„Altar des Vaterlands“ – Versionsunterschied

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Ein '''Altar des Vaterlands''', [[Französische Sprache|französisch]] ''autel de la patrie'', auch ''autel de la liberté'', war als Mittelpunkt eines [[Revolutionsfest]]es ein symbolischer [[Altar]] des [[Revolutionskult]]s und verkörperte Ideen der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]].
Ein '''Altar des Vaterlands''', [[Französische Sprache|französisch]] ''autel de la patrie'', auch ''autel de la liberté'', war als [[Zeremonie|zeremonieller]] Mittelpunkt eines [[Revolutionsfest]]es ein symbolischer [[Altar]] des [[Revolutionskult]]s und verkörperte Ideen der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 17. Mai 2024, 10:12 Uhr

Zeitgenössische Radierung des Föderationsfestes vom 14. Juli 1790 mit dem Altar des Vaterlands von Isidore Stanislas Helman (1743–1806) nach einem Gemälde von Charles Monnet (1732–1819), Bibliothèque nationale de France

Ein Altar des Vaterlands, französisch autel de la patrie, auch autel de la liberté, war als zeremonieller Mittelpunkt eines Revolutionsfestes ein symbolischer Altar des Revolutionskults und verkörperte Ideen der Französischen Revolution.

Geschichte

Plan du Champ-de-Mars, 1790

Für das Föderationsfest am 14. Juli 1790, dem ersten Jahrestag der Erstürmung der Bastille und späteren Nationalfeiertag Frankreichs, ließ die Konstituante auf dem Champ de Mars, einem Paradeplatz an der École militaire in Paris, einen „Altar des Vaterlands“ errichten. Das Fest war von Marie-Joseph Motier, Marquis de La Fayette, dem Kommandanten der Pariser Nationalgarde, nach dem Vorbild von Verbrüderungsfesten konzipiert, die von Nationalgarden bereits 1789 in Südfrankreich abgehalten worden waren. Als „Fest der Versöhnung und der Einheit aller Franzosen“ sollte es den Gedanken der Nation unterstreichen und den Patriotismus fördern. Für die Veranstaltung wurde das Pariser Marsfeld mit Festbauten nach Entwürfen der klassizistischen Architekten Joseph Ramée und Jacques Cellerier (1742–1814) ausgestattet. Hierzu wurden ab dem 1. Juli 1200 Arbeiter mit den Erdarbeiten beschäftigt. Auch König Ludwig XVI. wurde eigens herbeigefahren, um die Spitzhacke zu schwingen.

La fête de la Fédération, le 14 juillet 1790, au Champ-de-Mars, Historiengemälde von Charles Thévenin, 1792, Musée CarnavaletLa Fayette nimmt Ludwig XVI. den Eid auf Nation und Gesetz ab.

Den Mittelpunkt einer langgestreckten Aufmarschfläche bildete ein Altartisch in der Form einer gedrungenen antiken Säule auf einem terrassierten Erdbaubauwerk mit hölzernem Podium, dessen untere Ebene eine Rotunde bildete und dessen obere Plattform quadratisch war. Allseitig hatte der Altar symmetrische Freitreppen, in die vier Ecksockel als Substruktion für Ständer mit Rauchpfannen bühnenarchitektonisch integriert waren. Die mit Leinwand bespannten Wände der Sockel waren mit Trompe-l’œils aus klassizistischen Bildmotiven und patriotischen Epigrammen verziert und täuschten ein Bauwerk aus Marmor vor. Oben auf dem Altar standen ein Kruzifix und zwei Gesetzestafeln. Die Aufmarschfläche war wie eine antike Arena von Tribünen für Zuschauer umgeben. Als einander gegenüberliegende Kopfbauten wurde ein hölzerner, mit bemalter Leinwand bespannter Triumphbogen mit drei Arkaden sowie ein Zelt für König Ludwig XIV. und die Ehrengäste errichtet. Der König hatte im Rahmen eines revolutionären Staatsakts einen Schwur auf Nation und Gesetz abzulegen. Feierlich eingebettet war der Akt in eine Messe, die von Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, dem Bischof von Autun und Mitglied der Konstituante, gelesen und mit einem Te Deum abgeschlossen wurde.

La fête de l'Être Suprême, au Champ-de-Mars, 1794, Pierre-Antoine Demachy (1723–1807), Musée Carnavalet – Darstellung des zu einem Kulthügel umgestalteten Altars des Vaterlands

Im Folgejahr wurde das Föderationsfest am Altar des Vaterlands wiederholt. Per Gesetz vom 26. Juni 1792 beschloss die Gesetzgebende Nationalversammlung, dass in allen Gemeinden ein „Altar des Vaterlands“ errichtet und mit dem Satz „Der Bürger wird geboren, lebt und stirbt für das Vaterland“ beschriftet werden muss.[1] Die so landesweit entstandenen Denkmäler verschwanden nach der Französischen Revolution fast völlig. Der einzig gut erhaltene Altar des Vaterlands ist der 1796 anstelle eines hölzernen Vorgängers errichtete Autel de la Patrie in Thionville.

Der Pariser Altar des Vaterlands bestand einige Jahre und diente als Bühne für eine Reihe von Festveranstaltungen, etwa am 20. September 1790, als man zur öffentlichen Rehabilitation der in der Nancy-Affäre hingerichteten Nationalgardisten eine Ehrenfeier abhielt. Zum Fest des Höchsten Wesens, das am 8. Juni 1794 gefeiert wurde, wurde das Bauwerk nach Plänen von Jacques-Louis David zu einem Kulthügel umgestaltet. Den Gipfel des Hügels krönten ein Freiheitsbaum und ein Altarpodium mit einer Säulenstatue des „Höchsten Wesens“, wo auf dem Höhepunkt der Terrorherrschaft des Wohlfahrtsausschusses nunmehr Maximilien de Robespierre dem Volk einen Eid abnahm. Diese Anlage verschwand in den Jahren 1795/1796.[2]

Das Bild vom Altar des Vaterlands fand Einzug in den Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts. Metaphorisch und poetisch verstand man darunter eine Opferstätte, auf der man seine Gaben dem Vaterland darbringt.[3]

Literatur

  • Michel Vovelle: Sociologie et idéologie des fêtes de la Révolution. In: Annales historiques de la Révolution française. Band 47, Nr. 221 (Juli–September 1975), S. 406–430.
  • Richard A. Etlin: Architecture and the Festival of Federation, Paris 1790. In: Architectural History, 18 (1975), S. 23–42.
  • Mona Ozouf: Festivals and the French Revolution. Erstveröffentlichung unter dem Titel La fête révolutionnaire, 1789–1799, Editions Gallimard, 1976, übersetzt von Alan Sheridan, Havard University Press, Cambridge/Massachusetts 1988/1991, ISBN 978-0-6742-9884-2, S 33 ff. (PDF)
Commons: Altar des Vaterlands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Föderationsfest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Collection générale des loix, proclamations, instructions, et autre actes du pouvoir exécutif. 12. Band (Oktober–September 1792 und Supplément), Paris 1793, S. 488, Nr. 2582 (Google Books)
  2. Richard Taws: L’Autel de la Patrie. In: Gregory Fremont-Barnes (Hrsg.): Encyclopedia of the Age of Political Revolutions and New Ideologies, 1760–1815. Greenwood Press, 2007, ISBN 978-0-3130-4951-4, S. 52 f. (Google Books)
  3. Vaterlands-Altar. In: Wilhelm Hoffmann: Vollständigstes Wörterbuch der deutschen Sprache. 6. Band: Umgang–zwote. Verlag der Dürr’schen Buchhandlung, Leipzig 1861, S. 185 (Google Books)

Koordinaten: 48° 51′ 22″ N, 2° 17′ 52″ O