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„Eremitage (Sankt Petersburg)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:RUS-2016-SPB-Winter Palace and Hermitage (Palace Embankment).jpg|hochkant=1.5|mini|Die Eremitage von der [[Newa]] fotografiert. Im Vordergrund der Winterpalast.]]
[[Bild:WinterPalaceAndAC.jpg|thumb|300px|Winterpalast und [[Alexandersäule]], August 2003]]
[[Datei:RIAN archive 139402 Main Staircase at the Hermitage.jpg|hochkant=1.5|mini|[[Barock]]e Repräsentationstreppe (''Jordantreppe'') im Eingangsbereich des Winterpalastes.<br /> Am [[Epiphaniasfest]] schritt der Zar die imperiale Treppe hinab, um an der [[Große Wasserweihe|Großen Wasserweihe]] an der [[Newa]] teilzunehmen, eine Feier zum Gedenken an die [[Taufe Jesu]] im [[Jordan]]&shy;fluss.<ref>Panorama-Ansicht mit Bild-Info: ''{{Webarchiv|url=http://hermitagemuseum.org/3d/html/pwoaen/main/index.html#node1 |wayback=20181220031243 |text=The Jordan Gallery. |archiv-bot=2023-04-22 20:47:18 InternetArchiveBot }}'' In: ''hermitagemuseum.org'', 2018, aufgerufen am 27.&nbsp;Dezember 2018.</ref> ]]
[[Datei:Buildings of the State Hermitage Museum.svg|hochkant=1.5|mini|Plan des Museums (von rechts) Theater {{Farbindex|5c3fc6}}, Alte Eremitage {{Farbindex|f632cc}}, darunter Neue Eremitage {{Farbindex|fbba08}}, Kleine Eremitage {{Farbindex|3ae4f8}}, Winterpalast {{Farbindex|00c200}}]]


Die '''Eremitage''' [{{IPA|eʁɘmiˈtaːʒ}}] oder '''Ermitage''' ({{ruS|Эрмитаж}}) in [[Sankt Petersburg]] an der [[Newa]] ist eines der größten und bedeutendsten [[Museum|Kunstmuseen]] der Welt. Auch der Gebäudekomplex, der das Museum beherbergt und zu dem der berühmte [[Winterpalast]] gehört, wird heute zusammenfassend als ''Eremitage'' bezeichnet. Er ist ein zentraler Bestandteil der zum [[UNESCO]]-[[UNESCO-Welterbe|Weltkulturerbe]] erklärten Sankt Petersburger Innenstadt.
Die im Herzen der Stadt [[Sankt Petersburg]] an der Newa gelegene '''Eremitage''' ([[russische Sprache|russisch]] ''Эрмитаж'', ''Ermitasch'') ist heute eines der größten und bedeutendsten [[Museum|Kunstmuseen]] der Welt. In mehr als 1000 Sälen sind über 60.000 Exponate ausgestellt, im Archiv befinden sich fast drei Millionen Objekte. Darunter befindet sich neben [[Archäologie|archäologischen]] Exponaten auch die neben dem [[Louvre]] oder dem [[Prado]] bedeutendste Sammlung klassischer europäischer Kunst. Unter den ausgestellten Bildern sind Werke holländischer und französischer Meister wie [[Rembrandt]], [[Rubens]], [[Matisse]] und [[Paul Gauguin]]. Außerdem sind zwei Gemälde des italienischen Universalgenies [[Leonardo da Vinci]] sowie 31 Gemälde des spanischen Malers [[Pablo Picasso]] ausgestellt. Das Museum hat etwa 2.500 Mitarbeiter. Die Eremitage ist ein zentraler Bestandteil der zum [[UNESCO]]-[[Weltkulturerbe]] erklärten Sankt Petersburger Innenstadt.


Im Archiv befinden sich fast drei Millionen Objekte, unter anderem [[Archäologie|archäologische]] Fundstücke sowie die neben dem [[Louvre]] und dem [[Museo del Prado|Prado]] bedeutendste Sammlung [[Klassische Kunst|klassischer europäischer Kunst]]. In mehr als 350 Sälen sind etwa 65.000 Exponate ausgestellt. Zu den ausgestellten Bildern gehören Werke holländischer und französischer Meister wie [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]], [[Peter Paul Rubens|Rubens]], [[Henri Matisse|Matisse]] und [[Paul Gauguin]]. Außerdem sind zwei Gemälde des italienischen Universalgenies [[Leonardo da Vinci]] sowie im nahegelegenen Generalstabsgebäude 31 Gemälde des spanischen Malers [[Pablo Picasso]] ausgestellt. Das Museum hat etwa 2.500 Mitarbeiter.


==Gebäude==
== Gebäude ==
Der Name „Hermitage“ stammt aus dem Altfranzösischen und bedeutet [[Einsiedelei]]. Hierhin zogen sich die Zaren vom politischen Alltag zurück, um sich nur mit Kunst und Muse zu umgeben.


Ursprünglich trugen nur die '''Kleine Eremitage''' sowie die anschließende '''Alte Eremitage''' und das '''Eremitage-Theater''' diese Bezeichnung. Im Laufe der Zeit durch die Vergrößerung der kaiserlichen Kunstsammlung wurden im 18. und 19. Jahrhundert die Bauwerke vergrößert und erweitert. Mit dem Bau der '''Neuen Eremitage''' als Museum verwandelte sich die Sammlung in ein öffentliches Museum und der Name wurde allgemein für den gesamten Gebäudekomplex verwendet.
Ursprünglich trug nur die '''Kleine Eremitage''' diese Bezeichnung. Heute ist mit ''Eremitage'' ein Komplex aus mehreren im 18. und 19. Jahrhundert entstandenen Bauwerken gemeint. Neben der Kleinen Eremitage besteht er noch aus der '''Alten Eremitage''', der '''Neuen Eremitage''', dem '''Eremitage-Theater''' und dem dominierenden Teil, dem '''Winterpalast''', der ehemaligen Hauptresidenz der russischen [[Zar]]en. In den letzten Jahren kamen neben dem eigentlichen Eremitage-Komplex noch ein Teil des Generalstabsgebäudes (auf dem Schlossplatz gegenüber dem Winterpalast) und des Menschekow-Palais zu den Räumlichkeiten des Museums hinzu.


Nach der russischen Revolution von 1917 wurde der benachbarte '''[[Winterpalast]]''', die ehemalige Hauptresidenz der [[Russisches Kaiserreich|russischen]] [[Zar]]en, ebenfalls dem Museum übertragen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ende des 20. Jahrhunderts expandierte das Museum erneut, neben dem eigentlichen Eremitage-Komplex kamen noch ein Teil des Generalstabsgebäudes (auf dem [[Palastplatz]] gegenüber dem Winterpalast) und des [[Menschikow-Palais]] zu den Räumlichkeiten des Museums hinzu.
[[Bild:HermitageAcrossNeva.jpg|thumb|center|750px|Der Komplex der Eremitage. Von links nach rechts: Eremitage-Theater – Alte Eremitage – Kleine Eremitage – Winterpalast (die "Neue Eremitage" liegt nicht sichtbar hinter der Alten Eremitage) (2003)]]


[[Datei:HermitageAcrossNeva-2.jpg|mini|hochkant=4|zentriert|<div style="text-align:center">Der Komplex der Eremitage (2003). Von links:<br /> Eremitage-Theater – Alte Eremitage (dahinter liegt nicht sichtbar die Neue Eremitage) – Kleine Eremitage – [[Winterpalast]] </div>]]
[[Bild:Jordantreppe3.JPG|thumb|left|Jordantreppe im Winterpalast]]
[[Bild:Saint-Petersbourg-Ermitage2.jpg|thumb|Winterpalast vom Schlossplatz aus aufgenommen]]
===Der Winterpalast===
Der erste Winterpalast wurde [[1711]] gebaut, 1721 durch einen neuen ersetzt (in dem [[Peter der Große]] starb), in den folgenden Jahren wieder niedergerissen und durch den Baumeister [[Domenico Trezzini]] neu gebaut. [[Elisabeth (Russland)|Elisabeth]] ließ diesen aufgrund mangelnder Imposanz erneut niederreißen und ab [[1754]] durch [[Bartolomeo Francesco Rastrelli]] wiederum neuerstellen. Dieser war im wesentlichen der gleiche wie er heute an dieser Stelle steht. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde er bei der Belagerung [[Sankt Petersburg|Leningrads]] fast vollständig zerstört und danach wieder aufgebaut. Heute setzen ihm vor allem die großen Besuchermassen, die mangelnde Standfestigkeit auf Sumpfgebiet, sowie die Feuchtigkeit direkt am Fluss zu. Eine Sanierung erfolgte 1984 und eine weitere soll bis 2005 abgeschlossen sein.


=== Kleine Eremitage ===
Der Palast gilt als eines der Prunkstücke des [[Russischer Barock|russischen Barock]]. Der Bau ist rechteckig mit großem Innenhof, jede Seite des Palastes ist anders geschmückt, die Fensterrahmen variieren von Geschoss zu Geschoss und von Seite zu Seite. Auf dem Palast selbst sind etwa 3,50 Meter hohe [[Statue]]n angebracht.
[[Datei:Small Hermitage SPB 01.jpg|mini|Die Kleine Eremitage, 1775 für Katharina die Große als Gemäldegalerie erbaut. Rechts davon ist der Erweiterungsbau Neue Eremitage.]]
[[Bild:Winterpalast_zwei_seiten2.JPG|thumb|Winterpalast von der Newa aus aufgenommen (2004)]]
Die im Stil des [[Klassizismus]] gehaltene Kleine Eremitage von [[Jean-Baptiste Vallin de La Mothe]] wurde von 1764 bis 1775 ursprünglich als Refugium für [[Katharina II.]] gebaut und ist das kleinste Gebäude des Ensembles. Hier brachte Katharina die ersten von ihr gekauften Gemälde unter.
[[Bild:Hermitage_interior-400px.jpg|thumb|left|Einer der tausend Räume der Eremitage]]


===Die "Eremitage"-Gebäude===
=== Alte Eremitage ===
Die Alte Eremitage, auch als ''Große Eremitage'' bezeichnet, wurde 1787 von [[Georg Friedrich Veldten]] angeschlossen, um die rasch wachsende Kunstsammlung aufzunehmen. Sie ist das schmuckloseste Gebäude des Komplexes.


=== Eremitage-Theater ===
Die im Stil des [[Klassizismus]] gehaltene Kleine Eremitage wurde von 1764 bis 1775 ursprünglich als Refugium für [[Katharina II. (Russland)| Katharina II.]] gebaut und ist das kleinste Gebäude des Ensembles. Hier brachte Katharina die ersten von ihr gekauften Gemälde unter. Die Alte Eremitage, auch als ''Große Eremitage'' bezeichnet, wurde 1787 angeschlossen, um die rasch wachsende Kunstsammlung aufzunehmen. Sie ist das schmuckloseste Gebäude des Komplexes.
Das Eremitage-Theater entstand von 1783 bis 1787. Das [[Hoftheater]] des Kaisers war damit das erste Theater von Sankt Petersburg. Es wurde bis 1796 und wieder ab 1989 bespielt; im Winter tritt hier unter anderem das [[Mariinski-Ballett|Kirow-Ballett]] auf. Es dient heute vor allem als Verwaltungsgebäude, besitzt aber auch noch eine Bühne und einen Zuschauersaal. Das Theater ist das kleinste der Stadt, da es ursprünglich nur für die Privatvorführungen der Zarenfamilie gedacht war. Das Eremitage-Theater ist das einzige Gebäude der Eremitage, das im Normalfall Besuchern nicht offensteht.


=== Neue Eremitage ===
[[Leo von Klenze]] errichtete zwischen 1839 und 1852 die Neue Eremitage als letztes Gebäude. Es ist das einzige des Museums, das nicht direkt an der [[Newa]] steht. Wiederum war dieser Bau von Anfang an dafür bestimmt, die Kunstschätze der weiter gewachsenen Sammlung aufzunehmen. In der Neuen Eremitage befindet sich unter anderem ein kompletter Nachbau eines eigentlich von [[Raffael]] im Vatikan gestalteten Ganges. Die [[Atlas (Mythologie)|Atlas]]-Figuren, die an einer Fassadenseite stehen, sind die heute vielleicht berühmtesten dieser Art weltweit.
[[Datei:Кленце Новый Эрмитаж.jpg|mini|Haupteingang der Neuen Eremitage mit den Atlanten-Portiko, links davon die Kleine Eremitage]]


[[Leo von Klenze]], bayerischer Hofarchitekt, errichtete zwischen 1839 und 1852 die Neue Eremitage als letztes Gebäude; es ist vielleicht das einzige seiner Werke, das ohne die restriktiven Stilwünsche [[Ludwig I. (Bayern)|Ludwig I. von Bayern]] und somit ganz und gar nach Klenzes Vorstellungen entstand. Es ist das einzige Gebäude, das nicht direkt an der [[Newa]] steht. Auch dieser Bau war von Anfang an dafür bestimmt, die Kunstschätze der weiter gewachsenen Sammlung aufzunehmen. In der Neuen Eremitage befindet sich unter anderem ein kompletter Nachbau eines eigentlich von [[Raffael]] im Vatikan gestalteten Ganges. Die von [[Alexander Iwanowitsch Terebenjow|A. I. Terebenjow]] mit 150 Bildhauern und Steinmetzen in Serdabol-Granit ausgeführten zehn [[Atlant|Telamone]] am Ostportal sind die heute vielleicht berühmtesten [[Atlas (Mythologie)|Atlas]]-Figuren dieser Art weltweit.
Das Eremitage-Theater entstand von 1783 bis 1787. Das ehemalige Theater der Zaren war damit das erste Theater von Sankt Petersburg. Es wurde bis 1796 und wieder ab 1989 bespielt; im Winter tritt hier unter anderem das [[Kirow-Ballett]] auf. Es dient heute vor allem als Verwaltungsgebäude, aber besitzt auch noch eine Bühne und einen Zuschauersaal. Das Theater ist das kleinste der Stadt, da es ursprünglich nur für die Privatvorführungen der Zarenfamilie gedacht war. Das Eremitage-Theater ist das einzige Gebäude der Eremitage, das im Normalfall Besuchern nicht offen steht.


=== Winterpalast ===
==Sammlung==
Der erste [[Winterpalast]] wurde 1711 gebaut und im Laufe der Zeit mehrmals abgerissen und erweitert. Der heutige Außenbau entspricht den Umbaumaßnahmen durch [[Bartolomeo Francesco Rastrelli]] (1754–1762). Am {{JULGREGDATUM|29|12|1837}} brannte der Winterpalast durch ein 30-stündiges Feuer im Inneren völlig aus. Kaiser [[Nikolaus I. (Russland)|Nikolaus I.]] ordnete eine Wiederherstellung der Residenz nach früherem Zustand an, welche zu Ostern 1839 abgeschlossen wurde. Der derzeitige Zustand entspricht im Wesentlichen dem Zustand des Gebäudes nach der Wiederherstellung. Im [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Großen Vaterländischen Krieg]] wurde der Winterpalast bei der [[Leningrader Blockade]] beschädigt und anschließend erneut restauriert. Heute setzen ihm vor allem die großen Besuchermassen, die mangelnde Standfestigkeit auf Sumpfgebiet sowie die Feuchtigkeit direkt am Fluss zu. Eine Sanierung erfolgte im Jahre 1984 und eine weitere im Jahre 2005.
Von den ungefähr 250 Museen der Stadt ist die Eremitage mit 3 bis 4 Millionen Besuchern im Jahr das bestbesuchte und wohl auch international bedeutendste. Die [[Eremitage (St. Petersburg)|Eremitage]] ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Sie beherbergt eine immens große Sammlung der europäischen [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]] [[Oktoberrevolution|bis 1917]].


== Geschichte ==
[[Bild:EtruscanPottery.jpg|thumb|300px|[[Etrusker|Etruskische]] Vasen in der Eremitage]]
=== Katharina II.: Gründung und erster Ausbau ===
Die Eremitage sowohl als Gebäudekomplex als auch als eigenständige Kunstsammlung wurde von der [[Russisches Kaiserreich|russischen Kaiserin]] [[Katharina II.|Katharina der Großen]] gegründet. Im Jahre 1764 kaufte sie 225 Gemälde von dem Berliner Kunsthändler [[Johann Ernst Gotzkowsky]]; dieser hatte sie ursprünglich für den preußischen König [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II.]] erworben, der jedoch aufgrund der leeren Staatskassen nach dem [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] verzichten musste. 1765 kaufte sie für 80.000 Taler fast 1.000 Bilder aus der Gemäldesammlung des [[Heinrich von Brühl|Grafen Brühl]], deren Wert in dessen Nachlassverzeichnis auf 105.329 Taler geschätzt worden war.


Die Bilder wurden im Winterpalast ausgestellt. Katharina erwarb weiterhin bedeutende Gemälde, teilweise ganze Sammlungen, sowohl um ihren Anspruch als Sammlerin zu befriedigen, teilweise auch um die Aufgeklärtheit und den hohen kulturellen Stand Russlands und Sankt Petersburgs gegenüber dem westlichen Europa hervorzuheben. Als ihre Berater beim Erwerb von Kunstwerken fungierten unter anderen die Enzyklopädisten [[Melchior Grimm]], [[Denis Diderot]] und russische Diplomaten wie [[Dmitri Alexejewitsch Golizyn|Dmitri Golizyn]] und [[Alexander Sergejewitsch Stroganow|Alexander Stroganow]]. 1775 ließ Katharina im Stil der damaligen Mode von dem Architekten J. B. Vallin de la Mothe eine kleine ''Eremitage'' ([[Einsiedelei]]) neben den eigentlichen Palast bauen, um sich hier privat oder in kleinen Gruppen zurückzuziehen – die spätere ''Kleine Eremitage''. Bald musste ein zweites größeres Gebäude hinzugebaut werden, um die Sammlung zu beherbergen; die heutige ''Alte Eremitage'' wurde 1784 vom Architekten Veldten entworfen. In der Kleinen Eremitage wurden zu dieser Zeit auch schon Theaterstücke aufgeführt; ab 1783 ließ Katharina zu diesem Zweck ein eigenes Gebäude, das Eremitage-Theater, bauen. Fast zeitgleich zu diesen Gebäuden entstanden am Quai des Winterkanals die ''Rafael-Loggien'', die eine genaue Nachbildung des [[Apostolischer Palast|Vatikanpalastes]] in [[Rom]] sind. Im Jahr 1797 umfasste die schnell wachsende Sammlung 3.996 Gemälde.
===Archäologische Sammlungen===


=== Alexander I. bis Nikolaus II.: Weiterer Ausbau und Anfang des Museums ===
In ihrem Archiv beherbergt sie mehr als 2,7 Millionen Ausstellungsstücke. In den 350 Ausstellungsräumen sind davon 65.000 in sechs Sammlungen ausgestellt. Es sind Sammlungen über Prähistorische [[Kultur]], [[Kunst]] und Kultur der [[Antike]], Kunst und Kultur der Völker des Ostens, westeuropäische Kunst und [[Russland|russische]] Kunst zu sehen. Zu den bedeutenderen Teilen der Sammlung gehören zum Beispiel das [[Gold der Skythen]], umfangreiche Sammlungen [[Römisches Reich|römischer]] und [[Etrusker|etruskischer]] Kultur und die größten und besterhaltenen Museumsbestände über die [[Hunnen]]. Ebenso ist eine umfangreiche Sammlung zur Geschichte [[Sibirien]]s vorhanden, wie Tausende schriftliche Dokumente des [[4. Jahrhundert|vierten]] und [[5. Jahrhundert|fünften Jahrhunderts]] aus den chinesischen [[Mogao-Grotten]]. Das älteste bekannte Zeugnis [[Mongolische Schrift|mongolischer Schrift]], der so genannte ''Dschingisstein'' befindet sich ebenso in der Eremitage wie umfangreiche Fundstücke aus der Zeit und Gegend des [[Kiewer Rus]]. Ungefähr ein Drittel aller Ausstellungsstücke sind [[Münze]]n, alleine 120 000 aus der Antike, 220 000 aus Ostasien und 300 000 Münzen der [[Geschichte Russslands|russischen Geschichte]]. Die so bezeichnete Schatzkammer zeigt eine Geschichte des Goldschmied- und Juwelierhandwerks seit dem 3. Jahrtausend v. Chr.
[[Datei:The new Hermitage in St. Petersburg in the 19th century.jpg|mini|Zeichnung der Neuen Eremitage, welche als Erweiterungsbau 1851 vollendet wurde]]
[[Datei:Hau. Interiors of the New Hermitage. The Room of Flemish School.jpg|mini|Sammlung der Flämischen Schule in der Neuen Eremitage, um 1860]]
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die verschiedenen Sammlungen geordnet und durch den Zustrom orientalischer Kunstwerke und archäologischer Fundstücke erweitert. Neu war die Anordnung der Gemälde in nationale Schulen; 1825 kamen erstmals auch Säle mit russischer Kunst des 18. Jahrhunderts dazu.


War die Gemäldesammlung bis zu dieser Zeit nur Mitgliedern des engen höfischen Kreises zugänglich, so markierte der {{JULGREGDATUM|17|2|1852|Link=1}} einen Wendepunkt: Der Zar trennte organisatorisch die Zarenresidenz und die Eremitage-Sammlung. Damit wurde das Museum erstmals, wenn auch unter starken Einschränkungen, öffentlich zugänglich. [[Nikolaus I. (Russland)|Nikolaus I.]] eröffnete die ''Neue Eremitage'', die sich baulich zwar an den alten Gebäudekomplex anschloss, jedoch einen eigenen Eingang erhielt und als öffentliches Museum zugänglich war. Das neue Gebäude war in den Jahren 1839 bis 1851 unter der Leitung der Architekten [[Wassili Petrowitsch Stassow]] und Jefimow nach Plänen von [[Leo von Klenze]] erbaut worden.
===Kultur und Kunst===
Neben der weltbekannten Sammlung westeuropäischer Kunst besitzt die Eremitage auch zahlreiche weitere Ausstellungsstücke. Dazu gehört eine Sammlung russischer [[Ikone]]n seit dem [[12. Jahrhundert]], unter anderem aus [[Kiew]], [[Nowgorod]] und [[Moskau]], Juwelen aus der [[Faberge]]-Werkstatt und eine große Zahl historischer Kostüme. Daneben sammelten vor allem die Zaren angewandte russische Kunst wie Teppiche und Porzellan, vor allem aber die Sammlung an russischen Gewändern des 18. bis 20. Jahrhunderts ist beeindruckend. Unter den Gewändern befinden sich unter anderem über 300 Zarengewänder von Peter dem Großen.


Nikolaus I. kümmerte sich auch weiter um den Aufbau der Sammlung, unter anderem kaufte er von den Erben [[Joséphine de Beauharnais|Joséphines]], der Gattin [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]], deren während der Napoleonischen Kriege entstandene Sammlung.
====Westeuropäische Kunst====
Von Beginn an, jedoch vor allem durch die Sammeltätigkeit im 18. Jahrhundert, lag der Schwerpunkt der Eremitage auf der westeuropäischen Kunst. In ganz Europa entstanden in dieser Zeit umfangreiche Sammlungen von bedeutenden Kunstwerken - der russische Zarenhof genoss in dieser Zeit einen besonderen Ruf als einer der größten Aufkäufer von wertvollen Sammlungen. 1772 ging eine der berühmtesten Kollektionen der Zeit, die des Barons [[Joseph Antoine Croizat]], in russischen Besitz über. Darunter waren [[Tizian]]s ''Danaë'', [[Raffael]]s ''Heilige Familie'', Rubens ''Bildnis einer Kammerfrau'' und viele andere.


=== Seit der Oktoberrevolution ===
Da der größte Teil der russischen Kunst mittlerweile in das Russische Museum ausgelagert wurde, ist auch heute die westeuropäische Kunst und Kultur wieder der bedeutsamste Teil der Sammlung. Während die Malerei der Kern der Sammlung ist, beherbergt die Eremitage auch [[Zeichnung]]en, über 50 000 Druckgraphiken ([[Holzschnitt]]e, [[Lithographie]]n, [[Radierung]]en) verschiedener Genres und Epochen, und umfangeiche Sammlungen angewandter Kunst. Dazu gehören insbesondere Kirchengerät des 11. bis 15. Jahrhunderts, Emailarbeiten und Elfenbeinschnitzerein des 15. bis 18. Jahrhunderts. In der Eremitage stehen umfangreiche Sammlungen an venezianischem, deutschem und spanischem Glas des 15. bis 20. Jahrhunderts, [[Majolika]] und [[Fayence]]en. Ebenfalls gehören 14 000 Stück [[Porzellan]] aus allen großen Manufakturen, darunter besonders [[Meißen]] und [[Sèvres]]. Ebenfalls zur angewandten Kunst zählen große und bedeutende Sammlungen an Teppichen, Gobelins und Möbelkunst. Die Sammlung der [[Plastik]]en ist mit über 2 000 Objekten eine der größten der Welt und sie enthält unter anderem Werke von [[Michelangelo]] und [[Auguste Rodin|Rodin]].
Nach der Oktoberrevolution 1917 wurden zahlreiche Privatsammlungen enteigneter russischer Adliger, so etwa der Familien [[Stroganow]], [[Scheremetew]], [[Jussupow]] und [[Schuwalow]], in die Eremitage überführt.


Das ''Kaiserliche Museum'' wurde kurz darauf in ''Staatliches Museum'' umbenannt und das Gebäude des Winterpalastes als Ausstellungsraum für die Öffentlichkeit geöffnet. Die ersten Jahre nach der [[Oktoberrevolution]] waren kulturell insbesondere im damaligen Petrograd von einer westeuropäischen und an den Idealen der [[Aufklärung]] orientierten Kunst geprägt. Das erste Ministerium für Bildung nach der Oktoberrevolution nannte sich [[Volkskommissariat für Bildungswesen]] – ein Geist, der sich in den ersten Jahren auch in der Eremitage niederschlug. Kurz nach der Revolution wurde der Winterpalast für Lesungen, Vorträge und Filmvorführungen geöffnet. Die erste Ausstellung über das antike [[Ägypten]] wurde 1920 eröffnet, ab 1922 war die Eremitage in Gänze für das Publikum geöffnet, in den ersten fünf Jahren noch ohne [[Eintrittsgeld]]. Bis in die Mitte der 1930er Jahre war im Winterpalast neben dem Eremitage-Museum noch ein ''Museum der Oktoberrevolution'' eingerichtet.
In 120 Räumen befinden sich vor allem Werke italienischer, französischer, niederländischer, und flämischer Maler, ebenso gibt es die Themenbereiche englische und deutsche Kunst. Zu den bekanntesten Stücken gehören (die Einordnung folgt im wesentlichen der der Eremitage selbst):


==== Dezimierung der Sammlungen ====
===Italienische Malerei===
In den 1920er Jahren fanden langwierige Verhandlungen mit dem heutigen Moskauer [[Puschkin-Museum]] über die Abtretung von Museumsbeständen statt. Am 28. Januar 1927 wurde eine Vereinbarung getroffen, 700 Gemälde aus dem [[Depot (Museum)|Depot]] der Eremitage dem Moskauer Museum zu überlassen. Später kamen 70 Spitzenwerke aus den Ausstellungsräumen ebenfalls ins Puschkin-Museum. Hierzu gehörten [[Paolo Veronese|Veroneses]] ''Minerva'' und [[Nicolas Poussin|Poussins]] ''Die Schlacht von Josef gegen die Amoriter''. Weitere Werke mussten an verschiedene Provinzmuseen abgegeben werden.


Zur Umsetzung des ersten [[Fünfjahrplan]]es der UdSSR beschloss das Außenhandelsministerium, über die 1925 gegründete Organisation ''Antiquariat'' Kunstwerke der staatlichen Museen gegen Devisen in den Westen zu verkaufen. Zwischen 1928 und 1933 gelangten über die Kunsthändler [[Franz Catzenstein|Matthiesen]] (Berlin), [[P. & D. Colnaghi & Co.]] (London) und [[M Knoedler & Co]] (New York) 2.880 Gemälde der Eremitage ins Ausland. Hierunter waren 250 Hauptwerke und 50 Gemälde von Weltgeltung. Darüber hinaus hatten verschiedene mit der Sowjetunion geschäftlich verbundene Persönlichkeiten die Möglichkeit, direkt vor Ort aus den Beständen der Eremitage Kunstwerke auszuwählen.
[[Bild:Eremitag raffelgang.JPG|thumb|Raffael-Loggia in der Neuen Eremitage]]


Der armenische Ölmilliardär [[Calouste Gulbenkian]] wählte für seine Sammlung [[Dierick Bouts|Bouts]]’ ''Verkündigung'', [[Peter Paul Rubens|Rubens]]’ ''Porträt der [[Hélène Fourment|Helena Fourment]]'', eine Büste der Diana von [[Jean-Antoine Houdon|Houdon]], [[Rembrandt van Rijn|Rembrandts]] ''Pallas Athene'', ''Porträt des Titus'', ''Porträt eines alten Mannes'', [[Antoine Watteau|Watteaus]] ''Mezzetin'', [[Gerard ter Borch|Terborchs]] ''Musikstunde'' und [[Nicolas Lancret|Lancrets]] ''Badende'' aus und zahlte hierfür 325.000 britische Pfund. Der amerikanische Bankier und Finanzminister [[Andrew W. Mellon]] kaufte für seine Sammlung [[Jan van Eyck]]s ''Verkündigung'', [[Sandro Botticelli|Botticellis]] ''Anbetung der Könige'', [[Perugino]]s ''Kreuzigung'', [[Raffael]]s ''Georg mit dem Drachen'' und die ''Madonna Alba'', [[Tizian]]s ''Venus mit dem Spiegel'', [[Anthonis van Dyck|Van Dycks]] ''Porträt der Isabella Brant'', ''Susanna Fourment und ihre Tochter'' und das ''Porträt des Lord Philip Wharton'', [[Rembrandt van Rijn|Rembrandts]] ''Polnischer Edelmann'', ''Mädchen mit Besen'' und das ''Porträt einer Dame mit Nelke'' sowie [[Frans Hals]]’ ''Porträt eines jungen Mannes'' und bezahlte hierfür 6.654.033 Dollar. Auch der amerikanische Ölhändler [[Armand Hammer]] konnte in kleinerem Umfang von diesem Ausverkauf profitieren. Hammer gründete später ein eigenes Museum in Los Angeles, während die Sammlung Gulbenkian in einem eigenen Museum in Lissabon zu besichtigen ist. Die umfangreiche Sammlung Mellon war 1941 ein wesentlicher Grundstock bei der Gründung der [[National Gallery of Art|National Gallery]] in Washington D.C.
Die italienische Malerei bildet im Bereich der klassischen europäischen Kunst wahrscheinlich den wichtigsten Teil der Sammlung. Berühmt und meist von Besuchern umlagert sind zwei der weltweit bekannten zwölf Originale von [[Leonardo da Vinci]], die ''Madonna mit einer Blume'' (1478) und die ''Madonna Litta'' (1490/91). Einen ebenso hohen Status genießen die ''Madonna Conestabila'' (1502/03) und ''Die Heilige Familie'' (1506) von [[Raffael]] . Zudem befindet sich ein, allerdings wesentlich späterer, Nachbau der vatikanischen Raffael-Loggias im Museum. Das Museum beherbergt weitere Werke von [[Tizian]], vor allem aus seiner späteren Phase, [[Giorgione]]s ''Judith'' sowie Bilder von [[Michelangelo]], [[Paolo Veronese]], [[Caravaggio]], [[Annibale Carracci]], [[Luca Giordano]], [[Salvatore Rosa]], [[Gianmaria Crespi]], [[Giovanni Battista Tiepolo|Tiepolo]], und [[Francesco Guardi]].


Aus dem ehemaligen Besitz der Eremitage gelangten weitere Spitzenwerke in folgende Museen: [[Giovanni Battista Tiepolo|Tiepolos]] ''Fest der Kleopatra'' in die [[National Gallery of Victoria]] nach Melbourne, [[Nicolas Poussin|Poussins]] ''Triumph des Neptun und der Aphrodite'' ins [[Philadelphia Museum of Art]], [[Rembrandt van Rijn|Rembrandts]] ''Petrus verleugnet Christus'' und [[Antonio Moro]]s ''Porträts Sir Thomas Gresham'' und ''Anne Fernley'' ins [[Rijksmuseum Amsterdam|Amsterdamer Rijksmuseum]] sowie [[Jan van Eyck]]s ''Kreuzigung'' und ''Jüngstes Gericht'' ins [[Metropolitan Museum of Art|New Yorker Metropolitan Museum]].
===Spanische Malerei===
Bekannteste Namen der Sammlung spanischer Malerei sind [[El Greco]] (''Die Apostel Petrus und Paulus''),
[[Jose Ribeira]] (''Christus am Kreuz'' - das erste datierte Bild der realistischen Schule der spanischen Malerei), [[Francisco de Goya]] (''Porträt von Antonia Zarate'' (ca. 1811, nur ein Gemälde in der Eremitage) und [[Velazquez]]. Weiterhin hängen dort Werke von [[Bartolomé Esteban Murillo|Murillo]], [[Zurbaran]] und [[Juan Pantoja de la Cruz]].


==== Während der Belagerung von Leningrad ====
===Flämische Malerei===
Die Eremitage war eines der Ziele der [[Belagerung Leningrads]] durch die deutsche Wehrmacht. Die Stadt, an deren Bestehen laut einem Wehrmachtsbefehl ''kein Interesse'' bestünde und die ''mit konstantem Artilleriefeuer und Luftbombardements dem Erdboden gleichgemacht'' werden sollte, litt in den Jahren schwer. Die Gebäude der Eremitage wurden insgesamt von 17 Artilleriegeschossen und zwei Fliegerbomben schwer getroffen. Die Bestände der Sammlung wurden teilweise im Keller des Museums gelagert; mehr als eine Million Stücke wurden nach [[Jekaterinburg]] in Sicherheit gebracht. 12.000 Menschen lebten zu dieser Zeit in der Eremitage, um die Ausstellungsstücke zu retten und die Schäden der Sammlung durch Kälte und Bomben möglichst gering zu halten. Die erste Ausstellung mit in der Eremitage verbliebenen Stücken wurde kurz nach Ende der Belagerung bereits am 7. November 1944 eröffnet; die offizielle Wiedereröffnung des Museums fand mit allen Ausstellungsstücken am 5. November 1945 statt. Die Renovierung des Gebäudes zog sich aber noch über mehrere Jahre hin.
Die Eremitage beherbergt etwa 500 Gemälde von über 140 Künstlern aus der bedeutendsten Phase der flämischen Schule. Insbesondere hat sie eine bedeutende Sammlung der Werke von [[Peter Paul Rubens]] und seiner Schüler [[Anthonis van Dyck]], und [[Frans Snyders]]. Allein von Rubens befinden sich 22 Gemälde (u. a. ''Perseus und Andromeda'' und ''Bacchus'') und 19 Zeichnungen in der Sammlung. Begründet wurde dieser Teil der Sammlung 1769, als der russische Staat von den Erben [[Heinrich von Brühl]]s 600 flämische, holländische und französische Gemälde kaufte. Darunter waren Rembrandts ''Bildnis eines Gelehrten'' und ''Bildnis eines alten Mannes in Rot'' sowie vier Landschaftsgemälde von [[Jacob van Ruisdael]].


==== Nachkriegszeit bis 1990 ====
===Niederländische Malerei===
[[Datei:Venedig des nordens1.JPG|mini|Sanierung – Übergang von alter Eremitage und Eremitage-Theater]]
Neben der Malerei des frühen zwanzigsten Jahrhunderts ist wahrscheinlich die Ausstellung der Bilder [[Rembrandt]]s der bekannteste Teil der Kunstsammlung. Das Museum beherbergt mit über 20 Gemälden die größte Sammlung außerhalb der [[Niederlande]]; bedeutende Gemälde sind beispielsweise ''Flora'' (1634), ''Danae'' (1630er/40er) und ''Die Rückkehr des verlorenen Sohnes'' (1668/69). Daneben sind weitere 1000 Stücke niederländischer Maler ausgestellt. Vertretene Künstler sind [[Lucas van Leyden]], [[Rogier van der Weyden]], [[Jan van Goyen]], [[Jacob van Ruisdael]], [[Jan Steen]], [[Gerald ter Borch]], [[Pieter de Hooch]], [[Adriaen]], [[Isaac van Ostade]], [[Paulus Potter]], [[Willem Claesz Heda]], [[Willem Kalf]] und von [[Frans Hals]].


Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] kamen umfangreiche Bestände deutscher Museen und Sammlungen als [[Beutekunst]] unter anderem in die Eremitage.
===Französische Malerei===
Die Eremitage beherbergt eine große Auswahl klassischer französischer Maler. Dazu gehören [[Nicolas Poussin]], [[Claude Gellee]], Gemälde der Brüder [[Le Nain]], von [[Antoine Watteau]], [[Francois Boucher]], [[Jean Honoré Fragonard]], [[Hubert Robert]], [[Jean-Baptiste Greuze]] und [[Jean-Baptiste-Siméon Chardin|Jean-Baptiste Chardin]]. Besonders bekannt ist sie aber für ihre große Sammlung früher moderner Malerei, die - bis zum historischen Bruch 1917 - einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Malerei erlaubt. Dazu gehören sieben Bilder von [[Claude Monet]], weitere von [[Édouard Manet]], [[Pierre-Auguste Renoir]], [[Alfred Sisley|Sisley]], [[Cezanne]], [[Paul Gauguin]], 37 Bilder von [[Henri Émile Benoît Matisse]] und 31 Bilder von [[Pablo Picasso]].


1948 wurden die Kunstbestände aufgestockt durch einen großen Teil der Sammlung des Museums für neue westliche Kultur in [[Moskau]]. Besonders bedeutend waren davon die Sammlungen der beiden Kunstmäzene des Zarenreichs, [[Sergei Iwanowitsch Schtschukin]] und [[Iwan Abramowitsch Morosow]]. Aus diesen Sammlungen kamen die meisten der sich heute in der Eremitage befindlichen Kunstwerke des 20. Jahrhunderts, unter anderem alle in der Eremitage ausgestellten Bilder von [[Pablo Picasso]]. Öffentlich ausgestellt werden konnten diese Werke, die zum größten Teil nach sowjetischer Diktion des [[Formalismus (Kunstgeschichte)|Formalismus]] schuldig waren, erst nach dem Tod [[Josef Stalin|Stalins]]. Sowjetische Bestände, die im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht entwendet und von der [[Rote Armee|Roten Armee]] wieder sichergestellt wurden, landeten ebenso im Museum wie deutsche [[Beutekunst (Zweiter Weltkrieg)|Beutekunst]]. Seit 1990 wurden Teile davon wieder zurückgegeben, andere Teile befinden sich in einer Sonderausstellung im Museum.
Andere vertretene Maler sind [[Lucas Cranach der Ältere]], [[Johann Friedrich August Tischbein|Johann Friedrich Tischbein]], [[Caspar David Friedrich]], [[Vincent van Gogh]], [[Joshua Reynolds]], [[Thomas Gainsborough]], sowie Bilder von [[Wassily Kandinsky]] und [[Kasimir Malewitsch]]s ''Schwarzes Quadrat''.


Dort findet man auch Teile des königlichen [[Tafelsilber]]s der [[Wettiner]] vom [[Schloss Moritzburg (Sachsen)|Schloss Moritzburg]] bei [[Dresden]]. Das Tafelsilber stammt aus den 40 Kisten, welche die [[Rote Armee]] 1945 im Moritzburger Forst ausgegraben hatte. Den Fundort erfuhr sie durch [[Folter]] des [[Revierförster]]s, der das Versteck kannte. Im Depot der Ermitage soll sich amtlich bestätigt ein [[Taufbecken]] der Wettiner von 1613 von Daniel Kellerthaler befinden. In diesem Taufbecken wurde der [[Kurfürstentum Sachsen|sächsische Kurfürst]] und [[König von Polen]], [[August der Starke]] (1670–1733) getauft.
==Geschichte==
[[Bild:Zarenthron-eremitage.jpg|thumb|300px|Russischer Zarenthron vor dem Familienwappen der Romanows - ausgestellt in der Eremitage]]


Am 15. Juni 1985 verübte ein [[Psychische Störung|psychisch Gestörter]] ein Attentat auf das Gemälde ''Danae'' von [[Rembrandt van Rijn]]: Er begoss es mit [[Schwefelsäure]] und stach zweimal mit einem Messer auf das Bild ein. Die notwendige Restaurierung übernahmen hauseigene Experten. Seit 1997 ist es wieder für die Öffentlichkeit ausgestellt.<ref>''[http://www.hermitagemuseum.org/wps/portal/hermitage/explore/history/historical-article/1950/Danae/?lng=en Hermitage History – 1997. The Return of Rembrandt’s Danae to Public Viewing after the Restoration Work.]'' In: ''The State Hermitage Museum'', (englisch), aufgerufen am 27.&nbsp;Dezember 2018.</ref>
===Katharina II.: Gründung und erster Ausbau===


==== Nach der Auflösung der Sowjetunion ====
Die Eremitage sowohl als Gebäudekomplex als auch als eigenständige Kunstsammlung wurde von der russischen Zarin [[Katharina II. (Russland)|Katharina der Großen]] begründet. Sie kaufte [[1764]] 225 Gemälde von dem Berliner Kunsthändler J. A. Gotskowski; dieser hatte sie ursprünglich für den preußischen König [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II.]] erworben, der jedoch aufgrund der leeren Staatskassen nach dem [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] verzichten musste.
[[Datei:Eremitage schlange.JPG|mini|hochkant=1|Besucherschlange vor dem Museum an einem normalen Dienstag (August 2004)]]


Die Eremitage galt als eines der Aushängeschilder der [[Sowjetunion]], war allerdings im Westen kaum bekannt. Die Verwaltung und alle Entscheidungen oblagen faktisch dem [[Politbüro]] der [[Kommunistische Partei der Sowjetunion|KPdSU]]. Seit 1996 befindet sich die Eremitage offiziell direkt unter der Patronage des russischen Präsidenten. Seit 1990 besitzt das Museum eine größere Autonomie, leidet aber unter Finanzierungsmängeln. Beispielsweise beantragte das Museum 1996 beim russischen Staat 60 Millionen US-Dollar, der Staat versprach 40 Millionen zu finanzieren und zahlte letztlich 18 Millionen. Die Zahlen für 1997 (90 Mio. / 30 Mio. / 12 Mio.) und 1998 (7,4 Mio. / 5,4 Mio. / 2,7 Mio.) waren noch niedriger. Zusammen mit dem [[Bolschoi-Theater]] und der [[Russische Staatsbibliothek|Lenin-Bibliothek]] bezeichnet die [[UNESCO]] die Eremitage als ihr wichtigstes Projekt in Russland. Betrug das Budget des Museums Anfang der neunziger Jahre gerade einmal 1 % von dem des [[Metropolitan Museum]]s, ist die Zahl mittlerweile auf 10 % gestiegen. Ungefähr 60 % der Kosten werden vom russischen Staat bezahlt. Viele der 2.500 Angestellten müssen abends und nachts in weiteren Jobs arbeiten, da die Entlohnung des Museums nicht ausreicht.
Die Bilder wurden im Winterpalast aufgehängt. Katharina erwarb weiterhin bedeutende Gemälde, teilweise ganze Sammlungen, sowohl um ihren Anspruch als Sammlerin zu befriedigen, teilweise auch um die Aufgeklärtheit und den hohen kulturellen Stand Russlands und Sankt Petersburgs gegenüber dem westlichen Europa hervorzuheben. Als ihre Berater beim Erwerb von Kunstwerken fungierten unter anderen die Enzyklopädisten [[Melchior Grimm]], [[Denis Diderot]] und russische Diplomaten wie [[Dmitri Alexandrowitsch Golizyn|Dmitri Golizyn]] und [[Alexander Sergejewitsch Stroganow|Alexander Stroganow]]. 1775 ließ Katharina im Stil der damaligen Mode von dem Architekten J. B. Vallin eine kleine ''Eremitage'' (''Einsiedelei'') neben neben den eigentlichen Palast bauen, um sich hier privat oder in kleinen Gruppen zurückzuziehen - die spätere ''Kleine Eremitage''. Bald musste ein zweites größeres Gebäude hinzugebaut werden, um die Sammlung zu beherbergen; die heutige ''Alte Eremitage'' wurde 1784 vom Architekten J. M. Velten entworfen. In der Kleinen Eremitage wurden zu dieser Zeit auch schon Theaterstücke aufgeführt; ab [[1783]] ließ Katharina zu diesem Zweck ein eigenes Gebäude, das Eremitage-Theater, bauen. Fast zeitgleich zu diesen Gebäuden entstanden am Quai des Winterkanals die ''Rafael-Loggien'', die eine genaue Nachbildung des [[Vatikan]]palastes in [[Rom]] sind. Im Jahr 1797 umfasste die schnell wachsende Sammlung 3996 Gemälde.


Seit der Öffnung des Landes ist die Eremitage von den vielen Touristenzielen der Stadt wahrscheinlich das bedeutendste. Es gab eine langfristige Zusammenarbeit mit der [[Solomon R. Guggenheim Foundation]]. Hierzu gehörte ein in Verbindung mit dem [[Solomon R. Guggenheim Museum]] betriebenes ''Guggenheim Hermitage Museum'' in [[Las Vegas]], das von 2001 bis 2008 Ausstellungen zeigte.<ref>[https://kunstaspekte.art/venue/guggenheim-las-vegas Informationen zur Filiale in Las Vegas auf kunstaspekte.art]</ref> Ein ähnliches Projekt in [[London]] waren die ''Hermitage Rooms'' im [[Courtauld Institute of Art]], die von 2000 bis 2007 bestanden.<ref>[https://www.nytimes.com/2007/10/20/arts/design/20arts-HERMITAGETOS_BRF.html Artikel in der New York Times vom 20. Oktober 2007]</ref> Die Niederlande haben das Museum ebenfalls seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion finanziell und technisch unterstützt. Am 24. Februar 2004 eröffnete mit der ''[[Hermitage Amsterdam]]'' ein Ableger in [[Amsterdam]]. Diese Zusammenarbeit endete 2022 im Zusammenhang mit dem [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|russischen Überfall auf die Ukraine]].<ref>[https://www.tagesspiegel.de/kultur/hermitage-amsterdam-bricht-mit-sankt-petersburg-5136880.html Rolf Brockschmidt: ''Wegen russischer Invasion der Ukraine: Hermitage Amsterdam bricht mit Sankt Petersburg'', Artikel im Tagesspiegel vom 4. März 2022]</ref> Das Museum arbeitet derzeit an einer Digitalisierung der Bestände. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen sind selbst die vom Museum gemachten Aufnahmen für private, nichtkommerzielle und bildende Zwecke frei verwendbar.
===Alexander I. bis Nikolaus II.: Weiterer Ausbau und Anfang des Museums===
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die verschiedenen Sammlungen geordnet und durch den Zustrom orientalischer Kunstwerke und archäologischer Fundstücke erweitert. Neu war die Anordnung der Gemälde in nationale Schulen; 1825 kamen erstmals auch Säle mit russischer Kunst des 18. Jahrhunderts dazu.


== Sammlungen ==
War die Gemäldesammlung bis zu dieser Zeit nur Mitgliedern des engen höfischen Kreises zugänglich, so markierte der [[5. Februar]] [[1852]] einen Wendepunkt: Der Zar trennte organisatorisch die Zarenresidenz und die Eremitage-Sammlung. Damit wurde das Museum erstmals, wenn auch unter starken Einschränkungen, öffentlich zugänglich. [[Alexander I. (Russland)|Alexander I.]] eröffnete die ''Neue Eremitage'', die sich baulich zwar an den alten Gebäudekomplex anschloss, jedoch einen eigenen Eingang erhielt und als öffentliches Museum zugänglich war. Das neue Gebäude war in den Jahren 1839 bis 1851 unter der Leitung der Architekten Stassow und Jefimow erbaut worden.
[[Datei:8600 - St Petersburg - Hermitage - Egyptian antiquities.jpg|mini|Ägyptische Sammlung]]
[[Datei:Placa en forma de cérvol tombat, trobada al túmul de Kostromskoy a Kuban, segle VII aC.JPG|mini|Exponat aus dem Gold der Skythen]]
Von den ungefähr 250 Museen der Stadt ist die Eremitage mit 2,4 Millionen Besuchern (2009)<ref>{{Webarchiv |url=http://www.theartnewspaper.com/attfig/attfig09.pdf |text=''Zahlenangaben.'' |wayback=20120510081926}} In: ''theartnewspaper.com'' (engl., PDF; 7&nbsp;S., 873&nbsp;kB).</ref> das bestbesuchte und international bedeutendste. 2016 hatte das Museum 4.119.103 Besucher.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.museus.gov.br/wp-content/uploads/2017/04/20170406-CPAI-Ranking2016Pub-Comp-.pdf |titel=Visitor Figures 2016 |hrsg=Art Newspaper |abruf=2018-06-11 |format=PDF}}</ref> Sie ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Sie beherbergt eine große Sammlung der europäischen [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]] bis 1917 (das Jahr der [[Oktoberrevolution]]). Deren besonders enge Reihung bezeichnet man als [[Petersburger Hängung]].


In ihrem Archiv beherbergt die Eremitage mehr als 2,7 Millionen Ausstellungsstücke. In den 350 Ausstellungsräumen sind davon 65.000 in sechs Sammlungen ausgestellt. Es sind Sammlungen über prähistorische Kultur, Kunst und Kultur der [[Antike]], Kunst und Kultur der Völker des Ostens, westeuropäische Kunst und russische Kunst zu sehen.
Alexander I. kümmerte sich auch weiter um den Aufbau der Sammlung, unter anderem kaufte er von den Erben [[Joséphine de Beauharnais]], der Gattin Napoleons, deren während der Napoleonischen Kriege entstandene Sammlung. Nach der Oktoberrevolution wurden zahlreiche Privatsammlungen enteigneter russischer Adliger, so etwa der Familien Stroganow, Scheremetjew, Jussupow und Schuwalow, in die Eremitage überführt. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] dienten Teile des Winterpalastes als Hospital; die [[Oktoberrevolution]] erlebte hier einen entscheidenden Moment, als die Kerenski-Regierung im Winterpalast von den [[Bolschewiki]] inhaftiert wurde.


=== Archäologische Sammlungen ===
===Seit der Oktoberrevolution===
Zu den bedeutenderen Teilen der Sammlung gehören zum Beispiel das [[Gold der Skythen]], umfangreiche Sammlungen [[Römisches Reich|römischer]] und [[Etrusker|etruskischer]] Kultur und die größten und besterhaltenen Museumsbestände über die [[Hunnen]]. Die so bezeichnete Schatzkammer zeigt eine Geschichte des Goldschmied- und Juwelierhandwerks seit dem 3. Jahrtausend v. Chr.


Weiterhin ist eine umfangreiche Sammlung zur Geschichte [[Sibirien]]s vorhanden, wie Tausende schriftliche Dokumente des [[4. Jahrhundert|vierten]] und [[5. Jahrhundert|fünften Jahrhunderts]] aus den chinesischen [[Mogao-Grotten]]. Das älteste bekannte Zeugnis [[Mongolische Schrift|mongolischer Schrift]], der sogenannte ''Dschingisstein'', befindet sich ebenso in der Eremitage wie umfangreiche Fundstücke aus der Zeit und Gegend des [[Kiewer Rus]].
Das ''Kaiserliche Museum'' wurde kurz darauf in ''Staatliches Museum'' umgetauft und das Gebäude des Winterpalastes als Ausstellungsraum für die Öffentlichkeit geöffnet. Die ersten Jahre nach der Oktoberrevolution waren kulturell insbesondere im damaligen Petrograd von einer westeuropäischen und an den Idealen der Aufklärung geprägten Kunst geprägt. Das erste Ministerium für Bildung nach der Oktoberrevolution nannte sich "Ministerium für [[Aufklärung]]" - ein Geist der sich in den ersten Jahren auch in der Eremitage niederschlug. Kurz nach der Revolution wurde der Winterpalast für Lesungen, Vorträge und Filmvorführungen geöffnet. Die erste Ausstellung über das antike [[Ägypten]] wurde 1920 eröffnet, ab 1922 war die Eremitage in Gänze für das Publikum geöffnet, in den ersten fünf Jahren noch ohne [[Eintrittsgeld]]. Bis in die Mitte der 1930er Jahre war im Winterpalast neben dem Eremitage-Museum noch ein ''Museum der Oktoberrevolution'' eingerichtet.


Ungefähr ein Drittel aller Ausstellungsstücke sind [[Münze]]n, allein 120.000 aus der Antike, 220.000 aus Ostasien und 300.000 Münzen der [[Geschichte Russlands|russischen Geschichte]].
====Während der Belagerung von Leningrad====


Von 1960 bis 1997 leitete für mehr als 35 Jahre [[Galina Iwanowna Smirnowa|Galina Smirnowa]] die prähistorische Abteilung des Museums und einige der bedeutendsten Ausgrabungen des Museums in der Ukraine und Moldawien.
Die Eremitage war eines der Ziele der Belagerung Leningrads durch die Wehrmacht. Die Stadt, an deren Bestehen laut einem Wehrmachtsbefehl ''kein Interesse'' bestünde und die ''mit konstantem Artilleriefeuer und Luftbombardements dem Erdboden gleichgemacht'' werden sollte, litt in den Jahren schwer. Die Gebäude der Eremitage wurden insgesamt von 17 Artilleriegeschossen und zwei Fliegerbomben schwer getroffen. Die Bestände der Sammlung wurden teilweise im Keller des Museums gelagert; über eine Million Stücke wurden nach [[Jekaterinburg]] in Sicherheit gebracht. 12 000 Menschen lebten zu dieser Zeit in der Eremitage, um die Ausstellungsstücke zu retten und die Schäden der Sammlung durch Kälte und Bomben möglichst gering zu halten. Die erste Ausstellung mit in der Eremitage verbliebenen Stücken wurde kurz nach Ende der Belagerung bereits am 7. November 1944 eröffnet; die offizielle Wiedereröffnung des Museums fand mit allen Ausstellungsstücken am 5. November 1945 statt. Die Renovierung des Gebäudes zog sich aber noch über mehrere Jahre hin.


=== Russische Kunst ===
====Nachkriegszeit bis 1990====
Zu den Sammlungen [[Russland|russischer]] Kunst gehören [[Ikone]]n seit dem [[12. Jahrhundert]], unter anderem aus [[Kiew]], [[Nowgorod]] und [[Moskau]], Juwelen aus der [[Peter Carl Fabergé|Fabergé]]-Werkstatt und eine große Zahl historischer Kostüme. Daneben sammelten vor allem die Kaiser angewandte russische Kunst wie Teppiche und Porzellan. Die Sammlung an russischen Gewändern des 18. bis 20. Jahrhunderts ist beeindruckend. Unter den Gewändern befinden sich unter anderem mehr als 300 Zarengewänder von Peter dem Großen.
[[Bild:Venedig_des_nordens1.JPG|thumb|Sanierung - Übergang von alter Eremitage und Eremitage-Theater]]


Da der größte Teil der russischen Kunst mittlerweile in das [[Russisches Museum|Russische Museum]] ausgelagert wurde, ist die mittel- und westeuropäische Kunst und Kultur der bedeutsamste Teil der Sammlung.
1948 wurden die Kunstbestände aufgestockt durch einen großen Teil der Sammlung des Museums für neue westliche Kultur in [[Moskau]]. Besonders bedeutend waren davon die Sammlungen der beiden Kunstmäzene des Zarenreichs, [[Sergei Iwanowitsch Schtschukin]] und [[Iwan Abramowitsch Morosow]]. Aus diesen Sammlungen kamen die meisten der sich heute in der Eremitage befindlichen Kunstwerke des 20. Jahrhunderts, unter anderem alle in der Eremitage ausgestellten Bilder von [[Pablo Picasso]]. Öffentlich ausgestellt werden konnten diese Werke, die zum größten Teil nach sowjetischer Diktion des [[Formalismus]] schuldig waren, erst nach dem Tod [[Stalin]]s. Ebenso landeten sowjetische Bestände, die im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] von der [[Wehrmacht]] entwendet und von der [[Rote Armee|Roten Armee]] wieder sichergestellt wurden, ebenso im Museum wie deutsche [[Beutekunst]]. Seit 1990 wurden Teile davon wieder zurückgegeben, andere Teile befinden sich in einer Sonderausstellung im Museum.
[[Bild:Eremitage_schlange.JPG|thumb|Besucherschlange vor dem Museum an einem normalen Dienstag im August (2004)]]


=== Mittel- und westeuropäische Kunst ===
====Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion====
Von Beginn an, jedoch vor allem durch die Sammeltätigkeit im 18. Jahrhundert, lag der Schwerpunkt der Eremitage auf der mittel- und westeuropäischen Kunst. In ganz Europa entstanden in dieser Zeit umfangreiche Sammlungen von bedeutenden Kunstwerken – der russische Kaiserhof genoss in dieser Zeit einen besonderen Ruf als einer der größten Aufkäufer von wertvollen Sammlungen. 1772 ging eine der berühmtesten Kollektionen der Zeit, die [[Pierre Crozat#Die Sammlung Crozat|Sammlung Crozat]], in russischen Besitz über. Darunter waren [[Tizian]]s ''Danaë'', [[Raffael]]s ''Heilige Familie'', Rubens ''Bildnis einer Kammerfrau'' und viele andere.


In 120 Räumen befinden sich vor allem Werke italienischer, französischer, niederländischer und flämischer Maler, darüber hinaus gibt es die Themenbereiche englische und deutsche Kunst.
Die Eremitage galt als eines der Aushängeschilder der [[Sowjetunion]], war allerdings im Westen kaum bekannt. Die Verwaltung und alle Entscheidungen oblagen faktisch dem [[Politbüro]] der [[KPdSU]]. Seit 1996 befindet sich die Eremitage offiziell direkt unter der Patronage des russischen Präsidenten. Seit 1990 besitzt das Museum eine größere Autonomie, leidet aber unter Finanzierungsmängeln. Beispielsweise beantragte das Museum 1996 beim russischen Staat 60 Millionen US-Dollar, der Staat versprach 40 Millionen zu finanzieren und zahlte letztlich 18 Millionen. Die Zahlen für 1997 (90 Mio. / 30 Mio. / 12 Mio.) und 1998 (7,4 Mio / 5,4 Mio / 2,7 Mio) waren noch niedriger. Zusammen mit dem [[Bolshoi-Theater]] und der [[Lenin-Bibliothek]] bezeichnet die [[UNESCO]] die Eremitage als ihr wichtigstes Projekt in Russland. Betrug das Budget des Museums Anfang der neunziger Jahre gerade einmal 1 % von dem des [[Metropolitan Museum]]s, ist die Zahl mittlerweile auf 10 % gestiegen. Ungefähr 60 % der Kosten werden vom russischen Staat bezahlt. Viele der 2500 Angestellten müssen abends und nachts in weiteren Jobs arbeiten, da die Entlohnung des Museums nicht ausreicht.


==== Italienische Malerei ====
Seit der Öffnung des Landes ist die Eremitage von den vielen Touristenzielen der Stadt wahrscheinlich das bedeutendste. Es besteht eine langfristige Zusammenarbeit mit dem [[Guggenheim-Museum]]. Die [[Niederlande]] haben das Museum ebenfalls seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion finanziell und technisch unterstützt. Am [[24. Februar]] [[2004]] eröffnete ein Ableger in [[Amsterdam]], die ''Eremitage Amsterdam''. Ein ähnliches Projekt in [[London]] ist in Planung. Das Museum arbeitet derzeit an einer Digitalisierung der Bestände. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen sind selbst die vom Museum gemachten Aufnahmen für private, nichtkommerzielle und bildende Zwecke frei verwendbar.
[[Datei:Eremitag raffelgang.JPG|mini|Raffael-Loggia in der Neuen Eremitage]]


Die italienische Malerei bildet im Bereich der klassischen europäischen Kunst wahrscheinlich den wichtigsten Teil der Sammlung. Berühmt und meist von Besuchern umlagert sind zwei der weltweit bekannten zwölf Originale von [[Leonardo da Vinci]], die ''[[Madonna Benois|Madonna mit einer Blume]]'' (1478) und die ''[[Madonna Litta]]'' (1490/91). Einen ebenso hohen Status genießen die ''Madonna Conestabila'' (1502/03) und ''Die Heilige Familie'' (1506) von [[Raffael]]. Zudem befindet sich ein, allerdings wesentlich späterer, Nachbau der vatikanischen Raffael-Loggia im Museum. Das Museum beherbergt weitere Werke von [[Giambattista Pittoni]], [[Tizian]], vor allem aus seiner späteren Phase, [[Giorgione]]s ''Judith'' sowie Bilder von [[Michelangelo]], [[Paolo Veronese]], [[Michelangelo Merisi da Caravaggio|Caravaggio]], [[Annibale Carracci]], [[Luca Giordano]], [[Salvator Rosa]], [[Giuseppe Maria Crespi]], [[Giovanni Battista Tiepolo|Tiepolo]], [[Stefano Torelli]], [[Vincenzo Petrocelli]] und [[Francesco Guardi]].
==Eremitage im Film==
Für große internationale Resonanz sorgte der Petersburger Film [[Russian Ark]] (2002). Der in der Eremitage in einer [[Einstellung_(Film)|Einstellung]] gedrehte Film gibt interessante Einblicke in das Museum selbst und in 300 Jahre [[Geschichte Russlands|russische Geschichte]].


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==Literatur==
Leonardo da Vinci 026.jpg|[[Madonna Benois]] von [[Leonardo da Vinci]] (um 1478)
===Geschichte===
Domenico Tintoretto - Portrait of a Man - WGA19637.jpg|Porträt des Malers [[Francesco Bassano]] von [[Domenico Tintoretto]] (1586)
*Norman, Geraldine. 1997. ''The Hermitage''. Jonathan Cape ISBN 0224043129 - Geschichte des Museums von Peter dem Großen bis
Caravaggio, Michelangelo Merisi da - The Lute-Player.jpg|''[[Der Lautenspieler (Caravaggio)|Der Lautenspieler]]'' von [[Caravaggio]] (um 1595)
*Varshavsky, Sergei und Boris Rest. 1986. ''The ordeal of the Hermitage : the siege of Leningrad, 1941-1944''; Leningrad, Aurora Art Publishers.
Vincenzo Petrocelli, Hermitage Museum, Portrait of Young Duke N.B. Yusupov.jpg|''Porträt des jungen Fürsten [[Nikolai Borissowitsch Jussupow]]'' von Vincenzo Petrocelli (1851)
===Sammlungen===
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*Kostenevich, Albert. 1998. ''Hidden Treasures Revealed: Impressionist Masterpieces and Other Important French Paintings Preserved by the State Hermitage Museum, St. Petersburg'' - Abradale/Adams. ISBN 0810981602 - Die Kunstwerke, die aus Deutschland nach Petersburg kamen und erstmal 1995 öffentlich ausgestellt wurden.
*Piotrovsky, B. B. (Hrsg.) 1983-: ''The Hermitage catalogue of Western European painting'' - Leningrad/St. Petersburg, Gosudarstvennyj ·Ermitaz. Offizieller Katalog in 15 Bänden.
*Suslow, Witali (Hrsg.) 1988.: ''Die Ermitage: Westeuropäische und russische Kunst''. Leipzig, E. A. Seeman.
*Suslow, Witali (Hrsg.) 1990.: ''Die Ermitage: frühgeschichtliche Kunst, antike Kunst, Kunst des Orients, Numismatik. Leipzig, E. A. Seeman. ISBN 3363004125


==== Spanische Malerei ====
Sowie seit den 1990ern zahlreiche Ausstellungsbände, wenn Teile der Sammlung international ausgestellt wurden.
Bekannteste Namen der Sammlung spanischer Malerei sind [[El Greco]] ''(Die Apostel Petrus und Paulus)'',
[[Jusepe de Ribera]] (''Christus am Kreuz'' – das erste datierte Bild der realistischen Schule der spanischen Malerei), [[Francisco de Goya]] (''Porträt von Antonia Zárate'', etwa 1811, nur ein Gemälde in der Eremitage) und [[Diego Rodríguez de Silva y Velázquez|Velázquez]]. Weiterhin hängen dort Werke von [[Bartolomé Esteban Murillo|Murillo]], [[Francisco de Zurbarán|Zurbarán]] und [[Juan Pantoja de la Cruz]].


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==Weblinks==
El Greco - Apostles Peter and Paul - WGA10496.jpg|Die Apostel Petrus und Paulus von [[El Greco]] (1587/1592)
*[http://www.hermitagemuseum.org Offizielle Homepage der Eremitage St. Petersburg] (englisch oder russisch)
Hombre de perfil, by Diego Velázquez.jpg|Kopf eines Mannes von [[Diego Velázquez|Velázquez]] (1616)
*[http://www.hermitage.nl/ Die Eremitage Amsterdam] (englisch oder niederländisch)
Bartolomé Esteban Perez Murillo - Boy with a Dog - WGA16362.jpg|''Knabe und Hund'' von [[Bartolomé Esteban Murillo|Murillo]] (1655–1660)
*[http://www.unesco.org/opi2/hermitage/ Die UNESCO und die Eremitage] (englisch)
Francisco-Goya - Portrait-of-the-Actress-Antonia-Zarate.jpg|Porträt der Schauspielerin Antonia Zárate von [[Francisco Goya|Goya]] (1810/1811)
*[http://www.jellesen.dk/webcrea/places/petersburg/hermins.htm Umfangreiche Fotos vom Innenraum] (wenig Text, englisch)
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==== Flämische Malerei ====
[[Kategorie:Museum]]
Die Eremitage beherbergt etwa 500 Gemälde von mehr als 140 Künstlern aus der bedeutendsten Phase der flämischen Schule. Insbesondere hat sie eine bedeutende Sammlung der Werke von [[Jacob Jordaens]] sowie von [[Peter Paul Rubens]] und seiner Schüler [[Anthonis van Dyck]] und [[Frans Snyders]]. Allein von Rubens befinden sich 22 Gemälde (unter anderem ''Perseus und Andromeda'' und ''Bacchus'') und 19 Zeichnungen in der Sammlung. Begründet wurde dieser Teil der Sammlung 1769, als der russische Staat von den Erben [[Heinrich von Brühl]]s 600 flämische, holländische und französische Gemälde kaufte. Darunter waren Rembrandts ''Bildnis eines Gelehrten'' und ''Bildnis eines alten Mannes in Rot'' sowie vier Landschaftsgemälde von [[Jacob Izaaksoon van Ruisdael]].
[[Kategorie:Schloss]]
[[Kategorie:Weltkulturerbe]]


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{{Exzellent}}
Jan Brueghel (I) - Rest on the Flight to Egypt, detail - WGA3585.jpg|Rast auf der Flucht nach Ägypten (Ausschnitt) von [[Jan Brueghel der Ältere|Jan Brueghel dem Älteren]] (1607)
Rubens Peter Paul - Landscape with a Rainbow.jpg|Landschaft mit Regenbogen von [[Peter Paul Rubens]] (1630–1635)
Frans Snyders - Fruit Stall - WGA21518.jpg|Obststand von [[Frans Snyders]] (1618–1621)
Dyck, Anthony van - Family Portrait.jpg|Familienporträt, [[Anthonis van Dyck]], 1621 (im Van-Dyck-Saal)
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==== Niederländische Malerei ====
[[en:Hermitage Museum]]
Neben der Malerei des frühen 20. Jahrhunderts ist wahrscheinlich die Ausstellung der Bilder [[Rembrandt van Rijn|Rembrandts]] der bekannteste Teil der Kunstsammlung. Das Museum beherbergt mit mehr als 20 Gemälden die größte Sammlung außerhalb der [[Niederlande]]; bedeutende Gemälde sind beispielsweise ''[[Saskia als Flora]]'' (1634), ''Danae'' (1636) und ''Die Rückkehr des verlorenen Sohnes'' (1668/69). Daneben sind weitere 1000 Stücke niederländischer Maler ausgestellt. Vertretene Künstler sind [[Lucas van Leyden]], [[Rogier van der Weyden]], [[Jacob van Utrecht]], [[Jan van Goyen]], [[Jacob van Ruisdael]], [[Jan Steen]], [[Gerard ter Borch]], [[Pieter de Hooch]], [[Adriaen van Ostade]], [[Isaac van Ostade]], [[Paulus Potter]], [[Willem Claesz Heda]], [[Willem Kalf]] und von [[Frans Hals]].
[[eo:Ermitejo]]

[[it:Museo dell'Ermitage di San Pietroburgo]]
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[[ja:エルミタージュ美術館]]
Rogier van der Weyden - St Luke Drawing a Portrait of the Madonna - WGA25583.jpg|Der hl. Lukas zeichnet die Madonna, [[Rogier van der Weyden]] (Kopie, Original um 1440)
[[nl:Hermitage]]
Rembrandt Harmensz. van Rijn 026.jpg|''Danae'' von [[Rembrandt]] (1636)
[[ru:Государственный Эрмитаж]]
Adriaen van Ostade - Village Musicians - WGA16724.jpg|Dorfmusiker von [[Adriaen van Ostade]] (1645)
[[sv:Eremitaget]]
Vincent Willem van Gogh 044.jpg|Fliederstrauch von [[Vincent van Gogh]] (1889)
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==== Französische Malerei ====
Die Eremitage beherbergt eine große Auswahl klassischer französischer Maler. Dazu gehören [[Nicolas Poussin]], [[Claude Lorrain|Claude Gellée]], Gemälde der [[Brüder Le Nain]], von [[Antoine Watteau]], [[François Boucher]], [[Jean-Honoré Fragonard]], [[Hubert Robert]], [[Jean Baptiste Greuze]] und [[Jean Siméon Chardin]].

Die besonders bekannte Sammlung früher moderner Malerei, die – bis zum historischen Bruch 1917 – einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Malerei erlaubt befindet sich seit 2014 im gegenüberliegenden Generalstabsgebäude.<ref>''[https://hermitagemuseum.org/wps/portal/hermitage/what-s-on/news/news-item/news/2014/11_2_899/?lng=en Opening of permanent exhibitions at General Staff Building.]'' In: ''hermitagemuseum.org'', 19. März 2016, (englisch).</ref> Dazu gehören sieben Bilder von [[Claude Monet]], weitere von [[Édouard Manet]], [[Pierre-Auguste Renoir]], [[Alfred Sisley]], [[Paul Cézanne]], [[Paul Gauguin]], 37 Bilder von [[Henri Matisse]] und 31 Bilder von [[Pablo Picasso]].

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Joseph Parrocel - Battle by the Windmill - WGA17057.jpg|Schlacht bei der Windmühle von [[Joseph Parrocel]] (2.&nbsp;Hälfte des 17.&nbsp;Jahrhunderts)
'Girl with a Tray' by Philip Mercier, c. 1750, Hermitage.JPG|Mädchen mit Tablett von Philip Mercier (1750)
Claude Monet 022.jpg|Frau im Garten (''Dame au jardin à Saint-Adresse'') von [[Claude Monet]] (1867)
'Flowers in a Blue Vase' by Paul Cézanne, c. 1877, Hermitage.jpg|Blumenstrauß in blauer Vase von [[Paul Cézanne]] (um 1877)
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==== Deutsche Romantik ====
Die Eremitage beherbergt in einem großen Raum Gemälde der [[Deutsche Romantik|Deutschen Romantik]], insbesondere mehrere Gemälde von [[Caspar David Friedrich]] sind hier zu sehen.
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Caspar David Friedrich 034.jpg|Nacht im Hafen (Schwestern), 1818
Caspar David Friedrich 004.jpg|[[Auf dem Segler]] (1818/1819)
Caspar David Friedrich - Mondaufgang über dem Meer.jpg|Mondaufgang am Meer (1822)
Caspar David Friedrich 016.jpg|Erinnerungen am Riesengebirge
Caspar David Friedrich 011.jpg|Der Träumer (Klosterruine [[Oybin (Berg)|Oybin]])
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==== Weitere Maler ====
Andere vertretene Maler sind u. a. [[Lucas Cranach der Ältere]], [[Johann Friedrich August Tischbein|Johann Friedrich Tischbein]], [[Joshua Reynolds]], [[Thomas Gainsborough]], [[William Allan]]. Von [[Kasimir Malewitsch]] ist ''[[Das Schwarze Quadrat]]'' zu sehen.

[[Datei:Majolica Room 3.JPG|mini|Der [[Majolika]]-Raum in der Neuen Eremitage von [[Leo von Klenze]]]]

==== Weitere bildende Künste ====
Während die Malerei der Kern der Sammlung ist, beherbergt die Eremitage auch [[Zeichnung (Kunst)|Zeichnungen]], mehr als 50.000 Druckgraphiken ([[Holzschnitt]]e, [[Lithographie]]n, [[Radierung]]en) verschiedener Genres und Epochen sowie umfangreiche Sammlungen angewandter Kunst. Dazu gehören insbesondere Kirchengerät des 11. bis 15.&nbsp;Jahrhunderts, Emailarbeiten und [[Elfenbeinschnitzerei]]en des 15. bis 18.&nbsp;Jahrhunderts.

In der Eremitage stehen umfangreiche Sammlungen an venezianischem, deutschem und spanischem Glas des 15. bis 20.&nbsp;Jahrhunderts, [[Majolika]] und [[Fayence]]n. Weiterhin gehören 14.000 Stück [[Porzellan]] aus allen großen Manufakturen, darunter besonders [[Meißener Porzellan|Meißen]] und [[Sèvres]], zur Sammlung. Ebenfalls zur angewandten Kunst zählen große und bedeutende Sammlungen an Teppichen, Gobelins und Möbelkunst.

Die Sammlung der [[Plastik (Kunst)|Plastiken]] ist mit mehr als 2.000 Objekten eine der größten der Welt. Sie enthält unter anderem Werke von [[Michelangelo]] und [[Auguste Rodin|Rodin]].
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<gallery style="text-align:center" widths="200" heights="180">
Aphrodite-Hermitage.jpg|Venus von Tauris
Michelangelo, ragazzo accovacciato, dalla sagrestia nuova (forse) 08.JPG|Statue eines kauernden Knaben von [[Michelangelo]]
Pietro Tenerani (1789-1869) Flora 1840.jpg|''Flora'' von [[Pietro Tenerani]]
Canova-Three Graces 0 degree view.jpg|''Die drei Grazien'' von [[Antonio Canova]]
Bartolini-Fiducia in Dio 45degrees.jpg|''La Fiducia in Dio'' (Das Gottvertrauen) von [[Lorenzo Bartolini]]
</gallery>

== Medien ==
[[Datei:Hermitage cat.jpeg|mini|Eine Katze der Eremitage]]
Für eine große internationale Resonanz sorgte der deutsch-russische Spielfilm ''[[Russian Ark]]'' (2002). Der [[Historienfilm]] spielt im Winterpalast mit mehr als 2000 Schauspielern und Komparsen und wurde in nur einer einzigen [[Einstellung (Film)|Einstellung]] gedreht, die länger als 90 Minuten andauert. Dabei werden dreihundert Jahre [[Geschichte Russlands|russische Geschichte]] nacherzählt, die sich vor dem Hintergrund des ehemaligen Palastes abspielt.

Weniger die Schauräume, sondern die Keller und andere dem Publikum nicht zugänglichen Räume der Eremitage stehen im Mittelpunkt der Dokumentation „Eremitage – Palast der Katzen“. Die Fernseh-Reportage von [[Jan Hinrik Drevs]] stellt die in der Eremitage lebenden Katzen und das sie versorgende Wachpersonal vor. Katzen gibt es hier seit 1745 per Dekret von Zarin [[Elisabeth Petrowna]], um das Inventar vor Nagetieren zu schützen.<ref>Jan Hinrik Drevs: ''[http://www.geo.de/GEO/geo-tv/eremitage-palast-der-katzen-4654.html Eremitage – Palast der Katzen.]'' In: ''[[Geo (Zeitschrift)|GEO]]'', 2005.</ref>

Im Computerspiel [[Memento Mori (Computerspiel)|Memento Mori]] ist ein Diebstahl eines Gemäldes aus der Eremitage das Grundmotiv der Spielgeschichte.

[[Datei:eremitage.gif|mini|hochkant|Die ''Venus von Tauris'' auf einer 3-Rubel-Gedenkmünze]]

== Direktoren ==
* [[Florian Antonowitsch Schill|Florian Schill]] und [[Fjodor Antonowitsch Bruni|Fjodor Bruni]] (bis 1863)
* [[Stepan Alexandrowitsch Gedeonow|Stepan Gedeonow]] (1863–1878)
* [[Alexander Alexejewitsch Wassiltschikow|Alexander Wassiltschikow]] (1879–1888)
* [[Sergei Nikitisch Trubezkoi|Sergei Trubezkoi]] (1888–1899)
* [[Iwan Alexandrowitsch Wsewoloschski|Iwan Wsewoloschski]] (1899–1909)
* [[Dmitri Iwanowitsch Tolstoi|Dmitri Tolstoi]] (1909–1918)
* [[Sergei Nikolajewitsch Troinizki|Sergei Troinizki]] (1918–1927)
* [[Oskar Waldhauer]] (1927–Februar 1928)
* [[German Wladimirowitsch Lasaris|German Lasaris]] (Februar 1928–November 1928)
* [[Pawel Iwanowitsch Klark|Pawel Klark]] (Dezember 1928–August 1929)
* [[Wladimir Iwanowitsch Sabreschnew|Wladimir Sabreschnew]] (März 1929–März 1930)
* [[Leonid Leonidowitsch Obolenski (Diplomat)|Leonid Obolenski]] (März 1930—September 1930)
* [[Boris Wassiljewitsch Legran|Boris Legran]] (Januar 1931–1934)
* [[Joseph Orbeli]] (1934–1951)
* [[Michail Illarionowitsch Artamonow|Michail Artamonow]] (1951–1964)
* [[Boris Borissowitsch Piotrowski|Boris Piotrowski]] (1964–1990)
* [[Witali Alexandrowitsch Suslow|Witali Suslow]] (1990–1992)
* [[Michail Borissowitsch Piotrowski|Michail Piotrowski]] (seit 1992)

== Sonstiges ==
Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Neuen Eremitage im Jahr 2002 wurden mehrere Gedenkmünzen in Silber und Gold von der [[Bank Rossii|russischen Zentralbank]] emittiert. Diese [[Russische Münzen|russischen Münzen]] bilden Teile der Eremitage oder besondere Kunstobjekte ab.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.cbr.ru/eng/bank-notes_coins/Base_of_memorable_coins/ShowCoins.aspx?cat_num=5111-0099 |text=''150th Anniversary of the New Hermitage – 3 Rubel (Silber),'' |wayback=20160330171403}}, {{Webarchiv |url=http://www.cbr.ru/eng/bank-notes_coins/Base_of_memorable_coins/ShowCoins.aspx?cat_num=5115-0028 |text=''25 Rubel (Silber),'' |wayback=20160330171405}};
{{Webarchiv |url=http://www.cbr.ru/eng/bank-notes_coins/Base_of_memorable_coins/ShowCoins.aspx?cat_num=5117-0021 |text=''100 Rubel (Silber),'' |wayback=20160330171407}};
{{Webarchiv |url=http://www.cbr.ru/eng/bank-notes_coins/Base_of_memorable_coins/ShowCoins.aspx?cat_num=5217-0029 |text=''100 Rubel (Gold),'' |wayback=20160330171409}}. In: ''[[Bank Rossii]]'' – ''Zentralbank von Russland'', 14.&nbsp;Februar 2002.</ref>

Der [[Freiwilligendienst am Staatlichen Eremitage-Museum]] unterstützt das Museum auf ehrenamtlicher Basis.

== Literatur ==
=== Geschichte ===
* Geraldine Norman: ''The Hermitage''. London 1997, ISBN 0-224-04312-9 (Geschichte des Museums).
* Sergei Varshavsky: ''The ordeal of the Hermitage, the siege of Leningrad, 1941–1944''. Leningrad 1986.
* Marianna Butenschön: ''Ein Zaubertempel für die Musen. Die Ermitage in St. Petersburg''. Köln 2008, ISBN 978-3-412-20102-9.
* Sergej G. Fedorov, Bernhard Heres, [[Werner Lorenz (Historiker)|Werner Lorenz]]: ''Eiserne Eremitage. Bauen mit Eisen im Russland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts'' (2 Bände). Edition Bautechnikgeschichte hrsgn. v. Werner Lorenz u. [[Karl-Eugen Kurrer]]. Berlin 2022, ISBN 978-3-433-03156-8

=== Sammlungen ===
* B. B. Piotrovsky (Hrsg.): ''The Hermitage catalogue of Western European painting''. Gosudarstvennyj Ermitaz, Leningrad/St. Petersburg 1983ff. (Offizieller Katalog in 15 Bänden.)
* Witali Suslow (Hrsg.): ''Die Ermitage: Westeuropäische und russische Kunst''. Leipzig 1988.
* Witali Suslow (Hrsg.): ''Die Ermitage.'' Frühgeschichtliche Kunst, Antike Kunst, Kunst des Orients, Numismatik. Leipzig 1990, ISBN 3-363-00412-5.
<!-- Sowie seit den 1990ern zahlreiche Ausstellungsbände, wenn Teile der Sammlung international ausgestellt wurden. Keine hilfreiche Aussage, bei einem Museum wohl selbstredend. Besser ist es die wichtigsten anzugeben.
-->

== Filme (Auswahl) ==
* ''[[Oktober (Film)|Oktober]].'' (OT: ''Октябрь.'') Spielfilm, Sowjetunion, 1928, 102 Min., Buch und Regie: [[Sergei Eisenstein]] und [[Grigori Alexandrow]].
* ''[[Russian Ark]] – Eine einzigartige Zeitreise durch die Eremitage.'' Spielfilm, Russland, Deutschland, 2002, 92 Min., Buch: Anatoli Nikiforow, Boris Chaimski, Swetlana Proskurina, Regie: [[Alexander Sokurow]], Kamera: [[Tilman Büttner]].
* ''Eremitage – Palast der Katzen.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, 52:26 Min., Buch und Regie: Jan Hinrik Drevs, Produktion: MedienKontor FFP, [[Geo (Zeitschrift)|GEO]], [[arte]], Reihe: 360° – Geo-Reportage, Folge 186, Erstsendung: 10. Dezember 2005 bei arte, [http://www.geo.de/GEO/geo-tv/eremitage-palast-der-katzen-4654.html Inhaltsangabe] mit Sendetext von Geo, [http://janhinrikdrevs.de/de/work/doku/ Filmausschnitt] von Drevs (5:32 Min.).
* ''Die Eremitage. Ein Palast für die Kunst.'' (OT: ''Hermitage Revealed.'') Dokumentarfilm, Großbritannien, 2014, 52 Min., Buch und Regie: Margy Kinmonth, Produktion: Arts Alliance, Foxtrot Films, [[Vladimir Potanin]] Foundation, Kinostart: 9. September 2014 in Großbritannien, deutsche Erstsendung: 27. März 2016 bei [[arte]], {{Webarchiv |url=http://www.arte.tv/guide/de/057469-000-A/die-eremitage |text=Inhaltsangabe von arte, |wayback=20160402022502}}, [http://hermitagerevealed.com/ Filmseite].

== Weblinks ==
{{Commonscat|Hermitage Museum}}
* [http://www.hermitagemuseum.org/ Internetpräsenz der Eremitage St. Petersburg] (englisch, russisch), mit [http://hermitagemuseum.org/wps/portal/hermitage/panorama/virtual_visit/panoramas-m-1 3D-Panoramen]
* [http://www.hermitage.nl/ Die Eremitage Amsterdam] (englisch, niederländisch)
* [http://www.unesco.org/culture/hermitage/index.html Die UNESCO und die Eremitage] (englisch)
* [http://www.googleartproject.com/de/collection/the-state-hermitage-museum/ Die Eremitage St. Petersburg] im [[Google Art Project]]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Coordinate |NS=59/56/26/N |EW=30/18/49/E |type=landmark |region=RU}}
{{Exzellent|30. Oktober 2004|3085973}}
{{Normdaten|TYP=k|GND=2124053-X|LCCN=n79100241|NDL= 00278442|VIAF=128956287}}

[[Kategorie:Eremitage (Sankt Petersburg)| ]]
[[Kategorie:Kunstmuseum in Russland]]
[[Kategorie:Museum in Sankt Petersburg]]
[[Kategorie:Barockbauwerk in Sankt Petersburg]]
[[Kategorie:Schloss in Russland]]
[[Kategorie:Schloss in Europa]]
[[Kategorie:Bestandteil einer Welterbestätte in Russland]]
[[Kategorie:Bestandteil einer Welterbestätte in Europa]]
[[Kategorie:Leo von Klenze]]
[[Kategorie:Zarenpalast]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1750er Jahren]]
[[Kategorie:Gegründet 1764]]

Aktuelle Version vom 26. Februar 2024, 18:38 Uhr

Die Eremitage von der Newa fotografiert. Im Vordergrund der Winterpalast.
Barocke Repräsentationstreppe (Jordantreppe) im Eingangsbereich des Winterpalastes.
Am Epiphaniasfest schritt der Zar die imperiale Treppe hinab, um an der Großen Wasserweihe an der Newa teilzunehmen, eine Feier zum Gedenken an die Taufe Jesu im Jordan­fluss.[1]
Plan des Museums (von rechts) Theater , Alte Eremitage , darunter Neue Eremitage , Kleine Eremitage , Winterpalast 

Die Eremitage [eʁɘmiˈtaːʒ] oder Ermitage (russisch Эрмитаж) in Sankt Petersburg an der Newa ist eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Auch der Gebäudekomplex, der das Museum beherbergt und zu dem der berühmte Winterpalast gehört, wird heute zusammenfassend als Eremitage bezeichnet. Er ist ein zentraler Bestandteil der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Sankt Petersburger Innenstadt.

Im Archiv befinden sich fast drei Millionen Objekte, unter anderem archäologische Fundstücke sowie die neben dem Louvre und dem Prado bedeutendste Sammlung klassischer europäischer Kunst. In mehr als 350 Sälen sind etwa 65.000 Exponate ausgestellt. Zu den ausgestellten Bildern gehören Werke holländischer und französischer Meister wie Rembrandt, Rubens, Matisse und Paul Gauguin. Außerdem sind zwei Gemälde des italienischen Universalgenies Leonardo da Vinci sowie im nahegelegenen Generalstabsgebäude 31 Gemälde des spanischen Malers Pablo Picasso ausgestellt. Das Museum hat etwa 2.500 Mitarbeiter.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name „Hermitage“ stammt aus dem Altfranzösischen und bedeutet Einsiedelei. Hierhin zogen sich die Zaren vom politischen Alltag zurück, um sich nur mit Kunst und Muse zu umgeben.

Ursprünglich trugen nur die Kleine Eremitage sowie die anschließende Alte Eremitage und das Eremitage-Theater diese Bezeichnung. Im Laufe der Zeit durch die Vergrößerung der kaiserlichen Kunstsammlung wurden im 18. und 19. Jahrhundert die Bauwerke vergrößert und erweitert. Mit dem Bau der Neuen Eremitage als Museum verwandelte sich die Sammlung in ein öffentliches Museum und der Name wurde allgemein für den gesamten Gebäudekomplex verwendet.

Nach der russischen Revolution von 1917 wurde der benachbarte Winterpalast, die ehemalige Hauptresidenz der russischen Zaren, ebenfalls dem Museum übertragen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ende des 20. Jahrhunderts expandierte das Museum erneut, neben dem eigentlichen Eremitage-Komplex kamen noch ein Teil des Generalstabsgebäudes (auf dem Palastplatz gegenüber dem Winterpalast) und des Menschikow-Palais zu den Räumlichkeiten des Museums hinzu.

Der Komplex der Eremitage (2003). Von links:
Eremitage-Theater – Alte Eremitage (dahinter liegt nicht sichtbar die Neue Eremitage) – Kleine Eremitage – Winterpalast

Kleine Eremitage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kleine Eremitage, 1775 für Katharina die Große als Gemäldegalerie erbaut. Rechts davon ist der Erweiterungsbau Neue Eremitage.

Die im Stil des Klassizismus gehaltene Kleine Eremitage von Jean-Baptiste Vallin de La Mothe wurde von 1764 bis 1775 ursprünglich als Refugium für Katharina II. gebaut und ist das kleinste Gebäude des Ensembles. Hier brachte Katharina die ersten von ihr gekauften Gemälde unter.

Alte Eremitage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Alte Eremitage, auch als Große Eremitage bezeichnet, wurde 1787 von Georg Friedrich Veldten angeschlossen, um die rasch wachsende Kunstsammlung aufzunehmen. Sie ist das schmuckloseste Gebäude des Komplexes.

Eremitage-Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Eremitage-Theater entstand von 1783 bis 1787. Das Hoftheater des Kaisers war damit das erste Theater von Sankt Petersburg. Es wurde bis 1796 und wieder ab 1989 bespielt; im Winter tritt hier unter anderem das Kirow-Ballett auf. Es dient heute vor allem als Verwaltungsgebäude, besitzt aber auch noch eine Bühne und einen Zuschauersaal. Das Theater ist das kleinste der Stadt, da es ursprünglich nur für die Privatvorführungen der Zarenfamilie gedacht war. Das Eremitage-Theater ist das einzige Gebäude der Eremitage, das im Normalfall Besuchern nicht offensteht.

Neue Eremitage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haupteingang der Neuen Eremitage mit den Atlanten-Portiko, links davon die Kleine Eremitage

Leo von Klenze, bayerischer Hofarchitekt, errichtete zwischen 1839 und 1852 die Neue Eremitage als letztes Gebäude; es ist vielleicht das einzige seiner Werke, das ohne die restriktiven Stilwünsche Ludwig I. von Bayern und somit ganz und gar nach Klenzes Vorstellungen entstand. Es ist das einzige Gebäude, das nicht direkt an der Newa steht. Auch dieser Bau war von Anfang an dafür bestimmt, die Kunstschätze der weiter gewachsenen Sammlung aufzunehmen. In der Neuen Eremitage befindet sich unter anderem ein kompletter Nachbau eines eigentlich von Raffael im Vatikan gestalteten Ganges. Die von A. I. Terebenjow mit 150 Bildhauern und Steinmetzen in Serdabol-Granit ausgeführten zehn Telamone am Ostportal sind die heute vielleicht berühmtesten Atlas-Figuren dieser Art weltweit.

Winterpalast[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Winterpalast wurde 1711 gebaut und im Laufe der Zeit mehrmals abgerissen und erweitert. Der heutige Außenbau entspricht den Umbaumaßnahmen durch Bartolomeo Francesco Rastrelli (1754–1762). Am 17. Dezemberjul. / 29. Dezember 1837greg. brannte der Winterpalast durch ein 30-stündiges Feuer im Inneren völlig aus. Kaiser Nikolaus I. ordnete eine Wiederherstellung der Residenz nach früherem Zustand an, welche zu Ostern 1839 abgeschlossen wurde. Der derzeitige Zustand entspricht im Wesentlichen dem Zustand des Gebäudes nach der Wiederherstellung. Im Großen Vaterländischen Krieg wurde der Winterpalast bei der Leningrader Blockade beschädigt und anschließend erneut restauriert. Heute setzen ihm vor allem die großen Besuchermassen, die mangelnde Standfestigkeit auf Sumpfgebiet sowie die Feuchtigkeit direkt am Fluss zu. Eine Sanierung erfolgte im Jahre 1984 und eine weitere im Jahre 2005.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Katharina II.: Gründung und erster Ausbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eremitage sowohl als Gebäudekomplex als auch als eigenständige Kunstsammlung wurde von der russischen Kaiserin Katharina der Großen gegründet. Im Jahre 1764 kaufte sie 225 Gemälde von dem Berliner Kunsthändler Johann Ernst Gotzkowsky; dieser hatte sie ursprünglich für den preußischen König Friedrich II. erworben, der jedoch aufgrund der leeren Staatskassen nach dem Siebenjährigen Krieg verzichten musste. 1765 kaufte sie für 80.000 Taler fast 1.000 Bilder aus der Gemäldesammlung des Grafen Brühl, deren Wert in dessen Nachlassverzeichnis auf 105.329 Taler geschätzt worden war.

Die Bilder wurden im Winterpalast ausgestellt. Katharina erwarb weiterhin bedeutende Gemälde, teilweise ganze Sammlungen, sowohl um ihren Anspruch als Sammlerin zu befriedigen, teilweise auch um die Aufgeklärtheit und den hohen kulturellen Stand Russlands und Sankt Petersburgs gegenüber dem westlichen Europa hervorzuheben. Als ihre Berater beim Erwerb von Kunstwerken fungierten unter anderen die Enzyklopädisten Melchior Grimm, Denis Diderot und russische Diplomaten wie Dmitri Golizyn und Alexander Stroganow. 1775 ließ Katharina im Stil der damaligen Mode von dem Architekten J. B. Vallin de la Mothe eine kleine Eremitage (Einsiedelei) neben den eigentlichen Palast bauen, um sich hier privat oder in kleinen Gruppen zurückzuziehen – die spätere Kleine Eremitage. Bald musste ein zweites größeres Gebäude hinzugebaut werden, um die Sammlung zu beherbergen; die heutige Alte Eremitage wurde 1784 vom Architekten Veldten entworfen. In der Kleinen Eremitage wurden zu dieser Zeit auch schon Theaterstücke aufgeführt; ab 1783 ließ Katharina zu diesem Zweck ein eigenes Gebäude, das Eremitage-Theater, bauen. Fast zeitgleich zu diesen Gebäuden entstanden am Quai des Winterkanals die Rafael-Loggien, die eine genaue Nachbildung des Vatikanpalastes in Rom sind. Im Jahr 1797 umfasste die schnell wachsende Sammlung 3.996 Gemälde.

Alexander I. bis Nikolaus II.: Weiterer Ausbau und Anfang des Museums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeichnung der Neuen Eremitage, welche als Erweiterungsbau 1851 vollendet wurde
Sammlung der Flämischen Schule in der Neuen Eremitage, um 1860

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die verschiedenen Sammlungen geordnet und durch den Zustrom orientalischer Kunstwerke und archäologischer Fundstücke erweitert. Neu war die Anordnung der Gemälde in nationale Schulen; 1825 kamen erstmals auch Säle mit russischer Kunst des 18. Jahrhunderts dazu.

War die Gemäldesammlung bis zu dieser Zeit nur Mitgliedern des engen höfischen Kreises zugänglich, so markierte der 5. Februarjul. / 17. Februar 1852greg. einen Wendepunkt: Der Zar trennte organisatorisch die Zarenresidenz und die Eremitage-Sammlung. Damit wurde das Museum erstmals, wenn auch unter starken Einschränkungen, öffentlich zugänglich. Nikolaus I. eröffnete die Neue Eremitage, die sich baulich zwar an den alten Gebäudekomplex anschloss, jedoch einen eigenen Eingang erhielt und als öffentliches Museum zugänglich war. Das neue Gebäude war in den Jahren 1839 bis 1851 unter der Leitung der Architekten Wassili Petrowitsch Stassow und Jefimow nach Plänen von Leo von Klenze erbaut worden.

Nikolaus I. kümmerte sich auch weiter um den Aufbau der Sammlung, unter anderem kaufte er von den Erben Joséphines, der Gattin Napoleons, deren während der Napoleonischen Kriege entstandene Sammlung.

Seit der Oktoberrevolution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Oktoberrevolution 1917 wurden zahlreiche Privatsammlungen enteigneter russischer Adliger, so etwa der Familien Stroganow, Scheremetew, Jussupow und Schuwalow, in die Eremitage überführt.

Das Kaiserliche Museum wurde kurz darauf in Staatliches Museum umbenannt und das Gebäude des Winterpalastes als Ausstellungsraum für die Öffentlichkeit geöffnet. Die ersten Jahre nach der Oktoberrevolution waren kulturell insbesondere im damaligen Petrograd von einer westeuropäischen und an den Idealen der Aufklärung orientierten Kunst geprägt. Das erste Ministerium für Bildung nach der Oktoberrevolution nannte sich Volkskommissariat für Bildungswesen – ein Geist, der sich in den ersten Jahren auch in der Eremitage niederschlug. Kurz nach der Revolution wurde der Winterpalast für Lesungen, Vorträge und Filmvorführungen geöffnet. Die erste Ausstellung über das antike Ägypten wurde 1920 eröffnet, ab 1922 war die Eremitage in Gänze für das Publikum geöffnet, in den ersten fünf Jahren noch ohne Eintrittsgeld. Bis in die Mitte der 1930er Jahre war im Winterpalast neben dem Eremitage-Museum noch ein Museum der Oktoberrevolution eingerichtet.

Dezimierung der Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1920er Jahren fanden langwierige Verhandlungen mit dem heutigen Moskauer Puschkin-Museum über die Abtretung von Museumsbeständen statt. Am 28. Januar 1927 wurde eine Vereinbarung getroffen, 700 Gemälde aus dem Depot der Eremitage dem Moskauer Museum zu überlassen. Später kamen 70 Spitzenwerke aus den Ausstellungsräumen ebenfalls ins Puschkin-Museum. Hierzu gehörten Veroneses Minerva und Poussins Die Schlacht von Josef gegen die Amoriter. Weitere Werke mussten an verschiedene Provinzmuseen abgegeben werden.

Zur Umsetzung des ersten Fünfjahrplanes der UdSSR beschloss das Außenhandelsministerium, über die 1925 gegründete Organisation Antiquariat Kunstwerke der staatlichen Museen gegen Devisen in den Westen zu verkaufen. Zwischen 1928 und 1933 gelangten über die Kunsthändler Matthiesen (Berlin), P. & D. Colnaghi & Co. (London) und M Knoedler & Co (New York) 2.880 Gemälde der Eremitage ins Ausland. Hierunter waren 250 Hauptwerke und 50 Gemälde von Weltgeltung. Darüber hinaus hatten verschiedene mit der Sowjetunion geschäftlich verbundene Persönlichkeiten die Möglichkeit, direkt vor Ort aus den Beständen der Eremitage Kunstwerke auszuwählen.

Der armenische Ölmilliardär Calouste Gulbenkian wählte für seine Sammlung BoutsVerkündigung, RubensPorträt der Helena Fourment, eine Büste der Diana von Houdon, Rembrandts Pallas Athene, Porträt des Titus, Porträt eines alten Mannes, Watteaus Mezzetin, Terborchs Musikstunde und Lancrets Badende aus und zahlte hierfür 325.000 britische Pfund. Der amerikanische Bankier und Finanzminister Andrew W. Mellon kaufte für seine Sammlung Jan van Eycks Verkündigung, Botticellis Anbetung der Könige, Peruginos Kreuzigung, Raffaels Georg mit dem Drachen und die Madonna Alba, Tizians Venus mit dem Spiegel, Van Dycks Porträt der Isabella Brant, Susanna Fourment und ihre Tochter und das Porträt des Lord Philip Wharton, Rembrandts Polnischer Edelmann, Mädchen mit Besen und das Porträt einer Dame mit Nelke sowie Frans HalsPorträt eines jungen Mannes und bezahlte hierfür 6.654.033 Dollar. Auch der amerikanische Ölhändler Armand Hammer konnte in kleinerem Umfang von diesem Ausverkauf profitieren. Hammer gründete später ein eigenes Museum in Los Angeles, während die Sammlung Gulbenkian in einem eigenen Museum in Lissabon zu besichtigen ist. Die umfangreiche Sammlung Mellon war 1941 ein wesentlicher Grundstock bei der Gründung der National Gallery in Washington D.C.

Aus dem ehemaligen Besitz der Eremitage gelangten weitere Spitzenwerke in folgende Museen: Tiepolos Fest der Kleopatra in die National Gallery of Victoria nach Melbourne, Poussins Triumph des Neptun und der Aphrodite ins Philadelphia Museum of Art, Rembrandts Petrus verleugnet Christus und Antonio Moros Porträts Sir Thomas Gresham und Anne Fernley ins Amsterdamer Rijksmuseum sowie Jan van Eycks Kreuzigung und Jüngstes Gericht ins New Yorker Metropolitan Museum.

Während der Belagerung von Leningrad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eremitage war eines der Ziele der Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht. Die Stadt, an deren Bestehen laut einem Wehrmachtsbefehl kein Interesse bestünde und die mit konstantem Artilleriefeuer und Luftbombardements dem Erdboden gleichgemacht werden sollte, litt in den Jahren schwer. Die Gebäude der Eremitage wurden insgesamt von 17 Artilleriegeschossen und zwei Fliegerbomben schwer getroffen. Die Bestände der Sammlung wurden teilweise im Keller des Museums gelagert; mehr als eine Million Stücke wurden nach Jekaterinburg in Sicherheit gebracht. 12.000 Menschen lebten zu dieser Zeit in der Eremitage, um die Ausstellungsstücke zu retten und die Schäden der Sammlung durch Kälte und Bomben möglichst gering zu halten. Die erste Ausstellung mit in der Eremitage verbliebenen Stücken wurde kurz nach Ende der Belagerung bereits am 7. November 1944 eröffnet; die offizielle Wiedereröffnung des Museums fand mit allen Ausstellungsstücken am 5. November 1945 statt. Die Renovierung des Gebäudes zog sich aber noch über mehrere Jahre hin.

Nachkriegszeit bis 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sanierung – Übergang von alter Eremitage und Eremitage-Theater

Am Ende des Zweiten Weltkrieges kamen umfangreiche Bestände deutscher Museen und Sammlungen als Beutekunst unter anderem in die Eremitage.

1948 wurden die Kunstbestände aufgestockt durch einen großen Teil der Sammlung des Museums für neue westliche Kultur in Moskau. Besonders bedeutend waren davon die Sammlungen der beiden Kunstmäzene des Zarenreichs, Sergei Iwanowitsch Schtschukin und Iwan Abramowitsch Morosow. Aus diesen Sammlungen kamen die meisten der sich heute in der Eremitage befindlichen Kunstwerke des 20. Jahrhunderts, unter anderem alle in der Eremitage ausgestellten Bilder von Pablo Picasso. Öffentlich ausgestellt werden konnten diese Werke, die zum größten Teil nach sowjetischer Diktion des Formalismus schuldig waren, erst nach dem Tod Stalins. Sowjetische Bestände, die im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht entwendet und von der Roten Armee wieder sichergestellt wurden, landeten ebenso im Museum wie deutsche Beutekunst. Seit 1990 wurden Teile davon wieder zurückgegeben, andere Teile befinden sich in einer Sonderausstellung im Museum.

Dort findet man auch Teile des königlichen Tafelsilbers der Wettiner vom Schloss Moritzburg bei Dresden. Das Tafelsilber stammt aus den 40 Kisten, welche die Rote Armee 1945 im Moritzburger Forst ausgegraben hatte. Den Fundort erfuhr sie durch Folter des Revierförsters, der das Versteck kannte. Im Depot der Ermitage soll sich amtlich bestätigt ein Taufbecken der Wettiner von 1613 von Daniel Kellerthaler befinden. In diesem Taufbecken wurde der sächsische Kurfürst und König von Polen, August der Starke (1670–1733) getauft.

Am 15. Juni 1985 verübte ein psychisch Gestörter ein Attentat auf das Gemälde Danae von Rembrandt van Rijn: Er begoss es mit Schwefelsäure und stach zweimal mit einem Messer auf das Bild ein. Die notwendige Restaurierung übernahmen hauseigene Experten. Seit 1997 ist es wieder für die Öffentlichkeit ausgestellt.[2]

Nach der Auflösung der Sowjetunion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besucherschlange vor dem Museum an einem normalen Dienstag (August 2004)

Die Eremitage galt als eines der Aushängeschilder der Sowjetunion, war allerdings im Westen kaum bekannt. Die Verwaltung und alle Entscheidungen oblagen faktisch dem Politbüro der KPdSU. Seit 1996 befindet sich die Eremitage offiziell direkt unter der Patronage des russischen Präsidenten. Seit 1990 besitzt das Museum eine größere Autonomie, leidet aber unter Finanzierungsmängeln. Beispielsweise beantragte das Museum 1996 beim russischen Staat 60 Millionen US-Dollar, der Staat versprach 40 Millionen zu finanzieren und zahlte letztlich 18 Millionen. Die Zahlen für 1997 (90 Mio. / 30 Mio. / 12 Mio.) und 1998 (7,4 Mio. / 5,4 Mio. / 2,7 Mio.) waren noch niedriger. Zusammen mit dem Bolschoi-Theater und der Lenin-Bibliothek bezeichnet die UNESCO die Eremitage als ihr wichtigstes Projekt in Russland. Betrug das Budget des Museums Anfang der neunziger Jahre gerade einmal 1 % von dem des Metropolitan Museums, ist die Zahl mittlerweile auf 10 % gestiegen. Ungefähr 60 % der Kosten werden vom russischen Staat bezahlt. Viele der 2.500 Angestellten müssen abends und nachts in weiteren Jobs arbeiten, da die Entlohnung des Museums nicht ausreicht.

Seit der Öffnung des Landes ist die Eremitage von den vielen Touristenzielen der Stadt wahrscheinlich das bedeutendste. Es gab eine langfristige Zusammenarbeit mit der Solomon R. Guggenheim Foundation. Hierzu gehörte ein in Verbindung mit dem Solomon R. Guggenheim Museum betriebenes Guggenheim Hermitage Museum in Las Vegas, das von 2001 bis 2008 Ausstellungen zeigte.[3] Ein ähnliches Projekt in London waren die Hermitage Rooms im Courtauld Institute of Art, die von 2000 bis 2007 bestanden.[4] Die Niederlande haben das Museum ebenfalls seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion finanziell und technisch unterstützt. Am 24. Februar 2004 eröffnete mit der Hermitage Amsterdam ein Ableger in Amsterdam. Diese Zusammenarbeit endete 2022 im Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine.[5] Das Museum arbeitet derzeit an einer Digitalisierung der Bestände. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen sind selbst die vom Museum gemachten Aufnahmen für private, nichtkommerzielle und bildende Zwecke frei verwendbar.

Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ägyptische Sammlung
Exponat aus dem Gold der Skythen

Von den ungefähr 250 Museen der Stadt ist die Eremitage mit 2,4 Millionen Besuchern (2009)[6] das bestbesuchte und international bedeutendste. 2016 hatte das Museum 4.119.103 Besucher.[7] Sie ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Sie beherbergt eine große Sammlung der europäischen Bildenden Kunst bis 1917 (das Jahr der Oktoberrevolution). Deren besonders enge Reihung bezeichnet man als Petersburger Hängung.

In ihrem Archiv beherbergt die Eremitage mehr als 2,7 Millionen Ausstellungsstücke. In den 350 Ausstellungsräumen sind davon 65.000 in sechs Sammlungen ausgestellt. Es sind Sammlungen über prähistorische Kultur, Kunst und Kultur der Antike, Kunst und Kultur der Völker des Ostens, westeuropäische Kunst und russische Kunst zu sehen.

Archäologische Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bedeutenderen Teilen der Sammlung gehören zum Beispiel das Gold der Skythen, umfangreiche Sammlungen römischer und etruskischer Kultur und die größten und besterhaltenen Museumsbestände über die Hunnen. Die so bezeichnete Schatzkammer zeigt eine Geschichte des Goldschmied- und Juwelierhandwerks seit dem 3. Jahrtausend v. Chr.

Weiterhin ist eine umfangreiche Sammlung zur Geschichte Sibiriens vorhanden, wie Tausende schriftliche Dokumente des vierten und fünften Jahrhunderts aus den chinesischen Mogao-Grotten. Das älteste bekannte Zeugnis mongolischer Schrift, der sogenannte Dschingisstein, befindet sich ebenso in der Eremitage wie umfangreiche Fundstücke aus der Zeit und Gegend des Kiewer Rus.

Ungefähr ein Drittel aller Ausstellungsstücke sind Münzen, allein 120.000 aus der Antike, 220.000 aus Ostasien und 300.000 Münzen der russischen Geschichte.

Von 1960 bis 1997 leitete für mehr als 35 Jahre Galina Smirnowa die prähistorische Abteilung des Museums und einige der bedeutendsten Ausgrabungen des Museums in der Ukraine und Moldawien.

Russische Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Sammlungen russischer Kunst gehören Ikonen seit dem 12. Jahrhundert, unter anderem aus Kiew, Nowgorod und Moskau, Juwelen aus der Fabergé-Werkstatt und eine große Zahl historischer Kostüme. Daneben sammelten vor allem die Kaiser angewandte russische Kunst wie Teppiche und Porzellan. Die Sammlung an russischen Gewändern des 18. bis 20. Jahrhunderts ist beeindruckend. Unter den Gewändern befinden sich unter anderem mehr als 300 Zarengewänder von Peter dem Großen.

Da der größte Teil der russischen Kunst mittlerweile in das Russische Museum ausgelagert wurde, ist die mittel- und westeuropäische Kunst und Kultur der bedeutsamste Teil der Sammlung.

Mittel- und westeuropäische Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Beginn an, jedoch vor allem durch die Sammeltätigkeit im 18. Jahrhundert, lag der Schwerpunkt der Eremitage auf der mittel- und westeuropäischen Kunst. In ganz Europa entstanden in dieser Zeit umfangreiche Sammlungen von bedeutenden Kunstwerken – der russische Kaiserhof genoss in dieser Zeit einen besonderen Ruf als einer der größten Aufkäufer von wertvollen Sammlungen. 1772 ging eine der berühmtesten Kollektionen der Zeit, die Sammlung Crozat, in russischen Besitz über. Darunter waren Tizians Danaë, Raffaels Heilige Familie, Rubens Bildnis einer Kammerfrau und viele andere.

In 120 Räumen befinden sich vor allem Werke italienischer, französischer, niederländischer und flämischer Maler, darüber hinaus gibt es die Themenbereiche englische und deutsche Kunst.

Italienische Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raffael-Loggia in der Neuen Eremitage

Die italienische Malerei bildet im Bereich der klassischen europäischen Kunst wahrscheinlich den wichtigsten Teil der Sammlung. Berühmt und meist von Besuchern umlagert sind zwei der weltweit bekannten zwölf Originale von Leonardo da Vinci, die Madonna mit einer Blume (1478) und die Madonna Litta (1490/91). Einen ebenso hohen Status genießen die Madonna Conestabila (1502/03) und Die Heilige Familie (1506) von Raffael. Zudem befindet sich ein, allerdings wesentlich späterer, Nachbau der vatikanischen Raffael-Loggia im Museum. Das Museum beherbergt weitere Werke von Giambattista Pittoni, Tizian, vor allem aus seiner späteren Phase, Giorgiones Judith sowie Bilder von Michelangelo, Paolo Veronese, Caravaggio, Annibale Carracci, Luca Giordano, Salvator Rosa, Giuseppe Maria Crespi, Tiepolo, Stefano Torelli, Vincenzo Petrocelli und Francesco Guardi.

Spanische Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannteste Namen der Sammlung spanischer Malerei sind El Greco (Die Apostel Petrus und Paulus), Jusepe de Ribera (Christus am Kreuz – das erste datierte Bild der realistischen Schule der spanischen Malerei), Francisco de Goya (Porträt von Antonia Zárate, etwa 1811, nur ein Gemälde in der Eremitage) und Velázquez. Weiterhin hängen dort Werke von Murillo, Zurbarán und Juan Pantoja de la Cruz.

Flämische Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eremitage beherbergt etwa 500 Gemälde von mehr als 140 Künstlern aus der bedeutendsten Phase der flämischen Schule. Insbesondere hat sie eine bedeutende Sammlung der Werke von Jacob Jordaens sowie von Peter Paul Rubens und seiner Schüler Anthonis van Dyck und Frans Snyders. Allein von Rubens befinden sich 22 Gemälde (unter anderem Perseus und Andromeda und Bacchus) und 19 Zeichnungen in der Sammlung. Begründet wurde dieser Teil der Sammlung 1769, als der russische Staat von den Erben Heinrich von Brühls 600 flämische, holländische und französische Gemälde kaufte. Darunter waren Rembrandts Bildnis eines Gelehrten und Bildnis eines alten Mannes in Rot sowie vier Landschaftsgemälde von Jacob Izaaksoon van Ruisdael.

Niederländische Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Malerei des frühen 20. Jahrhunderts ist wahrscheinlich die Ausstellung der Bilder Rembrandts der bekannteste Teil der Kunstsammlung. Das Museum beherbergt mit mehr als 20 Gemälden die größte Sammlung außerhalb der Niederlande; bedeutende Gemälde sind beispielsweise Saskia als Flora (1634), Danae (1636) und Die Rückkehr des verlorenen Sohnes (1668/69). Daneben sind weitere 1000 Stücke niederländischer Maler ausgestellt. Vertretene Künstler sind Lucas van Leyden, Rogier van der Weyden, Jacob van Utrecht, Jan van Goyen, Jacob van Ruisdael, Jan Steen, Gerard ter Borch, Pieter de Hooch, Adriaen van Ostade, Isaac van Ostade, Paulus Potter, Willem Claesz Heda, Willem Kalf und von Frans Hals.

Französische Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eremitage beherbergt eine große Auswahl klassischer französischer Maler. Dazu gehören Nicolas Poussin, Claude Gellée, Gemälde der Brüder Le Nain, von Antoine Watteau, François Boucher, Jean-Honoré Fragonard, Hubert Robert, Jean Baptiste Greuze und Jean Siméon Chardin.

Die besonders bekannte Sammlung früher moderner Malerei, die – bis zum historischen Bruch 1917 – einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Malerei erlaubt befindet sich seit 2014 im gegenüberliegenden Generalstabsgebäude.[8] Dazu gehören sieben Bilder von Claude Monet, weitere von Édouard Manet, Pierre-Auguste Renoir, Alfred Sisley, Paul Cézanne, Paul Gauguin, 37 Bilder von Henri Matisse und 31 Bilder von Pablo Picasso.

Deutsche Romantik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eremitage beherbergt in einem großen Raum Gemälde der Deutschen Romantik, insbesondere mehrere Gemälde von Caspar David Friedrich sind hier zu sehen.

Weitere Maler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere vertretene Maler sind u. a. Lucas Cranach der Ältere, Johann Friedrich Tischbein, Joshua Reynolds, Thomas Gainsborough, William Allan. Von Kasimir Malewitsch ist Das Schwarze Quadrat zu sehen.

Der Majolika-Raum in der Neuen Eremitage von Leo von Klenze

Weitere bildende Künste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während die Malerei der Kern der Sammlung ist, beherbergt die Eremitage auch Zeichnungen, mehr als 50.000 Druckgraphiken (Holzschnitte, Lithographien, Radierungen) verschiedener Genres und Epochen sowie umfangreiche Sammlungen angewandter Kunst. Dazu gehören insbesondere Kirchengerät des 11. bis 15. Jahrhunderts, Emailarbeiten und Elfenbeinschnitzereien des 15. bis 18. Jahrhunderts.

In der Eremitage stehen umfangreiche Sammlungen an venezianischem, deutschem und spanischem Glas des 15. bis 20. Jahrhunderts, Majolika und Fayencen. Weiterhin gehören 14.000 Stück Porzellan aus allen großen Manufakturen, darunter besonders Meißen und Sèvres, zur Sammlung. Ebenfalls zur angewandten Kunst zählen große und bedeutende Sammlungen an Teppichen, Gobelins und Möbelkunst.

Die Sammlung der Plastiken ist mit mehr als 2.000 Objekten eine der größten der Welt. Sie enthält unter anderem Werke von Michelangelo und Rodin.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Katze der Eremitage

Für eine große internationale Resonanz sorgte der deutsch-russische Spielfilm Russian Ark (2002). Der Historienfilm spielt im Winterpalast mit mehr als 2000 Schauspielern und Komparsen und wurde in nur einer einzigen Einstellung gedreht, die länger als 90 Minuten andauert. Dabei werden dreihundert Jahre russische Geschichte nacherzählt, die sich vor dem Hintergrund des ehemaligen Palastes abspielt.

Weniger die Schauräume, sondern die Keller und andere dem Publikum nicht zugänglichen Räume der Eremitage stehen im Mittelpunkt der Dokumentation „Eremitage – Palast der Katzen“. Die Fernseh-Reportage von Jan Hinrik Drevs stellt die in der Eremitage lebenden Katzen und das sie versorgende Wachpersonal vor. Katzen gibt es hier seit 1745 per Dekret von Zarin Elisabeth Petrowna, um das Inventar vor Nagetieren zu schützen.[9]

Im Computerspiel Memento Mori ist ein Diebstahl eines Gemäldes aus der Eremitage das Grundmotiv der Spielgeschichte.

Die Venus von Tauris auf einer 3-Rubel-Gedenkmünze

Direktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Neuen Eremitage im Jahr 2002 wurden mehrere Gedenkmünzen in Silber und Gold von der russischen Zentralbank emittiert. Diese russischen Münzen bilden Teile der Eremitage oder besondere Kunstobjekte ab.[10]

Der Freiwilligendienst am Staatlichen Eremitage-Museum unterstützt das Museum auf ehrenamtlicher Basis.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geraldine Norman: The Hermitage. London 1997, ISBN 0-224-04312-9 (Geschichte des Museums).
  • Sergei Varshavsky: The ordeal of the Hermitage, the siege of Leningrad, 1941–1944. Leningrad 1986.
  • Marianna Butenschön: Ein Zaubertempel für die Musen. Die Ermitage in St. Petersburg. Köln 2008, ISBN 978-3-412-20102-9.
  • Sergej G. Fedorov, Bernhard Heres, Werner Lorenz: Eiserne Eremitage. Bauen mit Eisen im Russland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (2 Bände). Edition Bautechnikgeschichte hrsgn. v. Werner Lorenz u. Karl-Eugen Kurrer. Berlin 2022, ISBN 978-3-433-03156-8

Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • B. B. Piotrovsky (Hrsg.): The Hermitage catalogue of Western European painting. Gosudarstvennyj Ermitaz, Leningrad/St. Petersburg 1983ff. (Offizieller Katalog in 15 Bänden.)
  • Witali Suslow (Hrsg.): Die Ermitage: Westeuropäische und russische Kunst. Leipzig 1988.
  • Witali Suslow (Hrsg.): Die Ermitage. Frühgeschichtliche Kunst, Antike Kunst, Kunst des Orients, Numismatik. Leipzig 1990, ISBN 3-363-00412-5.

Filme (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oktober. (OT: Октябрь.) Spielfilm, Sowjetunion, 1928, 102 Min., Buch und Regie: Sergei Eisenstein und Grigori Alexandrow.
  • Russian Ark – Eine einzigartige Zeitreise durch die Eremitage. Spielfilm, Russland, Deutschland, 2002, 92 Min., Buch: Anatoli Nikiforow, Boris Chaimski, Swetlana Proskurina, Regie: Alexander Sokurow, Kamera: Tilman Büttner.
  • Eremitage – Palast der Katzen. Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, 52:26 Min., Buch und Regie: Jan Hinrik Drevs, Produktion: MedienKontor FFP, GEO, arte, Reihe: 360° – Geo-Reportage, Folge 186, Erstsendung: 10. Dezember 2005 bei arte, Inhaltsangabe mit Sendetext von Geo, Filmausschnitt von Drevs (5:32 Min.).
  • Die Eremitage. Ein Palast für die Kunst. (OT: Hermitage Revealed.) Dokumentarfilm, Großbritannien, 2014, 52 Min., Buch und Regie: Margy Kinmonth, Produktion: Arts Alliance, Foxtrot Films, Vladimir Potanin Foundation, Kinostart: 9. September 2014 in Großbritannien, deutsche Erstsendung: 27. März 2016 bei arte, Inhaltsangabe von arte, (Memento vom 2. April 2016 im Internet Archive), Filmseite.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hermitage Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Panorama-Ansicht mit Bild-Info: The Jordan Gallery. (Memento des Originals vom 20. Dezember 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hermitagemuseum.org In: hermitagemuseum.org, 2018, aufgerufen am 27. Dezember 2018.
  2. Hermitage History – 1997. The Return of Rembrandt’s Danae to Public Viewing after the Restoration Work. In: The State Hermitage Museum, (englisch), aufgerufen am 27. Dezember 2018.
  3. Informationen zur Filiale in Las Vegas auf kunstaspekte.art
  4. Artikel in der New York Times vom 20. Oktober 2007
  5. Rolf Brockschmidt: Wegen russischer Invasion der Ukraine: Hermitage Amsterdam bricht mit Sankt Petersburg, Artikel im Tagesspiegel vom 4. März 2022
  6. Zahlenangaben. (Memento vom 10. Mai 2012 im Internet Archive) In: theartnewspaper.com (engl., PDF; 7 S., 873 kB).
  7. Visitor Figures 2016. (PDF) Art Newspaper, abgerufen am 11. Juni 2018.
  8. Opening of permanent exhibitions at General Staff Building. In: hermitagemuseum.org, 19. März 2016, (englisch).
  9. Jan Hinrik Drevs: Eremitage – Palast der Katzen. In: GEO, 2005.
  10. 150th Anniversary of the New Hermitage – 3 Rubel (Silber), (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive), 25 Rubel (Silber), (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive); 100 Rubel (Silber), (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive); 100 Rubel (Gold), (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive). In: Bank RossiiZentralbank von Russland, 14. Februar 2002.

Koordinaten: 59° 56′ 26″ N, 30° 18′ 49″ O