„Königreich England“ – Versionsunterschied

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Das '''Königreich England''' bestand vom Zusammenbruch der [[Heptarchie]] im [[Frühmittelalter]] bis zum [[Act of Union 1707|Jahr 1707]]. Sein Nachfolger wurde das durch den Zusammenschluss der Königreiche von England und [[Königreich Schottland|Schottland]] entstandene [[Königreich Großbritannien]].
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== Geschichte ==
Das '''Königreich England''' bestand vom Zusammenbruch der [[Heptarchie]] im [[Frühmittelalter]] bis zum [[Act of Union 1707|Jahr 1707]]. Es wurde durch den Zusammenschluss der Königreiche von England und [[Königreich Schottland|Schottland]] zum [[Königreich Großbritannien]] durch dieses abgelöst.
Traditionell wird König [[Egbert von Wessex]] in den Königslisten Englands als Erster geführt, da er der Erste aus dem Haus der Könige von Wessex war, der zumindest zeitweise eine Oberherrschaft über die [[Angelsachsen|angelsächsische]] [[Heptarchie]] auf der britischen Insel etablieren konnte. [[Offa von Mercien]] (König von 757 bis 796) war der erste [[Angelsachsen|Angelsachse]], der sich selbst als „König von England“ bezeichnete (774).


Später erreichte [[Alfred der Große]] die Anerkennung als englischer König, doch das von König [[Guthrum]] regierte [[Danelag|Danelaw]] erkannte ihn als Schirmherrn nicht an.<ref>{{LexMA|1|409|410|Alfred der Große|C. Patrick Wormald, P. E. Szarmach}}</ref> Nach dem Vorbild [[Karl der Große|Karls des Großen]] ließ Alfred zahlreiche [[Kloster|Klöster]] gründen. Durch die Neuschaffung von Schulen förderte er das kulturelle und geistige Leben seines Reiches. Mit 36 Jahren lernte er selbst [[Latein]] und begann zahlreiche Gelehrte aus dem [[Frankenreich]] zu sich nach England einzuladen. Diese und angelsächsische Juristen begannen unter seiner Regierung mit der Niederschrift des ''[[Common Law]]'' in einer Gesetzessammlung mit der Bezeichnung ''Domboc''. Auch machte sich unter ihm zum ersten Mal ein englisches Nationalbewusstsein bemerkbar. Alfreds Nachfolger schufen ein Verwaltungssystem, bei dem als Kronbeamte [[Sheriff]]s an der Spitze einer [[Traditionelle Grafschaften Englands|Grafschaft]], eines [[Shire (Verwaltungseinheit)|Shire]], standen, wobei mehrere Grafschaften zu einem Earldom zusammengefasst wurden, das einem [[Earl]] unterstand.
[[Datei:Zeitleiste englischer und britischer Koenige.svg|mini|links|Zeit- und Abstammungstafel der englischen und britischen Monarchen seit Wilhelm dem Eroberer, farbcodiert nach Dynastien]]


Als historischer Gründungstag des Englischen Königreiches gilt der [[12. Juli]] [[927]], als sich nach der Schilderung der [[Angelsächsische Chronik|Angelsächsischen Chronik]] sowie der Historiker [[Wilhelm von Malmesbury|William of Malmsbury]] und [[Johannes von Worcester|John of Worcester]] die Könige [[Æthelstan (England)|Æthelstan]], [[Konstantin II. (Schottland)|Konstantin II.]], [[Eógan I.]], [[Howell der Gute]] und [[Ealdred (Northumbria)|Ealdred I.]] bei [[Eamont Bridge]] im heutigen [[Cumbria]] trafen. Die Könige erkannten hier die Oberherrschaft Æthelstans an.<ref>''The Anglo-Saxon Chronicle.'' Hrsg. von [[Dorothy Whitelock]], [[David C. Douglas]], Susie I. Tucker. Rutgers University Press, New Brunswick 1961.</ref> König Æthelstan konnte 936 die [[Cornwall]]er aus [[Exeter]] vertreiben und zog eine Linie am Außenrand seines Königreiches [[Königreich Wessex|Wessex]], am Fluss [[Tamar (England)|Tamar]]. Er nannte sich ''Rex totius Britanniae'' (König von ganz Britannien), konnte [[Wales]] und Schottland aber nur unter eine lose Oberhoheit bringen. Dagegen eroberte er [[Northumbria]] dauerhaft. Nach 930 wurden seine Urkunden von einer einzigen Kanzlei in [[Winchester]] hergestellt, was auf eine Art Hauptstadt seines Königreiches schließen lässt. Von seiner Herrschaftszeit an kann man vom Königreich England sprechen. (vgl. [[Entstehung Englands]])
[[Offa von Mercien]], 757 bis 796, war der erste [[Angelsachsen|Angelsachse]], der sich als König von England bezeichnete (774). Später erreichte [[Alfred der Große]] die Anerkennung als englischer König, doch das von König [[Guthrum]] regierte [[Danelag|Danelaw]] erkannte seinen Schirmherrn nicht an.


[[Datei:Zeitleiste englischer und britischer Koenige.svg|mini|links|Zeit- und Abstammungstafel der englischen und britischen Monarchen seit Wilhelm dem Eroberer, farbcodiert nach Dynastien]]
Nach dem Vorbild [[Karl der Große|Karls des Großen]] ließ Alfred zahlreiche [[Kloster|Klöster]] gründen. Durch die Neuschaffung von Schulen förderte er das kulturelle und geistige Leben seines Reiches. Mit 36 Jahren lernte er selbst [[Latein]] und begann zahlreiche Gelehrte aus dem [[Frankenreich]] zu sich nach England einzuladen. Diese und angelsächsische Juristen begannen unter seiner Regierung mit der Niederschrift des ''[[Common Law]]'' in einer Gesetzessammlung mit der Bezeichnung ''[[Domboc]]''. Doch machte sich unter ihm zum ersten Mal ein englisches Nationalbewusstsein bemerkbar. Alfreds Nachfolger schufen ein Verwaltungssystem, bei dem als Kronbeamte [[Sheriff]]s an der Spitze einer [[Traditionelle Grafschaften Englands|Grafschaft]], eines [[Shire (Verwaltungseinheit)|Shire]], standen, wobei mehrere Grafschaften zu einem Earldom zusammengefasst wurden, das einem [[Earl]] unterstand.
[[Wilhelm I. (England)|Wilhelm I. der Eroberer]] führte 1066 die [[Normannische Eroberung Englands|Invasion auf der britischen Insel]] und besiegte in der Schlacht bei Hastings seinen Rivalen Harald&nbsp;II. Im Anschluss unterwarf er das angelsächsische Königreich und begründete das anglo-normannische Reich. Er ließ das ''[[Domesday Book]]'' erstellen und den [[Tower of London]] errichten. Die englischen Könige des [[Hochmittelalter]]s griffen weit nach [[Königreich Frankreich (987–1791)|Frankreich]] aus (vgl. [[Angevinisches Reich]]). Ab dem späten 12. Jahrhundert unterwarfen die englischen Könige schrittweise die [[Irland|irische Insel]] und [[Wales]]. Im frühen 13. Jahrhundert zerbrach das angevinische Reich, das [[Haus Plantagenet]] wandelte sich nach und nach in eine rein englische Dynastie. Der normannischstämmige [[Adel]] integrierte sich in die angelsächsische Bevölkerung und nahm nun schrittweise ein eigenständiges englisches Nationalbewusstsein an.


Der Act of Union, die [[Gesetze zur Eingliederung von Wales 1535–1542]], beendete endgültig die Sonderstellung der Welsh Marches und unterstellte Wales dem englischen Recht. 1541 wurde das [[Königreich Irland]] gegründet, das in Personalunion mit England verbunden war. Ab 1603 bestand unter [[Jakob I. (England)|Jakob I.]] auch eine [[Personalunion]] mit [[Schottland]].<ref>[[Ronald G. Asch]]: ''Jakob I. (1566–1625). König von England und Schottland; Herrscher des Friedens im Zeitalter der Religionskriege.'' Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018680-9.</ref> Das [[Commonwealth of England]] als Republik (1649–1659) unter [[Oliver Cromwell]] blieb eine kurze Episode.<ref>Christopher Hill: ''God’s Englishman. Oliver Cromwell and the English Revolution.'' Littlehampton Book Services, London 1970, ISBN 0-297-00043-8.</ref> Durch den Zusammenschluss der Königreiche von England und [[Königreich Schottland|Schottland]] durch den [[Act of Union 1707]] entstand eine [[Realunion]] unter dem Namen [[Königreich Großbritannien]] (siehe [[Liste der britischen Monarchen]]).<ref>William Ferguson: ''The Making of the Treaty of Union of 1707'' Scottish Historical Review 43, (1964), S. 89–110.</ref>
Als historischer Gründungstag des Englischen Königreiches gilt der [[12. Juli]] [[927]], als sich nach der Schilderung der [[Angelsächsische Chronik|Angelsächsischen Chronik]] sowie der Historiker [[Wilhelm von Malmesbury|William of Malmsbury]] und [[Johannes von Worcester|John of Worcester]] die Könige [[Æthelstan (England)|Æthelstan]], [[Konstantin II. (Schottland)|Konstantin II.]], [[Eógan I.]], [[Howell der Gute]] und [[Ealdred (Northumbria)|Ealdred I]] bei [[Eamont Bridge]] im heutigen [[Cumbria]] trafen. Die Könige erkannten hier die Oberherrschaft Æthelstans an.


== Verfassung ==
König Æthelstan konnte 936 die [[Cornwall]]er aus [[Exeter]] vertreiben und zog eine Linie am Außenrand seines Königreiches [[Wessex]], am Fluss [[Tamar (England)|Tamar]]. Er nannte sich ''Rex totius Britanniae'' (König aller Briten), konnte [[Wales]] und Schottland aber nur unter eine lose Oberhoheit bringen. Dagegen eroberte er [[Northumbria]] dauerhaft. Nach 930 wurden seine Urkunden von einer einzigen Kanzlei in [[Winchester]] hergestellt, was auf eine Art Hauptstadt seines Königreiches schließen lässt. Von seiner Herrschaftszeit an kann man vom Königreich England sprechen. (vgl. [[Entstehung Englands]])
Die verfassungsmäßige Ordnung des Königreichs wandelte sich vom Regionalkönigtum mit [[Hegemonie]] eines einzelnen Königs bis zum deutlich ausgeprägten [[Feudalismus|Feudalsystem]] unter [[Wilhelm I. (England)|Wilhelm dem Eroberer]]. Dieses wurde ab [[Johann Ohneland]] und verstärkt unter [[Eduard I. (England)|Eduard I.]] zu einer Königsherrschaft unter Mitwirkung des Parlaments umgewandelt. Jakob I. und [[Karl I. (England)|Karl I.]] versuchten eine [[Absolutismus|absolutistische]] Herrschaft durchzusetzen. Dies scheiterte jedoch im [[Englischer Bürgerkrieg|englischen Bürgerkrieg]], der zur Hinrichtung Karls I., der zwischenzeitlichen Abschaffung der Monarchie und der Einführung des [[Commonwealth of England]] – einer Republik – führte. Nach dem halbabsolutistischen Zwischenspiel unter [[Karl II. (England)|Karl II.]] und [[Jakob II. (England)|Jakob II.]], die auf das Commonwealth folgten, wurde eine Vorform der konstitutionellen Monarchie unter [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelm von Oranien]] und [[Maria II. (England)|Maria II.]] eingeführt.

Die englischen Könige des [[Hochmittelalter]]s griffen weit nach [[Königreich Frankreich (987–1791)|Frankreich]] aus (vgl. [[Angevinisches Reich]]). Aufgrund der [[Personalunion]] von England und Schottland, die von [[Jakob I. (England)|Jakob I.]] an galt, konnte schließlich das volkreichere England 1707 die Schotten zum Anschluss an das gemeinsame Königreich Großbritannien drängen.

Die verfassungsmäßige Ordnung des Königreichs wandelte sich vom Regionalkönigtum mit [[Hegemonie]] eines einzelnen Königs bis zum deutlich ausgeprägten [[Feudalismus|Feudalsystem]] unter [[Wilhelm I. (England)|Wilhelm dem Eroberer]]. Dieses wurde ab [[Johann Ohneland]] und verstärkt unter [[Eduard I. (England)|Eduard I.]] zu einer Königsherrschaft unter Mitwirkung des Parlaments umgewandelt. Jakob I. und [[Karl I. (England)|Karl I.]] versuchten eine [[Absolutismus|absolutistische]] Herrschaft durchzusetzen. Dies scheiterte jedoch im [[Englischer Bürgerkrieg|englischen Bürgerkrieg]], der zur Hinrichtung Karls I., der zwischenzeitlichen Abschaffung der Monarchie und der Einführung des [[Commonwealth of England]] – einer Republik – führte. Nach dem halbabsolutistischen Zwischenspiel unter [[Karl II. (England)|Karl II.]] und [[Jakob II. (England)|Jakob II.]], die auf den Commonwealth folgten, wurde eine Vorform der konstitutionellen Monarchie unter [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelm von Oranien]] und [[Maria II. (England)|Maria II.]] eingeführt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Vereinigtes Königreich]] (seit 1927), vereinfachend für den Staat ''Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland'' im Nordwesten Europas
* [[Vereinigtes Königreich]] (seit 1927), amtliche Kurzform des ''Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland'' im Nordwesten Europas
* [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] (1801–1927), Vorgängerstaat des heutigen Vereinigten Königreichs
* [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland]] (1801–1927), Vorgängerstaat des heutigen Vereinigten Königreichs
* [[Geschichte des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland]]
* [[Geschichte des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland]]
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* [[Geschichte Englands]]
* [[Geschichte Englands]]
* [[Liste der Herrscher Englands]]
* [[Liste der Herrscher Englands]]
* [[Rechtskreis#Entstehungsgeschichte des angloamerikanischen Rechtskreises|Geschichtliche Entwicklung des englischen Rechts]]
* [[Rechtskreis#Entstehungsgeschichte des Common Law|Geschichtliche Entwicklung des englischen Rechts]]
* [[Königreich Schottland]]
* [[Königreich Schottland]]

== Literatur ==
* ''The Oxford History of England.'' Herausgegeben von George Clark. 15 Bände. Oxford University Press, Oxford 1934–1966.
* ''The New History of England.'' Herausgegeben von A. G. Dickens und Norman Gash. Arnold, London 1977 ff.
* ''The New Oxford History of England.'' Herausgegeben von J. N. Roberts. Clarendon Press, Oxford 1989 ff.
* [[Walter Bagehot]]: ''The English Constitution.'' Chapman and Hall, London 1867, [https://socialsciences.mcmaster.ca/econ/ugcm/3ll3/bagehot/constitution.pdf online (PDF; 551 KB)].<!-- =Umfassende Darstellung des nicht codifizierten englischen Verfassungsrechts -->PDF-Dokument
* [[Norman Davies]]: ''The Isles. A History.'' Oxford University Press, Oxford u. a. 1999, ISBN 0-19-513442-7.
* ''Geschichte Englands. In drei Bänden.'' C. H. Beck, München;
** Band 1: [[Karl-Friedrich Krieger]]: ''Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert.'' 4., aktualisierte Auflage. 2009, ISBN 978-3-406-58978-2;
** Band 2: Heiner Haan, Gottfried Niedhart: ''Geschichte Englands vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.'' 2., durchgesehene Auflage. 2002, ISBN 3-406-33005-3;
** Band 3: [[Gottfried Niedhart]]: ''Geschichte Englands im 19. und 20. Jahrhundert.'' 3., durchgesehene Auflage. 2004, ISBN 3-406-32305-7.
* Julian Hoppit: ''A land of liberty? England 1689–1727'' (= ''The new Oxford history of England''). Clarendon Press, Oxford u.&nbsp;a. 2000, ISBN 0-19-822842-2.
* [[Kurt Kluxen]]: ''Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zur Gegenwart'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 374). 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1976, ISBN 3-520-37402-1.
* {{RGA|7|289|302|England|Henry Royston Loyn, Sir David M. Wilson}} (einführender Fachartikel von der vorrömischen bis zur frühmittelalterlichen Geschichte Englands)
* Michael Maurer: ''Kleine Geschichte Englands'' (= ''Universal-Bibliothek'' 9616). Durchgesehene, aktualisierte und bibliografische ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-009616-2.
* [[Jürgen Sarnowsky]]: ''England im Mittelalter.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-14719-7.
* Peter Wende: ''Geschichte Englands.'' 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1995, ISBN 3-17-013517-1.

== Einzelnachweise ==
<references/>


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[[Kategorie:927]]
[[Kategorie:Gegründet in den 920er Jahren]]
[[Kategorie:Gegründet 927]]

Aktuelle Version vom 1. Mai 2024, 08:56 Uhr

Königreich England
Kingdom of England
927–1649, 1660–1707
Flagge Wappen (1702–1707)
Wahlspruch: Dieu et mon droit
(französisch für „Gott und mein Recht“)
Königreich England (ab ca. 1282)
Hauptstadt Winchester (927–1066)
London (1066–1707)
Staats- und Regierungsform Königreich
Absolute Monarchie (927–1215)
Semikonstitutionelle Monarchie (1215–1649, 1660–1689)
Konstitutionelle Monarchie (1689–1707)
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef König
zuletzt: Anne (1702–1707)
Fläche 151.174 (1603) km²
Währung Pfund Sterling (etwa seit 1200)
Errichtung 12. Juli 927
Endpunkt 1. Mai 1707 (Act of Union)
Abgelöst von Königreich Großbritannien
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH

Das Königreich England bestand vom Zusammenbruch der Heptarchie im Frühmittelalter bis zum Jahr 1707. Sein Nachfolger wurde das durch den Zusammenschluss der Königreiche von England und Schottland entstandene Königreich Großbritannien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell wird König Egbert von Wessex in den Königslisten Englands als Erster geführt, da er der Erste aus dem Haus der Könige von Wessex war, der zumindest zeitweise eine Oberherrschaft über die angelsächsische Heptarchie auf der britischen Insel etablieren konnte. Offa von Mercien (König von 757 bis 796) war der erste Angelsachse, der sich selbst als „König von England“ bezeichnete (774).

Später erreichte Alfred der Große die Anerkennung als englischer König, doch das von König Guthrum regierte Danelaw erkannte ihn als Schirmherrn nicht an.[1] Nach dem Vorbild Karls des Großen ließ Alfred zahlreiche Klöster gründen. Durch die Neuschaffung von Schulen förderte er das kulturelle und geistige Leben seines Reiches. Mit 36 Jahren lernte er selbst Latein und begann zahlreiche Gelehrte aus dem Frankenreich zu sich nach England einzuladen. Diese und angelsächsische Juristen begannen unter seiner Regierung mit der Niederschrift des Common Law in einer Gesetzessammlung mit der Bezeichnung Domboc. Auch machte sich unter ihm zum ersten Mal ein englisches Nationalbewusstsein bemerkbar. Alfreds Nachfolger schufen ein Verwaltungssystem, bei dem als Kronbeamte Sheriffs an der Spitze einer Grafschaft, eines Shire, standen, wobei mehrere Grafschaften zu einem Earldom zusammengefasst wurden, das einem Earl unterstand.

Als historischer Gründungstag des Englischen Königreiches gilt der 12. Juli 927, als sich nach der Schilderung der Angelsächsischen Chronik sowie der Historiker William of Malmsbury und John of Worcester die Könige Æthelstan, Konstantin II., Eógan I., Howell der Gute und Ealdred I. bei Eamont Bridge im heutigen Cumbria trafen. Die Könige erkannten hier die Oberherrschaft Æthelstans an.[2] König Æthelstan konnte 936 die Cornwaller aus Exeter vertreiben und zog eine Linie am Außenrand seines Königreiches Wessex, am Fluss Tamar. Er nannte sich Rex totius Britanniae (König von ganz Britannien), konnte Wales und Schottland aber nur unter eine lose Oberhoheit bringen. Dagegen eroberte er Northumbria dauerhaft. Nach 930 wurden seine Urkunden von einer einzigen Kanzlei in Winchester hergestellt, was auf eine Art Hauptstadt seines Königreiches schließen lässt. Von seiner Herrschaftszeit an kann man vom Königreich England sprechen. (vgl. Entstehung Englands)

Zeit- und Abstammungstafel der englischen und britischen Monarchen seit Wilhelm dem Eroberer, farbcodiert nach Dynastien

Wilhelm I. der Eroberer führte 1066 die Invasion auf der britischen Insel und besiegte in der Schlacht bei Hastings seinen Rivalen Harald II. Im Anschluss unterwarf er das angelsächsische Königreich und begründete das anglo-normannische Reich. Er ließ das Domesday Book erstellen und den Tower of London errichten. Die englischen Könige des Hochmittelalters griffen weit nach Frankreich aus (vgl. Angevinisches Reich). Ab dem späten 12. Jahrhundert unterwarfen die englischen Könige schrittweise die irische Insel und Wales. Im frühen 13. Jahrhundert zerbrach das angevinische Reich, das Haus Plantagenet wandelte sich nach und nach in eine rein englische Dynastie. Der normannischstämmige Adel integrierte sich in die angelsächsische Bevölkerung und nahm nun schrittweise ein eigenständiges englisches Nationalbewusstsein an.

Der Act of Union, die Gesetze zur Eingliederung von Wales 1535–1542, beendete endgültig die Sonderstellung der Welsh Marches und unterstellte Wales dem englischen Recht. 1541 wurde das Königreich Irland gegründet, das in Personalunion mit England verbunden war. Ab 1603 bestand unter Jakob I. auch eine Personalunion mit Schottland.[3] Das Commonwealth of England als Republik (1649–1659) unter Oliver Cromwell blieb eine kurze Episode.[4] Durch den Zusammenschluss der Königreiche von England und Schottland durch den Act of Union 1707 entstand eine Realunion unter dem Namen Königreich Großbritannien (siehe Liste der britischen Monarchen).[5]

Verfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die verfassungsmäßige Ordnung des Königreichs wandelte sich vom Regionalkönigtum mit Hegemonie eines einzelnen Königs bis zum deutlich ausgeprägten Feudalsystem unter Wilhelm dem Eroberer. Dieses wurde ab Johann Ohneland und verstärkt unter Eduard I. zu einer Königsherrschaft unter Mitwirkung des Parlaments umgewandelt. Jakob I. und Karl I. versuchten eine absolutistische Herrschaft durchzusetzen. Dies scheiterte jedoch im englischen Bürgerkrieg, der zur Hinrichtung Karls I., der zwischenzeitlichen Abschaffung der Monarchie und der Einführung des Commonwealth of England – einer Republik – führte. Nach dem halbabsolutistischen Zwischenspiel unter Karl II. und Jakob II., die auf das Commonwealth folgten, wurde eine Vorform der konstitutionellen Monarchie unter Wilhelm von Oranien und Maria II. eingeführt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Oxford History of England. Herausgegeben von George Clark. 15 Bände. Oxford University Press, Oxford 1934–1966.
  • The New History of England. Herausgegeben von A. G. Dickens und Norman Gash. Arnold, London 1977 ff.
  • The New Oxford History of England. Herausgegeben von J. N. Roberts. Clarendon Press, Oxford 1989 ff.
  • Walter Bagehot: The English Constitution. Chapman and Hall, London 1867, online (PDF; 551 KB).PDF-Dokument
  • Norman Davies: The Isles. A History. Oxford University Press, Oxford u. a. 1999, ISBN 0-19-513442-7.
  • Geschichte Englands. In drei Bänden. C. H. Beck, München;
  • Julian Hoppit: A land of liberty? England 1689–1727 (= The new Oxford history of England). Clarendon Press, Oxford u. a. 2000, ISBN 0-19-822842-2.
  • Kurt Kluxen: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Kröners Taschenausgabe. Band 374). 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1976, ISBN 3-520-37402-1.
  • Henry Royston Loyn, Sir David M. Wilson: England. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 7, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 289–302. (einführender Fachartikel von der vorrömischen bis zur frühmittelalterlichen Geschichte Englands)
  • Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands (= Universal-Bibliothek 9616). Durchgesehene, aktualisierte und bibliografische ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-009616-2.
  • Jürgen Sarnowsky: England im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-14719-7.
  • Peter Wende: Geschichte Englands. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1995, ISBN 3-17-013517-1.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. C. Patrick Wormald, P. E. Szarmach: Alfred der Große. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980, ISBN 3-7608-8901-8, Sp. 409 f.
  2. The Anglo-Saxon Chronicle. Hrsg. von Dorothy Whitelock, David C. Douglas, Susie I. Tucker. Rutgers University Press, New Brunswick 1961.
  3. Ronald G. Asch: Jakob I. (1566–1625). König von England und Schottland; Herrscher des Friedens im Zeitalter der Religionskriege. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018680-9.
  4. Christopher Hill: God’s Englishman. Oliver Cromwell and the English Revolution. Littlehampton Book Services, London 1970, ISBN 0-297-00043-8.
  5. William Ferguson: The Making of the Treaty of Union of 1707 Scottish Historical Review 43, (1964), S. 89–110.