„Hark Bohm“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K PD-Wartung Alternativname leer, aber Titel nicht im Text (Nr. 267)
K Tippfehler entfernt, ISBN-Format, Kleinkram
Zeile 6: Zeile 6:
1971 gründete Hark Bohm mit anderen Autorenfilmern des [[Neuer Deutscher Film|Neuen Deutschen Films]] den [[Filmverlag der Autoren]]. In den folgenden Jahren war er [[Regisseur]] und [[Autor]] einiger Kurzfilme, bevor er mit ''[[Tschetan, der Indianerjunge]]'' einen preisgekrönten Spielfilm drehte. 1974 entstand seine eigene Produktionsfirma namens Hamburger Kino Kompanie. Sein größter Erfolg wurde ''[[Nordsee ist Mordsee]].'' Es folgten diverse Filme, die vor allem sozialkritisch verstanden werden sollten. Gemeinsam mit dem Verhaltensforscher [[Erik Zimen]] realisierte er 1976 bis 1978 den Dokumentarfilm ''Wölfe''.
1971 gründete Hark Bohm mit anderen Autorenfilmern des [[Neuer Deutscher Film|Neuen Deutschen Films]] den [[Filmverlag der Autoren]]. In den folgenden Jahren war er [[Regisseur]] und [[Autor]] einiger Kurzfilme, bevor er mit ''[[Tschetan, der Indianerjunge]]'' einen preisgekrönten Spielfilm drehte. 1974 entstand seine eigene Produktionsfirma namens Hamburger Kino Kompanie. Sein größter Erfolg wurde ''[[Nordsee ist Mordsee]].'' Es folgten diverse Filme, die vor allem sozialkritisch verstanden werden sollten. Gemeinsam mit dem Verhaltensforscher [[Erik Zimen]] realisierte er 1976 bis 1978 den Dokumentarfilm ''Wölfe''.


1984 erschien mit ''[[Der Fall Bachmeier – Keine Zeit für Tränen]]'' eine Verfilmung des Falles der [[Marianne Bachmeier]], für deren Begnadigung er sich öffentlich eingesetzt hatte. 1986 griff er mit ''Der kleine Staatsanwalt'' erneut auf ein Justizthema zurück und spielte in der Titelrolle einen Staatsanwalt im aussichtslosen Kampf gegen Wirtschaftskriminalität. Mit ''[[Yasemin (Film)|Yasemin]]'' und ''Herzlich willkommen'' entstanden in den folgenden Jahren zwei Filme, die Liebesgeschichten erzählten.
1984 erschien mit ''[[Der Fall Bachmeier – Keine Zeit für Tränen]]'' eine Verfilmung des Falles der [[Marianne Bachmeier]], für deren Begnadigung er sich öffentlich eingesetzt hatte. 1986 griff er mit ''Der kleine Staatsanwalt'' erneut auf ein Justizthema zurück und spielte in der Titelrolle einen Staatsanwalt im aussichtslosen Kampf gegen Wirtschaftskriminalität. Mit ''[[Yasemin (Film)|Yasemin]]'' und ''Herzlich willkommen'' entstanden in den folgenden Jahren zwei Filme, die Liebesgeschichten erzählten.


[[Bernd Eichinger]] engagierte ihn im Jahr 2000 als Drehbuchautor und Regisseur für den TV-Zweiteiler ''[[Vera Brühne (Film)|Vera Brühne]].''
[[Bernd Eichinger]] engagierte ihn im Jahr 2000 als Drehbuchautor und Regisseur für den TV-Zweiteiler ''[[Vera Brühne (Film)|Vera Brühne]].''
Zeile 17: Zeile 17:


== Familie ==
== Familie ==
Bohms Vater, Sohn eines Eisenbahninspektors aus [[Richtenberg]] in [[Vorpommern]], war Rittmeister der [[Baltische Landeswehr|baltischen Landeswehr]] gewesen und hatte nach der Enteignung seines Besitzes in [[Estland]] in Hamburg Jura studiert. 1933 trat er der [[Schutzstaffel|SS]] bei (letzter Rang: [[SS-Obersturmführer]]) und wurde anschließend Hauptlektor der [[Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums]] und Hauptabteilungsleiter im Stabsamt des Reichsbauernführers [[Walther Darré]] im [[Rasse- und Siedlungshauptamt|Rasse- und Siedlungshauptamt der SS]] (RuSHA).<ref>Degeners Wer ist's?, X. Ausgabe (1935), Berlin 1935, S. 158.</ref><ref name=":1">Hans-Christian Harten: Himmlers Lehrer. Die Weltanschauliche Schulung in der SS 1933–1945, Paderborn 2014, S. 53.</ref> Seit 1935 war er zudem als Hochschuldozenten für Agrarrecht und Agrargeschichte in [[Goslar]] tätig.<ref name=":1" /> Nach dem Krieg war er Hamburger Obersenatsrat und [[Richter]] am Hamburgischen Landesverwaltungsgericht.<ref name=":0" /> Bohms Mutter entstammte einer Familie von [[Kaufmann|Kaufleuten]] und [[Segelmacher]]n aus [[Bremerhaven]].<ref name=":0" />
Bohms Vater, Sohn eines Eisenbahninspektors aus [[Richtenberg]] in [[Vorpommern]], war Rittmeister der [[Baltische Landeswehr|baltischen Landeswehr]] gewesen und hatte nach der Enteignung seines Besitzes in [[Estland]] in Hamburg Jura studiert. 1933 trat er der [[Schutzstaffel|SS]] bei (letzter Rang: [[SS-Obersturmführer]]) und wurde anschließend Hauptlektor der [[Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums]] und Hauptabteilungsleiter im Stabsamt des Reichsbauernführers [[Walther Darré]] im [[Rasse- und Siedlungshauptamt|Rasse- und Siedlungshauptamt der SS]] (RuSHA).<ref>Degeners Wer ist’s?, X. Ausgabe (1935), Berlin 1935, S. 158.</ref><ref name=":1">Hans-Christian Harten: Himmlers Lehrer. Die Weltanschauliche Schulung in der SS 1933–1945, Paderborn 2014, S. 53.</ref> Seit 1935 war er zudem als Hochschuldozenten für Agrarrecht und Agrargeschichte in [[Goslar]] tätig.<ref name=":1" /> Nach dem Krieg war er Hamburger Obersenatsrat und [[Richter]] am Hamburgischen Landesverwaltungsgericht.<ref name=":0" /> Bohms Mutter entstammte einer Familie von [[Kaufmann|Kaufleuten]] und [[Segelmacher]]n aus [[Bremerhaven]].<ref name=":0" />


Bohm hat drei in [[Tallinn|Reval]] (heute: Tallinn, Estland) geborene Halbbrüder aus der ersten Ehe seines Vaters mit Emmy von Kirschten, von denen zwei (Rüdiger und Diether) im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] gefallen sind. Sein mittlerer Halbbruder Walther Bohm (1922–1959) diente als Kriegsfreiwilliger im Füsilier-Regiment ''Großdeutschland'' und im [[Volkssturm]]. Er wurde zwei Mal schwer verwundet, schließlich als Kriegsinvalide entlassen und arbeitete zeitweilig als Landwirt. Er starb 37-jährig an den Folgen seiner Kriegsverletzungen.<ref name=":0" />
Bohm hat drei in [[Tallinn|Reval]] (heute: Tallinn, Estland) geborene Halbbrüder aus der ersten Ehe seines Vaters mit Emmy von Kirschten, von denen zwei (Rüdiger und Diether) im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] gefallen sind. Sein mittlerer Halbbruder Walther Bohm (1922–1959) diente als Kriegsfreiwilliger im Füsilier-Regiment ''Großdeutschland'' und im [[Volkssturm]]. Er wurde zwei Mal schwer verwundet, schließlich als Kriegsinvalide entlassen und arbeitete zeitweilig als Landwirt. Er starb 37-jährig an den Folgen seiner Kriegsverletzungen.<ref name=":0" />
Zeile 116: Zeile 116:
== Schriften ==
== Schriften ==


* ''Amrum.'' Roman. Ullstein Verlag, Berlin 2024, ISBN 3550202695.
* ''Amrum.'' Roman. Ullstein Verlag, Berlin 2024, ISBN 3-550-20269-5.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 15. Mai 2024, 19:25 Uhr

Hark Hermann Bohm (* 18. Mai 1939 in Hamburg) ist ein deutscher Schauspieler, Drehbuchautor, Filmregisseur, Produzent und emeritierter Professor für Film am Institut für Theater, Musiktheater und Film der Universität Hamburg.

Leben

Hark Bohm wurde als Sohn des Juristen, Diplomlandwirts und Obersenatsrates Walter Bohm und der Studienrätin Hildegard Emma Bohm, geb. Precht, im Hamburger Stadtteil Othmarschen geboren und wuchs mit drei jüngeren Geschwistern (einem Bruder und zwei Schwestern) in Norddorf auf der Nordseeinsel Amrum auf.[1] Nach dem Abitur am Christianeum in Hamburg 1959 absolvierte Bohm seinen Wehrdienst bei der Bundesmarine und studierte Rechtswissenschaften in Hamburg, Berlin und Lausanne.[2][1] 1966 legte er sein Erstes Juristisches Staatsexamen ab.[3] Durch seinen jüngeren Bruder Marquard Bohm kam er in Kontakt mit der Münchner Filmszene. Sein juristisches Referendariat in München brach Hark Bohm 1969 ab und befasste sich seitdem hauptberuflich in verschiedenen Funktionen mit Film. Er war Darsteller in einigen Fassbinder-Filmen. Dieser setzte ihn vorzugsweise für pedantische und autoritäre Rollen ein.

1971 gründete Hark Bohm mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films den Filmverlag der Autoren. In den folgenden Jahren war er Regisseur und Autor einiger Kurzfilme, bevor er mit Tschetan, der Indianerjunge einen preisgekrönten Spielfilm drehte. 1974 entstand seine eigene Produktionsfirma namens Hamburger Kino Kompanie. Sein größter Erfolg wurde Nordsee ist Mordsee. Es folgten diverse Filme, die vor allem sozialkritisch verstanden werden sollten. Gemeinsam mit dem Verhaltensforscher Erik Zimen realisierte er 1976 bis 1978 den Dokumentarfilm Wölfe.

1984 erschien mit Der Fall Bachmeier – Keine Zeit für Tränen eine Verfilmung des Falles der Marianne Bachmeier, für deren Begnadigung er sich öffentlich eingesetzt hatte. 1986 griff er mit Der kleine Staatsanwalt erneut auf ein Justizthema zurück und spielte in der Titelrolle einen Staatsanwalt im aussichtslosen Kampf gegen Wirtschaftskriminalität. Mit Yasemin und Herzlich willkommen entstanden in den folgenden Jahren zwei Filme, die Liebesgeschichten erzählten.

Bernd Eichinger engagierte ihn im Jahr 2000 als Drehbuchautor und Regisseur für den TV-Zweiteiler Vera Brühne.

2015/16 schrieb Bohm zusammen mit Niki Stein die Drehbücher für die RTL-Fernsehserie Adolf Hitler,[4] basierend auf Thomas Webers Biografie Hitlers erster Krieg.[5]

Zusammen mit Fatih Akin und Lars Hubrich schrieb er das Drehbuch zur Verfilmung des Romans Tschick von Wolfgang Herrndorf.[6] Für das Drehbuch zu Aus dem Nichts (2017) wurden Akin und Bohm 2018 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Bei der Verleihung wurde Bohm auch der Ehrenpreis für „herausragende Verdienste um den deutschen Film“ überreicht.

Hark Bohm ist Mitbegründer des Hamburger Filmbüros (1979). Im selben Jahr initiiert er auch das Filmfest Hamburg zusammen mit Werner Herzog, Volker Schlöndorff und Wim Wenders mit der sogenannten Hamburger Erklärung. 1993 gründete er das Filmstudium Hamburg an der Universität Hamburg – wo er ab 1992 auch eine Professur innehatte –, das 2004 in die Hamburg Media School integriert wurde. Hark Bohm ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg. 2003 war er eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie.

Familie

Bohms Vater, Sohn eines Eisenbahninspektors aus Richtenberg in Vorpommern, war Rittmeister der baltischen Landeswehr gewesen und hatte nach der Enteignung seines Besitzes in Estland in Hamburg Jura studiert. 1933 trat er der SS bei (letzter Rang: SS-Obersturmführer) und wurde anschließend Hauptlektor der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums und Hauptabteilungsleiter im Stabsamt des Reichsbauernführers Walther Darré im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS (RuSHA).[7][8] Seit 1935 war er zudem als Hochschuldozenten für Agrarrecht und Agrargeschichte in Goslar tätig.[8] Nach dem Krieg war er Hamburger Obersenatsrat und Richter am Hamburgischen Landesverwaltungsgericht.[1] Bohms Mutter entstammte einer Familie von Kaufleuten und Segelmachern aus Bremerhaven.[1]

Bohm hat drei in Reval (heute: Tallinn, Estland) geborene Halbbrüder aus der ersten Ehe seines Vaters mit Emmy von Kirschten, von denen zwei (Rüdiger und Diether) im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. Sein mittlerer Halbbruder Walther Bohm (1922–1959) diente als Kriegsfreiwilliger im Füsilier-Regiment Großdeutschland und im Volkssturm. Er wurde zwei Mal schwer verwundet, schließlich als Kriegsinvalide entlassen und arbeitete zeitweilig als Landwirt. Er starb 37-jährig an den Folgen seiner Kriegsverletzungen.[1]

Hark Bohms jüngerer Bruder war der Schauspieler Marquard Bohm (1941–2006). In erster Ehe war er mit Angela Luther verheiratet. Er und seine zweite Ehefrau Natalia adoptierten vier Kinder und betreuten zwei weitere Pflegekinder.[9] Eines seiner Adoptivkinder war der Schauspieler Uwe Bohm (1962–2022), der bereits als Jugendlicher in einigen seiner Filme Hauptrollen spielte, meist noch unter seinem Geburtsnamen Uwe Enkelmann.

Filmografie (Auswahl)

Als Schauspieler

Als Regisseur und Drehbuchautor

Auszeichnungen

  • 1973: Preis der AG der Filmjournalisten (Bester Spielfilm des Jahres) für Tschetan, der Indianerjunge
  • 1988: IFF Chicago: Preis (Bestes Drehbuch) für Yasemin
  • 1989: Filmband in Gold (Regie) für Yasemin
  • 2018: Zwei Deutsche Filmpreise (Ehrenpreis sowie Drehbuchpreis für Aus dem Nichts)

Schriften

Literatur

Interviews

Einzelnachweise

  1. a b c d e Pommersches Geschlechterbuch, Neunter Band (1977), S. 215–217.
  2. Hark Bohm - Munzinger Biographie. Abgerufen am 29. April 2024.
  3. Hark Bohm im Munzinger-Archiv, abgerufen am 8. März 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  4. Jörg Thomann: Serie über Hitler: „Warum eigentlich nicht?“ In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. Februar 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 5. Juni 2016]).
  5. Hitler (AT). In: www.ufa-fiction.de. Abgerufen am 5. Juni 2016.
  6. Fatih Akin: Tschick. 1. Januar 2000, abgerufen am 5. Juni 2016.
  7. Degeners Wer ist’s?, X. Ausgabe (1935), Berlin 1935, S. 158.
  8. a b Hans-Christian Harten: Himmlers Lehrer. Die Weltanschauliche Schulung in der SS 1933–1945, Paderborn 2014, S. 53.
  9. Regisseur Hark Bohm über die „natürliche Gier, Adoptivvater zu sein“, Interview mit Till Stoldt in Die Welt, Online-Fassung vom 22. August 2004