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„Gleichrichter“ – Versionsunterschied

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'''Gleichrichter''' werden in der [[Elektrotechnik]] zur Umwandlung von (meist sinusförmiger) [[Wechselspannung]] in [[Gleichspannung]] verwendet. Für eine Gleichrichtung kann es verschiedene Gründe geben:
'''Gleichrichter''' werden in der [[Elektrotechnik]] und [[Elektronik]] zur Umwandlung von [[Wechselspannung]] in [[Gleichspannung|''Gleich''spannung]] verwendet. Sie bilden neben ''[[Wechselrichter]]n'', ''[[Gleichspannungswandler]]n'' und ''[[Umrichter]]n'' eine Untergruppe der ''[[Stromrichter]]''.
*Versorgung von elektrischen Bauteilen, die Gleichstrom benötigen, aus Wechselstromnetzen.
*Verbindung weit entfernter Stromnetze oder Kopplung asynchroner Stromnetze über [[Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung]].
*Messzwecke.


[[Datei:Einweg Zweiweg Gleichrichtung.svg|mini|Oben: Sinusförmige Wechselspannung, darunter pulsierende Gleichspannung je nach Gleichrichterschaltung]]
[[Bild:Graetz.jpg|right|thumb|250px|Handelsübliche elektronische Gleichrichter aus Halbleiterdioden]]
Während Wechselspannung durch periodisch wiederholte Vorzeichenwechsel gekennzeichnet ist, werden diese mittels Gleichrichtern verhindert. Die gleichgerichtete Spannung verläuft in [[Halbschwingung]]en nur zwischen [[Nulldurchgang]] und [[Scheitelwert]]. In vielen Anwendungen ist dieser pulsierende Verlauf unerwünscht. Dann muss die gleichgerichtete Spannung zusätzlich [[#Glättung|geglättet]] werden, damit im strengen Sinn Gleichspannung entsteht, wobei aber eine [[Restwelligkeit]] fast unvermeidlich ist.


Eine Gleichrichtung dient zum Beispiel
== Elektrische Energieumwandlung ==
* zur Versorgung gleichstrombetriebener elektrischer Verbraucher aus dem Wechselstromnetz,
Die Gleichrichtung erfolgt meist durch aktive [[elektronisches Bauteil|elektronische Bauteile]] wie Halbleiter[[diode]]n, [[Thyristor]]en oder spezielle [[Elektronenröhre]]n, die eine Wechselspannung in ihrem Verlauf so umschalten, dass eine Gleichspannung resultiert.
* zur Verbindung weit entfernter Stromnetze oder der Kopplung nicht synchroner Stromnetze über [[Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung]] (HGÜ),
* zu Messzwecken,
* für Anwendungen in der [[Nachrichtentechnik]], zum Beispiel zur [[Hüllkurvendemodulator|Hüllkurvendemodulation]].


Die Gleichrichtung erfolgt meist ungesteuert durch [[Diode|Halbleiterdioden]]. Aktive [[Elektronisches Bauteil|elektronische Bauteile]], wie z. B. [[Thyristor]]en, erlauben durch [[Phasenanschnittsteuerung]] eine gesteuerte Gleichrichtung. Feldeffekttransistoren ([[MOSFET]]s) werden bei Synchrongleichrichtern verwendet – insbesondere bei der Gleichrichtung kleiner Spannungen und großer Ströme – und gestatten aufgrund der geringeren Durchlassspannung eine höhere Effizienz als es mit Halbleiterdioden möglich wäre.
Anwendung finden Gleichrichter beispielsweise in [[Netzteil]]en für die Versorgung von [[Elektronische Schaltung|elektronischen Geräten]], oder auch, um [[Gleichstrommotor]]en an Wechselspannungsnetzen betreiben zu können. Des Weiteren gibt es Anwendungen in der [[Nachrichtentechnik]] als [[Hüllkurvendetektor]] oder in der elektrischen [[Messtechnik]] als präziser Messwertgleichrichter.
[[Datei:Brueckengleichrichter IMGP5380.jpg|mini|Silizium-[[#Brückengleichrichter|Brückengleichrichter]]; links unten ein [[Selen-Gleichrichter]] in Flachbauweise]]


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Im Jahr 1873 entdeckte [[Frederick Guthrie (Physiker)|Frederick Guthrie]], dass ein positiv geladenes [[Elektroskop]] entladen wird, wenn man ein geerdetes, glühendes Metallstück in die Nähe brachte. Bei negativ geladenem Elektroskop passiert nichts, woraus folgte, dass der elektrische Strom nur in eine Richtung fließen konnte.
{| align=center
| [[Bild:Mechanischer Hochspannungsgleichrichter.jpg|right|thumb|Historischer mechanischer Hochspannungsgleichrichter mit rotierendem Rad.]]
| [[Bild:Mercury Arc Rectifier.jpg|right|325px|thumb|[[Quecksilberdampfgleichrichter]]]]
| [[Bild:Selen-Gleichrichter.jpg|thumb|right|175px|[[Selengleichrichter]] in typischer Plattenbauweise]]
|}


[[Datei:CatWhisker.jpg|mini|Kristalldetektor aus früheren [[Detektorempfänger]]n]]
Die ersten Gleichrichter zur Umwandlung von Wechselspannung in Gleichspannung am Anfang des 20. Jahrhunderts waren mechanische Vorrichtungen, welche die gleichrichtende Wirkung durch eine umschaltende rotierende Bewegung synchron zum Verlauf der Wechselspannung erzielten. Ein solcher mechanischer Gleichrichter ist der auch heute noch eingesetzte rotierende [[Kommutator (Elektrotechnik)|Kommutator]] bei [[Elektrischer Generator|Gleichstromgeneratoren]] und [[Umformer]]n. Der Kommutator ist auf der Generatorachse montiert und besitzt dadurch den synchronen Bezug zum Verlauf der Wechselspannung in den Rotorspulen. Da bei Kommutatoren ein relativ hoher Verschleiß an den Kohlebürsten auftritt, werden solche Gleichstromgeneratoren heute nur noch bei kleiner Leistung eingesetzt bzw. der mechanische Kommutator durch elektronische Halbleiter ersetzt.
1874 entdeckte [[Karl Ferdinand Braun]] die ''richtungsabhängige elektrische Leitung'' in bestimmten Kristallen.<ref> {{Webarchiv | url=http://chem.ch.huji.ac.il/~eugeniik/history/braun.htm | wayback=20060211010305 | text=Historical lecture on Karl Braun}}</ref> Er ließ sich den Kristallgleichrichter 1899 patentieren.<ref>{{cite web |url=http://encyclobeamia.solarbotics.net/articles/diode.html |title=Diode |publisher=Encyclobeamia.solarbotics.net |date= |accessdate=2010-08-06 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20060426020137/http://encyclobeamia.solarbotics.net/articles/diode.html |archivedate=2006-04-26}}</ref> Aus etwa derselben Zeit stammt der [[Kohärer]] als eine frühe Form der [[Diode]].


Der indische Wissenschaftler [[Jagadish Chandra Bose]] benutzte 1894 als erster Kristalle, um [[elektromagnetische Wellen]] nachzuweisen.<ref>{{Cite journal | last = Emerson | first = D. T. | authorlink = | title = The work of Jagadish Chandra Bose: 100 years of mm wave research | journal = IEEE Transactions on Microwave Theory and Techniques | volume = 45 | issue = 12 | pages = 2267–2273 | date = 1997-12 | url = http://books.google.com/books?id=09Zsv97IH1MC&pg=PA88 | doi =10.1109/22.643830 | accessdate = 2010-01-19 | bibcode = 1997ITMTT..45.2267E }}</ref><ref name="Sarkar">{{Cite book | author = Tapan K. Sarkar | title = History of wireless | publisher = John Wiley and Sons | year = 2006 | location = USA | pages = 94, 291–308 | url = http://books.google.com/books?id=NBLEAA6QKYkC&pg=PA291 | doi = | isbn = 0-471-71814-9}}</ref> Der erste praktisch verwendbare [[Kristalldetektor]] aus Silizium wurde 1903 für funktechnische Anwendungen durch [[Greenleaf Whittier Pickard]] entwickelt, der sich diesen 1906 patentieren ließ.<ref>[US patent 836531]</ref> In der Nachfolgezeit wurde allerdings häufiger [[Blei(II)-sulfid|Bleisulfid]] verwendet, weil es billiger und einfacher zu verwenden war.
Elektrische [[Luftfilter]], welche eine hohe Gleichspannung für die [[Elektrostatik|elektrostatische]] Anziehung von Staubpartikeln benötigen, wurden früher mit mechanischen Gleichrichtern ausgestattet. Dabei wurde die mechanische Konstruktion zur Gleichrichtung aus einem Hochspannungstransformator mit Wechselspannung versorgt. Ein rotierendes Rad mit elektrischen Kontakten ermöglichte die zeitgenaue Umschaltung der Wechselspannung. Angetrieben wurden dieses Gleichrichterrad durch einen [[Synchronmotor]], der den zeitlichen Bezug zwischen der Drehbewegung und der Änderung der Wechselspannung sicherstellte.


[[Thomas Edison]] entdeckte Guthries Beobachtung im Jahr 1880 bei Experimenten mit Glühlampen wieder und ließ sich den Effekt 1884 patentieren, ohne eine Anwendungsmöglichkeit zu kennen. [[Owen Willans Richardson]] beschrieb später den Effekt wissenschaftlich, daher nennt man ihn heute [[Edison-Richardson-Effekt]]. Etwa zwanzig Jahre später erkannte [[John Ambrose Fleming]], der zuerst Angestellter von Edison und später wissenschaftlicher Berater der ''Marconi Wireless Telegraph Company'' war, dass der Edison-Richardson-Effekt benutzt werden konnte, um schwache Radiosignale nachzuweisen. Er ließ sich die erste brauchbare Anwendung, die [[Röhrendiode]] ''(„Fleming valve“)'' im Jahr 1904<ref>{{cite web|url=http://www.jmargolin.com/history/trans.htm |title=Road to the Transistor |publisher=Jmargolin.com |date= |accessdate=2008-09-22}}</ref> patentieren.
Eine weitere Entwicklung war der [[Quecksilberdampfgleichrichter]], welcher auch bei größeren Leistungen eingesetzt werden konnte. Ein Quecksilberdampfgleichrichter besteht aus einem Glaskolben, an dessen unterem Ende sich eine [[Kathode]] mit einem Quecksilbersee befindet. Darüber wölbt sich der Glaskolben, an dem das [[Quecksilber]] wieder kondensiert. Seitlich sind Glaskolben wie Arme mit [[Graphit]]elektroden als [[Anode]]n angeschmolzen. Elektronen können nur durch das bei Entladungen verdampfte Quecksilber vom See zu den Graphitelektroden fließen.


Alle bisher beschriebenen Effekte eigneten sich nur für sehr geringe Ströme. Die zunehmende Verbreitung elektrischer Energie benötigte aber leistungsstarke Gleichrichter, weil jene vorzugsweise durch [[Elektrischer Generator|Wechselstromgeneratoren]] erzeugt wird. Da die elektrischen Vorgänge in Halbleitern erst nach etwa 1950 (nach der Erfindung des [[Bipolartransistor]]s) geklärt wurden, kamen verschiedene andere Gleichrichterprinzipien zur Anwendung.
Einige Jahrzehnte später wurden die ersten ''Halbleitergleichrichter'' in Form von [[Selen-Gleichrichter|Selen-Plattengleichrichtern]] erfunden. Eine Selenplatte hat je nach Herstellung eine [[Sperrspannung]] von 15 bis 50&nbsp;[[Volt|V]] und einen relativ hohen Flusswiderstand von ca. 30&nbsp;[[Ohm_(Einheit)|Ohm]]. Um große Spannungen gleichzurichten und die Abwärme abzuleiten, wurden die Selenplatten gestapelt und mit Kühlflächen versehen, was diesen Gleichrichtern ein charakteristisches Aussehen verlieh.


== Physikalische Prinzipien ==
Mitte des 20. Jahrhunderts wurden vor allem in [[Detektor-Empfänger]]n ''Detektorkristalle'' aus [[Galenit|Bleiglanz]] oder [[Pyrit]] benutzt: ein [[Halbleiter]]-[[Metall]]-Übergang, der aus einem [[Kristall|Halbleiterkristall]] und einer tastenden Metallspitze bestand und durch die gleichrichtende Eigenschaft dieses Übergangs zur [[Amplitudenmodulation|AM]]-[[Demodulation]] für den Rundfunkempfang eingesetzt werden konnte.
=== Mechanische Gleichrichter ===
[[Datei:Mechanischer Hochspannungsgleichrichter.jpg|mini|Historischer mechanischer Hochspannungsgleichrichter mit rotierendem Rad]]
Zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts gab es zur Umwandlung von Wechselspannung in Gleichspannung nur elektromechanische Gleichrichter:
* Bei entsprechenden [[Umformer]]n sitzen ein Wechselstrommotor und ein Gleichstromgenerator auf einer gemeinsamen Welle. Diese Umformer dienten oft gleichzeitig zur Spannungstransformation und zur galvanischen Trennung vom Netz.
* Sogenannte [[Zerhacker (Elektrotechnik)|Zerhacker]] wurden als Wechselrichter von Gleichspannung zur nachfolgenden Transformation mittels eines Transformators verwendet. Sie vereinten einen selbstschwingenden, mit [[Schaltkontakt]]en arbeitenden Wechselrichter (z.&nbsp;B. mit einem [[Wagnerscher Hammer|Wagnerschen Hammer]]) und einen damit gekoppelten zweiten Kontaktsatz zur Synchrongleichrichtung in sich. Diese waren aufgrund des Kontakt-Verschleißes auswechselbar gestaltet (Stecksockel).
* Rotierende mechanische Gleichrichter besaßen ein Rad mit elektrischen Kontakten, das die zeitgenaue Umschaltung der Wechselspannung ermöglicht. Das Rad wurde von einem [[Synchronmotor]] angetrieben, der die Synchronisation zwischen der Drehbewegung und der Polaritätsänderung der Wechselspannung sicherstellte. Die Konstruktion wurde beispielsweise aus einem Hochspannungstransformator mit Wechselspannung versorgt, um die hohe Gleichspannung für [[Elektrofilter]] zu erzeugen. Eine Weiterentwicklung dieses Prinzips war der Kontaktumformer.<ref>Alexander Goldstein: ''Die Theorie der Kontaktumformer mit Schaltdrosseln.'' Diss. techn. Wiss. ETH Zürich, 1948, [http://e-collection.ethbib.ethz.ch/view/eth:20452 e-collection.ethbib.ethz.ch] .</ref>
* Bis etwa 1970 wurde in [[Kraftfahrzeug]]en der Ladestrom für die [[Starterbatterie|Akkumulatoren]] durch [[Lichtmaschine#Gleichstromlichtmaschine|Gleichstromlichtmaschinen]] mit mechanischem Gleichrichter ([[Kommutator (Elektrotechnik)|Kommutator]]) erzeugt. Die Entwicklung leistungsstarker Halbleiterdioden machte den Einsatz leistungsfähigerer Drehstromlichtmaschinen möglich.


Nachteile der mechanischen Gleichrichtung sind der [[Elektroerosion|Kontaktabbrand]], vor allem bei höheren Strömen, Synchronisationsprobleme und die Begrenzung auf Frequenzen unter etwa 500&nbsp;Hz. Der große Vorteil der verschwindend niedrigen Durchlassspannung und entsprechend sehr geringen Verlustleistung konnte erst in jüngster Zeit durch gesteuerte [[Synchrongleichrichter#Synchrongleichrichter|MOSFET-Gleichrichter]] wieder erreicht werden.
== Arten von Gleichrichtern ==
Es gibt aktiv ''gesteuerte'' und ''ungesteuerte'' Gleichrichterschaltungen.


=== Elektrolytischer Gleichrichter ===
* ''Gesteuerte'' Gleichrichter müssen über eine zusätzliche Steuerung verfügen, welche festlegt, zu welchen Zeiten welcher Schalter geöffnet und geschlossen sein muss, um eine gleichrichtende Wirkung zu erzielen. Manche dieser elektronischen Schalter können den Strom auch in beide Richtungen fließen lassen –&nbsp;erst durch die zeitlich genaue Ansteuerung der Schalterstellung ''synchron'' zur Änderung der Wechselspannung wird die gleichrichtende Eigenschaft realisiert. Sie werden daher ''Synchrongleichrichter'' genannt. Gesteuerte Gleichrichter bestehen heute aus elektronischen und daher fast trägheitslosen Schaltelementen wie [[Thyristor]]en und [[MOSFET]]s. Früher gab es Gleichrichter mit mechanischen Kontakten ähnlich einem [[Relais]], welche eine wechselspannungssynchrone Schwingung ausführten. Diese Kontaktgleichrichter zählten ebenfalls zur Gruppe der Synchrongleichrichter. Weiterhin waren zur Realisierung von [[Phasenanschnittsteuerung]]en unter anderem [[Thyratron]]s im Einsatz.
Eine Möglichkeit der Gleichrichtung eröffnete das Prinzip der [[Anodische Oxidation|anodischen Oxidation]], die in den Anfängen der [[Telegrafie#Kabelgebundene Telegrafie|elektrischen Telegrafie]] und [[Telefonie]] eine Rolle spielte. Zwei in einen [[Elektrolyt]]en, beispielsweise verdünnte [[Schwefelsäure]], getauchte Elektroden können gleichrichterähnliche Eigenschaften aufweisen. Eine Elektrode muss dazu aus einem Edelmetall, zum Beispiel [[Platin]], bestehen, die andere aus einem Metall, das durch anodische Oxidation eine dicke Oxidschicht bildet, wie [[Niob]], [[Tantal]] oder [[Aluminium]]. Bei dieser Anordnung kann nur Strom fließen, wenn das anodisch oxidierbare Metall als Kathode fungiert. Diese Gleichrichter werden auch als ''Nassgleichrichter'' oder als ''elektrolytische Gleichrichter'' bezeichnet und konnten bis zu Spannungen um 300&nbsp;V eingesetzt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Hermann Goetsch |Titel=Lehrbuch der Fernmeldetechnik |Auflage=7. |Verlag=R. Oldenbourg |Datum=1938}}</ref> Die Hauptnachteile –&nbsp;Lageempfindlichkeit und giftige bzw. korrosionsfördernde Dämpfe&nbsp;– beschränkten die Zahl der Anwendungen.


=== Quecksilberdampfgleichrichter ===
* Bei ''ungesteuerten'' Gleichrichtern erfolgt der Umschaltvorgang ohne eine zusätzliche Steuerelektronik, nur aufgrund der anliegenden elektrischen Spannungen ([[Potentialdifferenz]]) an den [[Diode]]n. Dabei wird die Eigenschaft von Dioden ausgenutzt, elektrischen Strom nur in eine Richtung fließen zu lassen. Beispiele ungesteuerter Gleichrichter sind die heute meist üblichen [[Diode|Halbleiterdioden]], zu denen auch spezielle Halbleiterdioden wie [[Schottky-Diode]]n zählen. Die mittlerweile weniger gebräuchlichen [[Elektronenröhre]]n ([[Röhrendiode]]), [[Quecksilberdampfgleichrichter]] und [[Selengleichrichter]] zählen auch zu dieser Gruppe.
[[Datei:Mercury Arc Rectifier.jpg|mini|Quecksilberdampfgleichrichter]]
{{Hauptartikel|Quecksilberdampfgleichrichter}}
Eine weitere Entwicklung war der Quecksilberdampfgleichrichter, der auch bei größeren Leistungen, etwa zur Speisung einer Oberleitung einer Straßenbahn, eingesetzt werden konnte. Er besteht aus einem Glaskolben, an dessen unterem Ende sich eine [[Kathode]] mit einem Quecksilbervorrat (Teichkathode) befindet. Darüber wölbt sich der Glaskolben, an dem das [[Quecksilber]] wieder kondensiert. Seitlich sind Arme mit [[Graphit]]elektroden als [[Anode]]n angeschmolzen. Elektronen können nur von der Teichkathode zu den Graphitelektroden fließen. Dazu muss die Zündspannung der [[Gasentladung]] erreicht werden, und es wird als Nebeneffekt [[UV-Licht]] erzeugt.


== Glättung ==
=== Trockengleichrichter ===
==== Plattengleichrichter ====
Durch Gleichrichtung entstehen aufgrund der ursprünglichen Wellenform der Spannung (zum Beispiel einer Sinuskurve) Unregelmäßigkeiten. Geglättet werden können sie durch einen parallel zum Verbraucher geschalteten [[Kondensator (Elektrotechnik)|Kondensator]], der die Wellentäler ausgleicht. Alternativ dazu kann die Glättung auch durch [[Induktivität]]en erfolgen, welche in Serie zum Verbraucher geschaltet werden müssen. Die Glättung mit Induktivitäten wird vor allem bei größeren Leistungsgleichrichtern angewendet. Den nach der Glättung übrig bleibenden Wechselanteil bezeichnet man auch als [[Brummspannung]]. Weiter reduziert werden kann die Brummspannung durch nachgeschaltete so genannte Siebglieder ([[Filter (Elektronik)|Filter]]).
[[Datei:Selen-Gleichrichter.jpg|mini|[[Selengleichrichter]] in typischer Plattenbauweise]]
Einige Jahrzehnte später wurden die ersten ''Halbleitergleichrichter'' wie [[Selen-Gleichrichter]] und [[Kupferoxydul-Gleichrichter]] erfunden. Sie wurden, da dabei keine Flüssigkeiten zum Einsatz kamen, auch als ''Trockengleichrichter'' bezeichnet. Sie bestehen aus einer Metallplatte, auf der eine oberseitig mit Zinn und einer Kontaktfeder versehene Schicht aus Selen bzw. Kupferoxid aufgebracht ist. Die Plattengröße eines Selengleichrichters beträgt je nach Stromstärke zwischen einem Quadratmillimeter und über 100 Quadratzentimetern. Die maximal erlaubte [[Sperrspannung]] einer solchen Selen-Gleichrichterplatte beträgt nur 15 bis 50&nbsp;[[Volt|V]], die Durchlassspannung ist mit 0,7 bis 1,5&nbsp;V relativ hoch; der Kupferoxydul-Gleichrichter hat zwar eine geringere Durchlassspannung, aber auch eine geringere Sperrspannung von nur ca. 10&nbsp;V. Um höhere Spannungen gleichzurichten, wurden die Platten gestapelt, also [[Reihenschaltung|in Reihe geschaltet]]. Eine Symmetrierung ist nicht erforderlich. Die Plattenanzahl bestimmt die maximale Sperrspannung. Sogenannte Selenstäbe enthielten eine große Anzahl kleiner Selengleichrichterscheiben und dienten bis in die 1970er-Jahre unter anderem zur Gleichrichtung der Anodenspannung von Bildröhren in Schwarzweiß-Fernsehgeräten. Sie hatten Sperrspannungen bis über 20&nbsp;kV; durch die hohe Anzahl an Einzelelementen war allerdings auch die Durchlassspannung entsprechend hoch.


Wegen des typischen meerrettich- oder knoblauchartig zu beschreibenden Geruchs bei Überlast eines Selen-Gleichrichters sprach man im Technikerjargon das Wort „Gleichrichter“ gerne auch als „gleich&nbsp;riecht&nbsp;er“ aus.
Die Glättung ist umso besser, je höher die Kapazität des Kondensators bzw. je höher die Induktivität der Spule und je geringer der Laststrom sind. Zu beachten ist, dass die entstehende Brummspannung ein ganzzahliges Vielfaches der Frequenz der Wechselspannung aufweist. Wird beispielsweise eine Wechselspannung mit der Frequenz von 50&nbsp;Hz mittels Zweiweggleichrichter (Brückengleichrichter) gleichgerichtet, so hat die dabei entstehende Brummspannung überwiegend die doppelte Frequenz von 100&nbsp;Hz.
==== Spitzendioden ====
Zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts wurden vor allem in [[Detektorempfänger]]n ''Detektorkristalle'' aus [[Galenit|Bleiglanz]] oder [[Pyrit]] benutzt&nbsp;– ein [[Halbleiter]]-[[Metalle|Metall]]-Übergang, der aus einem [[Kristall|Halbleiterkristall]] und einer tastenden Metallspitze bestand, mit der geeignete Punkte zur Demodulation von [[Amplitudenmodulation|AM]]-Rundfunksendungen gesucht wurden. Diese mechanisch sehr empfindliche und wenig effektive Versuchsanordnung wurde sehr schnell durch die rasch voranschreitende Entwicklung der [[Elektronenröhre]] verdrängt, die Schaltungen ermöglichte, die verstärken und gleichzeitig gleichrichten konnten ([[Audion]]).


Nachteilig sind die geringen Sperrspannungen von etwa 15&nbsp;V und vor allem das geringe Verhältnis Sperrwiderstand zu Durchlasswiderstand, das knapp über 1 liegt und heutigen Maßstäben nicht mehr genügt.
== Gleichrichterschaltungen zur Gleichstromversorgung ==


Später wurden in großem Maßstab Spitzendioden auf der Basis von Germanium gefertigt, der Einsatzzweck war weiterhin die Gleichrichtung von Hochfrequenz bis in den Zentimeterwellenbereich.
Im Folgenden sind einige typische Gleichrichterschaltungen mit [[Diode]]n skizziert, welche vor allem im Bereich von [[Netzteil]]en mit kleinerer bis mittlerer Leistung Einsatz finden. Sie dienen zur Gewinnung von Gleichspannung aus der Wechselspannung des öffentlichen [[Stromnetz|Stromversorgungsnetzes]].


=== Brückengleichrichter ===
=== Moderne Halbleitergleichrichter ===
[[Datei:Lasergrav.jpg|mini|hochkant|[[Surface-mounted device|SMD]]-[[Schottkydiode]] f. ca. 1&nbsp;A]]
Der heute vermutlich bedeutendste Gleichrichter ist der ''Brückengleichrichter'', auch [[Gleichrichterbrücke|Graetzschaltung]] genannt. Benannt ist diese Diodenschaltung nach dem deutschen Physiker [[Leo Graetz]].
Der Durchbruch in der Entwicklung der Gleichrichter gelang erst nach der Erforschung des [[p-n-Übergang]]s im Anschluss an die Erfindung des [[Bipolartransistor]]s im Jahre 1947 und die Fertigung von Flächendioden mittels [[Diffusion]] oder [[Epitaxie]].


Über einen längeren Zeitraum verwendete man [[Germanium]]-[[Diode]]n, bis später [[Silizium]]-Dioden entwickelt wurden, mit denen eine höhere Temperaturbeständigkeit einher geht.
Die Schaltung wird von vier Dioden gebildet: Die links anliegende Wechselspannung, welche beispielsweise direkt von einem [[Transformator]] kommt, wird in eine pulsierende Gleichspannung (rechts dargestellt) umgewandelt. Da es sich dabei um eine Zweiweggleichrichtung handelt, erscheint die negative Halbwelle der Wechselspannung im Gleichstromkreis am Verbraucher ''R'' ausschließlich positiv. Wie bei allen Gleichrichtertypen muss auch bei dieser Gleichrichterschaltung eine [[Sperrspannung]] der Gleichrichterdioden gewählt werden, die mindestens doppelt so groß ist wie wie die Spitzenspannung der Wechselspannung.


Man entwickelte die bereits länger bekannten [[Schottkydiode]]n weiter, um sie bei großen Strömen und kleinen Spannungen als Gleichrichter einsetzen zu können. Ihre Merkmale sind die geringe Flussspannung, die geringe Sperrspannung und der relativ hohe Reststrom. Sie sind diesbezüglich mit Germaniumdioden vergleichbar, haben jedoch keinen Speichereffekt und können daher bei sehr hohen Frequenzen eingesetzt werden.
[[bild:Gratz.rectifier.en.png]]


Um hohe Sperrspannungen bei geringen Speicherzeiten zu erreichen, verwendet man zunehmend [[Siliciumcarbid]]-Dioden zur Gleichrichtung in Schaltnetzteilen höherer Spannung.
: ''Anmerkung:'' Der in der Abbildung dargestellte Wechselspannungsverlauf ist nicht exakt sinusförmig.


Merkmale der heutigen Halbleiterdioden sind unter anderem die geringe [[Schwellenspannung]] von deutlich unter einem Volt (Germanium- und Schottkydioden typisch 0,3–0,4&nbsp;V, Siliziumdioden 0,6&nbsp;V), das große Verhältnis von Durchfluss- zu Sperrstrom und die sehr kleine Bauweise.
=== Mittelpunktgleichrichter ===


[[Schaltnetzteil]]e, [[Gleichspannungswandler]] und [[Frequenzumrichter]] wurden erst nach der Erfindung der Halbleiterdioden betriebssicher und wartungsfrei.
Beim Mittelpunktgleichrichter werden ebenfalls beide Halbwellen der Wechselspannung gleichgerichtet. Allerdings ist dazu ein Transformator mit einer Mittelpunktanzapfung notwendig, die gleichzeitig einen Pol der gleichgerichteten Ausgangsspannung bildet. Der Vorteil dieser Schaltung liegt darin, nur mit zwei Dioden D1 und D2 auszukommen. Ihr Nachteil ist, dass sie einen speziellen Transformator erfordert.


Die Sperrspannungen von Diodengleichrichtern liegen zwischen 50 und etwa 1500&nbsp;V. Höhere Spannungen erreicht man durch Serienschaltung.
[[Bild:Fullwave.rectifier.en.png]]


Weitverbreitete Gleichrichterdioden für kleine Ströme im Niederfrequenzbereich sind die Gleichrichterdioden der Typen 1N4001 bis 1N4007 (Sperrspannung von 50 bis 1000&nbsp;V)<ref name="Datenblatt_1N4001">{{Internetquelle |url=http://www.diodes.com/datasheets/ds28002.pdf |titel=1N4001…1N4007 1.0A&nbsp;Rectifier |hrsg=[[Diodes]] |datum=2009-02-02 |sprache=en |format=PDF; 49 kB |zugriff=2013-07-08 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120904002853/http://www.diodes.com/datasheets/ds28002.pdf |archiv-datum=2012-09-04 |offline=ja |archiv-bot=2022-11-08 17:03:31 InternetArchiveBot }}</ref> für Ströme bis 1&nbsp;A sowie die Gleichrichterdioden der Typen 1N5400 bis 1N5408<ref name="Datenblatt_1N5400">{{Internetquelle |url=http://www.onsemi.com/pub/Collateral/1N5400-D.PDF |datum=2008-05-28 |format=PDF; 115 kB |titel=1N5400 thru 1N5408 Axial-Lead Standard Recovery Rectifiers |hrsg=[[ON Semiconductor]] |sprache=en |zugriff=2013-07-09}}</ref> für Ströme bis 3&nbsp;A.
=== Einweggleichrichter ===
Bei einem Einweggleichrichter wird nur eine Halbwelle der Wechselspannung gleichgerichtet, die andere Halbwelle wird nicht verwendet. Ein solcher Gleichrichter besteht dafür nur aus einer einzigen Diode. Der Nachteil der Einweggleichrichtung ist, dass die Welligkeit auf der Gleichspannungsseite vergleichsweise groß und der [[Wirkungsgrad]] schlecht ist.


Nachteilig im Vergleich zu historischen Gleichrichterarten ist die Empfindlichkeit gegenüber Überlastung. Ursache ist die geringe Masse des Kristalls. Deshalb steigt die Kristalltemperatur bei Überstrom nach sehr kurzer Zeit (einige Millisekunden) so weit an, dass die PN-Schicht irreversibel zerstört wird. Bei Überschreitung der Sperrspannung sind nur wenige Diodentypen in der Lage, lokale Überhitzung durch einen kontrollierten Durchbruch zu vermeiden ([[Avalanche-Diode#Gleichrichterdioden|Avalanche-Diode]]n).
In der Halbperiode, in der die Diode in Durchlassrichtung betrieben wird, wird eine Spannung am Ausgang aufgebaut. In der zweiten Halbperiode wird die Diode in Sperrrichtung betrieben. Es fließt kein Strom durch die Diode und so kann keine negative Spannung aufgebaut werden.


=== Röhrendioden ===
Die Gleichspannung muss bei der Einweggleichrichtung im Regelfall noch entsprechend [[Gleichrichter#Glättung|geglättet]] werden. Die Welligkeit hat die Frequenz der Eingangsspannung.
{{Hauptartikel|Röhrendiode}}
Eine Röhrendiode oder auch Vakuumdiode ist eine [[Elektronenröhre]] mit beheizter Kathode und einer oder zwei (selten mehreren) Anode(n). <!--Es gibt keine sinnvoll anwendbare Steuermöglichkeit des durchgelassenen Stromes. <was soll das bedeuten?>-->Röhrendioden waren in der Anfangszeit der Rundfunktechnik in [[Röhrenempfänger]]n das Standardbauteil zur Gleichrichtung der Versorgungsspannung und Demodulation des amplitudenmodulierten Signals. Nachteilig sind das voluminöse und zerbrechliche Glasgehäuse, die notwendige Heizleistung der Kathode und die hohe Durchlassspannung von etwa 40&nbsp;V bei Strömen um 100&nbsp;mA. Unerreicht sind dagegen die hohen erlaubten Sperrspannungen von bis zu über 100&nbsp;kV und der extrem hohe Sperrwiderstand.


=== Glimmgleichrichter ===
[[Bild:Halfwave.rectifier.en.png]]
Ende der 1920er-Jahre wurde auch mit Gleichrichtern auf Basis von [[Glimmentladung]]en und speziellen Bauformen der [[Glimmlampe]] experimentiert.<ref>Nentwig, Geffcken, Richter: ''Die Glimmröhre in der Technik.'' Deutsch-Literarisches Institut J. Schneider, Berlin-Tempelhof 1939, S. 110&nbsp;ff.</ref> Das Verfahren ähnelt dem der Röhrendiode, es wird die Röhre aber mit einem Gas gefüllt und die Kathode nicht beheizt. Die Gleichrichterwirkung basiert auf einer unsymmetrischen Formung der beiden Entladungselektroden oder auch auf Elektrodenbeschichtungen zur Reduktion des Kathodenfalles. Der Glimmgleichrichter konnte sich wegen seines recht schlechten Verhältnisses von Durchlass- zu Sperrstrom (<&nbsp;100:1), des geringen Maximalstromes und der unvergleichlich hohen Durchlassspannung von etwa 70&nbsp;V nicht durchsetzen; der Einsatz von Kondensatoren zur Spannungsglättung erhöhte den Sperrstrom noch zusätzlich.


=== Flammengleichrichter ===
Wert der Brummspannung bei Einweggleichrichtung: <math>U_{BS} \approx {I_L \over {C \cdot f}} </math>


Ein noch nicht völlig verstandener Gleichrichtungseffekt tritt auf, wenn zwei Elektroden an unterschiedlichen Stellen einer Flamme positioniert werden (engl. ''flame rectification'').<ref name="isbn9780419148005">{{cite book | isbn = 9780419148005 | title = The Application of Combustion Principles to Domestic Gas Burner Design | last1 = Jones | first1 = H. R. N. | year = 1990 | publisher = [[Routledge (Verlag)|Routledge]] | page = 161 }}</ref><!--<ref name=US4427363>{{ cite patent
=== Gleichrichter für Dreiphasenwechselstrom ===
| country = US
Für mittlere Leistungen von einigen Kilowatt aufwärts werden auch Gleichrichterschaltungen eingesetzt, welche die [[Dreiphasenwechselstrom|Dreiphasenwechselspannung]] aus dem öffentlichen Stromversorgungsnetz gleichrichten. Der Vorteil dieser Schaltung besteht darin, dass die Brummspannung (unten rechts in rot gezeichnet) auf der Gleichspannungsseite kleiner ist und daher nur reduzierte Maßnahmen zur Glättung der Gleichspannung benötigt werden. Die Schaltung kann zur weiteren Reduktion der Brummspannung auch zur Gleichrichtung von mehr als drei Phasen erweitert werden.
| number = 4427363
| status = patent
| title = Flame rectification detectors
| pubdate =
| gdate =
| fdate =
| pridate =
| inventor = Paul S. Hammond
| invent1 = Paul S. Hammond
| invent2 =
| assign1 = British Gas Corporation
| assign2 =
| class =
}}</ref>{{clarify|date=July 2013}}
<ref name=Mollberg20787>{{citation|author=Möllberg, Andreas | title=Investigation of the principle of flame rectification in order to improve detection of the propane flame in absorption refrigerators|publisher=Linköping University, Department of Physics, Chemistry and Biology|date=2005|page=41|url= http://liu.diva-portal.org/smash/record.jsf?pid=diva2:20787}}</ref>--> Der Effekt wird in [[Gasgerät|gasbetriebenen Geräten]] zur Ionisations-[[Flammenüberwachung]] genutzt.<ref>[http://www.rauchfangkehrergesellen-stmk.at/files/Arbeitsblatt%20-%20Flammenueberwachung.pdf Die Flammenüberwachung], Arbeitsblatt-Flammenüberwachung, Infoblatt der Steirischen [[Rauchfang]]kehrergesellen. Abgerufen im September 2020 </ref>


== Gleichrichterschaltungen ==
Anwendung findet diese Gleichrichterschaltung beispielsweise bei elektrischen [[Straßenbahn]]en, welche fast immer mit Gleichspannungen von 500&nbsp;V bis 750&nbsp;V betrieben werden. Sie wird auch bei [[Lichtmaschine]]n von [[Kraftfahrzeug]]en eingesetzt. Die Lichtmaschine ist heute fast immer als [[Drehstromgenerator]] ausgeführt, dessen Wechselspannung für das Laden der [[Starterbatterie|Autobatterie]] erst in Gleichspannung umgewandelt werden muss.


=== Ungesteuerte Gleichrichter ===
{| align=center
[[Datei:Diode pinout de.svg|mini|Ungesteuerte Dioden]]
| [[Bild:Full-wave rectifier3.png|250px|right|thumb|Gleichrichterschaltung für Drehstrom.]]
In diesen Schaltungen werden nur [[Diode]]n verwendet, deren Leitfähigkeit von der Polarität der angelegten Spannung abhängt:
| [[Bild:Waveform fullwave rectifier3.png|250px|right|thumb|Spannungsverlauf beim Drehstrom-Vollweggleichrichter]]
* Wenn die Kathode negativer als die Anode ist und die notwendige [[Diode#Statisches Verhalten|Schleusenspannung]] (bei Silizium etwa 0,6&nbsp;V) überschritten wird, leitet die Diode.
|}
* Bei umgedrehtem Vorzeichen sperrt die Diode, solange die Durchbruchsspannung nicht überschritten ist.
In beiden Fällen muss der Strom begrenzt werden, sonst wird die Diode zerstört. Im Folgenden sind einige typische Gleichrichterschaltungen skizziert, in Klammern ist jeweils die technische Kurzbezeichnung angegeben.

==== {{Anker|Einweggleichrichter}}Einweggleichrichter (E1)(E1U); auch Einpuls-Mittelpunkt-Schaltung (M1U) ====
[[Datei:Einweggleichrichter ani.gif|mini|hochkant=0.5|So funktioniert der E1-Gleichrichter]]
Bei einem ''ungesteuerten'' Einweggleichrichter (auch Einzweigschaltung) wird nur eine [[Halbschwingung]] der Wechselspannung gleichgerichtet, die andere wird nicht verwendet. Während der Halbperiode, in der die Diode in Durchlassrichtung betrieben wird, steht am Ausgang Spannung an, in der zweiten Halbperiode sperrt die Diode. Nachteilig sind die vergleichsweise große Restwelligkeit auf der Gleichspannungsseite, der schlechte [[Wirkungsgrad]] und die unsymmetrische Belastung der Wechselspannungsquelle. Dadurch wird der speisende Transformator magnetisiert, da er nur in einer Richtung vom Strom durchflossen wird, weshalb dieser für Einweggleichrichtung ausgelegt sein muss ([[Luftspalt (Magnetismus)|Luftspalt]]). Dafür benötigt ein solcher Gleichrichter nur eine einzige Diode. Die pulsierende Gleichspannung muss im Regelfall noch [[#Glättung|geglättet]] werden. Die Welligkeit hat die Frequenz der Eingangsspannung.

Einweggleichrichtung entstammt einer Zeit, in der Gleichrichter noch sehr teuer waren. Man findet sie heute nur noch in [[Sperrwandler]]n oder zur Erzeugung von Hilfsspannungen, wenn nur eine sehr geringe Leistung benötigt wird. Ansonsten gilt die Einweggleichrichtung als veraltet. Schwarzweiß-Fernsehgeräte hatten einen Einweg-Hochspannungsgleichrichter zur Erzeugung der Bildröhren-Anodenspannung aus den Zeilen-Rückschlagimpulsen des Zeilentransformators. [[Allstrom]]-Röhrenradios und -Fernseher hatten zur Netzgleichrichtung und zur Gewinnung der [[Anodenspannung]] einen Einweggleichrichter aus Selen, später aus Silizium. Ein Netzpol wurde als Massepotential verwendet; die direkt am Netz betriebenen Röhrenheizungen wurden in [[Reihenschaltung|Reihe geschaltet]].

[[Datei:Halfwave.rectifier.en.svg]]

==== {{Anker|Brückengleichrichter}} Brückengleichrichter (B2)(B2U) ====
[[Datei:Brueckengleichrichter ani.gif|mini|hochkant=0.5|Schaltbild eines B2-Gleichrichters]]

Standardgleichrichter für Einphasenwechselstrom ist der ''Brückengleichrichter'', auch Graetzschaltung, Graetzbrücke oder Zweipuls-Brückenschaltung genannt. Namensgeber ist der deutsche Physiker [[Leo Graetz]]. Die Schaltung wird von vier Dioden gebildet: Die links anliegende Wechselspannung, die beispielsweise direkt von einem [[Transformator]] kommt, wird in eine pulsierende Gleichspannung (rechts dargestellt) umgewandelt.

Da es sich dabei um eine Zweiweggleichrichtung handelt, erscheinen die Halbschwingungen der Wechselspannung im Gleichstromkreis am Verbraucher ''R'' gleich gepolt. Ohne Glättungskondensator bleibt der [[Effektivwert]] der Spannung dabei näherungsweise gleich. Im Gegensatz zu anderen Gleichrichtertypen muss bei dieser Gleichrichterschaltung die [[Sperrspannung]] der Gleichrichterdioden nur so groß wie die Spitzenspannung der Wechselspannung sein. Man wählt sie aus Sicherheitsgründen jedoch etwas höher (bei Netzgleichrichtern am 230-Volt-Netz beispielsweise über 400&nbsp;V).

Die Welligkeit hat die ''doppelte'' Frequenz der Eingangsspannung; durch die halbierte Periodendauer verringert sich der nachfolgende Filteraufwand.

Brückengleichrichter für Wechsel- und Drehstrom werden oft als bereits miteinander verschaltete Dioden im gemeinsamen Gehäuse angeboten. Ausführungen für höhere Ströme enthalten eine Kühlfläche sowie eine Bohrung zur Befestigung auf einem [[Kühlkörper]].

[[Datei:Gratz.rectifier.en.svg]]

==== Mittelpunktgleichrichter (M2) ====
[[Datei:Gleichrichter mittelanzapfg ani.gif|hochkant=0.5|mini|Schaltbild eines M2-Gleichrichters]]
Beim Mittelpunktgleichrichter werden ebenfalls beide Halbschwingungen der Wechselspannung gleichgerichtet. Allerdings ist dazu ein Transformator mit einer Mittelpunktanzapfung notwendig, die gleichzeitig einen Pol der gleichgerichteten Ausgangsspannung bildet.

Die Vorteile dieser Mittelpunktschaltung liegen darin, mit nur zwei Dioden D<sub>1</sub> und D<sub>2</sub> auszukommen und dass die Spannung nur um ''eine'' Diodenflussspannung reduziert wird. Nachteilig ist, dass sie einen speziellen stärker dimensionierten Transformator erfordert, da immer nur die Hälfte des Kupfers zum Stromfluss beiträgt. Bei gegebenem Kupfervolumen hat jede Hälfte der Sekundärwicklung wegen des dünneren Drahtes (doppelte Windungszahl muss Platz finden) in etwa den doppelten Innenwiderstand, der in die Verlustleistung (<math>P = R \cdot I^2</math>) eingeht.

Weiter ist zu beachten, dass die Sperrspannung der Dioden mindestens die doppelte Ausgangsspannung sein muss. Während eine Diode sperrt und die andere leitet, liegt auf der gesperrten die volle Trafospannung beider Wicklungshälften an.

Die Welligkeit hat die ''doppelte'' Frequenz der Eingangsspannung, was analog zur [[#Brückengleichrichter|Brückenschaltung]] den nachfolgenden Filteraufwand gegenüber der Einweggleichrichtung verringert. Die Schaltung wird hauptsächlich bei geringen Spannungen (unter 10&nbsp;V) sowie bei Schaltnetzteilen verwendet, da hier die Vorteile die Nachteile überwiegen. Die Mittelpunktschaltung wurde in früherer Zeit häufig in Röhrengeräten zur Erzeugung der Anodenspannung angewandt, da man bei ihr unter Einsatz von [[Duodiode]]n, Gleichrichterröhren mit zwei Anoden und gemeinsamer Kathode oder bei mehranodigen [[Quecksilberdampfgleichrichter]]n nur eine teure Gleichrichtereinheit benötigte.

Heute verwendet man häufig Doppeldioden (Silizium- oder Schottkydioden) mit gemeinsamer Kathode. Sie bestehen aus einem Chip, der zwei Dioden enthält und dessen Rückseite, als gemeinsame Kathode, auf eine Kühlfahne gelötet ist.

[[Datei:Fullwave.rectifier.en.svg]]

{{Absatz}}

==== Gleichrichter für Dreiphasenwechselstrom ====
[[Datei:B6.jpg|mini|Dreiphasengleichrichter in Sechspuls-Brückenschaltung (B6)]]

{{Hauptartikel|Dreiphasengleichrichter}}

Für mittlere Leistungen von einigen Kilowatt aufwärts wird die [[Dreiphasenwechselstrom|Dreiphasenwechselspannung]] aus dem Stromnetz gleichgerichtet, weil dann die Brummspannung auf der Gleichspannungsseite kleiner ist und nur geringer Aufwand zur Glättung der Gleichspannung entsteht.

Anwendung finden Dreiphasengleichrichter in der [[Elektrische Energietechnik|elektrischen Energietechnik]] wie beispielsweise bei [[Straßenbahn]]en, die meist mit Gleichspannungen von 500–750&nbsp;V betrieben werden; dabei ist keine Glättung erforderlich. Auch bei den heute üblichen Drehstrom-[[Lichtmaschine]]n von [[Kraftfahrzeug]]en wird sie eingesetzt. Hierbei erfolgt die Glättung durch die [[Starterbatterie]].

Vor der Zeit der Halbleitergleichrichter fertigte man auch mehrphasige [[Quecksilberdampfgleichrichter]], die durch eine gemeinsame Teichkathode und mehrere nach oben ragende Anoden gekennzeichnet waren.

{{Absatz}}

==== Gleichrichterschaltungen zur Spannungsvervielfachung ====
Spezielle Gleichrichterschaltungen dienen zur Spannungsvervielfachung. Dabei werden Kombinationen von Dioden und Kondensatoren so verschaltet, dass eine angelegte Wechselspannung eine vervielfachte Gleichspannung ergibt. Typische Schaltungen sind der [[Spannungsverdoppler]], die [[Hochspannungskaskade]] und die [[Greinacher-Schaltung]]. Anwendung finden diese Schaltungen unter anderem in Fernsehempfängern mit [[Bildröhre]]n zur Erzeugung der Anodenspannung im Bereich von 18 bis 27&nbsp;kV.

=== Steuerbare Gleichrichter ===
[[Datei:Regulated rectifier.gif|mini|Leistungsregelung am steuerbaren Gleichrichter durch Verschiebung der Thyristor-Einschaltzeitpunkte (Phasenanschnitt); dargestellte Zeit ca. 20&nbsp;ms]]
[[Datei:Manitoba Hydro-BipoleII Valve.jpg|mini|Gesteuerte Gleichrichtertürme für 250&nbsp;kV und 2000&nbsp;A, bestehend aus je 96 Thyristoren]]

Alle bisher beschriebenen Gleichrichter sind ''ungesteuert''. Der Umschaltvorgang erfolgt ohne eine zusätzliche Steuerelektronik, nur aufgrund des Vorzeichens der anliegenden elektrischen Spannungen an den Dioden. [[Gesteuerter Gleichrichter|Steuerbare Gleichrichter]] verwendet man im Bereich der Energie- und Antriebstechnik. Mit ihnen ist nicht nur eine Gleichrichtung möglich, sondern durch [[Phasenanschnittsteuerung]] auch eine Leistungssteuerung, weil man bei diesen Bauelementen den Zeitpunkt festlegen kann, ab dem der Gleichrichter elektrisch leitfähig wird – vorher isoliert er.

Im nebenstehenden Bild ist der Zündimpuls der Thyristoren unten als blaues Rechteck eingezeichnet. Nach Erlöschen des Steuerpulses bleibt der Stromfluss (rot eingezeichnet) bis zum folgenden Nulldurchgang bestehen. Durch Verschiebung des Einschaltzeitpunktes lässt sich die Energie (graue Fläche) ändern, die zum Verbraucher fließt. Einsatzbereiche sind beispielsweise die Drehzahlsteuerung von Gleichstrom- und Universalmotoren in Industrieanlagen oder Kleingeräten wie Bohrmaschinen, in modernen [[Elektrolokomotive]]n zur Beaufschlagung des Gleichspannungs-[[Zwischenkreis]]es und in Anlagen der [[Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung]]. Gesteuerte Gleichrichter in [[Umrichter]]n ermöglichen eine sehr effektive Frequenz- und Leistungssteuerung von Drehstrommotoren in [[Warmwalzen|Walzstraßen]], Elektrolokomotiven und [[Waschmaschine]]n.

Früher wurden für diesen Zweck gittergesteuerte [[Quecksilberdampfgleichrichter]] wie [[Thyratron]]s und [[Ignitron]]s eingesetzt, die groß, teuer und verlustreich sind. Heute werden Thyristoren, [[Insulated Gate Bipolar Transistor]]s (IGBT) und teilweise Leistungs-MOSFETs verwendet, die wesentlich geringeren Kühlaufwand erfordern.

Es gibt auch sogenannte [[GTO-Thyristor]]en, die das Sperren eines Ventils durch einen Impuls erlauben. Allerdings weisen diese schlechtere elektrische Eigenschaften auf und werden zunehmend durch IGBT ersetzt.

Hat ein Brückengleichrichter voll steuerbare Zweige, ist mit ihm Vier-Quadrantenbetrieb möglich, d.&nbsp;h., er kann bei entsprechender Steuerung sowohl Energie aus der Wechselstromseite in die Gleichstromseite liefern als auch umgekehrt. Die entsprechende Schaltung in Form einer [[Brückenschaltung|H-Brücke]] wird als [[Vierquadrantensteller]] bezeichnet und unter anderem in [[Wechselrichter]]n zur Erzeugung einer Wechselspannung aus einer Gleichspannung eingesetzt.

Die Einteilung der steuerbaren Gleichrichter erfolgt in mehrere Schaltungstopologien, dazu zählen B2HZ-, B2HK-, [[B2C-Gleichrichter|B2C]]- und B6C-Gleichrichter. Eine steuerbare Gleichrichterschaltung mit besonders geringem Oberschwingungsanteil stellt der [[Vienna-Gleichrichter]] dar.<ref>J. W. Kolar, H. Ertl, F. C. Zach: ''Design and Experimental Investigation of a Three-Phase High Power Density High Efficiency Unity Power Factor PWM (Vienna) Rectifier Employing a Novel Integrated Power Semiconductor Module.'' In: ''Proceedings of the 11th IEEE Applied Power Electronics Conference.'' San Jose (CA), USA, 3. bis 7. März 1998, Ausgabe 2, S.&nbsp;514–523.</ref>

Darüber hinaus hat ein gesteuerter Gleichrichter Bedeutung in der [[Messtechnik]], zum Beispiel bei der [[Wechselspannungsbrücke]].

{{Absatz}}


=== Synchrongleichrichter ===
=== Synchrongleichrichter ===
[[Datei:Synchron Gleichrichter.svg|mini|Synchroner Gleichrichter mit MOS-FETs; schon die unver&shy;meid&shy;lichen [[Inversdiode]]n (grau gezeich&shy;net) der MOS-FETs bewirken die Gleichrichtung, hier als [[#Mittelpunktgleichrichter (M2)|Mittel&shy;punkt&shy;gleichrichter]] geschaltet; durch die synchrone Steuerung verbessern die MOS-FETs gewisser&shy;maßen das Verhalten ihrer eigenen Inversdioden]]
[[Bild:Synchron Gleichrichter.jpg|right|thumb|Synchroner Gleichrichter mit MOS-FETs]]
Die Gleichrichtung sehr geringer Spannungen ist problematisch, weil es keine ungesteuerten Dioden mit Schleusenspannungen unter 0,2&nbsp;V gibt ([[Schottky-Diode]]). Niedrige Spannungen lassen sich so überhaupt nicht gleichrichten, bei höheren gibt es Nebeneffekte:
* Bei [[Hüllkurvendemodulator]]en ist die demodulierte Spannung verzerrt.
* Bei niedrigen Spannungen sinkt der Wirkungsgrad erheblich, der Gleichrichter wird bei größeren Strömen heiß.
Deshalb werden unter anderem in [[Schaltnetzteil]]en mit niedriger Ausgangsspannung leistungsstarke Synchrongleichrichter eingesetzt.


Bei dieser Art von Gleichrichtern werden keine Bauteile verwendet, die von sich aus einen Stromfluss nur in eine Richtung zulassen; stattdessen verwendet man [[MOSFET]]s, die durch eine Ansteuerelektronik so gesteuert werden, dass sie wie Halbleiterdioden mit sehr kleiner Durchlassspannung wirken.
Synchrongleichrichter werden bevorzugt in Schaltreglern ([[Schaltnetzteil]]en) mit niedriger Ausgangsspannung im Bereich von unter 4&nbsp;V eingesetzt. Bei diesen kleinen Spannungen wirkt sich die Vorwärtsspannung (Verlustspannung) an den Gleichrichterdioden im Bereich von 0,5&nbsp;V bis 1&nbsp;V bereits merklich aus und reduziert den Wirkungsgrad. Daher werden anstelle von Dioden [[MOSFET]]s in den Gleichrichterschaltungen eingesetzt, da bei diesen Bauteilen die Verlustspannungen im Bereich von einigen 10&nbsp;mV liegen und damit um mehr als eine Zehnerpotenz kleiner sind als bei Dioden. Der Nachteil ist der höhere Bauelementeaufwand, da man zur synchronen Ansteuerung der MOSFETs zusätzliche Schaltungsteile benötigt. Meist sind diese zusätzlichen Schaltungsteile für die zeitlich genaue Ansteuerung fertig in [[Integrierte Schaltung|integrierten Schaltungen]] zusammengefasst.


Beispiel: Prozessoren seit etwa dem Jahr 2000 benötigen Betriebsspannungen von weniger als 2&nbsp;V, Mobilprozessoren mittlerweile von unter 1&nbsp;V. Diese Leistung wird im Laptop aus 19&nbsp;V durch [[Synchronwandler]] erzeugt, die [[Synchrongleichrichter#Synchrongleichrichter|MOSFET-Gleichrichter]] verwenden. Weil der Durchlass-Spannungsabfall bei diesen Bauelementen nur wenige zehn Millivolt beträgt, besitzen diese Gleichrichter einen Wirkungsgrad von deutlich über 90 Prozent und können ohne aktive Kühlung realisiert werden.
In der rechts dargestellten Schaltskizze als Teil eines Schaltreglers wird links die Wechselspannung über einen Transformator auf das benötigte Spannungsniveau transformiert, über die beiden MOSFETs gleichgerichtet und die Ausgangsspannung U<sub>0</sub> mittels Spule L und Kondensator C geglättet. In der Darstellung fehlt der Übersichtlichkeit wegen die Ansteuerschaltung für die beiden MOSFETs.


In der rechts dargestellten Schaltskizze als Teil eines Schaltreglers wird links die Wechselspannung über einen Transformator auf das benötigte Spannungsniveau transformiert, über die beiden MOSFETs gleichgerichtet und die Ausgangsspannung&nbsp;U<sub>0</sub> mittels Spule&nbsp;L und Kondensator&nbsp;C geglättet. Die Ansteuerung der MOS-FETs erfolgt durch die gleiche Controllerschaltung, die auch die Eingangsfrequenz erzeugt; somit ergibt sich das Timing der MOS-FET-Ansteuerung zwanglos. Die Controllerschaltung fehlt der Übersichtlichkeit wegen in der Schaltskizze.
Eingesetzt werden solche Synchrongleichrichter beispielsweise auf PC-[[Hauptplatine]]n zur Versorgung des [[Hauptprozessor]]s (CPU). In diesen Schaltreglern werden Spannungen im Bereich von 0.5&nbsp;V bis 2&nbsp;V bei Strömen über 40&nbsp;A gleichgerichtet.


Synchrongleichrichter für geringe Ströme findet man in [[Chopper-Verstärker]]n, [[Auto-Zero-Verstärker]]n und [[Lock-in-Verstärker]]n.
=== Gleichrichterschaltungen zur Spannungsvervielfachung ===
Spezielle Gleichrichterschaltungen können auch zur Spannungsvervielfachung verwendet werden. Dabei werden Kombinationen von Dioden und Kondensatoren so verschaltet, dass eine angelegte Wechselspannung eine vervielfachte Gleichspannung ergibt. Typische Schaltungen sind der [[Spannungsverdoppler]], die [[Hochspannungskaskade]] und die [[Greinacher-Schaltung]]. Anwendung finden diese Schaltungen unter anderem in Fernsehempfängern mit [[Farbbildröhre]]n zur Erzeugung der Anodenspannung im Bereich von 24&nbsp;kV.


{{Absatz}}
== Steuerbare Gleichrichter ==
[[Bild:Regulated rectifier.gif|right|thumb|Leistungsregelung am steuerbaren Gleichrichter durch Verschiebung der Thyristor-Einschaltzeitpunkte]]
Steuerbare Gleichrichter finden vor allem im Bereich der Energie- und Antriebstechnik Verwendung. Mit ihnen ist nicht nur eine Gleichrichtung möglich, sondern durch zeitliche Verschiebung der Schaltpunkte auch eine Leistungsregelung. Einsatzbereiche sind beispielsweise die Drehzahlsteuerung von Gleichstrom- bzw. Universalmotoren in Industrieanlagen oder Haushaltsgeräten, in modernen [[Elektrolokomotive]]n zur Beaufschlagung des Gleichspannungs-[[Zwischenkreis]]es und in Anlagen der [[Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung]]. Früher wurden für diesen Zweck gittergesteuerte [[Quecksilberdampfgleichrichter]] wie [[Thyratron]]s und [[Ignitron]]s eingesetzt. Heute werden für diesen Zweck [[Thyristor]]en, [[Insulated Gate Bipolar Transistor]]en (IGBT) und teilweise Leistungs-[[MOSFET]]s verwendet.


== Glättung ==
Steuerbare Gleichrichter mit [[Thyristor]]en als Ventile sperren den Strom in beide Richtungen, bis an der Steuerelektrode eines Ventils ein Zündimpuls erfolgt. In nebenstehender Grafik ist der Zündimpuls der Thyristoren unten als blaues Rechteck eingezeichnet. Auch nach Erlöschen des Steuerpulses bleibt der Stromfluss (rot eingezeichnet) bestehen und nur durch die Verschiebung des Einschaltzeitpunktes ist eine Leistungsregelung möglich. Erst wenn der Strom unter einen bestimmten Schwellwert (Haltestrom) sinkt, sperrt der Thyristor wieder und muss in der nächsten Halbwelle abermals neu gezündet werden. Es gibt allerdings auch [[GTO-Thyristor]]en, die das Sperren eines Ventils durch einen Impuls erlauben. Allerdings weisen GTO-Thyristoren vergleichsweise schlechte elektrische Parameter auf und werden zunehmend durch [[Insulated Gate Bipolar Transistor|IGBTs]] ersetzt.
[[Datei:Smoothed ripple.svg|mini|Gleichgerichtete Wechselspannung (grau strichliert) wird geglättet (rot)]]
[[Datei:Stab ov.svg|mini|Der einstellbare Längsregler mit [[Operationsverstärker|OPV]] reduziert die Restwelligkeit]]


Jeder Gleichrichter macht aus der ursprünglichen Wellenform der Spannung (oft sinusförmig) eine periodisch schwankende [[Mischspannung]]; das heißt, es verbleibt ein Wechselspannungsanteil. Viele Verbraucher (beispielsweise elektronische Geräte wie Computer) benötigen aber sehr konstante Gleichspannungen, weshalb die Schwankungen ausgeglichen werden müssen. Diesen Vorgang bezeichnet man als ''Glättung.'' Im ersten Schritt erfolgt die Glättung meist durch einen parallel zum Verbraucher geschalteten [[Kondensator (Elektrotechnik)|Kondensator]] ausreichender Kapazität. Dieser Kondensator wird durch kurze Strompulse aufgeladen, die einsetzen, wenn der Gleichrichterausgang die Ladespannung des Kondensators übersteigt, und die durch den geringen [[Stromflusswinkel]] erhebliche Momentanwerte annehmen können. Alternativ kann die Glättung auch durch [[Induktivität]]en in Reihe zum Verbraucher erfolgen, wodurch der Stromfluss durch den Gleichrichter gleichförmiger wird. Der nach der Glättung übrigbleibende Wechselanteil, auch [[Brummspannung]] oder [[Restwelligkeit]] genannt, kann durch nachgeschaltete [[Siebglied]]er weiter reduziert werden. Filter zur Glättung sind [[Tiefpass]]filter.
Hat ein Brückengleichrichter voll steuerbare Zweige, ist mit ihm Vier-Quadrantenbetrieb möglich, d. h. er kann bei entsprechender Steuerung sowohl Energie aus der Wechselstromseite in die Gleichstromseite liefern als auch umgekehrt. Die entsprechende Schaltung wird auch als [[H-Brücke (Schaltung)|H-Brücke]] bezeichnet.


Eine weitergehende Glättung erfolgt mit einer [[Spannungsregler|Spannungsregelung]], die Schwankungen der Ausgangsspannung ausgleicht. Diese elektronische Stabilisierung beseitigt die Restwelligkeit der Ausgangsspannung fast vollständig, wodurch auch hohe Ansprüche an die Qualität der Gleichspannung (z.&nbsp;B. bei [[Labornetzteil]]en) befriedigt werden können.
== Präzisionsgleichrichter in der Messtechnik ==
[[Bild:Precision rectifier.png|right|thumb|Vereinfachter Präzisionsgleichrichter]]
In der elektrischen [[Messtechnik]] sind Gleichrichter zur präzisen Gleichrichtung auch von kleinen Spannungen notwendig. Diese Gleichrichter dienen nicht der Energieversorgung von elektronischen Baugruppen, sondern zur Gewinnung von Messsignalen. Eingesetzt werden diese Gleichrichterschaltungen beispielsweise bei der [[Betragsfunktion|Betragsbildung]] von Wechselspannungen in [[Multimeter]]n.


Der Aufwand zur Glättung verringert sich mit steigender Frequenz der Wechselspannung, weshalb immer häufiger [[Schaltnetzteil]]e eingesetzt werden; sie arbeiten mit Frequenzen deutlich über der Netzfrequenz (z.&nbsp;B. über 40&nbsp;kHz) und verdrängen vielfach traditionelle Netzteilkonzepte, die noch mit wenig effizienten [[Längsregelung|Längsregler]]n arbeiten. Für höchste Ansprüche kommt Längsregelung aber nach wie vor in Frage. Evtl. wird sie auch mit Schaltnetzteilen kombiniert, wodurch eine bessere Effizienz ermöglicht wird. Sehr leistungsstarke Gleichrichter werden immer mit [[Dreiphasenwechselstrom]] betrieben, weil dabei vom Netz eine sich zeitlich nicht ändernde Gesamtleistung abrufbar ist; die Ausgangs-Gleichspannung bei Verwendung eines [[Dreiphasengleichrichter#Zwölfpulsgleichrichter|Zwölfpulsgleichrichters]] besitzt auch ohne Glättung oft eine ausreichend geringe Brummspannung.
Präzisionsgleichrichter in der Messtechnik sind analoge Schaltungen, welche als aktives Bauelement einen oder mehrere [[Operationsverstärker]] umfassen. Mit Hilfe der Reglereigenschaft und der Möglichkeit zu Rückkopplungen können mit herkömmlichen, verlustbehafteten Dioden funktionell ''ideale'' Dioden ohne Spannungsverlust am Gleichrichter gebildet werden.


In älteren Netzteilen für [[Elektronenröhre]]n wurden Siebdrosseln (zum Beispiel in Form der Feldspule des Geräte-Lautsprechers) eingesetzt. Induktivitäten sind jedoch schwer und teuer, weshalb man sie möglichst vermeidet. Diese beiden Nachteile schwinden mit zunehmender Arbeitsfrequenz, weshalb bei [[Schaltnetzteil]]en der Einsatz von Induktivitäten der Regelfall ist: [[Pi-Filter#Pi-Filter|Pi-Filter]] (zwei Querkondensatoren, dazwischen eine Längsinduktivität) filtern hierbei hochfrequente Anteile.
Nebenstehende Abbildung zeigt einen vereinfachten Einweggleichrichter für messtechnische Anwendungen, mit den Eingangsklemmen „''Vi''“ für den Wechselspannungsanschluss und den Ausgangsklemmen „''Vo''“, an welchen die Gleichspannung ausgegeben wird. Der Operationsverstärker dient dazu, die Vorwärtsspannung der Diode zu kompensieren. Die eigentliche Gleichrichtung erfolgt weiterhin durch die Diode. Diese einfache Schaltung hat in der Praxis allerdings einige Nachteile wie Sättigungsprobleme des Operationsverstärkers, weshalb in angewandten Präzisionsgleichrichtern meist kompliziertere Schaltungen zum Einsatz kommen.

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== Gleichrichter in der Messtechnik ==
'''Präzisions-Gleichrichtung'''
{{Hauptartikel|Präzisionsgleichrichter}}
In der elektrischen [[Messtechnik]] und in der analogen [[Tontechnik|Audiotechnik]] sind präzise Gleichrichter für kleine Spannungen und kleine Stromstärken notwendig. Sie dienen nicht der Energieversorgung von elektronischen Baugruppen, sondern zur Verarbeitung von [[Messsignal]]en.

'''Phasenempfindliche Gleichrichtung'''
{{Hauptartikel|Gesteuerter Gleichrichter}}
Im Gegensatz zur einfachen ungesteuerten Gleichrichtung kann sich für die Wechselspannungsmesstechnik bei einer Gleichrichtung, welche synchron zu einem äußeren Vorgang abläuft, das Vorzeichen der Ausgangsspannung umkehren.

'''Spitzenwert-Gleichrichtung'''
{{Hauptartikel|Spitzenwertgleichrichter}}
Bei ständig veränderlicher Spannung kann ihr Maximalwert oder je nach Ausführung ihr Minimalwert erfasst, gespeichert und zur weiteren Verarbeitung bereitgehalten werden. Das ermöglicht sowohl die Scheitelwertmessung als auch die Erfassung außerordentlicher Ereignisse.

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== Gleichrichter in der Nachrichtentechnik ==
== Gleichrichter in der Nachrichtentechnik ==
[[Bild:DetektorEmpfaenger.png|right|thumb|Detektorradio]]
[[Datei:Circuit diagram of a crystal radio receiver-de.svg|mini|Detektorradio]]
Gleichrichter werden auch in der [[Nachrichtentechnik]] eingesetzt und dienen der Umformung von [[Elektrisches_Signal|Signal]]en wie bei der [[Demodulation]] von [[Amplitudenmodulation|amplitudenmodulierten]] Funksignalen. Ein einfaches Anwendungsbeispiel von Gleichrichtern in der Nachrichtentechnik ist ein Funkempfänger, wie er bei den ersten [[Detektor-Empfänger]]en eingesetzt wurde. Er ist in nebenstehender Schaltskizze abgebildet.
Gleichrichter werden in der [[Nachrichtentechnik]] zum Nachweis oder zur [[Demodulation]] von Hochfrequenzsignalen eingesetzt. Ein einfaches Beispiel ist die Hüllkurvengleichrichtung [[Amplitudenmodulation|amplitudenmodulierter]] Signale bei [[Detektor-Empfänger]]n. Sie ist in nebenstehender Schaltskizze abgebildet.


Die Spule und der Drehkondensator stellen dabei einen [[Resonanz (Physik)|Resonanzkreis]] dar, welcher auf die hochfrequente Trägerfrequenz abgestimmt ist. Diese empfangene Spannung, deren Amplitude in Abhängigkeit des Nutzsignals variiert, wird über die Diode gleichgerichtet, wodurch am Kopfhörer als Spannungsverlauf die Hüllkurve des Nutzsignals anliegt&nbsp;– die höheren Frequenzanteile der Sendefrequenz werden durch parasitäre Kapazitäten im Kopfhörer unterdrückt.
Die Spule und der [[Drehkondensator]] stellen dabei einen [[Schwingkreis]] dar, der auf die gewünschte hochfrequente [[Träger (Nachrichtentechnik)|Trägerfrequenz]] abgestimmt ist. Die empfangene Spannung, deren Amplitude in Abhängigkeit vom Nutzsignal schwankt, wird über die Diode gleichgerichtet, wodurch am Kopfhörer als Spannungsverlauf die Hüllkurve des Nutzsignals anliegt&nbsp;– die höheren Frequenzanteile der Sendefrequenz werden durch die Induktivität des Kopfhörers unterdrückt.


Diese Form des Empfängers ist nicht besonders empfindlich und nur für den Empfang naher und starker Sender geeignet. Die Materialien für die Diode bestanden früher unter anderem aus [[Galenit|Bleiglanz]] oder [[Pyrit]] und wurden durch eine feine Metallspitze kontaktiert, wodurch eine [[Elektrische Kapazität|kapazitätsarme]] gleichrichtende Wirkung wie bei den später dafür verwendeten [[Germaniumdiode]]n erzielt wurde.
Diese Form eines Empfängers ist nicht besonders empfindlich und nur für den Empfang naher und starker Sender geeignet. Die Materialien für die Diode bestanden früher unter anderem aus [[Galenit|Bleiglanz]] oder [[Pyrit]] und wurden durch eine feine Metallspitze kontaktiert (was eher als [[Schottky-Diode]] anzusehen ist), wodurch eine [[Elektrische Kapazität|kapazitätsarme]] gleichrichtende Wirkung erzielt wurde. Später wurden dafür [[Germaniumdiode]]n verwendet.


Das zugrundeliegende Prinzip kommt auch noch in heutigen Rundfunkempfängern beim Empfang von amplitudenmodulierten Signalen zum Einsatz.
Das zugrundeliegende Prinzip wird auch in heutigen Rundfunkempfängern beim Empfang von amplitudenmodulierten Signalen verwendet.

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== Gleichrichter als nichtlineare Schaltung ==
== Gleichrichter als nichtlineare Schaltung ==
Alle Gleichrichter sind [[nichtlinear]]e Schaltungen, welche vor allem in Kombination mit der oben erwähnten Glättung bei sinusförmigem Spannungsverlauf in Stromversorgungen einen nicht sinusförmigen Stromverlauf auf der Wechselspannungsseite verursachen. Dieser Strom setzt sich aus mehreren Frequenzkomponenten zusammen, so genannten [[Oberwellen]], welche in Wechselspannungsnetzen Störungen verursachen können. Um diese Oberwellen klein zu halten, müssen daher [[Netzteil]]e mit Gleichrichtern von bestimmten Leistungen an eine [[Leistungsfaktorkorrektur]] vornehmen. Dies ist eine spezielle Form der Filterung, welche den erwünschten sinusförmigen Stromverlauf auf der Wechselstromseite nachbildet.
Alle Gleichrichter sind [[nichtlinear]]e Schaltungen, die bei sinusförmigem Spannungsverlauf in Stromversorgungen einen nicht sinusförmigen Stromverlauf auf der Gleichspannungsseite verursachen. Die Nichtlinearität ist bedingt durch die nichtlineare [[Betragsfunktion]] und die Effekte infolge der Glättung auf der Gleichspannungsseite.


Der Strom auf der Wechselspannungsseite bei Gleichrichtern setzt sich aus mehreren Frequenzkomponenten zusammen, sogenannten [[Oberschwingungen]], die in Wechselspannungsnetzen Störungen verursachen können. Um diese Oberschwingungen klein zu halten, müssen beispielsweise [[Netzteil]]e mit Gleichrichtern von bestimmten Leistungen an über eine [[Leistungsfaktorkorrektur]] verfügen. Das ist eine spezielle Form der Filterung, welche den erwünschten sinusförmigen Stromverlauf auf der Wechselstromseite nachbildet und so den Oberschwingungsanteil reduziert.
Außerdem tritt bei Gleichrichtern, wie bei allen nichtlinearen Schaltungen, eine spezielle Form der [[Blindleistung]] auf, die in der Literatur uneinheitlich als [[Verzerrungsblindleistung]] oder Verzerrungsleistung bezeichnet wird und sich ähnlich wie die Blindleistung auswirkt. Dabei handelt es sich im Gegensatz zu der Blindleistung, welche auch Verschiebungsblindleistung genannt wird und sich durch eine bestimmte [[Phasenverschiebung]] zwischen Spannung und Strom in der Grundwelle auszeichnet, um eine Form der Blindleistung, die durch [[Oberwellen]] gebildet wird. Diese Verzerrungsblindleistung ist nicht durch eine einzige Phasenverschiebung zu beschreiben, belastet allerdings ebenso wie die Verschiebungsblindleistung ohne Nutzen die Leitungen und ist daher im allgemeinen unerwünscht. Durch die Leistungsfaktorkorrektur in Netzteilen wird auch die Verzerrungsblindleistung minimiert.


Die bei Gleichrichtern auf Wechselspannungsseite auftretenden Oberschwingungen, wie bei allen nichtlinearen Schaltungen, stellen eine spezielle Form der [[Blindleistung]] dar, die als [[Verzerrungsblindleistung]] bezeichnet wird. Diese Verzerrungsblindleistung belastet ebenso wie die Verschiebungsblindleistung die Leitungen und ist unerwünscht, da damit keine [[Arbeit (Physik)|Arbeit]] am Verbraucher verrichtet wird.
== Sonstiges ==
* Die größten jemals zum Einsatz gekommenen Gleichrichter sind die steuerbaren Quecksilberdampfgleichrichter der [[Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung|Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung]]sanlage Nelson River Bipol&nbsp;1. Sie besitzen eine Sperrspannung von 150&nbsp;kV und einen maximalen Durchlassstrom von 1800&nbsp;A.


Am 1.&nbsp;Januar 2001 trat eine [[EMV-Richtlinie]] über die [[elektromagnetische Verträglichkeit]] in Kraft, die Vorgaben über das zulässige niederfrequente Störspektrum der Oberschwingungen ab 75&nbsp;Watt festlegt.
* Taucht man in verdünnte [[Schwefelsäure]] eine [[Platin]]elektrode und eine [[Niob]]elektrode ein und legt an diese eine [[Elektrische Spannung|Spannung]], so kann nur Strom fließen, wenn die Niobelektrode die [[Kathode]] ist. Man spricht hier von einem elektrolytischen Gleichrichter. Solche Gleichrichter können auch mit anderen [[Elektrolyt]]en und [[Metall]]en realisiert werden. Wichtig ist, dass eine [[Elektrode]] aus [[Metall]] mit hoher Neigung zu [[Passivierung]] wie einem [[Refraktärmetall]] oder [[Aluminium]] besteht.


{{Absatz}}
* Mit [[Schottky-Diode|Schottky-Dioden]] können Gleichrichter mit niedrigerer Flussspannung als mit herkömmlichen Dioden gebaut werden. Die Flussspannung oder Vorwärtsspannung beschreibt den Spannungsabfall an der Diode im leitfähigen Zustand und ist an sich unerwünscht. Schottky-Dioden kommen vor allem in [[Schaltnetzteil|Schaltnetzteilen]] zur Anwendung.


== Sonstiges ==
* Hochspannungsgleichrichter, wie sie in TV-Empfängern, Hochspannungslabors, in [[Laserdrucker]]n zum Auftragen des [[Toner]]s, aber auch bei [[Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung]]en eingesetzt werden, bestehen aus einer [[Reihenschaltung]] von herkömmlichen Dioden bzw. Thyristoren. Dies ist deswegen notwendig, weil eine Diode (Thyristor) eine maximale Sperrspannung hat und es bei Überschreitung dieser Spannung zu einem so genannten Durchbruch kommt. Die Herstellung von Halbleiterbauteilen mit Sperrspannungen von mehr als einigen kV ist nicht möglich.
[[Datei:Mercury Arc Valve, Radisson Converter Station, Gillam MB.jpg|mini|Quecksilberdampfgleichrichter der HGÜ Nelson-River-Bipol&nbsp;1]]
* Die größten jemals zum Einsatz gekommenen Quecksilberdampfgleichrichter befanden sich in der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage [[Nelson-River-Bipol]]&nbsp;1. Sie wiesen eine Sperrspannung von 150&nbsp;kV und einen maximalen Durchlassstrom von 1800&nbsp;A auf. Mitte der 1990er-Jahre wurden sie durch gesteuerte Gleichrichter auf Thyristorbasis ersetzt.
* Mit [[Schottky-Diode]]n können Gleichrichter mit niedrigerer Flussspannung als mit herkömmlichen Dioden gebaut werden. Die Flussspannung oder Vorwärtsspannung beschreibt den Spannungsabfall an der Diode im leitfähigen Zustand und ist bei Gleichrichtern unerwünscht. Schottky-Dioden kommen vor allem in Schaltnetzteilen zur Anwendung.
* Hochspannungsgleichrichter, wie sie in Hochspannungslabors, [[Röhrenfernseher]]n, bei [[Laserdrucker]]n zum Auftragen des [[Toner]]s oder bei [[Hochspannungs-Gleichstromübertragung]]en eingesetzt werden, bestehen aus einer [[Reihenschaltung]] von herkömmlichen Dioden. Das ist notwendig, weil Siliziumdioden eine maximale Sperrspannung von nur wenigen Kilovolt haben und es bei Überschreitung dieser Spannung zum Durchbruch kommt. Die Herstellung von Halbleiterbauteilen mit Sperrspannungen von mehr als einigen Kilovolt ist nicht möglich.


====Trivia====
== Literatur ==
* Manfred Seifart: ''Analoge Schaltungen.'' 6. Auflage, Verlag Technik, Berlin 2003, ISBN 3-341-01298-2.
Halbleitermaterial für Gleichrichter war ursprünglich das Material [[Selen]](→[[Selen-Gleichrichter]]). Ab Anfang der 1970er-Jahre wurde dann [[Germanium]] verwendet, welches später durch [[Silizium]] ersetzt wurde.
* Ulrich Tietze, Christoph Schenk: ''Halbleiter-Schaltungstechnik.'' 12. Auflage, Springer, Berlin 2002, ISBN 3-540-42849-6.
Wegen der Geruchsbelästigung bei Überlast war die Aussprache von „Gleichrichter“ deshalb „Gleich&nbsp;riecht&nbsp;er“.
* Otmar Kilgenstein: ''Schaltnetzteile in der Praxis.'' 3. Auflage, Vogel, Würzburg 1992, ISBN 3-8023-1436-0.
* {{Literatur|Autor=Ulrich Nicolai, Tobias Reimann, Jürgen Petzoldt, Josef Lutz|Titel=Applikationshandbuch IGBT- und MOSFET-Leistungsmodule|Verlag=Isle|Ort=Ilmenau|Datum=1998|ISBN=3-932633-24-5}}


== Literaturquellen ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* Manfred Seifart: ''Analoge Schaltungen'', Berlin: VEB Verlag Technik 1989. ISBN 3-341-00740-7
{{Commonscat|Rectifiers|Gleichrichter}}
* Ulrich Tietze, Christoph Schenk: ''Halbleiter-Schaltungstechnik'', Berlin: Springer 2002. ISBN 3-540-42849-6
* [http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/syncrec.htm Synchron-Gleichrichter ohne Dioden: Präzisions- und Mess-Gleichrichter]
* Otmar Kilgenstein: ''Schaltnetzteile in der Praxis'', Würzburg: Vogel 1992. ISBN 3-8023-1436-0
=== Weblinks ===
* [http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/syncrec.htm Präzisions- und Mess-Gleichrichter]
* [http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210251.htm Glättung und Siebglieder]
* [http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210251.htm Glättung und Siebglieder]
* [http://www.hts-homepage.de/TechnischesMuseum/TM20.html Quecksilberdampfgleichrichter]
* [http://www.hts-homepage.de/TechnischesMuseum/TM20.html Quecksilberdampfgleichrichter]
* [http://www.hts-homepage.de/Klingerpark/Klinger5.html Quecksilberdampfgleichrichter in Aktion]
* [http://www.hts-homepage.de/Klingerpark/Klinger5.html Quecksilberdampfgleichrichter in Aktion]
* [http://www.ipes.ethz.ch/ipes/Diodenbruecke/B2Diode.html Interaktive Java-Simulation einer Gleichrichterbrückenschaltung]


=== Siehe auch ===
== Einzelnachweise ==
<references />


{{Lesenswert|27. Juli 2006|19458265}}
* [[Umrichter]] | [[Wechselrichter]]


[[Kategorie:Leistungselektronik]]
[[Kategorie:Leistungselektronik]]
[[Kategorie:Halbleiterbauelement]]
[[Kategorie:Diode]]
[[Kategorie:Elektrische Schaltung]]

[[Kategorie:Spannungswandler]]
{{Lesenswert}}

[[da:Ensretter]]
[[en:Rectifier]]
[[es:Rectificador]]
[[it:Raddrizzatore]]
[[nl:Gelijkrichter]]
[[pl:Prostownik]]
[[sv:Likriktare]]

Aktuelle Version vom 19. Februar 2024, 11:52 Uhr

Gleichrichter werden in der Elektrotechnik und Elektronik zur Umwandlung von Wechselspannung in Gleichspannung verwendet. Sie bilden neben Wechselrichtern, Gleichspannungswandlern und Umrichtern eine Untergruppe der Stromrichter.

Oben: Sinusförmige Wechselspannung, darunter pulsierende Gleichspannung je nach Gleichrichterschaltung

Während Wechselspannung durch periodisch wiederholte Vorzeichenwechsel gekennzeichnet ist, werden diese mittels Gleichrichtern verhindert. Die gleichgerichtete Spannung verläuft in Halbschwingungen nur zwischen Nulldurchgang und Scheitelwert. In vielen Anwendungen ist dieser pulsierende Verlauf unerwünscht. Dann muss die gleichgerichtete Spannung zusätzlich geglättet werden, damit im strengen Sinn Gleichspannung entsteht, wobei aber eine Restwelligkeit fast unvermeidlich ist.

Eine Gleichrichtung dient zum Beispiel

Die Gleichrichtung erfolgt meist ungesteuert durch Halbleiterdioden. Aktive elektronische Bauteile, wie z. B. Thyristoren, erlauben durch Phasenanschnittsteuerung eine gesteuerte Gleichrichtung. Feldeffekttransistoren (MOSFETs) werden bei Synchrongleichrichtern verwendet – insbesondere bei der Gleichrichtung kleiner Spannungen und großer Ströme – und gestatten aufgrund der geringeren Durchlassspannung eine höhere Effizienz als es mit Halbleiterdioden möglich wäre.

Silizium-Brückengleichrichter; links unten ein Selen-Gleichrichter in Flachbauweise

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1873 entdeckte Frederick Guthrie, dass ein positiv geladenes Elektroskop entladen wird, wenn man ein geerdetes, glühendes Metallstück in die Nähe brachte. Bei negativ geladenem Elektroskop passiert nichts, woraus folgte, dass der elektrische Strom nur in eine Richtung fließen konnte.

Kristalldetektor aus früheren Detektorempfängern

1874 entdeckte Karl Ferdinand Braun die richtungsabhängige elektrische Leitung in bestimmten Kristallen.[1] Er ließ sich den Kristallgleichrichter 1899 patentieren.[2] Aus etwa derselben Zeit stammt der Kohärer als eine frühe Form der Diode.

Der indische Wissenschaftler Jagadish Chandra Bose benutzte 1894 als erster Kristalle, um elektromagnetische Wellen nachzuweisen.[3][4] Der erste praktisch verwendbare Kristalldetektor aus Silizium wurde 1903 für funktechnische Anwendungen durch Greenleaf Whittier Pickard entwickelt, der sich diesen 1906 patentieren ließ.[5] In der Nachfolgezeit wurde allerdings häufiger Bleisulfid verwendet, weil es billiger und einfacher zu verwenden war.

Thomas Edison entdeckte Guthries Beobachtung im Jahr 1880 bei Experimenten mit Glühlampen wieder und ließ sich den Effekt 1884 patentieren, ohne eine Anwendungsmöglichkeit zu kennen. Owen Willans Richardson beschrieb später den Effekt wissenschaftlich, daher nennt man ihn heute Edison-Richardson-Effekt. Etwa zwanzig Jahre später erkannte John Ambrose Fleming, der zuerst Angestellter von Edison und später wissenschaftlicher Berater der Marconi Wireless Telegraph Company war, dass der Edison-Richardson-Effekt benutzt werden konnte, um schwache Radiosignale nachzuweisen. Er ließ sich die erste brauchbare Anwendung, die Röhrendiode („Fleming valve“) im Jahr 1904[6] patentieren.

Alle bisher beschriebenen Effekte eigneten sich nur für sehr geringe Ströme. Die zunehmende Verbreitung elektrischer Energie benötigte aber leistungsstarke Gleichrichter, weil jene vorzugsweise durch Wechselstromgeneratoren erzeugt wird. Da die elektrischen Vorgänge in Halbleitern erst nach etwa 1950 (nach der Erfindung des Bipolartransistors) geklärt wurden, kamen verschiedene andere Gleichrichterprinzipien zur Anwendung.

Physikalische Prinzipien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mechanische Gleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historischer mechanischer Hochspannungsgleichrichter mit rotierendem Rad

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es zur Umwandlung von Wechselspannung in Gleichspannung nur elektromechanische Gleichrichter:

  • Bei entsprechenden Umformern sitzen ein Wechselstrommotor und ein Gleichstromgenerator auf einer gemeinsamen Welle. Diese Umformer dienten oft gleichzeitig zur Spannungstransformation und zur galvanischen Trennung vom Netz.
  • Sogenannte Zerhacker wurden als Wechselrichter von Gleichspannung zur nachfolgenden Transformation mittels eines Transformators verwendet. Sie vereinten einen selbstschwingenden, mit Schaltkontakten arbeitenden Wechselrichter (z. B. mit einem Wagnerschen Hammer) und einen damit gekoppelten zweiten Kontaktsatz zur Synchrongleichrichtung in sich. Diese waren aufgrund des Kontakt-Verschleißes auswechselbar gestaltet (Stecksockel).
  • Rotierende mechanische Gleichrichter besaßen ein Rad mit elektrischen Kontakten, das die zeitgenaue Umschaltung der Wechselspannung ermöglicht. Das Rad wurde von einem Synchronmotor angetrieben, der die Synchronisation zwischen der Drehbewegung und der Polaritätsänderung der Wechselspannung sicherstellte. Die Konstruktion wurde beispielsweise aus einem Hochspannungstransformator mit Wechselspannung versorgt, um die hohe Gleichspannung für Elektrofilter zu erzeugen. Eine Weiterentwicklung dieses Prinzips war der Kontaktumformer.[7]
  • Bis etwa 1970 wurde in Kraftfahrzeugen der Ladestrom für die Akkumulatoren durch Gleichstromlichtmaschinen mit mechanischem Gleichrichter (Kommutator) erzeugt. Die Entwicklung leistungsstarker Halbleiterdioden machte den Einsatz leistungsfähigerer Drehstromlichtmaschinen möglich.

Nachteile der mechanischen Gleichrichtung sind der Kontaktabbrand, vor allem bei höheren Strömen, Synchronisationsprobleme und die Begrenzung auf Frequenzen unter etwa 500 Hz. Der große Vorteil der verschwindend niedrigen Durchlassspannung und entsprechend sehr geringen Verlustleistung konnte erst in jüngster Zeit durch gesteuerte MOSFET-Gleichrichter wieder erreicht werden.

Elektrolytischer Gleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Möglichkeit der Gleichrichtung eröffnete das Prinzip der anodischen Oxidation, die in den Anfängen der elektrischen Telegrafie und Telefonie eine Rolle spielte. Zwei in einen Elektrolyten, beispielsweise verdünnte Schwefelsäure, getauchte Elektroden können gleichrichterähnliche Eigenschaften aufweisen. Eine Elektrode muss dazu aus einem Edelmetall, zum Beispiel Platin, bestehen, die andere aus einem Metall, das durch anodische Oxidation eine dicke Oxidschicht bildet, wie Niob, Tantal oder Aluminium. Bei dieser Anordnung kann nur Strom fließen, wenn das anodisch oxidierbare Metall als Kathode fungiert. Diese Gleichrichter werden auch als Nassgleichrichter oder als elektrolytische Gleichrichter bezeichnet und konnten bis zu Spannungen um 300 V eingesetzt werden.[8] Die Hauptnachteile – Lageempfindlichkeit und giftige bzw. korrosionsfördernde Dämpfe – beschränkten die Zahl der Anwendungen.

Quecksilberdampfgleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quecksilberdampfgleichrichter

Eine weitere Entwicklung war der Quecksilberdampfgleichrichter, der auch bei größeren Leistungen, etwa zur Speisung einer Oberleitung einer Straßenbahn, eingesetzt werden konnte. Er besteht aus einem Glaskolben, an dessen unterem Ende sich eine Kathode mit einem Quecksilbervorrat (Teichkathode) befindet. Darüber wölbt sich der Glaskolben, an dem das Quecksilber wieder kondensiert. Seitlich sind Arme mit Graphitelektroden als Anoden angeschmolzen. Elektronen können nur von der Teichkathode zu den Graphitelektroden fließen. Dazu muss die Zündspannung der Gasentladung erreicht werden, und es wird als Nebeneffekt UV-Licht erzeugt.

Trockengleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plattengleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selengleichrichter in typischer Plattenbauweise

Einige Jahrzehnte später wurden die ersten Halbleitergleichrichter wie Selen-Gleichrichter und Kupferoxydul-Gleichrichter erfunden. Sie wurden, da dabei keine Flüssigkeiten zum Einsatz kamen, auch als Trockengleichrichter bezeichnet. Sie bestehen aus einer Metallplatte, auf der eine oberseitig mit Zinn und einer Kontaktfeder versehene Schicht aus Selen bzw. Kupferoxid aufgebracht ist. Die Plattengröße eines Selengleichrichters beträgt je nach Stromstärke zwischen einem Quadratmillimeter und über 100 Quadratzentimetern. Die maximal erlaubte Sperrspannung einer solchen Selen-Gleichrichterplatte beträgt nur 15 bis 50 V, die Durchlassspannung ist mit 0,7 bis 1,5 V relativ hoch; der Kupferoxydul-Gleichrichter hat zwar eine geringere Durchlassspannung, aber auch eine geringere Sperrspannung von nur ca. 10 V. Um höhere Spannungen gleichzurichten, wurden die Platten gestapelt, also in Reihe geschaltet. Eine Symmetrierung ist nicht erforderlich. Die Plattenanzahl bestimmt die maximale Sperrspannung. Sogenannte Selenstäbe enthielten eine große Anzahl kleiner Selengleichrichterscheiben und dienten bis in die 1970er-Jahre unter anderem zur Gleichrichtung der Anodenspannung von Bildröhren in Schwarzweiß-Fernsehgeräten. Sie hatten Sperrspannungen bis über 20 kV; durch die hohe Anzahl an Einzelelementen war allerdings auch die Durchlassspannung entsprechend hoch.

Wegen des typischen meerrettich- oder knoblauchartig zu beschreibenden Geruchs bei Überlast eines Selen-Gleichrichters sprach man im Technikerjargon das Wort „Gleichrichter“ gerne auch als „gleich riecht er“ aus.

Spitzendioden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden vor allem in Detektorempfängern Detektorkristalle aus Bleiglanz oder Pyrit benutzt – ein Halbleiter-Metall-Übergang, der aus einem Halbleiterkristall und einer tastenden Metallspitze bestand, mit der geeignete Punkte zur Demodulation von AM-Rundfunksendungen gesucht wurden. Diese mechanisch sehr empfindliche und wenig effektive Versuchsanordnung wurde sehr schnell durch die rasch voranschreitende Entwicklung der Elektronenröhre verdrängt, die Schaltungen ermöglichte, die verstärken und gleichzeitig gleichrichten konnten (Audion).

Nachteilig sind die geringen Sperrspannungen von etwa 15 V und vor allem das geringe Verhältnis Sperrwiderstand zu Durchlasswiderstand, das knapp über 1 liegt und heutigen Maßstäben nicht mehr genügt.

Später wurden in großem Maßstab Spitzendioden auf der Basis von Germanium gefertigt, der Einsatzzweck war weiterhin die Gleichrichtung von Hochfrequenz bis in den Zentimeterwellenbereich.

Moderne Halbleitergleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SMD-Schottkydiode f. ca. 1 A

Der Durchbruch in der Entwicklung der Gleichrichter gelang erst nach der Erforschung des p-n-Übergangs im Anschluss an die Erfindung des Bipolartransistors im Jahre 1947 und die Fertigung von Flächendioden mittels Diffusion oder Epitaxie.

Über einen längeren Zeitraum verwendete man Germanium-Dioden, bis später Silizium-Dioden entwickelt wurden, mit denen eine höhere Temperaturbeständigkeit einher geht.

Man entwickelte die bereits länger bekannten Schottkydioden weiter, um sie bei großen Strömen und kleinen Spannungen als Gleichrichter einsetzen zu können. Ihre Merkmale sind die geringe Flussspannung, die geringe Sperrspannung und der relativ hohe Reststrom. Sie sind diesbezüglich mit Germaniumdioden vergleichbar, haben jedoch keinen Speichereffekt und können daher bei sehr hohen Frequenzen eingesetzt werden.

Um hohe Sperrspannungen bei geringen Speicherzeiten zu erreichen, verwendet man zunehmend Siliciumcarbid-Dioden zur Gleichrichtung in Schaltnetzteilen höherer Spannung.

Merkmale der heutigen Halbleiterdioden sind unter anderem die geringe Schwellenspannung von deutlich unter einem Volt (Germanium- und Schottkydioden typisch 0,3–0,4 V, Siliziumdioden 0,6 V), das große Verhältnis von Durchfluss- zu Sperrstrom und die sehr kleine Bauweise.

Schaltnetzteile, Gleichspannungswandler und Frequenzumrichter wurden erst nach der Erfindung der Halbleiterdioden betriebssicher und wartungsfrei.

Die Sperrspannungen von Diodengleichrichtern liegen zwischen 50 und etwa 1500 V. Höhere Spannungen erreicht man durch Serienschaltung.

Weitverbreitete Gleichrichterdioden für kleine Ströme im Niederfrequenzbereich sind die Gleichrichterdioden der Typen 1N4001 bis 1N4007 (Sperrspannung von 50 bis 1000 V)[9] für Ströme bis 1 A sowie die Gleichrichterdioden der Typen 1N5400 bis 1N5408[10] für Ströme bis 3 A.

Nachteilig im Vergleich zu historischen Gleichrichterarten ist die Empfindlichkeit gegenüber Überlastung. Ursache ist die geringe Masse des Kristalls. Deshalb steigt die Kristalltemperatur bei Überstrom nach sehr kurzer Zeit (einige Millisekunden) so weit an, dass die PN-Schicht irreversibel zerstört wird. Bei Überschreitung der Sperrspannung sind nur wenige Diodentypen in der Lage, lokale Überhitzung durch einen kontrollierten Durchbruch zu vermeiden (Avalanche-Dioden).

Röhrendioden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Röhrendiode oder auch Vakuumdiode ist eine Elektronenröhre mit beheizter Kathode und einer oder zwei (selten mehreren) Anode(n). Röhrendioden waren in der Anfangszeit der Rundfunktechnik in Röhrenempfängern das Standardbauteil zur Gleichrichtung der Versorgungsspannung und Demodulation des amplitudenmodulierten Signals. Nachteilig sind das voluminöse und zerbrechliche Glasgehäuse, die notwendige Heizleistung der Kathode und die hohe Durchlassspannung von etwa 40 V bei Strömen um 100 mA. Unerreicht sind dagegen die hohen erlaubten Sperrspannungen von bis zu über 100 kV und der extrem hohe Sperrwiderstand.

Glimmgleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende der 1920er-Jahre wurde auch mit Gleichrichtern auf Basis von Glimmentladungen und speziellen Bauformen der Glimmlampe experimentiert.[11] Das Verfahren ähnelt dem der Röhrendiode, es wird die Röhre aber mit einem Gas gefüllt und die Kathode nicht beheizt. Die Gleichrichterwirkung basiert auf einer unsymmetrischen Formung der beiden Entladungselektroden oder auch auf Elektrodenbeschichtungen zur Reduktion des Kathodenfalles. Der Glimmgleichrichter konnte sich wegen seines recht schlechten Verhältnisses von Durchlass- zu Sperrstrom (< 100:1), des geringen Maximalstromes und der unvergleichlich hohen Durchlassspannung von etwa 70 V nicht durchsetzen; der Einsatz von Kondensatoren zur Spannungsglättung erhöhte den Sperrstrom noch zusätzlich.

Flammengleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein noch nicht völlig verstandener Gleichrichtungseffekt tritt auf, wenn zwei Elektroden an unterschiedlichen Stellen einer Flamme positioniert werden (engl. flame rectification).[12] Der Effekt wird in gasbetriebenen Geräten zur Ionisations-Flammenüberwachung genutzt.[13]

Gleichrichterschaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ungesteuerte Gleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ungesteuerte Dioden

In diesen Schaltungen werden nur Dioden verwendet, deren Leitfähigkeit von der Polarität der angelegten Spannung abhängt:

  • Wenn die Kathode negativer als die Anode ist und die notwendige Schleusenspannung (bei Silizium etwa 0,6 V) überschritten wird, leitet die Diode.
  • Bei umgedrehtem Vorzeichen sperrt die Diode, solange die Durchbruchsspannung nicht überschritten ist.

In beiden Fällen muss der Strom begrenzt werden, sonst wird die Diode zerstört. Im Folgenden sind einige typische Gleichrichterschaltungen skizziert, in Klammern ist jeweils die technische Kurzbezeichnung angegeben.

Einweggleichrichter (E1)(E1U); auch Einpuls-Mittelpunkt-Schaltung (M1U)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

So funktioniert der E1-Gleichrichter

Bei einem ungesteuerten Einweggleichrichter (auch Einzweigschaltung) wird nur eine Halbschwingung der Wechselspannung gleichgerichtet, die andere wird nicht verwendet. Während der Halbperiode, in der die Diode in Durchlassrichtung betrieben wird, steht am Ausgang Spannung an, in der zweiten Halbperiode sperrt die Diode. Nachteilig sind die vergleichsweise große Restwelligkeit auf der Gleichspannungsseite, der schlechte Wirkungsgrad und die unsymmetrische Belastung der Wechselspannungsquelle. Dadurch wird der speisende Transformator magnetisiert, da er nur in einer Richtung vom Strom durchflossen wird, weshalb dieser für Einweggleichrichtung ausgelegt sein muss (Luftspalt). Dafür benötigt ein solcher Gleichrichter nur eine einzige Diode. Die pulsierende Gleichspannung muss im Regelfall noch geglättet werden. Die Welligkeit hat die Frequenz der Eingangsspannung.

Einweggleichrichtung entstammt einer Zeit, in der Gleichrichter noch sehr teuer waren. Man findet sie heute nur noch in Sperrwandlern oder zur Erzeugung von Hilfsspannungen, wenn nur eine sehr geringe Leistung benötigt wird. Ansonsten gilt die Einweggleichrichtung als veraltet. Schwarzweiß-Fernsehgeräte hatten einen Einweg-Hochspannungsgleichrichter zur Erzeugung der Bildröhren-Anodenspannung aus den Zeilen-Rückschlagimpulsen des Zeilentransformators. Allstrom-Röhrenradios und -Fernseher hatten zur Netzgleichrichtung und zur Gewinnung der Anodenspannung einen Einweggleichrichter aus Selen, später aus Silizium. Ein Netzpol wurde als Massepotential verwendet; die direkt am Netz betriebenen Röhrenheizungen wurden in Reihe geschaltet.

Brückengleichrichter (B2)(B2U)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaltbild eines B2-Gleichrichters

Standardgleichrichter für Einphasenwechselstrom ist der Brückengleichrichter, auch Graetzschaltung, Graetzbrücke oder Zweipuls-Brückenschaltung genannt. Namensgeber ist der deutsche Physiker Leo Graetz. Die Schaltung wird von vier Dioden gebildet: Die links anliegende Wechselspannung, die beispielsweise direkt von einem Transformator kommt, wird in eine pulsierende Gleichspannung (rechts dargestellt) umgewandelt.

Da es sich dabei um eine Zweiweggleichrichtung handelt, erscheinen die Halbschwingungen der Wechselspannung im Gleichstromkreis am Verbraucher R gleich gepolt. Ohne Glättungskondensator bleibt der Effektivwert der Spannung dabei näherungsweise gleich. Im Gegensatz zu anderen Gleichrichtertypen muss bei dieser Gleichrichterschaltung die Sperrspannung der Gleichrichterdioden nur so groß wie die Spitzenspannung der Wechselspannung sein. Man wählt sie aus Sicherheitsgründen jedoch etwas höher (bei Netzgleichrichtern am 230-Volt-Netz beispielsweise über 400 V).

Die Welligkeit hat die doppelte Frequenz der Eingangsspannung; durch die halbierte Periodendauer verringert sich der nachfolgende Filteraufwand.

Brückengleichrichter für Wechsel- und Drehstrom werden oft als bereits miteinander verschaltete Dioden im gemeinsamen Gehäuse angeboten. Ausführungen für höhere Ströme enthalten eine Kühlfläche sowie eine Bohrung zur Befestigung auf einem Kühlkörper.

Mittelpunktgleichrichter (M2)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaltbild eines M2-Gleichrichters

Beim Mittelpunktgleichrichter werden ebenfalls beide Halbschwingungen der Wechselspannung gleichgerichtet. Allerdings ist dazu ein Transformator mit einer Mittelpunktanzapfung notwendig, die gleichzeitig einen Pol der gleichgerichteten Ausgangsspannung bildet.

Die Vorteile dieser Mittelpunktschaltung liegen darin, mit nur zwei Dioden D1 und D2 auszukommen und dass die Spannung nur um eine Diodenflussspannung reduziert wird. Nachteilig ist, dass sie einen speziellen stärker dimensionierten Transformator erfordert, da immer nur die Hälfte des Kupfers zum Stromfluss beiträgt. Bei gegebenem Kupfervolumen hat jede Hälfte der Sekundärwicklung wegen des dünneren Drahtes (doppelte Windungszahl muss Platz finden) in etwa den doppelten Innenwiderstand, der in die Verlustleistung () eingeht.

Weiter ist zu beachten, dass die Sperrspannung der Dioden mindestens die doppelte Ausgangsspannung sein muss. Während eine Diode sperrt und die andere leitet, liegt auf der gesperrten die volle Trafospannung beider Wicklungshälften an.

Die Welligkeit hat die doppelte Frequenz der Eingangsspannung, was analog zur Brückenschaltung den nachfolgenden Filteraufwand gegenüber der Einweggleichrichtung verringert. Die Schaltung wird hauptsächlich bei geringen Spannungen (unter 10 V) sowie bei Schaltnetzteilen verwendet, da hier die Vorteile die Nachteile überwiegen. Die Mittelpunktschaltung wurde in früherer Zeit häufig in Röhrengeräten zur Erzeugung der Anodenspannung angewandt, da man bei ihr unter Einsatz von Duodioden, Gleichrichterröhren mit zwei Anoden und gemeinsamer Kathode oder bei mehranodigen Quecksilberdampfgleichrichtern nur eine teure Gleichrichtereinheit benötigte.

Heute verwendet man häufig Doppeldioden (Silizium- oder Schottkydioden) mit gemeinsamer Kathode. Sie bestehen aus einem Chip, der zwei Dioden enthält und dessen Rückseite, als gemeinsame Kathode, auf eine Kühlfahne gelötet ist.

Gleichrichter für Dreiphasenwechselstrom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreiphasengleichrichter in Sechspuls-Brückenschaltung (B6)

Für mittlere Leistungen von einigen Kilowatt aufwärts wird die Dreiphasenwechselspannung aus dem Stromnetz gleichgerichtet, weil dann die Brummspannung auf der Gleichspannungsseite kleiner ist und nur geringer Aufwand zur Glättung der Gleichspannung entsteht.

Anwendung finden Dreiphasengleichrichter in der elektrischen Energietechnik wie beispielsweise bei Straßenbahnen, die meist mit Gleichspannungen von 500–750 V betrieben werden; dabei ist keine Glättung erforderlich. Auch bei den heute üblichen Drehstrom-Lichtmaschinen von Kraftfahrzeugen wird sie eingesetzt. Hierbei erfolgt die Glättung durch die Starterbatterie.

Vor der Zeit der Halbleitergleichrichter fertigte man auch mehrphasige Quecksilberdampfgleichrichter, die durch eine gemeinsame Teichkathode und mehrere nach oben ragende Anoden gekennzeichnet waren.

Gleichrichterschaltungen zur Spannungsvervielfachung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spezielle Gleichrichterschaltungen dienen zur Spannungsvervielfachung. Dabei werden Kombinationen von Dioden und Kondensatoren so verschaltet, dass eine angelegte Wechselspannung eine vervielfachte Gleichspannung ergibt. Typische Schaltungen sind der Spannungsverdoppler, die Hochspannungskaskade und die Greinacher-Schaltung. Anwendung finden diese Schaltungen unter anderem in Fernsehempfängern mit Bildröhren zur Erzeugung der Anodenspannung im Bereich von 18 bis 27 kV.

Steuerbare Gleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leistungsregelung am steuerbaren Gleichrichter durch Verschiebung der Thyristor-Einschaltzeitpunkte (Phasenanschnitt); dargestellte Zeit ca. 20 ms
Gesteuerte Gleichrichtertürme für 250 kV und 2000 A, bestehend aus je 96 Thyristoren

Alle bisher beschriebenen Gleichrichter sind ungesteuert. Der Umschaltvorgang erfolgt ohne eine zusätzliche Steuerelektronik, nur aufgrund des Vorzeichens der anliegenden elektrischen Spannungen an den Dioden. Steuerbare Gleichrichter verwendet man im Bereich der Energie- und Antriebstechnik. Mit ihnen ist nicht nur eine Gleichrichtung möglich, sondern durch Phasenanschnittsteuerung auch eine Leistungssteuerung, weil man bei diesen Bauelementen den Zeitpunkt festlegen kann, ab dem der Gleichrichter elektrisch leitfähig wird – vorher isoliert er.

Im nebenstehenden Bild ist der Zündimpuls der Thyristoren unten als blaues Rechteck eingezeichnet. Nach Erlöschen des Steuerpulses bleibt der Stromfluss (rot eingezeichnet) bis zum folgenden Nulldurchgang bestehen. Durch Verschiebung des Einschaltzeitpunktes lässt sich die Energie (graue Fläche) ändern, die zum Verbraucher fließt. Einsatzbereiche sind beispielsweise die Drehzahlsteuerung von Gleichstrom- und Universalmotoren in Industrieanlagen oder Kleingeräten wie Bohrmaschinen, in modernen Elektrolokomotiven zur Beaufschlagung des Gleichspannungs-Zwischenkreises und in Anlagen der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung. Gesteuerte Gleichrichter in Umrichtern ermöglichen eine sehr effektive Frequenz- und Leistungssteuerung von Drehstrommotoren in Walzstraßen, Elektrolokomotiven und Waschmaschinen.

Früher wurden für diesen Zweck gittergesteuerte Quecksilberdampfgleichrichter wie Thyratrons und Ignitrons eingesetzt, die groß, teuer und verlustreich sind. Heute werden Thyristoren, Insulated Gate Bipolar Transistors (IGBT) und teilweise Leistungs-MOSFETs verwendet, die wesentlich geringeren Kühlaufwand erfordern.

Es gibt auch sogenannte GTO-Thyristoren, die das Sperren eines Ventils durch einen Impuls erlauben. Allerdings weisen diese schlechtere elektrische Eigenschaften auf und werden zunehmend durch IGBT ersetzt.

Hat ein Brückengleichrichter voll steuerbare Zweige, ist mit ihm Vier-Quadrantenbetrieb möglich, d. h., er kann bei entsprechender Steuerung sowohl Energie aus der Wechselstromseite in die Gleichstromseite liefern als auch umgekehrt. Die entsprechende Schaltung in Form einer H-Brücke wird als Vierquadrantensteller bezeichnet und unter anderem in Wechselrichtern zur Erzeugung einer Wechselspannung aus einer Gleichspannung eingesetzt.

Die Einteilung der steuerbaren Gleichrichter erfolgt in mehrere Schaltungstopologien, dazu zählen B2HZ-, B2HK-, B2C- und B6C-Gleichrichter. Eine steuerbare Gleichrichterschaltung mit besonders geringem Oberschwingungsanteil stellt der Vienna-Gleichrichter dar.[14]

Darüber hinaus hat ein gesteuerter Gleichrichter Bedeutung in der Messtechnik, zum Beispiel bei der Wechselspannungsbrücke.

Synchrongleichrichter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synchroner Gleichrichter mit MOS-FETs; schon die unver­meid­lichen Inversdioden (grau gezeich­net) der MOS-FETs bewirken die Gleichrichtung, hier als Mittel­punkt­gleichrichter geschaltet; durch die synchrone Steuerung verbessern die MOS-FETs gewisser­maßen das Verhalten ihrer eigenen Inversdioden

Die Gleichrichtung sehr geringer Spannungen ist problematisch, weil es keine ungesteuerten Dioden mit Schleusenspannungen unter 0,2 V gibt (Schottky-Diode). Niedrige Spannungen lassen sich so überhaupt nicht gleichrichten, bei höheren gibt es Nebeneffekte:

  • Bei Hüllkurvendemodulatoren ist die demodulierte Spannung verzerrt.
  • Bei niedrigen Spannungen sinkt der Wirkungsgrad erheblich, der Gleichrichter wird bei größeren Strömen heiß.

Deshalb werden unter anderem in Schaltnetzteilen mit niedriger Ausgangsspannung leistungsstarke Synchrongleichrichter eingesetzt.

Bei dieser Art von Gleichrichtern werden keine Bauteile verwendet, die von sich aus einen Stromfluss nur in eine Richtung zulassen; stattdessen verwendet man MOSFETs, die durch eine Ansteuerelektronik so gesteuert werden, dass sie wie Halbleiterdioden mit sehr kleiner Durchlassspannung wirken.

Beispiel: Prozessoren seit etwa dem Jahr 2000 benötigen Betriebsspannungen von weniger als 2 V, Mobilprozessoren mittlerweile von unter 1 V. Diese Leistung wird im Laptop aus 19 V durch Synchronwandler erzeugt, die MOSFET-Gleichrichter verwenden. Weil der Durchlass-Spannungsabfall bei diesen Bauelementen nur wenige zehn Millivolt beträgt, besitzen diese Gleichrichter einen Wirkungsgrad von deutlich über 90 Prozent und können ohne aktive Kühlung realisiert werden.

In der rechts dargestellten Schaltskizze als Teil eines Schaltreglers wird links die Wechselspannung über einen Transformator auf das benötigte Spannungsniveau transformiert, über die beiden MOSFETs gleichgerichtet und die Ausgangsspannung U0 mittels Spule L und Kondensator C geglättet. Die Ansteuerung der MOS-FETs erfolgt durch die gleiche Controllerschaltung, die auch die Eingangsfrequenz erzeugt; somit ergibt sich das Timing der MOS-FET-Ansteuerung zwanglos. Die Controllerschaltung fehlt der Übersichtlichkeit wegen in der Schaltskizze.

Synchrongleichrichter für geringe Ströme findet man in Chopper-Verstärkern, Auto-Zero-Verstärkern und Lock-in-Verstärkern.

Glättung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gleichgerichtete Wechselspannung (grau strichliert) wird geglättet (rot)
Der einstellbare Längsregler mit OPV reduziert die Restwelligkeit

Jeder Gleichrichter macht aus der ursprünglichen Wellenform der Spannung (oft sinusförmig) eine periodisch schwankende Mischspannung; das heißt, es verbleibt ein Wechselspannungsanteil. Viele Verbraucher (beispielsweise elektronische Geräte wie Computer) benötigen aber sehr konstante Gleichspannungen, weshalb die Schwankungen ausgeglichen werden müssen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Glättung. Im ersten Schritt erfolgt die Glättung meist durch einen parallel zum Verbraucher geschalteten Kondensator ausreichender Kapazität. Dieser Kondensator wird durch kurze Strompulse aufgeladen, die einsetzen, wenn der Gleichrichterausgang die Ladespannung des Kondensators übersteigt, und die durch den geringen Stromflusswinkel erhebliche Momentanwerte annehmen können. Alternativ kann die Glättung auch durch Induktivitäten in Reihe zum Verbraucher erfolgen, wodurch der Stromfluss durch den Gleichrichter gleichförmiger wird. Der nach der Glättung übrigbleibende Wechselanteil, auch Brummspannung oder Restwelligkeit genannt, kann durch nachgeschaltete Siebglieder weiter reduziert werden. Filter zur Glättung sind Tiefpassfilter.

Eine weitergehende Glättung erfolgt mit einer Spannungsregelung, die Schwankungen der Ausgangsspannung ausgleicht. Diese elektronische Stabilisierung beseitigt die Restwelligkeit der Ausgangsspannung fast vollständig, wodurch auch hohe Ansprüche an die Qualität der Gleichspannung (z. B. bei Labornetzteilen) befriedigt werden können.

Der Aufwand zur Glättung verringert sich mit steigender Frequenz der Wechselspannung, weshalb immer häufiger Schaltnetzteile eingesetzt werden; sie arbeiten mit Frequenzen deutlich über der Netzfrequenz (z. B. über 40 kHz) und verdrängen vielfach traditionelle Netzteilkonzepte, die noch mit wenig effizienten Längsreglern arbeiten. Für höchste Ansprüche kommt Längsregelung aber nach wie vor in Frage. Evtl. wird sie auch mit Schaltnetzteilen kombiniert, wodurch eine bessere Effizienz ermöglicht wird. Sehr leistungsstarke Gleichrichter werden immer mit Dreiphasenwechselstrom betrieben, weil dabei vom Netz eine sich zeitlich nicht ändernde Gesamtleistung abrufbar ist; die Ausgangs-Gleichspannung bei Verwendung eines Zwölfpulsgleichrichters besitzt auch ohne Glättung oft eine ausreichend geringe Brummspannung.

In älteren Netzteilen für Elektronenröhren wurden Siebdrosseln (zum Beispiel in Form der Feldspule des Geräte-Lautsprechers) eingesetzt. Induktivitäten sind jedoch schwer und teuer, weshalb man sie möglichst vermeidet. Diese beiden Nachteile schwinden mit zunehmender Arbeitsfrequenz, weshalb bei Schaltnetzteilen der Einsatz von Induktivitäten der Regelfall ist: Pi-Filter (zwei Querkondensatoren, dazwischen eine Längsinduktivität) filtern hierbei hochfrequente Anteile.

Gleichrichter in der Messtechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präzisions-Gleichrichtung

In der elektrischen Messtechnik und in der analogen Audiotechnik sind präzise Gleichrichter für kleine Spannungen und kleine Stromstärken notwendig. Sie dienen nicht der Energieversorgung von elektronischen Baugruppen, sondern zur Verarbeitung von Messsignalen.

Phasenempfindliche Gleichrichtung

Im Gegensatz zur einfachen ungesteuerten Gleichrichtung kann sich für die Wechselspannungsmesstechnik bei einer Gleichrichtung, welche synchron zu einem äußeren Vorgang abläuft, das Vorzeichen der Ausgangsspannung umkehren.

Spitzenwert-Gleichrichtung

Bei ständig veränderlicher Spannung kann ihr Maximalwert oder je nach Ausführung ihr Minimalwert erfasst, gespeichert und zur weiteren Verarbeitung bereitgehalten werden. Das ermöglicht sowohl die Scheitelwertmessung als auch die Erfassung außerordentlicher Ereignisse.

Gleichrichter in der Nachrichtentechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Detektorradio

Gleichrichter werden in der Nachrichtentechnik zum Nachweis oder zur Demodulation von Hochfrequenzsignalen eingesetzt. Ein einfaches Beispiel ist die Hüllkurvengleichrichtung amplitudenmodulierter Signale bei Detektor-Empfängern. Sie ist in nebenstehender Schaltskizze abgebildet.

Die Spule und der Drehkondensator stellen dabei einen Schwingkreis dar, der auf die gewünschte hochfrequente Trägerfrequenz abgestimmt ist. Die empfangene Spannung, deren Amplitude in Abhängigkeit vom Nutzsignal schwankt, wird über die Diode gleichgerichtet, wodurch am Kopfhörer als Spannungsverlauf die Hüllkurve des Nutzsignals anliegt – die höheren Frequenzanteile der Sendefrequenz werden durch die Induktivität des Kopfhörers unterdrückt.

Diese Form eines Empfängers ist nicht besonders empfindlich und nur für den Empfang naher und starker Sender geeignet. Die Materialien für die Diode bestanden früher unter anderem aus Bleiglanz oder Pyrit und wurden durch eine feine Metallspitze kontaktiert (was eher als Schottky-Diode anzusehen ist), wodurch eine kapazitätsarme gleichrichtende Wirkung erzielt wurde. Später wurden dafür Germaniumdioden verwendet.

Das zugrundeliegende Prinzip wird auch in heutigen Rundfunkempfängern beim Empfang von amplitudenmodulierten Signalen verwendet.

Gleichrichter als nichtlineare Schaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Gleichrichter sind nichtlineare Schaltungen, die bei sinusförmigem Spannungsverlauf in Stromversorgungen einen nicht sinusförmigen Stromverlauf auf der Gleichspannungsseite verursachen. Die Nichtlinearität ist bedingt durch die nichtlineare Betragsfunktion und die Effekte infolge der Glättung auf der Gleichspannungsseite.

Der Strom auf der Wechselspannungsseite bei Gleichrichtern setzt sich aus mehreren Frequenzkomponenten zusammen, sogenannten Oberschwingungen, die in Wechselspannungsnetzen Störungen verursachen können. Um diese Oberschwingungen klein zu halten, müssen beispielsweise Netzteile mit Gleichrichtern von bestimmten Leistungen an über eine Leistungsfaktorkorrektur verfügen. Das ist eine spezielle Form der Filterung, welche den erwünschten sinusförmigen Stromverlauf auf der Wechselstromseite nachbildet und so den Oberschwingungsanteil reduziert.

Die bei Gleichrichtern auf Wechselspannungsseite auftretenden Oberschwingungen, wie bei allen nichtlinearen Schaltungen, stellen eine spezielle Form der Blindleistung dar, die als Verzerrungsblindleistung bezeichnet wird. Diese Verzerrungsblindleistung belastet ebenso wie die Verschiebungsblindleistung die Leitungen und ist unerwünscht, da damit keine Arbeit am Verbraucher verrichtet wird.

Am 1. Januar 2001 trat eine EMV-Richtlinie über die elektromagnetische Verträglichkeit in Kraft, die Vorgaben über das zulässige niederfrequente Störspektrum der Oberschwingungen ab 75 Watt festlegt.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quecksilberdampfgleichrichter der HGÜ Nelson-River-Bipol 1
  • Die größten jemals zum Einsatz gekommenen Quecksilberdampfgleichrichter befanden sich in der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsanlage Nelson-River-Bipol 1. Sie wiesen eine Sperrspannung von 150 kV und einen maximalen Durchlassstrom von 1800 A auf. Mitte der 1990er-Jahre wurden sie durch gesteuerte Gleichrichter auf Thyristorbasis ersetzt.
  • Mit Schottky-Dioden können Gleichrichter mit niedrigerer Flussspannung als mit herkömmlichen Dioden gebaut werden. Die Flussspannung oder Vorwärtsspannung beschreibt den Spannungsabfall an der Diode im leitfähigen Zustand und ist bei Gleichrichtern unerwünscht. Schottky-Dioden kommen vor allem in Schaltnetzteilen zur Anwendung.
  • Hochspannungsgleichrichter, wie sie in Hochspannungslabors, Röhrenfernsehern, bei Laserdruckern zum Auftragen des Toners oder bei Hochspannungs-Gleichstromübertragungen eingesetzt werden, bestehen aus einer Reihenschaltung von herkömmlichen Dioden. Das ist notwendig, weil Siliziumdioden eine maximale Sperrspannung von nur wenigen Kilovolt haben und es bei Überschreitung dieser Spannung zum Durchbruch kommt. Die Herstellung von Halbleiterbauteilen mit Sperrspannungen von mehr als einigen Kilovolt ist nicht möglich.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Seifart: Analoge Schaltungen. 6. Auflage, Verlag Technik, Berlin 2003, ISBN 3-341-01298-2.
  • Ulrich Tietze, Christoph Schenk: Halbleiter-Schaltungstechnik. 12. Auflage, Springer, Berlin 2002, ISBN 3-540-42849-6.
  • Otmar Kilgenstein: Schaltnetzteile in der Praxis. 3. Auflage, Vogel, Würzburg 1992, ISBN 3-8023-1436-0.
  • Ulrich Nicolai, Tobias Reimann, Jürgen Petzoldt, Josef Lutz: Applikationshandbuch IGBT- und MOSFET-Leistungsmodule. Isle, Ilmenau 1998, ISBN 3-932633-24-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Gleichrichter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Gleichrichter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historical lecture on Karl Braun (Memento vom 11. Februar 2006 im Internet Archive)
  2. Diode. Encyclobeamia.solarbotics.net, archiviert vom Original am 26. April 2006; abgerufen am 6. August 2010.
  3. D. T. Emerson: The work of Jagadish Chandra Bose: 100 years of mm wave research. In: IEEE Transactions on Microwave Theory and Techniques. 45. Jahrgang, Nr. 12, Dezember 1997, S. 2267–2273, doi:10.1109/22.643830, bibcode:1997ITMTT..45.2267E (google.com [abgerufen am 19. Januar 2010]).
  4. Tapan K. Sarkar: History of wireless. John Wiley and Sons, USA 2006, ISBN 0-471-71814-9, S. 94, 291–308 (google.com).
  5. [US patent 836531]
  6. Road to the Transistor. Jmargolin.com, abgerufen am 22. September 2008.
  7. Alexander Goldstein: Die Theorie der Kontaktumformer mit Schaltdrosseln. Diss. techn. Wiss. ETH Zürich, 1948, e-collection.ethbib.ethz.ch .
  8. Hermann Goetsch: Lehrbuch der Fernmeldetechnik. 7. Auflage. R. Oldenbourg, 1938.
  9. 1N4001…1N4007 1.0A Rectifier. (PDF; 49 kB) Diodes, 2. Februar 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. September 2012; abgerufen am 8. Juli 2013 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diodes.com
  10. 1N5400 thru 1N5408 Axial-Lead Standard Recovery Rectifiers. (PDF; 115 kB) ON Semiconductor, 28. Mai 2008, abgerufen am 9. Juli 2013 (englisch).
  11. Nentwig, Geffcken, Richter: Die Glimmröhre in der Technik. Deutsch-Literarisches Institut J. Schneider, Berlin-Tempelhof 1939, S. 110 ff.
  12. H. R. N. Jones: The Application of Combustion Principles to Domestic Gas Burner Design. Routledge, 1990, ISBN 978-0-419-14800-5, S. 161.
  13. Die Flammenüberwachung, Arbeitsblatt-Flammenüberwachung, Infoblatt der Steirischen Rauchfangkehrergesellen. Abgerufen im September 2020
  14. J. W. Kolar, H. Ertl, F. C. Zach: Design and Experimental Investigation of a Three-Phase High Power Density High Efficiency Unity Power Factor PWM (Vienna) Rectifier Employing a Novel Integrated Power Semiconductor Module. In: Proceedings of the 11th IEEE Applied Power Electronics Conference. San Jose (CA), USA, 3. bis 7. März 1998, Ausgabe 2, S. 514–523.