„Cauchy-Kriterium“ – Versionsunterschied

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Eine Folge <math>(a_n)_{n\in\mathbb{N}} = a_1, a_2, \ldots</math> [[Reelle Zahl|reeller]] oder [[Komplexe Zahl|komplexer]] Zahlen konvergiert genau dann gegen einen [[Grenzwert (Folge)|Grenzwert]] in den reellen bzw. komplexen Zahlen, wenn sie die folgende Eigenschaft hat: Zu jedem <math>\varepsilon > 0</math> gibt es einen Index <math>N</math> gibt, sodass der [[Abstand]] zweier beliebiger Folgenglieder ab diesem Index kleiner als <math>\varepsilon</math> ist.
Eine Folge <math>(a_n)_{n\in\mathbb{N}} = a_1, a_2, \ldots</math> [[Reelle Zahl|reeller]] oder [[Komplexe Zahl|komplexer]] Zahlen konvergiert genau dann gegen einen [[Grenzwert (Folge)|Grenzwert]] in den reellen bzw. komplexen Zahlen, wenn sie die folgende Eigenschaft hat: Zu jedem <math>\varepsilon > 0</math> gibt es einen Index <math>N</math> gibt, sodass der [[Abstand]] zweier beliebiger Folgenglieder ab diesem Index kleiner als <math>\varepsilon</math> ist.


Diese Eigenschaft wird in der Literatur auch als ''Cauchy-Bedingung'' bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=[[Konrad Königsberger]] |Titel=Analysis 1 |Auflage=6. |Verlag=Springer |Ort=Berlin / Heidelberg/ New York |Datum=2004 |ISBN=978-3-540-40371-5 |Seiten=97}}</ref> Formal liest sich als
Diese Eigenschaft wird in der Literatur auch als ''Cauchy-Bedingung'' bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=Konrad Königsberger |Titel=Analysis 1 |Auflage=6. |Verlag=Springer |Ort=Berlin / Heidelberg/ New York |Datum=2004 |ISBN=978-3-540-40371-5 |Seiten=97}}</ref> Formal liest sich als
: <math>\forall \varepsilon>0 \quad \exists N\in\mathbb{N} \quad \forall m,n \ge N \colon \quad \left|a_m-a_n \right|<\varepsilon </math>.
: <math>\forall \varepsilon>0 \quad \exists N\in\mathbb{N} \quad \forall m,n \ge N \colon \quad \left|a_m-a_n \right|<\varepsilon </math>.
Eine Folge, welche die Cauchy-Bedingung erfüllt, ist eine [[Cauchy-Folge]]. Das Kriterium lässt sich somit prägnant wie folgt fomulieren:
Eine Folge, welche die Cauchy-Bedingung erfüllt, ist eine [[Cauchy-Folge]]. Das Kriterium lässt sich somit prägnant wie folgt fomulieren:

Version vom 13. Mai 2024, 15:23 Uhr

Eine Folge konvergiert, wenn der Abstand der Folgenglieder im Verlauf der Folge beliebig klein wird.
Wenn der Abstand der Folgenglieder im Verlauf der Folge nicht beliebig klein wird, dann divergiert die Folge.

Das (Bolzano-)Cauchy-Kriterium (auch: Konvergenzprinzip, [allgemeines] Kriterium von Bolzano-Cauchy oder Konvergenzkriterium von Bolzano-Cauchy) ist ein mathematisches Konvergenzkriterium für Folgen und Reihen und von fundamentaler Bedeutung für die Analysis. Mit ihm kann auch ohne Kenntnis des Grenzwerts entschieden werden, ob eine Folge oder Reihe reeller oder komplexer Zahlen konvergent oder divergent ist. Allgemeiner kann das Cauchy-Kriterium auch auf Folgen von Elementen eines vollständigen metrischen Raums oder auf Reihen von Vektoren eines Banachraums angewandt werden. Es ist nach dem französischen Mathematiker Augustin Louis Cauchy benannt, der dieses Konvergenzkriterium 1821 in seinem Lehrbuch Cours d’Analyse veröffentlichte.[1]

Cauchy-Kriterium für Folgen

Kriterium

Eine Folge reeller oder komplexer Zahlen konvergiert genau dann gegen einen Grenzwert in den reellen bzw. komplexen Zahlen, wenn sie die folgende Eigenschaft hat: Zu jedem gibt es einen Index gibt, sodass der Abstand zweier beliebiger Folgenglieder ab diesem Index kleiner als ist.

Diese Eigenschaft wird in der Literatur auch als Cauchy-Bedingung bezeichnet.[2] Formal liest sich als

.

Eine Folge, welche die Cauchy-Bedingung erfüllt, ist eine Cauchy-Folge. Das Kriterium lässt sich somit prägnant wie folgt fomulieren:

Eine Folge reeller oder komplexer Zahlen konvergiert genau dann, wenn sie eine Cauchy-Folge ist.[A 1]

Beispiel

Die Folge reeller Zahlen sei rekursiv durch

gegeben, wobei ist. Um die Konvergenz dieser Folge mit dem Cauchy-Kriterium zu zeigen, berechnet man zunächst

,

wobei die letzte Abschätzung aus der Dreiecksungleichung

folgt, da die einzelnen Folgenglieder durch beschränkt sind. Wendet man die Ungleichung -mal an, erhält man mit

.

Allgemein gilt nun für

und durch wiederholte Anwendung der Dreiecksungleichung sowie der geometrischen Summenformel

für alle . Damit ist die Folge eine Cauchy-Folge und somit konvergent.

Beweis

Der Beweis des Cauchy-Kriteriums kann mit dem Satz von Bolzano-Weierstraß als Axiom für die Vollständigkeit der reellen oder komplexen Zahlen erfolgen. Ist eine Cauchy-Folge, dann kann man zu einen Index finden, sodass

für alle ist. Also ist die Cauchy-Folge durch

beschränkt. Der Satz von Bolzano-Weierstraß besagt nun, dass die Folge einen Häufungspunkt besitzt. Bezeichnet eine Teilfolge, die gegen konvergiert, ergibt sich mit

,

dass der Grenzwert der gesamten Folge sein muss.

Bemerkungen

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Cauchy-Kriterium und der Vollständigkeit der reellen und komplexen Zahlen. Ein metrischer Raum ist per Definition vollständig, wenn jede Cauchy-Folge von Elementen des Raums konvergiert. Demzufolge besagt der „Dann-Teil“ des Cauchy-Kriteriums, dass die reellen bzw. komplexen Zahlen vollständig sind. Das Cauchy-Kriterium eignet sich somit als Vollständigkeitsaxiom.[A 2][3]

Das Beispiel (Harmonische Reihe) zeigt, dass es im Cauchy-Kriterium wirklich auf den Abstand zweier beliebiger Folgenglieder ab dem Index ankommt und nicht nur auf den Abstand aufeinanderfolgender Folgenglieder.[A 3]

Verallgemeinerung

Allgemeiner kann das Cauchy-Kriterium auch zur Untersuchung der Konvergenz von Folgen von Elementen eines vollständigen metrischen Raums verwendet werden. Eine Folge von Elementen konvergiert genau dann gegen einen Grenzwert in der Menge , wenn

gilt, wenn sie also eine Cauchy-Folge bezüglich der Metrik ist. In einem nicht vollständigen metrischen Raum bildet die Cauchy-Bedingung nur eine notwendige Bedingung für die Konvergenz einer Folge, das heißt: ist eine gegebene Folge keine Cauchy-Folge, so divergiert sie.

Cauchy-Kriterium für Reihen

Kriterium

Eine Reihe

mit reellen oder komplexen Summanden konvergiert genau dann gegen einen Grenzwert in den reellen bzw. komplexen Zahlen, wenn

gilt.

Beispiele

Die Reihe konvergiert, da

,

wenn gewählt wird, was aufgrund des archimedischen Axioms immer möglich ist.

Hingegen divergiert die harmonische Reihe , denn wählt man , beliebig, und , dann gilt immer

.

Beweis

Es ist nachzuweisen, dass die Folge der Partialsummen

konvergiert. Nach dem Cauchy-Kriterium für Folgen muss also für jedes ein Index so existieren, dass für Indizes die Ungleichung gilt. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann man hierbei annehmen. Nach Voraussetzung gilt dann

und somit konvergiert die Partialsummenfolge gegen einen Grenzwert und damit die gesamte Reihe.

Verallgemeinerung

Allgemeiner lässt sich das Cauchy-Kriterium auch für Reihen von Vektoren aus einem vollständigen normierten Raum fassen. Eine Reihe von Vektoren

konvergiert genau dann gegen einen Grenzwert in dem Vektorraum , wenn

gilt, wobei die Norm des Banachraums ist.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Manchmal wird auch nur die Teilaussage „Eine Folge reeller oder komplexer Zahlen konvergiert, wenn sie eine Cauchy-Folge ist.“ als Cauchy-Kriterium bezeichnet (siehe Courant, S. 35).
  2. In diesem Artikel wird der Satz von Bolzano-Weierstraß als Vollständigkeitsaxiom betrachtet und das Cauchy-Kriterium aus diesem gefolgert.
  3. Obwohl die Abstände aufeinanderfolgender Glieder wegen beliebig klein werden, divergiert die harmonische Reihe.

Einzelnachweise

  1. Siehe die Antwort auf die Frage „Origin of Cauchy convergence test“ der Q&A Website „History of Science and Mathematics“
  2. Konrad Königsberger: Analysis 1. 6. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg/ New York 2004, ISBN 978-3-540-40371-5, S. 97.
  3. Tilo Arens, Frank Hettlich, Christian Karpfinger, Ulrich Kockelkorn, Klaus Lichtenegger, Hellmuth Stachel: Mathematik. 5. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2023, ISBN 978-3-662-64388-4, S. 190.