„Plötz“ – Versionsunterschied

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'''Plötz''' ist ein Ortsteil der Stadt [[Wettin-Löbejün]] im [[Saalekreis]] in [[Sachsen-Anhalt]], [[Deutschland]].
'''Plötz''' ist eine Ortschaft der Stadt [[Wettin-Löbejün]] im [[Saalekreis]] in [[Sachsen-Anhalt]], [[Deutschland]].


== Geographie ==
== Geographie ==
Plötz liegt ca. 15 km nördlich von [[Halle (Saale)]] in der [[Fuhne]]-Niederung. Die Ortschaft Plötz besteht aus den Orten Oberplötz, Unterplötz und Kösseln.
Plötz liegt ca. 15 km nördlich von [[Halle (Saale)]] in der [[Fuhne]]-Niederung. Die heutige Ortschaft Plötz besteht aus den Orten Plötz und Kösseln.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die erste Erwähnung fanden Ober- und Unterplötz in einer Urkunde aus dem Jahre 1255 als Blocze (slawisch für Sumpf). Unterplötz war dabei die ältere slawische und Oberplötz die jüngere deutsche Ansiedlung. Die verstreuten Häuser und Gehöfte wurden erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer einheitlichen Gemeinde vereint. Bis 1950 gehörten Plötz und Kösseln zum damaligen Landkreis Bitterfeld. Unterplötz bildete dabei mit dem alten Eisentrautschen Umspannhof dessen westlichsten Grenzpunkt zum benachbarten, ebenfalls ehemals preußischen Saalkreis sowie zum anhaltinischen Landkreis Köthen. Ober- und Unterplötz waren dem zum kursächsischen Amt Delitzsch gehörigen Rittergut Ostrau schriftsässig und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Kösseln gepfarrrt. Bis 1843 wurden die Plötzer Einwohner auf dem Ostrauer Friedhof bestattet. Der Transport der Toten führte über den heute nicht mehr erkennbaren Totenweg. Älteren Einwohnern ist dies bis heute noch ein Begriff. 1844 erhielten Ober und Unterplötz, nach der Einpfarrung nach Kösseln, einen eigenen, bis heute noch existierenden Friedhof. Prägend für die beiden Plötze waren bis zur Gründung des Plötzer Steinkohlenwerkes im Jahre 1851 die bis heute teilweise erhaltenen Bauernhöfe der Familien Thieme, Bennemann (später Schnock und Mannsfeld), Eisentraut und Plathe in Unterplötz, sowie Böhme, Günzel, Pitschk und Rohde in Oberplötz. Der ursprüngliche Gasthof war der bereits erwähnte Umspannhof der Familie Eisentraut, welcher später nur noch als Bauerngehöft genutzt wurde. In den 1870iger Jahren folgten der "Gasthof zum Kronprinzen", nach 1918 Gasthof "Glück Auf" der Familie Karl Neuholz sowie der Gasthof "Zum Stern" an der Plötzer Chaussee nach Löbejün in Unterplötz. Ein erstes Schulgebäude erhielt Plötz in der heutigen Alten Schulstraße in den 1850iger Jahren. Im Jahre 1930 erfolgte der Neubau eines größeren Schulgebäudes an der heutigen Kreisstraße.
Die erste Erwähnung fand der Ort Plötz [[1156]], als [[Konrad I. (Meißen)|Konrad I.]] dem Kloster Lauterberg ([[Kloster Petersberg (Petersberg)|Petersberg]]) 2 Hufen in ''Pellice'' überließ. Kösseln ist ebenfalls 1156 als Cozie erstmals urkundlich erwähnt.


Kösseln, bis 1923 Cösseln wurde erstmals [[1156]] in einer Urkunde des Wettiner Stammvaters [[Konrad I. (Meißen)|Konrad I.]] als Cozie erwähnt und war damals dem Kloster auf dem Lauterberg, dem heutigen [[Kloster Petersberg (Petersberg)|Petersberg]] zugehörig. Die noch erhaltene Kösselner Kirche fand um 1250 ihre erste Erwähnung. Das [[Rittergut|Rittergut Cösseln]] stammte ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert und gehörte seit 1613 zum Rittergut der Familie von Veltheim in Ostrau. Diese verkaufte den Besitz 1909 an die seit dem 17. Jahrhundert in Cösseln ansässige Gutsbesitzerfamilie Paschlau, später Lichtenheldt. Das Rittergut hatte neben dem Ort Kösseln auch die Gerichtsbarkeit über [[Mösthinsdorf|Möst]] (1522) und einem Teil von [[Werderthau]] (1613) inne.<ref>[https://books.google.de/books?id=JvJCAAAAcAAJ&pg=PA366&lpg=PA366&dq=neuflemmingen+amt+freyburg&source=bl&ots=E4Hj8XJgzD&sig=uNG3mfr5vFXS6U2SnL67idacRvw&hl=de&sa=X&ei=15nvVPu3G-P8ywPWiYDwBw&ved=0CDIQ6AEwAw#v=onepage&q&f=false Das Rittergut Cösseln und seine Orte im Buch „Geographie für alle Stände“, S. 691]</ref> Obwohl das Rittergut Cösseln bis 1909 zum Besitz des Ritterguts Ostrau gehörte,<ref>[http://recherche.lha.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4766 Die Gutsherrschaft Ostrau im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt]</ref> wurde es als Stiftslehn und Exklave durch das [[Hochstift Merseburg|hochstiftlich-merseburgische]] [[Amt Lauchstädt]]<ref>Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: ''Kursächsischer Ämteratlas 1790''. Gumnior, Chemnitz 2009, S.&nbsp;84&nbsp;f.</ref> unter kursächsischer Oberhoheit verwaltet. Kösseln war 1613 von einer [[Hexenverfolgung]] betroffen. Die Hebamme Ortey Koch, 74 Jahre alt, wurde in einem [[Hexenprozess]] zum Feuertod verurteilt und starb durch Suizid in der Haft. Kösseln war bis zur staatlich erzwungenen Eingemeindung nach Plötz über Jahrhunderte ein eigenständiges Bauern, Handels- und Handwerkerdorf. Ortsbildprägend waren bis in die 60iger Jahre die großflächig nicht mehr erhaltenen Gehöfte und Gebäude der Bauernfamilien Paschlau, Kegel (vormals Heergeselle), Naye (bis 1888 Friedrich Schulze und ab 1930 Franz Bernstein), Riedrich, Beckert, Hufenreuther Becker und Hohmann, die weit bekannten Gasthöfe der Familien Lebe (vormals Günther) und Eckstein sowie die Geschäftsbauten der Familien Huth, Welz, Arendt, Franke, Blum, Meyer oder Dönitz.
Ober- und Unterplötz waren dem zum kursächsischen [[Amt Delitzsch]]<ref>[[Karlheinz Blaschke]], [[Uwe Ulrich Jäschke]]: ''Kursächsischer Ämteratlas 1790''. Gumnior, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S.&nbsp;56&nbsp;f.</ref> gehörigen [[Rittergut Ostrau]] [[Schriftsässigkeit|schriftsässig]]<ref>[http://recherche.lha.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4766 Das Gutsarchiv Ostrau im Landesarchiv Sachsen-Anhalt]</ref> und nach Kösseln gepfarrt. Der Friedhof befand sich in [[Ostrau (Petersberg)|Ostrau]]. Die [[Fuhne]] bildete die Grenze zum [[Fürstentum]] [[Anhalt]].


Bis 1815 gehörten die Orte Oberplötz, Unterplötz und Cösseln zum [[Kurfürstentum Sachsen]]. Infolge des [[Wiener Kongress]]es kamen sie 1815 zur [[Preußen|preußischen]] [[Provinz Sachsen]] und wurden 1816 dem [[Landkreis Bitterfeld (Provinz Sachsen) |Landkreis Bitterfeld]] im [[Regierungsbezirk Merseburg]] der Provinz Sachsen zugeteilt.<ref>[http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?sachsen_provinz/bitterfeld.htm Der Landkreis Bitterfeld im Gemeindeverzeichnis 1900]</ref> Oberplötz hatte 1818 neun Häuser mit 37 Einwohnern. In Unterplötz standen zur selben Zeit 14 Häuser mit 80 Einwohnern, eine Windmühle und der Gasthof der Familie Eisentraut. Bis zum Bau der neuen Chausseestraße von Halle/Saale über Könnern nach Bernburg in den Jahren 1796-98 führte die Poststraße von Leipzig nach Bernburg durch Unterplötz. Als Rasthof der Reisenden diente der bereits erwähnte und leider bis auf ein Einfahrtsportal nicht mehr erhaltene Eisentrautsche Umspannhof.
In Kösseln (früher auch: Cösseln) befand sich ein eigenes [[Rittergut]], welches seit 1613 dem Rittergut der Familie von Veltheim in Ostrau und ab 1906 der Gutsbesitzerfamilie Paschlau, später Lichtenheldt aus Kösseln gehörte. Das Rittergut hatte neben dem Ort Kösseln auch die Gerichtsbarkeit über [[Mösthinsdorf|Möst]] (1522) und einem Teil von [[Werderthau]] (1613) inne.<ref>[https://books.google.de/books?id=JvJCAAAAcAAJ&pg=PA366&lpg=PA366&dq=neuflemmingen+amt+freyburg&source=bl&ots=E4Hj8XJgzD&sig=uNG3mfr5vFXS6U2SnL67idacRvw&hl=de&sa=X&ei=15nvVPu3G-P8ywPWiYDwBw&ved=0CDIQ6AEwAw#v=onepage&q&f=false Das Rittergut Cösseln und seine Orte im Buch „Geographie für alle Stände“, S. 691]</ref> Obwohl das Rittergut Cösseln bis 1906 zum Besitz des Ritterguts Ostrau gehörte,<ref>[http://recherche.lha.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4766 Die Gutsherrschaft Ostrau im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt]</ref> wurde es als Stiftslehn und Exklave durch das [[Hochstift Merseburg|hochstiftlich-merseburgische]] [[Amt Lauchstädt]]<ref>Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: ''Kursächsischer Ämteratlas 1790''. Gumnior, Chemnitz 2009, S.&nbsp;84&nbsp;f.</ref> unter kursächsischer Oberhoheit verwaltet. Kösseln war 1613 von einer [[Hexenverfolgung]] betroffen. Die Hebamme Ortey Koch, 74 Jahre alt, wurde in einem [[Hexenprozess]] zum Feuertod verurteilt und starb durch Suizid in der Haft.<ref>Manfred Wilde: ''Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen.'' Köln/Weimar/Wien 2003, S. 478.</ref>


Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] mussten zahlreiche [[sowjetisch]]e [[Kriegsgefangene]] im Steinkohlenwerk Karl Moritz [[Zwangsarbeit]] verrichten, wobei viele starben. Die Geschichte der Gemeinde war seit Jahrhunderten mit dem [[Steinkohle]]nbergbau verbunden. Der VEB Steinkohlenwerk Plötz wurde 1967 stillgelegt. Damit endete die 585-jährige Bergbautradition des kleinen Reviers Plötz-[[Wettin]]-[[Löbejün]], an die noch immer die markante Steinkohlenhalde in Plötz erinnert. Ab Ende der 50iger Jahre erfolgte aufgrund der in Plötz vorhandenen Kiesvorkommen der Aufbau eines Betonwerkes, in welches nach Beendigung des Kohleabbaus die Gebäude des Steinkohlenwerkes übergingen und so weiter genutzt wurden. Das Betonwerk existierte bis zu seiner Schließung im Jahr 2008. Weiterhin wurden im Betriebsteil der in Löbejün ansässigen PGH Thilo Rode bis 1990 Hohlblocksteine und Schornsteinfertigteile gefertigt.
Bis 1815 waren die Orte Oberplötz, Unterplötz und Cösseln Teil des [[Kurfürstentum Sachsen|Kurfürstentums Sachsen]]. Infolge des [[Wiener Kongress]]es kamen sie 1815 zur [[Preußen|preußischen]] [[Provinz Sachsen]] und wurden 1816 dem [[Landkreis Bitterfeld (Provinz Sachsen) |Landkreis Bitterfeld]] im [[Regierungsbezirk Merseburg]] der Provinz Sachsen zugeteilt.<ref>[http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?sachsen_provinz/bitterfeld.htm Der Landkreis Bitterfeld im Gemeindeverzeichnis 1900]</ref> Oberplötz hatte 1818 neun Häuser mit 37 Einwohnern. Im Norden grenzte es an [[Hohnsdorf]] in [[Anhalt]] und im Westen an Unterplötz, die weiteren Nachbarorte waren Kösseln und [[Kaltenmark]]. In Unterplötz, dem westlichsten Ort des Bitterfelder Kreises, standen zur selben Zeit 14 Häuser mit 80 Einwohnern und eine Windmühle. Durch Unterplötz führte die Poststraße von Leipzig nach Bernburg.

Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] mussten zahlreiche [[sowjetisch]]e [[Kriegsgefangene]] im Steinkohlenwerk Karl Moritz [[Zwangsarbeit]] verrichten, wobei viele starben. Die Geschichte der Gemeinde war seit Jahrhunderten mit dem [[Steinkohle]]nbergbau verbunden. Der VEB Steinkohlenwerk Plötz wurde 1967 stillgelegt. Damit endete die 585-jährige Bergbautradition des kleinen Reviers Plötz-[[Wettin]]-[[Löbejün]], an die noch immer die markante Steinkohlenhalde in Plötz erinnert.


Mit der ersten Kreisreform in der [[DDR]] wurde am 20. Juli 1950 die bis dahin eigenständige Gemeinde Kösseln nach Plötz eingemeindet. Davor wechselten beide Orte am 15. Juni 1950 in den [[Saalkreis]].<ref>{{GOV|objekt=Kösseln|val=object_1075177}}</ref> Bei der zweiten Kreisreform in der DDR kam die Gemeinde Plötz am 25. Juli 1952 zum verkleinerten [[Saalkreis (Bezirk Halle)|Saalkreis]] im [[Bezirk Halle]], welcher am 1. Juli 2007 im Saalekreis aufging.
Mit der ersten Kreisreform in der [[DDR]] wurde am 20. Juli 1950 die bis dahin eigenständige Gemeinde Kösseln nach Plötz eingemeindet. Davor wechselten beide Orte am 15. Juni 1950 in den [[Saalkreis]].<ref>{{GOV|objekt=Kösseln|val=object_1075177}}</ref> Bei der zweiten Kreisreform in der DDR kam die Gemeinde Plötz am 25. Juli 1952 zum verkleinerten [[Saalkreis (Bezirk Halle)|Saalkreis]] im [[Bezirk Halle]], welcher am 1. Juli 2007 im Saalekreis aufging.
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== Gedenkstätten ==
== Gedenkstätten ==
* Sowjetisches Ehrenmal an der ''Dorfstraße'' bei den Gräbern von Zwangsarbeitern, die im Bergbau ihr Leben verloren
* Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Kirchturm in Kösseln
* Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Kirchturm in Kösseln
* Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Plötzer Friedhof
* Denkmal zur Erinnerung an das Steinkohlenwerk Plötz 1851 bis 1967
* Sowjetisches Ehrenmal aus dem Jahr 1975 an der ''Kreisstraße'' bei den Gräbern von Zwangsarbeitern, die im Bergbau ihr Leben verloren
=== Bürgermeister ===
=== Bürgermeister ===
Die letzte ehrenamtliche Bürgermeisterin und Ortsbürgermeisterin bis 2016 war Ingelore Zimmer ([[parteilos]]) und wurde am 22. September 2002 gewählt.
Die letzte ehrenamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde Plötz bis 2010 und Ortsbürgermeisterin der neuen Ortschaft Plötz in der Stadt Wettin-Löbejün bis 2016 war Ingelore Zimmer ([[parteilos]]). Diese wurde am 22. September 2002 gewählt.


1950 bis 1953 Franz Richter, Bauer aus Kösseln, nachfolgend Bürgermeister in Löbejün (SED) 1953 bis 1987 Paul Naumann, Bergmann aus Kösseln, langjährigster Bürgermeister im Bezirk Halle/Saale (SED) 1987 bis 1990 Sabine Bösenberg aus Löbejün (SED) 1990 bis 1996 Georg Küster aus Kösseln, im Amt verstorben (CDU) 1996 bis 2002 Sabine Bösenberg (parteilos) 2002 bis 2016 Ingelore Zimmer (parteilos) 2016 bis 2024 Christian Richtscheid (parteilos) - Ortsbürgermeister
Ortsbürgermeister seit Oktober 2016 ist Christian Richtscheid.


== Wirtschaft und Infrastruktur ==
== Wirtschaft und Infrastruktur ==
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== Persönlichkeiten ==
== Persönlichkeiten ==
* [[Otto Nathanael Nicolai]] (1710–1788), [[Deutschland|deutscher]] [[evangelisch]]er [[Theologe]]
* [[Otto Nathanael Nicolai]] aus Kösseln (1710–1788), [[Deutschland|deutscher]] [[evangelisch]]er [[Theologe]]
* [[Friedrich Schulte-Mäter]] (1858–1930), Bergwerksdirektor
* [[Friedrich Schulte-Mäter]] (1858–1930), Bergwerksdirektor
* [[Woldemar Horn]] (1864–1945), Gouverneur des deutschen Schutzgebiets Togo
* [[Woldemar Horn]] aus Plötz (1864–1945), Gouverneur des deutschen Schutzgebiets Togo
* Wilhelm Nagel aus Kösseln (1815-1888), Maurermeister und Fabrikenbesitzer in Halle/Trotha
* Reinhold Schmidt aus Kösseln (1847-1906) Wissenschaftler, Journalist, Autor


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 19. Mai 2024, 02:19 Uhr

Plötz
Koordinaten: 51° 38′ N, 11° 57′ OKoordinaten: 51° 38′ 15″ N, 11° 56′ 51″ O
Höhe: 87 m
Fläche: 7,74 km²
Einwohner: 658 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte: 85 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2011
Postleitzahl: 06193
Vorwahlen: 034603, 034600
KarteBrachwitzDöblitzDomnitzGimritzNauendorf (Saalekreis)Neutz-LettewitzPlötzRothenburg (Saale)WettinWettin, OT DößelLöbejünSaalekreis
Karte
Lage von Plötz in Wettin-Löbejün
Plötz von Westen (Unterplötz)
Die Kirche im Ortsteil Kösseln

Plötz ist eine Ortschaft der Stadt Wettin-Löbejün im Saalekreis in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geographie

Plötz liegt ca. 15 km nördlich von Halle (Saale) in der Fuhne-Niederung. Die heutige Ortschaft Plötz besteht aus den Orten Plötz und Kösseln.

Geschichte

Die erste Erwähnung fanden Ober- und Unterplötz in einer Urkunde aus dem Jahre 1255 als Blocze (slawisch für Sumpf). Unterplötz war dabei die ältere slawische und Oberplötz die jüngere deutsche Ansiedlung. Die verstreuten Häuser und Gehöfte wurden erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer einheitlichen Gemeinde vereint. Bis 1950 gehörten Plötz und Kösseln zum damaligen Landkreis Bitterfeld. Unterplötz bildete dabei mit dem alten Eisentrautschen Umspannhof dessen westlichsten Grenzpunkt zum benachbarten, ebenfalls ehemals preußischen Saalkreis sowie zum anhaltinischen Landkreis Köthen. Ober- und Unterplötz waren dem zum kursächsischen Amt Delitzsch gehörigen Rittergut Ostrau schriftsässig und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Kösseln gepfarrrt. Bis 1843 wurden die Plötzer Einwohner auf dem Ostrauer Friedhof bestattet. Der Transport der Toten führte über den heute nicht mehr erkennbaren Totenweg. Älteren Einwohnern ist dies bis heute noch ein Begriff. 1844 erhielten Ober und Unterplötz, nach der Einpfarrung nach Kösseln, einen eigenen, bis heute noch existierenden Friedhof. Prägend für die beiden Plötze waren bis zur Gründung des Plötzer Steinkohlenwerkes im Jahre 1851 die bis heute teilweise erhaltenen Bauernhöfe der Familien Thieme, Bennemann (später Schnock und Mannsfeld), Eisentraut und Plathe in Unterplötz, sowie Böhme, Günzel, Pitschk und Rohde in Oberplötz. Der ursprüngliche Gasthof war der bereits erwähnte Umspannhof der Familie Eisentraut, welcher später nur noch als Bauerngehöft genutzt wurde. In den 1870iger Jahren folgten der "Gasthof zum Kronprinzen", nach 1918 Gasthof "Glück Auf" der Familie Karl Neuholz sowie der Gasthof "Zum Stern" an der Plötzer Chaussee nach Löbejün in Unterplötz. Ein erstes Schulgebäude erhielt Plötz in der heutigen Alten Schulstraße in den 1850iger Jahren. Im Jahre 1930 erfolgte der Neubau eines größeren Schulgebäudes an der heutigen Kreisstraße.

Kösseln, bis 1923 Cösseln wurde erstmals 1156 in einer Urkunde des Wettiner Stammvaters Konrad I. als Cozie erwähnt und war damals dem Kloster auf dem Lauterberg, dem heutigen Petersberg zugehörig. Die noch erhaltene Kösselner Kirche fand um 1250 ihre erste Erwähnung. Das Rittergut Cösseln stammte ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert und gehörte seit 1613 zum Rittergut der Familie von Veltheim in Ostrau. Diese verkaufte den Besitz 1909 an die seit dem 17. Jahrhundert in Cösseln ansässige Gutsbesitzerfamilie Paschlau, später Lichtenheldt. Das Rittergut hatte neben dem Ort Kösseln auch die Gerichtsbarkeit über Möst (1522) und einem Teil von Werderthau (1613) inne.[1] Obwohl das Rittergut Cösseln bis 1909 zum Besitz des Ritterguts Ostrau gehörte,[2] wurde es als Stiftslehn und Exklave durch das hochstiftlich-merseburgische Amt Lauchstädt[3] unter kursächsischer Oberhoheit verwaltet. Kösseln war 1613 von einer Hexenverfolgung betroffen. Die Hebamme Ortey Koch, 74 Jahre alt, wurde in einem Hexenprozess zum Feuertod verurteilt und starb durch Suizid in der Haft. Kösseln war bis zur staatlich erzwungenen Eingemeindung nach Plötz über Jahrhunderte ein eigenständiges Bauern, Handels- und Handwerkerdorf. Ortsbildprägend waren bis in die 60iger Jahre die großflächig nicht mehr erhaltenen Gehöfte und Gebäude der Bauernfamilien Paschlau, Kegel (vormals Heergeselle), Naye (bis 1888 Friedrich Schulze und ab 1930 Franz Bernstein), Riedrich, Beckert, Hufenreuther Becker und Hohmann, die weit bekannten Gasthöfe der Familien Lebe (vormals Günther) und Eckstein sowie die Geschäftsbauten der Familien Huth, Welz, Arendt, Franke, Blum, Meyer oder Dönitz.

Bis 1815 gehörten die Orte Oberplötz, Unterplötz und Cösseln zum Kurfürstentum Sachsen. Infolge des Wiener Kongresses kamen sie 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und wurden 1816 dem Landkreis Bitterfeld im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt.[4] Oberplötz hatte 1818 neun Häuser mit 37 Einwohnern. In Unterplötz standen zur selben Zeit 14 Häuser mit 80 Einwohnern, eine Windmühle und der Gasthof der Familie Eisentraut. Bis zum Bau der neuen Chausseestraße von Halle/Saale über Könnern nach Bernburg in den Jahren 1796-98 führte die Poststraße von Leipzig nach Bernburg durch Unterplötz. Als Rasthof der Reisenden diente der bereits erwähnte und leider bis auf ein Einfahrtsportal nicht mehr erhaltene Eisentrautsche Umspannhof.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche sowjetische Kriegsgefangene im Steinkohlenwerk Karl Moritz Zwangsarbeit verrichten, wobei viele starben. Die Geschichte der Gemeinde war seit Jahrhunderten mit dem Steinkohlenbergbau verbunden. Der VEB Steinkohlenwerk Plötz wurde 1967 stillgelegt. Damit endete die 585-jährige Bergbautradition des kleinen Reviers Plötz-Wettin-Löbejün, an die noch immer die markante Steinkohlenhalde in Plötz erinnert. Ab Ende der 50iger Jahre erfolgte aufgrund der in Plötz vorhandenen Kiesvorkommen der Aufbau eines Betonwerkes, in welches nach Beendigung des Kohleabbaus die Gebäude des Steinkohlenwerkes übergingen und so weiter genutzt wurden. Das Betonwerk existierte bis zu seiner Schließung im Jahr 2008. Weiterhin wurden im Betriebsteil der in Löbejün ansässigen PGH Thilo Rode bis 1990 Hohlblocksteine und Schornsteinfertigteile gefertigt.

Mit der ersten Kreisreform in der DDR wurde am 20. Juli 1950 die bis dahin eigenständige Gemeinde Kösseln nach Plötz eingemeindet. Davor wechselten beide Orte am 15. Juni 1950 in den Saalkreis.[5] Bei der zweiten Kreisreform in der DDR kam die Gemeinde Plötz am 25. Juli 1952 zum verkleinerten Saalkreis im Bezirk Halle, welcher am 1. Juli 2007 im Saalekreis aufging.

Am 1. Januar 2011 wurden die Städte Löbejün und Wettin sowie die Gemeinden Brachwitz, Döblitz, Domnitz, Gimritz, Nauendorf, Neutz-Lettewitz, Plötz und Rothenburg, die zuvor bereits in der Verwaltungsgemeinschaft Saalkreis Nord zusammengeschlossen waren, zur neuen Stadt Löbejün-Wettin, die bereits am 7. April 2011 ihren jetzigen Namen Wettin-Löbejün erhielt, zusammengefasst.[6]

Gedenkstätten

  • Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Kirchturm in Kösseln
  • Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Plötzer Friedhof
  • Denkmal zur Erinnerung an das Steinkohlenwerk Plötz 1851 bis 1967
  • Sowjetisches Ehrenmal aus dem Jahr 1975 an der Kreisstraße bei den Gräbern von Zwangsarbeitern, die im Bergbau ihr Leben verloren

Bürgermeister

Die letzte ehrenamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde Plötz bis 2010 und Ortsbürgermeisterin der neuen Ortschaft Plötz in der Stadt Wettin-Löbejün bis 2016 war Ingelore Zimmer (parteilos). Diese wurde am 22. September 2002 gewählt.

1950 bis 1953 Franz Richter, Bauer aus Kösseln, nachfolgend Bürgermeister in Löbejün (SED) 1953 bis 1987 Paul Naumann, Bergmann aus Kösseln, langjährigster Bürgermeister im Bezirk Halle/Saale (SED) 1987 bis 1990 Sabine Bösenberg aus Löbejün (SED) 1990 bis 1996 Georg Küster aus Kösseln, im Amt verstorben (CDU) 1996 bis 2002 Sabine Bösenberg (parteilos) 2002 bis 2016 Ingelore Zimmer (parteilos) 2016 bis 2024 Christian Richtscheid (parteilos) - Ortsbürgermeister

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Ortsteil Plötz liegt an der Verbindungsstraße von Halle (Saale) nach Köthen (L145) und der der Straße von Löbejün nach Zörbig (L 144).

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Das Rittergut Cösseln und seine Orte im Buch „Geographie für alle Stände“, S. 691
  2. Die Gutsherrschaft Ostrau im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt
  3. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas 1790. Gumnior, Chemnitz 2009, S. 84 f.
  4. Der Landkreis Bitterfeld im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Kösseln im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
  6. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011
Commons: Plötz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien