„Iglu“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Igloos.jpg|mini|Wintersiedlung der Inuit nahe der [[Frobisher-Bucht]] auf der [[Baffininsel]], Buchillustration etwa 1865]]
[[Datei:Igloos.jpg|mini|Wintersiedlung der Inuit nahe der [[Frobisher-Bucht]] auf der [[Baffininsel]], Buchillustration etwa 1865]]
Unter '''Iglu''' versteht man üblicherweise ein kuppelförmiges Schneehaus.
Unter einem '''Iglu''' versteht man im Allgemeinen ein kuppelförmiges Schneehaus.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das [[Inuktitut|Inuktitut-Wort]] „{{lang|iu|ᐃᒡᓗ}}“, Aussprache: {{IPA|/iɣˈlu/}}, bedeutete ursprünglich „[[Wohnung]]“ oder „[[Haus]]“<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.arte.tv/de/videos/101377-000-A/groenland-das-letzte-iglu/ |titel=Grönland - Das letzte Iglu - Die ganze Doku |seiten= |sprache=de |abruf=2024-01-16}}</ref> und umfasst somit alle Behausungen der [[Eskimo]], die früher auch häufig in [[Torf]]-, [[Stein]]-, Erd- oder Holzhäusern und im Sommer in Zelten lebten ([[Qarmaq]]). Iglu, maskulin oder Neutrum (der/das), ist ein [[Lehnwort]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Iglu |titel=Duden {{!}} Iglu {{!}} Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft |sprache=de |abruf=2024-02-12}}</ref>
Das [[Inuktitut|Inuktitut-Wort]] „{{lang|iu|ᐃᒡᓗ}}“, Aussprache: {{IPA|/iɣˈlu/}}, bedeutet ursprünglich „[[Wohnung]]“ oder „[[Haus]]“<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.arte.tv/de/videos/101377-000-A/groenland-das-letzte-iglu/ |titel=Grönland - Das letzte Iglu - Die ganze Doku |seiten= |sprache=de |abruf=2024-01-16}}</ref> und umfasst damit alle Behausungen der [[Eskimo|Eskimos]], die früher häufig auch in [[Torf]]-, [[Stein]]-, Erd- oder Holzhäusern und im Sommer in Zelten ([[Qarmaq]]) lebten. Iglu, Maskulinum oder Neutrum (der/das), ist ein [[Lehnwort]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Iglu |titel=Duden {{!}} Iglu {{!}} Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft |sprache=de |abruf=2024-02-12}}</ref>


Das Iglu als Haus aus Schnee war oft eine einfache und schnell errichtete Unterkunft, welche auch über längere Zeiträume als Wohnung genutzt wurde. Wintersiedlungen von Iglus gab es in der Zentralarktis. Diese im Durchmesser bis zu sieben Meter großen Iglus waren dann über Monate bewohnt. Meist wurden Iglus aber als schnell gebaute Unterkünfte bei Jagdausflügen oder Wanderungen errichtet.<ref name=":0" /> Zwei geübte Personen benötigen unter den richtigen Bedingungen dafür lediglich eine Stunde Bauzeit (<ref name=":0" />Siehe Minute 31:08)<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Nina Probst |url=https://www.globetrotter.de/magazin/das-haus-im-schnee-iglobauen/ |titel=Das Haus im Schnee – Iglubauen |werk=Outdoor Blog für Beratung, Know How & Inspiration |datum=2019-11-27 |sprache=de-DE |abruf=2024-01-16}}</ref>.
Das Iglu als Schneehaus war oft eine einfache, schnell errichtete Behausung, die auch über längere Zeiträume als Wohnung diente. Wintersiedlungen aus Iglus gab es in der Zentralarktis. Diese Iglus mit einem Durchmesser von bis zu sieben Metern wurden monatelang bewohnt. Meist wurden Iglus jedoch als schnell errichtete Unterkünfte bei Jagdausflügen oder Wanderungen errichtet.<ref name=":0" /> Zwei geübte Personen benötigen unter den richtigen Bedingungen nur eine Stunde Bauzeit (<ref name=":0" />siehe Minute 31:08)<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Nina Probst |url=https://www.globetrotter.de/magazin/das-haus-im-schnee-iglobauen/ |titel=Das Haus im Schnee – Iglubauen |werk=Outdoor Blog für Beratung, Know How & Inspiration |datum=2019-11-27 |sprache=de-DE |abruf=2024-01-16}}</ref>.


Bis auf wenige Ausnahmen haben alle traditionellen Häuser der Eskimo seit den 1950er Jahren als Wohnungen ausgedient. Die meisten leben heute in Siedlungshäusern und bei winterlichen Aufenthalten auf dem Land in Holzhütten.
Bis auf wenige Ausnahmen haben die traditionellen Häuser der Eskimos seit den 1950er Jahren als Wohnhäuser ausgedient. Die meisten leben heute in Siedlungshäusern und im Winter auf dem Land in Holzhütten.


Allerdings nutzen die Eskimo das Iglu bis heute als Schutzhütte, etwa wenn sie bei der Jagd von Wetterumstürzen überrascht werden (<ref name=":0" />Siehe Minute 26:32). Dieser in der [[Arktis]] nach wie vor wichtige Zweck ist auch der Grund dafür, dass das Bauen eines Iglus teils auch in der Schule unterrichtet wird. In manchen Siedlungen, z. B. [[Pond Inlet]], wird das Übernachten im Iglu heute auch als Touristenattraktion angeboten.
Das Iglu nutzen die Eskimos jedoch auch heute noch als Unterschlupf, wenn sie zum Beispiel bei der Jagd von einem Unwetter überrascht werden (<ref name=":0" />siehe Minute 26:32). Diese nach wie vor wichtige Funktino in der [[Arktis]] ist auch der Grund dafür, dass der Bau eines Iglus teilweise in der Schule gelehrt wird. In einigen Siedlungen, z.B. [[Pond Inlet]], wird die Übernachtung im Iglu heute auch als Touristenattraktion angeboten.
[[Datei:Igloo inner.jpg|mini|Das Innere eines Iglus]]
[[Datei:Igloo inner.jpg|mini|Das Innere eines Iglus]]


== Die Verhältnisse der Wärme im Innenraum ==
== Die thermischen Verhältnisse im Innenraum ==
[[Datei:Igloo-diagram.jpg|mini|Schlafebene und tiefer gelegener Eingang]]
[[Datei:Igloo-diagram.jpg|mini|Schlafebene und tiefer gelegener Eingang]]
Der Schnee gefriert auf den Blöcken und bildet eine sehr dichte Schicht, wodurch ein Iglu wasser- und windfest wird (<ref name=":0" />Siehe Minute 41:38).
Der Schnee gefriert auf den Blöcken und bildet eine sehr dichte Schicht, die den Iglu wasser- und winddicht macht (<ref name=":0" />siehe Minute 41:38).


Zur weiteren Abdichtung wird der Schnee teilweise im Inneren des Iglus erwärmt, damit er in die unterstopften Rillen fließen und dort wieder gefrieren kann (<ref name=":0" />Siehe Minute 47:07).
Zur weiteren Abdichtung wird der Schnee im Inneren des Iglus teilweise erwärmt, so dass er in die unterstopften Rillen fließt und dort wieder gefriert (<ref name=":0" />siehe Minute 47:07).


Im Inneren herrschen angenehmere Wärmeverhältnisse. Da der [[Schnee]] zu einem großen Teil aus Luft besteht, welche nicht zirkulieren kann, wirkt dieser nämlich als gute [[Wärmedämmung]]<ref name=":1" /><ref>{{Internetquelle |autor=Bayerischer Rundfunk |url=https://www.br.de/kinder/schauen/chex-die-checker-web-show/checker-tobi-iglu-106.html |titel=Checker Tobi: Der Iglu-Check |datum=2023-01-17 |sprache=de |abruf=2024-01-16}}</ref>.
Im Inneren herrschen angenehmere Temperaturverhältnisse. Da der [[Schnee]] zu einem großen Teil aus Luft besteht, die nicht zirkulieren kann, wirkt er wie eine gute [[Wärmedämmung]]<ref name=":1" /><ref>{{Internetquelle |autor=Bayerischer Rundfunk |url=https://www.br.de/kinder/schauen/chex-die-checker-web-show/checker-tobi-iglu-106.html |titel=Checker Tobi: Der Iglu-Check |datum=2023-01-17 |sprache=de |abruf=2024-01-16}}</ref>.


Als normal gelten Temperaturen um den [[Gefrierpunkt]]; auf dem höher als den Eingangsbereich gelegten Schlafplatz werden aufgrund der nach oben steigenden Warmluft sogar Plusgrade erreicht.
Temperaturen um den [[Gefrierpunkt]] gelten als normal, auf dem höher als der Eingangsbereich gelegenen Schlafplatz werden durch die aufsteigende Warmluft sogar Plusgrade erreicht.


Im Vergleich zur Außentemperatur kann eine Differenz von bis zu 50 Grad Celsius bestehen. Bei einer Außentemperatur von −46 °C sind −6 °C auf Bodenhöhe (Schlafsockel) und sogar +4 °C auf Schulterhöhe möglich. Wärmequellen wie der menschliche [[Grundumsatz|Körper]] und früher das [[Qulliq]] (eine flache, steinerne Öllampenschale), heute etwa ein [[Benzinkocher]], lassen die Innentemperatur auf bis zu +5 °C steigen.
Der Unterschied zur Außentemperatur kann bis zu 50 Grad Celsius betragen. Bei einer Außentemperatur von −46 °C sind in Bodenhöhe (Schlafsockel) −6 °C und in Schulterhöhe sogar +4 °C möglich. Wärmequellen wie der menschliche [[Grundumsatz|Körper]] und früher das [[Qulliq]] (eine flache, steinerne Öllampenschale), heute z.B. ein [[Benzinkocher]], lassen die Innentemperatur auf bis zu +5 °C ansteigen.


Noch höhere Temperaturen würden zum Schmelzen des Schnees und zum Durchnässen des Innenraumes führen.
Noch höhere Temperaturen würden den Schnee schmelzen und den Innenraum durchnässen lassen.


Wenn das Iglu als Schlafraum dienen soll, muss die Liegefläche höher sein als die Oberkante des Eingangs, damit die warme Luft nicht entweichen kann. Dies kann erreicht werden, indem neben der Liegefläche oder zwischen zwei Liegeflächen ein Fußgraben ausgehoben wird und sich die Liegefläche dadurch etwa 70 cm über dem Boden befindet – oder indem der Eingang tiefer gelegt wird und von außen gesehen schräg nach innen-oben führt ([[Kältefalle]]). Damit die Liegefläche nicht durch die Körperwärme schmilzt, ist eine Isolationsschicht zwischen Schnee und [[Schlafsack]] erforderlich.
Soll das Iglu als Schlafraum dienen, muss die Liegefläche höher liegen als die Oberkante des Eingangs, damit die warme Luft nicht entweichen kann. Dies kann erreicht werden, indem neben der Liegefläche oder zwischen zwei Liegeflächen ein Graben ausgehoben wird, so dass die Liegefläche ca. 70 cm über dem Boden liegt, oder indem der Eingang tiefer gelegt wird und von außen gesehen schräg nach innen-oben führt ([[Kältefalle]]). Damit die Liegefläche durch die Körperwärme nicht schmilzt, ist eine Isolationsschicht zwischen Schnee und [[Schlafsack]] notwendig.


== Ort und Materialien für ein Iglu ==
== Standort und Material für ein Iglu ==
[[Datei:Iglu building 1 1998-03-30.jpg|mini|Iglubau mit Schneemesser in [[Kinngait]] (an der Südwestküste der Baffininsel)]]
[[Datei:Iglu building 1 1998-03-30.jpg|mini|Iglubau mit Schneemesser in [[Kinngait]] (an der Südwestküste der Baffininsel)]]
[[Datei:Iglu building 2 1998-03-30.jpg|mini|Demonstration eines Iglubaus vor Schülern in [[Kinngait]] (an der Südwestküste der Baffininsel)]]
[[Datei:Iglu building 2 1998-03-30.jpg|mini|Demonstration eines Iglubaus vor Schülern in [[Kinngait]] (an der Südwestküste der Baffininsel)]]
Vor dem Bau eines Iglus ist die Geländebeurteilung für den späteren Erfolg oder Misserfolg entscheidend.
Vor dem Bau eines Iglus ist die Beurteilung des Geländes entscheidend für den späteren Erfolg oder Misserfolg.


Ein Iglu sollte nicht in einer Mulde (= Kältesee), sondern an einem leicht geneigten Hang errichtet werden. Ausreichend Schnee hangaufwärts des geplanten Iglus erleichtert nämlich den Antransport der Schneeblöcke aus dem „Steinbruch“.
Ein Iglu sollte nicht in einer Mulde (= Kältesee), sondern an einem leicht geneigten Hang gebaut werden. Denn genügend Schnee oberhalb des geplanten Iglus erleichtert den Transport der Schneeblöcke aus dem „Steinbruch“. Die Hangneigung erleichtert auch das Anlegen der Eingangsoberkante unterhalb der Liegefläche (Kälteabfluss).
Die Hangneigung erleichtert zudem die Anlage der Eingangsoberkante unterhalb der Liegefläche (Kälteabfluss).


Für den Bau eines Iglus benötigt man besonders festen Schnee. Der beste Schnee zum Bauen ist der durch starken Wind verhärtete, den die Inuit „Pugaq“ nennen (<ref name=":0" />Siehe Minute 28:01).
Für den Iglubau wird besonders fester Schnee benötigt. Der beste Bauschnee ist durch starken Wind verhärteter Schnee, den die Inuit „Pugaq“ nennen (<ref name=":0" />siehe Minute 28:01).


Durch den [[Klimawandel]] verändert sich der Schnee fortlaufend, in der Arktis doppelt so schnell wie in anderen Gebieten der Erde, was in erster Linie den Bau eines Iglus erschwert und auf weite Sicht die Heimat der Inuit-Kultur zerstört.<ref name=":0" />
Durch den [[Klimawandel]] verändert sich der Schnee ständig, in der Arktis doppelt so schnell wie in anderen Regionen der Erde, was zunächst den Bau eines Iglus erschwert und langfristig die Heimat der Inuit-Kultur zerstört.<ref name=":0" />


== Die verschiedenen Bauweisen ==
== Die verschiedenen Bautechniken ==
Je nach Witterungsbedingungen, akuten Bedürfnissen oder auch lokalen Gewohnheiten kommen unterschiedliche Techniken für den Bau eines Iglus zur Anwendung:
Je nach Witterungsbedingungen, akuten Bedürfnissen oder auch lokalen Gewohnheiten werden verschiedene Techniken für den Bau eines Iglus angewandt:


=== Massivbauweise ===
=== Massivbauweise ===
Für ein stabiles Iglu werden Schneeblöcke benötigt, die mit einem Schneemesser oder einer [[Schneesäge]] in unmittelbarer Nähe des geplanten Bauplatzes aus der Schneedecke ausgeschnitten werden. Nach dem Schneiden des Schnees müssen die Teile etwa 40 cm hoch, 60 cm breit, 50 cm tief (Gewicht etwa 40 kg) und zusätzlich abgeschrägt sein, damit die Ringe der Schneeblöcke nach oben immer enger werden und eine [[Gewölbe|Kuppel]] bilden. Hierfür ist nur eine ganz bestimmte Schneeart geeignet, weshalb derartige Iglus nicht jederzeit errichtet werden können. Die Blöcke werden nacheinander in einer sich verjüngenden Spirale aufgestapelt und mit dem Schneemesser passend zugeschnitten. Der Durchmesser wird so stetig verringert, bis die Kuppel geschlossen ist. Zum Schluss werden ein oder zwei Fenster aus blanken Eisplatten (z. B. Eisstücke aus einem nahen See) eingesetzt, um das Innere etwas zu erhellen. Nach Fertigstellung wird der Eingangsbereich als Wind- und Kältefang gegraben und mit Schneeblöcken überwölbt.
Für einen stabilen Iglubau werden Schneeblöcke benötigt, die mit einem Schneemesser oder einer [[Schneesäge]] in unmittelbarer Nähe des geplanten Bauplatzes aus der Schneedecke geschnitten werden. Nach dem Schneiden müssen die Schneeblöcke ca. 40 cm hoch, 60 cm breit und 50 cm tief sein (Gewicht ca. 40 kg) und zusätzlich abgeschrägt werden, damit die Ringe der Schneeblöcke nach oben immer enger werden und eine [[Gewölbe|Kuppel]] bilden. Nur eine ganz bestimmte Schneeart ist dafür geeignet, weshalb solche Iglus nicht jederzeit gebaut werden können. Die Schneeblöcke werden nacheinander in einer sich verjüngenden Spirale aufgeschichtet und mit dem Schneemesser passend zugeschnitten. So wird der Durchmesser immer kleiner, bis die Kuppel geschlossen ist. Zuletzt werden ein oder zwei Fenster aus blanken Eisplatten (z.B. Eisstücke aus einem nahe gelegenen See) eingesetzt, um den Innenraum etwas zu erhellen. Nach Fertigstellung wird der Eingangsbereich zum Schutz vor Wind und Kälte ausgehoben und mit Schneeblöcken abgedeckt.


=== Spiralbauweise ===
=== Spiralbauweise ===
[[Datei:Igloo spirale.svg|mini|links]]
[[Datei:Igloo spirale.svg|mini|links]]
Die Spiralbauweise wird angewendet, wenn ohne viel Aufwand rasch ein Schutzbau errichtet werden soll. Im Gegensatz zur Massivbauweise muss dann eine Schneemauerdicke von ca. 20 cm ausreichen, wozu Schneeziegel in einer aufsteigenden Spirale aneinander gelehnt werden. Wichtig ist dabei, dass die beiden unteren Ecken auf der darunterliegenden Reihe sowie die obere Ecke am vorherigen Schneeziegel gut aufliegen. Für eine gute Stabilität sollen die Blöcke zu einer Kugelform geschichtet sein. Dazu ist es erforderlich, die Kanten beim Einpassen mit dem Schneemesser passend abzuschrägen und mit einer Schnur regelmäßig den inneren Radius des Iglus zu prüfen. Als Abschluss wird ein Ziegel über das Loch gelegt und durch Zuschneiden eingepasst. Die Blöcke sind etwa 60 cm breit und 25 cm tief (Gewicht etwa 15 bis 20 kg). Bei größeren Iglus werden zwei Spiralen an gegenüberliegenden Punkten begonnen, dann kann doppelt so schnell gearbeitet werden.
Die Spiralbauweise wird eingesetzt, wenn schnell und ohne grossen Aufwand ein Schutzbau errichtet werden soll. Im Gegensatz zur Massivbauweise muss dabei eine Schneemauerdicke von ca. 20 cm ausreichen, wobei die Schneeziegel in einer aufsteigenden Spirale aneinander gelehnt werden. Wichtig ist dabei, dass die beiden unteren Ecken auf der darunter liegenden Reihe und die obere Ecke auf dem vorhergehenden Schneeziegel gut aufliegen. Für eine gute Stabilität sollten die Blöcke kugelförmig geschichtet werden. Dazu ist es notwendig, die Kanten mit dem Schneemesser entsprechend abzuschrägen und den Innenradius des Iglus regelmässig mit einer Schnur zu kontrollieren. Zum Schluss wird ein Ziegel über das Loch gelegt und zurechtgeschnitten. Die Blöcke sind ca. 60 cm breit und 25 cm tief (Gewicht ca. 15 bis 20 kg). Bei größeren Iglus werden zwei Spiralen an gegenüberliegenden Punkten begonnen, dann kann doppelt so schnell gearbeitet werden.


=== Blöcke schneiden ===
=== Blöcke schneiden ===
Der ideale „Steinbruch“ liegt nahe am Bauplatz, da bereits für ein kleines Iglu mit zwei Metern Durchmesser etwa 50&nbsp;Blöcke benötigt werden. Das Schnee-Material ist dann gut, wenn der Schnee so fest ist, dass ein 60 cm großer waagrecht gehaltener Block nicht bricht. Um solche Schichten zu finden, muss meist erst der darüber liegende lockere Schnee weggeschaufelt werden. Günstig ist auch eine leichte Hanglage, weil dann die mit der [[Schneesäge]] ausgesägten Blöcke mit dem letzten unteren Schnitt leichter abgetrennt werden können. Das Blatt der Schneesäge muss mindestens so lang sein wie die mittlere Kantenlänge des Blocks (ca. 40 bis 50 cm).
Der ideale „Steinbruch“ befindet sich in der Nähe der Baustelle, denn schon für ein kleines Iglu mit zwei Metern Durchmesser werden etwa 50 Blöcke benötigt. Gutes Schneematerial liegt vor, wenn der Schnee so fest ist, dass ein waagerecht gehaltener Block von 60 cm nicht bricht. Um solche Schichten zu finden, muss meist zuerst der darüber liegende lockere Schnee weggeschaufelt werden. Günstig ist auch eine leichte Hanglage, da sich dann die mit der [[Schneesäge]] geschnittenen Blöcke mit dem letzten unteren Schnitt leichter abtrennen lassen. Das Schneesägeblatt muss mindestens so lang sein wie die mittlere Kantenlänge des Blockes (ca. 40 bis 50 cm).


=== Schneehaufen-Iglu ===
=== Schneehaufen-Iglu ===
Zuerst wird ein Schneehaufen aufgeschichtet und besonders am äußeren Rand verdichtet. Dann wird ein Eingang gegraben und der Haufen von innen ausgehöhlt. Von außen rundherum etwa 50 cm eingesteckte Stöcke helfen, die erforderliche Dicke nicht zu unterschreiten. Diese Bauweise ist bei Kindern sehr beliebt.
Zuerst wird ein Schneehaufen aufgeschichtet und besonders am äußeren Rand verdichtet. Dann wird ein Eingang gegraben und der Haufen von innen ausgehöhlt. Stöcke, die von außen ca. 50 cm um den Haufen gesteckt werden, helfen dabei, die erforderliche Dicke nicht zu unterschreiten. Diese Bauweise ist bei Kindern sehr beliebt.


Große Iglus mit Durchmessern von drei bis fünf Metern, wie sie beispielsweise für touristische Iglu-Dörfer errichtet werden, werden aus mit Pistenfahrzeugen zusammengeschobenen oder durch Schneefräsen aufgehäuften Schneehaufen gebaut. Der Hohlraum wird durch einen aufgeblasenen großen Luftballon geschaffen, um den der Schneehaufen errichtet und verdichtet wird. Der Luftballon wird anschließend wieder entfernt und der Innenraum ausgebaut.
Große Iglus mit Durchmessern von drei bis fünf Metern, wie sie zum Beispiel für touristische Iglu-Dörfer gebaut werden, entstehen aus Schneehaufen, die von Pistenfahrzeugen zusammengeschoben oder von Schneefräsen aufgehäuft werden. Der Hohlraum entsteht durch einen aufgeblasenen großen Luftballon, um den herum der Schneehaufen aufgebaut und verdichtet wird. Anschliessend wird der Ballon entfernt und der Hohlraum abgetragen.


=== Schalungsiglu ===
=== Schalungsiglu ===
Diese Art von Iglu wurde 1987 von [[Heeresbergführer]] Herman Glatz, damals Zugführer eines [[Hochgebirgsjägerzug]]es in Mittenwald und gelernter Zimmerer, als ''Schalungsiglu'' entwickelt und wird seitdem von den [[Gebirgsjägertruppe (Bundeswehr)|deutschen Gebirgsjägern]] als Unterkunft beim [[Biwak]] im schneebedeckten Gelände benutzt. Die Gruppe schichtet zuerst von allen Seiten einen Hügel auf. Auf diesem Hügel stehen mehrere Personen auf Skiern und verdichten den Schneehaufen. Anschließend werden zwei Löcher etwas über hüfthoch gegraben, sowie ein Verbindungstunnel, der später als Eingang dient. In eines der beiden Löcher stellen sich anschließend meist drei bis fünf Personen mit einer wasserdichten Plane, die sie über ihrem Kopf halten und mit dem Gesäß an die Innenwand des Loches drücken. Nun wird von den Seiten weiter Schnee auf das Iglu und über die Plane angehäuft und wiederum verdichtet, bis die Schneedecke sich selbst hält. Daraufhin wird die Plane entfernt, und die Personen im Inneren des Iglus kriechen durch den Tunnel nach draußen. Das Iglu wird jetzt von innen ausgeschält. Die Wände erreichen bei dieser Bauart eine Stärke von 0,8&nbsp;m bis zu 1,50&nbsp;m. Das [[Quinzhee]] wird ähnlich gebaut.
Dieser Iglu-Typ wurde 1987 von [[Heeresbergführer]] Herman Glatz, damals Zugführer eines [[Hochgebirgsjägerzug]]es in Mittenwald und gelernter Zimmermann, als ''Schalungsiglu'' entwickelt und wird seitdem von den [[Gebirgsjägertruppe (Bundeswehr)|deutschen Gebirgsjägern]] als Unterkunft beim [[Biwak|Biwakieren]] in schneebedecktem Gelände verwendet. Zuerst schichtet die Gruppe von allen Seiten einen Hügel auf. Auf diesem Hügel stehen mehrere Personen auf Skiern und verdichten den Schneehaufen. Dann werden zwei hüfthohe Löcher gegraben und ein Verbindungstunnel, der später als Eingang dient. In eines der beiden Löcher stellen sich dann meist drei bis fünf Personen mit einer wasserdichten Plane, die sie über den Kopf halten und mit dem Gesäß an die Innenwand des Loches drücken. Nun wird von den Seiten her weiter Schnee auf das Iglu und über die Plane geschüttet und wieder verdichtet, bis sich die Schneedecke selbst hält. Dann wird die Plane entfernt und die Personen im Iglu kriechen durch den Tunnel nach draußen. Das Iglu wird nun von innen abgetragen. Die Wände sind bei dieser Bauweise 0,8 m bis 1,50 m dick. Der [[Quinzhee]] wird ähnlich gebaut.


=== Innenausbau ===
=== Innenausbau ===
Wichtig ist, dass die Innenflächen keine tropfenden Kanten aufweisen, damit gelegentlich auftretendes Schmelzwasser nicht von der Decke tropft, sondern den Wänden entlang nach unten rinnt. Deshalb werden die Innenwände sauber geglättet und dabei durch Druck weiter verdichtet.
Wichtig ist, dass die Innenflächen keine Tropfkanten aufweisen, damit gelegentlich auftretendes Schmelzwasser nicht von der Decke tropft, sondern an den Wänden nach unten abläuft. Deshalb werden die Innenwände sauber geglättet und durch Druck weiter verdichtet.


Nischen, Podeste, Skulpturen etc. verzieren in großen Iglus den Innenraum. In Iglu-Dörfern werden mehrere Iglus durch Gänge miteinander verbunden und dienen als Schlaf-, Aufenthalts- und Essräume.
Nischen, Podeste, Skulpturen etc. schmücken den Innenraum grosser Iglus. In Iglu-Dörfern sind mehrere Iglus durch Gänge miteinander verbunden und dienen als Schlaf-, Aufenthalts- und Essräume.


=== Größtes Schneeiglu der Welt ===
=== Größtes Schneeiglu der Welt ===
Das weltweit größte Schneeiglu entstand im Winter 2016 in Zermatt (Schweiz) als Teil des Iglu-Dorfes Zermatt. In rund 2000 Stunden baute ein 14-köpfiges Team auf dem [[Gornergrat]] an der Station Rotenboden oberhalb von Zermatt mit 1400 Schneeblöcken das Iglu und sicherte sich damit am 20. Januar 2016 den Eintrag ins [[Guinness-Buch der Rekorde]]. Das Iglu, das zum 20-jährigen Bestehen der Iglu-Dörfer in der Schweiz gebaut wurde, hatte einen Durchmesser von 12,9 Metern und eine Innenhöhe von 9,92 Metern. In der Anlage gab es neben Schlaf-Iglus auch eine Bar, ein Restaurant und einen Wellnessbereich.<ref>[http://www.nzz.ch/panorama/alltagsgeschichten/das-groesste-iglu-steht-unter-dem-gornergrat-1.18687151 Das Größte Schneeiglu der Welt.] nzz.ch.</ref><ref>[http://www.guinnessworldrecords.de/news/2016/2/rekord-im-schnee-das-grosste-iglu-der-welt ''Rekord im Schnee: Das größte Iglu der Welt.''] guinnessworldrecords.de.</ref>
Das größte Schneeiglu der Welt entstand im Winter 2016 in Zermatt (Schweiz) als Teil des Iglu-Dorfes Zermatt. In rund 2000 Arbeitsstunden baute ein 14-köpfiges Team das Iglu auf dem [[Gornergrat]] bei der Station Rotenboden oberhalb von Zermatt aus 1400 Schneeblöcken und sicherte sich damit am 20. Januar 2016 einen Eintrag ins [[Guinness-Buch der Rekorde]]. Das Iglu, das anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Iglu-Dörfer in der Schweiz gebaut wurde, hatte einen Durchmesser von 12,9 Metern und eine Innenhöhe von 9,92 Metern. Neben Schlafiglus gab es eine Bar, ein Restaurant und einen Wellnessbereich.<ref>[http://www.nzz.ch/panorama/alltagsgeschichten/das-groesste-iglu-steht-unter-dem-gornergrat-1.18687151 Das Größte Schneeiglu der Welt.] nzz.ch.</ref><ref>[http://www.guinnessworldrecords.de/news/2016/2/rekord-im-schnee-das-grosste-iglu-der-welt ''Rekord im Schnee: Das größte Iglu der Welt.''] guinnessworldrecords.de.</ref>


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Version vom 14. Mai 2024, 22:20 Uhr

Großes Iglu (Kinngait an der Südküste der Baffininsel)
Wintersiedlung der Inuit nahe der Frobisher-Bucht auf der Baffininsel, Buchillustration etwa 1865

Unter einem Iglu versteht man im Allgemeinen ein kuppelförmiges Schneehaus.

Geschichte

Das Inuktitut-Wortᐃᒡᓗ“, Aussprache: /iɣˈlu/, bedeutet ursprünglich „Wohnung“ oder „Haus[1] und umfasst damit alle Behausungen der Eskimos, die früher häufig auch in Torf-, Stein-, Erd- oder Holzhäusern und im Sommer in Zelten (Qarmaq) lebten. Iglu, Maskulinum oder Neutrum (der/das), ist ein Lehnwort.[2]

Das Iglu als Schneehaus war oft eine einfache, schnell errichtete Behausung, die auch über längere Zeiträume als Wohnung diente. Wintersiedlungen aus Iglus gab es in der Zentralarktis. Diese Iglus mit einem Durchmesser von bis zu sieben Metern wurden monatelang bewohnt. Meist wurden Iglus jedoch als schnell errichtete Unterkünfte bei Jagdausflügen oder Wanderungen errichtet.[1] Zwei geübte Personen benötigen unter den richtigen Bedingungen nur eine Stunde Bauzeit ([1]siehe Minute 31:08)[3].

Bis auf wenige Ausnahmen haben die traditionellen Häuser der Eskimos seit den 1950er Jahren als Wohnhäuser ausgedient. Die meisten leben heute in Siedlungshäusern und im Winter auf dem Land in Holzhütten.

Das Iglu nutzen die Eskimos jedoch auch heute noch als Unterschlupf, wenn sie zum Beispiel bei der Jagd von einem Unwetter überrascht werden ([1]siehe Minute 26:32). Diese nach wie vor wichtige Funktino in der Arktis ist auch der Grund dafür, dass der Bau eines Iglus teilweise in der Schule gelehrt wird. In einigen Siedlungen, z.B. Pond Inlet, wird die Übernachtung im Iglu heute auch als Touristenattraktion angeboten.

Das Innere eines Iglus

Die thermischen Verhältnisse im Innenraum

Schlafebene und tiefer gelegener Eingang

Der Schnee gefriert auf den Blöcken und bildet eine sehr dichte Schicht, die den Iglu wasser- und winddicht macht ([1]siehe Minute 41:38).

Zur weiteren Abdichtung wird der Schnee im Inneren des Iglus teilweise erwärmt, so dass er in die unterstopften Rillen fließt und dort wieder gefriert ([1]siehe Minute 47:07).

Im Inneren herrschen angenehmere Temperaturverhältnisse. Da der Schnee zu einem großen Teil aus Luft besteht, die nicht zirkulieren kann, wirkt er wie eine gute Wärmedämmung[3][4].

Temperaturen um den Gefrierpunkt gelten als normal, auf dem höher als der Eingangsbereich gelegenen Schlafplatz werden durch die aufsteigende Warmluft sogar Plusgrade erreicht.

Der Unterschied zur Außentemperatur kann bis zu 50 Grad Celsius betragen. Bei einer Außentemperatur von −46 °C sind in Bodenhöhe (Schlafsockel) −6 °C und in Schulterhöhe sogar +4 °C möglich. Wärmequellen wie der menschliche Körper und früher das Qulliq (eine flache, steinerne Öllampenschale), heute z.B. ein Benzinkocher, lassen die Innentemperatur auf bis zu +5 °C ansteigen.

Noch höhere Temperaturen würden den Schnee schmelzen und den Innenraum durchnässen lassen.

Soll das Iglu als Schlafraum dienen, muss die Liegefläche höher liegen als die Oberkante des Eingangs, damit die warme Luft nicht entweichen kann. Dies kann erreicht werden, indem neben der Liegefläche oder zwischen zwei Liegeflächen ein Graben ausgehoben wird, so dass die Liegefläche ca. 70 cm über dem Boden liegt, oder indem der Eingang tiefer gelegt wird und von außen gesehen schräg nach innen-oben führt (Kältefalle). Damit die Liegefläche durch die Körperwärme nicht schmilzt, ist eine Isolationsschicht zwischen Schnee und Schlafsack notwendig.

Standort und Material für ein Iglu

Iglubau mit Schneemesser in Kinngait (an der Südwestküste der Baffininsel)
Demonstration eines Iglubaus vor Schülern in Kinngait (an der Südwestküste der Baffininsel)

Vor dem Bau eines Iglus ist die Beurteilung des Geländes entscheidend für den späteren Erfolg oder Misserfolg.

Ein Iglu sollte nicht in einer Mulde (= Kältesee), sondern an einem leicht geneigten Hang gebaut werden. Denn genügend Schnee oberhalb des geplanten Iglus erleichtert den Transport der Schneeblöcke aus dem „Steinbruch“. Die Hangneigung erleichtert auch das Anlegen der Eingangsoberkante unterhalb der Liegefläche (Kälteabfluss).

Für den Iglubau wird besonders fester Schnee benötigt. Der beste Bauschnee ist durch starken Wind verhärteter Schnee, den die Inuit „Pugaq“ nennen ([1]siehe Minute 28:01).

Durch den Klimawandel verändert sich der Schnee ständig, in der Arktis doppelt so schnell wie in anderen Regionen der Erde, was zunächst den Bau eines Iglus erschwert und langfristig die Heimat der Inuit-Kultur zerstört.[1]

Die verschiedenen Bautechniken

Je nach Witterungsbedingungen, akuten Bedürfnissen oder auch lokalen Gewohnheiten werden verschiedene Techniken für den Bau eines Iglus angewandt:

Massivbauweise

Für einen stabilen Iglubau werden Schneeblöcke benötigt, die mit einem Schneemesser oder einer Schneesäge in unmittelbarer Nähe des geplanten Bauplatzes aus der Schneedecke geschnitten werden. Nach dem Schneiden müssen die Schneeblöcke ca. 40 cm hoch, 60 cm breit und 50 cm tief sein (Gewicht ca. 40 kg) und zusätzlich abgeschrägt werden, damit die Ringe der Schneeblöcke nach oben immer enger werden und eine Kuppel bilden. Nur eine ganz bestimmte Schneeart ist dafür geeignet, weshalb solche Iglus nicht jederzeit gebaut werden können. Die Schneeblöcke werden nacheinander in einer sich verjüngenden Spirale aufgeschichtet und mit dem Schneemesser passend zugeschnitten. So wird der Durchmesser immer kleiner, bis die Kuppel geschlossen ist. Zuletzt werden ein oder zwei Fenster aus blanken Eisplatten (z.B. Eisstücke aus einem nahe gelegenen See) eingesetzt, um den Innenraum etwas zu erhellen. Nach Fertigstellung wird der Eingangsbereich zum Schutz vor Wind und Kälte ausgehoben und mit Schneeblöcken abgedeckt.

Spiralbauweise

Die Spiralbauweise wird eingesetzt, wenn schnell und ohne grossen Aufwand ein Schutzbau errichtet werden soll. Im Gegensatz zur Massivbauweise muss dabei eine Schneemauerdicke von ca. 20 cm ausreichen, wobei die Schneeziegel in einer aufsteigenden Spirale aneinander gelehnt werden. Wichtig ist dabei, dass die beiden unteren Ecken auf der darunter liegenden Reihe und die obere Ecke auf dem vorhergehenden Schneeziegel gut aufliegen. Für eine gute Stabilität sollten die Blöcke kugelförmig geschichtet werden. Dazu ist es notwendig, die Kanten mit dem Schneemesser entsprechend abzuschrägen und den Innenradius des Iglus regelmässig mit einer Schnur zu kontrollieren. Zum Schluss wird ein Ziegel über das Loch gelegt und zurechtgeschnitten. Die Blöcke sind ca. 60 cm breit und 25 cm tief (Gewicht ca. 15 bis 20 kg). Bei größeren Iglus werden zwei Spiralen an gegenüberliegenden Punkten begonnen, dann kann doppelt so schnell gearbeitet werden.

Blöcke schneiden

Der ideale „Steinbruch“ befindet sich in der Nähe der Baustelle, denn schon für ein kleines Iglu mit zwei Metern Durchmesser werden etwa 50 Blöcke benötigt. Gutes Schneematerial liegt vor, wenn der Schnee so fest ist, dass ein waagerecht gehaltener Block von 60 cm nicht bricht. Um solche Schichten zu finden, muss meist zuerst der darüber liegende lockere Schnee weggeschaufelt werden. Günstig ist auch eine leichte Hanglage, da sich dann die mit der Schneesäge geschnittenen Blöcke mit dem letzten unteren Schnitt leichter abtrennen lassen. Das Schneesägeblatt muss mindestens so lang sein wie die mittlere Kantenlänge des Blockes (ca. 40 bis 50 cm).

Schneehaufen-Iglu

Zuerst wird ein Schneehaufen aufgeschichtet und besonders am äußeren Rand verdichtet. Dann wird ein Eingang gegraben und der Haufen von innen ausgehöhlt. Stöcke, die von außen ca. 50 cm um den Haufen gesteckt werden, helfen dabei, die erforderliche Dicke nicht zu unterschreiten. Diese Bauweise ist bei Kindern sehr beliebt.

Große Iglus mit Durchmessern von drei bis fünf Metern, wie sie zum Beispiel für touristische Iglu-Dörfer gebaut werden, entstehen aus Schneehaufen, die von Pistenfahrzeugen zusammengeschoben oder von Schneefräsen aufgehäuft werden. Der Hohlraum entsteht durch einen aufgeblasenen großen Luftballon, um den herum der Schneehaufen aufgebaut und verdichtet wird. Anschliessend wird der Ballon entfernt und der Hohlraum abgetragen.

Schalungsiglu

Dieser Iglu-Typ wurde 1987 von Heeresbergführer Herman Glatz, damals Zugführer eines Hochgebirgsjägerzuges in Mittenwald und gelernter Zimmermann, als Schalungsiglu entwickelt und wird seitdem von den deutschen Gebirgsjägern als Unterkunft beim Biwakieren in schneebedecktem Gelände verwendet. Zuerst schichtet die Gruppe von allen Seiten einen Hügel auf. Auf diesem Hügel stehen mehrere Personen auf Skiern und verdichten den Schneehaufen. Dann werden zwei hüfthohe Löcher gegraben und ein Verbindungstunnel, der später als Eingang dient. In eines der beiden Löcher stellen sich dann meist drei bis fünf Personen mit einer wasserdichten Plane, die sie über den Kopf halten und mit dem Gesäß an die Innenwand des Loches drücken. Nun wird von den Seiten her weiter Schnee auf das Iglu und über die Plane geschüttet und wieder verdichtet, bis sich die Schneedecke selbst hält. Dann wird die Plane entfernt und die Personen im Iglu kriechen durch den Tunnel nach draußen. Das Iglu wird nun von innen abgetragen. Die Wände sind bei dieser Bauweise 0,8 m bis 1,50 m dick. Der Quinzhee wird ähnlich gebaut.

Innenausbau

Wichtig ist, dass die Innenflächen keine Tropfkanten aufweisen, damit gelegentlich auftretendes Schmelzwasser nicht von der Decke tropft, sondern an den Wänden nach unten abläuft. Deshalb werden die Innenwände sauber geglättet und durch Druck weiter verdichtet.

Nischen, Podeste, Skulpturen etc. schmücken den Innenraum grosser Iglus. In Iglu-Dörfern sind mehrere Iglus durch Gänge miteinander verbunden und dienen als Schlaf-, Aufenthalts- und Essräume.

Größtes Schneeiglu der Welt

Das größte Schneeiglu der Welt entstand im Winter 2016 in Zermatt (Schweiz) als Teil des Iglu-Dorfes Zermatt. In rund 2000 Arbeitsstunden baute ein 14-köpfiges Team das Iglu auf dem Gornergrat bei der Station Rotenboden oberhalb von Zermatt aus 1400 Schneeblöcken und sicherte sich damit am 20. Januar 2016 einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Das Iglu, das anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Iglu-Dörfer in der Schweiz gebaut wurde, hatte einen Durchmesser von 12,9 Metern und eine Innenhöhe von 9,92 Metern. Neben Schlafiglus gab es eine Bar, ein Restaurant und einen Wellnessbereich.[5][6]

Weltrekord-Iglu in Zermatt
Weltrekord-Iglu in Zermatt
Weltrekord-Iglu 2016 in Zermatt

Weblinks

Wiktionary: Iglu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Iglu – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Grönland - Das letzte Iglu - Die ganze Doku. Abgerufen am 16. Januar 2024.
  2. Duden | Iglu | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 12. Februar 2024.
  3. a b Nina Probst: Das Haus im Schnee – Iglubauen. In: Outdoor Blog für Beratung, Know How & Inspiration. 27. November 2019, abgerufen am 16. Januar 2024 (deutsch).
  4. Bayerischer Rundfunk: Checker Tobi: Der Iglu-Check. 17. Januar 2023, abgerufen am 16. Januar 2024.
  5. Das Größte Schneeiglu der Welt. nzz.ch.
  6. Rekord im Schnee: Das größte Iglu der Welt. guinnessworldrecords.de.