„Fakultät (Mathematik)“ – Versionsunterschied

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→‎Definition: Das andere gehört wenn dann in den Artikel zur Gammafunktion. Die Fakultätsfunktion ist auf den natürlichen Zahlen definiert, und lediglich für ihre komplexe Interpolation werden diese Verfahren gebraucht. Könnte in einem späteren Abschnitt mit Hauptartikelverweis kurz zusammengefasst werden.
→‎Taylorsche Reihen und Eulersche Zahl: ist denke ich verzichtbar
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Die '''Fakultät''' (manchmal, besonders in Österreich, auch '''Faktorielle''' genannt) ist in der [[Mathematik]] diejenige [[Funktion (Mathematik)|Funktion]], die jeder [[Natürliche Zahl|natürlichen Zahl]] das [[Produkt (Mathematik)|Produkt]] aller positiven natürlichen Zahlen zuordnet, die diese Zahl nicht übertreffen. Sie wird durch ein dem [[Funktionsargument]] nachgestelltes [[Ausrufezeichen]] („!“) abgekürzt. Die Fakultät ist die Einschränkung der '''Gaußschen Pifunktion''' auf <math>\N_0</math>. Ihre [[Notation]] mit dem Ausrufezeichen wurde erstmals 1808 von dem [[Elsass|elsässischen]] Mathematiker [[Christian Kramp]] (1760–1826) verwendet, der um 1798 auch die Bezeichnung ''faculté''&nbsp;= „Fähigkeit“ dafür einführte.
Die '''Fakultät''' (manchmal, besonders in Österreich, auch '''Faktorielle''' genannt) ist in der [[Mathematik]] diejenige [[Funktion (Mathematik)|Funktion]], die jeder [[Natürliche Zahl|natürlichen Zahl]] das [[Produkt (Mathematik)|Produkt]] aller positiven natürlichen Zahlen zuordnet, die diese Zahl nicht übertreffen. Sie wird durch ein dem [[Funktionsargument]] nachgestelltes [[Ausrufezeichen]] („!“) abgekürzt. Ihre [[Notation]] mit dem Ausrufezeichen wurde erstmals 1808 von dem [[Elsass|elsässischen]] Mathematiker [[Christian Kramp]] (1760–1826) verwendet, der um 1798 auch die Bezeichnung ''faculté''&nbsp;= „Fähigkeit“ dafür einführte.


== Definition ==
== Definition ==

Für alle natürlichen Zahlen <math>n</math> ist
Für alle natürlichen Zahlen <math>n</math> ist
: <math>n! := \prod_{k=1}^n k = 1 \cdot 2 \cdot 3 \dotsm n</math>
: <math>n! := \prod_{k=1}^n k = 1 \cdot 2 \cdot 3 \dotsm n</math>
als das Produkt der natürlichen Zahlen von <math>1</math> bis <math>n</math> definiert. Da das [[Leeres Produkt|leere Produkt]] stets gleich 1 ist, gilt:
als das Produkt der natürlichen Zahlen von <math>1</math> bis <math>n</math> definiert.<ref>{{Literatur |Autor=Ilja Nikolajewitsch Bronstein, Konstantin Adolfowitsch Semendjajew |Titel=[[Taschenbuch der Mathematik]] |Auflage=5. |Verlag=Verlag Harri Deutsch |Datum=2001 |ISBN=3-8171-2005-2 |Seiten=13}}</ref> Da das [[Leeres Produkt|leere Produkt]] stets gleich 1 ist, gilt
: <math>0! = 1</math>
: <math>0! = 1</math>.


Die Fakultät lässt sich auch [[Rekursion|rekursiv]] definieren:
Die Fakultät lässt sich auch [[Rekursion|rekursiv]] definieren:<ref>{{Literatur |Autor=Tilo Arens, Frank Hettlich, Christian Karpfinger, Ulrich Kockelkorn, Klaus Lichtenegger, Hellmuth Stachel |Titel=Mathematik |Auflage=5. |Verlag=Springer |Ort=Berlin |Datum=2023 |ISBN=978-3-662-64388-4 |Seiten=77}}</ref>
: <math>n! = \begin{cases} 1, &n=0 \\ n \cdot (n-1)!, &n>0 \end{cases}</math>
: <math>n! = \begin{cases} 1, &n=0, \\ n \cdot (n-1)!, &n>0. \end{cases}</math>
[[Datei:Factorial from 0! to 4!.svg|mini|Diagramm von 0! bis 4!]]
Die Werte der Fakultäten bilden die {{OEIS|A000142}}.[[Datei:Factorial from 0! to 4!.svg|mini|Diagramm von 0! bis 4!]]
==Beispiele==

Beispielhafte Berechnung der Fakultätswerte der ersten sechs natürlichen Zahlen:
Beispielhafte Berechnung der Fakultätswerte der ersten fünf natürlichen Zahlen:
:<math>\begin{array}{rll}
:<math>\begin{array}{rll}
0! &= 1 &= 1\\
0! &= 1 &= 1\\
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3! &= 1 \cdot 2 \cdot 3 &= 6\\
3! &= 1 \cdot 2 \cdot 3 &= 6\\
4! &= 1 \cdot 2 \cdot 3 \cdot 4 &= 24\\
4! &= 1 \cdot 2 \cdot 3 \cdot 4 &= 24\\
5! &= 1 \cdot 2 \cdot 3 \cdot 4 \cdot 5 &= 120\\
\end{array}</math>
\end{array}</math>

Die Werte der Fakultäten bilden die {{OEIS|A000142}}.

== Fakultätswerte von Brüchen ==

=== Mit dem elliptischen Integral K darstellbare Werte ===
Aus Übersichtlichkeitsgründen werden die Fakultäten der Brüche hier mit der Gaußschen Pifunktion dargestellt und mit Hilfe der [[Mittlerer Binomialkoeffizient|Zentralbinomialkoeffizienten]] (CBC) sowie mit Hilfe des vollständigen [[Elliptisches Integral|elliptischen Integrals erster Art]] ausgedrückt. Wie oben erwähnt, ist die kontinuierliche Fakultätsfunktion gleich der Gaußschen Pifunktion. Das bedeutet, dass die Gaußsche Pifunktion für natürlichzahlige Abszissenwerte mit der Fakultät nach der diskreten Standarddefinition identisch ist.
: <math>\Pi(x)(x \in \N) \equiv x! (x \in \N)</math>
Für den Zentralbinomialkoeffizienten gilt: <math>\operatorname{CBC}(x) = \Pi(2x) \Pi(x)^{-2}</math>
{| class="wikitable"
|Fakultät
|CBC-Ausdruck
|K-Ausdruck
|-
| <math>\Pi(\tfrac{1}{2})</math> || align="right" | <math>\operatorname{CBC}(\tfrac{1}{2})^{-1/2}</math>
|<math>\tfrac{1}{2} \pi^{1/2}</math>
|-
| <math>\Pi(\tfrac{1}{3})</math> || align="right" | <math>(\tfrac{4}{3})^{1/3} \operatorname{CBC}(\tfrac{1}{3})^{-2/3} \operatorname{CBC}(\tfrac{2}{3})^{-1/3}</math>
|<math>2^{7/9} 3^{-13/12}{\pi}^{1/3}{K\bigl[\sin(\tfrac{1}{12}\pi)\bigr]}^{1/3}</math>
|-
| <math>\Pi(\tfrac{2}{3})</math> || align="right" | <math>(\tfrac{4}{3})^{2/3} \operatorname{CBC}(\tfrac{1}{3})^{-1/3} \operatorname{CBC}(\tfrac{2}{3})^{-2/3}</math>
|<math>2^{11/9} 3^{-17/12} {\pi}^{2/3}{K\bigl[\sin(\tfrac{1}{12}\pi)\bigr]}^{-1/3}</math>
|-
| <math>\Pi(\tfrac{1}{4})</math> || align="right" | <math>\operatorname{CBC}(\tfrac{1}{4})^{-1/2} \operatorname{CBC}(\tfrac{1}{2})^{-1/4}</math>
|<math>\tfrac{1}{2} \pi^{1/4} K(\tfrac{1}{2}\sqrt{2})^{1/2}</math>
|-
| <math>\Pi(\tfrac{3}{4})</math>
|<math>(\tfrac{3}{2})^{1/2} \operatorname{CBC}(\tfrac{3}{4})^{-1/2} \operatorname{CBC}(\tfrac{1}{2})^{-1/4}</math>
|<math>2^{-5/2} 3 \,\pi^{3/4} K(\tfrac{1}{2}\sqrt{2})^{-1/2}</math>
|}
Das sind die Werte der Zentralbinomialkoeffizienten:
: <math>\operatorname{CBC}\bigl(\frac{1}{2}\bigr) = \frac{4}{\pi}</math>
: <math>\operatorname{CBC}\bigl(\frac{1}{3}\bigr) = \frac{1}{2}\sqrt[3]{4}\,\sqrt[4]{27}\,K\bigl[\sin\bigl(\frac{1}{12}\pi\bigr)\bigr]^{-1}</math>
: <math>\operatorname{CBC}\bigl(\frac{2}{3}\bigr) = \frac{1}{\pi}\sqrt[3]{2}\,\sqrt[4]{27}\,K\bigl[\sin\bigl(\frac{1}{12}\pi\bigr)\bigr]</math>
: <math>\operatorname{CBC}\bigl(\frac{1}{4}\bigr) = 2\,K\bigl(\frac{1}{2}\sqrt{2}\bigr)^{-1} = \frac{2\,\sqrt{2}}{\varpi}</math>
: <math>\operatorname{CBC}\bigl(\frac{3}{4}\bigr) = \frac{8}{3\,\pi}K\bigl(\frac{1}{2}\sqrt{2}\bigr) = \frac{4\,\sqrt{2}\,\varpi}{3\,\pi}</math>

Mit dem Kürzel <math>\varpi</math> wird die [[Lemniskatische Konstante]] ausgedrückt.

Dabei hat das vollständige elliptische Integral erster Art diese Definition:
: <math>K(\varepsilon) = \int_{0}^{\pi/2} \frac{1}{\sqrt{1 - \varepsilon^2 \sin(\varphi)^2}} \,\mathrm{d}\varphi</math>
: <math>K(\varepsilon) = \int_{0}^{1} \frac{2}{\sqrt{(x^2 + 1)^2 - 4\,\varepsilon^2 x^2}} \,\mathrm{d}x</math>
Diese beiden nun genannten Definitionsformeln für das elliptische K-Integral stimmen miteinander überein.

== Theoreme ==
=== Basistheorem ===
Das grundlegendste Theorem über die Fakultätsfunktion ist:
: <math>x! = \Pi(x) = x \,\Pi(x - 1)</math>

=== Eulerscher Ergänzungssatz ===
Im Jahre 1749 hat der schweizerische Mathematiker [[Leonhard Euler]] einen Ergänzungssatz<ref>{{Literatur |Autor=Königliche Akademie der Wissenschaften (Berlin) |Titel=Histoire de l'Académie Royale des Sciences et des Belles Lettres de Berlin: depuis ... : avec les mémoires tirez des registres de cette Academie. 1761 (1768) |Verlag=Haude & Spener |Datum=1768 |Online=https://books.google.de/books?id=FVVFAAAAcAAJ&pg=PA96&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false |Abruf=2023-01-26}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Imperatorskai︠a︡ akademīi︠a︡ naukʺ i khudozhestvʺ (Russia) |Titel=Novi commentarii Academiae Scientiarum Imperialis Petropolitanae |Verlag=Typis Academiae Scientarum |Datum=1772 |Online=https://books.google.de/books?id=s-MAAAAAYAAJ&pg=PA121&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false |Abruf=2023-01-26}}</ref> entdeckt, welcher nach ihm benannt wurde. Im nun Folgenden wird der [[Gammafunktion#Grundlegende Funktionalgleichungen|Eulersche Ergänzungssatz]] mittels Gaußscher Pifunktion dargestellt:
: <math>\Pi(x) \,\Pi(1 - x) = \pi \,x (1 - x) \csc(\pi \,x)</math>

=== Legendresche Verdopplungsformel ===
Im Jahre 1809 hat der französische Mathematiker [[Adrien-Marie Legendre|Adrien Marie Legendre]] die Verdopplungsformel für die Fakultät<ref>{{Literatur |Autor=Institut de France |Titel=Mémoires de l'Institut des Sciences et Arts |Verlag=Paris |Datum=1810 |Online=http://archive.org/details/mmoiresdelinst10inst |Abruf=2023-01-26}}</ref> entdeckt, welcher mittels Gammafunktionsausdrücken in der Sammlung ''Mémoires de l'Institut des Sciences et Arts'' aus dem [[Institut de France]] verewigt ist. Auch diese Identität wird hier mittels Gaußscher Pifunktion dargestellt:
: <math>\Pi(x) \,\Pi(x + \tfrac{1}{2}) = \pi^{1/2} \,2^{-2x - 1} (2x + 1) \,\Pi(2x)</math>
== Anwendungen ==
== Anwendungen ==
=== Permutationen ===
=== Permutationen ===
In der [[Abzählende Kombinatorik|abzählenden Kombinatorik]] spielen Fakultäten eine wichtige Rolle, weil <math>n!</math> die Anzahl der Möglichkeiten ist, <math>n</math> unterscheidbare Gegenstände in einer Reihe anzuordnen. Falls <math>X</math> eine <math>n</math>-elementige Menge ist, so ist <math>n!</math> auch die Anzahl der [[Bijektive Funktion|bijektiven]] Abbildungen <math>X\to X</math> (die Anzahl der [[Permutation]]en). Dies gilt insbesondere auch für den Fall <math>n=0</math>, da es genau eine Möglichkeit gibt, die [[leere Menge]] auf sich selbst abzubilden.
In der [[Abzählende Kombinatorik|abzählenden Kombinatorik]] spielen Fakultäten eine wichtige Rolle, weil <math>n!</math> die Anzahl der Möglichkeiten ist, <math>n</math> unterscheidbare Gegenstände in einer Reihe anzuordnen. Falls <math>X</math> eine <math>n</math>-elementige Menge ist, so ist <math>n!</math> auch die Anzahl der [[Bijektive Funktion|bijektiven]] Abbildungen <math>X \to X</math>, also die Anzahl der [[Permutation]]en von <math>X</math>. Dies gilt insbesondere auch für den Fall <math>n=0</math>, da es genau eine Möglichkeit gibt, die [[leere Menge]] auf sich selbst abzubilden.


Beispielsweise gibt es bei einem Autorennen mit sechs Fahrern <math>6!</math> verschiedene Möglichkeiten für die Reihenfolge beim Zieleinlauf, wenn alle Fahrer das Ziel erreichen. Für den ersten Platz kommen alle sechs Fahrer in Frage. Ist der erste Fahrer angekommen, können nur noch fünf Fahrer um den zweiten Platz konkurrieren. Für die Belegung des zweiten Platzes ist es maßgeblich, welcher der sechs Fahrer nicht berücksichtigt werden muss (da er bereits auf Rang 1 platziert ist). Daher muss für jede Belegungsmöglichkeit von Platz 1 gesondert gezählt werden, wie viele Belegungsmöglichkeiten für Platz 2 bestehen. Für die Belegung der Plätze 1 und 2 ergeben sich bei sechs Fahrern daher <math> 6 \cdot 5 </math> Möglichkeiten. Ist auch der zweite Platz vergeben, kommen für den dritten Platz nur noch vier Fahrer in Frage, woraus sich für die ersten drei Plätze und sechs Fahrer <math> 6 \cdot 5 \cdot 4</math> Belegungsmöglichkeiten ergeben usw. Letztlich gibt es also
Beispielsweise gibt es bei einem Autorennen mit sechs Fahrern <math>6!</math> verschiedene Möglichkeiten für die Reihenfolge beim Zieleinlauf, wenn alle Fahrer das Ziel erreichen. Für den ersten Platz kommen alle sechs Fahrer in Frage. Ist der erste Fahrer angekommen, können nur noch fünf Fahrer um den zweiten Platz konkurrieren. Für die Belegung des zweiten Platzes ist es maßgeblich, welcher der sechs Fahrer nicht berücksichtigt werden muss (da er bereits auf Rang 1 platziert ist). Daher muss für jede Belegungsmöglichkeit von Platz 1 gesondert gezählt werden, wie viele Belegungsmöglichkeiten für Platz 2 bestehen. Für die Belegung der Plätze 1 und 2 ergeben sich bei sechs Fahrern daher <math>6 \cdot 5 = 30</math> Möglichkeiten. Ist auch der zweite Platz vergeben, kommen für den dritten Platz nur noch vier Fahrer in Frage, woraus sich für die ersten drei Plätze und sechs Fahrer <math>6 \cdot 5 \cdot 4 = 120</math> Belegungsmöglichkeiten ergeben usw. Letztlich gibt es also
: <math>6! = 6 \cdot 5 \cdot 4 \cdot 3 \cdot 2 \cdot 1 = 720</math>
: <math>6! = 6 \cdot 5 \cdot 4 \cdot 3 \cdot 2 \cdot 1 = 720</math>


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: <math>{n\choose k} = \frac{n!}{k!\,(n-k)!}</math>.
: <math>{n\choose k} = \frac{n!}{k!\,(n-k)!}</math>.


Er gibt die Anzahl der Möglichkeiten an, eine <math>k</math>-elementige [[Teilmenge]] aus einer <math>n</math>-elementigen Menge auszuwählen. Umgekehrt gilt
Er gibt die Anzahl der Möglichkeiten an, aus einer <math>n</math>-elementigen Menge eine <math>k</math>-elementige [[Teilmenge]] auszuwählen. Umgekehrt gilt
: <math>n! = \sum_{i=0}^{n-1}(-1)^{i}\binom{n}{n-i}(n-i)^{n}</math>.
: <math>n! = \sum_{i=0}^{n-1}(-1)^{i}\binom{n}{n-i}(n-i)^{n}</math>.


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Wenn beispielsweise aus einem Murmelsack mit insgesamt <math>{\color{red}\mathrm{4}}</math> roten, <math>{\color{green}\mathrm{5}}</math> grünen und <math>{\color{blue}\mathrm{6}}</math> blauen Murmeln genau sechs Murmeln blind herausgenommen werden sollen, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den sechs herausgenommenen Murmeln genau <math>{\color{Red}\mathrm{1}}</math> rote, <math>{\color{Green}\mathrm{2}}</math> grüne und <math>{\color{Blue}\mathrm{3}}</math> blaue Murmeln befinden, exakt <math>160/1001</math>:
Wenn beispielsweise aus einem Murmelsack mit insgesamt <math>{\color{red}\mathrm{4}}</math> roten, <math>{\color{green}\mathrm{5}}</math> grünen und <math>{\color{blue}\mathrm{6}}</math> blauen Murmeln genau sechs Murmeln blind herausgenommen werden sollen, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den sechs herausgenommenen Murmeln genau <math>{\color{Red}\mathrm{1}}</math> rote, <math>{\color{Green}\mathrm{2}}</math> grüne und <math>{\color{Blue}\mathrm{3}}</math> blaue Murmeln befinden, exakt <math>160/1001</math>:
: <math>P = \binom{{\color{red}4}}{{\color{Red}1}} \binom{{\color{green}5}}{{\color{Green}2}} \binom{{\color{blue}6}}{{\color{Blue}3}} \div \binom{{\color{red}4} + {\color{green}5} + {\color{blue}6}}{{\color{Red}1} + {\color{Green}2} + {\color{Blue}3}} = \frac{4 \times 10 \times 20}{5005} = \frac{160}{1001} = 0{,}\overline{159840}</math>
: <math>P = \binom{{\color{red}4}}{{\color{Red}1}} \binom{{\color{green}5}}{{\color{Green}2}} \binom{{\color{blue}6}}{{\color{Blue}3}} \div \binom{{\color{red}4} + {\color{green}5} + {\color{blue}6}}{{\color{Red}1} + {\color{Green}2} + {\color{Blue}3}} = \frac{4 \cdot 10 \cdot 20}{5005} = \frac{160}{1001} = 0{,}\overline{159840} \approx 16 \ %</math>


=== Geburtstagsproblem ===
=== Geburtstagsproblem ===
Das [[Geburtstagsparadoxon|Geburtstagsproblem]] ist ein stochastisch-kombinatorisches Rätsel über die Fakultät. Bei diesem Rätsel geht es um die Wahrscheinlichkeit, mit der in einer gegebenen Gruppe von insgesamt <math>n</math> Personen mindestens zwei Personen am gleichen Tag Geburtstag haben. Der Einfachheit halber geht man dabei von Nicht-Schaltjahren, also Jahren mit 365 Tagen aus. In Abhängigkeit von der Personenzahl <math>n</math> wird diese Wahrscheinlichkeit mit dieser Formel berechnet:
Das [[Geburtstagsparadoxon|Geburtstagsproblem]] ist ein stochastisch-kombinatorisches Rätsel über die Fakultät. Bei diesem Rätsel geht es um die Wahrscheinlichkeit, mit der in einer gegebenen Gruppe von insgesamt <math>n</math> Personen mindestens zwei Personen am gleichen Tag Geburtstag haben. Der Einfachheit halber geht man dabei von Nicht-Schaltjahren, also Jahren mit 365 Tagen aus. In Abhängigkeit von der Personenzahl <math>n</math> wird diese Wahrscheinlichkeit mit dieser Formel berechnet:
: <math>P(n) = 1 - \frac{365!}{(365 - n)! \,365^n}</math>
: <math>P(n) = 1 - \frac{365!}{(365 - n)! \ 365^n}</math>


Beispielsweise beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass unter zehn Personen ein gemeinsamer Geburtstag auftaucht, mehr als zehn Prozent, und die Wahrscheinlichkeit, dass unter fünfzehn Personen ein gemeinsamer Geburtstag auftaucht, mehr als fünfundzwanzig Prozent:<ref>{{Internetquelle |url=https://www.arvindguptatoys.com/arvindgupta/mathwonders.pdf |titel=Math Wonders To inspire Teachers and Students |format=PDF |abruf=2023-01-20}}</ref>
Beispielsweise beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass unter zehn Personen ein gemeinsamer Geburtstag auftaucht, mehr als zehn Prozent, und die Wahrscheinlichkeit, dass unter fünfzehn Personen ein gemeinsamer Geburtstag auftaucht, mehr als fünfundzwanzig Prozent:<ref>{{Internetquelle |autor=Alfred S. Posamentier |url=https://www.arvindguptatoys.com/arvindgupta/mathwonders.pdf#page=239 |titel=Math Wonders To inspire Teachers and Students (Kapitel 7.4: Birthday Matches) |format=PDF |werk=arvindguptatoys.com |seiten=220 ff. |abruf=2024-02-07}}</ref>
: <math>P(10) = 1 - \frac{365!}{355! \,365^{10}} \approx 0{,}1169481777110776</math>
: <math>P(10) = 1 - \frac{365!}{355! \,365^{10}} \approx 0{,}1169481777110776</math>
: <math>P(15) = 1 - \frac{365!}{350! \,365^{15}} \approx 0{,}2529013197636863</math>
: <math>P(15) = 1 - \frac{365!}{350! \,365^{15}} \approx 0{,}2529013197636863</math>
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Die Exponentialfunktion hat die einfachste aller Taylorreihen mit Fakultäten in Abhängigkeit vom Index im Nenner des Summanden:
Die Exponentialfunktion hat die einfachste aller Taylorreihen mit Fakultäten in Abhängigkeit vom Index im Nenner des Summanden:
: <math>\exp(x) = \sum_{k=0}^\infty \frac {x^{k}}{k!} = \frac {1}{0!} + \frac {x}{1!} + \frac {x^2}{2!} + \frac {x^3}{3!} + \frac {x^4}{4!} + \dotsb</math>
: <math>\exp(x) = \sum_{k=0}^\infty \frac {x^{k}}{k!} = \frac {1}{0!} + \frac {x}{1!} + \frac {x^2}{2!} + \frac {x^3}{3!} + \frac {x^4}{4!} + \dotsb</math>
Die Funktionen [[Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus]] haben ebenso vorzeichengleiche Reihen, während die Funktionen [[Sinus und Kosinus]] alternierende Reihen haben:
Auch die Funktionen [[Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus]] haben vorzeichengleiche Reihen, während die Funktionen [[Sinus und Kosinus]] alternierende Reihen haben:


:{| class="wikitable"
:{| class="wikitable"
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Die [[Eulersche Zahl]] <math>\mathrm{e}</math> lässt sich als Summe der [[Kehrwert]]e der Fakultäten definieren:
Die [[Eulersche Zahl]] <math>\mathrm{e}</math> lässt sich als Summe der [[Kehrwert]]e der Fakultäten definieren:
: <math>\mathrm{e} = \exp(1) = \sum_{k=0}^\infty \frac 1{k!} = \frac 1{0!} + \frac 1{1!} + \frac 1{2!} + \frac 1{3!} + \frac 1{4!} + \dotsb \approx</math>
: <math>\mathrm{e} = \exp(1) = \sum_{k=0}^\infty \frac 1{k!} = \frac 1{0!} + \frac 1{1!} + \frac 1{2!} + \frac 1{3!} + \frac 1{4!} + \dotsb \approx 2{,}71828182845904523536</math>
: <math>\approx 2{,}71828182845904523536</math>
Der Kehrwert der Eulerschen Zahl wird durch die alternierende Differenz desselben Musters hervorgebracht:
Der Kehrwert der Eulerschen Zahl wird durch die alternierende Differenz desselben Musters hervorgebracht:
: <math>\frac{1}{\mathrm{e}} = \frac{1}{\exp(1)} = \exp(-1) = \sum_{k=0}^\infty \frac {(-1)^{k}}{k!} = \frac 1{0!} - \frac 1{1!} + \frac 1{2!} - \frac 1{3!} + \frac 1{4!} \pm \dotsb \approx</math>
: <math>\frac{1}{\mathrm{e}} = \frac{1}{\exp(1)} = \exp(-1) = \sum_{k=0}^\infty \frac {(-1)^{k}}{k!} = \frac 1{0!} - \frac 1{1!} + \frac 1{2!} - \frac 1{3!} + \frac 1{4!} \pm \dotsb \approx 0{,}3678794411714423215955</math>
: <math>\approx 0{,}3678794411714423215955</math>
Wenn auf die gleiche Weise die Taylorschen Reihen mit den Quadraten der Fakultäten im Nenner in Abhängigkeit vom Index hervorgerufen werden, dann sind die zugehörigen erzeugenden Funktionen die [[Bessel-Funktion|Besselschen Funktionen]] aus der Gruppe der nicht elementaren Funktionen:
Wenn auf die gleiche Weise die Taylorschen Reihen mit den Quadraten der Fakultäten im Nenner in Abhängigkeit vom Index hervorgerufen werden, dann sind die zugehörigen erzeugenden Funktionen die [[Bessel-Funktion|Besselschen Funktionen]] aus der Gruppe der nicht elementaren Funktionen:
: <math>\mathrm{I}_{0}(x) = \sum_{k = 0}^{\infty} \frac{x^{2k}}{4^{k} (k!)^2} = \int_{0}^{\pi} \frac{1}{\pi} \cosh\bigl[x\sin(y)\bigr] \,\mathrm{d}y</math>
: <math>I_{0}(x) = \sum_{k = 0}^{\infty} \frac{x^{2k}}{4^{k} (k!)^2} = \int_{0}^{\pi} \frac{1}{\pi} \cosh\bigl[x\sin(y)\bigr] \,\mathrm{d}y</math>
: <math>\mathrm{J}_{0}(x) = \sum_{k = 0}^{\infty} \frac{(-1)^{k} x^{2k}}{4^{k} (k!)^2} = \int_{0}^{\pi} \frac{1}{\pi} \cos\bigl[x\sin(y)\bigr] \,\mathrm{d}y</math>
: <math>J_{0}(x) = \sum_{k = 0}^{\infty} \frac{(-1)^{k} x^{2k}}{4^{k} (k!)^2} = \int_{0}^{\pi} \frac{1}{\pi} \cos\bigl[x\sin(y)\bigr] \,\mathrm{d}y</math>
Die Summe der Kehrwerte der Quadrate der Fakultäten ergibt somit diesen Wert:
: <math>\mathrm{I}_{0}(2) = \int_{0}^{\pi} \frac{1}{\pi} \cosh\bigl[2\sin(y)\bigr] \,\mathrm{d}y = \sum_{k=0}^\infty \frac 1{(k!)^2} = \frac 1{(0!)^2} + \frac 1{(1!)^2} + \frac 1{(2!)^2} + \frac 1{(3!)^2} + \frac 1{(4!)^2} + \dotsb \approx</math>
: <math>\approx 2{,}2795853023360672674372</math>
Und die zugehörige alternierende Differenz ergibt folgenden Wert:
: <math>\mathrm{J}_{0}(2) = \int_{0}^{\pi} \frac{1}{\pi} \cos\bigl[2\sin(y)\bigr] \,\mathrm{d}y = \sum_{k=0}^\infty \frac {(-1)^{k}}{(k!)^2} = \frac 1{(0!)^2} - \frac 1{(1!)^2} + \frac 1{(2!)^2} - \frac 1{(3!)^2} + \frac 1{(4!)^2} \pm \dotsb \approx</math>
: <math>\approx 0{,}2238907791412356680518</math>


Die Besselschen Funktionen spielen in der Physik eine sehr wichtige Rolle. So tauchen sie in der Mechanik bei der Ausbreitung von Wasserwellen in runden Behältern, in der Thermodynamik bei der Wärmeleitung in Stäben, in der Elektrodynamik bei der Feldverteilung im Querschnitt von Rundhohlleitern, in der Optik bei der Intensität von Lichtbeugung an kreisförmigen Löchern und in der Atomphysik bei der Leistungsverteilung in Kernreaktoren auf.
Die Besselschen Funktionen spielen in der Physik eine sehr wichtige Rolle. So tauchen sie in der Mechanik bei der Ausbreitung von Wasserwellen in runden Behältern, in der Thermodynamik bei der Wärmeleitung in Stäben, in der Elektrodynamik bei der Feldverteilung im Querschnitt von Rundhohlleitern, in der Optik bei der Intensität von Lichtbeugung an kreisförmigen Löchern und in der Atomphysik bei der Leistungsverteilung in Kernreaktoren auf.
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=== Näherung mit der Stirling-Formel ===
=== Näherung mit der Stirling-Formel ===
Wenn <math>n</math> groß ist, bekommt man eine gute Näherung für <math>n!</math> mit Hilfe der [[Stirling-Formel]]:
Wenn <math>n</math> groß ist, bekommt man eine gute Näherung für <math>n!</math> mit Hilfe der [[Stirling-Formel]]:
: <math>n!\sim \sqrt{2\pi n}\left(\frac{n}{\mathrm e}\right)^n</math>
: <math>n! \sim \sqrt{2 \pi n} \cdot \left(\frac{n}{\mathrm e}\right)^n</math>


Dabei bedeutet <math>\sim</math>, dass der Quotient aus linker und rechter Seite für <math>n\to\infty</math> gegen <math>1</math> konvergiert.
Dabei bedeutet <math>\sim</math>, dass der Quotient aus linker und rechter Seite für <math>n \to \infty</math> gegen <math>1</math> konvergiert.


Durch Approximation (statt Abschneiden) der Stirling-Reihe gelang [[Bill Gosper]] eine noch bessere Näherung:<ref>{{Internetquelle |url=https://mathworld.wolfram.com/StirlingsApproximation.html |titel=Stirling’s Approximation |werk=Wolfram MathWorld |sprache=en |abruf=2023-01-20}}</ref>
Durch Approximation (statt Abschneiden) der Stirling-Reihe gelang [[Bill Gosper]] eine noch bessere Näherung:<ref>{{MathWorld|StirlingsApproximation|Stirling's Approximation}}</ref>
:: <math>n!\sim \sqrt{(2 n+1/3)\pi}\left(\frac{n}{\mathrm e}\right)^n</math>
:: <math>n! \sim \sqrt{(2n+\frac 13) \ \pi} \cdot \left(\frac{n}{\mathrm e}\right)^n</math>


== Fakultät-ähnliche Funktionen ==
== Fakultät-ähnliche Funktionen ==
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Die [[Gammafunktion]] <math>\Gamma(z)</math> verallgemeinert die Fakultät und ist eine [[Fortsetzung (Mathematik)#Stetige Fortsetzung|stetige Fortsetzung]] ihres Definitionsbereichs von den natürlichen hin zu den [[Komplexe Zahl|komplexen Zahlen]]:<ref>[[Leonhard Euler]]: ''[http://www.math.dartmouth.edu/~euler/pages/E019.html De progressionibus transcendentibus, seu quarum termini generales algebraice dari nequeunt.]'' (28.&nbsp;November 1729), Commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae&nbsp;5, 1738, [https://books.google.com/books?id=neoAAAAAYAAJ&pg=PA36 S.&nbsp;36–57] (lateinisch).</ref>
Die [[Gammafunktion]] <math>\Gamma(z)</math> verallgemeinert die Fakultät und ist eine [[Fortsetzung (Mathematik)#Stetige Fortsetzung|stetige Fortsetzung]] ihres Definitionsbereichs von den natürlichen hin zu den [[Komplexe Zahl|komplexen Zahlen]]:<ref>[[Leonhard Euler]]: ''[http://www.math.dartmouth.edu/~euler/pages/E019.html De progressionibus transcendentibus, seu quarum termini generales algebraice dari nequeunt.]'' (28.&nbsp;November 1729), Commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae&nbsp;5, 1738, [https://books.google.com/books?id=neoAAAAAYAAJ&pg=PA36 S.&nbsp;36–57] (lateinisch).</ref>


: <math>z! = \Gamma(z+1), \qquad z\in\Complex</math>, <math>\Re{(z)} > 0</math>
: <math>z! = \Gamma(z+1)</math> für <math>z\in\Complex</math> und <math>\Re{(z)} > 0</math>
: <math>\Gamma(z) = \int\limits_0^\infty t^{z-1}\mathrm e^{-t} \mathrm dt = \int_{0}^{1}{(-\log{t})^{z-1} \mathrm dt}</math>
: <math>\Gamma(z) = \int\limits_0^\infty t^{z-1}\mathrm e^{-t} \mathrm dt = \int_{0}^{1}{(-\log{t})^{z-1} \mathrm dt}</math>
: Für <math>z\in\mathbb{C} \setminus \mathbb{Z_{\leq0}}</math> kann die Gammafunktion folgendermaßen erweitert werden:<ref>{{Literatur |Autor=E. Freitag, R. Busam |Titel=Funktionentheorie |Verlag=Springer-Verlag |Datum= |ISBN=3-540-31764-3 |Seiten=225}}</ref>
: Für <math>z \in \mathbb{C} \setminus \mathbb{Z_{\leq0}}</math> kann die Gammafunktion folgendermaßen erweitert werden:<ref>{{Literatur |Autor=[[Eberhard Freitag|E. Freitag]], R. Busam |Titel=Funktionentheorie |Verlag=Springer-Verlag |ISBN=3-540-31764-3 |Seiten=225}}</ref>
: <math>\Gamma(z) = \sum_{n=0}^\infty \frac{(-1)^n}{n!(n+z)} + \int _1^\infty t^{z-1}e^{-t} \mathrm dt</math>
: <math>\Gamma(z) = \sum_{n=0}^\infty \frac{(-1)^n}{n!(n+z)} + \int_1^\infty t^{z-1}e^{-t} \mathrm dt</math>


=== Faktorielle ===
=== Faktorielle ===
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Sie ist definiert als:<ref>{{MathWorld|id=DoubleFactorial|title=Double Factorial}}</ref>
Sie ist definiert als:<ref>{{MathWorld|id=DoubleFactorial|title=Double Factorial}}</ref>

: <math>n!! = \begin{cases}
: <math>n!! = \begin{cases}
n \cdot (n-2) \cdot (n-4) \dotsm 2 & \text{für } n \text{ gerade und } n > 0, \\
n \cdot (n-2) \cdot (n-4) \dotsm 2 & \text{für } n \text{ gerade und } n > 0, \\
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Oft werden anstelle der Doppelfakultät Ausdrücke mit der gewöhnlichen Fakultät verwendet. Es gilt:
Oft werden anstelle der Doppelfakultät Ausdrücke mit der gewöhnlichen Fakultät verwendet. Es gilt:
: <math>(2k)!! = 2^k k!</math> &nbsp;&nbsp;&nbsp; und &nbsp;&nbsp;&nbsp; <math>(2k-1)!! = \frac{(2k)!}{2^k k!}</math>
: <math>(2k)!! = 2^k k!</math>
: <math>(2k-1)!! = \frac{(2k)!}{2^k k!}</math>


Werden nicht-ganzzahlige Funktionswerte zugelassen, dann gibt es genau eine Erweiterung auf negative ungerade Zahlen, sodass <math>n!! = n \cdot (n-2)!!</math> für alle ungeraden ganzen Zahlen <math>n</math> gilt. Man erhält die Formel <math>n!! = \tfrac{1}{n+2} \cdot \tfrac{1}{n+4} \dotsm \tfrac{1}{1}</math> für ungerade <math>n < 0</math>.
Werden nicht-ganzzahlige Funktionswerte zugelassen, dann gibt es genau eine Erweiterung auf negative ungerade Zahlen, sodass <math>n!! = n \cdot (n-2)!!</math> für alle ungeraden ganzen Zahlen <math>n</math> gilt. Man erhält die Formel <math>n!! = \tfrac{1}{n+2} \cdot \tfrac{1}{n+4} \dotsm \tfrac{1}{1}</math> für ungerade <math>n < 0</math>.
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=== Multifakultät ===
=== Multifakultät ===
Analog zur doppelten Fakultät wird eine dreifache (<math>n!!!</math>), vierfache (<math>n!!!!</math>), …, <math>k</math>-fache Fakultät (<math>n!^{(k)}</math>) rekursiv definiert als
Analog zur doppelten Fakultät wird eine dreifache (<math>n!!!</math>), vierfache (<math>n!!!!</math>), …, <math>k</math>-fache Fakultät (<math>n!^{(k)}</math>) rekursiv definiert:<ref>{{MathWorld|id=Multifactorial|title=Multifactorial}}</ref>


: <math>n!^{(k)} := \begin{cases}
: <math>n!^{(k)} := \begin{cases}
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n & \text{falls } 0 < n\leq k \\
n & \text{falls } 0 < n\leq k \\
n(n-k)!^{(k)} & \text{falls } n>k
n(n-k)!^{(k)} & \text{falls } n>k
\end{cases}</math><ref>{{MathWorld|id=Multifactorial|title=Multifactorial}}</ref>
\end{cases}</math>


=== Verwandte Funktionen ===
=== Weitere verwandte Funktionen ===
* [[Smarandache-Funktion]]
* [[Smarandache-Funktion]]
* [[Superfakultät]]

== Superfakultät und Hyperfakultät ==
* [[Hyperfakultät]]
=== Natürlicher Logarithmus der Fakultät ===
Folgende Integralidentität für den [[Logarithmus naturalis]] der Fakultätsfunktion ist gültig:
: <math>\gamma \,x + \ln\bigl[\Pi(x)\bigr] = \int_0^{\infty} \frac{\exp(-xy)+xy-1}{y\bigl[\exp(y)-1\bigr]} \,\mathrm{d}y</math>

Diese nun gezeigte Gleichung kommt auch durch Bildung der Ursprungsstammfunktion bezüglich <math>x</math> von folgender Formel hervor:
: <math>\operatorname{H}(x) = \int_0^{\infty} \frac{1-\exp(-xy)}{\exp(y)-1} \,\mathrm{d}y</math>

Aus der gezeigten Formel kann das Element der Mascheroni-Konstante so entfernt werden:
: <math>\ln\bigl[\Pi(x)\bigr] = \int_0^{\infty} \frac{1}{y}\biggl\{x\exp(-y) - \frac{1 - \exp(-xy)}{\exp(y) - 1}\biggr\} \,\mathrm{d}y</math>

Für nähere Herleitungen siehe den Artikel [[Euler-Mascheroni-Konstante]].

Für die [[Debyesche Funktionen|Debyeschen Funktionen]] gilt:
: <math>\int_{0}^{\infty} \frac{x^z}{\exp(x)-1} \,\mathrm{d}x = \Pi(z)\,\zeta(z+1)</math>
Die zuvor genannte Integralidentität für die Harmonische Reihenfunktion kann so dargestellt werden:
: <math>\operatorname{H}(x) = \int_0^{\infty} \frac{1-\exp(-xy)}{\exp(y)-1} \,\mathrm{d}y = \int_0^{\infty} \frac{1}{\exp(y)-1} \biggl[\sum_{m = 1}^{\infty} \frac{(xy)^{2m - 1}}{\Pi(2m - 1)} - \frac{(xy)^{2m}}{\Pi(2m)}\biggr] \mathrm{d}y</math>
: <math>= \sum_{m = 1}^{\infty} \int_0^{\infty} \frac{1}{\exp(y)-1} \biggl[\frac{(xy)^{2m - 1}}{\Pi(2m - 1)} - \frac{(xy)^{2m}}{\Pi(2m)}\biggr] \mathrm{d}y = </math>
: <math>= \sum_{m = 1}^{\infty} \biggl[\frac{x^{2m - 1}}{\Pi(2m - 1)}\int_0^{\infty} \frac{y^{2m - 1}}{\exp(y)-1} \,\mathrm{d}y - \frac{x^{2m}}{\Pi(2m)}\int_0^{\infty} \frac{y^{2m}}{\exp(y)-1} \,\mathrm{d}y\biggr] = </math>
: <math>= \sum_{m = 1}^{\infty} \biggl[\frac{\Pi(2m - 1)\zeta(2m)x^{2m - 1}}{\Pi(2m - 1)} - \frac{\Pi(2m)\zeta(2m + 1)x^{2m}}{\Pi(2m)}\biggr] = </math>
: <math>= \sum_{m = 1}^{\infty} \bigl[ \zeta(2m)x^{2m - 1} - \zeta(2m + 1)x^{2m} \bigr] </math>
Die folgende Formel kann darauf aufgestellt werden:
:<math>\gamma \,x + \ln\bigl[\Pi(x)\bigr] = \sum_{m = 1}^{\infty} \biggl[\frac{\zeta(2m)}{2m} \,x^{2m} - \frac{\zeta(2m + 1)}{2m + 1} \,x^{2m + 1}\biggr]</math>
Jedoch ist diese Formel nur für Werte <math>|x| \leq 1</math> gültig beziehungsweise konvergent.

Im Herleitungsteil über die Produktreihe nach Weierstrass wurde neben der nun genannten Produktreihe auch eine Summenreihe gezeigt, welche die Basis der Herleitung der Produktreihe darstellt. Und auch mit dieser Summenreihe kann die jetzt gezeigte Reihe mit der Zetafunktion hergeleitet werden:
: <math>\gamma \,x + \ln\bigl[\Pi(x)\bigr]= \sum_{n=1}^{\infty}\biggl[ \frac{x}{n} - \ln\biggl(1 + \frac{x}{n}\biggr) \biggr]</math>

Die soeben genannte Formel mit der [[Riemannsche Zeta-Funktion|Riemannschen Zetafunktion]] geht dann durch Darstellung der soeben gezeigten Formel mittels Stammfunktion der geometrischen Reihe und anschließenden Einsatz der Definition der Riemannschen Zetafunktion hervor:
: <math>\zeta(s) = \sum_{n = 1}^{\infty} \frac{1}{n^s}</math>

=== Superfakultät ===
Der Begriff ''Superfakultät'' <math>\operatorname{sf}(n)</math> wird für (wenigstens) zwei unterschiedliche Funktionen verwendet.<ref name="super">{{MathWorld|id=Superfactorial|title=Superfactorial}}</ref> Schwerpunktmäßig jedoch wird die Superfakultät als das Produkt der ersten <math>n</math> Fakultäten grundlegend definiert:<ref name="super" />
: <math>\operatorname{sf}(n) = \prod_{i=1}^n i! = 1! \cdot 2! \cdot 3! \cdot 4! \ \dotsm\ n! = G(n+2)</math>

Dabei bezeichnet <math>G</math> die [[Barnessche G-Funktion]].

Für alle natürlichen Zahlen identisch mit der soeben genannten Definition sind diese beiden Definitionen, welche die Superfakultät für alle <math>x \in \R \setminus \Z_{<0}</math> definieren:

:{| class="wikitable"
|<math>\operatorname{sf}(x) = \Pi(x) \exp\biggl\{\frac{x}{2}\bigl[\ln(2\,\pi) - \gamma \,x - x - 1\bigr] \biggr\} \prod_{n=1}^\infty \biggl[\bigl(1+\frac{x}{n}\bigr)^n \exp\bigl(\frac{x^2}{2n} - x\bigr)\biggr]</math>

<math>\operatorname{sf}(x)= \Gamma(x + 1) \exp\biggl\{\frac{x}{2}\bigl[\ln(2\,\pi) - \gamma \,x - x - 1\bigr] \biggr\} \prod_{n=1}^\infty \biggl[\bigl(1+\frac{x}{n}\bigr)^n \exp\bigl(\frac{x^2}{2n} - x\bigr)\biggr]</math>
|}

Für die Superfakultät sollen im Folgenden einige Werte genannt werden:<ref>{{Internetquelle |url=https://oeis.org/A000178 |titel=A000178 – OEIS |abruf=2023-01-09}}</ref>

:{| class="wikitable"
|<math> \operatorname{sf}(0) = 1 </math>
|<math> \operatorname{sf}(1) = 1 </math>
|<math> \operatorname{sf}(2) = 2 </math>
|<math> \operatorname{sf}(3) = 12 </math>
|<math> \operatorname{sf}(4) = 288 </math>
|<math> \operatorname{sf}(5) = 34560 </math>
|}

Diese Werte sind in der Online-Enzyklopädie der Zahlenfolge unter dem Code OEIS: A000178 eingetragen.

Von anderen Mathematikern wurde der Begriff Superfakultät auch als mehrfache Potenz einer Fakultät verwendet:
:<math>n\$ = \underbrace{ n!^{{n!}^{{\,\cdot}^{{\cdot}^{{\cdot\,}^{n!}}}}}}_{n!}</math>

=== Hyperfakultät ===
Die Hyperfakultät <math>\operatorname{hf}(n)</math><ref>{{Internetquelle |url=https://rosettacode.org/wiki/Special_factorials |titel=Special factorials |datum=2022-10-12 |sprache=en |abruf=2023-01-08}}</ref> ist für natürliche <math>n</math> folgendermaßen definiert:<ref>{{MathWorld|id=Hyperfactorial|title=Hyperfactorial}}</ref>
: <math>\operatorname{hf}(n) = \prod_{i=1}^n i^i = 1^1 \cdot 2^2 \cdot 3^3 \cdot 4^4 \dotsm n^n</math>

Sie kann durch die stochastische [[K-Funktion]] auf komplexe Zahlen verallgemeinert werden.

Es gilt hierfür folgende Formel:
:<math>\operatorname{hf}(x) = K(x + 1)</math>

Hierbei sollte diese '''K-Funktion''' keinesfalls mit dem elliptischen [[Elliptisches Integral|K-Integral]] verwechselt werden.

So gelten diese Definitionsformeln für die Hyperfakultät in Abhängigkeit von der Gaußschen Pifunktion beziehungsweise Eulerschen Gammafunktion:
:{| class="wikitable"
|<math>\operatorname{hf}(x) = \exp\biggl\{\frac{x}{2}\bigl[x + 1 - \ln(2\,\pi)\bigr] + \int\limits_{0}^{1} x\ln\bigl[\Pi(xy)\bigr]\,\mathrm{d}y\biggr\}</math>

<math>\operatorname{hf}(x) = \exp\biggl\{\frac{x}{2}\bigl[x + 1 - \ln(2\,\pi)\bigr] + \int\limits_{0}^{1} x\ln\bigl[\Gamma(xy + 1)\bigr]\,\mathrm{d}y\biggr\}</math>
|}

Und es gilt die folgende Definitionsformel für die Hyperfakultät dargestellt als unendliche Produktreihe:

:{| class="wikitable"
|<math>\operatorname{hf}(x) = \exp\biggl\{\frac{x}{2}\bigl[x + 1 - \ln(2\,\pi) - \gamma \,x\bigr] \biggr\} \prod_{n=1}^\infty \biggl[\left(1+\frac{x}{n}\right)^{-n-x} \exp\left(\frac{x^2}{2n} + x\right)\biggr]</math>
|}

Basierend auf den genannten Definitionen gilt somit folgende Beziehung zwischen Hyperfakultät und Superfakultät:
:<math>\operatorname{hf}(x) \operatorname{sf}(x) = (x!)^{x + 1} = \Pi(x)^{x + 1} = \Gamma(x + 1)^{x + 1}</math>

Für die Hyperfakultät sollen im Folgenden einige Werte genannt werden:<ref>{{Internetquelle |url=https://oeis.org/A002109 |titel=A002109 – OEIS |abruf=2023-01-09}}</ref>

:{| class="wikitable"
|<math> \operatorname{hf}(0) = 1 </math>
|<math> \operatorname{hf}(1) = 1 </math>
|<math> \operatorname{hf}(2) = 4 </math>
|<math> \operatorname{hf}(3) = 108 </math>
|<math> \operatorname{hf}(4) = 27648 </math>
|<math> \operatorname{hf}(5) = 86400000 </math>
|}

Diese Werte sind in der Online-Enzyklopädie der Zahlenfolge unter dem Code OEIS: A002109 eingetragen.

Dies sind die Gleichungen, die im Abschnitt [[#Natürlicher Logarithmus der Fakultät|Natürlicher Logarithmus der Fakultät]] genannt wurden:

: <math>\gamma \,x + \ln\bigl[\Pi(x)\bigr] = \sum_{n=1}^{\infty}\biggl[\frac{x}{n} - \ln\biggl(1 + \frac{x}{n}\biggr) \biggr]</math>
: <math>\gamma \,x + \ln\bigl[\Pi(x)\bigr] = \sum_{m=1}^{\infty}\biggl[\frac{\zeta(2m)}{2m} \,x^{2m} - \frac{\zeta(2m + 1)}{2m + 1} \,x^{2m + 1}\biggr]</math>
: <math>\gamma \,x + \ln\bigl[\Pi(x)\bigr] = \int_0^{\infty} \frac{\exp(-xy)+xy-1}{y\bigl[\exp(y)-1\bigr]} \,\mathrm{d}y</math>

Durch Bildung der Ursprungsstammfunktion bezüglich <math>x</math> bei diesen Formeln entstehen nun folgenden Formeln:
: <math>\frac{x}{2}\bigl[\gamma\,x - x - 1 + \ln(2\,\pi)\bigr] + \ln\bigl[\operatorname{hf}(x)\bigr] = \sum_{n=1}^{\infty}\biggl[ \frac{x^2}{2n} - (n + x)\ln\biggl(1 + \frac{x}{n}\biggr) \biggr]</math>
: <math>\frac{x}{2}\bigl[\gamma\,x - x - 1 + \ln(2\,\pi)\bigr] + \ln\bigl[\operatorname{hf}(x)\bigr] = \sum_{m = 1}^{\infty} \biggl[\frac{\zeta(2m)}{2m(2m + 1)} \,x^{2m + 1} - \frac{\zeta(2m + 1)}{(2m + 1)(2m + 2)} \,x^{2m + 2}\biggr]</math>
: <math>\frac{x}{2}\bigl[\gamma\,x - x - 1 + \ln(2\,\pi)\bigr] + \ln\bigl[\operatorname{hf}(x)\bigr] = \int_0^{\infty} \frac{x^2 y^2 - 2\,xy + 2 - 2\exp(-xy)}{2\,y^2\bigl[\exp(y)-1\bigr]} \,\mathrm{d}y</math>

=== Glaisher-Kinkelin-Konstante ===
Die Superfakultät und die Hyperfakultät werden zur Definition der [[Konstante von Glaisher-Kinkelin|Glaisher-Kinkelin-Konstante]] angewendet:
: <math>A = \lim_{n\to\infty} \frac{n!}{\operatorname{sf}(n)} \exp\left[ \left( \frac{1}{2} n^2 - \frac{1}{12} \right)\ln(n) + \frac{1}{2} n \ln(2\,\pi) - \frac{3}{4} n^2 + \frac{1}{12} \right]</math>
: <math>A = \lim_{n\to\infty} \frac{\operatorname{hf}(n)}{\exp\bigl[\bigl(\tfrac{1}{2} n^2 + \tfrac{1}{2} n + \tfrac{1}{12}\bigr)\ln(n) - \tfrac{1}{4} n^2 \bigr]}</math>

Diese beiden genannten Definitionen stimmen miteinander überein. Ebenso mit diesen Definitionen übereinstimmend ist diese [[Abel-Plana-Summenformel|Abel-Plana-Integraldarstellung]] für die Glaisher-Kinkelin-Konstante:
: <math>A = \exp\biggl[ \frac{1}{3} - \int_{0}^{\infty} \frac{2\arctan(x) + x\ln(x^2 + 1)}{2 \exp(\pi \,x) \sinh(\pi \,x)} \,\mathrm{d}x \biggr]</math>
: <math>A \approx 1{,} 28242712 \,\,\, 91006226 \,\,\, 36875342 \,\,\, 56886979 \,\,\, 17277676 \,\,\, 88927325</math>

Und die Glaisher-Kinkelin-Konstante findet beispielsweise bei den Riemannschen und Dirichletschen Funktionen Anwendung:
{| class="wikitable" style="background:#FFFFFF;"
!Abszissenwerte x
![[Riemannsche Zeta-Funktion|Riemannsche Zetaableitung]]
![[Dirichletsche Lambdafunktion|Dirichletsche Lambdaableitung]]
![[Dirichletsche Etafunktion|Dirichletsche Etaableitung]]
|-
|<math>+2</math>
|<math>\zeta'(2) = -\tfrac{1}{6}\pi^2 \bigl[ 12\ln(A) - \ln(2\pi) - \gamma \bigr]</math>
|<math>\lambda'(2) = -\tfrac{1}{24}\pi^2 \bigl[36\ln(A) - \ln(16\pi^3) - 3\,\gamma\bigr]</math>
|<math>\eta'(2) = \tfrac{1}{12}\pi^2 \bigl[\ln(4\pi) - 12\ln(A) + \gamma \bigr]</math>
|-
|<math>-1</math>
|<math>\zeta'(-1) = \tfrac{1}{12} - \ln(A)</math>
|<math>\lambda'(-1) = \ln(A) - \tfrac{1}{6}\ln(2) - \tfrac{1}{12}</math>
|<math>\eta'(-1) = 3\ln(A) - \tfrac{1}{3}\ln(2) - \tfrac{1}{4}</math>
|}


== Primzahlexponenten ==
== Primzahlexponenten ==
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:<math>v_p(n!) =\begin{cases}
:<math>v_p(n!) =\begin{cases}
0 & \text{falls } n<p \\
0 & \text{falls } n<p \\
\lfloor n/p\rfloor + v_p(\lfloor n/p\rfloor !) & \text{sonst}
\lfloor n/p \rfloor + v_p(\lfloor n/p \rfloor !) & \text{sonst}
\end{cases}</math>
\end{cases}</math>
Hier steht <math>v_p(k)</math> für den Exponenten von <math>p</math> in der [[Primfaktorzerlegung]] von <math>k</math>.
Hier steht <math>v_p(k)</math> für den Exponenten von <math>p</math> in der [[Primfaktorzerlegung]] von <math>k</math>.
Zeile 484: Zeile 281:
:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
v_5(10{.}000!)
v_5(10{.}000!)
&= 2{.}000+v_5(2{.}000!) = 2{.}000+400+v_5(400!)\\
&= 2000 + v_5(2000!)\\
&= 2{.}400+80+v_5(80!) = 2{.}480+16+v_5(16!)\\
&= 2000 + 400 + v_5(400!)\\
&= 2{.}496+3+v_5(3!) = 2{.}499
&= 2000 + 400 + 80 + v_5(80!)\\
&= 2000 + 400 + 80 + 16 + v_5(16!)\\
&= 2000 + 400 + 80 + 16 + 3 + v_5(3!)\\
&= 2000 + 400 + 80 + 16 + 3 + 0\\
&= 2499
\end{align}</math>
\end{align}</math>



Version vom 5. Mai 2024, 12:24 Uhr

Einige explizite Fakultätswerte
0! 1
1! 1
2! 2
3! 6
4! 24
5! 120
6! 720
7! 5.040
8! 40.320
9! 362.880
10! 3.628.800
11! 39.916.800
12! 479.001.600
13! 6.227.020.800
14! 87.178.291.200
15! 1.307.674.368.000
16! 20.922.789.888.000
17! 355.687.428.096.000
18! 6.402.373.705.728.000
19! 121.645.100.408.832.000
20! 2.432.902.008.176.640.000
50! 3,041… · 10 64
100! 9,332… · 10157

Die Fakultät (manchmal, besonders in Österreich, auch Faktorielle genannt) ist in der Mathematik diejenige Funktion, die jeder natürlichen Zahl das Produkt aller positiven natürlichen Zahlen zuordnet, die diese Zahl nicht übertreffen. Sie wird durch ein dem Funktionsargument nachgestelltes Ausrufezeichen („!“) abgekürzt. Ihre Notation mit dem Ausrufezeichen wurde erstmals 1808 von dem elsässischen Mathematiker Christian Kramp (1760–1826) verwendet, der um 1798 auch die Bezeichnung faculté = „Fähigkeit“ dafür einführte.

Definition

Für alle natürlichen Zahlen ist

als das Produkt der natürlichen Zahlen von bis definiert.[1] Da das leere Produkt stets gleich 1 ist, gilt

.

Die Fakultät lässt sich auch rekursiv definieren:[2]

Die Werte der Fakultäten bilden die Folge A000142 in OEIS.

Diagramm von 0! bis 4!

Beispiele

Beispielhafte Berechnung der Fakultätswerte der ersten fünf natürlichen Zahlen:

Anwendungen

Permutationen

In der abzählenden Kombinatorik spielen Fakultäten eine wichtige Rolle, weil die Anzahl der Möglichkeiten ist, unterscheidbare Gegenstände in einer Reihe anzuordnen. Falls eine -elementige Menge ist, so ist auch die Anzahl der bijektiven Abbildungen , also die Anzahl der Permutationen von . Dies gilt insbesondere auch für den Fall , da es genau eine Möglichkeit gibt, die leere Menge auf sich selbst abzubilden.

Beispielsweise gibt es bei einem Autorennen mit sechs Fahrern verschiedene Möglichkeiten für die Reihenfolge beim Zieleinlauf, wenn alle Fahrer das Ziel erreichen. Für den ersten Platz kommen alle sechs Fahrer in Frage. Ist der erste Fahrer angekommen, können nur noch fünf Fahrer um den zweiten Platz konkurrieren. Für die Belegung des zweiten Platzes ist es maßgeblich, welcher der sechs Fahrer nicht berücksichtigt werden muss (da er bereits auf Rang 1 platziert ist). Daher muss für jede Belegungsmöglichkeit von Platz 1 gesondert gezählt werden, wie viele Belegungsmöglichkeiten für Platz 2 bestehen. Für die Belegung der Plätze 1 und 2 ergeben sich bei sechs Fahrern daher Möglichkeiten. Ist auch der zweite Platz vergeben, kommen für den dritten Platz nur noch vier Fahrer in Frage, woraus sich für die ersten drei Plätze und sechs Fahrer Belegungsmöglichkeiten ergeben usw. Letztlich gibt es also

verschiedene Ranglisten für den Zieleinlauf.

Binomialkoeffizienten

Ein Begriff, der in der abzählenden Kombinatorik eine ähnlich zentrale Stellung wie die Fakultät einnimmt, ist der Binomialkoeffizient

.

Er gibt die Anzahl der Möglichkeiten an, aus einer -elementigen Menge eine -elementige Teilmenge auszuwählen. Umgekehrt gilt

.

Zum Beispiel gibt es beim Zahlenlotto 6 aus 49 insgesamt 13983816 Möglichkeiten, sich sechs verschiedene Kugeln auszusuchen:

Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, bei dem Lottospiel 6 aus 49 zu gewinnen, nur 1/13983816 und somit weniger als ein Zehnmillionstel beträgt.

Ein anderes Beispiel ist ein Sack voller farbiger Murmeln. Die Wahrscheinlichkeit, aus insgesamt roten, grünen und blauen Murmeln genau rote, grüne und blaue Murmeln zu ziehen, wobei man insgesamt Murmeln herausnehmen soll, hat folgenden Wert:

Wenn beispielsweise aus einem Murmelsack mit insgesamt roten, grünen und blauen Murmeln genau sechs Murmeln blind herausgenommen werden sollen, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den sechs herausgenommenen Murmeln genau rote, grüne und blaue Murmeln befinden, exakt :

Geburtstagsproblem

Das Geburtstagsproblem ist ein stochastisch-kombinatorisches Rätsel über die Fakultät. Bei diesem Rätsel geht es um die Wahrscheinlichkeit, mit der in einer gegebenen Gruppe von insgesamt Personen mindestens zwei Personen am gleichen Tag Geburtstag haben. Der Einfachheit halber geht man dabei von Nicht-Schaltjahren, also Jahren mit 365 Tagen aus. In Abhängigkeit von der Personenzahl wird diese Wahrscheinlichkeit mit dieser Formel berechnet:

Beispielsweise beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass unter zehn Personen ein gemeinsamer Geburtstag auftaucht, mehr als zehn Prozent, und die Wahrscheinlichkeit, dass unter fünfzehn Personen ein gemeinsamer Geburtstag auftaucht, mehr als fünfundzwanzig Prozent:[3]

Taylorsche Reihen und Eulersche Zahl

Eine prominente Stelle, an der Fakultäten vorkommen, sind die Taylorreihen glatter Funktionen wie zum Beispiel der Sinusfunktion und der Exponentialfunktion.

Die Exponentialfunktion hat die einfachste aller Taylorreihen mit Fakultäten in Abhängigkeit vom Index im Nenner des Summanden:

Auch die Funktionen Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus haben vorzeichengleiche Reihen, während die Funktionen Sinus und Kosinus alternierende Reihen haben:

Die Eulersche Zahl lässt sich als Summe der Kehrwerte der Fakultäten definieren:

Der Kehrwert der Eulerschen Zahl wird durch die alternierende Differenz desselben Musters hervorgebracht:

Wenn auf die gleiche Weise die Taylorschen Reihen mit den Quadraten der Fakultäten im Nenner in Abhängigkeit vom Index hervorgerufen werden, dann sind die zugehörigen erzeugenden Funktionen die Besselschen Funktionen aus der Gruppe der nicht elementaren Funktionen:

Die Besselschen Funktionen spielen in der Physik eine sehr wichtige Rolle. So tauchen sie in der Mechanik bei der Ausbreitung von Wasserwellen in runden Behältern, in der Thermodynamik bei der Wärmeleitung in Stäben, in der Elektrodynamik bei der Feldverteilung im Querschnitt von Rundhohlleitern, in der Optik bei der Intensität von Lichtbeugung an kreisförmigen Löchern und in der Atomphysik bei der Leistungsverteilung in Kernreaktoren auf.

Numerische Berechnung und Näherung

Die Fakultät und die Stirlingformel

Rekursive und iterative Berechnung

Der numerische Wert für kann gut rekursiv oder iterativ berechnet werden, falls nicht zu groß ist.

Die größte Fakultät, die von den meisten handelsüblichen Taschenrechnern berechnet werden kann, ist da außerhalb des üblicherweise verfügbaren Zahlenbereiches liegt. Die größte als Gleitkommazahl im Format double precision des IEEE-754-Standards darstellbare Fakultät ist .

Pythonprogramm

Mit Bibliotheken für sehr große Ganzzahlen (keine Limitierung auf 32, 64 oder z. B. 512 Bit) benötigt zum Beispiel ein Intel Pentium 4 für die Berechnung von 10000! nur wenige Sekunden. Die Zahl hat 35660 Stellen in der Dezimaldarstellung, wobei die letzten 2499 Stellen nur aus der Ziffer Null bestehen.

# Syntax: Python 3.7
n = int(input('Fakultät von n = '))
f = 1
for i in range(1, n + 1):
    f *= i
print(f'{n}! = {f}')

Rekursive Lösung

def fak(n: int) -> int:
    return 1 if n <= 1 else n * fak(n - 1)

Näherung mit der Stirling-Formel

Wenn groß ist, bekommt man eine gute Näherung für mit Hilfe der Stirling-Formel:

Dabei bedeutet , dass der Quotient aus linker und rechter Seite für gegen konvergiert.

Durch Approximation (statt Abschneiden) der Stirling-Reihe gelang Bill Gosper eine noch bessere Näherung:[4]

Fakultät-ähnliche Funktionen

Es gibt eine Reihe weiterer Folgen und Funktionen, die in ihrer Definition oder ihren Eigenschaften ähnlich aussehen wie die Fakultät:

Gammafunktion

Die Gammafunktion

Die Gammafunktion verallgemeinert die Fakultät und ist eine stetige Fortsetzung ihres Definitionsbereichs von den natürlichen hin zu den komplexen Zahlen:[5]

für und
Für kann die Gammafunktion folgendermaßen erweitert werden:[6]

Faktorielle

Eine kombinatorische Verallgemeinerung stellen die steigenden und fallenden Faktoriellen und dar, denn .

Primorial (Primfakultät)

n n# n n#
1 1 5 30
2 2 6 30
3 6 7 210
4 6 8 210

Die Primfakultät einer Zahl ist das Produkt der Primzahlen kleiner oder gleich der Zahl:

Subfakultät

n !n n !n
1 0 5 44
2 1 6 265
3 2 7 1854
4 9 8 14833

Die vor allem in der Kombinatorik auftretende Subfakultät

bezeichnet die Anzahl aller fixpunktfreien Permutationen von Elementen.

Doppelfakultät

n n!! n n!!
1 1 5 15
2 2 6 48
3 3 7 105
4 8 8 384

Definition

Die seltener verwendete Doppelfakultät oder doppelte Fakultät ist für gerade das Produkt aller geraden Zahlen kleiner gleich . Für ungerade ist es das Produkt aller ungeraden Zahlen kleiner gleich .

Sie ist definiert als:[7]

Oft werden anstelle der Doppelfakultät Ausdrücke mit der gewöhnlichen Fakultät verwendet. Es gilt:

Werden nicht-ganzzahlige Funktionswerte zugelassen, dann gibt es genau eine Erweiterung auf negative ungerade Zahlen, sodass für alle ungeraden ganzen Zahlen gilt. Man erhält die Formel für ungerade .

Die Werte der Doppelfakultäten bilden die Folge A006882 in OEIS.

Beispiele

Anwendungsbeispiele

  • Die Anzahl der -stelligen Kombinationen aus elementfremden Paaren gebildet aus Elementen wird gegeben durch die Rekursion mit Rekursionsanfang (2 Elemente!). Auflösung der Rekursion ergibt . Sollen z. B. Mannschaften durch Verlosung paarweise aufeinandertreffen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass dabei zwei bestimmte gegeneinander spielen, gegeben durch .
  • Die Anzahl der Elemente der Hyperoktaedergruppe ist .
  • Die Anzahl der fixpunktfreien involutorischen Permutationen von Elementen ist .
  • Das -te Moment der Standardnormalverteilung ist .
  • Auch in Integraltafeln und Formeln für spezielle Funktionen tritt die Doppelfakultät auf.
  • Für natürliche gilt .

Multifakultät

Analog zur doppelten Fakultät wird eine dreifache (), vierfache (), …, -fache Fakultät () rekursiv definiert:[8]

Weitere verwandte Funktionen

Primzahlexponenten

Falls nicht die vollständige Zahl gesucht ist, sondern nur der Exponent einer ihrer Primfaktoren, lässt sich dieser direkt und effizient ermitteln.

Hier steht für den Exponenten von in der Primfaktorzerlegung von .

Im obigen Beispiel wäre für die Anzahl der Nullen am Ende von 10.000! der Exponent der 5 zu bestimmen, der Exponent der 2 ist auf jeden Fall größer.

Literatur

  • Leonhard Euler: Remarques sur un beau rapport entre les séries des puissances tant directes que réciproques. (1749), in Histoire de l’Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres 17 (1761), 1768, S. 96/97 (französisch).
  • Leonhard Euler: Evolutio formulae integralis integratione a valore x=0 ad x=1 extensa. 4. Juli 1771, in Novi commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae 16, 1772, S. 121 (lateinisch).
  • Adrien-Marie Legendre: Recherches sur diverses sortes d’intégrales définies. (13. November 1809), in Mémoires de la classe des sciences mathématiques et physiques de l’Institut de France 10, 1809, S. 485 (französisch).
  • Hermann Kinkelin: Ueber eine mit der Gammafunction verwandte Transcendente und deren Anwendung auf die Integralrechnung. (Juli 1856), in: Journal für die reine und angewandte Mathematik 57, 1860, S. 122–138 (beim GDZ: digizeitschriften.de).
  • J. W. L. Glaisher: On the Product 1¹.2².3³...nⁿ. In: The Messenger of Mathematics 7, 1878, S. 43–47 (englisch); Textarchiv – Internet Archive.

Weblinks

Wiktionary: Fakultät – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Mathe für Nicht-Freaks: Fakultät – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. Ilja Nikolajewitsch Bronstein, Konstantin Adolfowitsch Semendjajew: Taschenbuch der Mathematik. 5. Auflage. Verlag Harri Deutsch, 2001, ISBN 3-8171-2005-2, S. 13.
  2. Tilo Arens, Frank Hettlich, Christian Karpfinger, Ulrich Kockelkorn, Klaus Lichtenegger, Hellmuth Stachel: Mathematik. 5. Auflage. Springer, Berlin 2023, ISBN 978-3-662-64388-4, S. 77.
  3. Alfred S. Posamentier: Math Wonders To inspire Teachers and Students (Kapitel 7.4: Birthday Matches). (PDF) In: arvindguptatoys.com. S. 220 ff., abgerufen am 7. Februar 2024.
  4. Eric W. Weisstein: Stirling's Approximation. In: MathWorld (englisch).
  5. Leonhard Euler: De progressionibus transcendentibus, seu quarum termini generales algebraice dari nequeunt. (28. November 1729), Commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae 5, 1738, S. 36–57 (lateinisch).
  6. E. Freitag, R. Busam: Funktionentheorie. Springer-Verlag, ISBN 3-540-31764-3, S. 225.
  7. Eric W. Weisstein: Double Factorial. In: MathWorld (englisch).
  8. Eric W. Weisstein: Multifactorial. In: MathWorld (englisch).