„Lokomobile“ – Versionsunterschied

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[[Datei:R. Wolf, Magdeburg, Buckau, Hochdruck- und Compound-Locomobilen.jpg|alternativtext=Werbeanzeige für Hochdruck- und Compoundlokomobile von 1890|mini|Werbeanzeige für Hochdruck- und Compoundlokomobile von 1890 der Firma [[Maschinenfabrik Buckau R. Wolf#R. Wolf AG|R. Wolf]] ]]
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[[Datei:Lokomobil.jpg|miniatur|Selbstfahrende Lokomobile, eine [[Pfluglokomotive]]]]
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[[Datei:AG für landwirtschaftliche Maschinen 1909.jpg|mini|Darstellung einer Lokomobile mit einer Dreschmaschine auf einer Aktie der AG für landwirtschaftliche Maschinen vormals Gebr. Buxbaum vom Dezember 1909]]
[[Datei:Steam lokomobile 2 (aka).jpg|mini|Dampflokomobile]]
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[[Datei:Fowlers Monarch of the Road 01.JPG|mini|Fowlers ''Monarch of the Road'', eine selbstfahrende Lokomobile mit Generator zur Stromversorgung z.  B. für das Schaustellergewerbe]]
[[Datei:Fowlers Monarch of the Road 01.JPG|mini|Fowlers ''Monarch of the Road'', eine selbstfahrende Lokomobile mit Generator zur Stromversorgung z. B. für das Schaustellergewerbe]]
[[Datei:Dampfmaschine_1908.JPG|mini|hochkant|Bewegliche Dampfmaschine (1908) auf einer historischen Ausstellung]]
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Eine '''Lokomobile''' ([[Singular|sing.]]/[[Femininum|fem.]], vgl. ''[[Lokomotive]]'', von [[latein]]isch ''locus'': Ort und ''mobilis'': beweglich), auch als '''Portable''' oder heute manchmal als '''Lokomobil''' ([[Neutrum|neutr.]]) bezeichnet, ist eine [[Dampfmaschine]]nanlage in geschlossener Bauform, bei der alle zum Betrieb der Anlage erforderlichen Baugruppen ([[Feuerung]], [[Dampfkessel]], Steuerung sowie die gesamte Antriebseinheit, bestehend aus Zylinder(n), Kolben, [[Kurbelwelle]] und Schwungrad mit Riemenscheibe) auf einer gemeinsamen Plattform montiert sind.
Eine '''Lokomobile''' ([[Singular|sing.]]/[[Femininum|fem.]], vgl. ''[[Lokomotive]]'', von [[latein]]isch ''locus'': Ort und ''mobilis'': beweglich), auch als '''Portable''' oder heute auch als '''Lokomobil''' ([[Neutrum|neutr.]])<ref>{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Lokomobil |titel=Lokomobil |werk=Duden |abruf=2021-10-18}}</ref> bezeichnet, ist eine [[Dampfmaschine]]nanlage in geschlossener Bauform, bei der alle zum Betrieb der Anlage erforderlichen Baugruppen ([[Feuerung]], [[Dampfkessel]], Steuerung sowie die gesamte Antriebseinheit, bestehend aus Zylinder(n), Kolben, [[Kurbelwelle]] und Schwungrad mit Riemenscheibe) auf einer gemeinsamen Plattform montiert sind.


Lokomobilen konnten ortsbeweglich und ortsfest montiert werden. Im Gegensatz zum [[Automobil]] waren Lokomobilen in ihrer Grundform nicht „auto-mobil“, also selbstfahrend – der Begriff „mobil“ bedeutet nur, dass die Anlage Räder hat und somit zumindest passiv bewegt werden kann. Das bedeutete, dass sie mit Pferden oder Ochsen zu den jeweiligen Einsatzstellen gezogen wurden.
Lokomobilen konnten ortsbeweglich und ortsfest montiert werden. Im Gegensatz zum [[Automobil]] waren Lokomobilen in ihrer Grundform nicht „auto-mobil“, also selbstfahrend – der Begriff „mobil“ bedeutet nur, dass die Anlage Räder hat und somit zumindest passiv bewegt werden kann. Das bedeutete, dass sie mit Pferden oder Ochsen zu den jeweiligen Einsatzstellen gezogen wurden.


Später gab es jedoch auch eine ganze Reihe verschiedener selbstfahrender Lokomobilen, beispielsweise [[Dampfwalze|Dampfstraßenwalzen]], [[Dampfpflug|Dampfpflüge]], [[Dampftraktor]]en sowie kleinere Dampfboote.
Später gab es jedoch auch eine ganze Reihe verschiedener [[Dampfzugmaschine|selbstfahrender Lokomobilen]], beispielsweise [[Dampfwalze|Dampfstraßenwalzen]], [[Dampfpflug|Dampfpflüge]], [[Dampftraktor]]en, [[Eislokomotive]]n sowie kleinere Dampfboote.


Weltweit kamen Lokomobilen vor allem in der [[Landwirtschaft]] und bei großen [[Tiefbau]]vorhaben zum Einsatz. Stationär eingesetzt im [[Bergbau]] erzeugten sie Druckluft für die Bohrhämmer und Strom zur Grubenbeleuchtung. Die seitlichen Schwungräder trieben [[Förderseil]]e oder Pumpengestänge an, mit denen die Gruben [[Sümpfen|gesümpft]] wurden.
Weltweit kamen Lokomobilen vor allem in der [[Landwirtschaft]] und bei großen [[Tiefbau]]vorhaben zum Einsatz. Stationär eingesetzt im [[Bergbau]] erzeugten sie Druckluft für die Bohrhämmer und Strom zur Grubenbeleuchtung. Die seitlichen Schwungräder trieben [[Förderseil]]e oder Pumpengestänge an, mit denen die Gruben [[Sümpfen|gesümpft]] wurden.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Mit Lokomobilen wurden in der beginnenden [[Industrialisierung]] landwirtschaftliche Betriebe (zum Antrieb der [[Dreschmaschine]]), sowie Kleingewerbebetriebe mechanisiert. Im Zuge der Elektrifizierung wurden auch kleine Kraftwerke mit Lokomobilen betrieben (siehe z.&nbsp;B.: [[Kraftwerk Forach]]). Im Gegensatz zu großen Anlagen in aufgelöster Bauweise, also mit separatem Kesselhaus und getrennt aufgestellten Maschinen, konnten die kompakten Lokomobilen verhältnismäßig leicht transportiert werden.
Mit Lokomobilen wurden in der beginnenden [[Industrialisierung]] landwirtschaftliche Betriebe (zum Antrieb der [[Dreschmaschine]]) sowie Kleingewerbebetriebe mechanisiert. Im Zuge der Elektrifizierung wurden auch kleine Kraftwerke mit Lokomobilen betrieben (siehe z.&nbsp;B.: [[Kraftwerk Forach]]). Im Gegensatz zu großen Anlagen in aufgelöster Bauweise, also mit separatem Kesselhaus und getrennt aufgestellten Maschinen, konnten die kompakten Lokomobilen verhältnismäßig leicht transportiert werden.


Nach einigen verschiedenen Anläufen, die bestmögliche Bauform zu finden, wurden schließlich die meisten Maschinen mit oberhalb des horizontal liegenden Kessels angebrachtem Antrieb gefertigt. Diese Bauform war auch der Durchbruch für die selbstfahrenden Lokomobilen, da der Kessel in verstärkter Bauweise eine separate Plattform erübrigte und alle Komponenten der Maschine auf ihm Platz fanden.
Nach einigen verschiedenen Anläufen, die bestmögliche Bauform zu finden, wurden schließlich die meisten Maschinen mit oberhalb des horizontal liegenden Kessels angebrachtem Antrieb gefertigt. Diese Bauform war auch der Durchbruch für die selbstfahrenden Lokomobilen, da der Kessel in verstärkter Bauweise eine separate Plattform erübrigte und alle Komponenten der Maschine auf ihm Platz fanden.
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In der beginnenden Industrialisierung ab 1850, wo oft die Kraft aus den Wasserrädern für die ''neuen'' Maschinen nicht mehr ausreichte, wurden von ''Kraftverleihern'' Lokomobilen ausgeliehen. Sie übertrugen die Kraft über Flachriemen auf die vorhandene [[Transmission (Maschinenbau)|Transmission]] in die Fabrikhallen hinein.
In der beginnenden Industrialisierung ab 1850, wo oft die Kraft aus den Wasserrädern für die ''neuen'' Maschinen nicht mehr ausreichte, wurden von ''Kraftverleihern'' Lokomobilen ausgeliehen. Sie übertrugen die Kraft über Flachriemen auf die vorhandene [[Transmission (Maschinenbau)|Transmission]] in die Fabrikhallen hinein.


Auch in der Landwirtschaft kamen Lokomobile von etwa 1810 bis in die 1970er Jahre zum Einsatz, auf abgelegenen Höfen sind bis heute einzelne Anlagen noch in Betrieb.
Die erste Landstraßen-Lokomobile wurde 1804 in den USA von [[Oliver Evans]] gebaut, die Verwendung einer Lokomobile verbesserte den Mühlenantrieb. Auch in der Landwirtschaft kamen Lokomobilen von etwa 1810 bis in die 1970er Jahre zum Einsatz, auf abgelegenen Höfen sind bis heute einzelne Anlagen noch in Betrieb.


== Herausragende Lokomobile ==
== Herausragende Lokomobile ==
{{Hauptartikel|Dampflokomobil Martin Luther}}


'''Lanz'''
1910 baute die Firma [[Heinrich Lanz AG|Lanz]] ihre 25.000. Lokomobile mit der damals sensationellen Leistung von 1000&nbsp;[[Pferdestärke|PS]] netto. Sie war die bis dahin größte Lokomobile der Welt, wurde anlässlich der [[Brüssel International – 1910|Weltausstellung]] in [[Brüssel]] gebaut, sorgte als Antrieb eines [[Generator]]s während der 6&nbsp;Monate (tagsüber) für den erforderlichen Strom und erhielt für diese Leistung drei Grand-Prix-Goldmedaillen. Nachts arbeitete eine 800&nbsp;PS Lokomobile der [[Maschinenfabrik Buckau R. Wolf]].

1910 baute [[Heinrich Lanz AG|Lanz]] seine 25.000. Lokomobile mit der damals sensationellen Leistung von 1000&nbsp;[[Pferdestärke|PS]] netto. Sie war die bis dahin größte Lokomobile der Welt, wurde anlässlich der [[Brüssel International – 1910|Weltausstellung]] in [[Brüssel]] gebaut, sorgte als Antrieb eines [[Generator]]s während der 6&nbsp;Monate (tagsüber) für den erforderlichen Strom und erhielt für diese Leistung drei Grand-Prix-Goldmedaillen. Nachts arbeitete eine 800&nbsp;PS Lokomobile der [[Maschinenfabrik Buckau R. Wolf]].


Technische Daten:
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* Leistung: 735&nbsp;kW bei 215/min
* Leistung: 735&nbsp;kW bei 215/min
* Hilfspole zur Leistungsregelung von 0 bis 100 % Leistung
* Hilfspole zur Leistungsregelung von 0 bis 100 % Leistung
[[Datei:Lokomobile.jpg|miniatur|Lanz-Lokomobile bei der Moorseer Mühle im Einsatz an einer [[Dreschmaschine]]]]
[[Datei:Lokomobile.jpg|miniatur|Lanz-Lokomobile bei der [[Museum Moorseer Mühle|Moorseer Mühle]] im Einsatz an einer [[Dreschmaschine]]]]
Beim [[Museum Moorseer Mühle]] in [[Nordenham]]-Moorsee ist in jedem Jahr am ''Dampftag'' und beim ''Mühlenfest'' eine Lanz-Lokomobile aus dem Jahr 1911 in Betrieb zu sehen. Sie wiegt gut fünfeinhalb Tonnen und leistet 26&nbsp;PS. Diese restaurierte „Kolonialausführung“ wurde 1989 aus [[Guatemala]] reimportiert, wo sie ein Sägewerk betrieben hatte. Eine ähnliche Lokomobile benutzte der Müllermeister der Moorseer Mühle, um Getreide zu mahlen. 1908 wurde sie durch eine stationäre Dampfmaschine ersetzt.
Beim [[Museum Moorseer Mühle]] in [[Nordenham]]-Moorsee ist in jedem Jahr am ''Dampftag'' und beim ''Mühlenfest'' eine Lanz-Lokomobile aus dem Jahr 1911 in Betrieb zu sehen. Sie wiegt gut fünfeinhalb Tonnen und leistet 26&nbsp;PS. Diese restaurierte „Kolonialausführung“ wurde 1989 aus [[Guatemala]] reimportiert, wo sie ein Sägewerk betrieben hatte. Eine ähnliche Lokomobile benutzte der Müllermeister der Moorseer Mühle, um Getreide zu mahlen. 1908 wurde sie durch eine stationäre Dampfmaschine ersetzt.


;weitere Hersteller
Ein weiterer bedeutender Lokomobilhersteller war die 1866 im ostwestfälischen Wellentrup gegründete Firma [[Ottomeyer (Unternehmen)|Ottomeyer]]. Ihre Spezialität war der Bau von [[Pfluglokomotive]]n auf Basis anderer Hersteller ([[John Fowler & Co.|Fowler]], [[Henschel & Sohn|Henschel]], [[A. Heucke|Heucke]], [[Rheinmetall]], [[Assmann & Stockder|ASTO]], [[Kemna (Unternehmen)|Kemna]]), die durch konstruktive Verbesserungen zu den leistungsfähigsten Lokomobilen aller Zeiten wurden.
Ein weiterer bedeutender Lokomobilhersteller war die 1866 im ostwestfälischen Wellentrup gegründete Firma [[Ottomeyer (Unternehmen)|Ottomeyer]]. Ihre Spezialität war der Bau von [[Pfluglokomotive]]n auf Basis anderer Hersteller ([[John Fowler & Co.|Fowler]], [[Henschel & Sohn|Henschel]], [[A. Heucke|Heucke]], [[Rheinmetall]], [[Assmann & Stockder|ASTO]], [[Kemna (Unternehmen)|Kemna]]), die durch konstruktive Verbesserungen zu den leistungsfähigsten Lokomobilen aller Zeiten wurden.
[[Datei:The Train Cemetery - Uyuni - Bolivia 03 (3782658284).jpg|miniatur|Lokomobil auf dem [[Eisenbahnfriedhof Uyuni]], Bolivien]]


Vor dem ''Agrarmuseum Wandlitz'', seit den 2010er Jahren [[Barnim Panorama]], steht ein restaurierter Dampfpflug als Schaustück des Museums.
Vor dem ''Agrarmuseum Wandlitz'', seit den 2010er Jahren [[Barnim Panorama]], steht ein restaurierter Dampfpflug als Schaustück des Museums.
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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur
* David Lockett, Norman Lockett: ''Dampfzugmaschinen.'' Ed. Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-083-3.
| Autor= Otfried Layritz
| Titel= Der mechanische Zug mittels Dampf-Straßenlokomotiven
| Sammelwerk=
| Band=
| Verlag= E. S. Mitter & Sohn
| Ort= Berlin
| Datum= 1906
| Online= {{Webarchiv |url=https://repozytorium.biblos.pk.edu.pl/redo/resources/38405/file/scans/DEFAULT/OCR_rezultaty/100000299544_A_v1_200dpi_q60.pdf |wayback=20211021191738 |text=Archivversion}}
}}
* {{Literatur |Autor=David Lockett, Norman Lockett |Titel=Dampfzugmaschinen |Auflage= |Verlag=Ed. Dörfler im Nebel-Verlag |Ort=Eggolsheim |Datum=2002 |ISBN=3-89555-083-3 |Seiten=}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.saechsischer-dampfmaschinenverein.de/ Sächsischer Dampfmaschinenverein zu Wilsdruff e.&nbsp;V.] – Informationen über die Wilsdruffer Dampfmaschinen & Lokomobile
* [http://www.saechsischer-dampfmaschinenverein.de/ Sächsischer Dampfmaschinenverein zu Wilsdruff e.&nbsp;V.] – Informationen über die Wilsdruffer Dampfmaschinen & Lokomobile
* [http://www.dampfkultur.de/6.html Lokomobile bei ''dampfkultur.de'']
* [http://www.dampfkultur.de/6.html Lokomobile bei ''dampfkultur.de'']
* {{Webarchiv | url=http://www.dampfpflug.de/Lokomobile/Beschreibung/index.html | wayback=20160304040824 | text=Lokomobile}} auf Dampfpflug.de
* {{Webarchiv | url=http://www.dampfpflug.de/Lokomobile/Beschreibung/index.html | wayback=20160304040824 | text=Lokomobile}} auf Dampfpflug.de
* [https://www.youtube.com/watch?v=lK57aIYAnuw ''Faszinierende Landtechnik von anno dazumal: Pflügen mit Dampf''], [[Bayerischer Rundfunk]] – ''Unser Land'' vom 14. September 2018
* [https://www.youtube.com/watch?v=lK57aIYAnuw ''Faszinierende Landtechnik von anno dazumal: Pflügen mit Dampf''], [[Bayerischer Rundfunk]] – ''Unser Land'' vom 14. September 2018
* {{TIBAV |11614 |Linktext=Inbetriebnahme einer fahrbaren Dresch-Lokomobile (Baujahr 1911) |Herausgeber=IWF |Jahr=1973 |DOI=10.3203/IWF/E-1856 }}
* {{TIBAV |11614 |Linktext=Inbetriebnahme einer fahrbaren Dresch-Lokomobile (Baujahr 1911) |Herausgeber=IWF |Jahr=1973 |DOI=10.3203/IWF/E-1856 }}

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Dampfgetriebenes Fahrzeug]]
[[Kategorie:Dampfgetriebenes Fahrzeug]]
[[Kategorie:Landwirtschaftliches Nutzfahrzeug]]
[[Kategorie:Landwirtschaftliches Nutzfahrzeug]]
[[Kategorie:Nutzfahrzeuge]]
[[Kategorie:Selbstfahrende Arbeitsmaschine]]
[[Kategorie:Historische Maschine]]
[[Kategorie:Historische Maschine]]

Aktuelle Version vom 1. Mai 2024, 00:44 Uhr

Eine Lokomobile als Antrieb einer Dreschmaschine in Groß-Gerau am Ende des 19. Jahrhunderts
Werbeanzeige für Hochdruck- und Compoundlokomobile von 1890
Werbeanzeige für Hochdruck- und Compoundlokomobile von 1890 der Firma R. Wolf
1900–1913, Einsatz in einem Kieselgurbetrieb
Selbstfahrende Lokomobile, eine Pfluglokomotive
Darstellung einer Lokomobile mit einer Dreschmaschine auf einer Aktie der AG für landwirtschaftliche Maschinen vormals Gebr. Buxbaum vom Dezember 1909
Dampflokomobile
Fowlers Monarch of the Road, eine selbstfahrende Lokomobile mit Generator zur Stromversorgung z. B. für das Schaustellergewerbe
Bewegliche Dampfmaschine (1908) auf einer historischen Ausstellung

Eine Lokomobile (sing./fem., vgl. Lokomotive, von lateinisch locus: Ort und mobilis: beweglich), auch als Portable oder heute auch als Lokomobil (neutr.)[1] bezeichnet, ist eine Dampfmaschinenanlage in geschlossener Bauform, bei der alle zum Betrieb der Anlage erforderlichen Baugruppen (Feuerung, Dampfkessel, Steuerung sowie die gesamte Antriebseinheit, bestehend aus Zylinder(n), Kolben, Kurbelwelle und Schwungrad mit Riemenscheibe) auf einer gemeinsamen Plattform montiert sind.

Lokomobilen konnten ortsbeweglich und ortsfest montiert werden. Im Gegensatz zum Automobil waren Lokomobilen in ihrer Grundform nicht „auto-mobil“, also selbstfahrend – der Begriff „mobil“ bedeutet nur, dass die Anlage Räder hat und somit zumindest passiv bewegt werden kann. Das bedeutete, dass sie mit Pferden oder Ochsen zu den jeweiligen Einsatzstellen gezogen wurden.

Später gab es jedoch auch eine ganze Reihe verschiedener selbstfahrender Lokomobilen, beispielsweise Dampfstraßenwalzen, Dampfpflüge, Dampftraktoren, Eislokomotiven sowie kleinere Dampfboote.

Weltweit kamen Lokomobilen vor allem in der Landwirtschaft und bei großen Tiefbauvorhaben zum Einsatz. Stationär eingesetzt im Bergbau erzeugten sie Druckluft für die Bohrhämmer und Strom zur Grubenbeleuchtung. Die seitlichen Schwungräder trieben Förderseile oder Pumpengestänge an, mit denen die Gruben gesümpft wurden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Lokomobilen wurden in der beginnenden Industrialisierung landwirtschaftliche Betriebe (zum Antrieb der Dreschmaschine) sowie Kleingewerbebetriebe mechanisiert. Im Zuge der Elektrifizierung wurden auch kleine Kraftwerke mit Lokomobilen betrieben (siehe z. B.: Kraftwerk Forach). Im Gegensatz zu großen Anlagen in aufgelöster Bauweise, also mit separatem Kesselhaus und getrennt aufgestellten Maschinen, konnten die kompakten Lokomobilen verhältnismäßig leicht transportiert werden.

Nach einigen verschiedenen Anläufen, die bestmögliche Bauform zu finden, wurden schließlich die meisten Maschinen mit oberhalb des horizontal liegenden Kessels angebrachtem Antrieb gefertigt. Diese Bauform war auch der Durchbruch für die selbstfahrenden Lokomobilen, da der Kessel in verstärkter Bauweise eine separate Plattform erübrigte und alle Komponenten der Maschine auf ihm Platz fanden.

In der beginnenden Industrialisierung ab 1850, wo oft die Kraft aus den Wasserrädern für die neuen Maschinen nicht mehr ausreichte, wurden von Kraftverleihern Lokomobilen ausgeliehen. Sie übertrugen die Kraft über Flachriemen auf die vorhandene Transmission in die Fabrikhallen hinein.

Die erste Landstraßen-Lokomobile wurde 1804 in den USA von Oliver Evans gebaut, die Verwendung einer Lokomobile verbesserte den Mühlenantrieb. Auch in der Landwirtschaft kamen Lokomobilen von etwa 1810 bis in die 1970er Jahre zum Einsatz, auf abgelegenen Höfen sind bis heute einzelne Anlagen noch in Betrieb.

Herausragende Lokomobile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lanz

1910 baute Lanz seine 25.000. Lokomobile mit der damals sensationellen Leistung von 1000 PS netto. Sie war die bis dahin größte Lokomobile der Welt, wurde anlässlich der Weltausstellung in Brüssel gebaut, sorgte als Antrieb eines Generators während der 6 Monate (tagsüber) für den erforderlichen Strom und erhielt für diese Leistung drei Grand-Prix-Goldmedaillen. Nachts arbeitete eine 800 PS Lokomobile der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf.

Technische Daten:

  • Name: Lanz’sche 1000-pferdige Heißdampf-Ventil-Lokomobile mit Dynamomaschine direkt gekuppelt
  • Arbeitsweise: Heißdampf-Verbundlokomobile (Compoundlokomobile) mit Ventilsteuerung, System Lentz
  • Dauerleistung: 1000 PS, Höchstleistung über 1 Stunde: 1150 PS
  • Durchmesser Hochdruckzylinder: 560 mm
  • Durchmesser Niederdruckzylinder: 970 mm
  • Kolbenhub beide Zylinder: 550 mm
  • Nenndrehzahl: 215/min
  • Heizrohrkessel mit zwei Feuerbüchsen und je einem ausziehbaren Röhrenkessel, ein zusätzlicher nicht ausziehbarer Röhrenkessel
  • Rostfläche: 3,7 m², wasserberührte Siederohrfläche: 214 m²
  • Überhitzerfläche: 73 m² über Flachrohre
  • durchschn. Heißdampftemperatur: 350 Grad Celsius
  • eingebaute Kondensation zur Minimierung des Wasserverbrauchs
  • mittlerer Kohleverbrauch: 0,5 kg pro PS und Stunde

Die Lokomobile trieb einen Generator der AEG.

  • Gewicht des Ankers: 7500 kg (direkt auf der Kurbelwelle der Lokomobile montiert)
  • Spannung: 230 V, Umschalten auf 460 V möglich
  • Leistung: 735 kW bei 215/min
  • Hilfspole zur Leistungsregelung von 0 bis 100 % Leistung
Lanz-Lokomobile bei der Moorseer Mühle im Einsatz an einer Dreschmaschine

Beim Museum Moorseer Mühle in Nordenham-Moorsee ist in jedem Jahr am Dampftag und beim Mühlenfest eine Lanz-Lokomobile aus dem Jahr 1911 in Betrieb zu sehen. Sie wiegt gut fünfeinhalb Tonnen und leistet 26 PS. Diese restaurierte „Kolonialausführung“ wurde 1989 aus Guatemala reimportiert, wo sie ein Sägewerk betrieben hatte. Eine ähnliche Lokomobile benutzte der Müllermeister der Moorseer Mühle, um Getreide zu mahlen. 1908 wurde sie durch eine stationäre Dampfmaschine ersetzt.

weitere Hersteller

Ein weiterer bedeutender Lokomobilhersteller war die 1866 im ostwestfälischen Wellentrup gegründete Firma Ottomeyer. Ihre Spezialität war der Bau von Pfluglokomotiven auf Basis anderer Hersteller (Fowler, Henschel, Heucke, Rheinmetall, ASTO, Kemna), die durch konstruktive Verbesserungen zu den leistungsfähigsten Lokomobilen aller Zeiten wurden.

Lokomobil auf dem Eisenbahnfriedhof Uyuni, Bolivien

Vor dem Agrarmuseum Wandlitz, seit den 2010er Jahren Barnim Panorama, steht ein restaurierter Dampfpflug als Schaustück des Museums.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otfried Layritz: Der mechanische Zug mittels Dampf-Straßenlokomotiven. E. S. Mitter & Sohn, Berlin 1906 (Archivversion (Memento vom 21. Oktober 2021 im Internet Archive) [PDF]).
  • David Lockett, Norman Lockett: Dampfzugmaschinen. Ed. Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-083-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lokomobile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Lokomobile – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lokomobil. In: Duden. Abgerufen am 18. Oktober 2021.