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„Theodosius I.“ – Versionsunterschied

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'''Theodosius I.''', mit vollem Namen '''Flavius Theodosius''', auch bekannt als '''Theodosius der Große''' (* [[11. Januar]] [[347]] in [[Cauca (Stadt)|Cauca]], [[Spanien]]; † [[17. Januar]] [[395]] in [[Mailand]]), der „Gotenfreund“, war von [[379]] bis [[394]] [[Liste der römischen Kaiser|Kaiser]] im Osten des [[Römisches Reich|römischen Reiches]] und ab Ende [[394]] letzter Kaiser des Gesamtreiches.
'''Theodosius I.''' ({{grcS|prefix=nein|Θεοδόσιος Αʹ}}, eigentlich '''Flavius Theodosius'''; * [[11. Januar]] [[347]] in [[Coca (Spanien)|Cauca]], [[Hispanien]]; † [[17. Januar]] [[395]] in [[Geschichte Mailands|Mediolanum]]), auch '''Theodosius der Große''' (lateinisch ''Theodosius Magnus''), war [[Römische Kaiserzeit|römischer Kaiser]] von 379 bis 395 und der letzte Kaiser, der (für kurze Zeit) das gesamte [[Römisches Reich|Römische Reich]] regierte.


Die Regierungszeit des Theodosius war verbunden mit einschneidenden Veränderungen für das Imperium Romanum. So wurde erstmals eine große Gruppen von [[Barbaren]] (die [[Goten]]) als autonomer Verband auf dem Boden des Reiches angesiedelt, während er im Inneren das [[Christentum]] zur Staatsreligion erhob und Gesetze gegen das [[Heidentum]] und die christliche [[Häresie]] erließ. Nach einem Bürgerkrieg verwirklichte Theodosius ein letztes Mal die auch faktisch gegebene Einheit des Imperiums. Nach seinem Tod [[395]] führte die damit verbundene Reichsteilung unter seinen beiden Söhnen jedoch zur endgültigen Trennung in ein [[Weströmisches Reich|Weströmisches]] und ein [[Byzantinisches Reich|Oströmisches Reich]].
Die Regierungszeit des Theodosius war verbunden mit einschneidenden Veränderungen für das [[spätantike]] ''Imperium Romanum''. So wurde 382 mit Teilen der [[Goten]] erstmals eine große Gruppe von [[Germanen]] als autonomer Verband unter eigenen Herrschern als [[Foederaten]] auf dem Boden des Reiches angesiedelt, während Theodosius im Inneren das [[Christentum]] faktisch zur alleinigen [[Staatsreligion]] erhob und Gesetze gegen das [[Heidentum]] und insbesondere gegen christliche [[Häresie]]n erließ. Nach einem Bürgerkrieg verwirklichte Theodosius für kurze Zeit ein letztes Mal die Einheit des Imperiums. Nach seinem Tod 395 führte die damit verbundene [[Reichsteilung von 395|Aufteilung des Reiches]] in zwei Herrschaftsbereiche unter seinen beiden Söhnen jedoch letztlich zur endgültigen Trennung in ein [[Weströmisches Reich|Weströmisches]] und ein [[Byzantinisches Reich|Oströmisches Reich]], wenngleich diese von den Zeitgenossen nicht als solche wahrgenommen wurde und das ''Imperium Romanum'' staatsrechtlich als Einheit fortbestand.


==Biographie==
== Leben ==
===Die frühen Jahre===
=== Die frühen Jahre ===
''Flavius Theodosius'' wurde vermutlich am [[11. Januar]] [[347]] in Cauca geboren, einer unbedeutenden kleinen Stadt in der nordwestlichen [[Spanien|spanischen]] Provinz [[Galaecia]]. Sein Vater, der ebenfalls [[Flavius Theodosius]] hieß und ein erfolgreicher Militär unter Kaiser [[Valentinian I.]] war, hatte hier größere Besitzungen. Seine Großeltern väterlicherseits, Honorius und Thermantia, waren wohl schon [[nicaenisch]]-orthodoxe Christen, genauso wie sein Vater und er selbst. Auch hatte Theodosius einen Bruder, Honorius, dessen Tochter [[Serena]] er später adoptierte und die durch die Heirat mit dem [[Magister militum|Heeresmeister]] [[Stilicho]] noch großen Einfluss erreichen sollte.
Flavius Theodosius wurde am 11. Januar 347 in Cauca, dem heutigen [[Coca (Spanien)|Coca]], geboren, einer Kleinstadt in der nordwestlichen [[Hispanien|hispanischen]] Provinz ''[[Gallaecia]]''. Sein Vater, der ebenfalls [[Flavius Theodosius]] hieß und unter Kaiser [[Valentinian I.]] ein erfolgreicher [[Magister militum|Heermeister]] war, besaß hier größere Besitzungen. Seine Großeltern väterlicherseits, [[Honorius (Vater des Flavius Theodosius)|Honorius]] und [[Thermantia (Mutter des Flavius Theodosius)|Thermantia]], waren wohl schon [[nicaenisch]]e Christen, genauso wie sein Vater und er selbst. Theodosius hatte einen Bruder, [[Honorius (Bruder Theodosius’ I.)|Honorius]], dessen Tochter [[Flavia Serena|Serena]] er später adoptierte. Diese erreichte durch die Heirat mit dem [[Magister militum|Heermeister]] [[Stilicho]] noch großen Einfluss.


Der junge Theodosius verbrachte die Kindheit in seiner spanischen Heimat. Über seinen Bildungsweg ist kaum etwas bekannt, außer dass er Interesse an geschichtlichen Studien zeigte und auch sonst sehr aufgeschlossen gewesen sein soll. Aufgrund seiner gehobenen Herkunft dürfte er auch eine standesgemäße Erziehung erhalten haben. Ab [[368]] ist er im Gefolge seines Vaters zu finden. Dort schlug er eine militärische Laufbahn ein und nahm mit ihm zusammen an den Feldzügen in [[Britannien]] [[368]]/[[369]], an dem Feldzug gegen die [[Alemannen]] [[370]] am [[Rhein]] (sein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Rang eines ''magister equitum praesentalis'' inne, war also Kommandeur der Reiterei der Hofarmee) und gegen die [[Sarmaten]] [[372]]/[[373]] im [[Donau]]raum teil. Vermutlich durch den Einfluss des Vaters wurde Theodosius zum ''[[Moesien|dux moesiae prima]]'' befördert, womit ihm eine eigene Militärprovinz auf dem Balkan unterstand. Diese Art der Protegierung war allerdings damals keineswegs unüblich, und der jüngere Theodosius schien den Aufgaben durchaus gewachsen zu sein. Im Jahr [[373]] wurde der Vater schließlich zur Unterwerfung des [[Usurpator]]s [[Firmus]] nach [[Africa]] abberufen, während sein Sohn [[374]] die [[Sarmaten]], welche die [[Donau]] überschritten hatten, in [[Pannonien]] (etwa dem heutigen [[Ungarn]]) schlug. Somit hatte er sich als Befehlshaber bewiesen und war als Militär durchaus angesehen.
Der junge Theodosius verbrachte die Kindheit in seiner hispanischen Heimat. Über seinen Bildungsweg ist kaum etwas bekannt, außer dass er Interesse an geschichtlichen Studien zeigte und auch sonst sehr aufgeschlossen gewesen sein soll. Aufgrund seiner gehobenen Herkunft dürfte er eine standesgemäße Erziehung erhalten haben. Ab 368 ist er im Gefolge seines Vaters bezeugt. Dort schlug er eine militärische Laufbahn ein und nahm mit ihm zusammen an den Feldzügen in [[Britannien]] 368/369, an dem Feldzug gegen die [[Alamannen]] 370 am [[Rhein]] (sein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Rang eines ''magister equitum praesentalis'' inne, war also Kommandeur der Reiterei der Hofarmee) und gegen die [[Sarmaten]] 372/373 im [[Donau]]raum teil.


Vermutlich durch den Einfluss des Vaters wurde Theodosius zum ''[[Dux (Titel)|dux]] [[Moesia]]e superioris'' (später ''dux Moesiae primae'') befördert, womit ihm eine eigene Militärprovinz auf dem Balkan unterstand. Diese Art der Protegierung war damals keineswegs unüblich, und der jüngere Theodosius schien den Aufgaben gewachsen. Im Jahr 373 wurde der Vater schließlich zur Unterwerfung des [[Usurpation|Usurpators]] [[Firmus (Africa)|Firmus]] nach ''[[Africa]]'' abberufen, während sein Sohn 374 die [[Sarmaten]], welche die Donau überschritten hatten, in [[Pannonien]] (etwa dem heutigen [[Ungarn]]) schlug. Somit hatte er sich als Befehlshaber bewiesen und war als Militär durchaus angesehen.
[[376]] beendete Theodosius plötzlich seine militärische Karriere und zog sich auf seine heimatlichen Besitzungen nach Spanien zurück. Die Gründe dafür sind äußerst vielschichtig und auch widersprüchlich. Jedenfalls steht der Rückzug in enger Verbindung mit dem Tod seines Vaters, der im Zusammenhang mit dem Aufstand des Firmus und der daraus folgenden Untersuchung gegen den angesehenen afrikanischen Statthalter [[Romanus (Statthalter)|Romanus]] (wohl zu Unrecht) des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Theodosius heiratete noch im gleichen Jahr [[Aelia Flacilla]], eine Frau aus dem spanischen Provinzadel, die [[377]] seinen ältesten Sohn [[Arcadius]] zur Welt brachte. Ansonsten widmete er sich der Verwaltung seiner Güter. Nach Lage der Dinge konnte Theodosius kaum mehr damit rechnen, je wieder im Militärdienst aktiv zu werden. Doch die Sachlage veränderte sich dramatisch, als am [[9. August]] [[378]] die [[Schlacht von Adrianopel (378)|Schlacht von Adrianopel]] stattfand.


Ende 375 starb Valentinian I., und 376 beendete Theodosius plötzlich seine militärische Karriere und zog sich auf seine heimatlichen Besitzungen nach Hispanien zurück. Die Gründe dafür sind äußerst vielschichtig und auch widersprüchlich. Jedenfalls steht der Rückzug offensichtlich in enger Verbindung mit dem Tod seines Vaters, der im Zusammenhang mit dem Aufstand des Firmus und der darauf folgenden Untersuchung gegen den angesehenen afrikanischen Statthalter [[Romanus (Statthalter)|Romanus]] (wohl zu Unrecht) des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt worden war. Wahrscheinlich wurde er das Opfer eines Machtkampfes um die Kontrolle des jungen Kaisers [[Gratian]]. Der jüngere Theodosius heiratete noch im gleichen Jahr [[Aelia Flaccilla]], eine Frau aus dem hispanischen Provinzadel, die 377 seinen ältesten Sohn [[Arcadius]] zur Welt brachte. Ansonsten widmete er sich der Verwaltung seiner Güter. Nach Lage der Dinge konnte Theodosius wohl kaum mehr damit rechnen, je wieder im Militärdienst aktiv zu werden. Doch die Sachlage veränderte sich dramatisch, als am 9. August 378 die [[Schlacht von Adrianopel (378)|Schlacht von Adrianopel]] stattfand.
===Theodosius' erste Regierungsjahre im Osten===
[[Bild:Theodosius I. Roman Coin.jpg|thumb|250px|Darstellung Theodosius I. auf einer römischen Münze]]
In der [[Schlacht von Adrianopel (378)|Schlacht von Adrianopel]] (beim heutigen [[Edirne]] im europäischen Teil der [[Türkei]]) fiel der Kaiser des Ostens, [[Valens]], im Kampf gegen die [[Goten]]. Diese waren unter ihrem Anführer [[Fritigern]] vor den [[Hunnen]] [[376]] über die Donau geflohen und hatten Aufnahme im Ostreich gefunden, wo sie jedoch bald darauf wegen schlechter Versorgung gegen die Römer rebellierten. Mit ihnen kämpfte bei Adrianopel auch die so genannte Dreivölker-Konföderation (bestehend aus [[Alanen]], die vor den Hunnen aus ihrer alten Heimat nördlich des [[Kaukasus]] geflohen waren, zusammen mit rebellischen [[Hunnen]] und [[Goten#Greutungen|Greutungen]], die sich ebenfalls dem Zugriff der Hunnen entzogen hatten).


=== Theodosius’ erste Regierungsjahre im Osten ===
Zwei Drittel des römischen [[Comitatenses|Bewegungsheeres]], also der schlagkräftigen Einsatztruppen im Osten, waren mit Valens untergegangen, während den Goten der [[Balkan]]raum zur Plünderung offen stand. Nach dieser Katastrophe rief der Westkaiser [[Gratian]] Theodosius aus Spanien zurück. Die Gründe für diese Entscheidung sind in der Forschung umstritten. Am wahrscheinlichsten dürfte aber sein, dass Gratian einen fähigen General römischer Abstammung benötigte. In [[Sirmium]] ernannte Gratian Theodosius zunächst zum [[Magister militum|Heeresmeister]] über [[Illyrien]]. Theodosius konnte einige Erfolge verbuchen, so in [[Pannonien]], wo er die [[Sarmaten]] schlug, die erneut die [[Donau]] überquert hatten. Am [[19. Januar]] [[379]] erhob Gratian Theodosius zum '''Augustus''' (was in der [[Spätantike]] Mitkaiser bedeutete). Ihm wurde von Gratian die [[Praefectura orientis]] zugewiesen, einschließlich der [[Liste der römischen Provinzen ab Diokletian|Diözesen]] [[Dakien]] und [[Makedonien]]. Damit unterstand Theodosius in etwa der Raum, der nach der Reichsteilung [[395]] dem Ostreich zugeschlagen wurde.
In dieser Schlacht, beim heutigen [[Edirne]], fiel der ''[[Augustus (Titel)|Augustus]]'' des Ostens, [[Valens]], im Kampf gegen die [[Goten]]. Diese waren unter ihrem Anführer [[Fritigern]] vor den [[Hunnen]] ausgewichen und 376 über die Donau gekommen, nachdem Valens, der ihre Kampfkraft nutzen wollte, ihnen Aufnahme im östlichen Reichsteil gewährt hatte, wo sie jedoch bald darauf wegen schlechter Behandlung durch die lokalen römischen Funktionäre rebellierten. Mit ihnen kämpfte bei Adrianopel auch die so genannte Dreivölker-Konföderation. Sie bestand aus [[Alanen|alanischen]] Kriegern, die vor den Hunnen aus ihrer alten Heimat nördlich des [[Kaukasus]] geflohen waren, ferner aus rebellischen Hunnen und aus gotischen [[Greutungen]], die sich ebenfalls dem Zugriff der Hunnen entzogen hatten und eigentlich den Römern dienen wollten. Zwei Drittel des kaiserlichen [[Comitatenses|Bewegungsheeres]], also der schlagkräftigen Einsatztruppen im Osten, gingen mit Valens unter.


Den Goten stand nun der [[Balkanhalbinsel|Balkanraum]] zur Plünderung offen, auch wenn es Valens’ Witwe [[Albia Domnica]] offenbar gelang, mit Hilfe einer eilends in Adrianopel ausgehobenen Bürgermiliz ein Vorrücken des Feindes gegen Konstantinopel zu verhindern. Nach dieser Katastrophe rief der Westkaiser [[Gratian]], der sich außerstande sah, selbst in den Osten zu eilen, Theodosius aus Hispanien zurück. Die Gründe für diese Entscheidung sind in der Forschung umstritten. Am wahrscheinlichsten dürfte aber sein, dass Gratian schlicht einen fähigen General benötigte; sein Mitkaiser [[Valentinian II.]] war noch ein Kind. In [[Sirmium]] ernannte Gratian Theodosius zunächst zum [[Magister militum|Heermeister]] über [[Illyrien]]. Theodosius konnte rasch einige Erfolge verbuchen, so in Pannonien, wo er die Sarmaten schlug, die erneut die Donau überquert hatten. Nach Ansicht einiger Forscher ließ er sich bereits jetzt selbst eigenmächtig zum Kaiser ausrufen und war demnach formal ein [[Usurpation|Usurpator]]; die genauen Vorgänge jener Wochen sind aber kaum zu rekonstruieren.<ref>Vgl. zu diesem Problem H. Sivan, ''Was Theodosius I a Usurper?'', in: ''Klio'' 78, 1996, S. 198ff.</ref> Es ist aber damit zu rechnen, dass Gratian dem erfolgreichen General angesichts der schwierigen Lage den Purpur nicht verweigern konnte, wollte er einen Bürgerkrieg vermeiden. Am 19. Januar 379 erhob Gratian Theodosius daher zum ''Augustus'', blieb aber selbst als ''senior Augustus'' formal höherrangig. Auch Valentinian II. blieb dem neuen Kaiser de iure übergeordnet, da er, obwohl noch ein Kind, ebenfalls dienstälter war. Theodosius wurde von Gratian die ''Praefectura [[Orientis]]'' zugewiesen, einschließlich der [[Dioecesis|Diözesen]] [[Dakien]] und [[Makedonien]]. Damit unterstand Theodosius in etwa der Raum, den bereits Valens regiert hatte und der nach der Reichsteilung 395 dem Ostreich zugeschlagen werden sollte.<ref>Zur Entwicklung nach Adrianopel und der Erhebung des Theodosius vgl. Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 35ff.</ref> Die Männer, die für den Tod seines Vaters verantwortlich gewesen waren, waren zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Leben.
Mit großer Energie kümmerte sich Theodosius in der Folgezeit um die Sicherung seines Herrschaftsbereiches. Als Residenzort hatte er zunächst aus strategischen Gründen [[Thessaloniki]] gewählt, von wo aus er nun die Armee (oder besser gesagt: deren Reste) reorganisierte. Im Zuge dieser Reorganisation nahm die Barbarisierung der Truppenteile zu, obwohl sich auch eine ganze Anzahl von römischen Generälen im Stab des Theodosius wiederfinden. Theodosius ging zunächst erfolgreich ab [[380]] gegen die [[Goten]] unter [[Fritigern]] auf dem Balkan vor, erlitt jedoch dann eine Niederlage. Diese zwang ihn, bei Gratian um Hilfe zu bitten, der ihm daraufhin zwei seiner erfahrensten Generäle überließ, [[Bauto]] und [[Arbogast der Ältere|Arbogast]]. Gratian erhielt [[380]] auch die Diözesen Dakien und Makedonien zurückerstattet. Ende desselben Jahres erkrankte Theodosius so schwer, dass er sich daraufhin [[taufe]]n ließ. Allerdings war es in der damaligen Zeit keineswegs unüblich, nicht schon als Kind getauft zu werden. Dadurch war Theodosius nun jedoch eventuellen kirchlichen Sanktionen ausgesetzt, die in der Folgezeit auch auf ihn zu kamen, so etwa im Konflikt mit dem einflussreichen Bischof von [[Mailand]], [[Ambrosius]] (siehe dazu [[Theodosius I.#Religionspolitik des Theodosius und die Auseinandersetzung mit Ambrosius|die Religionspolitik des Theodosius]]).


Mit großer Energie kümmerte sich Theodosius in der Folgezeit um die Sicherung seines Herrschaftsbereiches. Als Residenzort hatte er zunächst aus strategischen Gründen [[Thessaloniki]] gewählt, von wo aus er nun die Armee (oder besser gesagt: deren Reste) reorganisierte. Im Zuge dieser Reorganisation nahm die Barbarisierung der Truppenteile zu, obwohl sich auch eine ganze Anzahl von römischen Generälen im Stab des Theodosius fand. Theodosius ging zunächst erfolgreich ab 380 gegen die Goten unter Fritigern auf dem Balkan vor, erlitt jedoch schließlich eine Niederlage. Sie zwang ihn, bei Gratian um Hilfe zu bitten, der ihm daraufhin zwei seiner erfahrensten Generäle überließ, [[Bauto]] und [[Arbogast der Ältere|Arbogast]]. Gratian erhielt 380 auch die Diözesen Dakien und Makedonien zurückerstattet. Ende desselben Jahres erkrankte Theodosius so schwer, dass er sich daraufhin [[taufe]]n ließ – es war in der damaligen Zeit nicht üblich, schon als Kind getauft zu werden. Dadurch war Theodosius nun jedoch eventuellen kirchlichen Sanktionen ausgesetzt, die in der Folgezeit auch auf ihn zukamen, so etwa im Konflikt mit dem einflussreichen Bischof von [[Mailand]], [[Ambrosius von Mailand|Ambrosius]] (siehe dazu [[#Die Auseinandersetzung mit Ambrosius|die Religionspolitik des Theodosius]]).
Am [[3. Oktober]] [[382]] brachte er die Goten dazu, mit ihm einen Vertrag zu schließen, in dessen Zusammenhang sie zu so genannten [[Foederati]] gemacht wurden. Sie durften nun südlich der unteren [[Donau]] siedeln, mussten aber Rom Waffenhilfe leisten.
Dieser '''Gotenvertrag''' war ein Wendepunkt in der römischen Geschichte. Bisher waren besiegte Germanen zwar als ''Dediticii'' (Unterworfene) aufgenommen worden, hatten aber keine Rechte (außer der Freiheit). Das [[foedus]] sorgte jedoch dafür, dass die angesiedelten Goten frei und autonom waren. Die Goten dienten demnach zwar in Kriegszeiten, allerdings unter eigenen Führern und wurden zusätzlich hoch besoldet. Dennoch stärkte dieser Vertrag die Wehrkraft Roms (worauf es Theodosius in erster Linie ankam), wenn sich auch in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Nachteile dieses Vertrags bemerkbar machen sollten und diese Regelung zusätzlich mit hohen finanziellen Lasten verbunden war. Als ein erster Schritt für den endgültigen Niedergang und Auflösung Roms kann dieser Vertrag jedoch nach der neueren Forschung (siehe beispielsweise: Leppin, Theodosius der Große, S. 45 ff.) nicht gedeutet werden.


Am 3. Oktober 382 schloss der Heermeister [[Flavius Saturninus]] im Auftrag des Kaisers mit den Goten offenbar einen Vertrag ab, in dessen Zusammenhang sie zu so genannten ''[[Foederaten|Foederati]]'' erhoben wurden. Sie durften nun südlich der unteren [[Donau]] siedeln, mussten aber Rom Waffenhilfe leisten. Dieser ''Gotenvertrag'' markierte nach Ansicht der meisten Historiker einen Wendepunkt in der römischen Geschichte. Einige andere Gelehrte verweisen allerdings auf die sehr schlechte Quellenlage (Näheres berichtet erst [[Jordanes]], fast 200 Jahre nach den Ereignissen), stellen die angebliche Besonderheit der Abmachungen in Frage und bezweifeln teils sogar, dass überhaupt ein Vertrag geschlossen wurde (zum Beispiel Guy Halsall).<ref>Siehe dazu zuletzt Guy Halsall: ''Barbarian Migrations and the Roman West''. Cambridge 2007, S. 180ff.</ref>
===Eingreifen im Westen und Konsolidierung des Reiches===
Im Jahr [[383]] wurde [[Magnus Maximus]], ein römischer General spanischer Herkunft, von seinen Truppen in [[Britannien]] zum Augustus erhoben. Der Grund war unter anderem die Unzufriedenheit im Militär über das Verhalten [[Gratian]]s, der sich lieber mit [[Alanen]] als mit römischen Offizieren umgab. Gratian zog dem Usurpator entgegen; in der Nähe von [[Paris]] lief der Großteils seines Heeres aber zu Maximus über und kurz darauf wurde Gratian in [[Lyon]] ermordet. Theodosius, der ohnehin nie ein herzliches Verhältnis zu Gratian gepflegt hatte und im Osten gebunden war, ließ Maximus vorerst gewähren. Es kam schließlich zu einer Reichsteilung, wobei [[Valentinian II.]], der jüngere Halbbruder Gratians, Italien und [[Africa]] erhielt, der Rest des Westens wurde Maximus übertragen.


Nach traditioneller Ansicht war die besondere Bedeutung des ''Gotenvertrages'' die folgende: Bisher waren besiegte Germanen zwar als ''[[dediticii]]'' (Unterworfene) aufgenommen worden, hatten aber keine Rechte (außer der persönlichen Freiheit). Das ''[[foedus]]'' von 382 sorgte jedoch dafür, dass die angesiedelten Goten zu Reichsbewohnern wurden, zugleich aber formal nicht zu Römern; sie durften auch keine Ehen mit römischen Bürgern eingehen. Das von ihnen besiedelte Land blieb auch weiterhin römisches Staatsgebiet, doch galten die Goten wohl als autonom. Die Goten mussten dafür den Kaisern als Krieger dienen, allerdings unter eigenen Führern, und wurden vom römischen Staat versorgt; das Oberkommando kam aber römischen Offizieren zu. Trotz großer Zugeständnisse an die Goten stärkte dieser Vertrag die Wehrkraft Roms (worauf es Theodosius in erster Linie ankam), wenn sich auch in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Nachteile dieses Vertrags bemerkbar machen sollten. Als ein erster Schritt für den Niedergang und die Auflösung Roms kann dieser Vertrag jedoch nach Ansicht der neueren Forschung sicher nicht gedeutet werden.<ref>Siehe dazu Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 45ff.</ref> Zudem erkannte damit Theodosius nur die faktischen Verhältnisse an: Die gotischen Krieger waren kaum wieder aus dem Reich zu drängen. So gesehen war dies eine flexible Maßnahme des Kaisers, der damit wenigstens zeitweise für Ruhe sorgte und nun über zusätzliche Truppen verfügen konnte.<ref>Zur Lösung des „gotischen Problems“ vgl. auch Burns, ''Barbarians within the Gates of Rome'', S. 73ff.</ref>
In den folgenden Jahren widmete sich Theodosius der Verwaltung des Ostens. Er ging gegen die fast allgegenwärtige [[Korruption]] im Beamtenapparat vor. Allerdings gelang ihm keine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Lage und auch keine durchschlagenden Reformen im Bereich des Steuerwesens, auch wenn man ihm dort keine Versäumnisse vorwerfen kann. Theodosius hatte es zwar nicht geschafft, den zivilen Verwaltungsapparat lückenlos zu durchdringen, wohl aber erreichte er in Teilen eine Verbesserung der Verwaltungspraxis. [[Konstantinopel]] erlebte in seiner Regierungszeit einen lebhaften Aufschwung und wurde endgültig zum Zentrum des Ostreiches (hatten vorher Kaiser wie [[Julian Apostata]] oder [[Valens]] doch durchaus noch in anderen Städten ihre Residenz bezogen). Der Festungsring musste erweitert werden, die Paläste und vor allem das [[Forum Tauri]] (''Forum Theodosii'') wurden ausgebaut. Die Bevölkerung der Hauptstadt stieg schließlich auf ca. 250.000 Menschen an. Auch im kulturellen Bereich erlebte der Osten eine neue Blüte in [[Literatur]] und [[Kunst]]. Die „Hochschule“ der Stadt erreichte Weltrang, zumal zahlreiche Gelehrte in Konstantinopel und am Hof wirkten, wie etwa der [[Heidentum|Heide]] [[Themistios]]. Inwiefern eine zielgerichtete Förderung seitens Theodosius erfolgte, ist heute nicht mehr klar zu beantworten. Wenigstens aber behinderte er nicht die Tätigkeit der zahlreichen Heiden, die zu dieser kulturellen Spätblüte beitrugen.


=== Eingreifen im Westen und Konsolidierung des Reiches ===
Theodosius war kein kriegsbegeisterter Kaiser, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass er, völlig unüblich, nie Beinamen wie ''Gothicus'', ''Persicus'' oder ähnliches annahm. Die nach dem Gotenvertrag von [[382]] einsetzende Friedensperiode kam dem Ostreich wenigstens vorläufig zu Gute. Wahrscheinlich [[387]] wurde nach jahrelangen Verhandlungen außerdem ein Vertrag mit dem [[Perserreich]] der [[Sassaniden]] geschlossen. Demnach sollte das stets umstrittene [[Armenien]] geteilt werden: etwa 1/5 des Landes erhielt Rom, während der Rest von [[Persien]] annektiert wurde. Der Gebietsgewinn war für Roms vor allem aus Gründen der Grenzsicherung von Bedeutung. Damit sorgte Theodosius aber auch für Ruhe an der sonst immer bedrohten Ostgrenze und hatte so einigen Spielraum gewonnen. Im selben Jahr heiratete der Kaiser [[Galla]], die Schwester Valentinians II.
Im Jahr 383 wurde [[Magnus Maximus]], ein römischer General hispanischer Herkunft, von seinen Truppen in [[Britannien in römischer Zeit|Britannien]] zum Augustus erhoben. Der Grund war unter anderem die Unzufriedenheit im Militär über das Verhalten [[Gratian]]s, der sich lieber mit [[Alanen]] als mit römischen Offizieren umgab. Gratian zog dem Usurpator entgegen. In der Nähe des heutigen [[Paris]] lief der Großteil seines Heeres aber zu Maximus über, und kurz darauf wurde Gratian in [[Lyon]] ermordet. Theodosius, der ohnehin ein angespanntes Verhältnis zu Gratian gepflegt hatte und im Osten gebunden war (er befand sich mitten in den Vorbereitungen für einen dann abgeblasenen Feldzug gegen die Perser), ließ Maximus vorerst gewähren. Es kam daher zu einer Teilung der Herrschaft im Westen, wobei Gratians junger Halbbruder Valentinian II., der nun nominell der ''senior Augustus'' war, nur Italien und ''[[Africa]]'' erhielt; der Rest des Westens wurde Maximus übertragen, der in Trier residierte.


In den folgenden Jahren widmete sich Theodosius der Verwaltung des Ostens. Er ging gegen die fast allgegenwärtige Korruption im Beamtenapparat vor. Allerdings gelangen ihm keine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Lage und auch keine durchschlagenden Reformen im Bereich des Steuerwesens, auch wenn man ihm hier keine Versäumnisse vorwerfen kann. Theodosius hatte es zwar nicht geschafft, den zivilen Verwaltungsapparat lückenlos zu durchdringen, wohl aber erreichte er in Teilen eine Verbesserung der Verwaltungspraxis. Theodosius bevorzugte den Adel, ob christliche oder heidnische Aristokraten war dabei nebensächlich, da er offenbar der Meinung war, dass aus dieser Schicht leichter Männer zu gewinnen waren, die sich für das Wohl des Staates einsetzten. Allerdings übersah der Kaiser dabei wohl, dass Adlige oft eher den eigenen Standesinteressen Rechnung trugen, die sich nicht mit dem Allgemeinwohl deckten.
[[388]] zog Theodosius schließlich doch gegen [[Magnus Maximus]] in den Krieg. Dieser war in Italien eingefallen, so dass Valentinian II. zu Theodosius fliehen musste, der nun mit einem starken Heer in den Westen zog. Aus dem Konflikt ging Theodosius schließlich siegreich hervor; Maximus wurde geschlagen und getötet, was auch zeigte, in welchem Maße die Militärpolitik des Theodosius erfolgreich gewesen ist, trotz der Kritik mancher Historiker bezüglich der Verwendung von Foederati. Mit dem Sieg über Maximus hatte Theodosius de facto die gesamte Leitung des Reiches in seinen Händen. Dennoch setzte er Valentinian II. wieder im Westen ein. Ihm zur Seite stellte Theodosius den fähigen, aber auch ehrgeizigen fränkischen General [[Arbogast der Ältere|Arbogast]], der Jahre zuvor von Gratian zur Unterstützung des Theodosius in den Osten gegangen war. Am [[13. Juni]] [[389]] hielt schließlich Theodosius triumphalen Einzug in [[Rom]], wo er bemüht war, sich mit den stadtrömischen Kreisen, die immer noch mehrheitlich heidnisch gesinnt waren, zu verständigen. Kurz darauf begab er sich nach [[Mailand]], wo es bald zum Konflikt mit [[Ambrosius]] kam (siehe [[Theodosius I.#Religionspolitik des Theodosius und die Auseinandersetzung mit Ambrosius|die Religionspolitik des Theodosius]]).


Der heidnische Historiker [[Zosimos]], der um 500 eine ''Neue Geschichte'' schrieb, schildert den Christen Theodosius topisch in sehr düsteren Farben. Dabei folgte er zum einen seiner Quelle [[Eunapios von Sardes]], zum anderen missbilligte Zosimos die Religionspolitik des Kaisers.<ref>Vgl. etwa Zosimos 4,26–30 und 4,33.</ref> Zosimos warf Theodosius [[Vetternwirtschaft]] vor, was in der antiken Gesellschaft jedoch eher die Regel als die Ausnahme war; vor allem habe Theodosius die Zahl der Militärposten erhöht.<ref>Zosimos 4,27.</ref> Negativ ist dieser letzte Schritt aber kaum zu bewerten, denn Theodosius mag damit nur gewisse Wünsche befriedigt und zugleich den Einfluss des Militärs eingedämmt haben. Jedenfalls musste Theodosius sich während seiner gesamten Regierungszeit im Ostreich nie mit rebellischen Militärs auseinandersetzen. Zudem konnte die moderne Forschung nachweisen, dass Zosimos teilweise falsche Angaben machte, denn im Osten hatte es bereits vor Theodosius drei Heermeister gegeben, Theodosius erhöhte diese Anzahl auf fünf, wobei er aber freilich mit dem Illyricum auch zusätzliches Territorium zu verteidigen hatte.<ref>Zur Kritik am falschen Theodosiusbild, das durch Zosimos vermittelt wird, vgl. etwa den Kommentar von Stefan Rebenich in: [[Otto Veh]] (Übersetzer), ''Zosimos. Neue Geschichte'', Stuttgart 1990, S. 344f. Vgl. auch [[Alexander Demandt]], ''Magister militum.'' In: ''[[Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft]].'' Supplementband 12, Sp. 720ff., zu den Nachweisen für die Anzahl der Heermeister im Osten.</ref>
[[Image:Alarich_steel_engraving.jpg|thumb|150px|left|Porträt des Gotenführers [[Alarich]]]]


[[Konstantinopel]] erlebte in der Regierungszeit des Theodosius einen lebhaften Aufschwung und wurde endgültig zum Zentrum des Ostreiches; zuvor hatten Kaiser wie [[Julian (Kaiser)|Julian]] oder [[Valens]] noch in anderen Städten Residenz bezogen. Der Festungsring musste erweitert werden, die Paläste und vor allem das [[Theodosius-Forum]] (zuvor ''Forum Tauri'') wurden ausgebaut. Die Bevölkerung der Hauptstadt stieg schließlich auf ca. 250.000 Menschen an. Auch im kulturellen Bereich erlebte der Osten eine neue Blüte in [[Literatur]] und [[Kunst]]. Die „Hochschule“ der Stadt erreichte Weltrang, zumal zahlreiche Gelehrte in Konstantinopel und am Hof wirkten wie etwa der [[Heidentum|Heide]] [[Themistios]]. Inwiefern eine zielgerichtete Förderung seitens Theodosius’ erfolgte, ist heute nicht mehr klar zu beantworten. Wenigstens aber behinderte er nicht die Tätigkeit der zahlreichen Heiden, die zu dieser kulturellen Spätblüte beitrugen.<ref>Vgl. Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 188ff.</ref>
Theodosius war zunächst relativ tolerant gegenüber den Heiden (gegen die er erst in seinen letzten Regierungsjahren vorging) und den Goten. Aber nachdem [[390]]/[[391|91]] der Gotenführer [[Alarich I.|Alarich]], der politische Gegenspieler seiner letzten Lebensjahre, sich gegen ihn erhob, verschärfte er seine Politik gegenüber den gotischen Foederati. Dabei muss angemerkt werden, dass die Gotenpolitik des Kaisers immer an den Erfordernissen der Realpolitik ausgerichtet war. Theodosius mochte die Goten teils unterstützt haben ([[Jordanes]] nannte ihn einen ''„Freund des Friedens und des gotischen Volkes“''; Jord. Getica 29), doch hinderte ihn dies nicht daran, diese auch für seine Zwecke verbluten zu lassen, wie die hohen Verluste gotischer Truppen auf seinen Feldzügen zeigen.


Theodosius führte keine größeren Kriege gegen äußere Feinde, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass er, für diese Zeit unüblich, nie Beinamen wie ''Gothicus'', ''Persicus'' oder ähnliches annahm. Seine Priorität lag vielmehr auf der Konsolidierung seiner Herrschaft im Inneren. Die nach dem Gotenvertrag von 382 einsetzende Friedensperiode kam dem Ostreich wenigstens vorläufig zugute. Wahrscheinlich 387 wurde nach jahrelangen Verhandlungen außerdem ein Vertrag mit dem [[Sassanidenreich]] geschlossen.<ref>Vgl. Greatrex, ''The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A.D. 387''.</ref> Demnach sollte das stets umstrittene [[Armenien]] geteilt werden: etwa 1/5 des Landes erhielt Rom, während der Rest von [[Perserreich|Persien]] annektiert wurde (sogenanntes ''[[Persarmenien]]''). Damit gab Theodosius zwar den jahrhundertealten römischen Anspruch auf ganz Armenien auf. Der Gebietsgewinn war für Rom aber vor allem aus Gründen der Grenzsicherung dennoch von Bedeutung. Damit sorgte Theodosius zugleich für Ruhe an der sonst immer bedrohten Ostgrenze und hatte so einigen Spielraum gewonnen. Im selben Jahr heiratete der Kaiser [[Galla (Ehefrau Theodosius’ I.)|Galla]], die Schwester Valentinians II.
Ende [[391]] verließ Theodosius [[Mailand]] und begab sich wieder nach [[Konstantinopel]]. Doch nur wenige Monate später kam es im Westen zu einer Entwicklung, die das erneute Eingreifen des Kaisers dort notwendig machte.


388 zog Theodosius schließlich doch gegen [[Magnus Maximus]] in den Krieg. Dieser war in einen Konflikt mit Valentinians Beratern geraten und in Italien eingefallen, so dass Valentinian II. zu Theodosius fliehen musste. Dieser nutzte den Vorwand, der sich ihm bot. Er heiratete Valentinians Schwester und gewann dadurch Anschluss an die bisherige Herrscherfamilie – und somit dynastische Legitimation. Anschließend zog er mit einem starken Heer in den Westen. Aus dem Konflikt ging Theodosius am Ende siegreich hervor; Maximus wurde in [[Schlacht bei Poetovio|zwei Schlachten]] geschlagen und wenig später hingerichtet, was auch zeigte, in welchem Maße die Militärpolitik des Theodosius erfolgreich war, trotz der Kritik mancher Historiker hinsichtlich der Verwendung von ''foederati''. Mit dem Sieg über Maximus hatte Theodosius de facto die gesamte Leitung des Reiches in seinen Händen. Dennoch setzte er den jungen Valentinian II. wieder im Westen ein. Ihm zur Seite stellte Theodosius den fähigen, aber auch ehrgeizigen fränkischen General [[Arbogast der Ältere|Arbogast]], der Jahre zuvor von Gratian zur Unterstützung des Theodosius in den Osten gegangen war. Wahrscheinlich sollte Arbogast Valentinian in Theodosius’ Auftrag kontrollieren. Am 13. Juni 389 hielt schließlich Theodosius einen triumphalen Einzug in [[Rom]], wo er bemüht war, sich mit den stadtrömisch-senatorischen Kreisen, die immer noch zu großen Teilen heidnisch gesinnt waren, zu verständigen.<ref>Zum Rombesuch vgl. [[Fritz Graf (Philologe)|Fritz Graf]]: ''Laying Down the Law in ''Ferragosto'': The Roman Visit of Theodosius in Summer 389.'' In: ''Journal of Early Christian Studies.'' Band 22, Nr. 2, 2014, S. 219–242 ([https://muse.jhu.edu/article/546837 online])</ref> Zu diesem Zweck ernannte er 390 auch den bekennenden Heiden und hochrangigen Senator [[Virius Nicomachus Flavianus]] zum ''praefectus praetorio'' und damit zu einem der höchsten Zivilbeamten des Imperiums. Kurz darauf begab er sich nach [[Mediolanum (Gallia cisalpina)|Mediolanum]] (heute [[Mailand]]), wo es alsbald zum Konflikt mit [[Ambrosius von Mailand|Ambrosius]] kam (siehe unten).<ref>Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 106ff.</ref>
===Letzte Regierungsjahre und Tod===
Am [[15. Mai]] [[392]] wurde [[Valentinian II.]] erhängt in seinem Palast in [[Vienne]] aufgefunden. Es ist unklar, ob er von heidnisch gesinnten Kreisen, in Gestalt von [[Arbogast der Ältere|Arbogast]], ermordet wurde, oder aufgrund seiner faktischen Machtlosigkeit Selbstmord beging. Jedenfalls wurde kurz darauf der heidnische [[Rhetor]] [[Eugenius]] von Arbogast zum Kaiser ausgerufen ([[22. August]] [[392]]). Theodosius erhob daraufhin neben [[Arcadius]], seit [[383]] Augustus, seinen jüngeren Sohn [[Flavius Augustus Honorius|Honorius]] am [[23. Januar]] [[393]] ebenfalls zum Kaiser. Bald darauf marschierte Theodosius mit einem starken Heer, zu dem auch gotische Hilfstruppen gehörten, in den Westen ein. An seiner Seite war auch [[Stilicho]], der immer mehr zu einem wichtigen Vertrauten des Kaisers wurde. Am [[6. September]] [[394]] besiegte er Eugenius und Arbogast in der Schlacht am ''Fluvius frigidus'' ([[Frigidus]]) im Vipava-Tal im heutigen Grenzgebiet zwischen Italien und [[Slowenien]]; Theodosius hielt sich bei dieser Gelegenheit in der Festung ''Ad Pirum'' auf dem Hochplateau des [[Birnbaumerwald]]es auf. Es war eine der letzten großen Schlachten des Römischen Reiches und für die Christen ein Gottesurteil: das Christentum hatte über die alten Götter triumphiert. Eugenius wurde gefangen und hingerichtet, Arbogast beging kurz darauf Selbstmord.


Theodosius war zunächst relativ tolerant gegenüber den Heiden (gegen die er erst in seinen letzten Regierungsjahren vorging) und den Goten. Aber nachdem 390/91 der Gotenführer [[Alarich I.|Alarich]], der politische Gegenspieler seiner letzten Lebensjahre, sich gegen ihn erhoben hatte, verschärfte er seine Politik gegenüber den gotischen ''foederati''. Dabei muss angemerkt werden, dass die Gotenpolitik des Kaisers immer an den Erfordernissen der Realpolitik ausgerichtet war. Theodosius mochte die Goten teils unterstützt haben. [[Jordanes]] nannte ihn im 6. Jahrhundert sogar einen „Freund des Friedens und des gotischen Volkes“.<ref>Jordanes, ''Getica'' 29, 146.</ref> Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, die Goten auch für seine Zwecke verbluten zu lassen, wie die hohen Verluste gotischer Truppen auf seinen Feldzügen zeigen. Dieses Vorgehen, die besten verfügbaren Truppen intensiv zum Einsatz zu bringen, war freilich nicht ungewöhnlich.
Theodosius war mit der Niederwerfung des Eugenius uneingeschränkter Herrscher über beide Reichsteile und verwirklichte, wenn auch nur für kurze Zeit, ein letzte Mal die Reichseinheit. Der Kaiser war auch bestrebt die Kluft, die durch den Bürgerkrieg entstanden war, zu überbrücken. So ließ er kurz nach der Schlacht verlautbaren, dass alle Soldaten des Eugenius, die bereit waren ihm zu dienen, nicht nur begnadigt, sondern auch einen Anteil an der Siegesbeute erhalten würden. Auch mit den stadtrömischen Kreisen verständigte sich der Kaiser; so ernannte er mit ''Probinus'' und ''Olybrius'' [[Consulat|Konsuln]], die, obwohl Christen, der Senatsaristokratie entstammten. Damit wurde auch die Gruppe, die vorher die heidnische Restaurationspolitik mit am heftigsten unterstützt hatte, vom Kaiser eingebunden.


Ende 391 verließ Theodosius Mailand und begab sich wieder nach Konstantinopel. Doch nur wenige Monate später kam es im Westen zu einer Entwicklung, die das erneute Eingreifen des Kaisers dort notwendig machte.
[[Bild:Roman_empire_395.jpg|thumb|300px|Das römische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius I. 395 n. Chr.]]


=== Letzte Regierungsjahre und Tod ===
Kaiser Theodosius I. starb am [[17. Januar]] [[395]], wahrscheinlich an [[Wassersucht]]. [[Ambrosius]], mit dem er sich so manchen Streit geliefert hatte, hielt eine bewegende Totenrede, in der er die Person des Theodosius zum Vorbild eines christlichen Kaisers stilisierte:
[[Datei:Hippodrome Constantinople 2007 005.jpg|mini|Theodosius mit seinen Söhnen und seinem Hofstaat in der Loge des [[Hippodrom (Konstantinopel)|Hippodroms von Konstantinopel]], Sockel des [[Obelisk des Theodosius|Theodosiusobelisken]].]]


Am 15. Mai 392 wurde [[Valentinian II.]] erhängt in seinem Palast in [[Vienne]] aufgefunden. Es ist unklar, ob er von [[Arbogast der Ältere|Arbogast]] ermordet wurde oder aufgrund seiner faktischen Machtlosigkeit durch [[Suizid]] starb (was nach Ansicht der meisten Forscher wahrscheinlicher ist). Arbogast bat Theodosius monatelang vergeblich um die Entsendung eines neuen Kaisers, und so wurde schließlich der Hofbeamte und [[Rhetor]] [[Eugenius]], der ein gemäßigter Christ war, von Arbogasts Truppen zum Kaiser ausgerufen (21./22. August 392). Bald darauf verständigte sich Eugenius mit den heidnischen Senatoren Italiens, da sich die christlichen Bischöfe unter Führung des [[Ambrosius von Mailand]] einer Kooperation mit dem Usurpator entzogen. Auch Theodosius lehnte eine Einigung mit Eugenius nach anfänglichem Zögern strikt ab. Eugenius hingegen bemühte sich seit Regierungsbeginn um seine Anerkennung durch Theodosius, wobei er explizit einen nachgeordneten Rang einnehmen wollte; so wurden von ihm bis 393 weiter Münzen mit dem Bild des Theodosius geprägt.
:''Ich habe den Mann geliebt, der in seinen letzten Augenblicken mit dem letzten Atemzug nach mir verlangt hat. Ich habe den Mann geliebt, der, schon dem Ende nahe, mehr um die Lage der Kirche als um die eigene Gesundheit besorgt war. Ich habe ihn geliebt, ich gestehe es, und darum drang der Schmerz in meine tiefste Seele, und ich glaubte ihn durch den ehrenden Nachruf einer längeren Rede lindern zu sollen. Ich habe ihn geliebt und habe zum Herrn die feste Zuversicht, dass er die Stimme meines Gebetes aufnehme, das ich seiner frommen Seele nachsende.'' (Ambrosius, Rede zum Tode des Theodosius, 35)


Bei Theodosius’ Weigerung, zu einem modus vivendi zu gelangen, wird neben machtpolitischen Überlegungen vielleicht auch der Umstand eine Nebenrolle gespielt haben, dass die heidnischen Kreise in Rom, zu denen unter anderem die Familien der ''Symmachi'' und der ''Nicomachi'' (siehe den oben erwähnten [[Virius Nicomachus Flavianus]]) gehörten, recht unverblümt auf eine, inzwischen freilich anachronistische, Zurückdrängung der Christen hinarbeiteten. Vor allem Flavianus setzte sich mit Eifer für Eugenius und eine heidnische Restauration ein, während sich sein Freund und Verwandter [[Quintus Aurelius Symmachus]], der sich Jahre zuvor für Magnus Maximus eingesetzt hatte, auffallend zurückhielt. Allerdings sind Äußerungen christlicher Autoren, dass etwa die Heiden planten, Kirchen in Ställe zu verwandeln, mit großer Vorsicht zu genießen. Es dürfte sich dabei wenigstens teilweise um einen Reflex auf die begrenzte Erneuerung der heidnischen Kulte handeln, zumal sich der Christ Eugenius gegenüber der Kirche keineswegs feindlich verhielt, freilich von Ambrosius aber eben auch keine Unterstützung erhielt.<ref>Grundlegend zur Usurpation ist Joachim Szidat: ''Die Usurpation des Eugenius''. In: ''Historia'' 28 (1979), S. 487–508, der viele Vorstellungen der älteren Forschung plausibel widerlegt hat. Allgemein vgl. auch Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 205ff. sowie nun vor allem Cameron, ''Last Pagans of Rome'', bes. S. 93ff. Eine interessante und vielbeachtete, wenn auch freilich veraltete Analyse (siehe dagegen vor allem [[Alan Cameron]]) bietet Herbert Bloch: ''The Pagan Revival in the West at the End of the Fourth Century.'' In: [[Arnaldo Momigliano]] (Hrsg.): ''The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century.'' Oxford 1963, S. 193–218.</ref> Es ist anzunehmen, dass die christliche, pro-theodosianische Überlieferung den Bürgerkrieg absichtlich zu einem Konflikt zwischen dem „rechtgläubigen“ Kaiser und einem vermeintlich christenfeindlichen Herausforderer stilisierte. In Wahrheit standen auf ''beiden'' Seiten Christen und Heiden, und Eugenius hat vielleicht nicht mehr als eine sehr begrenzte Toleranz gegenüber den Altgläubigen angestrebt.
Ambrosius ermahnte seine Söhne, die Kirche so zu achten wie es ihr Vater getan habe. Nach einer Trauerzeit wurde der Leichnam nach [[Konstantinopel]] gebracht und dort beigesetzt. Theodosius hinterließ seinen beiden Söhnen [[Arcadius]] und [[Flavius Augustus Honorius|Honorius]] das Reich: Honorius (dem [[Stilicho]] zur Seite gestellt wurde; ob dies auf Theodosius zurückgeht, ist umstritten) wurde im Westen, Arcadius im Osten Kaiser. Allerdings ließ niemand am Fortbestand des Imperiums Zweifel aufkommen, mochte es auch nach dem Willen des verstorbenen Kaisers unter seinen Söhnen aufgeteilt werden, wobei formal die Reichseinheit, die Theodosius so am Herzen gelegen hatte, gewahrt wurde. Bald jedoch entwickelten sich die beiden Reichsteile langsam, aber doch endgültig auseinander, und nur knapp 80 Jahre später sollte das weströmische Reich untergegangen sein. Keinem Kaiser nach Theodosius sollte es gelingen, die Einheit des Reiches auch faktisch wiederherzustellen.


Theodosius erhob nun neben [[Arcadius]], seit 383 ''Augustus'', seinen jüngeren Sohn [[Flavius Honorius]] am 23. Januar 393 ebenfalls zum Mitkaiser, und zwar für den Westen. Damit war eine friedliche Einigung mit Eugenius und Arbogast unmöglich geworden. Bald darauf marschierte Theodosius, der den Feldzug sorgfältig vorbereitet hatte, mit einem starken Heer von angeblich etwa 100.000 Mann, zu dem auch gotische Hilfstruppen gehörten, in den Westen ein. An seiner Seite war auch [[Stilicho]], der immer mehr zu einem wichtigen Vertrauten des Kaisers geworden war. Am 5./6. September 394 besiegte man Eugenius und Arbogast in der höchst blutigen [[Schlacht am Frigidus|Schlacht am ''Fluvius frigidus'']] im [[Wippachtal|Vipava-Tal]] im heutigen Grenzgebiet zwischen Italien und [[Slowenien]]. Theodosius verbrachte den Vorabend der Schlacht angeblich wachend und betend in der Festung ''Ad Pirum'' auf dem Hochplateau des [[Birnbaumer Wald]]es. Es war eine der größten Schlachten der römischen Geschichte und galt den Christen im Nachhinein als ein Gottesurteil: Das Christentum habe demnach über die alten Götter triumphiert. In Wahrheit hatten allerdings auf beiden Seiten Christen wie Heiden gekämpft. Eugenius wurde gefangen genommen und hingerichtet, Arbogast starb kurz darauf durch Suizid. Die besten Einheiten des weströmischen Heeres fanden in der Schlacht den Tod – ein Verlust, der nie wieder wettgemacht werden konnte. Die altgläubigen Unterstützer des Eugenius kamen zumeist ungeschoren davon, und noch unter Honorius bekleideten Heiden hohe Ämter.
==Religionspolitik des Theodosius und die Auseinandersetzung mit Ambrosius==
In den (freilich stark tendenziösen) Quellen wird immer wieder die christliche Frömmigkeit des Kaisers betont. Diese kam auch darin zum Ausdruck, dass er als Kaiser den Titel [[Pontifex Maximus]] ablehnte, da es der höchste Titel der [[Heidentum|heidnisch-altrömischen Religion]] war, obwohl es in der Forschung nicht ganz unumstritten ist, ob dieser Schritt wirklich von Theodosius selbst ausging. Weiterhin zeigte er als Erster seine Ernennung zum Kaiser nicht nur bei dem [[Römischer Senat|Senat]] in [[Rom]], sondern auch in [[Konstantinopel]] an.


Theodosius war mit der Niederwerfung des Eugenius uneingeschränkter Herrscher über beide Reichsteile und verwirklichte, wenn auch nur für sehr kurze Zeit, ein letztes Mal faktisch die Reichseinheit. Dabei ist allerdings zu beachten, dass er auch zu diesem Zeitpunkt lediglich ''senior Augustus'' war und nicht der einzige Kaiser im Reich, da Arcadius als ''iunior Augustus'' am östlichen Hof residierte.
Theodosius erklärte [[380]] in dem berühmten Edikt ''[[Cunctos populos]]'' (welches an die Bevölkerung Konstantinopels gerichtet war, aber auch die Gesamtbevölkerung des Reiches ansprach) das nicäische Christentum zur de facto Staatsreligion. Die Erklärung des Kaisers erläuterte, als wahrer Katholik gelte nur wer in der Religion lebe, die der Apostel [[Petrus]] den Römern überliefert habe und zu der sich der damalige Papst [[Damasus]] sowie der damalige Bischof von [[Alexandria]], Petros, bekennen würden; daher gelte, ''„dass wir also an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben“'' (aufgenommen in den Codex Justinianus 1,1,1). Alle anderen sollten als Häretiker gelten. Allerdings war dies eine Maßnahme bezüglich innerkirchlicher Streitigkeiten und noch kein wirklicher Schlag gegen das Heidentum, welches noch jahrelang toleriert werden sollte.


Der Kaiser war bestrebt, die Kluft, die durch den Bürgerkrieg entstanden war, zu überbrücken. So ließ er kurz nach der Schlacht verlautbaren, dass alle Soldaten des Eugenius, die bereit waren, ihm zu dienen, nicht nur begnadigt würden (dies war üblich), sondern auch einen Anteil an der Siegesbeute erhalten sollten. Auch mit stadtrömischen Kreisen verständigte sich der Kaiser; so ernannte er mit [[Flavius Anicius Hermogenianus Olybrius]] und [[Flavius Anicius Probinus]] [[Consulat|Konsuln]], die, obwohl Christen, der Senatsaristokratie entstammten. Damit wurde auch die Gruppe, die vorher die heidnische Restaurationspolitik mit am heftigsten unterstützt hatte, vom Kaiser eingebunden. Theodosius plante überdies offensichtlich, seine Hauptresidenz wieder nach Italien zu verlegen, und ließ daher seinen jüngeren Sohn zu sich an den westlichen Hof in Mailand kommen, während Arcadius im Osten blieb.
Zusätzlich berief Theodosius, um den seit [[325]] andauernden Streit und die drohende Glaubensspaltung zwischen [[Trinitarismus|Trinitariern]] und [[Arianismus|Arianern]] zu lösen, [[381]] das [[Erstes Konzil von Konstantinopel|1. Konzil von Konstantinopel]] (dem [[Liste ökumenischer Konzile|2. ökumenischen Konzil]]) ein. Auf diesem Konzil entschieden 150 [[Bischof|Bischöfe]] über die endgültige Fassung des [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Nicäischen Glaubensbekenntnisses]] (welches bis heute Bestand hat) und zwar in einer Form, die den zuvor geäußerten Wünschen des Kaisers entsprachen. Die Bischöfe folgten damit der Leitlinie, dass der Kaiser einen wesentlichen Anspruch auf Mitsprache in Glaubensfragen habe. Indirekt schwächten die Beschlüsse aber auch bewusst die Position Gratians, der im selben Jahr ebenfalls ein Konzil in [[Aquileia]] einberufen hatte.


[[Datei:Roman empire 395.jpg|mini|hochkant=1.5|Das römische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius’ I. 395 n. Chr.]]
Zwei Beispiele verdeutlichen jedoch, wo die Grenzen kaiserlicher Macht im religiösen Bereich lagen. [[388]] war eine jüdische [[Synagoge]] in Kallinikon, im Osten des Reiches, in Flammen aufgegangen. Theodosius wollte die christlichen Brandstifter zur Verantwortung ziehen, wurde aber von [[Ambrosius]], dem Bischof von [[Mailand]], der bereits auf Gratian und Valentinian II. großen Einfluss ausgeübt hatte, davon abgebracht. Ein zweites Beispiel ist das Blutbad von Thessalonike im Jahr [[390]], in dem 7000 Bürger aufgrund der Ermordung des gotischen Generals [[Butherich]] niedergemetzelt wurden. Dafür wurde Theodosius von Ambrosius nicht zur Messe zugelassen und so zu einem Bußakt gezwungen, der aber keineswegs die Amtswürde des Kaisers herabsetzte; so wurde dieses Ereignis auch von Ambrosius nicht aufgefasst. Dennoch zeigen die Beispiele, dass ein mächtiger und willensstarker kirchlicher Amtsträger dem Kaiser, der für sich in Anspruch nahm, über allen Gesetzen zu stehen, durchaus Konzessionen abringen konnte. Dies war eine direkte Folge der [[380]] erfolgten Taufe, da der Kaiser nun auch kirchlichen Sanktionen ausgesetzt war.


Kaiser Theodosius I. starb überraschend am 17. Januar 395, wahrscheinlich an [[Herzinsuffizienz|Wassersucht]]. Damit rückte Arcadius zum ''senior Augustus'' auf, während sich der westliche Hof mit dem ''iunior Augustus'' Honorius begnügen musste. Ambrosius, mit dem sich der Kaiser so manchen Streit geliefert hatte, hielt eine bewegende Totenrede, in der er die Person des Theodosius zum Vorbild eines christlichen Kaisers stilisierte:
Theodosius ergriff erst in seinen letzten Regierungsjahren energisch Maßnahmen gegen das [[Heidentum]], das er bis dahin toleriert hatte; so waren weiterhin heidnische Beamte und Militärs beschäftigt worden (und sollten es teils auch weiterhin sein). [[391]]/[[392|92]] verbot er jedoch schließlich die heidnischen Kulte und ihre Ausübung. [[393]] wurden auch die [[Olympische Spiele der Antike|Olympischen Spiele]] verboten, doch erst [[Theodosius II.]] setzte ihnen mit der Verbrennung des Zeustempels ein Ende (obwohl sie noch bis ins 6. Jahrhundert heimlich statt gefunden haben sollen).


: ''Ich habe den Mann geliebt, der in seinen letzten Augenblicken mit dem letzten Atemzug nach mir verlangt hat. Ich habe den Mann geliebt, der, schon dem Ende nahe, mehr um die Lage der Kirche als um die eigene Gesundheit besorgt war. Ich habe ihn geliebt, ich gestehe es, und darum drang der Schmerz in meine tiefste Seele, und ich glaubte ihn durch den ehrenden Nachruf einer längeren Rede lindern zu sollen. Ich habe ihn geliebt und habe zum Herrn die feste Zuversicht, dass er die Stimme meines Gebetes aufnehme, das ich seiner frommen Seele nachsende.'' (Ambrosius, De obitu Theodosii, 35)
Bei der Betrachtung der Religionspolitik des Theodosius muss betont werden, dass manch scharfe Verlautbarung in den Gesetzen eine eher milde Umsetzung in der Praxis fand. Theodosius war kein „Scharfmacher“; ihm ging es vor allem um das integrierende Element der Religion, um so eine eventuelle von dort ausgehende Bedrohung für die Stabilität des Staates auszuschließen. Vor allem gegen Häretiker sollte vorgegangen werden, und hier zeigen die Aussage späterer Zeitgenossen, wie die des [[Orosius]], aber auch des [[Augustinus von Hippo]], dass gerade die Religionspolitik des Theodosius nicht unerheblich dazu beigetragen hat, dass das Römischen Reich trotz seiner faktischen Teilung [[395]] noch einmal eine gewisse innere Einheit erlangte, so brüchig diese auch sein mochte. Die Religionspolitik des Theodosius, die geprägt war vom allgemein anerkannten kaiserlichen Selbstverständnis als ''Gottes Vizekönig auf Erden'', sorgte schließlich für einen deutlichen Schub in der Christianisierung des Imperiums, das nun den Sprung zum wirklichen ''Imperium Romanum Christianum'' vollzog.


Ambrosius ermahnte Theodosius’ junge Söhne, die Kirche so zu achten, wie es ihr Vater getan habe. Nach einer Trauerzeit wurde der Leichnam auf Druck des Arcadius nach Konstantinopel überführt und dort in der [[Apostelkirche (Konstantinopel)|Apostelkirche]] beigesetzt. Theodosius hinterließ seinen beiden Söhnen Arcadius und Honorius das Reich: Honorius (dem Stilicho zur Seite gestellt wurde; ob dies auf Theodosius zurückgeht, ist umstritten) wurde im Westen, Arcadius im Osten Kaiser. Allerdings ließ niemand am Fortbestand des einen Imperiums Zweifel aufkommen, mochte es auch unter seinen Söhnen in zwei Herrschaftsbereiche aufgeteilt werden (wie schon beispielsweise unter [[Valentinian I.]] und [[Valens]]), wobei formal die Reichseinheit gewahrt blieb (siehe auch [[Reichsteilung von 395]]). Bald jedoch entwickelten sich die beiden Reichsteile langsam, aber doch endgültig auseinander, und nur knapp 80 Jahre später ging das weströmische Kaisertum unter. Keinem Kaiser nach Theodosius gelang es mehr, die Einheit des Reiches faktisch wiederherzustellen, wenngleich [[Justinian I.]] dies noch im 6. Jahrhundert (erkauft unter großen Opfern) mit einigem Erfolg versuchte.
[[Image:Arcadius_steel_engraving.jpg|thumb|100px|left|Porträt des [[Arcadius]]]]
[[Image:Honorius_steel_engraving.jpg|thumb|100px|Porträt des [[Honorius]]]]


== Religionspolitik ==
==Direkte Nachkommen==
=== Christlicher Kaiser ===
Von seiner ersten Frau Aelia Flacilla († [[385]]):
In den Quellen wird immer wieder die christliche Frömmigkeit des Kaisers betont. Diese kam etwa darin zum Ausdruck, dass er als Kaiser endgültig den Titel ''[[Pontifex maximus]]'' ablehnte, da dieser der höchste Titel der [[Heidentum|heidnisch-altrömischen Religion]] gewesen war; in der Forschung ist nicht ganz unumstritten, ob dieser Schritt wirklich von Theodosius selbst ausging. Weiterhin zeigte er als Erster seine Ernennung zum Kaiser nicht nur beim [[Römischer Senat|Senat]] in [[Rom]], sondern auch bei dem in [[Konstantinopel]] an.
:*[[Arcadius]]
:*[[Flavius Augustus Honorius|Honorius]]
:*Pulcheria († [[385]])


Was Theodosius von seinen Vorgängern unterschied, war weniger sein christlicher Glaube als vielmehr seine dezidierte Hervorhebung der [[Katholizität]]: Die meisten christlichen Kaiser vor ihm hatten mit dem [[Arianismus]] sympathisiert. Theodosius erklärte hingegen 380 in dem berühmten [[Edikt]] ''[[Edikt Cunctos populos|Cunctos populos]]'' (das an die Bevölkerung Konstantinopels gerichtet war, aber auch die Gesamtbevölkerung des Reiches ansprach) das [[Bekenntnis von Nicäa|nicänische Christentum]] als maßgeblich: Als wahrer, katholischer Christ könne nur gelten, wer die Religion bekenne, die der Apostel [[Simon Petrus|Petrus]] den Römern überliefert habe und zu der sich der damalige Papst [[Damasus I.]] sowie der damalige Bischof von [[Alexandria]], Petros, bekennen würden; daher gelte, ''„dass wir also an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben“''.<ref>Aufgenommen in den [[Codex Iustinianus]] 1,1,1.</ref> Alle anderen wurden als [[Häresie|Häretiker]] eingestuft.
Von seiner zweiten Frau Galla (einer Tochter [[Valentinian I.|Valentinians I.]]):
:*[[Galla Placidia]]


Zusätzlich berief Theodosius, um den seit 325 andauernden Streit und die drohende Glaubensspaltung zwischen [[Trinitarismus|Trinitariern]] und [[Arianismus|Arianern]] zu beenden, 381 das [[Erstes Konzil von Konstantinopel|1. Konzil von Konstantinopel]] (das [[Liste der ökumenischen Konzilien|2. ökumenische Konzil]]) ein. Auf diesem Konzil verwarfen 150 [[Bischof|Bischöfe]] nochmals den Arianismus und formulierten die endgültige, bis heute bestehende Fassung des [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Nicäischen Glaubensbekenntnisses]].
==Rezeption==
Theodosius wurde bereits von Zeitgenossen unterschiedlich beurteilt. Für viele Heiden (wie [[Themistios]] und [[Libanios]]), aber vor allem die Kirchenhistoriker ([[Orosius]], [[Sozomenos]], [[Sokrates (Historiker)|Sokrates]]) war er ein Vorbild an Herrschertugenden. Der Historiker [[Zosimos]] (der sich dabei dem harten Urteil seiner Quelle, dem Heiden [[Eunapius]], anschloss) sah dies ganz anders, wobei das Werk des Zosimos (gerade aufgrund dessen Haltung zum Christentum) in vielerlei Hinsicht problematisch und stark subjektiv gefärbt, teils gar widersprüchlich und fehlerhaft ist. Man muss sich ohnehin fragen, ob, wenn man die kirchlichen Quellen durchaus zu Recht kritisch sieht, die heidnischen Quellen unreflektiert übernehmen kann, für die Theodosius vor allem als der Kaiser in Erinnerung blieb, der den alten Götterglauben verboten hatte. Wenigstens beim stark subjektiv urteilenden Zosimos ist höchste Vorsicht geboten, wobei ähnliche Vorbehalte freilich auch für die Kirchenhistoriker gelten, die bemüht waren, den Kaiser im besten Licht darzustellen.


Theodosius, der zu Beginn seiner Herrschaft nicht gezögert hatte, seinem verstorbenen Vater den traditionellen Titel ''divus'' („der Göttliche“) zu verleihen,<ref>Dies bezeugen insbesondere Inschriften, zum Beispiel CIL VI 36960.</ref> ergriff erst in seinen letzten Regierungsjahren – offenkundig im Zusammenhang mit der Usurpation des [[Eugenius]] – energisch Maßnahmen gegen das Heidentum, das er bis dahin toleriert hatte; so waren weiterhin heidnische Beamte und Militärs beschäftigt worden (und wurden es auch weiterhin). 391/92 verbot er jedoch schließlich die heidnischen Kulte und ihre Ausübung. Dies war vermutlich eine begrenzte Aktion, die sich wohl ganz konkret gegen die großteils altgläubigen Anhänger des Eugenius richten sollte. 393 wurden auch die [[Olympische Spiele der Antike|Olympischen Spiele]] verboten, doch erst [[Theodosius II.]] setzte ihnen mit der Verbrennung des [[Zeustempel (Olympia)|Zeustempels]] wirklich ein Ende (obwohl sie noch bis ins 6. Jahrhundert heimlich und in geringerem Umfang stattgefunden haben sollen).
In der älteren Forschung war man Theodosius gegenüber teils skeptisch und negativ (wie Otto Seeck und der französische Historiker André Piganiol) oder vollkommen positiv gewogen (Ernst Kornemann). Auch in der modernen Forschung reicht das Spektrum von objektiv und wohlwollend (Adolf Lippold) bis zu leicht distanziert (Hartmut Leppin, der manche Erfolge des Kaisers auf sein „Glück“ zurückführt). Die Quellen eröffnen aufgrund ihrer Ambivalenz viele Möglichkeiten der Interpretation, ohne das der Kaiser als Person wirklich fassbar wird. Doch ist man sich in der modernen Forschung weitgehend einig, dass man Theodosius kaum die nachfolgende Entwicklung des Westreiches zum Vorwurf machen kann - denn die römische Politik versagte hinsichtlich der Barbaren erst, als diese bereits nach dem Zusammenbruch der [[Rhein]]grenze [[406]] in Massen ins Reich eingebrochen waren und es keine Möglichkeit mehr gab, ihnen Einhalt zu gebieten.


Ob die entsprechenden Erlasse des Kaisers, die wohl in einen begrenzten zeitlichen, politischen und lokalen Zusammenhang gehörten, wirklich wörtlich zu nehmen sind, wird von der Forschung inzwischen bezweifelt: Bemerkenswerterweise findet sich bei den christlichen Autoren des fünften Jahrhunderts kein Hinweis auf ein faktisch wirksames Verbot der paganen Kulte. Wenn die kaiserlichen Gesetze also wirklich reichsweit gelten sollten, so wurden sie offenbar weder wahrgenommen noch unmittelbar staatlich durchgesetzt.<ref>Vgl. hierzu den grundlegenden Beitrag von Robert Malcolm Errington: ''Christian Accounts of the Religious Legislation of Theodosius I''. In: ''Klio'' 79, 1997, S. 398ff.</ref> Heute sind viele Forscher daher der Meinung, erst Kaiser [[Justinian I.]] sei (150 Jahre nach Theodosius) wirklich entschlossen und tatkräftig gegen die letzten Altgläubigen im Imperium vorgegangen; erst dieser ließ die letzten offiziell geduldeten Tempel schließen.
==Bewertung==
Bald nach seinem Tod wurde Theodosius wegen seiner Bemühungen um die Einigung der Kirche ''„der Große“'' genannt.
Im Bereich der Religionspolitik ist ihm der wirkliche Durchbruch zum christlichen Imperium gelungen, wobei seine (wenigstens indirekte) Rolle bei der endgültigen Formulierung des [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Nicäischen Glaubensbekenntnisses]], welches bis heute Gültigkeit hat, von Bedeutung ist. Damit wurde gleichzeitig auch ein wichtiger Schritt zur inneren Stabilisierung des Reiches getan. Allerdings gelang es ihm im militärischen Bereich nicht, das Rekrutierungsproblem nachhaltig zu lösen. Die Barbarisierung des Heeres ging aufgrund der zunehmenden Verwendung von [[Foederati]] stetig voran, wobei diese Praxis allerdings nur dem damaligen Mangel an verfügbaren Soldaten Rechnung trug. Um dieses Problem, welches vor allem nach dem Debakel von Adrianopel bestand, zu lösen, erschien es Theodosius als unerlässlich, mit Hilfe barbarischer Hilfstruppen das Heer aufzustocken: Eine Maßnahme, auf die auch schon die Vorgänger des Theodosius zurückgegriffen hatten und die auch vorläufig Erfolg haben sollte. Eine lückenlose Durchdringung der zivilen Eliten und eine wirksame Lösung der finanziellen Probleme, die teilweise durch die Besoldung der Föderaten herbeigeführt wurden, ist ihm dennoch nicht geglückt. Dafür kam es zu Verbesserungen in der Verwaltungspraxis, während Literatur und Kunst in seiner Regierungszeit noch einmal einen Aufschwung erleben sollten.


Im Jahre 391 kam es zu einem schweren Zwischenfall: In [[Alexandria]] war es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden gekommen, wohl angeheizt vom Patriarchen [[Theophilos von Alexandria|Theophilos]]. Einige Heiden hatten sich im bekannten [[Serapeum von Alexandria|Serapisheiligtum]] verschanzt, Christen zum Opfern gezwungen und teils gekreuzigt. Theodosius vergab zwar die Morde, um so die Situation zu beruhigen, ordnete aber die Zerstörung des Heiligtums an, wobei Theophilos auch andere heidnische Heiligtümer zerstörte. Andere Berichte über Tempelzerstörungen sind jedoch sehr problematisch, ihre Richtigkeit ist nicht immer einwandfrei zu klären. Klar ist in jedem Fall, dass Theodosius Tempelzerstörungen nie angeordnet hat und sie vielmehr auf Übergriffe lokaler Statthalter bzw. Bischöfe zurückzuführen sind.<ref>Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 169ff. (zu den Ereignissen in Alexandria), S. 124f. (zu vorherigen Übergriffen).</ref>
Theodosius I. gilt, trotz mancher Einschränkung, als bedeutendster Herrscher in der Zeit zwischen [[Konstantin I. (Rom)|Konstantin dem Großen]] und [[Justinian I.]] Es ist nur den Fähigkeiten und den Maßnahmen des Theodosius zu verdanken gewesen, dass das Ostreich nach Adrianopel wieder stabilisiert und die Gotengefahr wenigstens vorläufig gelöst wurde, zumal Theodosius militärische Abenteuer vermied und eine Dynastie begründete, welche die langlebigste des [[Spätantike|spätrömischen Reiches]] sein sollte. Der Kaiser selbst scheint manchmal wankelmütig gewesen zu sein, war aber ein fähiger Herrscher und Militär, der im Gegensatz zu manchem seiner Vorgänger und Nachfolger durchaus eigenständige Entscheidungen traf, wobei Zeitgenossen vor allem seinen Charakter gelobt haben. Sein hohes Ansehen kommt auch in den Lobpreisungen der Heiden [[Libanios]] und [[Themistios]] zum Ausdruck, die freilich teils auch dem spätantiken Herrscherideal Rechnung tragen.


=== Die Auseinandersetzung mit Ambrosius ===
'''Siehe auch:''' [[Spätantike]]


Zwei Beispiele verdeutlichen, wo die Grenzen kaiserlicher Macht im religiösen Bereich lagen. 388 war eine [[Synagoge]] in [[Callinicum]], im Osten des Reiches an der Grenze zu Persien, in Flammen aufgegangen, nachdem der örtliche Bischof den christlichen Mob, darunter zahlreiche Mönche, zu einem [[Pogrom]] angestachelt hatte. Einen Hintergrund für diesen Akt lieferte möglicherweise die vom Perserkönig [[Schapur II.]] mehrere Jahre zuvor initiierte Christenverfolgung, an der auch [[Juden]] beteiligt gewesen sein sollen, doch ist dies letztlich eine unbewiesene Vermutung.<ref>Vgl. [[Richard Klein (Historiker)|Richard Klein]]: ''Theodosius der Große und die christliche Kirche''. In: [[Raban von Haehling]] und [[Klaus Scherberich]] (Hrsg.): ''Richard Klein. Roma versa per aevum. Ausgewählte Schriften zur heidnischen und christlichen Spätantike''. Hildesheim/Zürich/New York 1999, S. 275.</ref> Fest steht: Theodosius verstand den Gewaltausbruch zunächst einfach als sicherheitspolitisches Problem, als einen Aufruhr, den der römische Staat selbstverständlich nicht dulden könne. Der Kaiser wollte die christlichen Brandstifter daher für ihre Tat zur Verantwortung ziehen und verlangte insbesondere den Wiederaufbau der zerstörten Synagoge. Er wurde aber von [[Ambrosius von Mailand|Ambrosius]], dem Bischof von [[Mailand]], der bereits auf Gratian und Valentinian II. großen Einfluss ausgeübt hatte, davon abgebracht: Ambrosius bestand darauf, es handle sich um einen Konflikt zwischen dem christlichen Glauben und dem Judentum; falls der Kaiser die christlichen Gewalttäter bestrafe, würde er sich damit gegen die einzig wahre Religion wenden. Ambrosius verweigerte Theodosius daher die Kommunion, bis dieser schließlich nachgab und die Schuldigen ungestraft ließ.<ref>Vgl. [[Ulrich Gotter]]: ''Zwischen Christentum und Staatsraison. Römisches Imperium und religiöse Gewalt''. In: [[Johannes Hahn (Historiker)|Johannes Hahn]] (Hrsg.): ''Spätantiker Staat und religiöser Konflikt''. De Gruyter, Berlin/New York 2011, S. 133ff.</ref>
==Literatur==
===Quellen===
An Quellen stehen uns neben diversen Gesetzen auch das (umstrittene) [[Geschichtswerk]] des [[Zosimos]] (''Historia Nea'', der darin heidnische Autoren wie [[Eunapius]] rezipierte) und die Kirchengeschichten des [[Theodoret]], des [[Sozomenos]] und des [[Sokrates (Historiker)|Sokrates]] zur Verfügung. Neben verschiedenen Panegyrici (so beispielsweise von [[Themistios]] und [[Claudian]]) sind auch die Reden des [[Themistios]] und des [[Libanios]] sowie die Werke des [[Ambrosius]] (beispielsweise seine Briefe) von Bedeutung.


Ein zweites Beispiel ist das [[Massaker von Thessaloniki]] im Jahr 390, in dem angeblich 7.000 Bürger aufgrund der Ermordung des gotischen Generals [[Butherich]] von gotischen ''[[Foederaten|foederati]]'' niedergemetzelt wurden. Es hieß, der Kaiser habe den Hinrichtungsbefehl der Mörder Butherichs nicht mehr rechtzeitig zurücknehmen können, und die gezielte Vergeltungsaktion sei in ein Massaker ausgeartet; es ist aber auch möglich, dass diese Version Theodosius nachträglich exkulpieren sollte. Jedenfalls wurde Theodosius von Ambrosius für die Vorgänge verantwortlich gemacht, nicht zur Messe zugelassen und zu einem [[Buße (Religion)|Bußakt]] genötigt, der aber keineswegs die Amtswürde des Kaisers herabsetzte: So wurde dieses Ereignis offenbar auch von Ambrosius nicht aufgefasst; Theodosius hatte so vielmehr die Möglichkeit, sich als demütiger, aber auch tugendhafter Herrscher zu präsentieren und die Schuld an dem Blutbad demonstrativ von sich zu weisen.<ref>Vgl. zusammenfassend etwa Leppin, ''Theodosius der Große'' (2007), S. 36f.</ref> Dennoch zeigen die Beispiele, dass ein mächtiger und willensstarker kirchlicher Amtsträger dem Kaiser, der für sich in Anspruch nahm, über allen Gesetzen zu stehen, durchaus Konzessionen abringen konnte. Dies war eine direkte Folge der 380 erfolgten Taufe, da der Kaiser nun selbst kirchlichen Sanktionen ausgesetzt war.<ref>Vgl. zu dieser Problematik allgemein Ulrich Gotter: ''Überblendungen. Kaiser, Kirche und das Problem der zivilen Gewalt in der Spätantike''. In: [[Andreas Pečar]], [[Kai Trampedach]] (Hrsg.): ''Theokratie und theokratischer Diskurs. Die Rede von der Gottesherrschaft und ihre politisch-sozialen Auswirkungen im interkulturellen Vergleich.'' Tübingen 2013, S. 165–196.</ref>
*Nixon, C.E.V./Rodgers, B.S. (Hrsg.): ''In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini'', Oxford 1994. ''Panegyrici in englischer Übersetzung und mit knappen Kommentar versehen.'' ISBN 0520083261


=== Bewertung der Religionspolitik ===
===Sekundärliteratur in Auswahl===
[[Datei:Solidus-Arcadius-RIC 1205.jpg|hochkant|mini|Arcadius auf einem [[Solidus]]]]
*Cameron, Averil: ''Das späte Rom'', München 1994. ''Knapper Überblick'' ISBN 0674511948 (eng.)
[[Datei:Honorius coin1.jpg|hochkant|mini|Bronzemünze mit dem Profil des Honorius]]
*Curran, John: ''From Jovian to Theodosius'', in: A. Cameron und P. Garnsey (Hrsg.), ''The Cambridge ancient history'', Vol. 13, The Late Empire, A.D. 337-425, Cambridge 1997, speziell S. 101 ff. ISBN 0521302005
*Leppin, Hartmut: ''Theodosius der Große. Auf dem Weg zum christlichen Imperium'', Reihe Gestalten der Antike, Darmstadt 2003. ''Derzeit die aktuellste und wohl beste Darstellung in deutscher Sprache.'' ISBN 3896784714
*Lippold, Adolf: ''Theodosius der Große und seine Zeit'', 2. Aufl., München 1980. ''Ältere Darstellung und im deutschen Raum der Klassiker zum Thema.''
*Ders.: ''Theodosius I.'' in: [[Pauly-Wissowa]] RE Supplementband 13, Sp. 837-961. ''Wichtiger Artikel, der detailliert auf die Quellenlage eingeht.''
*Seeck, Otto: ''Geschichte des Untergangs der antiken Welt'', Bd. 5, Darmstadt 2000 (ND der Auflage von 1921). ''Kenntnisreiche, aber aufgrund der Anlehnung an den [[Sozialdarwinismus]] nicht unumstrittene Darstellung.'' ISBN 3896781618
*Williams, Stephen/Friell, Gerard: ''Theodosius. The Empire at Bay'', London 1994. ''Solide Darstellung der Regierungszeit des Theodosius.'' ISBN 0300074476


Bei der Betrachtung der Religionspolitik des Theodosius muss betont werden, dass manch scharfe Verlautbarung in den Gesetzen eine eher milde Umsetzung in der Praxis fand – wenn überhaupt. Theodosius war offenbar kein „Scharfmacher“; ihm ging es vor allem um das integrierende Element der Religion, um so eine eventuelle von dort ausgehende Bedrohung für die Stabilität des Staates auszuschließen. Vor allem gegen Häretiker, nicht gegen Heiden, sollte vorgegangen werden, und hier zeigen die Aussagen späterer Zeitgenossen wie die des [[Orosius]], aber auch des [[Augustinus von Hippo]], dass gerade die Religionspolitik des Theodosius erheblich dazu beitrug, dass das Römische Reich trotz seiner faktischen Teilung 395 ([[Reichsteilung von 395]]) noch einmal eine gewisse innere Einheit erlangte, so brüchig diese auch sein mochte. Die Religionspolitik des Theodosius, die geprägt war vom allgemein anerkannten kaiserlichen Selbstverständnis als ''Gottes Vizekönig auf Erden'', sorgte schließlich für einen deutlichen Schub in der Christianisierung des Imperiums, das nun den Sprung zum wirklichen ''Imperium Romanum Christianum'' vollzog, auch wenn das Heidentum noch mindestens 200 Jahre lang fortbestand.<ref>Allgemein zur Religionspolitik vgl. Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 169ff. mit weiterer Literatur; siehe auch Klein, ''Theodosius der Große''.</ref>
==Weblinks==
*[http://www.roman-emperors.org/theo1.htm Fachwissenschaftliche Biographie aus dem DIR-Projekt (eng.); in der Bewertung des Theodosius eher negativ.]
*[http://www.bautz.de/bbkl/t/theodosios_r_k_i.shtml Biographie aus dem BAUTZ (dt.) mit reichen Literaturangaben]


== Familie ==
==Vorgänger und Nachfolger==
Von seiner ersten Frau [[Aelia Flaccilla]] († 386) hatte Theodosius drei Kinder: die beiden Söhne [[Arcadius]] und [[Flavius Honorius|Honorius]], die später seine Nachfolge übernahmen, und eine Tochter namens [[Pulcheria (Tochter des Theodosius)|Pulcheria]] († 385).
{| border = 1 cellpadding = "10" align = "center"
| width = "30%" align = "center" | Vorgänger:<br> Im Osten: [[Valens]] ([[365]] - [[378]]) <br>Im Westen: [[Valentinian II.]] ([[383]] - [[392]])
| width = "40%" align = "center" | [[Liste der römischen Kaiser]]
| width = "30%" align = "center" | Nachfolger:<br>Westrom: [[Flavius Augustus Honorius]] ([[395]] - [[423]])<br> Ostrom: [[Arcadius]] (395 - 408)
|}


Von seiner zweiten Frau Galla, einer Tochter [[Valentinian I.|Valentinians I.]], hatte er eine Tochter, [[Galla Placidia]], die nach seinem Tod noch eine große politische Rolle spielte, sowie einen Sohn namens Gratian, der allerdings früh verstarb († 394 ?).
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Kaiser (Rom)]]
[[Kategorie:Kaiser (Byzanz)]]


== Rezeption ==
{{Kandidat}}
=== Im Urteil der Zeitgenossen ===
Theodosius wurde bereits von Zeitgenossen unterschiedlich beurteilt. Für viele Heiden (wie [[Themistios]] und [[Libanios]]), aber vor allem für die Kirchenhistoriker ([[Orosius]], [[Sozomenos]], [[Sokrates Scholastikos|Sokrates]]) war er ein Vorbild an Herrschertugenden. Der Historiker [[Zosimos]] (der sich dabei dem harten Urteil seiner Quelle, des heidnischen Philosophen [[Eunapios von Sardes]], anschloss) sah dies ganz anders, wobei das Werk des Zosimos (gerade aufgrund von dessen Haltung zum Christentum) in vielerlei Hinsicht problematisch und stark subjektiv gefärbt, teils gar widersprüchlich und fehlerhaft ist. Ähnliche Vorbehalte müssen freilich auch für die Kirchenhistoriker selber gelten, die bemüht waren, den Kaiser im besten Licht darzustellen.


=== In der Forschung ===
[[en:Theodosius I]]
[[Datei:Anthonis van Dyck 005.jpg|mini|Gemälde von [[Anthonis van Dyck]] aus dem 17. Jahrhundert: Ambrosius und Theodosius]]
[[et:Theodosius I]]
In der älteren Forschung war man Theodosius gegenüber teils skeptisch und negativ (wie [[Otto Seeck]] und der französische Historiker [[André Piganiol]]) oder vollkommen positiv gewogen ([[Ernst Kornemann]]). Auch in der modernen Forschung reicht das Spektrum von wohlwollend ([[Adolf Lippold]]) bis zu leicht distanziert ([[Hartmut Leppin]], der manche Erfolge des Kaisers auf sein „Glück“ zurückführt und das nicänische Bekenntnis des Kaisers auch unter taktischen Gesichtspunkten zu deuten versucht).<ref>Vgl. zu Leppins Buch auch die Besprechung in [http://www.plekos.uni-muenchen.de/2004/rleppin.pdf Plekos] (PDF; 80&nbsp;kB) von Richard Klein: ''Aber ob nicht, so ließe sich dagegen fragen, die Erhaltung der Reichseinheit, die äußere Sicherung des Imperiums in einer fast ausweglosen Situation und der tatkräftige Abschluß<!--sic--> eines lange andauernden Glaubensstreites doch Beweise von Kraft und Größe sind? Mit bloßer Fortüne oder “Dusel” war das sicher ebensowenig zu erreichen wie mit bloßem Taktieren in Glaubensfragen.''</ref> Gleichzeitig betont Leppin aber immer wieder auch das umsichtige und auf Integration ausgelegte Handeln des Kaisers sowie den Unterschied zwischen „starken Worten und milden Taten“, etwa in Bezug auf die Religionspolitik.
[[fr:Théodose Ier]]

[[it:Teodosio I]]
Die Quellen eröffnen aufgrund ihrer Ambivalenz viele Möglichkeiten der Interpretation, ohne dass der Kaiser als Person wirklich fassbar wird. Doch ist man sich in der modernen Forschung weitgehend einig, dass man Theodosius kaum die nachfolgende Entwicklung des Westreiches zum Vorwurf machen kann – denn die römische Politik versagte hinsichtlich der Barbaren erst, als diese bereits nach dem Zusammenbruch der Rheingrenze 406 ins Reich eingebrochen waren (siehe [[Rheinübergang von 406]]) und es schließlich keine Möglichkeit mehr gab, ihnen Einhalt zu gebieten.
[[ja:テオドシウス]]

[[nl:Theodosius I]]
== Bewertung ==
[[pl:Teodozjusz I Wielki]]
Bald nach seinem Tod wurde Theodosius wegen seiner Bemühungen um die Einigung der Kirche ''„der Große“'' genannt. Im Bereich der Religionspolitik ist ihm der wirkliche Durchbruch zum christlichen Imperium gelungen, wobei seine (wenigstens indirekte) Rolle bei der endgültigen Formulierung des [[Nicäno-Konstantinopolitanum|Nicäischen Glaubensbekenntnisses]], welches bis heute Gültigkeit hat, von Bedeutung ist. Damit wurde zugleich ein wichtiger Schritt zur inneren Stabilisierung des Reiches getan.
[[pt:Teodósio I]]

[[sl:Teodozij I.]]
Allerdings gelang es ihm im militärischen Bereich nicht, das Rekrutierungsproblem dauerhaft zu lösen. Die Barbarisierung des Heeres schritt aufgrund des zunehmenden Einsatzes von [[Foederaten]] stetig voran, wobei diese Praxis allerdings nur dem damaligen Mangel an verfügbaren Soldaten Rechnung trug. Um dieses Problem, welches vor allem nach dem Debakel von Adrianopel bestand, zu lösen, erschien es Theodosius unerlässlich, mit Hilfe barbarischer Hilfstruppen das Heer aufzustocken. Dies war eine Maßnahme, auf die bereits die Vorgänger des Theodosius zurückgegriffen hatten und die vorläufig Erfolg hatte. Eine lückenlose Durchdringung der zivilen Eliten und eine wirksame Lösung der finanziellen Probleme, die teilweise durch die Besoldung der Foederaten herbeigeführt wurden, ist ihm dennoch nicht geglückt. Dafür kam es zu Verbesserungen in der Verwaltungspraxis, während Literatur und Kunst in seiner Regierungszeit noch einmal einen Aufschwung erlebten.
[[sv:Theodosius I]]

Theodosius I. gilt, trotz mancher Einschränkung, als bedeutendster Herrscher in der Zeit zwischen [[Konstantin der Große|Konstantin dem Großen]] und [[Justinian I.]] Es ist nicht zuletzt den Fähigkeiten und den Maßnahmen des Theodosius zu verdanken gewesen, dass das Ostreich nach Adrianopel wieder stabilisiert und die Gotengefahr wenigstens vorläufig gebannt wurde, zumal Theodosius militärische Abenteuer vermied und eine Dynastie begründete, welche die langlebigste des [[Spätantike|spätrömischen Reiches]] wurde. Der Kaiser handelte stets mit Bedacht und versuchte integrativ tätig zu sein. Seine sorgfältig vorbereiteten und durchaus erfolgreichen Feldzüge wie die gegen Magnus Maximus und Eugenius zeugen zugleich von seinem militärischen Geschick, wenn er auch kein Eroberer war.

Theodosius selbst scheint manchmal wankelmütig gewesen zu sein, war aber ein durchaus fähiger Herrscher, der im Gegensatz zu manchem seiner Vorgänger und Nachfolger durchaus eigenständige Entscheidungen traf, wobei Zeitgenossen vor allem seinen Charakter lobten, zumal er sich gegenüber seinen Feinden milde zeigte.<ref>Neben dem Bemühen um Verständigung nach den Bürgerkriegen kann auch eine Episode aus dem Jahr 384 zur Illustrierung dessen herangezogen werden, als es zum einzigen Usurpationsversuch kam. Ein Attentäter wurde gefasst, vom Kaiser aber demonstrativ geschont, vgl. Leppin, ''Theodosius der Große'' (2003), S. 122.</ref>

''Siehe auch:'' [[Spätantike]]

== Quellen ==
An Quellen stehen uns neben diversen Gesetzen auch die ''Historia Nea,'' das [[Geschichtswerk]] des [[Zosimos]] (Buch 4), der darin heidnische Autoren wie [[Eunapios von Sardes]] rezipierte, und die Kirchengeschichten des [[Theodoret]] (Buch 5), des [[Sozomenos]] (Buch 7) und des [[Sokrates Scholastikos]] (Buch 5) zur Verfügung. Neben verschiedenen Panegyrici, beispielsweise von [[Themistios]] und [[Claudian]], sind auch die Reden des [[Libanios]] sowie die Werke der Kirchenväter [[Ambrosius von Mailand|Ambrosius]] und [[Augustinus von Hippo]] ''([[De civitate Dei]])'' von Bedeutung. Zu Details sei auf den Artikel von Adolf Lippold in [[Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft]] verwiesen (siehe unten).

* C.E.V. Nixon, B. S. Rodgers (Hrsg.): ''In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini.'' Oxford 1994, ISBN 0-520-08326-1.<br />(Panegyrici in englischer Übersetzung und mit knappen Kommentaren versehen.)

== Literatur ==
'''Biographien'''
* [[Hartmut Leppin]]: ''Theodosius der Große. Auf dem Weg zum christlichen Imperium.'' Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-471-4 ''(Gestalten der Antike).''<br />(Derzeit die aktuelle und wohl beste Darstellung in deutscher Sprache, wobei Leppin teilweise die [militärischen] Fähigkeiten des Theodosius wohl zu gering einschätzt.)
* Hartmut Leppin: ''Theodosius der Große und das christliche Kaisertum. Die Teilungen des Römischen Reiches.'' In: [[Mischa Meier]] (Hrsg.): ''Sie schufen Europa.'' C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55500-8, S. 27–44.
* [[Adolf Lippold]]: ''Theodosius der Große und seine Zeit.'' 2. Auflage. C. H. Beck, München 1980, ISBN 3-406-06009-9.<br />(Ältere Darstellung; im deutschsprachigen Raum der Klassiker zum Thema.)
* {{RE|Suppl. XIII|837|961|Theodosius I|Adolf Lippold}}<br />(Wichtiger Artikel, der detailliert auf die Quellenlage eingeht.)
* Stephen Williams, Gerard Friell: ''Theodosius. The Empire at Bay.'' London 1994, ISBN 0-300-07447-6.<br />(Solide Darstellung der Regierungszeit des Theodosius.)

'''Herrschaft'''
* Thomas S. Burns: ''Barbarians within the Gates of Rome. A Study of Roman Military Policy and the Barbarians (ca. 375–425).'' Indiana University Press, Bloomington 1994, ISBN 0-253-31288-4.<br />(Detaillierte militärgeschichtliche Studie, in der teils sehr eigenwillige Ansichten bezüglich der römischen Gotenpolitik vertreten werden.)
* [[Alan Cameron]]: ''The Last Pagans of Rome''. Oxford University Press, Oxford-New York 2011 (aktuelle und umfassende Studie zum Wandel des paganen Milieus in dieser Zeit, wobei Cameron teils eigene Thesen aufstellt und die Idee eines „pagan revival“ zurückweist).
* John Curran: ''From Jovian to Theodosius.'' In: [[Averil Cameron]], Peter Garnsey (Hrsg.): ''[[The Cambridge Ancient History]].'' Bd. 13: ''The Late Empire, A.D. 337-425.'' Cambridge University Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-30200-5, speziell S. 101 ff.
* Jörg Ernesti: ''Princeps christianus und Kaiser aller Römer. Theodosius der Große im Lichte zeitgenössischer Quellen.'' Schöningh, Paderborn/München/Wien 1998, ISBN 3-506-76275-3.
* [[Robert Malcolm Errington]]: ''Roman Imperial Policy from Julian to Theodosius.'' University of North Carolina Press, Chapel Hill 2006, ISBN 0-8078-3038-0.
* Robert Malcolm Errington: ''Theodosius and the Goths.'' In: ''[[Chiron (Zeitschrift)|Chiron]].'' Band 26, 1996, {{ISSN|0069-3715}}, S. 1–27.<br />(Informativer Aufsatz, der die Gotenpolitik Theodosius’ beleuchtet und dabei auf den neueren Forschungsstand eingeht.)
* [[Geoffrey B. Greatrex]]: ''[http://aix1.uottawa.ca/~greatrex/armenia.html The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A.D. 387.]'' In: ''The Ancient History Bulletin.'' Band 14, 2000, {{ISSN|0835-3638}}, S. 35–48.
* Mark Hebblewhite: ''Theodosius I and the Limits of Empire.'' Routledge, New York 2020.
* [[André Piganiol]]: ''L’Empire chrétien (325–395).'' 2. Auflage. Presses Universitaires de France, Paris 1947. Von André Chastagnol bearbeitete Auflage, Paris 1972.
* [[Otto Seeck]]: ''Geschichte des Untergangs der antiken Welt.'' 2. Auflage. Band 5, Stuttgart 1920; Nachdruck Primus, Darmstadt 2000, ISBN 3-89678-161-8.<br />(Kenntnisreiche, aber teilweise veraltete und aufgrund der Anlehnung an den [[Sozialdarwinismus]] nicht unumstrittene Darstellung.)

'''Religionspolitik'''
* Robert Malcolm Errington: ''Christian Accounts of the Religious Legislation of Theodosius I.'' In: ''[[Klio (Zeitschrift)|Klio]].'' Band 79, 1997, {{ISSN|0075-6334}}, S. 398–443.<br />(Wichtiger Aufsatz zur Bewertung der kaiserlichen Religionspolitik. Errington kann plausibel machen, dass die antiheidnischen Gesetze des Kaisers in der Praxis weitgehend wirkungslos blieben.)
* Charles Freeman: ''AD 381. Heretics, Pagans and the Christian State''. Random House, London 2009.<br /> (Freeman bewertet die Religionspolitik des Kaisers neu und betrachtet Theodosius stärker als die übrige Forschung als aktiv gestaltend und dominant gegenüber der Kirche.)
* [[Richard Klein (Historiker)|Richard Klein]]: ''Theodosius der Große und die christliche Kirche.'' In: ''Eos.'' Band 82, 1994, {{ISSN|0012-7825}}, S. 85–121.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Theodosius I}}
* {{DNB-Portal|118621742}}
* {{DIR|theo1|David Woods}}
* Marfa Heimbach: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/theodosius-100.html ''17.01.0395 – Todestag des Kaisers Theodosius''] [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]] [[Zeitzeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 17. Januar 2020 (Podcast)

== Anmerkungen ==
<references />

{{Personenleiste Römische Kaiser
|VORGÄNGER=[[Gratian]] und [[Valentinian II.]]
|NACHFOLGER=[[Arcadius]]<br /><small>(Kaiser des Oströmischen Reiches)</small><br />[[Honorius (Kaiser)|Honorius]]<br /><small>(Kaiser des Weströmischen Reiches)</small>
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{{Exzellent|18. Januar 2005|4092260}}

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[[Kategorie:Theodosius I.| ]]
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Aktuelle Version vom 18. März 2024, 03:12 Uhr

Darstellung Theodosius’ I. auf einer römischen Münze

Theodosius I. (griechisch Θεοδόσιος Αʹ, eigentlich Flavius Theodosius; * 11. Januar 347 in Cauca, Hispanien; † 17. Januar 395 in Mediolanum), auch Theodosius der Große (lateinisch Theodosius Magnus), war römischer Kaiser von 379 bis 395 und der letzte Kaiser, der (für kurze Zeit) das gesamte Römische Reich regierte.

Die Regierungszeit des Theodosius war verbunden mit einschneidenden Veränderungen für das spätantike Imperium Romanum. So wurde 382 mit Teilen der Goten erstmals eine große Gruppe von Germanen als autonomer Verband unter eigenen Herrschern als Foederaten auf dem Boden des Reiches angesiedelt, während Theodosius im Inneren das Christentum faktisch zur alleinigen Staatsreligion erhob und Gesetze gegen das Heidentum und insbesondere gegen christliche Häresien erließ. Nach einem Bürgerkrieg verwirklichte Theodosius für kurze Zeit ein letztes Mal die Einheit des Imperiums. Nach seinem Tod 395 führte die damit verbundene Aufteilung des Reiches in zwei Herrschaftsbereiche unter seinen beiden Söhnen jedoch letztlich zur endgültigen Trennung in ein Weströmisches und ein Oströmisches Reich, wenngleich diese von den Zeitgenossen nicht als solche wahrgenommen wurde und das Imperium Romanum staatsrechtlich als Einheit fortbestand.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die frühen Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flavius Theodosius wurde am 11. Januar 347 in Cauca, dem heutigen Coca, geboren, einer Kleinstadt in der nordwestlichen hispanischen Provinz Gallaecia. Sein Vater, der ebenfalls Flavius Theodosius hieß und unter Kaiser Valentinian I. ein erfolgreicher Heermeister war, besaß hier größere Besitzungen. Seine Großeltern väterlicherseits, Honorius und Thermantia, waren wohl schon nicaenische Christen, genauso wie sein Vater und er selbst. Theodosius hatte einen Bruder, Honorius, dessen Tochter Serena er später adoptierte. Diese erreichte durch die Heirat mit dem Heermeister Stilicho noch großen Einfluss.

Der junge Theodosius verbrachte die Kindheit in seiner hispanischen Heimat. Über seinen Bildungsweg ist kaum etwas bekannt, außer dass er Interesse an geschichtlichen Studien zeigte und auch sonst sehr aufgeschlossen gewesen sein soll. Aufgrund seiner gehobenen Herkunft dürfte er eine standesgemäße Erziehung erhalten haben. Ab 368 ist er im Gefolge seines Vaters bezeugt. Dort schlug er eine militärische Laufbahn ein und nahm mit ihm zusammen an den Feldzügen in Britannien 368/369, an dem Feldzug gegen die Alamannen 370 am Rhein (sein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Rang eines magister equitum praesentalis inne, war also Kommandeur der Reiterei der Hofarmee) und gegen die Sarmaten 372/373 im Donauraum teil.

Vermutlich durch den Einfluss des Vaters wurde Theodosius zum dux Moesiae superioris (später dux Moesiae primae) befördert, womit ihm eine eigene Militärprovinz auf dem Balkan unterstand. Diese Art der Protegierung war damals keineswegs unüblich, und der jüngere Theodosius schien den Aufgaben gewachsen. Im Jahr 373 wurde der Vater schließlich zur Unterwerfung des Usurpators Firmus nach Africa abberufen, während sein Sohn 374 die Sarmaten, welche die Donau überschritten hatten, in Pannonien (etwa dem heutigen Ungarn) schlug. Somit hatte er sich als Befehlshaber bewiesen und war als Militär durchaus angesehen.

Ende 375 starb Valentinian I., und 376 beendete Theodosius plötzlich seine militärische Karriere und zog sich auf seine heimatlichen Besitzungen nach Hispanien zurück. Die Gründe dafür sind äußerst vielschichtig und auch widersprüchlich. Jedenfalls steht der Rückzug offensichtlich in enger Verbindung mit dem Tod seines Vaters, der im Zusammenhang mit dem Aufstand des Firmus und der darauf folgenden Untersuchung gegen den angesehenen afrikanischen Statthalter Romanus (wohl zu Unrecht) des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt worden war. Wahrscheinlich wurde er das Opfer eines Machtkampfes um die Kontrolle des jungen Kaisers Gratian. Der jüngere Theodosius heiratete noch im gleichen Jahr Aelia Flaccilla, eine Frau aus dem hispanischen Provinzadel, die 377 seinen ältesten Sohn Arcadius zur Welt brachte. Ansonsten widmete er sich der Verwaltung seiner Güter. Nach Lage der Dinge konnte Theodosius wohl kaum mehr damit rechnen, je wieder im Militärdienst aktiv zu werden. Doch die Sachlage veränderte sich dramatisch, als am 9. August 378 die Schlacht von Adrianopel stattfand.

Theodosius’ erste Regierungsjahre im Osten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dieser Schlacht, beim heutigen Edirne, fiel der Augustus des Ostens, Valens, im Kampf gegen die Goten. Diese waren unter ihrem Anführer Fritigern vor den Hunnen ausgewichen und 376 über die Donau gekommen, nachdem Valens, der ihre Kampfkraft nutzen wollte, ihnen Aufnahme im östlichen Reichsteil gewährt hatte, wo sie jedoch bald darauf wegen schlechter Behandlung durch die lokalen römischen Funktionäre rebellierten. Mit ihnen kämpfte bei Adrianopel auch die so genannte Dreivölker-Konföderation. Sie bestand aus alanischen Kriegern, die vor den Hunnen aus ihrer alten Heimat nördlich des Kaukasus geflohen waren, ferner aus rebellischen Hunnen und aus gotischen Greutungen, die sich ebenfalls dem Zugriff der Hunnen entzogen hatten und eigentlich den Römern dienen wollten. Zwei Drittel des kaiserlichen Bewegungsheeres, also der schlagkräftigen Einsatztruppen im Osten, gingen mit Valens unter.

Den Goten stand nun der Balkanraum zur Plünderung offen, auch wenn es Valens’ Witwe Albia Domnica offenbar gelang, mit Hilfe einer eilends in Adrianopel ausgehobenen Bürgermiliz ein Vorrücken des Feindes gegen Konstantinopel zu verhindern. Nach dieser Katastrophe rief der Westkaiser Gratian, der sich außerstande sah, selbst in den Osten zu eilen, Theodosius aus Hispanien zurück. Die Gründe für diese Entscheidung sind in der Forschung umstritten. Am wahrscheinlichsten dürfte aber sein, dass Gratian schlicht einen fähigen General benötigte; sein Mitkaiser Valentinian II. war noch ein Kind. In Sirmium ernannte Gratian Theodosius zunächst zum Heermeister über Illyrien. Theodosius konnte rasch einige Erfolge verbuchen, so in Pannonien, wo er die Sarmaten schlug, die erneut die Donau überquert hatten. Nach Ansicht einiger Forscher ließ er sich bereits jetzt selbst eigenmächtig zum Kaiser ausrufen und war demnach formal ein Usurpator; die genauen Vorgänge jener Wochen sind aber kaum zu rekonstruieren.[1] Es ist aber damit zu rechnen, dass Gratian dem erfolgreichen General angesichts der schwierigen Lage den Purpur nicht verweigern konnte, wollte er einen Bürgerkrieg vermeiden. Am 19. Januar 379 erhob Gratian Theodosius daher zum Augustus, blieb aber selbst als senior Augustus formal höherrangig. Auch Valentinian II. blieb dem neuen Kaiser de iure übergeordnet, da er, obwohl noch ein Kind, ebenfalls dienstälter war. Theodosius wurde von Gratian die Praefectura Orientis zugewiesen, einschließlich der Diözesen Dakien und Makedonien. Damit unterstand Theodosius in etwa der Raum, den bereits Valens regiert hatte und der nach der Reichsteilung 395 dem Ostreich zugeschlagen werden sollte.[2] Die Männer, die für den Tod seines Vaters verantwortlich gewesen waren, waren zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Leben.

Mit großer Energie kümmerte sich Theodosius in der Folgezeit um die Sicherung seines Herrschaftsbereiches. Als Residenzort hatte er zunächst aus strategischen Gründen Thessaloniki gewählt, von wo aus er nun die Armee (oder besser gesagt: deren Reste) reorganisierte. Im Zuge dieser Reorganisation nahm die Barbarisierung der Truppenteile zu, obwohl sich auch eine ganze Anzahl von römischen Generälen im Stab des Theodosius fand. Theodosius ging zunächst erfolgreich ab 380 gegen die Goten unter Fritigern auf dem Balkan vor, erlitt jedoch schließlich eine Niederlage. Sie zwang ihn, bei Gratian um Hilfe zu bitten, der ihm daraufhin zwei seiner erfahrensten Generäle überließ, Bauto und Arbogast. Gratian erhielt 380 auch die Diözesen Dakien und Makedonien zurückerstattet. Ende desselben Jahres erkrankte Theodosius so schwer, dass er sich daraufhin taufen ließ – es war in der damaligen Zeit nicht üblich, schon als Kind getauft zu werden. Dadurch war Theodosius nun jedoch eventuellen kirchlichen Sanktionen ausgesetzt, die in der Folgezeit auch auf ihn zukamen, so etwa im Konflikt mit dem einflussreichen Bischof von Mailand, Ambrosius (siehe dazu die Religionspolitik des Theodosius).

Am 3. Oktober 382 schloss der Heermeister Flavius Saturninus im Auftrag des Kaisers mit den Goten offenbar einen Vertrag ab, in dessen Zusammenhang sie zu so genannten Foederati erhoben wurden. Sie durften nun südlich der unteren Donau siedeln, mussten aber Rom Waffenhilfe leisten. Dieser Gotenvertrag markierte nach Ansicht der meisten Historiker einen Wendepunkt in der römischen Geschichte. Einige andere Gelehrte verweisen allerdings auf die sehr schlechte Quellenlage (Näheres berichtet erst Jordanes, fast 200 Jahre nach den Ereignissen), stellen die angebliche Besonderheit der Abmachungen in Frage und bezweifeln teils sogar, dass überhaupt ein Vertrag geschlossen wurde (zum Beispiel Guy Halsall).[3]

Nach traditioneller Ansicht war die besondere Bedeutung des Gotenvertrages die folgende: Bisher waren besiegte Germanen zwar als dediticii (Unterworfene) aufgenommen worden, hatten aber keine Rechte (außer der persönlichen Freiheit). Das foedus von 382 sorgte jedoch dafür, dass die angesiedelten Goten zu Reichsbewohnern wurden, zugleich aber formal nicht zu Römern; sie durften auch keine Ehen mit römischen Bürgern eingehen. Das von ihnen besiedelte Land blieb auch weiterhin römisches Staatsgebiet, doch galten die Goten wohl als autonom. Die Goten mussten dafür den Kaisern als Krieger dienen, allerdings unter eigenen Führern, und wurden vom römischen Staat versorgt; das Oberkommando kam aber römischen Offizieren zu. Trotz großer Zugeständnisse an die Goten stärkte dieser Vertrag die Wehrkraft Roms (worauf es Theodosius in erster Linie ankam), wenn sich auch in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Nachteile dieses Vertrags bemerkbar machen sollten. Als ein erster Schritt für den Niedergang und die Auflösung Roms kann dieser Vertrag jedoch nach Ansicht der neueren Forschung sicher nicht gedeutet werden.[4] Zudem erkannte damit Theodosius nur die faktischen Verhältnisse an: Die gotischen Krieger waren kaum wieder aus dem Reich zu drängen. So gesehen war dies eine flexible Maßnahme des Kaisers, der damit wenigstens zeitweise für Ruhe sorgte und nun über zusätzliche Truppen verfügen konnte.[5]

Eingreifen im Westen und Konsolidierung des Reiches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 383 wurde Magnus Maximus, ein römischer General hispanischer Herkunft, von seinen Truppen in Britannien zum Augustus erhoben. Der Grund war unter anderem die Unzufriedenheit im Militär über das Verhalten Gratians, der sich lieber mit Alanen als mit römischen Offizieren umgab. Gratian zog dem Usurpator entgegen. In der Nähe des heutigen Paris lief der Großteil seines Heeres aber zu Maximus über, und kurz darauf wurde Gratian in Lyon ermordet. Theodosius, der ohnehin ein angespanntes Verhältnis zu Gratian gepflegt hatte und im Osten gebunden war (er befand sich mitten in den Vorbereitungen für einen dann abgeblasenen Feldzug gegen die Perser), ließ Maximus vorerst gewähren. Es kam daher zu einer Teilung der Herrschaft im Westen, wobei Gratians junger Halbbruder Valentinian II., der nun nominell der senior Augustus war, nur Italien und Africa erhielt; der Rest des Westens wurde Maximus übertragen, der in Trier residierte.

In den folgenden Jahren widmete sich Theodosius der Verwaltung des Ostens. Er ging gegen die fast allgegenwärtige Korruption im Beamtenapparat vor. Allerdings gelangen ihm keine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Lage und auch keine durchschlagenden Reformen im Bereich des Steuerwesens, auch wenn man ihm hier keine Versäumnisse vorwerfen kann. Theodosius hatte es zwar nicht geschafft, den zivilen Verwaltungsapparat lückenlos zu durchdringen, wohl aber erreichte er in Teilen eine Verbesserung der Verwaltungspraxis. Theodosius bevorzugte den Adel, ob christliche oder heidnische Aristokraten war dabei nebensächlich, da er offenbar der Meinung war, dass aus dieser Schicht leichter Männer zu gewinnen waren, die sich für das Wohl des Staates einsetzten. Allerdings übersah der Kaiser dabei wohl, dass Adlige oft eher den eigenen Standesinteressen Rechnung trugen, die sich nicht mit dem Allgemeinwohl deckten.

Der heidnische Historiker Zosimos, der um 500 eine Neue Geschichte schrieb, schildert den Christen Theodosius topisch in sehr düsteren Farben. Dabei folgte er zum einen seiner Quelle Eunapios von Sardes, zum anderen missbilligte Zosimos die Religionspolitik des Kaisers.[6] Zosimos warf Theodosius Vetternwirtschaft vor, was in der antiken Gesellschaft jedoch eher die Regel als die Ausnahme war; vor allem habe Theodosius die Zahl der Militärposten erhöht.[7] Negativ ist dieser letzte Schritt aber kaum zu bewerten, denn Theodosius mag damit nur gewisse Wünsche befriedigt und zugleich den Einfluss des Militärs eingedämmt haben. Jedenfalls musste Theodosius sich während seiner gesamten Regierungszeit im Ostreich nie mit rebellischen Militärs auseinandersetzen. Zudem konnte die moderne Forschung nachweisen, dass Zosimos teilweise falsche Angaben machte, denn im Osten hatte es bereits vor Theodosius drei Heermeister gegeben, Theodosius erhöhte diese Anzahl auf fünf, wobei er aber freilich mit dem Illyricum auch zusätzliches Territorium zu verteidigen hatte.[8]

Konstantinopel erlebte in der Regierungszeit des Theodosius einen lebhaften Aufschwung und wurde endgültig zum Zentrum des Ostreiches; zuvor hatten Kaiser wie Julian oder Valens noch in anderen Städten Residenz bezogen. Der Festungsring musste erweitert werden, die Paläste und vor allem das Theodosius-Forum (zuvor Forum Tauri) wurden ausgebaut. Die Bevölkerung der Hauptstadt stieg schließlich auf ca. 250.000 Menschen an. Auch im kulturellen Bereich erlebte der Osten eine neue Blüte in Literatur und Kunst. Die „Hochschule“ der Stadt erreichte Weltrang, zumal zahlreiche Gelehrte in Konstantinopel und am Hof wirkten wie etwa der Heide Themistios. Inwiefern eine zielgerichtete Förderung seitens Theodosius’ erfolgte, ist heute nicht mehr klar zu beantworten. Wenigstens aber behinderte er nicht die Tätigkeit der zahlreichen Heiden, die zu dieser kulturellen Spätblüte beitrugen.[9]

Theodosius führte keine größeren Kriege gegen äußere Feinde, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass er, für diese Zeit unüblich, nie Beinamen wie Gothicus, Persicus oder ähnliches annahm. Seine Priorität lag vielmehr auf der Konsolidierung seiner Herrschaft im Inneren. Die nach dem Gotenvertrag von 382 einsetzende Friedensperiode kam dem Ostreich wenigstens vorläufig zugute. Wahrscheinlich 387 wurde nach jahrelangen Verhandlungen außerdem ein Vertrag mit dem Sassanidenreich geschlossen.[10] Demnach sollte das stets umstrittene Armenien geteilt werden: etwa 1/5 des Landes erhielt Rom, während der Rest von Persien annektiert wurde (sogenanntes Persarmenien). Damit gab Theodosius zwar den jahrhundertealten römischen Anspruch auf ganz Armenien auf. Der Gebietsgewinn war für Rom aber vor allem aus Gründen der Grenzsicherung dennoch von Bedeutung. Damit sorgte Theodosius zugleich für Ruhe an der sonst immer bedrohten Ostgrenze und hatte so einigen Spielraum gewonnen. Im selben Jahr heiratete der Kaiser Galla, die Schwester Valentinians II.

388 zog Theodosius schließlich doch gegen Magnus Maximus in den Krieg. Dieser war in einen Konflikt mit Valentinians Beratern geraten und in Italien eingefallen, so dass Valentinian II. zu Theodosius fliehen musste. Dieser nutzte den Vorwand, der sich ihm bot. Er heiratete Valentinians Schwester und gewann dadurch Anschluss an die bisherige Herrscherfamilie – und somit dynastische Legitimation. Anschließend zog er mit einem starken Heer in den Westen. Aus dem Konflikt ging Theodosius am Ende siegreich hervor; Maximus wurde in zwei Schlachten geschlagen und wenig später hingerichtet, was auch zeigte, in welchem Maße die Militärpolitik des Theodosius erfolgreich war, trotz der Kritik mancher Historiker hinsichtlich der Verwendung von foederati. Mit dem Sieg über Maximus hatte Theodosius de facto die gesamte Leitung des Reiches in seinen Händen. Dennoch setzte er den jungen Valentinian II. wieder im Westen ein. Ihm zur Seite stellte Theodosius den fähigen, aber auch ehrgeizigen fränkischen General Arbogast, der Jahre zuvor von Gratian zur Unterstützung des Theodosius in den Osten gegangen war. Wahrscheinlich sollte Arbogast Valentinian in Theodosius’ Auftrag kontrollieren. Am 13. Juni 389 hielt schließlich Theodosius einen triumphalen Einzug in Rom, wo er bemüht war, sich mit den stadtrömisch-senatorischen Kreisen, die immer noch zu großen Teilen heidnisch gesinnt waren, zu verständigen.[11] Zu diesem Zweck ernannte er 390 auch den bekennenden Heiden und hochrangigen Senator Virius Nicomachus Flavianus zum praefectus praetorio und damit zu einem der höchsten Zivilbeamten des Imperiums. Kurz darauf begab er sich nach Mediolanum (heute Mailand), wo es alsbald zum Konflikt mit Ambrosius kam (siehe unten).[12]

Theodosius war zunächst relativ tolerant gegenüber den Heiden (gegen die er erst in seinen letzten Regierungsjahren vorging) und den Goten. Aber nachdem 390/91 der Gotenführer Alarich, der politische Gegenspieler seiner letzten Lebensjahre, sich gegen ihn erhoben hatte, verschärfte er seine Politik gegenüber den gotischen foederati. Dabei muss angemerkt werden, dass die Gotenpolitik des Kaisers immer an den Erfordernissen der Realpolitik ausgerichtet war. Theodosius mochte die Goten teils unterstützt haben. Jordanes nannte ihn im 6. Jahrhundert sogar einen „Freund des Friedens und des gotischen Volkes“.[13] Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, die Goten auch für seine Zwecke verbluten zu lassen, wie die hohen Verluste gotischer Truppen auf seinen Feldzügen zeigen. Dieses Vorgehen, die besten verfügbaren Truppen intensiv zum Einsatz zu bringen, war freilich nicht ungewöhnlich.

Ende 391 verließ Theodosius Mailand und begab sich wieder nach Konstantinopel. Doch nur wenige Monate später kam es im Westen zu einer Entwicklung, die das erneute Eingreifen des Kaisers dort notwendig machte.

Letzte Regierungsjahre und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theodosius mit seinen Söhnen und seinem Hofstaat in der Loge des Hippodroms von Konstantinopel, Sockel des Theodosiusobelisken.

Am 15. Mai 392 wurde Valentinian II. erhängt in seinem Palast in Vienne aufgefunden. Es ist unklar, ob er von Arbogast ermordet wurde oder aufgrund seiner faktischen Machtlosigkeit durch Suizid starb (was nach Ansicht der meisten Forscher wahrscheinlicher ist). Arbogast bat Theodosius monatelang vergeblich um die Entsendung eines neuen Kaisers, und so wurde schließlich der Hofbeamte und Rhetor Eugenius, der ein gemäßigter Christ war, von Arbogasts Truppen zum Kaiser ausgerufen (21./22. August 392). Bald darauf verständigte sich Eugenius mit den heidnischen Senatoren Italiens, da sich die christlichen Bischöfe unter Führung des Ambrosius von Mailand einer Kooperation mit dem Usurpator entzogen. Auch Theodosius lehnte eine Einigung mit Eugenius nach anfänglichem Zögern strikt ab. Eugenius hingegen bemühte sich seit Regierungsbeginn um seine Anerkennung durch Theodosius, wobei er explizit einen nachgeordneten Rang einnehmen wollte; so wurden von ihm bis 393 weiter Münzen mit dem Bild des Theodosius geprägt.

Bei Theodosius’ Weigerung, zu einem modus vivendi zu gelangen, wird neben machtpolitischen Überlegungen vielleicht auch der Umstand eine Nebenrolle gespielt haben, dass die heidnischen Kreise in Rom, zu denen unter anderem die Familien der Symmachi und der Nicomachi (siehe den oben erwähnten Virius Nicomachus Flavianus) gehörten, recht unverblümt auf eine, inzwischen freilich anachronistische, Zurückdrängung der Christen hinarbeiteten. Vor allem Flavianus setzte sich mit Eifer für Eugenius und eine heidnische Restauration ein, während sich sein Freund und Verwandter Quintus Aurelius Symmachus, der sich Jahre zuvor für Magnus Maximus eingesetzt hatte, auffallend zurückhielt. Allerdings sind Äußerungen christlicher Autoren, dass etwa die Heiden planten, Kirchen in Ställe zu verwandeln, mit großer Vorsicht zu genießen. Es dürfte sich dabei wenigstens teilweise um einen Reflex auf die begrenzte Erneuerung der heidnischen Kulte handeln, zumal sich der Christ Eugenius gegenüber der Kirche keineswegs feindlich verhielt, freilich von Ambrosius aber eben auch keine Unterstützung erhielt.[14] Es ist anzunehmen, dass die christliche, pro-theodosianische Überlieferung den Bürgerkrieg absichtlich zu einem Konflikt zwischen dem „rechtgläubigen“ Kaiser und einem vermeintlich christenfeindlichen Herausforderer stilisierte. In Wahrheit standen auf beiden Seiten Christen und Heiden, und Eugenius hat vielleicht nicht mehr als eine sehr begrenzte Toleranz gegenüber den Altgläubigen angestrebt.

Theodosius erhob nun neben Arcadius, seit 383 Augustus, seinen jüngeren Sohn Flavius Honorius am 23. Januar 393 ebenfalls zum Mitkaiser, und zwar für den Westen. Damit war eine friedliche Einigung mit Eugenius und Arbogast unmöglich geworden. Bald darauf marschierte Theodosius, der den Feldzug sorgfältig vorbereitet hatte, mit einem starken Heer von angeblich etwa 100.000 Mann, zu dem auch gotische Hilfstruppen gehörten, in den Westen ein. An seiner Seite war auch Stilicho, der immer mehr zu einem wichtigen Vertrauten des Kaisers geworden war. Am 5./6. September 394 besiegte man Eugenius und Arbogast in der höchst blutigen Schlacht am Fluvius frigidus im Vipava-Tal im heutigen Grenzgebiet zwischen Italien und Slowenien. Theodosius verbrachte den Vorabend der Schlacht angeblich wachend und betend in der Festung Ad Pirum auf dem Hochplateau des Birnbaumer Waldes. Es war eine der größten Schlachten der römischen Geschichte und galt den Christen im Nachhinein als ein Gottesurteil: Das Christentum habe demnach über die alten Götter triumphiert. In Wahrheit hatten allerdings auf beiden Seiten Christen wie Heiden gekämpft. Eugenius wurde gefangen genommen und hingerichtet, Arbogast starb kurz darauf durch Suizid. Die besten Einheiten des weströmischen Heeres fanden in der Schlacht den Tod – ein Verlust, der nie wieder wettgemacht werden konnte. Die altgläubigen Unterstützer des Eugenius kamen zumeist ungeschoren davon, und noch unter Honorius bekleideten Heiden hohe Ämter.

Theodosius war mit der Niederwerfung des Eugenius uneingeschränkter Herrscher über beide Reichsteile und verwirklichte, wenn auch nur für sehr kurze Zeit, ein letztes Mal faktisch die Reichseinheit. Dabei ist allerdings zu beachten, dass er auch zu diesem Zeitpunkt lediglich senior Augustus war und nicht der einzige Kaiser im Reich, da Arcadius als iunior Augustus am östlichen Hof residierte.

Der Kaiser war bestrebt, die Kluft, die durch den Bürgerkrieg entstanden war, zu überbrücken. So ließ er kurz nach der Schlacht verlautbaren, dass alle Soldaten des Eugenius, die bereit waren, ihm zu dienen, nicht nur begnadigt würden (dies war üblich), sondern auch einen Anteil an der Siegesbeute erhalten sollten. Auch mit stadtrömischen Kreisen verständigte sich der Kaiser; so ernannte er mit Flavius Anicius Hermogenianus Olybrius und Flavius Anicius Probinus Konsuln, die, obwohl Christen, der Senatsaristokratie entstammten. Damit wurde auch die Gruppe, die vorher die heidnische Restaurationspolitik mit am heftigsten unterstützt hatte, vom Kaiser eingebunden. Theodosius plante überdies offensichtlich, seine Hauptresidenz wieder nach Italien zu verlegen, und ließ daher seinen jüngeren Sohn zu sich an den westlichen Hof in Mailand kommen, während Arcadius im Osten blieb.

Das römische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius’ I. 395 n. Chr.

Kaiser Theodosius I. starb überraschend am 17. Januar 395, wahrscheinlich an Wassersucht. Damit rückte Arcadius zum senior Augustus auf, während sich der westliche Hof mit dem iunior Augustus Honorius begnügen musste. Ambrosius, mit dem sich der Kaiser so manchen Streit geliefert hatte, hielt eine bewegende Totenrede, in der er die Person des Theodosius zum Vorbild eines christlichen Kaisers stilisierte:

Ich habe den Mann geliebt, der in seinen letzten Augenblicken mit dem letzten Atemzug nach mir verlangt hat. Ich habe den Mann geliebt, der, schon dem Ende nahe, mehr um die Lage der Kirche als um die eigene Gesundheit besorgt war. Ich habe ihn geliebt, ich gestehe es, und darum drang der Schmerz in meine tiefste Seele, und ich glaubte ihn durch den ehrenden Nachruf einer längeren Rede lindern zu sollen. Ich habe ihn geliebt und habe zum Herrn die feste Zuversicht, dass er die Stimme meines Gebetes aufnehme, das ich seiner frommen Seele nachsende. (Ambrosius, De obitu Theodosii, 35)

Ambrosius ermahnte Theodosius’ junge Söhne, die Kirche so zu achten, wie es ihr Vater getan habe. Nach einer Trauerzeit wurde der Leichnam auf Druck des Arcadius nach Konstantinopel überführt und dort in der Apostelkirche beigesetzt. Theodosius hinterließ seinen beiden Söhnen Arcadius und Honorius das Reich: Honorius (dem Stilicho zur Seite gestellt wurde; ob dies auf Theodosius zurückgeht, ist umstritten) wurde im Westen, Arcadius im Osten Kaiser. Allerdings ließ niemand am Fortbestand des einen Imperiums Zweifel aufkommen, mochte es auch unter seinen Söhnen in zwei Herrschaftsbereiche aufgeteilt werden (wie schon beispielsweise unter Valentinian I. und Valens), wobei formal die Reichseinheit gewahrt blieb (siehe auch Reichsteilung von 395). Bald jedoch entwickelten sich die beiden Reichsteile langsam, aber doch endgültig auseinander, und nur knapp 80 Jahre später ging das weströmische Kaisertum unter. Keinem Kaiser nach Theodosius gelang es mehr, die Einheit des Reiches faktisch wiederherzustellen, wenngleich Justinian I. dies noch im 6. Jahrhundert (erkauft unter großen Opfern) mit einigem Erfolg versuchte.

Religionspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christlicher Kaiser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Quellen wird immer wieder die christliche Frömmigkeit des Kaisers betont. Diese kam etwa darin zum Ausdruck, dass er als Kaiser endgültig den Titel Pontifex maximus ablehnte, da dieser der höchste Titel der heidnisch-altrömischen Religion gewesen war; in der Forschung ist nicht ganz unumstritten, ob dieser Schritt wirklich von Theodosius selbst ausging. Weiterhin zeigte er als Erster seine Ernennung zum Kaiser nicht nur beim Senat in Rom, sondern auch bei dem in Konstantinopel an.

Was Theodosius von seinen Vorgängern unterschied, war weniger sein christlicher Glaube als vielmehr seine dezidierte Hervorhebung der Katholizität: Die meisten christlichen Kaiser vor ihm hatten mit dem Arianismus sympathisiert. Theodosius erklärte hingegen 380 in dem berühmten Edikt Cunctos populos (das an die Bevölkerung Konstantinopels gerichtet war, aber auch die Gesamtbevölkerung des Reiches ansprach) das nicänische Christentum als maßgeblich: Als wahrer, katholischer Christ könne nur gelten, wer die Religion bekenne, die der Apostel Petrus den Römern überliefert habe und zu der sich der damalige Papst Damasus I. sowie der damalige Bischof von Alexandria, Petros, bekennen würden; daher gelte, „dass wir also an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben“.[15] Alle anderen wurden als Häretiker eingestuft.

Zusätzlich berief Theodosius, um den seit 325 andauernden Streit und die drohende Glaubensspaltung zwischen Trinitariern und Arianern zu beenden, 381 das 1. Konzil von Konstantinopel (das 2. ökumenische Konzil) ein. Auf diesem Konzil verwarfen 150 Bischöfe nochmals den Arianismus und formulierten die endgültige, bis heute bestehende Fassung des Nicäischen Glaubensbekenntnisses.

Theodosius, der zu Beginn seiner Herrschaft nicht gezögert hatte, seinem verstorbenen Vater den traditionellen Titel divus („der Göttliche“) zu verleihen,[16] ergriff erst in seinen letzten Regierungsjahren – offenkundig im Zusammenhang mit der Usurpation des Eugenius – energisch Maßnahmen gegen das Heidentum, das er bis dahin toleriert hatte; so waren weiterhin heidnische Beamte und Militärs beschäftigt worden (und wurden es auch weiterhin). 391/92 verbot er jedoch schließlich die heidnischen Kulte und ihre Ausübung. Dies war vermutlich eine begrenzte Aktion, die sich wohl ganz konkret gegen die großteils altgläubigen Anhänger des Eugenius richten sollte. 393 wurden auch die Olympischen Spiele verboten, doch erst Theodosius II. setzte ihnen mit der Verbrennung des Zeustempels wirklich ein Ende (obwohl sie noch bis ins 6. Jahrhundert heimlich und in geringerem Umfang stattgefunden haben sollen).

Ob die entsprechenden Erlasse des Kaisers, die wohl in einen begrenzten zeitlichen, politischen und lokalen Zusammenhang gehörten, wirklich wörtlich zu nehmen sind, wird von der Forschung inzwischen bezweifelt: Bemerkenswerterweise findet sich bei den christlichen Autoren des fünften Jahrhunderts kein Hinweis auf ein faktisch wirksames Verbot der paganen Kulte. Wenn die kaiserlichen Gesetze also wirklich reichsweit gelten sollten, so wurden sie offenbar weder wahrgenommen noch unmittelbar staatlich durchgesetzt.[17] Heute sind viele Forscher daher der Meinung, erst Kaiser Justinian I. sei (150 Jahre nach Theodosius) wirklich entschlossen und tatkräftig gegen die letzten Altgläubigen im Imperium vorgegangen; erst dieser ließ die letzten offiziell geduldeten Tempel schließen.

Im Jahre 391 kam es zu einem schweren Zwischenfall: In Alexandria war es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden gekommen, wohl angeheizt vom Patriarchen Theophilos. Einige Heiden hatten sich im bekannten Serapisheiligtum verschanzt, Christen zum Opfern gezwungen und teils gekreuzigt. Theodosius vergab zwar die Morde, um so die Situation zu beruhigen, ordnete aber die Zerstörung des Heiligtums an, wobei Theophilos auch andere heidnische Heiligtümer zerstörte. Andere Berichte über Tempelzerstörungen sind jedoch sehr problematisch, ihre Richtigkeit ist nicht immer einwandfrei zu klären. Klar ist in jedem Fall, dass Theodosius Tempelzerstörungen nie angeordnet hat und sie vielmehr auf Übergriffe lokaler Statthalter bzw. Bischöfe zurückzuführen sind.[18]

Die Auseinandersetzung mit Ambrosius[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Beispiele verdeutlichen, wo die Grenzen kaiserlicher Macht im religiösen Bereich lagen. 388 war eine Synagoge in Callinicum, im Osten des Reiches an der Grenze zu Persien, in Flammen aufgegangen, nachdem der örtliche Bischof den christlichen Mob, darunter zahlreiche Mönche, zu einem Pogrom angestachelt hatte. Einen Hintergrund für diesen Akt lieferte möglicherweise die vom Perserkönig Schapur II. mehrere Jahre zuvor initiierte Christenverfolgung, an der auch Juden beteiligt gewesen sein sollen, doch ist dies letztlich eine unbewiesene Vermutung.[19] Fest steht: Theodosius verstand den Gewaltausbruch zunächst einfach als sicherheitspolitisches Problem, als einen Aufruhr, den der römische Staat selbstverständlich nicht dulden könne. Der Kaiser wollte die christlichen Brandstifter daher für ihre Tat zur Verantwortung ziehen und verlangte insbesondere den Wiederaufbau der zerstörten Synagoge. Er wurde aber von Ambrosius, dem Bischof von Mailand, der bereits auf Gratian und Valentinian II. großen Einfluss ausgeübt hatte, davon abgebracht: Ambrosius bestand darauf, es handle sich um einen Konflikt zwischen dem christlichen Glauben und dem Judentum; falls der Kaiser die christlichen Gewalttäter bestrafe, würde er sich damit gegen die einzig wahre Religion wenden. Ambrosius verweigerte Theodosius daher die Kommunion, bis dieser schließlich nachgab und die Schuldigen ungestraft ließ.[20]

Ein zweites Beispiel ist das Massaker von Thessaloniki im Jahr 390, in dem angeblich 7.000 Bürger aufgrund der Ermordung des gotischen Generals Butherich von gotischen foederati niedergemetzelt wurden. Es hieß, der Kaiser habe den Hinrichtungsbefehl der Mörder Butherichs nicht mehr rechtzeitig zurücknehmen können, und die gezielte Vergeltungsaktion sei in ein Massaker ausgeartet; es ist aber auch möglich, dass diese Version Theodosius nachträglich exkulpieren sollte. Jedenfalls wurde Theodosius von Ambrosius für die Vorgänge verantwortlich gemacht, nicht zur Messe zugelassen und zu einem Bußakt genötigt, der aber keineswegs die Amtswürde des Kaisers herabsetzte: So wurde dieses Ereignis offenbar auch von Ambrosius nicht aufgefasst; Theodosius hatte so vielmehr die Möglichkeit, sich als demütiger, aber auch tugendhafter Herrscher zu präsentieren und die Schuld an dem Blutbad demonstrativ von sich zu weisen.[21] Dennoch zeigen die Beispiele, dass ein mächtiger und willensstarker kirchlicher Amtsträger dem Kaiser, der für sich in Anspruch nahm, über allen Gesetzen zu stehen, durchaus Konzessionen abringen konnte. Dies war eine direkte Folge der 380 erfolgten Taufe, da der Kaiser nun selbst kirchlichen Sanktionen ausgesetzt war.[22]

Bewertung der Religionspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arcadius auf einem Solidus
Bronzemünze mit dem Profil des Honorius

Bei der Betrachtung der Religionspolitik des Theodosius muss betont werden, dass manch scharfe Verlautbarung in den Gesetzen eine eher milde Umsetzung in der Praxis fand – wenn überhaupt. Theodosius war offenbar kein „Scharfmacher“; ihm ging es vor allem um das integrierende Element der Religion, um so eine eventuelle von dort ausgehende Bedrohung für die Stabilität des Staates auszuschließen. Vor allem gegen Häretiker, nicht gegen Heiden, sollte vorgegangen werden, und hier zeigen die Aussagen späterer Zeitgenossen wie die des Orosius, aber auch des Augustinus von Hippo, dass gerade die Religionspolitik des Theodosius erheblich dazu beitrug, dass das Römische Reich trotz seiner faktischen Teilung 395 (Reichsteilung von 395) noch einmal eine gewisse innere Einheit erlangte, so brüchig diese auch sein mochte. Die Religionspolitik des Theodosius, die geprägt war vom allgemein anerkannten kaiserlichen Selbstverständnis als Gottes Vizekönig auf Erden, sorgte schließlich für einen deutlichen Schub in der Christianisierung des Imperiums, das nun den Sprung zum wirklichen Imperium Romanum Christianum vollzog, auch wenn das Heidentum noch mindestens 200 Jahre lang fortbestand.[23]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von seiner ersten Frau Aelia Flaccilla († 386) hatte Theodosius drei Kinder: die beiden Söhne Arcadius und Honorius, die später seine Nachfolge übernahmen, und eine Tochter namens Pulcheria († 385).

Von seiner zweiten Frau Galla, einer Tochter Valentinians I., hatte er eine Tochter, Galla Placidia, die nach seinem Tod noch eine große politische Rolle spielte, sowie einen Sohn namens Gratian, der allerdings früh verstarb († 394 ?).

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Urteil der Zeitgenossen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theodosius wurde bereits von Zeitgenossen unterschiedlich beurteilt. Für viele Heiden (wie Themistios und Libanios), aber vor allem für die Kirchenhistoriker (Orosius, Sozomenos, Sokrates) war er ein Vorbild an Herrschertugenden. Der Historiker Zosimos (der sich dabei dem harten Urteil seiner Quelle, des heidnischen Philosophen Eunapios von Sardes, anschloss) sah dies ganz anders, wobei das Werk des Zosimos (gerade aufgrund von dessen Haltung zum Christentum) in vielerlei Hinsicht problematisch und stark subjektiv gefärbt, teils gar widersprüchlich und fehlerhaft ist. Ähnliche Vorbehalte müssen freilich auch für die Kirchenhistoriker selber gelten, die bemüht waren, den Kaiser im besten Licht darzustellen.

In der Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemälde von Anthonis van Dyck aus dem 17. Jahrhundert: Ambrosius und Theodosius

In der älteren Forschung war man Theodosius gegenüber teils skeptisch und negativ (wie Otto Seeck und der französische Historiker André Piganiol) oder vollkommen positiv gewogen (Ernst Kornemann). Auch in der modernen Forschung reicht das Spektrum von wohlwollend (Adolf Lippold) bis zu leicht distanziert (Hartmut Leppin, der manche Erfolge des Kaisers auf sein „Glück“ zurückführt und das nicänische Bekenntnis des Kaisers auch unter taktischen Gesichtspunkten zu deuten versucht).[24] Gleichzeitig betont Leppin aber immer wieder auch das umsichtige und auf Integration ausgelegte Handeln des Kaisers sowie den Unterschied zwischen „starken Worten und milden Taten“, etwa in Bezug auf die Religionspolitik.

Die Quellen eröffnen aufgrund ihrer Ambivalenz viele Möglichkeiten der Interpretation, ohne dass der Kaiser als Person wirklich fassbar wird. Doch ist man sich in der modernen Forschung weitgehend einig, dass man Theodosius kaum die nachfolgende Entwicklung des Westreiches zum Vorwurf machen kann – denn die römische Politik versagte hinsichtlich der Barbaren erst, als diese bereits nach dem Zusammenbruch der Rheingrenze 406 ins Reich eingebrochen waren (siehe Rheinübergang von 406) und es schließlich keine Möglichkeit mehr gab, ihnen Einhalt zu gebieten.

Bewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bald nach seinem Tod wurde Theodosius wegen seiner Bemühungen um die Einigung der Kirche „der Große“ genannt. Im Bereich der Religionspolitik ist ihm der wirkliche Durchbruch zum christlichen Imperium gelungen, wobei seine (wenigstens indirekte) Rolle bei der endgültigen Formulierung des Nicäischen Glaubensbekenntnisses, welches bis heute Gültigkeit hat, von Bedeutung ist. Damit wurde zugleich ein wichtiger Schritt zur inneren Stabilisierung des Reiches getan.

Allerdings gelang es ihm im militärischen Bereich nicht, das Rekrutierungsproblem dauerhaft zu lösen. Die Barbarisierung des Heeres schritt aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Foederaten stetig voran, wobei diese Praxis allerdings nur dem damaligen Mangel an verfügbaren Soldaten Rechnung trug. Um dieses Problem, welches vor allem nach dem Debakel von Adrianopel bestand, zu lösen, erschien es Theodosius unerlässlich, mit Hilfe barbarischer Hilfstruppen das Heer aufzustocken. Dies war eine Maßnahme, auf die bereits die Vorgänger des Theodosius zurückgegriffen hatten und die vorläufig Erfolg hatte. Eine lückenlose Durchdringung der zivilen Eliten und eine wirksame Lösung der finanziellen Probleme, die teilweise durch die Besoldung der Foederaten herbeigeführt wurden, ist ihm dennoch nicht geglückt. Dafür kam es zu Verbesserungen in der Verwaltungspraxis, während Literatur und Kunst in seiner Regierungszeit noch einmal einen Aufschwung erlebten.

Theodosius I. gilt, trotz mancher Einschränkung, als bedeutendster Herrscher in der Zeit zwischen Konstantin dem Großen und Justinian I. Es ist nicht zuletzt den Fähigkeiten und den Maßnahmen des Theodosius zu verdanken gewesen, dass das Ostreich nach Adrianopel wieder stabilisiert und die Gotengefahr wenigstens vorläufig gebannt wurde, zumal Theodosius militärische Abenteuer vermied und eine Dynastie begründete, welche die langlebigste des spätrömischen Reiches wurde. Der Kaiser handelte stets mit Bedacht und versuchte integrativ tätig zu sein. Seine sorgfältig vorbereiteten und durchaus erfolgreichen Feldzüge wie die gegen Magnus Maximus und Eugenius zeugen zugleich von seinem militärischen Geschick, wenn er auch kein Eroberer war.

Theodosius selbst scheint manchmal wankelmütig gewesen zu sein, war aber ein durchaus fähiger Herrscher, der im Gegensatz zu manchem seiner Vorgänger und Nachfolger durchaus eigenständige Entscheidungen traf, wobei Zeitgenossen vor allem seinen Charakter lobten, zumal er sich gegenüber seinen Feinden milde zeigte.[25]

Siehe auch: Spätantike

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Quellen stehen uns neben diversen Gesetzen auch die Historia Nea, das Geschichtswerk des Zosimos (Buch 4), der darin heidnische Autoren wie Eunapios von Sardes rezipierte, und die Kirchengeschichten des Theodoret (Buch 5), des Sozomenos (Buch 7) und des Sokrates Scholastikos (Buch 5) zur Verfügung. Neben verschiedenen Panegyrici, beispielsweise von Themistios und Claudian, sind auch die Reden des Libanios sowie die Werke der Kirchenväter Ambrosius und Augustinus von Hippo (De civitate Dei) von Bedeutung. Zu Details sei auf den Artikel von Adolf Lippold in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft verwiesen (siehe unten).

  • C.E.V. Nixon, B. S. Rodgers (Hrsg.): In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini. Oxford 1994, ISBN 0-520-08326-1.
    (Panegyrici in englischer Übersetzung und mit knappen Kommentaren versehen.)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biographien

  • Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Auf dem Weg zum christlichen Imperium. Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-471-4 (Gestalten der Antike).
    (Derzeit die aktuelle und wohl beste Darstellung in deutscher Sprache, wobei Leppin teilweise die [militärischen] Fähigkeiten des Theodosius wohl zu gering einschätzt.)
  • Hartmut Leppin: Theodosius der Große und das christliche Kaisertum. Die Teilungen des Römischen Reiches. In: Mischa Meier (Hrsg.): Sie schufen Europa. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55500-8, S. 27–44.
  • Adolf Lippold: Theodosius der Große und seine Zeit. 2. Auflage. C. H. Beck, München 1980, ISBN 3-406-06009-9.
    (Ältere Darstellung; im deutschsprachigen Raum der Klassiker zum Thema.)
  • Adolf Lippold: Theodosius I. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XIII, Stuttgart 1973, Sp. 837–961.
    (Wichtiger Artikel, der detailliert auf die Quellenlage eingeht.)
  • Stephen Williams, Gerard Friell: Theodosius. The Empire at Bay. London 1994, ISBN 0-300-07447-6.
    (Solide Darstellung der Regierungszeit des Theodosius.)

Herrschaft

  • Thomas S. Burns: Barbarians within the Gates of Rome. A Study of Roman Military Policy and the Barbarians (ca. 375–425). Indiana University Press, Bloomington 1994, ISBN 0-253-31288-4.
    (Detaillierte militärgeschichtliche Studie, in der teils sehr eigenwillige Ansichten bezüglich der römischen Gotenpolitik vertreten werden.)
  • Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford-New York 2011 (aktuelle und umfassende Studie zum Wandel des paganen Milieus in dieser Zeit, wobei Cameron teils eigene Thesen aufstellt und die Idee eines „pagan revival“ zurückweist).
  • John Curran: From Jovian to Theodosius. In: Averil Cameron, Peter Garnsey (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. Bd. 13: The Late Empire, A.D. 337-425. Cambridge University Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-30200-5, speziell S. 101 ff.
  • Jörg Ernesti: Princeps christianus und Kaiser aller Römer. Theodosius der Große im Lichte zeitgenössischer Quellen. Schöningh, Paderborn/München/Wien 1998, ISBN 3-506-76275-3.
  • Robert Malcolm Errington: Roman Imperial Policy from Julian to Theodosius. University of North Carolina Press, Chapel Hill 2006, ISBN 0-8078-3038-0.
  • Robert Malcolm Errington: Theodosius and the Goths. In: Chiron. Band 26, 1996, ISSN 0069-3715, S. 1–27.
    (Informativer Aufsatz, der die Gotenpolitik Theodosius’ beleuchtet und dabei auf den neueren Forschungsstand eingeht.)
  • Geoffrey B. Greatrex: The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A.D. 387. In: The Ancient History Bulletin. Band 14, 2000, ISSN 0835-3638, S. 35–48.
  • Mark Hebblewhite: Theodosius I and the Limits of Empire. Routledge, New York 2020.
  • André Piganiol: L’Empire chrétien (325–395). 2. Auflage. Presses Universitaires de France, Paris 1947. Von André Chastagnol bearbeitete Auflage, Paris 1972.
  • Otto Seeck: Geschichte des Untergangs der antiken Welt. 2. Auflage. Band 5, Stuttgart 1920; Nachdruck Primus, Darmstadt 2000, ISBN 3-89678-161-8.
    (Kenntnisreiche, aber teilweise veraltete und aufgrund der Anlehnung an den Sozialdarwinismus nicht unumstrittene Darstellung.)

Religionspolitik

  • Robert Malcolm Errington: Christian Accounts of the Religious Legislation of Theodosius I. In: Klio. Band 79, 1997, ISSN 0075-6334, S. 398–443.
    (Wichtiger Aufsatz zur Bewertung der kaiserlichen Religionspolitik. Errington kann plausibel machen, dass die antiheidnischen Gesetze des Kaisers in der Praxis weitgehend wirkungslos blieben.)
  • Charles Freeman: AD 381. Heretics, Pagans and the Christian State. Random House, London 2009.
    (Freeman bewertet die Religionspolitik des Kaisers neu und betrachtet Theodosius stärker als die übrige Forschung als aktiv gestaltend und dominant gegenüber der Kirche.)
  • Richard Klein: Theodosius der Große und die christliche Kirche. In: Eos. Band 82, 1994, ISSN 0012-7825, S. 85–121.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Theodosius I – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. zu diesem Problem H. Sivan, Was Theodosius I a Usurper?, in: Klio 78, 1996, S. 198ff.
  2. Zur Entwicklung nach Adrianopel und der Erhebung des Theodosius vgl. Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 35ff.
  3. Siehe dazu zuletzt Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West. Cambridge 2007, S. 180ff.
  4. Siehe dazu Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 45ff.
  5. Zur Lösung des „gotischen Problems“ vgl. auch Burns, Barbarians within the Gates of Rome, S. 73ff.
  6. Vgl. etwa Zosimos 4,26–30 und 4,33.
  7. Zosimos 4,27.
  8. Zur Kritik am falschen Theodosiusbild, das durch Zosimos vermittelt wird, vgl. etwa den Kommentar von Stefan Rebenich in: Otto Veh (Übersetzer), Zosimos. Neue Geschichte, Stuttgart 1990, S. 344f. Vgl. auch Alexander Demandt, Magister militum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Supplementband 12, Sp. 720ff., zu den Nachweisen für die Anzahl der Heermeister im Osten.
  9. Vgl. Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 188ff.
  10. Vgl. Greatrex, The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A.D. 387.
  11. Zum Rombesuch vgl. Fritz Graf: Laying Down the Law in Ferragosto: The Roman Visit of Theodosius in Summer 389. In: Journal of Early Christian Studies. Band 22, Nr. 2, 2014, S. 219–242 (online)
  12. Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 106ff.
  13. Jordanes, Getica 29, 146.
  14. Grundlegend zur Usurpation ist Joachim Szidat: Die Usurpation des Eugenius. In: Historia 28 (1979), S. 487–508, der viele Vorstellungen der älteren Forschung plausibel widerlegt hat. Allgemein vgl. auch Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 205ff. sowie nun vor allem Cameron, Last Pagans of Rome, bes. S. 93ff. Eine interessante und vielbeachtete, wenn auch freilich veraltete Analyse (siehe dagegen vor allem Alan Cameron) bietet Herbert Bloch: The Pagan Revival in the West at the End of the Fourth Century. In: Arnaldo Momigliano (Hrsg.): The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century. Oxford 1963, S. 193–218.
  15. Aufgenommen in den Codex Iustinianus 1,1,1.
  16. Dies bezeugen insbesondere Inschriften, zum Beispiel CIL VI 36960.
  17. Vgl. hierzu den grundlegenden Beitrag von Robert Malcolm Errington: Christian Accounts of the Religious Legislation of Theodosius I. In: Klio 79, 1997, S. 398ff.
  18. Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 169ff. (zu den Ereignissen in Alexandria), S. 124f. (zu vorherigen Übergriffen).
  19. Vgl. Richard Klein: Theodosius der Große und die christliche Kirche. In: Raban von Haehling und Klaus Scherberich (Hrsg.): Richard Klein. Roma versa per aevum. Ausgewählte Schriften zur heidnischen und christlichen Spätantike. Hildesheim/Zürich/New York 1999, S. 275.
  20. Vgl. Ulrich Gotter: Zwischen Christentum und Staatsraison. Römisches Imperium und religiöse Gewalt. In: Johannes Hahn (Hrsg.): Spätantiker Staat und religiöser Konflikt. De Gruyter, Berlin/New York 2011, S. 133ff.
  21. Vgl. zusammenfassend etwa Leppin, Theodosius der Große (2007), S. 36f.
  22. Vgl. zu dieser Problematik allgemein Ulrich Gotter: Überblendungen. Kaiser, Kirche und das Problem der zivilen Gewalt in der Spätantike. In: Andreas Pečar, Kai Trampedach (Hrsg.): Theokratie und theokratischer Diskurs. Die Rede von der Gottesherrschaft und ihre politisch-sozialen Auswirkungen im interkulturellen Vergleich. Tübingen 2013, S. 165–196.
  23. Allgemein zur Religionspolitik vgl. Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 169ff. mit weiterer Literatur; siehe auch Klein, Theodosius der Große.
  24. Vgl. zu Leppins Buch auch die Besprechung in Plekos (PDF; 80 kB) von Richard Klein: Aber ob nicht, so ließe sich dagegen fragen, die Erhaltung der Reichseinheit, die äußere Sicherung des Imperiums in einer fast ausweglosen Situation und der tatkräftige Abschluß eines lange andauernden Glaubensstreites doch Beweise von Kraft und Größe sind? Mit bloßer Fortüne oder “Dusel” war das sicher ebensowenig zu erreichen wie mit bloßem Taktieren in Glaubensfragen.
  25. Neben dem Bemühen um Verständigung nach den Bürgerkriegen kann auch eine Episode aus dem Jahr 384 zur Illustrierung dessen herangezogen werden, als es zum einzigen Usurpationsversuch kam. Ein Attentäter wurde gefasst, vom Kaiser aber demonstrativ geschont, vgl. Leppin, Theodosius der Große (2003), S. 122.
VorgängerAmtNachfolger
Gratian und Valentinian II.Römischer Kaiser
379–395
Arcadius
(Kaiser des Oströmischen Reiches)
Honorius
(Kaiser des Weströmischen Reiches)