„Josef Romualdowitsch Grigulewitsch“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Link auf BKL gefixt, replaced: Russisches Reich → Russisches Kaiserreich mit AWB
 
(31 dazwischenliegende Versionen von 25 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Josip Broz Tito and Iosif Grigulevich.jpg|mini|Tito und Grigulewitsch, 1953]]
'''Josef Romualdowitsch Grigulewitsch''' ({{RuS|Иосиф Ромуальдович Григулевич}}; * [[5. Mai]] [[1913]] bei [[Vilnius]], [[Russisches Kaiserreich]]; † [[2. Juni]] [[1988]] in [[Moskau]]) war ein [[Sowjetunion|sowjetischer]] Agent in den [[1930er]] und [[1940er]] Jahren, später Diplomat und Historiker. Er war führend an der Ermordung von "linksoppositionellen" Gegnern [[Josef Stalin]]s, wie [[Anarchismus|Anarchisten]] und [[Trotzkismus|Trotzkisten]], beteiligt.
'''Josef Romualdowitsch Grigulewitsch''' ({{ruS|Иосиф Ромуальдович Григулевич}}; * [[5. Mai]] [[1913]] bei [[Vilnius]], [[Russisches Kaiserreich]]; † [[2. Juni|2. Juni]] [[1988]] in [[Moskau]]) war ein [[Sowjetunion|sowjetischer]] Agent in den [[1930er]] und [[1940er]] Jahren, später Diplomat und Historiker. Er war führend an der Ermordung von „linksoppositionellen“ Gegnern [[Josef Stalin]]s, wie [[Anarchismus|Anarchisten]] und [[Trotzkismus|Trotzkisten]], beteiligt.


== Leben ==
== Leben ==
Grigulewitsch war ein Angehöriger der jüdischen Minderheit, genauer der [[Karaimen]]. Seine Eltern emigrierten in seiner Jugend nach [[Argentinien]] und sandten ihn später zum Studium nach Europa. Nach anderen russischen Quellen emigrierte lediglich sein Vater, während er mit seiner Mutter in [[Polen]] verblieb. Er war Mitglied der "''Komunistyczna Partia Robotnicza Polski''" (KPRP, "Kommunistische Arbeiterpartei Polens") und mit [[Edward Gierek]] bekannt. Faktisch erreichte er Argentinien nicht vor 1934, da er 1933 noch an der Pariser [[Sorbonne]] studierte. Grigulewitsch wurde vom [[Volkskommissariat für innere Angelegenheiten|NKWD]] rekrutiert. Er sprach neben [[jiddisch]] und spanisch noch englisch, französisch und russisch.
Grigulewitsch war ein Angehöriger einer alteingesessenen jüdischen Minderheit, genauer der [[Karaimen]]. Seine Eltern emigrierten in seiner Jugend nach [[Argentinien]] und sandten ihn später zum Studium nach Europa. Nach anderen russischen Quellen emigrierte lediglich sein Vater, während er mit seiner Mutter in [[Polen]] verblieb. Er war Mitglied der ''[[Kommunistische Partei Polens (1918–1938)|Komunistyczna Partia Robotnicza Polski]]'' (KPRP, „Kommunistische Arbeiterpartei Polens“) und mit [[Edward Gierek]] bekannt. Faktisch erreichte er Argentinien nicht vor 1934, da er 1933 noch an der Pariser [[Sorbonne]] studierte. Grigulewitsch wurde vom [[Volkskommissariat für innere Angelegenheiten|NKWD]] rekrutiert. Er sprach neben [[jiddisch]] und spanisch noch englisch, französisch und russisch.


Um 1936 wurde er in die [[Zweite Spanische Republik]] entsandt, wo er unter den Codenamen "''Maks''" und "''Felipe''" für [[Alexander Michailowitsch Orlow]] agierte. Grigulewitsch gründete sogenannte "mobile Gruppen", die verschiedene Personen, darunter [[Andrés Nin]], ermordeten. Dazu arbeitete er mit [[Vittorio Vidali]], dem "Comandante Carlos J. Contreras" des 5. Regiments, zusammen. 1938 wurde er nach Moskau zurückbeordert und 1940 nach [[Mexiko]] entsandt, wo er, wieder zusammen mit Vidali, unter dem Tarnnamen "''Juzek''" am ersten, erfolglosen Attentat auf Leo Trotzki beteiligt war. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] hielt er sich als "''Artur''" in Argentinien auf und organisierte antideutsche [[Sabotage]]aktionen. Er heiratete die mexikanische, sowjetische Agentin Laura Arayo Aguar.
Um 1936 wurde er in die [[Zweite Spanische Republik]] entsandt, wo er unter den Codenamen ''Maks'' und ''Felipe'' für [[Alexander Michailowitsch Orlow]] agierte. Grigulewitsch gründete sogenannte „mobile Gruppen“, die verschiedene Personen, darunter [[Andrés Nin]], ermordeten. Dazu arbeitete er mit [[Vittorio Vidali]], dem „Comandante Carlos J. Contreras“ des 5. Regiments, zusammen. 1938 wurde er nach Moskau zurückbeordert und 1940 nach [[Mexiko]] entsandt, wo er, wieder zusammen mit Vidali, unter dem Tarnnamen ''Juzek'' am ersten, erfolglosen Attentat auf [[Leo Trotzki]] beteiligt war. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] hielt er sich als ''Artur'' in Argentinien auf und organisierte antideutsche [[Sabotage]]aktionen. Er heiratete die mexikanische Sowjetagentin Laura Arayo Aguar.


1949 etablierte er in Rom als "''Teodoro B. Castro''" (Legende: vermögender Sohn eines [[Costa Rica|Costa-Ricaners]]) ein Im- und Exportgeschäft und unterhielt zahlreiche berufliche Kontakte. 1951 wurde er zum costa-ricanischen Botschafter für [[Italien]] und [[Jugoslawien]] ernannt. Bei der 6. [[UN-Generalversammlung]] war er Mitglied der costa-ricanischen Delegation. Zu der Zeit erhielt er heimlich die sowjetische Staatsbürgerschaft und wurde Mitglied der [[Kommunistische Partei der Sowjetunion|KPdSU]].
1949 etablierte er in [[Rom]] als ''Teodoro B. Castro'' (Legende: vermögender Sohn eines [[Costa Rica|Costa-Ricaners]]) ein Im- und Exportgeschäft und unterhielt zahlreiche berufliche Kontakte. 1951 wurde er zum costa-ricanischen Botschafter für [[Italien]] und [[Jugoslawien]] ernannt. Bei der 6. [[Generalversammlung der Vereinten Nationen|UN-Generalversammlung]] war er Mitglied der costa-ricanischen Delegation. Zu der Zeit erhielt er heimlich die sowjetische Staatsbürgerschaft und wurde Mitglied der [[Kommunistische Partei der Sowjetunion|KPdSU]].


Anfang 1953 wurde er beauftragt die Ermordung [[Josip Broz Tito]]s zu organisieren, den er als Diplomat bei verschiedenen Gelegenheiten traf. Durch den Tod Stalins im März 1953 wurden diese Planungen unterbrochen, Grigulewitsch wurde in die UdSSR zurückberufen und beendete seine Agentenkarriere. Das Verschwinden des costa-ricanischen Botschafters samt Frau und Tochter löste in Italien Spekulationen über mögliche kriminelle Aktivitäten aus.
Anfang 1953 wurde er beauftragt, die Ermordung [[Josip Broz Tito]]s zu organisieren, den er als Diplomat bei verschiedenen Gelegenheiten traf. Durch den Tod Stalins im März 1953 wurden diese Planungen unterbrochen, Grigulewitsch wurde in die UdSSR zurückberufen und beendete seine Agentenkarriere. Das Verschwinden des costa-ricanischen Botschafters samt Frau und Tochter löste in Italien Spekulationen über mögliche kriminelle Aktivitäten aus.


Ohne eine Arbeit fertigen zu müssen erhielt er einen Doktorgrad für Geschichte. In seinen späteren Jahren war er ein geachteter Historiker, der sich auf [[Lateinamerika]] und die [[katholische Kirche]] spezialisiert hatte. Grigulewitsch publizierte 58 Bücher, einige davon unter dem Pseudonym Josef Lawrezki. (Лаврецкий). 1979 wurde er korrespondierendes Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] der UdSSR. Einige Kollegen beargwöhnten das Fehlen biografischer Informationen sowie seine Weigerung, sich fotografieren zu lassen. Seine NKWD-Karriere wurde erst nach dem Ende der Sowjetunion bekannt.
Ohne eine Arbeit anfertigen zu müssen, erhielt er einen Doktorgrad für Geschichte. In seinen späteren Jahren war er ein geachteter Historiker, der sich auf [[Lateinamerika]] und die [[katholische Kirche]] spezialisiert hatte. Grigulewitsch publizierte 58 Bücher, einige davon unter dem Pseudonym Josef Lawrezki (Лаврецкий). 1979 wurde er korrespondierendes Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] der UdSSR. Einige Kollegen beargwöhnten das Fehlen biographischer Informationen sowie seine Weigerung, sich fotografieren zu lassen. Seine NKWD-Karriere wurde erst nach dem Ende der Sowjetunion bekannt.


== Literatur ==
== Literatur ==
'''von Grigulewitsch''' (Auswahl) :
'''von Grigulewitsch''' (Auswahl):
*''Ernesto Che Guevara (Josef Lawrezki). Berlin : Verl. Neues Leben, 1974
* als Hrsg.: Josef Lawrezki: ''Ernesto Che Guevara.'' Verlag Neues Leben, Berlin 1974.
*''[[William Z. Foster]] ; Organisator u. Propagandist d. amerikan. Arbeiterklasse''. (Josef Lawrezki). Berlin: Verl. Neues Leben, 1978
* als Hrsg.: Josef Lawrezki: ''[[William Z. Foster]]. Organisator und Propagandist der amerikanischen Arbeiterklasse.'' Verlag Neues Leben, Berlin 1978, {{DNB|780384113}}.
*''Geschichte der amerikanischen bewaffneten Interventionen''. "Gesellschaftswissenschaften und Gegenwart", Schriftenreihe: Probleme der modernen Welt 36. 1981
* ''Geschichte der amerikanischen bewaffneten Interventionen.'' (= ''Probleme der modernen Welt.'' 36). 1981.
* ''Nikaragua : langer Weg zum Sieg''. Akad. d. Wiss. d. UdSSR. Moskau : Red. "Gesellschaftswiss. u. Gegenwart", 1981
* ''Nikaragua: langer Weg zum Sieg.'' (= ''Lateinamerika.'' Band 1). Akad. d. Wiss. d. UdSSR, Moskau 1981, {{DNB|820319171}}.
* ''[[José Martí]] : Soldat mit Feder und Gewehr'' (Josef Lawrezki). Berlin : Verl. Neues Leben, 1983
* als Hrsg.: Josef Lawrezki: ''[[José Martí]]: Soldat mit Feder und Gewehr.'' Verlag Neues Leben, Berlin 1983, {{OCLC|17496189}}.
*''US economic expansion: Asia and Africa'', USSR Academy of Sciences. [Ed. board of this collection: I. Grigulevich ...]. - Moscow : Social Sciences Today Ed. Board, 1986
* ''US economic expansion: Asia and Africa.'' USSR Academy of Sciences. Social Sciences Today Ed. Board, Moskau 1986, {{OCLC|491255981}}.
* ''Seelenfänger ohne Gnade : Sekten, Kulte und Wundertäter in der kapitalistischen Welt'' (Josef Lawrezki). Berlin : Verl. Neues Leben, 1987
* als Hrsg.: Josef Lawrezki: ''Seelenfänger ohne Gnade: Sekten, Kulte und Wundertäter in der kapitalistischen Welt.'' Verlag Neues Leben, Berlin 1987.
* ''Ketzer - Hexen - Inquisitoren'' , J. R. Grigulevič. Freiburg (Breisgau) : Ahriman-Verl., 1995
* ''Ketzer Hexen Inquisitoren.'' (= ''Unerwünschte Bücher zur Kirchengeschichte.'' Band 1). 2. Auflage. Ahriman, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-89484-500-7.


'''über Grigulewitsch''' :
'''über Grigulewitsch''':
* Andrew, C., and Mitrokhin, V. (1999). ''The Mitrokhin Archive: The KGB in Europe and the West'', London: Penguin Books.
* C. Andrew, [[Wassili Nikititsch Mitrochin|V. Mitrokhin]]: ''The [[Mitrochin-Archiv|Mitrokhin Archive]]: The KGB in Europe and the West.'' Penguin Books, London 1999.
* Ross, Marjorie (2004). ''El secreto encanto de la KGB: las cinco vidas de Iósif Griguliévich'' editorial Farben/Norma, Costa Rica
* Marjorie Ross: ''El secreto encanto de la KGB: las cinco vidas de Iósif Griguliévich.'' editorial Farben/Norma, Costa Rica 2004.
* Thomas Hugh (1997). ''The Spanish Civil War'', Harper and Row, New York Revised and enlarged edition. ISBN 0-06-014278-2
* Thomas Hugh: ''The Spanish Civil War.'' Harper and Row, New York Revised and enlarged edition 1997, ISBN 0-06-014278-2.
* Jurij Paporov (2004). ''Cekisty Stalina.Akademik Nelegal'nych nauk''. Sankt-Peterburg : Izdat. Dom Neva, ISBN 5-7654-3443-6
* Jurij Paporov: ''Cekisty Stalina. Akademik Nelegal'nych nauk.'' Izdat. Dom Neva, Sankt-Peterburg, 2004, ISBN 5-7654-3443-6.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Iosif Grigulevich}}
* [http://www.vestnik.com/issues/2001/1204/win/cherniavsky.htm Westnik Journal 4.Dezember 2001] (russisch)
* {{DNB-Portal|122932714}}
* http://svr.gov.ru/history/grigulevich.htm (russisch)
* [https://www.spiegel.de/geschichte/stalins-spion-josef-grigulewitsch-botschafter-unter-falscher-flagge-a-951297.html Stalins Spion Josef Grigulewitsch: Botschafter unter falscher Flagge]
* http://www.agentura.ru/culture007/art/lit/grig/kolpak/ (Agentura-Artikel, russisch)
* http://www.tiwy.com/nashi/grigulevich/ (Fotografie Grigulewitschs im mittleren Alter)
* http://www.tiwy.com/news.phtml?id=38 (russische Buchrezension)


{{Normdaten|PND=122932714}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=122932714|LCCN=n81058480|VIAF=71543025}}


{{SORTIERUNG:Grigulewitsch, Josef Romualdowitsch}}
{{SORTIERUNG:Grigulewitsch, Josef Romualdowitsch}}
[[Kategorie:Historiker]]
[[Kategorie:Historiker]]
[[Kategorie:Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg]]
[[Kategorie:Person im Spanischen Bürgerkrieg (Sowjetunion)]]
[[Kategorie:Agent (Nachrichtendienst)]]
[[Kategorie:Agent (Nachrichtendienst)]]
[[Kategorie:Kalter Krieg]]
[[Kategorie:Nachrichtendienstliche Person im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Nachrichtendienstliche Person im Kalten Krieg]]
[[Kategorie:Person (NKWD)]]
[[Kategorie:Person (NKWD)]]
[[Kategorie:KPdSU-Mitglied]]
[[Kategorie:KPdSU-Mitglied]]
[[Kategorie:Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Costa-ricanischer Botschafter]]
[[Kategorie:Costa-ricanischer Botschafter]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Botschafter in Jugoslawien]]
[[Kategorie:Geboren 1913]]
[[Kategorie:Gestorben 1988]]
[[Kategorie:Russe]]
[[Kategorie:Russe]]
[[Kategorie:Sowjetbürger]]
[[Kategorie:Sowjetbürger]]
[[Kategorie:Litauer]]
[[Kategorie:Litauer]]
[[Kategorie:Geboren 1913]]
[[Kategorie:Gestorben 1988]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Costa-ricanisch-jugoslawische Beziehungen]]


{{Personendaten
{{Personendaten
Zeile 58: Zeile 60:
|ALTERNATIVNAMEN=Josif Romual'dovič Grigulevič; Иосиф Ромуальдович Григулевич; Josef Lawrezki
|ALTERNATIVNAMEN=Josif Romual'dovič Grigulevič; Иосиф Ромуальдович Григулевич; Josef Lawrezki
|KURZBESCHREIBUNG=sowjetischer Agent, Diplomat und Historiker
|KURZBESCHREIBUNG=sowjetischer Agent, Diplomat und Historiker
|GEBURTSDATUM= 5. Mai 1913
|GEBURTSDATUM=5. Mai 1913
|GEBURTSORT= bei [[Vilnius]]
|GEBURTSORT=bei [[Vilnius]]
|STERBEDATUM= 2. Juni 1988
|STERBEDATUM=2. Juni 1988
|STERBEORT=[[Moskau]]
|STERBEORT=[[Moskau]]
}}
}}

[[en:Iosif Grigulevich]]
[[fi:Iosif Romualdovitš Grigulevitš]]
[[fr:Iossif Grigoulevitch]]
[[lt:Josifas Grigulevičius]]
[[ru:Григулевич, Иосиф Ромуальдович]]

Aktuelle Version vom 6. Mai 2024, 17:17 Uhr

Tito und Grigulewitsch, 1953

Josef Romualdowitsch Grigulewitsch (russisch Иосиф Ромуальдович Григулевич; * 5. Mai 1913 bei Vilnius, Russisches Kaiserreich; † 2. Juni 1988 in Moskau) war ein sowjetischer Agent in den 1930er und 1940er Jahren, später Diplomat und Historiker. Er war führend an der Ermordung von „linksoppositionellen“ Gegnern Josef Stalins, wie Anarchisten und Trotzkisten, beteiligt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grigulewitsch war ein Angehöriger einer alteingesessenen jüdischen Minderheit, genauer der Karaimen. Seine Eltern emigrierten in seiner Jugend nach Argentinien und sandten ihn später zum Studium nach Europa. Nach anderen russischen Quellen emigrierte lediglich sein Vater, während er mit seiner Mutter in Polen verblieb. Er war Mitglied der Komunistyczna Partia Robotnicza Polski (KPRP, „Kommunistische Arbeiterpartei Polens“) und mit Edward Gierek bekannt. Faktisch erreichte er Argentinien nicht vor 1934, da er 1933 noch an der Pariser Sorbonne studierte. Grigulewitsch wurde vom NKWD rekrutiert. Er sprach neben jiddisch und spanisch noch englisch, französisch und russisch.

Um 1936 wurde er in die Zweite Spanische Republik entsandt, wo er unter den Codenamen „Maks“ und „Felipe“ für Alexander Michailowitsch Orlow agierte. Grigulewitsch gründete sogenannte „mobile Gruppen“, die verschiedene Personen, darunter Andrés Nin, ermordeten. Dazu arbeitete er mit Vittorio Vidali, dem „Comandante Carlos J. Contreras“ des 5. Regiments, zusammen. 1938 wurde er nach Moskau zurückbeordert und 1940 nach Mexiko entsandt, wo er, wieder zusammen mit Vidali, unter dem Tarnnamen „Juzek“ am ersten, erfolglosen Attentat auf Leo Trotzki beteiligt war. Während des Zweiten Weltkrieges hielt er sich als „Artur“ in Argentinien auf und organisierte antideutsche Sabotageaktionen. Er heiratete die mexikanische Sowjetagentin Laura Arayo Aguar.

1949 etablierte er in Rom als „Teodoro B. Castro“ (Legende: vermögender Sohn eines Costa-Ricaners) ein Im- und Exportgeschäft und unterhielt zahlreiche berufliche Kontakte. 1951 wurde er zum costa-ricanischen Botschafter für Italien und Jugoslawien ernannt. Bei der 6. UN-Generalversammlung war er Mitglied der costa-ricanischen Delegation. Zu der Zeit erhielt er heimlich die sowjetische Staatsbürgerschaft und wurde Mitglied der KPdSU.

Anfang 1953 wurde er beauftragt, die Ermordung Josip Broz Titos zu organisieren, den er als Diplomat bei verschiedenen Gelegenheiten traf. Durch den Tod Stalins im März 1953 wurden diese Planungen unterbrochen, Grigulewitsch wurde in die UdSSR zurückberufen und beendete seine Agentenkarriere. Das Verschwinden des costa-ricanischen Botschafters samt Frau und Tochter löste in Italien Spekulationen über mögliche kriminelle Aktivitäten aus.

Ohne eine Arbeit anfertigen zu müssen, erhielt er einen Doktorgrad für Geschichte. In seinen späteren Jahren war er ein geachteter Historiker, der sich auf Lateinamerika und die katholische Kirche spezialisiert hatte. Grigulewitsch publizierte 58 Bücher, einige davon unter dem Pseudonym Josef Lawrezki (Лаврецкий). 1979 wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Einige Kollegen beargwöhnten das Fehlen biographischer Informationen sowie seine Weigerung, sich fotografieren zu lassen. Seine NKWD-Karriere wurde erst nach dem Ende der Sowjetunion bekannt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

von Grigulewitsch (Auswahl):

  • als Hrsg.: Josef Lawrezki: Ernesto Che Guevara. Verlag Neues Leben, Berlin 1974.
  • als Hrsg.: Josef Lawrezki: William Z. Foster. Organisator und Propagandist der amerikanischen Arbeiterklasse. Verlag Neues Leben, Berlin 1978, DNB 780384113.
  • Geschichte der amerikanischen bewaffneten Interventionen. (= Probleme der modernen Welt. 36). 1981.
  • Nikaragua: langer Weg zum Sieg. (= Lateinamerika. Band 1). Akad. d. Wiss. d. UdSSR, Moskau 1981, DNB 820319171.
  • als Hrsg.: Josef Lawrezki: José Martí: Soldat mit Feder und Gewehr. Verlag Neues Leben, Berlin 1983, OCLC 17496189.
  • US economic expansion: Asia and Africa. USSR Academy of Sciences. Social Sciences Today Ed. Board, Moskau 1986, OCLC 491255981.
  • als Hrsg.: Josef Lawrezki: Seelenfänger ohne Gnade: Sekten, Kulte und Wundertäter in der kapitalistischen Welt. Verlag Neues Leben, Berlin 1987.
  • Ketzer – Hexen – Inquisitoren. (= Unerwünschte Bücher zur Kirchengeschichte. Band 1). 2. Auflage. Ahriman, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-89484-500-7.

über Grigulewitsch:

  • C. Andrew, V. Mitrokhin: The Mitrokhin Archive: The KGB in Europe and the West. Penguin Books, London 1999.
  • Marjorie Ross: El secreto encanto de la KGB: las cinco vidas de Iósif Griguliévich. editorial Farben/Norma, Costa Rica 2004.
  • Thomas Hugh: The Spanish Civil War. Harper and Row, New York Revised and enlarged edition 1997, ISBN 0-06-014278-2.
  • Jurij Paporov: Cekisty Stalina. Akademik Nelegal'nych nauk. Izdat. Dom Neva, Sankt-Peterburg, 2004, ISBN 5-7654-3443-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Iosif Grigulevich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien