„Alfred Vohrer“ – Versionsunterschied

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Alfred Vohrer besuchte in seiner Geburtsstadt die [[Realschule]] und nahm anschließend Schauspiel- und Gesangsunterricht. In den 1930er Jahren wurde er Mitglied des [[Staatstheater Stuttgart|Württembergischen Staatstheaters]] in [[Stuttgart]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde Vohrer eingezogen und verlor 1941 in Russland seinen rechten Arm. Anschließend betätigte er sich als [[Volontär]] bei der [[UFA|Ufa]], wo er bis Kriegsende als [[Regieassistent]] für [[Harald Braun]] und [[Alfred Braun]] arbeitete.
Alfred Vohrer besuchte in seiner Geburtsstadt die [[Realschule]] und nahm anschließend Schauspiel- und Gesangsunterricht. In den 1930er Jahren wurde er Mitglied des [[Staatstheater Stuttgart|Württembergischen Staatstheaters]] in [[Stuttgart]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde Vohrer eingezogen und verlor 1941 in Russland seinen rechten Arm. Anschließend betätigte er sich als [[Volontär]] bei der [[UFA|Ufa]], wo er bis Kriegsende als [[Regieassistent]] für [[Harald Braun]] und [[Alfred Braun]] arbeitete.


In den ersten Nachkriegsjahren war die deutsche Filmindustrie sehr geschwächt, sodass Vohrer zunächst beim [[Rundfunk]] arbeitete. 1946 bis 1948 war er Oberspielleiter bei [[Süddeutscher Rundfunk|Radio Stuttgart]], bis er 1949 wieder zur Filmarbeit zurückkehrte, wenn auch fast unbemerkt und ohne Wissen des Publikums. Er wurde [[Dialogregie|Synchronregisseur]] bei der MPEA und trat später mit [[Josef Wolf (Synchronregisseur)|Josef Wolf]] als Teilhaber in die Synchronfirma [[Ultra-Film]] GmbH ein. In den folgenden Jahren war Vohrer für die [[Synchronisation (Film)|Synchronisation]] von nahezu 1000 Filmen verantwortlich, darunter zahlreiche Klassiker wie ''[[Die Faust im Nacken]]'' (''On The Waterfront'', USA 1954) oder ''[[Die Brücke am Kwai]]'' (''The Bridge on the River Kwai'', GB/USA 1957).
In den ersten Nachkriegsjahren war die deutsche Filmindustrie sehr geschwächt, sodass Vohrer zunächst beim [[Rundfunk]] arbeitete. 1946 bis 1948 war er Oberspielleiter bei [[Süddeutscher Rundfunk|Radio Stuttgart]], bis er 1949 wieder zur Filmarbeit zurückkehrte, wenn auch fast unbemerkt und ohne Wissen des Publikums. Er wurde [[Dialogregie|Synchronregisseur]] bei der Münchener ''Motion Picture Export Association'' und trat später mit [[Josef Wolf (Synchronregisseur)|Josef Wolf]] als Teilhaber in die Synchronfirma [[Ultra-Film]] GmbH ein. In den folgenden Jahren war Vohrer für die [[Synchronisation (Film)|Synchronisation]] von nahezu 1000 Filmen verantwortlich, darunter zahlreiche Klassiker wie ''[[Die Faust im Nacken]]'' (''On The Waterfront'', USA 1954) oder ''[[Die Brücke am Kwai]]'' (''The Bridge on the River Kwai'', GB/USA 1957).


1956 plante die Ultra-Film ein erstes eigenes Filmprojekt, ''Zum Leben verdammt'', dessen Drehbuch von Vohrer stammte. Das Vorhaben wurde allerdings verworfen.
1956 plante die Ultra-Film ein erstes eigenes Filmprojekt, ''Zum Leben verdammt'', dessen Drehbuch von Vohrer stammte. Das Vorhaben wurde allerdings verworfen.


1958 produziert dieselbe Filmgesellschaft im Zuge der erfolgreichen Halbstarken- und Jugendproblemfilme den Film ''[[Schmutziger Engel (1958)|Schmutziger Engel]]'', mit dem Vohrer sein Regie-Debüt vorlegte. Weitere drei Filme dieses Genres folgten, wobei Vohrers Arbeit besonders bei ''[[Verbrechen nach Schulschluß (1959)|Verbrechen nach Schulschluß]]'' überzeugte.
1958 produzierte dieselbe Filmgesellschaft im Zuge der erfolgreichen Halbstarken- und Jugendproblemfilme den Film ''[[Schmutziger Engel (1958)|Schmutziger Engel]]'', mit dem Vohrer sein Regiedebüt vorlegte. Weitere drei Filme dieses Genres folgten, wobei Vohrer insbesondere mit ''[[Verbrechen nach Schulschluß (1959)|Verbrechen nach Schulschluß]]'' überzeugen konnte.


Der Problemfilm ''[[Bis dass das Geld Euch scheidet …]]'' (1960) war durchschnittlicher, brachte Vohrer aber erstmals mit dem Berliner Produzenten [[Artur Brauner]] zusammen.
Der Problemfilm ''[[Bis dass das Geld Euch scheidet …]]'' (1960) war eher durchschnittlich, brachte Vohrer aber erstmals mit dem Berliner Produzenten [[Artur Brauner]] zusammen.


=== Regisseur bei Rialto Film ===
=== Regisseur bei Rialto Film ===
Für den endgültigen Durchbruch Vohrers war ein ehemaliger Produktionsleiter Brauners verantwortlich, der mittlerweile Produktionschef der deutschen [[Rialto Film]] geworden war: [[Horst Wendlandt]]. Dieser engagierte Vohrer für den [[Edgar-Wallace-Filme|Edgar-Wallace-Film]] ''[[Die toten Augen von London]]'' (1961), der sich zum bis dahin größten Erfolg der bereits etablierten Serie entwickelte. Für den ersten Farbfilm der Rialto, ''[[Unser Haus in Kamerun]]'', wurde ebenfalls Vohrer als Regisseur gewählt.
Für Vohrers endgültigen Durchbruch war ein ehemaliger Produktionsleiter Brauners verantwortlich, der mittlerweile zum Produktionschef der deutschen [[Rialto Film]] aufgestiegen war: [[Horst Wendlandt]]. Dieser engagierte Vohrer für den [[Edgar-Wallace-Filme|Edgar-Wallace-Film]] ''[[Die toten Augen von London (Film)|Die toten Augen von London]]'' (1961), der sich zum bis dahin größten Erfolg der bereits etablierten Serie entwickelte. Für den ersten Farbfilm der Rialto, ''[[Unser Haus in Kamerun]]'', wurde ebenfalls Vohrer als Regisseur gewählt.


1962 drehte Alfred Vohrer zwei Edgar-Wallace-Filme, insgesamt wurden es 14, darunter ''[[Das Gasthaus an der Themse]]'' (1962), ''[[Der Zinker (1963)|Der Zinker]]'' (1963), ''[[Der Hexer (1964)|Der Hexer]]'' (1964), ''[[Neues vom Hexer]]'' (1965) und ''[[Die blaue Hand (Film)|Die blaue Hand]]'' (1967). Vohrer avancierte zum meistbeschäftigten Regisseur bei Wallace und Rialto.
1962 drehte er zwei weitere Edgar-Wallace-Filme, insgesamt wurden es 14, darunter ''[[Das Gasthaus an der Themse (Film)|Das Gasthaus an der Themse]]'' (1962), ''[[Der Zinker (1963)|Der Zinker]]'' (1963), ''[[Der Hexer (1964)|Der Hexer]]'' (1964), ''[[Neues vom Hexer (Film)|Neues vom Hexer]]'' (1965) und ''[[Die blaue Hand (Film)|Die blaue Hand]]'' (1967). Vohrer avancierte zum meistbeschäftigten Regisseur bei Wallace und Rialto.


Auch bei Wendlandts [[Karl-May-Filme|Karl-May-Serie]] sollte Vohrer federführender Regisseur werden und 1962 ''[[Der Schatz im Silbersee (Film)|Der Schatz im Silbersee]]'' inszenieren. Die [[Constantin-Film]], die die Edgar-Wallace- und Karl-May-Serie in Auftrag gab, bestand bei letzterer aber auf ihrem Vertragsregisseur [[Harald Reinl]]. Vohrer erhielt aber 1964 die Gelegenheit, mit dem Film ''[[Unter Geiern (Film)|Unter Geiern]]'' einen Film der Western-Serie zu verfilmen. Der vergleichsweise actionbetonte Film entwickelte sich zum größten Auslandserfolg unter allen Karl-May-Verfilmungen. Der zweite May-Film Vohrers, ''[[Old Surehand 1. Teil]]'' (1965), wurde nicht fortgesetzt. Der an den inzwischen erfolgreicheren [[Italowestern]] orientierte ''[[Winnetou und sein Freund Old Firehand]]'' (1966) war schließlich der letzte Karl-May-Film der Rialto.
Auch bei Wendlandts [[Karl-May-Filme|Karl-May-Filmreihe]] sollte Vohrer federführender Regisseur werden und 1962 ''[[Der Schatz im Silbersee (Film)|Der Schatz im Silbersee]]'' inszenieren. Die [[Constantin-Film]], die die Edgar-Wallace- und Karl-May-Serie in Auftrag gab, bestand bei letzterer aber auf ihrem Vertragsregisseur [[Harald Reinl]]. Vohrer erhielt aber 1964 die Gelegenheit, mit dem Film ''[[Unter Geiern (Film)|Unter Geiern]]'' einen Film der Western-Serie zu verfilmen. Der vergleichsweise actionbetonte Film entwickelte sich zum größten Auslandserfolg unter allen Karl-May-Verfilmungen. Der zweite May-Film Vohrers, ''[[Old Surehand 1. Teil]]'' (1965), wurde nicht fortgesetzt. Der an den inzwischen erfolgreicheren [[Italowestern]] orientierte ''[[Winnetou und sein Freund Old Firehand]]'' (1966) war schließlich der letzte Karl-May-Film der Rialto.


Bis Ende 1968 hatte Vohrer insgesamt 19 Filme für die Rialto gedreht, zwischenzeitlich jedoch auch für andere Produktionsfirmen gearbeitet. So entstand 1963 der Krimi ''[[Ein Alibi zerbricht]]'' als Produktion der [[Sascha-Filmindustrie]] in [[Wien]]. Die Gesellschaftskomödie ''[[Lange Beine – lange Finger]]'' entstand 1966 mit hohem Aufwand bei Artur Brauners [[CCC-Film]].
Bis Ende 1968 hatte Vohrer insgesamt 19 Filme für die Rialto gedreht, zwischenzeitlich jedoch auch für andere Produktionsfirmen gearbeitet. So entstand 1963 der Krimi ''[[Ein Alibi zerbricht]]'' als Produktion der [[Sascha-Filmindustrie]] in [[Wien]]. Die Gesellschaftskomödie ''[[Lange Beine – lange Finger]]'' entstand 1966 mit hohem Aufwand bei Artur Brauners [[CCC-Film]].
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=== Wechsel zu Roxy-Film ===
=== Wechsel zu Roxy-Film ===
Als das Niveau der Edgar-Wallace-Produktionen Ende der 60er Jahre deutlich sank und der Publikumserfolg nachließ, wechselte Vohrer zur Münchener [[Roxy-Film]] unter [[Luggi Waldleitner]]. Dort entstanden zunächst die Krimis ''[[Sieben Tage Frist]]'' und ''[[Perrak]]'' sowie die Sexkomödien ''[[Herzblatt oder Wie sag ich’s meiner Tochter?]]'' und ''[[Das gelbe Haus am Pinnasberg]]''.
Als das Niveau der Edgar-Wallace-Produktionen Ende der 60er Jahre und auch der Publikumserfolg nachließ, wechselte Vohrer zur Münchener [[Roxy-Film]] unter [[Luggi Waldleitner]]. Dort entstanden zunächst die Krimis ''[[Sieben Tage Frist]]'' und ''[[Perrak]]'' sowie die Sexkomödien ''[[Herzblatt oder Wie sag ich’s meiner Tochter?]]'' und ''[[Das gelbe Haus am Pinnasberg]]''.


Ab 1971 konnte Vohrer mit sechs Verfilmungen von Romanen [[Johannes Mario Simmel]]s an den Erfolg früherer Jahre anknüpfen. Nebenbei entstanden die [[Alexander Sergejewitsch Puschkin|Puschkin]]-Verfilmung ''[[Und der Regen verwischt jede Spur]]'' sowie die [[Erich Kästner]]-Adaption ''[[Drei Männer im Schnee (1974)|Drei Männer im Schnee]]''.
Ab 1971 konnte Vohrer mit sechs Verfilmungen von Romanen [[Johannes Mario Simmel]]s an den Erfolg früherer Jahre anknüpfen. Nebenbei entstanden die [[Alexander Sergejewitsch Puschkin|Puschkin]]-Verfilmung ''[[Und der Regen verwischt jede Spur]]'' sowie die [[Erich Kästner|Erich-Kästner]]-Adaption ''[[Drei Männer im Schnee (1974)|Drei Männer im Schnee]]''.


Auch die [[Heinz Günther Konsalik|Konsalik]]-Verfilmung ''[[Wer stirbt schon gerne unter Palmen]]'' für die TV-13-Produktion sowie die zwei [[Ludwig Ganghofer|Ganghofer]]-Adaptionen ''[[Der Edelweißkönig (1975)|Der Edelweißkönig]]'' und ''[[Das Schweigen im Walde (1976)|Das Schweigen im Walde]]'' für die CTV-72-Produktion fanden hohen Publikumszulauf, wurden jedoch von der Filmkritik [[verriss]]en.<ref>vgl. zum Beispiel [[Adolf Heinzlmeier]] und [[Berndt Schulz]] in ''Lexikon „Filme im Fernsehen“'' (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 181 und 732</ref> Sein Film ''[[Jeder stirbt für sich allein (1976)|Jeder stirbt für sich allein]]'' fand hingegen höhere Beachtung bei der Kritik. Das Publikumsinteresse am Kino war ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre aber dennoch deutlich gesunken, sodass Vohrer ab 1976 ausschließlich für das Fernsehen arbeitete.
Auch die [[Heinz Günther Konsalik|Konsalik]]-Verfilmung ''[[Wer stirbt schon gerne unter Palmen]]'' für die TV-13-Produktion sowie die zwei [[Ludwig Ganghofer|Ganghofer]]-Adaptionen ''[[Der Edelweißkönig (1975)|Der Edelweißkönig]]'' und ''[[Das Schweigen im Walde (1976)|Das Schweigen im Walde]]'' für die CTV-72-Produktion fanden hohen Publikumszulauf, wurden von der Filmkritik jedoch [[verriss]]en.<ref>vgl. zum Beispiel [[Adolf Heinzlmeier]] und [[Berndt Schulz]] in ''Lexikon „Filme im Fernsehen“'' (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 181 und 732</ref> Sein Film ''[[Jeder stirbt für sich allein (1976)|Jeder stirbt für sich allein]]'' fand hingegen bei Kritikern Anerkennung. Das Publikumsinteresse am Kino war ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre aber deutlich gesunken, sodass Vohrer ab 1976 ausschließlich für das Fernsehen arbeitete.


=== Fernsehen ===
=== Fernsehen ===
Alfred Vohrer arbeitete seit 1975 für die Serie ''[[Derrick]]''. Ab 1977 drehte er außerdem für die Serie ''[[Der Alte]]'', für die er auch viermal als Autor verantwortlich zeichnete. Er zählte zu den meistbeschäftigten Regisseuren der beiden Serien.
Alfred Vohrer arbeitete ab 1975 für die Serie ''[[Derrick]]''. Ab 1977 drehte er außerdem für die Serie ''[[Der Alte]]'', für die er auch viermal als Autor verantwortlich zeichnete. Er zählte zu den meistbeschäftigten Regisseuren der beiden Serien.
[[Datei:Vohrer Alfred.jpg|mini|Grabstätte von Alfred Vohrer]]

In den 1980er Jahren kamen noch zahlreiche Episodenfilme verschiedener Genres dazu. ''[[Weißblaue Geschichten]]'' mit [[Gustl Bayrhammer]], ''[[Hessische Geschichten]]'' mit [[Günter Strack]] und ''[[Krumme Touren]]'' mit [[Manfred Krug]] hatten hohe Einschaltquoten, sodass das [[ZDF]] nicht an Vohrer vorbeikam, als es die Prestigeserien ''[[Das Traumschiff]]'' und ''[[Die Schwarzwaldklinik]]'' produzierte. Darüber hinaus drehte er weitere Folgen von ''Derrick''.
In den 1980er Jahren kamen noch zahlreiche Episodenfilme verschiedener Genres dazu. ''[[Weißblaue Geschichten]]'' mit [[Gustl Bayrhammer]], ''[[Hessische Geschichten]]'' mit [[Günter Strack]] und ''Krumme Touren'' mit [[Manfred Krug]] hatten hohe Einschaltquoten, sodass das [[ZDF]] nicht an Vohrer vorbeikam, als es die Prestige-Serien ''[[Das Traumschiff]]'' und ''[[Die Schwarzwaldklinik]]'' produzierte. Darüber hinaus drehte er weitere Folgen von ''Derrick''.


=== Tod ===
=== Tod ===
Alfred Vohrer, der seit Mitte der 1950er Jahre mit seinem Lebensgefährten Herbert in Berlin-Dahlem lebte, verstarb am 3. Februar 1986 in München. Sein Leichnam wurde von einem Regieassistenten entdeckt, der Vohrer in seinem Hotel aufsuchen wollte, da dieser nicht pünktlich zu den Dreharbeiten einer neuen Folge von ''[[Der Alte]]'' erschienen war. Seine letzte Ruhe fand er auf dem [[Waldfriedhof Dahlem]] in Berlin, im Feld 008-170.
Alfred Vohrer, der seit Mitte der 1950er Jahre mit seinem Lebensgefährten Herbert in Berlin-Dahlem lebte, starb am 3. Februar 1986 im Alter von 71 Jahren in München. Sein Leichnam wurde von einem Regieassistenten entdeckt, der Vohrer im Hotel aufsuchen wollte, da er zu den Dreharbeiten einer neuen Folge von ''[[Der Alte]]'' nicht erschienen war. Seine letzte Ruhe fand er auf dem [[Waldfriedhof Dahlem]] in Berlin, im Feld 008-170.


== Filmografie ==
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* 1944: [[Träumerei (Film)|Träumerei]] (Regie: Harald Braun)
* 1944: [[Träumerei (Film)|Träumerei]] (Regie: Harald Braun)
* 1945: Der stumme Gast (Regie: Harald Braun)
* 1945: Der stumme Gast (Regie: Harald Braun)
* 1945: [[Der Puppenspieler (unvollendet)|Der Puppenspieler]] (Regie: Alfred Braun; unvollendet)
* 1945: [[Der Puppenspieler (unvollendeter Film)|Der Puppenspieler]] (Regie: Alfred Braun; unvollendet)


=== Dialogregie (Auswahl) ===
=== Dialogregie (Auswahl) ===
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=== Regie ===
=== Regie ===
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* 1958: [[Schmutziger Engel]]
* 1958: [[Schmutziger Engel (1958)|Schmutziger Engel]]
* 1958: [[Meine 99 Bräute]]
* 1958: [[Meine 99 Bräute]]
* 1959: [[Verbrechen nach Schulschluß (1959)|Verbrechen nach Schulschluß]]
* 1959: [[Verbrechen nach Schulschluß (1959)|Verbrechen nach Schulschluß]]
* 1960: [[Mit 17 weint man nicht]]
* 1960: [[Mit 17 weint man nicht]]
* 1960: [[Bis dass das Geld Euch scheidet …]]
* 1960: [[Bis dass das Geld Euch scheidet …]]
* 1961: [[Die toten Augen von London]]
* 1961: [[Die toten Augen von London (Film)|Die toten Augen von London]]
* 1961: [[Unser Haus in Kamerun]]
* 1961: [[Unser Haus in Kamerun]]
* 1962: [[Die Tür mit den sieben Schlössern]]
* 1962: [[Die Tür mit den sieben Schlössern (Film)|Die Tür mit den sieben Schlössern]]
* 1962: [[Das Gasthaus an der Themse]]
* 1962: [[Das Gasthaus an der Themse (Film)|Das Gasthaus an der Themse]]
* 1963: [[Der Zinker (1963)|Der Zinker]]
* 1963: [[Der Zinker (1963)|Der Zinker]]
* 1963: [[Das indische Tuch]]
* 1963: [[Das indische Tuch (Film)|Das indische Tuch]]
* 1963: [[Ein Alibi zerbricht]]
* 1963: [[Ein Alibi zerbricht]]
* 1964: [[Wartezimmer zum Jenseits]]
* 1964: [[Wartezimmer zum Jenseits]]
* 1964: [[Der Hexer (1964)|Der Hexer]]
* 1964: [[Der Hexer (1964)|Der Hexer]]
* 1964: [[Unter Geiern (Film)|Unter Geiern]]
* 1964: [[Unter Geiern (Film)|Unter Geiern]]
* 1965: [[Neues vom Hexer]]
* 1965: [[Neues vom Hexer (Film)|Neues vom Hexer]]
* 1965: [[Old Surehand 1. Teil]]
* 1965: [[Old Surehand 1. Teil]]
* 1966: [[Lange Beine – lange Finger]]
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* 1967: [[Der Mönch mit der Peitsche]]
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* 1968: [[Der Hund von Blackwood Castle]]
* 1968: [[Der Hund von Blackwood Castle]]
* 1968: [[Im Banne des Unheimlichen]]
* 1968: [[Im Banne des Unheimlichen (Film)|Im Banne des Unheimlichen]]
* 1968: [[Der Gorilla von Soho]]
* 1968: [[Der Gorilla von Soho]]
* 1969: [[Der Mann mit dem Glasauge]]
* 1969: [[Der Mann mit dem Glasauge]]
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* 1983: Rendezvous der Damen (TV-Episodenfilm)
* 1983: Rendezvous der Damen (TV-Episodenfilm)
* 1983: Derrick: Geheimnisse einer Nacht (TV-Film)
* 1983: Derrick: Geheimnisse einer Nacht (TV-Film)
* 1983: [[Das Traumschiff]]: 7. Marokko (TV-Film)
* 1983: [[Das Traumschiff: Marrakesch]] (TV-Film)
* 1983: Das Traumschiff: 8. Kenia (TV-Film)
* 1983: [[Das Traumschiff: Kenia (Nov 1983)|Das Traumschiff: Kenia]] (TV-Film)
* 1983: Das Traumschiff: 9. Puerto Rico (TV-Film)
* 1983: [[Das Traumschiff: Karibik]] (TV-Film)
* 1983: Das Traumschiff: 10. Kenia (TV-Film)
* 1983: [[Das Traumschiff: Kenia (Dez 1983)]] (TV-Film)
* 1983: Das Traumschiff: 11. Amazonas (TV-Film)
* 1983: [[Das Traumschiff: Amazonas]] (TV-Film)
* 1984: Das Traumschiff: 12. Brasilien (TV-Film)
* 1984: [[Das Traumschiff: Rio]] (TV-Film)
* 1984: [[Weißblaue Geschichten]]: Der Kurpfuscher / Der Seemann / Der Kraftprotz (TV-Episodenfilm)
* 1984: [[Weißblaue Geschichten]]: Der Kurpfuscher / Der Seemann / Der Kraftprotz (TV-Episodenfilm)
* 1984: Weißblaue Geschichten: Der Schlaumeier / Der Tandler / Das Gspusi (TV-Episodenfilm)
* 1984: Weißblaue Geschichten: Der Schlaumeier / Der Tandler / Das Gspusi (TV-Episodenfilm)
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* 1947: [[Fred Wiesen]]: ''Die Geheimen'' (SDR)
* 1947: [[Fred Wiesen]]: ''Die Geheimen'' (SDR)
* 1948: [[Leonhard Frank]]: ''So kann's nicht weitergehen!'' (SDR)
* 1948: [[Leonhard Frank]]: ''So kann's nicht weitergehen!'' (SDR)

== Literatur ==
* Rüdiger Koschnitzki: ''Alfred Vohrer – Regisseur.'' In: ''[[CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film]]'', Lieferung 9, 1987.
* [[Kay Weniger]]: ''[[Das große Personenlexikon des Films]]. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts.'' Band 8: ''T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski.'' Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.&nbsp;202 f.


== Weblinks ==
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<references />
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Aktuelle Version vom 28. April 2024, 21:34 Uhr

Regisseur Alfred Vohrer (2 v. r.) mit Joachim Fuchsberger (links), Horst Tappert (2. v. l.), Hilde Brand und Konrad Georg (rechts); 1969

Alfred Adolf Vohrer (* 29. Dezember 1914 in Stuttgart; † 3. Februar 1986 in München) war ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Vohrer besuchte in seiner Geburtsstadt die Realschule und nahm anschließend Schauspiel- und Gesangsunterricht. In den 1930er Jahren wurde er Mitglied des Württembergischen Staatstheaters in Stuttgart. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Vohrer eingezogen und verlor 1941 in Russland seinen rechten Arm. Anschließend betätigte er sich als Volontär bei der Ufa, wo er bis Kriegsende als Regieassistent für Harald Braun und Alfred Braun arbeitete.

In den ersten Nachkriegsjahren war die deutsche Filmindustrie sehr geschwächt, sodass Vohrer zunächst beim Rundfunk arbeitete. 1946 bis 1948 war er Oberspielleiter bei Radio Stuttgart, bis er 1949 wieder zur Filmarbeit zurückkehrte, wenn auch fast unbemerkt und ohne Wissen des Publikums. Er wurde Synchronregisseur bei der Münchener Motion Picture Export Association und trat später mit Josef Wolf als Teilhaber in die Synchronfirma Ultra-Film GmbH ein. In den folgenden Jahren war Vohrer für die Synchronisation von nahezu 1000 Filmen verantwortlich, darunter zahlreiche Klassiker wie Die Faust im Nacken (On The Waterfront, USA 1954) oder Die Brücke am Kwai (The Bridge on the River Kwai, GB/USA 1957).

1956 plante die Ultra-Film ein erstes eigenes Filmprojekt, Zum Leben verdammt, dessen Drehbuch von Vohrer stammte. Das Vorhaben wurde allerdings verworfen.

1958 produzierte dieselbe Filmgesellschaft im Zuge der erfolgreichen Halbstarken- und Jugendproblemfilme den Film Schmutziger Engel, mit dem Vohrer sein Regiedebüt vorlegte. Weitere drei Filme dieses Genres folgten, wobei Vohrer insbesondere mit Verbrechen nach Schulschluß überzeugen konnte.

Der Problemfilm Bis dass das Geld Euch scheidet … (1960) war eher durchschnittlich, brachte Vohrer aber erstmals mit dem Berliner Produzenten Artur Brauner zusammen.

Regisseur bei Rialto Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Vohrers endgültigen Durchbruch war ein ehemaliger Produktionsleiter Brauners verantwortlich, der mittlerweile zum Produktionschef der deutschen Rialto Film aufgestiegen war: Horst Wendlandt. Dieser engagierte Vohrer für den Edgar-Wallace-Film Die toten Augen von London (1961), der sich zum bis dahin größten Erfolg der bereits etablierten Serie entwickelte. Für den ersten Farbfilm der Rialto, Unser Haus in Kamerun, wurde ebenfalls Vohrer als Regisseur gewählt.

1962 drehte er zwei weitere Edgar-Wallace-Filme, insgesamt wurden es 14, darunter Das Gasthaus an der Themse (1962), Der Zinker (1963), Der Hexer (1964), Neues vom Hexer (1965) und Die blaue Hand (1967). Vohrer avancierte zum meistbeschäftigten Regisseur bei Wallace und Rialto.

Auch bei Wendlandts Karl-May-Filmreihe sollte Vohrer federführender Regisseur werden und 1962 Der Schatz im Silbersee inszenieren. Die Constantin-Film, die die Edgar-Wallace- und Karl-May-Serie in Auftrag gab, bestand bei letzterer aber auf ihrem Vertragsregisseur Harald Reinl. Vohrer erhielt aber 1964 die Gelegenheit, mit dem Film Unter Geiern einen Film der Western-Serie zu verfilmen. Der vergleichsweise actionbetonte Film entwickelte sich zum größten Auslandserfolg unter allen Karl-May-Verfilmungen. Der zweite May-Film Vohrers, Old Surehand 1. Teil (1965), wurde nicht fortgesetzt. Der an den inzwischen erfolgreicheren Italowestern orientierte Winnetou und sein Freund Old Firehand (1966) war schließlich der letzte Karl-May-Film der Rialto.

Bis Ende 1968 hatte Vohrer insgesamt 19 Filme für die Rialto gedreht, zwischenzeitlich jedoch auch für andere Produktionsfirmen gearbeitet. So entstand 1963 der Krimi Ein Alibi zerbricht als Produktion der Sascha-Filmindustrie in Wien. Die Gesellschaftskomödie Lange Beine – lange Finger entstand 1966 mit hohem Aufwand bei Artur Brauners CCC-Film.

Vohrer 1965: „Ob ein Film erfolgreich ist oder nicht, entscheidet sich für meine Begriffe an der Kinokasse – egal ob er künstlerisch wertvoll ist oder ob er künstlerisch nicht wertvoll ist.“

Wechsel zu Roxy-Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als das Niveau der Edgar-Wallace-Produktionen Ende der 60er Jahre und auch der Publikumserfolg nachließ, wechselte Vohrer zur Münchener Roxy-Film unter Luggi Waldleitner. Dort entstanden zunächst die Krimis Sieben Tage Frist und Perrak sowie die Sexkomödien Herzblatt oder Wie sag ich’s meiner Tochter? und Das gelbe Haus am Pinnasberg.

Ab 1971 konnte Vohrer mit sechs Verfilmungen von Romanen Johannes Mario Simmels an den Erfolg früherer Jahre anknüpfen. Nebenbei entstanden die Puschkin-Verfilmung Und der Regen verwischt jede Spur sowie die Erich-Kästner-Adaption Drei Männer im Schnee.

Auch die Konsalik-Verfilmung Wer stirbt schon gerne unter Palmen für die TV-13-Produktion sowie die zwei Ganghofer-Adaptionen Der Edelweißkönig und Das Schweigen im Walde für die CTV-72-Produktion fanden hohen Publikumszulauf, wurden von der Filmkritik jedoch verrissen.[1] Sein Film Jeder stirbt für sich allein fand hingegen bei Kritikern Anerkennung. Das Publikumsinteresse am Kino war ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre aber deutlich gesunken, sodass Vohrer ab 1976 ausschließlich für das Fernsehen arbeitete.

Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Vohrer arbeitete ab 1975 für die Serie Derrick. Ab 1977 drehte er außerdem für die Serie Der Alte, für die er auch viermal als Autor verantwortlich zeichnete. Er zählte zu den meistbeschäftigten Regisseuren der beiden Serien.

Grabstätte von Alfred Vohrer

In den 1980er Jahren kamen noch zahlreiche Episodenfilme verschiedener Genres dazu. Weißblaue Geschichten mit Gustl Bayrhammer, Hessische Geschichten mit Günter Strack und Krumme Touren mit Manfred Krug hatten hohe Einschaltquoten, sodass das ZDF nicht an Vohrer vorbeikam, als es die Prestige-Serien Das Traumschiff und Die Schwarzwaldklinik produzierte. Darüber hinaus drehte er weitere Folgen von Derrick.

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Vohrer, der seit Mitte der 1950er Jahre mit seinem Lebensgefährten Herbert in Berlin-Dahlem lebte, starb am 3. Februar 1986 im Alter von 71 Jahren in München. Sein Leichnam wurde von einem Regieassistenten entdeckt, der Vohrer im Hotel aufsuchen wollte, da er zu den Dreharbeiten einer neuen Folge von Der Alte nicht erschienen war. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin, im Feld 008-170.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regieassistenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1942: Zwischen Himmel und Erde (Regie: Harald Braun)
  • 1942: Hab mich lieb! (Regie: Harald Braun)
  • 1944: Augen der Liebe (Zwischen Nacht und Morgen) (Regie: Alfred Braun; UA: 1951)
  • 1944: Nora (Regie: Harald Braun)
  • 1944: Träumerei (Regie: Harald Braun)
  • 1945: Der stumme Gast (Regie: Harald Braun)
  • 1945: Der Puppenspieler (Regie: Alfred Braun; unvollendet)

Dialogregie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(sortiert nach Erstaufführung in Deutschland)

Regie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. zum Beispiel Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 181 und 732