Kräutern und Gemüse verwendet. Die Klinge ist traditionell aus nicht rostfreiem Stahl gefertigt und muss daher sorgfältig gepflegt werden, wenn sie nicht rosten soll, was dann einen neuen Schliff erfordert.
Zu dem weist Indien die Besonderheit einer eigenen Herstellungsweise des Damaszenerstahls auf, die [[Bidri]] genannt wird. Hierbei wird Silber mit einer Legierung aus Blei, Zink und Zinn überzogen und dann chemisch geschwärzt. Daneben hat das Messer in Indien –&nbsp;wie andere Gebrauchsgegenstände&nbsp;– aufgrund von Gestaltungsbesonderheiten und kostbaren Materialien künstlerischen Wert. So finden sich viele mit Edelsteinen, Gravuren oder [[Ziselierung]]en reich verzierte Griffe aus [[Jade (Gestein)|Jade]], Silber oder Gold. Gewöhnlicher, oft nicht weniger kunstvoll sind Griffe aus [[Elfenbein]] oder Knochen, geschnitzt oder mit [[Intarsien]] versehen. Besonders in [[Kaschmir]] wird noch heute [[Sandelholz]] verarbeitet.


===Schwarzafrika===
==== Japan ====
[[Datei:Kogatana and kogai noBG.jpg|mini|[[Kozuka]] (Kogatana) und [[Kogai]].]]
Auch in [[Schwarzafrika]] entwickelte sich das Messer zum Zahlungsmittel, wo es neben [[Muschelgeld]] gebräuchlich war. Typische Geldfunktion hatten die [[Wurfmesser]] im [[Gabun]] und in [[Angola]] oder die zeremoniellen Messer als Zeichen der Macht in [[Benin]] und [[Nigeria]].
<!--== Das Messer in der Bibel ==
Die kulturelle Bedeutung des Messers spiegelt sich in der Bibel, wo es an diversen Stellen vorkommt und einen Einblick in seine zeitgenössische Verwendungsvielfalt und Bedeutung vermittelt.


In [[Japan]] erreichte die Kunst der Schwert- und Messerherstellung einen anderswo kaum zu findenden Standard, obwohl die Metallverarbeitung erst im 3.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. einsetzte. Es wurde Bronze wie Eisen verarbeitet, Stahl erreichte beachtenswerte technische Qualitäten. Daher sind japanische Messer hochbegehrt. Bis heute werden Küchenmesser –&nbsp;[[Hōchō]]&nbsp;– durch die Verwendung spezieller Stähle auf extrem hohe Härte ausgerichtet, und das feine Gefüge ermöglicht eine sehr scharfe Schneide. Traditionell gefertigte japanische Messer besitzen meistens einen eckigen oder ovalen Holzgriff. Bei manchen Messern ist der Griffquerschnitt in der Form der Wasserkastanie gefertigt, wodurch die Messer zusätzlich in der Hand fixiert werden. Ab der [[Muromachi-Zeit]] wurde das Schwert nicht mehr am Gürtel ([[Obi (Gürtel)|Obi]]) befestigt, sondern in ihn gesteckt, was zu einer Veränderung des Zubehörs führte: In die feste, lackierte Holzscheide ([[Saya]]) des Kurzschwerts ([[Wakizashi]]) wurde häufig ein schmales, kurzes Beimesser ([[Kozuka|Kogatana]]) gesteckt, das in der Form einem kleinen Gebrauchsmesser gleicht.
Zum Kämpfen, Schlachten und Zerlegen von Tieren wurden Messer benutzt, die anfangs aus Stein (2 Sam 2,16: ''„Jeder fasste seinen Gegner am Kopf und stieß ihm das Schwert in die Seite, sodass alle miteinander fielen. Deshalb nannte man diesen Ort bei Gibeon Helkat-Hazzurim (Feld der Steinmesser)“''. 2Mo 4,25: ''„Da nahm Zippora einen scharfen Stein und beschnitt ihrem Sohn die Vorhaut…“'') und später aus Metall gefertigt waren. [[Ritual]]messer für den [[Opfer (Religion)|Opferdienst]] im [[Salomon|salomonischen]] Tempel waren aus Bronze, vergoldet oder aus Gold (1Kön 7,50: ''„… ferner die Becken, Messer, Schalen, Schüsseln und Pfannen aus bestem Gold.“'', 2 Kön 25,14: ''„Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer und Becher sowie alle bronzenen Geräte, die man beim Tempeldienst verwendete, nahmen sie weg.“'')
[[Bild:Rasoir Acy-Romance.jpg|thumb|150px|Rasiermesser aus der [[Hallstattzeit]]]]
Es gab bereits eine Vielzahl von Spezialmessern, wie besonders scharfe Messer zum [[Rasur|Rasieren]] und [[Schere]]n (Hes 5,1: ''„Und du, Menschensohn, nimm dir ein scharfes Schwert: als Schermesser sollst du es dir nehmen und damit über dein Haupt und über deinen Bart fahren; und nimm dir Waagschalen und teile die Haare.“'' und Ri 16,17: ''„Ein Schermesser ist mir noch nicht an die Haare gekommen; denn ich bin von Geburt an Gott als Nasiräer geweiht.“'' )


=== Südasien ===
Darüber hinaus entwickelten sich aufgrund der Spezialisierung zahlreiche berufsspezifische Messer, wie das des Schreibermessers, mit dem die [[Schreiber]] die als [[Schreibfeder]]n benutzten Rohrstängel anspitzten, die [[Winzer]]messer für die Arbeit im Weinberg oder die [[Schnitzen|Schnitzermesser]] ((Jer 36,23: ''„So oft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt sie der König mit dem Schreibermesser ab und warf sie in das Feuer auf dem Kohlenbecken …“'', Joel 4,10: ''„Schmiedet Schwerter aus euren Pflugscharen / und Lanzen aus euren Winzermessern! / Der Schwache soll sagen: Ich bin ein Kämpfer.“'', Jes 18,5: ''„Ja, noch vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist / und die Frucht zur Traube heranreift, schneidet er die Reben ab mit dem Messer; / er entfernt die Triebe, er reißt sie ab.“'' und Jes 44,13: ''„Der Schnitzer misst das Holz mit der Messschnur, / er entwirft das Bild mit dem Stift / und schnitzt es mit seinem Messer; er umreißt es mit seinem Zirkel …“'')
[[Datei:Knife 1b.JPG|mini|links|[[Badek]] aus [[Java (Insel)|Java]] ([[Indonesien]])]]


In [[Südasien]] und insbesondere [[Indien]] konnten sich jahrtausendelang weder Essstäbchen noch Messer und Gabel als Essbesteck durchsetzen, vielleicht auch deswegen, weil Fleisch traditionell selten auf der Speisekarte steht. Hier wird unter alleiniger Verwendung der (reinen) rechten Hand gemeinsam von großen Tellern gegessen.
Die lügnerische Zunge wird in der Bibel mit einem scharfen Messer verglichen (Ps&nbsp;52,4: ''„Du Ränkeschmied, du planst Verderben / deine Zunge gleicht einem scharfen Messer.“'').<ref>David Alexander: ''Das große Handbuch zur Bibel: Der einzigartige Führer durch die Bücher der Bibel.'' Brockhaus 2003. ISBN 3417247004 und Theologische Fakultät Innsbruck, virtueller Leseraum: [http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/ ''Die Bibel in der Einheitsübersetzung''].</ref>-->

Zudem weist Indien die Besonderheit einer eigenen Herstellungsweise des Damaszenerstahls auf, die [[Wootz]] genannt wird. Hierbei wird Roheisen in einem Tiegel zusammen mit bestimmten mineralischen Zuschlagstoffen auf sehr hohe Temperatur gebracht, wobei ein sog. Kristallisations-Damast entsteht. Daneben hat das Messer in Indien – vor allem durch die Kultur der Mogul-Zeit – wie andere Gebrauchsgegenstände aufgrund von Gestaltungsbesonderheiten und kostbaren Materialien künstlerischen Wert. So finden sich viele mit Edelsteinen, Gravuren oder [[Ziselierung]]en reich verzierte Griffe aus [[Jade]], Silber oder Gold. Gewöhnlicher, oft nicht weniger kunstvoll sind Griffe aus [[Elfenbein]] oder Knochen, geschnitzt oder mit [[Intarsien]] versehen. Besonders in [[Kaschmir]] wird noch heute [[Sandelholzbaum|Sandelholz]] verarbeitet.

=== Subsahara-Afrika ===
[[Datei:Knife 14b noBG.jpg|mini|Messer aus [[Simbabwe]]]]

Auch in [[Subsahara-Afrika]] entwickelte sich das Messer zum Zahlungsmittel, wo es neben [[Muschelgeld]] gebräuchlich war. Typische Geldfunktion hatten die [[Wurfmesser]] in [[Gabun]] und in [[Angola]] oder die zeremoniellen Messer als Zeichen der Macht in [[Benin]] und [[Nigeria]].


== Bedeutung als Waffe ==
== Bedeutung als Waffe ==
[[Bild:Fass90-bayonette-p1000786.jpg|thumb|Ein Sturmgewehr mit Bajonett]]
[[Datei:M16A4-JH01 noBG.jpg|mini|Ein [[Sturmgewehr]] mit Bajonett]]
[[Datei:DKTGDGrabenarbeit noBG.jpg|mini|[[Grabendolch]] – Eigenarbeit eines Soldaten (Erster Weltkrieg)]]
Die militärische Bedeutung des Messers als Waffe war schon immer gering, obwohl es oft zur Ausrüstung gehört. In der Regel ist es ein Werkzeug und erst in zweiter Linie eine Waffe. Mit der Einführung der [[Gewehr]]e wurde das meist aufsteckbare [[Bajonett]], welche aber keine Schneide hatte, für den Nahkampf entwickelt. Im 19 Jahrhundert entwickelten sich Messerbajonette, welche auch vollwertige Messer waren. Bei den beengten Raumverhältnissen im [[Grabenkrieg]] des [[erster Weltkrieg|ersten]] und des [[zweiter Weltkrieg|zweiten Weltkrieges]] erlang das Messer als Waffe eine gewisse Bedeutung.
Die militärische Bedeutung des Messers als Waffe war schon immer gering, obwohl es oft zur Ausrüstung gehört. In der Regel ist es ein Werkzeug und erst in zweiter Linie eine Waffe. Als Waffe wurden vor der Entwicklung der Feuerwaffen hauptsächlich längere Hieb- und Stichwaffen wie Schwert oder Säbel, die eine größere Reichweite ermöglichten, eingesetzt. Mit der Einführung der [[Gewehr]]e wurde für den Nahkampf das meist aufsteckbare [[Bajonett]] entwickelt, das aber keine Schneide hatte, weil es ausschließlich zum Stechen verwendet wurde. Im 19.&nbsp;Jahrhundert entwickelten sich Messerbajonette, die auch vollwertige Messer waren. Bei den beengten Raumverhältnissen im [[Grabenkrieg]] des [[Erster Weltkrieg|ersten]] und des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] erlangte das Messer als Waffe eine gewisse Bedeutung.


Eine weitaus größere Bedeutung als hat das Messer als Waffe im zivilen Bereich. Es ist leicht und unauffällig am Körper zu tragen. In Ländern wo Schusswaffenbesitz eingeschränkt ist, sind messerartige Waffen die am meisten bei Gewaltstraftaten eingesetzten Waffen. (Siehe [[Waffenmissbrauch]]). Aus diesem Grund sind einige Messerarten, die einen besonderen Warencharakter haben, in vielen Ländern rechtlich reglementiert. Das betrifft vor allem einen Teil der Klappmesser.
Eine weitaus größere Bedeutung hat das Messer als Waffe im zivilen Bereich. Es ist problemlos zu beschaffen, kann jederzeit mitgeführt und unauffällig am Körper getragen werden. In Ländern, in denen der Schusswaffenbesitz eingeschränkt ist, stellen messerartige Gegenstände die bei Gewaltstraftaten am häufigsten eingesetzten Waffen dar; in Europa überwiegen Angriffe mit Hieb- und Stichwaffen, vor allem mit Messern (siehe [[Messerstecherei]] und [[Waffenmissbrauch]]). Aus diesem Grund sind Messerarten, die einen besonderen Waffencharakter haben, in vielen Ländern rechtlich reglementiert. Das betrifft vor allem einen Teil der Klappmesser. Die meisten Taten – die Kriminalstatistik gibt 85 % an – werden aber mit normalen Küchenmessern verübt. In Großbritannien, wo eine anscheinend dramatische Zunahme von Messerstechereien gerade unter Jugendlichen zu verzeichnen sein soll, hat Scotland Yard Mitte 2008 mit einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne gegen Messer versucht, die blutige Gewalt unter Jugendlichen einzudämmen.<ref>[http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/434383/TrkHomeCommText1 ''Königreich der Furcht''] Süddeutsche.de vom 29. Mai 2008</ref><ref>{{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1034458.html | wayback=20080803042416 | text=''Scotland Yard: Blutrünstige Bilder gegen Gewalt''}} Netzeitung vom 29. Mai 2008</ref>


== Traditionelle Messer ==
== Traditionelle Messer ==
[[Bild:West Greenlandic Ulo.jpg|thumb|150px|Ulu, das Messer der [[Inuit]]]]
[[Datei:West Greenlandic Ulo noBG.jpg|mini|Ulu, das Messer der Inuit]]
[[Datei:Polished kukri noBG.jpg|mini|Khukuri mit typischer Löwenkopfgriffkappe und polierter, [[Ziselieren|ziselierter]] Klinge]]
[[Bild:Kukri.jpg|thumb|[[Kukri|Khukuri]] mit Löwenkopfgriffkappe]]
[[Bild:Navaja 2007 G01.jpg|thumb|[[Navaja]], spanisches mittelalterliches Kampfmesser]]
[[Bild:Eustache (couteau).JPG|thumb|Das ''Eustache'']]
[[Bild:Laguiole knife.jpg|thumb|[[Laguiole (Messer)|Laguiole]]-Messer]]
[[Bild:OpinelKnife open.jpg|thumb|[[Opinel]]-Messer]]
[[Bild:Swiss army knife closed 20050612.jpg|100px|thumb|[[Schweizer Messer]]]]
[[Bild:2 Rasiermesser.png|thumb|150px|Luxuriöse Rasiermesser]]
[[Bild:Wild-Bill-3.jpg|thumb|100px|Der Westernheld [[Bill Hickok]] mit zwei Colts und einem [[Bowiemesser]]]]
[[Bild:Knife Spyderco Military C36GPBK.jpg|thumb|[[Spyderco]] Military Klappmesser]]
* Das [[Ulu (Messer)|Ulu]] ist das traditionelle Messer der [[Inuit]] zum Zerteilen von Fisch und Fleisch.
* Das [[Kukri|Khukuri]] ist das gekrümmte Kampfmesser der [[Gurkha]]s, der legendären Krieger aus den Bergen [[Nepal]]s.
* Das [[Navaja]] ist ein spanisches Klappmesser, das erstmals um das 15. Jahrhundert auftauchte.
* Ab dem späten 17.&nbsp;Jahrhundert verbreitete sich in Frankreich und den angrenzenden Ländern in allen Volksschichten ein preiswertes Messer, das von ''Eustache Dubois'' entwickelt worden war. Es hatte eine Klinge mit doppelter Rundung und falscher Schneide und wurde mit einem sichtbaren Niet im Schaft des Griffes befestigt, die in einer geschmiedeten Verdickung des Keils gehalten wurde. Das Messer wurde im Volksmund ''Eustache'' genannt, was in der französischen Umgangssprache bis in das 20.&nbsp;Jahrhundert umgangssprachlich für ein kleines, handliches Taschenmesser stand.
* Die Messerschmiede [[ZWILLING J.A. Henckels AG|Zwilling]] des der [[Solingen|Solinger]] Messermachers ''Peter Henckels'' ließ am 13. Juni 1731 den Zwilling als [[Schutzmarke]] in die Solinger ''Solinger Messermacherrolle'' eintragen. Damit ist Zwilling eines der ältesten Warenzeichen der Welt.
* Das [[Laguiole (Messer)|Laguiole]] ist ein traditionelles Taschenmesser des beginnenden 19.&nbsp;Jahrhunderts aus der [[Auvergne]] in [[Zentralfrankreich]], das in der von Perret beschriebenen Arbeitsweise angefertigt wurde und das bis heute von verschiedenen Firmen, unter anderem in den Orten [[Laguiole (Aveyron)|Laguiole]] und [[Thiers (Puy-de-Dôme)|Thiers]], hergestellt wird.
* 1890 entwickelte Joseph [[Opinel]] ein simples und preiswertes, zur Landarbeit gedachtes Klappmesser mit Holzgriff, das seither vom gleichnamigen Unternehmen im französischen [[Savoyen]] hergestellt wird.
* Der Schweizer Messerschmied Karl Elsener gründete 1884 die Firma [[Victorinox]] und den Schweizerischen Messerschmiedverband, um die Soldatenmesser der Schweizer Armee im eigenen Land herstellen zu können. Aus dem [[Schweizer Messer|Schweizer Offiziersmesser]] entwickelte sich die weltweit bekanntesten [[Taschenmesser]].
* Das [[Bowiemesser]], benannt nach dem Trapper [[James Bowie]], gehört zu den Legenden des [[Wilder Westen|Wilden Westens]].
* [[Buck Knives Inc.]]: Das 1964 herausgebrachte Klappmesser ''110 Folding Hunter'' machte die Firma zu einem der bekanntesten US-Messerfabrikanten.
* [[Spyderco]] ist ein US-amerikanischer Messer-Hersteller, dessen Klappmesser typischerweise ein rundes Loch in der Klinge aufweisen, mit dessen Hilfe das Messer mit einer Hand geöffnet werden kann. Spyderco war der erste Hersteller, der seine Klappmesser mit einem Clip versah, der dazu dient, das Messer an der Kleidung zu tragen.


* Das [[Ulu (Messer)|Ulu]] ist das traditionelle Messer der [[Eskimo|Inuit-Frauen]]. Es ist kein Schabmesser, wie oft angenommen wird,. sondern dient zum Zerteilen von Fisch und Fleisch.
== Wichtige Museen ==
* Das [[Khukuri]] ist das gekrümmte Kampfmesser der [[Gurkha]], der legendären Krieger aus den Bergen [[Nepal]]s.
Die Bedeutung des Messers in der Menschheitsgeschichte vielerorts in Museen gewürdigt. Hierzu gehört das [[Deutsches Klingenmuseum]] in [[Solingen]]<ref>[http://www.solingen.de/klingenmuseum/content/index.htm Deutsches Klingenmuseum, Solingen]</ref>, dessen Sammlungen vor nahezu 100 Jahren begonnen wurden und das sich der regionalen und internationalen Geschichte der Herstellung von Klingen für Schwerter und Degen ebenso wie Messer für den täglichen Bedarf und Bestecke von Weltruf widmet. Es hat die weltweit größte Bestecksammlung vorzuweisen. Weiterhin gibt es ein ''Messermuseum in [[Steinbach an der Steyr]]'', Österreich<ref>[http://www.ooemuseumsverbund.at/de_museum_190.html Messermuseum, Steinbach an der Steyr]</ref> und das ''Musée de la coutellerie'' in [[Nogent (Haute-Marne)|Nogent]], Frankreich <ref>[http://www.nogent-52.com/DesktopDefault.aspx?portalname=www.nogent-52.com&language=F&folderindex=0&folderid=7&headingindex=5&headingid=54&tabindex=0&tabid=364 Musée de la coutellerie, Nogent]</ref> mit dem Schwerpunkt zu Arbeiten von [[Nicolas Pelletier]] (1828-1921). Das ''Musée de la coutellier'' in [[Thiers (Puy-de-Dôme)|Thiers]], Frankreich<ref>[http://www.musee-coutellerie-thiers.com/ Musée de la coutellier, Thiers]</ref> zeigt als Schwerpunkt Gebrauchsmesser des 16.&nbsp;Jahrhunderts bis zur Neuzeit, das ''Museo dell'Arte fabbrile e delle Coltellerie'' in Maniago ([[Provinz Pordenone]])<ref>[http://www.comune.maniago.pn.it/ Museo dell'Arte fabbrile e delle Coltellerie, Maniago]</ref> widmet sich der regionalen traditionellen und modernen Messerherstellung und das ''Museo del Coltello Sardo'' in Sardinien (Provinz Cagliari), [[Sardinien|Sardisches]] Messermuseum in Arbus<ref>[http://www.sardegna.com/code/musei_int/subregion/3/LINGUA/DE Messermuseum, Arbus]</ref> beherbergt unter anderem das weltgrößte Klappmesser.
* Das [[Navaja]] ist ein großes, spanisches Klappmesser, das erstmals um das 15.&nbsp;Jahrhundert auftauchte.
* Ab dem späten 17.&nbsp;Jahrhundert verbreitete sich in Frankreich und den angrenzenden Ländern in allen Volksschichten ein preiswertes Messer, das von ''Eustache Dubois'' entwickelt worden war. Es hatte eine Klinge mit zur geraden Schneide gerundetem Rücken und wurde mit einem sichtbaren Niet im Material des Griffs befestigt. Die Angel lief in eine geschmiedeten Verdickung aus, die die ausgeklappte Klinge fixierte. Das Messer wurde im Volksmund ''Eustache'' genannt, was in der französischen Umgangssprache bis in das 20.&nbsp;Jahrhundert umgangssprachlich für ein kleines, handliches Taschenmesser stand.
* Die Messerschmiede [[ZWILLING J.A. Henckels AG|Zwilling]] des [[Solingen|Solinger]] Messermachers ''Peter Henckels'' ließ am 13.&nbsp;Juni 1731 den Zwilling als [[Schutzmarke]] in die ''Solinger Messermacherrolle'' eintragen. Damit ist Zwilling eines der ältesten Warenzeichen der Welt.
* Das [[Laguiole (Messer)|Laguiole]] ist ein traditionelles Taschenmesser des beginnenden 19.&nbsp;Jahrhunderts aus der [[Auvergne]] in [[Zentralfrankreich]], das in der von Perret beschriebenen Arbeitsweise angefertigt wurde und das bis heute von verschiedenen Firmen, unter anderem in den Orten [[Laguiole]] und [[Thiers (Puy-de-Dôme)|Thiers]], hergestellt wird.
* 1890 entwickelte Joseph [[Opinel]] ein simples und preiswertes, zur Landarbeit gedachtes Klappmesser mit Holzgriff, das seither vom gleichnamigen Unternehmen im französischen [[Savoyen]] hergestellt wird.
* Der Schweizer Messerschmied Karl Elsener gründete 1884 die Firma [[Victorinox]] und den Schweizerischen Messerschmiedverband, um die Soldatenmesser der Schweizer Armee im eigenen Land herstellen zu können. Aus dem [[Schweizer Taschenmesser|Schweizer Offiziersmesser]] entwickelte sich das weltweit bekannteste [[Taschenmesser]].
* Das [[Bowiemesser|Bowie-Messer]], benannt nach dem US-amerikanischen Pionier und Soldaten (19. Jahrhundert) [[James Bowie]], gehört zu den Legenden des [[Wilder Westen|Wilden Westens]].
* Das [[Scagel]]-Jagdmesser, benannt nach William Scagel (* [[12. Februar]] [[1873]]; † [[26. März]] [[1963]]), einem amerikanischen Messermacher aus [[Michigan]], dessen Stil großen Einfluss auf Messerschmiede aus aller Welt, z.&nbsp;B. [[Bo Randall]] im 20.&nbsp;Jahrhundert hatte.
* Messer mit ''Buckelsklinge'', auch altdeutsches Tafelmesser genannt. Durch die speziell geformte, breite und abgerundete Spitze des Messers lassen sich cremige Speisen oder Butter ideal auf Broten verstreichen. Häufig werden diese Messer besonders dünn ausgeschliffen oder sind zusätzlich noch aus [[Karbonstahl]] gefertigt. Durch die damit verbundene hohe Schärfe und Schnitthaltigkeit sind Messer mit Wellenschliff z.&nbsp;B. zum Zerteilen von Brötchen nicht erforderlich.


<gallery>
== Einzelnachweise ==
Navaja 2007 G01.jpg|[[Navaja|Navaja, spanisches Klappmesser]]
<references/>
Eustache (couteau).JPG|Das ''Eustache''
Laguiole (Messer) jm120846 noBG.jpg|[[Laguiole (Messer)|Laguiole-Messer]]
Opinel Traditional French folding knife noBG.jpg|[[Opinel|Opinel-Messer]]
Swiss army knife closed 20050612.jpg|[[Schweizer Taschenmesser]]
Thiers Issard Fox and Rooster open (white background).jpg|[[Rasiermesser|Luxuriöses Rasiermesser]]
Bowie knife 1.jpg|[[Bowiemesser]]
Buckels Messer.jpg|Messer mit einer ''Buckelsklinge'' aus Karbonstahl
</gallery>

== Wichtige Museen ==
Die Bedeutung des Messers in der Menschheitsgeschichte wird vielerorts in Museen gewürdigt. Hierzu gehört das [[Deutsches Klingenmuseum|Deutsche Klingenmuseum]] in [[Solingen]],<ref> {{Webarchiv | url=http://www.solingen.de/klingenmuseum/content/index.htm | wayback=20051201035423 | text=Deutsches Klingenmuseum, Solingen}}</ref> dessen Sammlungen vor nahezu 100 Jahren begonnen wurden und das sich der regionalen und internationalen Geschichte der Herstellung von Klingen für Schwerter und Degen ebenso wie Messer für den täglichen Bedarf und Bestecke von Weltruf widmet. Es hat die weltweit größte Bestecksammlung. Weiterhin gibt es ein ''Messermuseum in [[Steinbach an der Steyr]]'', Österreich,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ooemuseumsverbund.at/de_museum_190.html | wayback=20071123163312 | text=Messermuseum, Steinbach an der Steyr}}</ref> und das ''Musée de la coutellerie'' in [[Nogent]], Frankreich,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.nogent-52.com/DesktopDefault.aspx?portalname=www.nogent-52.com&language=F&folderindex=0&folderid=7&headingindex=5&headingid=54&tabindex=0&tabid=364 | archive-is=20130130092526 | text=Musée de la coutellerie, Nogent}}</ref> mit dem Schwerpunkt zu Arbeiten von [[Nicolas Pelletier]] (1828–1921). Das ''Musée de la coutellier'' in [[Thiers (Puy-de-Dôme)|Thiers]], Frankreich,<ref> {{Webarchiv | url=http://www.ville-thiers.fr/Musee-de-la-Coutellerie | wayback=20110227133015 | text=Musée de la coutellier, Thiers}}</ref> zeigt als Schwerpunkt Gebrauchsmesser des 16.&nbsp;Jahrhunderts bis zur Neuzeit, das ''[[Museo dell’Arte fabbrile e delle Coltellerie]]'' in [[Maniago]] (Region [[Friaul-Julisch Venetien]])<ref>{{Internetquelle |url=https://www.maniago.it/ |titel=https://www.maniago.it/ |sprache=it |abruf=2022-10-29}}</ref> widmet sich der regionalen traditionellen und modernen Messerherstellung, und das [[Sardinien|sardische]] Messermuseum ''Museo del Coltello Sardo'' in Arbus, Sardinien (Metropolitanstadt Cagliari),<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sardegna.com/de/tourismus-in-sardinien/ |titel=Sardinien Tourismus - Sardegna.com |abruf=2022-10-29}}</ref> beherbergt unter anderem das weltgrößte Klappmesser.


== Literatur ==
== Literatur ==
* A.E. Hartingk: ''The Complete Encyclopedia of Knives.'' Chartwell 2005. ISBN 0785819975. (englisch)
* A. E. Hartingk: ''The Complete Encyclopedia of Knives.'' Chartwell, 2005, ISBN 0-7858-1997-5 (englisch).
* Richard Hehn, Norbert Klups: ''Messer. Profi-Tipps für Benutzer und Sammler.'' Motorbuch 2001. ISBN 3613021005.
* Richard Hehn, Norbert Klups: ''Messer. Profi-Tipps für Benutzer und Sammler.'' Motorbuch, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-02100-5.
* Joe Kertzman: ''Art of the Knife.'' Krause Publications 2007. ISBN 0896894703. (englisch)
* Joe Kertzman: ''Art of the Knife.'' Krause Publications, 2007, ISBN 978-0-89689-470-9 (englisch).
* Heinz Knorr: ''Messer und Dolch. Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftskritischer Sicht.'' In: Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, Bd. 6 (1971) S. 121-145
* Heinz Knorr: ''Messer und Dolch. Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftskritischer Sicht.'' In: ''Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam.'' Band&nbsp;6 (1971), S.&nbsp;121–145.
* Roman Landes: ''Messerklingen und Stahl: Technologische Betrachtung von Messerschneiden.'' 2. Auflage. Wieland-Verlag, ISBN 978-3-938711-04-0.
* Gabriele Mandel (Hsg.): ''Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur. GLB Parkland Vlgsges.'' Mbh (1996). ISBN 3880598606.
* Jean-Noel Mouret: ''Messer''. Moewig 2001. ISBN 381181706X.
* Gabriele Mandel (Hrsg.): ''Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur.'' Parkland, Köln 1996, ISBN 3-88059-860-6.
* Jean-Noel Mouret: ''Messer.'' Moewig, 2001, ISBN 3-8118-1706-X.
* Don Paul: ''Everybody’s Knife Bible.'' Pathfinder Pubns 1999. ISBN 0938263234. (englisch)
* Don Paul: ''Everybody’s Knife Bible.'' Pathfinder Publications, 1999, ISBN 0-938263-23-4 (englisch).
* Gérard Pacella: ''100 legendäre Messer.'' Tosa 2001. ISBN 3854924542
* Gérard Pacella: ''100 legendäre Messer.'' Tosa, 2001, ISBN 3-85492-454-2.
* Vera Bianco Peroni: ''Die Messer in Italien – I coltelli nell'Italia continentale.'' C.H. Beck 1976. ISBN 9783406007668. (deutsch-italienisch)
* Vera Bianco Peroni: ''Die Messer in Italien – I coltelli nell'Italia continentale.'' C.H. Beck, 1976, ISBN 3-406-00766-X (deutsch/italienisch).
* Wolfgang Rausch: ''Das Messer, Waffe und Werkzeug.'' Motorbuch 2003. ISBN 387943638X.
* Wolfgang Rausch: ''Das Messer, Waffe und Werkzeug.'' Motorbuch, Stuttgart 2003, ISBN 3-87943-638-X.
* Thibaut Rémusat: ''Le Couteau: De la lame à l’identité.'' Editions Crépin-Leblond 2006. ISBN 2703002866. (französisch)
* Thibaut Rémusat: ''Le Couteau: De la lame à l’identité.'' Editions Crépin-Leblond, 2006, ISBN 2-7030-0286-6 (französisch).
* Ernst G. Siebeneicher-Hellwig et al.: ''Messer. Verschönerungstechniken und Materialien.'' Motorbuch 2005. ISBN 3613024721.
* Ernst G. Siebeneicher-Hellwig u. a.: ''Messer. Verschönerungstechniken und Materialien.'' Motorbuch, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02472-1.
* Hans J Wieland: ''Messer Katalog 2008. Das große Nachschlagewerk für Messerfreunde.'' Wieland 2007. ISBN 3938711035.
* Hans J. Wieland: ''Messer-Katalog 2008. Das große Nachschlagewerk für Messerfreunde.'' Wieland-Verlag, Bruckmühl 2007, ISBN 978-3-938711-03-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Category:Knives|Messer}}
{{Commonscat|Knives|Messer}}
{{Wiktionary|Messer}}
{{Wiktionary}}
{{Wikiquote}}
* [http://www.faz.net/s/Rub58F0CED852D8491CB25EDD10B71DB86F/Doc~EB7A8B76A436D4E1194E2D7E60CA9191E~ATpl~Ecommon~Scontent.html Hans-Heinrich Pardey: ''Messer. Scharf sein ist eben nicht alles.''] In FAZ vom 7. Februar 2008
* [http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/umwelt-technik/messer-scharf-sein-ist-eben-nicht-alles-1514976.html Hans-Heinrich Pardey: ''Messer. Scharf sein ist eben nicht alles.''] In [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] vom 7. Februar 2008.
* [http://www.solingen.de/klingenmuseum/content/index.htm Deutsches Klingenmuseum Solingen]
* [http://www.waffengesetz.de/ Waffengesetz]
* [http://www.klingenmuseum.de/ Deutsches Klingenmuseum Solingen]
* [http://webdoc.sub.gwdg.de/diss/2002/holtmann/holtmann.pdf Gerhard F. W. Holtmann: ''Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern''], Dissertation 1993, [[PDF]]-Datei
* [http://webdoc.sub.gwdg.de/diss/2002/holtmann/holtmann.pdf Gerhard F. W. Holtmann: ''Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern.''] Dissertation 1993, [[Portable Document Format|PDF]]-Datei (47,56&nbsp;MB).
* [http://www.knife-collectors-society.com/pdf/Qualitaet.pdf Roman Landes: ''Qualitätskriterien bei Messerklingen und Stahl''], PDF-Datei
* [http://www.couteaux-jfl.com/bienvenue.htm Die Welt des Messers] (franz.)
* [http://www.couteaux-jfl.com/bienvenue.htm Die Welt des Messers] (franz.)


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Messer| ]]
<references responsive />
[[Kategorie:Küchengerät]]


{{Navigationsleiste Klingenwaffen nach Länge}}
{{Link FA|ru}}


{{Lesenswert|27. April 2008|45366226}}
[[ar:سكين]]
[[ast:Cuchiellu]]
[[ay:Khariña]]
[[az:Bıçaq]]
[[bat-smg:Pėilis]]
[[bg:Нож]]
[[bs:Nož]]
[[ca:Ganivet]]
[[chr:ᎭᏰᎳᏍᏗ]]
[[co:Cultedda]]
[[cs:Nůž]]
[[da:Kniv]]
[[en:Knife]]
[[eo:Tranĉilo]]
[[es:Cuchillo]]
[[et:Nuga]]
[[fa:کارد]]
[[fi:Veitsi]]
[[fr:Couteau]]
[[gl:Coitelo]]
[[he:סכין]]
[[hr:Nož]]
[[id:Pisau]]
[[io:Kultelo]]
[[is:Hnífur]]
[[it:Coltello]]
[[ja:ナイフ]]
[[ko:칼 (도구)]]
[[lt:Peilis]]
[[ml:കത്തി]]
[[nl:Mes (voorwerp)]]
[[nn:Kniv]]
[[no:Kniv]]
[[nrm:Couoté]]
[[oc:Cotèl]]
[[os:Кард]]
[[pl:Nóż]]
[[pt:Faca]]
[[ru:Нож]]
[[sh:Nož]]
[[simple:Knife]]
[[sv:Kniv]]
[[ta:கத்தி]]
[[te:కత్తి]]
[[tg:Корд]]
[[th:มีด]]
[[tr:Bıçak]]
[[uk:Ніж]]
[[vi:Dao]]
[[zh:小刀]]
[[zh-min-nan:To]]
[[zh-yue:刀]]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4169502-1|LCCN=sh/85/72715}}
{{Lesenswert}}

[[Kategorie:Messer| ]]
[[Kategorie:Besteck]]
[[Kategorie:Messer (Waffe)| ]]

Aktuelle Version vom 26. März 2024, 18:45 Uhr

Messer vom Gebel el-Arak, ein Prunkmesser der ägyptischen Prädynastik um 3300–3200 v. Chr.

Das Messer ist ein Mehrzweckwerkzeug, das zum Schneiden, Stechen, Hauen oder Hacken dient und aus einer Klinge sowie einem Griff (Heft) besteht. Es zählt zu den wichtigsten Werkzeugen des Menschen. Ursprünglich war das Messer Werkzeug und Waffe in einem. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zusätzlich zum Kunst-, Ritual- und Schmuckgegenstand und sogar zum Zahlungsmittel. Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Messer zum Teil des Essbestecks. Es gehört zu den wenigen Objekten, die weltweit in allen Kulturen des Menschen vorkommen.

Die Gesamtheit der Messer wird zu den Schneidwerkzeugen gezählt. Außer in Haushalt, Landwirtschaft und Technik dienen sie zum persönlichen Gebrauch. Auch einige chirurgische Instrumente zählen dazu. Zur Gruppe der Messer zählen auch Macheten, große Messer und Hirschfänger. Von Dolchen grenzen sie sich durch ihre einschneidige Klinge ab, von Schwertern und Säbeln durch ihre kürzere Klinge und von Stangenwaffen wie Speeren, Lanzen und Spießen durch ihren kürzeren Griff.

Der Aufbau des Messers veränderte sich zwar im Laufe der Geschichte kaum, doch Material, Form und Art von Klinge, Griff und Verzierungen variierten je nach geschichtlicher Epoche, Herkunft und Nutzungsart. Wegen seiner Nützlichkeit ist das Messer für die unterschiedlichen Gebrauchssituationen zu jeder Zeit und an jedem Ort vorhanden und bildete eine besondere Vielzahl von Variationen heraus.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klassisches nordisches Messer

Das Wort „Messer“ leitet sich vom westgermanischen matizsahsa her, in dem die alte indogermanische Wortwurzel sax, etwa lateinisch saxum und italienisch sasso versteckt ist, was ursprünglich Felsen oder Stein bedeutet. Somit führt die Bezeichnung direkt zu den urzeitlichen Wurzeln des Arbeitsgeräts, stellt es doch eine Erinnerung an die kulturellen Verhältnisse der Steinzeit dar – ebenso wie das westgermanische Hammer gleichzeitig die Bedeutung Fels hat.[1] Zum Stichwort „Sachs“ schreibt das Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache:

„[…] aus g. *sahsa Messer, Kurzschwert, auch in anord. sax, ae. seax, afr. sax. Zu der Wurzel (ig.) *sek- „schneiden“, zu der auch „Säge“, „Sense“ und „Sichel“ gehören. Formell entspricht l. saxum „Fels“ als „das Schneidende, Kantige“. Der zugrunde liegende s-Stamm ist auch in l. s(a)cena f. „Haue des Pontifex“ (aus *saces) und vermutlich in „Sense“ verbaut. Verdunkelt ist Sachs als zweiter Bestandteil von → Messer.“[2]

Die Wortwurzel sahs lebt verhüllt im deutschen Wort Messer weiter, das sich aus dem althochdeutschen mezzir oder mazsahs entwickelte, was so viel wie „Speiseschwert“ (vgl. althochdeutsch maz = Speise) bedeutet.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Griffgestaltung siehe: Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)

Ägyptisches Ritualmesser für den Opferdienst, ca. 3000 v. Chr.
Geröllgerät

Seit der Altsteinzeit benutzt der Mensch scharfe Klingen, zuerst aus Stein, vereinzelt aus Holz, Knochen und anderen harten Materialien. Sie halfen dem Menschen, andere Nahrungsquellen zu erschließen und beispielsweise Aas zu verwerten, da sein Gebiss nicht zum Zerreißen von Fleisch ausgelegt war. Das Messer war seit der Vorgeschichte ein persönliches Universalwerkzeug. Es wurde gleichermaßen von Frauen und Männern aus adligem, bürgerlichem und bäuerlichem Umfeld meist am Gürtel getragen, zählte als Kleidungsbestandteil und hatte – was die Messer mit zweischneidigen Klingen betrifft – als Dolch mit Doppelfunktion teilweise den Charakter eines Standeszeichens.[4]

Fortschreitende Innovationen verhalfen dem Menschen, Metalle zu gewinnen, sodass er Klingen zuerst aus Bronze und später aus Eisen beziehungsweise Stahl herstellen konnte. Die Herstellung wurde zunächst von der Funktionalität des Messers als Gebrauchsgegenstand bestimmt. Zu einer späteren Zeit erhielt es einen künstlerischen Wert, der Glanz, unterschiedliche Farbgestaltung der Klinge, Verwendung von Gold, Silber, Edelsteinen und die Anfertigung kostbarer Einlegearbeiten und Gravuren umfasste. Das Messer (wie seine verlängerte Form, das Schwert) umgab schon immer ein Hauch von Mystik, was zu schmuckvoll gestalteten Ritual- und Zeremonienmessern führte.

Wandel und Entwicklung, denen das Messer in seinen Funktionsspektren vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit unterworfen war, werden grob in

  • frühgeschichtliche Messer mit Waffencharakter
  • mittelalterliche Mehrzweckmesser
  • frühneuzeitliche Tafelmesser

unterteilt.[5] Erst im 15. Jahrhundert kam es zur Trennung von Messern und messerartigen Waffen. In den Jagdbestecken des Adels hat sich diese Doppelfunktion bis in das 18. Jahrhundert erhalten,[6] wobei sich eine klare Trennung schon aus der Tatsache heraus nicht herbeiführen lässt, dass jedes Messer jeder Funktion und Epoche gleichermaßen zur Waffe werden kann.

Steinzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faustkeile
Feuersteinmesser von Västra Balltorp

Vor mehr als zweieinhalb Millionen Jahren stellte Homo habilis, der Urahn des heutigen Menschen, die ersten primitiven Werkzeuge her.[7] Er schlug sich aus geeigneten Steinen funktionale Schlag-, Schneide- und Schabwerkzeuge, die in der Archäologie nach ihrem ersten Fundort, der Olduvai-Schlucht in Tansania, als Oldowan oder allgemein als Geröllgeräte bezeichnet werden. Er verwendete dabei mehr oder minder eckige Felsstücke als Rohstoff.[8] Rund zwei Millionen Jahre alt, sind die Chopper genannten Werkzeuge, die bereits das Aufspalten massiver Knochen ermöglichten, um an das fettreiche und nahrhafte Mark erlegter oder von Wildtieren getöteter Tiere zu gelangen.

Die Weiterentwicklung der Chopper waren die für Altsteinzeit typischen Chopping Tools. Sie weisen im Gegensatz zu diesen eine zweiseitig bearbeitete Schneide auf. Sie wurden vor rund eineinhalb Millionen Jahren gefolgt vom Faustkeil, einem zweiseitig bearbeiteten, mandelförmigen Steingerät, dessen runder Basis eine spitz zugerichtete Seite gegenüberlag. Sie waren 15 bis 30 Zentimeter lang, von 40 Gramm bis zu einem Kilogramm schwer. Wegen ihrer vielseitigen Funktionsweise werden sie als Schweizer Taschenmesser der Steinzeit bezeichnet, das bis ins späte Mittelpaläolithikum vorkam. Wahrscheinlich erfüllten die Faustkeile zahlreiche Funktionen wie Hacken, Schneiden, Schaben, Schlagen und Werfen.

Vor einer Million Jahre hatte der Homo erectus eine Technik erlernt, um die schneidende Seite von Steinen zu splittern. Bald entdeckte der Steinzeitmensch der Altsteinzeit die besondere Schärfe des Feuersteins, aus dessen Knollen er mit der Levalloistechnik unter Zuhilfenahme von Schlagsteinen Klingen herausschlug und diese durch Abschlagen an den Rändern formte (was als Retusche bezeichnet wird). Manche Feuersteinklingen zeichneten sich durch eine Schärfe aus, die an die moderner Skalpelle heranreichte. Das hängt mit den Eigenschaften des Materials (amorpher Quarz) zusammen, das ähnlich wie Glas sehr scharfe Bruchkanten bilden kann. Diese Verfahrensweise verbreitete sich in Europa und Asien. Dem Neandertaler vor 125.000 bis 40.000 Jahren wird eine besondere Begabung in der Herstellung von Messern aus Feuersteinsplittern zugeschrieben.[9] Im östlichen Mittelmeer- und insbesondere in Mesoamerika wurden Klingen aus Obsidian hergestellt, einem außerordentlich harten Glas vulkanischen Ursprungs, dessen Vorkommen die Kultur von Teotihuacán ihren wirtschaftlichen Reichtum mit verdankte und das die Entwicklung von Metall über Jahrhunderte überflüssig machte.

Neolithisches Messer von Jäla, Schweden

Bis dahin hatten Schneidwerkzeuge nicht über einen Griff verfügt, doch zeigte sich, dass ein solcher Vorteile bringt. So wurden Klingen mit Griffen aus Horn, Knochen oder Holz versehen. Aus der Jungsteinzeit sind Pfahlbaumesser bekannt, für die Feuersteinklingen geschliffen und passende Griffe aus Holz oder Horn hergestellt und angepasst wurden.

Der Übergang von Altsteinzeit zur Jungsteinzeit, vom Jäger und Sammler zu sesshaften Bauern mit domestizierten Tieren und Pflanzen, wurde durch die Weiterentwicklung des Messers begünstigt, wenn es nicht gar eine wichtige Voraussetzung darstellte. So definierte der britische Anthropologe Sir John Lubbock 1865 den Übergang in die Jungsteinzeit noch mit dem Auftreten von geschliffenen Steinartefakten; heutzutage wird der Beginn der Jungsteinzeit mit dem Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise in Verbindung gebracht, die folgende Merkmale aufweist: domestizierte Tiere und Pflanzen, geschliffene Steingeräte und Sesshaftigkeit später auch Keramikherstellung.

Bronzezeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ritualmesser der Bronzezeit aus der Ukraine

In der Bronzezeit, die im 3. Jahrtausend v. Chr. einsetzte, wurden Kupfer-Werkzeuge zusätzlich zu Steinwerkzeugen verwendet und daraus bald Messer hergestellt. Es wird vermutet, dass bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. Messer aus Kupfer gefertigt wurden, was aber fossil nicht nachweisbar ist.[10] Bereits um 2600 v. Chr. waren die Ägypter in der Lage, erste chirurgische Messer aus Kupfer herzustellen.[11] Kupfer war allerdings nicht robust und zu weich; so wurden Zinn und Kupfer zu Bronze-Legierungen geschmolzen.

Durch ihre höhere Festigkeit und leichtere Bearbeitung verdrängte die Bronze das Steinmaterial. Die Griffe dieser Messer waren ganz aus Metall, eine Auflage weiterer nicht mehr erhaltener Bestandteile aus organischem Material (beispielsweise im Lauf der Zeit verrottetes Holz) wird von den Wissenschaftlern nicht angenommen.[12] Diese Vollgriffmesser wiesen verschiedene Klingenformen und Griffgestaltungen auf. Sie wurden in einem einschaligen Guss hergestellt und sind daher einseitig profiliert. Später kamen zweischalige Gussformen in Gebrauch, was die Messer beidseitig profilierte.

Insbesondere bei den Römern wurden Messer aus Messing hergestellt, da es gut zum Formguss geeignet und wegen der Gold ähnelnden Farbe sehr beliebt war.

Später verdrängte das Eisen die Bronze als Material weitestgehend, doch einige Vorteile (relative Korrosionsbeständigkeit, sprüht im Gegensatz zu Stahl keine Funken) machen Bronzemesser bis heute interessant. Tauchermesser aus Bronze waren daher die bevorzugte Wahl, bis es Titan gab. Noch bis in das 20. Jahrhundert hinein gab es darüber hinaus nicht selten aus Bronze gefertigte Fruchtmesser.

Eisenzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rasiermesser aus der Hallstattzeit

Bereits ab der Endbronzezeit kamen Eisenmesser auf, welche die Bronzemesser wegen ihrer vielfältigen Vorteile schnell ablösten. Messer mit eisernen Klingen sind in Europa seit der Hallstattzeit nachweisbar. Die Verhüttung von Eisen bei den Hethitern seit dem 17. Jahrhundert v. Chr. ist belegt,[13] eine Technik, die sich erst ab dem 12. Jahrhundert v. Chr. über den Vorderen Orient und den Mittelmeerraum ausbreitete und Mitteleuropa spät erreichte, wo die Eisenzeit erst im 8. Jahrhundert v. Chr. einsetzte und vermutlich erst ab dieser Zeit Stein-, Bronze- und Messingmesser schrittweise ablöste.

Die späte Verbreitung war auf die Schwierigkeiten der Herstellung zurückzuführen. Die Verhüttung von Eisenerzen erforderte Temperaturen in den Rennöfen, die bis über 1.250 °C gingen. Viele Jahrhunderte lang konnte Eisen in der Schmiedeesse nur bis zur Rotglut erwärmt und mit dem Hammer, zumeist auf Steinambossen, bearbeitet werden. Antike Gegenstände aus Eisen sind selten, da dieses schnell rostet und im Verlauf weniger Jahrhunderte verschwinden kann. In Ugarit (Syrien) wurde ein Messer aus der Zeit um 1200 v. Chr. gefunden. Die Klinge besteht aus Eisen, der mit goldenen Rauten verzierte Griff aus Kupfer.[14]

Die so etablierte Eisenverarbeitung hielt sich bis in das 17. Jahrhundert, z. T. in kleinen Betrieben, den sogenannten Waldschmieden, auch noch länger, bis die stetige Nachfrage und viele neue Techniken zu einer Verbesserung der Verfahren führten. In ganz Europa verbreiteten sich leistungsfähigere Hochöfen, die eine quantitativ höhere Produktion erlaubten. Das wurde zusätzlich durch wasserkraftbetriebene Blasebälge und durch Wasserkraft bewegte Schmiedehämmer, sogenannte Schwanzhämmer, möglich. Das durch die nun erreichbaren höheren Temperaturen erzeugte Roheisen musste allerdings durch Frischen oder Gärben von seinem hohen Gehalt an Kohlenstoff befreit werden, um es für die Schmiede verarbeitbar zu machen. Diese Handwerker wurden bald Messerschmied, volkstümlich auch Messerschmidt, genannt. In zahlreichen Familiennamen hat sich das erhalten.

Antike[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klappmesser aus dem 6. Jahrhundert

In der Antike war das Messer ein allgemeiner, unentbehrlicher, täglich verwendeter Gebrauchsgegenstand. Es war bereits mit einer dazugehörigen Scheide aus Leder versehen. Das typische persönliche Messer jener Zeit hatte einen kurzen, normalerweise aus Holz oder Knochen gefertigten Griff, der auf die Flachangel genietet oder auf eine Spitzangel aufgesteckt war.

Zur hohen Kaiserzeit des Römischen Reiches gab es ebenso in Serien gefertigte Exemplare der toreutischen Künste, sehr wertvolle Messer mit einem Griff aus bearbeitetem Silber. Auf den Esstischen erschienen erstmals kleine, zierliche Obstmesser mit Klingen aus Elfenbein oder Knochen. In dieser Zeit fanden sich erstmals Messer mit Klappgriff, die den heutigen Taschenmessern entsprechen und in Skelett-Bauweise hergestellt und in einem Stück aus Bronze gegossen wurde. Auch diese Messer wurden alltäglich im Haushalt und bei der Arbeit eingesetzt sowie als Jagdmesser oder Opfergabe verwendet. Es gab sogar Eisen- oder Bronzemesser mit Griffen aus Holz oder Eisen, seltener aus Elfenbein. Oftmals waren diese Griffe mit Figuren oder Dekorationen verziert. Die Tischmesser hatten eine kleine, leicht abgerundete Klinge.

Desgleichen war das Opfermesser (secespita) von hoher Bedeutung. Der römische Priester schnitt damit die Stirnhaare des Opfertiers ab. Das Messer wies eine lange und breite, fast dreieckige Klinge mit einem kurzen und breiten Griff auf. Fast alle Gesellschaften, in denen die Religion Blutopfer verlangte, töteten ihre Opfer mit dem Messer und nicht mit dem Schwert, während für den Selbstmord häufig nicht das Messer, sondern eine Waffe (Brutus, Marcus Antonius) benutzt wurde, vorzugsweise das Schwert. Eiserne Messer waren als Kultmesser verpönt. Eisen stellte nämlich gegenüber Stein und Bronze etwas Neues dar, während Religion und Magie das Alte bewahrten.[15]

In der Antike kam eine Vielfalt von chirurgischen Messern auf. Den hippokratischen Ärzten war der Gebrauch des Messers untersagt, es war den Chirurgen vorbehalten. Im Römischen Reich bestand die typische Ausstattung des Chirurgen aus diversen Messern in verschiedenen Längen und Breiten sowie einer schaufelförmige Ohrsonde, deren Rand messerscharf war. Die Instrumente waren typischerweise komplett aus Bronze gefertigt, während die chirurgischen Messer Griechenlands aus einem Bronzegriff und einer Stahlklinge bestanden. Diese konnte doppelschneidig sein. Es gab aber auch Messer, die nur eine scharfe Schneide aufwiesen und auf der anderen Seite als Spatel dienten, einem messerklingenartigen, länglich flachen, aber nicht schneidenden Instrument. So führte man mit der scharfen Seite den Schnitt, während man mit der stumpfen Seite die verschiedenen Weichteile auseinanderhielt. Bei diesem Messer gingen Griff und Klinge ineinander über, es handelte sich also um die Vorstufe des klassischen Skalpells. Diese Messer wurden hauptsächlich zum Entfernen von Geschwülsten oder anderen „Fremdkörpern“ verwendet. Der Polypenspatel war ein zweischneidiges Messer mit nur mäßig scharfer Klinge, das zur Abtrennung weicher Gewebeteile wie Polypen verwendet wurde. Zu dieser Gruppe der chirurgischen Instrumente gehörte die Amphismela, eine „Beinsäge“, ein griechisches zweischneidiges Messer, das bei Amputationen eingesetzt wurde.[16]

Auch die Kelten[17] stellten hochwertige, funktionale und – aus künstlerischer Sicht – schöne Messer her.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbau eines mittelalterlichen Tafelmessers

Im Mittelalter waren bei beiden Geschlechtern einfache Gebrauchsmesser als persönliche Ausrüstung üblich, die ständig mitgeführt wurden. Seit mindestens dem 15. Jahrhundert wurde das Messer als persönliches Essbesteck zusammen mit einem Löffel in einem Lederfutteral am Gürtel getragen. Dieses Futteral beziehungsweise Etui wurde „Besteck“ genannt; die Bezeichnung ging später auf den gesamten Satz der Esswerkzeuge über.

Im 17. Jahrhundert kam zum Essbesteck in Europa nach und nach eine in der Regel zweizinkige Vorlege- bzw. Tranchier-Gabel hinzu, wobei die Besteckteile überwiegend mit Klappgriffen ausgerüstet waren. Der Gebrauch von Besteck bei Tisch war indes zögerlich und bürgerte sich erst im 19. Jahrhundert auf breiter Basis ein. Bis dahin dominierte der Löffel als Esswerkzeug, während das Messer vorwiegend zum vorherigen Zerkleinern in mundgerechte Portionen Verwendung fand. So bezeugt die Schilderung des Erasmus von Rotterdam, in städtischen Gasthöfen befinde sich nur das Notwendigste an Geschirr, Messer habe der Gast selbst mitzuführen, das Vorhandensein von persönlich getragenen Messern noch im 16. Jahrhundert.[18]

In einem mittelalterlichen Haushalt fanden sich verschiedene Messertypen – klein und krumm, mit geteilter Klinge zum Schneiden und Aufspießen oder mit einem Haken als Spitze zum Abschaben von Knochen, Festhalten oder Aufspießen von Fleisch. Jedoch brachten Gäste zu einem gemeinsamen Mahl ihre eigenen Tischmesser mit, mit denen sie Fleischstücke aufspießten und zum Mund führten, wenn sie die Finger nicht zum Essen verwendeten. In diesem Punkt unterschieden sich Bauerntisch und königlicher Hof nicht. Beim mittelalterlichen Festessen am Hof wurden die Speisen vor den Gästen von einem Vorschneider, dem so genannten Tranchiermeister, in mundgerechte Häppchen zerlegt, was den Gebrauch eines eigenen Messers überflüssig machte. Die Zeremonie des Tranchierens blieb bis in die Renaissance eine Tischsitte bei Hofe.

Das Aufkommen reiner Tafelmesser – oft unberechtigterweise mit dem Niedergang des Mehrzweckmessers gleichgesetzt – ist von der Wissenschaft nicht abschließend datiert. Haedeke nimmt das Ende des 16. Jahrhunderts an und unterscheidet seither zwischen „vornehmen Häusern“, in denen jedem Gast ein eigenes Tafelmesser bei Tisch vorgelegt wurde, und „einfachen Leuten“, die ihr Messer selbst mitbrachten. Wühr[19] hingegen sieht die Verbreitung des Tafelmessers bereits im 15. Jahrhundert. Nach seiner Ansicht wurde es zusammen mit einem größeren Messer in einer Scheide getragen und stets mitgeführt.

Die Form der Tafelmesser wird übereinstimmend beschrieben: Es handelte sich um schlanke, oft spitze Messer, die sich durch eine geringere Klingenlänge und feinere Griffgestaltung auszeichneten.[20]

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kostbares, vielteiliges Tischbesteck aus Sterlingsilber, aus dem frühen 20. Jahrhundert einschließlich Tranchierbesteck (ganz rechts)

Noch im Europa des 14. Jahrhunderts wurde Eisengewinnung im Rennfeuer vorgenommen, doch erst gegen Ende des Mittelalters konnte mit der Einführung von Hochöfen Gusseisen in größeren Mengen erzeugt werden. Aus diesem Roheisen wurde durch Gärben, später durch Frischen und Puddeln, schmiedbares Eisen und Stahl in besserer Qualität erzeugt.

Mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts formten sich bis zum 18. Jahrhundert umfangreiche Tischsitten aus.[21] Diese Ästhetisierung verlangte neues, kostbares und prunkvolles Tischgerät. Bei Hofe entfaltete sich der Akt des Tranchierens zu seiner vollen Blüte. Das Essgerät wurde weiterhin von jedem Gast zu einem Mahl mitgebracht. Messer, besonders mit Silbergriff und reicher Verzierung, wurden zu einem wichtigen Statussymbol.

Im Barock und Rokoko waren bedeutende Neuerungen in Form, Funktion und Dekoration zu beobachten. Der auffallendste Wandel war die Entwicklung vom „stehenden“ zum „liegenden“ Tischgerät, verbunden mit der Tatsache, dass der Gast sein Besteck – also gleichfalls das Messer – nicht mehr mitbringen musste. Zum ersten Mal trat die gemeinsame Gestaltung von Messer, Löffel und Gabel in den Vordergrund. Es entwickelte sich ein differenzierter Stil des Speisens, mehrtägige Ess- und Trinkgelage wie in der Renaissance wurden zurückgedrängt. Das Schau-Tranchieren verlor im Laufe des 18. Jahrhunderts an Bedeutung. Die damit in Zusammenhang stehenden Aktivitäten verlagerten sich mehr und mehr in die Küche. Die Funktionsänderung bedingte eine Änderung der Form: Das Messer verlor seine Spitze zum Aufspießen, da diese Anforderung vom Pfriem beziehungsweise der sich immer mehr durchsetzenden Gabel übernommen wurde.

Das 1771 erschienene Werk des Messerschmieds Jean Jacques Perret (1730–1784): L’Art du Coutelier (Die Kunst des Messerschmieds) beschrieb detailliert die seinerzeit modernsten Arbeitsvorgänge zur Herstellung von Messern und chirurgischen Instrumenten. Es wurde zum Standardwerk des 18. Jahrhunderts und wirkte dabei mit, dass Frankreich bei den Klapp- oder Taschenmessern zum Marktführer aufstieg. Auch die zeitgenössische Mode half: Der perfekt ausgestattete „Herr der guten Gesellschaft“ führte neben einer reich verzierten Schnupftabakdose und einem schmucken Spazierstock stets ein ebenso wertvolles wie hübsches Taschenmesser mit sich. Das Repertoire der Pariser Messerschmiede schloss daneben Spezialgeräte zum medizinischen Gebrauch, zur Kosmetik und für den Friseurberuf ein.

Mit der Französischen Revolution und dem Napoleonischen Kaiserreich bildeten sich neue Lebensweisen heraus, die vor allem auf die beginnende Industrialisierung zurückzuführen waren. Diese wirkte sich auf das Messer aus, das bald nicht mehr nur in kostbaren Unikaten, sondern als billige Massenproduktion erhältlich war. Neue industrielle Techniken wie das Stanzen erlaubten eine gleichbleibende, akzeptable Qualität bei niedrigen Kosten. Diese Entwicklungen führen dazu, dass der althergebrachte Handwerksberuf des Messerschmieds nahezu verschwindet und erst am Ende des 20. Jahrhunderts eine Renaissance erlebt.

Der um 1912 entwickelte rostfreie Stahl, der einen erhöhten Gehalt von Chrom (13 bis 15 Prozent) aufweist, somit die Klinge glänzender erscheinen lässt und gegen Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit und schwache Säure resistenter als Kohlenstoffstahl ist, wird seitdem zunehmend, jedoch nicht ausschließlich, als Klingenmaterial verwendet.

Funktion: Das Schneiden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Messer ist vorrangig der Vorgang des Schneidens verbunden, wobei das Messer allgemein als ein Schneidwerkzeug mit spanlosem, trennendem Schnitt anzusehen ist. Technisch gesehen handelt es sich dabei um ein nicht zerspanendes Keilschneiden, das hauptsächlich dem Trennen biegeschlaffer Schnittgüter dient, bei dem das Schneidgut auseinandergedrückt wird. Schneidfähigkeit und Schnitthaltigkeit bestimmen dabei die Güte des eingesetzten Messers.

Die Hauptkomponente beim Zerteilen eines Stoffs ist der Druck. Ein gutes Messer zum Schneiden ist so beschaffen, dass die Schneide möglichst dünn ist. Je kleiner ihre Fläche, desto größer wird der Druck, den das Messer beim Schneiden ausüben kann. Die Auflagefläche stumpfer Messer ist zu dick, um problemlos durch das Schnittgut gleiten zu können. Bei gleichem Energieaufwand dringen scharfe Messer demgemäß tiefer in das Material ein als stumpfe. In der häuslichen Praxis unterscheidet man den Druckschnitt (z. B. beim Rasieren) vom Zugschnitt, wie er meist in der Küche angewendet wird.

Dringt die harte Klinge des Messers in weicheres Schnittgut ein, zerstört es an der Schnittstelle die molekulare Struktur dieses Schnittguts. Feste Materie besteht aus eng gepackten Molekülen, die von elektrischen Bindungskräften zusammengehalten werden, die nur auf kurze Distanz wirken. Sobald die keilförmige Schneide die Moleküle weit genug auseinandergedrückt hat, werden diese Bindungskräfte zu schwach, und die Moleküle verlieren ihren Zusammenhalt.

Im täglichen Gebrauch in Haus und Werkstatt wird auf ganz unterschiedliche Weise mit Handmessern umgegangen, wobei man von drei grundlegenden Schnittarten sprechen kann:

  • Druckschnitt
  • schabender Schnitt
  • Zugschnitt

Messerarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt eine reiche Vielfalt von Messerarten und verschiedene Ansätze zur Kategorisierung. Hinsichtlich ihres Verwendungszweckes können sie grob eingeteilt werden in

Messer können ebenso nach ihrer Klinge kategorisiert werden. So gibt es:

Spezialform: Buntmesser

Die Unterteilungen sind dabei stets fließend; dazu gibt es Spezialmesser, die nicht eindeutig zuordenbar sind. Außer ihrer ursprünglichen Bestimmung als Schneidewerkzeug entwickelten sich einige Messertypen zu Stich- und Hiebwaffen oder Multifunktionswerkzeugen mit mehreren Klingen, Sägen, Zangen und anderen Kleinwerkzeugen (zum Beispiel Schweizer Taschenmesser).

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Charakteristische Teile eines Messers

Aufbau und Material der Messer haben sich bis heute kaum verändert. Grundsätzlich besteht jedes Messer aus einer Klinge (1) und einem Griff, auch Heft (2) genannt. Der Teil der Klinge, der nicht im Griff liegt, wird Klingenblatt genannt. Jede Klinge hat eine Spitze (3), „Ort“ genannt, und eine Fase oder Wate (Schneidfase, auch Sekundärfase oder Schleiffase) (4), die scharfe Kante, von der letztlich die Schneidwirkung ausgeht. Die Schneidfase kann noch eine Mikrofase haben, wenn beim Abziehen der Klinge in einem etwas stumpferen Winkel gearbeitet wird. Die Fase ist die Schneidkante der Klinge, die in einem bestimmten Profil angeschliffen ist. Die verschiedenen Flächen mit unterschiedlichen Winkeln entfallen, wenn die Klinge insgesamt ballig (konvex) ausgeschliffen ist (der Solinger Dünnschliff fällt auch darunter). Der Klingenspiegel bezeichnet die Seitenfläche der Klinge, oberhalb des Anschliffs (Primärfase; 5) und unterhalb des Rückens (hier liegt die Hohlkehle im Spiegel). Der Spiegel kann auch nur die Fläche des Ricassos (8) sein, wenn die Klinge einen hohen Anschliff, bis zum Rücken, besitzt. Das Maß zwischen Rücken und Schneidkante wird als Höhe der Klinge bezeichnet.

Die der Schneide gegenüberliegende Seite ist der Messerrücken (6). Unterhalb des Messerrückens kann eine Hohlkehle (7) Material und somit Gewicht sparen. Die Klinge wird durch diese Sparmaßnahme kaum geschwächt. Das Ricasso ist der nicht scharfgeschliffene Teil zwischen Griff (beziehungsweise Parierstange) und Schneide; es wird auch Fehlschärfe genannt. Der Übergang zwischen Blatt und Fehlschärfe oder Kropf wird Einsatz genannt. Die Fehlschärfe ist die Stelle, an der in der Regel die Signatur des Messerschmieds oder der Manufaktur eingeschlagen wird, die sogenannte Schmiedemarke (8). Zwischen Klinge und Griff verhindert häufig ein Handschutz (9) das Abgleiten der Hand auf das Blatt.

Die Klinge wird mit dem Erl (nicht zu sehen) im Griff befestigt. Bei einem Messer ist der Erl die Verlängerung der Klinge, als Flach- oder Spitzangel, die in den Griff hinein reicht. Die Befestigung kann durch Einkleben erfolgen, durch Verstiften von der Seite oder durch Vernieten über dem Griffende, wozu eine längere Angel notwendig ist. Eine eventuelle Verdickung am Griffende aus Metall heißt Knauf (10), wobei die genauer beschreibenden Begriffe: Beschlag, Griffkappe, Nietscheibe, Nietknauf, Nietknäufchen (auf einem Knauf), verwendet werden. Bei einem Messer mit Flachangel kann diese durch den gesamten Griff reichen und wird dann an den Kanten umlaufend sichtbar. Auf einer Flachangel aufgenietete oder -gelötete Metallteile, welche die Enden des Griffs stabilisieren und/oder schmücken, werden Backen genannt, wenn es kein Knebel ist. Ein Knebel (oder Handschutz) wird als solcher bezeichnet, wenn es ein einzelnes Bauteil ist, welches auf die Angel geschoben wird.

Integralmesser sind solche, bei denen in der Bezeichnung betont wird, dass die Klinge mit einem Kropf oder Knebel und die Angel (hier meist Flachangel) aus einem Stück hergestellt wurden. Bei einem Vollintegralmesser ist zusätzlich auch der Knauf mit den anderen Teilen zusammen aus einem Stück gefertigt.

Die Außenseiten des Griffs bestehen bei Messern mit Flachangel häufig aus zwei Griffschalen, die meist aufgenietet werden. Der Fangriemen (regional das Bändsel; 11), ein Lederriemen oder eine Schnur, dient der leichteren Handhabung des Messers. Gebrauchsmesser werden im Allgemeinen nach dem wichtigsten Teil, der Klinge, und deren Form oder Zweck benannt. Bei historischen Messern wird häufiger die Form und Gestaltung der Klinge nur als Nebenmerkmal gesehen, während die typologische Hauptbedeutung in die Form des Griffs gelegt wird.

Die Klinge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Material-Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keramikmesser
Damasze­nerklinge

In der Hauptsache wird für die Klinge des modernen Messers Messerstahl verwendet, der sich je nach Zusammensetzung der Legierung durch spezifische Eigenschaften auszeichnet. Daneben gibt es metallische Klingen aus Titan- oder anderen nicht-eisenhaltigen Legierungen (wie Talonite oder Stellite).

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts machten sich Messerhersteller auch Schneidkeramik, meist aus Zircondioxid, für Klingen nutzbar. Sie können nicht so scharf ausgeschliffen werden wie Klingen aus guten Stählen. Dafür sind sie härter und somit länger schnitthaltig, besonders bei unsachgemäßer Behandlung wie Schneiden auf harten Unterlagen aus Keramik, Glas oder Metall. Darum finden sie vor allem in Privathaushalten Verwendung, wo sie gegenüber Messern aus billigen Stählen ihre Vorteile ausspielen können. Zudem sind sie geschmacksneutral und für Allergiker geeignet. Die hohe Härte birgt allerdings auch Nachteile. So ist die Klinge bruchanfälliger und ohne spezielle Werkzeuge nicht zu schärfen.

Selten werden Kunststoffe verwendet, die vergleichsweise wenig schnitthaltig sind, sodass der Einsatz eingeschränkt ist. Ein Beispiel dafür ist Einweg-Partybesteck.

Qualitätsanforderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ganz besonders hängt die Qualität einer Klinge von den Eigenschaften des verwendeten Stahls ab. Im Wesentlichen bestimmt bei traditionellen (vorindustriellen) Klingen der Kohlenstoffgehalt die erreichbare Härte des Stahls. Es gibt unterschiedliche Herstellungstechniken für Messerstahl: das Raffinieren, wobei ein Rohstahl mit sich selbst verschweißt wird, um besondere Reinheit und Homogenität zu erreichen, und das Damaszieren. Die moderne Damaszenerklinge besteht aus verschiedenen Stählen mit leicht unterschiedlichen Legierungsbestandteilen, was zu vielfältigen Mustern auf der Klingenoberfläche führt. Damaszenerstahl war jedoch ursprünglich ein Zufallsprodukt der Eisenherstellung, indem Eisensorten mit unterschiedlichem Kohlenstoff- und Phosphorgehalt miteinander im Feuer verschweißt wurden. In der Wikingerzeit kam diese Technik zur Blüte; man beherrschte die Mustersteuerung und konnte Klingen mit Damaszenerstahlkern und Stahlschneiden herstellen. Das wurde vor allem in der Waffenherstellung eingesetzt und war zunächst nur bei Schwert- und Messerklingen zu finden, die den Blankwaffen zuzurechnen sind. Die Vorstellung, dass auf diese Weise harte und weiche Stähle miteinander kombiniert wurden, ist falsch.

Heutzutage gibt es Stahlsorten, welche die Vorteile des Damaszenerstahls ohne seine Nachteile (beispielsweise unsichtbare Schweißfehler zwischen den Lagen) besitzen, so wird dieser nur noch aus künstlerischen und ästhetischen Gründen verwendet.

Bei vielen historischen Klingen, aber auch in der traditionellen Messerschmiede (z. B. in Japan) wird zwei- oder mehrlagiger Stahl verwendet, der aus Schichten von zähem Eisen, Federstahl oder Werkzeugstahl bestehen kann. Bei manchen Klingen können die Muster, welche bei der Fertigung entstehen, ein typisches Erkennungsmerkmal für eine bestimmte Technik sein.

Die Härte einer Klinge wird mit der Rockwellhärte (HRC) angegeben.

Messer mit feststehender Klinge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Messer mit feststehender Klinge

Feststehende Messer verfügen über eine feste, meist durchgehende Klinge, die in der Regel mit einem Griff verbunden ist, etwa bei den meisten Küchenmessern. Kampfmesser und Dolche für die militärische Verwendung gehören ebenso dazu. Zu feststehenden Messern zählen die längsten Messertypen, zum Beispiel Bajonette von über 50 Zentimetern Länge. Durch die stabile Verankerung der feststehenden Klinge können diese Messer stärkere Querkräfte vertragen. Außerdem ist bei einem feststehenden Messer nicht die Gefahr gegeben, dass die Klinge wie bei einem Klappmesser bei extremen Belastungen aus der Rastung bricht. Daher werden feststehende Messer aus Gründen der Stabilität, Sicherheit und leichterer Reinigung für viele Einsatzzwecke bevorzugt. Am stabilsten sind Integralmesser, bei denen der gesamte Messerkörper aus einem Stück Stahl geschmiedet wird.

Eine besondere Form hat das Faustmesser, bei dem die Klinge parallel oder rechtwinklig zum Griff angebracht ist.

Messer mit beweglicher Klinge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römisches Taschenmesser mit Nachbildung

Bei Klappmessern ist die Klinge beweglich, liegt zwischen zwei Wangen und kann mittels Daumendreh oder Fingerzug in den Griff eingeklappt beziehungsweise aktiviert werden. Manche Klappmesser sind besonders für den Gebrauch mit nur einer Hand konzipiert und werden Einhandmesser genannt. Gebrauchsklappmesser verfügen zum Schutz gegen ein unbeabsichtigtes Zuklappen oft über eine feststellbare Klinge, auch kann auf dem Messerrücken eine Sperre zur Messerverriegelung gelöst werden. Da der Schwachpunkt in der Drehachse der Klinge liegt, sind Klingenlängen bis maximal zehn Zentimeter üblich, wenn auch immer wieder vereinzelt große Klappmesser auf den Markt kommen. Zum Transport wird die Klinge in den Griff eingeklappt.

Viele Klappmesser in sog. Schweizer-Art beziehungsweise Nachahmungen jener enthalten neben der eigentlichen Messerklinge noch diverse Werkzeug-Klingen, etwa Korkenzieher (schweizerisch: Zapfenzieher), Ahle, Lupe, Kombizange, Schraubenzieher etc.

Fallmesser besitzen ebenfalls eine bewegliche Klinge. Bei ihnen fällt die im Griff verborgene Klinge durch Schwerkraft oder Schleuderbewegung heraus und rastet ein.

Eine weitere Varietät sind Springmesser, bei denen die Klinge mittels Feder- oder Wurfkraft aus dem Heft nach vorne ausklappt und dort verriegelt wird.

Bei Faltmessern wird der Griff zum Transport um die Klinge gefaltet. Bekanntester Vertreter ist das Balisong, bei dem zwei hohle Griffhälften, die jeweils um 180° geschwenkt werden können, die Klinge bei geschlossenem Zustand in sich aufnehmen.

Aufbewahrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Messer gibt es unterschiedliche Aufbewahrungsmöglichkeiten, die oft auch zum Schutz der Klinge dienen.

Kulturelle Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das frühgeschichtliche Messer hatte Werkzeug-, aber auch Waffencharakter, daher dauerte es bis ins hohe Mittelalter, bis spezielle Messer für den Gebrauch an der Speisetafel aufkamen.

Die westliche Welt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verletzungsgefahr war sich die Kultur der westlichen Welt lange bewusst und hat das Tischmesser folglich mit einer Vielzahl von Regeln belegt: Es sei nicht zum Mund zu führen, also nicht auf sich selbst zu richten, es dürfe damit nicht auf jemand anderen gedeutet werden, und das Messer solle nicht mit der Spitze voran gereicht werden.

Im Laufe der Zeit entstanden weitere Tabus und Sitten. Manche aus praktischen Gründen, zum Beispiel das Verbot, Frühstückseier mit dem Messer zu köpfen. Messer aus Silber oder Eisen werden durch den Schwefel verfärbt und hinterlassen im Ei einen fauligen Geschmack, was heute bei rostfreiem Besteck unbedeutend geworden ist. Andere aus kulinarischen Gründen: Es gilt als nicht zweckbezogen, Kartoffeln und vor allem Knödel zu zerschneiden, diese werden, um eine unebene Kante zu bekommen, mit der Gabel „zerrissen“. Dies hat den Grund, dass die Aufnahme der Sauce damit verbessert wird. Die Verwendung spezieller Fischmesser hat den Grund, das Filet durch die flache Form leichter von den Gräten trennen zu können.

Das so genannte Reformbesteck, eine von dem österreichischen Architekten Otto Wagner für die Wiener Werkstätte entworfene Gabel mit einer Vertiefung und drei Zinken, von denen die linke verbreitert und leicht angeschliffen war, mit der man also nicht nur aufspießen, sondern gleichzeitig schöpfen und schneiden konnte, konnte sich nicht durchsetzen, obwohl sie als „Kaisergabel“ bekannt wurde, nachdem Kaiser Wilhelm II. sie wegen seiner Körperbehinderung benutzt hatte.[22] Auch Kaiser Franz Joseph bediente sich bei Tisch nur ungern des Messers. Das Fleisch musste so zart und weich sein, dass es sich leicht mit der Gabel zerteilen ließ. Es ist amerikanische Gewohnheit, Fleisch grundsätzlich mit der Gabel aufzunehmen und zwar mit der rechten Hand, das Messer wird jedoch zum Zerteilen des Fleisches benötigt, so wird während der Mahlzeit immer wieder Messer und Gabel von links auf rechts getauscht.

Ostasien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gesamte ostasiatische Raum bildete hinsichtlich des Essbestecks Gewohnheiten aus, die von denen des Westens verschieden sind: Fleisch und Gemüse werden bis heute zugeschnitten, bevor sie zubereitet und auf den Tisch gebracht werden. Zum Essen werden u. a. hölzerne Stäbchen benutzt. Gräberfunde belegen, dass diese Form des Tischbestecks in China bereits um 1500 v. Chr. Verwendung fand. Im 7. Jahrhundert gelangten die Essstäbchen durch buddhistische Priester und Missionare aus China nach Korea und Japan. Insbesondere für Chinesen und Japaner wirkte das europäische Tischbesteck gewalttätig und bedrohlich, sie spöttelten gar, die Europäer seien Barbaren, äßen sie doch mit Schwertern.

China[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chinesische Kochmesser

In China wurde das Messer sogar zum Zahlungsmittel (Dao, „Messer-Münzen“) und auch umgekehrt Münzen-Messer oder Münzen-Schwerter. Die Tang-Periode gilt hinsichtlich Silberbearbeitung und Ausführung künstlerischer Messergriffe der Messer als wichtig, die als Statussymbol oder für Zeremonien dienten. Aus der Shang-Periode wurde eine Reihe von Ritualmessern mit Jade-Griffen aus Turkestan gefunden, deren genaue Verwendungsweise noch unbekannt ist. Es könnte sich um Grabbeigaben oder Zeichen der Macht oder des Standes gehandelt haben.

Chinesische Schneidewaren haben eine lange Tradition, die heutzutage teilweise in Verruf geraten ist, weil der Markt weltweit mit Billigmessern fragwürdiger chinesischer Herkunft überschwemmt wird. China ist heute der Dreh- und Angelpunkt der internationalen Markenpiraterie. Chinesische Plagiatoren gehören zu den professionellsten der Welt, und nahezu sämtliche Markenmesser stehen in der Gefahr, kopiert zu werden. Davon betroffen sind Traditionsmarken des eigenen Landes: Im August 2004 musste Wangmazi Scissors, ein mehr als 350 Jahre altes chinesisches Traditionsunternehmen für Schneidewerkzeuge, Konkurs anmelden.[23] Das Unternehmen war 1651 in der Qing-Dynastie gegründet worden und stand als Inbegriff für chinesische Messer und Scheren höchster Qualität. Immer mehr Kopien, die sich „Old Wangmazi“ oder „True Wangmazi“ nannten, machten der Originalmarke Konkurrenz. Zum Schluss waren es Dutzende von Fälscherfirmen, die jährlich mehr als fünf Millionen Imitate allein auf den chinesischen Markt brachten.[24]

Das klassische chinesische Kochmesser hat die Form eines europäischen Küchen- oder Hackbeils, ist zur Zertrümmerung harter Knochen und Knorpel nicht geeignet, sondern wird für das Schneiden und Hacken von Kräutern und Gemüse verwendet. Die Klinge ist traditionell aus nicht rostfreiem Stahl gefertigt und muss daher sorgfältig gepflegt werden, wenn sie nicht rosten soll, was dann einen neuen Schliff erfordert.

Japan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kozuka (Kogatana) und Kogai.

In Japan erreichte die Kunst der Schwert- und Messerherstellung einen anderswo kaum zu findenden Standard, obwohl die Metallverarbeitung erst im 3. Jahrhundert v. Chr. einsetzte. Es wurde Bronze wie Eisen verarbeitet, Stahl erreichte beachtenswerte technische Qualitäten. Daher sind japanische Messer hochbegehrt. Bis heute werden Küchenmesser – Hōchō – durch die Verwendung spezieller Stähle auf extrem hohe Härte ausgerichtet, und das feine Gefüge ermöglicht eine sehr scharfe Schneide. Traditionell gefertigte japanische Messer besitzen meistens einen eckigen oder ovalen Holzgriff. Bei manchen Messern ist der Griffquerschnitt in der Form der Wasserkastanie gefertigt, wodurch die Messer zusätzlich in der Hand fixiert werden. Ab der Muromachi-Zeit wurde das Schwert nicht mehr am Gürtel (Obi) befestigt, sondern in ihn gesteckt, was zu einer Veränderung des Zubehörs führte: In die feste, lackierte Holzscheide (Saya) des Kurzschwerts (Wakizashi) wurde häufig ein schmales, kurzes Beimesser (Kogatana) gesteckt, das in der Form einem kleinen Gebrauchsmesser gleicht.

Südasien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Badek aus Java (Indonesien)

In Südasien und insbesondere Indien konnten sich jahrtausendelang weder Essstäbchen noch Messer und Gabel als Essbesteck durchsetzen, vielleicht auch deswegen, weil Fleisch traditionell selten auf der Speisekarte steht. Hier wird unter alleiniger Verwendung der (reinen) rechten Hand gemeinsam von großen Tellern gegessen.

Zudem weist Indien die Besonderheit einer eigenen Herstellungsweise des Damaszenerstahls auf, die Wootz genannt wird. Hierbei wird Roheisen in einem Tiegel zusammen mit bestimmten mineralischen Zuschlagstoffen auf sehr hohe Temperatur gebracht, wobei ein sog. Kristallisations-Damast entsteht. Daneben hat das Messer in Indien – vor allem durch die Kultur der Mogul-Zeit – wie andere Gebrauchsgegenstände aufgrund von Gestaltungsbesonderheiten und kostbaren Materialien künstlerischen Wert. So finden sich viele mit Edelsteinen, Gravuren oder Ziselierungen reich verzierte Griffe aus Jade, Silber oder Gold. Gewöhnlicher, oft nicht weniger kunstvoll sind Griffe aus Elfenbein oder Knochen, geschnitzt oder mit Intarsien versehen. Besonders in Kaschmir wird noch heute Sandelholz verarbeitet.

Subsahara-Afrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Messer aus Simbabwe

Auch in Subsahara-Afrika entwickelte sich das Messer zum Zahlungsmittel, wo es neben Muschelgeld gebräuchlich war. Typische Geldfunktion hatten die Wurfmesser in Gabun und in Angola oder die zeremoniellen Messer als Zeichen der Macht in Benin und Nigeria.

Bedeutung als Waffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Sturmgewehr mit Bajonett
Grabendolch – Eigenarbeit eines Soldaten (Erster Weltkrieg)

Die militärische Bedeutung des Messers als Waffe war schon immer gering, obwohl es oft zur Ausrüstung gehört. In der Regel ist es ein Werkzeug und erst in zweiter Linie eine Waffe. Als Waffe wurden vor der Entwicklung der Feuerwaffen hauptsächlich längere Hieb- und Stichwaffen wie Schwert oder Säbel, die eine größere Reichweite ermöglichten, eingesetzt. Mit der Einführung der Gewehre wurde für den Nahkampf das meist aufsteckbare Bajonett entwickelt, das aber keine Schneide hatte, weil es ausschließlich zum Stechen verwendet wurde. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Messerbajonette, die auch vollwertige Messer waren. Bei den beengten Raumverhältnissen im Grabenkrieg des ersten und des Zweiten Weltkriegs erlangte das Messer als Waffe eine gewisse Bedeutung.

Eine weitaus größere Bedeutung hat das Messer als Waffe im zivilen Bereich. Es ist problemlos zu beschaffen, kann jederzeit mitgeführt und unauffällig am Körper getragen werden. In Ländern, in denen der Schusswaffenbesitz eingeschränkt ist, stellen messerartige Gegenstände die bei Gewaltstraftaten am häufigsten eingesetzten Waffen dar; in Europa überwiegen Angriffe mit Hieb- und Stichwaffen, vor allem mit Messern (siehe Messerstecherei und Waffenmissbrauch). Aus diesem Grund sind Messerarten, die einen besonderen Waffencharakter haben, in vielen Ländern rechtlich reglementiert. Das betrifft vor allem einen Teil der Klappmesser. Die meisten Taten – die Kriminalstatistik gibt 85 % an – werden aber mit normalen Küchenmessern verübt. In Großbritannien, wo eine anscheinend dramatische Zunahme von Messerstechereien gerade unter Jugendlichen zu verzeichnen sein soll, hat Scotland Yard Mitte 2008 mit einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne gegen Messer versucht, die blutige Gewalt unter Jugendlichen einzudämmen.[25][26]

Traditionelle Messer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ulu, das Messer der Inuit
Khukuri mit typischer Löwenkopfgriffkappe und polierter, ziselierter Klinge
  • Das Ulu ist das traditionelle Messer der Inuit-Frauen. Es ist kein Schabmesser, wie oft angenommen wird,. sondern dient zum Zerteilen von Fisch und Fleisch.
  • Das Khukuri ist das gekrümmte Kampfmesser der Gurkha, der legendären Krieger aus den Bergen Nepals.
  • Das Navaja ist ein großes, spanisches Klappmesser, das erstmals um das 15. Jahrhundert auftauchte.
  • Ab dem späten 17. Jahrhundert verbreitete sich in Frankreich und den angrenzenden Ländern in allen Volksschichten ein preiswertes Messer, das von Eustache Dubois entwickelt worden war. Es hatte eine Klinge mit zur geraden Schneide gerundetem Rücken und wurde mit einem sichtbaren Niet im Material des Griffs befestigt. Die Angel lief in eine geschmiedeten Verdickung aus, die die ausgeklappte Klinge fixierte. Das Messer wurde im Volksmund Eustache genannt, was in der französischen Umgangssprache bis in das 20. Jahrhundert umgangssprachlich für ein kleines, handliches Taschenmesser stand.
  • Die Messerschmiede Zwilling des Solinger Messermachers Peter Henckels ließ am 13. Juni 1731 den Zwilling als Schutzmarke in die Solinger Messermacherrolle eintragen. Damit ist Zwilling eines der ältesten Warenzeichen der Welt.
  • Das Laguiole ist ein traditionelles Taschenmesser des beginnenden 19. Jahrhunderts aus der Auvergne in Zentralfrankreich, das in der von Perret beschriebenen Arbeitsweise angefertigt wurde und das bis heute von verschiedenen Firmen, unter anderem in den Orten Laguiole und Thiers, hergestellt wird.
  • 1890 entwickelte Joseph Opinel ein simples und preiswertes, zur Landarbeit gedachtes Klappmesser mit Holzgriff, das seither vom gleichnamigen Unternehmen im französischen Savoyen hergestellt wird.
  • Der Schweizer Messerschmied Karl Elsener gründete 1884 die Firma Victorinox und den Schweizerischen Messerschmiedverband, um die Soldatenmesser der Schweizer Armee im eigenen Land herstellen zu können. Aus dem Schweizer Offiziersmesser entwickelte sich das weltweit bekannteste Taschenmesser.
  • Das Bowie-Messer, benannt nach dem US-amerikanischen Pionier und Soldaten (19. Jahrhundert) James Bowie, gehört zu den Legenden des Wilden Westens.
  • Das Scagel-Jagdmesser, benannt nach William Scagel (* 12. Februar 1873; † 26. März 1963), einem amerikanischen Messermacher aus Michigan, dessen Stil großen Einfluss auf Messerschmiede aus aller Welt, z. B. Bo Randall im 20. Jahrhundert hatte.
  • Messer mit Buckelsklinge, auch altdeutsches Tafelmesser genannt. Durch die speziell geformte, breite und abgerundete Spitze des Messers lassen sich cremige Speisen oder Butter ideal auf Broten verstreichen. Häufig werden diese Messer besonders dünn ausgeschliffen oder sind zusätzlich noch aus Karbonstahl gefertigt. Durch die damit verbundene hohe Schärfe und Schnitthaltigkeit sind Messer mit Wellenschliff z. B. zum Zerteilen von Brötchen nicht erforderlich.

Wichtige Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bedeutung des Messers in der Menschheitsgeschichte wird vielerorts in Museen gewürdigt. Hierzu gehört das Deutsche Klingenmuseum in Solingen,[27] dessen Sammlungen vor nahezu 100 Jahren begonnen wurden und das sich der regionalen und internationalen Geschichte der Herstellung von Klingen für Schwerter und Degen ebenso wie Messer für den täglichen Bedarf und Bestecke von Weltruf widmet. Es hat die weltweit größte Bestecksammlung. Weiterhin gibt es ein Messermuseum in Steinbach an der Steyr, Österreich,[28] und das Musée de la coutellerie in Nogent, Frankreich,[29] mit dem Schwerpunkt zu Arbeiten von Nicolas Pelletier (1828–1921). Das Musée de la coutellier in Thiers, Frankreich,[30] zeigt als Schwerpunkt Gebrauchsmesser des 16. Jahrhunderts bis zur Neuzeit, das Museo dell’Arte fabbrile e delle Coltellerie in Maniago (Region Friaul-Julisch Venetien)[31] widmet sich der regionalen traditionellen und modernen Messerherstellung, und das sardische Messermuseum Museo del Coltello Sardo in Arbus, Sardinien (Metropolitanstadt Cagliari),[32] beherbergt unter anderem das weltgrößte Klappmesser.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. E. Hartingk: The Complete Encyclopedia of Knives. Chartwell, 2005, ISBN 0-7858-1997-5 (englisch).
  • Richard Hehn, Norbert Klups: Messer. Profi-Tipps für Benutzer und Sammler. Motorbuch, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-02100-5.
  • Joe Kertzman: Art of the Knife. Krause Publications, 2007, ISBN 978-0-89689-470-9 (englisch).
  • Heinz Knorr: Messer und Dolch. Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftskritischer Sicht. In: Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam. Band 6 (1971), S. 121–145.
  • Roman Landes: Messerklingen und Stahl: Technologische Betrachtung von Messerschneiden. 2. Auflage. Wieland-Verlag, ISBN 978-3-938711-04-0.
  • Gabriele Mandel (Hrsg.): Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur. Parkland, Köln 1996, ISBN 3-88059-860-6.
  • Jean-Noel Mouret: Messer. Moewig, 2001, ISBN 3-8118-1706-X.
  • Don Paul: Everybody’s Knife Bible. Pathfinder Publications, 1999, ISBN 0-938263-23-4 (englisch).
  • Gérard Pacella: 100 legendäre Messer. Tosa, 2001, ISBN 3-85492-454-2.
  • Vera Bianco Peroni: Die Messer in Italien – I coltelli nell'Italia continentale. C.H. Beck, 1976, ISBN 3-406-00766-X (deutsch/italienisch).
  • Wolfgang Rausch: Das Messer, Waffe und Werkzeug. Motorbuch, Stuttgart 2003, ISBN 3-87943-638-X.
  • Thibaut Rémusat: Le Couteau: De la lame à l’identité. Editions Crépin-Leblond, 2006, ISBN 2-7030-0286-6 (französisch).
  • Ernst G. Siebeneicher-Hellwig u. a.: Messer. Verschönerungstechniken und Materialien. Motorbuch, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02472-1.
  • Hans J. Wieland: Messer-Katalog 2008. Das große Nachschlagewerk für Messerfreunde. Wieland-Verlag, Bruckmühl 2007, ISBN 978-3-938711-03-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Messer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Messer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Messer – Zitate

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adolf Bach: Die Geschichte der deutschen Sprache. S. 37.
  2. Kluge, Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. S. 778.
  3. Heinrich Beck (Hrsg.): Lexikon der germanischen Altertumskunde. S. 539.
  4. Heinz Knorr: Messer und Dolch. Eine Untersuchung zur mittelalterlichen Waffenkunde in gesellschaftskritischer Sicht. Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, 1971, Band 6, S. 129–132.
  5. Gerhard F. W. Holtmann: Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern. S. 541.
  6. Hanns-Ulrich Haedeke: Schmuck aus drei Jahrtausenden. 1981, S. 28.
  7. Ernst Probst: Rekorde der Urzeit. Goldmann-Verlag, 1996, ISBN 3-442-12699-1.
  8. Gabriella Brusa-Zappellini: Lo stregone danzante. Coopli, Mailand 1996, zitiert in Gabriele Mandel (Hrsg.): Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur.
  9. U. a. Martin Kuckenburg: Der Neandertaler. Auf den Spuren des ersten Europäers. Klett-Cotta, 2005, ISBN 3-608-94137-1.
  10. Gabriele Mandel (Hrsg.): Das Messer. Geschichte, Kunst und Kultur. GLB Parkland-Vlgsges. Mbh, 1996, ISBN 3-88059-860-6, S. 13.
  11. Die Heilkunst der Pharaonen. In: National Geographic Deutschland 2003, S. 62–86.
  12. Luboš Jiráň: Die Messer in Böhmen. S. 14.
  13. Jörg Klinger: Die Hethiter. Geschichte – Gesellschaft – Kultur. Beck, 2007, ISBN 978-3-406-53625-0.
  14. Manfred Dietrich, Oswald Loretz: Der Untergang am 21.1.1192 v. Chr. von Ugarit. In: Ugarit-Forschungen – Internationales Jahrbuch für Altertumskunde im Syrien Palästinas, Band 34/2002. Ugarit-Verlag, 2003, S. 53.
  15. Georg Luck: Magie und andere Geheimlehren in der Antike. ISBN 3-520-48901-5.
  16. Jutta Kollesch: Antike Heilkunst. Reclam, 1994, ISBN 3-15-009305-8.
  17. Konrad Spindler: Die frühen Kelten. Reclam, 1983, ISBN 3-15-010323-1.
  18. Günter Schiedlausky: Essen und Trinken. 1959, S. 38.
  19. H. Wühr: Altes Eßgerät. 1961, S. 32.
  20. Gerhard F. W. Holtmann: Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern. S. 543.
  21. Norbert Elias beschreibt dies in seinem „Prozeß der Zivilisation“ von 1932 am Beispiel des französischen Hofs Ludwigs XIV.
  22. HOME - Kronberger Malerkolonie. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
  23. Dunlap Codding & Rogers, P. C., Analyse vom 10. August 2004 (Memento vom 1. Mai 2008 im Internet Archive)
  24. Jörg Kammerer (Hrsg.): Piraten, Fälscher und Kopierer. Strategien und Instrumente zum Schutz geistigen Eigentums in der Volksrepublik China. Gabler Verlag, 2006, ISBN 3-8349-0159-8.
  25. Königreich der Furcht Süddeutsche.de vom 29. Mai 2008
  26. Scotland Yard: Blutrünstige Bilder gegen Gewalt (Memento vom 3. August 2008 im Internet Archive) Netzeitung vom 29. Mai 2008
  27. Deutsches Klingenmuseum, Solingen (Memento vom 1. Dezember 2005 im Internet Archive)
  28. Messermuseum, Steinbach an der Steyr (Memento vom 23. November 2007 im Internet Archive)
  29. Musée de la coutellerie, Nogent (Memento vom 30. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  30. Musée de la coutellier, Thiers (Memento vom 27. Februar 2011 im Internet Archive)
  31. https://www.maniago.it/. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (italienisch).
  32. Sardinien Tourismus - Sardegna.com. Abgerufen am 29. Oktober 2022.