„Archivolte“ – Versionsunterschied

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Als '''Archivolte''' (italienisch, von {{laS|''Arcus volutus''}} = „gewölbter Bogen“) wird in der [[Architektur]] die Stirnseite eines [[Bogen (Architektur)|Bogens]] bezeichnet. Unterschieden werden die [[Faszie (Architektur)|Faszie]]<nowiki/>nbögen antiken Ursprungs und die [[Gewände]] romanischer und gotischer Portale.<ref>[[Hans Koepf]], [[Günther Binding]]: ''Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar'' (= ''Kröners Taschenausgabe.'' Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X ([https://moodle.unifr.ch/pluginfile.php/975203/mod_resource/content/0/KOEPF%2C%20BINDING%2C%202005%2C%20Bildwoerterbuch%20der%20Architektur.pdf Digitalisat auf moodle.unifr.ch], abgerufen am 29. April 2024), S. 11 (''Archivolte'').</ref>
Als '''Archivolte''' (italienisch, von {{laS|''Arcus volutus''}}: gewölbter Bogen) wird in der [[Architektur]] die Stirnseite eines [[Bogen (Architektur)|Bogens]] bezeichnet. Unterschieden werden die [[Faszie (Architektur)|Faszie]]<nowiki/>nbögen antiken Ursprungs und die [[Gewände]] romanischer und gotischer Portale.<ref>[[Hans Koepf]], [[Günther Binding]]: ''Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar'' (''Kröners Taschenausgabe.'' Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X ([https://moodle.unifr.ch/pluginfile.php/975203/mod_resource/content/0/KOEPF%2C%20BINDING%2C%202005%2C%20Bildwoerterbuch%20der%20Architektur.pdf Digitalisat auf moodle.unifr.ch], abgerufen am 29. April 2024), S. 11 (''Archivolte'').</ref>


== Archivolten antiken Ursprungs ==
== Archivolten antiken Ursprungs ==
Ihren Ursprung haben Archivolten in antiken Bögen oder Arkaden, deren Bogenstirnseiten durch [[Faszie (Architektur)|Faszien]] in der Art eines [[Architrav]]s profiliert sind. Dieses klassische Gestaltungsmotiv ist von der [[Renaissance]] wiederaufgegriffen worden und war dann bis in den [[Historismus]] gebräuchlich.
Ihren Ursprung haben Archivolten in antiken Bögen oder Arkaden, deren Bogenstirnseiten durch [[Faszie (Architektur)|Faszien]] in der Art eines [[Architrav]]s profiliert sind. Dieses klassische Gestaltungsmotiv wurde von der [[Renaissance]] wieder aufgegriffen und war dann bis in den [[Historismus]] gebräuchlich.


Barocke [[Architekturtheorie|Architekturtheoretiker]] nannten die Archivolte ''Modeno''.<ref>[[Johann Friedrich Penther]]: ''Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst''. Augspurg 1744, S. 107: ''Modeno''. ([https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/penther1744/0121/image,info,thumbs Digitalisat])</ref><gallery class="center">
Barocke [[Architekturtheorie|Architekturtheoretiker]] nannten die Archivolte ''Modeno''.<ref>[[Johann Friedrich Penther]]: ''Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst''. Augspurg 1744, S. 107: ''Modeno''. ([https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/penther1744/0121/image,info,thumbs Digitalisat])</ref><gallery class="center">
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== Archivolten in Portalen ==
== Archivolten in Portalen ==
Die zweite Wortbedeutung von ''Archivolte'' betrifft in der [[Mittelalter|mittelalterlichen]] Baukunst die tiefengestaffelten Bögen eines [[Stufenportal]]s.
Die zweite Wortbedeutung von Archivolte sind in der [[Mittelalter|mittelalterlichen]] Baukunst die tiefengestaffelten Bögen eines [[Stufenportal]]s.


In der [[Karolingische Architektur|karolingischen]] und [[Vorromanik#Ottonische Architektur|ottonischen]] Architektur bleiben Bögen in der Regel ungegliedert. In der [[Frühromanik]] finden sich die ersten Tiefenstaffelungen des Portalgewändes, doch hier wie auch bei ländlichen Kirchen blieben die Stirnseiten der Archivolten meist unbearbeitet. In der [[Hochromanik|Hoch]]- und [[Spätromanik]] wurden sie oft mit [[Wulst (Architektur)|Wulst]]- und [[Stab (Ornamentik)|Stabformen]] profiliert. In seltenen Fällen erhielt auch die Unterseite eines oder mehrerer Bögen eine dekorative Bearbeitung.
In der [[Karolingische Architektur|karolingischen]] und [[Vorromanik#Ottonische Architektur|ottonischen]] Architektur blieben Bögen in der Regel ungegliedert. In der [[Frühromanik]] gab es die ersten Tiefenstaffelungen des Portalgewändes, doch dort wie auch bei ländlichen Kirchen blieben die Stirnseiten der Archivolten meist unbearbeitet. In der [[Hochromanik|Hoch]]- und [[Spätromanik]] wurden sie oft mit [[Wulst (Architektur)|Wulst]]- und [[Stab (Ornamentik)|Stabformen]] profiliert. In seltenen Fällen erhielt auch die Unterseite eines oder mehrerer Bögen eine dekorative Bearbeitung.


Mit den Skulpturenportalen der Hoch- und Spätromanik kamen dann in einigen Kulturlandschaften figürliche Darstellungen auf. Die [[Gotik]] gestaltete die Archivolten in der Regel figürlich und häufig mit Bezug zum Thema des [[Tympanon (Architektur)|Tympanons]]. Von Frankreich ausgehend, wo die ersten figürlichen Archivolten im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts auftreten, erscheinen sie in Deutschland erstmals um 1235 an der [[Freiberger Dom#Goldene Pforte|Goldenen Pforte]] in Freiberg/Sachsen.
Mit den Skulpturenportalen der Hoch- und Spätromanik kamen dann in einigen Kulturlandschaften figürliche Darstellungen auf. Die [[Gotik]] gestaltete die Archivolten in der Regel figürlich und häufig mit Bezug zum Thema des [[Tympanon (Architektur)|Tympanons]]. Von Frankreich ausgehend, wo die ersten figürlichen Archivolten im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts auftraten, erschienen sie in Deutschland erstmals um 1235 an der [[Freiberger Dom#Goldene Pforte|Goldenen Pforte]] in Freiberg/Sachsen.
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Datei:Eglise St-Laurent du Mont.JPG|Unprofilierte Archivolten an der Kirche [[St-Laurent-du-Mont (Argelès-sur-Mer)|Saint-Laurent-du-Mont]] bei [[Argelès-sur-Mer]]

Aktuelle Version vom 19. Mai 2024, 09:09 Uhr

Als Archivolte (italienisch, von lateinisch Arcus volutus: gewölbter Bogen) wird in der Architektur die Stirnseite eines Bogens bezeichnet. Unterschieden werden die Faszienbögen antiken Ursprungs und die Gewände romanischer und gotischer Portale.[1]

Archivolten antiken Ursprungs

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Ihren Ursprung haben Archivolten in antiken Bögen oder Arkaden, deren Bogenstirnseiten durch Faszien in der Art eines Architravs profiliert sind. Dieses klassische Gestaltungsmotiv wurde von der Renaissance wieder aufgegriffen und war dann bis in den Historismus gebräuchlich.

Barocke Architekturtheoretiker nannten die Archivolte Modeno.[2]

Archivolten in Portalen

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Die zweite Wortbedeutung von Archivolte sind in der mittelalterlichen Baukunst die tiefengestaffelten Bögen eines Stufenportals.

In der karolingischen und ottonischen Architektur blieben Bögen in der Regel ungegliedert. In der Frühromanik gab es die ersten Tiefenstaffelungen des Portalgewändes, doch dort wie auch bei ländlichen Kirchen blieben die Stirnseiten der Archivolten meist unbearbeitet. In der Hoch- und Spätromanik wurden sie oft mit Wulst- und Stabformen profiliert. In seltenen Fällen erhielt auch die Unterseite eines oder mehrerer Bögen eine dekorative Bearbeitung.

Mit den Skulpturenportalen der Hoch- und Spätromanik kamen dann in einigen Kulturlandschaften figürliche Darstellungen auf. Die Gotik gestaltete die Archivolten in der Regel figürlich und häufig mit Bezug zum Thema des Tympanons. Von Frankreich ausgehend, wo die ersten figürlichen Archivolten im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts auftraten, erschienen sie in Deutschland erstmals um 1235 an der Goldenen Pforte in Freiberg/Sachsen.

Commons: Archivolte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 29. April 2024), S. 11 (Archivolte).
  2. Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst. Augspurg 1744, S. 107: Modeno. (Digitalisat)