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„Physikalische Größe“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Messschieber.jpg|mini|[[Messschieber]] zur Messung der [[Länge (Physik)|Länge]]<!--, Maßeinheit: [[Millimeter]]-->]]
Eine '''physikalische Größe''' ist eine quantitativ bestimmbare [[Physikalische Eigenschaft|Eigenschaft]] eines physikalischen Objektes. Sie ist entweder direkt [[Messung|messbar]] oder kann aus [[Messgröße]]n berechnet werden. Den Zusammenhang zwischen physikalischen Größen vermitteln [[physikalisches Gesetz|physikalische Gesetze]]. Die Objekte – Gegenstände, Vorgänge oder Zustände – selbst, wie auch nicht quantifizierbare Merkmale wie z. B. Aussehen oder Geschmack, sind keine physikalischen Größen.
[[Datei:Samenwaage.jpg|mini|[[Balkenwaage]] zur Messung der [[Masse (Physik)|Masse]]<!--, Maßeinheit: [[Kilogramm]],--> durch Vergleich ihres Gewichts mit demjenigen von bekannten Gewichtsstücken]]
[[Datei:Stoppuhr Analog.jpg|mini|[[Stoppuhr]] zur Messung der [[Zeit]], Maßeinheit: [[Sekunde]]]]
[[Datei:Ampèremetre.jpg|mini|[[Strommesser]] zur Messung der [[Stromstärke]], Maßeinheit: [[Ampere]]]]
[[Datei:Clinical thermometer 38.7.JPG|mini|[[Thermometer]] zur Messung der [[Temperatur]], Maßeinheit: [[Grad Celsius]]]]
Eine '''physikalische Größe''' ist eine an einem Objekt der [[Physik]] [[Quantifizierung|quantitativ]] bestimmbare [[Physikalische Eigenschaft|Eigenschaft]] eines Vorgangs oder Zustands. Beispiele solcher Größen sind Länge, Masse, Zeit, Stromstärke. Jeder spezielle Wert einer physikalischen Größe '''(Größenwert)''' wird als Produkt aus einem ''[[#Zahlenwert und Einheit|Zahlenwert]]'' (auch ''Maßzahl'')<ref>[[Julius Wallot]] schreibt dazu: {{" |Text=Statt ‚Zahlenwert‘ sagt man auch ‚Maßzahl‘. Ich kann diesen Sprachgebrauch nicht für zweckmäßig halten. Im Französischen ist ‚mesure‘ üblich (auch ‚valeur numérique‘), im Englischen ‚numerical value‘ (auch ‚numerical measure‘ und ‚numerical magnitude‘). Auf technischen Zeichnungen steht ‚Maße in mm‘ und die an einzelnen Strecken angeschriebenen Zahlen heißen ‚Maßzahlen‘. Vor allem aber hat die (…) Definition des Zahlenwerts mit Maß und Messen nicht notwendig etwas zu tun; diese beiden Wörter sind in logischem Zusammenhang mit dem Begriff des Zahlenwerts überhaupt nicht vorgekommen. Das deutsche Wort ‚Zahlenwert‘ ist auch für Ausländer leicht verständlich. |Quelle=Julius Wallot,<!-- was soll das sein ??? --> 1957, S. 50.}}</ref> und einer ''[[Maßeinheit]]'' angegeben. [[Vektorielle Größe]]n werden durch Größenwert und Richtung angegeben.<ref>{{Literatur |Autor=R. Pitka et al. |Titel=Physik |Verlag=Harri Deutsch |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2009 |ISBN=978-3-8171-1852-6 |Seiten=1 und 27 |Online={{Google Buch |BuchID=C4i0enAK7aYC |Seite=1}}}}</ref>


Eine [[#Größengleichungen|Größengleichung]] ist die mathematische Darstellung eines [[Physikalisches Gesetz|physikalischen Gesetzes]], das Zustände eines physikalischen Systems und deren Änderungen beschreibt. Sie stellt den dabei geltenden Zusammenhang zwischen verschiedenen physikalischen Größen dar, wobei in der Regel für jede dieser Größen ein [[Formelzeichen]] steht. Größengleichungen gelten unabhängig von den gewählten Maßeinheiten.
Unterscheidungsmerkmal zwischen gleichartigen physikalischen Größen ist ihr '''Größenwert''', der als Produkt aus '''Zahlenwert''' (auch '''Maßzahl''' genannt) und [[Maßeinheit|Einheit]] angegeben wird. Die mathematische Darstellung der Naturgesetze geschieht in Form von '''Größengleichungen''' unabhängig von Einheiten. Unabhängige Größen bilden zusammen mit allen aus ihnen ableitbaren ein [[Größensystem]].


Diejenigen physikalischen Größen, die als Basis eines [[Größensystem]]s festgelegt sind, heißen [[Basisgröße]]n.
==Grundlagen==
===Größenart===
Die ''Größenart'' ist ein Oberbegriff für gleichartige physikalische Größen. Alle Größen, von denen physikalisch sinnvoll Summen oder Differenzen gebildet werden können, sind gleichartig. Beispielsweise sind Breite, Höhe und Länge eines Quaders, Durchmesser eines Rohrs, Spannweite eines Vogels usw. alles Größen der Größenart „Länge“. Wie in diesem Beispiel ist die Bezeichnung der Größenart meistens identisch mit der einer repräsentativen Größe.


===Größenwert===
== Geschichte ==
Schon [[Leonhard Euler]] (1707–1783) verwendet den Begriff der Größe<ref>{{Literatur |Autor=Leonhard Euler |Titel=vollständige Anleitung zur Algebra |Band=1 |Auflage= |Verlag=Kayserliche Akademie der Wissenschaften |Ort=St. Petersburg |Datum=1771 |Seiten=3 |Online=https://scholarlycommons.pacific.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1386&context=euler-works |Format=PDF |KBytes=61349 |Abruf=2024-02-11}}</ref>: „Erstlich wird alles dasjenige eine Größe genannt, welches einer Vermehrung oder einer Verminderung fähig ist, oder wozu sich noch etwas hinzusetzen oder davon hinwegnehmen läßt. Diesemnach ist eine Summe Geldes eine Größe, weil sich dazu setzen oder hinweg nehmen läßt. Imgleichen ist auch ein Gewicht eine Größe und dergleichen mehr.“
[[Bild:Size Titanic.png|thumb|300px| Vergleich verschiedener Objekte anhand von zeichnerisch dargestellten Größenwerten der Größenarten „Länge“ und „Fläche“.]]
Das Unterscheidungsmerkmal zwischen Größen der gleichen Größenart ist ihr ''Größenwert''. Dieser beschreibt eine bestimmte Eigenschaft eines Objektes quantitativ und erlaubt somit die Vergleichbarkeit mit Objekten mit der gleichen Eigenschaft. Anhand des Größenwertes können Aussagen wie ''„… ist ''x''-mal größer als …“'' getroffen werden. Man bezeichnet einen Unterschied um den Faktor 10 als eine ''[[Größenordnung]]'' – ''N'' Größenordnungen entsprechen einem Faktor von 10<sup>''N''</sup>.


[[James Clerk Maxwell|J. C. Maxwell]] (1831–1879) führt den Größenbegriff gleich am Anfang der Einleitung seines ''Lehrbuchs der Electrizität und des Magnetismus'' ein<ref>{{Literatur |Autor=James Clerk Maxwell |Titel=A Treatise on Electricity and Magnetism |Band=1 |Auflage=1. |Verlag=Clarendon Press |Ort=Oxford |Datum=1873 |Seiten=1 |Sprache=en |Online=https://www.aproged.pt/biblioteca/MaxwellI.pdf |Format=PDF |KBytes=36171 |Abruf=2024-02-11}}</ref>: „Jeder Ausdruck einer Größe besteht aus zwei Faktoren oder Bestandteilen. Einer davon ist der Name einer bestimmten bekannten Größe von derselben Art wie die Größe, die auszudrücken ist, und die als Standard oder Bezugsgröße zu verstehen ist. Die andere Komponente ist die Anzahl der Male, wie oft der Standard zu nehmen ist, um die fragliche Größe zu erhalten. Die Standardgröße wird in der Fachsprache Einheit genannt und die Anzahl wird der Zahlenwert der Größe genannt“.
In der Natur existieren eine Reihe von Größen, deren Größenwert unveränderlich feststeht. Diese nennt man ''[[Naturkonstante|Natur-]]'', ''Universal-'' oder einfach ''physikalische Konstanten''. Davon abzugrenzen sind die ''[[Erhaltungsgröße]]n'', deren Größenwerte sich bei der zeitlichen Entwicklung eines Systems nicht ändern, aber ansonsten nicht auf einen bestimmten Wert festgelegt sind. Nach dem [[Noether-Theorem]] ist jede Erhaltungsgröße untrennbar mit einer kontinuierlichen [[Symmetrie (Physik)|Symmetrie]] des Systems verknüpft.


Der Begriff der ''physikalischen Größe'' im heutigen Verständnis wurde von [[Julius Wallot]] im Jahr 1922 eingeführt und setzte sich ab 1930 langsam durch.<ref>{{Literatur |Autor=Julius Wallot |Titel=Die physikalischen und technischen Einheiten |Sammelwerk=Elektrotechnische Zeitschrift |Band=43 |Datum=1922 |Seiten=1329–1333, 1381–1386}}</ref> Das führte zu einer begrifflich klaren Unterscheidung zwischen Größengleichungen, Zahlenwertgleichungen und zugeschnittenen Größengleichungen (siehe [[Zahlenwertgleichung]]).<ref>{{Literatur |Autor=Julius Wallot |Titel=Grössengleichungen, Einheiten und Dimensionen |Auflage=1. |Verlag=J. A. Barth |Ort=Leipzig |Datum=1953 |Seiten=47}}</ref>
====Angabe des Größenwerts====
Der Größenwert wird durch einen quantitativen Vergleich einer Größe mit einer gleichartigen Bezugsgröße angegeben.
Genauer gesagt gibt man das Verhältnis des Größenwerts zu dem Wert einer feststehenden, wohldefinierten Vergleichsgröße an.
Diese Vergleichsgröße bezeichnet man als ''[[Maßeinheit]]'' oder kurz ''Einheit'', den [[Quotient]]en aus den Werten der zu quantifizierenden Größe und der Vergleichsgröße als ''Zahlenwert'' oder ''Maßzahl''. Der Größenwert einer Größe kann dann als Produkt aus Zahlenwert und Einheit dargestellt werden (siehe auch [[#Schreibweise|Abschnitt Schreibweise]]). Die Bestimmung des Größenwerts kann entweder direkt durch eine [[Messung]] erfolgen oder indirekt durch eine Berechnung aus anderen Größenwerten.


Grundlage dafür ist die Beziehung zwischen Größe, Zahlenwert und Einheit:
Die Definition einer Einheit unterliegt der menschlichen Willkür. Theoretisch ist es ausreichend, eine einzige Einheit für eine Größenart zu definieren. [[Geschichte von Maßen und Gewichten|Historisch]] bedingt haben sich aber häufig eine [[Alte Maße und Gewichte|Vielzahl verschiedener Einheiten]] für die gleiche Größenart gebildet. Diese unterscheiden sich lediglich um einen reinen Zahlenfaktor, erschweren aber aufgrund der nötigen Umrechnung die Vergleichbarkeit.
:<math> x = \{x\}\text{ }[x]</math>
Dabei ist:
:{|
|- style="text-align:center;"
| <math> x </math> ||style="text-align:left; padding-left:1em"| eine beliebige Größe;
|- style="text-align:center;"
| <math>\{x\} </math> ||style="text-align:left; padding-left:1em"| der Zahlenwert, der sich beim Vergleich der Größe mit der Einheit ergibt; und
|- style="text-align:center;"
| <math> [x] </math> ||style="text-align:left; padding-left:1em"| eine (willkürlich) gewählte konstante Einheit von derselben Art wie <math> x </math>.
|}
Salopp ausgedrückt: ''Größe = Zahlenwert mal Einheit''. Wallot leitet diese Beziehung unmittelbar aus der Existenz von Vergleichsverfahren zwischen verschiedenen Größenwerten einer Größe ab. Ein festgelegter Größenwert, mit dem Größen derselben Art verglichen werden können, wird als ''Einheit'' bezeichnet. Die Zahl, die man beim Vergleich irgendeiner gegebenen Länge mit einer Längeneinheit (beispielsweise dem Erdumfang) erhält, heißt ''Zahlenwert'', oder allgemein:
:<math> x / [x]= \{x\}</math><ref>{{Literatur |Autor=Julius Wallot |Titel=Grössengleichungen, Einheiten und Dimensionen |Auflage=1. |Verlag=J. A. Barth |Ort=Leipzig |Datum=1953 |Seiten=46}}</ref>.


== Grundlagen ==
===Skalare, Vektoren und höherstufige Tensoren===
Ein Vergleich von zwei Dingen erfordert stets ein Kriterium, anhand dessen der Vergleich stattfindet ([[Tertium Comparationis]]). Dies muss ein ''Merkmal'' (oder ''Eigenschaft'') sein, das beiden Dingen zu eigen ist. Als ''physikalische Größe''<!--Beleg fehlt--> bezeichnet man ein Merkmal dann, wenn dieses einen ''Wert'' besitzt, sodass das Verhältnis zweier Merkmalswerte ein [[Reelle Zahl|reeller Zahlenfaktor]] '''(Verhältnisgröße)'''<ref name="DIN1313">DIN 1313 Dezember 1998: ''Größen.''</ref> ist. Ein Vergleich anhand einer Größe ist somit quantifizierbar. Den Vergleichsvorgang zur Bestimmung des Zahlenfaktors bezeichnet man als ''[[Messung]].'' Die Messbarkeit eines Merkmals, d.&nbsp;h. die Angabe einer eindeutigen und reproduzierbaren Messvorschrift für einen Vergleich, ist gleichwertig mit der Definition einer physikalischen Größe.
{| {{Prettytable-R|width: 23em}} rules="none"
|-
|
{| {{Prettytable| margin: 0px; width: 100%; background: white}} rules="none"
| Skalar || Masse, Temperatur
|-
| Vektor || Kraft
|-
| Pseudovektor || Drehmoment
|-
| Tensor 2-ter Stufe || Trägheitstensor
|-
| Tensor 4-ter Stufe || Elastizitätstensor
|}
|-
| Größen verschiedener Stufen.
|}


Alle Merkmale eines Objektes fallen in zwei Klassen, physikalische Größen und alle übrigen. Die [[Physik]] beschäftigt sich ausschließlich mit der erstgenannten Klasse. Sie stellt ''allgemeine'' Zusammenhänge zwischen Größenwerten auf, also Zusammenhänge, die für alle Träger dieser Größe gelten. Als ''Träger'' bezeichnet man hierbei alle Objekte, die die betrachtete Größe als Merkmal besitzen. Physikalische Zusammenhänge sind somit unabhängig von der konkreten Beschaffenheit eines Trägers.
Viele physikalischen Größen stellen [[Tensor]]en oder [[Pseudotensor]]en (s.u.) einer bestimmten Stufe dar. Eine Größe, deren einzige Variable ihr Größenwert ist, ist ein Tensor 0-ter Stufe, auch [[Skalar (Physik)|Skalar]] genannt. Eine Größe, die zusätzlich durch eine Richtung charakterisiert wird, ist ein Tensor 1-ter Stufe, ein sogenannter [[Vektor]]. Es gibt noch höherstufige Größen. Ein Tensor 2-ter Stufe kann beispielsweise durch eine [[Matrix (Mathematik)|Matrix]] dargestellt werden.


Die folgenden Abschnitte gehen auf einzelne Begriffe ein, die im Zusammenhang mit physikalischen Größen verwendet werden.
Eine physikalische Größe ist [[Invarianz (Physik)|invariant]] unter [[Koordinatentransformation]]en. So wie ihr Größenwert unabhängig von der Einheit ist, so ist ihre Richtung unabhängig von der Wahl des Koordinationsystems. Eine Besonderheit spielt dabei die [[Chiralität|Händigkeit]] des Koordinationsystems. Größen, die unter Raumspiegelungen in ihr Negatives übergehen, nennt man ''Pseudogrößen''. Konkret bedeutet das, dass [[Pseudoskalar]]e ihr Vorzeichen und [[Pseudovektor]]en ihre Orientierung bei Änderung der Händigkeit wechseln − normale Größen tun dieses nicht.


==Schreibweise==
=== Dimension ===
{{Hauptartikel|Dimension (Größensystem)}}
Einer physikalischen Größe wird in mathematischen Gleichungen ein Schriftzeichen zugeordnet, das man ''[[Formelzeichen]]'' nennt. Dieses ist grundsätzlich willkürlich, jedoch existieren eine Reihe von Konventionen (z. B. [[DIN 1304|DIN 1304]]) zur Bezeichnung bestimmter Größen. Häufig wird als Formelzeichen der Anfangsbuchstabe des lateinischen Namens einer Größe genommen. Auch Buchstaben aus dem [[Griechisches_Alphabet|griechischen Alphabet]] werden oft verwendet. Üblicherweise besteht ein Formelzeichen nur aus einem einzigen Buchstaben, der zur weiteren Unterscheidung mit einem [[Index]] versehen werden kann.
Wenn der Quotient zweier Größenwerte ''verschiedener'' physikalischer Größen eine [[reelle Zahl]] ist, dann handelt es sich um physikalische Größen gleicher Dimension. In jeder Gleichung zwischen physikalischen Größen müssen beide Seiten von gleicher Dimension sein ([[Dimensionsbetrachtung]]).


Der Begriff Dimension ist in Verbindung mit einem Größensystem zu betrachten. Die Dimension stellt die jeweilige physikalische Größe qualitativ im Größensystem dar. Die Dimension einer abgeleiteten physikalischen Größe wird als Potenzprodukt von Dimensionen der Basisgrößen definiert. Dieses [[Potenz (Mathematik)|Potenzprodukt]] stützt sich auf die zugrundeliegenden Größengleichungen; eventuelle Zahlenfaktoren, mathematische Operationen wie Skalar- oder Vektorprodukt, Differenzialquotient, Integral, Stufe der zu den Größen gehörenden Tensoren bleiben unberücksichtigt. Auf diese Weise lässt sich eine qualitative Abhängigkeit der abgeleiteten Größe von den Basisgrößen darstellen.
Auch für Einheiten gibt es standardisierte Schriftzeichen, die [[Einheitenzeichen]] genannt werden. Sie bestehen meistens aus einem oder mehreren [[Lateinisches_Alphabet|lateinischen Buchstaben]] oder seltener aus einem Sonderzeichen wie z.B. einem [[Gradzeichen]]. Bei Einheiten, die nach Personen benannt sind, wird der erste Buchstabe des Einheitenzeichens üblicherweise groß geschrieben.


'''Beispiel:'''
{| {{Prettytable-R|width: 15em}} rules="none"

Im [[Internationales Größensystem|Internationalen Größensystem]] (ISQ) ist die abgeleitete physikalische Größe ''mechanische Arbeit'' als

:<math> W := \int \vec{F} \cdot \mathrm{d} \vec{r}</math>

definiert. Die Dimension der mechanischen Arbeit lässt sich aus den Dimensionen der in dieser Größengleichung beteiligten Größen herleiten.

:<math> \mathrm{dim}\ W \equiv \mathrm{dim}\ \vec{F} \cdot \mathrm{dim}\ \vec {r} \equiv \mathsf{MLT^{-2}} \cdot \mathsf{L} \equiv \mathsf{ML^{2}T^{-2}} </math>

=== Größenart ===
Mit dem Begriff '''Größenart''', auch ''Art einer Größe'' genannt, werden qualitative Eigenschaften physikalischer Größen einer gegebenen Dimension unterschieden. „Er wird allerdings nicht einheitlich definiert. Meist wird darunter etwas verstanden, was man aus einer physikalischen Größe erhält, wenn man von allen numerischen Faktoren absieht, aber Vektor- oder Tensorcharakter sowie Sachbezüge beibehält.“<ref name="Kohlrausch_1996_3">Friedrich Kohlrausch, 1996, Band 3, S. 4</ref> Nach dem Internationalen Wörterbuch der Metrologie (VIM), 3. Auflage 2010, ist Größenart der „Aspekt, der untereinander vergleichbaren Größen gemeinsam ist“, und in einer Anmerkung heißt es: „Die Unterteilung des Oberbegriffs ‚Größe‘ nach der Größenart ist […] willkürlich“.<ref>{{Literatur |Titel=Internationales Wörterbuch der Metrologie: Grundlegende und allgemeine Begriffe und zugeordnete Benennungen (VIM); deutsch-englische Fassung ISOIEC-Leitfaden 99:2007 = Vocabulaire international de métrologie |Auflage=3. |Verlag=Beuth |Ort=Berlin |Datum=2010 |ISBN=978-3-410-20070-3 |Umfang=74}}</ref> Größen gleicher Art lassen sich in sinnvoller Weise durch Addition und Subtraktion verknüpfen. Außerdem gelten für Größen gleicher Art die [[Ordnungsrelation]]en „größer“, „kleiner“ und „gleich“.

Beispielsweise sind Breite, Höhe und Länge eines Quaders, [[Durchmesser]] eines Rohrs, Spannweite eines Vogels, [[Wellenlänge]] alles Größen der Größenart „[[Länge (Physik)|Länge]]“; sie können mit der Länge eines [[Gliedermaßstab]]s verglichen werden. Ob auch noch die [[Niederschlagshöhe]], angegeben als Volumen/Fläche, als hiermit gleichartig betrachtet wird, bleibt dem Anwender überlassen, obwohl auch sie leicht mit dem Metermaß messbar ist. Der Verbrauchsangabe bei Kraftfahrzeugen in „Liter pro 100&nbsp;Kilometer“ wird man jedoch kaum die Größenart Fläche zusprechen, obwohl sie die Dimension einer Fläche hat.

Zu diesem [[Ambivalenz|ambivalenten]] Begriff wird im ''Kohlrausch'' festgestellt: {{" |Text=Durch den Übergang vom CGS-System zum SI hat der Begriff ''Größenart'' an Bedeutung abgenommen. Im SI hat die Dimension eine zentrale Bedeutung. |ref=<ref name="Kohlrausch_1996_3" />}}

=== Größenwert ===
Der Wert einer physikalischen Größe (Größenwert) ist nach allgemein verbreiteter Auffassung das [[Produkt (Mathematik)|Produkt]] aus einer Zahl und der physikalischen Einheit, die der betreffenden Größenart zugeordnet ist. Das Verhältnis von zwei Größenwerten gleichartiger Größen ist eine reelle Zahl.

Vorsichtiger wurde dies innerhalb des deutschen Normenwerkes in der ersten Ausgabe „Schreibweise physikalischer Gleichungen“ der Norm '''[[DIN]]&nbsp;1313''' vom November 1931 dargestellt: {{" |Text=Mit den in den physikalischen Gleichungen vorkommenden Formelzeichen kann so gerechnet werden, als ob sie die physikalischen „Größen“, d.&nbsp;h. benannte Zahlen bedeuteten. Sie werden dann zweckmäßigerweise als symbolische „Produkte“ aus den Zahlenwerten (Maßzahlen) und den Einheiten aufgefasst gemäß der Gleichung}}
: ''Physikalische Größe = Zahlenwert „mal“ Einheit.''

Man bezeichnet einen Unterschied um den Faktor 10 zwischen Werten derselben Größe als eine [[Größenordnung]]. <math>n</math>&nbsp;Größenordnungen entsprechen also einem Faktor von <math>10^n</math>.

Es gibt eine Reihe von Größen, deren Größenwerte unveränderlich feststehen. Diese nennt man [[Naturkonstante]], Universalkonstante oder auch [[physikalische Konstante]] (Beispiele: [[Lichtgeschwindigkeit]] im Vakuum, [[Elementarladung]], [[Plancksche Konstante]], [[Feinstrukturkonstante]]).

=== Zahlenwert und Einheit ===
Es ist zweckmäßig, das Verhältnis eines Größenwerts zu dem Wert einer gleichartigen, feststehenden und wohldefinierten Vergleichsgröße zu ermitteln. Den Vergleichsgrößenwert bezeichnet man als ''[[Maßeinheit]]'' oder kurz ''Einheit,'' das gemessene Verhältnis als ''Maßzahl'' oder ''Zahlenwert.'' Der Größenwert kann dann als Produkt aus Zahlenwert und Einheit dargestellt werden (siehe auch [[#Schreibweise|Abschnitt Schreibweise]]). Der Zahlenwert ist je nach Definition der Größe eine reelle Zahl – bei manchen Größen auf nicht negative Werte beschränkt – oder [[Komplexe Zahl|komplex]]; bei einigen [[Größe der Dimension Zahl|Größen der Dimension Zahl]] wie z.&nbsp;B. manchen [[Quantenzahl]]en ist er immer ganzzahlig.

Die Definition einer Einheit unterliegt der menschlichen Willkür. Eine Möglichkeit besteht in der Wahl eines bestimmten Objekts –&nbsp;eines sogenannten ''[[Normal]]s''&nbsp;– als Träger der Größe, dessen Größenwert als Einheit dient. Auch ein berechneter Größenwert kann gewählt werden, wofür allerdings ein geeigneter physikalischer Zusammenhang mit anderen Größenwerten bekannt sein muss (siehe auch [[#Größengleichungen|Abschnitt Größengleichungen]]). Eine dritte Möglichkeit ist, den Wert einer physikalischen Konstanten als Einheit zu verwenden, sofern eine solche für die gewünschte Größe existiert.

Theoretisch genügt es, für eine Größenart eine einzige Einheit zu definieren. [[Geschichte von Maßen und Gewichten|Historisch]] bedingt hat sich aber häufig eine [[Alte Maße und Gewichte|Vielzahl verschiedener Einheiten]] für die gleiche Größenart gebildet. Sie unterscheiden sich wie alle gleichartigen Größenwerte lediglich um einen reinen Zahlenfaktor.<ref>Eine Ausnahme sind die gebräuchlichen Einheiten für [[Temperatur]], die sich zusätzlich um einen konstanten additiven Term unterscheiden. Der Grund liegt in der abweichenden Definition des Nullpunktes.</ref>

=== Skalare, Vektoren und Tensoren ===
{{Hauptartikel|Skalar (Mathematik)|titel1=Skalar|Vektor|Tensor}}

Bestimmte physikalische Größen besitzen eine Orientierung im [[Raum (Physik)|physikalischen Raum]], der Größenwert hängt also von der Messrichtung ab. Beispielsweise ist die [[Geschwindigkeit]] eines Fahrzeugs typischerweise entlang einer Straße gerichtet; die gemessene Geschwindigkeit senkrecht zu dieser ist null&nbsp;– es handelt sich um eine vektorielle Größe. Die [[mechanische Spannung]] in einem Werkstück hängt stark von der betrachteten Schnittfläche ab&nbsp;– es gibt hier mehr als eine zu betrachtende Richtung, also ist zur Beschreibung ein Tensor (zweiter Stufe) nötig.

Ein Tensor <math>n</math>-ter Stufe lässt sich im kartesischen Koordinatensystem mit <math>3^n</math> Elementen beschreiben und hat dabei bestimmte einfache Eigenschaften bei Koordinatentranslation bzw. -transformation. Dementsprechend kann er eine bestimmte Klasse physikalischer Größen beschreiben:<ref>H. Goldstein, C. P. Poole Jr., J. L. Safko Sr.: ''Klassische Mechanik.'' 3. Auflage, Wiley-VCH, 2012, ISBN 978-3-527-66207-4, Abschnitt 5.2: ''Tensoren.''</ref>
* Ein ''Tensor 0.&nbsp;Stufe'' ist ein Skalar. Er beschreibt eine Größe, die richtungsunabhängig ist und einzig durch ihren Größenwert (als Zahl) bestimmt ist.
* Ein ''Tensor 1.&nbsp;Stufe'' ist durch drei Komponenten bestimmt. Jeder Vektor ist ein Tensor 1.&nbsp;Stufe.
* Ein ''Tensor 2.&nbsp;Stufe'' ist durch neun Komponenten bestimmt. Er wird meist durch eine 3×3-Matrix dargestellt. Mit „Tensor“ ohne Zusatz ist meist ein Tensor 2.&nbsp;Stufe gemeint.

{| class="wikitable float-right"
|+ Größen verschiedener Stufen
|-
|-
| Skalar || [[Masse (Physik)|Masse]]; [[Temperatur]]
| <div class="rahmenfarbe1" style="border-style: solid; padding: 5px; border-width:1px; text-align: center; background: white;">
|-
:<math>
| Pseudoskalar<ref>Pseudoskalare sind Skalare, die bei der [[Raumspiegelung]] <math>\vec r \to -\vec r</math> ihr Vorzeichen umkehren. Beispiel: die [[Determinante]] (sog. Spatprodukt) aus 3 Vektoren.</ref> || [[Helizität]]; [[Magnetischer Fluss]]
U = 20\,\mathrm{V}
|-
| Vektor <!--<ref name="Polar">Zur besseren Unterscheidung von Vektor bzw. Pseudovektor spricht man auch von polaren bzw. axialen Vektoren. Ein mathematisches Detail: Das sog. [[Vektorprodukt]] von zwei polaren Vektoren ist ein axialer Vektor.</ref> deaktiviert, zuviel-->|| [[Kraft]]; [[Translation (Physik)|Verschiebung]]
|-
| Pseudovektor<ref>Pseudovektoren sind Vektoren, die bei der Raumspiegelung <math>\vec r \to -\vec r</math> ihr Vorzeichen ''nicht'' umkehren. Beispiel: das [[Vektorprodukt]] aus 2 Vektoren.</ref> || [[Drehmoment]]; [[Winkelbeschleunigung]]
|-
| Tensor 2.&nbsp;Stufe || [[Trägheitstensor]];<ref>Der Trägheitstensor vermittelt in Analogie zur Masse (bzw. zu einer tensoriellen Erweiterung) den Zusammenhang zwischen den Pseudovektoren ''Drehmoment'' und ''Winkelbeschleunigung.'' Der Vektor ''Kraft'' ist analog zum Pseudovektor ''Drehmoment,'' und das Gesetz ''Kraft&nbsp;= Masse&nbsp;×&nbsp;Beschleunigung'' ist analog zum Gesetz ''Drehmoment&nbsp;= Trägheitstensor&nbsp;×&nbsp;Winkelbeschleunigung.''</ref> &nbsp;[[Verzerrungstensor]]<ref>Der Verzerrungstensor beschreibt in Abhängigkeit von der ersten Richtung die Verzerrung in eine zweite Richtung.</ref>
|-
| Tensor 3.&nbsp;Stufe || [[Piezoelektrizität|Piezoelektrischer Tensor]]<ref>Jack R. Vinson, R. L. Sierakowski: ''The behavior of structures composed of composite materials.'' Kluwer Academic, ISBN 1-4020-0904-6, S. 76 ({{Google Buch |BuchID=D742KUQznDEC |Seite=76}}).</ref>
|-
| Tensor 4.&nbsp;Stufe || [[Elastizitätstensor]]
|}

=== Invarianzen ===
Die Physik soll die beobachtete Natur beschreiben, unabhängig von einer speziellen mathematischen Darstellung. Daher muss eine physikalische Größe in jedem Fall unter [[Koordinatentransformation]]en invariant (unveränderlich) sein. So wie das System ihrer Größenwerte unabhängig von der Einheit ist, so sind auch die jeweiligen Richtungen unabhängig von der Wahl des Koordinatensystems.

Tensoren haben unter [[Punktspiegelung]] ein für ihre Stufe charakteristisches Verhalten. So ändert sich eine skalarwertige Größe eines Objekts nicht, wenn man dieses Objekt an einem Punkt spiegelt. Eine vektorwertige Größe, wie etwa die [[Geschwindigkeit]], zeigt nach der Punktspiegelung hingegen in die entgegengesetzte Richtung. Manche Größen verhalten sich zwar bei [[Drehung]] und [[Parallelverschiebung|Verschiebung]] wie Tensoren, weichen jedoch unter Punktspiegelung hiervon ab. Derartige Größen bezeichnet man als [[Pseudotensor]]en. Bei [[Pseudoskalar]]en ändert der Größenwert sein Vorzeichen. Bei [[Pseudovektor]]en wie etwa dem [[Drehimpuls]] dreht sich die Richtung durch eine Punktspiegelung des Objekts ''nicht'' um.

== Schreibweise ==
Die folgenden Erläuterungen orientieren sich an den nationalen und internationalen Regelungen von Normungsorganisationen und Fachgesellschaften [z.&nbsp;B. [[DIN 1338]], [[EN ISO 80000]]-1, Empfehlungen der [[International Union of Pure and Applied Physics]] (IUPAP)].

=== Formel- und Einheitenzeichen ===
{{Hauptartikel|Formelzeichen|Einheitenzeichen}}

Einer physikalischen Größe wird in mathematischen Gleichungen ein Schriftzeichen, das Formelzeichen zugeordnet. Dieses ist grundsätzlich willkürlich, jedoch existieren Konventionen (z.&nbsp;B. [[Internationales Einheitensystem|SI]], [[DIN&nbsp;1304]], ÖNORM&nbsp;A&nbsp;6438, ÖNORM&nbsp;A&nbsp;6401 etc.) zur Bezeichnung bestimmter Größen. Häufig wird als Formelzeichen der Anfangsbuchstabe des lateinischen Namens einer Größe genommen. Auch Buchstaben aus dem [[Griechisches Alphabet|griechischen Alphabet]] werden oft verwendet. Üblicherweise besteht ein Formelzeichen nur aus einem einzigen Buchstaben, der zur weiteren Unterscheidung mit einem oder mehreren [[Index (Mathematik)|Indizes]] versehen werden kann.

Für Einheiten gibt es festgelegte Schriftzeichen, die Einheitenzeichen. Sie bestehen meistens aus einem oder mehreren [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Buchstaben]] oder seltener aus einem Sonderzeichen wie z.&nbsp;B. einem [[Gradzeichen]] oder griechischen Buchstaben wie das Ω (großes Omega) für die Einheit [[Ohm (Einheit)|Ohm]]. Bei Einheiten, die nach Personen benannt sind, wird der erste Buchstabe des Einheitenzeichens üblicherweise groß geschrieben.

{| class="wikitable float-right" style="width:15em"
|- class="hintergrundfarbe2"
|
<math>
\begin{align}
U &= 20 \, \mathrm{V}\\
\left\{ U \right\} &= 20 \\
\left[ U \right]_{\text{SI}} &= \mathrm{V}
\end{align}
</math>
</math>
:<math>
\left\{U\right\} = 20
</math>
:<math>
\left[U\right] = \mathrm{V}
</math></div>
|-
|-
| Angabe einer [[elektrische Spannung|Spannung]] von 20 [[Volt]].<br>
| Angabe einer [[Elektrische Spannung|Spannung]] von 20&nbsp;[[Volt]].<br />Oben: Größenwert<br />Mitte: Zahlenwert<br />Unten: Einheit
Die [[LaTeX]]-[[Syntax]] hierfür lautet (s.&thinsp;a. [[Hilfe:TeX]]): <div><code><nowiki> U = 20\,\mathrm{V}</nowiki></code></div>
|}
|}


Die Angabe des Größenwerts erfolgt immer als Produkt aus Zahlenwert und Einheit. Will man nur den Zahlenwert angeben, so setzt man das Formelzeichen in geschweifte Klammern. Will man nur die Einheit angeben, so setzt man das Formelzeichen in eckige Klammern. Formal lässt sich ein Größenwert also wie folgt schreiben:
Ein Größenwert wird immer als Produkt aus Zahlenwert und Einheit angegeben. Will man nur den Zahlenwert angeben, so setzt man das Formelzeichen in geschweifte Klammern. Will man nur die Einheit angeben, so setzt man das Formelzeichen in eckige Klammern. Formal lässt sich ein Größenwert also wie folgt schreiben:
:<math>
:<math>
G=\left\{G\right\}\;\left[G\right]
G=\left\{G\right\}\;\left[G\right]
</math>
</math>


Das lässt sich am Beispiel der [[Atommasse]] gut verstehen. Die Masse <math>m</math> eines Atoms kann in [[Atomare Masseneinheit|atomaren Masseneinheiten]] gemessen werden
Da der Zahlenwert von der gewählten Maßeinheit abhängt, ist die alleinige Darstellung des Formelzeichens in geschweiften Klammern nicht eindeutig. Deshalb ist für die Beschriftung von Tabellen und Koordinatenachsen die Darstellung „G/[G]“ oder „G in [G]“ üblich, z.B. „''m'' in kg“ oder „''m''/kg“. Die manchmal zu findende Darstellung von Einheiten in eckigen Klammern ist nicht korrekt.


:<math>m = A_u \; \text{u}</math>.
Die Formatierung ist durch [[DIN 1338|DIN 1338]] geregelt. Demnach wird das Formelzeichen ''kursiv'' geschrieben, während das Einheitenzeichen mit aufrechter Schrift geschrieben wird, um es von Formelzeichen zu unterscheiden. Beispielsweise bezeichnet ''„m“'' das Formelzeichen für die Größe „[[Masse]]“ und „m“ das Einheitenzeichen für die Maßeinheit „[[Meter]]“. Zwischen der Maßzahl und dem Einheitenzeichen wird ein Leerzeichen geschrieben. Eine Ausnahme von dieser Regel stellen die [[Gradzeichen]] dar, die ohne Zwischenraum direkt hinter die Maßzahl geschrieben werden, sofern keine weiteren Einheitenzeichen folgen (z.&thinsp;B. vor „°C“). Im Schriftsatz empfiehlt sich hierfür ein [[schmales Leerzeichen]].


<math>A_u</math> ist der Zahlenwert {<math>m</math>} und die [[atomare Masseneinheit]] <math>\text{u}</math> die Einheit [<math>m</math>] der physikalischen Größe <math>m</math>.
Formelzeichen für Vektoren werden meistens durch Fettdruck gekennzeichnet; üblich ist auch die Verwendung von Vektorpfeilen über oder seltener Strichen unter dem Formelzeichen. Für Tensoren höherer Stufen werden manchmal [[Fraktur]]buchstaben verwendet.


Da der Zahlenwert von der gewählten Maßeinheit abhängt, ist die alleinige Darstellung des Formelzeichens in geschweiften Klammern nicht eindeutig. Deshalb ist für die Beschriftung von Tabellen und Koordinatenachsen die Darstellung „''G''/[''G'']“ (z.&nbsp;B. „''m''/kg“) oder „''G'' in [''G'']“ (z.&nbsp;B. „''m'' in kg“) üblich. Die Darstellung von Einheiten in eckigen Klammern (z.&nbsp;B. „''m''&nbsp;[kg]“) oder auch in runden Klammern (z.&nbsp;B. „''m''&nbsp;(kg)“) entspricht hingegen nicht der Norm DIN&nbsp;1313<ref>DIN 1313, Dezember 1998: ''Größen.'' S. 5.</ref> und wird in den Empfehlungen zum Einheitensystem SI nicht empfohlen.<ref>{{Literatur |Autor=Ambler Thompson, Barry N. Taylor |Titel=Guide for the Use of the International System of Units (SI) |Sammelwerk=NIST Special Publication |Band=811 |Datum=2008 |Seiten=15 |Online=[http://physics.nist.gov/cuu/pdf/sp811.pdf physics.nist.gov] |Format=PDF |KBytes=1980 |Abruf=2012-12-03}}</ref>
{| {{Prettytable-R|width: 15em}} rules="none"
|-
| <div class="rahmenfarbe1" style="border-style: solid; border-width:1px; padding: 5px; font-family: serif; background: white;">''l'' = (10,0072±0,0023) m<br>
''l'' = 10,0072(23) m<br>
''l'' = 10,00'''7''' m</div>
|-
| Angabe einer fehlerbehafteten Messgröße.
|}


Wenn die verwendeten Einheiten abhängig vom [[Einheitensystem]] sind, kann das Einheitensystem mit angegeben werden:
Bei [[Fehler|fehlerbehafteten]] Größenwerten wird der Zahlenwert mit seiner [[Meßunsicherheit]] angegeben, meistens in Form des [[Fehlerrechnung|mittleren Fehlers]] oder manchmal – falls bekannt – des Maximalfehlers. Das Kenntlichmachen geschieht meistens durch ein „±“ vor dem Fehlerwert, aber auch Kurzformen wie eine geklammerte Fehlerangabe oder Fettdruck der unsicheren Ziffer des Zahlenwerts sind üblich. Die Anzahl der anzugebenden unsicheren Dezimalstellen des Zahlenwerts richtet sich nach dem Fehlerwert. Beginnt dieser mit einer 1 oder 2, so werden zwei Stellen notiert, ansonsten nur eine. Gegebenenfalls ist der Zahlenwert zu [[Rundung|runden]] wie üblich, der Fehler wird hingegen immer aufgerundet.
:<math>
\begin{align}
\left[ U \right]_{\text{SI}} &=\mathrm{V} \\
\left[ U \right]_{\text{CGS-ESU}} &=\mathrm{StatV}
\end{align}
</math>

=== Formatierung ===
Die Formatierung ist durch [[DIN 1338]] geregelt. Demnach wird das Formelzeichen ''kursiv'' geschrieben, während das Einheitenzeichen mit aufrechter Schrift geschrieben wird, um es von Formelzeichen zu unterscheiden. Beispielsweise bezeichnet „''m''“ das Formelzeichen für die Größe „[[Masse (Physik)|Masse]]“ und „m“ das Einheitenzeichen für die Maßeinheit „[[Meter]]“.

Zwischen der Maßzahl und dem Einheitenzeichen wird ein Leerzeichen geschrieben. Eine Ausnahme von dieser Regel stellen die [[Gradzeichen]] dar, die ohne Zwischenraum direkt hinter die Maßzahl geschrieben werden („ein Winkel von 180°“), sofern keine weiteren Einheitenzeichen folgen („die Außentemperatur beträgt 23&nbsp;°C“). Im Schriftsatz empfiehlt sich hierfür ein [[schmales Leerzeichen]], das zusätzlich vor einem Zeilenumbruch geschützt werden sollte, damit Zahlenwert und Einheit nicht getrennt werden.

In Formeln werden [[Vektor]]en häufig durch eine besondere Schreibweise gekennzeichnet. Dabei gibt es unterschiedliche Konventionen. Üblich sind Vektorpfeile über dem Buchstaben (<math>\vec{a}</math>), Fettdruck (<math>\boldsymbol{a}</math>) oder Striche unter dem Formelzeichen (<math>\underline{a}</math>). Für [[Tensor]]en höherer Stufen werden Großbuchstaben in [[serife]]nloser Schrift (<math>\mathsf{A}</math>), [[Fraktur (Schrift)|Frakturbuchstaben]] (<math>\mathfrak{A}</math>) oder doppelte Unterstreichung (<math>\underline{\underline{A}}</math>) verwendet. Welche Schreibweise gewählt wird, hängt auch davon ab, ob von Hand oder maschinell geschrieben wird, da sich Merkmale wie Fettdruck oder Serifen mit einer Handschrift nicht zuverlässig wiedergeben lassen.

Es gibt von der Sprache und vom Fach abhängig unterschiedliche Traditionen zur Aufrecht- und Kursivschreibung im Zusammenhang mit Formeln. In modernerer Fachliteratur hat sich jedoch die Konvention durchgesetzt, nicht nur Größensymbole, sondern alles, was veränderlich ist, kursiv zu setzen; Einheitenzeichen, [[Elementsymbol]]e, Erläuterungen usw. werden hingegen aufrecht gesetzt. Formelzeichen sowie veränderliche Indizes erscheinen also kursiv. Beispiel:
: „Die Gesamtmasse <math>m_\text{ges}</math> des Autos beträgt:
:<math>m_\text{ges} \, = \, m_\text{A} + \sum_{i} m_i \, = 1500 \, \mathrm{kg}</math>
: Dabei ist <math>m_\text{A}</math> die Masse des Aufbaus und <math>m_i</math> die Masse von weiteren Komponenten.“


==Verknüpfung zwischen physikalischen Größen==
=== Fehlerbehaftete Größen ===
{| class="wikitable float-right" style="width:15em"
===Größengleichungen===
|- class="hintergrundfarbe2"
{| {{Prettytable-R|width: 15em}} rules="none"
|style="padding: 5px;"|
<math>l = (10{,}0072 \pm 0{,}0023) \, \mathrm{m}</math><br />
<math>l = 10{,}0072(23) \, \mathrm{m}</math><br />
<math>l \approx {10{,}00\mathbf{7}} \, \mathrm{m}</math>
|-
|-
| Angabe einer fehlerbehafteten Messgröße (der letzte Zahlenwert ist nur in dieser Genauigkeit sinnvoll)
| <div class="rahmenfarbe1" style="border-style: solid; border-width:1px; padding: 5px; text-align: center; background: white;">
<math>\mathbf{F} = m\mathbf{a}</math></div>
|-
| Größengleichung, die die Gesetzmäßigkeit zwischen [[Kraft]], [[Masse]] und [[Beschleunigung]] darstellt.
|}
|}
Die Darstellung von [[Naturgesetz]]en und technischen Zusammenhängen in mathematischen Gleichungen nennt man ''[[Größengleichung]]en''. Die Formelzeichen einer Größengleichung haben die Bedeutung physikalischer Größen, sofern sie nicht als Symbole für mathematische Funktionen oder Operatoren gemeint sind. Größengleichungen gelten unabhängig von der Wahl der Einheiten.


Bei [[Fehler#Physik und Messtechnik|fehlerbehafteten]]<ref>Anmerkung: Nach einschlägigen Normen und Regeln sollte der Begriff „Fehler“ in diesem Zusammenhang nicht verwendet werden. Besser sind demnach die Begriffe „[[Messabweichung|Abweichung]]“ und „[[Unsicherheit]]“ (siehe EN [[ISO 80000]]-1, Kap. 7.3.4; „[http://www.lbme.nrw.de/download/fni_glossar_der_metrologie_140606.pdf Glossar der Metrologie]“; [[International Vocabulary of Metrology|VIM]] und [[GUM (Norm)|GUM]])</ref> Größenwerten wird der Zahlenwert mit seiner [[Fehlerrechnung|Messunsicherheit]] angegeben oder –&nbsp;je nach den Umständen&nbsp;– mit seinen [[Fehlergrenze]]n, siehe auch [[Messabweichung]]. Das Kenntlichmachen geschieht meistens durch ein „±“ nach dem fehlerbehafteten Zahlenwert, gefolgt von dem Fehlerwert (wobei Klammern erforderlich sind, sofern eine Einheit folgt, damit diese sich auf beide Werte bezieht). Die [[Internationales Einheitensystem|SI-Broschüre]] empfiehlt eine kürzere Form, bei der die Unsicherheit der letzten Ziffer(n) in Klammern hinzugefügt wird.<ref name="SI9-5-4-5" /> Auch der Fettdruck der unsicheren Ziffer des Zahlenwerts ist eine Möglichkeit.
Größengleichungen verknüpfen verschiedene physikalische Größen und deren Größenwerte miteinander. Zur Auswertung muss man die Formelzeichen durch das Produkt aus Zahlenwert und Einheit ersetzen. Die verwendeten Einheiten sind dabei unerheblich. Die Größenart muss auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens jedoch übereinstimmen, damit die Gleichung physikalisch sinnvoll ist.


Die Anzahl der anzugebenden unsicheren Dezimalstellen des Zahlenwerts richtet sich nach dem Fehlerwert. Beginnt dieser mit einer 1 oder 2, so werden zwei Stellen notiert, ansonsten nur eine. Gegebenenfalls ist der Zahlenwert wie üblich zu [[Rundung|runden]], siehe [[Schreibweise von Zahlen#Gerundete Zahlen|DIN 1333]]; eine Fehlergrenze wird hingegen immer aufgerundet.
===Zahlenwertgleichungen===

{| {{Prettytable-R|width: 23em}} rules="none"
=== Beispiele zur Kennzeichnung von Zusatzinformationen ===
Zusätzliche Bezeichnungen oder Informationen dürfen grundsätzlich nicht im Größenwert einer physikalischen Größe (also weder in der Einheit noch beim Zahlenwert) auftauchen bzw. diesem hinzugefügt werden, da dies unsinnig wäre; sie dürfen nur in der ''Benennung oder Bezeichnung'' der physikalischen Größe, also im [[Formelzeichen]], zum Ausdruck gebracht werden.

Z.&nbsp;B. kann man das allgemein verwendete Formelzeichen <math>f</math> für die [[Frequenz]] in korrekter Notation mit einem <math>\mathrm{U}</math> als [[Subskript]] ergänzen, um darauf hinzuweisen, dass eine ''Umdrehungs''frequenz (''Dreh''zahl) gemeint ist:
:<math>\left[ f_\text{U} \right] = \mathrm{s}^{-1}</math> (gesprochen „Die Einheit der (Umdrehungs-)Frequenz ist 1 pro Sekunde.“)
:<math>f_\text{U, Motor} = 2000 \, \mathrm{min}^{-1}</math> („Die Drehzahl des Motors beträgt 2000 pro Minute.“)

Es kann auch ein eigenes, klar definiertes Formelzeichen eingesetzt werden. Um z.&nbsp;B. auf den doppelten Index im obigen Beispiel zugunsten einer leichteren Lesart zu verzichten, könnte man das ggf. einprägsamere Symbol <math>U</math> für „die Drehfrequenz, die Umdrehungszahl“ einführen und schreiben:
:<math>U_\text{Motor} = 2000 \, \mathrm{min}^{-1}</math> („Die Drehzahl des Motors beträgt 2000 pro Minute.“)
Ohne weitere Erläuterung könnte man in der Regel z.&nbsp;B. auch
:<math>h_\text{Auto} = 1{,}5 \, \mathrm{m}, \ b_\text{Auto} = 2{,}2 \, \mathrm{m}</math> („Die Höhe des Autos beträgt 1,5 Meter, die Breite des Autos beträgt 2,2 Meter.“)
verwenden, da die Symbole für die zwei Spezialfälle Höhe und Breite eines Längenmaßes gemeinhin üblich sind.

In der Praxis findet nicht immer eine saubere Unterscheidung zwischen Größenwert bzw. Einheit einer physikalischen Größe einerseits und bloßen Zusatzangaben andererseits statt, sodass es zu Vermischungen kommt. Die aufgeführte Umdrehungszahl ist ein häufiges Beispiel dafür. „Umdrehung“ ist dort keine Einheit, sondern beschreibt lediglich den die Frequenz hervorrufenden Prozess näher. Nicht zulässig, jedoch häufig vorkommend, ist deshalb etwa
:<math>f_\text{Motor}= 2000 \, \mathrm{U}/\mathrm{min}</math> („Die Drehzahl des Motors beträgt 2000 Umdrehungen pro Minute“).

Weitere Beispiele für häufig vorkommende falsche Schreib- bzw. Sprechweisen sind:<ref>Unglücklicherweise lässt auch das deutsche und internationale Normenwerk gelegentlich Vermischungen zu, insbesondere bei [[Hilfsmaßeinheit]]en, z.&nbsp;B. „dB (C)“; hierbei ist das „C“ ein Hinweis auf das Messverfahren, nach dem das [[Pegel (Physik)|Pegelmaß]] ermittelt wird, das mit Hilfe der Hilfsmaßeinheit [[Bel (Einheit)|Dezibel]] angegeben wird.</ref>
* ''[[Neutronenfluss]]:''
: Falsch: <math>\Phi = 1000 \, \mathrm{n} \, \mathrm{cm}^{-2} \mathrm{s}^{-1}</math> bzw. „Der Neutronenfluss ist 1000 ''Neutronen'' pro Quadratzentimeter und Sekunde.“<ref name="AufrechtKursivWillkuer">Die Ergänzungen für ''Neutronen, Blei'' und ''Windungen'' sind hier in den ''inkorrekten'' Formeln willkürlich teils kursiv, teils nicht kursiv gedruckt, da eine richtige Schreibweise ohnehin nicht möglich ist und beide Möglichkeiten vorkommen. Die entsprechenden korrekten Notationen hingegen befolgen auch die im [[#Schreibweise|Abschnitt Schreibweise]] erwähnten Regeln zur Kursivschreibung.</ref>
: Korrekt: <math>\Phi = 1000 \, \mathrm{cm}^{-2} \mathrm{s}^{-1}</math> bzw. „Der Neutronenfluss beträgt 1000 pro Quadratzentimeter und Sekunde.“
: Man beachte: Der Neutronenfluss ist weder ein [[Fluss (Physik)|Fluss]] noch eine [[Flussdichte]] im Sinne der sonst üblichen physikalischen Nomenklatur.<ref name="Duderstadt_1976">{{Literatur |Autor=James J. Duderstadt, Louis J. Hamilton |Titel=Nuclear reactor analysis |Verlag=Wiley |Ort=New York |Datum=1976 |ISBN=0-471-22363-8 |Umfang=xvii, 650 S.}} Die Autoren schreiben auf S. 106: „… the tradition in nuclear engineering of referring to this quantity as the neutron "flux" is very misleading.“ ( … die Tradition in der Kerntechnik, diese Größe als Neutronen"fluss" zu bezeichnen, ist sehr irreführend.)</ref>
* [[Massenkonzentration|Massekonzentration]] von ''[[Blei]]:''
: Falsch: <math>n = 20 \, \mathrm{ng} \text{ Blei} / \mathrm{m}^3</math> bzw. „… eine Konzentration von 20 Nanogramm ''Blei'' pro Kubikmeter“<ref name="AufrechtKursivWillkuer" />
: Korrekt: <math>n_\text{Pb} = 20 \, \mathrm{ng} / \mathrm{m}^3</math> bzw. „Die ''Blei''-Massekonzentration beträgt 20 Nanogramm pro Kubikmeter.“
* Durch eine ''[[Spule (Elektrotechnik)|Spule]]'' verursachte [[magnetische Feldstärke]]:
: Falsch: <math>\left[ H \right] = \mathrm{Aw} / \mathrm{m}</math> bzw. „Die Einheit der magnetischen Feldstärke ist Ampere-''Windungen'' pro Meter.“<ref name="AufrechtKursivWillkuer" />
: Korrekt: <math>\left[ H \right] = \mathrm{A} / \mathrm{m}</math> bzw. „Die Einheit der magnetischen Feldstärke ist Ampere pro Meter.“

== Verknüpfung zwischen physikalischen Größen ==
=== Größengleichungen ===
{{Hauptartikel|Größengleichung}}
{| class="wikitable float-right" style="width:25em"
|- class="hintergrundfarbe2"
|style="text-align: center;"|
<math>\vec{F} = m\vec{a}</math>
|-
|-
| '''Größengleichung,''' die die Gesetzmäßigkeit zwischen [[Kraft]] <math>\vec{F}</math>, der [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math> und der [[Beschleunigung]] <math>\vec{a}</math> eines Körpers darstellt.
|
{| {{Prettytable|font-family:serif; background: white; margin:0px; padding:5px; width:100%}} rules="none"
| ''WCT''||=|| 13,12 + 0,6215 ''T''
|-
| || ||− 11,37 ''v''<sup>0,16</sup> + 0,3965 ''T'' ''v''<sup>0,16</sup>
|}
|-
|-
|'''Beispiel:'''<br /><math>m</math> = 75&nbsp;kg, <math>a</math> = 10&nbsp;m/s<sup>2</sup>.<br />
| Zahlenwertgleichung zur Berechnung des [[Windchill]]-Effektes.
<math>F</math> = 750&nbsp;N = 750&nbsp;kg·m/s<sup>2</sup> = <math>m\cdot a,</math><br />
mit 1&nbsp;N (= 1&nbsp;[[Newton (Einheit)|Newton]]) = 1&nbsp;kg·m/s<sup>2</sup>
|}
|}
Die Darstellung von [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetzen]] und technischen Zusammenhängen in mathematischen Gleichungen nennt man Größengleichungen. Die Formelzeichen einer Größengleichung haben die Bedeutung physikalischer Größen, sofern sie nicht als Symbole für mathematische Funktionen oder Operatoren gemeint sind. Größengleichungen gelten unabhängig von der Wahl der Einheiten. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Gleichungen in verschiedenen Einheitensystemen unterschiedlich geschrieben werden. Beispielsweise hat die Vakuumlichtgeschwindigkeit in manchen Einheitensystemen definitionsgemäß den Wert <math>c = 1</math>. Dadurch entfallen in vielen Gleichungen die konstanten Faktoren <math>c</math> und <math>c^2</math>. Aus der [[Masse-Energie-Äquivalenz|berühmten Gleichung]] <math> E = mc^2</math> würde in einem solchen Einheitensystem <math>E=m</math>, ohne dass sich die Aussage der Gleichung ändert.


Größengleichungen verknüpfen verschiedene physikalische Größen und deren Größenwerte miteinander. Zur Auswertung muss man die Formelzeichen durch das Produkt aus Zahlenwert und Einheit ersetzen. Die verwendeten Einheiten sind dabei unerheblich.
In ''[[Zahlenwertgleichung]]en'' haben die Formelzeichen ausschließlich die Bedeutung von Zahlenwerten. Sie sind daher abhängig von der Wahl der Einheiten und nur brauchbar, wenn diese auch bekannt sind. Das Benutzen von Größenwerten in anderen Einheiten führt meistens zwangsläufig zu Fehlern. Es empfiehlt sich daher, Berechnung grundsätzlich mit Größengleichungen durchzuführen und diese erst im letzten Schritt auszuwerten.


=== Rechenoperationen ===
Formeln in historischen Texten, „[[Faustformel]]n“ und [[empirische Formel]]n sind meistens in der Form von Zahlenwertgleichungen angegeben. In einigen Fällen stehen die zu benutzenden Einheiten mit in der Gleichung. Die dabei manchmal anzutreffende Verwendung von eckigen Klammern am Einheitenzeichen, wie etwa <math>\mathrm{[V]}</math> anstatt <math>\mathrm{V}</math>, ist sinnlos und nach DIN 1338 nicht korrekt. Konsequent hingegen wäre das Setzen der Formelzeichen in geschweifte Klammern.
{{Hauptartikel|Operator (Mathematik)}}
Für physikalische Größen sind nicht alle Rechenoperationen, die mit reinen Zahlen möglich wären, sinnvoll. Es hat sich erwiesen, dass eine geringe Anzahl Rechenoperationen ausreicht, um alle bekannten Naturgeschehen zu beschreiben.


{| class="wikitable float-right" style="width:15em"
===Rechenregeln===
|- class="hintergrundfarbe2"
{| {{Prettytable-R|width: 15em}} rules="none"
|style="text-align: center;"|
<math>15 \,\mathrm{s} - 3 \,\mathrm{m}</math><br />
<math>5 \,\mathrm{m} + 10 \,\mathrm{kg}</math><br />
<math>\log\left({299\,792\,458 \,\tfrac{\mathrm m}{\mathrm s}}\right)</math><br />
<math>\sin(5 \,\mathrm{A})</math>
|-
|-
| Unsinnige Rechenoperationen
| <div class="rahmenfarbe1" style="border-style: solid; border-width:1px; padding: 5px; text-align: center; background: white;">
<math>5\;\mathrm{m}+10\;\mathrm{kg}</math><br>
<math>\sin(5\;\mathrm{A})</math></div>
|-
| Unsinnige Rechenoperationen.
|}
|}


* [[Addition]] und [[Subtraktion]] sind nur zwischen Größen der gleichen Größenart möglich. Die Dimension und damit auch die Einheit der Größe(n) bleiben dabei unverändert, die Maßzahlen werden addiert bzw. subtrahiert.
Für physikalische Größen sind nicht alle [[Gruppenoperation|Rechenoperation]]en, die mit reinen Zahlen möglich wären, sinnvoll. Es hat sich erwiesen, dass eine geringe Anzahl Rechenregeln ausreicht, um alle bekannten Naturgeschehen zu beschreiben.
:: Bsp.: <math>l_1 + l_2 = 2 \,\mathrm m + 3 \,\mathrm m = 5 \,\mathrm m</math>
*[[Addition]] und [[Subtraktion]] ist nur zwischen Größen der gleichen Größenart möglich.
: Dies funktioniert jedoch nur dann, wenn die beiden Größen in der gleichen Einheit gemessen werden. Ist dies nicht der Fall, müssen beide vor der Addition bzw. Subtraktion noch auf dieselbe Einheit umgerechnet werden.
*[[Multiplikation]] und [[Division]] sowohl von verschiedenen Größen als auch mit reinen Zahlen sind uneingeschränkt möglich. Häufig ist das Produkt bzw. der Quotient eine neue physikalische Größe. Damit sind auch [[Potenz]]en mit ganzzahligen Exponenten erlaubt.
:: Bsp.: <math>l_1 + l_2 = 2 \,\mathrm {km} + 300 \,\mathrm m = 2000 \,\mathrm m + 300 \,\mathrm m = 2300 \,\mathrm m</math>
*Das Ziehen der [[Quadratwurzel]] aus einer Größe ist nur dann möglich, wenn die Größe sich als Produkt zweier gleichartiger Größen darstellen lässt. Entsprechendes gilt für Potenzen mit anderen gebrochenrationalen Exponenten.
* [[Multiplikation]] und [[Division (Mathematik)|Division]] sind uneingeschränkt möglich. Die beiden Größen werden multipliziert, indem ihre Maßzahlen multipliziert und das Produkt der Einheiten gebildet wird. Für die Division gilt Entsprechendes. Das Ergebnis gehört also in aller Regel zu einer anderen [[Größenart]] als die beiden Faktoren, es sei denn, einer der Faktoren hat lediglich die Dimension Zahl.
*[[Transzendente Funktion]]en wie <math>\exp,\,\log,\,\sin,\,\cos,\,\tanh</math>, usw. sind nur für reine Zahlen definiert und damit nur bei dimensionslosen Größen möglich.
:: Bsp.: <math>M = r \cdot F = 2 \,\mathrm m \cdot 3 \,\mathrm N = 6 \,\mathrm{Nm}</math>
*Das [[Differential]] einer Größe ist von der gleichen Größenart wie die Größe selbst. [[Differentialrechnung|Differential-]] und [[Integralrechnung]] ist uneingeschränkt möglich.
:: Bsp.: <math>v = \frac s t = \frac{3 \,\mathrm m}{2 \,\mathrm s} = 1{,}5 \,\frac{\mathrm m}{\mathrm s}</math>
Anhand dieser Regeln lässt sich die Gültigkeit einer Größengleichung überprüfen. Treten unmögliche Rechenoperationen auf, so ist dieses ein sicheres Zeichen für die physikalisch falsche Darstellung eines Sachverhaltes. Dieses Mittel wird in der [[Dimensionsanalyse]] angewandt, um die mögliche Existenz einer noch unbekannten Gesetzmäßigkeit zu überprüfen.
* [[Potenz (Mathematik)|Potenzen]] können daher ebenso gebildet werden. Dies gilt sowohl für positive ganzzahlige als auch für negative und gebrochene Exponenten (also auch für Brüche und Wurzeln).
:: Bsp.: <math>V = a^3 = (2 \,\mathrm m)^3 = 8 \,\mathrm m^3</math>
:: Bsp.: <math>f = T^{-1} = (2 \,\mathrm s)^{-1} = 0{,}5 \,\mathrm s^{-1}</math>
: Wird eine Größe potenziert, deren Einheit einen Vorsatz für dezimale Teile und Vielfache enthält, so muss der Exponent auf die gesamte Einheit (also auf das Produkt aus Vorfaktor und Einheit) angewendet werden. Beispielsweise ist ein Quadratkilometer nicht etwa 1000 Quadratmeter, sondern
::<math>1 \,\mathrm {km}^2 = 1 \cdot 1000^2 \cdot \mathrm m^2 = 1 \, 000 \, 000 \, \mathrm m^2</math>.
* [[Transzendente Funktion]]en wie <math>\exp</math>, <math>\log</math>, <math>\sin</math>, <math>\cos</math>, <math>\tanh</math> usw. sind nur für reine Zahlen als Argument definiert. Sie können daher nur auf [[Größe der Dimension Zahl|Größen der Dimension Zahl]] angewendet werden. Der Funktionswert hat ebenfalls die Dimension Zahl.
:: Bsp.: <math>\sin \frac \pi 2 = 1</math>
* Das [[Differential (Mathematik)|Differential]] einer Größe ist von der gleichen Größenart wie die Größe selbst. [[Differentialrechnung|Differential-]] und [[Integralrechnung]] ist uneingeschränkt möglich.
:: Bsp.: <math>v = \int_{t_1}^{t_2}a \cdot \mathrm d t = \int_0^{2 \,\mathrm s} 3 \,\frac {\mathrm m}{{\mathrm s}^2} \cdot \mathrm d t = 6 \,\frac {\mathrm m}{\mathrm s}</math>


Ein Sachverhalt ist falsch dargestellt, wenn diese Rechenoperationen in unsinniger Weise auszuführen wären. Die entsprechende Kontrolle wird in der [[Dimensionsanalyse]] durchgeführt, um die Existenz einer noch unbekannten Gesetzmäßigkeit zu überprüfen.
==Größen- und Einheitensysteme==
===Größensysteme===
Jedes Wissensgebiet der [[Technik]] und [[Naturwissenschaft]]en wird durch einen beschränkten Satz an physikalischen Größen beschrieben, die über [[Naturgesetz]]e miteinander verknüpft sind. Die zugrundeliegenden Größenarten bilden ein ''[[Größensystem]]''. Man teilt die Größenarten dieses Systems in ''[[Basisgröße]]n-'' und ''abgeleitete Größenarten''. Der Unterschied liegt darin, dass die Basisgrößenarten voneinander unabhängig sind, während sich die abgeleiteten Größenarten als Produkte von Potenzen der Basisgrößenarten darstellen lassen. Diese Einteilung ist weitgehend willkürlich und geschieht meistens aus praktischen Gründen. Auch die Anzahl der nötigen Basisgrößenarten, die den ''[[Grad]]'' des Größensystems definiert, ist nicht unbedingt festgelegt.


===Dimension===
=== Zahlenwertgleichungen ===
{| class="wikitable float-right" style="width:23em"
Die ''[[Dimension (Physik)#Raum- und weitere Dimensionen|Dimension]]'' einer physikalischen Größe beschreibt deren Bezug zu den Basisgrößen eines [[Größensystem]]s, indem sie sie als Produkt von Potenzen der Basisgrößen zusammensetzt. Alle Größen einer Größenart haben stets die gleiche Dimension. Der Umkehrschluss gilt jedoch nicht, zwei Größen mit der gleichen Dimension sind nicht zwangsläufig von der gleichen Größenart. Beispielsweise haben [[Drehmoment]] und [[Energie]] dieselbe Dimension, sind aber verschiedene Größenarten.
|- class="hintergrundfarbe2"
|style="font-family: serif;"|<math>\mathrm{WCT} = 13{,}12 + 0{,}6215\,T - 11{,}37\,v^{0{,}16} + 0{,}3965\,T\,v^{0{,}16}</math>


mit
Der Begriff der Dimension ist vom Begriff der ''[[Dimension (Physik)#Dimensionen und Maßeinheiten|Raumdimension]]'' abzugrenzen, der in der [[Lineare Algebra|linearen Algebra]] die Dimension eines Vektors bezeichnet.
: WCT := Windchill-Temperatur in [[Grad Celsius]]
:<math>T</math> := Lufttemperatur in Grad Celsius
:<math>v</math> := Windgeschwindigkeit in [[Kilometer pro Stunde]]
|-
| Zahlenwertgleichung zur Berechnung des [[Windchill]]-Effektes
|}
{{Hauptartikel|Zahlenwertgleichung}}
In Zahlenwertgleichungen haben die Formelzeichen ausschließlich die Bedeutung von ''Zahlenwerten,'' d.&nbsp;h. von [[#Zahlenwert und Einheit|Maßzahlen]] bzgl. gewisser [[Maßeinheit]]en. Eine Zahlenwertgleichung ist nur bei Benutzung der dafür gewählten Einheiten gültig. Bei Benutzung von Größenwerten in anderen Einheiten ergeben sich meist Fehler. Es empfiehlt sich daher, Berechnungen grundsätzlich mit Größengleichungen durchzuführen und diese erst im letzten Schritt zahlenmäßig auszuwerten.


Formeln in historischen Texten, „[[Faustformel]]n“ und [[empirische Formel]]n sind oft in Form von Zahlenwertgleichungen angegeben. In einigen Fällen stehen die Symbole für die zu benutzenden Einheiten mit in der Gleichung. Die dabei manchmal anzutreffende Verwendung von eckigen Klammern um die Einheitenzeichen, wie etwa <math>\mathrm{[V]}</math> anstatt <math>\mathrm{V}</math>, ist nicht normgerecht: DIN&nbsp;1313:1998-12, Kapitel&nbsp;4.3 sieht für die Darstellung von Maßzahlen Formelzeichen in geschweiften Klammern oder die Division der Größen durch die jeweils gewünschte Maßeinheit vor. Mit Letzterem geht z.&nbsp;B.die obige Zahlenwertgleichung über in die [[zugeschnittene Größengleichung]]
Die Produkte von Potenzen, mit denen die abgeleiteten Größenarten gebildet werden, bezeichnet man als ''Dimensionsprodukte''. Zwei Größen, die auf die gleiche Weise mit den Basisgrößenarten zusammenhängen, sind von gleicher Dimension, aber nicht notwendigerweise von der gleichen Größenart. Zudem ist die Dimension einer Größe abhängig von der Wahl der Basisgrößen. Dennoch wird der Begriff „Dimension“ häufig fälschlicherweise synonym für „Größenart“ gebraucht.


:<math>\frac{\mathrm{WCT}}{^\circ\mathrm{C}} = 13{,}12 + 0{,}6215\,\frac{T}{^\circ\mathrm{C}} - 11{,}37\,\left(\frac{v}{\mathrm{km/h}}\right)^{0{,}16} + 0{,}3965\,\frac{T}{^\circ\mathrm{C}}\,\left(\frac{v}{\mathrm{km/h}}\right)^{0{,}16},</math>
Größen, welche die Dimension 1 haben, nennt man [[dimensionslose Größe]]n. Solche Größen können ohne Einheit als reine Zahlen angegeben werden, aber zwecks Anschaulichkeit werden hier häufig so genannte [[Hilfsmaßeinheit|Hilfseinheit]]en verwendet. Auch in zusammengesetzten Einheiten empfiehlt es sich oft im Interesse der Deutlichkeit, Benennungen mitzuführen, wie beispielsweise <span style="font-family:serif">U/min</span> (Umdrehungen pro Minute) statt <span style="font-family:serif">min<sup>−1</sup></span> für eine [[Drehzahl]].


wobei die Formelzeichen nun für die ''physikalischen Größen'' selbst stehen:
===Einheitensysteme===
Man benötigt für jede Größenart eine Einheit, um den Größenwert angeben zu können. Daher entspricht jedem Größensystem ein ''[[Einheitensystem]]'' von gleichem Grad. Auch letzteres teilt sich in unabhängige ''[[Basiseinheit]]en'' und ''abgeleitete Einheiten''. Die Basiseinheiten sind Einheiten von voneinander unabhängigen Größenarten des Größensystems. Allerdings müssen sie nicht zwangsweise die Einheiten der Basisgrößenarten sein. Vielmehr ist eine präzise Messbarkeit einer Basiseinheit wichtig. Zum Beispiel ist das [[Ampére]] als Einheit der [[Stromstärke]] eine Basiseinheit des SI-Einheitensystems obwohl eher die [[elektrische Ladung]] als die Stromstärke eine Basisgrößenart ist.


: WCT := Windchill-Temperatur
Ein Einheitensystem umfasst nur die Basiseinheiten und die abgeleiteten Einheiten – dezimale oder nichtdezimale Teile dieser Einheiten, wie sie z. B. durch einen [[Vorsätze für Maßeinheiten|Vorsatz vor das Einheitenzeichen]] gebildet werden, gehören nicht dazu. So gehört die Einheit Meter zum SI-System, nicht jedoch die Einheit Zentimeter. Die abgeleiteten Einheiten setzen sich aus den Basiseinheiten zusammen. Häufig erhalten sie darüberhinaus einen eigenständigen Namen. Zum Beispiel wird die abgeleitete Einheit der [[Kraft (Physik)|Kraft]] als [[Newton]] bezeichnet.
:<math>T</math> := Lufttemperatur
:<math>v</math> := Windgeschwindigkeit


== Größen- und Einheitensysteme ==
Wie bei einem Größensystem werden in einem Einheitensystem die abgeleiteten Einheiten aus den Basiseinheiten durch Produkte von Potenzen dargestellt, eventuell ergänzt durch einen Zahlenfaktor. Können alle Einheiten ohne zusätzliche Zahlenfaktoren gebildet werden, bezeichnet man das Einheitensystem als ''zusammenhängend'' bzw. ''kohärent''. In solchen Systemen können alle Größengleichungen als Zahlenwertgleichungen aufgefasst und dementsprechend schnell ausgewertet werden. Ein Beispiel für ein kohärentes Einheitensystem ist das unten erklärte SI-System. Als Beispiel für ein nicht kohärentes Einheitensystem kann man m, s und km/h nehmen, denn <math>1 km/h = 0,2\overline{7} m/s</math> kann dabei nur mit einem Zahlenfaktor von <math>0,2\overline{7}</math> gebildet werden.
=== Größensysteme ===
{{Hauptartikel|Größensystem}}
Jedes Wissensgebiet der [[Technik]] und [[Naturwissenschaft]]en verwendet einen beschränkten Satz an physikalischen Größen, die über [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetze]] miteinander verknüpft sind. Wählt man aus diesen Größen wenige ''[[Basisgröße]]n'' aus, sodass sich alle anderen des betrachteten Gebietes als Potenzprodukte der Basisgrößen darstellen lassen, dann bilden alle Größen zusammen ein ''Größensystem,'' sofern außerdem keine Basisgröße aus den anderen Basisgrößen dargestellt werden kann. Die aus den Basisgrößen darstellbaren Größen heißen ''abgeleitete Größen,'' das jeweilige Potenzprodukt ihrer Dimensionen bezeichnet man als ''[[Dimension (Größensystem)|Dimensionsprodukt]].'' Welche Größen man für die Basis wählt, ist grundsätzlich willkürlich und geschieht meistens nach praktischen Gesichtspunkten. Die Anzahl der Basisgrößen bestimmt den ''Grad'' des Größensystems. Beispielsweise ist das [[Internationales Größensystem|internationale Größensystem]] mit seinen sieben Basisgrößen ein ''Größensystem siebten Grades.''


===Das internationale Einheitensystem===
=== Internationales Einheitensystem ===
{{Hauptartikel|Internationales Einheitensystem}}
Das heute international anerkannte und in Deutschland nach [[DIN 1301]] vorgeschriebene Einheitensystem ist das ''[[Internationales Einheitensystem|internationale Einheitensystem]]'' oder kurz ''SI''. Es legt ein Größensystem siebten Grades zugrunde und eignet sich für alle heutigen Bereiche der Physik. Das Einheitensystem ist kohärent und benutzt die Basiseinheiten „[[Meter]]“, „[[Sekunde]]“, „[[Kilogramm]]“, „[[Ampere]]“, „[[Kelvin]]“, „[[Mol]]“ und „[[Candela]]“. Diese Basiseinheiten werden bei der [[Physikalisch-Technische Bundesanstalt|physikalisch-technischen Bundesanstalt]], oder im [[National Institute of Standards and Technology]] experimentell dargestellt.
Man benötigt für jede Größe eine Einheit, um Größenwerte angeben zu können. Daher entspricht jedem Größensystem ein [[Einheitensystem]] gleichen Grades, das sich analog aus voneinander unabhängigen [[Basiseinheit]]en und den aus diesen darstellbaren ''abgeleiteten Einheiten'' zusammensetzt. Die abgeleiteten Einheiten werden aus den Basiseinheiten durch Produkte von Potenzen dargestellt&nbsp;– im Unterschied zu Größensystemen eventuell ergänzt durch einen Zahlenfaktor. Man bezeichnet das Einheitensystem als [[Internationales Einheitensystem#Kohärenz|kohärent]], wenn alle Einheiten ohne diesen zusätzlichen Faktor gebildet werden können. In derartigen Systemen können alle Größengleichungen als Zahlenwertgleichungen aufgefasst und dementsprechend schnell ausgewertet werden.


Das weltweit<!-- auch in USA, siehe Anm 1 in Artikel "Internationales Einheitensystem" --> benutzte Internationale Einheitensystem (SI) ist ein kohärentes Einheitensystem siebten Grades, das auf dem Internationalen Größensystem fußt; jedoch ist das Internationale Größensystem später entwickelt worden als das SI. Das SI definiert zudem standardisierte [[Vorsätze für Maßeinheiten]], allerdings sind die so gebildeten Vielfachen oder Teile einer kohärenten SI-Einheit selbst nicht Teil des eigentlichen Einheitensystems, da dies der Kohärenz widerspräche. Beispielsweise ist ein fiktives Einheitensystem, das die Basiseinheiten Zentimeter (<math>\mathrm{cm}</math>) und Sekunde (<math>\mathrm s</math>) sowie die abgeleitete Einheit [[Meter pro Sekunde]] (<math>\mathrm{m/s}</math>) umfasst, nicht kohärent: Wegen <math>1\,\mathrm{\tfrac{m}{s}} = 100\,\mathrm{cm\cdot s^{-1}}</math> benötigt man einen Zahlenfaktor (<math>100</math>) bei der Bildung dieses Systems.
In Teilbereichen der Physik werden häufig speziell angepasste Einheitensysteme verwendet. Die Einheiten werden dadurch für Außenstehende meistens sehr gewöhnungsbedürftig. Zum Beispiel werden in der Astronomie als Längeneinheiten Zentimeter, [[Astronomische Einheit]], [[Lichtjahr]] und [[Parsec]] benutzt, in der Spektroskopie findet die Einheit [[Kayser (Einheit)|Kayser]] Verwendung.


(Zu weiteren konkurrierenden Einheitensystemen siehe unten im Abschnitt ''[[#Praktisch verwendete Maßsysteme|Praktisch verwendete Maßsysteme]].'')
''Siehe auch:'' [[:Kategorie:Größen- und Einheitensystem]]


==Besondere Größen==
== Besondere Größen ==
===Quotienten- und Verhältnisgrößen===
=== Quotienten- und Verhältnisgrößen ===
Der Quotient zweier Größen ist eine neue Größe. Eine solche Größe bezeichnet man als ''Verhältnisgröße'', wenn die Ausgangsgrößen von der gleichen Größenart sind, und ansonsten als ''Quotientengröße''.
Der Quotient zweier Größen ist eine neue Größe. Eine solche Größe bezeichnet man als ''Verhältnisgröße'' (oder Größenverhältnis), wenn die Ausgangsgrößen von der gleichen Größenart sind, ansonsten als '''Quotientengröße.''' Allgemeiner ist die Quotientengröße in der [[DIN-Norm]]&nbsp;1313 vom Dezember 1998 definiert; danach wird nur verlangt, dass der Bruch aus Zählergröße und Nennergröße konstant ist. Von April 1978 bis November 1998 hingegen hatte das [[DIN]] in der Normausgabe vom April 1978 den Begriff Größenquotient spezieller nur für Brüche aus zwei Größen verschiedener Dimension empfohlen und von einem Größenverhältnis (einer Verhältnisgröße) lediglich verlangt, dass die Ausgangsgrößen von gleicher Dimension, aber nicht unbedingt gleicher Größenart sind. (Beispielsweise sind die elektrische Stromstärke und die magnetische Durchflutung von gleicher Dimension, aber verschiedener Größenart.)


Problematisch bei einer Quotientengröße ist, dass sie umgangssprachlich häufig falsch umschrieben wird. Beispielsweise ist eine Bezeichnung der Fahrtgeschwindigkeit als „zurückgelegter Weg je Zeiteinheit“ sachlich nicht korrekt, da die Definition einer Größe von möglichen Einheiten unabhängig ist. Nähme man solche Bezeichnungen wörtlich, führte dieses unweigerlich zu verschiedenen Größenwerten je nach benutzter Einheit. Korrekt müsste man daher „zurückgelegter Weg je vergangener Zeit“ oder einfach „Weg je Zeit“ sagen.
Häufig werden Quotientengrößen umgangssprachlich ungenau umschrieben. Beispielsweise ist eine Definition der Fahrtgeschwindigkeit als „zurückgelegter Weg je Zeiteinheit“ oder „zurückgelegter Weg je vergangener Zeit“ oder „Weg je Zeit“ nicht korrekt, denn die Geschwindigkeit hat nicht die Dimension eines Weges (Länge). Korrekt wäre „in einer Zeitspanne zurückgelegter Weg, geteilt durch diese Zeitspanne“. Die genannte verkürzte Ausdrucksweise ist zwar üblich und genügt, um einen anschaulichen Begriff von der jeweiligen Quotientengröße zu geben, aber die genaue Definition als Quotient sollte außerdem immer angegeben werden.


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|style="width:5em; border-right:hidden;"| <math>v = \frac{V}{m}</math> || „spezifisches Volumen“
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|style="border-right:hidden; border-top:hidden;"| <math>\rho = \frac{m}{V}</math> ||style="border-top:hidden;"| „Massedichte“
|-
|-
|colspan="2"| Benennung von bezogenen Größen
|
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| style="width: 8em" |<math>v = V/m</math>
| „spezifisches Volumen“
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|<math>\rho=m/V</math> || „Massedichte“
|}
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| Benennung von bezogenen Größen.
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Falls zwei Größen sich auf eine Eigenschaft des gleichen Objektes beziehen, nennt man die Quotientengröße auch ''bezogene Größe''. Hierbei ist die Nennergröße die Bezugsgröße, während die Zählergröße den Schwerpunkt in der Namensgebung setzt. Insbesondere bezeichnet man eine bezogene Größen als …
Falls zwei Größen sich auf eine Eigenschaft des gleichen Objektes beziehen, nennt man die Quotientengröße auch ''bezogene Größe.'' Hierbei ist die Nennergröße die Bezugsgröße, während die Zählergröße den Schwerpunkt in der Namensgebung setzt. Insbesondere bezeichnet man eine bezogene Größe als …
*… ''[[spezifische Größe|spezifisch]]'', wenn sie sich auf die Masse bezieht.
* … ''[[Spezifische Größe|spezifisch]],'' wenn sie sich auf die Masse bezieht. (Einheit: z.&nbsp;B. ''„… pro Gramm“'')
*… ''[[molare Größe|molar]]'', wenn sie sich auf die Stoffmenge bezieht.
* … ''[[Molare Größe|molar]],'' wenn sie sich auf die Stoffmenge bezieht. (Einheit: z.&nbsp;B. ''„… pro Mol“'')
*… ''-[[dichte]]'', wenn sie sich auf das Volumen bezieht.
* … ''-[[dichte]],'' wenn sie sich auf das Volumen (oder als ''-flächendichte'' auf die Fläche bzw. als ''-längendichte'' auf die Länge) bezieht. (Einheit: z.&nbsp;B. ''„… pro Liter“, „… pro Quadratkilometer“'' bzw. ''„… pro Zentimeter“'')
* … ''[[Änderungsrate|-rate]]'' oder ''-geschwindigkeit,'' wenn sie sich auf eine Zeitspanne bezieht. (Einheit: z.&nbsp;B. ''„… pro Stunde“'')


Verhältnisgrößen sind grundsätzlich dimensionslos. Sie können nach obigen Rechenregeln als Argumente von transzendenten Funktionen auftreten. Der Name einer Verhältnisgröße beinhaltet meistens ein Adjektiv wie ''relativ'' oder ''normiert'' oder er endet auf ''-zahl'' oder ''-wert''. Beispiele sind die [[Reynoldszahl]] und der [[Strömungswiderstandskoeffizient|CW-Wert]].
Verhältnisgrößen haben grundsätzlich die ''[[Einheit Eins]].'' Sie können daher nach obigen Rechenregeln als Argumente von [[Transzendente Funktion|transzendenten Funktionen]] auftreten. Der Name einer Verhältnisgröße enthält meistens ein Adjektiv wie ''relativ'' oder ''normiert'' oder er endet auf ''-zahl'' oder ''-wert.'' Beispiele sind die [[Reynolds-Zahl]] und der [[Strömungswiderstandskoeffizient]].


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|-
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|
<math>\begin{array}{lll}
{| {{Prettytable|width: 100%; margin:0px; padding: 5px; text-align: center; font-family: serif; background: white;}} rules="none"
1\,{}^{0\!}\!/\!_{0}&=&0{,}01\\
|-
1\,{}^{0\!}\!/\!_{00}&=&0{,}001\\
| style="padding:0px; text-align:right" |1 %||=
1\,\mathrm{ppm}&=&0{,}000\,001\end{array}</math>
| style="padding:0px; text-align:left" |0,01
|-
| style="padding:0px; text-align:right" |1 ‰||=
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| Spezielle Verhältniseinheiten.
| Spezielle Verhältniseinheiten
|}
|}


Verschiedene Verhältnisgrößen gehören nur in seltenen Fällen zur gleichen Größenart, manchmal werden daher zur besseren Trennung bei der Angabe ihres Größenwerts die Einheitenzeichen nicht gekürzt. Häufig werden Verhältnisgrößen in den Einheiten ''[[Prozent|%]]'', ''[[Promille|‰]]'' oder ''[[Parts per million|ppm]]'' angegeben. Eine besondere Stellung haben Verhältniseinheiten, wenn sie das Verhältnis gleicher Einheiten sind. Diese sind immer 1 und damit [[idempotent]], d. h. sie können beliebig oft mit sich selbst multipliziert werden, ohne ihren Wert zu ändern. Einige idempotente Verhältniseinheiten tragen besondere Namen, wie beispielsweise die Winkeleinheit ''[[Radiant (Einheit)|Radiant]] (rad)''. In kohärenten Einheitensystemen sind die Verhältniseinheiten immer 1, also idempotent.
Verschiedene Verhältnisgrößen gehören nur in seltenen Fällen zur gleichen Größenart; manchmal werden daher zur besseren Trennung bei der Angabe ihres Größenwerts die Einheitenzeichen nicht gekürzt. Häufig werden Verhältnisgrößen in den Einheiten ''[[Prozent|%]], [[Promille|‰]]'' oder ''[[Parts per million|ppm]]'' angegeben.


Idempotente Verhältniseinheiten sind deshalb interessant, weil man hier die Zahlenwerte einfach multiplizieren kann. Sagt man beispielsweise, dass 30% der Erdoberfläche Landmassen sind und der Kontinent Asien 30% der Landmasse darstellt, kann man nicht folgern, dass 900% der Erdoberfläche vom Kontinent Asien bedeckt sind, weil % nicht idempotent ist, also %<sup>2</sup> nicht dasselbe wie % ist. Sagt man nun aber dass ein Anteil von 0,3 der Erdoberfläche Landmassen sind und der Kontinent Asien einen Anteil von 0,3 der Landmasse darstellt, kann man folgern, dass 0,09 der Erdoberfläche vom Kontinent Asien bedeckt sind, weil wir hier die Einheit 1 haben, die idempotent ist.
Eine besondere Stellung haben Verhältniseinheiten, wenn sie das Verhältnis gleicher Einheiten sind. Diese sind immer 1 und damit ''[[idempotent]],'' d.&nbsp;h., sie können beliebig oft mit sich selbst multipliziert werden, ohne ihren Wert zu ändern. Einige idempotente Verhältniseinheiten tragen besondere Namen, wie beispielsweise die Winkeleinheit ''[[Radiant (Einheit)|Radiant]] (rad).'' In kohärenten Einheitensystemen sind die Verhältniseinheiten immer 1, also idempotent. Bei idempotenten Verhältniseinheiten kann man die Zahlenwerte einfach multiplizieren. Beispiel: Aus den Angaben, dass 30 % der Erdoberfläche Landfläche sind und Asien 30 % der Landfläche darstellt, folgt ''nicht,'' dass 900 % der Erdoberfläche vom Kontinent Asien bedeckt sind, weil % nicht idempotent ist, also %<sup>2</sup> nicht dasselbe wie % ist. Sagt man aber, dass ein Anteil von 0,3 der Erdoberfläche Landfläche ist und Asien einen Anteil von 0,3 der Landfläche einnimmt, kann man folgern, dass Asien 0,09 der Erdoberfläche ausmacht, weil hier die idempotente Einheit 1 verwendet wird.


=== Feld- und Leistungsgrößen ===
===Logarithmische Größen===
{{Hauptartikel|Leistungsgröße}}
[[Logarithmische Größe]]n werden mit Hilfe von Logarithmusfunktionen definiert. In vielen technischen Bereichen sind die logarithmierten Verhältnisse von besonderem Interesse. Derartige Größen werden als ''[[Pegel (Physik)|Pegel]]'' oder ''[[Maß (logarithmische Größe)|Maß]]'' bezeichnet. Wird bei der Bildung der [[natürlicher Logarithmus|natürliche Logarithmus]] verwendet, so kennzeichnet man dieses durch die Einheit ''[[Neper (Hilfsmaßeinheit)|Neper]]'' (Np), ist es der [[dekadischer Logarithmus|dekadische Logarithmus]], so nutzt man die Einheit ''[[Bel (Einheit)|Bel]]'' (B) bzw. häufiger ihr Zehntel, das ''Dezibel'' (dB).
{| class="wikitable float-right" style="width:23em;"

|- class="hintergrundfarbe2"
Neben den logarithmierten Verhältnissen gibt es auch Größen, die eine logarithmierte Zahl ausdrücken. Zu diesen Größen gehört der [[Informationsgehalt]] mit der Einheit [[Shannon (Einheit)|Shannon]]. Andere logarithmsche Größen, wie der [[pH-Wert]] sind weder logarithmierte Verhältnisse noch logarithmierte Zahlen.
|style="padding: 1em;"|

<math>\begin{align}
===Feld- und Energiegrößen===
F^2\sim P &\Leftrightarrow \frac{F_1^2}{F_2^2}=\frac{P_1}{P_2}\\
{| {{Prettytable-R|width: 23em;}} rules="none"
\ln\left(\frac{F_1}{F_2}\right)\,\mathrm{Np} &= \frac12\ln\left(\frac{P_1}{P_2}\right)\,\mathrm{Np}\\
|-
20\lg\left(\frac{F_1}{F_2}\right)\,\mathrm{dB} &= 10\lg\left(\frac{P_1}{P_2}\right)\,\mathrm{dB}
|
\end{align}</math>
{| {{Prettytable|width: 100%; margin:0px; padding: 5px; text-align: center; font-family: serif; background: white;}} rules="none"
|-
| style="text-align:right" | <math>\;F^2\sim W</math> ||
| style="text-align:left" |<math>\frac{F_1^2}{F_2^2}=\frac{W_1}{W_2}\;</math>
|-
| style="text-align:right" | ln(''F''<sub>1</sub>/''F''<sub>2</sub>) Np
| style="vertical-align:top;" |=
| style="text-align:left" | ½ ln(''W''<sub>1</sub>/''W''<sub>2</sub>) Np
|-
| style="text-align:right" | 20 lg(''F''<sub>1</sub>/''F''<sub>2</sub>) dB
| style="vertical-align:top;" |=
| style="text-align:left" | 10 lg(''W''<sub>1</sub>/''W''<sub>2</sub>) dB
|}
|-
|-
| Zusammenhang zwischen Feldgrößen <math>F</math> und Energiegrößen <math>W</math>.
| Zusammenhang zwischen Feldgrößen <math>F</math> und Leistungsgrößen <math>P</math>.
|}
|}


''[[Feldgröße]]n'' dienen der Beschreibung von [[Feld (Physik)|physikalischen Feld]]ern. Das Quadrat einer Feldgröße ist in [[Lineare Abbildung|linearen]] Systemen proportional zu dessen energetischem Zustand, der über eine ''[[Energiegröße]]'' erfasst wird. Ohne die genaue Gesetzmäßigkeit kennen zu müssen, folgt daraus unmittelbar, dass das Verhältnis zweier Energiegrößen gleich dem quadratischen Verhältnis der zugehörigen Feldgrößen ist. Dabei ist unerheblich ob die Energiegrößen zu Größen der Größenart [[Energie]] oder bezogenen Größen, wie [[Leistung]] (Energie pro Zeit) und [[Intensität]] (Energie pro Zeit und Fläche), gehören. Energiegrößen werden deshalb auch als ''Leistungsgrößen'' bezeichnet.
''Feldgrößen'' dienen der Beschreibung von [[Feld (Physik)|physikalischen Feldern]]. Das Quadrat einer Feldgröße ist in [[Lineare Abbildung|linearen]] Systemen proportional zu dessen energetischem Zustand, der über eine ''Leistungsgröße'' erfasst wird. Ohne die genaue Gesetzmäßigkeit kennen zu müssen, folgt daraus unmittelbar, dass das Verhältnis zweier Leistungsgrößen gleich dem Quadrat des Verhältnisses der zugehörigen Feldgrößen ist. Dabei ist unerheblich, ob beide Leistungsgrößen unmittelbar für [[Leistung (Physik)|Leistung]] stehen oder damit verbundene Größen wie [[Energie]], [[Intensität (Physik)|Intensität]] oder [[Leistungsdichte]].


In vielen technischen Bereichen sind die ''[[Logarithmische Größe|logarithmierten Verhältnisse]]'' von besonderem Interesse. Derartige Größen werden als ''[[Pegel (Physik)|Pegel]]'' oder ''[[Logarithmische Größe#Maße|Maß]]'' bezeichnet. Wird bei der Bildung der [[Natürlicher Logarithmus|natürliche Logarithmus]] verwendet, so kennzeichnet man dieses durch die [[Hilfsmaßeinheit|Einheit]] ''[[Neper (Hilfsmaßeinheit)|Neper]]'' (Np), ist es der [[Dekadischer Logarithmus|dekadische Logarithmus]], so nutzt man das ''[[Bel (Einheit)|Bel]]'' (B) oder häufiger sein Zehntel, das ''Dezibel'' (dB).
===Zustands- und Prozessgrößen===

=== Zustands- und Prozessgrößen ===
Vor allem in der [[Thermodynamik]] wird zwischen [[Zustandsgröße]]n und [[Prozessgröße]]n unterschieden.
Vor allem in der [[Thermodynamik]] wird zwischen [[Zustandsgröße]]n und [[Prozessgröße]]n unterschieden.


''Zustandsgrößen'' sind dabei physikalische Größen, die eine Eigenschaft eines Systemzustands repräsentieren. Man unterscheidet weiterhin zwischen ''[[Extensive Größe|extensiven]]'' und [[Intensive Größe|''intensiven'' Größen]]. Extensive Größen wie [[Masse (Physik)|Masse]] und [[Stoffmenge]] verdoppeln ihren Größenwert bei Systemverdopplung, intensive Größen wie [[Temperatur]] und [[Druck (Physik)|Druck]] bleiben dabei konstant. Ebenfalls gebräuchlich ist die Unterscheidung zwischen ''[[stoffeigene Größe|stoffeigenen]]'' und ''[[systemeigene Größe|systemeigenen]]'' Zustandsgrößen.
''Zustandsgrößen'' sind dabei physikalische Größen, die eine Eigenschaft eines Systemzustands repräsentieren. Man unterscheidet weiterhin zwischen ''[[Extensive Größe|extensiven]]'' und [[Intensive Größe|''intensiven'' Größen]]. Extensive Größen wie [[Masse (Physik)|Masse]] und [[Stoffmenge]] verdoppeln ihren Größenwert bei Systemverdopplung, intensive Größen wie [[Temperatur]] und [[Druck (Physik)|Druck]] bleiben dabei konstant. Ebenfalls gebräuchlich ist die Unterscheidung zwischen ''[[Stoffeigene Größe|stoffeigenen]]'' und ''[[Systemeigene Größe|systemeigenen]]'' Zustandsgrößen.


''Prozessgrößen'' hingegen beschreiben einen Vorgang, nämlich den Übergang zwischen Systemzuständen. Zu ihnen gehören insbesondere die Größen „[[Arbeit (Physik)|Arbeit]]“ (<math>W</math>) und „[[Wärme]]“ (<math>Q</math>). Um ihren Charakter als reine Vorgangsgrößen zum Ausdruck zu bringen, werden sie vielerorts ausschließlich als Differentiale angegeben, wobei ihnen häufig kein <math>\mathrm{d}</math>, sondern ein <math>\delta</math> oder <span style="font-family:serif">đ</span> vorangestellt wird.
''Prozessgrößen'' hingegen beschreiben einen Vorgang, nämlich den Übergang zwischen Systemzuständen. Zu ihnen gehören insbesondere die Größen „[[Arbeit (Physik)|Arbeit]]“ (<math>W</math>) und „[[Wärme]]“ (<math>Q</math>). Um ihren Charakter als reine Vorgangsgrößen zum Ausdruck zu bringen, werden sie vielerorts ausschließlich als Differentiale angegeben, wobei ihnen häufig kein <math>\mathrm{d}</math>, sondern ein <math>\delta</math> oder <span style="font-family:serif">đ</span> vorangestellt wird.

== Praktisch verwendete Maßsysteme ==
Es werden verschiedene [[Maßsystem]]e verwendet:
* [[Internationales Einheitensystem|MKSA]]-System:
: in der praktischen Elektrotechnik eingeführtes System mit ''vier'' Grundeinheiten, Vorläufer des Internationalen Einheitensystems, enthält neben Meter (=&nbsp;m), Kilogramm (=&nbsp;kg) und Sekunde (=&nbsp;s) das [[Ampere]] (=&nbsp;A) als Einheit der Stromstärke; das [[Volt]] (=&nbsp;V) als Spannungseinheit ergibt sich über die definierte Gleichheit der elektrischen und mechanischen Energieeinheiten [[Wattsekunde]] und [[Newtonmeter]] (1&nbsp;Ws = 1&nbsp;V·A·s = 1&nbsp;N·m = 1&nbsp;kg·m<sup>2</sup>·s<sup>−2</sup>)
* [[CGS-Einheitensystem|cgs]]-System:
: vor allem von Theoretikern und in den USA benutzt, mit ''drei'' Grundgrößen, in welchem alle Längen in Zentimetern und elektromagnetische Größen in Potenzen der Grund-Einheiten cm, g (=&nbsp;Gramm) und s (=&nbsp;Sekunde) angegeben werden. Es gibt hiervon mehrere Varianten
* [[Natürliche_Einheiten#Teilchenphysik|Hochenergie-System]]:
: alle Größen werden in Potenzen ''nur einer einzigen'' Einheit, der Energieeinheit [[Elektronenvolt|eV]], angegeben, z.&nbsp;B. Längen als reziproke Energien, genauer: in Einheiten von <math>\hbar c/\mathrm{eV}</math>. Die Naturkonstanten <math>c</math> ([[Lichtgeschwindigkeit]]) und <math>\hbar</math> ([[reduzierte Planck-Konstante]]) werden dabei durch Eins ersetzt (siehe auch [[Planck-Einheiten]]).

In den verschiedenen Maßsystemen sehen Naturgesetze, z.&nbsp;B. die [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]], formelmäßig verschieden aus; aber wie erwähnt sind die physikalischen Gesetze invariant gegen solche Änderungen. Insbesondere kann man jederzeit von einem Maßsystem in ein anderes umrechnen, auch wenn die dabei benutzten Zusammenhänge kompliziert sein können.

== Normen ==
* [[DIN 1301]] ''Einheiten''
* DIN 1313 ''Größen''
* EN 80000, z.&nbsp;T. EN [[ISO 80000]] ''Größen und Einheiten'' (ab 2008)


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Liste physikalischer Größen]]
* [[Liste physikalischer Größen]]
*[[Vorsätze für Maßeinheiten]]


==Literatur==
== Literatur ==
'''Allgemein'''
*Hans Dieter Baehr: ''Physikalische Größen und ihre Einheiten – Eine Einführung für Studenten, Naturwissenschaftler und Ingenieure.'' Band 19 der Reihe ''Studienbücher Naturwissenschaft und Technik'', Bertelsmann Universitätsverlag, Düsseldorf 1974. ISBN 3-571-19233-8
* {{Literatur
*Hans Rupp: ''Physikalische Größen, Formeln, Gesetze und Definitionen.'' 2. Auflage, Oldenbourg Schulbuchverlag, Juni 1995. ISBN 3-486-87093-9
|Autor=Julius Wallot
*Paul A. Tipler: ''Physik''. 3. korrigierter Nachdruck der 1. Auflage 1994, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin, 2000, ISBN 3-86025-122-8
|Titel=Größengleichungen, Einheiten und Dimensionen
|Auflage=2. verbesserte Auflage
|Verlag=Johann Ambrosius Barth
|Ort=Leipzig
|Datum=1957
|Umfang=220}}
* {{Literatur
|Autor=Günther Oberdorfer
|Titel=Das internationale Maßsystem und die Kritik seines Aufbaus
|Auflage=2.
|Verlag=Fachbuchverlag
|Ort=Leipzig
|Datum=1970
|Umfang=129}}
* Horst Teichmann: ''Physikalische Anwendungen der Vektor- und Tensorrechnung.'' (= ''BI-Hochschultaschenbücher.'' 39). 3. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim u.&nbsp;a. 1973, ISBN 3-411-00039-2 (Speziell zum Absatz über Skalare, Vektoren und Tensoren).
* {{Literatur
|Autor=Erna Padelt, Hansgeorg Laporte
|Titel=Einheiten und Grössenarten der Naturwissenschaften
|Auflage=3., neubearbeitete Auflage
|Verlag=Fachbuchverlag
|Ort=Leipzig
|Datum=1976
|Umfang=378}}
* {{Literatur
|Autor=Hans Förster
|Titel=Einheiten, Groessen, Gleichungen und ihre praktische Anwendung: Mit 24 Tabellen
|Auflage=3., verbesserte Auflage
|Verlag=Fachbuchverlag
|Ort=Leipzig
|Datum=1976
|Umfang=238}}
* {{Literatur
|Autor=[[Detlef Kamke]], Klaus Krämer
|Titel=Physikalische Grundlagen der Maßeinheiten: Mit einem Anhang über Fehlerrechnung
|Auflage=1.
|Verlag=Teubner
|Ort=Stuttgart
|Datum=1977
|ISBN=3-519-03015-2
|Umfang=218}}
* {{Literatur
|Autor=[[Walter Reichardt]]
|Titel=Gleichungen in Naturwissenschaft und Technik: Grössen und Einheiten richtig angewandt
|Auflage=1.
|Verlag=Fachbuchverlag
|Ort=Leipzig
|Datum=1983
|Umfang=179}}
* {{Literatur
|Autor=Rolf Fischer, Klaus Vogelsang
|Titel=Grössen und Einheiten in Physik und Technik
|Auflage=6., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage
|Verlag=Verlag Technik
|Ort=Berlin
|Datum=1993
|ISBN=3-341-01075-0
|Umfang=VIII, 164 S.}}
* {{Literatur
|Autor=Friedrich Kohlrausch
|Hrsg=Volkmar Kose, Siegfried Wagner
|Titel=Allgemeines über Messungen und ihre Auswertung
|Sammelwerk=Praktische Physik
|Band=3
|Auflage=24., neubearb. und erw.
|Verlag=B. G. Teubner
|Ort=Stuttgart
|Datum=1996
|ISBN=3-519-23000-3
|Kapitel=9.1 Begriffs- und Einheitensysteme
|Seiten=3–19
|Kommentar=veröffentlicht durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt
|Online=[http://www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/publikationen/buecher/Kohlrausch/Band_3/Allgemeines_ueber_Messungen/Kohlrausch_3_Allgemeines_ueber_Messungen_und_ihre_Auswertung_Begriffs-_und_Einheitensysteme.pdf ptb.de]
|Format=PDF
|KBytes=3830
|Abruf=2018-11-24}}
* H. Fischer, H. Kaul: ''Mathematik für Physiker.'' Band 1, 7. Auflage. Vieweg u. Teubner 2011, ISBN 978-3-8348-1220-9.
* [[Hans Dieter Baehr]]: ''Physikalische Größen und ihre Einheiten – Eine Einführung für Studenten, Naturwissenschaftler und Ingenieure.'' (= ''Studienbücher Naturwissenschaft und Technik.'' Band 19) Bertelsmann Universitätsverlag, Düsseldorf 1974, ISBN 3-571-19233-8.
* Hans Rupp: ''Physikalische Größen, Formeln, Gesetze und Definitionen.'' 2. Auflage, Oldenbourg Schulbuchverlag, 1995, ISBN 3-486-87093-9.
* Paul A. Tipler: ''Physik.'' 3., korrigierter Nachdruck der 1. Auflage 1994, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2000, ISBN 3-86025-122-8.


'''Speziell zur physikalischen Größenart'''
==Weblinks==
* Alfred Böge: ''Handbuch Maschinenbau.'' Vieweg+Teubner, 2011, ISBN 978-3-8348-1025-0 ({{Google Buch |BuchID=hji0i1ZUDC8C |Seite=}}).
*[http://www.ieap.uni-kiel.de/surface/ag-berndt/lehre/aprakt/allg/einheiten.pdf Physikalische Größen- und Einheiten] ([[PDF]]) – Ausführliche Beschreibung zur Formatierung und Angabe von Größenwerten bei physikalischen Versuchen.
* DIN Deutsches Institut für Normung e.&nbsp;V. (Hrsg.): Klein: ''Einführung in die DIN-Normen.'' B.G. Teubner, 2001, ISBN 978-3-519-26301-2 ({{Google Buch |BuchID=r3irIpteJZIC |Seite=1078}}).


== Weblinks ==
[[Kategorie:Physikalische Größe| ]]
* [http://www.ieap.uni-kiel.de/surface/ag-berndt/lehre/aprakt/allg/einheiten.pdf Physikalische Größen- und Einheiten] ([[PDF]]) – ausführliche Beschreibung zur Formatierung und Angabe von Größenwerten bei physikalischen Versuchen (210&nbsp;kB).
[[Kategorie:Messdatenerfassung|!]]
{{Lesenswert}}


== Einzelnachweise und Fußnoten ==
[[cs:Veličina]]
<references>
[[en:Physical quantity]]
<ref name="SI9-5-4-5">
[[fi:Suure]]
{{Internetquelle
[[fr:Quantité physique]]
|url=https://www.bipm.org/en/publications/si-brochure/
[[hr:Mjerna veličina]]
|titel=SI-Broschüre 9. Auflage (2019), Kapitel 5.4.5
[[hu:Fizikai mennyiség]]
|hrsg=[[Internationales Büro für Maß und Gewicht|Bureau International des Poids et Mesures]]
[[ja:物理量]]
|datum=2019
[[ko:물리량]]
|sprache=en fr
[[nl:Natuurkundige grootheid]]
|abruf=2021-07-26}}
[[no:Fysisk størrelse]]
</ref>
[[pl:Wielkość fizyczna]]
</references>
[[ru:Физическая величина]]

[[sl:Fizikalna količina]]
{{Lesenswert|2. November 2006|23311377}}
[[sv:Storhet]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4076117-4}}
[[vi:Đại lượng vật lý]]

[[zh:物理量]]
[[Kategorie:Physikalische Größe| ]]
[[Kategorie:Metrologie|Physikalische Grosse]]

Aktuelle Version vom 24. Mai 2024, 18:26 Uhr

Messschieber zur Messung der Länge
Balkenwaage zur Messung der Masse durch Vergleich ihres Gewichts mit demjenigen von bekannten Gewichtsstücken
Stoppuhr zur Messung der Zeit, Maßeinheit: Sekunde
Strommesser zur Messung der Stromstärke, Maßeinheit: Ampere
Thermometer zur Messung der Temperatur, Maßeinheit: Grad Celsius

Eine physikalische Größe ist eine an einem Objekt der Physik quantitativ bestimmbare Eigenschaft eines Vorgangs oder Zustands. Beispiele solcher Größen sind Länge, Masse, Zeit, Stromstärke. Jeder spezielle Wert einer physikalischen Größe (Größenwert) wird als Produkt aus einem Zahlenwert (auch Maßzahl)[1] und einer Maßeinheit angegeben. Vektorielle Größen werden durch Größenwert und Richtung angegeben.[2]

Eine Größengleichung ist die mathematische Darstellung eines physikalischen Gesetzes, das Zustände eines physikalischen Systems und deren Änderungen beschreibt. Sie stellt den dabei geltenden Zusammenhang zwischen verschiedenen physikalischen Größen dar, wobei in der Regel für jede dieser Größen ein Formelzeichen steht. Größengleichungen gelten unabhängig von den gewählten Maßeinheiten.

Diejenigen physikalischen Größen, die als Basis eines Größensystems festgelegt sind, heißen Basisgrößen.

Schon Leonhard Euler (1707–1783) verwendet den Begriff der Größe[3]: „Erstlich wird alles dasjenige eine Größe genannt, welches einer Vermehrung oder einer Verminderung fähig ist, oder wozu sich noch etwas hinzusetzen oder davon hinwegnehmen läßt. Diesemnach ist eine Summe Geldes eine Größe, weil sich dazu setzen oder hinweg nehmen läßt. Imgleichen ist auch ein Gewicht eine Größe und dergleichen mehr.“

J. C. Maxwell (1831–1879) führt den Größenbegriff gleich am Anfang der Einleitung seines Lehrbuchs der Electrizität und des Magnetismus ein[4]: „Jeder Ausdruck einer Größe besteht aus zwei Faktoren oder Bestandteilen. Einer davon ist der Name einer bestimmten bekannten Größe von derselben Art wie die Größe, die auszudrücken ist, und die als Standard oder Bezugsgröße zu verstehen ist. Die andere Komponente ist die Anzahl der Male, wie oft der Standard zu nehmen ist, um die fragliche Größe zu erhalten. Die Standardgröße wird in der Fachsprache Einheit genannt und die Anzahl wird der Zahlenwert der Größe genannt“.

Der Begriff der physikalischen Größe im heutigen Verständnis wurde von Julius Wallot im Jahr 1922 eingeführt und setzte sich ab 1930 langsam durch.[5] Das führte zu einer begrifflich klaren Unterscheidung zwischen Größengleichungen, Zahlenwertgleichungen und zugeschnittenen Größengleichungen (siehe Zahlenwertgleichung).[6]

Grundlage dafür ist die Beziehung zwischen Größe, Zahlenwert und Einheit:

Dabei ist:

eine beliebige Größe;
der Zahlenwert, der sich beim Vergleich der Größe mit der Einheit ergibt; und
eine (willkürlich) gewählte konstante Einheit von derselben Art wie .

Salopp ausgedrückt: Größe = Zahlenwert mal Einheit. Wallot leitet diese Beziehung unmittelbar aus der Existenz von Vergleichsverfahren zwischen verschiedenen Größenwerten einer Größe ab. Ein festgelegter Größenwert, mit dem Größen derselben Art verglichen werden können, wird als Einheit bezeichnet. Die Zahl, die man beim Vergleich irgendeiner gegebenen Länge mit einer Längeneinheit (beispielsweise dem Erdumfang) erhält, heißt Zahlenwert, oder allgemein:

[7].

Ein Vergleich von zwei Dingen erfordert stets ein Kriterium, anhand dessen der Vergleich stattfindet (Tertium Comparationis). Dies muss ein Merkmal (oder Eigenschaft) sein, das beiden Dingen zu eigen ist. Als physikalische Größe bezeichnet man ein Merkmal dann, wenn dieses einen Wert besitzt, sodass das Verhältnis zweier Merkmalswerte ein reeller Zahlenfaktor (Verhältnisgröße)[8] ist. Ein Vergleich anhand einer Größe ist somit quantifizierbar. Den Vergleichsvorgang zur Bestimmung des Zahlenfaktors bezeichnet man als Messung. Die Messbarkeit eines Merkmals, d. h. die Angabe einer eindeutigen und reproduzierbaren Messvorschrift für einen Vergleich, ist gleichwertig mit der Definition einer physikalischen Größe.

Alle Merkmale eines Objektes fallen in zwei Klassen, physikalische Größen und alle übrigen. Die Physik beschäftigt sich ausschließlich mit der erstgenannten Klasse. Sie stellt allgemeine Zusammenhänge zwischen Größenwerten auf, also Zusammenhänge, die für alle Träger dieser Größe gelten. Als Träger bezeichnet man hierbei alle Objekte, die die betrachtete Größe als Merkmal besitzen. Physikalische Zusammenhänge sind somit unabhängig von der konkreten Beschaffenheit eines Trägers.

Die folgenden Abschnitte gehen auf einzelne Begriffe ein, die im Zusammenhang mit physikalischen Größen verwendet werden.

Wenn der Quotient zweier Größenwerte verschiedener physikalischer Größen eine reelle Zahl ist, dann handelt es sich um physikalische Größen gleicher Dimension. In jeder Gleichung zwischen physikalischen Größen müssen beide Seiten von gleicher Dimension sein (Dimensionsbetrachtung).

Der Begriff Dimension ist in Verbindung mit einem Größensystem zu betrachten. Die Dimension stellt die jeweilige physikalische Größe qualitativ im Größensystem dar. Die Dimension einer abgeleiteten physikalischen Größe wird als Potenzprodukt von Dimensionen der Basisgrößen definiert. Dieses Potenzprodukt stützt sich auf die zugrundeliegenden Größengleichungen; eventuelle Zahlenfaktoren, mathematische Operationen wie Skalar- oder Vektorprodukt, Differenzialquotient, Integral, Stufe der zu den Größen gehörenden Tensoren bleiben unberücksichtigt. Auf diese Weise lässt sich eine qualitative Abhängigkeit der abgeleiteten Größe von den Basisgrößen darstellen.

Beispiel:

Im Internationalen Größensystem (ISQ) ist die abgeleitete physikalische Größe mechanische Arbeit als

definiert. Die Dimension der mechanischen Arbeit lässt sich aus den Dimensionen der in dieser Größengleichung beteiligten Größen herleiten.

Mit dem Begriff Größenart, auch Art einer Größe genannt, werden qualitative Eigenschaften physikalischer Größen einer gegebenen Dimension unterschieden. „Er wird allerdings nicht einheitlich definiert. Meist wird darunter etwas verstanden, was man aus einer physikalischen Größe erhält, wenn man von allen numerischen Faktoren absieht, aber Vektor- oder Tensorcharakter sowie Sachbezüge beibehält.“[9] Nach dem Internationalen Wörterbuch der Metrologie (VIM), 3. Auflage 2010, ist Größenart der „Aspekt, der untereinander vergleichbaren Größen gemeinsam ist“, und in einer Anmerkung heißt es: „Die Unterteilung des Oberbegriffs ‚Größe‘ nach der Größenart ist […] willkürlich“.[10] Größen gleicher Art lassen sich in sinnvoller Weise durch Addition und Subtraktion verknüpfen. Außerdem gelten für Größen gleicher Art die Ordnungsrelationen „größer“, „kleiner“ und „gleich“.

Beispielsweise sind Breite, Höhe und Länge eines Quaders, Durchmesser eines Rohrs, Spannweite eines Vogels, Wellenlänge alles Größen der Größenart „Länge“; sie können mit der Länge eines Gliedermaßstabs verglichen werden. Ob auch noch die Niederschlagshöhe, angegeben als Volumen/Fläche, als hiermit gleichartig betrachtet wird, bleibt dem Anwender überlassen, obwohl auch sie leicht mit dem Metermaß messbar ist. Der Verbrauchsangabe bei Kraftfahrzeugen in „Liter pro 100 Kilometer“ wird man jedoch kaum die Größenart Fläche zusprechen, obwohl sie die Dimension einer Fläche hat.

Zu diesem ambivalenten Begriff wird im Kohlrausch festgestellt: „Durch den Übergang vom CGS-System zum SI hat der Begriff Größenart an Bedeutung abgenommen. Im SI hat die Dimension eine zentrale Bedeutung.“[9]

Der Wert einer physikalischen Größe (Größenwert) ist nach allgemein verbreiteter Auffassung das Produkt aus einer Zahl und der physikalischen Einheit, die der betreffenden Größenart zugeordnet ist. Das Verhältnis von zwei Größenwerten gleichartiger Größen ist eine reelle Zahl.

Vorsichtiger wurde dies innerhalb des deutschen Normenwerkes in der ersten Ausgabe „Schreibweise physikalischer Gleichungen“ der Norm DIN 1313 vom November 1931 dargestellt: „Mit den in den physikalischen Gleichungen vorkommenden Formelzeichen kann so gerechnet werden, als ob sie die physikalischen „Größen“, d. h. benannte Zahlen bedeuteten. Sie werden dann zweckmäßigerweise als symbolische „Produkte“ aus den Zahlenwerten (Maßzahlen) und den Einheiten aufgefasst gemäß der Gleichung“

Physikalische Größe = Zahlenwert „mal“ Einheit.

Man bezeichnet einen Unterschied um den Faktor 10 zwischen Werten derselben Größe als eine Größenordnung.  Größenordnungen entsprechen also einem Faktor von .

Es gibt eine Reihe von Größen, deren Größenwerte unveränderlich feststehen. Diese nennt man Naturkonstante, Universalkonstante oder auch physikalische Konstante (Beispiele: Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, Elementarladung, Plancksche Konstante, Feinstrukturkonstante).

Zahlenwert und Einheit

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Es ist zweckmäßig, das Verhältnis eines Größenwerts zu dem Wert einer gleichartigen, feststehenden und wohldefinierten Vergleichsgröße zu ermitteln. Den Vergleichsgrößenwert bezeichnet man als Maßeinheit oder kurz Einheit, das gemessene Verhältnis als Maßzahl oder Zahlenwert. Der Größenwert kann dann als Produkt aus Zahlenwert und Einheit dargestellt werden (siehe auch Abschnitt Schreibweise). Der Zahlenwert ist je nach Definition der Größe eine reelle Zahl – bei manchen Größen auf nicht negative Werte beschränkt – oder komplex; bei einigen Größen der Dimension Zahl wie z. B. manchen Quantenzahlen ist er immer ganzzahlig.

Die Definition einer Einheit unterliegt der menschlichen Willkür. Eine Möglichkeit besteht in der Wahl eines bestimmten Objekts – eines sogenannten Normals – als Träger der Größe, dessen Größenwert als Einheit dient. Auch ein berechneter Größenwert kann gewählt werden, wofür allerdings ein geeigneter physikalischer Zusammenhang mit anderen Größenwerten bekannt sein muss (siehe auch Abschnitt Größengleichungen). Eine dritte Möglichkeit ist, den Wert einer physikalischen Konstanten als Einheit zu verwenden, sofern eine solche für die gewünschte Größe existiert.

Theoretisch genügt es, für eine Größenart eine einzige Einheit zu definieren. Historisch bedingt hat sich aber häufig eine Vielzahl verschiedener Einheiten für die gleiche Größenart gebildet. Sie unterscheiden sich wie alle gleichartigen Größenwerte lediglich um einen reinen Zahlenfaktor.[11]

Skalare, Vektoren und Tensoren

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Bestimmte physikalische Größen besitzen eine Orientierung im physikalischen Raum, der Größenwert hängt also von der Messrichtung ab. Beispielsweise ist die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs typischerweise entlang einer Straße gerichtet; die gemessene Geschwindigkeit senkrecht zu dieser ist null – es handelt sich um eine vektorielle Größe. Die mechanische Spannung in einem Werkstück hängt stark von der betrachteten Schnittfläche ab – es gibt hier mehr als eine zu betrachtende Richtung, also ist zur Beschreibung ein Tensor (zweiter Stufe) nötig.

Ein Tensor -ter Stufe lässt sich im kartesischen Koordinatensystem mit Elementen beschreiben und hat dabei bestimmte einfache Eigenschaften bei Koordinatentranslation bzw. -transformation. Dementsprechend kann er eine bestimmte Klasse physikalischer Größen beschreiben:[12]

  • Ein Tensor 0. Stufe ist ein Skalar. Er beschreibt eine Größe, die richtungsunabhängig ist und einzig durch ihren Größenwert (als Zahl) bestimmt ist.
  • Ein Tensor 1. Stufe ist durch drei Komponenten bestimmt. Jeder Vektor ist ein Tensor 1. Stufe.
  • Ein Tensor 2. Stufe ist durch neun Komponenten bestimmt. Er wird meist durch eine 3×3-Matrix dargestellt. Mit „Tensor“ ohne Zusatz ist meist ein Tensor 2. Stufe gemeint.
Größen verschiedener Stufen
Skalar Masse; Temperatur
Pseudoskalar[13] Helizität; Magnetischer Fluss
Vektor Kraft; Verschiebung
Pseudovektor[14] Drehmoment; Winkelbeschleunigung
Tensor 2. Stufe Trägheitstensor;[15]  Verzerrungstensor[16]
Tensor 3. Stufe Piezoelektrischer Tensor[17]
Tensor 4. Stufe Elastizitätstensor

Die Physik soll die beobachtete Natur beschreiben, unabhängig von einer speziellen mathematischen Darstellung. Daher muss eine physikalische Größe in jedem Fall unter Koordinatentransformationen invariant (unveränderlich) sein. So wie das System ihrer Größenwerte unabhängig von der Einheit ist, so sind auch die jeweiligen Richtungen unabhängig von der Wahl des Koordinatensystems.

Tensoren haben unter Punktspiegelung ein für ihre Stufe charakteristisches Verhalten. So ändert sich eine skalarwertige Größe eines Objekts nicht, wenn man dieses Objekt an einem Punkt spiegelt. Eine vektorwertige Größe, wie etwa die Geschwindigkeit, zeigt nach der Punktspiegelung hingegen in die entgegengesetzte Richtung. Manche Größen verhalten sich zwar bei Drehung und Verschiebung wie Tensoren, weichen jedoch unter Punktspiegelung hiervon ab. Derartige Größen bezeichnet man als Pseudotensoren. Bei Pseudoskalaren ändert der Größenwert sein Vorzeichen. Bei Pseudovektoren wie etwa dem Drehimpuls dreht sich die Richtung durch eine Punktspiegelung des Objekts nicht um.

Die folgenden Erläuterungen orientieren sich an den nationalen und internationalen Regelungen von Normungsorganisationen und Fachgesellschaften [z. B. DIN 1338, EN ISO 80000-1, Empfehlungen der International Union of Pure and Applied Physics (IUPAP)].

Formel- und Einheitenzeichen

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Einer physikalischen Größe wird in mathematischen Gleichungen ein Schriftzeichen, das Formelzeichen zugeordnet. Dieses ist grundsätzlich willkürlich, jedoch existieren Konventionen (z. B. SI, DIN 1304, ÖNORM A 6438, ÖNORM A 6401 etc.) zur Bezeichnung bestimmter Größen. Häufig wird als Formelzeichen der Anfangsbuchstabe des lateinischen Namens einer Größe genommen. Auch Buchstaben aus dem griechischen Alphabet werden oft verwendet. Üblicherweise besteht ein Formelzeichen nur aus einem einzigen Buchstaben, der zur weiteren Unterscheidung mit einem oder mehreren Indizes versehen werden kann.

Für Einheiten gibt es festgelegte Schriftzeichen, die Einheitenzeichen. Sie bestehen meistens aus einem oder mehreren lateinischen Buchstaben oder seltener aus einem Sonderzeichen wie z. B. einem Gradzeichen oder griechischen Buchstaben wie das Ω (großes Omega) für die Einheit Ohm. Bei Einheiten, die nach Personen benannt sind, wird der erste Buchstabe des Einheitenzeichens üblicherweise groß geschrieben.

Angabe einer Spannung von 20 Volt.
Oben: Größenwert
Mitte: Zahlenwert
Unten: Einheit

Ein Größenwert wird immer als Produkt aus Zahlenwert und Einheit angegeben. Will man nur den Zahlenwert angeben, so setzt man das Formelzeichen in geschweifte Klammern. Will man nur die Einheit angeben, so setzt man das Formelzeichen in eckige Klammern. Formal lässt sich ein Größenwert also wie folgt schreiben:

Das lässt sich am Beispiel der Atommasse gut verstehen. Die Masse eines Atoms kann in atomaren Masseneinheiten gemessen werden

.

ist der Zahlenwert {} und die atomare Masseneinheit die Einheit [] der physikalischen Größe .

Da der Zahlenwert von der gewählten Maßeinheit abhängt, ist die alleinige Darstellung des Formelzeichens in geschweiften Klammern nicht eindeutig. Deshalb ist für die Beschriftung von Tabellen und Koordinatenachsen die Darstellung „G/[G]“ (z. B. „m/kg“) oder „G in [G]“ (z. B. „m in kg“) üblich. Die Darstellung von Einheiten in eckigen Klammern (z. B. „m [kg]“) oder auch in runden Klammern (z. B. „m (kg)“) entspricht hingegen nicht der Norm DIN 1313[18] und wird in den Empfehlungen zum Einheitensystem SI nicht empfohlen.[19]

Wenn die verwendeten Einheiten abhängig vom Einheitensystem sind, kann das Einheitensystem mit angegeben werden:

Die Formatierung ist durch DIN 1338 geregelt. Demnach wird das Formelzeichen kursiv geschrieben, während das Einheitenzeichen mit aufrechter Schrift geschrieben wird, um es von Formelzeichen zu unterscheiden. Beispielsweise bezeichnet „m“ das Formelzeichen für die Größe „Masse“ und „m“ das Einheitenzeichen für die Maßeinheit „Meter“.

Zwischen der Maßzahl und dem Einheitenzeichen wird ein Leerzeichen geschrieben. Eine Ausnahme von dieser Regel stellen die Gradzeichen dar, die ohne Zwischenraum direkt hinter die Maßzahl geschrieben werden („ein Winkel von 180°“), sofern keine weiteren Einheitenzeichen folgen („die Außentemperatur beträgt 23 °C“). Im Schriftsatz empfiehlt sich hierfür ein schmales Leerzeichen, das zusätzlich vor einem Zeilenumbruch geschützt werden sollte, damit Zahlenwert und Einheit nicht getrennt werden.

In Formeln werden Vektoren häufig durch eine besondere Schreibweise gekennzeichnet. Dabei gibt es unterschiedliche Konventionen. Üblich sind Vektorpfeile über dem Buchstaben (), Fettdruck () oder Striche unter dem Formelzeichen (). Für Tensoren höherer Stufen werden Großbuchstaben in serifenloser Schrift (), Frakturbuchstaben () oder doppelte Unterstreichung () verwendet. Welche Schreibweise gewählt wird, hängt auch davon ab, ob von Hand oder maschinell geschrieben wird, da sich Merkmale wie Fettdruck oder Serifen mit einer Handschrift nicht zuverlässig wiedergeben lassen.

Es gibt von der Sprache und vom Fach abhängig unterschiedliche Traditionen zur Aufrecht- und Kursivschreibung im Zusammenhang mit Formeln. In modernerer Fachliteratur hat sich jedoch die Konvention durchgesetzt, nicht nur Größensymbole, sondern alles, was veränderlich ist, kursiv zu setzen; Einheitenzeichen, Elementsymbole, Erläuterungen usw. werden hingegen aufrecht gesetzt. Formelzeichen sowie veränderliche Indizes erscheinen also kursiv. Beispiel:

„Die Gesamtmasse des Autos beträgt:
Dabei ist die Masse des Aufbaus und die Masse von weiteren Komponenten.“

Fehlerbehaftete Größen

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Angabe einer fehlerbehafteten Messgröße (der letzte Zahlenwert ist nur in dieser Genauigkeit sinnvoll)

Bei fehlerbehafteten[20] Größenwerten wird der Zahlenwert mit seiner Messunsicherheit angegeben oder – je nach den Umständen – mit seinen Fehlergrenzen, siehe auch Messabweichung. Das Kenntlichmachen geschieht meistens durch ein „±“ nach dem fehlerbehafteten Zahlenwert, gefolgt von dem Fehlerwert (wobei Klammern erforderlich sind, sofern eine Einheit folgt, damit diese sich auf beide Werte bezieht). Die SI-Broschüre empfiehlt eine kürzere Form, bei der die Unsicherheit der letzten Ziffer(n) in Klammern hinzugefügt wird.[21] Auch der Fettdruck der unsicheren Ziffer des Zahlenwerts ist eine Möglichkeit.

Die Anzahl der anzugebenden unsicheren Dezimalstellen des Zahlenwerts richtet sich nach dem Fehlerwert. Beginnt dieser mit einer 1 oder 2, so werden zwei Stellen notiert, ansonsten nur eine. Gegebenenfalls ist der Zahlenwert wie üblich zu runden, siehe DIN 1333; eine Fehlergrenze wird hingegen immer aufgerundet.

Beispiele zur Kennzeichnung von Zusatzinformationen

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Zusätzliche Bezeichnungen oder Informationen dürfen grundsätzlich nicht im Größenwert einer physikalischen Größe (also weder in der Einheit noch beim Zahlenwert) auftauchen bzw. diesem hinzugefügt werden, da dies unsinnig wäre; sie dürfen nur in der Benennung oder Bezeichnung der physikalischen Größe, also im Formelzeichen, zum Ausdruck gebracht werden.

Z. B. kann man das allgemein verwendete Formelzeichen für die Frequenz in korrekter Notation mit einem als Subskript ergänzen, um darauf hinzuweisen, dass eine Umdrehungsfrequenz (Drehzahl) gemeint ist:

(gesprochen „Die Einheit der (Umdrehungs-)Frequenz ist 1 pro Sekunde.“)
(„Die Drehzahl des Motors beträgt 2000 pro Minute.“)

Es kann auch ein eigenes, klar definiertes Formelzeichen eingesetzt werden. Um z. B. auf den doppelten Index im obigen Beispiel zugunsten einer leichteren Lesart zu verzichten, könnte man das ggf. einprägsamere Symbol für „die Drehfrequenz, die Umdrehungszahl“ einführen und schreiben:

(„Die Drehzahl des Motors beträgt 2000 pro Minute.“)

Ohne weitere Erläuterung könnte man in der Regel z. B. auch

(„Die Höhe des Autos beträgt 1,5 Meter, die Breite des Autos beträgt 2,2 Meter.“)

verwenden, da die Symbole für die zwei Spezialfälle Höhe und Breite eines Längenmaßes gemeinhin üblich sind.

In der Praxis findet nicht immer eine saubere Unterscheidung zwischen Größenwert bzw. Einheit einer physikalischen Größe einerseits und bloßen Zusatzangaben andererseits statt, sodass es zu Vermischungen kommt. Die aufgeführte Umdrehungszahl ist ein häufiges Beispiel dafür. „Umdrehung“ ist dort keine Einheit, sondern beschreibt lediglich den die Frequenz hervorrufenden Prozess näher. Nicht zulässig, jedoch häufig vorkommend, ist deshalb etwa

(„Die Drehzahl des Motors beträgt 2000 Umdrehungen pro Minute“).

Weitere Beispiele für häufig vorkommende falsche Schreib- bzw. Sprechweisen sind:[22]

Falsch: bzw. „Der Neutronenfluss ist 1000 Neutronen pro Quadratzentimeter und Sekunde.“[23]
Korrekt: bzw. „Der Neutronenfluss beträgt 1000 pro Quadratzentimeter und Sekunde.“
Man beachte: Der Neutronenfluss ist weder ein Fluss noch eine Flussdichte im Sinne der sonst üblichen physikalischen Nomenklatur.[24]
Falsch: bzw. „… eine Konzentration von 20 Nanogramm Blei pro Kubikmeter“[23]
Korrekt: bzw. „Die Blei-Massekonzentration beträgt 20 Nanogramm pro Kubikmeter.“
Falsch: bzw. „Die Einheit der magnetischen Feldstärke ist Ampere-Windungen pro Meter.“[23]
Korrekt: bzw. „Die Einheit der magnetischen Feldstärke ist Ampere pro Meter.“

Verknüpfung zwischen physikalischen Größen

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Größengleichungen

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Größengleichung, die die Gesetzmäßigkeit zwischen Kraft , der Masse und der Beschleunigung eines Körpers darstellt.
Beispiel:
= 75 kg, = 10 m/s2.

= 750 N = 750 kg·m/s2 =
mit 1 N (= 1 Newton) = 1 kg·m/s2

Die Darstellung von Naturgesetzen und technischen Zusammenhängen in mathematischen Gleichungen nennt man Größengleichungen. Die Formelzeichen einer Größengleichung haben die Bedeutung physikalischer Größen, sofern sie nicht als Symbole für mathematische Funktionen oder Operatoren gemeint sind. Größengleichungen gelten unabhängig von der Wahl der Einheiten. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Gleichungen in verschiedenen Einheitensystemen unterschiedlich geschrieben werden. Beispielsweise hat die Vakuumlichtgeschwindigkeit in manchen Einheitensystemen definitionsgemäß den Wert . Dadurch entfallen in vielen Gleichungen die konstanten Faktoren und . Aus der berühmten Gleichung würde in einem solchen Einheitensystem , ohne dass sich die Aussage der Gleichung ändert.

Größengleichungen verknüpfen verschiedene physikalische Größen und deren Größenwerte miteinander. Zur Auswertung muss man die Formelzeichen durch das Produkt aus Zahlenwert und Einheit ersetzen. Die verwendeten Einheiten sind dabei unerheblich.

Rechenoperationen

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Für physikalische Größen sind nicht alle Rechenoperationen, die mit reinen Zahlen möglich wären, sinnvoll. Es hat sich erwiesen, dass eine geringe Anzahl Rechenoperationen ausreicht, um alle bekannten Naturgeschehen zu beschreiben.




Unsinnige Rechenoperationen
  • Addition und Subtraktion sind nur zwischen Größen der gleichen Größenart möglich. Die Dimension und damit auch die Einheit der Größe(n) bleiben dabei unverändert, die Maßzahlen werden addiert bzw. subtrahiert.
Bsp.:
Dies funktioniert jedoch nur dann, wenn die beiden Größen in der gleichen Einheit gemessen werden. Ist dies nicht der Fall, müssen beide vor der Addition bzw. Subtraktion noch auf dieselbe Einheit umgerechnet werden.
Bsp.:
  • Multiplikation und Division sind uneingeschränkt möglich. Die beiden Größen werden multipliziert, indem ihre Maßzahlen multipliziert und das Produkt der Einheiten gebildet wird. Für die Division gilt Entsprechendes. Das Ergebnis gehört also in aller Regel zu einer anderen Größenart als die beiden Faktoren, es sei denn, einer der Faktoren hat lediglich die Dimension Zahl.
Bsp.:
Bsp.:
  • Potenzen können daher ebenso gebildet werden. Dies gilt sowohl für positive ganzzahlige als auch für negative und gebrochene Exponenten (also auch für Brüche und Wurzeln).
Bsp.:
Bsp.:
Wird eine Größe potenziert, deren Einheit einen Vorsatz für dezimale Teile und Vielfache enthält, so muss der Exponent auf die gesamte Einheit (also auf das Produkt aus Vorfaktor und Einheit) angewendet werden. Beispielsweise ist ein Quadratkilometer nicht etwa 1000 Quadratmeter, sondern
.
  • Transzendente Funktionen wie , , , , usw. sind nur für reine Zahlen als Argument definiert. Sie können daher nur auf Größen der Dimension Zahl angewendet werden. Der Funktionswert hat ebenfalls die Dimension Zahl.
Bsp.:
Bsp.:

Ein Sachverhalt ist falsch dargestellt, wenn diese Rechenoperationen in unsinniger Weise auszuführen wären. Die entsprechende Kontrolle wird in der Dimensionsanalyse durchgeführt, um die Existenz einer noch unbekannten Gesetzmäßigkeit zu überprüfen.

Zahlenwertgleichungen

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mit

WCT := Windchill-Temperatur in Grad Celsius
 := Lufttemperatur in Grad Celsius
 := Windgeschwindigkeit in Kilometer pro Stunde
Zahlenwertgleichung zur Berechnung des Windchill-Effektes

In Zahlenwertgleichungen haben die Formelzeichen ausschließlich die Bedeutung von Zahlenwerten, d. h. von Maßzahlen bzgl. gewisser Maßeinheiten. Eine Zahlenwertgleichung ist nur bei Benutzung der dafür gewählten Einheiten gültig. Bei Benutzung von Größenwerten in anderen Einheiten ergeben sich meist Fehler. Es empfiehlt sich daher, Berechnungen grundsätzlich mit Größengleichungen durchzuführen und diese erst im letzten Schritt zahlenmäßig auszuwerten.

Formeln in historischen Texten, „Faustformeln“ und empirische Formeln sind oft in Form von Zahlenwertgleichungen angegeben. In einigen Fällen stehen die Symbole für die zu benutzenden Einheiten mit in der Gleichung. Die dabei manchmal anzutreffende Verwendung von eckigen Klammern um die Einheitenzeichen, wie etwa anstatt , ist nicht normgerecht: DIN 1313:1998-12, Kapitel 4.3 sieht für die Darstellung von Maßzahlen Formelzeichen in geschweiften Klammern oder die Division der Größen durch die jeweils gewünschte Maßeinheit vor. Mit Letzterem geht z. B.die obige Zahlenwertgleichung über in die zugeschnittene Größengleichung

wobei die Formelzeichen nun für die physikalischen Größen selbst stehen:

WCT := Windchill-Temperatur
 := Lufttemperatur
 := Windgeschwindigkeit

Größen- und Einheitensysteme

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Größensysteme

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Jedes Wissensgebiet der Technik und Naturwissenschaften verwendet einen beschränkten Satz an physikalischen Größen, die über Naturgesetze miteinander verknüpft sind. Wählt man aus diesen Größen wenige Basisgrößen aus, sodass sich alle anderen des betrachteten Gebietes als Potenzprodukte der Basisgrößen darstellen lassen, dann bilden alle Größen zusammen ein Größensystem, sofern außerdem keine Basisgröße aus den anderen Basisgrößen dargestellt werden kann. Die aus den Basisgrößen darstellbaren Größen heißen abgeleitete Größen, das jeweilige Potenzprodukt ihrer Dimensionen bezeichnet man als Dimensionsprodukt. Welche Größen man für die Basis wählt, ist grundsätzlich willkürlich und geschieht meistens nach praktischen Gesichtspunkten. Die Anzahl der Basisgrößen bestimmt den Grad des Größensystems. Beispielsweise ist das internationale Größensystem mit seinen sieben Basisgrößen ein Größensystem siebten Grades.

Internationales Einheitensystem

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Man benötigt für jede Größe eine Einheit, um Größenwerte angeben zu können. Daher entspricht jedem Größensystem ein Einheitensystem gleichen Grades, das sich analog aus voneinander unabhängigen Basiseinheiten und den aus diesen darstellbaren abgeleiteten Einheiten zusammensetzt. Die abgeleiteten Einheiten werden aus den Basiseinheiten durch Produkte von Potenzen dargestellt – im Unterschied zu Größensystemen eventuell ergänzt durch einen Zahlenfaktor. Man bezeichnet das Einheitensystem als kohärent, wenn alle Einheiten ohne diesen zusätzlichen Faktor gebildet werden können. In derartigen Systemen können alle Größengleichungen als Zahlenwertgleichungen aufgefasst und dementsprechend schnell ausgewertet werden.

Das weltweit benutzte Internationale Einheitensystem (SI) ist ein kohärentes Einheitensystem siebten Grades, das auf dem Internationalen Größensystem fußt; jedoch ist das Internationale Größensystem später entwickelt worden als das SI. Das SI definiert zudem standardisierte Vorsätze für Maßeinheiten, allerdings sind die so gebildeten Vielfachen oder Teile einer kohärenten SI-Einheit selbst nicht Teil des eigentlichen Einheitensystems, da dies der Kohärenz widerspräche. Beispielsweise ist ein fiktives Einheitensystem, das die Basiseinheiten Zentimeter () und Sekunde () sowie die abgeleitete Einheit Meter pro Sekunde () umfasst, nicht kohärent: Wegen benötigt man einen Zahlenfaktor () bei der Bildung dieses Systems.

(Zu weiteren konkurrierenden Einheitensystemen siehe unten im Abschnitt Praktisch verwendete Maßsysteme.)

Besondere Größen

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Quotienten- und Verhältnisgrößen

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Der Quotient zweier Größen ist eine neue Größe. Eine solche Größe bezeichnet man als Verhältnisgröße (oder Größenverhältnis), wenn die Ausgangsgrößen von der gleichen Größenart sind, ansonsten als Quotientengröße. Allgemeiner ist die Quotientengröße in der DIN-Norm 1313 vom Dezember 1998 definiert; danach wird nur verlangt, dass der Bruch aus Zählergröße und Nennergröße konstant ist. Von April 1978 bis November 1998 hingegen hatte das DIN in der Normausgabe vom April 1978 den Begriff Größenquotient spezieller nur für Brüche aus zwei Größen verschiedener Dimension empfohlen und von einem Größenverhältnis (einer Verhältnisgröße) lediglich verlangt, dass die Ausgangsgrößen von gleicher Dimension, aber nicht unbedingt gleicher Größenart sind. (Beispielsweise sind die elektrische Stromstärke und die magnetische Durchflutung von gleicher Dimension, aber verschiedener Größenart.)

Häufig werden Quotientengrößen umgangssprachlich ungenau umschrieben. Beispielsweise ist eine Definition der Fahrtgeschwindigkeit als „zurückgelegter Weg je Zeiteinheit“ oder „zurückgelegter Weg je vergangener Zeit“ oder „Weg je Zeit“ nicht korrekt, denn die Geschwindigkeit hat nicht die Dimension eines Weges (Länge). Korrekt wäre „in einer Zeitspanne zurückgelegter Weg, geteilt durch diese Zeitspanne“. Die genannte verkürzte Ausdrucksweise ist zwar üblich und genügt, um einen anschaulichen Begriff von der jeweiligen Quotientengröße zu geben, aber die genaue Definition als Quotient sollte außerdem immer angegeben werden.

„spezifisches Volumen“
„Massedichte“
Benennung von bezogenen Größen

Falls zwei Größen sich auf eine Eigenschaft des gleichen Objektes beziehen, nennt man die Quotientengröße auch bezogene Größe. Hierbei ist die Nennergröße die Bezugsgröße, während die Zählergröße den Schwerpunkt in der Namensgebung setzt. Insbesondere bezeichnet man eine bezogene Größe als …

  • spezifisch, wenn sie sich auf die Masse bezieht. (Einheit: z. B. „… pro Gramm“)
  • molar, wenn sie sich auf die Stoffmenge bezieht. (Einheit: z. B. „… pro Mol“)
  • -dichte, wenn sie sich auf das Volumen (oder als -flächendichte auf die Fläche bzw. als -längendichte auf die Länge) bezieht. (Einheit: z. B. „… pro Liter“, „… pro Quadratkilometer“ bzw. „… pro Zentimeter“)
  • -rate oder -geschwindigkeit, wenn sie sich auf eine Zeitspanne bezieht. (Einheit: z. B. „… pro Stunde“)

Verhältnisgrößen haben grundsätzlich die Einheit Eins. Sie können daher nach obigen Rechenregeln als Argumente von transzendenten Funktionen auftreten. Der Name einer Verhältnisgröße enthält meistens ein Adjektiv wie relativ oder normiert oder er endet auf -zahl oder -wert. Beispiele sind die Reynolds-Zahl und der Strömungswiderstandskoeffizient.

Spezielle Verhältniseinheiten

Verschiedene Verhältnisgrößen gehören nur in seltenen Fällen zur gleichen Größenart; manchmal werden daher zur besseren Trennung bei der Angabe ihres Größenwerts die Einheitenzeichen nicht gekürzt. Häufig werden Verhältnisgrößen in den Einheiten %, oder ppm angegeben.

Eine besondere Stellung haben Verhältniseinheiten, wenn sie das Verhältnis gleicher Einheiten sind. Diese sind immer 1 und damit idempotent, d. h., sie können beliebig oft mit sich selbst multipliziert werden, ohne ihren Wert zu ändern. Einige idempotente Verhältniseinheiten tragen besondere Namen, wie beispielsweise die Winkeleinheit Radiant (rad). In kohärenten Einheitensystemen sind die Verhältniseinheiten immer 1, also idempotent. Bei idempotenten Verhältniseinheiten kann man die Zahlenwerte einfach multiplizieren. Beispiel: Aus den Angaben, dass 30 % der Erdoberfläche Landfläche sind und Asien 30 % der Landfläche darstellt, folgt nicht, dass 900 % der Erdoberfläche vom Kontinent Asien bedeckt sind, weil % nicht idempotent ist, also %2 nicht dasselbe wie % ist. Sagt man aber, dass ein Anteil von 0,3 der Erdoberfläche Landfläche ist und Asien einen Anteil von 0,3 der Landfläche einnimmt, kann man folgern, dass Asien 0,09 der Erdoberfläche ausmacht, weil hier die idempotente Einheit 1 verwendet wird.

Feld- und Leistungsgrößen

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Zusammenhang zwischen Feldgrößen und Leistungsgrößen .

Feldgrößen dienen der Beschreibung von physikalischen Feldern. Das Quadrat einer Feldgröße ist in linearen Systemen proportional zu dessen energetischem Zustand, der über eine Leistungsgröße erfasst wird. Ohne die genaue Gesetzmäßigkeit kennen zu müssen, folgt daraus unmittelbar, dass das Verhältnis zweier Leistungsgrößen gleich dem Quadrat des Verhältnisses der zugehörigen Feldgrößen ist. Dabei ist unerheblich, ob beide Leistungsgrößen unmittelbar für Leistung stehen oder damit verbundene Größen wie Energie, Intensität oder Leistungsdichte.

In vielen technischen Bereichen sind die logarithmierten Verhältnisse von besonderem Interesse. Derartige Größen werden als Pegel oder Maß bezeichnet. Wird bei der Bildung der natürliche Logarithmus verwendet, so kennzeichnet man dieses durch die Einheit Neper (Np), ist es der dekadische Logarithmus, so nutzt man das Bel (B) oder häufiger sein Zehntel, das Dezibel (dB).

Zustands- und Prozessgrößen

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Vor allem in der Thermodynamik wird zwischen Zustandsgrößen und Prozessgrößen unterschieden.

Zustandsgrößen sind dabei physikalische Größen, die eine Eigenschaft eines Systemzustands repräsentieren. Man unterscheidet weiterhin zwischen extensiven und intensiven Größen. Extensive Größen wie Masse und Stoffmenge verdoppeln ihren Größenwert bei Systemverdopplung, intensive Größen wie Temperatur und Druck bleiben dabei konstant. Ebenfalls gebräuchlich ist die Unterscheidung zwischen stoffeigenen und systemeigenen Zustandsgrößen.

Prozessgrößen hingegen beschreiben einen Vorgang, nämlich den Übergang zwischen Systemzuständen. Zu ihnen gehören insbesondere die Größen „Arbeit“ () und „Wärme“ (). Um ihren Charakter als reine Vorgangsgrößen zum Ausdruck zu bringen, werden sie vielerorts ausschließlich als Differentiale angegeben, wobei ihnen häufig kein , sondern ein oder đ vorangestellt wird.

Praktisch verwendete Maßsysteme

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Es werden verschiedene Maßsysteme verwendet:

in der praktischen Elektrotechnik eingeführtes System mit vier Grundeinheiten, Vorläufer des Internationalen Einheitensystems, enthält neben Meter (= m), Kilogramm (= kg) und Sekunde (= s) das Ampere (= A) als Einheit der Stromstärke; das Volt (= V) als Spannungseinheit ergibt sich über die definierte Gleichheit der elektrischen und mechanischen Energieeinheiten Wattsekunde und Newtonmeter (1 Ws = 1 V·A·s = 1 N·m = 1 kg·m2·s−2)
vor allem von Theoretikern und in den USA benutzt, mit drei Grundgrößen, in welchem alle Längen in Zentimetern und elektromagnetische Größen in Potenzen der Grund-Einheiten cm, g (= Gramm) und s (= Sekunde) angegeben werden. Es gibt hiervon mehrere Varianten
alle Größen werden in Potenzen nur einer einzigen Einheit, der Energieeinheit eV, angegeben, z. B. Längen als reziproke Energien, genauer: in Einheiten von . Die Naturkonstanten (Lichtgeschwindigkeit) und (reduzierte Planck-Konstante) werden dabei durch Eins ersetzt (siehe auch Planck-Einheiten).

In den verschiedenen Maßsystemen sehen Naturgesetze, z. B. die Maxwellschen Gleichungen, formelmäßig verschieden aus; aber wie erwähnt sind die physikalischen Gesetze invariant gegen solche Änderungen. Insbesondere kann man jederzeit von einem Maßsystem in ein anderes umrechnen, auch wenn die dabei benutzten Zusammenhänge kompliziert sein können.

  • DIN 1301 Einheiten
  • DIN 1313 Größen
  • EN 80000, z. T. EN ISO 80000 Größen und Einheiten (ab 2008)

Allgemein

  • Julius Wallot: Größengleichungen, Einheiten und Dimensionen. 2. verbesserte Auflage. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1957 (220 S.).
  • Günther Oberdorfer: Das internationale Maßsystem und die Kritik seines Aufbaus. 2. Auflage. Fachbuchverlag, Leipzig 1970 (129 S.).
  • Horst Teichmann: Physikalische Anwendungen der Vektor- und Tensorrechnung. (= BI-Hochschultaschenbücher. 39). 3. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim u. a. 1973, ISBN 3-411-00039-2 (Speziell zum Absatz über Skalare, Vektoren und Tensoren).
  • Erna Padelt, Hansgeorg Laporte: Einheiten und Grössenarten der Naturwissenschaften. 3., neubearbeitete Auflage. Fachbuchverlag, Leipzig 1976 (378 S.).
  • Hans Förster: Einheiten, Groessen, Gleichungen und ihre praktische Anwendung: Mit 24 Tabellen. 3., verbesserte Auflage. Fachbuchverlag, Leipzig 1976 (238 S.).
  • Detlef Kamke, Klaus Krämer: Physikalische Grundlagen der Maßeinheiten: Mit einem Anhang über Fehlerrechnung. 1. Auflage. Teubner, Stuttgart 1977, ISBN 3-519-03015-2 (218 S.).
  • Walter Reichardt: Gleichungen in Naturwissenschaft und Technik: Grössen und Einheiten richtig angewandt. 1. Auflage. Fachbuchverlag, Leipzig 1983 (179 S.).
  • Rolf Fischer, Klaus Vogelsang: Grössen und Einheiten in Physik und Technik. 6., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Technik, Berlin 1993, ISBN 3-341-01075-0 (VIII, 164 S.).
  • Friedrich Kohlrausch: Allgemeines über Messungen und ihre Auswertung. In: Volkmar Kose, Siegfried Wagner (Hrsg.): Praktische Physik. 24., neubearb. und erw. Auflage. Band 3. B. G. Teubner, Stuttgart 1996, ISBN 3-519-23000-3, 9.1 Begriffs- und Einheitensysteme, S. 3–19 (ptb.de [PDF; 3,9 MB; abgerufen am 24. November 2018] veröffentlicht durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt).
  • H. Fischer, H. Kaul: Mathematik für Physiker. Band 1, 7. Auflage. Vieweg u. Teubner 2011, ISBN 978-3-8348-1220-9.
  • Hans Dieter Baehr: Physikalische Größen und ihre Einheiten – Eine Einführung für Studenten, Naturwissenschaftler und Ingenieure. (= Studienbücher Naturwissenschaft und Technik. Band 19) Bertelsmann Universitätsverlag, Düsseldorf 1974, ISBN 3-571-19233-8.
  • Hans Rupp: Physikalische Größen, Formeln, Gesetze und Definitionen. 2. Auflage, Oldenbourg Schulbuchverlag, 1995, ISBN 3-486-87093-9.
  • Paul A. Tipler: Physik. 3., korrigierter Nachdruck der 1. Auflage 1994, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2000, ISBN 3-86025-122-8.

Speziell zur physikalischen Größenart

Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. Julius Wallot schreibt dazu: „Statt ‚Zahlenwert‘ sagt man auch ‚Maßzahl‘. Ich kann diesen Sprachgebrauch nicht für zweckmäßig halten. Im Französischen ist ‚mesure‘ üblich (auch ‚valeur numérique‘), im Englischen ‚numerical value‘ (auch ‚numerical measure‘ und ‚numerical magnitude‘). Auf technischen Zeichnungen steht ‚Maße in mm‘ und die an einzelnen Strecken angeschriebenen Zahlen heißen ‚Maßzahlen‘. Vor allem aber hat die (…) Definition des Zahlenwerts mit Maß und Messen nicht notwendig etwas zu tun; diese beiden Wörter sind in logischem Zusammenhang mit dem Begriff des Zahlenwerts überhaupt nicht vorgekommen. Das deutsche Wort ‚Zahlenwert‘ ist auch für Ausländer leicht verständlich.“ (Julius Wallot, 1957, S. 50.)
  2. R. Pitka et al.: Physik. Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-8171-1852-6, S. 1 und 27 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Leonhard Euler: vollständige Anleitung zur Algebra. Band 1. Kayserliche Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg 1771, S. 3 (pacific.edu [PDF; 61,4 MB; abgerufen am 11. Februar 2024]).
  4. James Clerk Maxwell: A Treatise on Electricity and Magnetism. 1. Auflage. Band 1. Clarendon Press, Oxford 1873, S. 1 (englisch, aproged.pt [PDF; 36,2 MB; abgerufen am 11. Februar 2024]).
  5. Julius Wallot: Die physikalischen und technischen Einheiten. In: Elektrotechnische Zeitschrift. Band 43, 1922, S. 1329–1333, 1381–1386.
  6. Julius Wallot: Grössengleichungen, Einheiten und Dimensionen. 1. Auflage. J. A. Barth, Leipzig 1953, S. 47.
  7. Julius Wallot: Grössengleichungen, Einheiten und Dimensionen. 1. Auflage. J. A. Barth, Leipzig 1953, S. 46.
  8. DIN 1313 Dezember 1998: Größen.
  9. a b Friedrich Kohlrausch, 1996, Band 3, S. 4
  10. Internationales Wörterbuch der Metrologie: Grundlegende und allgemeine Begriffe und zugeordnete Benennungen (VIM); deutsch-englische Fassung ISOIEC-Leitfaden 99:2007 = Vocabulaire international de métrologie. 3. Auflage. Beuth, Berlin 2010, ISBN 978-3-410-20070-3 (74 S.).
  11. Eine Ausnahme sind die gebräuchlichen Einheiten für Temperatur, die sich zusätzlich um einen konstanten additiven Term unterscheiden. Der Grund liegt in der abweichenden Definition des Nullpunktes.
  12. H. Goldstein, C. P. Poole Jr., J. L. Safko Sr.: Klassische Mechanik. 3. Auflage, Wiley-VCH, 2012, ISBN 978-3-527-66207-4, Abschnitt 5.2: Tensoren.
  13. Pseudoskalare sind Skalare, die bei der Raumspiegelung ihr Vorzeichen umkehren. Beispiel: die Determinante (sog. Spatprodukt) aus 3 Vektoren.
  14. Pseudovektoren sind Vektoren, die bei der Raumspiegelung ihr Vorzeichen nicht umkehren. Beispiel: das Vektorprodukt aus 2 Vektoren.
  15. Der Trägheitstensor vermittelt in Analogie zur Masse (bzw. zu einer tensoriellen Erweiterung) den Zusammenhang zwischen den Pseudovektoren Drehmoment und Winkelbeschleunigung. Der Vektor Kraft ist analog zum Pseudovektor Drehmoment, und das Gesetz Kraft = Masse × Beschleunigung ist analog zum Gesetz Drehmoment = Trägheitstensor × Winkelbeschleunigung.
  16. Der Verzerrungstensor beschreibt in Abhängigkeit von der ersten Richtung die Verzerrung in eine zweite Richtung.
  17. Jack R. Vinson, R. L. Sierakowski: The behavior of structures composed of composite materials. Kluwer Academic, ISBN 1-4020-0904-6, S. 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. DIN 1313, Dezember 1998: Größen. S. 5.
  19. Ambler Thompson, Barry N. Taylor: Guide for the Use of the International System of Units (SI). In: NIST Special Publication. Band 811, 2008, S. 15 (physics.nist.gov [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 3. Dezember 2012]).
  20. Anmerkung: Nach einschlägigen Normen und Regeln sollte der Begriff „Fehler“ in diesem Zusammenhang nicht verwendet werden. Besser sind demnach die Begriffe „Abweichung“ und „Unsicherheit“ (siehe EN ISO 80000-1, Kap. 7.3.4; „Glossar der Metrologie“; VIM und GUM)
  21. SI-Broschüre 9. Auflage (2019), Kapitel 5.4.5. Bureau International des Poids et Mesures, 2019, abgerufen am 26. Juli 2021 (englisch, französisch).
  22. Unglücklicherweise lässt auch das deutsche und internationale Normenwerk gelegentlich Vermischungen zu, insbesondere bei Hilfsmaßeinheiten, z. B. „dB (C)“; hierbei ist das „C“ ein Hinweis auf das Messverfahren, nach dem das Pegelmaß ermittelt wird, das mit Hilfe der Hilfsmaßeinheit Dezibel angegeben wird.
  23. a b c Die Ergänzungen für Neutronen, Blei und Windungen sind hier in den inkorrekten Formeln willkürlich teils kursiv, teils nicht kursiv gedruckt, da eine richtige Schreibweise ohnehin nicht möglich ist und beide Möglichkeiten vorkommen. Die entsprechenden korrekten Notationen hingegen befolgen auch die im Abschnitt Schreibweise erwähnten Regeln zur Kursivschreibung.
  24. James J. Duderstadt, Louis J. Hamilton: Nuclear reactor analysis. Wiley, New York 1976, ISBN 0-471-22363-8 (xvii, 650 S.). Die Autoren schreiben auf S. 106: „… the tradition in nuclear engineering of referring to this quantity as the neutron "flux" is very misleading.“ ( … die Tradition in der Kerntechnik, diese Größe als Neutronen"fluss" zu bezeichnen, ist sehr irreführend.)