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„Fichten“ – Versionsunterschied

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| Taxon_Name = Fichten
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| Taxon5_Rang = Klasse
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| Bildbeschreibung = [[Gemeine Fichte]] (''Picea abies'')
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Die '''Fichten''' (''Picea'') bilden die einzige [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Familie (Biologie)|Unterfamilie]] '''Piceoideae''' innerhalb der [[Familie (Biologie)|Pflanzenfamilie]] der [[Kieferngewächse]] (Pinaceae). Die einzige in [[Mitteleuropa]] heimische Art ist die [[Gemeine Fichte]] (''Picea abies''), die wegen ihrer schuppigen, rotbraunen Rinde in manchen Regionen auch als „Rottanne“ bezeichnet wird. Bisher sind 50 Arten der Gattung Picea beschrieben worden.
[[Bild:Koeh-105.jpg|thumb|right|250px|[[Gemeine Fichte]] (''Picea abies''), Illustration aus Koehler 1887]]


== Beschreibung und Ökologie ==
'''Fichten''' (''Picea'') sind eine [[Gattung (Biologie)|Gattung]] von [[Nadelbäume]]n in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Kieferngewächse]] (Pinaceae). Die einzige in [[Mitteleuropa]] heimische Art ist die [[Gemeine Fichte]] (''Picea abies''), die wegen ihrer schuppigen, rotbraunen Rinde fälschlich auch als „Rottanne“ bezeichnet wird.
[[Datei:Koeh-105.jpg|mini|Illustration aus Koehler 1887 der [[Gemeine Fichte|Gemeinen Fichte]] (''Picea abies'')]]
[[Datei:Picea smithiana 01.jpg|mini|Stamm mit [[Borke]] der [[Himalaja-Fichte]] (''Picea smithiana'')]]


=== Erscheinungsbild und Merkmale ===
== Beschreibung ==
''Picea''-Arten sind immergrüne und einstämmige [[Baum|Bäume]]. Sie erreichen in der Regel Wuchshöhen von etwa 30 bis 50 Metern<ref name = BMEL>[https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/Waldfibel.pdf?__blob=publicationFile&v=9 ''Entdecke den Wald. Die kleine Waldfibel. Die Fichte.'' Seite 8] [[Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft]], aufgerufen am 15. April 2022</ref>, in Ausnahmefällen über 80 Metern, wie etwa ''[[Sitka-Fichte|Picea sitchensis]]''. Die [[Baumkrone]] ist kegelförmig bis walzlich. Der Stammdurchmesser beträgt bis zu 1 Metern, maximal bis 2,5 Metern; bei einzelnen Arten treten Extremwerte von bis zu 4 Metern auf. Ein [[strauch]]förmiger Wuchs kommt nur unter besonderen Standortsbedingungen oder bei [[Mutation|Mutanten]] vor.


Für alle ''Picea''-Arten charakteristisch ist eine [[monopodial]]e, [[Akrotonie|akroton]] (an den oberen bzw. äußeren Knospen) geförderte [[Sprossachse#Verzweigungen|Verzweigung]]. Dies führt zu einem etagenartigen Kronenaufbau und einer spitzwipfeligen Krone. Die Seitensprosse erster Ordnung stehen in Ast[[Wirtel|quirlen]] in scheinquirliger Anordnung und bilden so einzelne „Stockwerke“.
=== Habitus ===


Fichten können mehrere hundert Jahre alt werden, so erreicht beispielsweise die [[Gemeine Fichte]] (Picea abies) ein Lebensalter von bis zu 300 Jahren<ref name = BMEL/>. Mit zunehmendem Alter tritt vermehrt [[Schlafende Knospen|proventive]] Triebbildung auf: An älteren Zweigen treiben schlafende Knospen aus. Bei älteren Bäumen können diese einen wesentlichen Teil der Zweige und Nadelmasse der Krone aufbauen.
Fichten sind immergrüne und einstämmige [[Baum|Bäume]]. Sie erreichen in der Regel Wuchshöhen von 20 bis 60 Meter, in Ausnahmefällen über 80 Meter, wie etwa ''[[Picea sitchensis]]''. Die Krone ist kegelförmig bis walzlich. Der Stammdurchmesser beträgt bis einen Meter, maximal bis 2,5 Meter. Bei einzelnen Arten treten Extremwerte von bis zu vier Metern auf. Ein [[strauch]]förmiger Wuchs kommt nur unter besonderen Standortsbedingungen oder bei [[Mutante]]n vor.


Kronenform und Sprosssystem variieren je nach Umweltbedingungen und sind zum Teil auch genetisch bedingt.
Für alle Fichten charakteristisch ist eine [[monopodial]]e, [[Akrotonie|akroton]] (an den oberen bzw. äußeren Knospen) geförderte [[Sprossachse#Verzweigungen|Verzweigung]]. Dies führt zu einem etagenartigen Kronenaufbau und einer spitzwipfeligen Krone. Die Seitensprosse erster Ordnung stehen in Ast[[quirl]]en in scheinquirliger Anordnung und bilden so einzelne ''Stockwerke''.

Mit zunehmendem Alter tritt vermehrt [[Schlafende Knospen|proventive]] Triebbildung auf: An älteren Zweigen treiben schlafende Knospen aus. Bei älteren Bäumen können diese einen wesentlichen Teil der Zweige und Nadelmasse der Krone aufbauen.

Kronenform und Sprosssystem variieren je nach Umweltbedingungen und sind zum Teil auch genetisch bedingt.


Beim Verzweigungstyp unterscheidet man mehrere Formen:
Beim Verzweigungstyp unterscheidet man mehrere Formen:
* Bei der Plattenfichte sind auch die Seitensprosse höherer Ordnung horizontal angeordnet, so dass die Etagen einzelne „Platten“ bilden (besonders bei ''[[Picea pungens]]'', ''[[Picea torano]]'').
* Bei der Plattenfichte sind auch die Seitensprosse höherer Ordnung horizontal angeordnet, so dass die Etagen einzelne „Platten“ bilden (besonders bei ''[[Stech-Fichte|Picea pungens]]'', ''[[Tigerschwanz-Fichte|Picea torano]]'').
* Bei Kammfichten hängen die Seitensprosse ab der zweiten Ordnung wie ein Vorhang lang herab (z.&nbsp;B. besonders bei ''[[Picea breweriana]]'', ''[[Picea smithiana]]'').
* Bei Kammfichten hängen die Seitensprosse ab der zweiten Ordnung wie ein Vorhang lang herab (zum Beispiel besonders bei ''[[Siskiyou-Fichte|Picea breweriana]]'', ''[[Himalaja-Fichte|Picea smithiana]]'').
* Bürstenfichten sind eine Zwischenform, bei der die Seitenzweige nach allen Seiten abstehen.
* Bürstenfichten sind eine Zwischenform, bei der die Seitenzweige nach allen Seiten abstehen.
Jungfichten weisen meist eine plattige Verzweigung auf. Die Kammform stellt sich meist erst ab 30 Jahren ein.
Jungfichten weisen meist eine plattige Verzweigung auf. Die Kammform stellt sich meist erst ab 30 Jahren ein.


Schmalkronigkeit, wie sie bei den sogenannten „Spitzfichten“ auftritt, kann wie bei ''[[Picea omorika]]'' artspezifisch, also genetisch fixiert sein. Sie kann aber auch bei spezifischen Ökotypen oder Mutanten („Spindelfichten“) auftreten. Meistens ist sie jedoch eine Standortmodifikation („Walzenfichten“) unter hochmontan-subalpinen oder boreal-subarktischen Klimabedingungen. Diese Modifikation tritt auch bei der in Mitteleuropa heimischen [[Gemeine Fichte|Gemeinen Fichte]] (''Picea abies'') auf.
Schmalkronigkeit, wie sie bei den sogenannten „Spitzfichten“ auftritt, kann wie bei ''[[Serbische Fichte|Picea omorika]]'' artspezifisch, also genetisch fixiert sein. Sie kann aber auch bei spezifischen Ökotypen oder Mutanten („Spindelfichten“) auftreten. Meistens ist sie jedoch eine Standortmodifikation („Walzenfichten“) unter hochmontan-subalpinen oder boreal-subarktischen Klimabedingungen. Diese Modifikation tritt auch bei der in Mitteleuropa heimischen [[Gemeine Fichte|Gemeinen Fichte]] (''Picea abies'') auf.

[[Sämling]]e besitzen meist vier bis neun (bis zu 15) Keimblätter ([[Kotyledonen]]).<ref name="FoC" />


=== Zweige und Knospen ===
=== Zweige und Knospen ===
Junge [[Zweig (Botanik)|Zweig]]e besitzen feine Furchen. Diese befinden sich zwischen erhabenen Rücken, die durch die Abfolge der „Blattpolster“ (Pulvini) gebildet werden. Diese Blattpolster werden entweder als Achsenprotuberanzen oder als [[Blatt (Pflanze)#Blattgrund|Blattgrund]] gedeutet. Sie enden nach oben in einem stielähnlichen Fortsatz. Dieser Fortsatz („Nadelstielchen“) ist rindenfarbig und steht vom Zweig ab, wodurch dieser raspelartig aussieht. Dem Nadelstielchen sitzt die eigentliche Nadel auf. Diese beiden Merkmale – Furchen und abstehende Nadelstielchen – sind für die Gattung ''Picea'' spezifisch.
Junge [[Zweig]]e besitzen feine Furchen. Diese befinden sich zwischen erhabenen Rücken, die durch die Abfolge der „Blattpolster“ ([[Pulvinus|Pulvini]]) gebildet werden. Diese Blattpolster werden entweder als Achsenprotuberanzen oder als [[Blatt (Pflanze)#Blattgrund|Blattgrund]] gedeutet. Sie enden nach oben in einem stielähnlichen Fortsatz. Dieser Fortsatz („Nadelstielchen“) ist rindenfarbig und steht vom Zweig ab, wodurch dieser raspelartig aussieht. Dem Nadelstielchen sitzt die eigentliche Nadel auf. Diese beiden Merkmale – Furchen und abstehende Nadelstielchen – sind für die Gattung ''Picea'' spezifisch.


Knospen sind vielfach ei- bis kegelförmig. Sie sind je nach Art mehr oder weniger stark verharzt. Die Knospenmerkmale sind für die jeweilige Art charakteristisch. Blütenknospen und die in den basalen Teilen auftretenden [[Schlafende Knospe|Proventivknospen]] weichen jedoch oft von diesen artcharakteristischen Merkmalen ab.
Knospen sind vielfach ei- bis kegelförmig. Sie sind je nach Art mehr oder weniger stark verharzt. Die Knospenmerkmale sind für die jeweilige Art charakteristisch. Blütenknospen und die in den basalen Teilen auftretenden [[Schlafende Knospe|Proventivknospen]] weichen jedoch oft von diesen artcharakteristischen Merkmalen ab.


=== Nadeln ===
=== Nadeln ===
[[Bild:Nadelnfichtenrp.jpg|thumb|Fichtennadeln sitzen auf kleinen Stielen.]]
[[Datei:Picea abies Nadelkissen.jpg|mini|Fichtennadeln sitzen auf kleinen verholzten Stielen]]
[[Datei:Abies nordmannia Zweig Detailaufnahme.jpg|mini|Tannennadeln sitzen direkt auf dem Zweig]]
Fichten besitzen die für Koniferen typischen immergrünen, nadelförmigen [[Blatt (Pflanze)#Nadelblatt|Blätter]], die in der Regel einen recht [[Blatt (Pflanze)#Nadelblatt|xeromorphen Bau]] aufweisen. Die Nadeln sind vom rindenfarbenen „Nadelstielchen“ durch eine Trennschicht abgegrenzt. Hier löst sich die Nadel nach dem Absterben ab. Im Normalfall bleiben die Nadeln sechs bis 13 Jahre auf den Zweigen, bei Stress fallen sie eher ab.


''Picea''-Arten besitzen die für Koniferen typischen immergrünen, nadelförmigen [[Blatt (Pflanze)#Nadelblatt|Blätter]], die in der Regel einen recht [[Blatt (Pflanze)#Nadelblatt|xeromorphen Bau]] aufweisen. Die Nadeln sind vom rindenfarbenen „Nadelstielchen“ (Blattkissen) durch eine Trennschicht abgegrenzt. Hier löst sich die Nadel nach dem Absterben ab: Die Nadel schrumpft an der Kontaktfläche aufgrund von Wasserverlust, das verholzte Blattkissen hingegen nicht. Im Normalfall bleiben die Nadeln sechs bis 13 Jahre auf den Zweigen, bei Stress fallen sie eher ab.
Die Morphologie und Anatomie der Nadeln sind wesentliche Merkmale für die Unterscheidung der einzelnen Fichtenarten: Nadelquerschnitt, [[Blatt (Pflanze)#Mesophyll|Mesophyllstruktur]], Anordnung der Spaltöffnungen ([[Stoma (Botanik)|Stomata]]) und der [[Harz (Material)#Naturharz|Harzkanäle]].

Die [[Morphologie (Biologie)|Morphologie]] und [[Anatomie]] der Nadeln sind wesentliche Merkmale für die Unterscheidung der einzelnen Fichtenarten: Nadelquerschnitt, [[Blatt (Pflanze)#Mesophyll (Blattparenchym)|Mesophyllstruktur]], Anordnung der Spaltöffnungen ([[Stoma (Botanik)|Stomata]]) und der [[Harz (Material)#Naturharz|Harzkanäle]].


Die Nadeln der einzelnen Arten entsprechen in der Regel einem von folgenden zwei Typen:
Die Nadeln der einzelnen Arten entsprechen in der Regel einem von folgenden zwei Typen:
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* [[Blatt (Pflanze)#Einteilung nach anatomischen Gesichtspunkten|invers-dorsiventral]]/[[Blatt (Pflanze)#Epidermis|epistomatisch]]: die Nadeln sind dorsiventral abgeflacht, breiter als hoch. Auf der Blattunterseite fehlen die Stomatalinien und sind nur auf der Oberseite als weiße Streifen sichtbar. Die Nadeln sind daher zweifarbig.
* [[Blatt (Pflanze)#Einteilung nach anatomischen Gesichtspunkten|invers-dorsiventral]]/[[Blatt (Pflanze)#Epidermis|epistomatisch]]: die Nadeln sind dorsiventral abgeflacht, breiter als hoch. Auf der Blattunterseite fehlen die Stomatalinien und sind nur auf der Oberseite als weiße Streifen sichtbar. Die Nadeln sind daher zweifarbig.


Bei den Seitenzweigen der Fichten sind die Oberseiten der Nadeln jedoch nach unten gerichtet, sodass die weißen Streifen scheinbar auf den Nadelunterseiten stehen.
Bei den Seitenzweigen der ''Picea''-Arten sind die Oberseiten der Nadeln jedoch nach unten gerichtet, sodass die weißen Streifen scheinbar auf den Nadelunterseiten stehen.


Die Nadeln sind meist ein bis zwei Zentimeter lang und spitz oder zugespitzt, bei manchen Arten sogar scharf und stechend (z.&nbsp;B. ''[[Picea pungens]]'').
Die Nadeln sind meist 1 bis 2 Zentimeter lang und spitz oder zugespitzt, bei manchen Arten sogar scharf und stechend (zum Beispiel ''[[Stech-Fichte|Picea pungens]]'').


Die Nadeln sind an den Zweigen spiralig angeordnet. Dennoch gibt es artspezifische Unterschiede, wie die Nadeln an den horizontal wachsenden ([[Pflanzenbewegung#Gravitropismus|plagiotropen]]) Seitenzweigen angeordnet sind: Sie können ringsum vom Zweig abstehen wie etwa bei ''[[Picea aperata]]'' und ''Picea pungens'', oder an der Zweigunterseite streng (''[[Picea glehnii]]'') oder schwach (''[[Picea schrenkiana]]'') gescheitelt sein.
Die Nadeln sind an den Zweigen spiralig angeordnet. Dennoch gibt es artspezifische Unterschiede, wie die Nadeln an den horizontal wachsenden ([[Pflanzenbewegung#Gravitropismus|plagiotropen]]) Seitenzweigen angeordnet sind: Sie können ringsum vom Zweig abstehen wie etwa bei ''[[Borsten-Fichte|Picea asperata]]'' und ''Picea pungens'', oder an der Zweigunterseite streng (''[[Sachalin-Fichte|Picea glehnii]]'') oder schwach (''[[Picea schrenkiana]]'') gescheitelt sein.


=== Blüten, Zapfen und Samen ===
=== Blüten, Zapfen und Samen ===
[[Datei:Junge Fichtenzapfen, Anfang Mai.jpg|mini|{{Center|Junge Fichtenzapfen, Anfang Mai<br />Länge: etwa 15 Millimeter}}]]
[[Bild:Picea abies cone.jpg|thumb|Reifer Zapfen und Samen der [[Gemeine Fichte|Gemeinen Fichte]].]]
[[Datei:Picea abies cone.jpg|mini|Zapfen und Samen der Gemeinen Fichte]]
Fichten sind einhäusig getrenntgeschlechtig ([[monözisch]]), d.&nbsp;h. es gibt weibliche und männliche Blütenorgane getrennt voneinander an einem Baum. Nur ausnahmsweise kommen auch zweigeschlechtige [[Blüte]]n bzw. Blütenstände vor. Die Zapfen werden an vorjährigen Seitensprossen gebildet. Blühreife tritt im Alter von 10 bis 40 Jahren ein. Die Blütezeit findet je nach Art von April bis Juni statt.


''Picea''-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig ([[Monözie|monözisch]]), das heißt, es gibt weibliche und männliche Blütenorgane getrennt voneinander an einem Baum. Nur ausnahmsweise kommen auch zweigeschlechtige [[Blüte]]n bzw. Blütenstände vor. Die Blütenstände werden an vorjährigen Seitensprossen gebildet. [[Blühreife]] tritt im Alter von 10 bis 40 Jahren ein. Die Blütezeit findet im Zeitraum April bis Juni statt.
Die männlichen [[Zapfen (Botanik)|Zapfen]] stehen einzeln, sind länglich-eiförmig und ein bis zwei Zentimeter lang. Anfangs sind sie purpurn bis rosa, zur Reife gelb. Der [[Pollen]] hat zwei Luftsäcke, die Bestäubung erfolgt durch den Wind ([[Anemophilie]]).


Die männlichen Blüten stehen einzeln, sind länglich-eiförmig und 1 bis 2 Zentimeter lang. Anfangs sind sie purpurn bis rosa, zur Reife gelb. Der [[Pollen]] hat zwei Luftsäcke. Die [[Bestäubung]] erfolgt durch den Wind ([[Anemophilie]]).
Die weiblichen Blüten[[Zapfen (Botanik)|zapfen]] entstehen meist aus endständigen Knospen. Sie sind zunächst aufrecht, krümmen sich jedoch nach der Befruchtung nach unten. Unreife Zapfen sind grün, rot bis dunkelblau und schwarzviolett gefärbt. Bei manchen Arten gibt es sogar einen Farb[[dimorphismus]], der mit einem [[Selektion (Evolution)|Selektionsvorteil]] rot/purpurn gefärbter Zapfen in alpinen/borealen Gebieten erklärt wird. Die Zapfen reifen zwischen August und Dezember und sind dann meist braun, eiförmig bis zylindrisch. Danach werden die Zapfen als Ganzes abgeworfen. Die Zapfen sind bei Reife zwei bis 20 Zentimeter lang. Die [[Deckschuppen]] sind immer kürzer als die [[Samenschuppen]] und deshalb am Zapfen nicht sichtbar. Die geflügelten Samen fallen zwischen August und Winter, teilweise erst im nächsten [[Frühjahr]] aus und werden durch den Wind verbreitet.


Die weiblichen [[Zapfen (Botanik)|Blütenzapfen]] entstehen meist aus endständigen Knospen. Sie sind zunächst aufrecht, krümmen sich jedoch nach der Befruchtung nach unten. Unreife Zapfen sind grün, rot bis dunkelblau und schwarzviolett gefärbt. Bei manchen Arten gibt es sogar einen Farb[[dimorphismus]], der mit einem [[Selektion (Evolution)|Selektionsvorteil]] rot/purpurn gefärbter Zapfen in alpinen/borealen Gebieten erklärt wird. Die Zapfen reifen zwischen August und Dezember und sind dann meist braun, eiförmig bis zylindrisch. Der Samen fällt zwischen August und Winter, teilweise erst im nächsten Frühjahr aus, wird also durch den Wind verbreitet. Danach werden die Zapfen als Ganzes abgeworfen. Die Zapfen sind 2 bis 20 Zentimeter lang. Die [[Deckschuppen]] sind immer kürzer als die [[Samenschuppen]] und deshalb am Zapfen nicht sichtbar.
== Verbreitung ==


Die [[Same (Pflanze)|Samen]] sind mit einer Länge von 3 bis 6 Millimetern relativ klein. [[Fertil]]e Samen sind dunkelbraun bis schwarz, unfruchtbare Samen sind heller. Ihre Flügel sind hell, gelb- oder rosa-braun und etwa 6 bis 15 Millimeter lang.<ref name="Frankis1988" />
[[Bild:Silberwald.jpg|thumb|Abgestorbene Fichten und nachwachsender Bestand im [[Nationalpark Harz]]]]
Die Fichten haben als Gattung eine [[Holarktis|holarktische]] Verbreitung. Nur in [[Mexiko]] und auf [[Taiwan]] reicht ihr Verbreitungsgebiet bis zum [[Nördlicher Wendekreis|nördlichen Wendekreis]]. Verschiedene Fichtenarten sind bestandsbildend in der [[boreal]]en Nadelwaldzone und in der Nadelwaldstufe vieler Gebirge in den klimatisch temperaten, submeridionalen und meridionalen Teilen Eurasiens und Nordamerikas.


== Verbreitung und Standortbedingungen ==
Viele der asiatischen Arten sind in den Gebirgen der sub[[meridional]]en und meridionalen Zonen vertreten. Hier finden sich etliche [[Endemisch|Endemit]]en mit eng umrissenen Arealen.
[[Datei:Silberwald.jpg|mini|Abgestorbener Bestand der Gemeinen Fichte und nachwachsender Bestand im [[Nationalpark Harz]] nach der [[Borkenkäfer]]-Kalamität]]


Die Gattung ''Picea'' ist [[holarktis]]ch verbreitet. Nur in [[Mexiko]] und auf [[Taiwan (Insel)|Taiwan]] reicht ihr [[Verbreitungsgebiet]] bis zum [[Nördlicher Wendekreis|nördlichen Wendekreis]]. Verschiedene ''Picea''-Arten sind bestandsbildend in der [[Borealer Nadelwald|borealen Nadelwaldzone]] und in der Nadelwaldstufe vieler Gebirge in den klimatisch [[Florenelement|temperaten, submeridionalen und meridionalen]] Teilen [[Eurasien]]s und [[Nordamerika]]s. In Nordamerika kommen etwa sieben Arten vor; eine Art ist dort ein [[Neophyt]].
In [[China]] und [[Zentralasien]] kommen mehrere Arten in den kontinentalen Gebirgen (Osttibet, Turkestan) vor. Sie bilden ein pflanzengeographisches Bindeglied zur [[Sibirische Fichte|Sibirischen Fichte]] (''Picea obovata''), deren Areal von Ost[[sibirien]] und der [[Mongolei]] bis westlich des [[Ural (Gebirge)|Urals]] reicht. Westlich davon schließt die in Europa heimische [[Gemeine Fichte]] an.


Viele der asiatischen Arten sind in den Gebirgen der submeridionalen und meridionalen Zonen vertreten. Hier finden sich etliche [[Endemit]]en mit eng umrissenen Arealen.
Die Parallelarten zur ''Picea obovata'' in [[Nordamerika]] sind ''[[Picea glauca]]'' und ''[[Picea mariana]]'', die ebenfalls einen breiten Waldgürtel in der borealen Zone bilden.


In China und Zentralasien kommen mehrere Arten in den kontinentalen Gebirgen im östlichen [[Tibet]] sowie [[Turkestan]] vor. Sie bilden ein pflanzengeographisches Bindeglied zur [[Sibirische Fichte|Sibirischen Fichte]] (''Picea obovata''), deren [[Verbreitungsgebiet|Areal]] von Ost[[sibirien]] und der [[Mongolei]] bis westlich des [[Ural]]s reicht. Westlich davon schließt die in Europa heimische [[Gemeine Fichte]] an.
In den [[Rocky Mountains]] sind einige kontinental verbreitete Arten heimisch, etwa ''[[Picea engelmannii]]'' und ''[[Picea chihuahua]]'', die bis [[Mexiko]] reicht. Ozeanisch verbreitete Arten gibt es in Nordamerika nur zwei (''[[Picea breweriana]]'' und ''[[Picea rubens]]'').


Die Parallelarten zur ''Picea obovata'' in Nordamerika sind ''[[Picea glauca]]'' und ''[[Picea mariana]]'', die ebenfalls einen breiten Waldgürtel in der borealen Zone bilden.
Fichten sind generell anspruchslos bei der Nährstoffversorgung. Die ozeanisch verbreiteten Arten brauchen aber feuchte und zugleich gut durchlüftete Böden. Staunässe wird von Fichten nicht vertragen.

In den [[Rocky Mountains]] sind einige kontinental verbreitete Arten heimisch, etwa ''[[Picea engelmannii]]'' und ''[[Picea chihuahuana]]'', die bis [[Mexiko]] reicht. Ozeanisch verbreitete Arten gibt es in Nordamerika nur zwei (''[[Picea breweriana]]'' und ''[[Picea rubens]]'').

''Picea''-Arten sind generell anspruchslos bei der Nährstoffversorgung. Die ozeanisch verbreiteten Arten brauchen aber feuchte und zugleich gut durchlüftete [[Boden (Bodenkunde)|Böden]]. Staunässe wird von ''Picea''-Arten nicht vertragen.

2008 wurde unter einer heute als [[Old Tjikko]] bekannten Fichte in der Provinz [[Dalarna]] in [[Schweden]] Wurzelholz gefunden, das auf ein Alter von 9.550 Jahre datiert wurde und genetisch identisch mit dem darüber wachsenden Baum sein soll.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.info.umu.se/NYHETER/PressmeddelandeEng.aspx?id=3061 |wayback=20080420213045 |text=''World’s oldest living tree discovered in Sweden.'' }} Pressemeldung Universität Umeå. 16. April 2008, abgerufen am 17. April 2008.</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.scienceticker.info/2008/04/16/aeltester-lebender-baum-ist-9550-jahre-alt/ |wayback=20120102235206 |text=''Ältester lebender Baum ist 9550 Jahre alt.'' |archiv-bot=2022-10-31 23:56:01 InternetArchiveBot }} auf: ''scienceticker.info'', 16. April 2008.</ref>


== Nutzung ==
== Nutzung ==
[[Datei:Fichte - Reinbestand.jpg|mini|Fichtenreinbestand. Der [[Boden (Bodenkunde)|Boden]] ist mit [[Streu (Ökologie)|Nadelstreu]] bedeckt]]
[[Bild:Fichtenwald.jpg|right|thumb|Fichtenwald in Monokultur.]]
[[Bild:Fichte Holz.JPG|thumb|Holz der Fichte.]]
[[Datei:Fichte Holz.JPG|mini|Holz der Fichte]]
[[Datei:Fichtenstamm entrindet - Detail.jpg|alternativtext=liegender abgeschälter Stamm|mini|Manuell [[Entrinden|entrindeter]] Stamm einer Fichte zum [[Prävention|Schutz]] vor [[Borkenkäfer]]n]]
Fichten zählen auf der [[Nordhalbkugel]] zu den wichtigsten forstwirtschaftlich genutzten Baumarten. Nur in Resten werden noch Naturwälder genutzt, meist sind es bewirtschaftete oder künstlich geschaffene Reinbestände. In Mitteleuropa ist die [[Gemeine Fichte]] ''der'' Brotbaum der Forstwirtschaft<ref>vgl. z.&nbsp;B. [http://www.forstgarten.at/rat03.htm www.forstgarten.at]</ref>. Ausschlaggebend sind hier wie auch bei den anderen Arten der gerade Wuchs, das rasche Wachstum, die geringen Ansprüche an den Standort und die gute Verwendbarkeit des Holzes.
{{Hauptartikel|Fichtenholz}}


Fichten zählen auf der Nordhalbkugel zu den wichtigsten forstwirtschaftlich genutzten Baumarten. Nur in Resten werden noch Naturwälder genutzt, meist sind es bewirtschaftete oder künstlich geschaffene [[Monokultur]]en. In Mitteleuropa ist die [[Gemeine Fichte]] ''der'' Brotbaum der Forstwirtschaft.<ref>vgl. z.&nbsp;B. {{Webarchiv|text=''Aufforstungsratgeber der Steirischen Landesforstgärten – Baumartenwahl: Fichte.'' |url=http://www.forstgarten.at/rat03.htm |wayback=20070320102149 }} auf: ''www.forstgarten.at''</ref> Ausschlaggebend sind hier wie auch bei den anderen Arten der gerade Wuchs, das rasche Wachstum, die geringen Ansprüche an den Standort und die gute Verwendbarkeit des Holzes. Die Fichte liebt eher kühle Lagen, wie z.&nbsp;B. die Bergregionen. Durch die [[Flachwurzler|flache Wurzel]] ist sie anfällig für Trockenschäden.<ref>{{Internetquelle |autor=Gabriel Popkin |url=https://www.science.org/content/article/germany-s-trees-are-dying-fierce-debate-has-broken-out-over-how-respond |titel=Germany’s trees are dying. A fierce debate has broken out over how to respond |werk=Science Magazin |datum=2021-12-02 |sprache=en |abruf=2021-12-13}}</ref>
Das [[Holz]] wird als Bau- und Schnittholz verwendet, als [[Küfer|Böttcher]]- und Grubenholz, für Schindeln, Kisten, Streichhölzer, zum Bau von Brücken. Fichtenholz von besonderen Standorten ist als [[Klangholz (Musikinstrumentenbau)|Klangholz]] im [[Musikinstrument]]enbau begehrt, beispielsweise als Decken für [[Geige]]n und [[Gitarre]]n und als Resonanzboden bei [[Klavier]] und [[Cembalo]].
Weitere wichtige Verwendungszwecke sind Möbel-, Flugzeug-, Boots- und Schiffbau.


Im Zuge der [[globale Erwärmung|globalen Erwärmung]] und des dadurch vielerorts trockeneren Waldbodens ist ein Teil der Fichten geschwächt, von Borkenkäfern befallen und/oder bereits abgestorben. Fichten sind gegen Borkenkäfer anfälliger als andere Nadelbäume, weil ihre Rinde relativ dünn ist und weil sie wenig(er) Harz haben.<ref>zeit.de: [https://www.zeit.de/wissen/2023-07/borkenkaefer-waldsterben-klimakrise-henrik-hartmann-interview Interview] mit dem Forstwissenschaftler Henrik Hartmann (16. Juli 2023): „Wir müssen uns damit beschäftigen, was nach der Fichte kommt“.</ref>
Mindere Qualitäten und schwächere Stämme werden zur Zellstoff- und Papierherstellung verwendet. Auch zum Heizen wird Fichtenholz häufig verwendet.


Fichtenholz wird vor allem genutzt zur [[Papier]]- und [[Zellstoff]]herstellung, als [[Bauholz]], als Möbelholz und als [[Brennholz]]. Als Schnittholz wird Fichtenholz in der Regel gemeinsam mit Tannenholz als Mischsortiment Fichte/Tanne gehandelt und verwendet. Fichtenstämme werden zu [[Rundholz]], [[Schnittholz]] (Bretter und Brettschichthölzer) und als [[Furnier]]holz verarbeitet.
Einige wichtige Schutzfunktion haben die Fichtenwälder in vielen Hochgebirgen und Steillagen, da sie als [[Schutzwald|Schutzwälder]] die besiedelten Täler vor Lawinen und Steinschlägen schützen.
Es ist das wichtigste Holz für die Herstellung von [[Holzwerkstoff]]en wie [[Sperrholz]], [[Leimholz]], [[Spanplatte]]n und [[Faserplatte]]n.<!-- Beleg ? --->
Gleichmäßig gewachsene Stämme aus dem Hochgebirge werden zu Brettern gesägt, aus denen man [[Resonanzboden|Resonanzböden]] von [[Tasteninstrument]]en und [[Klangholz (Musikinstrumentenbau)|Resonanzdecken]] von [[Streichinstrument]]en und [[Zupfinstrument]]en herstellt.


Fichtenwälder in Steillagen können talwärts liegende Flächen vor [[Lawine]]n und [[Steinschlag]] schützen (→ [[Schutzwald]]).
Einige Arten werden auch als Ziergehölze in Parks und Gärten gepflanzt bzw. als Weihnachtsbäume verwendet.
<br/>Einige Arten werden auch als [[Zierpflanze#Ziergehölze|Ziergehölze]] in Parks und Gärten gepflanzt und als Weihnachtsbäume verwendet.


== Namen ==
== Namensherkunft ==
Das Wort ''picea'' wurde von den Römern im Sinne von „harzhaltiges Holz: Fichte“ verwendet (Vergil, Aeneis 6,180), aber auch, wenn die [[Gemeine Kiefer]] gemeint war ([[Plinius der Ältere]], Historia naturalis 16,40ff.). Es ist eine Substantivierung des Adjektivs ''piceus'' = „pech-, harzhaltig“, das zu ''pix'', Genitiv ''picis'', gehört, „Pech, Harz“. Dieses wird auf die [[Indogermanische Sprache|indogermanische]] Wurzel ''*pik-'' „Pech, Harz“ zurückgeführt. Dieser Wurzel nahe steht die Wurzel ''*pit-'' „Fichte“.
Das Wort {{lang|la|''picea''}} wurde von den Römern im Sinne von ‚harzhaltiges Holz: Fichte‘ verwendet ([[Vergil]], ''[[Aeneis]].'' 6,180), aber auch, wenn die [[Gemeine Kiefer]] gemeint war ([[Plinius der Ältere]], ''[[Naturalis historia]]'' 16,40ff.). Es ist eine Substantivierung des Adjektivs {{lang|la|''piceus''|de=pech-, harzhaltig}}, das zu {{lang|la|''pix''}}, Genitiv {{lang|la|''picis''}}, gehört, ‚Pech‘, ‚Harz‘. Dieses wird auf die [[Indogermanische Ursprache|indogermanische]] Wurzel ''*pik-'' ‚Pech‘, ‚Harz‘ zurückgeführt. Dieser Wurzel nahe steht die Wurzel ''*pit-'' ‚Fichte‘.


Beide Wurzeln werden meist mit den indogermanischen Wörtern für „Fett, Saft, Trank“ in Verbindung gebracht. Es ist jedoch auch eine Verbindung mit ''*(s)pik-, *(s)pit-'' „spitz, stechend“ denkbar.<ref>Helmut Genaust: ''Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen''. 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 1996, S. 483. (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7)</ref>
Beide Wurzeln werden meist mit den indogermanischen Wörtern für ‚Fett‘, ‚Saft‘, ‚Trank‘ in Verbindung gebracht. Es ist jedoch auch eine Verbindung mit ''*(s)pik-, *(s)pit-'' ‚spitz‘, ‚stechend‘ denkbar.<ref name="Genaust1996">Helmut Genaust: ''Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.'' 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 483 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7).</ref>


== Evolution und Systematik ==
== Evolution und Systematik ==
[[Bild:Picea pungens branch.jpg|thumb|[[Blau-Fichte]]]]
[[Datei:Picea omorika cone.JPG|mini|Sektion ''Omorikae'': [[Serbische Fichte]] (''Picea omorika'')]]
[[Datei:Picea orientalis 3.jpg|mini|Sektion ''Picea'' Serie ''Orientales'': [[Kaukasus-Fichte]] (''[[Picea orientalis]]'')]]
[[Bild:Picea_mariana_cones.jpg|thumb|[[Schwarz-Fichte]]]]
[[Datei:Picea mariana cones.jpg|mini|Sektion ''Picea'' Serie ''Rubentes'': [[Schwarz-Fichte]] (''Picea mariana'')]]
[[Datei:Epicea de Schrenk.JPG|mini|Sektion ''Picea'' Serie ''Smithianae'': [[Schrenks Fichte]] (''Picea schrenkiana'')]]
[[Datei:Picea glauca cone Denali.jpg|mini|Sektion ''Picea'' Serie ''Glaucae'': [[Weiß-Fichte]] (''[[Picea glauca]]'')]]
[[Datei:Picea sitchensis Wild Pacific Trail, Ucluelet 4.jpg|mini|Untergattung ''Casicta'' Sektion ''Sitcha'' Serie ''Ajanenses'': [[Sitka-Fichte]] (''[[Picea sitchensis]]'')]]
[[Datei:Picea pungens branch.jpg|mini|Untergattung ''Casicta'' Sektion ''Pungentes'': [[Blau-Fichte]] (''Picea pungens'')]]


Sowohl fossile als auch molekularbiologische Daten weisen darauf hin, dass die Gattung ''Picea'' in Nordamerika entstand. Die ältesten [[Fossil]]ien (Pollen) stammen aus dem [[Paläozän]] [[Montana]]s (USA). Aus dem [[Eozän]] sind viele Zapfenfossilien bekannt, allerdings ebenfalls nur aus Nordamerika. Die frühesten Fossilien Asiens stammen aus dem [[Oligozän]], Europas aus dem [[Pliozän]]. Über die [[Beringmeer|Bering]]-Route dürfte die Gattung in ein oder zwei Wellen nach Asien und von da weiter nach Europa gelangt sein. Der Ursprung der Gattung dürfte in der späten Kreide oder im frühen [[Tertiär (Geologie)|Tertiär]] liegen.<ref>Ran et al. 2006, S. 414f.</ref>
Fossile und molekularbiologische Daten deuten darauf hin, dass die Gattung ''Picea'' in Nordamerika entstand. Die ältesten Fossilien (Pollen) stammen aus dem [[Paläozän]] [[Montana]]s (USA). Aus dem [[Eozän]] sind viele Zapfenfossilien bekannt, allerdings nur aus Nordamerika. Die frühesten Fossilien Asiens stammen aus dem [[Oligozän]], Europas aus dem [[Pliozän]]. Über die [[Beringmeer|Bering]]-Route dürfte die Gattung in ein oder zwei Wellen nach Asien und von da weiter nach Europa gelangt sein. Der Ursprung der Gattung liegt vermutlich in der [[Kreide (Geologie)|späten Kreide]] oder im frühen [[Tertiär]].<ref name="Ran2006" />


Die [[Monophylie]] der Gattung wurde nie in Zweifel gezogen. Die nächsten Verwandten innerhalb der Familie sind die Gattungen ''[[Cathaya]]'' und ''[[Pinus]]''.
Die Gattung ''Picea'' bildet alleine die Unterfamilie ''Piceoideae''.<ref name="Frankis1988" /> Die [[Monophylie]] der Gattung ist bislang unbestritten. Die nächsten Verwandten innerhalb der Familie sind die Gattungen ''[[Cathaya]]'' und ''[[Pinus]]''.


Die Systematik innerhalb der Gattung wird klassischerweise primär auf der Basis von Zapfenmerkmalen, sekundär von Nadelmerkmalen aufgestellt. Eine weitgehend anerkannte Systematik stammt von Schmidt (1989)<ref>P.A. Schmidt: ''Beitrag zur Systematik und Evolution der Gattung Picea A. Dietr.'' Flora 182, 1989, S. 435–461.</ref>, die der hier angeführten Systematik in der Fassung von Schmidt (2004)<ref>Schmidt, 2004, S. 276</ref> zugrundeliegt. Auch Farjon (1990)<ref>A. Farjon: ''Pinaceae'', Koeltz Scientific Books, Königstein 1990.</ref> folgt dieser Gliederung, wenngleich er die Taxa unterhalb der Gattung eine Stufe niedriger ansetzt. Nach dieser Systematik gibt es 35 Arten. Andere Autoren geben 28 bis 56 Arten an.
Die Systematik innerhalb der Gattung wird klassischerweise primär auf der Basis von Zapfenmerkmalen, sekundär von Nadelmerkmalen aufgestellt. Eine weitgehend anerkannte Systematik stammt von Schmidt 1989;<ref name="Schmidt1989" /> auf ihr basiert die hier angeführte Systematik in der Fassung von Schmidt 2004<ref name="Schmidt2004" />. Auch [[Aljos Farjon]]<ref name="Farjon1990" /> folgte 1990 dieser Gliederung, wenngleich er die Taxa unterhalb der Gattung eine Stufe niedriger ansetzte.
Arbeiten (Ran et al. 2006) auf [[Molekularbiologie|molekularbiologischer]] Basis stellten diese auf morphologischer Grundlage entwickelte Systematik berechtigt in Zweifel, machten aber keine neuen Vorschläge für eine [[Phylogenetik|phylogenetische]] Systematik.<ref name="Ran2006" />


Nach der Systematik von Schmidt 2004 gibt es 35 Arten. Andere Autoren geben 28 bis 56 Arten an:
: [[Gattung (Biologie)#Strukturierung einer Gattung|Untergattung]] ''Picea'' (Morinda-Zapfen):
:: [[Gattung (Biologie)#Strukturierung einer Gattung|Sektion]] ''Omorikae'':
* [[Serbische Fichte]] (''Picea omorika'')
* [[Sargent-Fichte]] (''Picea brachytyla'')
* ''[[Picea complanata]]''
* ''[[Picea farreri]]''
* [[Sikkim-Fichte]] (''Picea spinulosa'')
* [[Siskiyou-Fichte]] (''Picea breweriana'')
:: Sektion ''Picea'':
::* [[Gattung (Biologie)#Strukturierung einer Gattung|Untersektion]] ''Marianae'':
::** [[Gattung (Biologie)#Strukturierung einer Gattung|Serie]] ''Orientales'':
* [[Kaukasus-Fichte]] (''Picea orientalis'')
::** Serie ''Rubentes'':
* [[Sachalin-Fichte]] (''Picea glehnii'')
* [[Amerikanische Rot-Fichte]] (''Picea rubens'')
* [[Schwarz-Fichte]] (''Picea mariana'')
::* Untersektion ''Picea'':
::** Serie ''Politae'':
* [[Alcocks-Fichte]] (''Picea bicolor'', Syn.: ''Picea alcoquiana'')
* [[Maximowiczs Fichte]] (''Picea maximowiczii'')
* [[Tigerschwanz-Fichte]] (''Picea torano'')
::** Serie ''Smithianai''
* [[Taiwan-Fichte]] (''Picea morrisonicola'')
* [[Himalaja-Fichte]] (''Picea smithiana'')
* [[Wilsons Fichte]] (''Picea wilsonii'')
* [[Schrenks Fichte]] (''Picea schrenkiana'')
::** Serie ''Asperatae'':
::*** ''Picea asperata'' agg.:
* [[Borsten-Fichte]] (''Picea asperata'')
* ''[[Picea aurantiaca]]''
* ''[[Picea crassifolia]]''
* ''[[Picea meyeri]]''
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::** Serie ''Picea'':
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* ''[[Picea koraiensis]]''
* [[Sibirische Fichte]] (''Picea obovata'')
* [[Gemeine Fichte]] (''Picea abies'')
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: Untergattung ''Casicta'' (Casicta-Zapfentyp):
:: Sektion ''Sitchenses'':
::** Serie ''Ajanenses'':
* [[Ajan-Fichte]] (''Picea jezoensis'')
* [[Sitka-Fichte]] (''Picea sitchensis'')
::** Serie ''Likiangenses'':
::*** ''Picea likiangensis'' agg.:
* [[Likiang-Fichte]] (''Picea likiangensis'')
* [[Purpur-Fichte]] (''Picea purpurea'')
:: Sektion ''Pungentes'':
* [[Engelmann-Fichte]] (''Picea engelmannii'')
* [[Stech-Fichte]] (''Picea pungens'')


* [[Gattung (Biologie)#Untergliederung einer Gattung|Untergattung]] ''Picea'' (Morinda-Zapfen):
Neuere Arbeiten auf molekularbiologischer Basis stellen diese auf morphologischer Grundlage entwickelte Systematik berechtigt in Zweifel. Allerdings gibt es noch keine neuen Vorschläge für eine phylogenetische Systematik.<ref>Ran et al. 2006</ref>
** [[Gattung (Biologie)#Untergliederung einer Gattung|Sektion]] ''Omorika'':
*** [[Sargent-Fichte]] (''Picea brachytyla'' {{Person|(Franch.) E.Pritz.}})
*** [[Siskiyou-Fichte]] (''Picea breweriana'' {{Person|S.Watson}}): Sie gedeiht in montanen bis subalpinen Wäldern in Höhenlagen von 1000 bis 2300 Metern nur in den [[Siskiyou-Bergen]] in den westlichen US-Bundesstaaten [[Kalifornien]] sowie [[Oregon]].<ref name="FoNA" />
*** ''[[Picea farreri]]'' {{Person|C.N.Page & Rushforth}}
*** [[Serbische Fichte]] (''Picea omorika'' {{Person|(Pančić) Purk.}})
*** [[Sikkim-Fichte]] (''Picea spinulosa'' {{Person|(Griff.) A.Henry}})

** Sektion ''Picea'':
*** [[Gattung (Biologie)#Untergliederung einer Gattung|Untersektion]] ''Marianae'' {{Person|A.E.Murray}}:
**** [[Gattung (Biologie)#Untergliederung einer Gattung|Serie]] ''Orientales'' {{Person|T.S.Liu}}:
***** [[Kaukasus-Fichte]] (''Picea orientalis'' {{Person|(L.) Link}})
**** Serie ''Rubentes'' {{Person|A.E.Murray}}:
***** [[Sachalin-Fichte]] (''Picea glehnii'' {{Person|(F.Schmidt) Mast.}})
***** [[Schwarz-Fichte]] (''Picea mariana'' {{Person|(Mill.) Britton}})<ref name="FoNA" />
***** [[Amerikanische Rot-Fichte]] (''Picea rubens'' {{Person|Sarg.}})<ref name="FoNA" />
*** Untersektion ''Picea''
**** Serie ''Politae'' {{Person|A.E.Murray}}:
***** [[Alcocks-Fichte]] (''Picea alcoquiana'' {{Person|(Veitch ex Lindl.) Carrière}}, Syn.: ''Picea bicolor'' hort. ex {{Person|Beissn.}})
***** [[Maximowiczs Fichte]] (''Picea maximowiczii'' {{Person|Regel ex Mast.}})
***** [[Tigerschwanz-Fichte]] (''Picea torano'' {{Person|(Siebold ex K.Koch) Koehne}}, Syn.: ''Abies torano'' {{Person|Siebold ex K.Koch}}, ''Abies polita'' {{Person|Siebold et Zucc.}} nom. illeg., ''Pinus polita'' {{Person|(Siebold et Zucc.) Antoine}}, ''Picea polita'' {{Person|(Siebold et Zucc.) Carrière}}): Der Name ''Picea polita'' wird zwar relativ oft verwendet ist aber nicht gültig veröffentlicht. Sie gedeiht im Gebirge in Höhenlagen von meist 600 bis 1700 (400 bis 1850) Metern auf Böden über Vulkangestein auf japanischen Inseln: von der pazifischen Seite des zentralen [[Honshū]] (westlich der Präfektur Fukushima), auf [[Shikoku]] sowie [[Kyūshū]]. Sie wird in China kultiviert.<ref name="FoC" /><ref name="GymnospermDb" />
**** Serie ''Smithianae'' {{Person|A.E.Murray}}:
***** [[Taiwan-Fichte]] (''Picea morrisonicola'' {{Person|Hayata}})
***** [[Schrenks Fichte]] (''Picea schrenkiana'' {{Person|Fisch. & C.A.Mey.}})
***** [[Himalaja-Fichte]] (''Picea smithiana'' {{Person|(Wall.) Boiss.}})
***** [[Wilsons Fichte]] (''Picea wilsonii'' {{Person|Mast.}})
**** Serie ''Asperatae'' {{Person|A.E.Murray}}:
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****** [[Borsten-Fichte]] (''Picea asperata'' {{Person|Mast.}})
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***** [[Chihuahua-Fichte]] (''Picea chihuahuana'' {{Person|Martínez}})
**** Serie ''Picea'':
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**** Serie ''Glaucae'' {{Person|Bobrov}}:
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* Untergattung ''Casicta'' {{Person|(Mayr) A.E.Murray}} (Casicta-Zapfentyp):
** Sektion ''Sitcha'' {{Person|A.E.Murray}}:
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***** [[Likiang-Fichte]] (''Picea likiangensis'' {{Person|(Franch.) E.Pritz.}})
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***** [[Purpur-Fichte]] (''Picea purpurea'' {{Person|Mast.}})
** Sektion ''Pungentes'' {{Person|Bobrov}}:
*** [[Engelmann-Fichte]] (''Picea engelmannii'' {{Person|Parry ex Engelm.}}): Es gibt zwei Varietäten:<ref name="FoNA" />
**** ''Picea engelmannii'' {{Person|Engelm.}} var. ''engelmannii'' (Syn.: ''Picea glauca'' subsp. ''engelmannii'' {{Person|(Engelm.) T.M.C.Taylor}}, ''Picea columbiana'' {{Person|Lemmon}}, ''Picea engelmannii'' var. ''glabra'' {{Person|Goodman}}): Sie gedeiht in montanen bis subalpinen Wäldern in Höhenlagen von 1000 bis 3000 Metern von den kanadischen Provinzen Alberta sowie [[British Columbia]] über die US-Bundesstaaten [[Arizona]], Kalifornien, [[Colorado]], [[Idaho]], [[Montana]], [[Nevada]], [[New Mexico]], Oregon, [[Utah]], [[Washington (Bundesstaat)|Washington]], [[Wyoming]] bis [[Mexiko]].<ref name="FoNA" />
**** ''Picea engelmannii'' var. ''mexicana'' {{Person|(Martínez) Silba}} (Syn.: ''Picea mexicana'' {{Person|Martínez}}, ''Picea engelmannii'' subsp. ''mexicana'' {{Person|(Martínez) P.A.Schmidt}}, ''Picea engelmannii'' subsp. ''mohinorsensis'' {{Person|(Silba) Silba}}, ''Picea engelmannii'' var. ''mohinorsensis'' {{Person|Silba}}): Sie kommt nur in den mexikanischen Bundesstaaten südliches [[Chihuahua (Bundesstaat)|Chihuahua]] sowie [[Nuevo León]] vor.
*** [[Stech-Fichte]] (''Picea pungens'' {{Person|Engelm.}}, Syn.: ''Picea parryana'' {{Person|Sargent}}): Sie gedeiht in mittleren montanen Wäldern in Höhenlagen von 1800 bis 3000 Metern in den US-Bundesstaaten Arizona, Colorado, Idaho, New Mexico, Utah sowie Wyoming.<ref name="FoNA" />


== Literatur ==
== Literatur ==
* P. A. Schmidt: ''Picea.'' In: Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: ''Lexikon der Nadelbäume.'' Nikol, Hamburg 2004, ISBN 3-933203-80-5, S. 265–278.
*Jin-Hua Ran, Xiao-Xin Wei, Xiao-Quan Wang: ''Molecular phylogeny and biogeography of ''Picea'' (Pinaceae): Implications for phylogeographical studies using cytoplasmic haplotypes''. Molecular Phylogenetics and Evolution 41, 2006, S. 405–419. [http://dx.doi.org/10.1016/j.ympev.2006.05.039 doi:10.1016/j.ympev.2006.05.039]
* Jin-Hua Ran, Ting-Ting Shen, Wen-Juan Liu, Pei-Pei Wang, Xiao-Quan Wang: ''Mitochondrial introgression and complex biogeographic history of the genus Picea.'' In: ''Molecular Phylogenetics and Evolution'', Volume 93, 2015, S. 63–76. <!--in diesem Artikel 2019 noch nicht verwendet-->
*P.A. Schmidt: Picea. In: Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: ''Lexikon der Nadelbäume''. Nikol, Hamburg 2004, S. 265–278. ISBN 3-933203-80-5

== Fußnoten ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Category:Picea|{{PAGENAME}}}}
{{Commonscat|Picea|Fichten (''Picea'')}}
* {{Internetquelle |autor=Autor Jörg |url=https://www.mdr.de/kultur/videos-und-audios/audiothek/feature-picea-requiem-fichte-102.html |titel=Picea – Ein Requiem für die Fichte |hrsg=[[MDR Kultur]] |datum=2023-12-21 |abruf=2023-12-22 |abruf-verborgen=1 |kommentar=[[Radio-Feature]]}}
* [http://www.conifers.org/pi/pic/index.htm Informationen zur Gattung ''Picea''] bei http://www.conifers.org (engl.)
* [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=125375 ''Picea'' in Flora of North America.] (engl.)
* [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=125375 ''Picea'' in Flora of China.] (engl.)


== Einzelnachweise ==
{{Lesenswert}}
<references>
[[Kategorie:Kiefernartige]]
<ref name="GymnospermDb">
[[Kategorie:Baum]]
Christopher J. Earle: [http://www.conifers.org/pi/pic/index.htm Informationen zur Gattung ''Picea'' In: ''The Gymnosperm Database'', 2019.]
</ref>
<ref name="Frankis1988">
Michael P. Frankis: ''Generic Inter-Relationships in Pinaceae.'' In: ''Notes Royal Botanical Garden Edinburgh.'' Volume 45, Issue 3, 1988, S. 527–548. [http://www.pinetum.org/noteRBGE.htm (online)]</ref>
<ref name="Schmidt1989">
P. A. Schmidt: ''Beitrag zur Systematik und Evolution der Gattung Picea A. Dietr.'' In: ''Flora.'' Band 182, 1989, S. 435–461.
</ref>
<ref name="Schmidt2004">P. A. Schmidt: ''Picea.'' 2004, S. 276.
</ref>
<ref name="Farjon1990">
A. Farjon: ''Pinaceae.'' Koeltz Scientific Books, Königstein 1990, ISBN 3-87429-298-3.
</ref>
<ref name="Ran2006">
Jin-Hua Ran, Xiao-Xin Wei, Xiao-Quan Wang: ''Molecular phylogeny and biogeography of ''Picea'' (Pinaceae): Implications for phylogeographical studies using cytoplasmic haplotypes.'' In: ''Molecular Phylogenetics and Evolution.'' Volume 41, 2006, S. 405–419. [[doi:10.1016/j.ympev.2006.05.039]]
</ref>
<ref name="FoNA">
Ronald J. Taylor: [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=125375 ''Picea A. Dietrich'' – textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): ''Flora of North America North of Mexico.'' Volume 2: ''Pteridophytes and Gymnosperms.'' Oxford University Press, New York und Oxford, 1993, ISBN 0-19-508242-7.
</ref>
<ref name="FoC">
Liguo Fu, Nan Li, Thomas S. Elias, Robert R. Mill: ''Pinaceae.'': [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=125375 ''Picea A. Dietrich'', S. 25–32 – textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): ''Flora of China.'' Volume 4: ''Cycadaceae through Fagaceae.'' Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1999, ISBN 0-915279-70-3.
</ref>
</references>


{{Hinweis Seiten-Koordinaten|linked=1}}
[[bg:Смърч]]

[[cs:Smrk]]
{{Navigationsleiste Baum des Jahres in Österreich}}
[[da:Gran-slægten]]
{{Lesenswert|17. November 2007|39064693}}
[[en:Spruce]]
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[[eo:Piceo]]
[[es:Picea]]
[[Kategorie:Fichten| ]]
[[et:Kuusk]]
[[Kategorie:Baum]]
[[fi:Kuuset]]
[[fr:Épicéa]]
[[it:Picea]]
[[ja:トウヒ]]
[[lt:Eglė]]
[[nl:Spar]]
[[nn:Granslekta]]
[[no:Graner]]
[[pl:Świerk]]
[[ru:Ели]]
[[sr:Смрча]]
[[sv:Granar]]
[[tr:Ladin]]
[[uk:Ялина]]

Aktuelle Version vom 28. April 2024, 13:46 Uhr

Fichten

Gemeine Fichte (Picea abies)

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Coniferopsida
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Unterfamilie: Piceoideae
Gattung: Fichten
Wissenschaftlicher Name der Unterfamilie
Piceoideae
Frankis
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Picea
A.Dietr.

Die Fichten (Picea) bilden die einzige Gattung der Unterfamilie Piceoideae innerhalb der Pflanzenfamilie der Kieferngewächse (Pinaceae). Die einzige in Mitteleuropa heimische Art ist die Gemeine Fichte (Picea abies), die wegen ihrer schuppigen, rotbraunen Rinde in manchen Regionen auch als „Rottanne“ bezeichnet wird. Bisher sind 50 Arten der Gattung Picea beschrieben worden.

Beschreibung und Ökologie

Illustration aus Koehler 1887 der Gemeinen Fichte (Picea abies)
Stamm mit Borke der Himalaja-Fichte (Picea smithiana)

Erscheinungsbild und Merkmale

Picea-Arten sind immergrüne und einstämmige Bäume. Sie erreichen in der Regel Wuchshöhen von etwa 30 bis 50 Metern[1], in Ausnahmefällen über 80 Metern, wie etwa Picea sitchensis. Die Baumkrone ist kegelförmig bis walzlich. Der Stammdurchmesser beträgt bis zu 1 Metern, maximal bis 2,5 Metern; bei einzelnen Arten treten Extremwerte von bis zu 4 Metern auf. Ein strauchförmiger Wuchs kommt nur unter besonderen Standortsbedingungen oder bei Mutanten vor.

Für alle Picea-Arten charakteristisch ist eine monopodiale, akroton (an den oberen bzw. äußeren Knospen) geförderte Verzweigung. Dies führt zu einem etagenartigen Kronenaufbau und einer spitzwipfeligen Krone. Die Seitensprosse erster Ordnung stehen in Astquirlen in scheinquirliger Anordnung und bilden so einzelne „Stockwerke“.

Fichten können mehrere hundert Jahre alt werden, so erreicht beispielsweise die Gemeine Fichte (Picea abies) ein Lebensalter von bis zu 300 Jahren[1]. Mit zunehmendem Alter tritt vermehrt proventive Triebbildung auf: An älteren Zweigen treiben schlafende Knospen aus. Bei älteren Bäumen können diese einen wesentlichen Teil der Zweige und Nadelmasse der Krone aufbauen.

Kronenform und Sprosssystem variieren je nach Umweltbedingungen und sind zum Teil auch genetisch bedingt.

Beim Verzweigungstyp unterscheidet man mehrere Formen:

  • Bei der Plattenfichte sind auch die Seitensprosse höherer Ordnung horizontal angeordnet, so dass die Etagen einzelne „Platten“ bilden (besonders bei Picea pungens, Picea torano).
  • Bei Kammfichten hängen die Seitensprosse ab der zweiten Ordnung wie ein Vorhang lang herab (zum Beispiel besonders bei Picea breweriana, Picea smithiana).
  • Bürstenfichten sind eine Zwischenform, bei der die Seitenzweige nach allen Seiten abstehen.

Jungfichten weisen meist eine plattige Verzweigung auf. Die Kammform stellt sich meist erst ab 30 Jahren ein.

Schmalkronigkeit, wie sie bei den sogenannten „Spitzfichten“ auftritt, kann wie bei Picea omorika artspezifisch, also genetisch fixiert sein. Sie kann aber auch bei spezifischen Ökotypen oder Mutanten („Spindelfichten“) auftreten. Meistens ist sie jedoch eine Standortmodifikation („Walzenfichten“) unter hochmontan-subalpinen oder boreal-subarktischen Klimabedingungen. Diese Modifikation tritt auch bei der in Mitteleuropa heimischen Gemeinen Fichte (Picea abies) auf.

Sämlinge besitzen meist vier bis neun (bis zu 15) Keimblätter (Kotyledonen).[2]

Zweige und Knospen

Junge Zweige besitzen feine Furchen. Diese befinden sich zwischen erhabenen Rücken, die durch die Abfolge der „Blattpolster“ (Pulvini) gebildet werden. Diese Blattpolster werden entweder als Achsenprotuberanzen oder als Blattgrund gedeutet. Sie enden nach oben in einem stielähnlichen Fortsatz. Dieser Fortsatz („Nadelstielchen“) ist rindenfarbig und steht vom Zweig ab, wodurch dieser raspelartig aussieht. Dem Nadelstielchen sitzt die eigentliche Nadel auf. Diese beiden Merkmale – Furchen und abstehende Nadelstielchen – sind für die Gattung Picea spezifisch.

Knospen sind vielfach ei- bis kegelförmig. Sie sind je nach Art mehr oder weniger stark verharzt. Die Knospenmerkmale sind für die jeweilige Art charakteristisch. Blütenknospen und die in den basalen Teilen auftretenden Proventivknospen weichen jedoch oft von diesen artcharakteristischen Merkmalen ab.

Nadeln

Fichtennadeln sitzen auf kleinen verholzten Stielen
Tannennadeln sitzen direkt auf dem Zweig

Picea-Arten besitzen die für Koniferen typischen immergrünen, nadelförmigen Blätter, die in der Regel einen recht xeromorphen Bau aufweisen. Die Nadeln sind vom rindenfarbenen „Nadelstielchen“ (Blattkissen) durch eine Trennschicht abgegrenzt. Hier löst sich die Nadel nach dem Absterben ab: Die Nadel schrumpft an der Kontaktfläche aufgrund von Wasserverlust, das verholzte Blattkissen hingegen nicht. Im Normalfall bleiben die Nadeln sechs bis 13 Jahre auf den Zweigen, bei Stress fallen sie eher ab.

Die Morphologie und Anatomie der Nadeln sind wesentliche Merkmale für die Unterscheidung der einzelnen Fichtenarten: Nadelquerschnitt, Mesophyllstruktur, Anordnung der Spaltöffnungen (Stomata) und der Harzkanäle.

Die Nadeln der einzelnen Arten entsprechen in der Regel einem von folgenden zwei Typen:

  • äquifazial/amphistomatisch: die Nadeln sind im Querschnitt ± viereckig, etwa so hoch wie breit oder sogar höher. Die Stomata sind allseitig verteilt, die Nadeln allseitig gleich gefärbt.
  • invers-dorsiventral/epistomatisch: die Nadeln sind dorsiventral abgeflacht, breiter als hoch. Auf der Blattunterseite fehlen die Stomatalinien und sind nur auf der Oberseite als weiße Streifen sichtbar. Die Nadeln sind daher zweifarbig.

Bei den Seitenzweigen der Picea-Arten sind die Oberseiten der Nadeln jedoch nach unten gerichtet, sodass die weißen Streifen scheinbar auf den Nadelunterseiten stehen.

Die Nadeln sind meist 1 bis 2 Zentimeter lang und spitz oder zugespitzt, bei manchen Arten sogar scharf und stechend (zum Beispiel Picea pungens).

Die Nadeln sind an den Zweigen spiralig angeordnet. Dennoch gibt es artspezifische Unterschiede, wie die Nadeln an den horizontal wachsenden (plagiotropen) Seitenzweigen angeordnet sind: Sie können ringsum vom Zweig abstehen wie etwa bei Picea asperata und Picea pungens, oder an der Zweigunterseite streng (Picea glehnii) oder schwach (Picea schrenkiana) gescheitelt sein.

Blüten, Zapfen und Samen

Junge Fichtenzapfen, Anfang Mai
Länge: etwa 15 Millimeter
Zapfen und Samen der Gemeinen Fichte

Picea-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch), das heißt, es gibt weibliche und männliche Blütenorgane getrennt voneinander an einem Baum. Nur ausnahmsweise kommen auch zweigeschlechtige Blüten bzw. Blütenstände vor. Die Blütenstände werden an vorjährigen Seitensprossen gebildet. Blühreife tritt im Alter von 10 bis 40 Jahren ein. Die Blütezeit findet im Zeitraum April bis Juni statt.

Die männlichen Blüten stehen einzeln, sind länglich-eiförmig und 1 bis 2 Zentimeter lang. Anfangs sind sie purpurn bis rosa, zur Reife gelb. Der Pollen hat zwei Luftsäcke. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind (Anemophilie).

Die weiblichen Blütenzapfen entstehen meist aus endständigen Knospen. Sie sind zunächst aufrecht, krümmen sich jedoch nach der Befruchtung nach unten. Unreife Zapfen sind grün, rot bis dunkelblau und schwarzviolett gefärbt. Bei manchen Arten gibt es sogar einen Farbdimorphismus, der mit einem Selektionsvorteil rot/purpurn gefärbter Zapfen in alpinen/borealen Gebieten erklärt wird. Die Zapfen reifen zwischen August und Dezember und sind dann meist braun, eiförmig bis zylindrisch. Der Samen fällt zwischen August und Winter, teilweise erst im nächsten Frühjahr aus, wird also durch den Wind verbreitet. Danach werden die Zapfen als Ganzes abgeworfen. Die Zapfen sind 2 bis 20 Zentimeter lang. Die Deckschuppen sind immer kürzer als die Samenschuppen und deshalb am Zapfen nicht sichtbar.

Die Samen sind mit einer Länge von 3 bis 6 Millimetern relativ klein. Fertile Samen sind dunkelbraun bis schwarz, unfruchtbare Samen sind heller. Ihre Flügel sind hell, gelb- oder rosa-braun und etwa 6 bis 15 Millimeter lang.[3]

Verbreitung und Standortbedingungen

Abgestorbener Bestand der Gemeinen Fichte und nachwachsender Bestand im Nationalpark Harz nach der Borkenkäfer-Kalamität

Die Gattung Picea ist holarktisch verbreitet. Nur in Mexiko und auf Taiwan reicht ihr Verbreitungsgebiet bis zum nördlichen Wendekreis. Verschiedene Picea-Arten sind bestandsbildend in der borealen Nadelwaldzone und in der Nadelwaldstufe vieler Gebirge in den klimatisch temperaten, submeridionalen und meridionalen Teilen Eurasiens und Nordamerikas. In Nordamerika kommen etwa sieben Arten vor; eine Art ist dort ein Neophyt.

Viele der asiatischen Arten sind in den Gebirgen der submeridionalen und meridionalen Zonen vertreten. Hier finden sich etliche Endemiten mit eng umrissenen Arealen.

In China und Zentralasien kommen mehrere Arten in den kontinentalen Gebirgen im östlichen Tibet sowie Turkestan vor. Sie bilden ein pflanzengeographisches Bindeglied zur Sibirischen Fichte (Picea obovata), deren Areal von Ostsibirien und der Mongolei bis westlich des Urals reicht. Westlich davon schließt die in Europa heimische Gemeine Fichte an.

Die Parallelarten zur Picea obovata in Nordamerika sind Picea glauca und Picea mariana, die ebenfalls einen breiten Waldgürtel in der borealen Zone bilden.

In den Rocky Mountains sind einige kontinental verbreitete Arten heimisch, etwa Picea engelmannii und Picea chihuahuana, die bis Mexiko reicht. Ozeanisch verbreitete Arten gibt es in Nordamerika nur zwei (Picea breweriana und Picea rubens).

Picea-Arten sind generell anspruchslos bei der Nährstoffversorgung. Die ozeanisch verbreiteten Arten brauchen aber feuchte und zugleich gut durchlüftete Böden. Staunässe wird von Picea-Arten nicht vertragen.

2008 wurde unter einer heute als Old Tjikko bekannten Fichte in der Provinz Dalarna in Schweden Wurzelholz gefunden, das auf ein Alter von 9.550 Jahre datiert wurde und genetisch identisch mit dem darüber wachsenden Baum sein soll.[4][5]

Nutzung

Fichtenreinbestand. Der Boden ist mit Nadelstreu bedeckt
Holz der Fichte
liegender abgeschälter Stamm
Manuell entrindeter Stamm einer Fichte zum Schutz vor Borkenkäfern

Fichten zählen auf der Nordhalbkugel zu den wichtigsten forstwirtschaftlich genutzten Baumarten. Nur in Resten werden noch Naturwälder genutzt, meist sind es bewirtschaftete oder künstlich geschaffene Monokulturen. In Mitteleuropa ist die Gemeine Fichte der Brotbaum der Forstwirtschaft.[6] Ausschlaggebend sind hier wie auch bei den anderen Arten der gerade Wuchs, das rasche Wachstum, die geringen Ansprüche an den Standort und die gute Verwendbarkeit des Holzes. Die Fichte liebt eher kühle Lagen, wie z. B. die Bergregionen. Durch die flache Wurzel ist sie anfällig für Trockenschäden.[7]

Im Zuge der globalen Erwärmung und des dadurch vielerorts trockeneren Waldbodens ist ein Teil der Fichten geschwächt, von Borkenkäfern befallen und/oder bereits abgestorben. Fichten sind gegen Borkenkäfer anfälliger als andere Nadelbäume, weil ihre Rinde relativ dünn ist und weil sie wenig(er) Harz haben.[8]

Fichtenholz wird vor allem genutzt zur Papier- und Zellstoffherstellung, als Bauholz, als Möbelholz und als Brennholz. Als Schnittholz wird Fichtenholz in der Regel gemeinsam mit Tannenholz als Mischsortiment Fichte/Tanne gehandelt und verwendet. Fichtenstämme werden zu Rundholz, Schnittholz (Bretter und Brettschichthölzer) und als Furnierholz verarbeitet. Es ist das wichtigste Holz für die Herstellung von Holzwerkstoffen wie Sperrholz, Leimholz, Spanplatten und Faserplatten. Gleichmäßig gewachsene Stämme aus dem Hochgebirge werden zu Brettern gesägt, aus denen man Resonanzböden von Tasteninstrumenten und Resonanzdecken von Streichinstrumenten und Zupfinstrumenten herstellt.

Fichtenwälder in Steillagen können talwärts liegende Flächen vor Lawinen und Steinschlag schützen (→ Schutzwald).
Einige Arten werden auch als Ziergehölze in Parks und Gärten gepflanzt und als Weihnachtsbäume verwendet.

Namensherkunft

Das Wort picea wurde von den Römern im Sinne von ‚harzhaltiges Holz: Fichte‘ verwendet (Vergil, Aeneis. 6,180), aber auch, wenn die Gemeine Kiefer gemeint war (Plinius der Ältere, Naturalis historia 16,40ff.). Es ist eine Substantivierung des Adjektivs piceus ‚pech-, harzhaltig‘, das zu pix, Genitiv picis, gehört, ‚Pech‘, ‚Harz‘. Dieses wird auf die indogermanische Wurzel *pik- ‚Pech‘, ‚Harz‘ zurückgeführt. Dieser Wurzel nahe steht die Wurzel *pit- ‚Fichte‘.

Beide Wurzeln werden meist mit den indogermanischen Wörtern für ‚Fett‘, ‚Saft‘, ‚Trank‘ in Verbindung gebracht. Es ist jedoch auch eine Verbindung mit *(s)pik-, *(s)pit- ‚spitz‘, ‚stechend‘ denkbar.[9]

Evolution und Systematik

Sektion Omorikae: Serbische Fichte (Picea omorika)
Sektion Picea Serie Orientales: Kaukasus-Fichte (Picea orientalis)
Sektion Picea Serie Rubentes: Schwarz-Fichte (Picea mariana)
Sektion Picea Serie Smithianae: Schrenks Fichte (Picea schrenkiana)
Sektion Picea Serie Glaucae: Weiß-Fichte (Picea glauca)
Untergattung Casicta Sektion Sitcha Serie Ajanenses: Sitka-Fichte (Picea sitchensis)
Untergattung Casicta Sektion Pungentes: Blau-Fichte (Picea pungens)

Fossile und molekularbiologische Daten deuten darauf hin, dass die Gattung Picea in Nordamerika entstand. Die ältesten Fossilien (Pollen) stammen aus dem Paläozän Montanas (USA). Aus dem Eozän sind viele Zapfenfossilien bekannt, allerdings nur aus Nordamerika. Die frühesten Fossilien Asiens stammen aus dem Oligozän, Europas aus dem Pliozän. Über die Bering-Route dürfte die Gattung in ein oder zwei Wellen nach Asien und von da weiter nach Europa gelangt sein. Der Ursprung der Gattung liegt vermutlich in der späten Kreide oder im frühen Tertiär.[10]

Die Gattung Picea bildet alleine die Unterfamilie Piceoideae.[3] Die Monophylie der Gattung ist bislang unbestritten. Die nächsten Verwandten innerhalb der Familie sind die Gattungen Cathaya und Pinus.

Die Systematik innerhalb der Gattung wird klassischerweise primär auf der Basis von Zapfenmerkmalen, sekundär von Nadelmerkmalen aufgestellt. Eine weitgehend anerkannte Systematik stammt von Schmidt 1989;[11] auf ihr basiert die hier angeführte Systematik in der Fassung von Schmidt 2004[12]. Auch Aljos Farjon[13] folgte 1990 dieser Gliederung, wenngleich er die Taxa unterhalb der Gattung eine Stufe niedriger ansetzte. Arbeiten (Ran et al. 2006) auf molekularbiologischer Basis stellten diese auf morphologischer Grundlage entwickelte Systematik berechtigt in Zweifel, machten aber keine neuen Vorschläge für eine phylogenetische Systematik.[10]

Nach der Systematik von Schmidt 2004 gibt es 35 Arten. Andere Autoren geben 28 bis 56 Arten an:

  • Untergattung Casicta (Mayr) A.E.Murray (Casicta-Zapfentyp):
    • Sektion Sitcha A.E.Murray:
    • Sektion Pungentes Bobrov:
      • Engelmann-Fichte (Picea engelmannii Parry ex Engelm.): Es gibt zwei Varietäten:[14]
        • Picea engelmannii Engelm. var. engelmannii (Syn.: Picea glauca subsp. engelmannii (Engelm.) T.M.C.Taylor, Picea columbiana Lemmon, Picea engelmannii var. glabra Goodman): Sie gedeiht in montanen bis subalpinen Wäldern in Höhenlagen von 1000 bis 3000 Metern von den kanadischen Provinzen Alberta sowie British Columbia über die US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Colorado, Idaho, Montana, Nevada, New Mexico, Oregon, Utah, Washington, Wyoming bis Mexiko.[14]
        • Picea engelmannii var. mexicana (Martínez) Silba (Syn.: Picea mexicana Martínez, Picea engelmannii subsp. mexicana (Martínez) P.A.Schmidt, Picea engelmannii subsp. mohinorsensis (Silba) Silba, Picea engelmannii var. mohinorsensis Silba): Sie kommt nur in den mexikanischen Bundesstaaten südliches Chihuahua sowie Nuevo León vor.
      • Stech-Fichte (Picea pungens Engelm., Syn.: Picea parryana Sargent): Sie gedeiht in mittleren montanen Wäldern in Höhenlagen von 1800 bis 3000 Metern in den US-Bundesstaaten Arizona, Colorado, Idaho, New Mexico, Utah sowie Wyoming.[14]

Literatur

  • P. A. Schmidt: Picea. In: Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2004, ISBN 3-933203-80-5, S. 265–278.
  • Jin-Hua Ran, Ting-Ting Shen, Wen-Juan Liu, Pei-Pei Wang, Xiao-Quan Wang: Mitochondrial introgression and complex biogeographic history of the genus Picea. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 93, 2015, S. 63–76.
Commons: Fichten (Picea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Entdecke den Wald. Die kleine Waldfibel. Die Fichte. Seite 8 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, aufgerufen am 15. April 2022
  2. a b Liguo Fu, Nan Li, Thomas S. Elias, Robert R. Mill: Pinaceae.: Picea A. Dietrich, S. 25–32 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 4: Cycadaceae through Fagaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1999, ISBN 0-915279-70-3.
  3. a b Michael P. Frankis: Generic Inter-Relationships in Pinaceae. In: Notes Royal Botanical Garden Edinburgh. Volume 45, Issue 3, 1988, S. 527–548. (online)
  4. World’s oldest living tree discovered in Sweden. (Memento vom 20. April 2008 im Internet Archive) Pressemeldung Universität Umeå. 16. April 2008, abgerufen am 17. April 2008.
  5. Ältester lebender Baum ist 9550 Jahre alt. (Memento des Originals vom 2. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.scienceticker.info auf: scienceticker.info, 16. April 2008.
  6. vgl. z. B. Aufforstungsratgeber der Steirischen Landesforstgärten – Baumartenwahl: Fichte. (Memento vom 20. März 2007 im Internet Archive) auf: www.forstgarten.at
  7. Gabriel Popkin: Germany’s trees are dying. A fierce debate has broken out over how to respond. In: Science Magazin. 2. Dezember 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021 (englisch).
  8. zeit.de: Interview mit dem Forstwissenschaftler Henrik Hartmann (16. Juli 2023): „Wir müssen uns damit beschäftigen, was nach der Fichte kommt“.
  9. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 483 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7).
  10. a b Jin-Hua Ran, Xiao-Xin Wei, Xiao-Quan Wang: Molecular phylogeny and biogeography of Picea (Pinaceae): Implications for phylogeographical studies using cytoplasmic haplotypes. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Volume 41, 2006, S. 405–419. doi:10.1016/j.ympev.2006.05.039
  11. P. A. Schmidt: Beitrag zur Systematik und Evolution der Gattung Picea A. Dietr. In: Flora. Band 182, 1989, S. 435–461.
  12. P. A. Schmidt: Picea. 2004, S. 276.
  13. A. Farjon: Pinaceae. Koeltz Scientific Books, Königstein 1990, ISBN 3-87429-298-3.
  14. a b c d e f g h Ronald J. Taylor: Picea A. Dietrich – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 2: Pteridophytes and Gymnosperms. Oxford University Press, New York und Oxford, 1993, ISBN 0-19-508242-7.
  15. Christopher J. Earle: Informationen zur Gattung Picea In: The Gymnosperm Database, 2019.