Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

„Harzhornereignis“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K →‎Lage: Korrekturen
 
(643 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Infobox Fund
Unter dem Begriff '''Harzhornereignis''' wird eine Reihe von Kampfhandlungen zusammengefasst, die zwischen tausenden [[Römische Legion|römischen Legionären]], deren [[Auxiliartruppen|Hilfstruppen]] und einer unbekannten Anzahl [[Germanen]] um das Jahr 235 n. Chr. am Südwestrand des [[Harz (Mittelgebirge)|Harzes]], dem sogenannten „Harzhorn“, stattfanden.
| NAME=„Harzhornereignis“<br />(Fundplätze am Harzhorn)
| KARTE=
| KARTENBESCHREIBUNG=
| BILD=Harzhorn Grabungsschnitt von unten 1.jpg
| BILDBESCHREIBUNG=Archäologische Ausgrabungen am Harzhorn, 2012
| MASSE=
| EINORDNUNG-WANN= Römische Kaiserzeit
| EINORDNUNG-WO=[[Wiershausen (Kalefeld)|Wiershausen]], [[Landkreis Northeim]]
| BESONDERHEITEN=
| BESONDERHEITEN1=
| LAGE-POLITISCH=[[Niedersachsen]], [[Deutschland]]
| LAGE-FUND=[[Wiershausen (Kalefeld)|Harzhorn]]
| LAGE-FUND-BEZ=Fundort
| BREITENGRAD= 51/49/56.58/N
| LÄNGENGRAD= 10/06/17.91/E
| REGION-ISO= DE-NI
| POSKARTE=Deutschland Niedersachsen
| ALTERNATIVKARTE=
| BILD1=Harzhorn Fundstelle Karte Umgebung.jpg
| BILD1-BESCHREIBUNG=Lage des Fundgebietes im Detail}}


Unter dem Begriff '''Harzhornereignis'''<ref>''Es handelt sich also auch dabei um keine offene Feldschlacht, sondern militärisch gesprochen um ein „Gefecht“. Um eine möglichst objektive und nicht durch Begrifflichkeiten bereits vorbestimmte Diskussion zu führen, ist es sinnvoll, mit dem neutralen Begriff „Harzhorn-Ereignis“ zu operieren.'' Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer: ''Eingefrorene Zeit. Das Harzhorn-Ereignis – Archäologie einer römisch-germanischen Konfrontation 235 n. Chr.'' In: [[Matthias Wemhoff]], [[Michael Rind]] (Hrsg.): ''Bewegte Zeiten: Archäologie in Deutschland.'' Michael Imhof Verlag, Petersberg 2018, ISBN 978-3-7319-0723-7, S. 282–293, hier S. 283.</ref> werden mehrere zusammenhängende Kampfhandlungen zusammengefasst, die zwischen mehreren tausend [[Römische Legion|römischen Legionären]] und deren [[Auxiliartruppen|Hilfstruppen]] sowie einer unbekannten Anzahl [[Germanen]] um das Jahr 235/236 n. Chr. am Westrand des [[Harz (Mittelgebirge)|Harzes]] auf der Erhebung ''Harzhorn'' stattfanden und ein vergleichsweise spätes Beispiel für die militärische [[Geschichte der Römer in Germanien|Präsenz der Römer in Germanien]] darstellen.
Die [[Archäologie|archäologischen]] Fundplätze befinden sich nahe dem [[Kalefeld]]er Ortsteil [[Wiershausen (Kalefeld)|Wiershausen]] im [[Niedersachsen|niedersächsischen]] [[Landkreis Northeim]] und erstreckten sich anfänglich über eine Fläche von 2,0&nbsp;×&nbsp;0,5&nbsp;Kilometern (Stand April 2009). Ende 2010 wurde in etwa drei Kilometer Entfernung ein weiteres umfangreiches Fundareal entdeckt. Beide Fundorte werden von den mit den Untersuchungen beauftragten Wissenschaftlern als spektakuläre Entdeckung von außerordentlicher wissenschaftlicher Bedeutung bewertet: Es sei neben der [[Fundregion Kalkriese]] das am besten erhaltene [[antike]] [[Schlacht]]feld in Europa.<ref name="Dolabra 4/2011">Michael Geschwinde, Petra Lönne, Günther Moosbauer unter Mitarbeit von Michael Brangs und Thorsten Schwarz: ''Das Geheimnis der Dolabra.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.'' 4/2011, {{ISSN|0720-9835}}.</ref> Es biete die einzigartige Möglichkeit, archäologische Hinterlassenschaften einer im Gefecht befindlichen römischen Armee zu untersuchen.<ref>''Das Schlachtfeld am Harzhorn: Neue archäologische Untersuchungen 2009 und 2010.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.'' 1/2011, S.&nbsp;25.</ref> Bisher (Stand Sommer 2013) konnten rund 2.500 [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] der Kampfhandlungen gefunden werden. Neben dem [[Römerlager Hedemünden]], dem [[Fundplatz Bentumersiel]] sowie der Fundregion Kalkriese handelt es sich bei den Fundplätzen rund um das Harzhorn um eine der wenigen größeren Fundstellen römischer [[Militaria]] im [[Norddeutschland|norddeutschen]] Raum.

[[Datei:Harzhorn Ausgrabungsbereich.jpg|mini|hochkant=1.6|Ausgrabungsareal von 2011 auf dem [[Gebirgskamm|Kamm]] des Harzhorns. Foto von 2012, ein Jahr nach den Untersuchungen.]]
Die [[Archäologie|archäologischen]] Fundplätze befinden sich nahe dem [[Kalefeld]]er Ortsteil [[Wiershausen (Kalefeld)|Wiershausen]] am Nordrand des [[Niedersachsen|niedersächsischen]] [[Landkreis Northeim|Landkreises Northeim]] und erstreckten sich anfänglich über eine Fläche von 2,0&nbsp;× 0,5&nbsp;Kilometern (Stand April 2009). Ende 2010 wurde in etwa drei Kilometern Entfernung ein weiteres umfangreiches Fundareal entdeckt. Beide Fundorte werden von den mit den Untersuchungen beauftragten Wissenschaftlern als spektakuläre Entdeckung von außerordentlicher wissenschaftlicher Bedeutung bewertet: Es sei, neben der [[Fundregion Kalkriese]], das am besten erhaltene [[antike]] [[Schlacht]]feld in Europa.<ref name="Dolabra 4/2011">Michael Geschwinde, Petra Lönne, Günther Moosbauer unter Mitarbeit von Michael Brangs und Thorsten Schwarz: ''Das Geheimnis der Dolabra.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.'' Ausgabe 4/2011, S. 248–249.</ref> Dort ergibt sich die einzigartige Möglichkeit, archäologische Hinterlassenschaften einer im Gefecht befindlichen römischen Armee zu untersuchen.<ref>''Das Schlachtfeld am Harzhorn: Neue archäologische Untersuchungen 2009 und 2010.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.'' Ausgabe 1/2011, S.&nbsp;25.</ref>
[[Datei:Harzhorn Ausgrabungsbereich 2012 abgedeckt.jpg|mini|hochkant=1.6|Ausgrabungsareal von 2012 im Kammbereich, abgedeckt mit Planen.]]

Bisher wurden rund 1700 [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] der Kampfhandlungen gefunden (Stand Sommer 2013). Neben dem [[Römerlager Hedemünden]], dem [[Fundplatz Bentumersiel]], dem [[Römisches Marschlager von Wilkenburg|Römischen Marschlager von Wilkenburg]] sowie der Fundregion Kalkriese handelt es sich bei den Fundplätzen rund um das Harzhorn um eine der großen Fundstellen römischer [[Militaria]] im norddeutschen Raum. Bedeutend ist dieser [[Archäologischer Fund|Fund]] auch aufgrund der Einordnung in die historischen Ereignisse zu Beginn der sogenannten [[Reichskrise des 3. Jahrhunderts]]. Zuvor wurden in der historischen Forschung derart weiträumige militärische Operationen der Römer für diese Zeit und in diesem Raum nicht für möglich gehalten. Nach aktuellem Stand gilt es dabei als so gut wie gesichert, dass das Gefecht in den Kontext der Germanenkriege des Kaisers [[Maximinus Thrax]] in den Jahren 235 und 236 n. Chr. gehört.


== Entdeckung ==
== Entdeckung ==
Einen ersten archäologischen Hinweis auf das Gefechtsfeld am Harzhorn gab es bereits 1990, der als solcher nicht erkannt wurde. Bei Kanalbauarbeiten fand sich in [[Kalefeld]] eine 45&nbsp;cm lange römische Prunklanze. Es erscheint möglich, dass die Lanze im Verfüllkies einer Kiesgrube am Harzhorn in den Ort gelangt ist.<ref>Michael Geschwinde: ''Eine römische Prunklanze aus Kalefeld, Ldkr. Northeim.'' In: ''[[Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte]].'' Band 83, 2014, S.&nbsp;107–114 ([https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nnu/article/view/63151 online]).</ref>
[[Datei:Harzhorn Fundstelle Karte Umgebung.jpg|mini|hochkant=1.2|links|Lage des Fundgebietes]]
[[Datei:Harzhorn Verbotsschild.jpg|mini|hochkant=0.9|Verbotsschild zu [[Metalldetektor]]en und [[Raubgrabung]]en im Untersuchungsgebiet]]
Laut einer [[Sage]] befand sich am Harzhorn, einem Geländesporn über dem [[Nette (Innerste)|Nettetal]] unweit des Kalefelder Ortsteils Wiershausen, einst eine [[Burg]].<ref>H. Danne: [http://www.duederode.de/html/sagen.html ''Sagen aus Olderode-Düderode''], auf der Website der Ortschaft Düderode.</ref> In ihr sollen die [[Ritter]] Oldit und Dudit gelebt haben. Als ihre Burg im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] zerstört wurde, gründeten sie [[Oldenrode (Kalefeld)|Oldenrode]] und [[Düderode]].


[[Datei:Harzhorn-Ereignis Hipposandale (NLD)-2.jpg|mini|Der „Auslöser“ für die Ausgra&shy;bungen am Harzhorn: Der im Jahre 2000 von zwei illegalen [[Sondengänger|Sonden&shy;gängern]] gefundene Gegenstand, der sich erst 2008 als römische [[Hipposandale|Hippo&shy;sandale]] herausstellte]]
Auf der Suche nach dieser [[Mittelalter|mittelalterlichen]] Burg entdeckten zwei Hobbyarchäologen aus Kalefeld als [[Sondengänger]] im Jahr 2000 den Fundbereich auf dem Harzhorn. Sie nahmen mehrere Fundstücke mit, wie Geschossspitzen, Achsnägel, eine [[Ligo|Schaufelhacke]] und eine [[Hipposandale]], die sie als mittelalterlich ansahen. Im Jahre 2008 stellte einer der Hobbyarchäologen Fotos der Fundstücke mit der Frage nach deren Herkunft in ein einschlägiges [[Internetforum]] ein. Er bekam darauf in Minutenschnelle die Antwort, dass zumindest eines der Stücke aus römischer Zeit stamme. Erst diese Zuordnung veranlasste den Entdecker im Juni 2008, die zuständige Kreisarchäologin [[Petra Lönne]] in [[Northeim]] zu informieren.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/erste-roemerfunde-zehn-jahren-582775.html ''Erste Römerfunde vor zehn Jahren''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 6. Januar 2010.</ref>
Laut einer [[Sage]] befand sich am Harzhorn, einem Geländesporn über dem [[Nette (Innerste)|Nettetal]], unweit des Kalefelder Ortsteils Wiershausen, einst eine [[Burg]].<ref>[http://www.duederode.de/dorf/sagen/ ''Sagen aus Olderode-Düderode''] auf der Website der Ortschaft Düderode, abgerufen am 7. Dezember 2018.</ref> Hier sollen die [[Ritter]] ''Oldit'' und ''Dudit'' gelebt haben. Als ihre Burg im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] zerstört wurde, gründeten sie die Ortschaften [[Oldenrode (Kalefeld)|Oldenrode]] und [[Düderode]]. Auf der Suche nach dieser [[mittelalter]]lichen Burg entdeckten zwei Hobbyarchäologen aus Kalefeld als illegale<ref>[[Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz]] vom 30. Mai 1978 [http://www.nds-voris.de/jportal/portal/t/2k5a/page/bsvorisprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=h&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-DSchGNDV9P12&doc.part=S&toc.poskey=#focuspoint §&nbsp;12 „Ausgrabungen“]<br />(1) ''Wer nach Kulturdenkmalen graben, Kulturdenkmale aus einem Gewässer bergen oder mit technischen Hilfsmitteln nach Kulturdenkmalen suchen will, bedarf einer Genehmigung der Denkmalschutzbehörde. Ausgenommen sind Nachforschungen, die unter der Verantwortung einer staatlichen Denkmalbehörde stattfinden.''<br />(2) ''Die Genehmigung ist zu versagen, soweit die Maßnahme gegen dieses Gesetz verstoßen oder Forschungsvorhaben des Landes beeinträchtigen würde. Die Genehmigung kann unter Bedingungen und mit Auflagen erteilt werden. Insbesondere können Bestimmungen über die Suche, die Planung und Ausführung der Grabung, die Behandlung und Sicherung der Bodenfunde, die Dokumentation der [[Befund (Archäologie)|Grabungsbefunde]], die Berichterstattung und die abschließende Herrichtung der Grabungsstätte getroffen werden. Es kann auch verlangt werden, daß ein bestimmter Sachverständiger die Arbeiten leitet.''</ref> [[Sondengänger]] im Jahr 2000 den Fundbereich am Harzhorn. Sie entnahmen mehrere Fundstücke, wie Geschossspitzen, Achsnägel, eine [[Ligo|Schaufelhacke]] und eine [[Hipposandale]], die sie zunächst als mittelalterlich ansahen. Im Jahre 2008 stellte einer der Hobbyarchäologen die Fotos der Fundstücke mit der Frage nach deren Herkunft in einem einschlägigen [[Internetforum]] vor. Er bekam darauf die Antwort, dass zumindest eines der gefundenen Stücke aus römischer Zeit stamme. Diese Zuordnung veranlasste ihn im Juni 2008, unverzüglich die zuständige Kreisarchäologin [[Petra Lönne]] in [[Northeim]] zu informieren.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/erste-roemerfunde-zehn-jahren-582775.html ''Erste Römerfunde vor zehn Jahren.''] In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]].'' 6. Januar 2010. Siehe auch: Michael Geschwinde, Petra Lönne: ''Die Entdeckung eines Schlachtfeldes, das es eigentlich gar nicht geben konnte.'' In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn.'' Konrad Theiss, Darmstadt 2013, S. 58–64, hier S. 60 f.</ref>


Die im Spätsommer 2008 einsetzenden archäologischen Untersuchungen deuteten darauf hin, dass das Gebiet im frühen 3.&nbsp;Jahrhundert&nbsp;n.&nbsp;Chr. Schauplatz einer militärischen Auseinandersetzung war. Die öffentliche Bekanntgabe der Entdeckung mit Präsentation der Fundstücke am 15.&nbsp;Dezember 2008 sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Sie wurde vom damaligen [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur|niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur]] [[Lutz Stratmann]] und von Michael Wickmann als [[Landrat (Deutschland)|Landrat]] des [[Landkreis Northeim|Landkreises Northeim]] vorgenommen.<ref>''[http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/roemisches-schlachtfeld-am-harzrand-entdeckt-5077/ Römisches Schlachtfeld am Harzrand entdeckt]'', Archäologie Online, 15. Dezember 2008.</ref> In Medienberichten war aufgrund der [[Pressemitteilung]] des [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur|Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur]]<ref>Petra Wundenberg: ''[http://idw-online.de/pages/de/news293934 Archäologischer Jahrhundertfund]'', [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur]] (Pressemitteilung), 15. Dezember 2008.</ref> von einem ''archäologischen Jahrhundertfund'' und der ''Römerschlacht bei Kalefeld'' die Rede.
Die im Spätsommer 2008 einsetzenden archäologischen Untersuchungen deuteten darauf hin, dass sich im Bereich des Harzhornes im frühen 3.&nbsp;Jahrhundert n.&nbsp;Chr. eine umfangreiche militärische Auseinandersetzung ereignet hat. Die öffentliche Bekanntgabe der Entdeckung mit Präsentation der Fundstücke am 15.&nbsp;Dezember 2008 sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Sie wurde vom damaligen niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur [[Lutz Stratmann]] und von [[Michael Wickmann]] als [[Landrat (Deutschland)|Landrat]] des [[Landkreis Northeim|Landkreises Northeim]] vorgenommen.<ref>[https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/roemisches-schlachtfeld-am-harzrand-entdeckt-1175/ ''Römisches Schlachtfeld am Harzrand entdeckt.''] Archäologie Online, 15. Dezember 2008.</ref> In Medienberichten war aufgrund der [[Pressemitteilung]] des [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur|Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur]]<ref>Petra Wundenberg: ''[http://idw-online.de/pages/de/news293934 Archäologischer Jahrhundertfund]'', [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur]] (Pressemitteilung), 15. Dezember 2008.</ref> von einem ''archäologischen Jahrhundertfund'' und der ''Römerschlacht bei Kalefeld'' die Rede.


== Lage ==
== Lage ==
=== Unmittelbares Fundgebiet ===
[[File:Harzhorn Panorama Nordseite.jpg|mini|hochkant=1.8|Der Vogelberg mit dem Harzhorn (links), von Nordosten gesehen, im rechten Bildbereich steil abfallende Hänge]]
[[Datei:Harzhorn Panorama Südseite.jpg|mini|hochkant=1.8|Der Vogelberg mit flach abfallenden Hängen, von Südwesten gesehen, das Harzhorn rechts]]
[[Datei:Harzhorn Panorama Nordseite Getreidefeld.jpg|mini|hochkant=1.5|Höhenzug des Vogelberges, links der Bereich des Harzhorns]]
[[Datei:Harzhorn Rodenberg Pass B 248.jpg|mini|Der Korridor zwischen dem Harzhorn (links) und dem Rodenberg (rechts) mit dem Info-Gebäude im Bau und der B&nbsp;248 als Allee, 2013]]
Das Fundgebiet befindet sich etwa einen Kilometer nordöstlich von [[Wiershausen (Kalefeld)|Wiershausen]] auf dem etwa zwei Kilometer langen und bewaldeten Höhenzug Vogelberg (336 Meter über NN.), der in Ost-West-Richtung verläuft. Das engere Fundgebiet ist der östliche Bereich des Vogelberges, der hier die Bezeichnung Harzhorn trägt und [[Felssporn|spornähnlich]] in Richtung Osten ausgebildet ist. Die Erhebung läuft als natürliche Barriere in Richtung auf den östlich liegenden [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]] zu. Das östliche Pendant des Harzhornes bilden der Rodenberg und das Hohe Rott (330 Meter über NN.), dazwischen befindet sich ein schmaler, etwa 600 Meter breiter [[Gebirgspass|Pass]] auf 190 Meter über NN. Die Berge riegeln das Kaleberger Becken gegenüber dem nördlich liegenden Tal der [[Nette (Innerste)|Nette]] ab, so dass ein Passieren in Nord-Süd-Richtung nur durch den Pass möglich ist. Heute verläuft hier die [[Bundesautobahn 7]]. Da der Rodenbergbach im Pass verläuft, scheint er in früheren Zeiten eine morastige Talniederung gewesen zu sein. Mittelalterliche [[Hohlweg]]e mieden ihn und verliefen, wie die heutige [[Bundesstraße 248]], am Hang des Harzhorns. Früher handelte es sich um die Route einer historischen [[Handelsweg|Handels]]- und [[Militärstraße|Heerstraße]] entlang des [[Leine (Aller)|Leinetals]]. Auch heute stellt das Harzhorn einen [[Talpass (Engtal)|Engpass]] für die Hauptverkehrslinie von [[Norddeutschland]] über die [[Hessisches Bergland|hessische Senke]] in die [[Wetterau]] dar.
Das Fundgebiet befindet sich etwa einen Kilometer nordöstlich von [[Wiershausen (Kalefeld)|Wiershausen]] auf dem etwa zwei Kilometer langen und bewaldeten Höhenzug des ''Vogelberges'' (336 Meter über NN.), der in Ost-West-Richtung verläuft. Das engere Fundgebiet ist der östliche Bereich des Vogelberges, der hier die Bezeichnung ''Harzhorn'' trägt und [[Felssporn|spornähnlich]] ausgebildet ist. Die Erhebung läuft als natürliche Barriere auf den östlich liegenden [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]] zu. Das östliche Pendant des Harzhornes bilden der ''Rodenberg'' und das ''Hohe Rott'' (330 Meter über NN.), dazwischen befindet sich ein schmaler, etwa 600 Meter breiter Durchgangskorridor auf 190&nbsp;Meter über [[Normalnull|NN]]. Die Berge riegeln das ''Kalefelder Becken'' gegenüber dem nördlich liegenden Tal der [[Nette (Innerste)|Nette]] ab, so dass ein Passieren in Nord-Süd-Richtung früher nur durch den Korridor möglich war. Heute verläuft hier die [[Bundesautobahn 7]]. Der Flusslauf des Rodenbergbachs am Grund des Durchgangskorridors scheint in früheren Zeiten eine morastige Talniederung gewesen zu sein. Mittelalterliche [[Hohlweg]]e mieden ihn und verliefen, wie die heutige [[Bundesstraße 248|B&nbsp;248]], am Hang des Harzhornes. Früher handelte es sich um die Route einer historischen [[Handelsweg|Handels]]- und [[Militärstraße|Heerstraße]] durch das [[Leine (Aller)|Leinetal]]. Auch heute noch stellt das Harzhorn einen [[Talpass (Engtal)|Engpass]] für die Hauptverkehrslinie von [[Norddeutschland]] über die [[Hessisches Bergland|hessische Senke]] in die [[Wetterau]] dar.


Das Fundgebiet befindet sich nicht im Bereich des tiefer liegenden Durchgangskorridors, sondern auf dem Höhenzug des Harzhorns, wo die Hänge steil nach Norden abfallen und nur an wenigen Stellen passierbar sind. Laut der [[#Fundbewertung und Arbeitshypothese|derzeitigen Arbeitshypothese]] (Stand 2014) könnten germanische Truppen den Korridorbereich für die in Richtung Süden marschierenden Römer versperrt haben. Die römischen Truppen hätten daraufhin den Korridor über den Höhenzug umgangen, um sich dort unter anderem über den steilen Nordhang einen Durchbruch mit einem erfolgreichen Infanterieangriff, starker Fernwaffenunterstützung ([[Torsionsgeschütz]]e, Pfeile) und einer Reiterattacke freizukämpfen.
2013 wurde bekannt, dass unmittelbar im Passbereich bis 2015 eine 50 Meter breite [[Grünbrücke]] gebaut wird, um die beiden größten Waldgebiete Niedersachsens, Harz und [[Solling]], für Wildtiere zu verbinden. <ref>''[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/wildautobahn-quert-harzhorn-2630166.html Wildautobahn quert A7 am Harzhorn]'', [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 21. November 2012.</ref>{{Zukunft| 2015}} Das führte dazu, dass der Standort des geplanten Info-Gebäudes für Besucher des Harzhorns als [[archäologisches Freilichtmuseum]] um 250 Meter verlegt werden musste. <ref>[http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn173.html ''Harzhorn: Info-Zentrum muss Brücke weichen'' bei ndr.de vom 7. Juni 2013]</ref>


=== Weiteres Fundgebiet ===
Das Fundgebiet befindet sich nicht im Bereich des tieferliegenden Passes, sondern auf dem Höhenzug Harzhorn, wo die Hänge steil nach Norden abfallen und nur an wenigen Stellen passierbar sind. Laut der [[#Fundbewertung und Arbeitshypothese|derzeitigen Arbeitshypothese]] (Stand 2013) könnten germanische Truppen den Passbereich für die in Richtung Süden marschierenden Römer versperrt haben. Die römischen Truppen hätten daraufhin den Pass über den Höhenzug umgangen und dort unter anderem über den steilen Nordhang einen Durchbruch mit einem erfolgreichen Infanterieangriff und starker Fernwaffenunterstützung ([[Torsionsgeschütz]]e, Pfeile) freigekämpft.
[[Datei:Kahlberg von Süden von der B 248.jpg|mini|hochkant=1.5|Der Kahlberg, auf dem sich das im Jahre 2010 entdeckte Fundareal befindet]]
Bereits im Jahre 2009 begannen im weiträumigen Umfeld der Fundstelle Prospektionen, bei denen auch das historische Wegenetz berücksichtigt wurde. Dabei lieferte das eingesetzte [[Airborne Laserscanning|Airborne-Laserscanning]]-Verfahren ein plastisches Geländemodell, unter Ausschaltung der störenden Vegetation durch Bewaldung. Die systematische Suche, insbesondere mit Metalldetektoren, wurde auf einen Umkreis von bis zu zehn Kilometern nach Norden in Richtung [[Seesen]] und nach Süden in Richtung [[Northeim]] ausgedehnt. Es zeigte sich, dass in landwirtschaftlich genutzten Flächen kaum aussagekräftige Funde zu verzeichnen und in Waldgebieten die Erhaltungs- und Entdeckungsbedingungen sehr unterschiedlich waren.


Im November 2010 wurde in rund drei Kilometern Entfernung südwestlich vom Harzhorn am [[Kahlberg (Kalefeld)|Kahlberg]] ein weiteres Fundareal <small>({{Coordinate|NS=51.812913|EW=10.082102|type=landmark|region=DE-NI|name=Kahlberg|text=vermutete Lage}})</small> entdeckt.<ref>[http://www.hna.de/lokales/northeim/roemer-germanen-kaempften-kahlberg-1558819.html ''Römer kämpften auch am Kahlberg – Pionieraxt gibt viele Aufschlüsse.''] In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]].'' 11. Januar 2012.</ref> Zu den dort gefundenen Artefakten gehören unter anderem eine römische [[Dolabra]] (siehe Fundstücke), ein Teil eines [[Niederbieber (Helm)|hochkaiserzeitlichen Helms]] und zwei [[Denar (Rom)|Denare]], die sich ebenso in das Zeitspektrum der bereits gefundenen Münzen am Harzhorn datieren lassen. Zwei dort gefundene [[Pilum|Pila]] wurden vermutlich im Kampf verbogen. Außerdem wurden eine kleine [[Axt]] und ein [[Geschirr (Zugtier)|Nackenjoch]] eines Zugtieres gefunden. Wegen der gefundenen Wagen- und Zugtierausrüstungen kann man hier auf ein Gefecht des römischen [[Tross]]es gegen die Germanen schließen, bei dem vor allem Nahkampfwaffen wie [[Lanze]]n zum Einsatz kamen.
<gallery widths="160" heights="130" perrow="4">
Harzhorn Denkmalschild.jpg|Hinweisschild an der [[Bundesstraße 248|B&nbsp;248]] zum [[Bodendenkmal]]
Harzhorn Erhebung Südostseite.jpg|Zuwegung von der B&nbsp;248 zur flachabfallenden Südostseite des Harzhorns
Harzhorn Blick Seite Nordhang.jpg|Der steile und schwer begehbare Nordhang des Harzhorns
Harzhorn Blick Nordhang.jpg|Blick vom [[Gebirgskamm|Kamm]] über den Steilhang Richtung Norden
</gallery>


== Forscherteam ==
== Erforschung ==
=== Forscherteam ===
[[Datei:Die Wikipedianer kommen 19.JPG|mini|Projektleiter [[Michael Geschwinde]] und Kreisarchäologin [[Petra Lönne]] vor Ort am Harzhorn im Jahre 2013.]]
[[Datei:Die Wikipedianer kommen 19.JPG|mini|Projektleiter [[Michael Geschwinde]] und Kreisarchäologin [[Petra Lönne]] vor Ort am Harzhorn im Jahre 2013]]
Nach der ersten Fundmeldung 2008 formierte sich zur Suche und Koordination des weiteren Vorgehens rasch das ''Forschungsprojekt Harzhorn''. Die Koordination des Projektes erfolgt durch die Kreisarchäologin des [[Landkreis Northeim|Landkreises Northeim]] [[Petra Lönne]] und den niedersächsischen [[Landesarchäologe]]n [[Henning Haßmann]]. Dem Forscherteam gehören darüber hinaus der Bezirksarchäologe [[Michael Geschwinde]] vom [[Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege|Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege]] (Stützpunkt [[Braunschweig]]) als Leiter sowie vom Landesamt der [[Grabungstechniker]] Thorsten Schwarz und der Prospektionstechniker Michael Brangs an. Weitere Beteiligte zur wissenschaftlichen Begleitung sind der [[Provinzialrömische Archäologie|provinzialrömische Archäologe]] [[Günther Moosbauer]] von der [[Universität Osnabrück]], der [[Numismatiker]] [[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]] vom [[Historisches Museum Frankfurt|Historischen Museum Frankfurt]], [[Felix Bittmann]] vom [[Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung|Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung]] und der Prähistoriker [[Michael Meyer]] vom Institut für [[Ur- und Frühgeschichte|prähistorische]] Archäologie der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] an.<ref>Michael Meyer: [http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/praehist/forschung/Prof_Meyer/Roemisches_Schlachtfeld/index.html ''Römisches Schlachtfeld auf dem Harzhorn bei Northeim''], Freie Universität Berlin, 2009.</ref> <ref>[https://geschimagazin.wordpress.com/2009/04/20/die-roemerschlacht-am-harzhorn-555266/ ''Die Römerschlacht am Harzhorn''], GeschiMag, das Online-Magazin für Geschichte, 20. April 2009.</ref> Finanziell gefördert wurde das ''Forschungsprojekt Harzhorn'' in den Jahren 2009 und 2010 insbesondere durch das Forschungsförderprogramm „PRO Niedersachsen“ des [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur|Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur]].
Nach der ersten Fundmeldung 2008 formierte sich als Arbeitsgruppe zur Suche und Koordination des weiteren Vorgehens schon bald das ''Forschungsprojekt Harzhorn''. Die Koordination des Projektes erfolgt durch die Kreisarchäologin des [[Landkreis Northeim|Landkreises Northeim]] [[Petra Lönne]] und den niedersächsischen [[Landesarchäologe]]n [[Henning Haßmann]]. Dem Forscherteam gehören darüber hinaus der Bezirksarchäologe [[Michael Geschwinde]] vom [[Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege|Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege]] (Stützpunkt [[Braunschweig]]) als Leiter sowie vom Landesamt der [[Grabungstechniker]] Thorsten Schwarz und der Prospektionstechniker Michael Brangs an.<ref>Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 313.</ref> Weitere Beteiligte zur wissenschaftlichen Begleitung sind der [[Provinzialrömische Archäologie|provinzialrömische Archäologe]] [[Günther Moosbauer]] von der [[Universität Osnabrück]], der [[Numismatiker]] [[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]] vom [[Historisches Museum Frankfurt|Historischen Museum Frankfurt]], [[Felix Bittmann]] vom [[Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung|Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung]] und der Prähistoriker [[Michael Meyer (Prähistoriker)|Michael Meyer]] vom Institut für [[Ur- und Frühgeschichte|prähistorische]] Archäologie der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]].<ref>Michael Meyer: {{Webarchiv|url=http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/praehist/forschung/Prof_Meyer/Roemisches_Schlachtfeld/index.html |wayback=20131004212527 |text=''Römisches Schlachtfeld auf dem Harzhorn bei Northeim'' |archiv-bot= }}, Freie Universität Berlin, 2009; [https://geschimagazin.wordpress.com/2009/04/20/die-roemerschlacht-am-harzhorn-555266/ ''Die Römerschlacht am Harzhorn''], GeschiMag, das Online-Magazin für Geschichte, 20. April 2009.</ref> Finanziell gefördert wurde das ''Forschungsprojekt Harzhorn'' in den Jahren 2009 und 2010 insbesondere durch das Forschungsförderprogramm „PRO Niedersachsen“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.<ref>Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 313.</ref>


=== Archäologische Prospektion ===
== Fundsuche ==
Seit den ersten Funden im Jahre 2008 hält die Suche im näheren und weiteren Untersuchungsgebiet um das Harzhorn an. Da anhand der bisherigen Fundstücke die Anwesenheit einer größeren römischen Armeeeinheit anzunehmen ist, wird nach weiteren Kampfplätzen, Auf- und Abmarschwegen sowie nach Lagerplätzen geforscht, ohne dass ein Ende der Fundsuche absehbar ist. Die [[Archäologie|archäologische]] [[Prospektion (Archäologie)|Prospektion]] dazu führt ein Team der Kreisarchäologie Northeim und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege durch. Zum Einsatz kommt dabei die [[Schlachtfeldarchäologie]], deren wichtigstes Werkzeug zur Erforschung von [[Schlacht]]feldern das [[Metalldetektor|Metallsuchgerät]] ist.
Seit den ersten Funden im Jahre 2008 hielt die [[Prospektion (Archäologie)|archäologische Prospektion]] im näheren und weiteren Umfeld des Harzhorns über Jahre an. Da anhand der bisherigen Fundstücke die Anwesenheit einer größeren römischen Armeeeinheit anzunehmen war, wurde nach weiteren Kampfplätzen, An- und Abmarschwegen sowie Lagerplätzen geforscht. Ein Team der Kreisarchäologie Northeim und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege war für die Prospektion verantwortlich. Hierfür kam die [[Schlachtfeldarchäologie]] zum Einsatz, deren wichtigste Arbeitsgeräte zur Erforschung von Schlachtfeldern [[Metalldetektor]]en sind.


[[Datei:Harzhorn-Ereignis Sondenprospektion 2008 (NLD).jpg|mini|links|Erste Prospektion der [[Denkmalpflege|Denkmal&shy;pflege]] mit [[Metalldetektor]]en im Jahre 2008]]
[[File:Harzhorn Fundschilder.jpg|miniatur|Archäologische Fundmarkierungen im Waldboden]]
2009 wurden bei den Prospektionsmaßnahmen an einem Steilhang Reste eines römischen [[Tross]]wagens gefunden, der im Gefecht hinuntergestürzt sein könnte. Dabei wurden neben Wagenteilen auch [[Hufschuh]]e aus Eisen gefunden, die auf [[Maultier]]e als Zugtiere schließen lassen. Am Nordhang des Harzhorns fanden sich größere Konzentrationen an Waffen, die auf ein sehr heftiges Kampfgeschehen deuten. So steckten in einem kleinen Hangbereich etwa 40 Katapultprojektile aus Torsionsgeschützen im Erdreich. Anhand ihrer Ausrichtungen ließen sich die Schussrichtungen rekonstruieren.<ref>Ulrike Biehounek: [https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/die-revanche-der-roemer/ ''Die Revanche der Römer''], [[Bild der Wissenschaft]] Online 6/2010.</ref> Insgesamt handelt es sich bei den Fundstücken größtenteils um Waffen und Waffenteile, darunter rund 50 Pfeilspitzen, etwa 130 Katapultprojektile, Speerspitzen, Rüstungsteile sowie Nägel von Legionärssandalen ([[Caliga]]e). Weitere Funde waren römische [[Hufeisen]], Reste eines [[Kettenrüstung|Kettenhemdes]]<ref>[https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/schlacht-am-harzhorn-kettenhemd-eines-roemischen-soldaten-gefunden-2341/ ''Schlacht am Harzhorn: Kettenhemd eines römischen Soldaten gefunden''] bei archäologie-online.de vom 3. Juli 2015.</ref>, eine bronzene verzinnte [[Fibel (Schließe)|Hülsenscharnierfibel]], [[Hering (Bauteil)|Zeltheringe]] und eine Gürtelgarnitur. Von den gefundenen Münzen waren 16 Stück für die zeitliche Einordnung von Bedeutung. Darunter befanden sich zur anfänglichen Überraschung der Forscher, die zunächst eine Datierung in die Zeit des [[Augustus]] erwartet hatten ([[Augusteische Germanenkriege]]), neun [[Denar (Rom)|Denare]] aus der Zeit der [[Severer|severischen]] Kaiser und zwei Münzen, deren Prägungen sich auf die Jahre ab 228 n.&nbsp;Chr. unter Kaiser [[Severus Alexander]] festlegen ließen. Im weiteren Umfeld des Harzhorns wurden bisher nur wenige Waffenteile im Boden geortet. Das könnte sich durch schwächeres Kampfgeschehen, Plünderung, Überlagerung durch Hangabrutsche oder auch durch schlechtere Erhaltungsbedingungen in der dort vorhandenen Bodenstruktur erklären. Für die Störung von Fundsituationen kämen großflächig auch mittelalterliche Anlagen von [[Wölbacker]]fluren in Frage.


Obwohl im Jahre 2014 keine Ausgrabung stattfand, wurden bei der oberflächlichen Suche mehrere Hundert Metallfunde geborgen. Zu den Fundstücken gehören Waffenteile, Münzen, Pferdegeschirr und zahlreiche Sandalennägel. Insgesamt seien seit dem Jahre 2008 über 2700 Artefakte aus Metall gefunden worden.<ref>[http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Hunderte-neue-Funde-auf-Roemer-Schlachtfeld-in-Northeim ''Hunderte neue Funde auf Römer-Schlachtfeld''] bei Göttinger Tageblatt vom 18. Februar 2015.</ref> Zu erneuten Prospektionsmaßnahmen kam es 2018 beim Ausbau der in der Nähe vorbeiführenden [[Bundesautobahn 7]]. Dabei wurden in der Nähe von Oldenrode Schuhnägel von römischen Sandalen aus der Zeit des 3.&nbsp;Jahrhunderts gefunden.<ref>Max Brasch: [http://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Northeim/Archaeologen-legen-7200-Jahre-alte-Siedlungsreste-in-Northeim-frei ''Archäologen legen 7200 Jahre alte Siedlungsreste frei.''] In: ''Göttinger Tageblatt'' vom 5. März 2018.</ref>
2009 wurden bei den Prospektionsmaßnahmen an einem Steilhang Reste eines römischen [[Tross]]wagens gefunden, der im Gefecht hinuntergestürzt sein könnte. Dabei wurden neben Wagenteilen [[Hufschuh]]e aus Eisen gefunden, die auf [[Maultier]]e als Zugtiere schließen lassen. Am Nordhang des Harzhorns fanden sich größere Konzentrationen an Waffen, die auf ein sehr heftiges Aufeinandertreffen der Gegner deuten. So steckten in einem kleinen Hangbereich etwa 40 Katapultprojektile aus Torsionsgeschützen in der Erde. Anhand ihrer Ausrichtung ließ sich die Schussrichtung rekonstruieren.<ref>Ulrike Biehounek: [http://www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php?object_id=32274087 ''Die Revanche der Römer''], [[Bild der Wissenschaft]] Online 6/2010.</ref> Insgesamt handelt es sich bei den Fundstücken größtenteils um Waffen und Waffenteile, darunter rund 50 Pfeilspitzen, etwa 130 Katapultprojektile, Speerspitzen, Rüstungsteile sowie Nägel von Legionärssandalen ([[Caliga]]e). Weitere Funde waren römische [[Hufeisen]], Reste eines [[Kettenrüstung|Kettenhemdes]], eine silberne [[Fibel (Tracht)|Hülsenscharnierfibel]], [[Hering (Bauteil)|Zeltheringe]] und eine Gürtelgarnitur. Elf gefundene Münzen waren für die zeitliche Einordnung von Bedeutung. Darunter befanden sich neun [[Denarius|Silberdenare]] aus der Zeit der [[Severer|severischen]] Kaiser und zwei Münzen, deren Prägung sich auf 228&nbsp;n.&nbsp;Chr. unter Kaiser [[Severus Alexander]] festlegen ließ. Im weiteren Umfeld des Harzhorns wurden bisher weniger Waffenteile im Boden geortet. Das kann durch schwächeres Kampfgeschehen, Plünderung, Überlagerung durch Hangabrutsche und vor allem durch schlechtere Erhaltungsbedingungen im Boden begründet sein. Für die Störung von Fundsituationen kommt großflächig auch die [[mittelalter]]liche Anlage von [[Wölbacker|Wölbackerfluren]] infrage.


== Weiteres Fundgebiet ==
=== Ausgrabungen ===
[[Datei:Harzhorn Ausgrabungsbereich 2012 abgedeckt.jpg|mini|Ausgrabungsareal von 2012 im Kamm&shy;bereich, abgedeckt mit Planen]]
[[Datei:Harzhorn Pressekonferenz 11. Januar 2012.jpg|mini|hochkant=1.5|Vorstellung von Funden des neuen Fundgebietes bei einer Pressekonferenz im Januar 2012. im [[Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege|Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege]]. Von links nach rechts: [[Günther Moosbauer]], [[Petra Lönne]], Michael Wickmann, [[Johanna Wanka]], [[Stefan Winghart]], [[Henning Haßmann]]]]
[[Datei:Harzhorn Ausgrabung 2013 Schnitt am Hang Kalkstein.jpg|mini|Grabungsschnitt am Rande des bisher prospektierten Hauptkampf&shy;geschehens am Hauptkamm des Harzhorns, 2013]]


Archäologische [[Ausgrabung]]en fanden bisher ausschließlich im unmittelbaren Fundgebiet statt. Dabei wurden die bereits bei der vorausgegangenen Prospektion angewandten Strategien der [[Schlachtfeldarchäologie]] intensiviert. Die Grabungen wurden unter Leitung des Prähistorikers [[Michael Meyer (Prähistoriker)|Michael Meyer]] von Studenten des Instituts für prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin durchgeführt, wobei in den Jahren 2009 bis 2013 jeweils mehrwöchige Grabungskampagnen stattfanden.<ref>Eva Werler: {{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/ausgrabung219.html | wayback=20120809001838 | text=''Neue Grabungen am Harzhorn''}}, [[Norddeutscher Rundfunk]] Online, 9. August 2011.</ref> Die Weitläufigkeit des Fundplatzes lässt dabei nur exemplarische Grabungsschnitte zu. Sie fanden bisher in sieben Fundarealen durch 11 Grabungsschnitte statt (Stand: 2010). Die Areale unterscheiden sich vom Fundspektrum wie auch von der Geländesituation.
Bereits im Jahre 2009 begannen im weiträumigen Umfeld der Fundstelle [[Prospektion (Archäologie)|Prospektionen]], bei denen auch das historische Wegenetz berücksichtigt wurde. Dabei lieferte das eingesetzte [[Airborne Laserscanning|Airborne-Laserscanning]]-Verfahren ein plastisches Geländemodell unter Ausschaltung der störenden Vegetation durch Wald. Die systematische Suche, insbesondere mit Metalldetektoren, wurde auf einen Umkreis von bis zu zehn Kilometer nach Norden in Richtung [[Seesen]] und nach Süden in Richtung [[Northeim]] ausgedehnt.
Es zeigte sich, das in landwirtschaftlich genutzten Flächen kaum aussagekräftige Funde zu machen waren und in Waldgebieten die Erhaltungs- und Entdeckungsbedingungen sehr unterschiedlich waren.


Im Mittelpunkt der knapp vierwöchigen Ausgrabung im August 2012<ref>[http://www.landesarchaeologen.de/aktuelles/newsdetails/fortsetzung-der-ausgrabungen-auf-dem-roemisch-germanischen-schlachtfeld-harzhorn/9eca619b3c38a6aecf739317ac5f5ee4/ ''Fortsetzung der Ausgrabungen auf dem Römisch-Germanischen Schlachtfeld Harzhorn''] beim [[Verband der Landesarchäologen]].</ref> stand der östliche Bereich des Bergrückens, auf dem bei früheren Prospektionen mit Metallsuchgeräten eine hohe Konzentration an Schuhnägeln gefunden wurde.<ref>[http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Roemisch-germanisches-Schlachtfeld-%E2%80%A8Harzhorn-_arid,177469.html ''Start der diesjährigen Ausgrabungskampagne: Römisch-germanisches Schlachtfeld Harzhorn.''] In: Deutschland today vom 1. August 2012.</ref> Bei der Grabung wurden drei rund 14&nbsp;Meter lange und bis zu 4,5&nbsp;Meter breite Grabungsschnitte angelegt, in denen sich Sandalennägel, Pfeilspitzen, Katapultbolzen und eine Speerspitze fanden.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/roemer-zwei-seiten-2470536.html ''Schlachtfeld am Harzhorn: 20 Archäologiestudenten bei Sommergrabung.''] In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]]'' vom 22. August 2012.</ref> Die Grabungskampagne 2013 konzentrierte sich wiederum auf diesen Bereich des Hauptkamms in einem Gebiet mit einer hohen Funddichte an römischen Metallteilen,<ref name="Old" /><ref>{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn177.html | wayback=20130727073245 | text=''Was geschah bei der Schlacht am Harzhorn?''}} auf ndr.de vom 21. Juli 2013.</ref> unter denen Reste eines römischen [[Kettenrüstung|Kettenhemdes]] gefunden wurden.<ref>[http://www.hna.de/lokales/northeim/wieder-spektakulaerer-fund-harzhorn-3058502.html ''Wieder spektakulärer Fund am Harzhorn.''] In: ''hna.de'' vom 15. August 2013.</ref>
Im November 2010 wurde in rund drei Kilometer Entfernung südwestlich vom Harzhorn ein weiteres Fundareal am [[Kahlberg (Kalefeld)|Kahlberg]] entdeckt.<ref>[http://www.hna.de/lokales/northeim/roemer-germanen-kaempften-kahlberg-1558819.html ''Römer kämpften auch am Kahlberg – Pionieraxt gibt viele Aufschlüsse''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 11. Januar 2012.</ref> Zu den dort gemachten Funden gehören unter anderem eine römische [[Dolabra]] (siehe Fundstücke), ein Teil eines römischen Helms und zwei [[Denarius|Denare]], die sich in das Zeitspektrum der bereits gefundenen Münzen am Harzhorn einfügen. Zwei dort gefundene [[Pilum|Pila]] wurden vermutlich im Kampf verbogen. Außerdem wurden eine kleine [[Axt]] und ein [[Geschirr (Zugtier)|Nackenjoch]] eines Zugtieres gefunden. Wegen der gefundenen Wagen- und Zugtierausrüstungen lässt dies auf ein Gefecht des römischen [[Tross]]es schließen, bei dem vor allem Nahkampfwaffen wie [[Lanze]]n zum Einsatz kamen.

=== Rekonstruktion des Kampfgeschehens ===
[[Datei:Harzhorn-Ereignis-Schussversuche (NLD).JPG|mini|Schussversuche am Harzhorn&shy;kamm mit nachgebauten römischen Torsionsgeschützen, 2012]]
Im Rahmen der Prospektionsmaßnahmen ab 2008 fanden Archäologen auf der Höhe des Harzhorns an zwei Stellen Katapultspitzen von Torsionsgeschützen und vermuteten eine weitere Stelle im Tal nahe der heutigen Bundesstraße 248.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/schlacht-harzhorn-germanen-lagen-roemischen-kreuzfeuer-2634495.html ''Schlacht am Harzhorn: Germanen im Kreuzfeuer''] (mit Videofilm), [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 23. November 2012.</ref> Seither fanden am früheren Kampfplatz mehrfach Schussversuche mit nachgebauten Torsionsgeschützen statt, um die Durchschlagskraft, Schussentfernung sowie Schussrichtung zu rekonstruieren. Die Geschütze waren jeweils so aufgebaut, dass sie in die Richtung feuerten, wo die Katapultspitzen ausgegraben worden sind.<ref>[https://www.welt.de/regionales/hamburg/article111436303/Roemer-Artillerie-auf-antikem-Schlachtfeld-getestet.html ''Nachgebaut: Römer-Artillerie auf antikem Schlachtfeld getestet.''] In: ''[[Die Welt]]'' vom 23. November 2012.</ref> Am 23.&nbsp;November 2012 führten Wissenschaftler und Studierende der Universitäten [[Universität Osnabrück|Osnabrück]] und [[Universität Trier|Trier]] sowie der [[Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg|Helmut-Schmidt-Universität]] Schussversuche mit sechs zum Teil unterschiedlichen Geschütznachbauten durch.<ref>[http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Roemische-Artillerie-feuert-auf-Harzhorn ''Antikes Kriegsgerät getestet: Römische Artillerie feuert auf Harzhorn.''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 23. November 2012.</ref> Die bis zu 200&nbsp;Kilogramm schweren Feldgeschütze, deren historische Vorbilder zwischen 200 v.&nbsp;Chr. bis 400 n.&nbsp;Chr. zum Einsatz kamen, wurden von Studierenden der Universitäten und einer Schülergruppe des Gymnasiums [[Chieming|Ising]] nachgebaut.<ref>[https://www.archaeologie-online.de/blog/rekonstruiert-und-erprobt-roemische-feldgeschuetze-am-harzhorn-2154/ ''Römische Feldgeschütze am Harzhorn''], Pressemitteilung der Universität Osnabrück, 23. November 2012, auf archaeologie-online.de.</ref> Die Tests führten zu der Annahme, dass die damalige Schussentfernung am Harzhorn bei 150&nbsp;Metern gelegen haben könnte. Die Geschosse können jedoch anderen Versuchen zufolge auch bis zu 300&nbsp;Metern weit fliegen.


== Funderhaltungsbedingungen ==
== Funderhaltungsbedingungen ==
Die bisherigen Ausgrabungen fanden überwiegend auf dem Hauptkamm des Harzhorns im östlichen Bereich statt, wo eine hohe Funddichte an römischen Gegenständen herrscht. Das Gebiet ist mit Wald bestanden, der zum Gutswald der Familie [[Oldershausen (Adelsgeschlecht)|Freiherr von Oldershausen]] gehört.<ref name="Old">[http://www.hna.de/lokales/northeim/studenten-setzen-ausgrabungen-antikem-schlachtfeld-harzhorn-fort-3012693.html ''Studenten graben wieder auf antiken Schlachtfeld am Harzhorn.''] In: hna.de vom 19. Juli 2013.</ref> In den Hangbereichen herrschen durch [[Rendzina]]böden für die Hinterlassenschaften von historischem Kriegsmaterial ideale Erhaltungsbedingungen durch [[Basen (Chemie)|basisches]] Bodenmilieu mit [[Kalkstein]] im Untergrund und einer dünnen Oberbodendeckschicht aus [[Humus]]. Zudem unterblieb in diesen Lagen wegen ihrer Steilheit und dem steinigen Untergrund eine ackerbauliche Nutzung, so dass sich die Funde ungestört [[in situ]] erhalten konnten. In flacheren Bereichen mit abgeschwemmtem Boden besteht das Erdreich aus [[Bodentyp]]en von entkalkter [[Braunerde]], [[Parabraunerde]] und [[Löss]], was anscheinend zur regulären Fundzersetzung beigetragen hat. In den flacheren Bereichen kam es dagegen auch schon früher zu landwirtschaftlicher Nutzung durch [[Wölbacker]] und dadurch zu Zerstörungen von historischem Material.
[[Datei:Harzhorn Grabungsschnitt von unten 1.jpg|mini|hochkant=1.5|Einer der drei Grabungsschnitte der Grabungskampagne 2012]]


== Fundstücke ==
Die bisherigen [[Ausgrabung]]en fanden überwiegend auf dem Hauptkamm des Harzhorns im östlichen Bereich statt, wo eine hohe Funddichte an römischen Gegenständen herrscht. Das Gebiet ist mit Wald bestanden, der zum Gutswald der [[Oldershausen (Adelsgeschlecht)|Freiherren von Oldershausen]] gehört.<ref name="Old">[http://www.hna.de/lokales/northeim/studenten-setzen-ausgrabungen-antikem-schlachtfeld-harzhorn-fort-3012693.html ''Studenten graben wieder auf antiken Schlachtfeld am Harzhorn''] in hna.de vom 19. Juli 2013.</ref> In den Hangbereichen herrschen durch [[Rendzina]]böden für die Hinterlassenschaften ideale Erhaltungsbedingungen durch [[Basen (Chemie)|basisches]] Bodenmilieu mit [[Kalkstein]] im Untergrund und einer dünnen Oberbodendeckschicht aus [[Humus]]. Zudem unterblieb in diesen Lagen wegen ihrer Steilheit und dem steinigen Untergrund eine ackerbauliche Nutzung, so dass sich die Funde ungestört [[in situ]] erhalten konnten. In flacheren Bereichen mit abgeschwemmtem Boden besteht das Erdreich aus den [[Bodentyp]]en von entkalter [[Braunerde]], [[Parabraunerde]] und [[Löss]], was anscheinend zur Fundzersetzung beigetragen hat. In den flacheren Bereichen kam es in früheren Zeiten auch zu landwirtschaftlicher Nutzung durch [[Wölbacker]].
[[Datei:Harzhorn Fundstücke Berlin Ausstellung Bewegte Zeiten.jpg|mini|hochkant=1.6|Fundstücke]]
Die Funddatenbank umfasst bisher rund 3100 Artefakte (Stand Sommer 2013), von denen vorbehaltlich weiterer Untersuchungen etwa 1700 relativ sicher aus dem fraglichen Zeitraum des 3. Jahrhunderts stammen und römischer Herkunft sind. Nur vier Fundobjekte sind nachweisbar germanischen Ursprungs.<ref>Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 334.</ref> Die Funde sind zum größten Teil bei Prospektionen mit [[Metalldetektor|Metallsuchgeräten]] gemacht worden. Die größte Fundgruppe besteht aus ca. 1400 römischen Schuhnägeln. Die zweitgrößte Fundgruppe mit 214 Fundstücken umfasst Reste bzw. Geschosse von [[Fernwaffe]]n, wie Katapultbolzen, Pfeil-, Speer-, Lanzen- und Pilaspitzen. Mehrheitlich sind es Katapultbolzen mit 131 Exemplaren,<ref>Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 334.</ref> von denen zahlreiche Bolzen durch die Wucht des Aufpralls verformte Spitzen aufweisen. Die durchschnittliche Länge der Geschosse liegt zwischen 6 und 13 Zentimetern. Bisher wurden 43 Pfeilspitzen gefunden, darunter 24 dreiflügelige Spitzen. Weitere Fundstücke sind eine römische [[Fibel (Schließe)|Fibel]] aus Bronze, Fragmente eines eisernen Kettenhemdes, eiserne Gürtelbesätze, ein eisernes Scheidenblech und ein [[Gemellianus|Thekenbeschlag]].<ref>Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 335.</ref> 16 Artefakte sind Überreste römischer Wagen, darunter ein bronzener [[Geschirr (Zugtier)#Joch|Jochaufsatz]] für die Leinenführung, Achsnägel, [[Hipposandale]]n sowie Teile einer [[Kandare]] und einer [[Trense]].<ref>Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 343.</ref>


Am Nordosthang des Harzhorns wurde in einer lehmverfüllten Grube der vollständige Vorderbereich eines Pferde- oder Maultierskeletts gefunden. [[Radiokarbonmethode|C14-Untersuchungen]] hierüber und eine gefundene Lanzenspitze lassen darauf schließen, dass das Tier im Verlauf der Kampfhandlungen getroffen wurde und dadurch verendet sein muss. Durch seinen Sturz in eine Baumwurfgrube haben sich die jetzt untersuchten Skelettreste erhalten.<ref>Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 356–364.</ref>
== Ausgrabungen ==
Bei den archäologischen Ausgrabungen kamen Strategien der [[Schlachtfeldarchäologie]] zur Untersuchung von [[Schlacht]]feldern zur Anwendung. Die Grabungen werden unter Leitung des Prähistorikers [[Michael Meyer]] von Studenten des Instituts für prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin durchgeführt, wobei in den Jahren 2009 bis 2013 jeweils mehrwöchige Grabungskampagnen stattfanden.<ref>Eva Werler: [http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/ausgrabung219.html ''Neue Grabungen am Harzhorn''], [[Norddeutscher Rundfunk]] Online, 9. August 2011.</ref> Die Weitläufigkeit des Fundplatzes lässt dabei nur exemplarische Grabungsschnitte zu. Sie fanden bisher in sieben Fundarealen durch 11 Grabungsschnitte statt (Stand: 2010). Die Areale unterscheiden sich vom Fundspektrum wie von der Geländesituation her.


[[Datei:Harzhorn-Ereignis Dolabra-Ritzung LEG IIII S A (NLD)-2.JPG|mini|x100px|Nahaufnahme der Dolabra mit eingeschlagener Inschrift ''LEG IIII S A'' für [[Legio IIII Flavia Felix]]]]
Im Mittelpunkt der vierwöchigen Ausgrabung im August 2012 stand der östliche Bereich des Bergrückens, wo bei früheren Prospektionen mit Metallsuchgeräten eine hohe Konzentration an Schuhnägeln gefunden wurde.<ref>[http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Roemisch-germanisches-Schlachtfeld-%E2%80%A8Harzhorn-_arid,177469.html ''Start der diesjährigen Ausgrabungskampagne: Römisch-germanisches Schlachtfeld 
Harzhorn''], Deutschland today, 1. August 2012.</ref> Bei der Grabung wurden drei rund 14&nbsp;Meter lange und bis zu 4,5&nbsp;Meter breite Grabungsschnitte angelegt, in denen sich Sandalennägel, Pfeilspitzen, Katapultbolzen und eine Speerspitze fanden.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/roemer-zwei-seiten-2470536.html ''Schlachtfeld am Harzhorn: 20 Archäologiestudenten bei Sommergrabung''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 22. August 2012.</ref> Die Grabungskampagne 2013 konzentrierte sich wiederum auf diesen Bereich des Hauptkamms in einem Gebiet mit einer hohen Funddichte an römischen Metallteilen.<ref name="Old"/> <ref> [http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn177.html ''Was geschah bei der Schlacht am Harzhorn? ''] auf ndr.de vom 21. Juli 2013.</ref>
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Harzhorn Original Dolabra in Folie mit Stickstoff.jpg|mini|ohne|x100px|Die 2010 gefundene [[Dolabra]], noch unter Stickstofffolie konser&shy;viert]]</div>


Zu den außergewöhnlichen Funden zählt eine Ende 2010 entdeckte gut erhaltene, fast 2,5&nbsp;Kilogramm schwere und nahezu 45&nbsp;Zentimeter lange römische ''[[Dolabra]]''. Auf der einen eisernen Seite waren die Zeichen ''LEG IIII S A'' eingeschlagen.<ref>[https://www.welt.de/channels-extern/ipad3_welthd/article13804443/Roms-vierte-Legion-fuehrte-Krieg-in-Germanien.html ''Roms vierte Legion führte Krieg in Germanien.''] In: ''[[Die Welt]]'' vom 8. Januar 2012.</ref> Der Archäologe [[Günther Moosbauer]]<ref>Martin Sommer: [http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/kultur/lokal/roms-vergessene-schlacht-1559300.html ''Roms vergessene Schlacht.''] In: ''[[Kreiszeitung]] Online'' vom 12. Januar 2012.</ref> konnte gemeinsam mit dem [[Alte Geschichte|Althistoriker]] [[Rainer Wiegels]] die Inschrift zuordnen.<ref>Dankwart Guratzsch: [https://www.welt.de/kultur/article13810340/Geschichte-Grossgermaniens-vor-der-Neuinterpretation.html ''Sensationsfund: Geschichte Großgermaniens vor der Neuinterpretation.''] In: ''[[Die Welt]]'' vom 11. Januar 2012.</ref> Sie erkannten das Werkzeug anhand der Schriftzeichen als zur [[Legio IIII Flavia Felix|''Legio IIII Flavia Severiana Alexandriana'']] (oder ''Legio IIII Flavia Felix'') zugehörig.<ref name="Dolabra 4/2011" /><ref>Dietmar Vonend: ''Das Geheimnis der Dolabra führt in das Jahr 235.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.'' Ausgabe 1/2012; [http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Roemische-Legion-aus-Serbien-am-Harzhorn ''Inschrift auf Streitaxt: Römische Legion aus Serbien am Harzhorn''], [[Göttinger Tageblatt]], 11. Januar 2012; Florian Arnold: [http://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/wie-die-axt-im-germanenwalde-id344041.html ''Wie die Axt im Germanenwalde.''] In: ''[[Braunschweiger Zeitung]] Online'' vom 11. Januar 2012.</ref> Diese Einheit, die im 3.&nbsp;Jahrhundert ihr Stammlager in [[Singidunum]], dem heutigen [[Belgrad]], in der damaligen römischen Provinz ''[[Moesia superior]]'' (Obermösien) hatte, galt als besonders schlagkräftig.<ref>Thomas Brock: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/roemischer-waffenfund-die-axt-vom-harzhorn-11603764.html ''Römischer Waffenfund: Die Axt vom Harzhorn.''] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'' vom 14. Januar 2012.</ref> Der Fund wird als weiterer Beleg für die Beteiligung von Legionären an dem Gefecht gewertet.<ref name="Dolabra 4/2011" /> Prinzipiell ist zwar denkbar, dass sich die Dolabra zuletzt in feindlichen Händen befunden hat, doch kann dies als höchst unwahrscheinlich gelten.
<gallery widths="160" heights="155" perrow="4">

Michael Meyer Grabung Harzhorn Erklärungen.jpg|Grabungsleiter [[Michael Meyer]] am Harzhorn, 2012
Am 12. August 2013<ref>[http://www.hna.de/lokales/northeim/wieder-spektakulaerer-fund-harzhorn-3058502.html ''Harzhorn: Archäologen finden Kettenhemd.''] In: hna.de vom 15. August 2013.</ref> kam es zu einem weiteren bedeutenden Fund: Am Harzhorn-Hauptkamm, am Rande des bisher prospektierten Hauptkampfgeschehens<ref>[http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-16543-2013-08-16.html ''Kettenhemd eines römischen Soldaten gefunden''] bei [[Scinexx]] vom 16. August 2013.</ref>, wurde eine weitgehend vollständige ''[[Lorica hamata]]'', ein römisches [[Kettenrüstung|Kettenhemd]], entdeckt.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/germanen-und-roemer-kettenhemd-am-schlachtfeld-harzhorn-a-916778.html ''Archäologen entdecken Kettenhemd aus der Schlacht am Harzhorn.''] In: ''[[Der Spiegel (online)|Spiegel Online]]'' vom 15. August 2013; {{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn221.html | wayback=20131003143536 | text=''Wahre Geschichte: Der Legionär im Kettenhemd.''}} bei ndr.de vom 15. August 2013.</ref> Die im Laufe der Zeit zu mehreren Metallklumpen korrodierte metallene [[Kettenrüstung]] lag nur drei bis zehn Zentimeter unter der Erdoberfläche.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/wissen/historischer-kampf-am-harzhorn-die-rostigen-reste-der-schlacht/8645998.html ''Die rostigen Reste der Schlacht.''] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'' vom 15. August 2013; [http://www.dtoday.de/regionen/lokal-panorama_artikel,-Sensationeller-Fund-Kettenhemd-aus-dem-3-Jahrhundert-_arid,276390.html ''Sensationeller Fund – Kettenhemd aus dem 3. Jahrhundert''] bei Deutschland today vom 16. August 2013.</ref> Ein Teil des Fundes wurde im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege bereits gereinigt und präpariert.<ref>[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/2218984/ Deutschlandfunk – Sendung ''Forschung Aktuell.''] am 16. August, abgerufen am 18. August 2013.</ref> Das Hemd stellt einen weiteren bedeutenden Fund dar, denn es ist einerseits fast vollständig erhalten, andererseits sind Funde persönlicher Ausrüstungsgegenstände römischer Legionäre in der ''Germania magna'' äußerst selten.<ref>[https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2013/fup_13_232/index.html ''Archäologen der Freien Universität Berlin graben weitgehend erhaltenes Kettenhemd eines römischen Soldaten aus.''] Meldung der [[Freie Universität Berlin|FU Berlin]] vom 15. August 2013; [https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/schlacht-am-harzhorn-kettenhemd-eines-roemischen-soldaten-gefunden-2341/ Schlacht am Harzhorn: Kettenhemd eines römischen Soldaten gefunden.] In: ''Archäologie.online'' vom 18. August 2013.</ref> Das einzige andere Exemplar, das im heutigen Deutschland gefunden wurde, ist das fast vollständig erhaltene römische Kettenhemd aus dem [[Thorsberger Moor]] in Schleswig-Holstein.
Harzhorn Geländeschnitte Ostbereich Sommer.jpg|Zwei kleinere, frühere Ausgrabungsbereiche auf dem Harzhorn

Harzhorn Grabung Pferdteile Geländer.jpg|Früherer Ausgrabungsbereich am steilen Nordhang mit Sicherungsgeländer
<gallery class="center" widths="130" caption="Fundstücke">
File:Harzhorn Ausgrabung 2013 Schnitt am Hang Kalkstein.jpg|Grabungsschnitt am Hauptkamm des Harzhorns, 2013
Harzhorn-Ereignis germanische Lanzenspitze (NLD)-2.JPG|Am Harzhorn gefundene Spitze einer germanischen Lanze mit [[Tülle (Werkzeug)|Tülle]] und Verzierungen in restauriertem Zustand
Harzhorn Fund Pila.jpg|Zwei verbogene Pila
Harzhorn Fund Helmteil.jpg|Teil eines römischen Helms vom [[Niederbieber (Helm)|Typ Niederbieber]] mit möglicherweise im Kampf entstandener Scharte, links
Harzhorn Fund Lanze verbogen.jpg|Lanzenspitzen, eine davon könnte im Kampf verbogen worden sein
Harzhorn-Ereignis roemische Katapultgeschosse (Braunschweigisches Landesmuseum).jpg|Eiserne Spitzen römischer Katapultgeschosse
</gallery>
</gallery>


== Fundbewertung und Einordnung ==
== Fundstücke ==
=== Fundbewertung und Arbeitshypothese ===
Die Funddatenbank umfasst bisher (Stand: 2010) rund 3100 Artefakte, von denen vorbehaltlich weiterer Untersuchungen etwa 1700 relativ sicher aus dem fraglichen Zeitraum des 3. Jahrhunderts stammen und römischer Herkunft sind. Nur vier Fundobjekte lassen sich germanischen Zusammenhängen zuordnen.<ref> Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' 88, 2010, S. 334 ''(Das Fundmaterial).''</ref> Die Funde sind zum größten Teil bei der Prospektion mit dem [[Metalldetektor|Metallsuchgerät]] gemacht worden. Die größte Fundgruppe stellen römische Schuhnägel mit rund 1.400 Exemplaren dar. Die zweitgrößte Fundgruppe mit 214 Fundstücken umfasst Reste von Fernwaffen, wie Katapultbolzen, Pfeil-, Speer,- Lanzen und [[Pilum|Pilaspitzen]]. Darunter überwiegen Katapultbolzen mit 131 Exemplaren,<ref> Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' 88, 2010, S. 334 ''(Die Gesamtverteilung des Fundmaterials).''</ref> von denen bei etlichen durch die Wucht des Aufpralls die Spitze deformiert ist. Die durchschnittliche Länge der Geschosse liegt zwischen 6 und 13 cm. An Pfeilspitzen wurden 43 Exemplare gefunden, darunter 24 dreiflügelige. Weitere Fundstücke sind eine römische [[Fibel (Tracht)|Fibel]] aus Bronze, Fragmente eines eisernen Kettenhemdes, eiserne Gürtelbesätze, ein eisernes Scheidenblech und ein [[Gemellianus|Thekenbeschlag]].<ref> Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' 88, 2010, S. 335 ''(Waffen).''</ref> Von römischen Wagen gibt es 16 Fundstücke, darunter ein bronzener Jochaufsatz für die Leinenführung, Achsnägel, [[Hipposandale]]n sowie Teile einer [[Kandare]] und einer [[Trense]].<ref> Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' 88, 2010, S. 343 ''(Pferdegeschirr und Wagen).''</ref>
[[Datei:Harzhornereignis Schussbahnen Artefakte NLD cropped.jpg|mini|hochkant=1.5|Fundorte von Artefakten der Kampfhandlungen auf dem Kamm. Die Grafik zeigt ermittelte Flugbahnen römischer Katapultgeschosse, Pfeile und Speere. Darüber hinaus ist eine sogenannte „[[killing zone]]“ (rechts) erkennbar. Dort war der Beschuss durch römische Torsionsgeschütze so dicht, dass in diesem Bereich höchstwahrscheinlich kein Gegner überleben konnte.]]
Anhand der archäologischen Funde am Harzhorn gilt bisher nur als sicher, dass ein Angriff mit Katapultprojektilen durch [[Bogenschütze]]n von Norden nach Süden stattfand. Die verantwortlichen Wissenschaftler sind inzwischen überzeugt, dass die gefundenen Artefakte [[Römische Legion|römischen Legionären]] und [[Auxiliartruppen|Hilfstruppen]] zuzuordnen sind. Anfangs wollten einige Forscher nicht völlig ausschließen, dass es sich um eine Auseinandersetzung zwischen germanischen Stämmen gehandelt haben könnte, ausgerüstet mit Waffen aus römischer Produktion.<ref>Vorsichtige Zweifel äußerte zunächst etwa der Althistoriker [[Ralf Urban]] von der Universität Erlangen-Nürnberg: [http://www.nordbayern.de/ressorts/die-romer-warfen-keine-waffen-weg-1.494101/kommentare-7.375670 ''„Die Römer warfen keine Waffen weg“: Erlanger Althistoriker hat Zweifel am Sensationsfund''] (Interview). In: ''[[Nürnberger Zeitung]]'' vom 16. Dezember 2008; [https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/sensationsfund-forscher-entdecken-reste-roemischer-waffen-a-595919.html ''Sensationsfund: Forscher entdecken Reste römischer Waffen.''] In: ''[[Der Spiegel (online)|Spiegel Online]]'' vom 11. Dezember 2008.</ref> Durch andere Funde, etwa aus dem [[Thorsberger Moor]] in Schleswig-Holstein, weiß man, dass im 3.&nbsp;Jahrhundert zahlreiche innergermanische Konflikte ausgetragen wurden, wobei die Krieger auch römische Waffen benutzten. Weitere Funde am Harzhorn, darunter die zahlreichen Katapultprojektile aus [[Balliste]]n (Torsionsgeschützen), sprechen nach Ansicht der Wissenschaftler jedoch inzwischen eindeutig dafür, dass hier eine starke römische Einheit, bestehend aus Infanterie, Bogenschützen, schwerer [[Kavallerie]] und Artillerie, in einen heftigen Kampf verwickelt war; denn davon, dass Germanen diese speziell römische Kriegstechnik je eingesetzt hätten, ist bislang nichts bekannt. Die Stärke der Römer wird auf mindestens zwei [[Kohorte]]n (1000 Mann) bis hin zu 9000 Mann geschätzt. Auch andere Fundstücke belegen inzwischen eindeutig die Präsenz kaiserlich-römischer Soldaten. Da sie schwere Torsionsgeschütze und Reisewagen mitführten, kann es sich bei ihnen nicht nur um einen [[Stoßtrupp]] gehandelt haben. Aus zeitgenössischen literarischen Quellen wie [[Herodian]] weiß man, dass die kaiserlichen Truppen im frühen 3.&nbsp;Jahrhundert im Feindesland oft in mehreren Formationen, sogenannten Säulen von jeweils einigen tausend Mann marschierten. Um eine solche [[Kolonne (Militär)|Marschsäule]] könnte es sich auch in diesem Fall gehandelt haben.


[[Datei:Harzhorn-Ereignis vermutete Marschroute der Roemer (Braunschweigisches Landesmuseum).pdf|mini|Vermutete Marschroute der Legionen durch die [[Germania magna]]]]
Bei den Ausgrabungen wurde am Nordosthang des Harzhorns in einer lehmverfüllten Grube der vollständige Vorderbereich eines Pferde- oder Maultierskeletts ausgegraben. C-14 Untersuchungen des Befundes und eine gefundene Lanzenspitze lassen darauf schließen, dass das Tier im Verlauf der Kampfhandlungen verendet ist. Durch seinen Sturz in eine Baumwurfgrube haben sich Reste des Tieres erhalten.<ref> Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''Germania.'' 88, 2010, S. 356-364 ''(Die archäologischen Ausgrabungen).''</ref>
Der Arbeitshypothese zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die römischen Truppen auf einem Marsch, aus dem Norden kommend, befanden. Der nach Süden führende Durchgangskorridor am Harzhorn war offenbar von Feinden versperrt. Allerdings konnten durch die bisherigen Ausgrabungen keine Spuren einer Sperre durch [[Verhau]]e oder [[Pfostengrube|Pfostenlöcher]] von [[Palisade]]n nachgewiesen werden. Die Legionäre mussten sich ihren Weg unter massivem Waffeneinsatz über den Höhenzug erkämpfen, statt durch die zur damaligen Zeit vermutlich versumpfte Niederung zu marschieren. Zunächst könnte versucht worden sein, die Harzhornanhöhe zu stürmen. Nach dem mutmaßlichen Scheitern dieser ersten Attacke verlegten sich die Römer wohl auf den Einsatz von Fernwaffen. Umgekehrt kann es auch so gewesen sein, dass der Einsatz der Ballisten einem Gegenangriff der Infanterie planmäßig voranging: Nach Ansicht der Ausgräber deutet die hohe Konzentration der Geschosse auf mittlerer Höhe des Hanges darauf hin, dass hier ein germanischer Sturmangriff erfolgte, der in heftiges römisches Feuer geriet. Herodian berichtet, dass das römische Heer damals, im Gegensatz zu den Germanen, Fernwaffen bevorzugte. Die Lage der Funde spricht dabei für einen Erfolg der römischen Einheit, wohl auch dank ihrer überlegenen Militärtechnik. Die Entscheidung scheint durch einen erfolgreichen Flankenangriff der kaiserlichen Reiterei gefallen zu sein. Dass die Römer aber zugleich relativ viel Material auf dem Schlachtfeld zurückließen, deutet darauf hin, dass sie sich weiterhin bedroht fühlten und trotz ihres Sieges rasch weiterzogen. Als Geschehen ist auch ein Überfall der Germanen auf den römischen Tross denkbar, dem die Kampftruppen dann zu Hilfe eilten.


Das 2010 entdeckte weitere Fundareal, etwa drei Kilometer vom Harzhorn entfernt, mit Zeichen einer gleichzeitigen bewaffneten Auseinandersetzung lässt ebenfalls darauf schließen, dass hier eine weiträumige [[Operation (Militär)|Militäroperation]] der Römer stattfand, die mutmaßlich ebenso in mehreren Säulen marschierten. Das Gefecht am Harzhorn wird dabei militärisch keine sehr große Bedeutung gehabt haben.
Ein außergewöhnlicher Fund war Ende 2010 eine gut erhaltene, fast 2,5&nbsp;Kilogramm schwere und nahezu 45&nbsp;Zentimeter lange römische [[Dolabra]]. Auf einer Seite waren die Zeichen ''LEG IIII S A'' eingraviert.<ref>[http://www.welt.de/channels-extern/ipad3_welthd/article13804443/Roms-vierte-Legion-fuehrte-Krieg-in-Germanien.html ''Roms vierte Legion führte Krieg in Germanien''], [[Die Welt]], 8. Januar 2012.</ref> Der Archäologe [[Günther Moosbauer]] entschlüsselte<ref>Martin Sommer: [http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/kultur/lokal/roms-vergessene-schlacht-1559300.html ''Roms vergessene Schlacht''], [[Kreiszeitung Syke|Kreiszeitung]] Online, 12. Januar 2012.</ref> gemeinsam mit dem [[Alte Geschichte|Althistoriker]] [[Rainer Wiegels]] die Inschrift.<ref>Dankwart Guratzsch: [http://www.welt.de/kultur/article13810340/Geschichte-Grossgermaniens-vor-der-Neuinterpretation.html ''Sensationsfund: Geschichte Großgermaniens vor der Neuinterpretation''], [[Die Welt]], 11. Januar 2012.</ref> Sie ordneten das Werkzeug anhand der eingeschlagenen Schriftzeichen der [[Legio IIII Flavia Felix|''Legio IIII Flavia Severiana Alexandriana'']] (oder ''Legio IIII Flavia Felix'') zu.<ref name="Dolabra 4/2011" /><ref>Dietmar Vonend: ''Das Geheimnis der Dolabra führt in das Jahr 235.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen'' 1/2012.</ref><ref>[http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Roemische-Legion-aus-Serbien-am-Harzhorn ''Inschrift auf Streitaxt: Römische Legion aus Serbien am Harzhorn''], [[Göttinger Tageblatt]], 11. Januar 2012.</ref><ref>Florian Arnold: [http://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/wie-die-axt-im-germanenwalde-id344041.html ''Wie die Axt im Germanenwalde''], [[Braunschweiger Zeitung]] Online, 11. Januar 2012.</ref> Diese Einheit, die im 3.&nbsp;Jahrhundert in ihrem Stammlager [[Singidunum]] (heute Belgrad) in der römischen Provinz ''[[Moesia superior]]'' (Obermösien) stationiert war, galt als besonders schlagkräftig.<ref>Thomas Brock: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/roemischer-waffenfund-die-axt-vom-harzhorn-11603764.html ''Römischer Waffenfund: Die Axt vom Harzhorn''], [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 14. Januar 2012.</ref> Der Fund wird als weiterer Beleg für die Beteiligung von Legionären an dem Gefecht gewertet.<ref name="Dolabra 4/2011" /> Prinzipiell ist zwar möglich, dass die Dolabra zuletzt in fremden Händen war, doch kann dies als unwahrscheinlich gelten.


=== Zeitliche Einordnung ===
<gallery perrow="5" caption="Fotos von Fundstücken">
Wegen des frühen Fundes einer Münze, die den Kaiser [[Commodus]] (180–192) abbildet, sowie aufgrund der Ausrüstungsgegenstände vermuteten die Wissenschaftler zunächst lediglich, dass der Kampf nach 180 n.&nbsp;Chr. (Herrschaftsantritt des Commodus) und vor der Mitte des 3.&nbsp;Jahrhunderts stattgefunden haben müsse, als sich die Ausrüstung der römischen Armee erheblich veränderte. Als hypothetische Datierung wurde dabei anfangs allgemein das frühe 3.&nbsp;Jahrhundert erwogen, wobei vor allem die Zeit der Germanienfeldzüge des römischen Kaisers [[Caracalla]] (211–217) in Frage kam. Neue Fundmünzen aus der Zeit der Kaiser [[Elagabal]] (218–222) und [[Severus Alexander]] (222–235) erlauben inzwischen eine weitere zeitliche Eingrenzung; sie schließen den Germanienkrieg Caracallas als Kontext aus und deuten nunmehr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf die Regierungszeit des Kaisers [[Maximinus Thrax]] (235–238) hin. Der [[Numismatik]]er [[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]] datierte die Schlacht zunächst etwas vorsichtiger auf den Zeitraum zwischen 230 und 235 n.&nbsp;Chr. Die jüngsten bislang gefundenen eindeutig datierbaren Münzen, Denare aus dem Jahr 225, bilden als [[Schlussmünze]] einen [[Terminus post quem]]. Damit ist der frühestmögliche Zeitpunkt des Gefechts festgelegt.<ref>[[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]]: ''Die römischen Münzen am Harzhorn.'' In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn.'' Konrad Theiss, Darmstadt 2013, S. 285–293.</ref> Einige gefundene Speerspitzen hatten zudem noch alte, unverkohlte Holzreste in ihrem Schaft, die mit der [[Radiokarbonmethode|C14-Methode]] auf ein Alter von etwa 1800 Jahren (± 30&nbsp;Jahre) datiert wurden. Ähnlich, mit der Enddatierung auf 240 n.&nbsp;Chr., fiel die Analyse von ausgegrabenen Knochenresten eines [[Equidae|Equiden]] aus.
Harzhorn Original Dolabra in Folie mit Stickstoff.jpg|Gefundene [[Dolabra]], noch unter Stickstofffolie konserviert
Harzhorn Fund Helmteil.jpg|Teil eines römischen Helms mit möglicherweise im Kampf entstandener Scharte, links
Harzhorn Fund Lanze verbogen.jpg|Lanzenspitzen, eine könnte im Kampf verbogen worden sein
Harzhorn Fund Amboss.jpg|Mobiler [[Amboss]]
Harzhhorn Fund Wagenhaken.jpg|Wagenteile
Harzhhorn Fund Wagenradteil.jpg|Wagenradbefestigung
Harzhorn Fund Wagenteil.jpg|[[Zügel]]führung eines römischen [[Fuhrwerk]]s
Wikipedia im BLM Katapultbolzen Restaurierung Hand.jpg|Katapultspitze von [[Torsionsgeschütz]]
Harzhorn Fund Pila.jpg|Zwei verbogene [[Pilum|Pila]]
Harzhorn Fund Metallteil.jpg|Beschlagteil, eventuell von einem [[Schild (Schutzwaffe)|Schild]]
</gallery>


Damit ergibt sich in der Kombination des numismatischen und archäologischen Befundes mit den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Untersuchungen ein Zeitfenster von 228 bis etwa 240 n.&nbsp;Chr. Aufgrund der diversen archäologischen und numismatischen Indizien gilt mittlerweile als so gut wie sicher, dass sich das Kampfgeschehen am Harzhorn im Herbst 235 n.&nbsp;Chr. ereignete und in den Kontext des großen Germanienkrieges von Maximinus Thrax gehört,<ref>''Das Schlachtfeld am Harzhorn: Neue archäologische Untersuchungen 2009 und 2010.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.'' Ausgabe 1/2011.</ref> wobei der Numismatiker [[Reinhard Wolters (Althistoriker)|Reinhard Wolters]] eine Datierung auf 236 n. Chr. vorgeschlagen hat, da seines Erachtens der römische Vorstoß ins Innere Germaniens, entgegen dem Bericht [[Herodian]]s, erst im zweiten Herrschaftsjahr des Maximinus erfolgt sei, während es 235 n. Chr. nur zu grenznahen Kämpfen gekommen sei.<ref>Reinhard Wolters: ''Wiedergewonnene Geschichte. Der Feldzug des Maximinus Trax in das Innere Germaniens 235/236 n. Chr. in der numismatischen Überlieferung''. In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn'', Darmstadt 2013, S. 116–123.</ref>
== Kampfrekonstruktion ==
[[Datei:Harzhorn-Ereignis vermutete Marschroute der Roemer (Braunschweigisches Landesmuseum).pdf|mini|Vermutete Marschroute der Legionen durch die [[Magna Germania]]]]
Im Rahmen der Prospektionsmaßnahmen ab 2008 fanden Archäologen auf der Höhe des Harzhorns an zwei Stellen Katapultspitzen von [[Torsionsgeschütz]]en und vermuten eine weitere Stelle im Tal nahe der heutigen Bundesstraße.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/schlacht-harzhorn-germanen-lagen-roemischen-kreuzfeuer-2634495.html ''Schlacht am Harzhorn: Germanen im Kreuzfeuer''] (mit Videofilm), [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 23. November 2012.</ref> Seither fanden am früheren Kampfplatz mehrfach Schussversuche mit nachgebauten Torsionsgeschützen statt, um die Durchschlagskraft, Schussentfernung sowie Schussrichtung zu rekonstruieren. Die Geschütze waren jeweils so aufgebaut, dass sie in die Richtung feuerten, wo die Katapultspitzen ausgegraben worden sind.<ref>[http://www.welt.de/regionales/hamburg/article111436303/Roemer-Artillerie-auf-antikem-Schlachtfeld-getestet.html ''Nachgebaut: Römer-Artillerie auf antikem Schlachtfeld getestet''], [[Die Welt]], 23. November 2012.</ref> Am 23.&nbsp;November 2012 führten Wissenschaftler und Studierende der Universitäten [[Universität Osnabrück|Osnabrück]] und [[Universität Trier|Trier]] sowie der [[Helmut-Schmidt-Universität|Universität der Bundeswehr Hamburg]] Schussversuche mit sechs zum Teil unterschiedlichen Geschütznachbauten durch.<ref>[http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Roemische-Artillerie-feuert-auf-Harzhorn ''Antikes Kriegsgerät getestet: Römische Artillerie feuert auf Harzhorn''], Hannoversche Allgemeine Zeitung, 23. November 2012.</ref> Die bis zu 200&nbsp;Kilogramm schweren Feldgeschütze, deren historische Vorbilder zwischen 200&nbsp;v.&nbsp;Chr. bis 400&nbsp;n.&nbsp;Chr. zum Einsatz kamen, wurden von Studierenden der Universitäten und einer Schülergruppe des Gymnasiums [[Chieming|Ising]] gebaut.<ref>[http://www2.uni-osnabrueck.de/pressestelle/mitteilungen/Detail.cfm?schluessel_nummer=289&schluessel_jahr=2012&RequestTimeout=50 ''Römische Feldgeschütze am Harzhorn''], Universität Osnabrück (Pressemitteilung), 23. November 2012.</ref> Die Tests in Gegenwart des [[Provinzialrömische Archäologie|provinzialrömischen Archäologen]] [[Günther Moosbauer]] führten zu der Annahme, dass die damalige Schussentfernung am Harzhorn bei 150&nbsp;Metern gelegen haben könnte. Die Geschosse können anderen Versuchen zufolge bis zu 300&nbsp;Metern weit fliegen.


=== Quellenlage zum Germanenfeldzug 235/236 ===
== Fundbewertung und Arbeitshypothese ==
Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die Nachricht der [[spätantike]]n ''[[Historia Augusta]]'',<ref>Historia Augusta, ''Vita Maximini duo'' [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Historia_Augusta/Maximini_duo*.html#12 12,1].</ref> dass Kaiser [[Maximinus Thrax]] unverzüglich nach seiner Machtübernahme im Jahr 235 von [[Mogontiacum]] aus mit seinen Truppen zwischen 300 ''(trecenta)'' und 400 ''(quadringenta)'' Meilen tief in germanisches Gebiet vorgestoßen sei, was in der Tat dem nördlichen Niedersachsen entspräche.<ref>Allgemein zum Feldzug (mit Berücksichtigung der Schlacht) siehe nun [[Gustav Adolf Lehmann]]: ''Imperium und Barbaricum. Neue Befunde und Erkenntnisse zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen im nordwestdeutschen Raum – von der augusteischen Okkupationsphase bis zum Germanien-Zug des Maximinus Thrax (235 n. Chr.)''. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2011, ISBN 978-3-7001-7093-8, S. 102–112.</ref> Da man aber nicht für möglich hielt, dass während der sogenannten [[Reichskrise des 3. Jahrhunderts]] noch eine solche militärische Aktion stattgefunden habe, wurde diese Angabe der Handschriften, einem Vorschlag des französischen Altphilologen [[Claudius Salmasius|Claude de Saumaise]] folgend, in den neuzeitlichen Editionen des Textes stets zu ''triginta'' und ''quadraginta'' (30 oder 40 Meilen) [[Emendation (Editionsphilologie)|„korrigiert“]].<ref>Zu der fraglichen Textstelle auch Klaus-Peter Johne: ''Die Römer an der Elbe. Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch-römischen Antike.'' Akademie-Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-05-003445-4, S.&nbsp;262–263, der aber (da er vor der Entdeckung des Schlachtfelds schrieb) damals noch einen Kopierfehler und einen bescheidenen Umfang des Feldzugs annahm.</ref> Erst seit der Auffindung des Schlachtfeldes bei Kalefeld existiert ein klarer Beleg dafür, dass die Angaben der Historia Augusta in diesem Punkt verlässlich sind und um 235 tatsächlich ein Vorstoß ins Innere Germaniens stattfand. Im Jahr 233 hatten die Germanen römisches Gebiet verwüstet, 235 kam es dann unter dem neuen Kaiser Maximinus zu dem bereits von Severus Alexander vorbereiteten Gegenschlag Roms.
Anhand der archäologischen Funde am Harzhorn gilt bisher nur als sicher, dass ein Angriff mit Katapultprojektilen und durch [[Bogenschütze]]n von Norden nach Süden stattfand. Die verantwortlichen Wissenschaftler sind inzwischen überzeugt, dass die gefundenen Artefakte [[Römische Legion|römischen Legionären]] und [[Auxiliartruppen]] zuzuordnen sind. Anfangs wollten Archäologen nicht völlig ausschließen, dass es sich um eine Auseinandersetzung germanischer Stämme gehandelt habe, ausgerüstet mit Waffen aus römischer Produktion.<ref>Vorsichtige Zweifel äußerte zunächst etwa der Althistoriker [[Ralf Urban]] von der Universität Erlangen-Nürnberg: [http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=937219&kat=64 ''„Die Römer warfen keine Waffen weg“: Erlanger Althistoriker hat Zweifel am Sensationsfund''] (Interview), [[Nürnberger Zeitung]], 16. Dezember 2008; [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,595919,00.html ''Sensationsfund: Forscher entdecken Reste römischer Waffen''], [[Spiegel Online]], 11. Dezember 2008.</ref> Durch andere Funde, etwa aus dem [[Thorsberger Moor]] in Schleswig-Holstein, weiß man, dass im 3.&nbsp;Jahrhundert zahlreiche innergermanische Konflikte ausgetragen wurden, wobei die Krieger römische Waffen benutzten. Weitere Funde, darunter die zahlreichen Katapultprojektile aus [[Balliste]]n ([[Torsionsgeschütz]]) unter den Fundstücken am Harzhorn, sprechen nach Ansicht der Wissenschaftler jedoch inzwischen eindeutig dafür, dass hier eine starke römische Einheit, bestehend aus Infanterie, [[Bogenschütze]]n, schwerer [[Kavallerie]] und Artillerie, in einen heftigen Kampf verwickelt worden war; denn davon, dass Germanen diese römische Kriegstechnik je eingesetzt hätten, ist bislang nichts bekannt. Die Stärke der Römer wird auf mindestens zwei [[Kohorte]]n (1000 Mann) bis hin zu 9000 Mann geschätzt. Auch andere Fundstücke belegen inzwischen eindeutig die Präsenz kaiserlicher Soldaten. Da sie schwere Torsionsgeschütze und Reisewagen mitführten, kann es sich bei ihnen nicht nur um einen [[Stoßtrupp]] gehandelt haben. Aus zeitgenössischen literarischen Quellen wie [[Herodian]] weiß man, dass die kaiserlichen Truppen im frühen 3.&nbsp;Jahrhundert im Feindesland oft in mehreren Säulen von jeweils einigen tausend Mann marschierten; um eine solche Marschsäule könnte es sich auch in diesem Fall gehandelt haben.


[[Datei:LEG IIII Flavia Felix.gif|mini|hochkant|Signum der [[Legio IIII Flavia Felix]]]]
Der Arbeitshypothese zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die römischen Truppen auf dem Marsch aus dem Norden befanden. Der nach Süden führende Pass war offenbar von Feinden versperrt worden, wobei durch die bisherigen Ausgrabungen aber bisher keine Spuren einer Sperre, wie [[Verhau]]e oder [[Pfostenloch|Pfostenlöcher]] von [[Palisade]]n, nachgewiesen wurden. Die Legionäre mussten sich ihren Weg unter massivem Waffeneinsatz über den Höhenzug erkämpfen, statt durch die zu damaligen Zeit vermutlich versumpfte Niederung zu marschieren. Zunächst dürfte versucht worden sein, die Anhöhe zu stürmen; nach dem mutmaßlichen Scheitern dieser ersten Attacke verlegten sich die Römer wohl auf den Einsatz von Fernwaffen. Umgekehrt ist auch möglich, dass der Einsatz der ''Ballisten'' dem Sturmangriff der Infanterie planmäßig voranging: Herodian berichtet, das römische Heer habe in dieser Zeit gegenüber den Germanen Fernwaffen bevorzugt. Die Fundsituation spricht dabei für einen Erfolg der römischen Einheit, wohl auch dank ihrer überlegenen Militärtechnik. Dass die Römer aber zugleich relativ viel Material auf dem Schlachtfeld zurückließen, deutet darauf hin, dass sie sich weiterhin bedroht fühlten und trotz des Sieges rasch weiterzogen. Als Geschehen ist auch ein Überfall von Germanen auf den römischen Tross möglich.
Dafür, dass die ''[[Legio IIII Flavia Felix]]'' in diesem Feldzug eine besondere Rolle spielte, spricht der Umstand, dass sie von Maximinus den Ehrennamen ''Legio IIII Flavia Maximiniana'' erhielt, also nach ihm selbst benannt wurde.<ref>{{AE|1952|186}}.</ref> Dies ''könnte'' eine Auszeichnung für besondere Tapferkeit, vermutlich während des Germanienfeldzuges, gewesen sein. Dass die Legion an einer ''expeditio Germaniae'' teilnahm, ist daneben auch durch die (undatierte) Grabinschrift des Aurelius Vitalis, eines ihrer Soldaten, aus Speyer belegt.<ref>{{CIL|13|6104|R=}}.</ref> Umstritten ist derzeit, ob Maximinus tatsächlich, wie die literarische Überlieferung angibt, bereits unverzüglich nach seinem Herrschaftsantritt die Germanen angriff oder ob der eigentliche Feldzug erst im Jahr 236 stattfand (siehe Abschnitt ''Zeitliche Einordnung'').


Die ''Historia Augusta'' berichtete jedenfalls, man habe germanische Verbände in einer großen „Schlacht im [[Moor]]“ ''(proelium in palude)'' besiegen können, an der der Kaiser persönlich beteiligt gewesen sei. Maximinus sei zeitweilig von seinem Heer getrennt worden und in einen Sumpf geraten, bevor seine Truppen ihn hätten befreien können. Dabei sei es zu einem schweren Gefecht gekommen, das angesichts des sehr feuchten Geländes einer Art von ''Seeschlacht'' geglichen habe. Ob sich diese knappe, literarisch überformulierte Schilderung auf das Schlachtfeld bei Kalefeld beziehen lässt, ist bislang ungeklärt. Fest steht aber, dass der Kaiser seinen Feldzug als großen Sieg feiern ließ und dem römischen Senat in einem schriftlichen Bericht mitteilte, er habe Germanien bezwungen.<ref>''Historia Augusta'', ''Vita Maximini duo'' 12,5.</ref>
Das 2010 entdeckte weitere Fundareal, etwa drei Kilometer vom Harzhorn entfernt, mit Zeichen einer zeitgleichen bewaffneten Auseinandersetzung lässt ebenfalls darauf schließen, dass es eine weiträumige [[Operation (Militär)|Militäroperation]] der Römer gab, die, wie erwähnt, mutmaßlich in mehreren Säulen marschierten.


Der griechische Geschichtsschreiber [[Herodian]], der im Unterschied zum Verfasser der ''Historia Augusta'' (dem sein Werk als Quelle diente) ein Zeitgenosse der Ereignisse war, berichtet:
=== Zeitliche Einordnung ===
[[Datei:065 Maximinus I Thrax.jpg|thumb|upright|[[Denarius|Denar]] mit dem römischen Kaiser [[Maximinus Thrax]]]]
Wegen des frühen Fundes einer Münze, die den Kaiser [[Commodus]] (180–192) abbildet, sowie aufgrund der Ausrüstungsgegenstände vermuteten die Wissenschaftler zunächst lediglich, dass der Kampf nach 180&nbsp;n.&nbsp;Chr. (Herrschaftsantritt des Commodus) und vor der Mitte des 3.&nbsp;Jahrhunderts, als sich die Ausrüstung der römischen Armee erheblich veränderte, stattgefunden haben müsse. Als hypothetische Datierung wurde dabei anfangs allgemein das frühe 3.&nbsp;Jahrhundert erwogen, wobei vor allem die Zeit der Germanienfeldzüge des römischen Kaisers [[Caracalla]] (211–217) in Frage kam. Neue Fundmünzen aus der Zeit der Kaiser [[Elagabal]] (218–222) und [[Severus Alexander]] (222–235) erlauben inzwischen eine weitere zeitliche Eingrenzung; sie schließen den Germanienkrieg Caracallas nun als Kontext aus und deuten nunmehr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf die Regierungszeit des Kaisers [[Maximinus Thrax]] (235–238) hin.<ref>Andreas Austilat: [http://www.tagesspiegel.de/politik/geschichte/die-roemerschlacht-an-der-autobahn/1911192.html ''Geschichte : Die Römerschlacht an der Autobahn''], [[Tagesspiegel]], 26. August 2010.</ref> Der [[Numismatik]]er [[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]] datierte die Schlacht zunächst etwas vorsichtiger auf den Zeitraum zwischen 230 und 235&nbsp;n.&nbsp;Chr. Die jüngste bislang gefundene eindeutig datierbare Münze, ein Silberdenar aus dem Jahr 228, bildet als [[Schlussmünze]] einen [[Terminus post quem]]. Damit ist der frühestmögliche Zeitpunkt des Gefechts festgelegt.<ref>Ralf-Peter Märtin: [http://www.nationalgeographic.de/reportagen/die-rache-der-roemer ''Die Rache der Römer''], [[National Geographic]] 6/2010, S.&nbsp;66&nbsp;ff.</ref> Einige gefundene Speerspitzen hatten zudem noch alte, unverkohlte Holzreste in ihrem Schaft, die mit der [[Radiokohlenstoffdatierung|C14-Methode]] auf ein Alter von etwa 1800 Jahren (+/– 30&nbsp;Jahre) datiert wurden. Ähnlich, mit der Enddatierung auf 240&nbsp;n.&nbsp;Chr., fiel die Analyse von ausgegrabenen Knochenresten eines Zugtieres aus.


{{Zitat|Text=''Maximinus drang tief in germanisches Gebiet vor, machte viel Beute und überließ seinen Truppen alles Vieh, dessen man habhaft wurde. Die Germanen indessen hatten die Ebenen und die baumlosen Gegenden geräumt und sich in die Wälder und Sümpfe zurückgezogen, so dass die Kämpfe dort stattfinden würden, wo die dicht stehenden Bäume die Geschosse und Pfeile ihrer Feinde wirkungslos machen sollten, und wo die tiefen Moore die Römer bedrohen würden, die die Landschaft nicht kannten ''[…]''. Und so fanden die meisten Gefechte in solchen Gebieten statt, und hier geschah es auch, dass der Kaiser selbst und sehr mutig an einer Schlacht teilnahm: Als die Germanen sich in eine große, feuchte Senke zurückzogen und die Römer zögerten ihnen nachzufolgen, stürzte sich Maximinus selbst in die Niederung, bis das Wasser bis zum Bauch seines Pferdes stand; und so hieb er auf die Feinde ein, die ihn umringten. Da fassten die Soldaten, beschämt darüber, dass sie ihren Kaiser, der an ihrer Stelle kämpfte, derart im Stich ließen, Mut und griffen ebenfalls an. Eine große Zahl Männer fiel auf beiden Seiten, doch während viele Römer ihr Leben ließen, wurde fast die ganze barbarische Armee vernichtet, und der Kaiser war der hervorragende Mann auf dem Schlachtfeld ''[…]''. Noch weitere Kämpfe fanden statt, bei denen Maximinus aufgrund seiner persönlichen Beteiligung Ruhm erwarb, da er stets eigenhändig mitfocht und in jedem Gefecht der beste Krieger auf dem Schlachtfeld war ''[…]''. Er drohte und war entschlossen, alle germanischen Stämme bis hin zum Meer zu besiegen und zu unterwerfen.''|ref=<ref>Herodian 7,2,5–9. Zu dieser Textstelle siehe [[Martin Hose]]: ''Ausgelöschte Geschichte. Der Feldzug des Maximinus Thrax in das Innere Germaniens 235/236 n. Chr. in der historischen Überlieferung.'' In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn.'' Konrad Theiss, Darmstadt 2013, S. 111–115, besonders S. 113–115.</ref>}}
Damit ergibt sich in der Kombination des numismatischen und archäologischen Befundes mit den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Untersuchungen ein Zeitfenster von 228 bis etwa 240&nbsp;n.&nbsp;Chr. Der aktuellen Einschätzung zufolge wird für am wahrscheinlichsten gehalten, dass das Kampfgeschehen am Harzhorn sich im Sommer oder Herbst 235&nbsp;n.&nbsp;Chr. ereignete und in den Kontext des großen Germanienfeldzugs des Maximinus Thrax gehört.<ref>''Das Schlachtfeld am Harzhorn: Neue archäologische Untersuchungen 2009 und 2010.'' In: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen'' 1/2011.</ref>

Als es Winter wurde, zog sich der Kaiser mit seinen Truppen an den Rhein zurück. In der Folgezeit bekämpfte er die germanischen Stämme nördlich der Donau. Mit Maximinus’ Ermordung im [[Sechskaiserjahr]] 238 fanden die Feldzüge ein abruptes Ende.<ref>Dazu [[Henning Börm]]: ''Die Herrschaft des Kaisers Maximinus Thrax und das Sechskaiserjahr 238.'' In: ''[[Gymnasium (Zeitschrift)|Gymnasium]].'' Band 115, 2008, S.&nbsp;69–86 ([http://www.academia.edu/1012252/Die_Herrschaft_des_Kaisers_Maximinus_Thrax_und_das_Sechskaiserjahr_238_Der_Beginn_der_Reichskrise_in_Gymnasium_115_2008_pp._69ff online]).</ref>


=== Geschichtliche Einordnung ===
=== Geschichtliche Einordnung ===
[[Datei:Imperium Romanum Germania.png|mini|[[Germania magna]] und römische Provinzen]]
Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die Nachricht der [[spätantike]]n ''[[Historia Augusta]]'',<ref>''Historia Augusta, ''Maximini duo'' [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Historia_Augusta/Maximini_duo*.html#12 12, 1].</ref> Kaiser Maximinus sei im Jahr 235 von [[Mainz]] aus mit seinen Truppen zwischen 300 ''(trecenta)'' und 400 ''(quadringenta)'' Meilen tief in germanisches Gebiet vorgestoßen, was in der Tat dem nördlichen Niedersachsen entspräche.<ref>Allgemein zum Feldzug (mit Berücksichtigung der Schlacht) siehe nun [[Gustav Adolf Lehmann]]: ''Imperium und Barbaricum. Neue Befunde und Erkenntnisse zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen im nordwestdeutschen Raum – von der augusteischen Okkupationsphase bis zum Germanien-Zug des Maximinus Thrax (235&nbsp;n.&nbsp;Chr.)''. Wien 2011, S.&nbsp;102–112.</ref> Da man eine solche Operation aber für unmöglich hielt, wurde diese Angabe der Handschriften in den neuzeitlichen Editionen des Textes stets zu ''triginta'' und ''quadraginta'' (30 oder 40&nbsp;Meilen) „korrigiert“ – angesichts der Funde von Kalefeld vermutlich ein schwerer Irrtum.<ref>Vgl. zu der fraglichen Textstelle auch K.-P. Johne: ''Die Römer an der Elbe.'' Berlin 2006, S.&nbsp;262&nbsp;f., der aber noch einen Kopierfehler und einen bescheidenen Umfang des Feldzugs annimmt.</ref> 233 hatten Germanen römisches Gebiet verwüstet, 235 kam es dann unter dem neuen Kaiser Maximinus zu dem bereits von Severus Alexander vorbereiteten Gegenschlag Roms. Dafür, dass die ''[[Legio IIII Flavia Felix]]'' in diesem Feldzug eine besondere Rolle spielte, spricht der Umstand, dass sie von Maximinus den Ehrennamen ''Legio IIII Flavia Maximiniana'' erhielt, also nach ihm selbst benannt wurde.<ref>{{AE|1952|186}}.</ref> Dies könnte eine Auszeichnung für besondere Tapferkeit, mutmaßlich während des Germanienfeldzuges, gewesen sein. Dass die Legion an einer ''expeditio Germaniae'' teilnahm, ist daneben auch durch die Grabinschrift des Aurelius Vitalis, eines ihrer Soldaten, aus Speyer belegt.<ref>{{CIL|13|6104}}.</ref> Der Archäologe [[Michael Meyer]] ist nach mehrjährigen Ausgrabungskampagnen am Harzhorn mittlerweile sicher, dass Maximinus Thrax das römische Heer am Harzhorn angeführt hat.<ref>Nicolaus Schröder: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1869206/ ''Römerschlacht im Harz : Archäologen legen das Schlachtfeld eines recht unbekannten Feldzugs frei''], [[Deutschlandfunk]], 17. September 2012.</ref>
Die Ereignisse bei Kalefeld spielten sich über 200 Jahre nach den [[Augusteische Germanenkriege|Augusteischen Germanenkriegen]] (bis 16 n.&nbsp;Chr.) ab. Diese Vorgänge hatten das Ende des römischen Versuchs dargestellt, den gesamten Raum bis zur [[Elbe]] fest in das Imperium einzubeziehen. Allerdings dehnten die Römer in den darauffolgenden Jahrzehnten ihre Grenzbefestigungen durchaus auch auf germanisches Gebiet aus, um die Verteidigungslinien zu verkürzen, und integrierten damit auch das fruchtbare [[Agri decumates|Dekumatland]] in ihr direktes Herrschaftsgebiet. Der indirekte Einfluss des römischen Reiches reichte indessen weit über die Provinzgrenzen hinaus, und die Forschung weist seit langem auf das hohe Maß an politischer, kultureller und wirtschaftlicher Interaktion zwischen dem Römischen Reich und der ''[[Germania magna]]'' hin. Mit vielen germanischen Fürsten wurden Verträge ([[Foedus|''foedera'']]) geschlossen, und manche wurden von den Kaisern sogar zu [[Rex (Titel)|''reges'']] ernannt. Dies diente der indirekten politisch-militärischen Kontrolle Germaniens. Bis ins späte 4.&nbsp;Jahrhundert werden in den Quellen zudem immer wieder römische Feldzüge in das rechtsrheinische Gebiet erwähnt, die meistens der Abschreckung oder Vergeltung germanischer Raubzüge dienen sollten.


Römische Schriftsteller – namentlich [[Cassius Dio]], [[Herodian]] und der anonyme Verfasser der ''[[Historia Augusta]]'' – berichten eindeutig von größeren Feldzügen östlich des Rheins und nördlich der [[Donau]] im 3.&nbsp;Jahrhundert, insbesondere für die Regierungszeit der Kaiser [[Caracalla]] (im Jahr 213) und [[Maximinus Thrax]] (im Jahr 235). Für diese literarischen Überlieferungen fehlte bis 2008 aber ein archäologischer Beleg in der ''Germania magna''. Vor allem aber war sich die [[Alte Geschichte|althistorische]] Forschung über den tatsächlichen Radius dieser [[Operation (Militär)|Militäroperationen]] im Unklaren und nahm in aller Regel nur sehr begrenzte militärische Unternehmungen in relativer Nähe zum [[Obergermanisch-Raetischer Limes|Limes]] an. Die wenigen anderslautenden Hinweise in literarischen Quellen galten als unglaubwürdige Übertreibung.
Die ''Historia Augusta'' berichtet weiter, man habe germanische Verbände in einer großen „Schlacht im [[Moor]]“ ''(proelium in palude)'' besiegen können, an der der Kaiser persönlich beteiligt gewesen sei. Maximinus sei zeitweilig von seinem Heer getrennt worden und in einen Sumpf geraten, bevor seine Truppen ihn hätten befreien können. Dabei sei es zu einem schweren Gefecht gekommen, das angesichts des sehr feuchten Geländes geradezu einer Art Seeschlacht geglichen habe. Ob diese knappe, literarisch überformte Schilderung sich auf das Schlachtfeld bei Kalefeld beziehen lässt, ist bislang unklar. Fest steht aber, dass der Kaiser seinen Feldzug als großen Sieg feiern ließ und dem römischen Senat in einem schriftlichen Bericht mitteilte, er habe Germanien bezwungen.<ref>''Historia Augusta'', ''Maximini duo'', 12, 5.</ref>


Hierin liegt die hauptsächliche historische Bedeutung des Fundortes bei Kalefeld für die Kenntnis der [[Geschichte der Römer in Germanien|römischen Geschichte auf heutigem deutschen Boden]]: Die Interpretation anhand der Funde deutet darauf hin, dass das Innere Germaniens tatsächlich noch im 3.&nbsp;Jahrhundert Ziel römischer Militäroperationen war. Dass römische Legionäre in der Zeit der beginnenden [[Reichskrise des 3. Jahrhunderts]] nicht nur im Limesvorland operierten, sondern bis ins heutige Norddeutschland vorstießen, hätten bis 2008 die wenigsten Forscher für möglich gehalten. Literarischen Quellen zufolge dienten die römischen Feldzüge nämlich vor allem der begrenzten Vorfeldsicherung der römischen Reichsgrenze an Rhein und Donau sowie (im Rahmen von Vergeltungsfeldzügen) dem Schutz des Dekumatlandes, das um 260 dennoch geräumt wurde ([[Limesfall]]). Erwägen muss man nun aber, dass sich der direkte römische Einfluss, gegebenenfalls eben militärisch untermauert, womöglich noch 225 Jahre nach der Varusschlacht viel weiter in das Innere Germaniens erstreckte, als man lange Zeit annahm.
Der griechische Geschichtsschreiber [[Herodian]], der im Unterschied zum Verfasser der ''Historia Augusta'' (dem sein Werk als eine Quelle diente) ein Zeitgenosse der Ereignisse war, berichtet:


Unklar ist derzeit, ob ein Zusammenhang mit dem 2010 entdeckten [[Römisches Marschlager bei Hachelbich|römischen Marschlager bei Hachelbich]] bestehen könnte, das entweder auf die Zeit der [[Chatten]]kriege [[Domitian]]s oder eben in die Zeit späterer römischer Unternehmungen in der ersten Hälfte des 3.&nbsp;Jahrhunderts n.&nbsp;Chr. unter [[Maximinus Thrax]] datiert wird.<ref>Mario Küßner, Tim Schüler: ''[http://www.academia.edu/9153159/K%C3%BC%C3%9Fner_Mario_Sch%C3%BCler_Tim_2014_Truppen_in_Th%C3%BCringen._Nord%C3%B6stlichste_r%C3%B6mische_Milit%C3%A4ranlage_entdeckt._In_Arch%C3%A4ologie_in_Deutschland_3_2014_6 Truppen in Thüringen. Nordöstlichste römische Militäranlage entdeckt]''. In: ''Archäologie in Deutschland.'' Ausgabe 3/2014, S.&nbsp;6.</ref>
{{Zitat|Text=''Maximinus drang tief in germanisches Gebiet vor, machte viel Beute und überließ seinen Truppen alles Vieh, dessen man habhaft wurde. Die Germanen indessen hatten die Ebenen und die baumlosen Gegenden geräumt und sich in die Wälder und Sümpfe zurückgezogen, so dass die Kämpfe dort stattfinden würden, wo die dicht stehenden Bäume die Geschosse und Pfeile ihrer Feinde wirkungslos machen sollten, und wo die tiefen Moore die Römer bedrohen würden, die die Landschaft nicht kannten ''[…]''. Und so fanden die meisten Gefechte in solchen Gebieten statt, und hier geschah es auch, dass der Kaiser selbst und sehr mutig an einer Schlacht teilnahm: Als die Germanen sich in eine große, feuchte Senke zurückzogen und die Römer zögerten, ihnen nachzufolgen, stürzte sich Maximinus selbst in die Niederung, bis das Wasser bis zum Bauch seines Pferdes stand; und so hieb er auf die Feinde ein, die ihn umringten. Da fassten die Soldaten, beschämt darüber, dass sie ihren Kaiser, der an ihrer Stelle kämpfte, derart im Stich ließen, Mut und griffen ebenfalls an. Eine große Zahl Männer fiel auf beiden Seiten, doch während viele Römer ihr Leben ließen, wurde fast die ganze barbarische Armee vernichtet, und der Kaiser war der hervorragende Mann auf dem Schlachtfeld ''[…]''. Noch weitere Kämpfe fanden statt, bei denen Maximinus aufgrund seiner persönlichen Beteiligung Ruhm erwarb, da er stets eigenhändig mitfocht und in jedem Gefecht der beste Krieger auf dem Schlachtfeld war ''[…]''. Er drohte und war entschlossen, alle germanische Stämme bis hin zum Meer zu besiegen und zu unterwerfen.''|ref=<ref>Herodian 7,2,5–9</ref>}}


== Präsentation ==
Als es Winter wurde, zog sich der Kaiser mit seinen Männern an den Rhein zurück. In den beiden folgenden Jahren bekämpfte er die germanischen Stämme nördlich der Donau; doch die Feldzüge fanden ein abruptes Ende, als Maximinus im [[Sechskaiserjahr]] 238 den Tod fand.<ref>Vgl. dazu Henning Börm: [http://www.academia.edu/1012252/Die_Herrschaft_des_Kaisers_Maximinus_Thrax_und_das_Sechskaiserjahr_238_Der_Beginn_der_Reichskrise_in_Gymnasium_115_2008_pp._69ff ''Die Herrschaft des Kaisers Maximinus Thrax und das Sechskaiserjahr 238.''] In: ''Gymnasium.'' 115, 2008, S.&nbsp;69–86.</ref>
=== Dauereinrichtung vor Ort ===
==== Konzept und Standort ====
{| style="float:right; background:transparent; padding:0px; margin:0px;"
|- style="vertical-align:top"
|[[Datei:Harzhorn Infopunkt 2014 Eingang.jpg|mini|links|Info-Gebäude am Harzhorn, 2014]]
|
[[Datei:Harzhorn Infogebäude von Bundesstrasse mittig.jpg|mini|Blick aus Richtung der Bundesstraße und der Autobahn auf das Info-Gebäude, 2018]]
|}


Nach umfangreichen [[Prospektion (Archäologie)|Prospektionen]] und Fundbergungen wurde im Mai 2010 das Fundgebiet des Harzhorns der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither finden für Besucher regelmäßig Führungen über das Gelände statt, die von ausgebildeten ''Harzhorn-[[Fremdenführer|Guides]]'' vorgenommen werden.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/alle-geschichtsfieber-1560223.html ''Neue Funde bei Dögerode steigern Interesse.''] In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]]'' vom 12. Januar 2012.</ref><ref>{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Mit-Harzhorn-Guides-aufs-Schlachtfeld,harzhorn326.html | wayback=20150222004658 | text=''Mit Harzhorn-Guides aufs Schlachtfeld''}} bei ndr.de vom 21. Februar 2015.</ref> Im Jahr 2015 führten 25 Harzhorn-Guides rund 4000 Besucher über das Gelände, während etwa 6500 Menschen das Informationsgebäude besuchten.<ref>[http://www.goettinger-tageblatt.de/Region/Northeim/Bad-Gandersheim/25-Prozent-mehr-Fuehrungen-am-Harzhorn-als-2015 ''25 Prozent mehr Führungen am Harzhorn als 2015.''] In: ''[[Göttinger Tageblatt]]'' vom 9. Februar 2016.</ref> Im Jahr 2017 wurden rund 5600 Besucher, darunter etwa 1000 Schüler, über das Areal geführt.<ref>[http://www.goettinger-tageblatt.de/Duderstadt/Die-Region/Northeim/Schlachtfeld-am-Harzhorn-bei-Northeim-verzeichnet-Besucher-Rekord ''Besucherrekord auf dem Schlachtfeld.''] In: ''Göttinger Tageblatt'' vom 20. Dezember 2017.</ref>
== Folgen für die Geschichtswissenschaft ==
Die Ereignisse bei Kalefeld spielten sich über 200 Jahre nach der [[Varusschlacht]] und den Feldzügen des [[Germanicus]] (bis 16&nbsp;n.&nbsp;Chr.) ab. Diese Vorgänge stellten das Ende des römischen Versuchs dar, den gesamten Raum bis zur [[Elbe]] fest in das Imperium einzubeziehen. Allerdings dehnten die Römer in der darauffolgenden Zeit ihre Grenzbefestigungen auf germanisches Gebiet aus, um die Verteidigungslinien zu verkürzen, und integrierten damit auch das fruchtbare [[Agri decumates|Dekumatland]] in ihr direktes Herrschaftsgebiet. Doch römischer Einfluss reichte über die Provinzgrenzen hinaus. Die Forschung weist seit langem auf das hohe Maß an kultureller und wirtschaftlicher Interaktion zwischen dem Römischen Reich und der ''[[Magna Germania]]'' hin. Bis ins späte 4.&nbsp;Jahrhundert werden zudem immer wieder römische Feldzüge nach Germanien erwähnt, die zumeist der Abschreckung oder Rache dienen sollten.


Die Fundstücke sind wegen anhaltender Restaurierungen und Untersuchungen bisher (2017) im [[Braunschweigisches Landesmuseum|Braunschweigischen Landesmuseum]] ausgestellt worden.
Die eindeutige Feststellung einer so späten römischen Militäraktivität so weit nordöstlich des [[Rhein]]s hat dennoch eine bedeutende Wirkung auf die bisherige Darstellung der [[Geschichte der Römer in Germanien|römischen Geschichte auf heutigem deutschem Boden]],<ref>Berthold Seewald: [http://www.welt.de/kultur/article2881449/Hier-metzelten-Roemer-die-Germanen-nieder.html ''Schlachtfeld entdeckt: Hier metzelten Römer die Germanen nieder''], [[Die Welt]], 15. Dezember 2008.</ref> nicht zuletzt in Hinblick auf die Bewertung literarischer Quellen zu diesem Zeitraum.


[[Datei:Harzhorn Fahnen.jpg|mini|hochkant|Fahnen am Infogebäude]]
Römische Quellen – namentlich [[Cassius Dio]], [[Herodian]] und die ''[[Historia Augusta]]'' – berichten von größeren Feldzügen östlich des Rheins und nördlich der [[Donau]] im 3.&nbsp;Jahrhundert, insbesondere für die Regierungszeit der Kaiser [[Caracalla]] (im Jahr 213) und [[Maximinus Thrax]] (im Jahr 235). Dies ist unter [[Alte Geschichte|Althistorikern]] seit langem bekannt. Für diese literarischen Überlieferungen fehlte bis 2008 aber ein archäologischer Beleg in der ''Magna Germania''. Vor allem aber war sich die Forschung über den tatsächlichen Radius dieser [[Operation (Militär)|Militäroperationen]] im unklaren und nahm in aller Regel nur sehr begrenzte militärische Unternehmungen in relativer Nähe zum [[Obergermanisch-Raetischer Limes|Limes]] an. Die wenigen anderslautenden Hinweise in literarischen Quellen galten als unglaubwürdige Übertreibung.


Der [[Landkreis Northeim]] sowie die Gemeinden Kalefeld und [[Bad Gandersheim]] nutzen das Gelände touristisch unter dem Slogan „Römerschlacht am Harzhorn“ als [[archäologisches Freilichtmuseum]]. Dazu wurde ein [[Logo (Zeichen)|Logo]] entwickelt und als [[Marke (Recht)|Markenzeichen]] gesichert. Die [[RWTH Aachen|Technische Hochschule Aachen]] erarbeitete bis 2012 das touristische Konzept.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/zwei-schritte-fuers-harzhorn-2285863.html ''Das Erlebniszentrum am römisch-germanischen Schlachtfeld soll bis 2015 kommen: Zwei Schritte fürs Harzhorn.''] In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]]'' vom 20. April 2012.</ref> Für die touristische Erschließung besteht ein Drei-Stufen-Plan. Unter Federführung des Landkreises Northeim<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/kreis-will-harzhorn-selbst-erschliessen-2371497.html ''Schaugelände am Römer-Schlachtfeld soll 2013 fertig sein: Kreis Northeim will das Harzhorn selbst erschließen.''] In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]]'' vom 29. Juni 2012.</ref> wurde bis zur [[Niedersächsische Landesausstellung|Niedersächsischen Landesausstellung]] ''[[Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn]]'' 2013/2014 in Braunschweig auf dem Gelände eine touristische Infrastruktur mit Wegen, Informationspunkten, Schildern und einem Info-Gebäude errichtet.<ref>''Bis 2013 erste Wege, Schilder und Info-Box für Römer-Gelände.'' In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]]'' vom 10. Mai 2012 ([http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/roemer-gelaende-kalefeld-wege-schilder-info-box-2312677.html hna.de]).</ref> Die zweite Stufe beinhaltet die regionale Einbindung mit Hilfe von Radwegen sowie dem Bau eines Aussichtsturms und einer Anbindung an das [[Römerlager Hedemünden]] durch eine „Römer-Autobahn“ vor. In der dritten Stufe könnte ein [[Besucherzentrum]] für fünf Millionen Euro entstehen. Bisher (2018) ist nur die erste Stufe umgesetzt worden.
Hierin liegt die hauptsächliche historische Bedeutung des Fundortes bei Kalefeld: Wenn sich die bisherige Interpretation der Funde bestätigen sollte, so war das Innere Germaniens tatsächlich noch im 3.&nbsp;Jahrhundert Ziel römischer Militäroperationen. Dass römische Legionäre in der Zeit der beginnenden [[Reichskrise des 3. Jahrhunderts]] nicht nur im Limesvorland operierten, sondern bis ins heutige Norddeutschland vorstießen, hätten bis 2008 die wenigsten Forscher für möglich gehalten. Literarischen Quellen zufolge dienten die römischen Feldzüge nämlich vor allem der begrenzten Vorfeldsicherung der römischen Reichsgrenze an Rhein und Donau sowie (im Rahmen von Vergeltungsfeldzügen) dem Schutz des Dekumatlandes, das um 260 dennoch geräumt wurde ([[Limesfall]]). Erwägen muss man nun aber, dass sich der direkte römische Einfluss, gegebenenfalls eben militärisch untermauert, womöglich noch 225 Jahre nach der Varusschlacht viel weiter in das Innere Germaniens erstreckte, als man lange Zeit annahm.


Aufgrund einer seit Längerem geplanten [[Grünbrücke]] über die A7 musste das Info-Gebäude zum Harzhornereignis kurzfristig um 250 Meter verlegt werden.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn173.html | wayback=20131003150638 | text=''Harzhorn: Info-Zentrum muss Brücke weichen''}} bei ndr.de vom 7. Juni 2013.</ref> Es entstand letztlich am Waldrand des Vogelberges oberhalb der [[Bundesstraße 248|B248]] und wurde im November 2013 teileröffnet. Im Juni 2014 wurde es zum [[Tag der Architektur]] offiziell seiner Bestimmung übergeben.<ref>[http://www.hna.de/lokales/northeim/informationsgebaeude-roemerschlachtfeld-harzhorn-eingeweiht-3662590.html ''Informationsgebäude am Römerschlachtfeld Harzhorn eingeweiht.''] In: hna.de vom 29. Juni 2014.</ref>
== Präsentation ==

=== Dauereinrichtung vor Ort ===
==== Infrastruktur ====
[[Datei:Harzhorn Fundstücke mit Harzhornlogo.jpg|mini|links|hochkant=0.9|Pressepräsentation von Fundstücken auf dem Tisch, dahinter touristisches Logo zur Harzhorn-Schlacht]]
[[Datei:Harzhorn Landkreis Infobus.jpg|mini|Ausrangierter Bus als vorübergehend aufgestellter Informationspunkt am Harzhorn]]
[[Datei:Harzhorn Infostelen in Gold und Holz.jpg|mini|Informationspunkt auf dem Rundweg]]
Zur ersten Ausbaustufe gehörte der Bau eines Zufahrtsweges, eines Besucherparkplatzes, eines Info-Gebäudes sowie die Aufstellung von Info-Stelen<ref>''Kreis-Denkmal-Stiftung fördert Harzhorn.'' In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]]'' vom 20. Dezember 2012 ([http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/kreis-denkmal-stiftung-foerdert-harzhorn-2673090.html hna.de]).</ref> entlang eines 650&nbsp;Meter langen Pfades.<ref>[http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Informationsarchitektur-offiziell-eroeffnet-_arid,299184.html ''Informationsarchitektur offiziell eröffnet''] bei Deutschland today vom 13. November 2013.</ref> Auf den Stelen befinden sich [[QR-Code]]s für den Gebrauch mit einer [[Mobile App]], die interessierte Besucher mit Informationen zum jeweiligen Standort versorgt.<ref>''App führt übers Schlachtfeld'' In: ''Weser Kurier'' vom 13. November 2013 ([http://www.weser-kurier.de/region/niedersachsen_artikel,-App-fuehrt-uebers-Schlachtfeld-_arid,708421.html weser-kurier.de]).</ref>
[[File:Harzhorn Infohaus Baustelle.jpg|mini|Baustelle des Info-Gebäudes am Harzhorn, Zustand Anfang August 2013]]


Der Standort des futuristisch wirkenden Info-Gebäudes ist so gewählt worden, dass es von der tiefer liegenden [[Bundesautobahn 7]] (BAB 7) aus gesehen werden kann. Ein Balkon am Gebäude bietet den Blick über die Talenge zwischen Harzhorn und Rodenberg, durch die sich vermutlich die Römer genähert haben. Der Gebäudeentwurf, dessen Form vielfach Spitzen und Kanten als [[Reminiszenz]] an die damalige spitze und kantige Waffentechnik aufnimmt, stammt von einem [[Uslar]]er Architekturbüro. Die Verkleidungen des Info-Gebäudes und der Stelen entlang des Pfades präsentieren sich durch goldfarbenes Metall und unbehandeltes Holz. Diese Materialien sollen die an der Auseinandersetzung am Harzhorn beteiligten Völker versinnbildlichen. Dabei steht das Metall für die Römer mit ihrer größtenteils metallischen Ausrüstung, wogegen die Germanen durch rohes Holz charakterisiert werden.
Nach umfangreichen [[Prospektion (Archäologie)|Prospektionen]] und Fundbergungen wurde im Mai 2010 das Fundgebiet des Harzhorns der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither finden für Besucher regelmäßig Führungen über das Gelände statt, die von ausgebildeten ''Harzhorn-[[Fremdenführer|Guides]]'' vorgenommen werden. Außerdem sollen im Fundgebiet Infopunkte eingerichtet werden.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/alle-geschichtsfieber-1560223.html ''Neue Funde bei Dögerode steigern Interesse''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 12. Januar 2012.</ref> Die Fundstücke sind wegen anhaltender Restaurierungen und Untersuchungen bisher (2012) noch nicht ausgestellt.


[[Datei:Harzhorn QR Code Wikipedia.jpg|mini|[[QR-Code]] an einer Info&shy;Stele mit Hinweis auf den [[Wikipedia|Wiki&shy;pedia]]-Artikel ''Harz&shy;horn&shy;ereig&shy;nis'']]
Seitens des [[Landkreis Northeim|Landkreises Northeim]] sowie der Gemeinden Kalefeld und [[Bad Gandersheim]] ist vorgesehen, das Gelände unter dem Slogan „Römerschlacht am Harzhorn“ als [[archäologisches Freilichtmuseum]] touristisch zu nutzen. Dazu wurde ein [[Logo (Zeichen)|Logo]] entwickelt und als [[Marke (Recht)|Markenzeichen]] gesichert. Die [[RWTH Aachen|Technische Hochschule Aachen]] erarbeitete ein touristisches Konzept, das am 9.&nbsp;Mai 2012 bekannt gegeben wurde.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/zwei-schritte-fuers-harzhorn-2285863.html ''Das Erlebniszentrum am römisch-germanischen Schlachtfeld soll bis 2015 kommen : Zwei Schritte fürs Harzhorn''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 20. April 2012.</ref> Demnach soll die touristische Erschließung in drei Stufen erfolgen. Unter Federführung des Landkreises Northeim<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/kreis-will-harzhorn-selbst-erschliessen-2371497.html ''Schaugelände am Römer-Schlachtfeld soll 2013 fertig sein : Kreis Northeim will das Harzhorn selbst erschließen''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 29. Juni 2012.</ref> wird bis zur geplanten [[Niedersächsische Landesausstellung|Niedersächsischen Landesausstellung]] ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn'' 2013 in Braunschweig auf dem Gelände eine touristische Infrastruktur mit Wegen, Schildern und einem Info-Gebäude aufgebaut.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/roemer-gelaende-kalefeld-wege-schilder-info-box-2312677.html ''Bis 2013 erste Wege, Schilder und Info-Box für Römer-Gelände''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 10. Mai 2012.</ref> Die zweite Stufe ab 2015 besteht in der regionalen Einbindung mit Radwegen sowie dem Bau eines Aussichtsturms und einer Anbindung an das [[Römerlager Hedemünden]] durch eine „Römer-Autobahn“. Am Ende könnte ab dem Jahr 2015 ein [[Besucherzentrum]] für fünf Millionen Euro entstehen.
Im November 2013 war die touristische Infrastruktur weitgehend fertiggestellt. Die Kosten beliefen sich bis dahin auf rund 800.000 Euro,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn323.html | wayback=20131114015318 | text=''Futuristisches am historischen Harzhorn'' bei ndr.de vom 12. November 2013}}.</ref> wovon allein etwa 600.000 Euro auf das Info-Gebäude entfielen.<ref>Matthias Heinzel: ''Harzhorn: Info-Gebäude eröffnet.'' In: ''Göttinger Tageblatt'' vom 12. November 2013 ([http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Harzhorn-Info-Gebaeude-eroeffnet goettinger-tageblatt.de]).</ref> Bei der Eröffnung des Info-Gebäudes im Juni 2014 wurden Kosten von 905.000 Euro genannt.<ref>[http://www.beobachter-online.de/ildehausen/lokales/fenster-in-die-vergangenheit-geoeffnet-d23769.html ''Fenster in die Vergangenheit geöffnet.''] In: ''Beobachter'' vom 3. Juli 2014.</ref> Die angefallenen Kosten trugen der Landkreis Northeim und seine Kultur- und Denkmalstiftung, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die [[Niedersächsische Sparkassenstiftung]], die Kreis-Sparkasse Northeim, das Amt für Landentwicklung und die Umweltstiftung [[Bingo!]].<ref>[http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Schaufenster-in-die-Vergangenheit-_arid,283572.html ''Richtfest für Infogebäude am Harzhorn gefeiert. Schaufenster in die Vergangenheit.''] In: ''Deutschland today'' vom 12. September 2013.</ref>


Wegen steigender Besucherzahlen wurde der Info-Pfad 2019/2020 um zwei Infostationen zu einem Rundweg erweitert; am nicht ständig geöffneten Info-Gebäude entstand zudem eine wetterfeste Schutzhütte für Besucher. Gefördert wurde die Arbeiten in Höhe von etwa 200.000 Euro größtenteils durch die [[Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien|Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien]] und im Rahmen des [[LEADER]]-Programms.<ref>[https://northeim-jetzt.de/rundweg-und-schutzhuette-so-geht-es-am-harzhorn-weiter/ ''Rundweg und Schutzhütte: So geht es am Harzhorn weiter''] bei Northeim-jetzt.de vom 18. Dezember 2019.</ref><ref>[https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Northeim/Urlaub-in-der-Region-am-Harzhorn-Rundweg-mit-neuen-Erlebnis-Stationen ''Harzhorn: Rundweg mit neuen Erlebnis-Stationen.''] In: ''Göttinger Tageblatt'' vom 22. Juli 2020.</ref>
Ende 2012 wurden die Planungen zur ersten Ausbaustufe im Jahre 2013 bekannt, für die Kosten von rund 620.000 Euro veranschlagt werden. Dazu gehören der Bau eines Zufahrtsweges, eines Besucherparkplatzes, eines Info-Gebäudes sowie die Aufstellung von Info-Stationen im Gelände.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/kreis-denkmal-stiftung-foerdert-harzhorn-2673090.html ''Kreis-Denkmal-Stiftung fördert Harzhorn''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 20. Dezember 2012.</ref>


=== Niedersächsische Landesausstellung ===
=== Niedersächsische Landesausstellung ===
[[Datei:Die Roemer-kommen Braunschweig 2013 (Braunschweigisches Landesmuseum).jpg|mini|Vorankündigungsplakat zur [[Niedersächsische Landesausstellung|Niedersächsischen Landesausstellung]] 2013]]
{{Hauptartikel|Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn}}
{{Hauptartikel|Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn}}
Mit dem Harzhornereignis befasst sich eine [[Niedersächsische Landesausstellung]] unter dem Titel ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn'' vom 1.&nbsp;September 2013 bis zum 19.&nbsp;Januar 2014.<ref>Imke Caselli: [http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn141.html ''Die Römer kommen nach Braunschweig''], [[Norddeutscher Rundfunk]], 1. Oktober 2012.</ref> Sie wird im [[Braunschweigisches Landesmuseum|Braunschweigischen Landesmuseum]] auf 1000 m² Ausstellungsfläche <ref>[http://www.wlz-fz.de/Welt/Buntes/Uebersicht/Bei-Northeim-liegt-das-groesste-erhaltene-Schlachtfeld-der-Antike ''Die Römer kommen'' in: Waldeckische Landeszeitung] vom 6. Juli 2013.</ref> durchgeführt. Die Schau präsentiert die Schlacht am Harzhorn sowie das Lebens von römischen [[Römische Legion|Legionären]] und [[Germanen]] im 3.&nbsp;Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung von Kaiser [[Maximinus Thrax]]. An Ausstellungsgegenständen sind 400 Exponate <ref>[http://www.ndr.de/kultur/kunst_und_ausstellungen/niedersachsen/landesmuseum265.html ''Ein vergessener Feldzug nimmt Gestalt an''] bei ndr.de vom 30. Juli 2013.</ref> der rund 2700 Fundstücke vom Schlachtfeld sowie 400 Exponate von Leihgebern vorgesehen, darunter eine zeitgenössische Büste von Maximinus Thrax aus den [[Kapitolinische Museen|Kapitolinischen Museen]] in Rom.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/schlacht-harzhorn-wird-wieder-lebendig-2529027.html ''Ausstellung: Schlacht am Harzhorn wird wieder lebendig''], [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online, 1. Oktober 2012.</ref> Begleitet wird die Landesausstellung im Themenzusammenhang durch Projekte des [[Naturhistorisches Museum (Braunschweig)|Naturhistorischen Museums Braunschweig]] (''Wildes Germanien'') und des [[Herzog Anton Ulrich-Museum]]s (''Römer und Germanen beim Schachspiel'').<ref>[http://www.live-pr.com/die-r-mer-kommen-r1049737275.htm ''Die Römer kommen!''] live-PR.com, 4. Oktober 2012.</ref>
Für die Landesausstellung stellt das Land Niedersachsen 650.000 Euro, davon 100.000 Euro für die Infrastruktur am Harzhorn<ref>[http://www.cdu-fraktion-niedersachsen.de/aktuell.php?page=2968 Pressemitteilung der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag] vom 22. November 2011.</ref>, der insgesamt 1,8&nbsp;Millionen Euro Ausstellungskosten bereit.<ref>[http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Land-foerdert-Harzhorn-_arid,111727.html ''Land fördert Harzhorn''], Deutschland today, 22. November 2011.</ref><ref>[http://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Landesausstellung-2013-zeigt-roemische-Armee-in-Aktion ''„Roms vergessener Feldzug“: Landesausstellung 2013 zeigt römische Armee in Aktion''], [[Hannoversche Allgemeine Zeitung]], 30. Dezember 2012.</ref>


Mit dem Harzhornereignis befasste sich die [[Niedersächsische Landesausstellung]] ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn'', die vom 1.&nbsp;September 2013 bis zum 2. März 2014 lief.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.3landesmuseen.de/Landesausstellung-2013.994.0.html |wayback=20140121002122 |text=''Verlängerung der Ausstellung bis 2. März 2014'' |archiv-bot=2023-05-26 00:17:45 InternetArchiveBot }}.</ref> Sie wurde im [[Braunschweigisches Landesmuseum|Braunschweigischen Landesmuseum]] auf 1000&nbsp;m² Ausstellungsfläche<ref>[http://www.wlz-fz.de/Welt/Buntes/Uebersicht/Bei-Northeim-liegt-das-groesste-erhaltene-Schlachtfeld-der-Antike ''Die Römer kommen.''] In: ''Waldeckische Landeszeitung'' vom 6. Juli 2013.</ref> gezeigt. Die Schau präsentierte das Kampfgeschehen am Harzhorn, sowie das Leben römischer Legionäre und Germanen im 3.&nbsp;Jahrhundert n. Chr. Es wurden ca. 400 Exponate<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/kultur/kunst_und_ausstellungen/niedersachsen/landesmuseum265.html | wayback=20130807013315 | text=''Ein vergessener Feldzug nimmt Gestalt an''}} bei ndr.de vom 30. Juli 2013.</ref> vom Schlachtfeld sowie 400 Exponate von zum Teil privaten Leihgebern gezeigt, darunter eine Büste von Maximinus Thrax aus den [[Kapitolinische Museen|Kapitolinischen Museen]] in Rom.<ref>[http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-northeim/northeim/schlacht-harzhorn-wird-wieder-lebendig-2529027.html ''Ausstellung: Schlacht am Harzhorn wird wieder lebendig.''] In: ''[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]]'' vom 1. Oktober 2012.</ref> Für die Landesausstellung stellte das Land Niedersachsen 650.000 Euro, davon 100.000 Euro für die Infrastruktur am Harzhorn,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.cdu-fraktion-niedersachsen.de/aktuell.php?page=2968 | wayback=20131230235102 | text=Pressemitteilung der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag}} vom 22. November 2011.</ref> der insgesamt 1,8&nbsp;Millionen Euro Ausstellungskosten bereit.<ref>[http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Land-foerdert-Harzhorn-_arid,111727.html ''Land fördert Harzhorn.''] In: ''Deutschland today'' vom 22. November 2011; {{Webarchiv|url=http://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Landesausstellung-2013-zeigt-roemische-Armee-in-Aktion |wayback=20130927094632 |text=''„Roms vergessener Feldzug“: Landesausstellung 2013 zeigt römische Armee in Aktion.''}} In: ''[[Hannoversche Allgemeine Zeitung]]'' vom 30. Dezember 2012.</ref>
=== Filmdokumentationen ===
*''Rätsel Römerschlacht'', Fernsehdokumentation des [[NDR Fernsehen]]s von 2008<ref>[http://www.ndr.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemeldungndr6598.html ''„45 Min – Rätsel Römerschlacht“: spannender archäologischer Krimi über einen Sensationsfund''], [[Norddeutscher Rundfunk]], 30. August 2010.</ref>
*''Die Schlacht am Harzhorn – Roms letzter Feldzug nach Germanien'' (Dokumentation, 2010)<ref>Florian Dedio, Georg Schiemann: [http://www.cinefacts.de/dvd/59441/die-schlacht-am-harzhorn-roms-letzter-feldzug-nach-germanien-dvd.html ''Die Schlacht am Harzhorn – Roms letzter Feldzug nach Germanien''], [[Cinefacts]], 2010.</ref>
*''Roms Rache'', Dokumentation in der Reihe [[ZDF-History]] (Ausstrahlung 6. November 2011, [http://wstreaming.zdf.de/zdf/300/111106_romsrache_his.asx online])
* [[Terra X]] – ''Deutschlands Supergrabungen'', ZDF-Fernsehsendung, 2012


[[Datei:Die Roemer-kommen Braunschweig 2013 (Braunschweigisches Landesmuseum).jpg|mini|Plakat zur [[Niedersächsische Landesausstellung|Nieder&shy;säch&shy;sisch&shy;en Landesausstellung]] 2013 im [[Braunschweigisches Landesmuseum|Braunschweigischen Landesmuseum]]]]
== Literatur ==
Zeitgleich zur Landesausstellung fand, nur wenige Meter vom Landesmuseum entfernt, in der [[Kemenate]] der [[Burg Dankwarderode]] die Begleitausstellung ''Caesaren, Helden und Heilige – Der römische Soldat in neuzeitlichen Darstellungen'' statt.<ref>[http://www.3landesmuseen.de/Begleitausstellung.1072.0.html Begleitausstellung ''Caesaren, Helden und Heilige – Der römische Soldat in neuzeitlichen Darstellungen''].</ref> In ihr wurden [[Idealisierung (Psychologie)|idealisierte]] Darstellungen römischer Soldaten in Form von Gebrauchsgegenständen und Kunstwerken vorgestellt. Sie stammen aus den Epochen der [[Renaissance]] sowie dem [[Barock]], als „der Römer“ als Symbol für Stärke und Kampfbereitschaft galt.
* [[Michael Geschwinde]] u.&nbsp;a.: ''Roms vergessener Feldzug''. In: ''2000 Jahre Varusschlacht. Konflikt''. Herausgegeben von Museum und Park Kalkriese. Theiss, Stuttgart 2009, S.&nbsp;228–232.

Die Landesausstellung sahen 68.264 Besucher. Sie liegt damit auf dem 3. Platz bei den Besucherzahlen der letzten 20 Jahre für Ausstellungen in Braunschweig. Auf Platz 1 ist die ''Troja''-Ausstellung, die 2001 ca. 330.000 Besucher anzog, gefolgt auf Platz 2 von ''[[Heinrich der Löwe]] und seine Zeit. Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125–1235'', die 1995 ca. 100.000 Besucher sahen.<ref>[http://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/abschied-vom-harzhorn-id1356458.html ''Abschied vom Harzhorn.''] In: ''Braunschweiger Zeitung'' vom 27. Februar 2014.</ref>

=== Portal zur Geschichte ===
Die Thematik wurde 2016 umfassend präsentiert im [[Portal zur Geschichte]] am Standort [[Kloster Brunshausen]], also in räumlicher Nähe zum authentischen Fundort.<ref>[https://www.ndr.de/kultur/geschichte/schauplaetze/Ausstellung-Neues-von-der-Schlacht-am-Harzhorn,harzhorn328.html Ausstellung]</ref> Die Ausstellung umfasste nicht nur die Präsentation aufbereiteter Fundstücke der Antike, sondern auch eine Darstellung des Zusammenhangs der Örtlichkeiten und Abläufe des Harzhornereignisses.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=pCD_I9pfHVU Film]</ref>

=== Ausstellung in Berlin ===
Vom 21. September 2018 bis 6. Januar 2019 wurden einige Fundstücke vom Harzhorn in der Ausstellung ''[[Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland]]'' im [[Martin-Gropius-Bau]] in [[Berlin]] gezeigt. Die Ausstellung war Teil des [[Europäisches Kulturerbejahr|Europäischen Kulturerbejahres]] 2018.<ref>Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer: ''Eingefrorene Zeit. Das Harzhorn-Ereignis – Archäologie einer römisch-germanischen Konfrontation 235 n. Chr.'' In: [[Matthias Wemhoff]], [[Michael Rind]] (Hrsg.): ''Bewegte Zeiten: Archäologie in Deutschland.'' Michael Imhof Verlag, Petersberg 2018, ISBN 978-3-7319-0723-7, S. 282–293.</ref>

== Literatur (nach Erscheinungsdatum) ==
* [[Michael Geschwinde]], [[Petra Lönne]]: ''Die Spur der Sandalennägel.'' In: ''[[Archäologie in Deutschland]].'' 2/2009 ([http://www.denkmalpflege.niedersachsen.de/startseite/themen/archaeologie/spur_sandalennaegel/die-spur-der-sandalennaegel-89685.html denkmalpflege.niedersachsen.de]; [http://www.denkmalpflege.niedersachsen.de/download/50702/Die_Spur_der_Sandalennaegel_AiD_2009.pdf denkmalpflege.niedersachsen.de] PDF; 500&nbsp;kB).
* Michael Geschwinde u.&nbsp;a.: ''Roms vergessener Feldzug''. In: Museum und Park Kalkriese (Hrsg.): ''2000 Jahre Varusschlacht. Konflikt''. Theiss, Stuttgart 2009, S.&nbsp;228–232.
* [[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]], Felix Bittmann, Michael Geschwinde, [[Petra Lönne]], [[Michael Meyer (Prähistoriker)|Michael Meyer]], [[Günther Moosbauer]]: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''[[Germania (Zeitschrift)|Germania]].'' Band 88, 2010, S. 313–402 ([https://www.academia.edu/7332791/F._Berger_F._Bittmann_M._Geschwinde_P._L%C3%B6nne_G._Moosbauer_-_Die_r%C3%B6misch-germanische_Auseinandersetzung_am_Harzhorn_Ldkr._Northeim_Niedersachsen_ online]).
* Ulrike Biehounek: ''Die Revanche der Römer''. In: ''Bild der Wissenschaft''. Heft 6, 2010, S.&nbsp;84–89.
* Ulrike Biehounek: ''Die Revanche der Römer''. In: ''Bild der Wissenschaft''. Heft 6, 2010, S.&nbsp;84–89.
* Ralf-Peter Märtin: [http://www.nationalgeographic.de/reportagen/die-rache-der-roemer ''Die Rache der Römer'']. In: ''[[National Geographic]].'' Juni 2010, S.&nbsp;66–93.
* [[Ralf-Peter Märtin]]: [http://www.nationalgeographic.de/reportagen/die-rache-der-roemer ''Die Rache der Römer'']. In: ''[[National Geographic]].'' Juni 2010, S.&nbsp;66–93.
* Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: ''Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen).'' In: ''[[Germania (Zeitschrift)|Germania]].'' 88, 2010, S. 313–402.
* [[Rainer Wiegels]], Günther Moosbauer, Michael Meyer, Petra Lönne, Michael Geschwinde unter Mitarbeit von Michael Brangs, Thorsten Schwarz: ''Eine römische Dolabra mit Inschrift aus dem Umfeld des Schlachtfeldes am Harzhorn (Lkr. Northeim) in Niedersachsen.'' In: ''Archäologisches Korrespondenzblatt.'' Band 41, 2011, S. 561–570.
* [[Gustav Adolf Lehmann]]: ''Imperium und Barbaricum. Neue Befunde und Erkenntnisse zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen im nordwestdeutschen Raum – von der augusteischen Okkupationsphase bis zum Germanien-Zug des Maximinus Thrax (235&nbsp;n.&nbsp;Chr.)''. Wien 2011, S.&nbsp;102&nbsp;ff.
* [[Gustav Adolf Lehmann]]: ''Imperium und Barbaricum. Neue Befunde und Erkenntnisse zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen im nordwestdeutschen Raum – von der augusteischen Okkupationsphase bis zum Germanien-Zug des Maximinus Thrax (235 n.&nbsp;Chr.)''. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2011, ISBN 978-3-7001-7093-8, S.&nbsp;102&nbsp;ff.
* Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): ''Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn.'' Katalog zur Niedersächsischen Landesausstellung (= ''Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums.'' Band 115). Theiss, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-927939-85-1; ISBN 978-3-8062-2822-9 (umfassende Darstellung der Quellen und Forschungen zum Harzhornereignis).
* Rainer Wiegels, Günter Moosbauer, Michael Meyer, Petra Lönne, Michael Geschwinde: ''Eine römische Dolabra mit Inschrift aus dem Umfeld des Schlachtfeldes am Harzhorn (Lkr. Northeim) in Niedersachsen.'' Unter Mitarbeit von Michael Brangs, Thorsten Schwarz. In: ''Archäologisches Korrespondenzblatt.'' 41, 2011, S. 561–570.
* Michael Geschwinde, Petra Lönne: ''Römische Militärpräsenz in der Germania Magna aus archäologischer Perspektive. Das Fallbeispiel Harzhorn.'' In: Gustav Adolf Lehmann, Rainer Wiegels (Hrsg.): ''„Über die Alpen und über den Rhein...“ Beiträge zu den Anfängen und zum Verlauf der römischen Expansion nach Mitteleuropa'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.'' Neue Folge, Band 37). Walter de Gruyter, Berlin 2015 ([https://www.academia.edu/84966078/Das_Fallbeispiel_Harzhorn online])
* [[Günther Moosbauer]]: ''Die vergessene Römerschlacht. Der sensationelle Fund am Harzhorn.'' C.H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72489-3.
* Michael Geschwinde: ''Roms vergessener Feldzug: das Harzhorn-Ereignis.'' In: Babette Ludowici (Hrsg.): ''Saxones.'' Theiss, Darmstadt 2019, S. 76–77.
* [[Yann Le Bohec]]: ''Germains et Romains au IIIe siècle: le Harzhorn, une bataille oubliée''. Éditions Lemme, Chamalières 2022.

== Filmdokumentationen ==
* [https://www.youtube.com/watch?v=Q7G573x8ibc ''Roms vergessener Feldzug: Die Entdeckung des antiken Schlachtfeldes am Harzhorn''], Video des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (17:37 Minuten)
* ''Rätsel Römerschlacht am Harzhorn'', Fernsehdokumentation des [[NDR Fernsehen]]s von 2008<ref>[http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Raetsel-Roemerschlacht,sendung66922.html ''45 Min Rätsel Römerschlacht.''] ndr.de vom 29. Oktober 2016.</ref>
* ''Die Schlacht am Harzhorn – Roms letzter Feldzug nach Germanien'' (Dokumentation, 2010)<ref>Florian Dedio, Georg Schiemann: [http://www.cinefacts.de/dvd/59441/die-schlacht-am-harzhorn-roms-letzter-feldzug-nach-germanien-dvd.html ''Die Schlacht am Harzhorn – Roms letzter Feldzug nach Germanien.''] In: ''[[Cinefacts]]'', 2010.</ref>
* ''Roms Rache'', Dokumentation in der Reihe [[ZDF-History]] (Ausstrahlung am 6. November 2011)
* [[Terra X]] – ''Deutschlands Supergrabungen'', ZDF-Fernsehsendung, 2012


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Harzhorn}}
{{Commonscat|Harzhorn}}
* [http://www.roemerschlachtamharzhorn.de/ Website der Arbeitsgemeinschaft Harzhorn]
* [http://www.archaeologieportal.niedersachsen.de/harzhorn/ ''Roms vergessener Feldzug – Die Entdeckung eines römischen Schlachtfeldes des 3.&nbsp;Jahrhunderts am Harzhorn bei Kalefeld, Ldkr. Northeim''] (Forschungsprojekt Harzhorn), auf der Website des [[Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege|Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege]]
* Petra Wundenberg: [http://idw-online.de/pages/de/news293934 ''Archäologischer Jahrhundertfund.''], Pressemitteilung des [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur|Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur]] vom 15. Dezember 2008
* [http://www.roemerschlachtamharzhorn.de/ ''Römerschlacht am Harzhorn : Die Entdeckung eines römisch-germanischen Schlachtfeldes aus dem 3.&nbsp;Jahrhundert nach Christus''] (Informationsseite), auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Harzhorn
* Petra Wundenberg: [http://idw-online.de/pages/de/news293934 ''Archäologischer Jahrhundertfund''], [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur]] (Pressemitteilung), 15. Dezember 2008
* [http://regiowiki.hna.de/Schlachtfeld_am_Harzhorn ''Schlachtfeld am Harzhorn''], im RegioWiki der [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine|Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen]]
* [http://regiowiki.hna.de/Schlachtfeld_am_Harzhorn ''Schlachtfeld am Harzhorn''], im RegioWiki der [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine|Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen]]
* [[Ralf-Peter Märtin]]: [http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E6BEB6963E6AA4AE0BD1592C162C766FA~ATpl~Ecommon~Scontent.html ''Römisches Schlachtfeld entdeckt : Die Germanen in den Sumpf treiben''], [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 17. Dezember 2008
* [[Ralf-Peter Märtin]]: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/roemisches-schlachtfeld-entdeckt-die-germanen-in-den-sumpf-treiben-1741489.html ''Römisches Schlachtfeld entdeckt: Die Germanen in den Sumpf treiben.''] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'' vom 17. Dezember 2008
* [http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/archaeologie/archaeologie-vorstoss-nach-der-varusschlacht_aid_356123.html ''Archäologie : Vorstoß nach der Varusschlacht''], [[Focus]] Online, 16. Dezember 2008
* [http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/archaeologie/archaeologie-vorstoss-nach-der-varusschlacht_aid_356123.html ''Archäologie : Vorstoß nach der Varusschlacht.''] In: ''[[Focus Online]]'' vom 16. Dezember 2008
* Nicolaus Schröder: [http://www.dradio.de/download/124347/ ''Spurensuche am Harzhorn – Die folgenreiche Geschichte eines Fundes''] (Reportage), [[Deutschlandradio]], 27. August 2010
* Nicolaus Schröder: [http://www.dradio.de/download/124347/ ''Spurensuche am Harzhorn – Die folgenreiche Geschichte eines Fundes.''] (Reportage) bei [[Deutschlandradio]] vom 27. August 2010
* Reimar Paul: [http://www.taz.de/regional/nord/nord-aktuell/artikel/1/zwo-drei-null-bei-kalefeld-mit-gebruell/ ''Schlachtfeld : Zwo-drei-null, bei Kalefeld mit Gebrüll''], [[die tageszeitung]], 17. April 2009
* Reimar Paul: [https://taz.de/Schlachtfeld/!5164449/ ''Schlachtfeld : Zwo-drei-null, bei Kalefeld mit Gebrüll.''] In: ''[[Die Tageszeitung]]'' vom 17. April 2009
* [http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-goettingen/hann-muenden/gruene-funde-roemerlager-2480276.html ''Spurensuche auf Römerschlachtfeld am Harzhorn''] (Video zur Ausgrabung 2012, 59 Sekunden), [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] Online
* [http://www.hna.de/nachrichten/landkreis-goettingen/hann-muenden/gruene-funde-roemerlager-2480276.html ''Spurensuche auf Römerschlachtfeld am Harzhorn.''] (Video zur Ausgrabung 2012, 59 Sekunden) in Hessische/Niedersächsische Allgemeine
* [http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn169.html ''Kämpfen wie die Römer am Harzhorn''], [[Norddeutscher Rundfunk]], 24. November 2012
* [https://web.archive.org/web/20121127214719/http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/harzhorn169.html ''Kämpfen wie die Römer am Harzhorn.''] bei ndr.de vom 24. November 2012
* [http://www.welt.de/img/dc5-images/crop101584057/3490713412-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/bs-harzhorn-8-DW-Kultur-Oldenrode.jpg Luftbild des Höhenzuges Vogelberg mit Harzhorn aus Richtung Süden], [[Die Welt]]
* [http://www.welt.de/img/dc5-images/crop101584057/3490713412-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/bs-harzhorn-8-DW-Kultur-Oldenrode.jpg Luftbild des Höhenzuges Vogelberg mit Harzhorn aus Richtung Süden] in: [[Die Welt]]
* [https://web.archive.org/web/20150610220546/https://www.landkreis-northeim.de/magazin/artikel.php?artikel=3838&type=2&menuid=5&topmenu=5 Bericht und Fotos zur Einweihung des Infogebäudes und des Themenpfades am Harzhorn] mit siebenminütigem Videofilm des [[Landkreis Northeim|Landkreises Northeim]]
* {{Webarchiv | url=http://www.archaeologieportal.niedersachsen.de/harzhorn/ | wayback=20100223095300 | text=''Roms vergessener Feldzug – Die Entdeckung eines römischen Schlachtfeldes des 3.&nbsp;Jahrhunderts am Harzhorn bei Kalefeld, Ldkr. Northeim''}} (Forschungsprojekt Harzhorn), eingestellte Website des [[Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege|Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege]] bei [[Internet Archive]]
* [http://www.braunschweiger-zeitung.de/debatte/antworten/wir-sind-teil-der-roemischen-geschichte-geworden-id1386786.html ''„Wir sind Teil der römischen Geschichte geworden“''] in: Braunschweiger Zeitung vom 23. März 2014.
* [https://www.ndr.de/kultur/geschichte/schauplaetze/Die-Roemerschlacht-am-Harzhorn,roemerschlacht100.html ''Auf den Spuren der Römerschlacht am Harzhorn''] bei ndr.de vom 7. Januar 2015
* Michael Geschwinde, Michael Meyer: [https://www.youtube.com/watch?v=E50qq92yKqM ''Harzhorn. Ein germanisch-römischer Kampfplatz''], Vortrag am 18. November 2021 bei der Forschungskommission „Imperium und Barbaricum“ der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]] ([[YouTube]]-Video; 01:15 Stunden)


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references/>
<references responsive />


{{Lesenswert|14. August 2013|121508455}}
{{Coordinate|article=/|NS=51.832383|EW=10.104976|type=landmark|region=DE-NI}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=1051974372}}


{{SORTIERUNG:Romisches Schlachtfeld bei Kalefeld}}
[[Kategorie:Schlacht (Römisches Reich)]]
[[Kategorie:Schlacht (Römisches Reich)]]
[[Kategorie:Schlacht (Germanen)]]
[[Kategorie:Schlacht (Germanen)]]
[[Kategorie:Schlacht (3. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:230er]]
[[Kategorie:Germania magna]]
[[Kategorie:Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege]]
[[Kategorie:Schlachtfeldarchäologie]]
[[Kategorie:Kalefeld]]
[[Kategorie:Kalefeld]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Niedersachsen|Kalefeld, Romisches Schlachtfeld]]

{{Lesenswert-Kandidat}}

Aktuelle Version vom 28. Januar 2024, 16:08 Uhr

Koordinaten: 51° 49′ 56,6″ N, 10° 6′ 17,9″ O

„Harzhornereignis“
(Fundplätze am Harzhorn)
p1
Archäologische Ausgrabungen am Harzhorn, 2012
Archäologische Ausgrabungen am Harzhorn, 2012

Archäologische Ausgrabungen am Harzhorn, 2012

Lage Niedersachsen, Deutschland
Fundort Harzhorn
„Harzhornereignis“ (Fundplätze am Harzhorn) (Niedersachsen)
„Harzhornereignis“
(Fundplätze am Harzhorn) (Niedersachsen)
Wann Römische Kaiserzeit
Wo Wiershausen, Landkreis Northeim
Lage des Fundgebietes im Detail
Lage des Fundgebietes im Detail

Lage des Fundgebietes im Detail

Unter dem Begriff Harzhornereignis[1] werden mehrere zusammenhängende Kampfhandlungen zusammengefasst, die zwischen mehreren tausend römischen Legionären und deren Hilfstruppen sowie einer unbekannten Anzahl Germanen um das Jahr 235/236 n. Chr. am Westrand des Harzes auf der Erhebung Harzhorn stattfanden und ein vergleichsweise spätes Beispiel für die militärische Präsenz der Römer in Germanien darstellen.

Die archäologischen Fundplätze befinden sich nahe dem Kalefelder Ortsteil Wiershausen am Nordrand des niedersächsischen Landkreises Northeim und erstreckten sich anfänglich über eine Fläche von 2,0 × 0,5 Kilometern (Stand April 2009). Ende 2010 wurde in etwa drei Kilometern Entfernung ein weiteres umfangreiches Fundareal entdeckt. Beide Fundorte werden von den mit den Untersuchungen beauftragten Wissenschaftlern als spektakuläre Entdeckung von außerordentlicher wissenschaftlicher Bedeutung bewertet: Es sei, neben der Fundregion Kalkriese, das am besten erhaltene antike Schlachtfeld in Europa.[2] Dort ergibt sich die einzigartige Möglichkeit, archäologische Hinterlassenschaften einer im Gefecht befindlichen römischen Armee zu untersuchen.[3]

Bisher wurden rund 1700 Artefakte der Kampfhandlungen gefunden (Stand Sommer 2013). Neben dem Römerlager Hedemünden, dem Fundplatz Bentumersiel, dem Römischen Marschlager von Wilkenburg sowie der Fundregion Kalkriese handelt es sich bei den Fundplätzen rund um das Harzhorn um eine der großen Fundstellen römischer Militaria im norddeutschen Raum. Bedeutend ist dieser Fund auch aufgrund der Einordnung in die historischen Ereignisse zu Beginn der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts. Zuvor wurden in der historischen Forschung derart weiträumige militärische Operationen der Römer für diese Zeit und in diesem Raum nicht für möglich gehalten. Nach aktuellem Stand gilt es dabei als so gut wie gesichert, dass das Gefecht in den Kontext der Germanenkriege des Kaisers Maximinus Thrax in den Jahren 235 und 236 n. Chr. gehört.

Einen ersten archäologischen Hinweis auf das Gefechtsfeld am Harzhorn gab es bereits 1990, der als solcher nicht erkannt wurde. Bei Kanalbauarbeiten fand sich in Kalefeld eine 45 cm lange römische Prunklanze. Es erscheint möglich, dass die Lanze im Verfüllkies einer Kiesgrube am Harzhorn in den Ort gelangt ist.[4]

Der „Auslöser“ für die Ausgra­bungen am Harzhorn: Der im Jahre 2000 von zwei illegalen Sonden­gängern gefundene Gegenstand, der sich erst 2008 als römische Hippo­sandale herausstellte

Laut einer Sage befand sich am Harzhorn, einem Geländesporn über dem Nettetal, unweit des Kalefelder Ortsteils Wiershausen, einst eine Burg.[5] Hier sollen die Ritter Oldit und Dudit gelebt haben. Als ihre Burg im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, gründeten sie die Ortschaften Oldenrode und Düderode. Auf der Suche nach dieser mittelalterlichen Burg entdeckten zwei Hobbyarchäologen aus Kalefeld als illegale[6] Sondengänger im Jahr 2000 den Fundbereich am Harzhorn. Sie entnahmen mehrere Fundstücke, wie Geschossspitzen, Achsnägel, eine Schaufelhacke und eine Hipposandale, die sie zunächst als mittelalterlich ansahen. Im Jahre 2008 stellte einer der Hobbyarchäologen die Fotos der Fundstücke mit der Frage nach deren Herkunft in einem einschlägigen Internetforum vor. Er bekam darauf die Antwort, dass zumindest eines der gefundenen Stücke aus römischer Zeit stamme. Diese Zuordnung veranlasste ihn im Juni 2008, unverzüglich die zuständige Kreisarchäologin Petra Lönne in Northeim zu informieren.[7]

Die im Spätsommer 2008 einsetzenden archäologischen Untersuchungen deuteten darauf hin, dass sich im Bereich des Harzhornes im frühen 3. Jahrhundert n. Chr. eine umfangreiche militärische Auseinandersetzung ereignet hat. Die öffentliche Bekanntgabe der Entdeckung mit Präsentation der Fundstücke am 15. Dezember 2008 sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Sie wurde vom damaligen niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann und von Michael Wickmann als Landrat des Landkreises Northeim vorgenommen.[8] In Medienberichten war aufgrund der Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur[9] von einem archäologischen Jahrhundertfund und der Römerschlacht bei Kalefeld die Rede.

Unmittelbares Fundgebiet

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Höhenzug des Vogelberges, links der Bereich des Harzhorns
Der Korridor zwischen dem Harzhorn (links) und dem Rodenberg (rechts) mit dem Info-Gebäude im Bau und der B 248 als Allee, 2013

Das Fundgebiet befindet sich etwa einen Kilometer nordöstlich von Wiershausen auf dem etwa zwei Kilometer langen und bewaldeten Höhenzug des Vogelberges (336 Meter über NN.), der in Ost-West-Richtung verläuft. Das engere Fundgebiet ist der östliche Bereich des Vogelberges, der hier die Bezeichnung Harzhorn trägt und spornähnlich ausgebildet ist. Die Erhebung läuft als natürliche Barriere auf den östlich liegenden Harz zu. Das östliche Pendant des Harzhornes bilden der Rodenberg und das Hohe Rott (330 Meter über NN.), dazwischen befindet sich ein schmaler, etwa 600 Meter breiter Durchgangskorridor auf 190 Meter über NN. Die Berge riegeln das Kalefelder Becken gegenüber dem nördlich liegenden Tal der Nette ab, so dass ein Passieren in Nord-Süd-Richtung früher nur durch den Korridor möglich war. Heute verläuft hier die Bundesautobahn 7. Der Flusslauf des Rodenbergbachs am Grund des Durchgangskorridors scheint in früheren Zeiten eine morastige Talniederung gewesen zu sein. Mittelalterliche Hohlwege mieden ihn und verliefen, wie die heutige B 248, am Hang des Harzhornes. Früher handelte es sich um die Route einer historischen Handels- und Heerstraße durch das Leinetal. Auch heute noch stellt das Harzhorn einen Engpass für die Hauptverkehrslinie von Norddeutschland über die hessische Senke in die Wetterau dar.

Das Fundgebiet befindet sich nicht im Bereich des tiefer liegenden Durchgangskorridors, sondern auf dem Höhenzug des Harzhorns, wo die Hänge steil nach Norden abfallen und nur an wenigen Stellen passierbar sind. Laut der derzeitigen Arbeitshypothese (Stand 2014) könnten germanische Truppen den Korridorbereich für die in Richtung Süden marschierenden Römer versperrt haben. Die römischen Truppen hätten daraufhin den Korridor über den Höhenzug umgangen, um sich dort unter anderem über den steilen Nordhang einen Durchbruch mit einem erfolgreichen Infanterieangriff, starker Fernwaffenunterstützung (Torsionsgeschütze, Pfeile) und einer Reiterattacke freizukämpfen.

Weiteres Fundgebiet

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Kahlberg, auf dem sich das im Jahre 2010 entdeckte Fundareal befindet

Bereits im Jahre 2009 begannen im weiträumigen Umfeld der Fundstelle Prospektionen, bei denen auch das historische Wegenetz berücksichtigt wurde. Dabei lieferte das eingesetzte Airborne-Laserscanning-Verfahren ein plastisches Geländemodell, unter Ausschaltung der störenden Vegetation durch Bewaldung. Die systematische Suche, insbesondere mit Metalldetektoren, wurde auf einen Umkreis von bis zu zehn Kilometern nach Norden in Richtung Seesen und nach Süden in Richtung Northeim ausgedehnt. Es zeigte sich, dass in landwirtschaftlich genutzten Flächen kaum aussagekräftige Funde zu verzeichnen und in Waldgebieten die Erhaltungs- und Entdeckungsbedingungen sehr unterschiedlich waren.

Im November 2010 wurde in rund drei Kilometern Entfernung südwestlich vom Harzhorn am Kahlberg ein weiteres Fundareal (vermutete Lage) entdeckt.[10] Zu den dort gefundenen Artefakten gehören unter anderem eine römische Dolabra (siehe Fundstücke), ein Teil eines hochkaiserzeitlichen Helms und zwei Denare, die sich ebenso in das Zeitspektrum der bereits gefundenen Münzen am Harzhorn datieren lassen. Zwei dort gefundene Pila wurden vermutlich im Kampf verbogen. Außerdem wurden eine kleine Axt und ein Nackenjoch eines Zugtieres gefunden. Wegen der gefundenen Wagen- und Zugtierausrüstungen kann man hier auf ein Gefecht des römischen Trosses gegen die Germanen schließen, bei dem vor allem Nahkampfwaffen wie Lanzen zum Einsatz kamen.

Projektleiter Michael Geschwinde und Kreisarchäologin Petra Lönne vor Ort am Harzhorn im Jahre 2013

Nach der ersten Fundmeldung 2008 formierte sich als Arbeitsgruppe zur Suche und Koordination des weiteren Vorgehens schon bald das Forschungsprojekt Harzhorn. Die Koordination des Projektes erfolgt durch die Kreisarchäologin des Landkreises Northeim Petra Lönne und den niedersächsischen Landesarchäologen Henning Haßmann. Dem Forscherteam gehören darüber hinaus der Bezirksarchäologe Michael Geschwinde vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (Stützpunkt Braunschweig) als Leiter sowie vom Landesamt der Grabungstechniker Thorsten Schwarz und der Prospektionstechniker Michael Brangs an.[11] Weitere Beteiligte zur wissenschaftlichen Begleitung sind der provinzialrömische Archäologe Günther Moosbauer von der Universität Osnabrück, der Numismatiker Frank Berger vom Historischen Museum Frankfurt, Felix Bittmann vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung und der Prähistoriker Michael Meyer vom Institut für prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin.[12] Finanziell gefördert wurde das Forschungsprojekt Harzhorn in den Jahren 2009 und 2010 insbesondere durch das Forschungsförderprogramm „PRO Niedersachsen“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.[13]

Archäologische Prospektion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den ersten Funden im Jahre 2008 hielt die archäologische Prospektion im näheren und weiteren Umfeld des Harzhorns über Jahre an. Da anhand der bisherigen Fundstücke die Anwesenheit einer größeren römischen Armeeeinheit anzunehmen war, wurde nach weiteren Kampfplätzen, An- und Abmarschwegen sowie Lagerplätzen geforscht. Ein Team der Kreisarchäologie Northeim und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege war für die Prospektion verantwortlich. Hierfür kam die Schlachtfeldarchäologie zum Einsatz, deren wichtigste Arbeitsgeräte zur Erforschung von Schlachtfeldern Metalldetektoren sind.

Erste Prospektion der Denkmal­pflege mit Metalldetektoren im Jahre 2008

2009 wurden bei den Prospektionsmaßnahmen an einem Steilhang Reste eines römischen Trosswagens gefunden, der im Gefecht hinuntergestürzt sein könnte. Dabei wurden neben Wagenteilen auch Hufschuhe aus Eisen gefunden, die auf Maultiere als Zugtiere schließen lassen. Am Nordhang des Harzhorns fanden sich größere Konzentrationen an Waffen, die auf ein sehr heftiges Kampfgeschehen deuten. So steckten in einem kleinen Hangbereich etwa 40 Katapultprojektile aus Torsionsgeschützen im Erdreich. Anhand ihrer Ausrichtungen ließen sich die Schussrichtungen rekonstruieren.[14] Insgesamt handelt es sich bei den Fundstücken größtenteils um Waffen und Waffenteile, darunter rund 50 Pfeilspitzen, etwa 130 Katapultprojektile, Speerspitzen, Rüstungsteile sowie Nägel von Legionärssandalen (Caligae). Weitere Funde waren römische Hufeisen, Reste eines Kettenhemdes[15], eine bronzene verzinnte Hülsenscharnierfibel, Zeltheringe und eine Gürtelgarnitur. Von den gefundenen Münzen waren 16 Stück für die zeitliche Einordnung von Bedeutung. Darunter befanden sich zur anfänglichen Überraschung der Forscher, die zunächst eine Datierung in die Zeit des Augustus erwartet hatten (Augusteische Germanenkriege), neun Denare aus der Zeit der severischen Kaiser und zwei Münzen, deren Prägungen sich auf die Jahre ab 228 n. Chr. unter Kaiser Severus Alexander festlegen ließen. Im weiteren Umfeld des Harzhorns wurden bisher nur wenige Waffenteile im Boden geortet. Das könnte sich durch schwächeres Kampfgeschehen, Plünderung, Überlagerung durch Hangabrutsche oder auch durch schlechtere Erhaltungsbedingungen in der dort vorhandenen Bodenstruktur erklären. Für die Störung von Fundsituationen kämen großflächig auch mittelalterliche Anlagen von Wölbackerfluren in Frage.

Obwohl im Jahre 2014 keine Ausgrabung stattfand, wurden bei der oberflächlichen Suche mehrere Hundert Metallfunde geborgen. Zu den Fundstücken gehören Waffenteile, Münzen, Pferdegeschirr und zahlreiche Sandalennägel. Insgesamt seien seit dem Jahre 2008 über 2700 Artefakte aus Metall gefunden worden.[16] Zu erneuten Prospektionsmaßnahmen kam es 2018 beim Ausbau der in der Nähe vorbeiführenden Bundesautobahn 7. Dabei wurden in der Nähe von Oldenrode Schuhnägel von römischen Sandalen aus der Zeit des 3. Jahrhunderts gefunden.[17]

Ausgrabungsareal von 2012 im Kamm­bereich, abgedeckt mit Planen
Grabungsschnitt am Rande des bisher prospektierten Hauptkampf­geschehens am Hauptkamm des Harzhorns, 2013

Archäologische Ausgrabungen fanden bisher ausschließlich im unmittelbaren Fundgebiet statt. Dabei wurden die bereits bei der vorausgegangenen Prospektion angewandten Strategien der Schlachtfeldarchäologie intensiviert. Die Grabungen wurden unter Leitung des Prähistorikers Michael Meyer von Studenten des Instituts für prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin durchgeführt, wobei in den Jahren 2009 bis 2013 jeweils mehrwöchige Grabungskampagnen stattfanden.[18] Die Weitläufigkeit des Fundplatzes lässt dabei nur exemplarische Grabungsschnitte zu. Sie fanden bisher in sieben Fundarealen durch 11 Grabungsschnitte statt (Stand: 2010). Die Areale unterscheiden sich vom Fundspektrum wie auch von der Geländesituation.

Im Mittelpunkt der knapp vierwöchigen Ausgrabung im August 2012[19] stand der östliche Bereich des Bergrückens, auf dem bei früheren Prospektionen mit Metallsuchgeräten eine hohe Konzentration an Schuhnägeln gefunden wurde.[20] Bei der Grabung wurden drei rund 14 Meter lange und bis zu 4,5 Meter breite Grabungsschnitte angelegt, in denen sich Sandalennägel, Pfeilspitzen, Katapultbolzen und eine Speerspitze fanden.[21] Die Grabungskampagne 2013 konzentrierte sich wiederum auf diesen Bereich des Hauptkamms in einem Gebiet mit einer hohen Funddichte an römischen Metallteilen,[22][23] unter denen Reste eines römischen Kettenhemdes gefunden wurden.[24]

Rekonstruktion des Kampfgeschehens

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schussversuche am Harzhorn­kamm mit nachgebauten römischen Torsionsgeschützen, 2012

Im Rahmen der Prospektionsmaßnahmen ab 2008 fanden Archäologen auf der Höhe des Harzhorns an zwei Stellen Katapultspitzen von Torsionsgeschützen und vermuteten eine weitere Stelle im Tal nahe der heutigen Bundesstraße 248.[25] Seither fanden am früheren Kampfplatz mehrfach Schussversuche mit nachgebauten Torsionsgeschützen statt, um die Durchschlagskraft, Schussentfernung sowie Schussrichtung zu rekonstruieren. Die Geschütze waren jeweils so aufgebaut, dass sie in die Richtung feuerten, wo die Katapultspitzen ausgegraben worden sind.[26] Am 23. November 2012 führten Wissenschaftler und Studierende der Universitäten Osnabrück und Trier sowie der Helmut-Schmidt-Universität Schussversuche mit sechs zum Teil unterschiedlichen Geschütznachbauten durch.[27] Die bis zu 200 Kilogramm schweren Feldgeschütze, deren historische Vorbilder zwischen 200 v. Chr. bis 400 n. Chr. zum Einsatz kamen, wurden von Studierenden der Universitäten und einer Schülergruppe des Gymnasiums Ising nachgebaut.[28] Die Tests führten zu der Annahme, dass die damalige Schussentfernung am Harzhorn bei 150 Metern gelegen haben könnte. Die Geschosse können jedoch anderen Versuchen zufolge auch bis zu 300 Metern weit fliegen.

Funderhaltungsbedingungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bisherigen Ausgrabungen fanden überwiegend auf dem Hauptkamm des Harzhorns im östlichen Bereich statt, wo eine hohe Funddichte an römischen Gegenständen herrscht. Das Gebiet ist mit Wald bestanden, der zum Gutswald der Familie Freiherr von Oldershausen gehört.[22] In den Hangbereichen herrschen durch Rendzinaböden für die Hinterlassenschaften von historischem Kriegsmaterial ideale Erhaltungsbedingungen durch basisches Bodenmilieu mit Kalkstein im Untergrund und einer dünnen Oberbodendeckschicht aus Humus. Zudem unterblieb in diesen Lagen wegen ihrer Steilheit und dem steinigen Untergrund eine ackerbauliche Nutzung, so dass sich die Funde ungestört in situ erhalten konnten. In flacheren Bereichen mit abgeschwemmtem Boden besteht das Erdreich aus Bodentypen von entkalkter Braunerde, Parabraunerde und Löss, was anscheinend zur regulären Fundzersetzung beigetragen hat. In den flacheren Bereichen kam es dagegen auch schon früher zu landwirtschaftlicher Nutzung durch Wölbacker und dadurch zu Zerstörungen von historischem Material.

Fundstücke

Die Funddatenbank umfasst bisher rund 3100 Artefakte (Stand Sommer 2013), von denen vorbehaltlich weiterer Untersuchungen etwa 1700 relativ sicher aus dem fraglichen Zeitraum des 3. Jahrhunderts stammen und römischer Herkunft sind. Nur vier Fundobjekte sind nachweisbar germanischen Ursprungs.[29] Die Funde sind zum größten Teil bei Prospektionen mit Metallsuchgeräten gemacht worden. Die größte Fundgruppe besteht aus ca. 1400 römischen Schuhnägeln. Die zweitgrößte Fundgruppe mit 214 Fundstücken umfasst Reste bzw. Geschosse von Fernwaffen, wie Katapultbolzen, Pfeil-, Speer-, Lanzen- und Pilaspitzen. Mehrheitlich sind es Katapultbolzen mit 131 Exemplaren,[30] von denen zahlreiche Bolzen durch die Wucht des Aufpralls verformte Spitzen aufweisen. Die durchschnittliche Länge der Geschosse liegt zwischen 6 und 13 Zentimetern. Bisher wurden 43 Pfeilspitzen gefunden, darunter 24 dreiflügelige Spitzen. Weitere Fundstücke sind eine römische Fibel aus Bronze, Fragmente eines eisernen Kettenhemdes, eiserne Gürtelbesätze, ein eisernes Scheidenblech und ein Thekenbeschlag.[31] 16 Artefakte sind Überreste römischer Wagen, darunter ein bronzener Jochaufsatz für die Leinenführung, Achsnägel, Hipposandalen sowie Teile einer Kandare und einer Trense.[32]

Am Nordosthang des Harzhorns wurde in einer lehmverfüllten Grube der vollständige Vorderbereich eines Pferde- oder Maultierskeletts gefunden. C14-Untersuchungen hierüber und eine gefundene Lanzenspitze lassen darauf schließen, dass das Tier im Verlauf der Kampfhandlungen getroffen wurde und dadurch verendet sein muss. Durch seinen Sturz in eine Baumwurfgrube haben sich die jetzt untersuchten Skelettreste erhalten.[33]

Nahaufnahme der Dolabra mit eingeschlagener Inschrift LEG IIII S A für Legio IIII Flavia Felix
Die 2010 gefundene Dolabra, noch unter Stickstofffolie konser­viert

Zu den außergewöhnlichen Funden zählt eine Ende 2010 entdeckte gut erhaltene, fast 2,5 Kilogramm schwere und nahezu 45 Zentimeter lange römische Dolabra. Auf der einen eisernen Seite waren die Zeichen LEG IIII S A eingeschlagen.[34] Der Archäologe Günther Moosbauer[35] konnte gemeinsam mit dem Althistoriker Rainer Wiegels die Inschrift zuordnen.[36] Sie erkannten das Werkzeug anhand der Schriftzeichen als zur Legio IIII Flavia Severiana Alexandriana (oder Legio IIII Flavia Felix) zugehörig.[2][37] Diese Einheit, die im 3. Jahrhundert ihr Stammlager in Singidunum, dem heutigen Belgrad, in der damaligen römischen Provinz Moesia superior (Obermösien) hatte, galt als besonders schlagkräftig.[38] Der Fund wird als weiterer Beleg für die Beteiligung von Legionären an dem Gefecht gewertet.[2] Prinzipiell ist zwar denkbar, dass sich die Dolabra zuletzt in feindlichen Händen befunden hat, doch kann dies als höchst unwahrscheinlich gelten.

Am 12. August 2013[39] kam es zu einem weiteren bedeutenden Fund: Am Harzhorn-Hauptkamm, am Rande des bisher prospektierten Hauptkampfgeschehens[40], wurde eine weitgehend vollständige Lorica hamata, ein römisches Kettenhemd, entdeckt.[41] Die im Laufe der Zeit zu mehreren Metallklumpen korrodierte metallene Kettenrüstung lag nur drei bis zehn Zentimeter unter der Erdoberfläche.[42] Ein Teil des Fundes wurde im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege bereits gereinigt und präpariert.[43] Das Hemd stellt einen weiteren bedeutenden Fund dar, denn es ist einerseits fast vollständig erhalten, andererseits sind Funde persönlicher Ausrüstungsgegenstände römischer Legionäre in der Germania magna äußerst selten.[44] Das einzige andere Exemplar, das im heutigen Deutschland gefunden wurde, ist das fast vollständig erhaltene römische Kettenhemd aus dem Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein.

Fundbewertung und Einordnung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fundbewertung und Arbeitshypothese

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fundorte von Artefakten der Kampfhandlungen auf dem Kamm. Die Grafik zeigt ermittelte Flugbahnen römischer Katapultgeschosse, Pfeile und Speere. Darüber hinaus ist eine sogenannte „killing zone“ (rechts) erkennbar. Dort war der Beschuss durch römische Torsionsgeschütze so dicht, dass in diesem Bereich höchstwahrscheinlich kein Gegner überleben konnte.

Anhand der archäologischen Funde am Harzhorn gilt bisher nur als sicher, dass ein Angriff mit Katapultprojektilen durch Bogenschützen von Norden nach Süden stattfand. Die verantwortlichen Wissenschaftler sind inzwischen überzeugt, dass die gefundenen Artefakte römischen Legionären und Hilfstruppen zuzuordnen sind. Anfangs wollten einige Forscher nicht völlig ausschließen, dass es sich um eine Auseinandersetzung zwischen germanischen Stämmen gehandelt haben könnte, ausgerüstet mit Waffen aus römischer Produktion.[45] Durch andere Funde, etwa aus dem Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein, weiß man, dass im 3. Jahrhundert zahlreiche innergermanische Konflikte ausgetragen wurden, wobei die Krieger auch römische Waffen benutzten. Weitere Funde am Harzhorn, darunter die zahlreichen Katapultprojektile aus Ballisten (Torsionsgeschützen), sprechen nach Ansicht der Wissenschaftler jedoch inzwischen eindeutig dafür, dass hier eine starke römische Einheit, bestehend aus Infanterie, Bogenschützen, schwerer Kavallerie und Artillerie, in einen heftigen Kampf verwickelt war; denn davon, dass Germanen diese speziell römische Kriegstechnik je eingesetzt hätten, ist bislang nichts bekannt. Die Stärke der Römer wird auf mindestens zwei Kohorten (1000 Mann) bis hin zu 9000 Mann geschätzt. Auch andere Fundstücke belegen inzwischen eindeutig die Präsenz kaiserlich-römischer Soldaten. Da sie schwere Torsionsgeschütze und Reisewagen mitführten, kann es sich bei ihnen nicht nur um einen Stoßtrupp gehandelt haben. Aus zeitgenössischen literarischen Quellen wie Herodian weiß man, dass die kaiserlichen Truppen im frühen 3. Jahrhundert im Feindesland oft in mehreren Formationen, sogenannten Säulen von jeweils einigen tausend Mann marschierten. Um eine solche Marschsäule könnte es sich auch in diesem Fall gehandelt haben.

Vermutete Marschroute der Legionen durch die Germania magna

Der Arbeitshypothese zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die römischen Truppen auf einem Marsch, aus dem Norden kommend, befanden. Der nach Süden führende Durchgangskorridor am Harzhorn war offenbar von Feinden versperrt. Allerdings konnten durch die bisherigen Ausgrabungen keine Spuren einer Sperre durch Verhaue oder Pfostenlöcher von Palisaden nachgewiesen werden. Die Legionäre mussten sich ihren Weg unter massivem Waffeneinsatz über den Höhenzug erkämpfen, statt durch die zur damaligen Zeit vermutlich versumpfte Niederung zu marschieren. Zunächst könnte versucht worden sein, die Harzhornanhöhe zu stürmen. Nach dem mutmaßlichen Scheitern dieser ersten Attacke verlegten sich die Römer wohl auf den Einsatz von Fernwaffen. Umgekehrt kann es auch so gewesen sein, dass der Einsatz der Ballisten einem Gegenangriff der Infanterie planmäßig voranging: Nach Ansicht der Ausgräber deutet die hohe Konzentration der Geschosse auf mittlerer Höhe des Hanges darauf hin, dass hier ein germanischer Sturmangriff erfolgte, der in heftiges römisches Feuer geriet. Herodian berichtet, dass das römische Heer damals, im Gegensatz zu den Germanen, Fernwaffen bevorzugte. Die Lage der Funde spricht dabei für einen Erfolg der römischen Einheit, wohl auch dank ihrer überlegenen Militärtechnik. Die Entscheidung scheint durch einen erfolgreichen Flankenangriff der kaiserlichen Reiterei gefallen zu sein. Dass die Römer aber zugleich relativ viel Material auf dem Schlachtfeld zurückließen, deutet darauf hin, dass sie sich weiterhin bedroht fühlten und trotz ihres Sieges rasch weiterzogen. Als Geschehen ist auch ein Überfall der Germanen auf den römischen Tross denkbar, dem die Kampftruppen dann zu Hilfe eilten.

Das 2010 entdeckte weitere Fundareal, etwa drei Kilometer vom Harzhorn entfernt, mit Zeichen einer gleichzeitigen bewaffneten Auseinandersetzung lässt ebenfalls darauf schließen, dass hier eine weiträumige Militäroperation der Römer stattfand, die mutmaßlich ebenso in mehreren Säulen marschierten. Das Gefecht am Harzhorn wird dabei militärisch keine sehr große Bedeutung gehabt haben.

Zeitliche Einordnung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen des frühen Fundes einer Münze, die den Kaiser Commodus (180–192) abbildet, sowie aufgrund der Ausrüstungsgegenstände vermuteten die Wissenschaftler zunächst lediglich, dass der Kampf nach 180 n. Chr. (Herrschaftsantritt des Commodus) und vor der Mitte des 3. Jahrhunderts stattgefunden haben müsse, als sich die Ausrüstung der römischen Armee erheblich veränderte. Als hypothetische Datierung wurde dabei anfangs allgemein das frühe 3. Jahrhundert erwogen, wobei vor allem die Zeit der Germanienfeldzüge des römischen Kaisers Caracalla (211–217) in Frage kam. Neue Fundmünzen aus der Zeit der Kaiser Elagabal (218–222) und Severus Alexander (222–235) erlauben inzwischen eine weitere zeitliche Eingrenzung; sie schließen den Germanienkrieg Caracallas als Kontext aus und deuten nunmehr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf die Regierungszeit des Kaisers Maximinus Thrax (235–238) hin. Der Numismatiker Frank Berger datierte die Schlacht zunächst etwas vorsichtiger auf den Zeitraum zwischen 230 und 235 n. Chr. Die jüngsten bislang gefundenen eindeutig datierbaren Münzen, Denare aus dem Jahr 225, bilden als Schlussmünze einen Terminus post quem. Damit ist der frühestmögliche Zeitpunkt des Gefechts festgelegt.[46] Einige gefundene Speerspitzen hatten zudem noch alte, unverkohlte Holzreste in ihrem Schaft, die mit der C14-Methode auf ein Alter von etwa 1800 Jahren (± 30 Jahre) datiert wurden. Ähnlich, mit der Enddatierung auf 240 n. Chr., fiel die Analyse von ausgegrabenen Knochenresten eines Equiden aus.

Damit ergibt sich in der Kombination des numismatischen und archäologischen Befundes mit den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Untersuchungen ein Zeitfenster von 228 bis etwa 240 n. Chr. Aufgrund der diversen archäologischen und numismatischen Indizien gilt mittlerweile als so gut wie sicher, dass sich das Kampfgeschehen am Harzhorn im Herbst 235 n. Chr. ereignete und in den Kontext des großen Germanienkrieges von Maximinus Thrax gehört,[47] wobei der Numismatiker Reinhard Wolters eine Datierung auf 236 n. Chr. vorgeschlagen hat, da seines Erachtens der römische Vorstoß ins Innere Germaniens, entgegen dem Bericht Herodians, erst im zweiten Herrschaftsjahr des Maximinus erfolgt sei, während es 235 n. Chr. nur zu grenznahen Kämpfen gekommen sei.[48]

Quellenlage zum Germanenfeldzug 235/236

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die Nachricht der spätantiken Historia Augusta,[49] dass Kaiser Maximinus Thrax unverzüglich nach seiner Machtübernahme im Jahr 235 von Mogontiacum aus mit seinen Truppen zwischen 300 (trecenta) und 400 (quadringenta) Meilen tief in germanisches Gebiet vorgestoßen sei, was in der Tat dem nördlichen Niedersachsen entspräche.[50] Da man aber nicht für möglich hielt, dass während der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts noch eine solche militärische Aktion stattgefunden habe, wurde diese Angabe der Handschriften, einem Vorschlag des französischen Altphilologen Claude de Saumaise folgend, in den neuzeitlichen Editionen des Textes stets zu triginta und quadraginta (30 oder 40 Meilen) „korrigiert“.[51] Erst seit der Auffindung des Schlachtfeldes bei Kalefeld existiert ein klarer Beleg dafür, dass die Angaben der Historia Augusta in diesem Punkt verlässlich sind und um 235 tatsächlich ein Vorstoß ins Innere Germaniens stattfand. Im Jahr 233 hatten die Germanen römisches Gebiet verwüstet, 235 kam es dann unter dem neuen Kaiser Maximinus zu dem bereits von Severus Alexander vorbereiteten Gegenschlag Roms.

Signum der Legio IIII Flavia Felix

Dafür, dass die Legio IIII Flavia Felix in diesem Feldzug eine besondere Rolle spielte, spricht der Umstand, dass sie von Maximinus den Ehrennamen Legio IIII Flavia Maximiniana erhielt, also nach ihm selbst benannt wurde.[52] Dies könnte eine Auszeichnung für besondere Tapferkeit, vermutlich während des Germanienfeldzuges, gewesen sein. Dass die Legion an einer expeditio Germaniae teilnahm, ist daneben auch durch die (undatierte) Grabinschrift des Aurelius Vitalis, eines ihrer Soldaten, aus Speyer belegt.[53] Umstritten ist derzeit, ob Maximinus tatsächlich, wie die literarische Überlieferung angibt, bereits unverzüglich nach seinem Herrschaftsantritt die Germanen angriff oder ob der eigentliche Feldzug erst im Jahr 236 stattfand (siehe Abschnitt Zeitliche Einordnung).

Die Historia Augusta berichtete jedenfalls, man habe germanische Verbände in einer großen „Schlacht im Moor(proelium in palude) besiegen können, an der der Kaiser persönlich beteiligt gewesen sei. Maximinus sei zeitweilig von seinem Heer getrennt worden und in einen Sumpf geraten, bevor seine Truppen ihn hätten befreien können. Dabei sei es zu einem schweren Gefecht gekommen, das angesichts des sehr feuchten Geländes einer Art von Seeschlacht geglichen habe. Ob sich diese knappe, literarisch überformulierte Schilderung auf das Schlachtfeld bei Kalefeld beziehen lässt, ist bislang ungeklärt. Fest steht aber, dass der Kaiser seinen Feldzug als großen Sieg feiern ließ und dem römischen Senat in einem schriftlichen Bericht mitteilte, er habe Germanien bezwungen.[54]

Der griechische Geschichtsschreiber Herodian, der im Unterschied zum Verfasser der Historia Augusta (dem sein Werk als Quelle diente) ein Zeitgenosse der Ereignisse war, berichtet:

Maximinus drang tief in germanisches Gebiet vor, machte viel Beute und überließ seinen Truppen alles Vieh, dessen man habhaft wurde. Die Germanen indessen hatten die Ebenen und die baumlosen Gegenden geräumt und sich in die Wälder und Sümpfe zurückgezogen, so dass die Kämpfe dort stattfinden würden, wo die dicht stehenden Bäume die Geschosse und Pfeile ihrer Feinde wirkungslos machen sollten, und wo die tiefen Moore die Römer bedrohen würden, die die Landschaft nicht kannten […]. Und so fanden die meisten Gefechte in solchen Gebieten statt, und hier geschah es auch, dass der Kaiser selbst und sehr mutig an einer Schlacht teilnahm: Als die Germanen sich in eine große, feuchte Senke zurückzogen und die Römer zögerten ihnen nachzufolgen, stürzte sich Maximinus selbst in die Niederung, bis das Wasser bis zum Bauch seines Pferdes stand; und so hieb er auf die Feinde ein, die ihn umringten. Da fassten die Soldaten, beschämt darüber, dass sie ihren Kaiser, der an ihrer Stelle kämpfte, derart im Stich ließen, Mut und griffen ebenfalls an. Eine große Zahl Männer fiel auf beiden Seiten, doch während viele Römer ihr Leben ließen, wurde fast die ganze barbarische Armee vernichtet, und der Kaiser war der hervorragende Mann auf dem Schlachtfeld […]. Noch weitere Kämpfe fanden statt, bei denen Maximinus aufgrund seiner persönlichen Beteiligung Ruhm erwarb, da er stets eigenhändig mitfocht und in jedem Gefecht der beste Krieger auf dem Schlachtfeld war […]. Er drohte und war entschlossen, alle germanischen Stämme bis hin zum Meer zu besiegen und zu unterwerfen.[55]

Als es Winter wurde, zog sich der Kaiser mit seinen Truppen an den Rhein zurück. In der Folgezeit bekämpfte er die germanischen Stämme nördlich der Donau. Mit Maximinus’ Ermordung im Sechskaiserjahr 238 fanden die Feldzüge ein abruptes Ende.[56]

Geschichtliche Einordnung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Germania magna und römische Provinzen

Die Ereignisse bei Kalefeld spielten sich über 200 Jahre nach den Augusteischen Germanenkriegen (bis 16 n. Chr.) ab. Diese Vorgänge hatten das Ende des römischen Versuchs dargestellt, den gesamten Raum bis zur Elbe fest in das Imperium einzubeziehen. Allerdings dehnten die Römer in den darauffolgenden Jahrzehnten ihre Grenzbefestigungen durchaus auch auf germanisches Gebiet aus, um die Verteidigungslinien zu verkürzen, und integrierten damit auch das fruchtbare Dekumatland in ihr direktes Herrschaftsgebiet. Der indirekte Einfluss des römischen Reiches reichte indessen weit über die Provinzgrenzen hinaus, und die Forschung weist seit langem auf das hohe Maß an politischer, kultureller und wirtschaftlicher Interaktion zwischen dem Römischen Reich und der Germania magna hin. Mit vielen germanischen Fürsten wurden Verträge (foedera) geschlossen, und manche wurden von den Kaisern sogar zu reges ernannt. Dies diente der indirekten politisch-militärischen Kontrolle Germaniens. Bis ins späte 4. Jahrhundert werden in den Quellen zudem immer wieder römische Feldzüge in das rechtsrheinische Gebiet erwähnt, die meistens der Abschreckung oder Vergeltung germanischer Raubzüge dienen sollten.

Römische Schriftsteller – namentlich Cassius Dio, Herodian und der anonyme Verfasser der Historia Augusta – berichten eindeutig von größeren Feldzügen östlich des Rheins und nördlich der Donau im 3. Jahrhundert, insbesondere für die Regierungszeit der Kaiser Caracalla (im Jahr 213) und Maximinus Thrax (im Jahr 235). Für diese literarischen Überlieferungen fehlte bis 2008 aber ein archäologischer Beleg in der Germania magna. Vor allem aber war sich die althistorische Forschung über den tatsächlichen Radius dieser Militäroperationen im Unklaren und nahm in aller Regel nur sehr begrenzte militärische Unternehmungen in relativer Nähe zum Limes an. Die wenigen anderslautenden Hinweise in literarischen Quellen galten als unglaubwürdige Übertreibung.

Hierin liegt die hauptsächliche historische Bedeutung des Fundortes bei Kalefeld für die Kenntnis der römischen Geschichte auf heutigem deutschen Boden: Die Interpretation anhand der Funde deutet darauf hin, dass das Innere Germaniens tatsächlich noch im 3. Jahrhundert Ziel römischer Militäroperationen war. Dass römische Legionäre in der Zeit der beginnenden Reichskrise des 3. Jahrhunderts nicht nur im Limesvorland operierten, sondern bis ins heutige Norddeutschland vorstießen, hätten bis 2008 die wenigsten Forscher für möglich gehalten. Literarischen Quellen zufolge dienten die römischen Feldzüge nämlich vor allem der begrenzten Vorfeldsicherung der römischen Reichsgrenze an Rhein und Donau sowie (im Rahmen von Vergeltungsfeldzügen) dem Schutz des Dekumatlandes, das um 260 dennoch geräumt wurde (Limesfall). Erwägen muss man nun aber, dass sich der direkte römische Einfluss, gegebenenfalls eben militärisch untermauert, womöglich noch 225 Jahre nach der Varusschlacht viel weiter in das Innere Germaniens erstreckte, als man lange Zeit annahm.

Unklar ist derzeit, ob ein Zusammenhang mit dem 2010 entdeckten römischen Marschlager bei Hachelbich bestehen könnte, das entweder auf die Zeit der Chattenkriege Domitians oder eben in die Zeit späterer römischer Unternehmungen in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. unter Maximinus Thrax datiert wird.[57]

Dauereinrichtung vor Ort

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konzept und Standort

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Info-Gebäude am Harzhorn, 2014
Blick aus Richtung der Bundesstraße und der Autobahn auf das Info-Gebäude, 2018

Nach umfangreichen Prospektionen und Fundbergungen wurde im Mai 2010 das Fundgebiet des Harzhorns der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither finden für Besucher regelmäßig Führungen über das Gelände statt, die von ausgebildeten Harzhorn-Guides vorgenommen werden.[58][59] Im Jahr 2015 führten 25 Harzhorn-Guides rund 4000 Besucher über das Gelände, während etwa 6500 Menschen das Informationsgebäude besuchten.[60] Im Jahr 2017 wurden rund 5600 Besucher, darunter etwa 1000 Schüler, über das Areal geführt.[61]

Die Fundstücke sind wegen anhaltender Restaurierungen und Untersuchungen bisher (2017) im Braunschweigischen Landesmuseum ausgestellt worden.

Fahnen am Infogebäude

Der Landkreis Northeim sowie die Gemeinden Kalefeld und Bad Gandersheim nutzen das Gelände touristisch unter dem Slogan „Römerschlacht am Harzhorn“ als archäologisches Freilichtmuseum. Dazu wurde ein Logo entwickelt und als Markenzeichen gesichert. Die Technische Hochschule Aachen erarbeitete bis 2012 das touristische Konzept.[62] Für die touristische Erschließung besteht ein Drei-Stufen-Plan. Unter Federführung des Landkreises Northeim[63] wurde bis zur Niedersächsischen Landesausstellung Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn 2013/2014 in Braunschweig auf dem Gelände eine touristische Infrastruktur mit Wegen, Informationspunkten, Schildern und einem Info-Gebäude errichtet.[64] Die zweite Stufe beinhaltet die regionale Einbindung mit Hilfe von Radwegen sowie dem Bau eines Aussichtsturms und einer Anbindung an das Römerlager Hedemünden durch eine „Römer-Autobahn“ vor. In der dritten Stufe könnte ein Besucherzentrum für fünf Millionen Euro entstehen. Bisher (2018) ist nur die erste Stufe umgesetzt worden.

Aufgrund einer seit Längerem geplanten Grünbrücke über die A7 musste das Info-Gebäude zum Harzhornereignis kurzfristig um 250 Meter verlegt werden.[65] Es entstand letztlich am Waldrand des Vogelberges oberhalb der B248 und wurde im November 2013 teileröffnet. Im Juni 2014 wurde es zum Tag der Architektur offiziell seiner Bestimmung übergeben.[66]

Informationspunkt auf dem Rundweg

Zur ersten Ausbaustufe gehörte der Bau eines Zufahrtsweges, eines Besucherparkplatzes, eines Info-Gebäudes sowie die Aufstellung von Info-Stelen[67] entlang eines 650 Meter langen Pfades.[68] Auf den Stelen befinden sich QR-Codes für den Gebrauch mit einer Mobile App, die interessierte Besucher mit Informationen zum jeweiligen Standort versorgt.[69]

Der Standort des futuristisch wirkenden Info-Gebäudes ist so gewählt worden, dass es von der tiefer liegenden Bundesautobahn 7 (BAB 7) aus gesehen werden kann. Ein Balkon am Gebäude bietet den Blick über die Talenge zwischen Harzhorn und Rodenberg, durch die sich vermutlich die Römer genähert haben. Der Gebäudeentwurf, dessen Form vielfach Spitzen und Kanten als Reminiszenz an die damalige spitze und kantige Waffentechnik aufnimmt, stammt von einem Uslarer Architekturbüro. Die Verkleidungen des Info-Gebäudes und der Stelen entlang des Pfades präsentieren sich durch goldfarbenes Metall und unbehandeltes Holz. Diese Materialien sollen die an der Auseinandersetzung am Harzhorn beteiligten Völker versinnbildlichen. Dabei steht das Metall für die Römer mit ihrer größtenteils metallischen Ausrüstung, wogegen die Germanen durch rohes Holz charakterisiert werden.

QR-Code an einer Info­Stele mit Hinweis auf den Wiki­pedia-Artikel Harz­horn­ereig­nis

Im November 2013 war die touristische Infrastruktur weitgehend fertiggestellt. Die Kosten beliefen sich bis dahin auf rund 800.000 Euro,[70] wovon allein etwa 600.000 Euro auf das Info-Gebäude entfielen.[71] Bei der Eröffnung des Info-Gebäudes im Juni 2014 wurden Kosten von 905.000 Euro genannt.[72] Die angefallenen Kosten trugen der Landkreis Northeim und seine Kultur- und Denkmalstiftung, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die Kreis-Sparkasse Northeim, das Amt für Landentwicklung und die Umweltstiftung Bingo!.[73]

Wegen steigender Besucherzahlen wurde der Info-Pfad 2019/2020 um zwei Infostationen zu einem Rundweg erweitert; am nicht ständig geöffneten Info-Gebäude entstand zudem eine wetterfeste Schutzhütte für Besucher. Gefördert wurde die Arbeiten in Höhe von etwa 200.000 Euro größtenteils durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und im Rahmen des LEADER-Programms.[74][75]

Niedersächsische Landesausstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Harzhornereignis befasste sich die Niedersächsische Landesausstellung Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn, die vom 1. September 2013 bis zum 2. März 2014 lief.[76] Sie wurde im Braunschweigischen Landesmuseum auf 1000 m² Ausstellungsfläche[77] gezeigt. Die Schau präsentierte das Kampfgeschehen am Harzhorn, sowie das Leben römischer Legionäre und Germanen im 3. Jahrhundert n. Chr. Es wurden ca. 400 Exponate[78] vom Schlachtfeld sowie 400 Exponate von zum Teil privaten Leihgebern gezeigt, darunter eine Büste von Maximinus Thrax aus den Kapitolinischen Museen in Rom.[79] Für die Landesausstellung stellte das Land Niedersachsen 650.000 Euro, davon 100.000 Euro für die Infrastruktur am Harzhorn,[80] der insgesamt 1,8 Millionen Euro Ausstellungskosten bereit.[81]

Plakat zur Nieder­säch­sisch­en Landesausstellung 2013 im Braunschweigischen Landesmuseum

Zeitgleich zur Landesausstellung fand, nur wenige Meter vom Landesmuseum entfernt, in der Kemenate der Burg Dankwarderode die Begleitausstellung Caesaren, Helden und Heilige – Der römische Soldat in neuzeitlichen Darstellungen statt.[82] In ihr wurden idealisierte Darstellungen römischer Soldaten in Form von Gebrauchsgegenständen und Kunstwerken vorgestellt. Sie stammen aus den Epochen der Renaissance sowie dem Barock, als „der Römer“ als Symbol für Stärke und Kampfbereitschaft galt.

Die Landesausstellung sahen 68.264 Besucher. Sie liegt damit auf dem 3. Platz bei den Besucherzahlen der letzten 20 Jahre für Ausstellungen in Braunschweig. Auf Platz 1 ist die Troja-Ausstellung, die 2001 ca. 330.000 Besucher anzog, gefolgt auf Platz 2 von Heinrich der Löwe und seine Zeit. Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125–1235, die 1995 ca. 100.000 Besucher sahen.[83]

Portal zur Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Thematik wurde 2016 umfassend präsentiert im Portal zur Geschichte am Standort Kloster Brunshausen, also in räumlicher Nähe zum authentischen Fundort.[84] Die Ausstellung umfasste nicht nur die Präsentation aufbereiteter Fundstücke der Antike, sondern auch eine Darstellung des Zusammenhangs der Örtlichkeiten und Abläufe des Harzhornereignisses.[85]

Ausstellung in Berlin

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom 21. September 2018 bis 6. Januar 2019 wurden einige Fundstücke vom Harzhorn in der Ausstellung Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt. Die Ausstellung war Teil des Europäischen Kulturerbejahres 2018.[86]

Literatur (nach Erscheinungsdatum)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Michael Geschwinde, Petra Lönne: Die Spur der Sandalennägel. In: Archäologie in Deutschland. 2/2009 (denkmalpflege.niedersachsen.de; denkmalpflege.niedersachsen.de PDF; 500 kB).
  • Michael Geschwinde u. a.: Roms vergessener Feldzug. In: Museum und Park Kalkriese (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Konflikt. Theiss, Stuttgart 2009, S. 228–232.
  • Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402 (online).
  • Ulrike Biehounek: Die Revanche der Römer. In: Bild der Wissenschaft. Heft 6, 2010, S. 84–89.
  • Ralf-Peter Märtin: Die Rache der Römer. In: National Geographic. Juni 2010, S. 66–93.
  • Rainer Wiegels, Günther Moosbauer, Michael Meyer, Petra Lönne, Michael Geschwinde unter Mitarbeit von Michael Brangs, Thorsten Schwarz: Eine römische Dolabra mit Inschrift aus dem Umfeld des Schlachtfeldes am Harzhorn (Lkr. Northeim) in Niedersachsen. In: Archäologisches Korrespondenzblatt. Band 41, 2011, S. 561–570.
  • Gustav Adolf Lehmann: Imperium und Barbaricum. Neue Befunde und Erkenntnisse zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen im nordwestdeutschen Raum – von der augusteischen Okkupationsphase bis zum Germanien-Zug des Maximinus Thrax (235 n. Chr.). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2011, ISBN 978-3-7001-7093-8, S. 102 ff.
  • Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn. Katalog zur Niedersächsischen Landesausstellung (= Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums. Band 115). Theiss, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-927939-85-1; ISBN 978-3-8062-2822-9 (umfassende Darstellung der Quellen und Forschungen zum Harzhornereignis).
  • Michael Geschwinde, Petra Lönne: Römische Militärpräsenz in der Germania Magna aus archäologischer Perspektive. Das Fallbeispiel Harzhorn. In: Gustav Adolf Lehmann, Rainer Wiegels (Hrsg.): „Über die Alpen und über den Rhein...“ Beiträge zu den Anfängen und zum Verlauf der römischen Expansion nach Mitteleuropa (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge, Band 37). Walter de Gruyter, Berlin 2015 (online)
  • Günther Moosbauer: Die vergessene Römerschlacht. Der sensationelle Fund am Harzhorn. C.H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72489-3.
  • Michael Geschwinde: Roms vergessener Feldzug: das Harzhorn-Ereignis. In: Babette Ludowici (Hrsg.): Saxones. Theiss, Darmstadt 2019, S. 76–77.
  • Yann Le Bohec: Germains et Romains au IIIe siècle: le Harzhorn, une bataille oubliée. Éditions Lemme, Chamalières 2022.

Filmdokumentationen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Harzhorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Es handelt sich also auch dabei um keine offene Feldschlacht, sondern militärisch gesprochen um ein „Gefecht“. Um eine möglichst objektive und nicht durch Begrifflichkeiten bereits vorbestimmte Diskussion zu führen, ist es sinnvoll, mit dem neutralen Begriff „Harzhorn-Ereignis“ zu operieren. Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer: Eingefrorene Zeit. Das Harzhorn-Ereignis – Archäologie einer römisch-germanischen Konfrontation 235 n. Chr. In: Matthias Wemhoff, Michael Rind (Hrsg.): Bewegte Zeiten: Archäologie in Deutschland. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2018, ISBN 978-3-7319-0723-7, S. 282–293, hier S. 283.
  2. a b c Michael Geschwinde, Petra Lönne, Günther Moosbauer unter Mitarbeit von Michael Brangs und Thorsten Schwarz: Das Geheimnis der Dolabra. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Ausgabe 4/2011, S. 248–249.
  3. Das Schlachtfeld am Harzhorn: Neue archäologische Untersuchungen 2009 und 2010. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Ausgabe 1/2011, S. 25.
  4. Michael Geschwinde: Eine römische Prunklanze aus Kalefeld, Ldkr. Northeim. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Band 83, 2014, S. 107–114 (online).
  5. Sagen aus Olderode-Düderode auf der Website der Ortschaft Düderode, abgerufen am 7. Dezember 2018.
  6. Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz vom 30. Mai 1978 § 12 „Ausgrabungen“
    (1) Wer nach Kulturdenkmalen graben, Kulturdenkmale aus einem Gewässer bergen oder mit technischen Hilfsmitteln nach Kulturdenkmalen suchen will, bedarf einer Genehmigung der Denkmalschutzbehörde. Ausgenommen sind Nachforschungen, die unter der Verantwortung einer staatlichen Denkmalbehörde stattfinden.
    (2) Die Genehmigung ist zu versagen, soweit die Maßnahme gegen dieses Gesetz verstoßen oder Forschungsvorhaben des Landes beeinträchtigen würde. Die Genehmigung kann unter Bedingungen und mit Auflagen erteilt werden. Insbesondere können Bestimmungen über die Suche, die Planung und Ausführung der Grabung, die Behandlung und Sicherung der Bodenfunde, die Dokumentation der Grabungsbefunde, die Berichterstattung und die abschließende Herrichtung der Grabungsstätte getroffen werden. Es kann auch verlangt werden, daß ein bestimmter Sachverständiger die Arbeiten leitet.
  7. Erste Römerfunde vor zehn Jahren. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 6. Januar 2010. Siehe auch: Michael Geschwinde, Petra Lönne: Die Entdeckung eines Schlachtfeldes, das es eigentlich gar nicht geben konnte. In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn. Konrad Theiss, Darmstadt 2013, S. 58–64, hier S. 60 f.
  8. Römisches Schlachtfeld am Harzrand entdeckt. Archäologie Online, 15. Dezember 2008.
  9. Petra Wundenberg: Archäologischer Jahrhundertfund, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur (Pressemitteilung), 15. Dezember 2008.
  10. Römer kämpften auch am Kahlberg – Pionieraxt gibt viele Aufschlüsse. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 11. Januar 2012.
  11. Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 313.
  12. Michael Meyer: Römisches Schlachtfeld auf dem Harzhorn bei Northeim (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive), Freie Universität Berlin, 2009; Die Römerschlacht am Harzhorn, GeschiMag, das Online-Magazin für Geschichte, 20. April 2009.
  13. Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 313.
  14. Ulrike Biehounek: Die Revanche der Römer, Bild der Wissenschaft Online 6/2010.
  15. Schlacht am Harzhorn: Kettenhemd eines römischen Soldaten gefunden bei archäologie-online.de vom 3. Juli 2015.
  16. Hunderte neue Funde auf Römer-Schlachtfeld bei Göttinger Tageblatt vom 18. Februar 2015.
  17. Max Brasch: Archäologen legen 7200 Jahre alte Siedlungsreste frei. In: Göttinger Tageblatt vom 5. März 2018.
  18. Eva Werler: Neue Grabungen am Harzhorn (Memento vom 9. August 2012 im Internet Archive), Norddeutscher Rundfunk Online, 9. August 2011.
  19. Fortsetzung der Ausgrabungen auf dem Römisch-Germanischen Schlachtfeld Harzhorn beim Verband der Landesarchäologen.
  20. Start der diesjährigen Ausgrabungskampagne: Römisch-germanisches Schlachtfeld Harzhorn. In: Deutschland today vom 1. August 2012.
  21. Schlachtfeld am Harzhorn: 20 Archäologiestudenten bei Sommergrabung. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 22. August 2012.
  22. a b Studenten graben wieder auf antiken Schlachtfeld am Harzhorn. In: hna.de vom 19. Juli 2013.
  23. Was geschah bei der Schlacht am Harzhorn? (Memento vom 27. Juli 2013 im Internet Archive) auf ndr.de vom 21. Juli 2013.
  24. Wieder spektakulärer Fund am Harzhorn. In: hna.de vom 15. August 2013.
  25. Schlacht am Harzhorn: Germanen im Kreuzfeuer (mit Videofilm), Hessische/Niedersächsische Allgemeine Online, 23. November 2012.
  26. Nachgebaut: Römer-Artillerie auf antikem Schlachtfeld getestet. In: Die Welt vom 23. November 2012.
  27. Antikes Kriegsgerät getestet: Römische Artillerie feuert auf Harzhorn. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 23. November 2012.
  28. Römische Feldgeschütze am Harzhorn, Pressemitteilung der Universität Osnabrück, 23. November 2012, auf archaeologie-online.de.
  29. Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 334.
  30. Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 334.
  31. Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 335.
  32. Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 343.
  33. Frank Berger, Felix Bittmann, Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer, Günther Moosbauer: Die römisch-germanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Lkr. Northeim, Niedersachsen). In: Germania. Band 88, 2010, S. 313–402, hier S. 356–364.
  34. Roms vierte Legion führte Krieg in Germanien. In: Die Welt vom 8. Januar 2012.
  35. Martin Sommer: Roms vergessene Schlacht. In: Kreiszeitung Online vom 12. Januar 2012.
  36. Dankwart Guratzsch: Sensationsfund: Geschichte Großgermaniens vor der Neuinterpretation. In: Die Welt vom 11. Januar 2012.
  37. Dietmar Vonend: Das Geheimnis der Dolabra führt in das Jahr 235. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Ausgabe 1/2012; Inschrift auf Streitaxt: Römische Legion aus Serbien am Harzhorn, Göttinger Tageblatt, 11. Januar 2012; Florian Arnold: Wie die Axt im Germanenwalde. In: Braunschweiger Zeitung Online vom 11. Januar 2012.
  38. Thomas Brock: Römischer Waffenfund: Die Axt vom Harzhorn. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Januar 2012.
  39. Harzhorn: Archäologen finden Kettenhemd. In: hna.de vom 15. August 2013.
  40. Kettenhemd eines römischen Soldaten gefunden bei Scinexx vom 16. August 2013.
  41. Archäologen entdecken Kettenhemd aus der Schlacht am Harzhorn. In: Spiegel Online vom 15. August 2013; Wahre Geschichte: Der Legionär im Kettenhemd. (Memento vom 3. Oktober 2013 im Internet Archive) bei ndr.de vom 15. August 2013.
  42. Die rostigen Reste der Schlacht. In: Der Tagesspiegel vom 15. August 2013; Sensationeller Fund – Kettenhemd aus dem 3. Jahrhundert bei Deutschland today vom 16. August 2013.
  43. Deutschlandfunk – Sendung Forschung Aktuell. am 16. August, abgerufen am 18. August 2013.
  44. Archäologen der Freien Universität Berlin graben weitgehend erhaltenes Kettenhemd eines römischen Soldaten aus. Meldung der FU Berlin vom 15. August 2013; Schlacht am Harzhorn: Kettenhemd eines römischen Soldaten gefunden. In: Archäologie.online vom 18. August 2013.
  45. Vorsichtige Zweifel äußerte zunächst etwa der Althistoriker Ralf Urban von der Universität Erlangen-Nürnberg: „Die Römer warfen keine Waffen weg“: Erlanger Althistoriker hat Zweifel am Sensationsfund (Interview). In: Nürnberger Zeitung vom 16. Dezember 2008; Sensationsfund: Forscher entdecken Reste römischer Waffen. In: Spiegel Online vom 11. Dezember 2008.
  46. Frank Berger: Die römischen Münzen am Harzhorn. In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn. Konrad Theiss, Darmstadt 2013, S. 285–293.
  47. Das Schlachtfeld am Harzhorn: Neue archäologische Untersuchungen 2009 und 2010. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Ausgabe 1/2011.
  48. Reinhard Wolters: Wiedergewonnene Geschichte. Der Feldzug des Maximinus Trax in das Innere Germaniens 235/236 n. Chr. in der numismatischen Überlieferung. In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn, Darmstadt 2013, S. 116–123.
  49. Historia Augusta, Vita Maximini duo 12,1.
  50. Allgemein zum Feldzug (mit Berücksichtigung der Schlacht) siehe nun Gustav Adolf Lehmann: Imperium und Barbaricum. Neue Befunde und Erkenntnisse zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen im nordwestdeutschen Raum – von der augusteischen Okkupationsphase bis zum Germanien-Zug des Maximinus Thrax (235 n. Chr.). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2011, ISBN 978-3-7001-7093-8, S. 102–112.
  51. Zu der fraglichen Textstelle auch Klaus-Peter Johne: Die Römer an der Elbe. Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch-römischen Antike. Akademie-Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-05-003445-4, S. 262–263, der aber (da er vor der Entdeckung des Schlachtfelds schrieb) damals noch einen Kopierfehler und einen bescheidenen Umfang des Feldzugs annahm.
  52. AE 1952, 186.
  53. CIL XIII, 6104.
  54. Historia Augusta, Vita Maximini duo 12,5.
  55. Herodian 7,2,5–9. Zu dieser Textstelle siehe Martin Hose: Ausgelöschte Geschichte. Der Feldzug des Maximinus Thrax in das Innere Germaniens 235/236 n. Chr. in der historischen Überlieferung. In: Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer, Wolf-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn. Konrad Theiss, Darmstadt 2013, S. 111–115, besonders S. 113–115.
  56. Dazu Henning Börm: Die Herrschaft des Kaisers Maximinus Thrax und das Sechskaiserjahr 238. In: Gymnasium. Band 115, 2008, S. 69–86 (online).
  57. Mario Küßner, Tim Schüler: Truppen in Thüringen. Nordöstlichste römische Militäranlage entdeckt. In: Archäologie in Deutschland. Ausgabe 3/2014, S. 6.
  58. Neue Funde bei Dögerode steigern Interesse. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 12. Januar 2012.
  59. Mit Harzhorn-Guides aufs Schlachtfeld (Memento vom 22. Februar 2015 im Internet Archive) bei ndr.de vom 21. Februar 2015.
  60. 25 Prozent mehr Führungen am Harzhorn als 2015. In: Göttinger Tageblatt vom 9. Februar 2016.
  61. Besucherrekord auf dem Schlachtfeld. In: Göttinger Tageblatt vom 20. Dezember 2017.
  62. Das Erlebniszentrum am römisch-germanischen Schlachtfeld soll bis 2015 kommen: Zwei Schritte fürs Harzhorn. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 20. April 2012.
  63. Schaugelände am Römer-Schlachtfeld soll 2013 fertig sein: Kreis Northeim will das Harzhorn selbst erschließen. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 29. Juni 2012.
  64. Bis 2013 erste Wege, Schilder und Info-Box für Römer-Gelände. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 10. Mai 2012 (hna.de).
  65. Harzhorn: Info-Zentrum muss Brücke weichen (Memento vom 3. Oktober 2013 im Internet Archive) bei ndr.de vom 7. Juni 2013.
  66. Informationsgebäude am Römerschlachtfeld Harzhorn eingeweiht. In: hna.de vom 29. Juni 2014.
  67. Kreis-Denkmal-Stiftung fördert Harzhorn. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 20. Dezember 2012 (hna.de).
  68. Informationsarchitektur offiziell eröffnet bei Deutschland today vom 13. November 2013.
  69. App führt übers Schlachtfeld In: Weser Kurier vom 13. November 2013 (weser-kurier.de).
  70. Futuristisches am historischen Harzhorn bei ndr.de vom 12. November 2013 (Memento vom 14. November 2013 im Internet Archive).
  71. Matthias Heinzel: Harzhorn: Info-Gebäude eröffnet. In: Göttinger Tageblatt vom 12. November 2013 (goettinger-tageblatt.de).
  72. Fenster in die Vergangenheit geöffnet. In: Beobachter vom 3. Juli 2014.
  73. Richtfest für Infogebäude am Harzhorn gefeiert. Schaufenster in die Vergangenheit. In: Deutschland today vom 12. September 2013.
  74. Rundweg und Schutzhütte: So geht es am Harzhorn weiter bei Northeim-jetzt.de vom 18. Dezember 2019.
  75. Harzhorn: Rundweg mit neuen Erlebnis-Stationen. In: Göttinger Tageblatt vom 22. Juli 2020.
  76. Verlängerung der Ausstellung bis 2. März 2014 (Memento des Originals vom 21. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.3landesmuseen.de.
  77. Die Römer kommen. In: Waldeckische Landeszeitung vom 6. Juli 2013.
  78. Ein vergessener Feldzug nimmt Gestalt an (Memento vom 7. August 2013 im Internet Archive) bei ndr.de vom 30. Juli 2013.
  79. Ausstellung: Schlacht am Harzhorn wird wieder lebendig. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 1. Oktober 2012.
  80. Pressemitteilung der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag (Memento vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive) vom 22. November 2011.
  81. Land fördert Harzhorn. In: Deutschland today vom 22. November 2011; „Roms vergessener Feldzug“: Landesausstellung 2013 zeigt römische Armee in Aktion. (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 30. Dezember 2012.
  82. Begleitausstellung Caesaren, Helden und Heilige – Der römische Soldat in neuzeitlichen Darstellungen.
  83. Abschied vom Harzhorn. In: Braunschweiger Zeitung vom 27. Februar 2014.
  84. Ausstellung
  85. Film
  86. Michael Geschwinde, Petra Lönne, Michael Meyer: Eingefrorene Zeit. Das Harzhorn-Ereignis – Archäologie einer römisch-germanischen Konfrontation 235 n. Chr. In: Matthias Wemhoff, Michael Rind (Hrsg.): Bewegte Zeiten: Archäologie in Deutschland. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2018, ISBN 978-3-7319-0723-7, S. 282–293.
  87. 45 Min Rätsel Römerschlacht. ndr.de vom 29. Oktober 2016.
  88. Florian Dedio, Georg Schiemann: Die Schlacht am Harzhorn – Roms letzter Feldzug nach Germanien. In: Cinefacts, 2010.